Dark Empire I

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Ende der 80er war Star Wars als Franchise so gut wie tot. Nach Episode VI ging es noch ein paar Jahre weiter, zumindest jüngere Fans des Franchise konnten sich an den beiden Ewok-Filmen, der Ewok-Animationsserie oder der Droids-Serie, die die Abenteuer von R2-D2 und C-3PO vor „A New Hope“ zeigte, erfreuen. Auch die mit Episode IV gestartete Comicserie von Marvel lief noch ein einige Zeit weiter. Aber spätestens 1986 war Schluss und die weit, weit entfernte Galaxis verschwand aus dem Bewusstsein. Lediglich der Verlag West End Games lieferte noch neues Material in Form von Pen&Paper-Regelwerken, aber diese waren, wer hätte es gedacht, weit vom Mainstream entfernt. Erst Anfang der 90er kehrte Star Wars ins Bewusstsein zurück, bedingt durch zwei Werke, die parallel zueinander entstanden. Bantam Books schnappte sich die Buchlizenz und beauftragte Timothy Zahn damit, eine Fortsetzung zu verfassen, die schließlich den Titel „Heir to the Empire“ tragen und 1991 erscheinen sollte. Dark Horse nahm sich derweil der brachliegenden Comiclizenz an und gab eine eigene Fortsetzung in Auftrag (bzw. übernahm ein Projekt, das sich bereits für Marvel in Planung befand): „Dark Empire“, verfasst von Tom Veitch, mit Zeichnungen von Cam Kennedy, erschienen von Dezember 1991 bis Oktober 1992. Anders als „Heir to the Empire“ und die beiden Folgebände „Dark Force Rising“ (1992) und „The Last Command“ (1993), die im Fandom einen exzellenten Ruf haben, wurde „Dark Empire“ ursprünglich zwar ebenfalls recht positiv aufgenommen, bekam aber bald einen relativ schlechte Reputation.

Zentrales Handlungselement der sechsteiligen Miniserie ist die Rückkehr Palpatines – was auch die primäre Kontroverse auslöste. Sechs Jahre nach der Zerstörung des zweiten Todessterns befindet sich die Galaxie im Aufruhr, die zur Neuen Republik gewordene Rebellenallianz befindet sich erneut auf dem Rückzug und das Imperium erringt Erfolg um Erfolg – bis ein Bürgerkrieg unter den imperialen Machthabern ausbricht. Han, Leia und Chewbacca machen sich auf, Lando und Luke, die sich noch im Imperialen Zentrum befinden, aus dem Chaos zu retten. Just als sie Luke und Lando finden, reißt ein Machtsturm Luke davon. Der Jedi erwacht an Bord eines Schiffes, das ihn nach Byss, der neuen Hauptwelt des Imperiums bringt. Dort erwartet ihn ein mysteriöser neuer Machthaber, der dabei ist, die sich einander bekriegenden imperialen Kriegsherren unter seine Kontrolle zu bringen. Erschrocken muss Luke erkennen, dass es sich bei diesem Machthaber um niemand geringeren als Palpatine selbst handelt, der seinen Geist in einen Klonkörper seines früheren Selbst verpflanzt hat. Luke glaubt, dieses neue, Dunkle Imperium nur von innen heraus zerstören zu können und schließt sich zumindest zum Schein dem wiederauferstandenen Imperator an. Während Palpatine beginnt, Allianz-Welten wie Mon Calamari zu verwüsten, erhält Leia eine Vision von Luke auf der Dunklen Seite. Gemeinsam mit Han und Chewie begibt sie sich auf den Schmugglermond Nar Shaddaa, um der Spur dieser Vision zu folgen…

Da „Dark Empire“ und „Heir to the Empire” etwa zeitgleich entstanden, finden sich zwischen beiden Geschichten einige interessante Diskrepanzen, nicht zuletzt, weil Timothy Zahn von der Idee, Palpatine zurückzubringen, nicht allzu begeistert war und sich weigerte, in irgendeiner Form Rücksicht darauf zu nehmen. Ursprünglich war geplant, „Heir to the Empire“ nach „Dark Empire“ spielen zu lassen, aber aufgrund von Zahns Einstellung entschied man sich dagegen. Zu den erwähnten Diskrepanzen gehört beispielsweise der Umstand, dass die Neue Republik in der Thrawn-Trilogie relativ fest im Sattel sitzt, sich zu Beginn von „Dark Empire“ aber plötzlich auf dem Rückzug befindet, während ein imperialer Bürgerkrieg auf Coruscant tobt, das im Comic stets nur als „Imperiales Zentrum“ bezeichnet wird (Zahn etablierte den Namen Coruscant). Diese Elemente wurden später in Rollenspielbänden und sonstigen Kompendien wie der „Essential Chronolgy“ oder dem „Essential Guide to Warfare“ erläutert. Noch deutlicher fallen allerdings die tonalen Diskrepanzen aus. Timothy Zahns Star Wars betont eher die Science-Fiction-Elemente des Franchise, während Cam Kennedy seinen Fokus auf die Pulp-Elemente legt: Während Großadmiral Thrawn mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln auskommen und sich primär auf sein taktisches Genie verlassen muss, schüttelt der wiedergeborene Palpatine gefühlt eine Superwaffe nach der nächsten aus dem Ärmel, von Weltenvernichtern über das Galaxis-Geschütz bis hin zum Eclipse-Klasse-Supersternenzerstörer. Auch was die Machtfähigkeiten angeht, ist Palpatine potenter denn je, wenn auch mental und körperlich ziemlich labil. Das alles sind durchaus berechtigte Kritikpunkte und ob es tatsächlich eine gute Idee ist, Palpatine zurückzubringen und Luke auf die Dunkle Seite wechseln zu lassen, ist ebenfalls diskutabel. Davon abgesehen ist „Dark Empire“, im Gegensatz zu seinen beiden Sequels, allerdings gar keine so üble Story und wirft durchaus einige interessante Fragen bzgl. der Dunklen Seite der Macht auf. Diese werden vielleicht etwas zu oberflächlich abgearbeitet – eine Eigenschaft, die viele Star-Wars-Comics der 90er teilen. Gerade im Hinblick auf die Balance der Geschichte funktioniert „Dark Empire“ ziemlich gut und hat gewisse Parallelen zu „Return of the Jedi“. Als Gegengewicht zur Lukes Auseinandersetzung mit der Dunklen Seite funktioniert der eher klassische Abenteuer-Subplot aus Nar Shaddaa ziemlich gut und gegen Ende laufen die Fäden schön zusammen – Palpatine wird, zumindest vorläufig, durch eine thematisch angebrachte Gemeinschaftsaktion von Luke und Leia besiegt.

Die Optik von „Dark Empire“ ist kaum weniger umstritten als die Handlung: Cam Kennedys Zeichnungen, vor allem in Kombination mit der Farbgebung, muten doch sehr ungewöhnlich an. Teilweise sind seine Zeichnungen erstaunlich detailliert, dann wieder eher skizzenhaft, manchmal ähneln die Figuren ihren Schauspielern, dann wieder überhaupt nicht. Die Kolorierung schließlich mutet sehr surreal an, da sie fast ausschließlich aus dem flächigen Einsatz von Sekundärfarben besteht, dominiert von Lila oder Grün, hin und wieder durchbrochen von Blau oder Rot. Die Farbgebung funktioniert hier nicht als Wiedergabe einer natürlichen Welt, sondern wird ausschließlich bestimmt von der Atmosphäre einer Szene. Gerade im Zusammenspiel mit den Zeichnungen funktioniert diese Herangehensweise mal besser, mal schlechter. Man muss Cam Kennedy jedoch definitiv eines lasse: „Dark Empire“ ist visuell distinktiv und unterscheidet sich fundamental von den meisten anderen Star-Wars-Comics. Letzten Endes ist es eine reine Geschmacksfrage: Kennedys Ansatz ist einer, den ich durchaus respektieren kann, der mich persönlich aber nicht allzu sehr anspricht.

Besonders faszinierend ist „Dark Empire“ im Hinblick auf die späteren Entwicklungen. Die sechsteilige Miniserie erwies sich dabei als kaum weniger einflussreich als „Heir to the Empire“, auch wenn viele Autoren des EU sich später eher von ihr distanzierten. Nicht nur durfte der als Handlungsort sehr beliebte Schmugglermond Nar Shaddaa sein Debüt feiern, auch Boba Fetts Überleben des Sarlacc hat seinen Ursprung in „Dark Empire“. Und mehr noch, Tom Veitch legt hier die erste Saat für das, was später zu den „Tales of the Jedi“, „Knights of the Old Republic“ und „The Old Republic“ erwachsen sollte. Nur in Andeutungen und Erwähnungen schafft er die Grundlage für eine epische und bewegte Vergangenheit des Jedi-Ordens. Und schließlich hätten wir da noch „The Rise of Skywalker“, das durchaus als verkappte Adaption von „Dark Empire“ verstanden werden kann. Der Film selbst erläutert Palpatines Rückkehr zwar nicht, aber die Romanadaption von Rae Carson klärt auf, dass sich Darth Sidious‘ Rückkehr im Disney-Kanon durchaus ähnlich abgespielt hat wie im alten Expanded Universe: per Klonkörper und Essenztransfer. Zudem sind diverse andere Elemente zumindest sehr ähnlich, Exegol fungiert als Substitut für Byss, die Sith Eternal und Ritter von Ren ersetzen Palpatines „Elite der Dunklen Seite“ und wie in „Dark Empire“ verfügt der zurückgekehrte Imperator über Sternenzerstörer mit Todessternlaser. Und natürlich versucht Palpatine Rey ebenso auf seine Seite zu ziehen wie Luke – vielleicht ist aber auch Kylo Ren das bessere Substitut für Luke, während Rey ihn, ähnlich wie Leia, ins Licht zurückbringt.

Fazit: „Dark Empire“ zwar definitiv nicht zu meinen Favoriten unter den Legends-Comics, ist aber doch deutlich besser als sein Ruf, eines der einflussreichsten Star-Wars-Werke und weit unterhaltsamer als die eine ähnliche Prämisse umsetzende Episode IX.

Bildquelle

Siehe auch:
Star Wars Episode IX: The Rise of Skywalker – Ausführliche Rezension
The Rise of Skywalker – Expanded Edition
Darth Sidious – Karriere eines Imperators
Darth Plagueis
Darth Maul: Shadow Hunter
Darth Maul

Art of Adaptation: Die Hexen von Dathomir

Star Wars mag zwar wie Science Fiction aussehen, aber zumindest die Episoden IV bis VI sind in vielerlei Hinsicht eher Fantasy oder gar Märchen und bedienen sich vieler gängiger Archetypen dieses Genres. Ein Archetyp des Märchens, der in der OT allerdings auffällig abwesend ist, ist die Hexe – egal ob gut oder böse, die Hexe gehört mit Sicherheit zu den ersten Figuren, die einem bei dem Stichwort „Märchen“ in den Sinn kommen. Und natürlich kann die weit, weit entfernte Galaxis mit ihrer eigenen Version dieser archetypischen Figur aufwarten. Die Hexen von Dathomir debütierten bereits 1994 in dem Roman „The Courtship of Princess Leia“ von Dave Wolverton, fristeten in den kommenden 16 Jahren allerdings eher ein Schattendasein in den Weiten des „Expanded Universe“. In der dritten Staffel der Animationsserie „Star Wars: The Clone Wars“ wurden die Hexen allerdings in den Fokus gerückt und sind seither einem größeren Publikum bekannt, nicht zuletzt, da sie immer wieder aufgegriffen wurden, u.a. in „Star Wars Rebels“ und, am aktuellesten, in der jüngsten Star-Wars-Live-Action-Serie „Ahsoka“. Die Darstellung der Hexen im aktuellen Disney-Kanon hat mit dem ursprünglichen Konzept von Dave Wolverton allerdings kaum mehr etwas zu tun, ist aber definitiv einen ausführlichen Blick wert. Achtung, es wird nischig.

The Courtship of Princess Leia
Die Star-Wars-Publikationen der 90er lassen sich grob in zwei Kategorien teilen: Viele Autoren folgten dem Beispiel von Timothy Zahns Thrawn-Trilogie und betonten eher die Science-Fiction-Aspekte der Saga, dazu gehört, neben Zahns Romanen, primär die X-Wing-Reihe von Michael Stackpole und Aaron Allston. Andere Werke hingegen legten ihren Fokus eher auf die Fantasy- und Pulp-Elemente, darunter primär die Comics von Tom Veitch wie „Dark Empire“ oder „Tales of the Jedi“, aber eben auch Dave Wolvertons „The Courtship of Princess Leia“. Obwohl Wolverton zu den frühen Autoren dessen, was gerne als das „modernere Expanded Universe“ (beginnend mit der Thrawn-Trilogie in den 90ern) bezeichnet wird, zählt, hat er, gerade im Vergleich zu den oben erwähnten Schreiberlingen, sehr wenig Star-Wars-Prosa verfasst, neben „The Courtship of Princess Leia“ primär einige Kurzgeschichten, Rollenspielabenteuer und Kinderbücher.

Gethzerion_Galaxies
Gethzerion in „Star Wars Galaxies“

Die Handlung von „The Courtship of Princess Leia“ setzt vier Jahre nach „Return of the Jedi“ ein: Die Neue Republik ist bereits etabliert und hat Coruscant eingenommen, das Imperium befindet sich auf dem absteigenden Ast. Großadmiral Thrawns Offensive ist noch gut ein Jahr entfernt, aktuell bereitet ein imperialer Kriegsherr namens Zsinj der noch jungen Neuen Republik die meisten Probleme. Das Hapes-Konsortium, ein matriarchalisch regierter, mächtiger Sternenhaufen, wäre ein idealer Verbündeter. Wie es der Zufall will sucht Isolder, Sohn der Königinmutter Ta’a Chume, gerade nach einer Braut, die anschließend zur neuen Königinmutter des Sternenhaufens werden würde. Isolder hat sich Leia Organa ausgesucht – und diese wird von allen Seiten ermutigt, den Antrag anzunehmen. Han Solo ist darüber freilich überhaupt nicht glücklich, denn wie kann er mit einem Prinzen mithalten? Da gewinnt er beim Sabacc den Planeten Dathomir und entschließt sich, Leia zu entführen, um ihr Herz zurückzugewinnen. Luke Skywalker und Isolder folgen ihnen auf dem Fuß, um die Situation zu klären. Doch niemand von ihnen hat mit den Komplikationen auf Dathomir gerechnet…

Für diese Komplikationen sind freilich, wie könnte es anders sein, die dort ansässigen Hexen verantwortlich. Wolverton zeichnet hier ein relativ komplexes Bild einer matriarchalischen Gesellschaft, in der Männer prinzipiell weniger gelten als Frauen und lädt damit mehr zum Hinterfragen klassischer Geschlechterrollen ein als wahrscheinlich jedes andere Star-Wars-Werk – gerade Prinz Isolder, der die Dathomiri zu Beginn als sehr barbarisch wahrnimmt, muss immer wieder feststellen, dass die Kultur der Hexen der seinen gar nicht so unähnlich ist, auch wenn er seine Heimat nie so wahrgenommen hat. Das aber nur am Rande. Die Hexen von Dathomir organisieren sich in verschiedenen Clans, wobei wir als Leser zusammen mit Luke, Han, Leia, Chewie, Isolder und den Droiden vor allem den Singing Mountain Clan kennenlernen. Die „primäre Hexe“ des Romans ist die Enkelin der Anführerin des Singing Mountain Clans, Teneniel Djo, die zuerst ein Auge auf Luke Skywalker geworfen zu haben scheint, sich dann allerdings für Isolder entscheidet. Mithilfe der Konfrontation zwischen Luke und Tenenjel arbeitet Wolverton effektiv die Unterschiede zwischen den Hexen und den Jedi heraus. Beiden werden hier als Machtnutzer dargestellt, deren Herangehensweise an die Macht jedoch sehr verschieden ist. So benutzen die Hexen Zaubersprüche und Gesänge für Akte, die ein Jedi mit einer bloßen Handbewegung erledigen kann. Wie Luke allerdings feststellt, liegt die Wirkung nicht in den Sprüchen selbst, sie helfen nur, die Macht zu kanalisieren. Ihren Ursprung führen die Hexe auf Allya zurück, die sich als ehemalige Jedi entpuppt, die aus dem Orden ausgeschlossen und nach Dathomir verbannt wurde. Der Planet war bereits zur Zeit der Alten Republik eine Sträflingskolonie und wird auch vom Imperium weiterhin als Gefängnis verwendet. Allya legte die Grundlage für die Gesellschaft der Hexen und verfasste ihr Buch des Gesetzes, das sehr lose auf dem Jedi-Kodex basiert. Das hat zur Folge, dass auch die Hexen ein gewisses Verständnis der Dunklen Seite der Macht haben und das meiden, was sie als „Schattenzauber“ bezeichnen. Hexen, die Schattenzauber anwenden, werden aus ihren Clans ausgeschlossen. Irgendwann haben sich allerdings die ausgeschlossenen Hexen unter Führung der mächtigen Gethzerion zu den „Schwestern der Nacht“ zusammengefunden. Gethzerion ist, wie könnte es auch anders sein, die primäre Schurkin des Romans. In gewissem Sinne formt Wolverton die Nachtschwestern im Allgemeinen und Gethzerion im Speziellen nach dem Vorbild Palpatines, der ja ohnehin schon eine gewisse optische Ähnlichkeit zur Hexengestalt der bösen Königin aus Disneys „Snow White“ aufweist. In diesem Kontext etabliert er, dass die Anwendung der Schattenzauber zu geplatzten Blutgefäßen führt, weshalb eine Nachtschwester sofort auch als solche zu erkennen ist. In vieler Hinsicht entspricht Gethzerion geradezu dem Klischeebild der alten hässlichen Hexe – ein Aspekt, den kaum ein anderes Werk, egal ob Legends oder Kanon, später aufgreifen sollte. Gethzerion und die Ihren, die sich temporär mit Zsinj und dem Restimperium verbünden, werden natürlich in einer finalen Schlacht besiegt und die Nachtschwestern zumindest vorläufig ausgelöscht.

Die Hexen im Expanded Universe
In den 90ern spielten die Hexen von Dathomir abseits von „The Courtship of Princess Leia“ relativ selten eine Rolle in den Werken des Expanded Universe – gerade Autoren wie Timothy Zahn dürften sie doch zu sehr in die Fantasy abdriften, Kevin J. Anderson bediente sich der Hexen in seinen Büchern allerdings hin und wieder. In seiner Jedi-Akademie-Trilogie (bestehend aus den Romanen „Jedi Search“, „Dark Apprentice“ und „Jedi Champions“, alle 1994 erschienen) lässt Anderson eine Hexe aus „The Courtship of Princess Leia“, Kirana Ti, Luke Skywalkers Jedi-Akademie beitreten und zu den zentralen Figuren der Jugendbuchreihe „Young Jed Knights“, die Anderson zusammen mit seiner Frau Rebecca Moesta verfasste, gehören neben Han und Leias Zwillingen Jacen und Jaina sowie Chewies machtbegabtem Neffen Lowbacca auch Tenel Ka, die Tochter von Teneniel Djo und Isolder. Zudem entsteht in besagter Jugendbuchreihe eine neue Inkarnation der Nachtschwestern, angeführt von einer Hexe namens Tamith Kai, die sich mit dem dunklen Jedi Brakiss und einer weiteren Fraktion von Restimperialen verbündet.

