Story: In den 1920ern kehrt Bruce Wayne (David Giuntoli) nach langer Abwesenheit nach Gotham City zurück. In der Arktis haben er und seine Mündel die Spuren eines großen, unaussprechlichen Übels entdeckt, das seinen Schatten bereits vorauswirft. Zurück in Gotham macht sich Bruce als Batman daran, die Agenten finsterer, uralter und gottähnlicher Wesen zu bekämpfen, darunter primär Talia al Ghul (Emily O’Brien), die das mysteriöse „Testament des Ghul“ nutzen möchte, um uralte, dämonische Kräfte freizusetzen…
Kritik: Lovecraft und das DC-Universum hatten öfter Überschneidungen, als man vielleicht denken möchte. Gerade die Justice League kämpft immer wieder gegen kosmische Bedrohungen, die meist (zumindest mehr oder weniger) an Lovecrafts Entitäten erinnern – was eignet sich schließlich besser als übermäßige Bedrohung als eine Kreatur von der Statur eines Cthulhu. Bezüglich der Atmosphäre und sonstiger Plot-Elemente ist es abseits der diversen okkulten Figuren wie John Constantine freilich Batman, der sich am ehesten anbietet, möchte man Lovecraft’sche Stimmung mit Superhelden kombinieren; nicht von ungefähr trägt der Ort, an dem die durchgeknallten Schurken, mit denen sich der Dunkle Ritter herumschlagen muss, untergebracht sind, den Namen DER fiktiven Lovecraft-Stadt schlechthin. Ein Quasi-Crossover in Comicform entstand schließlich 2000/2001 in Form der dreiteiligen Elseworld-Miniserie „Batman: The Doom That Came to Gotham“, verfasst von dem bekennenden Lovecraft-Fan und Hellboy-Schöpfer Mike Mignola (zusammen mit Richard Pace), mit Zeichnungen von Troy Nixey. Der Titel bezieht sich auf die eher obskure Lovecraft-Geschichte „The Doom That Came to Sarnath“ (1920), in der deutschen Fassung wählte man stattdessen „Schatten über Gotham“, natürlich in Anspielung auf „The Shadow over Innsmouth“ (1931), eine der bekanntesten Lovecraft-Storys.
Im Rahmen der DC Universe Animated Original Movies wurden bereits einige Elseworld-Geschichten umgesetzt, etwa „Batman: Gotham by Gaslight“ oder „Superman: Red Son“, diese waren allerdings deutlich populärer als das doch eher obskure „The Doom That Came to Gotham“. Visuell ist tatsächlich recht wenig von Troy Nixeys Zeichenstil übriggeblieben; dieser mutet, zumindest in „The Doom That Came to Gotham“, mitunter an wie eine etwas detailliertere und bizarrerere Version von Mignolas Strich. Optisch ist das recht weit vom typischen Batman-Comics entfernt, passt aber hervorragend zur Natur und Atmosphäre der Geschichte, die hier erzählt wird. Der Animationsstil des Films ist dagegen verhältnismäßig generisch und nicht allzu weit von „Batman: The Long Halloween“ entfernt. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Regisseure Christopher Berkeley und Sam Liu, beide Veteranen der DC-Animationsstudios, sowie Drehbuchautor Chase Ricci.
Inhaltlich bleibt der Film relativ nah an der Vorlage, nur bezüglich Bruce‘ jugendlicher Entourage gibt es einige Veränderungen, um die Figurenriege ein wenig diverser zu gestalten. Zentrales jugendliches Mündel ist hier Kai Li Cain (Tati Gabrielle), offensichtlich eine abgewandelte Adaption von Cassandra Cain, die nach Betty Kane und Barbara Gordon die dritte Figur ist, die das Batgirl-Kostüm überstreift. Selbiges tut sie in diesem Film nicht, ebenso wie die diversen Robins, die ebenfalls Teil der Figurenriege sind, aber recht wenig zur Handlung beitragen. Deutlich interessanter ist die Interpretation der diversen Schurken Gotham Citys als Lovecraft’sche Figuren. Manche dieser Abwandlungen drängen sich geradezu auf: In „At the Mountains of Madness“ tauchen bereits monströs mutierte Pinguine auf, wieso also nicht Oswald Cobblepot (William Salyers) in der an diese Novelle angelehnten Eröffnungsszene in diesem Kontext zeigen? Ra’s al Ghul (Navid Negahban) fungiert sogar als Stand-in für Abdul al Hazred, während das „Testamant des Ghul“ die Rolle des Necronomicon einnimmt, Barbara Gordon (Gideon Adlon) wird zum tatsächlichen Orakel und aus Harvey Dent (Patrick Fabian) wuchert eine organische Masse, die das Tor in andere Dimensionen bildet. Dass diese Wucherungen nur seine linke Körperhälfte betreffen, ist natürlich reiner Zufall… Zudem schauen auch einige alte Bekannte aus dem weiteren DC-Universum vorbei. Jason Blood bzw. Etrigan (Matthew Waterson) hat sich verhältnismäßig wenig verändert, während Oliver Queen (Christopher Gorham) nun als Krieger gegen das Böse fungiert und mit seiner ursprünglichen Green-Arrow-Persönlichkeit relativ wenig zu tun hat. Die kosmische Entität schließlich, die als finaler Widersacher fungiert und den Namen Iog Sotha trägt, ist eine Neuschöpfung, aber eindeutig inspiriert von sowohl Cthulhu als auch Yog-Sothoth (zumindest namentlich).
All jene, die mit Lovecraft nicht unbedingt vertraut sind, dürfte „The Doom That Came to Gotham“ wahrscheinlich eher irritieren: Warum erzählt man hier ein okkultes Batman-Abenteuer in den 20ern? Für Lovecraft-Fans hingegen ist der Film sowie der zugrunde liegende Comic natürlich ein gefundenes Fressen, schließlich strotzen beide nur so vor inhaltlichen und direkten Anspielungen an die Geschichten des Cthulhu-Mythos: Finstere Verschwörungen, Kulte, Grimoires und unmenschliche wie menschliche Monstrositäten, aber auch die Handlungskonzeption und der Spannungsaufbau orientieren sich stark an Lovecraft. Und natürlich besuchte Ra’s al Ghul die Stadt ohne Namen, während Ludwig Prinn, Autor des schwarzmagischen Werkes De Vermis Mysteriis, auch in Gotham aktiv war. Zwar gelingt es dem Film leider nicht, dieselbe, dichte Atmosphäre aufzubauen wie die Vorlage, das Konzept geht aus dieser Perspektive dennoch größtenteils auf. Die wohl größte Schwäche des Films ist in diesem Kontext die Laufzeit: Regisseure und Autor finden in den 90 Minuten einfach nicht die Zeit, sich den Figuren so ausgiebig zu widmen, wie diese es verdient hätten. Vor allem am Ende geht es Schlag auf Schlag, und noch bevor das Finale begonnen hat, ist es auch schon wieder vorbei. Angesichts der Tatsache, dass Lovecraft nicht unbedingt für seine rasante Dramaturgie bekannte ist, wäre ein gemächlicherer Aufbau, verbunden mit einer etwas längeren Laufzeit, durchaus angemessen gewesen.
Fazit: Kurzweilige, wenn auch etwas überhastete Umsetzung des gleichnamigen Comics von Mike Mignola. Angesichts des Standards durchaus eine der besseren Lovecraft-Verfilmungen mit vielen Verweisen auf die Storys des „Cthulhu-Mythos“.
Richard Wagners Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ dürfte schon allein aufgrund des Umfangs eines der fordernsten Werke der klassischen Musik sein – zum Glück gibt es Möglichkeiten, sich diesem Mammutwerk zu nähern, ohne sich durch vier Opern von insgesamt gut 14 Stunden zu arbeiten. Einige davon habe ich bereits vorgestellt, etwa das Instrumentalalbum „Der Ring ohne Worte“, das aus dem Zyklus praktisch ein Filmmusikalbum macht, oder die 2022 ausgestrahlte Hörspielserie des RBB. Wer hingegen eher einen visuellen Zugang bevorzugt und es zudem auf ein hochwertigeres (und teureres) Objekt abgesehen hat, kann zur kürzlich von Cross Cult in einem Hardcover-Sammelband auf Deutsch herausgebrachten Comic-Adaption von P. Craig Russell aus den frühen 2000ern greifen.
Wie so viele amerikanische Comicschaffende arbeitete auch der 1951 geborene Russell im Lauf seiner Karriere für die beiden großen Verlage DC und Marvel, für die er sowohl als Texter als auch als Zeichner und Inker tätig war. Bereits in den 80ern schrieb und zeichnete er die Anthologieserie „Night Stories“, in deren Rahmen er nicht nur Literaturklassiker, sondern auch Opern adaptiert. Besonderes Letztere sollten sein Comicschaffen immer begleiten, bis er sich in den frühen 2000ern für Dark Horse Wagners „Ring des Nibelungen“ annahm. Die epische Geschichte des deutschen Komponisten, basierend auf diversen mittelalterlichen Quellen, darunter primär die nordische Völsunga saga, aber auch (in geringerem Maße) das mittelhochdeutsche Versepos „Das Nibelungenlied“, setzt er in 14 Ausgaben um, vier für „Das Rheingold“, jeweils drei für „Die Walküre“ und „Siegfried“ und noch einmal vier für „Götterdämmerung“.
Anders als beispielsweise die französische Serie „Götterdämmerung“, die sich zwar an Wagner orientiert, viele Elemente aber sehr frei umsetzt und u.a. noch deutlich mehr nordische Mythologie einarbeitet, handelt es sich bei Russells Werk um eine sehr vorlagengetreue Umsetzung, weshalb Wagners Name auch das Cover ziert. Auf eine ausführliche Handlungswidergabe werde ich in diesem Kontext verzichten und verweise dafür auf meinen Artikel zum RBB-Hörspiel – sowohl dieses als Russells Comicadaption sind jeweils äußerst nahe an der Vorlage, die Abweichungen und Änderungen sind minimal. Diesbezüglich am interessantesten ist wahrscheinlich Russells Gestaltung des Endes. Im Finale der „Götterdämmerung“ sterben praktisch alle wichtigen Figuren und die alte Ordnung der Götter Walhalls endet, aber es liegt zumeist im Ermessen des jeweiligen Regisseurs, ob dieser Umstand positiv oder negativ bewertet wird. Russell zeigt nach dem eigentlichen Ende, wie Wotan nach der Rückgabe des Rings an die Rheintöchter Loge mit seinem Speer ersticht, woraufhin Walhall in Flammen aufgeht. Anschließend sehen wir Siegfried und Brünhild in ätherischem Licht, das einer verwüsteten Landschaft neues Leben bringt, die entstehende Pflanze könnte sogar als neue Weltesche interpretiert werden. Russell geht also von einem positiven Neuanfang nach dem Ende der alten Ordnung aus. Deutlich interessanter als die Handlungsabweichungen – bzw. der Mangel an denselben – ist die visuelle Umsetzung.
Wer moderne Operninszenierungen, in denen die Figuren in moderner Kleidung durch ein minimalistisches Bühnenbild rennen, absolut nicht ausstehen kann, dürfte mit dem von Russell gewählten visuellen Stil wirklich seine Freude haben, denn sein „Ring des Nibelungen“ sieht exakt so aus, wie man sich eine stereotype Wagner-Oper vorstellt. Russell inszeniert die Welt des deutschen Komponisten als romantisch verklärte Mischung aus Pseudo-Völkerwanderung, Pseudo-Mittelalter und Pseudo-Wikingern, will heißen: Es finden sich viele Flügel- und Hörner-Helme. Das Ganze mutet einerseits, vor allem für eine Leserschaft des Jahres 2023, die eine andere Darstellung von Mythologie, Wikingern und Fantasy gewohnt ist, reichlich kitschig an. Wenn Russell es sich allerdings zum Ziel gesetzt hat, den „Ring“ so in Szene zu setzen, dass er Wagners Idealvorstellung am nächsten kommt, kann das Ergebnis zweifelsohne als durchschlagender Erfolg bewertet werden.
