House of the Dragon – Staffel 1

Spoiler!

Eigentlich wollte ich meine umfangreiche „Game of Thrones“-Retrospektive mit Fokus auf das Serienende vor meiner Rezension zur ersten Staffel von „House of the Dragon“ verfassen. Vor einiger Zeit habe ich sogar noch einmal die letzten beiden GoT-Staffeln angeschaut, aber die achte Staffel hat einfach immer eine so deprimierende und schreibhemmende Wirkung auf mich – wahrscheinlich wird besagte Retrospektive zeitgleich mit „The Winds of Winter“ fertig. Wie dem auch sei, wenden wir uns lieber etwas Erfreulicherem zu. So wie es aussieht, bin ich nicht der einzige, bei dem „House of the Dragon“ das alte Feuer, das die späteren GoT-Staffeln so brutal erstickten, wieder entfacht hat. Vielleicht ist es in diesem Kontext durchaus positiv zu werten, dass David Benioff und D. B. Weiss nicht mehr beteiligt sind – während die beiden Serienschöpfer in den frühen Staffeln durchaus ein Händchen dafür bewiesen, George R. R. Martins Geschichte zu adaptieren und eine zunehmend ausufernde Serienproduktion zu stemmen, zeigte sich spätestens ab Staffel 5, dass die Angelegenheit ohne Martins Mitwirken erzählerisch und inhaltlich nicht mehr so rund läuft. Zudem bekam man das Gefühl, dass Benioff und Weiss schlicht keine Lust mehr hatten, „Game of Thrones“ sinnvoll zu Ende zu erzählen und stattdessen nur noch auf Spektakel, Schockmomente und Fanservice setzten. An ihrer Stelle fungierten nun GoT-Veteran Miguel Sapochnik sowie Ryan Condal als Showrunner bei „House of the Dragon“, wobei sich Condal zusammen mit George R. R. Martin, der zudem ausführender Produzent ist, den Serienschöpfer-Credit teilt. An Staffel 2 wird Sapochnik wegen Konflikten mit HBO allerdings nicht mehr mitarbeiten, an seiner statt bekommt Condal von einem weiteren GoT-Veteranen, Alan Taylor, Beistand.

Handlung
Knapp zweihundert Jahre, bevor Robert Baratheon die Herrschaft der Targaryen-Dynastie beendet, steht das Reich am Scheideweg. Zwar konnte der alte König Jaehaerys I. (Michael Carter) den Frieden lange Zeit aufrechterhalten, doch die Thronfolge ist nicht geklärt. Ein großer Rat, bestehend aus den Lords des Reiches, wird mit der Abstimmung betraut und entscheidet sich schließlich für den männlichen Jaehaerys-Enkel Viserys (Paddy Considine) und gegen dessen ältere Cousine Rhaenys Targaryen (Eve Best), womit ein eindeutiger Präzedenzfall zugunsten eines männlichen Erben geschaffen wurde. Nur wenige Jahre nach Jaehaerys‘ Tod sieht die Lage aber wieder ähnlich ungünstig aus. Viserys und seine Frau Aemma (Sian Brooke) haben nur eine Tochter, Rhaenyra (als Teenager: Milly Alcock, als Erwachsene: Emma D’Arcy) und zu allem Überfluss stirbt Aemma bei der Entbindung des erhofften männlichen Erben, der seine Mutter jedoch nicht lange überlebt. Theoretisch wäre Viserys‘ zügelloser Bruder Daemon (Matt Smith) der nächste in der Erbfolge, doch Viserys‘ Berater um seine Hand Otto Hightower (Rhys Ifans) sind sich einig, dass Daemon als König völlig ungeeignet wäre, wovon Viserys durch weitere Eskapaden ebenfalls überzeugt wird. Stattdessen ernennt er Rhaenyra offiziell zur Erbin und lässt die wichtigsten Lords des Reiches dies beschwören.

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Rhaenyra Targaryen als Teenager (Milly Alcock)

Die nächste Frage, die geklärt werden muss, ist die, wer Viserys‘ zweite Frau wird. Corlys Velaryon (Steve Toussaint), Ehemann der beinahe-Königin Rhaenys und einer der mächtigsten Lords des Reiches, schlägt seine Tochter Laena (als Kind: Nova Foueillis-Mosé, als Teenager: Savannah Steyn, als Erwachsene: Nanna Blondell) vor, die allerdings erst 12 Jahre alt. Otto Hightower ist nicht weniger ambitioniert und bringt seine eigene, nur ein paar Jahre ältere Tochter Alicent (als Teenager: Emily Carey, als Erwachsene: Olivia Cooke), zufällig auch Rhaenyras beste Freundin, in Position. Viserys entscheidet sich schließlich für Alicent, was für angespannte Beziehungen sorgt: Corlys Velaryon beginnt zusammen mit Daemon einen von der Krone nicht sanktionierten Feldzug gegen Craghas Drahar (Daniel Scott-Smith), genannt der „Crab Feeder“, einen Kriegsherrn, der die Stepstones besetzt hat und somit den Seehandel von Westeros beeinträchtigt, und auch Rhaenyra entfremdet sich von ihrem Vater, da sie nicht damit zurecht kommt, dass ihre beste Freundin auf einmal ihre Stiefmutter ist.

Alicent bekommt schon bald ihren ersten Sohn, wodurch neue Unruhen aufkommen: Die Lords des Reiches sind überwiegend der Meinung, Viserys solle seinen erstgeborenen Sohn Aegon (als Teenager: Ty Tennant, als Erwachsener: Tom Glynn-Carney) zum Erben machen, Viserys hält allerdings an Rhaenyra fest. Dennoch kriselt es auch zwischen Vater und Tochter nach wie vor, da Letztere sich rebellisch gibt. Als Daemon von den Stepstones zurückkehrt, wird die Situation noch angespannter, da er Rhaenyra in ein Bordell mitnimmt und beinahe ein Techtelmechtel mir seiner Nichte beginnt, die dann allerdings lieber mit ihrem Bodyguard Ser Criston Cole (Fabien Frankel) anbandelt. Um den Gerüchten um einen Skandal entgegenzuwirken und zugleich den immer noch wütenden Corlys Velaryon zu befrieden, wird Rhaenyra schließlich mit dem Velaryon-Erben Laenor (als Kind: Matthew Carver, als Teenager: Theo Nate, als Erwachsener: John Macmillan) vermählt. Während sich all dies zuträgt, beginnt Viserys an einer mysteriösen, Lepra-artigen Krankheit zu leiden, die ihn langsam aufzuzehren droht…

Konzeption und Struktur
Im Nachgang von „Game of Thrones“ versuchten diverse Streamingdienste und Serienschaffende, an diesen bislang einzigartigen Erfolg einer Fantasy-Serie anzuknüpfen; jeder war auf der Suche nach dem „neuen GoT“, sei es Amazon mit „The Wheel of Time“ und „The Lord of the Rings: The Rings of Power” oder Netflix mit „The Witcher”. Egal ob Erfolg oder Misserfolg, bislang gelang es keinem der spirituellen GoT-Nachfolger, auch nur einen Bruchteil dieses Erfolgs zu verbuchen. Trotz der lauwarmen bis vernichtenden Rezeption der achten Staffel blieb auch HBO selbst nicht untätig, sondern gab sofort die Entwicklung diverser Spin-offs in Auftrag. Eine ganze Reihe von Ideen wurde ausprobiert und kam in der Entwicklung relativ weit, darunter eine Serie über die Frühzeit der Welt von Eis und Feuer, für die sogar ein Pilot mit Naomi Watts gedreht wurde. HBO verwarf aber diese Idee schließlich und wählte die naheliegendste Idee: Eine Serie über die Zeit, als die Targaryen die uneingeschränkten Herrscher über Westeros sind und niemand der Dynastie gefährlich werden kann – mit Ausnahme anderer Mitglieder des Königshauses.

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Viserys Targaryen (Paddy Considine)

Als Vorlage für „House of the Dragon“ fungiert „Fire & Blood”, der erste Band einer zweiteiligen Geschichte des Hauses Targaryen von George R. R. Martin, wobei bislang, wen wundert es, nur dieser erste Band erschienen ist. Anders als „A Song of Ice and Fire“ handelt es sich dabei um einen fiktiven historischen Text, geschrieben von Maester Gyldayn, was sowohl Chancen als auch Probleme mit sich bringt, aber auf jeden Fall für einen deutlich anderen Adaptionsprozess sorgt (dazu später mehr). Dennoch hatte man wohl bei HBO erkannt, dass es in letzter Konsequenz besser ist, sich an einem Werk von George R. R. Martin zu orientieren und den Schöpfer von Westeros zudem in stärkerem Ausmaß mit einzubinden. Zwar schreibt er nicht mehr, wie es bei „Game of Thrones“ der Fall war, eine Episode pro Staffel, ist aber als Berater und ausführender Produzent mit an Bord.

Als Prequel hat „House of the Dragon” natürlich eine ganze Reihe an stilistischen Elementen, die von „Game of Thrones“ übernommen wurden: Politische Intrigen diverser Adelshäuser, viele graue Charaktere ohne eine eindeutig gute oder böse Fraktion (sogar in noch weit größerem Ausmaß), äußerst blutige Gewaltszenen und viele exzellente britische Darsteller. Sexszenen und Nacktheit gibt es zwar auch, dem gesellschaftlichen Klima geschuldet wurde dieser Aspekt aber deutlich zurückgefahren und sehr viel behutsamer inszeniert, etwas wie die legendäre Sexposition-Szene in Littlefingers Bordell findet sich beispielsweise nicht mehr. Ähnlich verhält es sich mit Vergewaltigungen, deren häufiges Vorkommen in „Game of Thrones“ oft und nicht völlig zu Unrecht kritisiert wurde. Stattdessen zeigt „House of the Dragon“ erstaunlich viele Geburtsszenen auf recht unangenehme, wenn auch erzählerisch sehr bedeutende Art und Weise.

Der größte Unterschied zu „Game of Thrones“ liegt allerdings beim narrativen Fokus und der Strukturierung. Die ursprüngliche Serie lieferte zusätzlich zu den Intrigen und höfischen Machenschaften auch stets Plots, die stärker auf eine, nennen wir es einmal, Abenteuerhandlung ausgerichtet waren, sei es Jon Snow an und jenseits der Mauer, Daenerys in Essos oder Tyrion auf Wanderschaft. Überhaupt bietet jede Staffel von „Game of Thrones“, mit Ausnahme der letzten beiden, eine Vielzahl verschiedener Plots und Figuren, verstreut auf zwei Kontinente, was gerade in den frühen Jahren oft zu äußerst zerfaserten Clipshow-Episoden führten, in denen jedem der vielen Handlungsstränge ein fünf- bis zehnminütiger Besuch abgestattet wurde. „House of the Dragon“ hat zwar ebenfalls eine Vielzahl an verschiedenen Figuren, konzentriert sich aber primär auf das Haus Targaryen, dessen Mitglieder selten über mehr als zwei bis drei verschiedene Handlungsorte verstreut sind. Die primären Handlungsorte sind King’s Landing, Dragonstone und, in geringerem Maße, Driftmark, der Sitz des Hauses Velaryon, mit kleineren Abstechern zu Örtlichkeiten wie den Stepstones oder Storm’s End, dem Sitz des Hauses Baratheon. Und apropos Häuser, die dominanten Adelsgeschlechter aus „Game of Thrones“ wie Lannister, Baratheon oder Stark erhalten zumeist nur kleine Gastauftritte, die dominantesten Häuser des Prequels sind Velaryon und Hightower, die beide mit dem Haus Targaryen durch Heirat und Verwandtschaft eng verbunden sind, während sie in „A Song of Ice and Fire“ zwar technisch gesehen noch vorhanden sind und hin und wieder auch Vertreter in kleinen Rollen auftauchen, aber im Krieg der fünf Könige keine essentielle Rolle spielen und in „Game of Thrones“ praktisch überhaupt nicht auftauchen.

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Alicent Hightower als Teenager (Emily Carey)

Strukturell und dramaturgisch funktioniert zumindest diese erste Staffel deutlich anders als „Game of Thrones“; war die Mutterserie von geografischen Wechseln geprägt, so sind es hier Zeitsprünge, was abermals sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich bringt. Die zehn Folgen der Staffel decken einen Zeitraum von gut und gerne zwanzig Jahren ab – das wäre etwa so, als zeigte die erste Staffel von „Game of Thrones“ die Ereignisse von Robert Baratheons Thronbesteigung bis zu seinem Tod. So zeichnet „House of the Dragon“ ein deutlich eindringlicheres Bild von der Herrschaft Viserys Targaryens, als Zuschauer bekommt man ein völlig anders Gefühl für die Spannungen und Konflikte, die schließlich zu dem Bürgerkrieg führen, der die kommenden Staffeln dominieren wird. Trotzdem ist ein derartiges Vorgehen sehr riskant und hätte leicht nach hinten losgehen können, aber es freut mich zu sagen, dass es den Autoren, Regisseuren und Serienschöpfern trotz allem gelungen ist, ihr Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Der eine oder andere Schnitzer lässt sich dabei sicher nicht vermeiden: Hin und wieder sind die Zeitsprünge ein wenig verwirrend und zudem bekommt man manchmal das Gefühl, wichtige Momente und Entwicklungen zu verpassen, beispielsweise wird die Hochzeit von Viserys und Alicent, Auslöser für alle möglichen essentiellen Entwicklungen, einfach übersprungen. Am Ende von Folge zwei verkündet Viserys, er werde Alicent heiraten und in Folge drei haben die beiden bereits einen Sohn und das nächste Kind ist auf dem Weg. Die Figuren und Handlungsentwicklung sind schlicht so einnehmend, dass man sich durchaus mehr Zeit mit den Figuren und vor allem den beiden jüngeren Darstellerinnen von Rhaenyra und Alicent gewünscht hätte. Allerdings besteht durchaus die Möglichkeit, dass Milly Alcock und Emily Carey in zukünftigen Staffeln in Flashbacks noch einmal auftreten.

Auch der Wechsel der Darstellerinnen und Darsteller kann mitunter verwirrend sein, besonders wenn Figuren von bis zu drei verschiedenen Schauspielern gespielt werden, die nicht immer visuell völlig gelungen besetzt sind – so fällt es beispielsweise schwer, Ty Tennant und Tom Glynn-Carney (Aegon II.) oder Leo Ashton und Ewan Mitchell (Aemond) als dieselbe Figur wahrzunehmen, was aber definitiv nicht an der schauspielerischen Leistung liegt. Vor allem Mitchells Aemond verspricht, eine der interessantesten Figuren zukünftiger Staffeln zu werden. Zum Glück existiert dasselbe Problem nicht bei Rhaenyra und Alicent – nicht nur spielen Milly Alcock, Emma D’Arcy, Emily Carey und Olivia Cooke ihre Rollen vorzüglich, die ältere und jüngere Version passen hervorragend zusammen. Hinzu kommt, dass manche Figuren, primär die, die als Erwachsene von Anfang an zugegen sind, etwa Daemon und Rhaenys Targaryen, Corlys Velaryon, Otto Hightower oder Criston Cole, sich praktisch überhaupt nicht verändern. Die Ausnahme diesbezüglich ist Viserys, der von Folge zu Folge weiter verfällt, was aber nicht dem natürlichen Alterungsprozess, sondern seiner Krankheit geschuldet ist.

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Daemon Targaryen (Matt Smith) und Mysaria (Sonoya Mizuno)

Alles in allem funktioniert die Konzeption von „House of the Dragon“, trotz dieser kleinen Mankos, besser, als sie eigentlich dürfte, weil die Episoden an sich exzellent strukturiert sind. Die Serie bietet das, was ich beim anderen Fantasy-Prequel dieses Jahres kritisiert habe: Obwohl die Folgen Teil eines fortlaufenden Handlungsstranges sind, sind sie auch in sich als narrative Einheiten konzipiert. Gerade wegen der Zeitsprünge zwischen den Episoden ist dies auch unabdinglich. Jede Episode arbeitet mit einem Thema oder einem Handlungselement, auf dem sie aufbaut, und nutzt dabei allerhand narrative Kniffe, etwa, indem Autoren und Regisseure beispielsweise das Ende einer Episode zum Spiegel des Anfangs machen, Parallelen aufzeigen oder auch mal der Hälfte des Casts erlauben, in einer Folge nicht aufzutauchen, um den Fokus zu intensivieren. Sowohl Episode 1 als auch Episode 3 sind exemplarisch für eine „Spiegelung“, „The Heirs of the Dragon” beginnt mit Viserys’ Wahl zu Jaehaerys‘ Erben und endet mit Rhaenyras Ernennung zu Viserys‘ Erbin, während in „Second of His Name“ der Krieg um die Stepstones als Rahmen für die königliche Jagd dient. Episode 4, „King of the Narrow Sea“, macht das sexuelle Erwachen von Rhaenyra zum Thema und setzt es in Kontrast zu Alicents Ehe. Besonders bemerkenswert sind auch die letzten drei Episoden: In Episode 8, „The Lord of the Tides“ (nebenbei bemerkt meine Lieblingsepisode), befinden sich noch einmal alle wichtigen Figuren an einem Ort. Die Folge endet mit Viserys‘ Tod und die beiden finalen Episoden zeigen, wie die beiden Fraktionen der königlichen Familie mit diesem Tod und der Erbfolge umgehen, „The Green Council“ fokussiert sich ausschließlich auf die „Grünen“ (um Alicent, Otto Hightower und Aegon II.), „The Black Queen“ auf die „Schwarzen“ (um Rhaenyra, Daemon und die Velaryons).

In gewisser Hinsicht vereint „House of the Dragon“ die hervorragende Charakterarbeit, Dialoge und Handlungsführung der frühen GoT-Staffeln mit dem deutlich höheren Budget und den besser strukturierten Folgen der späteren. Das alles wird angereichert durch eine deutlich cinematischere Präsentation. Während die Effektarbeit nicht ganz so beeindruckend ist wie bei „The Lord of the Rings: The Rings of Power“ sind Bildsprache, Einstellungen und Komposition über jeden Zweifel erhaben, mit Ausnahme von Episode 7, „Driftmark“, die leider das Problem der GoT-Folge „The Long Night“ (Staffel 8, Episode 3) wiederholt und deutlich zu dunkel ist, sodass man praktisch nur graue Schlieren sieht, wenn man die Folge nicht in der Dunkelheit anschaut.