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Mighella, gezeichnet von Jan Duursema

Nachdem „The Phantom Menace“ 1999 eine neue Ära eröffnete, unternahmen die EU-Autoren Bemühungen, diese mit den bisherigen Veröffentlichungen zu verknüpfen – damit einher ging das Debüt der Dathomir-Hexen in der Prequel-Ära. Interessanterweise hatte „The Phantom Menace“ einen recht großen Einfluss auf die Hexen, und das, obwohl diese gar nicht im Film auftauchen. Eines der Konzepte für die Figur, die später zu Darth Maul werden sollte, bestimmte das Design der Hexen nachhaltig. Besagtes Konzept mit dem Namen „Sith Witch“ stammt von Ian McCaig und wurde in letzter Konsequenz als zu furchteinflößend empfunden. Bei der ersten tatsächlich auftauchenden Hexe der Prequel-Ära handelt es sich um eine gewisse Mighella, die in der Comic-Miniserie „Darth Maul“ von Ron Marz und Jan Duursema als Bodyguard des Verbrecherbosses Alexy Garyn fungiert. Hier finden bereits die ersten Retcons statt, da Wolverton in „The Courtship of Princess Leia“ die Isolierung Dathomirs von der restlichen Galaxis als ziemlich absolut darstellt. Dass eine Nachtschwester als Bodyguard eines intergalaktisch tätigen Gangsters fungiert, passt da nicht ganz zusammen. Zudem scheint Mighella über die Sith Bescheid zu wissen. Zudem attackiert sie Maul nicht mit einem für die Hexen typischen Angriff, sondern mit „gewöhnlichen“ Machtblitzen. Bereits hier lässt sich ein gewisser Trend feststellen, der sich in kommenden Werken fortsetzen sollte: Die Hexen werden vieler besonderer bzw. kultureller Eigenheiten, die Wolverton ihnen verpasste, beraubt und gewissermaßen standardisiert.

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Zalem, gezeichnet von Ramón F. Bachs

Ein Paradebeispiel für diesen „Standardisierungsprozess“ ist ihr Auftritt in „Infinity’s End“, geschrieben von Pat Mills und gezeichnet von Ramón F. Bachs. Hierbei handelt es sich um einen vierteiligen Handlungsbogen der 1998 gestarteten Serie „Star Wars Republic“ (bis Ausgabe 44 einfach nur „Star Wars“), zuerst veröffentlicht in den Heften 23 bis 26. Im Rahmen dieses Handlungsbogens stellt der Jedi Quinlan Vos Ermittlungen an: Der Planet Ova ist einfach verschwunden. Die Spur führt nach Dathomir, wo die Schwestern der Nacht üble Machenschaften hegen. Um ihren Geheimnissen auf den Grund zu gehen, gibt sich Vos als Sklave aus und infiltriert die Hexen. Der Clan wird hier nicht von Gethzerion angeführt, sondern von einer mächtigen Hexe namens Zalem, die visuell ziemlich genau dem Sith-Hexen-Design von McCaig entspricht. Die restlichen Hexen greifen Elemente dieser Ästhetik auf, scheinen aber viel eher die Antwort auf die Frage zu sein: „Was wäre, wenn die Sith auf BDSM stehen würden?“ Das bedeutet im Klartext: Viel Leder und hautenge Corsagen – von der Idee, dass die Anwendung der Schattenmagie zu geplatzten Adern und generell zur Unansehnlichkeit führt, ist hier, bis auf eine sehr fahle Hautfarbe, nichts mehr geblieben, stattdessen wirken die Hexen allesamt wie Dominas. Zudem sind sie deutlich ambitionierter geworden, denn Zalem geht es um nichts weniger als die Vernichtung der Jedi – auch in dieser Hinsicht scheinen die Nachtschwestern hier eher als matriarchalisches Substitut für die Sith denn als eigene Gruppierung zu fungieren. Die interessanteste Figur von „Infinity’s End“ ist Ros Lai, die Tochter von Zalem, die ihre Mutter schließlich tötet und zur zentralen Antagonistin wird. In der Geschichte wird sie als ziemlich mächtige Hexe aufgebaut, überlebt und wird nach Coruscant gebracht, was impliziert, dass sie in späteren Geschichten auftauchen sollte. Allerdings verschwindet Ros Lai nach „Infinity’s End“, bis auf ein, zwei Erwähnungen, quasi sang- und klanglos aus dem EU.

Allgemein verfügten die Hexen von Dathomir nach „Infinity’s End“ erst einmal über keine allzu große Präsenz im Expanded Universe. Erwähnenswert ist allerdings „An Empire Diveded“, ein Add-on des ersten Star-Wars-Onlinenrollenspiels „Star Wars Galaxies“, in welchem Gethzerion auftaucht und auch zum ersten Mal visuell dargestellt wird. Zum anderen wäre da „Ewoks: The Battle for Endor“ (1985), der zweite der beiden Ewok-TV-Spin-off-Filme, die selbst innerhalb der Legends-Kontinuität über einen eher wackeligen Kanon-Status verfügen. Wie dem auch sei, die dort auftauchende Hexenfigur Charal, gespielt von Siân Phillips, wurde per Retcon zur Nachtschwester erklärt und tauchte schließlich ebenfalls in „An Empire Divided“ auf. Zudem ist es natürlich eine amüsante Anekdote biblischen Ausmaßes, dass auch Star Wars über eine „Hexe von Endor“ verfügt.

Die Hexen in „The Clone Wars”
2008 startete „Star Wars: The Clone Wars” und wirbelte das gesamte Expanded Universe kräftig durcheinander. Nicht nur wurde die bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut ausgearbeitete Timeline des Konflikts ad acta gelegt, auch auf konzeptioneller Ebene nahmen Dave Filoni und George Lucas einige Veränderungen vor. Dabei zögerten sie nicht, sich bei EU-Elementen zu bedienen, ebenso wenig zögerten sie aber, diese nach Gutdünken an ihre Vorstellungen anzupassen. Oftmals lässt sich dabei eine „Reduzierung auf das Offensichtlichste“ feststellen. Ein Idealbeispiel ist das Verbrechersyndikat Black Sun, das sein Debüt in Steve Perrys Roman „Shadows of the Empire“ (1996) und dem dazugehörigen Multimediaprojekt feierte. In besagtem Roman fungiert ein Faleen, Prinz Xizor, als Anführer der Organisation. Wie also setzen Filoni und Lucas Black Sun in „The Clone Wars“ um? Sie zeigen ein ausschließlich aus Faleen bestehendes Syndikat. In der dritten Staffel, beginnend mit der Episode „Nightsisters“, nahm man sich nun auch die Hexen von Dathomir vor und verfuhr ganz ähnlich mit ihnen. Von Dave Wolvertons Nachtschwestern ist kaum mehr etwas geblieben, während die anderen Clans völlig verschwunden sind. Wenn überhaupt fungierte „Infinity’s End“ als primäre Inspiration für die Clone-Wars-Inkarnation der Hexen – in jedem Fall nahm man sich McCaigs Sith-Hexen-Design noch einmal vor, denn Talzin, die neue Anführerin der Hexen, scheint ebenfalls auf diesem Entwurf zu basieren. Auch sonst knüpft „The Clone Wars“ an die Optik aus „Infinity’s End“ an, auch wenn der Domina-Faktor deutlich zurückgefahren wird. Die genaue Form der Künste, die die Hexen anwenden, wird zudem recht nebulös – wortwörtlich, denn Hexenmagie wird nun in Form von grünem Gewaber dargestellt (der Fachbegriff lautet „Ichor“). Während Wolverton relativ eindeutig klarstellte, dass es sich lediglich um einen anderen Zugang zur Macht handelt, scheint die „Magick“ der Hexen zwar irgendwie auf die Macht zurückzugehen, zugleich können die Nachtschwestern, speziell Talzin, damit allerdings Dinge vollbringen, die nicht so recht ins bisherige Korsett passen wollen. Nicht, dass es im Expanded Universe nicht zumindest bis zu einem gewissen Grad ähnliche Präzedenzfälle gegeben hätte – Stichwort: Sith-Zauberei – aber die „magischen Künste“ Talzins wirken doch recht extrem. Die Hexenmagie bewirkt hier im Grunde immer genau das, was der Plot gerade benötigt – und sei es die Herstellung neuer, mechanischer Beine für Maul.

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Ian McCaigs Hexen-Design

Ein weiterer Aspekt der TCW-Hexen, der mir mitunter sauer aufstößt, von der Verwerfung des ursprünglichen Konzepts einmal abgesehen, ist der Umstand, dass Filoni und Lucas alle möglichen Handlungselemente mit ihnen in einen Topf werfen. Zuvor hatten die Figuren Asajj Ventress und Darth Maul nichts mit den Hexen zu tun, nun stammen beide plötzlich von Dathomir und, mehr noch, zusätzlich zu den Nachtschwestern gibt es nun auch Nachtbrüder, bei denen es sich allesamt um Zabrak handelt. Gemessen daran, dass sich die Handlung von Star Wars als Franchise in einer ganzen Galaxis abspielt, laufen sich ohnehin schon viel zu oft dieselben Leute über den Weg (meistens auf Tatooine), aber auf diese Weise Figuren miteinander zu verknüpfen lässt die Galaxis noch unnötig mehr wie ein Dorf wirken, in dem jeder mit jedem verwandt ist.

Bevor Disney Lucasfilm 2012 aufkaufte, unternahmen EU-Autoren durchaus noch gewisse Bemühungen, die Änderungen und Retcons mit dem bisherigen Material in Einklang zu bringen. Ein Beispiel hierfür ist „Book of Sith: Secrets from the Dark Side“, eine Sammlung diegetischer Texte, verfasst von Daniel Wallace. Im „Book of Sith“ findet sich unter anderem ein Manifest von Mutter Talzin mit dem Titel „Wild Power“, das die TCW-Nachtschwestern etwas stärker mit der bisherigen EU-Inkarnation verknüpft, etwa durch die Erwähnung von Allya oder Zalem. Zudem werden die Hexen auch mit den Mortis-Göttern in Verbindung gebracht, den Sohn und die Tochter verehren die Nachtschwestern hier als die „geflügelte Göttin“ und den „reißenden Gott“, während sie mit dem Vater als der Verkörperung der Balance anscheinend allerdings nichts anfangen können. Auch andere Autoren waren gezwungen, sich mit diesen Retcons zu beschäftigen. In „Darth Plagueis“ deckt James Luceno praktisch Darth Sidious‘ Leben von seiner Initiierung als Sith-Lord bis zum Ende von „The Phantom Menace“ komplett ab – und damit natürlich auch Darth Maul. Interessant ist in diesem Kontext, dass sich die Szene, in der Sidious Maul auf Dathomir „erwirbt“ auf ein absolutes Minimum beschränkt – wie es scheint war Luceno nicht besonders begeistert davon, die TCW-Inhalte integrieren zu müssen.

Wie dem auch sei, zumindest in gewisser Weise beendet „The Clone Wars“ auch gleich die Existenz der Nachtschwestern als Fraktion von Bedeutung im Gefüge der galaktischen Politik. Um nun auf die eigentliche Handlung des sog. „Nightsister-Arcs“ der Serie einzugehen: Da Count Dookus Attentäterin Asajj Ventress langsam äußerst mächtig wird, wächst Darth Sidious‘ Misstrauen – er befürchtet, Dooku können versuchen, mit Ventress‘ Hilfe seine eigene Stellung zu usurpieren, weshalb er seinem Schüler befiehlt, Ventress zu beseitigen. Diese überlebt und kehrt nach Dathomir zurück, wo sie mit Mutter Talzin einen Racheplan schmiedet, um Dooku zu vernichten. Teil dieses Plans ist ein neuer Schüler für den Count; nach einem absichtlich misslungenen Attentat auf den Separatistenführer, bei dem sich Nachtschwestern als Jedi ausgeben, wendet sich Dooku an Talzin, um ein neues, machtbegabtes Werkzeug zu bekommen. Und Talzin liefert, in Form von Darth Mauls Bruder Savage Opress, der per Hexen-Magie in eine schier unaufhaltsame Killermaschine verwandelt und anschließend von Dooku trainiert wird. Der Plan sieht vor, dass Opress sich im richtigen Moment mit Ventress gegen Dooku verbündet, was zuerst zu funktionieren scheint – bis sich Opress sowohl gegen Dooku als auch Ventress wendet. Nach dem Kampf, den alle zwar nicht unbeschadet, aber doch lebendig überstehen, schickt Talzin Opress auf die Suche nach dem eigentlichen Werkzeug ihrer Rache: Maul, nicht ganz so tot wie zuvor von allen angenommen wurde. Dooku lässt dieses Attentat allerdings nicht auf sich sitzen und attackiert Dathomir. Der geballten Macht General Grievous‘ und der Separatistenstreitmacht haben die Hexen wenig entgegenzusetzen. Talzin überlebt allerdings, um hin und wieder Ärger zu machen. In der vierteiligen Comic-Miniserie „Darth Maul: Son of Dathomir“, basierend auf nicht umgesetzten Drehbüchern für „The Clone Wars“, wird schließlich enthüllt, dass es früher ein Bündnis zwischen Talzin und Darth Sidious gab und dieser temporär vorhatte, sie zu seiner Schülerin zu machen. Stattdessen brachte er allerdings Maul, ihren Sohn, an sich, weshalb Talzin seither auf Rache aus ist. In dieser Miniserie findet die Hexe nach einer finalen Auseinandersetzung mit dem Sith-Lord schließlich auch ihren Tod.

Die Hexen im Disney-Kanon
Bedingt durch den Umstand, dass der Großteil der Hexen in „The Clone Wars“ bereits vernichtet wird, spielen sie in den späteren Disney-Werken eine eher untergeordnete Rolle. „Star Wars Rebels“ setzt sich immer wieder mit Handlungsversatzstücken von „The Clone Wars“ auseinander; zusammen mit Maul kommt auch Dathomir vor, das zu diesem Zeitpunkt allerdings relativ frei von Hexen, nicht aber von den Überresten ihrer Machenschaften ist. Mit Merrin taucht in „Jedi: Fallen Order“ eine Überlebende von Grievous‘ Massaker auf, die in besagtem Spiel eine durchaus markante Rolle spielt. Interessanterweise werden zudem immer wieder Versatzstücke der alten EU-Hexen in den neuen Kanon integriert: In „The Book of Boba Fett“ wird beispielsweise erklärt, dass die Rancors, wie von Dave Wolverton beschrieben, auch in der Disney-Kontinuität von Dathomir stammen und dort von Hexen abgerichtet werden – ein Element, das in „The Clone Wars“ bislang keine Rolle spielte.

Mit der im Oktober 2023 beendeten Disney-Plus-Serie „Ahsoka“ (bislang eine Miniserie, allerdings ist es sehr gut möglich, dass die Handlung in einer zweiten Staffel fortgeführt wird) eröffnet sich nun allerdings ein neuer Blick auf die Hexen, der sie potentiell als prominente Gegner in der Post-Endor-Ära des Disney-Kanons etabliert und sie noch einmal rekontextualisiert. Bereits in der zweiten Staffel von „The Mandalorian“ feierte Morgan Elsbeth ihr Debüt, in „Ahsoka“ enthüllt Dave Filoni, primärer kreativer Kopf hinter der Serie nun, dass es sich bei ihr um eine weitere Überlebende des Nachtschwesternmassakers handelt. Morgan Elsbeth versucht mithilfe der dunklen Jedi Baylan Skoll und Shin Hati, den in „Star Wars Rebels“ verschollenen Großadmiral Thrawn zu finden. Besagten Großadmiral hat es tatsächlich in eine andere Galaxie verschlagen – auf dem Planeten Peridea harrt er seiner Rettung, allerdings nicht alleine, denn mit ihm sind dort drei Hexen gefangen, die „Great Mothers“, Klothow, Aktropaw, und Lakesis, deren Namen sich an denen der drei Schicksalsgöttinen Clotho, Atropos, und Lachesis aus der griechischen Mythologie orientieren. Visuell und inszenatorisch lassen sich viele Gemeinsamkeiten mit Talzin feststellen, vom Titel „Mother“ über die roten Gewänder bis hin zum Sprachduktus. Die ganze Angelegenheit hat allerdings noch deutlich weiterreichende Implikationen, denn dadurch wird mehr oder weniger etabliert, dass die Hexen einen extragalaktischen Ursprung haben. „Ahsoka“ deutet viel an und gibt wenig handfeste Informationen, so spricht Baylan Skoll etwa vom „Witch Kingdom of the Dathomiri“ und wir sehen auf Peridea einige Ruinen, nicht zuletzt verwitterte Statuen der Mortis-Götter, wobei die Tochter kopflos ist. Wie schon im „Book of Sith“ wird somit eine Verknüpfung zwischen den Hexen den Mortis-Göttern hergestellt, die in zukünftigen Serien mit Sicherheit noch erforscht wird. Einmal mehr laden die vielen Andeutungen in „Ahsoka“ zu eifrigen Spekulationen im Fandom ein: Hat Abeloth, eine aus dem alten EU stammende und mit den Mortis-Göttern verknüpfte Entität etwas mit der Flucht der Hexen von Peridea zu tun? Ist die Magie der Hexen vielleicht die Art und Weise, wie sich die Macht in dieser Galaxie manifestiert?

Fazit
Die Hexen von Dathomir haben sich seit ihren bescheidenen Anfängen in „The Courtship of Princess Leia“ massiv verändert und entwickelt, nicht zuletzt bedingt durch ihre Adaption in visuellen Medien und leider nicht unbedingt positiv. Es wäre nur allzu leicht, „Star Wars: The Clone Wars“ als absoluten Wendepunkt in der Entwicklung der Hexen zu benennen, in meinen Augen ist das aber nicht völlig korrekt. Während „The Clone Wars“ zweifellos ein essentieller Wendepunkt ist, lassen sich bestimmte Tendenzen, primär die Reduzierung der Hexen auf die Nachtschwestern und die visuelle Gestaltung, bereits zuvor feststellen, primär in „Infinity’s End“ welches, da bin ich überzeugt, als primäre Inspiration für Dave Filonis Interpretation der Hexen diente, während „The Courtship of Princess Leia“ wahrscheinlich keine Rolle spielte. Während die Hexen nun durch „Ahsoka“ das Potential haben, in Zukunft wieder ein wichtiger Faktor im Gefüge des Star-Wars-Universum zu werden, wird ihr Ursprung in Dave Wolvertons Roman immer mehr zu einer eher obskuren Fußnote in der Geschichte der weit, weit entfernten Galaxis – was verdammt schade ist, denn in meinen Augen ist Wolvertons Version der Hexen nach wie vor die komplexeste und interessanteste.

Bildquelle Gethzerion
Bildquelle Mighella
Bildquelle Zalem
Bildquelle Sith Witch

Siehe auch:
Star Wars: The Clone Wars
Darth Plagueis
Darth Maul
Darth Maul: Son of Dathomir

Emissaries to Malastare

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Star Wars ist ebenso berühmt wie berüchtigt dafür, kleine Elemente aus den Filmen zu nehmen und sie ausführlich darzustellen. Boba Fett ist eine recht unwichtige Nebenfigur in Episode V und VI, hat aber eine Myriade an Comics, Romanen, Kurzgeschichten etc. Die Kopfgeldjägerin Aurra Sing taucht nur einmal kurz in „The Phantom Menace“ auf, wird aber in diversen Comics zur wiederkehrenden Widersacherin der Jedi. Selbst in der Disney-Ära geht diese Tendenz weiter, so kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es sich bei „Rogue One“ um die Verfilmung des Lauftexts von „A New Hope“ handelt. Der dritte Handlungsstrang der Comicserie „Star Wars Republic“, „Emissaries to Malastare“ (enthalten in den Ausgaben 13 bis 18) ist ein weiteres Idealbeispiel für diese Tendenz, und das in mehr als einer Hinsicht. Schon der Handlungsort, Malastare, wurde in „The Phantom Menace“ mehrfach erwähnt, primär im Kontext der Podrennen. Aber auch diverse Spezies der weit, weit entfernten Galaxis werden hier zumindest in Ansätzen beleuchtet.