Den romantisch-kitschigen Aspekt außen vorgelassen sind Russells Zeichnungen, Bildkompositionen und Panelanordnungen keinesfalls anspruchslos oder simpel, im Gegenteil. Russell bemüht sich um eine ausgeprägte Bildsprache und zeigt zudem eine stilistische Vielseitigkeit – so werden beispielsweise Rückblenden oder „Handlungsbrücken“, die in den Opern nur verbal vermittelt werden, als nicht kolorierte Bleistiftzeichnungen gezeigt. Mehr noch, Russell versucht auch, Wagners Musik visuell umzusetzen, spezifisch die Leitmotivik. Wagner ist nicht nur der Vorreiter dieser musikalischen Erzähltechnik, tatsächlich hat ihm bislang kaum ein Komponist diesbezüglich das Wasser reichen können, zumindest im Hinblick auf den „Ring“. Das liegt primär daran, dass Wagners Leitmotive im „Ring“ einer ständigen, von der Handlung bestimmten Entwicklung und Metamorphose unterworfen sind. Siegfrieds Thema, wie es am prominentesten in Siegfrieds Trauermarsch erklingt, entwickelt sich beispielsweise über den Verlauf der Tetralogie langsam und ist eine Ausarbeitung des Schwert-Motivs, beinhaltet eine invertierte Version des Ring-Motivs etc. Im Gegensatz dazu bleiben die Leitmotive und Themen in der Filmmusik zumeist relativ starr, um einen besseren Wiedererkennungswert zu gewährleisten. Zugegebenermaßen haben Filmkomponisten auch nur zwei bis drei Monate, um einen Film-Score zu schreiben, während Wagner mehrere Jahrzehnte an den vier Opern des „Rings“ arbeitete. Wie dem auch sei, Russell versucht, diese motivische Entwicklung immer wieder bildlich darzustellen, etwa wenn am Ende des „Rheingolds“ Wotan das Schwert Notung als zentrales Element seines Weltrettungsplanes ersinnt und Russell es in ein Geflecht aus visuellen Motiven einbindet, das Wagners leitmotivischer Entwicklung gleicht.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht jede grafische Gestaltung Russells vollauf gelungen finde. Vor allem der Drache Fafner wirkt nicht allzu einschüchternd oder schrecklich, sondern sieht primär aus wie ein großes Krokodil – die drachenartige Riesenschlange, in die sich Alberich im „Rheingold“ mithilfe der Tarnkappe verwandelt, ist da deutlich besser gelungen. Allgemein wirken die schurkischen Figuren, Alberich, Mime und Hagen, visuell äußerst uninteressant, gerade im Vergleich zu den Helden und Göttern. Während die Nibelungen meistens spärlich bekleidet durch die Gegend rennen, mutet Hagen an wie eine mit Hörnerhelm ausgestattete Version von Gríma Schlangenzunge. Ich denke, da wäre mehr drin gewesen. Absolut keinen Grund zur Klage liefert die Aufmachung der deutschen Ausgabe: Hardcover mit Lesebändchen und umfangreichem Bonusmaterial, darunter Cover, Skizzen P. Craig Russells sowie Kommentare und Erläuterungen zu seinem Adaptionsprozess, die mir das Verfassen dieses Artikels deutlich erleichtert haben.
Fazit: Gelungene, sehr vorlagengetreue Comicadaption des „Ring des Nibelungen“ in ansprechender Prachtausgabe, visuell verwurzelt in der Romantik des 19. Jahrhunderts, die aufwändig und komplex darstellt, wie Wagner selbst sich den „Ring“ vorgestellt haben könnte.
Halloween 2022
Letztes Jahr erschien die deutsche Fassung der Dracula-Comicadaption des französischen Künstlers Georges Bess – da scheint „Frankenstein“ der nächste logische Schritt zu sein. Tatsächlich war das Erscheinen dieses üppigen Comicbandes im Hardcover-Format – wie der Vorgänger komplett in schwarz-weiß – der auslösende Faktor, der mich dazu gebracht hat, mich im Rahmen dieses Blogs verstärkt mit Mary Shelleys Roman und den diversen Adaptionen zu beschäftigen. Vielleicht wäre es angebrachter gewesen, mit Universals Film von 1931 zu beginnen, aber hin und wieder muss man auch mal das Pferd von hinten aufzäumen und mit der neuesten Umsetzung starten.
Tatsächlich beginnt die Comicadaption genauso wie der Roman: Auf Captain Waltons Schiff, wo er seine Erlebnisse in einem Tagebuch festhält. Zu diesen Erlebnissen gehört ein kurzer Blick auf die Kreatur und natürlich ein stark geschwächter Victor Frankenstein, der beginnt, seine Geschichte zu erzählen. Tatsächlich folgt Bess, wie schon bei seiner Dracula-Adaption, der Handlung des Romans sehr genau, wenn auch mit einigen Abstrichen und einem etwas veränderten Fokus. Frankensteins familiäres Umfeld spielt beispielsweise eine deutlich kleinere Rolle, wo Elizabeth, William und Co. zu Beginn des Romans ausführlich vorgestellt werden, tauchen sie bei Bess deutlich später auf, nämlich erst dann, wenn sie wirklich handlungsrelevant sind. Zu Beginn der Rückblickshandlung legt Bess den Fokus stattdessen (und mit einigen wohlplatziertem direkten Shelley-Zitaten) auf Frankensteins Forscherdrang, sodass die Universität Ingolstadt zum ersten wichtigen Handlungsort wird. Zudem baut er hier ein kleines Zugeständnis an die Universal-Filme ein. Wie in besagten Filmen und anders als im Roman verfügt Frankenstein hier über einen buckligen Diener, der zwar weder Fritz (wie im Film von 1931) noch Igor bzw. Ygor (erstmals in „Son of Frankenstein“ aus dem Jahr 1939, gespielt von Bela Lugosi), sondern Sven heißt, aber im Grunde denselben Zweck erfüllt. Zudem kann Bess es nicht lassen, hier und da einige zusätzliche Details einzustreuen. Mary Shelley bleibt bezüglich Frankensteins Rohmaterial sehr vage, während die Adaptionen zumeist versuchen, ein wenig mehr Kontext zu liefern, so auch in dieser. Die gewaltige Größte der Kreatur erklärt Bess damit, dass Frankenstein sich unter anderem des Leichnams eines riesigen Zirkusartisten bedient.
Ebenso vage bleiben Shelleys Beschreibungen der Kreatur, und natürlich gilt es auch hier, den Universal-Faktor nicht zu unterschätzen. Einerseits ist Boris Karloff in der Rolle des Monsters so dominant, dass man an der entsprechenden Assoziation nicht vorbeikommt, andererseits ist es, besonders nach unzähligen Parodien, schwierig, den viereckigen Kopf und die Schrauben im Hals noch ernst zu nehmen. Bess versucht so gut wie möglich, sich an Mary Shelleys Beschreibung zu orientieren und zeichnet die Kreatur sehr groß und muskulös, mit langen, schwarzen Haaren und Narben – zudem zitiert er ihre Beschreibung im Erzähltext.
Ab dem Moment, in dem die Kreatur aus dem Labor flüchtet, nimmt Bess einige strukturelle Änderungen vor. Wie im Roman erfährt Frankenstein von seiner Schöpfung, was dieser zwischen Flucht und Wiedersehen widerfahren ist, Shelley hält sich hier strikt an Frankensteins Perspektive, wir als Leser erfahren erst, was geschehen ist, als Frankenstein es auch erfährt. Bess hingegen zieht diesen Teil der Geschichte vor, sodass Frankenstein Captain Walton nun chronologisch und nicht an seine Wahrnehmung gebunden erzählt. Dieser Binnenerzählung räumt Bess enorm viel Platz ein, etwa ein Drittel des gesamten Comics, und gibt sie inhaltlich insgesamt sehr vorlagengetreu wieder, erweitert sie allerdings etwas und streut einige Hintergründe der Familie, mit der die Kreatur agiert, in die Erzählung ein. Auch der Mord an William Frankenstein wird bereits an dieser Stelle thematisiert, wobei Bess die Szene deutlich anders und knapper darstellt. In Mary Shelleys Roman ist William einer der wenigen Menschen, die der Kreatur Güte zuteilwerden lassen, woraufhin diese den Jungen gewissermaßen „adoptieren“ möchte. Erst, als sie den Nachnamen des Jungen erfährt, tötet sie ihn und hadert dabei mit sich selbst. Im Comic dagegen ist die Szene sehr knapp, William zeigt keine Güte und wird getötet, bevor er seinen Namen verraten kann.
Im Anschluss kehren wir gemeinsam mit Frankenstein in die Schweiz zurück und erst an dieser Stelle werden die familiären Figuren sehr knapp eingeführt; auf Elizabeth verwendet Bess kaum Zeit bzw. Panels und auf Justine Moritz praktisch gar keine. Die Szenen im Gefängnis entfallen komplett, Justines Tod wird ausschließlich im Erzähltext erwähnt, was ein wenig merkwürdig anmutet, da Bess im Anschluss auf mehreren Seiten üppige Landschaftsbilder inszeniert, während Frankenstein nach der Kreatur sucht, die er für den Mord an seinem Bruder verantwortlich macht. Der Dialog zwischen Schöpfer und Schöpfung fällt hier natürlich deutlich kürzer aus, da die lange Binnenerzählung ja bereits abgearbeitet ist. Ab diesem Zeitpunkt folgt Bess wieder sehr genau Mary Shelleys Geschichte, von den Reisen auf die britischen Inseln über den schließlich abgebrochenen Versuch, einer Frau für die Kreatur zu schaffen bis hin zum Tod von Henry Clerval. Es folgen Frankensteins Rückkehr in die Schweiz, die Hochzeit mit Elizabeth und ihr anschließender Tod sowie der von Frankensteins Vater. Das alles arbeitet Bess relativ zügig ab und stellt relativ wenig szenisch dar, sondern arbeitet mit Erzähltext und Einzelbildern. Etwas mehr Platz widmet Bess Frankensteins Jagd nach der Kreatur; zudem räumt er Captain Waltons Gedanken einige Textkästen ein, bis es schließlich zum unweigerlichen Ende kommt: Frankenstein stirbt und die Kreatur verschwindet mit dem Leichnam ins Ungewisse.
Visuell knüpft Bess direkt an seine Dracula-Adaption an: Wem diese stilistische zusagte, könnte auch mit den Zeichnungen in dieser Version von „Frankenstein“ zufrieden sein – beeindruckend sind sie zweifelsohne, allerdings finde ich persönlich die Dracula-Umsetzung deutlich gelungener. Das mag allerdings auch mit meinen persönlichen Vorlieben zusammenhängen. Wo Bess‘ „Dracula“ äußerst gotisch daherkommt und mitunter fast kafkaesk wirkt, konzentriert er sich in „Frankenstein“ in größerem Ausmaß auf die bereits erwähnten, üppigen Landschaften. Im visuellen Fokus steht außerdem zweifelsohne die Kreatur, die hier, zumindest meinem empfinden nach, deutlich präsenter ist als im Roman. Tatsächlich scheint Bess sich für alles abseits des Titelhelden, seiner Schöpfung und deren Beziehung zueinander kaum zu interessieren. Die Rolle der diversen Nebenfiguren, seien es Frankensteins Geliebte Elizabeth, die restlichen Familienmitglieder oder sein Freund Henry Clerval, sind bestenfalls Randerscheinungen und werden z.T. erst dann in die Handlung eingeführt, wenn sie unbedingt nötig sind – Justine Moritz sehen wir nur einmal von hinten, als die Kreatur ihr Williams Amulett unterschiebt, um sie zu belasten.