Art of Adaptation: Fire & Blood
Gerade in Hinblick auf den Adaptionsprozess ist „House of the Dragon“ ein äußerst faszinierendes Objekt. Wie bereits erwähnt fungiert dieses Mal kein Roman, sondern ein fiktives Geschichtsbuch als Vorlage, was einige Änderungen im Adaptionsprozess nach sich zieht, aber in Bezug auf die gesamte Welt von Eis und Feuer und speziell „A Game of Thrones“ wurden einige Nachjustierungen und, man möchte fast sagen, Korrekturen vorgenommen. Viele davon sind nur kleine Details. In „Game of Thrones“ lautete der Königstitel von Westeros beispielsweise „King of the Andals and the First Men“, was in „House of the Dragon“ auf den vollen Buchtitel „King of the Andals, the Rhoynar and the First Men” erweitert wurde. Ironischerweise ist dieser Titel in der erzählten Welt zu diesem Zeitpunkt noch nicht korrekt, da Dorne, das von den Rhoynar bewohnt wird, zu diesem Zeitpunkt noch nicht Teil des Reiches ist. Aber von solchen Kleinigkeiten lassen sich die Targaryen natürlich nicht aufhalten. Ähnlich verfuhr man mit dem Eisernen Thron: Während er zum ikonischen Symbol des Franchise wurde, ist er, wie er in „Game of Thrones“ dargestellt wird, doch recht weit von der stachelig-stählernen Monstrosität entfernt, die Martin in seinen Romanen beschreibt (diese Illustration aus „The World of Ice and Fire“ gibt einen guten Eindruck). Beim Thron in „House of the Dragon“ handelt es sich um eine erweiterte Version des ursprünglichen GoT-Modells, sodass man davon ausgehen kann, dass einer der späteren, weniger martialisch veranlagten Könige, vielleicht Baelor oder Aegon V., das Gestühl reduziert haben könnte. Zudem wurden zwei Ereignisse aus der ersten GoT-Staffel, mit deren Umsetzung Martin nie völlig zufrieden war, gewissermaßen korrigiert. Die Rede ist vom Turnier der Hand und der königlichen Jagd, bei der Robert Baratheon tödlich verwundet wird. Beide mussten aus Budget-Gründen deutlich spartanischer ausfallen, als es Martin recht war. In „House of the Dragon“ werden sowohl ein Turnier (in der ersten Folge, „The Heirs of the Dragon“) als auch eine königliche Jagd (in der dritten Folge, „Second of His Name“) gezeigt, die, dank des höheren Budgets, deutlich opulenter und konformer mit Martins Beschreibungen und Vorstellungen ausfallen.

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Corlys Velaryon (Steve Tousssaint) und Rhenys Targaryen (Eve Best)

„Fire & Blood“, von Fans oft auch in Anlehnung an Tolkien liebevolle als GRRMarillion bezeichnet, wurde ursprünglich in Form von drei Einzeltexten publiziert: „The Princess and the Queen“ erschien ursprünglich in der von George R. R. Martin und Gardner Dozois herausgegebenen Anthologie „Dangerous Women“, „The Rogue Prince“ in der konzeptionell ähnlichen Sammlung „Rogues“ und der Bericht über Aegons Eroberung von Westeros in „The World of Ice and Fire“. „Fire & Blood“ beinhaltet nicht nur stark erweiterte Versionen dieser Texte, sondern deckt die Geschichte des Hauses Targaryen bis zum Regierungsantritt von König Aegon III. ab. Die Natur des Werkes als fiktives Geschichtsbuch sorgt für größere Freiräume bei der Adaption. Martins Autorenfigur, Maester Gyldayn, war bei den Ereignissen nicht zugegen und muss sich dementsprechend auf diverse historische Quellen verlassen, die mitunter mehr als unzuverlässig sind, weshalb er oftmals mehrere Versionen bestimmter Ereignisse präsentiert. Das gibt den Autoren von „House of the Dragon“ die Gelegenheit, sich nach Gutdünken eine Version auszusuchen oder auch mehrere miteinander zu verschmelzen. Um ein Beispiel heranzuziehen: Vom Zerwürfnis zwischen Criston Cole und Rhaenyra finden sich zwei Versionen in „Fire & Blood“, in einer ist Cole in die Prinzessin verliebt und möchte sie dazu überreden, mit ihm in die Freien Städte zu fliehen, was sie ablehnt, in der anderen gehen die Avancen von Rhaenyra aus und sie ist es, die versucht, Cole zu verführen, nachdem sie von ihrem Onkel Daemon „trainiert“ wurde. In der Serie wurden beiden Versionen miteinander fusioniert, sodass Rhaenyra zuerst eine Affäre mit Cole beginnt, wobei die Initiative von ihr ausgeht. Als ihre Hochzeit mit Laenor Velaryon bevorsteht, bittet er sie, mit ihm aus Westeros zu fliehen, was sie ablehnt, woraufhin es zum Zerwürfnis kommt.

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Ser Otto Hightower (Rhys Ifans)

Dieser Umstand bedeutet allerdings nicht, dass es zwischen „Fire & Blood“ und „House of the Dragon“ nicht einige massive Unterschiede gäbe, die nicht mit unzuverlässigen Quellen „erklärt“ werden könnten. Oft werden sowohl die zeitliche Abfolge der Ereignisse als auch das Alter der Figuren sowie ihr Verhältnis zueinander angepasst. Bei Martin sind Rhaenyra und Alicent beispielsweise weder gleich alt, noch Kindheitsfreundinnen; Viserys‘ zweite Frau ist einige Jahre älter als die Prinzessin und beide haben im Vorfeld zwar kein feindseliges, aber auch kein besonders inniges Verhältnis. Die meisten dieser Abweichungen dienen dazu, die Konflikte der Figuren deutlich interessanter und persönlicher zu gestalten. Die vielleicht größte Änderung gegenüber der Vorlage ist Viserys‘ Lepra-artige, aber nicht ansteckende Krankheit, die es bei Martin schlicht nicht gibt. Hier haben wir mal wieder einen der seltenen Fälle, in denen die Adaption die Vorlage deutlich aufwertet – Viserys‘ ebenso langsamer wie tragischer Verfall gehört zu den essentiellen Elementen dieser ersten Staffel und sorgt nicht nur für einen enorm gelungenen, einnehmenden und komplexen Charakter, sondern gibt Paddy Considine auch die Gelegenheit, eine wirklich grandiose Performance abzuliefern. Nichts davon findet sich in „Fire & Blood“, Martins Viserys ist ein deutlich gutmütigerer und zugleich weniger komplexer Charakter, was Martin auch unumwunden zugegeben hat. Dennoch fühlt sich HotD-Viserys definitiv wie eine von Martin geschriebene Figur an. Da „Fire & Blood“ nur die Außenperspektive eines bzw. mehrerer Historiker liefert, haben Condal, Sapochnik und Co. bei der Charakterisierung und der Motivation der Figuren ohnehin deutlich mehr Freiraum. Sowohl Alicent als auch Rhaenyra kommen in der Serie beispielsweise deutlich besser und sympathischer weg als in Maester Gyldayns Geschichtswerk, und sie sind nicht die einzigen, die abweichend interpretiert werden. Genau hier findet sich für mich der Unterschied zwischen den Änderungen bei „The Lord of the Rings: The Rings of Power“ und „House of the Dragon“: Bei Ersterem wirken viele Entscheidungen oft wie genau das Gegenteil von dem, was Tolkien geschrieben hätte, während Letzteres problemlos den Geist der Vorlage bewahrt – es fühlt sich immer an, als stammten die Entwicklungen von Martin, auch wenn dem nicht der Fall ist. Das unterscheidet „House of the Dragon“ beispielsweise auch von den späteren GoT-Staffeln.

The Princess and the Queen, or, the Blacks and the Greens
Der Titel der ursprünglichen Geschichte aus „Dangerous Women“ fasst den zentralen Konflikt von „House of the Dragon“ kurz und prägnant zusammen. Im Zentrum der Handlung steht der sich langsam aufbauende Konflikt zweier Frauen und ihrer jeweiligen Parteien, der das Reich im Allgemeinen und die Familie Targaryen im Besonderen entzweizureißen droht und dabei ein mitreißendes Charakterdrama schildert. In bester „Game of Thrones“-Manier liefert „House of the Dragon” dabei keine einfachen Antworten, sondern bemüht sich um sorgsam konstruierte Figuren abseits eines simplen Gut/Böse-Schemas. Es wäre nur allzu einfach gewesen, Alicent oder Daemon zu recht eindimensionalen Schurken zu machen, doch jede der wichtigen Figuren besitzt emotionalen Tiefgang und eine nachvollziehbare Motivation. An der Entwicklung Rhaenyras und Alicents hangelt sich die Handlung entlang, die beiden jungen Frauen sind DAS Gegensatzpaar der Serie. Beide beginnen mehr oder weniger als Figuren im Spiel anderer, primär ihrer Väter: Alicent wird von Otto Hightower genötigt, Viserys zu heiraten, Viserys wiederum macht Rhaenyra zur Erbin, ohne dabei aber wirklich zu verstehen, in welche Situation er sie bringt. Beide Frauen arbeiten im weiteren Verlauf der Serie daran, von Figuren zu Spielerinnen zu werden, beide werden zu Müttern mehrerer Kinder und müssen sich darüber hinaus mit den Konsequenzen der Handlungen ihrer Ehemänner auseinandersetzen. Das alles funktioniert natürlich nicht nur dank der guten Drehbücher, sondern auch wegen der vier exzellenten Darstellerinnen. Egal, ob es die Freundschaft zwischen Milly Alcocks Rhaenyra und Emily Careys Alicent ist oder die beinahe tödliche Konfrontation zwischen Emma D’Arcys und Olivia Cookes älteren Versionen der Figuren, die schauspielerische Leistung und die Chemie bleibt stets makellos. Oftmals sind es die kleinen Details, die massiv zur Authentizität beitragen, etwa wenn die junge Alicent nervös die Haut an ihren Fingern bearbeitet. Obwohl beide sehr nachvollziehbar sind, ist man geneigt, öfter auf Rhaenyras Seite als auf Alicents zu stehen – zumindest ging es mir so, und wenn man den Online-Diskurs so verfolgt, scheine ich damit nicht alleine zu sein. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Rhaenyra mehr Screentime bekommt und wir öfter ihren Blickwinkel einnehmen; die gesamte Produktion suggeriert, dass sie die Protagonistin ist. Zudem ist der Fanliebling Daemon einer ihrer Unterstützer und sogar ihr späterer Ehemann. Kenner der Vorlage können sich schon sehr gut ausmalen, wie zukünftige Staffeln die Wahrnehmung Rhaenyras als Protagonistin oder gar Heldin unterlaufen werden.

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Alicent Hightower (Olivia Cooke) und Ser Criston Cole (Fabien Frankel)

Nicht minder gelungen sind die übrigen zentralen Figuren, allen voran Viserys und Daemon Targaryen. Auch diese beiden so ungleichen Brüder verfügen über eine Myriade an Facetten, die sie unendlich faszinierend machen. Viserys ist beispielsweise ein Charakter, der absolut das Beste für seine Familie und sein Königreich möchte, dabei aber oft konsequent die falsche Entscheidung trifft und zudem in zu großem Ausmaß darauf bedacht ist, es allen recht zu machen. Nur allzu oft ist er mit seinen Nächsten und Liebsten zu nachsichtig, seien es Daemon, Rhaenyra oder Alicent. Und dann ist da natürlich noch seine Krankheit, die ihn als König zusätzlich handicapt. Besonders die achte Episode, „The Lord of the Tides“, wie bereits erwähnt meine Lieblingsfolge, unterstreicht Viserys‘ Status als tragischste Figur des Serienjahres 2022. An der Schwelle des Todes wächst er über sich hinaus, vollbringt trotz weit fortgeschrittenem Verfall schier Übermenschliches (wie grandios sind sowohl Thronsaal- als auch Dinner-Szene?) und für einen kurzen Moment scheint es, als könne die Spaltung des Hauses Targaryen überwunden werden, nur um sofort wieder zunichte gemacht zu werden.

Der von „The Crown“-Veteran Matt Smith dargestellte Daemon Targaryen hat sich schnell zum Zuschauerliebling entwickelt und ist kaum minder komplex und faszinierend als sein älterer Bruder. Wie ich bereits schrieb: Aus Daemon hätte leicht ein eindeutiger Schurke, eine Hassfigur á la Joffrey oder Ramsay werden können; er verfügt definitiv über die nötigen soziopathischen und grausamen Züge, hat sexuelle Vorlieben für die Verwandtschaft, neigt zu Gewaltausbrüchen, ermordet seine erste Frau und ist ganz allgemein eine sehr unausgeglichene Person. Eine der ersten Handlungen, die er begeht, ist ein Massaker in den Straßen von King’s Landing. Dennoch verfügt Daemon über einen einnehmenden Charme, ein besonderes Charisma, das dabei hilft, seinen Standpunkt zu verstehen. Bei aller Sympathie lässt die Serie einen allerdings nicht vergessen, wie unausgeglichen und gefährlich Daemon doch ist, beispielsweise, indem er Rhaenyra in der zehnten Folge plötzlich würgt.

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Rhaenyra Targaryen (Emma D’Arcy)

Viele der Figuren in „House of the Dragon“ spiegeln Charaktere bzw. Aspekte von Charakteren in „Game of Thrones“ wider, ohne dass es sich einfach um plumpe Kopien handelt. Viserys etwa besitzt gewisse Aspekte von Ned Stark, aber auch von Robert Baratheon, Rhaenyra erinnert, besonders in ihrer Jugend, sowohl an Daenerys als auch an Arya, Otto Hightower hat einiges mit Tywin Lannister gemein, auch wenn ihm dessen schiere Präsenz fehlt, Larys Strong (Matthew Needham) gemahnt an Littelfinger und Varys, ebenso wie Mysaria (Sonoya Mizuno) usw. Gleichermaßen stehen diese Figuren alle auf ihren eigenen Beinen und tragen, nicht zuletzt dank der hervorragenden Darsteller, zum Gelingen der Serie bei. Sie alle en detail zu besprechen, wäre zwar gerechtfertigt, würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen, weshalb ich mich schweren Herzens auf diesen knappen Überblick beschränke.

Tatsächlich ist „House of the Dragon“, gerade im Vergleich zu den späten GoT-Staffeln, wieder deutlich dialoglastiger, und im Gegensatz zu diesen sind sie auch messerscharf und extrem gelungen, wenn auch (noch?) nicht ganz so prägnant und ikonisch wie die der frühen GoT-Staffeln. Da „House of the Dragon“ die letzten Jahre einer langen Friedensperiode zeigt, sind Action und Schlachten bestenfalls Nebenschauplätze, nur vom Krieg auf den Stepstones, den Daemon und Corlys Velaryon führen, bekommen wir zumindest ein paar Eindrücke, diese sind mit Fernseh-Events wie der Schlacht der Bastarde aber kaum zu vergleichen. „House of the Dragon“ setzt sein hohes Budget zwar subtiler, aber nicht minder gelungen oder beeindruckend ein. Nicht zuletzt die Drachen, von denen wir eine ganze Reihe erleben dürfen, führen das immer wieder beeindruckend vor Augen. Das Design der Kreaturen fällt deutlich diverser aus, wobei die visuelle Gestaltung der Bestien auch stets den jeweiligen Reiter widerspiegelt.

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Aemond (Ewan Mitchell) und Aegon Targaryen (Tom Glynn Carney)

Ein weiterer Kontrast zu den späteren GoT-Staffeln findet sich im Umgang mit der Handlungsentwicklung und den Folgen, die Ereignisse für Charaktere haben: Handlungen, ob klug oder dumm, strategisch oder unüberlegt, sind für die Figuren stets logisch und nachvollziehbar und haben ihrerseits Konsequenzen. Zugegeben, es finden sich zwei, drei kritikwürdige Stellen, etwa als Criston Cole auf Rhaenyras Hochzeitsfeier Laenor Velaryons Liebhaber tötet und dafür scheinbar keine Konsequenzen erleiden muss. Da direkt auf das Ende der entsprechenden Folge der längste Zeitsprung folgt, besteht natürlich die Möglichkeit, dass es durchaus Konsequenzen gab, die Situation wirkt für den Zuschauer aber dennoch sehr unbefriedigend. Ähnlich verhält es sich mit Daemons Mord an Vaemond Velaryon (Wil Johnson) und auch der Umstand, dass Rhaenys die gesamte grüne Partei mit einem Atemzug ihres Drachen töten könnte, es aber nicht tut, ist zumindest etwas fragwürdig. Alles in allem zeigt die Serie aber sehr gut, welche Folgen Handlungen haben, oft über viele Episoden hinweg

Ramin Djawadis Score

Bezüglich des Scores werden bei „House of the Dragon“ keine Experimente gemacht: Ramin Djawadi kehrt als Komponist zurück, und mit ihm das GoT-Titelthema, das den neuen, aufwändig gestalteten Vorspann untermalt, was ich, ehrlich gesagt, ein wenig schade finde; mir persönlich wäre ein neues Titelthema lieber gewesen, vielleicht das Targaryen-Thema über dem GoT-Ostinato. Gerade im Vergleich zu Bear McCearys Musik für „The Rings of Power“ hat „House of the Dragon“ deutlich weniger zu bieten, nicht zuletzt, weil die Serie weniger Spektakel und spektakuläre Landschaftsaufnahmen offeriert. Das Cello ist nach wie vor das zentrale Element und oft werden die Dialoge von getragenen, eher anonymen Cello-Passagen untermalt. Das bedeutet allerdings nicht, dass Djawadi nicht eine ganze Reihe neuer Themen komponiert hätte. In „Game of Thrones“ waren Fraktionsthemen für die diversen Häuser vorherrschend, dieses Mal sind es in größerem Ausmaß Charakterthemen, da der Fokus auf einem Haus liegt. Am dominantesten sind die Themen für Viserys, Daemon und Rhaenyra – besonders Letzteres sticht durch den Choreinsatz und eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Passage aus Jóhann Jóhannssons „Arrival“ heraus. Auch das Thema für Corlys Velaryon und das zugehörige Adelshaus hinterlässt aufgrund des markanten Percussion-Einsatzes einen ordentlichen Eindruck. Der gezielte Einsatz vertrauter Themen aus „Game of Thrones“ sorgt zudem für einige der gelungensten Momente. Das Thema der Targaryen taucht das eine oder andere Mal auf, der dominanteste Rückkehrer ist allerdings das Leitmotiv, das ich ursprünglich dem Haus Baratheon zuordnete (erstmals zu hören im Track The King’s Arrival). Bereits in „Game of Thrones“ zeigte sich aber, dass dieses Thema eher das Konzept des Königtums in Westeros an sich repräsentiert und zumeist für die Person gespielt wird, die gerade den Eisernen Thron okkupiert, sei es Robert Baratheon, Joffrey oder eben Viserys I. Ein besonders effektiver Einsatz findet sich in der achten Episode, „The Lord of the Tides“, in welchem es in Kombination mit Viserys‘ Thema den langen Marsch des kranken Königs zum Thron untermalt und für ordentlich Gänsehaut sorgt (Protector of the Realm). Alles in Allem ist Djawadis Score zumeist funktional, in einigen Passagen herausragend, verfügt zugleich aber über deutlich weniger Highlights als die späteren GoT-Scores und bleibt über weite Strecken leider recht uninteressant.