Wie schon „Outlander“, der vorherige Handlungsstrang der Republic-Serie, ist auch dieses Mal Timothy Truman für Text und Dialoge verantwortlich. Dementsprechend verwundert es kaum, dass die Handlung ziemlich genau dort ansetzt, wo „Outlander“ endete: Nach Sharad Hetts Tod ist sein Sohn A’Sharad nun der neue Padawan von Ki-Adi-Mundi. Nach einer Prüfung begeben sich Schüler und Meister zusammen mit einer Reihe Mitglieder des Hohen Rats der Jedi, darunter Mace Windu, Yaddle, Adi Gallia, Plo Koon und Even Piell nach Malastare, um in einer diplomatischen Angelegenheit zu vermitteln. Obwohl „Emissaries to Malastare“ mit Ki-Adi-Mundi anfängt, ist der cereanische Jedi weit weniger im Fokus als es noch bei „Prelude to Rebellion“ und „Outlander“ der Fall war – tatsächlich ist es schwierig, einen eindeutigen, zentralen Protagonisten dieser Geschichte auszumachen. Für meinen Geschmack sind hier tatsächlich deutlich zu viele Jedi beteiligt, was dafür sorgt, dass die Figuren größtenteils ziemlich austauschbar sind und keine die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Wo Truman in „Outlander“ eine sehr stringente Handlung vorlegte, ist „Emissaries to Malastare“ fürchterlich zerfasert – das geht so weit, dass die beiden letzten Ausgaben des Handlungsstrangs nicht einmal mehr auf Malastare spielen. Es wirkt, als habe Truman versucht, möglichst viele Elemente aus allen Ecken der Filme und des Expanded Universe auf Teufel komm raus in dieser Geschichte unterzubringen. Das geht bereits mit A’Sharad Hetts Prüfung los, die von An’ya Kuro, der „dunklen Frau“ durchgeführt wird, die einst Ki-Adi-Mundi zum Jedi-Tempel brachte und sich später in der Geschichte „Extinction“ mit Darth Vader duellieren sollte. Auf Malastare greift Truman natürlich die von Qui-Gon erwähnten Podrennen auf. Das hier gezeigte Phoebos-Rennen trägt wenig zur eigentlichen Handlung bei, bringt aber einige alte Bekannte aus „The Phantom Menace“ zurück, primär natürlich jedermanns Lieblings-Dug Sebulba. Der Umstand, dass der Kommentator auf Malastare auch noch dasselbe zweiköpfige Alien wie beim Boonta Eve Classic ist, ist dann definitiv zu viel Fanservice. Für alle Neugierigen, er bzw. sie tragen den Namen Fodesinbeed Annodue. Selbst so obskure Elemente wie der Orden der Ffib, erstmals erwähnt in der Kurzgeschichte „A Barve Like That: The Tale of Boba Fett“, darf hier einen kleinen Auftritt absolvieren.

Der eigentlich politische Konflikt der Geschichte bleibt hingegen merkwürdig nebulös und hat auch nur bedingt etwas mit Malastare zu tun – der Planet fungiert primär als Austragungsort. Stattdessen geht es um eine Auseinandersetzung auf dem Planeten Lannik, der Heimatwelt des Jedi-Meisters und Ratsmitglieds Even Piell. Vermittlungen sind nötig zwischen der Regierung des Planeten und einer Terrorgruppe namens Red Iaro. Diese Verhandlungen, angereichert durch diverse Intrigen und Attentate, ziehen sich über die ersten vier Ausgaben des Handlungsstrangs hin, ohne jemals wirklich interessant zu werden. Danach geht die Geschichte abrupt in eine andere Richtung, als die Jedi entdecken, dass Red Iaro Akk-Hunde, eine enorm gefährliche Spezies von Mace Windus Heimatwelt Haruun Kal einsetzt. In den letzten beiden Heften des Handlungsstrangs folgen wir dann also stattdessen Mace Windu und seiner ehemaligen Padawan-Schülerin Depa Billaba, die auf Nar Shaddaa, dem berühmt-berüchtigten Schmugglermond, bzgl. des Akk-Hund-Schmuggels ermitteln – inklusive völlig neuer Widersacher und ohne alle anderen Protagonisten, die bislang Teil der Geschichte waren. Tatsächlich bereiten diese beiden Hefte den nächsten Republic-Handlungsstrang „Twilight“ vor – inklusive eines kurzen Gastauftritts des neuen Protagonisten Quinlan Vos. Im Kontext von „Emissaries to Malastare“ wirkt dieser Teil der Geschichte jedoch völlig separiert von der eigentlichen Haupthandlung.

Gerade das politische Geschehen auf Malastare, von dem Konflikt der Lannik bis hin zu den Intrigen der Gran-Senatoren Aks Moe Ainlee Teem und der Unterdrückung der Dugs, könnte interessant sein, wäre man nicht so damit beschäftigt, Cameos und die Vorbereitung von „Twilight“ hier unterzubringen. Vielleicht hätte sich James Luceno, Meister des Star-Wars-Politthrillers (siehe „Cloak of Deception“ und „Darth Plagueis“) dieser Geschichte annehmen sollen. So, wie dieser Handlungsstrang ist, funktioniert er aber einfach nicht, nicht als Fortsetzung der Geschichte von Ki-Adi-Mundi und A’Sharad Hett, dafür bleibt die Charakterarbeit zu oberflächlich, nicht als Politthriller und auch nicht unbedingt als Prolog für „Twilight“. Visuell ist „Emissaries to Malastare“ eher konventionell gehalten. Drei Zeichner sind an diesem Werk beteiligt, Tom Lyle, John Nadeau und meine SW-Lieblingszeichnerin Jan Duursema, die hier allerdings noch nicht so sehr hervorsticht, wie es bei späteren Werken der Fall ist. Die zeichnerische Arbeit ist funktional, aber selten mehr. Zudem wirken einige graphische Entscheidungen etwas merkwürdig – hierzu gehört unter anderem die Darstellung der Lichtschwertklingen (die, wie in allen Prä-Episode-II-Comics, noch in allen Regenbogenfarben auftauchen) und die Entfernung der typischen Tusken-Bandagen von A’Sharad Hett, sodass der arme Junge nun eine recht merkwürdige Lederkappe trägt.

Wie bei so vielen Werken aus dieser Ära ist der Kontrast zu später kommenden Romanen, Comics und Serien einer der interessantesten Aspekte. Zu Beginn findet sich eine Szene, in der sich Anakin Skywalker mit A’Sharad Hett anfreundet – immerhin stammen beide von Tatooine. Angesichts von Anakins späterer Einstellung zu den Tusken entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Auf die Lichtschwertfarben bin ich bereits an anderer Stelle eingegangen, aber auch die Separierung der Jedi von ihren Familien ist hier noch weniger stark ausgeprägt, als dies nach „Attack of the Clones“ sein sollte. Sowohl Even Piell aus auch Adi Gallia fühlen sich ihrem familiären Vermächtnis durchaus verpflichtet. Und schließlich hätten wir noch Jedi-Meisterin Yaddle, die in dieser Zeit dasselbe Sprachmuster wie Yoda aufweist (Truman übertreibt es diesbezüglich ein wenig). Im Kontrast dazu spricht Yaddle bei ihrem größten Auftritt im Disney-Kanon im Rahmen der Animationsserie „Tales of the Jedi“ (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Comicserie aus den 90ern) völlig normal.

Fazit: Im Gegensatz zum sehr gelungenen „Outlander“ ist die Quasi-Fortsetzung „Emissaries to Malastare“ eine sehr unausgegorene Angelegenheit, die zwei einige interessante Ansätze beinhaltet, aber in jeder Hinsicht oberflächlich bleibt und sich viel zu sehr darauf konzentriert, Cameos bekannter Figuren unterzubringen und kommende Storys vorzubereiten.

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Siehe auch:
Prelude to Rebellion
Outlander
Darth Maul
Jange Fett: Open Season
Darth Plagueis

Darth Maul: Shadow Hunter

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Darth Maul gehört zu den Star-Wars-Figuren, die im Verlauf ihrer Existenz eine faszinierende Wandlung durchgemacht haben. Ursprünglich ersann George Lucas Maul für „Star Wars Episode I: The Phantom Menace“ als primärer, lichtschwertschwingender Widersacher der Helden und damit quasi als Ersatz für Darth Vader. Allein aufgrund seines Aussehens wusste Maul das Fandom für sich einzunehmen – und das, obwohl an der Charakterisierungsfront nun wirklich nicht viel passiert und Maul über kaum ein halbes Dutzend Dialogzeilen im Film verfügt. Aber Lucas und Team hatten bekanntermaßen schon immer ein Händchen dafür, visuell einprägsame Schurkenfiguren zu kreieren, die enorm beliebt werden; siehe Boba Fett. Nachdem Maul bereits in seinem ersten Film relativ unrühmlich abserviert wurde, schien es die Verantwortlichen bei Lucasfilm lange in den Fingern zu jucken, den gehörnten Sith-Lord auch in Geschichten, die nach „The Phantom Menace“ spielen, auftauchen zu lassen. Dies geschah in mehreren Comic-Kurzgeschichten, deren Kanon-Status selbst in der Legends-Koninuität bestenfalls wackelig ist. Unter anderem ließen die Comicautoren einen wohl mit Sith-Alchemie rekonstruierten Maul gegen Darth Vader antreten (in der Kurzgeschichte „Resurrection“ aus der Serie „Star Wars Tales“) und eine holographische Projektion durfte sich mit Luke messen (in „Phantom Menaces“, ebenfalls „Star Wars Tales“). Die Idee eines überlebenden Maul geisterte ebenfalls bereits seit 2005 durch den Äther – in der Geschichte „Old Wounds“, erschienen als Teil der Kurzgeschichtensammlung „Star Wars Visionaries“, die die Werke diverse Concept Artists von „Star Wars Episode III: Revenge of the Sith“ sammelt, konfrontiert Maul mit an General Grievous erinnernden Droidenbeinen einen gealterten Obi-Wan Kenobi auf Tatooine. Diese Story war definitiv nie Teil der Kontinuität, inspirierte aber zweifelsohne seine ersten Auftritte in „Star Wars: The Clone Wars“ und auch sein finales Schicksal in „Star Wars Rebels“.

Und damit wären wir auch schon bei der Crux der Sache, denn nicht nur kehrte Maul in der vierten Staffel von „The Clone Wars“ zurück, er schlug einen völlig neuen Pfad ein, versuchte sein eigenes Ding zu drehen, eroberte Mandalore, vereinte mehrfach diverse Verbrechersyndikate unter sich, überlebte bis in die Zeit des Imperiums und bekam in „Solo: A Star Wars Story“ sogar einen weiteren Realfilmauftritt. Der Maul, der schließlich in „Rebels“ und „Solo“ auftaucht, hat mit der ursprünglichen Inkarnation, die kaum mehr als ein Werkzeug Darth Sidious‘ war, nur noch wenig zu tun. Gerade in diesem Kontext ist es interessant, zu Mauls ursprünglicher Charakterisierung zurückzukehren – und wie ginge das besser als mit Michael Reaves‘ Roman „Darth Maul: Shadow Hunter“.

„Shadow Hunter“ knüpft inhaltlich direkt an die vierteilige Dark-Horse-Miniserie „Darth Maul“ von Texter Ron Marz und Zeichnerin Jan Duursema an. Nachdem Maul die Schwarze Sonne, das größte Verbrechersyndikat der Galaxis gnadenlos dezimiert hat, schickt Darth Sidious seinen Schüler auf eine neue Mission. Die Belagerung Naboos durch die Handelsföderation steht kurz bevor, doch Hath Monchar, einer der Neimoidianer, die das Konglomerat anführen, hat sich dazu entschlossen, diese Information an den Meistbietenden zu verhökern. Da dieser Umstand Sidious‘ Pläne empfindlich stören könnte, besonders, sollten die Informationen rund um die Blockade in die Hände der Jedi fallen, setzt er Maul auf Hath Monchar an. Dieser versucht derweil, besagte Informationen an den Mann zu bringen und findet in dem Informationshändler Lorn Pavan einen interessierten Käufer. Natürlich ahnt Pavan nicht, dass er sich damit ebenfalls zum Ziel Mauls macht. Maul selbst ist von dieser Mission nicht allzu angetan, da er sie als unter seiner Würde betrachtet, doch die Lage wird für ihn interessanter, als die Jedi Darsha Assant, eine Padawan kurz vor der Ritterprüfung, eher durch Zufall in die Situation verwickelt wird.

„Darth Maul: Shadow Hunter“ ist alles in allem eine verhältnismäßig kleine und begrenzte Geschichte. Schauplatz ist, von einigen Kontext-Szenen mit Nute Gunray und Co. einmal abgesehen, ausschließlich Coruscant, die Zahl der teilnehmenden Akteure ist ebenfalls sehr begrenzt und die gesamte Handlung nimmt auch relativ wenig Zeit in Anspruch. Beim Abfassen des Romans dürfte Michael Reaves vor den üblichen Problemen gestanden haben: Darth Maul, vor allem in seiner ursprünglichen Inkarnation, ist kein allzu ergiebiger Protagonist. Wo sich die Miniserie von Ron Marz und Jan Duursema auf die visuellen Aspekte und die Action konzentrieren kann, muss Reaves in größerem Ausmaß Innenleben und Dialoge liefern. Wie so häufig in Sith-zentrischen Romanen entschied sich Reaves, den eigentlichen Titelhelden bzw. -schurken Titelfigur zwar zu einer, aber nicht DER zentralen Figur zu machen. Ähnliches lässt sich auch in „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“ von James Luceno oder „Darth Bane: Rule of Two“ von Drew Karpyshyn beobachten. Während wir als Leser durchaus Einblicke in Mauls Gedankenwelt bekommen, sind es doch eigentlich Lorn Pavan und Darsha Assant, zusammen mit dem Droiden I-5YQ, die die Handlung tragen, während Maul trotz allem die Antagonistenrolle innehat – zumindest in der zweiten Hälfte des Romans. Das Gegenbeispiel hierzu wäre Lucenos „Darth Plagueis“ – hier sind tatsächlich fast ausschließlich der titelgebende Dunkle Lord sowie Darth Sidious die Figuren, denen wir folgen.

Gemessen an der Begrenztheit der Handlung gelingt es Reaves trotzdem, einige interessante Fragen aufzuwerfen, auch wenn er sie vielleicht nicht mit der Ausführlichkeit behandeln kann, die sie verdienen. Zum einen gibt er zumindest ein paar Einblicke in die Gedankenwelt der Sith-Lords Maul und Sidious, ohne natürlich allzu sehr ins Detail gehen zu können. Bevor Episode III in die Kinos kam, war es im Expanded Universe Usus, Palpatine und Sidious als zwei unterschiedliche Figuren zu behandeln – da „Shadow Hunter“ 2001, also noch vor „Attack of the Clones“ erschien, fällt er genau in diese Ära. Interessanterweise bestätigt „Shadow Hunter“ aufgrund des Twists am Ende praktisch, dass Palpatine und Sidious dieselbe Person sind. Wer sich hier mehr Informationen über die Sith erhofft, wird wahrscheinlich enttäuscht, da Reaves kaum mehr als recht vage Andeutungen machen kann. Was die Charakterisierung Mauls angeht, hält sich Reaves klar an den damals herrschenden Standard, will heißen: Anders als die TCW-Inkarnation der Figur hat Maul hier keinerlei eigene Ambitionen, die über die Erfüllung der Pläne seines Meisters hinausgehen. Er verschwendet keinerlei Gedanken daran, eines Tages vielleicht gegen Sidious zu kämpfen, um ihm den Titel des Sith-Meisters abzuringen, wie es die Regel der Zwei verlangen würde. Wenn er versagt, erwartet er nicht nur eine Bestrafung, er ist der Meinung, jedwede Maßnahme, die Sidious für richtig hält, auch verdient zu haben. Die Idee, seinen Meister zu belügen, erscheint ihm völlig absurd. Dennoch ist Arroganz ein entscheidender Charakterzug, primär Arroganz gegenüber allem, was nicht Sith ist – also allem außer ihm selbst und Darth Sidious. Diese Arroganz und das damit verbundene Überlegenheitsgefühl verleiten Maul dazu, seine Gegner zu unterschätzen und Fehler zu machen. Hier knüpft Reaves schön an die Maul-Miniserie an, in der diese Thematik ebenfalls dominant ist. In „Darth Plagueis“ lässt James Luceno Sidious beide Einsätze entsprechend kommentieren.

Tatsächlich interessanter als Mauls Innenleben sind allerdings Lorn Pavan und Darsha Assant, weil sie im Grunde zwei Perspektiven auf den späten Jedi-Orden liefern, eine positive und eine ehr kritische. Lorn Pavan hat seine eigene Geschichte mit den Jedi, er war Angestellter im Tempel, als sich jedoch herausstellte, dass sein kleiner Sohn machtsensitiv ist, wurde dieser von den Jedi „eingezogen“ und Lorn Pavan wurde entlassen, um Bindungen zu vermeiden. Besagter Sohn, Jax Pavan, wird später übrigens Protagonist in diversen anderen Reaves-Romanen. Dementsprechend ist Lorn Pavan nicht allzu gut auf die Jedi zu sprechen. Für Darsha Assant hingegen sind die Jedi eine Ersatzfamilie, sie dominieren ihre ganze Welt. Beide lernen im Verlauf des Romans allerdings den Standpunkt des jeweils anderen kennen und ein Stück weit verstehen, wodurch sie einander schließlich auch Sympathie und Kameradschaft entgegenbringen. Das alles ist relativ knapp gehalten, funktioniert aber dennoch recht gut, da Reaves hier die Probleme, aber auch die Vorzüge des Jedi-Ordens als eine Art Mikrokosmos, heruntergebrochen auf zwei Individuen zeigt. Die ganze Angelegenheit besitzt zudem von Anfang an eine gewisse Tragik, da man als Leser natürlich weiß, dass die Schurken am Ende gewinnen müssen und Lorn und Darsha quasi zum Tode verurteilt sind.

Stilistisch sticht Reaves weder besonders positiv noch negativ aus der Masse der Star-Wars-Literatur heraus, „Darth Maul: Shadow Hunter“ ist flüssig, spannend und gut lesbar geschrieben, verfügt aber weder über den Detailreichtum eines James Luceno, noch über die Metapherndichte eines Matthew Stover. Reaves hat die Angewohnheit, immer wieder in die Köpfe seiner Charaktere zu blicken und uns an ihren inneren Prozessen teilhaben zu lassen, was meistens ganz gut funktioniert. Gerade bei Maul und Sidious fällt das mitunter etwas knapper und vager aus, was aber an den oben erwähnten Beschränkungen liegt, schließlich sollten viele Fragen, die „The Phantom Menace“ aufwarf, erst in den folgenden beiden Filmen oder sogar späteren Romanen beantwortet werden (Stichwort: „Darth Plagueis“). Wenn man Reaves etwas vorwerfen kann, dann ist es, dass hier vielleicht ein, zwei Mal zu häufig der Zufall bzw. Plot Convinience bemüht wird. Dieses Element kann man allerdings auch positiv bewerten, denn ausnahmsweise hilft die Plot Convinience nicht den Helden, sondern Sidious und Maul. Vielleicht ist die Macht bereits so im Ungleichgewicht zugunsten der Sith, dass jegliche Bemühungen schließlich und endlich zum Scheitern verurteilt sind. Wie man es jedoch auch dreht und wendet, dieser Umstand sorgt dafür, dass Maul weniger kompetent erscheint. Ein weiterer Kritikpunkt ist relativ typisch für Star-Wars-Literatur im Allgemeinen: War es wirklich nötig, Obi-Wan unbedingt einen kleinen Subplot zu verpassen und ihn so mehr oder weniger knapp an Maul vorbeischrammen zu lassen?

Im August 2022 erschien „Darth Maul: Shadow Hunter“ im Rahmen der „Essential Legends Collection“, was vor allem einen Vorteil hat: Zusätzlich zur gedruckten Neuauflage mit neuem Cover veröffentlichte man auch ein überfälliges, ungekürztes Hörbuch. Oft werden für diese Hörbücher Veteranen wie Marc Thompson oder Jonathan Davis herangezogen, hin und wieder wählt man allerdings auch besondere Interpreten. Für „Shadow Hunter“ verpflichtet man Sam Witwer, eine durchaus passende Wahl, gehören doch zu den Star-Wars-Charakteren, denen er seine Stimme lieh, neben dem Sohn aus der Mortis-Trilogie in „The Clone Wars“, Starkiller in den beiden Force-Unleashed-Spielen und Hugh Sion in „Star Wars: Resistance“ eben auch Sidious (in „The Force Unleashed“ und „Rebels“) und natürlich vor allem Maul („The Clone Wars“, „Rebels“ und „Solo: A Star Wars Story“). Dementsprechend lebhaft und stimmenreich ist Witwers Lesung des Romans. Vor allem sein Maul ist wirklich gelungen, seine Imitation von Liam Neeson (Qui-Gon hat ein, zwei kurze Gastauftritte) ist allerdings auch äußerst überzeugend. Mit seinem Palpatine/Darth Sidious hingegen bin ich nie so recht warm geworden. Witwers Auslegung der Figur war für mich immer ein wenig zu nah an der Parodie. Zudem basiert Witwers Sidious stark auf der Episode-VI-Inkarnation der Figur, während Ian McDiarmid den Imperator in Spee in „The Phantom Menace“ deutlich barscher und geschäftsmäßiger parlieren lässt. Trotz dieses kleinen Mankos ist die Lesung sehr zu empfehlen, vor allem, da Witwer in weitaus größerem Ausmaß mit dem Text mitgeht, als man das sonst vielleicht gewohnt ist und besonders in intensiven Szenen oder Passagen, die in die Gedankenwelt der Charaktere eintauchen, den Erzähler an die entsprechende Figur angleicht. Wer eine ruhigere, ebenmäßigere Lesung bevorzugt, wird damit wahrscheinlich nicht unbedingt glücklich werden, aber wer einem animierten, lebhaften Vortrag des Textes etwas abgewinnen kann, sollte sich das Hörbuch unbedingt zu Gemüte führen.