Fazit: Georges Bess‘ „Frankenstein“ ist, wie schon seine Dracula-Adaption, eine visuell beeindruckende Umsetzung des Klassikers, die jedoch hinter besagtem „Vorgänger“ ein wenig zurückbleibt. Bess legt seinen Fokus auf Frankenstein und die Kreatur, vernachlässigt aber die meisten anderen Figuren, deren Geschichte durchaus angemessen auf den Seiten mit Erzähltext und Landschaftsabbildungen hätten untergebracht werden können.
Halloween 2022
Wenn es eine fiktive Figur gibt, die Dracula bezüglich Adaptionen und Auftritten das Wasser reichen oder ihn sogar übertreffen kann, dann ist es Sherlock Holmes. Da ist es natürlich naheliegend, beide in einem Crossover unterzubringen; selbst davon gibt es eine ganze Menge. In den Fortsetzungen von Fred Saberhagens „The Dracula Tape“ etwa treffen der Detektiv und der Vampirgraf ebenso aufeinander wie in Christian Klavers Serie „The Classified Dossier“. Zusätzlich finden sich auch Werke, die ihren Fokus zwar nicht auf das Aufeinandertreffen der beiden Ikonen legen, in dem sie aber vorhanden sind oder waren – man denke an Alan Moores „The League of Extraordinary Gentlemen“ oder Kim Newmans Anno-Dracula-Serie. Sujet dieses Artikels ist allerdings ein etwas obskureres Werk: Ian Edgintons „Victorian Undead“. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Comics, in denen sich Sherlock Holmes und Dr. Watson, der Titel suggeriert es bereits, mit diversen Untoten herumschlagen müssen. Edginton verfasste zwei Miniserien und einen One Shot, der zwischen ihnen angesiedelt ist, in chronologischer Reihenfolge sind das „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies“ (2010), „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde“ und „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (beide 2011).
Die erste Miniserie inszeniert eine viktorianische Zombie-Apokalypse, hinter der, wen wundert es, letztendlich ein zombiefizierter James Moriarty steckt, der sich nicht nur nach der Angelegenheit bei den Reichenbachfällen an Holmes rächen möchte, sondern auch Weltherrschaftsambitionen hegt. Natürlich ist es an Holmes und Watson, hinter die Ursprünge der sich ausbreitenden Zombieseuche zu kommen und die Welt vor Moriartys Machenschaften zu bewahren. Dr. Jekyll bzw. Mister Hyde ist technisch geschehen natürlich kein Untoter, der One Shot baut allerdings auf der vorherigen Miniserie auf, sodass Mister Hyde nicht nur als menschliches Ungeheuer, sondern als Zombie auftreten kann – wie der untote Moriarty ist er allerdings nach wie vor in der Lage, sich klar zu artikulieren. Sowohl die erste Miniserie als auch der One Shot sind durchaus kurzweilig und unterhaltsam, bleiben aber ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurück. Erstere verliert vor allem während der zweiten Hälfte, wenn es zunehmend apokalyptisch und zerstörerisch wird, das typische Holmes-Feeling, währende Letzterer seine Prämisse nicht wirklich gerecht wird. Unter einem Aufeinandertreffen zwischen Holmes und Jekyll/Hyde stellt man sich eine deutlich vielschichtigere, psychologisch interessantere Geschichte vor. Die Kürze des One Shots wird dem einerseits kaum gerecht, während Hydes untote Natur zwar aufgrund der Konzeption bzw. des Titels irgendwie essentiell ist, gleichzeitig aber das menschliche Böse, das Hyde repräsentiert, auf fatale Weise mindert.
Wie angesichts meiner Interessenslage nicht anders zu erwarten ist es natürlich vor allem die dritte Miniserie, die im Fokus dieses Artikels stehen soll, nicht zuletzt, weil sie direkt an diverse andere Artikel anknüpft – Draculas Auftauchen im Comic ist schließlich eines meiner hervorstechendsten Steckenpferde. „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ beginnt mit einer nur allzu vertrauten Szene: der Ankunft der Demeter in England. Im weiteren Verlauf erleben wir gewissermaßen, wie sich Holmes und Watson in die Handlung von Bram Stokers Roman einmischen, indem sie ermitteln, was mit der Demeter geschah, weshalb die Mannschaft zu Tode kam etc. Dabei stoßen sie natürlich früher oder später nicht nur auf Draculas Spuren, sondern auch auf seine Jäger um Abraham Van Helsing, die sich gerade mit Lucy Westenras Vampirwerdung auseinandersetzen müssen. Ab diesem Zeitpunkt entfernt sich Edginton weiter von Stokers Roman, auch wenn wir etwas später in einer Rückblende erfahren, dass sich Jonathan Harkers Aufenthalt auf Draculas Schloss genauso abgespielt hat wie im Roman. Die obligatorische Verknüpfung von Dracula mit Vlad Țepeș darf in dieser Expositionsszene natürlich ebenfalls nicht fehlen. Zudem passt Edginton die Rollen von Mina und Lucy an. Erstere begeht nach ihrer Vampirwerdung Selbstmord, während Letztere sich als Blutsaugerin emanzipiert und sowohl von Dracula als auch ihren Verehrern genug hat. Sie hilft allerdings dabei, Draculas Bräute zu beseitigen.
Wie dem auch sei, die weitere Handlungsentwicklung erinnert an einen gewissen anderen Roman, und zwar so sehr, dass dieser Comic beinahe als Prequel funktionieren könnte, würde er nur anders enden. Die Rede ist vom bereits erwähnten Meta-Crossover „Anno Dracula“ von Kim Newman. Bei Newman wie bei Edginton plant der Graf, über Queen Victoria die Macht in Großbritannien zu übernehmen. Eine weitere, erstaunliche Parallele ist der Umstand, dass Arthur Holmwood in beiden Werken auf der Seite der Vampire steht, auch wenn die Umstände ein wenig anders sind. Bei Edginton fungiert er als Drahtzieher, der alles zusammen mit Dracula geplant hat, während er in „Anno Dracula“ von Lord Ruthven aus John William Polidoris „The Vampyre“, der als Premierminister des Empires fungiert, zum Vampir gemacht wird. Der größte Unterschied ist natürlich der Ausgang, denn „Anno Dracula“ beginnt, nachdem der Graf seinen Plan bereits erfolgreich in die Tat umgesetzt hat, während dieser in „Victorian Undead“ natürlich mithilfe eines komplizierten, von Holmes ersonnen Planes vereitelt wird. Wo der zum Prinzgemahl gewordene Graf Van Helsing im Roman tötet und Sherlock Holmes in ein Lager sperrt, segnet Dracula im Comic selbst das Zeitliche.
Eine ganze Reihe von Zeichnern wirkte an „Victorian Undead“ mit, darunter Horacio Domingues, Tom Mandrake und Mario Guevara Sr., als Hauptzeichner fungiert aber zweifellos Davidé Fabbri, während die anderen drei zumeist für Flashbacks, ausgewählte Szenen oder, im Fall von Horacio Domingues, den One Shot zum Einsatz kommen. Fabbri ist mir primär als Star-Wars-Zeichner von Werken wie „Jedi Council: Acts of War“ oder „The Hunt for Aurra Sing“ bekannt, ich muss allerdings zugeben, dass mir sein Stil nicht allzu sehr zusagt, mir persönlich wirkt er eine Spur zu cartoonig und ich bin auch kein allzu großer Fan seiner Gesichter. Zudem wäre gerade in Bezug auf gotisch-düstere Atmosphäre noch Spielraum nach oben gewesen – ich denke, Tom Mandrake wäre als primärer Zeichner vielleicht die bessere Wahl gewesen. Edginton und Fabbris Dracula erinnert visuell interessanterweise an die aktuelle Marvel-Inkarnation der Figur, bei der der von Stoker beschriebene, üppige Schnauzbart fehlt und die stattdessen über lange, weiße Haare verfügt.
Fazit: „Victorian Undead“ ist ein leidlich interessantes Crossover zwischen Sherlock Holmes und diversen untoten Kreaturen, dass aber gerade in Bezug auf Dracula so gut wie keine neuen Impulse zu setzen vermag, nicht zuletzt aufgrund der inhaltlichen Parallelen zu Kim Newmans „Anno Dracula“. Vielleicht sind diese tatsächlich rein zufällig entstanden, dennoch komme ich nicht umhin mich zu fragen, ob es nicht vielleicht interessanter gewesen wäre, wenn Ian Edginton nicht einfach mit Newman zusammen ein tatsächliches Anno-Dracula-Prequel verfasst hätte.
Anfang der 2000er feierte Marvel mit dem Ultimate-Imprint große Erfolge: Das Ziel war es, die bekannten und beliebten Helden vom Ballast jahrzehntelanger Kontinuität zu befreien und für Neuleser attraktiv zu machen, was zu Beginn auch durchaus glückte. Um an diesen Erfolg anzuknüpfen, etablierte DC das All-Star-Imprint als Gegenstück. Explizites Vorhaben war es, den kreativen Größen des Mediums zu erlauben, grandiose Geschichten mit den ikonischen Helden des Verlags zu erzählen, befreit von den Fesseln der Kontinuität. Anders als Marvels Ultimate-Comics erschienen unter dem ursprünglichen All-Star-Imprint lediglich zwei Serien, die auch nie zu einem größeren Universum zusammenwuchsen (wobei diskutabel ist, ob das überhaupt geplant war). Grant Morrison und Frank Quietly konnten mit „All Star Superman“ das ursprüngliche Versprechen einlösen: Die zwölfteilige Miniserie, erschienen zwischen 2005 und 2008, erzählt eine in sich geschlossene und kohärente Geschichte, die völlig zurecht als moderner Klassiker und eine der besten Superman-Geschichten überhaupt gilt. Dasselbe lässt sich leider nicht über „All Star Batman and Robin, the Boy Wonder“ sagen…
Dabei klang die Ankündigung durchaus vielversprechend: Autor Frank Miller, der Batman in den 80ern mit „Batman: The Dark Knight Returns“ und „Batman: Year One“ eine nötige Frischzellenkur verpasst hatte und Zeichner Jim Lee, der gerade erst mit „Batman: Hush“ einen großen Erfolg gefeiert hatte, würden gemeinsam eine Geschichte aus den Anfangsjahren des Dunklen Ritters erzählen, eine Neufassung von Dick Graysons Origin. Aber, wie sich bereits bei „Batman: The Dark Knight Strikes Again“ gezeigt hatte, war Miller nicht mehr der Autor, der in den 80ern ein Meisterwerk nach dem anderen produzierte…
Handlung und Struktur
„All Star Batman and Robin, the Boy Wonder” umfasst 11 Ausgaben, die zwischen 2005 und 2008 erschienen, zum Teil mit vielen Verzögerungen. Bis heute bleibt die Serie unvollendet – 2011 sollte ursprünglich eine Fortsetzung mit dem Titel „Dark Knight: Boy Wonder“ erscheinen, die die Geschichte in sechs Heften fertig erzählt, doch dazu kam es nie. 2016 erschien zwar eine weitere Serie mit dem Titel „All Star Batman“, diese wurde jedoch von Scott Snyder geschrieben und hat nichts mit Millers Geschichte zu tun. Ähnlich wie bei „The Dark Knight Strikes Again“ ist es verhältnismäßig schwierig, eine halbwegs kohärente Handlungszusammenfassung zu schreiben – „All Star Batman“ besteht im Grunde aus einer ganzen Reihe mehr oder weniger miteinander verknüpfter Vignetten. Zwar liegt der Fokus dieses Mal deutlich stärker auf dem Dunklen Ritter als es bei Millers vorherigem Werk der Fall war, aber auch dieses Mal verwendet er ziemlich viele Seiten darauf, „seine“ Version des DC-Universums auszubauen, ohne dass es größere Konsequenzen für die Geschichte hätte. So gibt es nicht nur ausgedehnte Gastauftritte des Jokers, Batgirls und Catwomans, sondern auch von Black Canary und einer aus Superman, Green Lantern, Wonder Woman und Plastic Man bestehenden Proto-Justice-League.