Fazit
2022 bot eine ganze Reihe wirklich guter („Andor“, „The Sandman“, „Peacemaker“) und eine Reihe deutlich weniger guter („Obi-Wan Kenobi“, „The Lord of the Rings: The Rings of Power“) Serienstaffeln, von allen, die ich im letzten Jahr gesehen habe, ist „House of the Dragon“ jedoch mein eindeutiger Favorit. Dem Prequel ist gelungen, was ich kaum für möglich hielt: Nach der desaströsen achten Staffel von „Game of Thrones“ hat sie die alte Begeisterung für Westeros wiedererweckt. Hervorragende Figuren, Dialoge und schauspielerische Leistungen, eine komplexe Handlung, politische Intrigen, ein wenig Action, Drachen und natürlich die eine oder andere Prise Inzest sorgen dafür, dass eine erstickte Flamme erneut entfacht wurde. Ob „House of the Dragon“ den frühen GoT-Staffeln ebenbürtig oder gar überlegen ist, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, aber die Staffeln fünf bis acht der Mutterserie lässt HotD bereits mühelos hinter sich. Warum geht es erst 2024 weiter?

Trailer

Bildquelle (Warner Media)

Siehe auch:
Fantasy-Herbst: Rings of Power & House of the Dragon
The Lord of the Rings: The Rings of Power – Staffel 1
The Princess and the Queen
The World of Ice and Fire

Fantasy-Herbst: Rings of Power & House of the Dragon

Spoiler für die ersten beiden Episoden von „The Lord of the Rings: The Rings of Power“ und „House of the Dragon“!

Im Verlauf der letzten zwei Wochen feierten die beiden wahrscheinlich größten Fantasy-Franchises ihren Einstand bzw. ihre Rückkehr auf den Streaming-Bildschirm in Form zweier Serien, die einige faszinierende Parallelen aufweisen und gleichzeitigen zu den teuersten Produktionen dieser Art gehören. Bei beiden Serien handelt es sich um Prequels und beide müssen gegen die negative Rezeption des direkten oder indirekten Vorgängers kämpfen. Die Rede ist natürlich von HBOs „House of the Dragon“, das die Vorgeschichte des Hauses Targaryen thematisiert, und Amazons „The Lord of the Rings: The Rings of Power“, das sich anschickt, in die Mysterien des Zweiten Zeitalters von Mittelerde einzutauchen. Zudem basieren beide Serien nicht auf herkömmlichen Romanen, wie es bei „Game of Thrones“ oder den beiden Jackson-Trilogien der Fall ist, sondern auf fiktiven historischen Texten die, zumindest im Vergleich zu erzählender Prosa, nur einen zumindest verhältnismäßig knappen Überblick über die Ereignisse gewähren. Zugegebenermaßen war meine Erwartungshaltung bezüglich beider Serien eher… sagen wir, gedämpft. Bei „House of the Dragon“ war die Ursache primär der schlechte Nachgeschmack, den die achte Staffel von „Game of Thrones“ hinterlassen hat – ich konnte mich bislang immer noch nicht dazu durchringen, eine Abschlussbesprechung zu dieser Serie zu schreiben, die so lange ein dominierendes Thema auf diesem Blog war (was ich aber im Zuge von „House of the Dragon“ endlich nachholen möchte). Bei „The Rings of Power“ hingegen waren es weniger die Nachwirkungen der Hobbit-Trilogie (damit komme ich schon zurecht), sondern eher die Herangehensweise von Amazon. Der Umgang mit Tolkien ist für mich immer eine prekäre Angelegenheit, da mir sein Werk extrem viel bedeutet und es sehr leicht ist, eine Adaption zu verhauen und sehr schwer, den Geist der Vorlage zu treffen. Tatsächlich haben mir viele Entscheidungen, die im Vorfeld getroffen wurden (etwa die Komprimierung mehrerer Jahrtausende in einen sehr kurzen Zeitraum), Bauchschmerzen bereitet. Andererseits wird mein Youtube-Feed seit Monaten von Videos geflutet, die aus jedem veröffentlichten Bild und Trailer gleich den Untergang des Abendlandes ablesen und die mir unheimlich auf den Geist gehen. Ob es nicht doch vielleicht vernünftiger ist, die Serie einfach abzuwarten? Bashen kann man hinterher ja immer noch… Wie dem auch sei, normalerweise schreibe ich über Serien nur, wenn die Staffel abgeschlossen ist. Für „Game of Thrones“ habe ich früher auch Episoden-Rezensionen geliefert, aber damals habe ich noch studiert und hatte die Zeit dazu, inzwischen ist mir das deutlich zu aufwendig. Dennoch hat mich diese amüsante Symmetrie dazu bewogen, nach den ersten beiden Episoden dieser zwei Serien einfach meine Eindrücke zu schildern, knapper und weniger ausführlich als in meinen üblichen, überlangen Staffelrezensionen.

The Lord of the Rings: The Rings of Power

In meinem Artikel zu den beiden vorab veröffentlichten Soundtrack-Stücken von Bear McCreary schrieb ich, dass sowohl der Score (bzw. die Beteiligung Howard Shores) als auch viele Produktionsentscheidungen den Eindruck vermitteln, Amazon versuche einerseits, eine eigene Interpretation Mittelerdes auf den Weg zu bringen, schaffe es aber andererseits nicht, sich aus dem Schatten der Filme zu lösen. Dieser Eindruck hat sich nach der Sichtung der ersten beiden Episoden, „A Shadow of the Past“ und „Adrift“, bestätigt. Während wir es hier eindeutig mit einem anderen Mittelerde als dem Peter Jacksons oder Professor Tolkiens zu tun haben (also nichts für Puristen, aber das war von Anfang an klar), versuchen Design und Bildsprache konstant an die beiden Filmtrilogien anzuknüpfen, sei es mit den Jugendstilelementen bei den Elben, der Darstellung der zwergischen Kultur und Architektur, den üppigen Landschaftsaufnahmen (Neuseeland ist abermals Drehort, zumindest für die erste Staffel), dem vorangestellten epischen Prolog oder dem Symbol Saurons, das in der zweiten Folge einmal genauso aufblitzt wie das lidlose Auge in der Filmtrilogie. Wenn die Serie dann doch einmal ihren eigenen Weg geht, etwa bei den kurzhaarigen Elben, wirkt das mitunter irritierend.

Den Grundgedanken, die Serie im Zweiten Zeitalter von Mittelerde anzusiedeln, finde ich tatsächlich sehr gelungen, denn von den drei Zeitaltern ist es dasjenige, das Tolkien am wenigstens detailliert ausgearbeitet hat, insofern bietet es am meisten Spielraum. Aufgrund der Rechtelage, die es beispielsweise der Hobbit-Trilogie verbat, die Namen der beiden blauen Zauberer zu nennen, kann „The Rings of Power“ jedoch nur einen Bruchteil der verfügbaren Informationen auch tatsächlich in die Serie einarbeiten, da lediglich „The Lord of the Rings“ und die zugehörigen Anhänge zur Verfügung stehen, nicht aber das „Silmarillion“ oder die „Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth“, von den Texten der „History of Middle-earth“ gar nicht erst zu sprechen. Bereits in den ersten beiden Episoden ist das zu spüren, gerade im Prolog-Segment wird auf vieles aus dem „Silmarillion“ angespielt, ohne es explizit einzubauen, weil es nicht explizit eingebaut werden darf. Das ist allerdings nur ein sekundäres Manko, ich denke das Hauptproblem ist der Umstand, dass sich das Zweite Zeitalter nicht unbedingt für die Art Abenteuerhandlung anbietet, die Amazon für diese Serie offenbar haben möchte. Auch hier zeigt sich, wie schwer es „The Rings of Power“ fällt, sich von den Filmen zu lösen. Das deutlichste Beispiel dafür sind die Haarfüße, quasi Protohobbits. Diese haben im Zweiten Zeitalter nichts verloren, aber bei Amazon kann man sich offenbar eine LotR-Serie ohne Hobbits nicht vorstellen.

Zudem ist die Vielzahl an Handlungssträngen, die in den ersten beiden Episoden begonnen werden, äußerst kontraproduktiv: Wir haben die Elben in Lindon um Galadriel (Morfydd Clark) und Elrond (Robert Aramayo), um die beiden klassischen LotR-Charaktere wird jeweils ein Handlungsstrang eröffnet, Elrond besucht die Zwerge in Khazad-dûm, um dem Elbenschmied Celebrimbor (Charles Edwards) das Schmieden der titelgebenden Ringe der Macht überhaupt erst zu ermöglichen, Galadriel lehnt eine Rückkehr nach Valinor ab, um Sauron zu jagen und trifft dabei auf den Menschen Halbrand (Charlie Vickers). Ein anderer Elb, Arondir (Ismael Cruz Córdova) ermittelt derweil eine potentielle Rückkehr der Orks und verliebt sich dabei in die Menschenfrau Bronwyn (Nazanin Boniadi), deren Dorf, nebenbei bemerkt, im späteren Mordor liegt. Und dann wären da noch die Haarfüße um Nori Brandyfoot (Markella Kavenagh), die einen merkwürdigen Fremden (Daniel Weyman) finden, der als Meteor zur Erde gestürzt ist. Und das ist erst ein Teil der Handlungsstränge und Figuren, die aus Trailer, Castlisten etc. bekannt sind. Das Inselkönigreich Númenor, DIE dominante Fraktion des Zweiten Zeitalters, spielte bislang noch gar keine Rolle. Die beiden Episoden mühen sich ab, diese Handlungsstränge vorzustellen, die Figuren einzuführen, den Status Quo zu vermitteln, kommen dabei aber nie zur Ruhe, sind überfrachtet und schaffen es auch nicht so recht, den Zuschauer für die erzählte Welt einzunehmen. Das ist besonders schade, da die Schauwerte wirklich beeindruckend sind – „The Rings of Power“ ist visuell extrem beeindruckend und wirkt, mehr noch als „Game of Thrones“ und andere hochkarätige Serien der letzten Jahre, wie ein Kinofilm. Nun ja, es wurde auch genug Geld investiert…

Mein Problem bei all dem ist der Umstand, dass sich vieles weniger nach Tolkien als nach typischen Fantasy-Tropen anfühlt, quasi „Tolkien lite“. Galadriel ist in den Werken des Professors ein faszinierender und vielschichtiger Charakter, ohne dass man sie zur Kriegerin machen müsste. Es ist relativ eindeutig, dass die Serie zeigen möchte, wie aus der störrischen Kämpferin die weise Elbenherrscherin wird, aber auch diese Entwicklung hätte man etwas behutsamer und subtiler in Szene setzen können. Die Handlung um die Haarfüße erinnert auf merkwürdige Weise an „Diablo III“, wobei natürlich bereits eifrig spekuliert wird, wer der Fremde ist. Ein Balrog in Verkleidung, Sauron selbst, einer der Istari? Bitte nicht Gandalf. Von den bisherigen Handlungssträngen finde ich Elronds Besuch in Moria bislang am gelungensten, zum einen, weil dieser Teil des Plots tatsächlich auf den Titel hinarbeitet und zum anderen, weil Owain Arthur als Zwergenprinz Durin IV. schlicht brachial unterhaltsam ist. Das Gefühl, dass diese Handlungsstränge von Tolkien selbst stammen könnte, schafft „The Rings of Power“ nur sehr selten zu vermitteln, besonders, was die erzählerische und kulturelle Tiefe angeht. Die Vorarbeit wurde durchaus geleistet, nur kommen die Episoden einfach nicht dazu, irgendetwas davon ausreichend in Szene zu setzen.

House of the Dragon

„The Rings of Power“ scheint von seinem Publikum einen merkwürdigen mentalen Spagat zu erwarten, einerseits gibt es viele Rückbezüge auf die Filmtrilogien und, mehr noch, man versucht, das Zweite Zeitalter an das Dritte anzugleichen. Andererseits soll die Serie aber als eigenständige Interpretation von Mittelerde wahrgenommen werden. Möglicherweise ist so ein Spagat sogar machbar, „The Rings of Power“ gelingt er allerdings nicht. „House of the Dragon“ wählt einen völlig anderen Weg und erwartet von seinen Zuschauern, dass sie „Game of Thrones“ nicht nur gesehen, sondern gefälligst auch verinnerlicht haben. Obwohl theoretisch die Vorgeschichte erzählt wird, wirft die Serie ihre Zuschauer mitten in die Schlangengrube des Hofes der Targaryen und erläutert kaum etwas. Selbst GoT-Veteranen, die sich mit George R. R. Martins Büchern nicht weiter beschäftigt haben, könnten am Anfang etwas verloren sein, da die Häuser Velaryon und Hightower in der Serie keine Rolle gespielt haben, nun jedoch essentiell sind – aber immerhin sind derartige Zuschauer mit den Ämtern und Institutionen der Sieben Königreiche vertraut. Einem völligen Neuling hingegen kann man „House of the Dragon“ nicht ans Herz legen. Mich hingegen hat das kaum gestört, im Gegenteil: Nicht nur habe ich jahrelange ausführliche Episodenrezensionen verfasst, meine Master-Arbeit drehte sich zur Hälfte um „A Song of Ice and Fire“ (und zur anderen Hälfte um Tolkiens Werke); tatsächlich war ich sofort wieder „drin“, was ich nicht gedacht hätte, eben wegen der oben erwähnten Frustration mit den finalen GoT-Staffeln.

Es freut mich, mitteilen zu können, dass „House of the Dragon“ nach nur zwei Folgen („The Heirs of the Dragon“ und „The Rogue Prince“) bereits deutlich besser ist als Staffel 8 der Mutterserie, was mit Sicherheit an den Umständen liegt. Statt zweier Serienschöpfer, die ohne Quellenmaterial auskommen müssen und offenbar keine Lust mehr haben, eine gute, kohärente Geschichte zu erzählen, sondern alles in möglichst großem Spektakel beenden wollen, haben wir nicht nur erneut eine schriftliche Vorlage in Form des fiktiven Targaryen-Geschichtswerkes „Fire and Blood“, sondern auch George R. R. Martins erneutes Mitwirken. „House of the Dragon“ muss in der ersten Episode zwar auch eine ganze Menge an neuen Figuren etablieren, von einem neuen Status Quo gar nicht erst zu sprechen, was zugegeben manchmal etwas holprig ausfällt, aber diese Figuren befinden sich immerhin nicht über einen ganzen Kontinent verteilt, stattdessen fokussiert sich die Handlung der ersten beiden Episoden auf King’s Landing und Dragonstone. Anders als bei „Game of Thrones“, das die verknüpften Schicksale vieler Adelsfamilien von Westeros erzählte, konzentriert sich „House of the Dragon“ ohne wenn und aber auf die Targaryen, andere Familien spielen nur eine Rolle, sofern sie mit dem Herrscherhaus interagieren. Intrigen und politische Ränkespiel sind natürlich wieder en masse vorhanden: König des Reiches ist Viserys I. (Paddy Considine), zwar ein guter und gerechter Mann, aber nicht der stärkste oder entschlossenste Herrscher. Sein Bruder Daemon Targaryen (Matt Smith), Spitzname der „Rogue Prince“ (daher der Titel der zweiten Episode), kommandiert die Stadtwache und ist ein mächtiger Krieger und Drachenreiter, aber auch ein grausamer und launischer Mann. Als Viserys Frau Aemma (Sian Brooke) im Kindbett stirbt, bleiben nur zwei potentielle Thronerben übrig: Daemon und Viserys Tochter Rhaenyra (als Teenager: Milly Alcock, als Erwachsene: Emma D’Arcy). Gegen beide haben die großen Lords des Reiches Einwände: Daemon wird aufgrund seines Charakters als problematisch gesehen, Rhaenyra aufgrund ihres Geschlechts. Nachdem Daemon ein weiteres Mal über die Stränge schlägt, ernennt Viserys schließlich Rhaenyra zur Erbin. Derweil positioniert Viserys‘ Hand Ser Otto Hightower (Rhys Ifans) seine Tochter Alicent (als Teenager: Emily Carey, als Erwachsene: Olivia Cooke) als potentielle neue Gemahlin für Viserys. Da kündigt sich der Bürgerkrieg schon an…

„House of the Dragon“ sieht man sein Budget ebenfalls durchaus an, auch wenn sich „The Rings of Power“ aufgrund der epischen Landschaftspanoramen und wegen des deutlich aufwändigeren Scores von Bear McCreary noch einmal deutlich cinematischer anfühlt – im Vergleich dazu bleibt Ramin Djawadis Musik fest in der Tonalität der Mutterserie. Das geht sogar so weit, dass das neue Intro mit dem altbekannten Stück unterlegt ist; wenigstens eine neue Variation wäre schön gewesen. Davon abgesehen hat „House of the Dragon“ aber eindeutig in jeder Hinsicht die Nase vorn, vor allem schauspielerisch. Wo die Amazon-Serie primär auf unbekannte Darstellerinnen und Darsteller setzt, deren Leistungen auch eher wechselhaft ausfallen, knüpft „House of the Dragon“ nahtlos an „Game of Thrones“ an und schickt einige hochtalentierte britische Mimen ins Rennen, darunter natürlich primär Matt Smith und Rhys Ifans, die beide nicht enttäuschen. Aber auch Milly Alcock gibt eine wirklich gelungene Performance ab, ebenso wie die restliche Besetzung.