Fazit: „Darth Maul: Shadow Hunter“ ist ein sehr kurzweiliger, wenn auch in seiner Reichweite begrenzter Roman, der trotz seiner Kürze einige durchaus interessante Ideen vermittelt und einen interessanten Kontrast zum Maul der Disney-Ära schafft. Gerade als Hörbuch sehr empfehlenswert.

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Siehe auch:
Darth Maul
Darth Maul: Son of Dathomir
Darth Plagueis
Solo: A Star Wars Story – Ausführliche Rezension

The Mandalorian Staffel 3

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Die Entwicklung von Star Wars von einem Film- zu einem Serien-zentrierten Franchise ist ein durchaus faszinierendes Phänomen, bei dem es zweifelsohne eine Reihe von ineinandergreifenden Faktoren gab. Die Rezeption von „Solo: A Star Wars Story“ und der Sequel-Trilogie abseits von „The Force Awakens“ spielten sicher eine Rolle, aber auch die Pandemie dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben. Erst jüngst verkündeten Kathleen Kennedy und andere Vertreter von Lucasfilm, man wolle sich bezüglich der Kinofilme eher am aktuellen James-Bond-Modell orientieren, sich ordentlich Zeit lassen und die Filme dafür zum Event machen, anstatt alle zwei Jahre ein Projekt rauszuhauen. Es wird sich zeigen, ob es den drei aktuell angekündigten Projekten besser ergeht als den diversen angedachten Filmen zuvor. Gegenwärtig sind das ein Film über die Ursprünge der Jedi von James Mangold (der Legends-Fan denkt da sofort an die Comicserie „Dawn of the Jedi“), ein Film von Dave Filoni, der als Avengers-artige Kulmination des „Filoniverse“ angedacht zu sein scheint, sowie eine Art Fortsetzung zur Sequel-Trilogie, in welcher Rey einen neuen Jedi-Orden aufbaut, inszeniert von Sharmeen Obaid-Chinoy. Aber zurück zu den Realserien: Mit der dritten Staffel von „The Mandalorian“ sind wir bei insgesamt sechs abgeschlossenen Staffeln angekommen und inzwischen zeichnet sich ein recht zwiespältiges Bild. In vielerlei Hinsicht ist die dritte Staffel von „The Mandalorian“ exemplarisch für die Dinge, die in Disney SW-Serienuniversum noch funktionieren und die, die nicht mehr funktionieren.

Handlung und Struktur
Den ersten beiden Staffeln von „The Mandalorian“ gelang eine relativ gute Balance zwischen für sich stehenden, abgeschlossenen Folgen (hin und wieder auch mit einem Zwei- oder Dreiteiler) und einem übergreifenden Handlungsstrang. Letzterer war die Mission, Grogu zu seinen Angehörigen, also den Jedi, zu bringen; im Rahmen dieser übergeordneten Mission mussten sich Din Djarin (Pedro Pascal, Lateef Crowder) und sein Schützling mit diversen Gegebenheiten und Widersachern auseinandersetzen, die eher an einem „Monster of the Week“-Format erinnern. Jeweils gegen Staffelende sorgt dann Moff Gideon (Giancarlo Esposito) dafür, dass sich die Handlung verdichtet. Auf gewisse Weise folgt auch die dritte Staffel diesem groben Muster, aber auf deutlich chaotischerer Art und Weise, weit weniger sauber strukturiert.

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Din Djarin (Pedro Pascal) und Grogu

Nun, da Din Djarin sowohl im Besitz des Darksabers ist als auch seinen Schützling wieder an seiner Seite hat, trachtet er danach, sich in den Augen seines Kults, der „Children of the Watch“, angeführt von der mysteriösen Schmiedin (Emily Swallow), zu rehabilitieren, nachdem er Grogu sein Gesicht zeigte und damit gegen die Regeln dieses Kults verstieß. Um dies zu erreichen, muss er in den mythischen Wassern von Mandalore baden, unglücklicherweise gilt der Heimatplanet der Mandalorianer allerdings als verflucht und verseucht. Mit der Hilfe Bo Katans (Katee Sackhoff), die von ihren Leuten im Stich gelassen wurde, gelingt es Din Djarin tatsächlich, sein Vorhaben durchzuführen. Mehr oder weniger zufällig hat sich nicht nur Din, sondern auch Bo Katan nun in den Augen der „Children of the Watch“ rehabilitiert, sodass sie und die Schmiedin nun die Gelegenheit sehen, die verschiedenen mandalorianischen Fraktionen wieder miteinander zu vereinen und Mandalore zurückzuerobern.

Knapp zusammengefasst klingt der übergeordnete Handlungsstrang relativ zielgerichtet, in ihrer Narrative ist diese Staffel allerdings äußerst holprig und inkohärent. Gerade zu Beginn wird diesem übergeordneten Plot eine größere Wichtigkeit eingeräumt, als es in den bisherigen Staffeln der Fall war, nur um ihn dann plötzlich auf ziemlich unelegante Weise zu unterbrechen und Nebenschauplätze zu eröffnen. Prinzipiell ist das nichts schlechtes, gerade im Kontext dieses erzählerischen Konstrukts wirkt es allerdings oft ungelenk und merkwürdig. Hinzu kommt ein noch größeres Ausmaß an Logiklöchern und Plot Convinience. Mit beidem muss man bei einer Star-Wars-Serie durchaus ein Stück weit rechnen, aber es kommt immer auf das Ausmaß an: Stört es die Suspension of Disbelief? Wirklich ärgerlich ist, dass oftmals nur ein paar erklärende Dialoge nötig gewesen wären, um die Probleme zumindest oberflächlich zu beheben. Warum etwa bleiben die „Children of the Watch“ auf einem Planeten, auf dem sie ständig von Flugsauriern attackiert werden, ohne etwas dagegen zu tun? Irgendwelche obskuren Kultregeln hätten da schon als Erklärung ausgereicht, vielleicht sind der Planet und/oder die Kreaturen heilig – so wirken die „Children“ allerdings nur extrem naiv, blauäugig und lernunfähig. In vielerlei Hinsicht wirkt es, als habe es bei der Produktion der dritten Staffel diverse Schwierigkeiten hinter den Kulissen gegeben, hastige Änderungen, Einmischungen der Produzenten etc., die zu wenig durchdachten Lösungen führen. Das zeigt sich auch und vor allem in der finalen Episode, die nicht nur Logik- sondern Handlungslöcher aufweist.

Between a Rock and a Hard Place
Die narrative Gesamtkonzeption der dritten Mandalorian-Staffel ist ein weiterer Grund, weshalb ich davon ausgehe, dass es hinter den Kulissen Schwierigkeiten gab. Es handelt es sich bislang nur um eine Vermutung, aber ich persönlich denke, dass der ursprüngliche Plan vorsah, in der ersten Hälfte dieser Staffel auf eine Wiedervereinigung von Din und Grogu hinzuarbeiten und in der zweiten die Rückeroberung Mandalores zu thematisieren – Letzteres ist dann ja auch das handlungstreibende Element. Dann aber waren wohl die Produzenten bei Disney der Meinung, dass es Zeit sparen würde, wenn man Din und Grogu bereits in „The Book of Boba Fett“ wiedervereinen würde, schließlich will das Publikum die beiden vereint sehen, nicht wahr? Diese Entscheidung, aus „The Book of Boba Fett“ „The Mandalorian” Staffel 2,5 zu machen, hat in meinen Augen sehr viel zerstört; dazu gehört die Integrität der Boba-Fett-Serie, in der die Titelfigur in der zweiten Hälfte zum Nebencharakter verkommt, aber auch die Minderung der emotionalen Wucht des Finales der zweiten Mandalorian-Staffel und, zu allem Überfluss, auch die dritte Staffel als Ganzes, denn so, wie sie ist, wirkt sie extrem unfokussiert und inkonsequent.

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Bo Katan (Katee Sackhoff)

Besonders zwei Episoden stechen heraus, Folge 3, „The Convert“ sowie Folge 6, „Guns for Hire“. Beide wurden im Fandom recht kontrovers aufgenommen, weil sie, im Guten wie im Schlechten, entweder inhaltlich oder tonal (oder beides) als Ausreißer wahrgenommen wurden. Beide sind meinem Empfinden nach keine schlechten Episoden, wirken aber im Gesamtkontext deplatziert. „The Convert“ ist wahrscheinlich die erzählerisch am besten strukturierte Episode der Staffel, der Plot um Din Djarin, Bo Katan und die Mandalorianer fungiert als Rahmen, während die Haupthandlung dieser Folge den Zuschauer nach Coruscant führt und erzählt, was mit Dr. Pershing (Omid Abtahi) und Elia Kane (Katy O’Brian) geschieht. Inszenatorisch fühlt sich diese Episode beinahe an wie eine Hommage an „Andor“ und wirft durchaus einige interessante Fragen auf, auch wenn ich mit der Darstellung der Neuen Republik als praktisch völlig inkompetent nicht wirklich zufrieden bin. Schon in früheren Legends-Werken findet sich oft eine Dichotomie zwischen Totalitarismus oder inkompetenter bzw. korrupter Demokratie ohne Abstufungen bzw. positiver Zeichnung eines demokratischen Systems, im Disney-Kanon ist diese Tendenz nun noch einmal stärker – das aber nur am Rande. Deutlich schwerer fällt ins Gewicht, dass der Aufbau, den „The Convert“ leistet, in dieser Staffel fast völlig ins Leere läuft. Es mag sein, dass er in „Ahsoka“ oder einem anderen späteren Projekt noch eine Rolle spielt, aber dennoch wäre ein wenig Pay-off in DIESER Staffel schön gewesen.

„Guns for Hire“ sorgte primär wegen der diversen Gastauftritte für Schlagzeilen: Lizzo, Jack Black und Christopher Lloyd reißen diese Episode fast schon an sich. Hinzu kommt ein sehr lockerer und komödiantischer Ton und eine zentrale Handlung, die vom übergeordneten Plot völlig losgelöst ist und sich eher nach einer Folge aus „The Clone Wars“ anfühlt, nicht zuletzt wegen der Präsenz vieler KUS-Kampfdroiden. Auch hier: Ich habe nichts per se gegen die Episode, so kurz vor dem Finale wirkt sie aber ziemlich deplatziert und nimmt den Fokus vom eigentlich wichtigen Charaktermoment: Bo Katan gewinnt die Gefolgschaft ihrer Leute zurück. Dieser Umstand ist hier aber fast schon ein Nachgedanke und wird in den letzten paar Minuten abgehandelt. Eine Episode wie diese hätte sich zu Anfang der Staffel deutlich besser gemacht, was zudem meinen Verdacht verstärkt. Es wirkt als habe man wegen „The Book of Boba Fett“ einen Teil der eigentlich geplanten Handlung verloren und nun relativ wild die Pläne durcheinandergeworfen. Grogu selbst spielt in „Guns for Hire“ keine Rolle und wird während der Mission bei Lizzo geparkt. In einer theoretischen dritten Staffel, in der Din in der ersten Hälfte von ihm getrennt ist und gemeinsam mit Bo Katan auf Missionen geht, hätte eine Episode wie diese deutlich mehr Sinn ergeben.

Auch das Finale ist in dieser Hinsicht ein interessantes Biest, abseits von den offensichtlichen, technischen Schwächen. „The Return“ verweigert sich gewissermaßen den Erwartungen und nimmt den geraden Weg von Punkt A nach Punkt B, es gibt keine großen Enthüllungen, keine Twists und keine weiteren Hinweise auf „Ahsoka“ oder andere kommende Projekte. Zumindest eine Art Teaser liefert immerhin die Eröffnungsszene der siebten Folge, „The Spies“, mit der Versammlung des imperialen Schattenrats. Hier sehen wir nicht nur Brendol Hux, den Vater von Armitage Hux aus der Sequel-Trilogie, der interessanterweise von Domnhall Gleesons Bruder Brian Gleeson gespielt wird, sondern auch Fanliebling Gilad Palleon (Xander Berkeley); Großadmiral Thrawn wird immerhin erwähnt. Auch diesbezüglich lässt Staffel 3 die Zuschauer allerdings hängen, es gibt keine Post-Credits-Szene, in der Thrawn seine Rückkehr ankündigt oder ähnliches. Auch sonst finden sich keine Cameos; lange wurde vermutet, Temuera Morrison könne als Boba Fett vorbeischauen, dem ist allerdings nicht der Fall. Viele andere Vermutungen und Theorien werden ebenfalls (zumindest temporär) widerlegt. Sehr bliebt war etwa die Vermutung, die Schmiedin arbeite entweder für Gideon oder für Thrawn und werde Din Djarin und Bo Katan im Finale verraten, aber nichts dergleichen geschieht: Die Mandalorianer erobern ihre Heimat zurück, während Din und sein Ziehsohn ein ziemlich eindeutiges Happy End bekommen. Einerseits ist es fast schon erfrischend, dass sich „The Mandalorian“ hier den aktuellen, vom MCU geprägten erzählerischen Konventionen nicht beugt – kein Reveal, kein Teaser am Ende, die Handlung wird gradlinig zuende geführt; ich brauche kein Cameo von Boba Fett, Thrawn, Snoke oder sonst jemandem. Dennoch fühlt sich das Ende wegen der vielen offenen Handlungsfäden unbefriedigend an. Vielleicht betrachten Favreau und Filoni ihre Serien tatsächlich als Teile einer großen Erzählung – vieles deutet inzwischen darauf hin, nicht zuletzt der angekündigte Filoni-Film. Dennoch wäre es auch innerhalb dieses konzeptionellen Konstrukts möglich, die einzelnen Staffeln zu funktionierenden erzählerischen Einheiten zu machen. So bleibt „The Mandalorian“ Staffel 3 kaum mehr als ein Zwischenschritt.

Is This the Way?: Figuren und ihre Entwicklung
Neben der narrativen Struktur hat die dritte Mandalorian-Staffel auch einige massive Probleme mit der Charakterisierung und Entwicklung der Figuren. Dieser Aspekt war in den bisherigen Staffel nie allzu komplex, aber doch funktional und nachvollziehbar. Ich wiederhole mich, aber auch hier erweist sich die Wiedervereinigung von Din und Grogu als Hauptproblem. Über weite Strecken wirken die Autoren der Serie, als wüssten sie nicht, was sie mit den beiden tun sollen. Dins Hauptanliegen zu Beginn der Staffel ist ebenfalls ein Aspekt, der bereits in „The Book of Boba Fett“ angerissen wurde: Um wieder Teil der „Children of the Watch“ zu werden, muss Din in den Lebenden Wassern von Mandalore baden – dieses Ziel erreicht er aber schon in der zweiten Folge, die restliche Zeit über reagiert er eher, als dass er eine wie auch immer geartete Agenda verfolgt. Bo Katan ist die Figur der dritten Staffel, die am ehesten einen funktionierenden Handlungsbogen hat, von der Einzelgängerin zur neuen Anführerin einer geeinten Mandalorianerfraktion. Aufgrund der bereits dargelegten narrativen Probleme funktioniert das alles nur bedingt, nicht zuletzt durch den Fokus; ich erwähnte bereits die Episode „Guns for Hire“, die hierfür exemplarisch ist. Hinzu kommt eine generelle, merkwürdige Tendenz in dieser Staffel, den Stoizismus den Mandalorianer auf ein neues Level zu heben; Figuren reagieren auf scheinbar einschneidende Ereignisse praktisch überhaupt nicht. Generell wird zudem die Chance auf ordentliche Charakterarbeit vertan, gerade in Bezug auf die Mandalorianer. Das Bündnis der beiden Fraktion hätte sehr schön genutzt werden können, um die Unterschiede in ihren Philosophien zu beleuchten, aber abseits von ein, zwei Ansätzen geschieht hier sehr wenig. Das hängt auch mit dem Umstand zusammen, dass wir nach drei Staffeln immer noch erstaunlich wenig über die „Children of the Watch“, ihre Weltsicht, ihr Helm-Dogma etc. wissen.

Dementsprechend wirkt das Finale bzw. das Happy End gewissermaßen unverdient, aufgrund all dieser Umstände war zumindest ich emotional nicht allzu involviert – etwa ganz im Gegensatz zum Finale von Staffel 2. Hier haben die Macher genau verstanden, welche Saiten sie anschlagen müssen, um die maximale Wirkung zu erzielen. In Staffel 3 hingegen: Din hat Grogu nun offiziell adoptiert, aber allzu viel bedeutet das nicht, schließlich ist ihre Vater-Sohn-Beziehung bereits fest etabliert. Mandalores Rückeroberung hinterlässt ebenfalls einen faden Nachgeschmack, da die kulturelle Bedeutung nicht ausreichend thematisiert wird. Wir wissen DASS, aber wir wissen nicht WESHALB.

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Moff Gideon (Giancarlo Esposito)

Und schließlich ist da noch die Gegenseite, die ebenfalls Teil des Problems ist. Moff Gideon war nie ein besonders komplexer oder gut geschriebener Schurke, vor allem seine Pläne wirkten zumeist nicht besonders gut durchdacht. Anstatt wirklich etwas auf die Beine zu stellen, schüttelt er zumeist nur ein weiteres Ass aus dem Ärmel und hofft, damit unsere Protagonisten zu besiegen. In Staffel 2 waren es die Dark Trooper, in Staffel 3 sind es die neuen Imperialen Kommandotruppen mit Jet-Pack und Beskar-Rüstung und natürlich die Praetorianer. Gideon profitiert ungemein von Giancarlo Espositos Charisma und Präsenz, weshalb er bislang als Widersacher eigentlich recht gut funktionierte. Pro Auftritt mutiert er allerdings mehr und mehr zum überdrehten Cartoon-Schurken, weshalb ich hoffe, dass er nun endgültig tot ist und wir mit Thrawn einen besseren Anführer des Restimperiums bekommen.

Fazit
Das alles mag nun etwas negativer klingen, als es gedacht ist. Die dritte Mandalorian-Staffel ist mit Abstand die schwächste der Serie, dennoch hat sie nach wie vor gut zu unterhalten gewusst und mehr als ordentliche Schauwerte geboten. Man ist doch immer wieder beeindruckt, was inzwischen in einer Serie alles möglich ist. Dennoch sind die narrativen Unebenheiten unendlich frustrierend, gerade weil man das Gefühl nicht loswird, dass das alles nicht hätte sein müssen und wir mit „Andor“ wirklich gesehen haben, was narrativ in einer Star-Wars-Serie möglich ist. Damit will ich nicht ausdrücken, dass „The Mandalorian“ sich stilistisch an „Andor“ angleichen sollte, aber es wäre doch schön gewesen, hätte Staffel 3 das Niveau der ersten beiden halten können.