Der Fokus der, nennen wir es mal großzügig „Haupthandlung“, ist wenig überraschend: Die Eltern des jungen Akrobaten Dick Grayson werden im Zirkus ermordet, während Bruce Wayne im Publikum sitzt. Bereits kurz darauf wird Dick, um ihn vor korrupten Polizisten zu schützen, von Batman gekidnappt. Der Dunkle Ritter hatte Dick bereits lange im Auge und sieht nun seine Chance gekommen, den Jungen zu seinem Sidekick zu machen. Während er Dick in der Bathöhle äußerst schlecht behandelt, sucht gefühlt die halbe Welt nach dem verschwundenen Waisenkind. Derweil ermittelt Batman bezüglich der Hintergründe des Mordes und macht Dick schließlich zu Robin. Als Duo konfrontieren sie zuerst Green Lantern und finden später heraus, dass der Joker Catwoman verletzt hat… An dieser Stelle bricht die Handlung ab.
Die absurde Strukturierung aus „The Dark Knight Strikes Again“ setzt sich hier nahtlos fort, es wirkt nach wie vor, als hätte der Frank Miller des 21. Jahrhunderts die Fähigkeit verloren, halbwegs kohärent und ausgewogen zu erzählen. Die eigentliche Handlung um Batman und Robin pausiert immer wieder, teilweise für ganze Ausgaben, während sich Miller irgendwelchen Nebenschauplätzen zuwendet. Ausgabe 3 besteht beispielsweise aus 15 Seiten, in denen Black Canary eine Bar samt Insassen auseinandernimmt, es folgen vier Seiten (wohlgemerkt mit zwei ganzseitigen Panels und einer Doppelseite), auf denen Batman und Dick Grayson in der Bathöhle eintreffen und schließlich noch zweien Seiten mit Superman. Ausgabe 6 und 10 konzentrieren sich auf Black Canary und Batgirl und selbst wenn das titelgebende Duo im Fokus steht, schreitet die Handlung zuerst kaum nennenswert voran, nur um plötzlich abrupte Sprünge zu machen.
Millers Schreibstil aus „The Dark Knight Strikes Again“ und vor allem „Sin City“ setzt sich ebenfalls nahtlos fort – kurze Sätze, viele Wiederholungen. Tatsächlich artet das hier so sehr aus, dass es an Selbstparodie grenzt. Spätestens nach dem viertem Mal dürfte auch wirklich dem letzten Leser klar sein, dass Dick Grayson zwölf Jahre alt ist. Auf gewisse Weise sind Frank Millers Dialoge hier fast schon legendär, wenn auch nicht auf die positive Art. Nachdem sich der Dunkle Ritter hier als „the goddamn Batman“ bezeichnet, verselbstständigte sich das Zitat und wird gerne verwendet, um den All-Star-Batman von der regulären Inkarnation der Figur zu unterscheiden. Ansonsten lassen sich die Dialoge an Plakativität und Infantilität kaum überbieten.
Visuelle Gestaltung
Während man auf der Handlungs- und Dialogebene wunderbar diskutieren kann, ob nun „The Dark Knight Strikes Again“ oder „All Star Batman“ bescheuerter ist, hat letztere Miniserie zumindest einen eindeutigen Vorteil: Während die Fortsetzung zu „The Dark Knight Returns“ zweifelsohne einer der hässlichsten Superheldencomics überhaupt ist, sieht „All Star Batman“ wirklich verdammt gut aus. Zeichner Jim Lee machte sich in den 90ern vor allem mit den X-Men einen Namen, bevor er, zusammen mit diversen anderen einflussreichen Künstlern der Branche wie Rob Liefeld und Todd McFarlane den beiden großen Verlagen zumindest zeitweise den Rücken kehrte und den Image-Verlag gründete. In den 2000ern verkaufte Lee dann allerdings sein Image-Label Wildstorm an DC und ist seither einer der einflussreichsten Zeichner des Verlags. Bereits 2003 zeigte er mit „Batman: Hush“ (verfasst von Jeph Loeb), wie gut sein Stil zum Dunklen Ritter passt, daran knüpft er in „All Star Batman“ quasi direkt an.
Schon in „Hush“ schien sich Lees Batman an Millers Darstellung der Figur (kleine Ohren, recht bullig) zu orientieren, diese Eigenschaften sind hier noch verstärkt, was definitiv als Verweis auf „The Dark Knight Returns“ gesehen werden kann. Auch sonst wissen Lees detailreiche Zeichnungen zu überzeugen und sind schlicht und einfach schön anzusehen, solange man mit seinem entwickelten Image-Stil der 90er keine Probleme hat. Wie schon in „The Dark Knight Strikes Again“ arbeitet Miller hier allerdings mit vielen ganz- oder sogar doppelseitigen Panels. Zugegeben, das ausklappbare Panorama der Bathöhle macht einiges her, aber davon abgesehen wirkt der häufige Einsatz von Splash Pages wieder einmal eher faul, auch wenn Lees Zeichnungen diese wenigstens mehr rechtfertigen als Millers. In Sachen Fanservice schlagen die beiden ebenfalls ein wenig über die Stränge. Bei Superheldencomics, in denen es nun einmal um übermäßig attraktive Menschen (oder Aliens) in hautengem Spandex geht, ist mit ein wenig Fanservice immer zu rechnen, das gehört einfach zum Genre, aber wenn sich Vicki Vale bereits zu Beginn der ersten Ausgabe über mehrere Seiten hinweg genüsslich in Unterwäsche räkelt, fragt man sich schon, ob Miller hier seine Schreibarbeit nicht als Ventil benutzt. Nebenbei, wer sich fragt, wie ein von Miller gezeichnetes „All Star Batman“ wohl ausgesehen hätte, kann einige wirklich hässliche alternative Cover zurate ziehen.
Figuren und Deutung
In Frank Millers Wahrnehmung gehören alle seine Batman-Comics zur selben Kontinuität (theoretisch wäre das Erde 31 des DC-Multiversums), was für sich betrachtet schon problematisch ist, da „The Dark Knight Returns“ in den 80ern spielt und Präsident Ronald Reagan auftritt, während „All Star Batman“ doch eindeutig im 21. Jahrhundert verwurzelt zu sein scheint. Wenn man über diese Diskrepanz hinwegsehen kann, ändert „All Star Batman“ die Wahrnehmung von „The Dark Knight Returns“ ziemlich: Im Kontext der regulären Batman-Comics der 80er scheint es, als sei Batman in „The Dark Knight Returns“ auf seine alten Tage grimmig und verbittert geworden. Der Batman, den Miller in der All-Star-Serie präsentiert, ist allerdings derart psychotisch und rücksichtslos, dass es eher scheint, als wäre er auf seine alten Tage weich geworden. In gewisser Hinsicht führt Miller Batmans Charakterisierung aus „The Dark Knight Strikes Again“ ziemlich nahtlos fort. Dem „goddamn Batman“ geht es nicht darum, Menschen zu retten, er benutzt die Verbrechensbekämpfung nur, um seine Allmachtsphantasien auszuleben – wann sonst sieht man einen Batman, der sich wild lachend in die Schlacht stürzt. Erst in den letzten beiden Ausgaben zeigen sich Spuren des klassischen Batman, er verhindert, dass Robin Green Lantern tötet und trauert anschließend gemeinsam mit ihm. Prinzipiell wäre es ja in Ordnung, die Entwicklung eines völlig übermütigen jungen Batmans hin zum eher gesetzteren Dunklen Ritter zu schildern, Miller schildert hier aber keine sinnvolle Charakterentwicklung.
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit den anderen Figuren; die meisten von ihnen sind eher überdrehte Parodien ihrer selbst. Superman wird gewissermaßen zum Laufburschen degradiert, Wonder Woman ist eine hasserfüllte Ultrafeministin und Green Lantern ein Vollidiot – damit er Batman und Robin keine Probleme macht, malen sie sich und ein Zimmer in einer der absurdesten Szenen der Miniserie komplett gelb an. Black Canary wird hier als Barkeeperin inszeniert, die eines Tages genug von sexuell übergriffigen Gästen hat und als Reaktion auf Raubzug geht – ihre Beteiligung an der Gesamthandlung bleibt höchst nebulös. Noch unnötiger sind die Gastauftritte Catwomans und des Jokers – Letzterer scheint immerhin als finale Widersacher vorgesehen zu sein. Das Markenzeichen DIESES Jokers ist, dass er nicht grinst – welch ein cleverer Twist! Tatsächlich gehört der Handlungsstrang um Gordons häuslich Probleme und ein zum Teil wild fluchendes Batgirl noch zu den besseren, doch auch hier ist nicht klar, was das Ganze nun mit der bei Ausgabe 10 kaum noch vorhandenen Haupthandlung zu tun hat, sodass man sich unweigerlich fragt, ob Miller überhaupt einen Plan hat oder mit den Charakteren nur wie mit Actionfiguren spielt.
Ähnlich wie in „The Dark Knight Strikes Again“ scheint Miller einen parodistischen und dekonstruierenden Ansatz zu verfolgen und sich sowohl über die Rezeption seiner eigenen, früheren Werke als auch den aktuellen Zustand der Superheldencomics lustig zu machen, abermals fehlt allerdings jegliche Aussage, seine Kommentare und Einsichten bleiben banal und inhaltslos.
Fazit: „All Star Batman and Robin, the Boy Wonder“ knüpft stilistisch nahtlos an „The Dark Knight Strikes Again“ an und ist ebenso schlecht geschrieben, inhaltsleer und sinnfrei. Der einzige Pluspunkt sind die Zeichnungen von Jim Lee, aber mit hübschen Schleifen dekorierter Müll bleibt Müll.
Erst vor wenigen Tagen endete die erste Staffel der zweiten Star-Wars-Realserie. „The Book of Boba Fett“ verdient natürlich einen eigenen, ausführlichen Artikel, zuvor gilt es allerdings, ein deutlich älteres Werk aus dem Bereich Star Wars Legends zu besprechen, das „The Book of Boba Fett“ durchaus beeinflusst haben könnte, jedenfalls gibt es einige inhaltliche und thematische Parallelen. Es handelt sich dabei um „Outlander“, den zweiten Handlungsbogen der 1998 gestarteten Star-Wars-Comicserie, die später den Beinamen Republic erhalten sollte und Geschichten aus der Prequel-Ära erzählt. Diese Story füllte die Hefte 7 bis 12 besagter Serie und lief von Juni bis November 1999. Wie schon im ersten Handlungsbogen mit dem Titel „Prelude ot Rebellion“ fungiert der cereanische Jedi Ki-Adi-Mundi als Protagonist.
