Wanted


„Wanted“, von Autor Mark Millar („Civil War“) und J.G. Jones („Final Crisis“) wird oftmals als „Watchmen der Superverbrecher“ gepriesen. Um es gleich vorneweg zu nehmen: Diesen Anspruch erfüllt „Wanted“ mit Sicherheit nicht, denn was Tiefe, Symbolik, Charakterzeichnung und Genialität angeht, kann es mit Alan Moores Meisterstück in keinster Weise mithalten. Macht aber nichts, denn das muss es auch gar nicht.
Die meisten werden bei „Wanted“ wohl zuerst an die gleichnamige Verfilmung des Comics von Timur Bekmambetov mit James McAvoy und Angelina Jolie denken. Allerdings hat dieser Film mit der Vorlage relativ wenig zu tun. Lediglich die Ausgangssituation ist dieselbe: Wesley Gibson hat ein Scheißleben; einen langweiligen Job, eine Freundin, die ihn betrügt etc. Doch eines Tages erfährt er, dass er anders ist und aus diesem Leben ausbrechen kann…
Während es in der Wanted-Verfilmung um eine ominöse Bruderschaft von Profikillern mit einem merkwürdigen Webstuhl geht, zu denen Wesley gehört, ist es im Comic eine Vereinigung von waschechten Superschurken.
Wie bereits erwähnt kann „Wanted“ den „Watchmen“ bei weitem nicht das Wasser reichen, aber dennoch sind einige Parallelen vorhanden, wie etwas das Ausbrechen aus den Normen des Superheldengenres. Während die Schurken in den normalen Comics am Ende gewöhnlich verlieren, haben sie in „Wanted“ gewonnen: In einer großen Schlacht besiegten die Superschurken die Helden und löschten danach die Erinnerung der Menschen an Helden und Schurken, um die Welt aus dem Geheimen heraus zu regieren.
Zwar handelt es sich bei diesen Schurken nicht um bekannte, sondern um Eigenkreationen von Mark Millar, allerdings sind diese mehr als deutlich an bereits existierende Vertreter dieser Zunft angelehnt. Professor Seltzer etwa (der das rote Cape seines einstigen Erzrivalen aus nostalgischen Gründen aufhebt), ist ganz eindeutig an Lex Luthor angelehnt, auch wenn Seltzer noch Haare hat. Seltzers Rivale in der Superschurkenbruderschaft, Mr. Rictus, ein kompromissloser Perversling, verdankt seine Existenz wohl dem Joker. In Fox erkennte man eindeutig Spuren von Catwoman, während Fuckwit an Bizarro erinnert und so weiter.
Durch diesen Umstand ist Wanted vor allem als etwas derbe Parodie zu verstehen, die in ihren Grundzügen an Garth Ennis‘ „The Boys“ erinnert, allerdings merkt man Mark Millar eine gewisse Liebe zu Superhelden- und Schurken an, während Ennis sie wirklich absolut nicht zu mögen scheint.
Neben der parodierenden Ebene ist Wanted vor allem eine kurzweilige, gut unterhaltende Geschichte ohne Kompromisse mit schönen Zeichnungen. Nichts wirklich außergewöhnliches und ganz sicher kein Meisterwerk, aber durchaus annehmbar.
Fazit: Superhelden und vor allem -schurken Fans können getrost einen Blick riskieren. Wer allerdings etwas sucht, das der Verfilmung ähnelt, muss wohl weitersuchen.