Erzählerisch experimentiert man dieses Mal stärker und arbeitet mit größeren Zeitsprüngen, allein zwischen der ersten und zweiten Folge vergeht ein halbes Jahr. Bereits im Vorfeld war bekannt, dass Rhaenyra und Alicent von verschiedenen Darstellerinnen verkörpert werden, weshalb mit noch deutlich größeren Zeitsprüngen zu rechnen sein wird. Gerade die erste Folge braucht noch ein wenig, um den richtigen Rhythmus zu finden. Darüber hinaus vereint „House of the Dragon“ in diesen ersten beiden Episoden die vorzügliche Charakterarbeit der frühen GoT-Staffeln mit dem gesteigerten Budget der späteren (dieses Mal gibt es sehr gut aussehende Drachen von Anfang an). Ausnahmslos alle zentralen Figuren, vom König über Daemon und Rhaenyra bis hin zu Corlys Velarion (Steve Toussaint) sind interessante und vielschichtige Charaktere, deren Motivationen und Perspektiven stets nachvollziehbar bleiben, dabei aber komplex und nicht plakativ sind. Während Daemon die offensichtlich faszinierende Figur ist, hat es mir vor allem Otto Hightower angetan, der als extrem subtiler, aber deswegen nicht minder effektiver Manipulator auftritt, der auf positive Weise recht undurchschaubar bleibt. Lediglich die Dialoge könnten noch ein wenig besser sein. Ansonsten wird das geboten, was man von einer HBO-Serie auch erwarten würde: Mit Sex und Gewalt, vor allem Gewalt, hält sich „House of the Dragon“ nicht zurück, neben einem Massaker an Verbrechen durch Daemons Goldröcke werden auch eine sehr blutige Geburt und ein Turnier mit unangenehmen Folgen geboten – das mag vielleicht exzessiv anmuten, steht aber wieder deutlich stärker im Dienst der Geschichte, als es in den späteren GoT-Staffeln der Fall war.

Mein größter Kritikpunkt an diesen beiden ersten Folgen ist die eine Szene, in der „House of the Dragon“ tatsächlich in unangenehmem Ausmaß in „Prequelitis“ verfällt und sich genötigt fühlt, auf plumpe und unelegante Weise auf Zukünftiges zu verweisen. Nachdem Viserys Rhaenyra zur Erbin erklärt hat, enthüllt er ihr, dass die Targaryen von der androhenden „Langen Nacht“, die in der Mutterserie schließlich eintritt, wissen und sich auf sie vorbereiten. Mehr noch, der Dolch, mit dem Arya den Nachtkönig schließlich tötet, taucht hier auf – all das hätte es für mich nicht gebraucht, es weckt nur unangenehme Erinnerungen an die achte GoT-Staffel, und wer will sich schon daran erinnern? Gut zweihundert Jahre vor Daenerys‘ Rückkehr nach Westeros will ich nichts von Weißen Wanderern hören.

Ansonsten ist das primäre Manko von „House of the Dragon“ tatsächlich die Möglichkeit, die Serie zu schauen, denn anders als „Game of Thrones“ kann die Staffel nicht auf Amazon erworben werden, sondern ist exklusiv nur in Skys Streamingsdienst Wow verfügbar. Leider ist der Name nicht Programm, sowohl im Angebot an Filmen und Serien als auch in der allgemeinen Nutzeroberfläche und Handhabung bleibt Wow weit hinter Netflix, Amazon Prime und Disney Plus zurück. Wenigstens finden sich noch einige andere hochkarätige HBO-Serien wie „Succession“ oder „Chernobyl“, die ich schon seit einiger Zeit konsumieren wollte, auf Wow, sodass sich das Angebot für sechs Monate zumindest für mich lohnt. Immerhin, Sky hat die erste Folge von „House of the Dragon“ auf Youtube veröffentlicht (wenn auch nur in deutscher Synchro), wer also gerne einen Eindruck hätte, kann ihn sich hier holen.

Fazit: Es hat schon seinen Grund, weshalb ich normalerweise abwarte, bis eine Staffel durch ist, bevor ich sie rezensiere: Allzu oft werden eigentlich gute Staffeln durch ein enttäuschendes Finale ruiniert oder kriegen kurz vor Schluss noch einmal die Kurve. Wenn ich mir aktuell allerdings eine der beiden großen Fantasy-Serien dieses Herbstes aussuchen müsste, die ich weiterschaue, wäre es ohne zu Zögern „House of the Dragon“. Ob sich dieser erste Eindruck bestätigt, wird sich in einigen Wochen zeigen.

Siehe auch:
Stück der Woche: Galadriel/Sauron

GoT: The Dragon and the Wolf

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Da ich in der zweiten Hälfte der letzten Woche nicht zuhause war, kommt die Rezension zum Finale der siebten GoT-Staffel ein wenig verspätet. Der Titel dieser Episode ist ein Rückgriff auf ähnlich geartete, wappenbezogene Titel vergangener Staffeln wie „The Wolf and the Lion“ oder „The Lion and the Rose“. Während es sich bei Ersterem allerdings um Feindschaft und bei Letzterem um eine arrangierte Hochzeit handelt, steht eine aufkeimende Liebe im Fokus dieser Episode.

King’s Landing
Zu Beginn dieser Folge zeigt sich die Serie noch einmal von ihrer besten Seite: Auf beeindruckende Weise wird gezeigt, wie sich Daenerys‘ Streitkräfte nähern, während sich die Lannisters auf einen möglichen Angriff vorbereiten – auch wenn es theoretisch um Friedensverhandlungen geht. Das ganze wird passend von den Targayren- und Lannister-Themen im Kontrapunkt untermalt. Auf allen Seiten ist man nervös – Jaime und Bronn begutachten die näherrückenden Truppen, Cersei fragt sich, warum Daenerys noch nicht in Sicht ist und auch die Targaryen-Delegation ist alles andere als selbstsicher.

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Der Drache (Emilia Clarke) und der Wolf (Kit Harrington). Bildquelle.

Die folgende Szene in der Drachengrube (die, nebenbei bemerkt, um einiges zu klein ist) ist ein weiteres Beispiel für die Stärken, die GoT nach wie vor besitzt: Mit nur wenigen Ausnahmen (primär die Stark-Schwestern und Littlefinger) sind fast alle signifikanten Figuren, die bis zu dieser Stelle überlebt haben, an einem Ort. Im Klartext bedeutet das, dass wir hier einen ganzen Haufen extrem talentierter Darsteller haben, die ihre Figuren nach Jahren inzwischen in und auswendig kennen und wunderbar miteinander arbeiten. Viel Zeit bleibt natürlich nicht für individuelle Entfaltung, aber es sind die kleinen Momente, die diese Szene so grandios machen: Euron demütigt Theon, Daenerys legt einen großen Auftritt hin, Brienne und Jaime fachsimpeln über Loyalität und Sandor wechselt liebende Worte mit seinem Bruder. Apropos, es gab die Vermutung, dass der „Clegane Bowl“, der Kampf der beiden Brüder, auf den Buchleser wie Serienschauer schon lange warten, hier endlich stattfindet, dem ist aber nicht der Fall – die kleine Szene zwischen den beiden Brüdern ist wohl als Teaser für die kommende Staffel zu verstehen.

Ansonsten erweist sich der gefangene Wiedergänger als recht überzeugendes Argument, während die Stark-Ehrlichkeit mal wieder fast alles ruiniert, uns aber eine der stärksten Szenen dieser Episode, ach, was sage ich, der gesamten Staffel beschert: Ein Zwiegespräch zwischen Cersei und Tyrion, die sich nun ja seit Staffel 4 nicht mehr persönlich begegnet sind. Beide Daumen hoch für Lena Headey und Peter Dinklage, das hätte man kaum besser in Szene setzen können. Und wider alle Erwartungen scheint besagtes Gespräch sogar wirkungsvoll gewesen zu sein, denn Cersei stimmt zu, sich mit ihren Gegnern zu verbünden und gegen die gemeinsame Bedrohung zu kämpfen.

Dass Cersei diesbezüglich jedoch keinerlei Ambitionen hat, war eigentlich klar, stattdessen will sie den Winter und den Konflikt mit den Weißen Wanderern einfach nur aussitzen. Nachdem Jaimes Charakterentwicklung in den letzten Staffel zum Teil zirkulierte, kommt er nun endlich mental zu dem Punkt, an dem er in „A Feast for Crows“ schon lange angelangt ist: Er hat endgültig genug von Cersei, fühlt sich an sein Versprechen gegenüber Daenerys und Jon gebunden und verlässt seine Schwester, allerdings nicht, ohne die Cersei/Tyrion-Szene dieser Folge zu spiegeln. Damit ist Cersei nun praktisch allein.

Dragonstone
Auf Dragonstone berät man derweil, wie Daenerys nach Norden kommen soll, per Drache oder per Schiff. Jorah rät zum Fliegen, während Jon vorschlägt, die geschmiedete Allianz zu verdeutlichen, indem die Königin der Drachen zusammen mit dem König des Nordens reist. Daenerys nimmt Jons Rat an, während Jorah ein weiteres Mal diesen ganz besonderen Jorah-Blick aufsetzt.

Ein weiteres offenes Ende, das hier noch aufgearbeitet wird, ist die Frage nach Theons weiterem Schicksal. Weder Jon noch Daenerys haben die Kapazität, sich mit Yaras Gefangennahme auseinanderzusetzen, also muss Theon die Sache selbst in die Hand nehmen. Nachdem er in dieser Staffel die meiste Zeit über äußerst passiv war, lässt er den Eisenmann raus, tötet den Anführer der paar verbliebenen, die nicht auf Eurons Seite stehen, im Zweikampf und macht sich auf, seine Schwester zu retten – da steht uns in Staffel 8 wohl noch ein letztes Greyjoy-Familientreffen bevor.

Winterfell
Der Winterfell-Subplot bekommt nun ebenfalls eine Auflösung spendiert, die leider ein Paradebeispiel für die Tendenz dieser Staffel ist, Dramaturgie über Logik zu setzen. Nachdem es Littlefinger scheinbar gelungen ist, einen Keil zwischen die Schwestern zu treiben, soll Arya vor versammelter Mannschaft verhaftet werden – nur dass Sansa plötzlich Littlefinger festnehmen lässt, damit Arya ihn hinrichten kann. Hier haben wir einen eindeutigen Fall von „Twist um des Twists willen“. Plötzlich hat Littlefinger keine Ahnung, plötzlich vertrauen die Schwestern einander doch (wie lange haben sie zusammengearbeitet, was war nur Show für Littlefinger etc.?) und plötzlich wird auch Bran hinzugezogen; alles wird so inszeniert, dass es für den Zuschauer möglichst überraschend kommt, aber zu den vorangegangenen Szenen kaum passt. Man merkt, dass Benioff und Weiss unbedingt wollten, dass Arya Littlefinger tötet und dem Publikum so die Genugtuung verschafft, dass Lord Baelish endlich das bekommt, was er verdient. Ich bleibe dabei, dieser Subplot ist eines der schwächsten, unlogischsten und unnötigsten Elemente dieser Staffel, aber Littlefingers Pläne ergeben ja schon seit einiger Zeit keinen wirklichen Sinn mehr, im Grunde war er also überflüssig. Dennoch ist es schade, da es ja eigentlich Baelish war, auf den viele Konflikte überhaupt erst zurückgehen.

Und wo wir gerade von Brans Beitrag zu Littlefingers Niedergang sprechen: Hier offenbaren sich zugleich die Probleme mit Brans scheinbarer Allwissenheit. Allein in dieser Szene gelingt es Benioff und Weiss, dem Ganzen eine fürchterliche Beliebigkeit zu verleihen. Es scheint, als versuchten sie nicht einmal zu verstecken, dass Bran nur dann weiß, wenn es den Autoren gerade in den Kram passt; er mutiert praktisch zur Expositionsmaschine. Immer, wenn die Figuren etwas wissen müssen, werden sie es von Bran erfahren. Wenn es dagegen dramaturgisch wertvoller ist, dass sie nicht wissen (etwa bezüglich Cerseis Verrat), dann verlassen Bran seine Gaben, bis man sie wieder braucht.

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Rhaegar Targaryen (Wilf Scolding) und Lyanna Stark (Aisling Franciosi). Bildquelle.

In der finalen Montage dieser Episode kehren Benioff und Weiss noch einmal zu Jon Snows Herkunft zurück, die von Bran und dem per Jetpack aus Oldtown zurückgekehrten Sam erörtert wird (er hat Gilly also doch zugehört). Durch Brans Augen erleben wir die Hochzeit von Rhaegar Targaryen (Wilf Scolding) und Lyanna Stark (Aisling Franciosi), wobei das interessanteste Detail für mich dabei Rhaegars Haare sind. Rhaegar trägt dieselbe Frisur wie Viserys, was ich als ziemlich cleveres Detail empfinde. Natürlich würde Viserys im Exil versuchen, sich wie Rhaegar zu geben, war er doch in der Kindheit das große Vorbild, der Targaryen, den alle liebten und verehrten. Gleichzeitig sehen wir, wie Jon und Daenerys miteinander schlafen, was niemanden überraschen dürfte, aber thematisch gut passt und sowohl die Beziehung zwischen Lyanna und Rhaegar als auch das Schicksal des vorherhigen Königs des Nordens widerspiegelt. Nach Fanfiction fühlt es sich trotzdem an. Nebenbei erfahren wir noch, dass Jons wahrer Name Aegon Targaryen lautet – ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das als netten Verweis auf (Fake?-)Aegon VI. in „A Dance with Dragons“ oder doch eher als leichte Fan-Verarsche verstehen soll.

An der Mauer
Es kommt, was kommen muss: Dank des untoten Viserion fällt die Mauer und die Armee der Toten ergießt sich in den Süden. Dass der Drache benutzt wird, um die Mauer niederzumachen, erklärt zumindest, weshalb die Weißen Wanderer so lange brauchten, um nach Süden zu gelangen. Man kann wohl davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um einen genau ausgetüftelten Plan handelt, mit dessen Hilfe der Nachtkönig Daenerys nach Norden locken und so einen Drachen erbeuten wollte. Noch einmal flammen die Fantheorien auf, denn die Armee der Toten gleicht von oben dem Schattenwolf der Starks, was als weiterer Hinweis verstanden wird, dass es sich beim Nachtkönig um Bran handelt.

Fazit
Statt eines kurzen Episoden-Fazits gibt es dieses Mal gleich ein ausführliches Staffelfazit. Rein technisch, inszenatorisch und zum Teil auch dramaturgisch war „Game of Thrones“ nie besser: Die großen Szenen dieser Staffel, sei es die Schlacht in der Weite, Drachen gegen Untote oder der Fall der Mauer, müssen sich vor nichts, was es im Kino zu sehen gibt, verstecken. Was das pure Spektakel angeht, werden hier für eine TV-Serie neue Dimensionen erklommen. Ausstattung, Sets und natürlich die Darsteller waren selten besser und überzeugender. Inhaltlich dagegen ist Staffel 7 mit eine der schwächsten der gesamten Serie, lediglich Staffel 5 war für mich persönlich noch weitaus frustrierender, das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass Staffel 5 die Entwicklung gestartet hat, die hier voll aufblüht. Ich habe es schon bei meiner Rezension von Staffel 6 geschrieben und wiederhole es hier noch einmal: Das ist eindeutig nicht mehr George R. R. Martins Geschichte. Es ist möglich, dass sich Benioff und Weiss nach wie vor an einigen Stichpunkten von Martin orientieren, aber selbst wenn dem so sein sollte, werden die Zwischenräume sehr suboptimal gefüllt. Bei „Game of Thrones“ ging es nie um das große Spektakel, da war zwar auch immer vorhanden, war aber ein Nebenprodukt der Geschichte. In dieser Staffel steht dagegen das Spektakel im Vordergrund, den großen Set Pieces werden zunehmend Logik, Charakterentwicklung und die etablierten Regeln der Welt von Eis und Feuer geopfert (besonders bezüglich der Reisezeit von Individuen, Armeen, Raben und Drachen) . Gerade weil „Game of Thrones“ sich zu Beginn so sehr von klassischer Fantasy unterschied und so sehr mit den Figuren und Regeln arbeitete, ist der zunehmende Rückgriff auf Fantasy-Topoi wie die in dieser Staffel viel zu oft erfolgende Rettung in letzter Sekunde so frustrierend. Was Plot, Storytelling und Figurenentwicklung angeht, ist „Game of Thrones“ im Verlauf der letzten drei Staffeln allzu gewöhnlich und vorhersehbar geworden. Manchmal könnte man fast meinen, Benioff und Weiss sind ohne Martin nicht in der Lage, die Geschichte ansprechend weiterzuerzählen oder, noch schlimmer, haben keine Lust mehr dazu.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War
Eastwatch
Beyond the Wall

Lovecrafts Vermächtnis: Cthulhu in Westeros

Na gut, der Titel dieses Artikels ist vielleicht ein bisschen reißerisch. Zwar hat sich George R. R. Martin früher auch als Horror-Autor betätigt, zum Beispiel mit dem Vampirroman „Fevre Dream“ oder der Werwolfnovelle „Skin Trade“, meines Wissens nach hat er allerdings nie eine Geschichte zum Cthulhu-Mythos beigesteuert (mit Ausnahme eines nicht ganz ernst gemeinten Eintrags auf seinem Blog, in dem er Jaime Lannister mit Cthulhu kämpfen ließ). Auch stilistisch und thematisch ist Martin weit von Lovecraft entfernt. Hier könnte ich natürlich jetzt die großen, massiven Unterschiede auffahren (Lovecraft benutzte meistens einen intradiegtischen (bzw. Ich-)Erzähler und gestaltete seine Geschichten oft als Berichte, während Martin mit einem sehr figurennahen extradiegetischen Erzähler arbeitet und sehr szenisch beschreibt), aber oftmals sind die kleinen Details weitaus interessanter. Nehmen wir die Nahrungsaufnahme: Lovecraft war bezüglich der Details ein Minimalist und schnitt meistens alles aus der Geschichte heraus, das keine unmittelbare Auswirkung auf den Handlungsverlauf hat. Nahrungsaufnahme zählt dazu; in fast keiner Lovecraft-Geschichte wird gegessen, lediglich in „The Shadow over Innsmouth“ gibt es tatsächlich einmal eine explizit erwähnte Mahlzeit. Martin dagegen beschreibt die Festmähler und Gelage der Welt von Eis und Feuer sehr ausführlich – so ausführlich, dass die Foodbloggerinnen Chelsea Monroe-Cassel und Sariann Lehrer schon vor einiger Zeit ein passendes (und sehr zu empfehlendes) Kochbuch veröffentlichten.