Trailer

Bildquelle (© 2023 Lucasfilm Ltd. & ™. All Rights Reserved.)
Bildquelle Bo Katan
Bildquelle Gideon

Siehe auch:
The Mandalorian Staffel 1 & 2
The Book of Boba Fett
Obi-Wan Kenobi

Stück der Woche: The Emperor’s Play

Seit seinem großen, wenn auch nicht unbedingt gelungenen Auftritt in „The Rise of Skywalker“ bediente sich Disney des Imperators eher spärlich, aber dennoch kontinuierlich. Bislang summiert sich das zu drei Auftritten: In der animierten Miniserie „Tales of the Jedi“ erleben wir einen Gastauftritt des Prä-Klonkriege Darth Sidious, in der zweiten Staffel von „The Bad Batch“ steht Palpatine am Anfang seiner Herrschaft und im Finale von „Obi-Wan Kenobi“ hat er bereits einige Jahr als Imperator auf dem Buckel. Zwei Dinge haben diese Auftritte gemeinsam: Zum einen wurde erfreulicherweise jedes Mal Ian McDiarmid reaktiviert, entweder als Sprecher oder tatsächlich in voller Maske und Kutte. Und zum anderen waren die zuständigen Komponisten, Kevin Kiner und William Ross, recht zurückhaltend mit dem Thema des Imperators. In „Obi-Wan Kenobi“ findet sich keine Spur besagten Themas, lediglich der Imperiale Marsch erklingt, als Vader seinem Meister erklärt, er diene nur ihm. In „Tales of the Jedi“ erleben wir ein Zwiegespräch Sidious‘ mit einem seiner früheren Schüler, einem noch verhältnismäßig jungen und dunkelhaarigen Count Dooku. Auch hier scheint Kevin Kiner, seines Zeichens auch Komponist von „The Clone Wars“, „Rebels“ und „The Bad Batch“, davon abzusehen, Palpatines klassisches Leitmotiv zu verwenden. Die Soundkulisse, mit der er das Treffen der beiden Sith-Lords im Track Flight Into Darkness unterlegt, erinnert mit den getragenen Synth-Klängen interessanterweise eher an Vangelis‘ „Blade Runner“ als an den typischen Star-Wars-Sound. Kiner scheint hier den Fokus auf die surreale Atmosphäre zu legen, und natürlich war „Blade Runner“ eine wichtige Inspiration für Coruscant im Allgmeinen und die Hüttenstadt im Besonderen. Menschliche Stimmen spielen im entsprechenden Track ebenfalls eine Rolle, aber es ist die Stimme einer Frau und nicht der gewohnte Männerchor. Dies wirkt wie ein Echo der entsprechenden Szene in „Attack of the Clones“. Auch bei diesem zehn Jahre später stattfindenden Treffen wird die Unterhaltung der beiden Dunklen Lords von enigmatischem Frauengesang untermalt. Das Stück Padmé’s Ruminations aus „Revenge of the Sith“ weist ebenfalls gewisse Ähnlichkeiten zu besagter Soundkulisse auf.

Die interessanteste musikalische Untermalung Palpatines findet sich allerdings bei seinem Auftritt in „Truth and Consequences“, der achten Folge von „The Bad Batch“ Staffel 2. Hierbei handelt es sich um eine von Palpatines seltenen Reden vor dem Imperialen Senat. In bester Prequel- und Clone-Wars-Manier erleben wir hier, wie eine von Sidious‘ Intrigen aufgeht, sodass er am Ende genau das bekommt, was er will. Für diesen siegreichen Moment greift Kiner tatsächlich auf das ursprünglich von John Williams komponierte Thema für den Erzschurken zurück, liefert aber eine dekonstruierte und verfremdete Variation. Im entsprechenden Track, The Emperor’s Play, wird Palpatines Auftauchen durch zwei Trommelschläge kurz nach der Zweiminutenmarke angekündigt. Der Männerchor ist vorhanden, wird aber in die Begleitung verbannt, das eigentlich Thema wird, sehr getragen, von einer Frau gesungen, womit Kiner hier auf seine Komposition aus „Tales of the Jedi“ verweist. Ab 2:32 übernehmen finstere Streicher, die während Palpatines Rede zu seinem Thema ansetzen und es auch, sehr langsam, vollenden. Nun ist es die Frauenstimme, die in die Begleitung verbannt wird. Abermals entschließt sich Kiner, vor allem die enigmatische Natur Palpatines zu betonen, was angesichts des Blickwinkels der Protagonisten gar nicht so verkehrt scheint: Von Bail Organa (und natürlich Mad Amedda) einmal abgesehen weiß niemand der Anwesenden, dass Palpatine ein Sith-Lord ist, für sie bleibt er eine ebenso furchterregende und mächtige wie schwer einzuschätzende Figur. Die Verkündigung des Sturmtruppenprogramms wird nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, mit dem Imperialen Marsch untermalt, sondern mit einem melodischen Fragment aus dem Track Anakin’s Dark Deeds (u.a. bei 0:44 und 1:44) – hiermit verweist Kiner direkt auf die entsprechende Szene aus „Revenge of the Sith“, in der Palpatine ebenfalls vor dem Senat spricht und die Republik zum Imperium umgestaltet. Definitiv eine interessante Neuinterpretation eines altbekannten Themas.

Siehe auch:
Star Wars Episode IX: The Rise of Skywalker – Soundtrack
Darth Sidious – Karriere eines Imperators

Obi-Wan Kenobi

Spoiler!
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Die Idee, Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi zurückkehren zu lassen und mit ihm eine wie auch immer geartete Geschichte zwischen „Revenge of the Sith“ und „A New Hope“ zu erzählen, geistert im Grunde bereits seit der Disney-Übernahme durch das Fandom. Erst dachte man an einen Spin-off-Film im Stil von „Rogue One“, nach dem Erfolg von „The Mandalorian“ und der gewaltigen Serienexpansion wurde es dann jedoch schließlich eine sechs Episoden umfassende Miniserie (die eventuell eine zweite Staffel erhält, da Kritiker und Fans zwar gespalten sind, aber die Zuschauerzahlen stimmen). Von Drehbuchautor Stuart Beattie wissen wir inzwischen, dass in der Tat ursprünglich ein Film (bzw. sogar eine Trilogie) angedacht war, für die Beattie den Entwurf verfasste. Nachdem „Solo“ jedoch hinter den Erwartungen zurückblieb, entschied man sich bei Lucasfilm, das Format zu wechseln und Beatties Geschichte – mit massiven Änderungen, versteht sich – im Rahmen einer Serie zu erzählen. Die kanadische Regisseurin Deborah Chow, die bereits zwei Episoden von „The Mandalorian“ inszeniert hatte, wurde als Regisseurin aller sechs Episoden verpflichtet. Besondere Anziehungskraft auf Prequel-Fans entwickelte die Serie, als man verkündete, nicht nur Ewan McGregor, sondern auch Anakin-Darsteller Hayden Christensen zurückbringen zu wollen.

Handlung
Der ehemalige Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) lebt nach dem Fall des Ordens unter dem Namen Ben im Exil auf Tatooine, um über Luke Skywalker (Grant Feely) zu wachen. Die Monotonie seines Alltags wird erst unterbrochen, als Inquisitoren des Imperiums auftauchen, um einen weiteren Ex-Jedi aufzuspüren, der sich auf dem Planeten verbirgt. Obi-Wan kann den Agenten des Imperators zwar entgehen, doch noch mehr Unheil braut sich zusammen: Prinzessin Leia (Vivien Lyra Blair), Ziehtochter von Obi-Wans altem Verbündetem Bail Organa (Jimmy Smits) wird entführt, woraufhin Bail sich persönlich nach Tatooine begibt, um Obi-Wan um Hilfe zu bitten. Der ehemalige Jedi zögert zuerst, erklärt sich dann jedoch bereit, Leia ausfindig zu machen. Das Mädchen wird auf dem Planeten Daiyu gefangen gehalten. Obi-Wan gelingt es, die dortige imperiale Festung zu infiltrieren und Leia zu befreien, dabei findet er jedoch heraus, dass die Entführung spezifisch dazu inszeniert wurde, um ihn aus dem Versteckt zu locken. Eine Inquisitorin, Reva alias die Dritte Schwester (Moses Ingram), scheint nicht nur besonderes Interesse an Obi-Wan zu haben, sie eröffnet ihm auch, dass sein ehemaliger Schüler Anakin Skywalker (Hayden Christensen) noch am Leben ist. Dieser terrorisiert als Darth Vader (Stimme: James Earl Jones) die Galaxis und hat natürlich seinerseits enormes Interesse daran, seinen ehemaligen Meister endlich zu vernichten. Obi-Wan und Leia gelingt derweil die Flucht nach Mapuzo, wo sie von der abtrünnigen imperialen Offizierin Tala Durith (Indira Varma) unerwartet Hilfe erhalten. Doch Vader kann nichts aufhalten: Während es zu einer weiteren Konfrontation zwischen ihm und Obi-Wan kommt, gelingt es Reva, Leia erneut gefangen zu nehmen und sie nach Nur zum Hauptquartier der Inquisitoren zu bringen. Obi-Wan und Tala suchen auf Jabiim derweil die Hilfe einer Rebellenzelle, um Leia aus den Klauen des Imperiums zu befreien…

Konzeption und Struktur
In meiner Rezension zu „The Book of Boba Fett” schrieb ich, dass sich diese Serie anfühlt, als basiere sie weniger auf einem soliden erzählerischen Konzept und mehr auf einer fixen Idee mit mangelhafter Ausarbeitung – bei „Obi-Wan Kenobi“ verhält es sich meinem Empfinden nach relativ ähnlich. Die Idee lautet: „Obi-Wan und Vader: Rematch“. Um dieses Konzept sowie einige Elemente, die damit einhergehen ist die Serie aufgebaut. Tatsächlich finden sich zwei Begegnungen zwischen Obi-Wan und Vader, die die Serie relativ symmetrisch Strukturieren: Das erste findet in Episode 3, quasi als Mid-Season-Finale statt, das zweite natürlich in der finalen Episode 6. Das erste Duell markiert dabei den Tiefpunkt unseres Protagonisten, das zweite die endgültige Rückkehr zur alten Form. Soweit, so gut – das primäre Problem der Miniserie ist allerdings das ganze Drumherum, will heißen: die eigentliche Story, die oft so wirkt, als sei sie nicht aus sich selbst heraus erzählenswert, sondern diene eben dazu, die Figuren in bestimmte, angestrebte Situationen zu bringen. Dementsprechend ist Plot Convinience ein massives Problem. Star Wars hat diesbezüglich eine lange Tradition, aber gerade hier fällt es zumindest mir extrem unangenehm auf: Diverse Figuren werden zum Teil mehrfach erstochen, ohne dass es größere Konsequenzen gäbe, tauchen plötzlich an Orten auf, die sie eigentlich nicht hätten erreichen dürfen, tun die naheliegendsten Dinge nicht oder kommen, im Gegenteil, Plotelementen durch extrem weitgeholte Kombination auf die Schliche. Besonders Reva scheint immer wieder Opfer der schlechten Drehbücher zu sein: Nicht nur wird sie zwei Mal erstochen, ihre finale Aktion auf Tatooine ergibt keinerlei Sinn.

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Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor)

Auf mich wirkt das Format, das man letztendlich für diese Serie gewählt hat, in jeder Hinsicht falsch. Entweder hätte Lucasfilm diese Geschichte tatsächlich als sauber strukturierten Film erzählen müssen, oder aber eine deutlich längere Serie machen, die die angerissenen Themen wie das Vermächtnis der Jedi in der Galaxis oder Obi-Wans Trauma tatsächlich ausarbeitet – mit sechs Episoden wirkt die Miniserie wie nichts Halbes und nichts Ganzes. „Obi-Wan Kenobi“ ist langsam und holprig erzählt und wirkt, trotz inhaltlicher und struktureller Anpassungen, eben wie das Drehbuch eines Films, das auf sechs Episoden ausgedehnt wurde. Vieles ist redundant, unnötig in die Länge gezogen oder schlicht doppelt: Dass Obi-Wan Leia aus imperialer Gefangenschaft rettet, ist ja in Ordnung, aber gleich zwei Mal? Mit dieser Ansicht bin ich alles andere als alleine: Ähnlich wie bei den Hobbit-Filmen und einigen anderen größeren Franchise-Projekten hat „Obi-Wan Kenobi“ bereits einige Hobby-Editoren dazu veranlasst, die Miniserie zu einem Film umzuschneiden, Einblicke finden sich beispielsweise hier und hier.

Nicht unbedingt hilfreich ist, dass „Obi-Wan Kenobi“ auch im Bereich Regieführung einige Probleme aufweist, wobei ich oft nicht einmal wirklich genau den Finger darauf legen kann, was genau stört – manches wirkt einfach leicht daneben, merkwürdig in Szene gesetzt oder steif inszeniert. Mitunter könnte man auch auf den Gedanken kommen, dass Deborah Chow mit der Volume-Technologie nicht völlig zurechtkommt und sie zu vollem Effekt zu nutzen weiß, ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass es bei den von ihr inszenierten Folgen von „The Mandalorian“ ähnliche Probleme gegeben hätte. Das betrifft oft auch Action: Wie viel wurde bereits über die beiden missglückten und schlecht inszenierten Verfolgungsjagden gesagt und geschrieben, und auch der Angriff des Imperiums auf die Rebellenfestung lässt zu wünschen übrig.

Gerade bezüglich der Effekte und Schauwerte ist „Obi-Wan Kenobi“ zudem ein deutlicher Schritt zurück, gerade im Vergleich zur zweiten Mandalorian-Staffel oder „The Book of Boba Fett“. Man kann über letztere Serie sagen, was man möchte, aber mit Schauwerten wurde nicht gegeizt, seien es die beeindruckenden Panoramen von Mos Espa oder die fantastisch umgesetzte Ringwelt. Die Planeten, die wir in „Obi-Wan Kenobi“ besuchen, sind im Vergleich dazu deutlich uninteressanter, ja geradezu langweilig – und das, obwohl „Obi-Wan Kenobi“ noch einmal ein deutlich höheres Budget hatte als die vorherigen Serien. Gab es Probleme hinter den Kulissen? Wahrscheinlich. Waren Ewan McGregor und Hayden Christensen so teuer? Sehr gut möglich. Generell wissen die Special Effects leider nur teilweise zu überzeugen und nie zu beeindrucken.

Anakin vs. Obi-Wan?
Interessanterweise liegt die größte Stärke von „Obi-Wan Kenobi“ bei der Charakterisierung und Umsetzung der Hauptfigur. Ein Großteil davon ist natürlich Ewan McGregor zu verdanken. Trotz der negativen Rezeption der Prequels gehörte McGregors Darstellung des klassischen Jedi-Meisters zu den Aspekten, die fast durchgehend gelobt wurden – in „Obi-Wan Kenobi“ zeigt sich ein weiteres Mal, weshalb. McGregor kehrt mühelos in seine Paraderolle zurück und wirkt in jeder Minute überzeugend. Zu Beginn der Serie erleben wir einen Obi-Wan, der ganz unten angekommen ist, gefangen in der Routine seines Exils und konstant mit seinem Trauma hadernd. Auf Luke aufzupassen ist das Einzige, das seinem Leben noch Sinn gibt. Ganz im Sinne der klassischen Heldenreise-Thematik muss er von Bail Organa regelrecht gezwungen werden, sich auf die Leia-Rettungsmission zu begeben. Und selbst hier im Einsatz ist er weit von seinem alten Selbst entfernt, ähnlich wie Luke in „The Last Jedi“ scheint sich Obi-Wan zumindest partiell von der Macht abgekapselt zu haben. Dementsprechend gravierend fällt dann auch seine erste Niederlage gegen Vader aus. Erst danach gelingt es ihm, zu alter Form zurückzukehren und Vader bei der zweiten Begegnung sogar zu besiegen. Prinzipiell ist das keine schlechte Charakterentwicklung und sie funktioniert vor allem immer dann, wenn Ewan McGregor die Gelegenheit bekommt, ihr Potential in den ruhigeren Charaktermomenten auszuschöpfen. Leider wirkt die holprige Erzählweise der Serie dem manchmal entgegen und nur allzu oft wird die Aufmerksamkeit durch redundante Erzählstränge von Obi-Wan abgelenkt.

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Darth Vader (Hayden Christensen/James Earl Jones)

Hayden Christensens Rückkehr als Anakin/Darth Vader ist freilich das andere große Verkaufsargument dieser Serie. Tatsächlich finde ich persönlich es sehr schön, wie Christensen nun, genau zwanzig Jahre nach seinem Debüt als Anakin, auf diese Weise vom Fandom akzeptiert wird, nachdem er zu den Schauspielern gehört, die in der Rezeption der Prequels absolut nicht gut wegkamen. Zwar steckt Christensen in „Obi-Wan Kenobi“ auch unter Vaders Maske, bekommt hier aber kaum die Chance, sein Talent zu zeigen, nicht zuletzt weil die Stimme immer noch James Earl Jones gehört, wenn auch nachbearbeitet. Tatsächlich bediente man sich wohl derselben Technologie, mit der auch die Stimme des jungen Luke in „The Mandalorian“ und „The Book of Boba Fett“ rekonstruiert wurde, allerdings scheint sie inzwischen noch ausgereifter zu sein, denn Vader klingt tatsächlich fast genauso wie in der OT. Das aber nur am Rande – Christensen bekommt in der fünften Episode die Gelegenheit, noch einmal in die Rolle des Padawan Anakin Skywalker zu schlüpfen. Dieses Mal entschied man sich, die Verjüngungsmaßnahmen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren – während Ewan McGregor wirklich kaum zu altern scheint, wirkt Anakin doch deutlich älter als 19 – zugleich entsteht so aber auch kein unangenehmer Uncanny-Valley-Effekt. Und man kann es nicht leugnen, Christensen gelingt es trotz allem, die jugendliche Energie seine Rolle zu vermitteln. Nicht minder kraftvoll ist seine Performance im finalen Duell, in welchem er mit zerstörter Maske als „Anakin/Vader-Mischling“ auftreten darf – diese Szene wäre allerdings deutlich kraftvoller gewesen, hätte es nicht beinahe dieselbe bereits in „Star Wars Rebels“ gegeben.

Senatoren, Inquisitoren und andere Unruhestifter
Neben Obi-Wan und Anakin finden sich noch eine Reihe weiterer Rückkehrer aus den Prequels, primär Joel Edgerton und Bonnie Piesse als Owen und Beru Lars, Jimmy Smits als Bail Organa und, in kleinen Cameo-Auftritten, Temuera Morrison als Klon der 501. Legion, Ian McDiarmid als Darth Sidious und Liam Neeson als Qui-Gon Jinn. Dazu gesellen sich neue Darsteller in bekannten Rollen, primär Vivien Lyra Blair als zehnjährige Prinzessin Leia und Rupert Friend als der aus „Star Wars Rebels“ bekannte Großinquisitor. Weitere essentielle Neuzugänge sind Moses Ingram als Reva, Indira Varma als Tala Durith und Kumail Nanjiani als „Fake-Jedi“ Haja Estree. Im Großen und Ganzen sind zumindest die bekannten Figuren, mit einer Ausnahme, ziemlich gut umgesetzt, die Gastauftritte fügen sich logisch und sinnvoll in die Handlungskonstruktion ein, gerade Temuera Morrisons kleiner Auftritt ist ein wirklich kraftvoller Moment, von Ian McDiarmid und Liam Neeson hätte ich gerne mehr gesehen. Vivien Lyra Blair, die bereits in dem Netflix-Film „Birdbox“ ihr Debüt feierte, liefert eine wirklich gute Performance ab. Das eine oder andere Mal klingen ihre Dialoge vielleicht ein wenig zu erwachsen, aber dafür kann die Schauspielerin natürlich nichts. Man könnte kritisieren, dass die Handlunskonzeption diesbezüglich manchmal vielleicht etwas zu sehr an „The Mandalorian“ erinnert, schon wieder haben wir einen Einzelgänger, der sich (widerwillig) um ein Kind kümmern muss, aber zugleich sind Grogu und Leia als Figuren verschieden genug, dass das nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Zugegebenermaßen hätte ich mir gewünscht, dass nicht unbedingt Leia der Auslöser für Obi-Wans kurzzeitige Rückkehr auf die Bühne der Galaxis ist, aber nun ja…

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Reva (Moses Ingram)

Im Gegensatz dazu funktioniert der Großinquisitor für mich in dieser Inkarnation überhaupt nicht. Das liegt zum einen daran, dass er für meinen Geschmack deutlich zu menschlich aussieht, das Make-up erinnert eher an hochwertiges Cosplay, die Pau’aner in „Revenge of the Sith“ sahen da deutlich beeindruckender aus. Zum anderen kann ich mich auch mit Rupert Friends Darstellung nicht wirklich anfreunden – zu pompös, zu aufgesetzt. Wäre es nach mir gegangen, hätte man den Großinquisitor mit Jason Isaacs besetzt, der der Figur in „Star Wars Rebels“ ihre Stimme verlieh und nochmal ein ganz anderes Level an Gravitas mitgebracht hätte. Insgesamt sind die Inquisitoren nicht allzu gelungen – bereits in „Rebels“ waren sie nicht besonders furchterregende oder ernstzunehmende, aber hier wirken sie noch einmal inkompetenter. Reva alias die Dritte Schwester hat sich diesbezüglich besonders mal wieder zu einer Figur entwickelt, die das Fandom enerviert – und wie üblich zeigt es sich dabei von seiner hässlichsten Seite. Es ist völlig in Ordnung, eine schauspielerische Leistung oder die Konzeption einer Figur sachlich zu kritisieren, entsprechende Schauspielerin dann aber auf Social Media mit rassistischen Kommentaren niederzumachen absolut nicht. Ich bin zugegebenermaßen nicht der größte von Fan Reva, aber Moses Ingram trägt dafür nun wirklich nicht die Verantwortung. Auf mich wirkt sie konzeptionell ähnlich wie Kylo Ren, gewissermaßen eine unwillige Anhängerin der Dunklen Seite, allerdings mit deutlich handfesterer Motivation: Infiltrieren der Inquisition, um an Vader heranzukommen. In diesem Kontext ist auch Ingrams etwas überdrehtes Spiel in den frühen Episoden verständlich: Reva kompensiert. Aber auch hier schadet die suboptimale Erzählstruktur und die ungeschickte Inszenierung der Serie dem Handlungsbogen – vor allem, was die Auflösung angeht. Es ist auf konzeptioneller und thematischer Ebene gut verständlich, weshalb Reva Luke töten möchte, da es sehr gut die Order-66-Flashbacks widerspiegelt: Reva ist genau zu dem geworden, was sie eigentlich vernichten wollte. Handlungslogisch ergibt dieser Abstecher allerdings keinerlei Sinn und lenkt nur vom eigentlich Kern und der Obi-Wan/Vader-Begegnung ab.