Star Wars: Legacy


Die Comicserie „Star Wars Legacy“ stellt (mit Ausnahme der Geschichte „Storyteller“ aus der „Star Wars Tales“ Reihe, deren kanonische Gültigkeit allerdings bezweifelt werden darf), den bis dato weitesten Ausflug in die Zukunft der weit, weit entfernten Galaxis dar.
Doch wer bei erscheinen des ersten Bandes (ich orientiere mich hierbei an den deutschen Veröffentlichungen im Rahmen der „Star Wars“ Sonderbände von Panini) etwas völlig neues und innovatives erwartet hat, war vermutlich zuerst enttäuscht.
In der Tat kommt einem der aktuelle Status Quo, der zu Beginn der Serie geschildert wird, sehr bekannt vor. Die Sith beherrschen wieder das Imperium bzw. die Galaxis, die Jedi sind ausgelöscht und es gibt nur noch einen kleinen Haufen Widerstandskämpfer. Das hatten wir doch alles schon einmal irgendwo.
Und auch die Handlung dieses ersten Bandes kommt einem merkwürdig bekannt vor. Wir haben einen Skywalker, der unfreiwillig in die Ereignisse hineingezogen wird, eine Prinzessin, die gerettet werden muss, einige schurkische Persönlichkeiten und dunkle Häscher auf ihren Fersen.
Auf den ersten Blick erscheint das in der Tat wie ein Neuaufguss von „Eine Neue Hoffnung“, vielleicht mit ein wenig mehr Sith und einigen EU-Einflüssen. Und bei einem x-beliebigen Autor wäre bei dieser Serie wahrscheinlich auch nicht sehr viel herausgekommen.
ABER wir haben es hier nicht mit einem x-beliebigen Autor zu tun. Schreiberling der Serie ist nämlich John Ostrander, einer der begabtesten und beliebtesten Comicautoren des Star Wars Universums, der uns bereits gelungene Figuren wie Quinlan Vos und Aayla Secura beschert und aus dem sonstigen, bereits vorhandenen Personal alles herausgeholt hat, was nur möglich  war (A’Sharad Hett, Sora Bulq, Count Dooku etc.).
Mit „Star Wars Legacy“ hat Ostrander schließlich die Chance bekommen, etwas weniger mit Einschränkung versehenes zu schaffen, und er hat nicht enttäuscht. Denn was auf den ersten Blick wie eine plumpe Kopie von Episode 4 anmutet, ist, vor allem in den weiterführenden Bänden, in der Tat etwas Großartiges. „Star Wars Legacy“ verbeugt sich einerseits ehrerbietig vor dem Original, führt aber gleichzeitig die Entwicklung fort, die sich bereits in den von Ostrander geschriebenen Ausgaben der Comicreihe „Republic“ abzeichnete: Hier haben wir es mit einem weitaus düstereren Star Wars zu tun, und das liegt nicht nur an der Vielzahl der Sith, die hier auftauchen.
Denn in kaum einem anderen Teil der Historie des Star Wars Universums trifft man auf so viele Grautöne wie hier. Das beginnt bereits beim Protagonisten. Cade mag der Nachfahre von Luke und Anakin Skywalker sein, aber er ist glücklicherweise nicht einfach ein bloßer Aufguss von einem der beiden. Im Gegensatz zu den beiden anderen will Cade eigentlich nur ein ruhiges Leben und möglichst in Ruhe gelassen werden. Er ist kein Idealist und hat keinerlei Bestrebungen, ein Held zu sein. Dies ist der Punkt der ihn, trotz aller Parallelen zu Anakin, von diesem maßgebliche unterscheidet.
Und auch sonst ist das Star Wars Universum 137 Jahre nach der Schlacht um Yavin sehr viel komplexer geworden. Strahlende Helden gibt es praktisch gar nicht mehr und die politische Lage ist um einiges komplizierter geworden. Denn es gibt nicht mehr nur zwei große Lager, sondern drei. Zum ersten hätten wir da die Galaktische Allianz, hervorgegangen aus der Neuen Republik, der widerrum die Rebellenallianz zugrunde liegt. Das sind gewissermaßen die Guten, auch wenn diese bei weitem nicht mehr so „sauber“ sind, wie man das aus der klassischen Trilogie kennt.
Natürlich gibt es immer noch ein Imperium, doch das ist dieses Mal zweigeteilt. Der größere Teil wird von Darth Krayt regiert, dem Dunklen Lord der Sith. Zwar sind er und seine Sith ohne Zweifel die Schurken, allerdings ist Krayt ein ähnlich vielschichtiger und ambivalenter Charakter, wie es seinerzeit Darth Vader war.
Wirklich interessant ist jedoch das „zweite Imperium“. Bei diesem handelt es sich um eine Splittergruppe. Ursprünglich wurde das gesamte Imperium von Roan Fel, dem dritten Imperator der Fel-Dynastie regiert, doch Darth Krayt gelang es, die Macht an sich zu reißen. Fel musste fliehen und hat nur einen kleinen Anteil an Getreuen hinter sich.
Roan Fel ist ein äußerst interessanter Charakter, der zu Beginn ein wenig an Bismarck erinnert, zumindest wird er von Krayt so beschrieben; als ein Mann, der die Einheit in der Galaxis als politische Notwendigkeit ansieht und keine Vision hat. Doch im Verlauf der Serie offenbart sich, dass Fel durchaus auch machtgierig ist, was zu Zweifeln unter seinen Gefolgsleuten führt.
Die oben genannten Charaktere und politischen Konstellationen sorgen für wirklich spannende, innovative und komplexe Geschichten, die das Potential, das in „Star Wars“ steckt, voll ausschöpfen.
Ein weiterer, wirklich großer Pluspunkt von „Legacy“ ist die graphische Umsetzung. Neben einigen Gastzeichnern wie Omar Francia liegt diese vor allem in den Händen von Jan Duursema. Duursema hat bereits in der Republic-Serie mit John Ostrander zusammengearbeitet, die beiden sind sozusagen ein eingespieltes Team, und darüber hinaus ist sie auch Koautorin. Und ich könnte mir, ehrlich gesagt, niemanden vorstellen, der besser für eine Comicserie wie diese geeignet wäre. Duursema zeichnet sehr realistisch, sehr detailliert und sehr düster, ihre Zeichnungen sind durchweg wunderbar anzusehen und passen zur Atmosphäre und den zerrissenen Charakteren.
Fazit: „Star Wars Legacy“ ist allen zu empfehlen, die gerne ein düsteres und erwachsenes Star Wars möchten, die graue Charaktere zu schätzen wissen und denen Ostranders Geschichten in der Republic-Serie gefallen haben.

Hier noch ein paar Beispiele von Jan Duursemas Zeichenkünsten:

Cade Skywalker

Darth Krayt

Roan Fel

Und natürlich Darth Talon, das Eye-Candy der Serie

Der Joker

Es gibt einige Charaktere, die sogar den größten Comicbanausen bekannt sind und deren Popularität beinahe schon gewaltig zu nennen ist. Der Joker, Batmans Erzfeind, ist ohne Zweifel eine dieser Figuren. Kaum ein anderer Schurke ist so beliebt und wurde gleichzeitig auf so viele verschiedene Arten interpretiert wie die ewig grinsende Nemesis des Dunklen Ritters.