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Der Meersteinstuhl auf Pyke (Bildquelle)

Wer sich jedoch Martins Welt von Eis und Feuer ein wenig im Detail anschaut, wird dennoch Spuren von und Hommagen an Lovecraft darin finden, die deutlich machen, dass auch Martin ein weiterer Fan und Bewunderer des Schriftstellers aus Providence ist. Die offensichtlichste Anspielung ist der Drowned God der Iron Islands. In mancher Hinsicht gleichen die plündernden Bewohner der Iron Islands den Wikingern, mit deren Religion haben sie allerdings nur den Umstand gemein, dass ihr Gott sie dazu auffordert, in die Schlacht zu ziehen und zu plündern und zu morden. Ansonsten hat besagter Drowned God allerdings mit Odin nichts zu tun und erinnert eher an Cthulhu. Die Krakenassoziation ist durch das Wappen der Greyjoys gegeben, und dann ist da noch der Standardspruch seiner Priester: „What is dead may never die, but rises again, harder and stronger.“ Bis zum Zweizeiler aus dem Necronomicon ist es da nun wirklich nicht mehr weit: „That is not dead which can eternal lie, / And with strange aeons even death may die.“

Im Bezug auf die Gottheiten von Westeros und Essos ist das jedoch noch nicht alles: Die Idee des kosmischen Horrors ist durchaus eine, die Martin immer wieder subtil einfließen lässt. Diverse Figuren ringen mit der Idee, dass die Menschen lediglich Spielbälle der Götter sind, so diese denn existieren. Die Fähigkeiten etwa, die der Herr des Lichts verleiht, bleiben für alle, die nicht zu seinem Kult gehören, fremdartig und verstörend. Auch die Weißen Wanderer passen zu dieser Thematik, sie ebenfalls fremdartig und (zumindest bislang) jenseits des Verständnisses ihrer Feinde. Während in „Game of Thrones“ sogar zu sehen war, wie die Kinder des Waldes den ersten Wanderer erschaffen, um gegen die Ersten Menschen bestehen zu können, ist ihre Herkunft in den Romanen bislang noch völlig ungeklärt, was die Bedrohung, die von ihnen ausgeht, umso erschreckender macht.

asshai
Die finstere Stadt Asshai (Bildquelle)

Weitere subtile Hommagen an Lovecraft und den weiteren „Cthulhu-Mythos“ finden sich vor allem in Details und Hinweisen, die primär in „The World of Ice and Fire“ aufgegriffen und vertieft werden. So gibt es auf Pyke und in Oldtown Spuren alter, vielleicht sogar vormenschlicher Zivilisationen. Die Iron Islands werden vom Meersteinstuhl aus regiert, einem mysteriösen Sitz aus öligem, schwarzem Stein, der bereits auf Pyke war, als Menschen die Insel zum ersten Mal betraten. Die Beschreibung des Gesteins erinnert ein wenig an R’yleh, die versunkene Stadt Cthulhus. In Westeros und jenseits davon gibt es noch weitere, ähnliche Monumente, etwa in Oldtown, wo sich eine merkwürdige Labyrinthfestung findet, die als Fundament des Hightower dient. Niemand weiß, was es mit diesem Labyrinth auf sich hat, aber ein Maester namens Theron, der von den Iron Islands stammt, vermutet, dass es eine Verbindung zwischen dem Meersteinstuhl und dem Labyrinth gibt und dass „Deep Ones“, Mischwesen aus Menschen und Kreaturen der Tiefe, für die Errichtung verantwortlich sein könnte. Der Lovecraft-Fan fühlt sich natürlich sofort an „The Shadow over Innsmouth“ erinnert. Weit im Osten finden sich ebenfalls Vorkommnisse dieses schwarzen Gesteins: Auf einer der Basiliskinseln existiert die Statue einer Kröte (evtl. eine Anspielung an Tsathoggua und Robert E. Howards Geschichte „The Black Stone“) und weit im Osten liegt die mysteriöse und berüchtigte Stadt Asshai, ebenfalls aus schwarzem Stein errichtet. Und schließlich wäre da noch die Dschungelstadt Yeen auf dem südlichen Kontinent Sothoryos, wo der Legende nach uralte, unverständliche Übel lauern.

Ebenfalls im Südosten liegt Leng, das beim kundigen Lovecraft-Leser sofort die Alarmglocken läuten lässt: Die Hochebene von Leng, beschrieben in Abdul Alhazreds Necronomicon, taucht in vielen Lovecraft-Geschichten auf, wird aber nie einheitlich verortet. „The Hound“ zufolge findet sich Leng in Asien, in „At the Mountains of Madness“ glaubt der Erzähler, Leng in der Antarktis gefunden zu haben und in „The Dream-Quest of Unknown Kadath“ ist Leng Teil der Traumlande. Bei Martin findet sich Leng als Insel im Süden von Essos, in dessen Ruinen früher „Old Ones“, alte, vergessene Götter gehaust haben sollen – klingt irgendwie vertraut. Und dann wäre da noch, ebenfalls in Essos, die Stadt Carcosa, die von einem „gelben Kaiser“ beherrscht wird – eine Hommage an Robert W. Chambers und seine Kurzgeschichtensammlung „The King in Yellow“.

Lovecrafts Vermächtnis:
Der Cthulhu-Mythos
Nathaniel
Dagon
Die Opferung
Das Alien-Franchise
Revival

Siehe außerdem:
The World of Ice and Fire

GoT: Beyond the Wall

got7
Nach der letzten Episode, die primär als Set-up für diese fungierte, passiert in „Beyond the Wall“ wirklich etwas – wir verlassen Nebenschauplätze und werden uns der Hauptbedrohung zu. Ganz in bester GoT-Tradition bietet die vorletzte Episode dieser Staffel ordentlich Schauwerte – bleib dabei aber ziemlich uneben, da die Umsetzung der Prämisse mitunter äußerst holprig ausfällt.

Winterfell
Eine der besten Entscheidungen für diese Episode war es, den King’s-Landing-Handlungsstrang auszuschließen und sich ausschließlich auf Dragonstone und den Norden zu konzentrieren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich tatsächlich auch den Winterfell-Subplot weggelassen. Meine Meinung bezüglich der kleinen Familienkrise zwischen Sansa und Arya hat sich nicht geändert: Das Ganze wirkt uninteressant und im Vergleich zu den anderen Ereignissen der Episode geradezu belanglos. Das erste Gespräch zwischen Sansa und Arya ist im Grunde eine etwas harschere Version des Gesprächs der vorangegangenen Episode unter Einbeziehung des gefunden Briefs. In der folgenden Szene berät sich Sansa mit Littlefinger, der dazu rät, Brienne als Vermittlerin einzusetzen. Daraus wird allerdings nichts, denn ein Brief lädt Sansa zum großen Treffen der nächsten Episode nach King’s Landing (das kommt alles ein wenig plötzlich und unvermittelt) – Sansa hat aber keine Lust zu gehen und schickt Brienne, die aber ebenfalls keine Lust hat und um Sansas Sicherheit fürchtet, aber Befehl ist Befehl. In der finalen Winterfellszene durchsucht Sansa Aryas Zimmer und findet die Gesichter, was zu einer weiteren unangenehmen Konfrontation inklusive Psychospielchen führt. Diese Szene ist dramaturgisch in meinen Augen jedoch völlig deplatziert, weil sie im Anschluss an das Scharmützel im Norden kommt – nach diesem dramatischen Höhepunkt dürfte sich kaum jemand noch für die Differenzen der Stark-Schwestern interessieren.

Jenseits der Mauer Teil 1
Strukturell hat diese Episode ähnliche Probleme wie die letzte, weshalb ich diesen Handlungsstrang in der Besprechung tatsächlich aufteile, um das Ganze etwas übersichtlicher darstellen zu können – sonst käme die Chronologie der Episode völlig durcheinander. Nun denn, gerade in diesem Teil der Episode finden sich einige Highlights, denn die Tour nach Norden wird für einige interessante Dialogmomente genutzt – Gendry, Beric und Thoros verarbeiten den Verkauf an Melisandre, Jon und Jorah diskutieren über Lord Mormonts Vermächtnis, Sandor Clegane und Tormund freunden sich an – hiervon hätte es durchaus noch mehr geben dürfen, stattdessen hätten Benioff und Weiss den Winterfell-Handlungsstrang auslassen können.

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Gemeinsam auf Betriebsausflug: Tormund (Kristofer Hivju), Jon (Kit Harrington), Beric (Richard, Dormer), Sandor (Rory McCann), Jorah (Iain Glenn), Gendry (Joe Dempsie) und Thoros (Paul Kaye). Bildquelle

Ernster wird es, als das Grüppchen von einem untoten Bären angegriffen wird. Ganz nebenbei: Bin ich der einzige, der sich durch die Flammenschwerter von Thoros und Beric an Lichtschwerter erinnert fühlt? In diesem Kontext könnte man argumentieren, dass das ein wenig zu leicht funktioniert, aber die Erklärung im Subtext überzeugt mich und passt auch im Kontext der Romane ganz gut. Wenn Thoros von Myr früher Schwerter anzündete, musste er sie in Seefeuer tränken und danach war das Schwert unbrauchbar. Hier müssen Thros und Beric R’hllor ein wenig Blut opfern (jedes Mal, wenn sie ihre Schwerter anzünden, schneiden sie sich die Handfläche auf). Das passt ganz gut zur Thematik der durch die Drachen zurückkehrenden bzw. stärker werdenden Magie in den Romanen. Darüber hinaus ist Magie an der Mauer und jenseits davon grundsätzlich stärker, wie wir in Staffel 5 und in „A Dance with Dragons“ von Melisandre erfahren.

Schließlich stößt man auch auf menschliche Wiedergänger und es gelingt sogar, einen Weißen Wanderer zu töten und einen der Wiedergänger gefangenzunehmen – sehr geschickt, dass nur einer übrig bleibt, nachdem der Weiße Wanderer vernichtet wurde. Weniger geschickt ist der Umstand, dass das Grüppchen von der Untotenarmee auf einem gefrorenen See umstellt wird. Besagte Armee erweist sich vorerst allerdings als merkwürdig passiv, sodass Jon und Co. die Nacht auf einer kleinen Felseninsel überstehen – bis auf Thoros, der einem Bärenbiss erliegt. Nur Gendry entkommt und rennt zur Mauer zurück. Auch hier fällt es mir schwer, das Ganze plausibel zu finden, allerdings finden sich im Internet inzwischen aufwändige Berechnungen, wie schnell welcher Weg zurückgelegt werden kann – Gendrys Spurt zur Mauer scheint zumindest noch halbwegs im Bereich des Möglichen zu sein, da die Armee des Nachtkönigs ja ohnehin nicht mehr weit von Eastwatch entfernt ist. Die Geschwindigkeit, mit der der Rabe von Eastwatch allerdings Dragonstone erreicht, ist wieder eine andere Geschichte.

Dragonstone
Auf Dragonstone führen Daenerys und Tyrion wieder ihre übliche Grundsatzdiskussion und basteln an der Metapher des zu zerbrechenden Rades weiter. Unangenehmer ist die Frage nach der Thronfolge, aber es gibt ja durchaus Möglichkeiten bzw. Vorbilder aus der Realität. Wahlkönigtum, Adoption, oder sogar Demokratie? Besonders amüsant ist der Austausch bezüglich des Heldentums von Daenerys‘ Verehrern. Der Kommentar dazu ist angesichts dessen, was sie später abzieht, schon recht ironisch – sie verhält sich letztendlich genauso, wie Jorah oder Jon es tun würden. Als der Rabe mit Gendrys Nachricht kommt, zögert sie keine Minute und schlüpft in ihre noble Wintergarderobe (da hat jemand vorgesorgt), um mit ihren Drachen nach Norden zu fliegen, trotz Tyrions Protest. Selbst mit Drachen scheint mit der Weg über einen halben Kontinent in einer Nacht doch etwas gewagt, aber die Regeln der Dramaturgie verlangen, dass es klappt und die Rettung exakt in letzter Sekunde eintrifft. Bei anderen derartigen Vorkommnissen konnten sich die Macher wenigstens noch damit herausreden, dass keine definitive Zeitangabe getätigt wird, hier geht das nun definitiv nicht mehr.

Jenseits der Mauer Teil 2
Das Scharmützel im Norden hat Fanspekulationen massiv befeuert. Schon allein der Umstand, dass die Armee der Toten erstmal gemütlich wartet, bis die Nacht vorbei ist, ist äußerst verdächtig. Entweder die Dramaturgie ist hier wirklich extrem klischeehaft, oder die ganze Angelegenheit wurde vom Nachtkönig exakt so vorhergesehen und geplant, weil er einen untoten Drachen haben wollte, den er am Ende ja auch bekommt. Aber da hören die Fanspekulationen nicht auf. Die neueste Lieblingstheorie lautet: Bran ist der Nachtkönig. Zum einen werden da Parallelen bei der Kleidung zum Tragen gebracht, zum anderen hat sich das Gesicht leicht verändert. Mit der ganzen Maskierung sieht man das natürlich nicht allzu deutlich, aber tatsächlich hat seine winterliche Majestät nun eine recht lange, gerade Nase, die der von Isaac Hempstead-Wright ähnelt. Wird Bran irgendwann in der Zeit zurückreisen und zum Nachtkönig werden oder sich mit dem ursprünglichen Nachtkönig, dessen Erschaffung wir in Staffel 6 gesehen haben, vereinen? Oder geht die Fantasie mal wieder mit den Fans durch? Zumindest die erste Theorie (das Scharmützel als Falle) erscheint mir plausibel genug – wer hat denn schon nur aus Verdacht derartig massive Ketten dabei, die einen Drachen aus dem Wasser ziehen können? Und warum attackiert der Nachtkönig zuerst Viserion, der fliegt und weitaus schwerer zu treffen ist als Drogon, der am Boden ist und noch dazu von der Drachenkönigin geritten wird? Es sei denn natürlich, der Nachtkönig hat vorhergesehen, was er tun muss oder er ist tatsächlich Bran und weiß was passieren wird bzw. passiert ist bzw. passiert sein wird (wo ist Doc Brown, wenn man ihn braucht?).

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Warum Riesenadler nehmen, wenn man stattdessen Drachen haben kann? (Bildquelle)

Jedenfalls sind die Auswirkungen massiv: Ein Drache tot (oder untot), Daenerys ist von der Gefahr aus dem Norden nun restlos überzeugt und zwischen ihr und Jon funkt es. Rein politisch wäre eine Hochzeit natürlich sehr profitabel, auch wenn sie Tante und Neffe sind – nun ja, angesichts der Targaryen-Tradition ist das fast noch akzeptabel. Letztendlich sind Benioff und Weiss halt auch nur Shipper.

Effekttechnisch hat der Drachenangriff definitiv Kinoniveau und zeigt, was man im Fernsehen inzwischen alles bewerkstelligen kann. Inszenatorisch ist mir das Ganze jedoch zu vorhersehbar. Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht seit Staffel 1 darauf gewartet habe, dass Drachen Untote niedermähen, aber die Rettungen in letzter Sekunde häufen sich so langsam: Erst Daenerys, dann taucht auch noch Benjen Stark aus dem Nichts auf – vielleicht wäre es weniger umständlich gewesen, wenn Jon einfach auf Drogon mitgekommen wäre. So fragt man sich, wie er überhaupt überleben konnte – wobei es auch dazu Theorien gibt, die mit Jons Wiedererweckung zusammenhängen. Vielleicht hat Beric Dondarrion tatsächlich recht und der Herr des Lichts lässt Jon einfach noch nicht sterben. Wie auch immer, ich bin auf jeden Fall nicht der einzige, der bei der letzten Szene ein ziemliches Déjà-vu hatte.

Fazit: „Beyond the Wall“ ist abermals eine Folge mit massiven Schauwerten – aber auch einigen gravierenden dramaturgischen und inhaltlichen Schwächen. Nachdem GoT in seiner Anfangszeit Fantasy-Klischees wiederlegte, wird die Rettung in letzter Sekunde für meinen Geschmack in letzter Zeit etwas zu häufig zelebriert.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War
Eastwatch

GoT: Eastwatch

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„Eastwatch“ ist mal wieder eine dieser Zwischenepisoden, in denen Figuren in Stellung gebracht werden. Noch mehr als in allen anderen Episoden dieser Staffel fällt auf, wie sehr das Erzähltempo im Vergleich zu den ersten Staffeln angezogen wurde. Figuren reisen in aberwitziger Geschwindigkeit von Oldtown nach Dragonstone, von Dragonstone nach King’s Landing und wieder zurück und schließlich zur Mauer. Derartige Überbrückungsepisoden haben es selten leicht, und das trifft auch hier zu: Kaum jemand dürfte sich später spezifisch an diese Folge erinnern.

In der Weite
Oh, welch Wunder, Jaime und Bronn haben überlebt. Damit festigt sich mein Fazit zur letzten Episode. Die beiden sind nun natürlich erst einmal etwas traumatisiert, schließlich bekommt man es nicht alle Tage mit einem ausgewachsenen Drachen zu tun, und die Aussicht, gleich drei von den Biestern entgegenzutreten, begeistert weder Jaime noch Bronn.

Auf dem Schlachtfeld beschäftigt sich Daenerys derweil mit den Überlebenden und macht ihnen ein einfach Angebot: Sie sollen das Knie beugen oder sterben. Während die meisten Soldaten durchaus geneigt sind, sich zu ergeben, zeigt sich, dass die Tarlys aus anderem Holz geschnitzt sind. Die Hinrichtung findet durch Drachenfeuer statt. Das alles vergrößert das Zerwürfnis zwischen Tyrion und Daenerys noch. Ich hatte ja schon damit gerechnet, auch wenn es nun nicht auf einem Hintergehen basiert, sondern eher darauf, dass Tyrions Pläne nicht aufgegangen sind. Nun beginnt Tyrion, an Daenerys zu zweifeln. Entwickelt sie sich doch in eine unangenehme Richtung? Schließlich war es das Hobby ihres Vaters, unwillige Lords bei lebendigem Leib zu verbrennen. Doch dazu später mehr.

Dragonstone
Und schon ist Daenerys wieder auf Dragonstone, damit sich Jon und Drogon ein wenig anfreunden können. Es bleibt nicht das einzige Mal in dieser Folge, dass Jons Targaryen-Abstammung mehr oder weniger subtil nebenbei thematisiert wird. Eine derartige Szene taucht in den Romanen zwar nicht auf – dort wurde ja noch nicht einmal bestätigt, dass Jon Rhaegars Sohn ist, und so lange es nicht von Martin direkt kommt bzw. im noch zu erscheinenden „The Winds of Winter“ schwarz auf weiß zu lesen ist, gilt dieser Umstand auch nur für die Serie; und natürlich hat Jon dort die Drachen noch nie zu Gesicht bekommen – aber es gibt einen ähnlichen Präzedenzfall. In „A Storm of Swords“ tritt der Söldnerführer Brown Ben Plumm in Daenerys‘ Dienste. Besagter Brown Ben hat Targaryen-Vorfahren; dementsprechend sind ihm die Drachen ziemlich zugeneigt, und das, obwohl er Daenerys später verrät.

