Darth Maul

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Zusätzlich zur fortlaufenden Star-Wars- bzw. Republic-Comicserie veröffentlichte Dark Horse auch diverse begleitende Miniserien, die zum Teil vor „The Phantom Menace“ spielten und so die Prequel-Ära weiter ausgestalteten. Die vierteilige Miniserie „Darth Maul“ von Autor Ron Marz und Zeichnerin Jan Duursema gehört dabei zu den ersten und ist eine ziemlich logische Wahl. Nachdem Maul praktisch zum Gesicht von Episode I wurde und viel Zuspruch aus dem Fandom bekam, aber unglücklicherweise bereits am Ende des Films abtreten musste (zumindest, bis „The Clone Wars“ das änderte), blieb erst einmal nur die Erforschung seiner Vorgeschichte.

„Darth Maul“ erzählt eine sehr geradlinige Geschichte, bei der es primär darum geht, Maul in Action zu zeigen. Anders als beim einige Monate später erschienen Roman „Darth Maul: Shadow Hunter“ gibt es hier keinen sekundären Jedi-Protagonisten, stattdessen erleben wir, wie Maul es im Alleingang mit der mächtigsten Verbrecherorganisation der Galaxis aufnimmt und im Auftrag seines Meisters die „Schwarze Sonne“ auslöscht. Rein plottechnisch war es das im Grunde schon. Zwei der neun Vigos (quasi Unterbosse) tötet er samt Belegschaft, die restlichen versammeln sich, um dem mysteriösen Attentäter mit geballter Macht trotzen zu können, was natürlich nicht funktioniert – wie das Ganze ausgeht, dürfte nicht allzu sehr überraschen. Natürlich dient diese Miniserie primär dazu, Mauls Coolness- und Bad-Ass-Faktor noch einmal deutlich zu machen. In „The Phantom Menace“ durfte er nur gegen zwei Jedi kämpfen, während er hier ganze Horden von Gegnern niedermetzeln kann. Besonders visuell geht diese Rechnung voll auf, da Jan Duursema, die im Bereich „Star Wars Comics“ in meinen Augen nach wie vor unübertroffen ist, den Zeichenstift schwingt. Gerade ihre Action-Szenen haben eine einzigartige Dynamik, die in dieser Geschichte besonders gut zur Geltung kommt.

Deutlich interessanter als die eigentliche Handlung ist die Verknüpfung mit dem restlichen Star-Wars-EU. Nachdem „The Phantom Menace“ eine neue Ära begründete, bemüht sich Marz hier, besagte Ära mit dem bereits bestehenden EU noch stärker zu kontextualisieren. Das beginnt bereits mit Mauls Widersachern. Die Schwarze Sonne wurde 1996 im Rahmen des Multimediaprojekts „Shadows of the Empire“ eingeführt, weshalb das Syndikat in diesem Comic auch nicht vollständig ausgelöscht wird, da Sidious selbst überlegt, dass es ihm noch einmal nützlich sein könnte.

Mit Mighella, dem Bodyguard von Alexi Garyn, dem Unterlord der Schwarzen Sonne, schuf Marz darüber hinaus eine Verknüpfung zu Dave Wolvertons Roman „The Courtship of Princess Leia“, in welchem die Dathomir-Hexen im Allgmeinen und die Nachtschwestern, zu denen Mighella gehört, im Besonderen eingeführt wurden. Leider knüpft die Darstellung der Hexen in der Prequel-Ära hier und im etwa zeitgleich erschienen Republic-Handlungsbogen „Infinity’s End“ nicht wirklich an Wolvertons Konzeption an, sondern macht aus den Nachtschwestern relativ gewöhnliche dunkle Jedi.

Verknüpfungen zum „zeitgenössischen“ EU sind ebenfalls gegeben, besonders zum bereits erwähnten Roman „Darth Maul: Shadow Hunter“, der direkt nach der Miniserie spielt. Mauls Ziel in diesem Roman, der Neimoidianer Hath Monchar, der versucht, Informationen über die Pläne der Handelsföderation (und damit der Sith) an die Schwarze Sonne zu verkaufen, taucht zu Beginn des Comics kurz auf.

Einige Jahre später machte sich James Luceno daran, im Rahmen seines Romans „Darth Plagueis“ das gesamte Prä-Episode-I-EU in den großen Plan der Sith einzuordnen, wobei „Darth Maul“ neuen Kontext bekam. Luceno enthüllt, dass die wachsende Macht der Schwarzen Sonne nicht der eigentliche Grund für ihre Auslöschung ist. Viel mehr hat sich Alexi Garyn mit den falschen Leuten eingelassen, primär Padmé Amidalas Vorgänger als Staatsoberhaupt von Naboo, Ars Veruna, der sich im Verlauf des Romans zu einem erbitterten Feind der Sith entwickelt, ohne dabei zu wissen, wen er sich zum Widersacher gemacht hat. Die Vernichtung der Schwazen Sonne ist somit gleichermaßen Prävention wie Rache für ein Attentat auf Plagueis, das mit Garyns Hilfe durchgeführt wird.

Darüber hinaus kann „Darth Maul“ auch als ein Trendsetter gesehen werden; nach Vader ist Maul der Sith-Lord, der die meisten Miniserien sein Eigen nennen kann, besonders, nachdem er durch seine Wiedererweckung in „The Clone Wars“ und seine Auftritte in „Rebels“ noch einmal deutlich an Popularität gewonnen hat. Zu den weiteren Werken gehören „Darth Maul: Death Sentence“ von Tom Taylor und Bruno Redondo (noch Legends, aber basierend auf „The Clone Wars“), „Darth Maul: Son of Dathomir“ von Jeremy Barlow und Juan Frigeri (die letzte Star-Wars-Miniserie von Dark Horse und die erste, die Teil der Disney-Kontinuität ist) und „Darth Maul“ von Cullen Bun und Luke Ross (quasi das Kanon-Gegenstück zum Sujet dieses Reviews, zumindest was die Platzierung in der Timeline angeht).

Fazit: „Darth Maul“ ist ein visuell beeindruckendes Action-Feuerwerk, das vor allem durch die großartigen, dynamischen Zeichnungen von Jan Duursema zu punkten weiß. Eine wirklich tiefgreifende Charakterisierung Mauls sollte man nicht erwarten – allerdings ist die Miniserie durchaus interessant in Bezug auf ihre Verknüpfungen zum restlichen Legends-EU.

Bildquelle

Siehe auch:
Darth Plagueis
Darth Maul: Son of Dathomir

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