Die Anfänge: Von Conrad Veidt zum „Clown Prince of Crime“
Seinen ersten Auftritt hatte der Joker in US-Batman #1 aus dem Jahr 1940. Bereits damals besaß er schon alle Markenzeichen, die ihn heute noch auszeichnen: Lila Anzug, weiße Haut, grüne Haare und natürlich ein breites Grinsen. Diese erste Version wurde sogar noch von Bob Kane, dem Batmanerfinder, persönlich gezeichnet. Als weitere Erfinder des Jokers sind noch die Autoren Bill Finger (der auch an der Erschaffung Batmans beteiligt war, aber meistens ungenannt bleibt) und Jerry Robinson zu nennen.
Als Inspiration für Batmans ersten richtigen Erzfeind (denn das ist der Joker, alle anderen, wie der Pinguin, Two-Face etc. kamen erst nach ihm) werden einige Quellen genannt, unter anderem der Film „The Man Who Laughs“ aus dem Jahr 1928, in dem Conrad Veidt die Hauptrolle spielte und nach dessen Bild der Joker erschaffen wurde. Natürlich hatte auch die Spielkarte selbst einen nicht unerheblichen Einfluss.

Conrad Veidt in „The Man Who Laughs“ – Eine gewisse Ähnlichkeit zum Joker ist nicht zu leugnen. 

Bei seinem ersten Auftritt ist der Joker noch ein recht gewöhnlicher Serienmörder, der zur damaligen Zeit des Öfteren bei Batman, beziehungsweise in der Kriminalliteratur allgemein auftrat. Dennoch unterschieden ihn einige Dinge von den „normalen“ Gangstern. Neben dem ungewöhnlichen Aussehen des Jokers war es vor allem die Tatsache, dass er mit einer Droge tötet, die ein Grinsen bei den Opfern verursacht und die Vorliebe für Verkleidung, ein Element, das später auch in „The Dark Knight“ auftauchen sollte.
Ursprünglich hatte man vor den Joker, wie damals bei Batmangeschichten üblich, am Ende sterben zu lassen, man entschied sich allerdings kurzfristig dagegen – zum Glück.

Der Joker bei seinem ersten Auftritt – noch ein wenig ungeschliffen, aber dennoch unverkennbar. 

Der harmlose Spaßmacher: Die 50er und 60er Jahre
Leider wurde der Joker mit der Zeit immer harmloser, was vor allem zwei Gründe hat.
Nachdem sich nach und nach Batmans Schurkengallerie etablierte, entschieden die Verantwortlichen beim Verlag, dass diese Schurken, da sie langsam selbst zu Kultfiguren wurden, nicht mehr töten durften. Da die Leser immer neue Geschichten mit dem Joker, dem Riddler, Two-Face oder Pinguin wollten, mussten diese eben immer wieder ausbrechen. Um Batman deshalb aber nicht als Versager dastehen zu lassen, wurde nur noch den einmalig auftretenden Schurken das Morden erlaubt.
Der zweite Grund dafür, dass der Joker vom Killer zum harmlosen Spaßmacher wurde, findet sich bei Doktor Frederic Wertham. Dieser ist kein weiterer Batmanschurke, sondern, viel schlimmer, ein Psychologe, der die schädliche Wirkung von Comics auf Kinder entdeckt zu haben glaubte. Sein 1954 veröffentlichtes Buch „Seduction of the Innocent“ sorgte dafür, dass die „Comics Code Authority“ gegründet wurde, eine Selbstkontrolle der Comicverlage, die dafür sorgte, dass Comics völlig harmlos und für Erwachsene ziemlich uninteressant wurden.
Das hatte natürlich auch starke Auswirkungen auf die Ernsthaftigkeit der Batmangeschichten. Ein mordender Joker war nun undenkbar geworden, und so wurde er ein nerviger Clown, der irgendwann von der Bildfläche verschwand, als die Abenteuer des Dunklen Ritters in den Fünfzigern immer weltraumorientierter wurden. 

Das Live-Action Debüt: Cesar Romeros Joker
In den 60ern waren die Batmancomics an ihrem Tiefpunkt angelangt und verkauften sich praktisch gar nicht mehr. Doch zum Glück sollte sich das bald wieder ändern, bedingt durch zwei Ereignisse.
Das erste betraf die Comics direkt: Julius Schwartz wurde der Redakteur der Batmanreihe und sorgte dafür, dass sie wieder ernster und erwachsener wurde. Das hatte allerdings zur Folge, dass sich der Joker zeitweise völlig aus den Comics verabschiedete.
Das zweite Ereignis, das den Dunklen Ritter wieder ins Bewusstsein rief und ihm zu neuer Popularität verhalf, ist natürlich die Fernsehserie mit Adam West als Batman. In ihr und dem Kinoableger „Batman hält die Welt in Atem“ wird der Joker von dem kubanischen Schauspieler Cesar Romero gespielt.

Mehr plemplem als irre: Cesar Romero in der Rolle des Jokers.
  

Dieser Joker orientiert sich stark an der harmlosen Spaßmachervariante. Natürlich ist diese Version von Batman allgemein äußerst trashig, und der Joker bildet da keine Ausnahme. Er stellt keine wirkliche Gefahr da, sondern konzentriert sich vor allem auf komödiantisch orientierte Coups. Interessanterweise tritt er hier ein wenig als Spiegelbild Batmans auf und fährt sogar ein Jokermobil.
Hier gibt es einen Eindruck von Cesar Romeros Interpretation des „Clown Prince of Crime“:
http://www.youtube.com/watch?v=Q9167pjli48
Wer genau hinsieht, erkennt, dass Romeros Schnurrbart einfach überschminkt wurde, weil er sich weigerte, ihn abzurasieren.