Die Story des von Timothy Truman geschriebenen und von einer Reihe verschiedener Zeichner umgesetzten Handlungsbogens konzentriert sich ganz auf Tatooine und die Tusken. Kurz nach den Ereignissen von „The Phantom Menace“ verhalten sich die Sandleute gegenüber den Feuchtfarmern und Siedlern der Wüstenwelt mit einem Mal deutlich feindseliger: Ihre Stämme haben sich unter einem Kriegsherrn vereint und führen gezielte, gut koordinierte Angriffe aus. Für die Jedi besonders beunruhigend ist der Umstand, dass besagter Kriegsherr ein Lichtschwert trägt. Und es ist nicht irgendein Lichtschwert, sondern die Waffe des legendären Ritters Sharad Hett, der seit vielen Jahren als tot gilt. Um dem nachzugehen, schickt der Jedi-Rat Ki-Adi-Mundi. Dieser soll auf Tatooine mit dem Hutten Jabba Desilijic Tiure Kontakt aufnehmen, wird von dem Gangster jedoch hintergangen und während eines Sandsturms in der Wüste zurückgelassen. In einer Höhle findet er Unterschlupf, diese gehört jedoch unglücklicherweise einem Kraytdrachen. Allerdings findet Sharad Hett Mundi hier und hilft ihm, zusammen mit seinem Sohn A’Sharad, die Bestie zu besiegen. Von Hett erfährt Mundi, dass der Konflikt zwischen den Farmern und den Tusken von Jabba provoziert wurde, damit dieser veraltete Blaster zu Höchstpreisen verkaufen kann. Auch Jabbas Rivalin Gardulla Besadii hat ihre Finger im Spiel, da beide Hutts die Vorherrschaft auf Tatooine erringen wollen. Ein finaler Konflikt zwischen den Tusken und den Streitkräften der Hutts scheint unausweichlich…
Während Jan Strnad bei „Prelude to Rebellion” das Problem hatte, nur auf sehr begrenzte Informationen bezüglich der Episode-I-Inhalte zurückgreifen zu können, da die ersten Ausgaben fast ein halbes Jahr vor Kinostart erschien, konnte Timothy Truman da deutlich mehr Inhalte, Designs und Figuren integrieren. Truman knüpft an die Charakterisierung Ki-Adi-Mundis durchaus an, verlagert aber den inhaltlichen Fokus: Die Geschichte, die in „Prelude to Rebellion“ erzählt wurde, war, da es sich um die Heimatwelt und Familie des Protagonisten drehte, deutlich persönlicher. Stattdessen erfahren wir bei „Outlander“, dass Ki-Adi-Mundi vom Jedi-Rat für diese Mission ausgewählt wurde, weil er gerade keine persönliche Beziehung zu Sharad Hett hatte. Ein wenig schwingen die Ereignisse von „Prelude to Rebellion“ dennoch nach, da Mundi auch hier Tatooine besuchte und noch eine offene Rechnung mit Jabba hat – letztendlich einer der Gründe, weshalb er von dem Hutt verraten wird. Obwohl „Outlander“ für den Protagonisten weniger persönlich ist und Ki-Adi-Mundi sich als Figur nicht wirklich weiterentwickelt, finde ich persönlich diesen zweiten Handlungsbogen doch um einiges spannender und unterhaltsamer als den ersten, er ist wendungsreicher, in seinen Actionszenen deutlich dynamischer und fühlt sich, aufgrund des oben erwähnten Umstandes, deutlich besser mit dem größeren Star-Wars-Universum verknüpft.
Inhaltlich stellt Truman hier die Tusken und ihre Kultur stärker in den Fokus, als das zuvor geschah, zumindest soweit ich weiß. Vor allem in Episode IV und I bleiben die Sandleute relativ typische, undifferenzierte „Wilde“. In „Outlander“ erfahren wir deutlich mehr über ihre Gebräuche, Traditionen und auch, dass ihnen vor allem von den Hutts mitunter sehr übel mitgespielt wurde. Ähnliche Bemühungen unternehmen auch die zweite Staffel von „The Mandalorian“ sowie „The Book of Boba Fett“. Obwohl „Outlander“ und „The Book of Boba Fett“ in zwei völlig unterschiedlichen SW-Ären spielen, gibt es doch einige Parallelen zwischen Sharad Hett und Boba Fett, die über die drei identischen Buchstaben im Nachnamen hinausgehen. Beide landen allein und auf sich gestellt in der Wüste Tatooines und werden schließlich von einem Tusken-Stamm „adoptiert“, lernen die Bedeutung ihrer Gemeinschaft kennen und steuern zugleich eine „Außenseitsicht“ bei. Und in beiden Fällen wird der Tusken-Stamm in letzter Konsequenz von kriminellen Elementen vernichtet. In „Outlander“ wird natürlich auch die Frage gestellt, ob die Philosophie der Jedi mit der Sichtweise der Tusken kompatibel ist. Obwohl Ki-Adi-Mundi die Figur ist, der wir folgen, ist Sharad Hett mindestens in gleichem Ausmaß Protagonist der Geschichte und hier auch die deutlich komplexere Figur, deren Hintergründe in einem ausführlichen Flashback geschildert werden. Natürlich könnte man sich beschweren, dass hier schon wieder Tatooine in den Mittelpunkt gerückt wird, aber immerhin dient „Outlander“ tatsächlich dazu, diesen essentiellen Star-Wars-Schauplatz besser kennenzulernen und ausführlicher zu erforschen. Im Kontext der Disney-Serien ist zudem das Auftauchen des Krayt-Drachen interessant, der hier deutlich mehr nach klassischem Drachen als nach übergroßem Sandwurm aussieht. Aber auch in „Outlander“ spielt die Kraytdrachenperle für die Tusken eine wichtige Rolle.
Timothy Truman erweist sich als relativ geschickt darin, diverse Elemente sowohl aus „Prelude to Rebellion“ als auch aus „The Phantom Menace“ aufzugreifen, so finden sich mehrere Verweise zu den Ereignissen der ersten Star-Wars-Episode, die durchaus sinnvoll sind die Motivationen der Jedi in dieser Angelegenheit passend erklären. Besonders bemerkenswert ist „Outlander“ als erster Comic-Auftritt der Kopfgeldjägerin Aurra Sing. Diese tauchte in „The Phantom Menace“ kurz während des Podrennens auf, gespielt von Michonne Bourriague – nach bester Star-Wars-Tradition musste sie eine ausführliche Hintergrundgeschichte bekommen, die hier ihren Anfang nimmt. So erfahren wir, dass Aurra Sing nicht einfach nur eine Kopfgeldjägerin, sondern eine ehemalige Padawan ist und zudem noch von An’ya Kuro, der Jedi, die Ki-Adi-Mundi von Cerea holte, ausgebildet wurde. Aurra Sing entwickelte sich jedoch zur Jedi-Killerin – in „Outlander“ hat sie es, im Auftrag Gardullas, auf Sharad Hett abgesehen. Aurra Sing sollte noch ein einigen Comics dieser Reihe auftreten und später auch in „The Clone Wars“ auftauchen, gesprochen von Jaime King. In „The Clone Wars“ und im Disney-Kanon scheint Aurra Sing allerdings keine ehemalige Jedi zu sein und auch kein Lichtschwert zu führen.
Apropos Lichtschwert: Diesbzüglich gibt es in den vor Episode II erschienen Comics noch einige interessante Anekdoten. In dieser Zeit waren Lichtschwertfarben eine relativ willkürliche Angelegenheit – erst im Zuge von „Attack of the Clones“ wurde festgelegt, dass Jedi, mit einigen wenigen Ausnahmen, ausschließlich grüne und blaue Lichtschwerter führen, von den späteren Entwicklungen in „The Clone Wars“ und im Disney-Kanon gar nicht erst zu sprechen. Dementsprechend werden in „Outlander“ und den vor 2002 erschienene Comics die Farben relativ wild verteilt, Ki-Adi-Mundi führt ein violettes Lichtschwert und Sharad Hett, A’Sharad Hett und Aurra Sing bedienen sich roter Waffen, obwohl sie allesamt keine Sith sind. Die Assoziation der roten Klinge mit der Dunklen Seite war sicher Absicht, bleibt aber letzten Endes genau das, eine Assoziation und kein Statement bezüglich der Zugehörigkeit. Nach Episode II wurden Lichtschwertfarben deutlich restriktiver gehandhabt und selbst Figuren wie A’Sharad Hett und Aurra Sing hatten ab diesem Zeitpunkt nur noch blaue oder grüne Schwerter. Man kann wohl in diesem Kontext von einem rückwirkenden Farbgebungsfehler ausgehen und annehmen, dass diese Lichtschwerter auch schon zu Episode-I-Zeiten blau oder grün waren.
Grafisch ist „Outlander“ relativ divers geraten, nicht zuletzt, da mit Tom Raney (Ausgabe 7), Rod Pereira (Ausgabe 7 und 9), Rick Leonardi (Ausgabe 8 und 10) und Al Rio (Ausgabe 11 und 12) vier verschiedene Zeichner beteiligt waren, zum Teil mit Wechseln im selben Heft. Mir persönlich sagen Al Rios Zeichnungen am meisten zu, da sie äußerst detailliert ausfallen und die Dynamik der finalen Schlacht relativ gut einfangen. Aufgrund der vielen Zeichner kommt es jedoch zu dem einen oder anderen Kontinuitätsfehler. Sowohl bei Al Rio als auch bei all seinen späteren Auftritten fällt beispielsweise A’Sharad Hett besonders durch seinen langen schwarzen Zopf auf, dieser fehlt bei seinem ersten, von Rick Leonardi gezeichneten Auftritt jedoch.
Fazit: „Outlander“ ist gerade im Kontext von „The Book of Boba Fett“ eine äußerst faszinierende Story, da hier diverse Entwicklungen bezüglich der Tusken über zwanzig Jahre zuvor vorweggenommen werden. Auch im Kontext der Prequels ist Ki-Adi-Mundis zweites Abenteuer eine deutlich lohnenswertere und spannendere Lektüre als der Vorgänger „Prelude to Rebellion“.
Neil Gaiman hat eine besondere Vorliebe dafür, bekannte und beliebte Geschichten mit einem besonderen Twist neu zu erzählen, oft in Form von Kurzgeschichten, die dann ihrerseits als Comics umgesetzt werden. Das Sherlock-Holmes/Lovecraft-Crossover „A Study in Emerald“ ist ein sehr gutes Beispiel, „Snow, Glass, Apples“ ein weiteres. Die Story selbst erschien bereits 1994, die Comicadaption, umgesetzt und illustriert von Colleen Doran, wurde 2019 für Dark Horse angefertigt, die Übersetzung erschien erst vor kurzem bei Splitter.
Der Titel lässt es bereits vermuten, Gaiman erzählt hier „Schneewittchen“ neu – aus der perspektive der Stiefmutter und ganz definitiv nicht jugendfrei. Der Handlungsverlauf ist grob derselbe wie im Märchen: Eine magisch begabte junge Frau heiratet den König und wird Stiefmutter eines Mädchens mit Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haaren so schwarz wie Ebenholz. Nach dem Tod des Königs versucht die Königin, ihre Stieftochter umbringen zu lassen, mit der Folge, dass sie allein im Wald landet und bei Zwergen Zuflucht findet. Die Königin spürt ihre Stieftochter auf und versucht, sie mit einem vergifteten Apfel zu töten, ein Prinz erweckt sie jedoch aus dem Totenschlaf. So weit, so gut, Schneewittchen ist hier allerdings eine androgyne, bösartige Vampirin. Es wäre zu viel gesagt, ihre Stiefmutter als „die Gute“ zu bezeichnen, ihre Handlungen sind allerdings deutlich gerechtfertigter als im Märchen, denn es ist Schneewittchen, die für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Das Herz, das die Stiefmutter erhält, ist hier tatsächlich Schneewittchens, was sie allerdings nicht groß aufhält. Eine besondere Interpretation erfährt darüber hinaus der Prinz, der zuerst mit der Königin anbandelt und sich dabei als nekrophil erweist. Am Ende erlangt das untote Schneewittchen ihr Herz zurück und lässt die Königin zahlen – das ganze fühlt sich aber natürlich nicht wie ein Happy End an.
Während „A Study in Emerald“ zwar sehr kompetent, aber zeichnerisch nicht besonders außergewöhnlich umgesetzt wurde, verfügt „Snow, Glass, Apples“ über eine sehr distinktive, vom Jugendstil inspirierte Optik. In Colleen Dorans Anmerkungen nennt sie Harry Clarke und dessen Werk An Angel of Peace als primäre Inspiration. Dorans Bilder sind üppig, wunderschön und gleichzeitig alptraumhaft. Sie verfügen über eine fließende Qualität, oft vermeidet Doran eine klassische Panelstruktur, stattdessen gehen die Szenen direkt ineinander über, was sowohl den Eindruck eines klassischen Kinderbuches als auch mittelalterlicher Wandteppiche erweckt.