Verordnung im Franchise
Die Einordnung von „Obi-Wan Kenobi“ im Franchise ist in mehr als einer Hinsicht eine recht interessante Angelegenheit, sowohl im Bezug auf die Filme, als auch auf frühere Legends-Werke. In Episode IV erhalten wir einige mehr oder weniger nebulöse Angaben zur Vorgeschichte: „When I left you I was but the learner. Now I am the master.“ Diese Aussage impliziert eine Niederlage Vaders gegen Obi-Wan; bisher wurde sie primär auf „Revenge of the Sith“ bezogen, „Obi-Wan Kenobi“ rekontextualisiert dies (und vieles andere) aber nun natürlich. Und irgendwann muss Obi-Wan natürlich auch erfahren haben, dass Anakin ihr Duell überlebt hat, denn in „A New Hope“ ist er sich dessen sehr bewusst. In wie fern das alles, auch in Hinblick auf die Beziehung zwischen Obi-Wan und Leia, passend ist, ist diskutabel, das war es aber auch schon bei „Revenge of the Sith“. Der Wortwechsel zwischen Vader und Obi-Wan in der sechsten Episode der Serie bemüht sich jedenfalls sehr, die Fronten zu klären: Vader legt dar, dass nicht Obi-Wan versagt hat, sondern dass er, Vader, Anakin getötet habe, woraufhin Obi-Wan beginnt, ihn „Darth“ zu nennen, wie er es auch in Episode IV tut.

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Owen Lars (Joel Edgerton)

„Obi-Wan Kenobi“ ist auch insofern interessant, da es im Legends-Bereich quasi direkte Gegenstücke gibt – zumindest im Bezug auf Star-Wars-Serien durchaus ein Novum. Zwar findet kein Rematch zwischen dem Ex-Jedi und seinem Padawan statt, aber es finden sich einige konzeptionell ähnliche Romane. Primär wären das John Jackson Millers „Kenobi“ und die Kinderbuchreihe „The Last of the Jedi“ von Jude Watson. In Ersterem macht Obi-Wan eine ähnliche Charakterentwicklung durch und lernt, mit den Ereignissen aus „Revenge of the Sith“ umzugehen, allerdings ohne dabei Tatooine zu verlassen. „Kenobi“ ist eine sehr begrenzte, „kleine“ Geschichte, in der es, neben Obi-Wans Trauma, primär um einen Konflikt zwischen Feuchtfarmern und Tusken geht. Im Gegensatz dazu verlässt Obi-Wan in „The Last of the Jedi“ sein Exil, verbündet sich mit einem anderen Order-66-Überlebenden namens Ferus Olin und bekommt es auch mit Inquisitoren zu tun – das Konzept dieser Jedi-Jäger stammt ursprünglich aus den Legends-Werken, auch wenn sie sich von ihren Disney-Gegenstücken durchaus unterscheiden. Dass Anakin/Vader überlebt hat und als Cyborg durch die Gegend marschiert, erfährt Obi-Wan zudem in James Lucenos „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“ – in diesem Roman nimmt auch Qui-Gon Jinns Machtgeist zum ersten Mal mit ihm Kontakt auf. Es sei zudem zu erwähnen, dass sich Qui-Gon in Legends nie körperlich manifestieren konnte, er war immer nur zu hören. Neben dem Rematch findet sich der größte Unterschied zwischen Kanon und Legends in dem Umstand, dass alle dieser Obi-Wan-Geschichten relativ kurz nach „Revenge of the Sith“ spielen, während zwischen Film und Serie zehn Jahre liegen.

Zudem baut „Obi-Wan Kenobi“ eine ganze Reihe an Verweisen zum Disney-Kanon und sogar zu diversen Legends-Werken ein. Die Basis der Inquisitoren stammt beispielsweise aus „Jedi: Fallen Order“ – tatsächlich wirkt die vierte Episode fast wie die Verfilmung einer Mission dieses Spiels. Die Legends-Anspielungen sind zumeist etwas subtiler, die Serie etabliert, dass Quinlan Vos, wie in Legends, Order 66 überlebt hat und etabliert zudem mehr oder weniger die Existenz des Post-Endor-Jedi-Ritters Corran Horn. Der Planet Jabiim, auf dem die Handlung der fünften Episode stattfindet, hat in den Republic-Comics der frühen 2000er zudem eine besondere Bedeutung, dort kämpft Anakin in einer ihn stark prägenden Schlacht, während Obi-Wan von den Separatisten gefangengenommen und an Asajj Ventress ausgeliefert wird. Die Serie benutzt allerdings nur diesen Namen.

Soundtrack

Wie bei vielen anderen Aspekten von „Obi-Wan Kenobi“ gab es auch bei der Musik einige Probleme hinter den Kulissen. Als Komponistin wurde Natalie Holt ausgewählt, die sich mit dem ebenso gelungenen wie kreativen Score der MCU-Serie „Loki“ einen Namen machen konnte. Deutlich später wurde dann verkündet, John Williams höchstpersönlich werde, wie schon bei „Solo“, ein Thema für die Hauptfigur beisteuern. Holt hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen großen Teil der Musik für die Serie komponiert. Auf Williams Empfehlung (oder Anweisung) hin zog man William Ross, einen langjährigen Williams-Mitarbeiter hinzu, der beispielsweise bereits bei „Harry Potter and the Chamber of Secrets“ ausgeholfen hatte, um Williams‘ neues Thema für die entsprechenden Szenen zu adaptieren. Zusätzlich oblag es Ross, einige der klassischen Star-Wars-Leitmotive unterzubringen. Wie aus einem Interview mit Holt hervorgeht, wussten sowohl sie als auch Deborah Chow lange nicht, ob die ikonischen Themen überhaupt verwendet werden durften, weshalb Holt auf die verzichtete. Auch hier war es anscheinend Williams selbst, der anregte (oder verlangte), sie auf ein Minimum bzw. auf die letzte Folge zu beschränken. So sehr ich Williams auch als Komponisten und musikalischen Geschichtenerzähler schätze, diese Entscheidung halte ich für völlig verkehrt.

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Der Großinquisitor (Rupert Friend)

Aber betrachten wir zuerst das neue Obi-Wan-Thema. Entgegen anderslautender Behauptungen hatte Obi-Wan in „A New Hope“ tatsächlich ein eigenes Leitmotiv – nur dass dieses Leitmotiv sehr schnell zum Thema der Macht insgesamt „mutierte“ und diese auch heute noch repräsentiert – in der ursprünglichen Partitur wird es jedoch als „Ben’s Theme“ bezeichnet. Das neue Williams-Thema passt sich hervorragend in das leitmotivische Netz des Franchise ein, ähnlich wie bei Reys Thema gibt es viele Anknüpfungspunkte zu anderen Themen der Saga, primär natürlich dem Machtthema. Darüber hinaus verströmt es ein gewisses wagnerianisches Flair, mich persönlich erinnerte es beim ersten hören an Siegfrieds Thema aus dem „Ring des Nibelungen“ (am besten zu hören in Siegfrieds Trauermarsch), allerdings weniger heroisch und eher traurig und introspektiv.

Bei den Stücken, die auf dem offiziellen Album zu finden sind, wird eindeutig zugeordnet, welche von Holt und welche von Ross stammen – wie zu erwarten war, taucht das Williams-Thema nur in den Ross-Tracks auf. Diese klingen insgesamt auch in deutlich stärkerem Ausmaß nach Williams, während sich Holt eher modernerer Stilmittel bedient – sowohl Synth-Elemente als auch exotische Instrumentierung zur Repräsentation verschiedener Schauplätze spielen hier eine deutlich größere Rolle. Das sorgt dafür, dass beide Teile des Scores stilistisch nie so recht zusammenfinden wollen. Holts Musik ist keinesfalls schlecht, für meinen Geschmack allerdings teilweise etwas unpassend: Es ist durchaus angemessen, dass Serien wie „The Mandalorian“ oder „The Book of Boba Fett“ in einem individuellen, moderneren Stil komponiert sind, gerade bei dieser Serie, die so von den Prequels abhängig ist, wäre es in meinen Augen wichtig gewesen, diesen Umstand durch die Musik auszudrücken.

Und damit wären wir auch schon bei der Verwendung der altbekannten Themen: Wie essentiell diese sind, wird erst so richtig klar, wenn sie fehlen. Dieser Umstand trägt zumindest für mich oft zu der Wahrnehmung bei, dass bei der Inszenierung einfach etwas nicht stimmt. Holt liefert durchaus neue Themen für bekannte Figuren, etwa für Leia oder Vader (letzteres Motiv ist irgendwo zwischen dem Rhythmus des Imperialen Marsches und des ursprünglichen Vader-Motivs aus Episode IV), zusätzlich zu dem einen oder anderen völlig neuen Motiv, etwa für die Inquisitoren. Diese sind allerdings selten mehr als funktional. Hin und wieder finden sich subtile Andeutungen, Vaders neues Thema scheint sich im Verlauf des Scores immer weiter dem Imperialen Marsch zu nähern, sehr gut vernehmbar in Empire Arrival, gegen Ende von No Further Use taucht bereits eine kurzen Andeutung des Imperialen Marsches auf (an die ich mich in der Serie selbst aber nicht erinnern kann) und in First Rescue baut Ross einen kurzen Hinweis auf den Main Title ein.

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Tala Durith (Indira Varma)

Tatsächliche, volle Statements der ikonischen Themen finden sich am Ende von Overcoming the Past (Imperialer Marsch) und Saying Goodbye (Machtthema und Leias Thema). Ich verstehe die Idee, sich die „großen Themen“ bis ganz zum Schluss aufzuheben, das kann durchaus gut funktionieren, ein Beispiel wäre etwa David Arnolds „Casino Royale“. Da der Imperiale Marsch aber bereits zuvor in den Prequels Verwendung fand, überzeugt mich die Argumentation, Vader müsse sich sein ikonisches Leitmotiv erst verdienen, absolut nicht. Vor allem ist „Obi-Wan Kenobi“ für mich eine verpasste Chance: Während die Themen der OT in den Sequels ausgiebig (und mal mehr, mal weniger gelungen) verarbeitet wurden, zeigte man sich in den Disney-Produktionen gegenüber den Prequel-Themen zumeist sehr stiefmütterlich, der kurze Einsatz von Duel of the Fates in „Solo“ war praktisch das höchste der Gefühle. Anakins oder Qui-Gons Thema hätten sich wirklich ideal angeboten und der Umstand, dass im großen Duell zwischen Vader und Obi-Wan keine neue Variation von Battle of the Heroes erklingt, ist fast schon kriminell. Man merkt, dass Ross im entsprechenden Stück, I Will Do What I Must, versuchte, etwas an Duel of the Fates oder Battle of the Heroes erinnerndes zu schreiben, aber es wirkt eben doch wie eine bloße Nachahmung.

Fazit: „Obi-Wan Kenobi“ ist eine ebenso zwiespältige wie frustrierende Erfahrung. Einerseits ist viel Potential vorhanden und zudem bietet die Serie vor allem eine grandiose Rückkehr von Ewan McGregor und anderen Prequel-Darstellern wie Jimmy Smits, Joel Edgerton oder Hayden Christensen. Andererseits geht aber viel durch suboptimale Inszenierung, holprige Erzählweise, Mangel an Fokus und schlichte Redundanz verloren. Irgendwo in dieser aufgeblähten Miniserie steckt ein guter Film, wie einige kreative Fans bereits bewiesen haben…

Trailer

Bildquelle (© 2022 Lucasfilm Ltd. & ™. All Rights Reserved.)

Siehe auch:
The Mandalorian Staffel 1 & 2
The Book of Boba Fett
Kenobi

The Book of Boba Fett

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Boba Fett ist zweifellos eine der beliebtesten Nebenfiguren des Franchise, bereits in „The Empire Strikes Back“ wusste der enigmatische Kopfgeldjäger viele Fans von sich einzunehmen. Über die Jahre hinweg versorgten Romane und Comics das Fandom mit mehr Fett, u.a. wurde in der Comicserie „Dark Empire“, verfasst vom kürzlich verstorbenen Tom Veitch und bebildert von Cam Kennedy, enthüllt, dass Boba seinen eher unrühmlichen Tod in „Return of the Jedi“ überlebt hatte. Mit „Attack of the Clones“ verpasste ihm George Lucas schließlich einen Hintergrund, der sich sehr von dem unterschied, was diverse EU-Autoren zuvor über seine Vergangenheit berichtet hatten. Dass Disney sich Boba Fetts Popularität nicht entgehen lassen würde, war von Anfang an ziemlich klar. Lange wurde spekuliert, bei dem Anthologie-Film, bei dem Josh Trank Regie führen sollte, handle es sich um einen Boba-Fett-Film. Sein Live-Action-Debüt in einem Disney-Projekt feierte Boba schließlich in der zweiten Staffel von „The Mandalorian“, gespielt von Jango-Fett-Darsteller Temuera Morrison. Dieselbe Staffel teaserte am Ende auch die zweite Star-Wars-Realserie „The Book of Boba Fett“ an. Und hier sind wir also: Die komplette erste Staffel (ob es eine zweite geben wird steht aktuell noch nicht fest) ist komplett auf Disney+ anschaubar und umfasst sieben Episoden.

Handlung
Nachdem Boba Fett (Temuera Morrison) seine Rüstung zurückbekommen hat, kehrt er zusammen mit Fennec Shand (Ming-Na Wen) nach Tatooine zurück und übernimmt Jabbas altes Territorium. Damit ist es aber nicht getan, als neuer Daimyo muss er sich erst einmal einen Namen machen und Verbündete finden, denn nur mit Fennec und Jabbas altem Folterdroiden 8D8 (Matt Berry) wird er nicht allzu weit kommen. Während einige einflussreiche Einwohner der nahe gelegenen Stadt Mos Espa, etwa die Cantinabesitzerin Garsa Fwip (Jennifer Beals) Bobas Anspruch akzeptieren, sind andere wie beispielsweise der Bürgermeister Mok Shaiz (Robert Rodriguez) und sein Twi’lek-Handlanger (David Pasquesi) weit weniger einsichtig. Zudem haben diverse Parteien ein gesteigertes Interesse an Tatooine, darunter die Spice schmuggelnden Pykes und die Zwillinge, zwei Hutts aus Jabbas Verwandtschaft. Verbündete findet Boba in zwei Gamorreanern, die zuvor für Jabba und Bib Fortuna arbeiteten, dem Wookiee Black Krrsantan (Carey Jones) und den Mitgliedern einer Cyborg-Gang.

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Boba Fett (Temuera Morrison)

Während sich Boba Fetts Syndikat und die Pykes für den Krieg gegeneinander rüsten, erfahren wir in Rückblicken, was sich in der Zeit zwischen „Return of the Jedi“ und Bobas Auftauchen in der zweiten Mandalorian-Staffel ereignet hat: Nachdem er sich aus dem Sarlacc retten kann, wird Boba von einer Gruppe Tusken gefangen genommen, deren Respekt er nach und nach erringt und der er hilft, gegen die Agenten der Pykes zu kämpfen. So wird Boba Teil des Stammes, doch die Zugehörigkeit hält nicht lange an, denn die Tusken werden augelöscht. So muss Boba nun eine neue Bestimmung finden. Nachdem er Fennec Shand davor rettet, in der Wüste zu sterben, beginnt sich ein Plan zu formen: Warum nicht Jabbas altes Imperium übernehmen?

Konzeption und Struktur
Mehr noch als „The Mandalorian“ arbeitet „The Book of Boba Fett” die Western-Elemente von Star Wars heraus, zusätzlich hat die zweite Star-Wars-Serie allerdings auch einen deutlich erhöhten Pulp-Faktor, der sich auf diese Weise im etwas geerdeteren „The Mandalorian“ nicht findet. Rückblickend betrachtet scheint es mir aber besonders eine Inspirationsquelle zu geben, die in der Rezeption allerdings eher selten erwähnt wird (Ming-Na Wen selbst verwies in einem Interview allerdings auf die Parallelen): Francis Ford Coppolas „The Godfather“ und „The Godfather Part II“ scheinen in mehr als einer Hinsicht (Achtung, schlechtes Wortspiel) Pate gestanden zu haben – und das nicht nur, weil Boba sich hier als Gangster statt als Kopfgeldjäger versucht. Gerade die Flashback-Struktur, derer sich die ersten vier Episoden bedienen, erinnert stark an „The Godfather Part II“, die Beziehung zwischen Boba und Fennec Shand hat Parallelen zu der zwischen Vito Corleone und Luca Brasi und letztendlich ist Vito Corleone das, was Boba Fett am Ende werden will bzw. werden soll: Der Gangsterboss, der mit Respekt herrscht. Wenn Boba in der finalen Szene durch die Straßen Mos Espas schlendert und von alle begrüßt wird, erinnert das unweigerlich sowohl an Don Fanucci als auch an Vito Corleone in den Rückblicken in „The Godfather Part II“.

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Fennec Shand (Ming-Na Wen)

Leider funktioniert diese Herangehensweise hier nicht wirklich. Man verstehe mich nicht falsch: Ich habe es durchaus genossen, „The Book of Boba Fett“ anzusehen, ich habe mich nicht gelangweilt und hatte meinen Spaß mit der Serie, da sie viele coole Elemente und sehenswerte Bestandteile hat. Letztendlich ist „The Book of Boba Fett“ aber ein Werk, das nie über die Summe seiner Einzelteile hinauswächst und, anders als „The Mandalorian“, nie wirklich zusammenfindet. Mir erscheint es fast ein wenig, als wäre das Konzept dieser Serie als fixe Idee im Writers‘ Room entstanden: „Wäre es nicht cool, aus Boba Fett Vito Corleone zu machen?“, hätte dann aber nicht die entsprechenden Anpassungen erhalten. Das beginnt bereits bei der Ausführung dieser Idee, da nie völlig klar wird, wie Boba sein Vorhaben eigentlich wirklich durchzuführen gedenkt bzw. wie die kriminelle Unterwelt von Tatooine diesbezüglich funktioniert. Zu Beginn besteht Bobas „Organisation“ nur aus Fennec Shand und Jabbas altem Folterdroiden (was für eine Verschwendung des komödiantischen Talents von Matt Berry) – hat er Anspruch auf Jabbes altes Imperium, nur weil er Bib Fortuna getötet und sich im Palast breitgemacht hat? Immerhin erkennen ja einige der Bewohner von Mos Espa Bobas Autorität an, nur, weshalb?