Zurück zu den Wurzeln und darüber hinaus: Die 70er und 80er Jahre
Nachdem die TV-Serie abgesetzt worden war, durfte der Joker auch wieder in den Comics auftauchen. Die von Julius Schwartz veranlassten Änderungen wurden konsequent umgesetzt und weiterverfolgt. Aus dem freundlichen, weltraumreisenden, albernen Strumpfhosendandy Batman wurde wieder ein düsterer Mitternachtsdetektiv, der sich auch mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzte.
Essentiell ist hierbei die Schaffenszeit des Autors Dann O’Neill, der zusammen mit dem Zeichner Neal Adams den Joker 1973 wieder einführte. Und endlich durfte er wieder ein ernstzunehmender, wahnsinniger und mörderischer Bösewicht sein, der den Dunklen Ritter forderte.
Dieser Kurs wurde in die 80er Jahre hinein immer weiter verfolgt und erreichte seinen Höhepunkt in drei Geschichten, die das Batman-Franchise, und damit auch seinen größten Schurken, endgültig zu ernsthafter, für Erwachsene gedachte Unterhaltung machten.
Den Anfang machte Frank Millers bahnbrechendes „The Dark Knight Returns“. Wenn es so etwas wie DIE Batmangeschichte gibt, dann ist es Millers Werk über einen gealterten Batman, der nach zehn Jahren Pause wieder aktiv wird, um die Missstände in Gotham zu beheben. Hier wird zum ersten Mal wirklich deutlich, dass sich der Joker über Batman definiert. In der Zeit der Abwesenheit des Dunklen Ritters ist er lethargisch und zu nichts fähig, er vegetiert in Arkham dahin. Als Batman jedoch zurückkommt, reaktiviert sich auch der Joker wieder zu einem letzten großen Coup, an dessen Ende er sich selbst das Rückgrat bricht, um Batman einen Mord anzuhängen. Ein letzter Witz, sozusagen. 


Hat während Batmans Abwesenheit wohl trainiert: Der Joker in „The Dark Knight Returns“

Die zweite Geschichte ist, bezogen auf den Joker, noch wichtiger. Es handelt sich dabei um Alan Moores und Brian Bollands „The Killing Joker“. Wenn „The Dark Knight Returns“ DIE Batmangeschichte ist, dann ist „The Killing Joke“ DIE Jokergeschichte.
In diesem Meisterwerk wird die Vergangenheit des Killerclowns beleuchtet (Er war ein erfolgloser Komödiant, der, um seine schwangere Frau zu unterstützen, in Verbrecherkreise geriet. Kurz vor einem geplanten Überfall auf eine Chemiefabrik stirbt seine Frau, doch der Komödiant wird erpresst, an dem Überfall teilzunehmen. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Batman verhindert den Überfall, dabei fällt der Komödiant in einen Bottich mit Chemikalien, der ihn letztendlich zum Joker macht). In diesem Comic begeht der Joker auch eine der schlimmsten Untaten: Er schießt Batgirl, alias Barbara Gordon, das Rückrat kaputt, um ihren Vater, Comissioner Gordon, in den Wahnsinn zu treiben (was ihm letztendlich nicht gelingt). Dieser Joker ist ein erschreckender und furchterregender Psychopath, und bösartiger als in „The Killing Joke“ sah der Joker vorher noch nie aus.
Wie schon der vorher genannte geht auch dieser Comic stark auf das psychologische Verhältnis von Batman und Joker ein, konzentriert sich dabei allerdings weniger auf ihre „Symbiose“, wie es bei Frank Miller der Fall war, sondern mehr auf ihre Gemeinsamkeit. Beide sind sich letztendlich sehr ähnlich, beide hatten einen „schlechten Tag“, der sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Der Witz, den der Joker am Ende erzählt und der seine und Batmans Gleichartigkeit unterstreicht und verdeutlicht, ist gleich mehrfach als Schlusspointe zu verstehen.
Darüber hinaus ist die oben erwähnte Entstehungsgeschichte eines der wichtigsten Elemente von „The Killing Joke“. Der Ursprung des Jokers wurde bisher selten thematisiert und Alan Moore stellt seine Version auch bei weitem nicht als die absolute hin, indem er dem Joker folgende Worte in den Mund legt: „Ich meine, was ist mit dir? Was hat dich zu Batman gemacht? Hat der Mob deine Süße gekillt? Ein Dieb deinen Bruder getötet? So etwas war es. Ganz bestimmt so etwas…
So etwas ist mir auch passiert. Ich…weiß nicht mehr genau, was es war. Manchmal erinnere ich mich so daran…dann wieder anders…
Wenn ich eine Vergangenheit habe, dann bitte mit Multiple Choice!“
Diese „Multiple-Choice“ Vergangenheit ist nach wie vor gültig, die Origin-Story des Jokers wurde inzwischen immer wieder erzählt, und bis heute gibt es keine definitive Variante, wobei „The Killing Joke“ mit Abstand die beste und beliebteste Version darstellt. 

Böhöse: Der Joker in „The Killing Joke“ 

 Seinen endgültigen Status als Batmans Erzfeind und absolutes Gegenstück verdiente sich der Joker schließlich in der dritten von mir angesprochenen Geschichte: „A Death in the Family“. Zwar ist diese Story bei weitem kein Psychogramm des „Clown Prince of Crime“, wie das bei den anderen beiden der Fall ist, aber dennoch spielt der Joker eine Schlüsselrolle. Denn „A Death in the Familiy“ ist in der Comicgeschichte etwas Einmaliges: Die Leser durften, indem sie telefonisch abstimmten, entscheiden ob Jason Todd, der von den Fans ungeliebte zweite Robin, die Geschichte überlebt oder nicht. Jason „verlor“ die Wahl knapp und wurde vom Joker ermordet. Dass die Verantwortlichen den Joker für diese Tat auswählten, spricht eigentlich schon ganz allein für sich.
Nach „A Death in the Familiy“ war der Status des Jokers jedenfalls unumstritten.