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Jon Targaryen (Kit Harrington, Quelle)?

Wie sich zeigt, ist Jorah Mormont ein weiterer Name auf der langen Liste der GoT-Figuren, die inzwischen über ein Jet-Pack verfügen, denn schon trifft er auf Dragonstone ein, um Daenerys erneut seine Treue zu geloben, und dieses Mal freut sich die Königin der Drachen sogar, ihn zu sehen. Varys und Tyrion diskutieren derweil über ihre Beunruhigung: Wird Daenerys ihrem Vater immer ähnlicher? Die Einblicke in Varys‘ Geisteshaltung bezüglich seiner Zeit in den Diensten des irren Königs sind dabei der interessanteste Aspekt dieses Dialogs. Tyrions Beunruhigung ist jedoch ein wenig merkwürdig, da er selbst ja auch nicht unbedingt immer allzu zimperlich war; dass Daenerys aufmüpfige Lords, die sich weigern, das Knie zu beugen, hinrichten wird, war ja von weitem abzusehen. Bezieht sie sich lediglich auf den Umstand, dass sie mit Drachenfeuer hinrichtet?

Immerhin beim gemeinsamen Rat werden Fortschritte gemacht – man beschließt, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher, denn eine Nachricht von Bran trifft ein (was Jon auch gleich mit dem Umstand konfrontiert, dass sowohl Bran als auch Arya noch am Leben sind), die besagt, dass sich die Armee der Toten Eastwatch nähert. Wie bekommt man die Lebenden, die sich aber alle nicht ausstehen können und zum Teil glauben, bei den Weißen Wanderern handle es sich um Ammenmärchen, dazu, an einem Strang zu ziehen? Man bringt ihnen (also Cersei) einen Wiedergänger. Die Idee ist nicht neu, schon in Staffel 1 schickte Lord Commander Mormont Ser Alliser Thorne mit einer untoten Hand nach King’s Landing, allerdings fing die Hand an zu verrotten und konnte so niemanden überzeugen. Die Umstände sind freilich nicht ideal, da es genauso schwer sein dürfte, einen Wiedergänger zu fangen wie Cersei davon zu überzeugen, Daenerys‘ Leute zum empfangen. Tyrion hofft allerdings, dass Jaime ihn zumindest anhören wird. Und zum Glück hat man ja einen Schmuggler, der ihn nach King’s Landing bringen kann.

King’s Landing
In der Hauptstadt läuft das Gespräch zwischen Jaime und Cersei so ziemlich wie erwartet, es werden potentielle Niederlagen diskutiert und Cersei ist begeistert von Olennas letzten Worten und bereut es, dass sie sich zur Giftnutzung hat überreden lassen.

Dann treffen auch schon Daenerys‘ Gesandte ein. Auch wenn ich mich wiederhole: Es geht alles verdammt leicht und verdammt schnell. Während Tyrion ein recht vorhersehbares Gespräch mit Jaime in Gesellschafter alter Drachenschädel führt, besucht Ser Davos einen alten Bekannten: Gendry, der wieder ins King’s Landing schmiedet (zur Erinneruung, in den Romanen wurde er nie an Melisandre verkauft und ist immer noch in den Flusslanden). Der junge Schmied will sofort mitkommen und hat sich sogar für so eine Gelegenheit mit einem Kriegshammer ausgerüstet – ganz der Papa. Bei einer Konfrontation mit zwei Goldröcken zeigt er, dass er ihn auch ziemlich gut einsetzen kann.

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Gendry (Joe Dempsie): Wie der Vater, so der Sohn (Quelle).

Cersei offenbart Jaime später, dass sie um die ganze Tyrion-Geschichte wusste und dieses Treffen absichtlich zugelassen hat, da sie um ihre aussichtslose Situation weiß. Nun plant sie wohl eine Rote-Hochzeit-Gedenkfeier – eine Andeutung des Staffelfinales? Das kommende Ende von Cerseis Herrschaft? Sie ist nun einmal nicht Lord Tywin. Dramaturgisch würde das schon ganz gut passen, dann kann man sich in der finalen Staffel ganz auf die Bedrohung aus dem Norden konzentrieren. Ein kleines Detail ist noch erwähnenswert: Cersei behauptet, schwanger zu sein. Ein Trick, um Jaime neu zu motivieren?

Oldtown
Auch in Oldtown trifft die Nachricht ein, dass sich die Armee der Toten der Mauer weiter nähert (wahrscheinlich sind die Weißen Wanderer die einzigen Figuren, die KEIN Jet-Pack besitzen). Die Maester sind sekptisch, während Sam frustriert ist, da er ganz genau weiß, dass die Nachricht stimmt. Viel interessanter finde ich allerdings die Frage, wie Sam wohl auf den Tod von Vater und Bruder reagiert – zu beiden hat er ja nun nicht unbedingt das engste Verhältnis. Jedenfalls hat Sam langsam genug von der Apathie seiner Vorgesetzten, während Gilly uns nebenbei enthüllt, dass Jon der rechtmäßige Erbe der Sieben Königslande ist, da Rhaegars Ehe mit Elia Martell rechtmäßig annulliert wurde er Lyanna heiratete – als Bastard Rhaegars hätte Jon freilich keinen Anspruch auf den Eisernen Thron gehabt. Was Tante Daenerys wohl darüber denkt? Es sollte darüber hinaus noch erwähnt werden, dass diese Entdeckung im Kontext der Romane keinen Sinn ergibt, da eine vollzogene Ehe mit Erben nicht einfach so annulliert werden kann und Rhaegar darüber hinaus eine Tragaryen-Triarchie anstrebte (schließlich hat der Drache drei Köpfe) und deshalb drei legitime Erben benötigte. Da Elia Martell kein drittes Kind mehr bekommen konnte, ging er eben zum alten Targaryen-Brauch der Polygamie zurück. Sam hat natürlich ohnehin keine Ahnung, auf was Gilly da gestoßen ist. Stattdessen handelt er so, wie er schon in der vorherigen Staffel handelte: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion packt er alles ein, was ihm im Kampf gegen die Armee der Toten nützlich erscheint und macht sich davon.

Winterfell
Im Norden ist man unruhig und unzufrieden mit Jons Abwesenheit. Arya ist derweil unzufrieden mit Sansas Reaktion und startet ein kleines Psychospielchen, dessen Sinn sich mir nicht so ganz erschließen will. Vielleicht soll es einfach nur zeigen, dass Arya normale familiäre Kontakte nach wie vor schwerfallen und sie durch ihre Ausbildung im Haus von Schwarz und Weiß doch in größerem Ausmaß entmenschlicht wurde.

Littlefingers Ambitionen bleiben weiterhin nebulös, er konspiriert mit verschiedenen Personen, immer beobachtet von Arya, die vermutet, dass da etwas im Busch ist. Von Maester Wolkan erhält Littlefinger das angeforderte Schreiben aus den Archiven Maester Luwins, das er in seinen Gemächern versteckt. Arya wird noch misstrauischer, sucht und findet. In der Serie sieht man kaum, um welchen Brief es sich handelt, aber ein wenig Recherche hat ergeben, dass es der Brief ist, den Sansa in Staffel 1 nach Winterfell schickte, um Robb zu bitten, das Knie vor Joffrey zu beugen, um ihren Vater zu retten. Arya kennt natürlich den Kontext nicht, weshalb das zu Missverständnissen führen dürfte, die, wie die letzte Einstellung zeigt, Teil von Littlefingers Plänen sind. Um ehrlich zu sein wirkt dieser ganze Winterfell-Subplot für mich wie eine unnötige Beschäftigungstherapie für Sansa und Arya, besonders angesichts der Tatsache, dass an anderen Baustellen mit einem Wahnsinnstempo durch die Handlung gehetzt wird. Die hier verbrauchte Zeit hätte man an anderer Stelle sich besser verwenden können.

Eastwatch
Im Grunde kehren wir noch einmal nach Dragonstone zurück, bevor es per Express-Boot nach Eastwatch geht – diese Folge springt bei den Handlungsorten ziemlich. Damit dieser Artikel halbwegs nachvollziehbar bleibt, wird „Dragonstone Teil 2“ hier mit abgehandelt. Allzu viel gibt es ohnehin nicht zu sagen: Der Bastard Robert Baratheons und der vermeintliche Bastard Ned Starks lernen sich kennen und finden sich sympathisch – das gibt eine nette Symmetrie, wenn beide später wie ihre Väter Seite an Seite kämpfen. Jorah geht ebenfalls mit nach Norden und darf sich mal wieder von Daenerys verabschieden, wobei er sich zugleich fragt, ob da zwischen ihr und Jon was läuft – diesen Blick hat Iain Glenn seit Staffel 1 perfektioniert. Den kleinen Austausch zwischen Tyrion und Jorah fand ich darüber hinaus recht gelungen.

In Eastwatch gibt es ein weiteres Treffen mit alten Bekannten, denn off-Screen wurde Beric Dondarrion, Sandor Clegane und Thoros von Myr von Tormund, der jetzt Eastwatch hält, aufgegriffen. Man erkennt, dass eigentlich alle auf derselben Seite sind (auch wenn es Gendry nicht gefällt) und macht sich auf gen Norden. Das Grüppchen, das sich hier versammelt, um jenseits der Mauer nach einem Beweis für die anrückende Armee der Toten zu suchen, wurde vom Fandom schon mit dem Spitznamen „Suicide Squad“ versehen – schauen wir mal, ob das zutrifft.

Fazit: „Eastwatch“ ist eine typische Überbrückungsfolge, in der Figuren für zukünftige Ereignisse in Stellung gebracht werden. Darüber hinaus lässt diese Episode den Fokus vermissen, den die bisherigen Folgen dieser Staffel aufwiesen – man fühlt sich an einige der etwas sprunghafteren Episoden früherer Staffeln erinnert.

Bildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War

GoT: The Spoils of War

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Mit „The Spoils of War“ zeichnet sich in dieser siebten Staffel langsam ein Muster heraus. Jede Folge außer der ersten endete mit einem scheinbar größeren, um nicht zu sagen erschütternderen Ereignis, das jedoch trotz oft starker Inszenierung lediglich Vorgeplänkel bleibt.

King’s Landing
In der Hauptstadt freut sich Tycho Nestoris, dass die Eiserne Bank bald ihr Gold bekommt, weshalb er Cersei in noch größerem Maße als in der letzten Episode Honig ums Maul schmiert. Er versichert ihr weitere Unterstützung. Das interessanteste Detail dieser Szene ist die Erwähnung der Goldenen Kompanie, der größten (und teuersten) Söldnergruppe der freien Städte, gegründet von einem Targaryen-Bastard namens Aegor Rivers (auch Bittersteel genannt). Die Goldene Kompanie hat eine lange und bewegte Geschichte, war in diverse Targaryen-Erbfolgekriege verwickelt und unterstützt in den Romanen Aegon VI., den angeblichen Sohn von Rhaegar Targaryen, der aus der Serie ersatzlos herausgekürzt wurde. Die Erwähnung in diesem Kontext legt nahe, dass die Kompanie in den verbleibenden drei Folgen dieser oder in der nächsten Staffel noch eine wichtige Rolle spielen könnte, schließlich wird es auch für Cersei langsam eng, besonders nach gewissen dezimierenden Ereignissen.

Winterfell
Im Norden muss Littlefinger lernen, dass die Starks in dieser Staffel einfach keinen Bock mehr auf sein Geschwätz haben. Die Rückgriffe auf Staffel 1 werden ebenfalls fortgesetzt, denn Littlefinger hat ein ganz besonderes Geschenk für Bran: Den Dolch aus valyrischem Stahl, mit dem er ursprünglich ermordet werden sollte. Was das Ganze soll bleibt zumindest mir relativ schleierhaft – Littlefingers Pläne und Intrigen scheinen von Folge zu Folge weniger Sinn zu ergeben. Bran lässt sich jedenfalls nicht einlullen und gibt Lord Baelish den subtilen Hinweis, dass er genau um seine Rolle in diesem ganzen Theater weiß – chaos is a ladder indeed. Leider verfährt Bran mit Meera nur ungleich freundlicher, was ihr sichtlich zusetzt. Sie hat natürlich recht: Der alte Bran Stark ist ebenso wie Jojen und Hodor jenseits der Mauer gestorben, Bran ist endgültig der dreiäugige Rabe, seine Wahrnehmung befindet sich auf einer völlig anderen Ebene.

Wie zu erwarten war, erleben wir in dieser Folge eine weitere Stark-Wiedervereinigung: Arya erreicht Winterfell und ein weiteres Mal fällt auf, wie sehr Reisewege inzwischen übersprungen oder ignoriert werden, gerade im Vergleich zu früheren Staffeln, in denen der Weg von den Flusslanden nach Winterfell nicht so einfach zu bewältigen war. Gut, Arya ist jetzt eine geschulte Mörderin, aber gibt es wirklich keinerlei Gefahren mehr auf dem Weg? Das gilt natürlich nicht nur in diesem speziellen Fall, sondern ganz allgemein: Ganze Heere bewegen sich mit scheinbar rasender Geschwindigkeit, weil es der Serie nicht gelingt, das Verstreichen der Zeit wirklich anschaulich darzustellen. So entsteht oft der Eindruck, es vergingen lediglich Stunden und Tage, wo tatsächlich rein logisch betrachtet Wochen und Monate vergehen müssten.

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Drei wiedervereinte Starks: Sansa (Sophie Turner), Barn (Isaac Hempstead-Wright) und Arya (Maisie Williams). Bilquelle.

Aber zurück zu Arya, die sich einen Spaß mit den unhöflichen Wachen ihrer Schwester erlaubt, bis es zum großen, emotionalen Wiedersehen der Schwestern in der Krypta von Winterfell kommt. Bran, der inzwischen einen Rollstuhl hat, bleibt dagegen erwartungsgemäß stoisch, aber immerhin hat er ein nettes Geschenk für Arya: Littlefingers Dolch. Man wird das Gefühl nicht los, dass besagte Waffe noch eine Rolle spielen dürfte, nachdem sie in dieser Episode drei Mal prominent auftaucht – den Kampf zwischen Arya und Brienne mitgerechnet. Nachdem diese beiden Damen einen eher schlechten Start in Staffel 4 hatten, verstehen sie sich nun bei einem Übungsmatch weitaus besser. Besonders Aryas Kampfstil ist dabei sehr aussagekräftig, sieht man doch sehr deutlich, wo welches Manöver herstammt. Syrio Forels Technik ist sehr dominant, aber auch die Lektionen, die Arya von Sandor Clegane und den Männern ohne Gesicht erhalten hat, erweisen sich als überaus nützlich im Kampf gegen Brienne.

Dragonstone
Auf Dragonstone gibt es eine weitere gemeinsame Szene für Jon und Daenerys: In der Drachenglashöhle findet sich nicht nur das Obsidian, sondern auch interessante Höhlenmalereien. Die Ästhetik kennen wir bereits von den Kindern des Waldes und den rituell angeordneten Leichen, die die Weißen Wanderer zurücklassen. Diese sind tatsächlich höchstpersönlich abgebildet, was Daenerys zumindest in Erwägung ziehen lässt, dass da im Norden etwas nicht stimmt. Das alte Dilemma bleibt jedoch: Hilfe im Norden gibt es nur, wenn Jon das Knie beugt, was ihm seine Vasallen übel nehmen könnten.

Vorerst gibt es jedoch dringlichere Probleme, denn Varys und Tyrion bringen die Nachricht, dass Casterly Rock zwar gefallen ist, Highgarden aber ebenfalls. Daenerys is not amused. Mehr noch, sie zweifelt sogar an der Loyalität ihrer Hand. Nach nur vier Folgen haben wir eine interessante Diskrepanz zum Ende von Staffel 6; dort sah es so aus, als hätte Cersei keine Chance gegen die vereinte Macht der Unbefleckten, der Dothraki sowie der Martell- und Tyrell-Streitkräfte – von den drei Drachen gar nicht erst zu sprechen. Nun ist die Lage etwas ausgewogener, vor allem bekommt man als Zuschauer aber das Gefühl, dass die Tyrells und die Sandschlangen sich Daenerys nur angeschlossen haben, um die ersten paar Folgen dieser Staffel mit scheinbar essentiellen Augenblicken füllen zu können. Der tatsächliche Unterschied, den sie gemacht haben, ist jedoch minimal. Letztendlich fragt Daenerys Jon um Rat: Soll sie King’s Landing doch mit Feuer und Blut überziehen oder Tyrions Plan weiter folgen? Der König des Nordens hat ja bereits Erfahrung im Vermitteln, und so rät er auch dieses Mal zum Mittelweg, der in Essenz Tyrions Philosophie entspricht, aber zugleich eine Machtdemonstration zulässt.

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Ein weitaus weniger fröhliches Wiedersehen: Jon (Kit Harrington) und Theon (Alfie Allen). Bilquelle.

Freilich kann auch diese Folge nicht vergehen, ohne dass sich mehrere Figuren aus unterschiedlichen Handlungssträngen über den Weg den laufen – nach Arya und den Bewohnern von Winterfell feiern nun auch Theon Greyjoy und Jon Snow ein nicht ganz so fröhliches Wiedersehen. In diesem Kontext ist interessant, dass Benioff und Weiss die Serie inzwischen nur noch in drei große Handlungsstränge unterteilen: King’s Landing, Dragonstone und Winterfell. Alles, was an anderen Orten geschieht, wird einem dieser Handlungsstränge zugeordnet – die Seeschlacht am Ende der zweiten Folge gehörte zu Dragonstone, die Eroberung Highgardens zu King’s Landing, Aryas Weg nach Norden zu Winterfell etc. Tatsächlich ist diese Struktur relativ gut gelungen, die verminderte Anzahl an Handlungssträngen sorgt dafür, dass die einzelnen Episoden dieser Staffel dramaturgisch ziemlich gut ausbalanciert sind – um mein Lob von letzter Folge noch einmal zu wiederholen.