Hinzu kommen einige massive erzählerische Probleme. Ich kann verstehen, weshalb man die Flashback-Struktur für die ersten vier Folgen wählte: Einerseits wollte man direkt an die Mid-Credits-Szene aus der zweiten Mandalorian-Staffel anknüpfen, andererseits aber auch erzählen, was zwischen „Return of the Jedi“ und „The Mandalorian“ geschehen ist. Aber auch hier will alles nicht so recht zusammenfinden, nicht zuletzt, weil es den Flashbacks nicht wirklich gelingt, zu vermitteln, dass sie eine Zeit von fünf Jahren abdecken – die Einteilung bleibt relativ schwammig, es gibt keinen Indikator dafür, wie lange Boba beispielsweise bei den Tusken war. Zudem haftet der Strukturierung der Flashbacks eine gewisse Willkür an. Das Idealbeispiel für eine derartige Struktur ist neben „The Godfather Part II“ für mich immer „Batman Begins“ wo die Rückblicke stets Fragen beantworten, die in der Gegenwartshandlung zuvor aufgeworfen werden.

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Garsa Fwip (Jennifer Beals)

Und dann ist da natürlich noch der Umstand, dass „The Book of Boba Fett“ nach vier Folgen und dem Abschluss der Flashback-Handlung temporär jegliches Interesse am Protagonisten und seinem Wirken verliert und uns stattdessen gefühlt zwei Folgen aus der dritten Staffel von „The Mandalorian“ zeigt; in der fünften Folge kommt Boba überhaupt nicht vor, in der sechsten hat er das, was man gerne als „non speaking cameo“ bezeichnet – und das in seiner eigenen Serie. Die finale siebte Folge schließlich, in der die Schlacht um Mos Espa gezeigt wird, zeigt die Probleme der Serie noch einmal kondensiert: Wie die gesamte Staffel hat auch diese Abschlussfolge viele coole Ideen, seien es die Scorpenek-Droiden oder der Rancor in Aktion, in letzter Konsequenz will aber alles nicht so recht zusammenfinden, was zum Teil auch an der Regieführung liegt – hier schwankt die Serie mitunter stark. Gerade die inszenatorischen Schwächen der siebten Folge, die den Titel „In the Name of Honor“ trägt, hat mal wieder zu Übersprungshandlungen bei Star-Wars-Fans geführt, die per Petition erreichen wollten, dass Robert Rodriguez nie wieder im Franchise aktiv wird. So idiotisch ich derartige Reaktionen auch finde, Rodriguez‘ Folgen (eins, drei und sieben) waren definitiv die schwächeren dieser Staffel, und auch der sehr unfokussierten sechsten Folge, „From the Desert Comes a Stranger“, merkt man an, dass Dave Filoni im Regie-Bereich noch das eine oder andere lernen muss. Die diesbezüglich stärksten Folgen waren zweifelsohne Kapitel 2, „The Tribes of Tatooine“ von Steph Green und Kapitel 5, „Return of the Mandalorian“ von Bryce Dallas Howard. Letztere hat auch in den beiden Mandalorian-Staffeln sehr gute Arbeit geleistet und ein gewisses Händchen für die weit, weit entfernte Galaxis bewiesen; vielleicht wäre sie eine gute Kandidatin für einen wie auch immer gearteten Star-Wars-Film.

Boba und das Ensemble
Boba Fetts Charakterisierung war über die verschiedenen Medien hinweg nie besonders kohärent. Die Figur, wie sie in Episode V und VI auftaucht, gibt einem als Autor, der den Kopfgeldjäger weiterentwickeln soll, auch nicht allzu viel an die Hand. Selbst vor Episode II war seine Persönlichkeit über das Badasstum hinaus nicht unbedingt konsistent, mitunter wurden ihm sogar zolibatäre Tendenzen angedichtet. Nach „Attack of the Clones“ konzentrierte man sich in den Legends-Romanen und -Comics stärker auf Boba als Träger des mandalorianischen Vermächtnisses von Jango, er erhielt nicht nur eine Jugendbuchserie, die schildert, wie er mit dem Tod seines Vater umgeht und die Klonkriege erlebt, in der Buchreihe „Legacy of the Force“ macht ihn Autorin Karen Traviss gar auf seine alten Tage zum neuen Mandalore. „The Book of Boba Fett“ möchte uns nun einen Boba zeigen, der nach dem Ausflug in den Sarlacc endgültig genug davon hat, sich als Kopfgeldjäger seine Brötchen zu verdienen. Von seinem Tusken-Stamm lernt er den Wert der Gemeinschaft, um anschließend als ehrbarer Gangsterboss Mos Espa bzw. Tatooine (wie groß genau sein Einflussgebiet nun ist, wird nicht definiert) zu kontrollieren. Ob diese Entwicklung konzeptionell zu dem rücksichtslosen Kopfgeldjäger, den wir in Episode V kennen lernen, oder den vorherigen Darstellungen passt, ist sicher diskutabel, aber selbst wenn wir davon ausgehen, scheitert „The Book of Boba Fett“ letztendlich an der Umsetzung. Für mich persönlich ist Bobas Entwicklung einerseits zu plakativ und andererseits nicht unbedingt nachvollziehbar, was primär an der unsauberen Erzählweise liegt. In welche Richtung das gehen soll, zeigt sich bereits in Kapitel 2, und allein von dieser Folge ausgehend hätte das auch funktionieren können, hätte man nicht beschlossen, in den Schnellvorlauf zu gehen und die Tusken gleich in der nächsten Episode offscreen niederzumetzeln. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Stamm stattdessen zur Grundlage von Bobas kriminellem Imperium zu machen. Erschwerend hinzu kommt Bobas schiere Naivität und Blauäugigkeit in der Gegenwartshandlung: Wie genau hat er sich seinen Weg zur Macht eigentlich vorgestellt? Selbst nachdem er zwei Gamorreaner auf seine Seite gebracht hat, ist er allen anderen Fraktionen nach wie vor gnadenlos unterlegen, ein erstes Attentat überlebt er durch schieres Glück. Boba scheint einfach nicht das zu haben, was man als Gangsterboss braucht, sowohl im Bezug auf Verstand als auch auf Rücksichtslosigkeit. Ich denke, hier liegt ein Problem vor, dass viele Geschichten haben, die vorgeben, einen Antihelden oder Schurken als Protagonisten zu haben: Die kreativen Köpfe haben Angst davor, zu weit zu gehen und ihr Publikum zu entfremden. Egal ob Maleficent im nach ihr benannten Film oder Dracula in „Dracula Untold“, beide Filme haben dasselbe Problem wie „The Book of Boba Fett“. Selbst die rücksichtslose Brutalität, mit der Boba in der zweiten Mandalorian-Staffel gegen die Sturmtruppen vorging, findet sich hier nicht. So ungern ich das sage, Boba Fett ist in seiner eigenen Serie einfach zu nett. Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass wir keinen wirklich Einblick in Bobas Charakter vor dem Sturz in den Sarlacc erhalten und so nicht einmal ein wirkungsvoller Kontrast etabliert wird – die Serie verlässt sich fast ausschließlich auf seinen im Fandom vorherrschenden Ruf.

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Black Krrsantan (Carey Jones)

Die Charakterisierung der anderen Figuren lässt leider ebenfalls zu wünschen übrig. Wie bereits erwähnt stellt „The Book of Boba Fett“, gerade im Figurenbereich, eine Reihe wirklich cooler Konzepte vor, arbeitet sie dann aber kaum aus. Dafür, dass Fennec Shand beispielsweise neben Boba eigentlich die zentrale Figur der Serie ist, erfahren wir kaum mehr über sie, als wir aus ihren Auftritten in „The Mandalorian“ ohnehin schon wissen. Zudem bleibt ihre Beziehung zu Boba merkwürdig undefiniert. Mina-Na Wen tut mit dem Material, das sie bekommt, was sie kann, aber es ist einfach nicht besonders viel. Mit dem Wookiee Black Krrsantan, den Cyborg-Bikern oder dem von Danny Trejo gespielten Rancor-Trainer verhält es sich sehr ähnlich. Überall wäre sehr viel Potential vorhanden, aber Dave Filoni, Jon Favreau und Robert Rodriguez belassen es bei einer sehr oberflächlichen Ausarbeitung.

Noch schwerer wiegt der Mangel an wirklich eindringlichen Antagonisten – Bobas Feinde bleiben über weite Strecken undefiniert und gesichtslos. Zu Beginn scheinen die beiden Hutt-Zwillinge die primären Antagonisten zu sein, das hat sich aber nach ihrem zweiten Auftritt bereits wieder erledigt. Die Pykes, die wir bereits aus „The Clone Wars“ und „Solo“ kennen, rücken schließlich als die Unterweltfraktion an, die das größte Interesse an Tatooine hat, liefern aber kein wirkliches Gesicht mit: Weder der Bürgermeister von Mos Espa, noch der Sprecher des Syndikats eignen sich wirklich als funktionierender Antagonist. Natürlich ist da noch Cad Bane (Corey Burton), doch dieser taucht viel zu spät und zu wenig auf, um in dieser Rolle funktionieren zu können. Durch diese Gesichtslosigkeit verliert Bobas Sieg am Ende an Bedeutung. Es hätten ja nicht gleich Qi’ra und Crimson Dawn sein müssen, die sich viele Fans in dieser Rolle gewünscht haben, aber irgendjemand, der frühzeitig als funktionierender Antagonist aufgebaut worden wäre, hätte der Serie gut getan.

Mandalorian Staffel 2,5? Verordnung im Franchise
Manchmal könnte man fast den Eindruck bekommen, Filoni, Favreau und Rodriguez ging es weniger darum, tatsächlich eine Geschichte mit Boba Fett zu erzählen, sondern stattdessen eine ganze Menge an Vorarbeit für künftige Serien zu leisten. Die visuell extrem beeindruckende Ringwelt Glavis etwa wirkt für ihr kurzes Vorkommen in der fünften Folge beispielsweise zu aufwendig, weshalb wohl davon auszugehen ist, dass sie auch in zukünftigen Projekten wieder auftauchen wird. Neben derartiger Vorarbeit finden sich auch viele Rückbezüge. Im Guten wie im Schlechten ist „The Book of Boba Fett“ stark im Franchise verwurzelt. Prinzipiell ist das erst einmal positiv, gerade im Vergleich zur Sequel-Trilogie, wo man konstant versuchte, das Rad neu zu erfinden, anstatt sich existierender Ressourcen zu bedienen. Dass die Macher der Disney-Serien sehr wohl sowohl mit dem alten als auch dem neuen Kanon vertraut sind und keine Hemmungen haben, sich daraus zu bedienen, zeigt sich immer wieder, von subtilen Verweisen auf Comics aus den frühen 2000ern, etwa „Jango Fett: Open Season“ in „The Mandalorian“ Staffel 2 oder hier nun „Outlander“, bis hin zur Umsetzung von Figuren, die bislang nur in Romanen, Comics oder Animation auftauchten. Cobb Vanth (aus Chuck Wendigs Aftermath-Trilogie, gespielt von Timothy Olyphant) und Ahsoka (aus „The Clone Wars“ und „Rebels“, gespielt von Rosario Dawson) tauchten beide bereits in „The Mandalorian“ auf und dürfen auch in „The Book of Boba Fett“ vorbeischauen, zusätzlich gesellen sich nun Black Krrsantan (aus diversen Comics) und Cad Bane („The Clone Wars“) dazu – und ich bin sicher, dass wir beide nicht zum letzten Mal gesehen haben. Auch darüber hinaus ist die Liebe zum Detail wirklich beeindruckend. So taucht in der zweiten Episode beispielsweise die in Episode IV erwähnte Tosche Station auf, bei der es sich tatsächlich um eine exakte Nachbildung des Sets handelt, das in einer geschnittenen Szene aus „A New Hope“ zu sehen ist. Das nenne ich Hingabe.

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Cad Bane (Corey Burton)

Leider kompensiert das nicht den Bruch nach den ersten vier Folgen. Man verstehe mich nicht falsch, die fünfte Folge, „Return of the Mandalorian“, ist zusammen mit der zweiten die beste der Staffel und besticht durch wirklich gelungene Regiearbeit von Bryce Dallas Howard und vielleicht eine Spur zu viel Fanservice (andererseits: viel Prequel-Liebe), aber in einer Serie mit dem Titel „The Book of Boba Fett“ ist eine Folge, die wunderbar als Auftakt für die dritte Mandalorian-Staffel hätte fungieren können, irgendwie fehl am Platz. Und wenn dann die darauffolgende Episode nochmal ihren Fokus auf Din Djarin (Pedro Pascal) legt und es zudem Auftritte von Grogu, Luke Skywalker (mit verbessertem, aber noch nicht optimalem CGI-Gesicht) und Ahsoka gibt, während der eigentliche Protagonist auf ein stummes Cameo reduziert wird, dann stimmt etwas ganz und gar nicht. Spätestens hier wird man den Eindruck nicht los, dass „The Book of Boba Fett“ letztendlich „The Mandalorian“ Staffel 2,5 ist und in erster Linie dazu dient, Dinge für Kommendes vorzubereiten. Offenbar wollte man zum Auftakt der tatsächlichen dritten Staffel Din und Grogu bereits wieder als Duo zeigen, weshalb ihre Wiedervereinigung als B-Plot ins Finale gepackt wird. All das lenkt nicht nur die Aufmerksamkeit von Boba Fett ab, sondern sorgt gleichzeitig dafür, dass auch die Mandalorian-Aspekte nicht ausreichend gewürdigt und eher „nebenbei“ abgearbeitet werden. Gerade das Auftauchen von Luke, Ahsoka und Grogu halte ich hier für höchst kontraproduktiv, da ihre Auftritte automatisch alles überschatten.

Soundtrack

Beim Soundtrack haben wir eine ähnliche Situation wie bei „Solo: A Star Wars Story“: Ludwig Göransson, der die Scores der beiden Mandalorian-Staffeln komponierte, steuerte ein Thema für die Titelfigur bei, während ein anderer Komponist, in diesem Fall der mir bislang unbekannte Joseph Shirley, der wohl vor allem als „Score Programmer“ (was auch immer das sein mag) an diversen Göransson-Scores mitarbeitete und dort auch zusätzliche Musik lieferte, die Ausgestaltung übernahm. Das Ergebnis ist leider bei weitem nicht so überzeugend wie John Powells Solo-Score: Wie nicht anders zu erwarten orientiert sich Shirley sehr stark am von Göransson kreierten Mandalorian-Sound, lieferte aber eine, man möchte fast sagen, verwässerte Version davon – im Guten wie im Schlechten weniger experimentell, aber auch weniger markant, zumindest abseits des Hauptthemas, das ein ziemlich eingängiger Ohrwurm ist, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich zu Boba Fett passt. Göranssons Mandalorian-Thema taucht zusammen mit Din Djarin natürlich ebenfalls auf und zudem dürfen zwei Williams-Themen in der sechsten Episode Gastauftritte absolvieren, während Grogus Training erklingen sowohl Yodas Thema als auch das Machtthema. Ohnehin rückt die Musik, die wir während des Aufenthalts auf Lukes bislang namenlosem Akademie-Planeten hören, stilistisch deutlich näher an Williams heran. Es ist allerdings schade, dass Williams‘ ursprüngliches Boba-Fett-Motiv aus „The Empire Strikes Back“ nicht ein einziges Mal erklingt, das wäre wirklich ein nettes musikalisches Easter Egg gewesen.

Fazit: Während „The Book of Boba Fett” viele coole Elemente, Figuren und Ideen hat, kommt das alles doch nie zu einem großen Ganzen zusammen. Strukturelle und erzählerische Probleme sowie die unausgegorene Entwicklung der Titelfigur und zwei Episoden, die eher aus „The Mandalorian“ Staffel 3 zu stammen scheinen, sorgen schließlich dafür, dass die Soloserie des allseits beliebten Kopfgeldjägers zu einer äußerst unrunden Angelegenheit mit sehr viel verpasstem Potential wird und deutlich hinter den beiden Mandalorian-Staffeln zurückbleibt.

Trailer

Bildquelle (© 2021 Lucasfilm Ltd. & ™. All Rights Reserved.)
Bildquelle Black Krrsantan
Bildquelle Cad Bane

Siehe auch:
The Mandalorian – Staffel 1 & 2
Jango Fett: Open Season
Outlander

Outlander

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Erst vor wenigen Tagen endete die erste Staffel der zweiten Star-Wars-Realserie. „The Book of Boba Fett“ verdient natürlich einen eigenen, ausführlichen Artikel, zuvor gilt es allerdings, ein deutlich älteres Werk aus dem Bereich Star Wars Legends zu besprechen, das „The Book of Boba Fett“ durchaus beeinflusst haben könnte, jedenfalls gibt es einige inhaltliche und thematische Parallelen. Es handelt sich dabei um „Outlander“, den zweiten Handlungsbogen der 1998 gestarteten Star-Wars-Comicserie, die später den Beinamen Republic erhalten sollte und Geschichten aus der Prequel-Ära erzählt. Diese Story füllte die Hefte 7 bis 12 besagter Serie und lief von Juni bis November 1999. Wie schon im ersten Handlungsbogen mit dem Titel „Prelude ot Rebellion“ fungiert der cereanische Jedi Ki-Adi-Mundi als Protagonist.

Die Story des von Timothy Truman geschriebenen und von einer Reihe verschiedener Zeichner umgesetzten Handlungsbogens konzentriert sich ganz auf Tatooine und die Tusken. Kurz nach den Ereignissen von „The Phantom Menace“ verhalten sich die Sandleute gegenüber den Feuchtfarmern und Siedlern der Wüstenwelt mit einem Mal deutlich feindseliger: Ihre Stämme haben sich unter einem Kriegsherrn vereint und führen gezielte, gut koordinierte Angriffe aus. Für die Jedi besonders beunruhigend ist der Umstand, dass besagter Kriegsherr ein Lichtschwert trägt. Und es ist nicht irgendein Lichtschwert, sondern die Waffe des legendären Ritters Sharad Hett, der seit vielen Jahren als tot gilt. Um dem nachzugehen, schickt der Jedi-Rat Ki-Adi-Mundi. Dieser soll auf Tatooine mit dem Hutten Jabba Desilijic Tiure Kontakt aufnehmen, wird von dem Gangster jedoch hintergangen und während eines Sandsturms in der Wüste zurückgelassen. In einer Höhle findet er Unterschlupf, diese gehört jedoch unglücklicherweise einem Kraytdrachen. Allerdings findet Sharad Hett Mundi hier und hilft ihm, zusammen mit seinem Sohn A’Sharad, die Bestie zu besiegen. Von Hett erfährt Mundi, dass der Konflikt zwischen den Farmern und den Tusken von Jabba provoziert wurde, damit dieser veraltete Blaster zu Höchstpreisen verkaufen kann. Auch Jabbas Rivalin Gardulla Besadii hat ihre Finger im Spiel, da beide Hutts die Vorherrschaft auf Tatooine erringen wollen. Ein finaler Konflikt zwischen den Tusken und den Streitkräften der Hutts scheint unausweichlich…

Während Jan Strnad bei „Prelude to Rebellion” das Problem hatte, nur auf sehr begrenzte Informationen bezüglich der Episode-I-Inhalte zurückgreifen zu können, da die ersten Ausgaben fast ein halbes Jahr vor Kinostart erschien, konnte Timothy Truman da deutlich mehr Inhalte, Designs und Figuren integrieren. Truman knüpft an die Charakterisierung Ki-Adi-Mundis durchaus an, verlagert aber den inhaltlichen Fokus: Die Geschichte, die in „Prelude to Rebellion“ erzählt wurde, war, da es sich um die Heimatwelt und Familie des Protagonisten drehte, deutlich persönlicher. Stattdessen erfahren wir bei „Outlander“, dass Ki-Adi-Mundi vom Jedi-Rat für diese Mission ausgewählt wurde, weil er gerade keine persönliche Beziehung zu Sharad Hett hatte. Ein wenig schwingen die Ereignisse von „Prelude to Rebellion“ dennoch nach, da Mundi auch hier Tatooine besuchte und noch eine offene Rechnung mit Jabba hat – letztendlich einer der Gründe, weshalb er von dem Hutt verraten wird. Obwohl „Outlander“ für den Protagonisten weniger persönlich ist und Ki-Adi-Mundi sich als Figur nicht wirklich weiterentwickelt, finde ich persönlich diesen zweiten Handlungsbogen doch um einiges spannender und unterhaltsamer als den ersten, er ist wendungsreicher, in seinen Actionszenen deutlich dynamischer und fühlt sich, aufgrund des oben erwähnten Umstandes, deutlich besser mit dem größeren Star-Wars-Universum verknüpft.