Der Todeskünstler:  Jack Nicholsons Joker
Die düstere Linie der Batmancomics der 80er sorgte letztendlich auch dafür, dass die seit Jahren geplante Filmumsetzung Batmans endlich in Angriff genommen wurde und 1989 auch ins Kino kam. Da man sich bei Warner Brothers von der spaßigen Version der 60er distanzieren und dem Zeitgeist der Comics entsprechen wollte, wählte man als Regisseur den damals noch eher unbekannten Tim Burton, der es tatsächlich schaffte, eine düstere und adäquate Interpretation des Dunklen Ritters auf die Leinwand zu bannen, der sich grob an Stil und Atmosphäre der düsteren 80er Jahre Comics, allen voran natürlich „The Dark Knight Returns“ und „The Killing Joke“ orientierte. Dennoch kreierten Burton und sein Drehbuchschreiberling Sam Hamm eine ganz eigene Version des Batman-Mythos. Dass der Joker als Bösewicht für den Film gewählt wurde, ist natürlich nicht wirklich verwunderlich, war er doch der erste aus Batmans Schurkengalerie und, wie oben verdeutlicht, auch der schlimmste und bekannteste.
Die Wahl Jack Nicholsons dagegen war nicht ganz so klar. Zwar war Jack Nicholson als Joker nie so umstritten wie Michael Keaton als Batman, aber dennoch fragte man sich, ob Nicholson in der Lage wäre, den „Clown Prince of Crime“ zu spielen, wo er ihm doch körperlich nicht wirklich ähnelte. Andererseits hatte Nicholson in Stanley Kubricks „Shining“ allerdings bewiesen, dass er wirklich wie kaum ein anderer diabolisch grinsen konnte.
Kurz und gut: Jack Nicholson enttäuschte nicht.

Dandyhaft: Jack Nicholson als Joker

Dennoch verfolgt diese Interpretation des Jokers einen neuen Ansatz: In „Batman“ ist er in seinem früheren Leben ein recht normaler Gangster namens Jack Napier, der bei einer Auseinandersetzung mit Batman in einen Chemielkalienbottich fällt und so zum Joker wird. Er hat hier also eine definitive Ursprungsgeschichte, die allerdings eher weniger von Bedeutung ist. Letztendlich kommt es darauf an, wie die Figur angelegt ist. Tim Burton zeigt uns den Joker als dandyhaften Todeskünstler. Diesem Joker geht es nicht ums Geld, wie vielen früheren Inkarnationen, und auch nicht darum, etwas zu beweisen, wie dem Joker aus „The Killing Joke“. Dieser „Clown Prince of Crime“ will Aufmerksamkeit und Anerkennung für das, was er als seine Kunst bezeichnet (unter anderem sehr deutlich in der Szene, in der er und seine Schläger ein Museum verwüsten).
Aber trotz allem bekommt Batman in den Medien mehr Aufmerksamkeit als er, und das kann er sich nicht gefallen lassen, weshalb er zu immer extremeren Mitteln greift, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Das symbiotische Verhältnis zwischen Batman und dem Joker wird allerdings ebenfalls aufgegriffen, wenn auch um einiges unsubtiler als bei Frank Miller. In „Batman“ haben sich der Dunkle Ritter und der „Clown Prince of Crime“ gegenseitig erschaffen: Jack Napier tötete Bruce Waynes Eltern und brachte ihn so dazu, Batman zu werden, während Batman widerrum Napier in die Säure warf, was dazu führte, dass er der Joker wurde.
Eindrücke von Jack Nicholson als Joker gibt es in folgenden Szenen, die vor allem seinen Sinn für Humor charakterisieren:
http://www.youtube.com/watch?v=wotScx3Q7ZY&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=aXEvlXXvRko&feature=related