Da ich nur den Comic und nicht die Prosakurzgeschichte gelesen habe, kann ich nichts zur Adaption sagen, allerdings entsteht hier problemlos der Eindruck, dass die Geschichte ausschließlich für Dorans Bilder geschaffen wurde, auch wenn dem nicht so sein mag. Denn was die Subversität angeht, war Gaiman schon deutlich besser und cleverer (gerade „A Study in Emerald“ ist ein gutes Beispiel), die Umwandlung des Märchens in eine Horror-Geschichte fällt doch ein wenig zu plakativ und auf den Schockfaktor ausgerichtet aus. Als Vehikel für Dorans Bilder ist die Geschichte aber wunderbar geeignet, sodass man geneigt ist, sich im Rausch der Bilder zu verlieren.
Fazit: Subversive Horror-Version von „Schneewittchen“, die an sich etwas zu plakativ ausfällt, in der Adaption von Colleen Doran aber ein wunderbar üppiges Comic-Kunstwerk darstellt, das ich jedem empfehlen kann, der sich an sehr expliziten Inhalten in seinen Märchen nicht stört.
Zack Snyder ist definitiv nicht der erste, der auf die Idee einer dystopischen, von Darkseid beherrschten Zukunft des DC-Universums kam. Wahrscheinlich ist auch Grant Morrison nicht der erste, aber auf den Seiten der JLA-Storyline „Rock of Ages“ (erschienen in den Heften 10 bis 15) begegnete zumindest mir dieses Konzept zum ersten Mal. Ähnlich wie schon meine Rezension zu „Justice League: Origin“ kann auch dieser Artikel als Vorbereitung auf den Snyder-Cut gesehen werden – und natürlich handelt es sich dabei um die lange überfällige Fortführung meiner Artikelreihe zu Grant Morrisons JLA-Run.
Handlung
Sieben bösartige Doppelgänger des Justice League greifen Star City an und sorgen für Chaos und Zerstörung. Der Liga gelingt es gerade so, die Doppelgänger zu besiegen, wobei die Ligisten feststellen, dass es sich nicht um lebendige Wesen, sondern um ferngesteuerte Hartlichthologramme handelt. Hinter dem Angriff steckt eine Neuformation der „Injustice Gang“. Dieses Team existierte bereits in mehreren Formationen als schurkisches Gegenstück zur Justice League, dieses Mal besteht sie allerdings ausschließlich aus Erzfeinden der „Großen Sieben“. Ins Leben gerufen wurde sie von Lex Luthor, der sich durch Supermans Beteiligung an der Liga persönlich angegriffen fühlt. Als Gegenstück für Batman fungiert natürlich der Joker (wer auch sonst?), für Wonder Woman ist Circe am Start, für Aquaman der Ocean Master (der durch James Wans „Aquaman“ immerhin ein wenig mehr Bekanntheit erlangt hat) und aus Flashs Rogues Gallery macht Mirror Master mit. Green Lantern (Kyle Rayner) ist als Held noch zu neu, um einen wirklichen Erzfeind zu haben, weshalb Luthor (bzw. Morrison) mit Doctor Light einen klassischen Teen-Titans-Schurken wählte, der während des Crossovers „Underworld Unleashed“ neue Fähigkeiten und ein neues Aussehen bekam und immerhin schon das eine oder andere Mal mit Lantern aneinandergeriet. Für Martian Manhunter schickt Morrison eine eher obskure DC-Figur aus den 80ern namens Jemm bzw. „Son of Saturn“ an den Start – dieses telepathische Alien wird von Luthor mehr oder weniger ferngesteuert. Supermans Erzfeind verfügt allerdings noch über eine weitere Geheimwaffe, den legendären Stein der Weisen (auch Worlogog), der zwar weder für Gold, noch für Unsterblichkeit sorgt, dafür seinem Besitzer aber Macht über das temporale Gefüge verleiht.
Während sich die Liga, die aktuell aus Superman, Batman, Martian Manhunter, Aquaman, Green Lantern, Flash sowie den beiden Newcomern Aztek und Green Arrow besteht – Wonder Woman ist zu diesem Zeitpunkt gerade tot, allerdings, wie üblich bei Superhelden, nur temporär – mit den Machenschaften der Injustice Gang herumschlägt, taucht unvorhergesehen der New God Metron im Wachturm der Justice League auf und enthüllt den dort anwesenden Ligisten Aquaman, Green Lantern und Flash, dass sie unbedingt verhindern müssen, dass der Stein der Weisen Darkseid in die Hände fällt. Um das zu erreichen, schickt er die drei auf eine Odyssee durch Raum und Zeit. Nach einem Zwischenstopp auf Wonderworld, wo sich gewaltige Superwesen auf die Apokalpyse vorbereiten, landen sie schließlich fünfzehn Jahre in einer Zukunft, in der Darkseid die Antilebensformel errungen hat und über das Universum regiert. Mithilfe der versprengten Reste der JLA müssen die drei Ligisten, die sich in den Körpern ihrer zukünftigen Gegenstücke befinden und weder über Supertempo, noch über einen Kraftring verfügen, versuchen, in ihre Zeit zurückzugelangen, um anschließend zu verhindern, dass Superman Luthor den Stein der Weisen abnimmt und ihn zerstört – dieser Akt ermöglichte es Darkseid nämlich, die Herrschaft zu übernehmen…
Injustice for All
Lex Luthors Injustice Gang
„Rock of Ages” verfügt über zwei Handlungsstränge, die ineinander verschachtelt sind. Der Kampf gegen die Injustice Gang fungiert dabei als Rahmen, pausiert für die dystopische Zukunft und wird dann wieder aufgenommen. Dieser Handlungsstrang legt seinen Fokus primär auf Lex Luthor, die anderen Mitglieder der Gang fungieren eher als Erfüllungsgehilfen. Luthor ist hier stark in seiner 90er-Charakterisierung als ruchloser Geschäftsmann verwurzelt, das heißt, er steigt nicht in einen grünen Anzug, um sich selbst an den Kämpfen zu beteiligen, sondern betrachtet die Vernichtung der Justice League als Firmenübernahme, angefeuert von seinem Hass auf Superman. Batman hat auf diesem Bereich natürlich als Geschäftsführer von Wayne Enterprises nicht weniger Erfahrung und kann so relativ gut gegen Luthor arbeiten. Zum Beispiel bringt er drei Agenten, darunter Plastic Man, in Luthors Team unter. Sehr interessant ist die Dynamik der Schurken untereinander sowie ihre Zusammenarbeit. So entstehen die Hartlichthologramme zum Beispiel aus der Kooperation zwischen Dr. Light und Mirror Master. Ein späteres Konstrukt wird genutzt, um den wirren Verstand des Jokers bildlich umzusetzen und so Superman und Martian Manhunter in die Irre zu führen. Allerdings muss auch gesagt werden, dass das eine oder andere Mitglied der Gang fast schon zur Staffage gerät, vor allem Ocean Master und Circe haben relativ wenig zu tun – Letztere wird immerhin in einen hochamüsanten Austausch mit Plastic Man verwickelt und darf Green Arrow scheinbar abwerben. Leider kommt es kaum zur Interaktion zwischen den Mitgliedern der Injustice Gang und ihren JLA-Gegenstücken; allerdings hat der Martian Manhunter eine ganz interessante Szene mit dem Joker.
In diesem Kontext bietet es sich an, noch ein paar Worte zu den Zeichnungen zu verlieren, da gerade der Joker von Howard Porter nicht ganz optimal dargestellt ist. Das ist wirklich schade, da Porters Interpretation der anderen Figuren mir überaus gut gefällt und er einige Jahre zuvor in der Eventminiserie „Underworld Unleashed“ einen wirklich exzellenten, herrlich dämonisch grinsenden Joker abgeliefert hat. Für die letzte Ausgabe dieses Handlungsbogens bekam Porter zusätzlich Unterstützung von Gary Frank und Greg Land, die sich um sehr fließende Übergänge bemühen, sodass der Wechsel nicht sofort auffällt – irgendwann bemerkt man es aber doch, da die meisten Figuren optisch etwas schwächer sind. Lediglich der Joker sieht bei Frank und Land besser aus.
Darkseid Is
Darkseid Is
Der interessantere der beiden Teile von „Rock of Ages“ ist mit großem Abstand Lanterns, Flashs und Aquamans Ausflug in die dystopische, von Darkseid beherrschte Zukunft. Diesen Ausflug erzählt Morrison in den US-Heften 13, 14 und 15 am Stück, ohne mit der Injustice-Gang-Handlung zu alternieren. Egal, ob es sich um Elseworlds-Geschichten außerhalb der Kontinuität, Visionen oder wie hier Zeitreisen handelt, Autoren haben mit dem Konzept der düsteren Zukunft immer viel Spaß und bei Grant Morrison ist es kaum anders. Das beginnt bereits bei der Zusammensetzung der zukünftigen Liga, die neben den drei Zeitreisenden in ihren zukünftigen Körpern aus einer ins Leben zurückgekehrten Wonder Woman, dem umprogrammierten Schurken-Droiden Amazo, der zweiten Aztek und den beiden Ex-Titans Argent und The Atom besteht. Nicht vergessen werden sollte außerdem Green Arrow Connor Hawke mit dem Oliver-Queen-Gedächtnisbart. Im späteren Verlauf kommt außerdem noch eine grandiose Version von Batman hinzu, dem es zwar an einigen Fingergliedern, aber nicht an Entschlossenheit mangelt. Abermals ist es der Dunkle Ritter, der den Schlüssel zum Sieg in der Hand hält. Gerade hier zeigt sich ein weiteres Mal Morrisons Talent für Komprimierung, das seinen JLA-Run auszeichnet: Was Morrison in drei US-Ausgaben an Worldbuilding für diese finstere Zukunft unterbringt, ist beeindruckend. Er muss nicht lang und breit auswalzen, weshalb das Leben unter Darkseids Herrschaft fürchterlich ist, oft reichen Andeutungen, sei es in den Dialogen oder den Zeichnungen. Supermans Schicksal ist stellvertretend für die vielen anderen gefallenen Helden, den Rest erledigen die beschädigten Artefakte in der Zuflucht der letzten Helden, sei es Doctor Fates Helm, Starmans Stab oder die Überreste der Kostüme von Robin und Mister Miracle. Morrison gelingt es, wie schon zuvor, die Handlung erfolgreich zu komprimieren und mit verhältnismäßig wenig Platz sehr viel zu erreichen. Gerade im Vergleich mit Geoff Johns‘ „Justice League: Origin“ fällt auf, wie viel Handlung und Twists Morrison in sechs US-Heften unterbringen kann, ohne dass es sich zu überfüllt anfühlt.
Und dann wäre da natürlich noch Darkseid selbst, der seinen üblichen, grau-blauen Look gegen ein tiefschwarzes Outfit getauscht hat und hier imposanter als in fast jeder anderen Geschichte wirkt. Morrison beginnt in „Rock of Ages“, sich mit dem finsteren Gott näher auseinanderzusetzen und ihn von dem außerirdischen Despoten, als der er in den 90ern meistens dargestellt wird, stärker in Richtung „platonische Verkörperung des Bösen“ zu rücken. Diese Entwicklung ist in „Rock of Ages“ noch alles andere als abgeschlossen und wird erst in Morrisons „Final Crisis“ wieder aufgegriffen, aber die Saat findet sich bereits hier, im „Slogan“ des finsteren Gottes: „Darkseid Is“. Das ist natürlich ein Verweis auf den Namen Gottes, das Tetragrammaton JHWH (meistens mit „Jahwe“ wiedergegeben), was übersetzt bzw. erläutert wohl so viel bedeutet wie „Ich bin, der ich bin“ oder „Ich werde der sein, der ich sein werde“ (die Etymologie des Gottesnamens ist ein kompliziertes Kapitel, auf das ich hier nicht eingehen werde). Dieser Slogan ist jedoch noch so viel mehr, er verweist darauf, dass Darkseid aus seiner Perspektive nicht einfach nur Gott ist, sondern das einzige Wesen, das tatsächlich existiert – eine Form von Solipsismus, die Morrison in „Final Crisis“ noch weiter ausarbeiten sollte. Alle anderen Wesen sind in Darkseids Wahrnehmung so weit unter ihm, dass sie praktisch nicht existieren. Letztendlich liegt Darkseid hier natürlich falsch, was Morrison sehr schön durch den Erzähler der JLA-Ausgaben 14 herausarbeitet. Dieser ist offensichtlich Teil der Geschichte, bleibt aber bis zum Schluss mysteriös – letztendlich entpuppt er sich als der Black Racer, die Inkarnation des Todes der New Gods, die am Ende kommt, um auch Darkseid zu holen.