In der Weite
Nach dem Sieg über Highgarden marschiert die Lannister-Armee mit den erbeuteten Vorräten zurück nach King’s Landing, während das Gold, wie Randyll Tarly mitteilt, bereits angekommen ist – ein kleines, aber wichtiges Detail. Bronn ist ebenfalls wieder da – er war zwar bereits in „The Queen’s Justice“ neben Jaime an der Spitze der Lannisters zu sehen, aber in dieser Episode darf er auch wieder etwas sagen und tun. Bronn fungiert abermals als Jaimes rechte Hand (ups, war das insensitiv?), was zwar vorhersehbar war, aber trotzdem willkommen ist; die beiden funktionieren einfach gut miteinander. Nach wie vor wünscht sich Bronn ein eigenes Lehen, woraus aber erstmal nichts wird. Dafür lässt er Dickon Tarly an seiner Weisheit teilhaben. Dickon haben wir bislang vor allem durch Sams Augen gesehen, hier wird er nun ein wenig positiver und sympathischer dargestellt; den meisten Zuschauern würde es wahrscheinlich an seiner statt sehr ähnlich ergehen.

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Daenerys (Emilia Clarke) auf Drogon (Bildquelle).

Der Teil der Episode, der in der Weite spielt, spannt einen schönen Rahmen um diese Folge, bildet Einleitung und Schluss und zeigt, wie sich ein Sieg in eine Niederlage verwandeln kann – wobei der Sieg, den Daenerys hier letztendlich erringt, bestenfalls ein halber ist. Die Vernichtung der Lannister- und Tarly-Armeen war sicherlich eine Machtdemonstration, zugleich sind die Tatsächlichen Errungenschaften aber überschaubar. Das Gold ist bereits in King’s Landing und auf die Nahrungslieferungen, die Drogon anzündet, ist Daenerys ebenso angewiesen wie Cersei. Mehr noch, wenn Jaime und Bronn überleben (wovon wohl auszugehen ist), dann haben sie erlebt, dass die Drachen trotz all ihrer Macht verwundbar sind. Wie ich in der Einleitung bereits schrieb: Im Grunde handelt es sich auch bei dieser Schlacht um verhältnismäßig aufwändiges Vorgeplänkel, das recht vorhersehbar bleibt. Die Inszenierung ist allerdings vorzüglich gelungen: Vor allem durch die Umgebung wird eine äußerst effektive Westernatmosphäre geschaffen; die Parallele zwischen angreifenden Indianern und den Dothraki dürfte wohl kaum zufällig sein. Sehr schön ist auch der innere Konflikt Tyrions, der mitansehen muss, wie die Truppen seines eignen Hauses, inklusive seines Bruders, eine fatale Niederlage erleiden. Abermals muss ich auch Ramin Djawadi komplementieren, der die Schlacht und die inneren Konflikte durch die Musik exzellent ausdrückt – The Rains of Castamere muss noch öfter in den Action-Modus.

Fazit: „The Spoils of War“ bietet ein fantastisch inszeniertes Mid-Season-Finale, das jedoch versucht, als weitaus bedeutender wahrgenommen zu werden, als es eigentlich ist – es sei denn, Jaime und Bronn saufen tatsächlich ab.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice

GoT: The Queen’s Justice

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„The Queen’s Justice“ ist mal wieder ein schöner, mehrdeutiger Titel für die erste Episode dieser Staffel, die den Status Quo wirklich nachhaltig verändert. Wie schon in vorangegangenen Folgen werden Cersei und Daenerys abermals einander gegenübergestellt und durch ihr Verhältnis zu Gerechtigkeit weiter charakterisiert. Ich möchte auch noch einmal betonen, dass die Episodenstruktur und -dramaturgie dieser Staffel bislang exzellent ist. Obwohl gerade in dieser dritten Episode wirklich sehr viel Bedeutendes passiert, hat man nie wie manchmal in vorangegangenen Staffeln das Gefühl, man schaue gerade eine extrem hochwertig produzierte Clipshow.

Dragonstone
Auf Dragonstone kommt es zu dem Treffen, auf das die GoT-Fangemeinde bereits seit langem wartet: Jon Snow begegnet Daenerys Targaryen. Zuerst einmal wird er jedoch am Strand von Missandei und Tyrion empfangen. Der König des Nordens und die Hand sinnieren kurz über den Weg, den sie zurückgelegt habe, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. Ähnlich geht es Davos, der Dragonstone kaum wiedererkennt. In einem kurzen Intermezzo kündigt Melisandre an, dass sie Dragonstone verlassen wird, da sie sich im Schlechten von Jon getrennt hat. Ganz auf die für sie typische Art lässt sie dann gegenüber Varys noch eine ominöse Prophezeiung los, derzufolge sowohl sie als auch er in Westeros sterben werden.

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Jon (Kit Harrington) und Tyrion (Peter Dinklage), nach so vielen Staffeln wieder vereint. Im Hintergrund: Missandei (Nathalie Emmanuel) und Ser Davos (Liam Cunningham). Quelle.

Das eigentliche Treffen zwischen der Königin mit den vielen Titeln und dem König des Nordens verläuft in etwa so, wie man das erwarten würde. Beide Monarchen sind geprägt von ihren Erfahrungen und trauen dem anderen nicht. Daenerys verlangt, dass Jon das Knie beugt, Jon findet die Kriege im Süden angesichts der Bedrohung aus dem Norden kindisch. Der Dialog mag vorhersehbar sein, ist aber essentiell und kann im Grunde gar nicht anders verlaufen, da sich sonst beide Figuren völlig out of character verhalten würden. Ein wenig Rekapitulation lässt sich ebenfalls nicht vermeiden: Sowohl Jon als auch Daenerys sind nun einmal die Abkömmlinge zweier alter Adelsfamilien mit einer langen, verknüpften Geschichte. Schon am Anfang ist klar, dass dieses Gespräch zu keinem Ergebnis führen wird und vielleicht sogar höchst unangenehm enden könnte. Die Nachrichten, die Varys von der Eisernen Flotte bringt (wir erinnern uns an das Finale von Episode 2), verhindern das jedoch. Interessanterweise scheint Tyrions Brief, der inhaltlich nicht ganz dem Diktat der Königin entsprach, zumindest vorerst keine weiteren Folgen zu haben. Stattdessen versucht der Gnom, die schier unüberwindlichen Differenzen zumindest ansatzweise zu überbrücken und eine gemeinsame Grundlage zu schaffen. Die Drachenglasvorräte auf Dragonstone drängen sich da natürlich auf; Daenerys lässt sich breitschlagen, sodass Jon sie abbauen kann. Im Vergleiche zur angespannten Atmosphäre im Thronsaal ist die zweite Jon/Daenerys-Szene fast schon jovial. Fast.

King’s Landing
In King’s Landing zeigt Cersei mal wieder, was für eine ausgeglichene, moralisch gefestigte Frau sie doch ist. Euron bringt die Kriegsgefangenen zu seiner Königin, die seinen Antrag annimmt – sobald der Krieg gewonnen ist. Das ist ein typisches Cersei-Manöver: Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie keinerlei Absicht hegt, Euron tatsächlich zu ehelichen. Entweder er macht es ihr leicht und stirbt bereits während des Krieges, oder aber er überlebt, nur um dann von Cersei vergiftet zu werden. Natrülich ist Euron seinerseits nicht der vertrauenswürdigste Zeitgenosse, wer weiß, was er im Schilde führt.  Derweil merkt man Jaime an, dass er mit der Situation zunehmend unzufriedener wird, besonders, wenn Euron auch noch anzüglich stichelt. Bereits im Vorfeld der Staffel wurde fast schon angekündigt, dass Euron gewissermaßen der Ersatz für Ramsay ist. Zwar kann er sich noch nicht so vieler Verdienste rühmen, aber er arbeitet sich konstant nach oben und pflegt sein Image als anzüglicher Barbar. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass wir von Euron in dieser Staffel noch einige Gemeinheiten erwarten dürfen. Gleichzeitig entfernt er sich so immer weiter vom Euron George R. R. Martins – ich weiß, ich wiederhole mich, ich wollte es aber noch einmal hervorheben.

In der folgenden Szene erfahren wir, wie Cersei Gerechtigkeit versteht: Sie tut Ellaria dasselbe an, das Ellaria ihr angetan hat. Tyene wird mit demselben Gift vergiftet, mit dem Myrcella vergiftet wurde. Damit sind die Sandschlangen (und die Dornischen insgesamt?) wohl endgültig Geschichte, besonders, da Indira Varma, Ellarias Schauspielerin, bestätigt hat, dass sie in der Serie wohl nicht mehr zu sehen sein wird. Damit ist der vielleicht unrühmlichste Handlungsstrang der Serie zu Ende – und nach wie vor ist es wirklich schade, dass eine so interessante Region wie Dorne durch schlechte Adaption derart verhunzt wurde.

„The Queen’s Justice“ beantwortet auch eine weitere Frage, die man sich als Zuschauer (vielleicht) seit einiger Zeit stellt: Läuft da eigentlich noch etwas zwischen Cersei und Jaime? Ja, da läuft noch etwas, auch wenn Jaime (in letzter Zeit grundsätzlich) eher unwillig ist. Cersei hat inzwischen keinerlei Hemmungen mehr, das Verhältnis für alle sichtbar weiterzuführen – die Königin tut, was sie will, abermals im Kontrast zu Daenerys, die tun möchte, was für das Volk am besten ist.

Im Anschluss gibt es noch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten, nämlich dem von Mark Gatiss gespielten Tycho Nestoris, der für die Eiserne Bank von Braavos spricht. Das Gespräch verläuft sehr ähnlich wie vorangegangene Dialoge zwischen ihm und Vertretern der Krone bzw. des Hauses Lannister. Das interessanteste Ergebnis dieses Austauschs dürfte der Umstand sein, dass Tycho in King’s Landing bleibt – je nach dem könnte das unangenehm für ihn enden.

Winterfell

bransa

Im Norden sehen wir, dass Sansa gar nicht so übel im Regieren ist. Eine kleine Andeutung in einem Nebensatz sorgt schon wieder für massive Spekulationen: Wolkan (Richard Rycroft), der neue Maester von Winterfell erklärt, er werde die Korrespondenzabschriften von Maester Luwin zurate ziehen. Schon ist das Fandom am Spekulieren, was er dort wohl finden wird. Das zentrale Element dieser Szene ist freilich die erste (und wohl nicht letzte) Stark Wiedervereinigung dieser Staffel: Bran kommt in Winterfell. Erst jetzt, im Kontakt mit „normalen Menschen“ fällt auf, wie sehr ihn seine Erlebnisse gezeichnet haben und wie stoisch er geworden ist. Besonders seine Worte im Götterhain sind da etwas grenzwertig in ihrem Mangel an Fingerspitzengefühl, man versteht gut, weshalb sie Sansa verstören.

Oldtown
In der Citadel erfährt Sam, dass die Operation an Ser Jorah erfolgreich war. Vielleicht liegt es nur an mir, aber mir kommt das ganze etwas zu einfach vor, aller Beteuerungen von Erzmaester Ebrose zum Trotz. Gerade an dieser Stelle zeigt sich wieder sehr gut, warum sich die späteren GoT-Staffeln nicht mehr unbedingt wie George R. R. Martins Geschichte anfühlen. Derartige Errungenschaften und, in Ermangelung eines besseren Wortes, Siege erschienen mir in den Romanen immer weitaus verdienter. Natürlich, die Serie hat weniger Zeit, so etwas zu vermitteln und gerade jetzt versuchen Benioff und Weiss, mit großen Schritten voranzuschreiten, aber dennoch. Davon abgesehen hat auch weiterhin jede Szene mit Sam und Ebrose eine ziemlich potterartige Atmosphäre.

Krieg im Süden
Wie schon in der letzten Episode geht’s auch im Finale von „The Queen’s Justice“ ordentlich zur Sache. Zwar beginnt es auf Dragonstone mit einem Monolog Tyrions, aber letztendlich ist das Ende der Episode so ineinandergeschnitten, dass ich es separat behandle. Mit den Worten des Gnoms unterlegt sehen wir, wie sich sein Plan entfaltet und die Unbefleckten Casterly Rock erobern. Den Stammsitz der Lannisters sehen wir hier zum ersten Mal in der Serie. Leider muss ich sagen, ich bin etwas enttäuscht, der Rock sieht verhältnismäßig gewöhnlich aus. In Martins „The World of Ice and Fire“ sind die Beschreibungen weitaus grandioser, dort ist Casterly Rock nicht einfach nur eine Burg auf einem Felsen, sondern eine Burg, die praktisch aus dem Felsen herausgehauen wurde und darüber hinaus die einzige von Westeros ist, die mit Harrenhall konkurrieren kann.

casterly
Die Unbefleckten greifen Casterly Rock an (Quelle).

Tyrions Plan gelingt zwar, aber schnell erweist sich, dass er und Daenerys in eine Falle getappt sind: Eurons Flotte verbrennt die restlichen Schiffe der Targaryen, während die Lannister-Armee in aller Ruhe Highgarden erobert, das in der Serie ebenfalls ein wenig langweiliger wirkt als in der Vorlage (wo sind die Heckenlabyrinthe?). Die Szene an sich sagt mir aber sehr zu, schon allein wegen des massiven Einsatzes von The Rains of Castamere. Damit sind nach den Martells nun auch die Tyrells Geschichte, auch wenn Lady Olenna noch einen allerletzen Trumpf im Ärmel hat. Bereits nachdem sie das für ihre Hinrichtung vorgesehene Gift getrunken hat, gesteht sie Jaime süffisant, dass sie Joffrey ermordet hat und höhlt seinen Sieg auf diese Weise aus. Wir werden dich vermissen, Lady Olenna.

Fazit: „The Queen’s Justice“ ist die bisher beste und ereignisreichste Folge der siebten Staffel. Ich habe jedoch den leisen Verdacht, dass das nicht so bleiben wird.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn

GoT: Stormborn

Spoiler!
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„Stormborn“ ist einer der Titel von Daenerys und wird auch gleich zu Beginn dieser Episode thematisiert. Zugleich geht es am Anfang und am Ende äußerst stürmisch zu. Sonst ist diese Folge mal wieder eine Folge der Begegnungen, in der diverse Figuren wieder auftauchen oder einander mehr oder weniger zufällig über den Weg laufen – Randyll Tarly taucht im King’s-Landing-Handlungsstrang auf, Melisandre schaut auf Dragonstone vorbei und Arya begegnet ihrem alten Freund Hot Pie, nachdem sie Ed Sheeran anscheinend nicht um die Ecke gebracht hat.

Dragonstone
Die zweite Episode der siebten Staffel beginnt genau dort, wie die erste endete: Auf Dragonstone. Wir erleben hier zum ersten Mal die Dynamik von Daenerys‘ aufgestocktem Rat. Zuvor wird jedoch noch Varys‘ Verhältnis zu den diversen Herrschern angesprochen. Dieser Dialog spiegelt eine Szene aus Staffel 1 wider, in der Varys Ned Stark etwas ähnliches erklärt. Daenerys zeigt sich hierbei weit schlauer als ihre diversen Vorgänger auf dem Eisernen Thron.

Zwischendurch taucht auch noch Melisandre wieder auf Dragonstone auf. Nach der gelungenen Szene mit Daenerys und Varys ist die folgende Konversation leider weniger gelungen, da sie zu plakativ ist. Die Thematik des „prince that was promised“ und der Umstand, dass das Wort „prince“ im Valyrischen geschlechtsneutral ist, wird dem Zuschauer auf äußerst unelegante Art und Weise wieder ins Gedächtnis gerufen – in Fachkreisen bezeichnet man so etwas auch als „exposition dump“. Manchmal ist so etwas zwar durchaus nötig, aber man hätte es trotzdem etwas eleganter gestalten können.

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Daenerys (Emilia Clarke) und ihre Ratgeber und Heerführer: Tyrion (Peter Dinklage), Yara (Gemma Whelan), Ellaria (Indira Varma). (Bildquelle)

In Daenerys‘ „Kleinem Rat“ mögen Frauen inzwischen wichtigere Positionen innehaben als Männer, aber deswegen wird nicht weniger gezankt, denn jede der befehlshabenden Damen hat wie üblich ihre eigene Agenda. Sowohl Olenna Tyrell als auch Ellaria Sand dürsten nach Rache und würden King’s Landing am liebsten in Schutt und Asche sehen, während Daenerys (bzw. Tyrion) eine etwas humanere Belagerung vorziehen. Letztendlich wird beschlossenen, dass die Tyrell- und Martell-Heere King’s Landing belagern, um nicht mehr Lords durch einfallende Fremdlinge auf Cerseis Seite zu treiben, während die Unbefleckten sich daran machen sollen, Casterly Rock, den Sitz der Lannisters zu erobern. Ich hoffe inständig, dass wir das zu sehen bekommen, denn Casterly Rock ist eine der interessantesten Festungen von Westeros, tauchte aber bislang weder in den Romanen noch in der Serie als Schauplatz auf.

Im folgenden Gespräch zwischen Daenerys und Olenna Tyrell deutet sich ein mögliches Zerwürfnis zwischen der Mutter der Drachen und ihrer Hand an – ein weiterer, interner Konflikt in Daenerys‘ Lager. Bislang scheint sie Tyrion vertraut zu haben, der Eroberungsplan stammt zweifellos von ihm, in der Ratssitzung benutzt sie sogar seine exakten Worte (queen of the ashes). Da Tyrion sie noch in dieser Folge zumindest ein wenig hintergeht (siehe „Winterfell“), bin ich gespannt, ob dieses wie auch immer geartete Zerwürfnis bereits in der nächsten Folge zu sehen sein wird.

Ein paar Räume weiter zelebrieren derweil Missandei und Grey Worm ihren Abschied, wobei Grey Worm zeigt, dass man Eunuchen in dieser Hinsicht nicht unterschätzen sollte. Es war natürlich zu erwarten, dass irgendwann die obligatorischen Nacktszenen kommen würden, schließlich ist das eine HBO-Serie. Im Vergleich zu früheren Staffeln ist das definitiv besser gelungen und ergibt sich sogar halbwegs aus der Handlung, schließlich köchelt die Romanze zwischen Missandei und Grey Worm schon seit einigen Staffeln vor sich hin, und welcher Anlass wäre nachvollziehbarer?