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Mark Hamills Jokers
Der Erfolg von Tim Burtons Batmanfilmen ermöglichte es Bruce Timm und Paul Dini, eine Batman-Zeichentrickserie zu produzieren, die ein sehr umfassendes Bild von Batman zeichnet.
„Batman: The Animated Series“, kurz „B:TAS“, war nicht nur ein finanzieller und künstlerischer Erfolg, sondern in vielerlei Hinsicht geradezu eine Pionierleistung. Sicher, Superhelden, insbesondere Batman, waren auch schon zuvor in Zeichentrickserien aufgetreten, aber B:TAS war um einiges anspruchsvoller und düsterer als alles, was es bisher in diesem Sektor zu sehen gab, ohne dabei allerdings Tim Burtons Atmosphäre plump zu kopieren. Timm und Dini erschufen ein ganz eigenes Gotham, das von Art Deco Elementen dominiert wurde und gewissermaßen eine optische Parallelwelt erschuf; zwar spielte die Serie eindeutig in den 90ern, also in der Zeit, in der die Serie produziert und ausgestrahlt wurde, allerdings hatte man viele Stilelemente der 40er Jahre verwendet, sodass B:TAS einen leicht nostalgischen Eindruck machte, der an die erste Glanzzeit der Batmancomics erinnern sollte.
Besonders wurde die Serie für die Umsetzung der Schurken gelobt, und natürlich war auch der Joker prominent vertreten. Als Sprecher des Jokers wählte man Mark Hamill (ja, genau, DEN Mark Hamill, der Luke Skywalker spielte), was sich als eine der besten Entscheidungen herausstellte. Mark Hamill verlieh dem Joker eine unvergleichbare Stimme und vor allem ein diabolisches Lachen (oder besser: eine breite Auswahl an diabolischen Lachvariationen), das bis heute noch niemand übertreffen konnte: http://www.youtube.com/watch?v=lb8fWUUXeKM
B:TAS und auch die verwandten und weiterführenden Serien wie „Superman: The Animated Series“, „Batman Beyond“ (hierzulande bekannt als „Batman of the Future“), „Static Shock“ und „Justice League“ zeigen dabei einen Joker, der zum Teil als sehr selbstironische Inkarnation aller Interpretationen dieser Figur auftritt.
Einige Folgen erinnern durchaus an den eher harmlosen Spaßmacher früherer Zeiten, während andere, so weit dies in einer für Kinder und Jugendliche gedachten Serie möglich ist, eher in Richtung „Psychopath der schlimmsten Sorte“ gehen.  
Das Motiv der ungeklärten Vergangenheit taucht ebenfalls wieder auf, genau genommen gibt es nur zwei Andeutungen: Einmal wird erwähnt, der Joker wäre ein erfolgloser Komödiant gewesen, während ihn Rückblicke in dem Spin-off Film „Batman: Mask of the Phantasm“ als Mafiakiller zeigen. Somit wird sowohl auf „The Killing Joke“ als auch auf Tim Burtons „Batman“ angespielt. Auch taucht einmal der Name Jack Napier auf, allerdings wird später erklärt, dass dies nur einer der vielen Decknamen der Person war, die später zum Joker werden sollte.
Vor allem in dem „Batman Beyond“ Film „Return of the Joker“ erleben wir den „Clown Prince of Crime“ als Psychopathen der übelsten Sorte, der Robin auf gewisse Weise etwas ähnlich Schlimmes antut wie seine Comicversion bei Alan Moore.
Die entsprechende Rückblicksszene gehört zum intensivsten, was jemals in den oben genannten Zeichentrickserien gezeigt wurde: http://www.youtube.com/watch?v=6QPGqqLYSjg&feature=related
„Return of the Joker“ liefert auch den Grund dafür, dass der Joker (bzw. diese Version) Batman töten möchte. Hier wird der Hintergrund des erfolglosen Komödianten aufgegriffen; der Joker hasst Batman so sehr, weil dieser sich standhaft weigert, humorlos, wie er nun eben einmal ist, über seine Witze zu lachen.
Davon abgesehen bescherte B:TAS dem Joker auch noch eine Freundin/Dauernervensäge namens Harley Quinn, die ursprünglich nur als einfache Handlangerin auftrat, aber letztendlich derart populär wurde, dass sie sogar für die Comicserien adaptiert wurde. Ihre Ursprungsgeschichte, zum ersten Mal in dem Comic „Mad Love“, von Bruce Timm und Paul Dini erzählt, wurde sogar als Serienfolge adaptiert.  

Zwischen Clown und Psycho: Der Joker aus „Batman: The Animated Series“.

Der Weg ins neue Jahrtausend
Auch außerhalb von Film und Serie ließ der Joker immer wieder von sich hören.
Einen besonders interessanten Blickwinkel auf ihn gewährte uns Grant Morrison in der Graphic Novel „Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth“. Diese Geschichte, gezeichnet, bzw. illustriert von Ausnahmekünstler Dave McKean, gehört wohl mit zu den anspruchsvollsten Batmangeschichten überhaupt. Dort stellt Morrison durch eine Psychiaterin der Arkham-Anstalt eine interessante psychologische Sichweise auf den Joker vor: Ihr, bzw. Morrison zu Folge hat der Joker keine eigene Persönlichkeit, sondern definiert sich selbst jeden Tag neu. Damit gibt er eine in-Universe Erklärung für die vielen verschiedenen Interpretationen des Jokers.

Comics der etwas anderen Art: Dave McKeans Interpretation des Jokers

Ebenfalls interessant ist die schwarzweiße Geschichte „Fallstudie“, geschrieben von Paul Dini und gemalt vom kongenialen Alex Ross. In ihr wird die Hypothese vertreten, dass der Joker keinesfalls wahnsinnig ist, sondern, im Gegenteil, vollkommen berechnend und bei klarem Verstand. Der Wahnsinn wird vom Joker lediglich als Maske benutzt, um seine Ziele ungestraft verfolgen zu können. 
Ansonsten blieben die Auftritte des „Clown Prince of Crime“ während der 90er relativ im Rahmen, das Jahrzehnt durfte er allerdings noch mit einem Knall verabschieden: Während der „Niemandsland“-Storyline ließ man ihn Sarah Essen Gordon, die Frau Comissioner Gordons, töten und so einem von Batmans wichtigsten Verbündeten einen weiteren schweren Schlag zufügen, nachdem er gut zehn Jahre vorher dessen Tochter verkrüppelte.
Auch der Anfang des neuen Jahrzehnts (und Jahrhunderts und Jahrtausends) brachte nicht allzu viel Neues. Trotz kurzzeitiger absoluter Macht (in der Supermangeschichte „Imperator Joker“) gab es nicht wirklich viel Innovation. Erwähnenswert ist noch der Oneshot „The Man Who Laughs“ von Autor Ed Brubaker und Zeichner Doug Mahnke. Diese Geschichte thematisiert, auf der Basis der Rückblicke in „The Killing Joke“, das erste Aufeinandertreffen von Batman und dem Joker in dieser Identität (zuvor war er als „Red Hood“ unterwegs. „The Man Who Laughs“ ist in erster Linie ein für Brubaker typischer Superheldenkrimi, der sein Thema gut und spannend verarbeitet.
Ein wenig merkwürdig ist die Interpretation des Jokers in der Zeichentrickserie „The Batman“: Hier taucht er als barfüßiger und mit grünen Dreadlocks bestückter, etwas affenartiger Akrobat auf. Vom merkwürdigen Aussehen und den Turnereien verhält sich der Joker hier allerdings eher „typisch“, und zeichnet sich vor allem durch irre Verbrechen aus. Von der Genialität der B:TAS-Version ist dieser von Kevin Michael Richardson gesprochene „Clown Prince of Crime“ allerdings weit entfernt.  