Weiterführende Lektüre
Zwischen den Ausgabe 10 und 11 der JLA-Serie (also zwischen Teil 1 und 2 des Handlungsbogens) findet ein ganzes Crossover-Event statt. Diese Miniserie aus dem Jahr 1997 mit dem Namen „Genesis“ (sowie die zugehörigen Superman-Hefte) veröffentlichte der Dino-Verlag in Paperbackform als „Superman Sonderband 2“. Tatsächlich hat die dort erzählte Geschichte um die Godwave, die den New Gods und auch den Superhelden ihre Kräfte verleiht (und nun dafür sorgt, dass besagte Kräfte verrücktspielen) nur marginal etwas mit „Rock of Ages“ zu tun. Sowohl Darkseid als auch der griechische Kriegsgott Ares, der immer wieder als Gegner für Wonder Woman fungiert, versuchen, sich die Godwave für ihre finsteren Zwecke zunutze zu machen. Morrison nimmt das eine oder andere Mal Bezug auf die Miniserie, etwa als die Ligisten sich angesichts von Metrons Warnung fragen, ob Darkseid es geschafft hat, aus dem Quellenwall, in den er am Ende von „Genesis“ verbannt wurde, auszubrechen. Zum Verständnis von „Rock of Ages“ ist „Genesis“ allerdings nicht notwendig.
Wie bereits erwähnt greift Morrison viele Ideen aus „Rock of Ages“ in seinem Großevent „Final Crisis“, das 2008/09 in Zusammenarbeit mit den Zeichnern J. G. Jones und Doug Mahnke erschien, wieder auf. Nicht nur verfügt „Final Crisis“, wie für DC-Großevents üblich, über eine ganze Reihe von Tie-Ins und Begleitminiserien, die Geschichte ist zusätzlich ziemlich komplex (vielleicht sogar übermäßig kompliziert) und zudem ziemlich verschachtelt. Morrison unterwirft sich hier kaum noch den gewöhnlichen Konventionen eines Superhelden-Events, sondern begibt sich voll auf die Meta-Schiene. Gerade im Hinblick auf die New Gods ist „Final Crisis“ aber hochinteressant, da die oben beschriebene Entwicklung und die platonische Darstellung Darkseids hier auf die Spitze getrieben werden. Der finstere Gott wird als Wesen außerhalb des Multiversums etabliert. Darkseids Fall und das „Absterben“ seiner Essenz sorgen für eine interdimensionale Krise, da er auf diese Weise das Gefüge des Multiversums selbst beschädigt. Zusätzlich finden sich auch einige Handlungsparallelen zu „Rock of Ages“: Abermals erringt Darkseid (wenn auch nur kurzfristig) die Kontrolle über die Erde und ein weiteres Mal stellt sich ihm Batman entgegen, um anschließend von Darkseids Omega-Strahlen (zumindest scheinbar) pulverisiert zu werden.
Fazit: Nicht umsonst ist „Rock of Ages“ einer von Kevin Smiths absoluten Lieblings-DC-Comics und taucht auch regelmäßig in den Best-of-Justice-League-Listen auf – dieser Handlungsbogen ist der vorläufige Höhepunkt von Morrisons JLA-Run, eine epische Geschichte, die ihresgleichen sucht, einen grandiosen Moment an den anderen reiht und genug von Morrisons metaphysischen Spielereien enthält, um das Ganze wirklich faszinierend zu gestalten, aber nicht so viele, dass die Geschichte, wie es bei „Final Crisis“ der Fall ist, zu unübersichtlich gerät.
Vielleicht ist es nur meine persönliche Wahrnehmung, aber ich habe das Gefühl, dass Kinder- und Jugendbuchreihen seit den späteren Harry-Potter-Bänden deutlich umfangreicher geworden sind und dafür weniger Bände umfassen. Zumindest in den 90ern waren meinem Empfinden nach die Hardcover-Wälzer eher eine Seltenheit, stattdessen gab es viele Serien mit recht kurzen (100 bis 200 Seiten), dafür aber sehr vielen Bänden. Ich denke, das Idealbeispiel meiner Kindheit ist die Reihe „Gänsehaut“ (im Original „Goosebumps“) von R. L. Stine, die für meine Liebe zum Horror-Genre zumindest mitverantwortlich ist – darum soll es hier aber nicht gehen, sondern um eine zumindest oberflächlich vergleichbare Serie und deren Comicadaption: „Animorphs“.
Anders als bei „Gänsehaut“ handelt es sich bei „Animorphs“ nicht um jugendgerechten Horror, sondern um eine Science-Fiction-Abenteuerserie und die einzelnen Bände erzählen auch nicht in sich geschlossene Geschichten mit jeweils neuen Protagonisten, sondern haben eine fortlaufende Handlung mit wiederkehrenden Figuren. Ersonnen und verfasst wurde die Serie von Katherine Applegate und ihrem Ehemann Michael Grant unter Applegates Namen, wobei viele der späteren Bände von Ghostwritern verfasst wurden, da der Verlag Scholastic ein hohes Publikationstempo vorschrieb. Die Serie umfasst 54 reguläre Bände, die zwischen 1995 und 2001 erschienen, zusätzlich zu diversen Sonderbänden. Nur die ersten 30 (sowie vier der „Megamorphs“ genannten Sonderbände) erschienen allerdings in deutscher Übersetzung. Auf dem Höhepunkt der Popularität der Bücher gab es zusätzlich auch deutsche Hörspiele, Actionfiguren, Games und eine wohl nicht besonders gelungene Fernsehserie, die es allerdings ebenfalls nie in deutsche Gefilde schaffte. Lange war es sehr ruhig um die Serie, seit einiger Zeit bewegt sich jedoch wieder etwas: Auf Audible erschienen Hörbuchversionen, 2020 wurde eine Filmadaption angekündigt und im selben Jahr erschien auch eine Comicadaption des ersten Romans, „The Invasion“, umgesetzt von Chris Grine.
Handlungsmäßig gibt es zwischen Roman und Comic kaum Abweichungen. Zufällig treffen sich fünf Jugendliche, die einander mehr oder weniger gut kennen, eines Abends im Einkaufszentrum: Jake und Marco sind beste Freunde, Cassie und Rachel ebenfalls. Rachel ist Jakes Cousine und Tobias, der fünfte im Bunde, ist zwar neu an der Schule, wurde von Jake allerdings davor gerettet, den Kopf ins Klo getaucht zu bekommen. Da sie bereits spät dran sind, nehmen sie die Abkürzung über eine verlassene Baustelle, auf der just an diesem Abend ein beschädigtes Raumschiff landet. Beim Piloten, der das Schiff kurz darauf verlässt, handelt es sich um eine Art Zentauer mit blauem Fell und ohne Mund, dafür aber mit Zusatzaugen auf Stielen am Kopf und einem äußerst tödlichen Schwanz mit Klinge. Per Telepathie teilt der Ankömmling den fünf Jugendlichen mit, dass er ein Andalit ist und Elfangor heißt. Und mehr noch, er enthüllt, dass er nicht das erste Alien ist, das die Erde besucht. Die Andaliten befinden sich im Krieg mit einer anderen Spezies, den Yirks („Yeerks“ im Original). Bei diesen handelt es sich um schneckenartige Kreaturen, Parasiten, die sich in den Köpfen anderer Arten einnisten und diese kontrollieren können. Viele Spezies sind den Yirks bereits zum Opfer gefallen, etwa die Hork-Bajirs und die Taxxons, die nun als Fußsoldaten der Yirks dienen. Die Menschen sind als nächstes an der Reihe, viele wurden bereits mit einem Yirk infiziert – diese „Controller“ arbeiten unerkannt daran, die gesamte Erde zu unterjochen. Die Andaliten haben eine Raumschlacht verloren, Elfangor ist der letzte Überlebende. Die Yirks sind bereits auf dem Weg zu ihm, er hat kaum noch Überlebenschancen. Allerdings gibt er den fünf Jugendlichen eine Waffe: Er verleiht ihnen die Kraft des Morphens. Über Berührung können die fünf die DNS von Tieren in sich aufnehmen und sich für zwei Stunden in diese verwandeln. Morphen sie sich innerhalb dieser zwei Stunden allerdings nicht zurück, bleiben sie in ihrer Tiergestalt gefangen. Kurz darauf treffen auch schon die Yirks ein und ihr Kommandant, Visser 3, der einzige Yirk, der je einen Andaliten versklaven konnte und so ebenfalls über die Macht des Morphens verfügt, verwandelt sich in ein monströses Alien und verschlingt Elfangor, während die fünf gerade so entkommen können.
Am nächsten Morgen bestehen gewisse Zweifel, ob das alles wirklich passiert ist, allerdings stellt sich heraus, dass es kein schlechter Traum war. Erste Morphs werden ausgetestet, Tobias verwandelt sich in seine Katze, Jake in seinen Hund und Cassie, deren Eltern eine Farm besitzen und Tierärzte sind, in ein Pferd. Zugleich müssen die „Animorphs“, wie Marco die Gruppe scherzhaft nennt, erkennen, dass sich die Welt für sie verändert. Immer mehr Menschen, darunter Polizisten und Jakes eigener Bruder Tom, entpuppen sich durch ihr Verhalten, besonders ihre Fragen, ob die fünf am Vorabend auf der Baustelle waren, als Controller. Die Animorphs sind noch unentschlossen, ob sie tatsächlich gegen die Yirks kämpfen sollen, vor allem Tobias und Rachel sind dafür, während Marco, der sich um seinen verwitweten Vater sorgt, große Vorbehalte hat. Schließlich beschließen die Animorphs, erst einmal ein wenig zu ermitteln. Dabei finden sie unter anderem heraus, dass es sich beim sog. „Freundschaftsclub“, einer neuen Jugendorganisation, um einen Verein handelt, der dazu gedacht ist, neue Controller zu gewinnen. Außerdem erfahren sie, dass ihr Rektor, Chapman, ein hochrangiger Controller ist und dass sich unter der Schule der Yirkpool befindet – dieser dient zur Versorgung der Yirks und als Basis. Für Notfälle beschließen die Animorphs, sich im Zoo Kampfmorphs zuzulegen, Jake übernimmt beispielsweise einen Tiger, Rachel einen Elefanten und Marco einen Wolf. Diese Morphs werden auch bald nötig, denn ein Polizisten-Controller, der vermutet, dass Cassie auf der Baustelle war und etwas gesehen haben könnte, schnappt sie sich, um sie zu infizieren. Um ihre Freundin (und nach Möglichkeit auch Tom) zu retten, greifen die Animorphs den Yirkpool an. Die Mission verläuft nur teilweise erfolgreich, denn Visser Drei ist unglücklicherweise zugegen. Zwar gelingt es den Animorphs, ordentlich Chaos zu stiften und mit Cassie zu entkommen, allerdings schaffen sie es nicht, Tom zu retten und Tobias muss zudem einen hohen Preis bezahlen: Von nun an ist er im Körper eines Bussards gefangen. Der Entschluss steht nun allerdings fest: Die Animorphs werden kämpfen, bis die Andaliten zurückkehren.