King’s Landing
Man kann sich regelrecht ausmalen, wie es wäre, gäbe es in Westeros Twitter: „Dragon queen mad like her father, but fake news media won’t tell. So sad!“ Das ist die Essenz der Rede, die Cersei vor ihren versammelten Lords hält – den wenigen, die noch auf ihrer Seite stehen. Darunter ist auch Randyll Tarly, dessen Loyalität zur Krone hier auf die Probe gestellt wird, da er eigentlich ein Vasall des Hauses Tyrell ist. Dementsprechend unentschlossen ist Lord Randyll auch. Um ihn zu ködern bietet Jaime ihm den Posten als Wächter des Südens an. In diesem Kontext möchte ich abermals kurz auf „A Dance with Dragons“ zurückgreifen, wo wir Lord Tarly am Ende als Teil des Kleinen Rats unter Kevan Lannister als Protektor des Reiches erleben, während Lord Tarly als Meister der Gesetze fungiert – ich bin gespannt, ob er diese Position in irgendeiner Form auch noch in der Serie bekommt oder ob er „nur“ seine Armee kommandiert.

Die Soldaten der anrückenden Targaryen-Armeen sind freilich das geringste Problem – die Drachen bereiten Cersei weit größere Sorgen. Wie üblich hat Qyburn da allerdings auch schon ein paar Ideen in Form einer Balliste, die Erinnerungen an die Windlanze aus den Hobbit-Filmen wachruft und zeigt, dass sie sehr gut in der Lage ist, Drachenknochen zu durchdringen. Für diese Szene bringt Komponist Ramin Djawadi das neue Cersei-Motiv, das er in der letzten Folge der sechsten Staffel etablierte, zurück – ich hatte mich schon gefragt, ob wir es wohl in dieser Staffel hören würden.

Winterfell
Im Norden beschäftigt man sich mit der Expressrabenzustellung von Tyrions Brief, der neben weiteren Rückgriffen auf Staffel 1 deutlich von Daenerys Befehlen abweicht. Bereits im Dialog wird dies deutlich (Jon und Sansa hätten auf die Aufforderung, vor der Drachenkönigin das Knie zu beugen, sicher negativer reagiert). Tatsächlich wurde der genaue Wortlaut des Briefes in der Zwischenzeit veröffentlicht – hier zeigt sich, dass Tyrion Jon kennt und um den Stolz der Starks weiß; einer Aufforderung zur Unterwerfung wären sie nie nachgekommen.

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Tyrions Brief (Bildquelle)

Die Nachricht vom Obsididan, das sich auf Dragonstone verbirgt, sorgt natürlich dafür, dass der Besuch bei Daenerys äußerst attraktiv wird, von der Idee, Drachen gegen die Weißen Wanderer ins Feld zu schicken gar nicht erst zu sprechen. Die Lords des Nordens haben dennoch Bedenken, letztendlich entschließt sich Jon aber, nach Dragonstone zu gehen. Die große Begegnung zwischen Jon und Daenerys – den Figuren der Serien, die traditionellen Helden am nächsten kommen – wird bereits seit langem herbeigesehnt. Zuvor gibt es jedoch noch eine kleine Unterhaltung zwischen Jon und Littlefinger. Lord Baelish ist auf Winterfell nicht allzu beliebt, und bislang gewinnt er mit seinem üblichen, aalglatten Geschwätz keinen Blumentopf. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass da noch etwas kommt.

Oldtown
Sam und Erzmaester Ebrose haben immer noch gewisse Meinungsverschiedenheiten. Ebrose arbeitet gerade an einem Werk mit dem etwas sperrigen Titel „A Chronicle of the Wars Following the Death of King Robert I.“, den Sam nicht allzu gelungen findet, was sofort Fan-Spekulationen anregte, Sam könne am Ende der Serie ein ähnliches Werk mit dem poetischeren Titel „A Song of Ice and Fire“ verfassen. Nun, der Verdacht, dass es sich bei Sam zumindest ansatzweise um ein Self-Insert von George R. R. Martin handeln könnte, ist unter Buchlesern nun auch nicht gerade neu, also warum nicht?

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Sam (John Bradley) und Maester Ebrose (Jim Broadbent). (Bildquelle)

Immerhin bekommt Sam in dieser Episode ein wenig mehr zu tun als nur Nachttöpfe zu leeren und verbotenen Büchern zu lesen. Als er erfährt, wer der Grauschuppenpatient ist, der da vor ihm sitzt, beschließt er, abermals eigenmächtig zu handeln und Anweisungen und Ratschläge von Erzmaester Ebrose ein weiteres Mal zu ignorieren. Die Behandlungsszene hat wohl aufgrund ihres Ekelfaktors ebenfalls einige Reaktionen auf Twitter hervorgerufen. Und wie schon bei Ed Sheeran finde ich das etwas übertrieben, gerade im Vergleich zu, sagen wir mal, der Operation am offenen Hirn in „Rome“ – dagegen ist das bisschen Eiter noch zu verkraften. Wir dürfen nun gespannt sein, wie erfolgreich Sam war und ob Ser Jorah an Daenerys‘ Seite zurückkehren wird.

Flusslande
Bislang war Rache Aryas primäre Motivation, jedenfalls seit dem Ende der letzten Staffel. Wie sich nun zeigt, war die durchschimmernde Menschlichkeit in der letzten Folge bereits ein Hinweis auf ihre weitere Entwicklung. „Stormborn“ baut weiter darauf auf, denn Arya begegnet ihrem alten Freund Hot Pie. Abermals zeigt sich, dass Arya es nicht mehr gewohnt ist, sich einfach normal mit jemandem zu unterhalten. Ihr gesamter Antrieb ändert sich allerdings, als sie erfährt, dass Jon Snow nicht nur noch lebt, sondern sogar König des Nordens geworden ist. Sofort kommt die Stark in ihr wieder an die Oberfläche und sie macht sich nach Winterfell auf. In diesem Kontext ist natürlich ihre Begegnung mit Nymeria von größter Wichtigkeit – noch einmal wird auf die erste Staffel verwiesen und eine Spiegelszene geschaffen: Dieses Mal ist es Nymeria, die Arya gehen lässt und nicht umgekehrt. Damit schließt sich der Kreis endgültig. Und meine Güte, ist das Vieh riesig geworden.

Gen Süden
Die Folge endet mit einer Reise nach Dorne: Yara soll Ellaria und die Sandschlangen nach Süden bringen, damit sie anschließend die Belagerung von King’s Landing in Angriff nehmen können. Euron Greyjoy hat da allerdings andere Pläne und attackiert. Woher er so genau weiß, wo er hin muss, bleibt im Dunkeln. Jedenfalls entbrennt ein wildes Gemetzel, das zwei von drei Sandschlangen das Leben kostet – nun, kaum jemand dürfte sie vermissen. Theon wird auf die Probe gestellt, versagt gewissermaßen und tut dabei doch letztendlich das einzig richtige: Er springt ins Wasser, als Euron Yara bedroht. Alles andere hätte ihn vermutlich das Leben gekostet, so kann er vielleicht noch etwas ausrichten. Wie dem auch sei, Daenerys‘ Feldzug erhält hier den ersten Dämpfer, denn sowohl die Dornischen als auch die Eiserne Flotte sind erst einmal außer Gefecht gesetzt.

Fazit: Nachdem „Dragonstone“ den Status Quo untermauerte, bringt „Stormborn“ die Schachfiguren in Position, um ihn über den Haufen zu werfen. An allen Enden von Westeros setzt man sich in Bewegung. Zugleich ist diese Episode von Begegnungen geprägt, Figuren wechseln die Handlungsstränge und kommen zusammen.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone

GoT: Dragonstone

Spoiler!
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Letztes Jahr habe ich bei den GoT-Episodenrezensionen eine Pause eingelegt, u.a., da diese sehr aufwändig sind und mich Staffel 5 ziemlich enttäuscht hat. Nach der gelungeneren sechsten Staffel und auch aufgrund der Tatsache, dass Staffel 7 verkürzt ist und nur aus sieben Episoden besteht, habe ich beschlossen, zum alten Muster zurückzukehren und jede Folge ausführlich zu besprechen. Spätestens jetzt ist „Game of Thrones“ auch keine Adaption mehr. Staffel 6 hatte immerhin noch einige lose Handlungsstränge der Bücher zu verarbeiten, Staffel 7 dagegen betritt endgültig Neuland, damit fallen Vergleiche zur Vorlage größtenteils aus – was natürlich nicht heißt, dass es keine Rückbezüge zu den Romanen oder bisherigen Staffeln gibt.

„Dragonstone“ ist in mancher Hinsicht ein relativ typischer Staffelstart. An allen Ecken und Enden wird der Status Quo noch einmal untermauert, die Handlung schreitet noch nicht so recht voran, stattdessen stehen Charaktermomente im Vordergrund. Insgesamt ist diese Auftaktfolge sehr gut und angenehm strukturiert – nicht zu viele verschiedene Schauplätze, nicht zu viele kurze Einzelszenen, angenehmes Tempo. Inszenatorisch merkt man, dass der Winter angekommen ist und den Figuren (und Zuschauern) dunkle Zeiten bevorstehen. Sowohl bei Cersei als auch bei Daenerys ist Schwarz die Farbe der Wahl. Die Rüstungen der Königsgarde wurden dementsprechend angepasst und beide Königinnen tragen schwarze, hochgeschlossene Kleider, die recht martialisch wirken und im krassen Kontrast zur bisherigen Garderobe der beiden Herrscherinnen stehen.

Die Flusslande
Wir beginnen in den Flusslanden: Arya Stark nimmt ihre Rache an den Freys, nachdem sie Lord Walder bereits im Finale der letzten Staffel getötet hat. Da sie Lord Walders Gesicht hierfür verwendet, bekommt David Bradley noch einmal einen letzten, kleinen Auftritt. Die Szene ist natürlich eine subtile Spiegelung der Roten Hochzeit, aber auch ein Verweis auf Lady Stoneheart, die wiederbelebte Catelyn Stark, in den Romanen die Freys einen nach dem anderen aufknüpft. Diese Aufgabe hat Arya nun auf einen Streich erledigt. Wie es scheint ist ihr primäres Ziel nach wie vor, ihre Liste abzuarbeiten, denn sie bricht nach King’s Landing auf und begegnet auf dem Weg ausgerechnet… Ed Sheeran. Dieser doch etwas größere Cameo-Auftritt hat zu so etwas wie einer Minikontroverse geführt. Ich meinerseits frage mich nur, wieso das irgendjemanden überhaupt auf die Palme bringt, und das, obwohl ich Ed Sheeran nicht einmal besonders mag. Vielleicht stirbt er ja in der nächsten Folge eines unschönen Todes, wer weiß? Solchen Dingen bringt man am besten keine Aufmerksamkeit entgegen. Jedenfalls ist die Szene selbst gar nicht so übel: Nachdem Arya eiskalt einen Massenmord begangen hat, wird sie nun in einem menschlicheren Licht gezeigt.

Anders als Arya Stark zieht die Bruderschaft ohne Banner gen Norden. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Bruderschaft sich am Ende von „A Dance with Dragons“ unter der Führung von Lady Stoneheart befindet, während Beric Dondarrion bereist seit einiger Zeit tot ist. Sandor Clegane könnte bei Martin ebenfalls überlebt haben, aber das wurde bislang nicht bestätigt. Wir befinden uns hier also in noch stärkerem Ausmaß auf reinem Serienterrain. Auch wird noch einmal rekapituliert, wir sehen, wie sich Clegane als Mensch geändert hat. Das geschieht relativ geschickt durch einen Rückgriff auf Staffel 4, dort hat er mit Arya das Haus, in dem die Bruderschaft nun Unterschlupf findet, bereits besucht. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Darüber hinaus sieht Clegane, ähnlich wie seiner Zeit Stannis, Bilder in den Flammen. Wird aus ihm am Ende vielleicht doch noch ein religiöser Mensch?

Der Norden
Um die Zuschauer in dieser verhältnismäßig ruhigen, charakterfokussierten Episode an die Bedrohung aus dem Norden zu erinnern, zeigt uns Jeremy Podeswa, der Regisseur der Folge, einmal kurz die näherrückende untote Armee der Weißen Wanderer, inklusive mehrerer halbverrotteter Riesen. Diese Vision geht natürlich auf Bran zurück, der zusammen mit Meera nach langer Odyssee die Mauer erreicht und von der Nachtwache empfangen wird – es sieht so aus, als stehe uns bald eine weitere Stark-Wiedervereinigung bevor.

In Winterfell etabliert sich Jon derweil als neuer König des Nordens und versucht, Pragmatismus in die feudalen Strukturen seiner Heimat zu bringen: Frauen sollen ebenfalls gegen die anrückende Bedrohung kämpfen und von Sippenhaft hält er nichts. Lyanna Mormont, die in Staffel 6 schnell zum Fanliebling wurde, bekommt mal wieder Gelegenheit zu zeigen, dass sie mehr Eier hat als die restlichen Lordschaften des Nordens. Die Winterfell-Szenen unterstreichen auch gleich noch einmal, dass Sansa nun absolut keine Lust mehr hat, ein Spielball von irgendjemandem zu sein – nicht von Jon und schon gar nicht von Littlefinger. Dessen grandioser Masterplan bleibt weiterhin sehr undurchsichtig bzw. erratisch. Seit Staffel 5 fungiert Lord Baelish vor allem als Plotkatalysator, Weiss und Benioff benutzen ihn, um Figuren oder Fraktionen in bestimmte Situationen zu bringen (Sansa nach Winterfell als Ramsays Braut, die Streitkräfte der Arryns nach Norden etc.). Leider nehmen sie da mitunter keine Rücksicht auf Logik oder Entwicklung der Figur, was verdammt schade ist – in den Romanen sind Littlefingers Pläne weitaus kohärenter und nachvollziehbarer. Nun, wir werden sehen, was er in dieser Staffel ausheckt und ob auf seine Figurenmotivaton mehr Rücksicht genommen wird.

King’s Landing

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Cersei aus dem Hause Lannister, die erste ihres Namens, Königin der Andalen usw. (Lena Headey). Auch dabei: Jaime (Nikolaj Coster-Waldau). (Quelle)

Wie im Norden wird auch in King’s Landing der neue Status Quo zementiert. Cersei und Jaime herrschen theoretisch über die Sieben Königslande, praktisch herrschen sie gerade Mal über drei bis vier und haben einem ganze Menge Feinde: Die Starks im Norden, die Tyrells und Martells im Süden und natürlich Daenerys, die sich Westeros nähert. Derweil sind die Freys Geschichte, bleibt also nur noch ein potentieller Verbündeter: Euron Greyjoy, der gleich mit seiner ganzen Flotte kommt, Cersei heiraten möchte und ihr im Gegenzug seine Armada verspricht. Verständlicherweise ist Cersei diesbezüglich etwas zurückhaltend, weshalb Euron verspricht, mit einem Beweis seiner noblen Absichten zurückzukehren – ich vermute, dass das etwas mit Tyrion zu tun hat. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Pilou Asbæk als Euron einfach nicht funktioniert. Nicht nur gelingt es ihm einfach nicht, die Ausstrahlung seines Buchgegenstücks zu vermitteln, auch im reinen Serienkontext wirkt er zu bieder und uncharismatisch. Wie ich bereits an anderer Stelle sagte, für den in der Serie herausgeschnittenen Victatrion Greyjoy wäre Asbæk perfekt gewesen, aber den mysteriösen, weitgereisten und einschüchternden Euro bekommt er einfach nicht hin.

Oldtown
Sam beginnt, sich in der Citadel einzuleben. Seine Arbeitsmontage hat mir ausnehmend gut gefallen und war das (etwas eklige) komödiantische Highlight in dieser ansonsten sehr ernsten Folge. Bei seinem potteresquen Ausflug (passend dazu das Casting von Jim Broadbent als Erzmaester Ebrose) in die verbotene Abteilung der Bibliothek von Oldtown entdeckt Sam nebenbei gleich, dass es auf Dragonstone ein massives Obsidian-Vorkommen gibt, das beim Kampf gegen die Weißen Wanderer von großem Vorteil sein könnte. Nebenbei findet er in einer der Zellen für Aussätzige auch gleich Ser Jorah Mormont, den er natürlich nicht kennt. Mormonts Zustand (die Grauschuppen haben ihn inzwischen ziemlich gezeichnet) und die Tatsache, dass er in Oldtown ist, werfen noch einmal die Frage auf, wie viel Zeit seit dem Finale von Staffel 6 vergangen ist. Besagtes Finale muss bereits mehrere Wochen oder Monate abgedeckt haben, da Varys innerhalb dieser Folge von Meereen nach Dorne reist und am Ende dann wieder bei Daenerys‘ Flotte ist, die gen Westeros segelt.

Dragonstone

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Daenerys (Emilia Clarke) auf Dragonstone. Als Hofstaat dabei: Missandei (Nathalie Emmanuel), Tyrion (Peter Dinklage), Varys (Conleth Hill), Grey Worm (Jacob Anderson). (Quelle)

Der Titel der Episode kommt erst am Ende so richtig zum tragen. Endlich, endlich, nach sechs Staffeln, ist Daenerys samt Drachen und Armee in Westeros angekommen und beansprucht den traditionsreichen Sitz ihrer Familie. Die Parallelen zu Aegon dem Eroberer, der ebenfalls von Dragonstone aus ansetzte, Westeros zu erobern, sind sicher kein Zufall. Auch diverse andere Parallelen fallen auf. Der Thron auf Dragonstone ruft Erinnerungen an den Eisernen Thron wach, zugleich gibt es einen Rückbezug auf Daenerys‘ bisherige Erfahrungen als Herrscherin. Wir erinnern uns, Daenerys hat nicht besonders viel für Throne übrig, in Meereen regierte auf einer schlichten Bank. Sie bestätigt ihre Einnahme von Dragonstone nun nicht, indem sie auf Aegons Stuhl Platz nimmt, stattdessen begibt sie sich zur Ratskammer. Hier gibt es ebenfalls einen Verweis, dieses Mal auf eine frühere Szene in dieser Folge. Die beiden Königinnen, die noch übrig sind, werden effektiv gespiegelt. In King’s Landing ließ Cersei eine große Karte von Westeros zeichnen; beide überblicken in dieser Folge den Kontinent, den sie zu erobern gedenken. Cersei sieht sich als völlig neue Königin und lässt deshalb eine neue Karte anfertigen, während Daenerys an das Vermächtnis ihrer Familie anknüpft. Insgesamt eine sehr starke Szene, die fast ohne Dialog auskommt und primär von der Musik getragen wird.

Fazit: „Dragonstone“ ist ein recht konventioneller, aber gut strukturierter Staffelauftakt mit angenehmem Tempo, der zwar mit einem größeren Massenmord beginnt, sich ansonsten aber vor allem darauf konzentriert, den Status Quo zu zementieren: Cersei sitzt auf dem Eisernen Thron, ist aber von Feinden umringt, Jon Snow kontrolliert den Norden und Daenerys macht sich daran, Westeros zu erobern.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 6