Irgendwie merkwürdig: Der Joker aus „The Batman“

2008: Das Jahr des Clowns  
In besagtem Jahr erschien nicht nur ein Werk, das ein neues Licht auf den Joker wirft, sondern gleich drei. Beim ersten handelt es sich natürlich um Chris Nolans Film „The Dark Knight“, zu diesem später mehr.
Die anderen beiden sind die Graphic Novel „Joker“ und die Batman-Storyline „Batman: R.I.P“. 
„Batman R.I.P.“ ist der von langer Hand vorbereitete Höhepunkt von Grant Morrisons Batman-Run. In dieser Story wird Batman dekonstruiert und schließlich (in Grant Morrisons „Final Crisis“-Miniserie) getötet.
Von Batmans klassischer Schurkengallerie ist der Joker der einzige, der an dieser Dekonstruktion beteiligt ist. Morrison präsentiert uns den Joker hier so dämonisch wie nie. Er kennt Batman ganz genau und ist absolut besessen von ihm. Selbst als er Batman ohne Maske sieht, nimmt er diesen Umstand gar nicht wahr. Für ihn gibt es keinen Bruce Wayne, keine Person hinter der Maske, es gibt nur den Dunklen Ritter.

Zwischen Bolland und Ledger: Der Joker in „Batman: R.I.P.“, gezeichnet von Tony Daniels.

 

„Joker“ dagegen zeigt dem Leser ein fast gegensätzliches Bild. Diese Graphic Novel, geschrieben von Brian Azzarello und gezeichnet von Lee Bermejo, liefert eine Jokerinterpretation, die nicht näher an der Realität sein könnte.
Dieser Joker sieht dem aus „The Dark Knight“ zwar durchaus ähnlich – beide zeichnet zum Beispiel ein Glasgow-Smile aus – wurde aber entworfen, bevor es die ersten Promobilder zu „The Dark Knight“ gab.
Auch sonst gibt es einige Gemeinsamkeiten zu Chris Nolans Version des „Clown Prince of Crime“, aber auch fundamentale Unterschiede. Der hier gezeigte Joker steht seinem Film-Pendant in Sachen Grausamkeit und Sadismus in nichts nach. Und auch, was die Wahl seiner Waffen angeht, bleibt dieser Joker bodenständig und beschränkt sich vor allem auf Pistolen und Messer.
Der fundamentale Unterschied besteht aus der Philosophie von Azzarellos Joker; im Gegensatz zu der von Heath Ledger verkörperten Version hat er nämlich keine.
Azzarello und Bermejo präsentieren uns hier einen Gangsterboss, zwar einen extrem wahnsinnigen und sadistischen, aber dennoch einen relativ typischen Gangsterboss. Dieser Joker tut Dinge, die noch keine Inkarnation dieser Figur vor ihm getan hat, er trinkt, nimmt Pillen, schnupft Koks und hat eine sexuelle Beziehung zu Harley Quinn.
Der Dunkle Ritter fehlt in dieser Geschichte fast vollständig, es gibt keine symbiotische Beziehung, keine Gegensatzphilosophie, dieser Joker ist, trotz allem, fast schon gewöhnlich. Batman taucht erst am Ende der Geschichte auf, als der Joker zu sehr über die Stränge schlägt.
Genau diese „Normalität“ des Jokers ist es, neben den tollen, detalliert-dreckigen Zeichnungen von Lee Bermejo, was dieser Geschichte so interessant macht. Denn beim Joker, wo das Abnormale normal ist, wirkt das Normale fremd und innovativ.

Sieht trotz allem nicht normal aus: Lee Bermejos Joker

Das personifizierte Chaos: Heath Ledgers Joker
Werfen wir nun noch einen Blick auf die dritte Live-Action Version des Jokers, gespielt vom tragisch verstorbenen Heath Ledger. Wie aus meiner Kritik zu „The Dark Knight“ und meinem Artikel „Die fünf besten Filmschurken“ vielleicht ersichtlich geworden ist, ist diese Version des „Clown Prince of Crime“ mein persönlicher Favorit.
Der TDK-Joker unterscheidet sich einerseits stark von seinem Comicgegenstück, ist aber andererseits sehr nah an der Vorlage.
Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Joker der einzige ist, der Schminke benutzt um so auszusehen. Das Säurebad wurde vollkommen weggelassen, stattdessen hat er ein Glasgow-Smile.