Inhaltlich stellt Truman hier die Tusken und ihre Kultur stärker in den Fokus, als das zuvor geschah, zumindest soweit ich weiß. Vor allem in Episode IV und I bleiben die Sandleute relativ typische, undifferenzierte „Wilde“. In „Outlander“ erfahren wir deutlich mehr über ihre Gebräuche, Traditionen und auch, dass ihnen vor allem von den Hutts mitunter sehr übel mitgespielt wurde. Ähnliche Bemühungen unternehmen auch die zweite Staffel von „The Mandalorian“ sowie „The Book of Boba Fett“. Obwohl „Outlander“ und „The Book of Boba Fett“ in zwei völlig unterschiedlichen SW-Ären spielen, gibt es doch einige Parallelen zwischen Sharad Hett und Boba Fett, die über die drei identischen Buchstaben im Nachnamen hinausgehen. Beide landen allein und auf sich gestellt in der Wüste Tatooines und werden schließlich von einem Tusken-Stamm „adoptiert“, lernen die Bedeutung ihrer Gemeinschaft kennen und steuern zugleich eine „Außenseitsicht“ bei. Und in beiden Fällen wird der Tusken-Stamm in letzter Konsequenz von kriminellen Elementen vernichtet. In „Outlander“ wird natürlich auch die Frage gestellt, ob die Philosophie der Jedi mit der Sichtweise der Tusken kompatibel ist. Obwohl Ki-Adi-Mundi die Figur ist, der wir folgen, ist Sharad Hett mindestens in gleichem Ausmaß Protagonist der Geschichte und hier auch die deutlich komplexere Figur, deren Hintergründe in einem ausführlichen Flashback geschildert werden. Natürlich könnte man sich beschweren, dass hier schon wieder Tatooine in den Mittelpunkt gerückt wird, aber immerhin dient „Outlander“ tatsächlich dazu, diesen essentiellen Star-Wars-Schauplatz besser kennenzulernen und ausführlicher zu erforschen. Im Kontext der Disney-Serien ist zudem das Auftauchen des Krayt-Drachen interessant, der hier deutlich mehr nach klassischem Drachen als nach übergroßem Sandwurm aussieht. Aber auch in „Outlander“ spielt die Kraytdrachenperle für die Tusken eine wichtige Rolle.

Timothy Truman erweist sich als relativ geschickt darin, diverse Elemente sowohl aus „Prelude to Rebellion“ als auch aus „The Phantom Menace“ aufzugreifen, so finden sich mehrere Verweise zu den Ereignissen der ersten Star-Wars-Episode, die durchaus sinnvoll sind die Motivationen der Jedi in dieser Angelegenheit passend erklären. Besonders bemerkenswert ist „Outlander“ als erster Comic-Auftritt der Kopfgeldjägerin Aurra Sing. Diese tauchte in „The Phantom Menace“ kurz während des Podrennens auf, gespielt von Michonne Bourriague – nach bester Star-Wars-Tradition musste sie eine ausführliche Hintergrundgeschichte bekommen, die hier ihren Anfang nimmt. So erfahren wir, dass Aurra Sing nicht einfach nur eine Kopfgeldjägerin, sondern eine ehemalige Padawan ist und zudem noch von An’ya Kuro, der Jedi, die Ki-Adi-Mundi von Cerea holte, ausgebildet wurde. Aurra Sing entwickelte sich jedoch zur Jedi-Killerin – in „Outlander“ hat sie es, im Auftrag Gardullas, auf Sharad Hett abgesehen. Aurra Sing sollte noch ein einigen Comics dieser Reihe auftreten und später auch in „The Clone Wars“ auftauchen, gesprochen von Jaime King. In „The Clone Wars“ und im Disney-Kanon scheint Aurra Sing allerdings keine ehemalige Jedi zu sein und auch kein Lichtschwert zu führen.

Apropos Lichtschwert: Diesbzüglich gibt es in den vor Episode II erschienen Comics noch einige interessante Anekdoten. In dieser Zeit waren Lichtschwertfarben eine relativ willkürliche Angelegenheit – erst im Zuge von „Attack of the Clones“ wurde festgelegt, dass Jedi, mit einigen wenigen Ausnahmen, ausschließlich grüne und blaue Lichtschwerter führen, von den späteren Entwicklungen in „The Clone Wars“ und im Disney-Kanon gar nicht erst zu sprechen. Dementsprechend werden in „Outlander“ und den vor 2002 erschienene Comics die Farben relativ wild verteilt, Ki-Adi-Mundi führt ein violettes Lichtschwert und Sharad Hett, A’Sharad Hett und Aurra Sing bedienen sich roter Waffen, obwohl sie allesamt keine Sith sind. Die Assoziation der roten Klinge mit der Dunklen Seite war sicher Absicht, bleibt aber letzten Endes genau das, eine Assoziation und kein Statement bezüglich der Zugehörigkeit. Nach Episode II wurden Lichtschwertfarben deutlich restriktiver gehandhabt und selbst Figuren wie A’Sharad Hett und Aurra Sing hatten ab diesem Zeitpunkt nur noch blaue oder grüne Schwerter. Man kann wohl in diesem Kontext von einem rückwirkenden Farbgebungsfehler ausgehen und annehmen, dass diese Lichtschwerter auch schon zu Episode-I-Zeiten blau oder grün waren.

Grafisch ist „Outlander“ relativ divers geraten, nicht zuletzt, da mit Tom Raney (Ausgabe 7), Rod Pereira (Ausgabe 7 und 9), Rick Leonardi (Ausgabe 8 und 10) und Al Rio (Ausgabe 11 und 12) vier verschiedene Zeichner beteiligt waren, zum Teil mit Wechseln im selben Heft. Mir persönlich sagen Al Rios Zeichnungen am meisten zu, da sie äußerst detailliert ausfallen und die Dynamik der finalen Schlacht relativ gut einfangen. Aufgrund der vielen Zeichner kommt es jedoch zu dem einen oder anderen Kontinuitätsfehler. Sowohl bei Al Rio als auch bei all seinen späteren Auftritten fällt beispielsweise A’Sharad Hett besonders durch seinen langen schwarzen Zopf auf, dieser fehlt bei seinem ersten, von Rick Leonardi gezeichneten Auftritt jedoch.

Fazit: „Outlander“ ist gerade im Kontext von „The Book of Boba Fett“ eine äußerst faszinierende Story, da hier diverse Entwicklungen bezüglich der Tusken über zwanzig Jahre zuvor vorweggenommen werden. Auch im Kontext der Prequels ist Ki-Adi-Mundis zweites Abenteuer eine deutlich lohnenswertere und spannendere Lektüre als der Vorgänger „Prelude to Rebellion“.

Bildquelle

Siehe auch:
Prelude to Rebellion
Darth Maul
Jango Fett: Open Season

Hemators Empfehlungen: Podcasts

Mein Hörpensum ist in etwa so umfangreich wie mein Lesepensum – dazu gehören neben Hörbüchern über Hörbücher auch diverse Podcasts. Die hier aufgeführten sind nicht alle, die ich regelmäßig oder sporadisch höre, sondern nur einige meiner Favoriten, in relativ willkürlicher Anordnung. Ich denke, die thematische Ausrichtung dürfte nicht allzu sehr überraschen.

Radio Tatooine/Weltenfunk (Deutsch)
Bei „Radio Tatooine“ handelt es sich nicht nur um den ersten deutschen Star-Wars-Podcast, sondern auch um den ersten Podcast, den ich regelmäßig hörte (und nach wie vor höre, auch wenn ich aktuell ein paar Folgen zurückliege). Ins Leben gerufen wurde „Radio Tatooine“ von Ben und Tim, die inzwischen eine Anzahl regelmäßig wiederkehrender Gäste um sich geschart haben, um (sehr, wirklich sehr) ausführlich, dabei aber auch extrem sympathisch über Star Wars zu diskutieren. Zwischenzeitlich etablierte Tim das Spin-off „Der Buchclub“, in dem SW-Literatur nicht minder ausführlich besprochen wird. „Radio Tatooine“ wird von einer recht sporadischen Veröffentlichungsrate geplagt, zeitweise ist monatelange gar nichts passiert, zum Ausgleich fallen die Folgen dann allerdings mitunter auch wirklich extrem umfangreich aus. Inzwischen läuft „Radio Tatooine“ als Abteilung des übergeordneten Podcast-Senders „Weltenfunk“, in dessen Rahmen durchaus auch über „Matrix“ oder „Dune“ diskutiert wird – die meisten Folgen beschäftigen sich aber nach wie vor mit der weit, weit entfernten Galaxis. Aktuell ist die Veröffentlichungsrate tatsächlich ziemlich ordentlich, u.a. durch einen Rewatch und einer damit verbundenen, folgenweisen Besprechung der ersten Staffel von „The Mandalorian“ sowie einer mehrteiligen Diskussion der SW-Anime-Serie „Star Wars Visions“ und einer fünfstündigen(!) Auseinandersetzung mit dem Trailer zu „The Book of Boba Fett“.
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BatCast (Deutsch)
Der BatCast gehört zur deutschen Batman-Infoseite batmannews.de und wurde dementsprechend vom Seitenbetreiber Bernd alias Batcomputer ins Leben gerufen. Inzwischen konnte eine ganze Reihe von Mitstreitern gewonnen werden, die im Rahmen des BatCast auch eigene Projekte verfolgen. Natürlich dreht sich in letzter Konsequenz alles um den Dunklen Ritter, insgesamt ist das Angebot thematisch aber äußerst vielseitig. Ausführliche Comic- und Filmbesprechungen (auch zu Bat-verwandten Filmen wie „The Suicide Squad“ oder „Zack Snyder’s Justice League“) werden ebenso offeriert wie News-Folgen, nostalgische Rückblicke oder Special-Interest-Gespräche, etwa zum Thema Fan-Sammlungen oder Crossover. Aktuell arbeitet sich das Team beispielsweise durch den Klassiker „Batman: The Long Halloween“, wobei zum jeweils passenden US-Feiertag eine Ausgabe besprochen wird. Die Diskussionen fallen dabei stets fundiert und sachlich kompetent aus, driften mitunter aber auch in nerdige Details ab (wobei ich wirklich der letzte bin, den das stört). Mit anderen Worten: Volle Empfehlung für alle Fans des Dunklen Ritters.
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Sideshow Sound Theatre (Englisch)
Sideshow Sound Theatre ist einer der ersten Filmmusik-Podcasts, die ich für mich entdeckte. Von den Komponisten Will und Wendell ins Leben gerufen, inzwischen aber moderiert von einem deutlich größeren Team, bietet Sideshow Sound Theatre eine ganze Reihe an unterschiedlichen Formten, darunter „Score Guide“, hier werden einzelne Scores ausführliche besprochen, umfassendere Episoden, beispielsweise zu Franchises wie „Assassin’s Creed“ oder der Dark-Knight-Trilogie, zu spezifischen Themen, etwa Schurken oder Filmmusik zum Training, oder „In Defence of“, in welchem Filme mit einem schlechten Ruf verteidigt werden. Die Frequenz der Veröffentlichungen ist generell etwas unregelmäßig, sodass zwischen den Episoden mitunter recht viel Zeit vergehen kann. Seit diesem Sommer ist allerdings Blogger-Kollege Lasse Vogt von Score Geek fester Bestandteil des Teams, nachdem er zuvor immer mal wieder als Gast mit dabei war, und betreut sein eigenes Format: „Track Swap“. Hier tauscht er mit einem Gast ein bis zwei Tracks aus mitunter eher unbekannten, aber gerade deshalb interessanten Soundtracks und spricht zwanzig bis dreißig Minuten mit dem jeweiligen Gast darüber. Auf diese Weise hat er in den letzten Monaten für regelmäßigen Output gesorgt – zudem sind diese kürzeren Segmente ideal geeignet, wenn man nach einer längeren Radio-Tatooine-Besprechung etwas kurzweilige Filmmusik-Abwechslung braucht. Besonders zu empfehlen sind die Episoden mit Podcast-Legende Erik Woods. Lasses eigener Podcast „Fans about Films“ sollte natürlich auch nicht unerwähnt bleiben.
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Tapcaf Transmissions (Englisch)
Bei „Tapcaf Transmission“ handelt es sich um ein Projekt der beiden Star-Wars-Youtuber Justin (Eckharts Ladder) und Corey (Corey’s Datapad), die hier primär über Literatur aus dem SW-Legends-Bereich sprechen, was mich natürlich besonders anspricht. Dabei arbeiten sie sich primär durch die Post-Endor-Timeline, allerdings mit Auslassungen und Abschweifungen, so haben sie unter anderem bereits die Darth-Bane-Trilogie und „Darth Plagueis“ besprochen, die deutlich vor den Filmen spielen. Zudem mischen sie immer wieder Inhalte aus dem Disney-Kanon mit ein und beschränken sich nicht nur auf die Literatur, so finden sich etwa auch Episoden zu einigen der High-Republic-Werken, „The Bad Batch“ und „Star Wars Visions“.
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Arkham Insiders (Deutsch)
Ein Podcast zu den Werken H. P. Lovecrafts darf hier natürlich nicht fehlen. Mirko und Axel sprechen bereits seit 2013 über Leben und Werk des Schriftstellers aus Providence haben es inzwischen auf stolze 173 Episoden gebracht, in denen sie sich ausführlich mit der Biografie und den Geschichten Lovecrafts beschäftigt haben. Zugegeben, die biografischen Episoden habe ich nur teilweise gehört, da Biografien von Autoren haben nie wirklich brennend interessiert haben – die zweibändige Lovecraft-Biografie von S. T. Joshi steht auch schon eine ganze Weile ungelesen im Regal. Aber irgendwann… Wie dem auch sei, Mirko und Axel liefern sehr schöne Besprechungen der einzelnen Storys, für längere wie „The Case of Charles Dexter Ward“ gibt es auch schon mal Doppelfolgen. Inzwischen haben sie die regulären Geschichten, die sich in den diversen Komplettausgaben finden, durchgearbeitet, aktuell besprechen sie die diversen Kollaborationen mit anderen Autoren bzw. die Storys, die Lovecraft als Ghostwriter betreut hat. Zusätzlich finden sich auch immer wieder Sonderfolgen, Interviews u.ä.
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Art of the Score (Englisch)
Noch mehr Filmmusik – „Art of the Score” ist bezüglich der Konzeption, ähnlich wie „Sideshow Sound Theatre“, ein Podcast von Komponisten, die über ihre Liebe zu Filmmusik sprechen, Scores analysieren und mitunter mehrmonatige Pausen zwischen den Episoden einlegen. Der Unterschied ist, dass besagte Komponisten Andrew, Dan und Nicholas Australier sind. „Art of the Score“ ist nicht ganz so vielseitig wie „Sideshow Sound Theatre“, geht bzgl. der Besprechungen aber oft noch ein wenig mehr in die Tiefe. Der Großteil der (noch recht überschaubaren) Episoden setzt sich mit einzelnen Soundtracks auseinander, es finden sich aber auch Sammelbesprechungen, etwa die sehr gelungenen dreiteilige zur Musik der James-Bond-Serie, die bei meiner eigenen Erforschung der Musik dieses Franchise von unschätzbarem Wert war. Zudem offeriert das Trio auch die eine oder andere thematische Episode, in den beiden neuesten sprechen die drei beispielsweise ausführlich über Studiofanfaren.
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25 Years of Vampire the Masquerade (Englisch)
Als das Pen&Paper-Rollenspiel „Vampire: The Masquerade“ 2016 seinen 25. Geburtstag feierte, begannen Nate und Bob damit, sich chronologisch durch die Veröffentlichungen des White-Wolf-Verlages durchzuarbeiten und alle Quellenbände zum Rollenspiel ausgiebig zu besprechen und ihre Hörer zudem auch an ihrer jahrelangen Erfahrung als Spieler und Spielleiter teilhaben zu lassen. Selbst unter dieser speziellen Auflistung an Podcasts ist das noch einmal ein besonderes Nischenthema, aber dennoch kann ich jedem, der sich für „Vampire: The Masquerade“ interessiert, diesen Podcast nur wärmstens ans Herz legen. Angefangen von der ersten Edition bis hin zur aktuellen fünften werden wirklich alle Quellenbände durchgearbeitet. Nachdem sie damit fertig waren, wandten sie sich umgehend dem Spin-Off „Vampire: The Dark Ages“ (bzw. „Dark Ages Vampire“) zu. Aus privaten Gründen musste Nate 2020 den Podcast leider verlassen, sodass Bob nun mit einem Team weitermacht, zugegeben ist es aber seither nicht mehr ganz dasselbe. Da „Masquerade“ und „Dark Ages“ inzwischen komplett abgearbeitet sind, fährt der Podcast zweigleisig und bespricht sowohl das verwandte Spiel „Werewolf: The Apocalypse“ als auch den Nachfolger „Vampire: The Requiem“.
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Dragons in Genesis (Englisch)
Der Außenseiter unter den Podcasts dieser Auflistung: In „Dragons in Genesis“ setzt sich Jason mit der Bibel und ihren mythologischen und historischen Hintergründen auseinander. Obwohl ich selbst absolut nicht gläubig bin, interessieren und faszinieren mich Religionen und Mythologien enorm – für eine historisch-kritische Herangehensweise an die Texte des Alten und Neuen Testaments eignet sich „Dragons in Genesis“ wunderbar. Manche Episoden sind vielleicht ein wenig überladen mit Informationen, speziell diejenigen, die sich mit den apokryphen Enoch-Büchern auseinandersetzen, aber generell werden die Inhalte gut vermittelt – mit einer Länge von 20 Minuten bis einer Stunde sind die einzelnen Folgen auch gut zu verarbeiten. Hier allerdings noch ein Wort der Warnung: Man merkt, dass Jason ein vom Glauben abgefallener Evangelikaler ist, dementsprechend spricht er sich sehr massiv gegen die wörtliche Auslegung der Bibel, Kreationismus und allgemein fundamentalistische Strömungen aus, die in den USA deutlich weiterverbreitet sind als in Deutschland. Auch bezieht er immer wieder historische „Randhypothesen“ ein, etwa das Konzept der „Temple Theology“, das von Margaret Baker etabliert wurde, oder die Hypothese des mythischen Jesus, der zufolge es nie einen historischen Jesus gab; diese wird von Bibelforschern wie Richard Carrier oder Robert M. Price vertreten.
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Echo 3 an Echo 7 (Deutsch)
Der neueste Podcast dieser Auflistung mit Max und Michael als Gastgeber, eng verknüpft mit dem deutschen SW-Wiki jedipedia.net – dementsprechend liegt der Fokus natürlich auf Star Wars, es werden aber auch andere „Nerd-Themen“ besprochen, etwa das MCU, „The Witcher“ und viele weitere. Zugegebenermaßen habe ich „Echo 3 an Echo 7“ bislang eher sporadisch gehört, schlicht weil meine Zu-Hören-Liste ebenso üppig ist wie meine Zu-Lesen-Liste. Ich möchte den Podcast dennoch wärmstens empfehlen, auch weil hier private Verknüpfungen bestehen und zudem in Folge 6 der Administrator des SW-Forenrollenspiels, in dem ich mitspiele (und bei dessen Hochzeit ich auch ganz zufällig Trauzeuge war) zu Gast war. Und da ich auch noch indirekt erwähnt wurde, möchte ich meinerseits ein wenig die Werbetrommel rühren.
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