Handlungsmäßig adaptiert der Comic den Roman, wie bereits erwähnt, sehr genau, es gibt kaum Auslassungen und die Dialoge werden oft Wort für Wort übernommen. Ein kleines Kontinuitätsproblem konnte sogar gelöst werden: Wenn die Animorphs sich in Tiergestalt befinden, können sie, wie die Andaliten, per Gedankensprache kommunizieren. Im ersten Roman war ihnen das auch in menschlicher Gestalt möglich, in späteren aber nicht mehr – die entsprechende Szene wurde in dieser Adaption angepasst. Ansonsten ist die größte Abweichung wahrscheinlich die Erzählperspektive. Jeder Roman ist aus der Ich-Perspektive von einem der Protagonisten verfasst, als Erzähler von „The Invasion“ fungiert Jake. Der Comic hingegen hat kaum Erzähltext, lediglich am Anfang tauchen die üblichen Animorphs-Floskeln auf („Wir können niemandem verraten wer wir sind“ etc.), die aber keinem einzelnen Mitglied zugeschrieben werden, sondern der gesamten Gruppe.
Von vorrangigem Interesse ist bei dieser Adaption natürlich die visuelle Umsetzung. Chris Grine (mit dessen sonstigem Werk ich nicht vertraut bin) entschied sich eher für einen Cartoon-Look und gegen eine realistische oder in irgendeiner Form vom Superhelden-Comic inspirierte Umsetzung – zumindest bei den menschlichen Figuren. Man erkennt durchaus Einflüsse des frankobelgischen Comics und der Ligne claire – die Gesichter sind insgesamt recht offen, wenig definiert und haben knubbelige Nasen; nicht auf Asterix-Niveau, aber dennoch. Interessanterweise wirken die Tiere und Aliens deutlich „realistischer“ und detaillierter als die Protagonisten. Alles in allem funktioniert die visuelle Umsetzung ziemlich gut und spiegelt auch eine zentrale Eigenschaft der gesamten Buchserie wider.
„Animorphs“ scheint zu Beginn eine typische Abenteuerserie zu sein: Die jugendlichen Protagonisten erleben Abenteuer und kämpfen gegen die Yirks, es gibt viel Action und Humor und am Ende wird der Tag gerettet. Die Mischung funktioniert ziemlich gut, aber je weiter die Serie voranschreitet, desto brutaler und verstörender werden die Kämpfe – und desto deutlicher zeigt sich, dass der Krieg gegen die Yirks tiefe Narben und Traumata in den Protagonisten hinterlässt, die zu Beginn der Serie gerade einmal 13 oder 14 Jahre alt sind. Applegate und Grant greifen durchaus auf Stereotypen zurück – Jake ist der Anführer, Marco der Witzbold, Rachel das Action-Girl, Tobias der Träumer und Cassie die Empathin. Sie erforschen die Archetypen dann aber auch ausgiebig, zeigen, was ein brutaler Krieg mit Jugendlichen machen und wie er sie verändert. Jake wird als Anführer beispielsweise zunehmend rücksichtloser und trifft Entscheidungen, die sein früheres Selbst zutiefst verstört hätten, während Rachel zunehmend zum Adrenalin-Junkie mutiert. Dementsprechend passt der variable visuelle Stil sehr gut – sollte die Comic-Serie länger laufen, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Zeichnungen mit zunehmender Intensität immer mehr ihre „Cartoonigkeit“ verlieren.
Zum Schluss noch ein Wort zur Cover-Gestaltung. Diese war bei den ursprünglichen Romanen recht auffällig und distinktiv: Gezeigt wurde stets der Erzähler, der sich über mehrere Schritte in ein Tier morpht – bei „The Invasion“ ist es beispielsweise Jake, der sich in eine Echse verwandelt. In dieser Gestalt späht er Chapman aus. Das Cover des Comics hingegen zeigt die fünf Animorphs von hinten auf der Baustelle, wie sie die Lichter von Elfangors Raumschiff anstarren. Der Echsenmorph ist aber nicht völlig verschwunden, sondern ist als Silhouette über dem Titel zu sehen.
Fazit: Gelungene visuelle Umsetzung des ersten Animorphs-Bandes, dem es gelingt, die Eigenschaften der Serie gut zu adaptieren. Wer wie ich die Romane als Kind verschlungen hat, dürfte beim Lesen dieser Adaption mit Sicherheit ziemlich nostalgisch werden.
Der Snyder-Cut rückt näher. Nun gut, zugegebenermaßen ist er eigentlich schon da, weil ich allerdings keine Lust auf Sky Ticket habe, werde ich ihn mir erst zu Gemüte führen, wenn er als Download oder Blu-Ray erworben werden kann. Da ich ohnehin nicht der größte Fan von Synders Interpretation der DC-Helden bin, verkrafte ich die Wartezeit schon. Bis es allerdings soweit ist, lohnt es sich durchaus, die primäre Inspirationsquelle des Films unter die Lupe zu nehmen. Während Snyder und Chris Terrio in „Batman v Superman: Dawn of Justice“ viele Elemente aus Frank Millers „The Dark Knight Returns” entlehnten, ist die (wenn auch lose) Vorlage von „Justice League“ (egal ob Snyder- oder Whedon-Cut) ein deutlich jüngeres Werk.
Zuerst allerdings ein wenig Kontext: 2011 entschloss man sich bei DC (mal wieder) zu einem kosmischen Reboot, um die Kontinuität zu sortieren und Neulesern den Einstieg zu erleichtern. 52 Serien begannen mit einer neuen Nummer 1 – daher auch der Name „New 52“ (zugleich die Anzahl der Parallel-Erden in DCs Multiversum). Viele Helden wurden fast völlig auf Null heruntergefahren und jegliche Ereignisse der vorherigen Kontinuität wurden ausgelöscht, allerdings nicht alle – Batman und Green Lantern wurden größtenteils intakt gelassen. Im Rahmen der Miniserie „Flashpoint“ wurde dieser Reboot umgesetzt. Vielleicht die zentrale Serie der New 52 war die neue Justice-League-Serie, geschrieben Geoff Johns, dem leitenden kreativen Kopf hinter dem Reboot, und bebildert vom zeichnerischen Schwergewicht Jim Lee. In den ersten sechs Ausgaben erzählten Johns und Lee, wie sich das Team in dieser neuen Kontinuität zum ersten Mal zusammenfindet.
In Gotham City wird Batman von merkwürdigen, dämonischen Kreaturen attackiert. Gemeinsam mit Green Lantern, mit dem er sich allerdings nicht allzu gut versteht, ermittelt der Dunkle Ritter. Sie stoßen auf eine nicht minder ominöse außerirdische Box und beschließen, sich an das bekannteste Alien zu wenden: Superman. Gemeinsam begeben sie sich nach Metropolis, allerdings ist der Mann aus Stahl nicht unbedingt gesprächsbereit und attackiert die beiden. Auch das Eingreifen Flashs ändert daran nichts. Schließlich können die vier Helden sich allerdings halbwegs einigen, denn schon kurz darauf kommt es zur großangelegten Invasion der Erde durch den finsteren Gott Darkseid und seine Paradämonen-Armee. Gemeinsam mit den Helden Wonder Woman, Cyborg und Aquaman bilden sie zu siebt die Verteidigungslinie der Erde.
Johns und Lee inszenieren dieses erste Zusammentreffen der Liga als opulenten, atemlosen Action-Blockbuster, tiefer gehende Charakterisierung der Figuren sucht man dabei aber vergebens. Johns hat hier natürlich den Luxus, nicht allzu groß auf die Ursprünge eingehen zu müssen, da selbst Neueleser die Figuren wahrscheinlich kennen. Bis auf Cyborg sind alle Helden bereits voll etabliert, nur Victor Stone, traditionell Mitglied der Teen Titans und nicht der Justice League, erhält hier eine volle Origin, die mit dem Plot um dem angreifenden Darkseid verknüpft ist. Insgesamt wird der Charakterzeichnung der Figuren nicht allzu viel Platz eingeräumt und zudem wirken sie alle eher unsympathisch. Batman ist der typische grimmige Einzelgänger, Green Lantern kommt ziemlich arrogant rüber und Superman ist von seiner positiven Prä-Flashpoint-Interpretation relativ weit entfernt – er wirkt jünger (das Gesicht erinnert fast an Superboy) und deutlich aggressiver. Er ist nicht unbedingt der brütende Cavill-Superman, aber eben auch nicht der optimistische Held, den man gemeinhin mit ihm assoziiert. Wonder Woman ist noch neu in der „Welt der Männer“ und wird von Johns recht naiv, aber kampfesfreudig gezeichnet, während Flash das wohl bodenständigste und sympathischste Mitglied des Teams ist. Cyborg wird primär über die Tragödie seiner Origin charakterisiert und muss lernen, mit seinem Schicksal klarzukommen (nicht, dass man ihm dazu besonders viel Zeit einräumen würde) und Aquaman stößt schließlich reichlich spät zum Team und kommt ebenfalls reichlich selbstgerecht und arrogant daher. Die insgesamt eher negative Charakterisierung der Figuren erinnert recht stark an Mark Millars „The Ulitmates“, eine Neuinterpretation der Avengers aus dem Jahr 2002.
Gerade im Vergleich zu Grant Morrisons JLA-Run (den zu loben ich nie müde werde) fällt leider negativ auf, wie wenig hier mit sechs Ausgaben eigentlich erreicht wird – was nicht bedeutet, dass „Justice League: Origin“ nicht durchaus kurzweilig und unterhaltsam wäre. Besonders die Interaktionen von Green Lantern und Batman sind ziemlich amüsant, vor allem, da sie einen gelungenen Payoff am Ende haben. Fast alle anderen Figuren kommen aber schlicht zu kurz, vor allem Aquaman stößt ziemlich unmotiviert zum Team. Leider lässt auch Darkseid seine übliche Raffinesse vermissen – der Herrscher von Apokolips funktioniert als Strippenzieher oder unbegreifliche Entität besser denn als offensiver Gegner, mit dem sich die Liga direkt prügelt.
Auf der visuellen Ebene hingegen ist „Justice League: Origin“ dank Jim Lee über jeden Zweifel erhaben, sofern man seinen Stil schätzt. Lee ist nicht ohne Grund einer der beliebtesten Zeichner des Business, seine Panels sind detailliert und dynamisch, die Figuren wirken zugleich überlebensgroß und menschlich. Die meisten Kritikpunkte, die ich habe, beziehen sich auf das New-52-Redesign der Figuren – Superman wirkt, besonders in Kombination mit seinem eher rüstungsartigen Aufzug, einfach zu jung. Auch der neugestaltete Darkseid will mir nicht unbedingt zusagen, sein aufwendiger gestaltetes Äußeres ist… zu viel. Gerade bei Darkseid ist weniger oftmals mehr.
Um nun am Ende noch zum Synder-Cut zurückzukehren: Allein bei der Inhaltsangabe zeigt sich schon, welche Elemente für Snyders „Justice League“ übernommen wurden. Da wäre zuerst der Grundplot, der Angriff auf die Erde durch die Horden von Apokolips. Im Film werden diese zwar von Steppenwolf angeführt, in letzter Konsequenz steckt aber natürlich immer Darkseid dahinter. Ich persönlich halte es tatsächlich für besser, Darkseid nicht selbst zum ersten Gegner der Liga zu machen, wenn man ihn schon als übergeordneten Schurken verwenden möchte. Im Rahmen der New 52 kam zwar ebenfalls Steppenwolf zum Einsatz, griff in der Serie „Earth 2“ allerdings besagte Parallelerde an. Auch Cyborgs mit dem Angriff verknüpfte Origin ist in Comic und Film ziemlich ähnlich, ebenso wie der Kampf der Ligisten gegen Superman, auch wenn der Kontext natürlich ein anderer ist.
Fazit: „Justice League: Origin“ ist als Neustart der Liga in Ordnung: Kurzweilig, actionreich, visuell opulent. Im Vergleich Grant Morrisons JLA-Run oder dem deutlich charakterfokussierteren „JLA: Year One“ kann „Origin“ aber leider nicht mithalten.