„Let’s put a smile on that face“ – Heath Ledgers Joker

Dennoch werden viele Elemente aus den Comics aufgegriffen und verwendet, eigentlich mehr, als das bei Jack Nicholsons Figur der Fall. Dazu gehören unter anderem die Multiple-Choice-Vergangenheit aus „The Killing Joker“ (der Joker erzählt zwei verschiedene Geschichten, wie er zu seinen Narben gekommen ist, der Zuschauer erfährt allerdings nie, welche wahr ist oder ob gar beide gelogen sind), die Vorliebe für Verkleidungen aus US-Batman #1 und auch einige der geistigen Attribute stammen direkt aus Alan Moores Meisterwerk.
Im direkten Gegensatz zum „Clown Prince of Crime“ aus Azzarellos Graphic Novel ist er in „The Dark Knight“ schon fast ein nihilistischer Philosoph, der, ähnlich wie bei Moore, zeigen will, dass in jedem von uns etwas Schlechtes steckt. Während ihm das in „The Killing Joke“ allerdings nicht gelingt, da sich Comissioner Gordon, trotz der brutalen Verkrüppelung seiner Tochter als äußerst resistent erweist, hat er in „The Dark Knight“ Erfolg: Harvey Dent wird dank der Psychospiele des Jokers zum wahnsinnigen, vom Münzwurf geleiteten Two-Face.
Wie nicht anders zu erwarten spielt bei Chris Nolan das symbiotische Verhältnis der beiden Widersacher Batman und Joker eine entscheidende Rolle und wird gewissermaßen auf den Punkt gebracht. Auf die Frage von Batman, warum der Joker ihn umbringen wolle, antwortet dieser: „Ich will dich doch nicht umbringen. Was würde ich denn ohne dich machen? Etwa wieder Mafiadealer beklauen? Nein. Du machst mich erst vollkommen.“
Auch hier haben sich Batman und Joker gegenseitig erschaffen, ohne direkt Hand an den jeweils anderen gelegt zu haben, wie das in Burtons Film der Fall. Die Kriminellen haben dafür gesorgt, dass Gotham City einen Batman braucht, während Batman widerrum dafür gesorgt hat, dass die Kriminellen in die Enge getrieben werden und sich deshalb an jemanden wie den Joker wenden.
Nicht umsonst ist eines der großen Themen von „The Dark Knight“ die Eskalation.
Dass Heath Ledger die Figur nebenbei noch ausgezeichnet spielt und jede Szene, in der er auftaucht absolut dominiert braucht wohl nicht mehr zusätzlich erwähnt werden.
Wer einen Eindruck von Heath Ledgers Joker bekommen oder sich ihn zurück in Erinnerung rufen möchte, sollte sich eine der Kernszenen des Films zu Gemüte führen:
http://www.youtube.com/watch?v=u8PxG5zvgOM

Was wäre wenn: Der Joker in Elseworlds  
Seit dem Oneshot „Gotham by Gaslight“ aus dem Jahr 1989, in dem ein Batman in der viktorianischen Ära gezeigt wurde, wandten sich mehr Autoren den Elseworld-Comics zu, Was-wäre-wenn Geschichten, in denen die Autoren fast völlig freie Hand haben und mit ihren Helden und Schurken alles mögliche machen können. Der Held, der am öftesten in Elseworld-Geschichten auftritt, ist, wen wundert es, natürlich der Dunkle Ritter. Und auch der Joker darf in vielen dieser Storys auftauchen – zu vielen, um sie hier zu thematisieren oder gar zu interpretieren. Dennoch will ich einige davon aufzählen, um zu zeigen, was man mit dem Joker so alles machen kann.  
So existiert sogar eine Variante des Jokers, die nicht schurkisch ist; auf Erde 3, einem Paralleluniversum, sind alle Helden Schurken und alle Schurken Helden. Batman nennt sich dort zum Beispiel Owlman und ist ein Verbrecher, während der Joker, bzw. Jokster ein Held ist. Bezeichnenderweise hat der Jokster violettes Haar und einen grünen Anzug.  
Auch eine weibliche Variante konnte schon gesichtet werden, in Howard Chaykins und Dan Breretons „Batman: Thrillkiller“, einer 60er Jahre Variante, in der nicht Batman, sondern Batgirl alias Barbara Gordon den Batmythos begründet, ist der Hauptfeind ein weiblicher, aber keinesfalls zimperlicher Joker.  
Auch einen Cyborg-Joker gab es schon, nämlich in „Batman: Nosferatu“ von Ted McKeever und Randy und Jean-Marc Lofficier, einer Hommage an den deutschen Stummfilm.  
In „Batman: Bloodstorm“ von Doug Moench und Kelley Jones erleben wir den Joker schließlich an Anführer einer Gruppe von Vampiren, auch wenn der Joker selbst kein Untoter ist, und in „Dark Joker: The Wild“, vom selben Team, ist er ein Gehirne verspeisender Schwarzmagier.  
Besondere Erwähnung muss noch der „Clown Prince of Crime“ in Frank Millers und Jim Lees Serie „All Star Batman“ finden, zwar keine Elseworldgeschichte im engeren Sinne, sondern eher eine Art Prequel zu „The Dark Knight Returns“, aber dennoch…  
Dieser Joker ist vermutlich der einzige, der niemals grinst und, trotz grünen Haaren, weißer Haut und roten Lippen, bierernst herüberkommt, wenn auch nicht weniger abgründig. 
Man sieht also, den Joker kann es in jeder nur erdenklichen Variante geben, die hier aufgezählten sind nur ein kleiner Teil.  

Und als Fazit?  
Was ist es nun, das den Joker zu diesem Status unter den Schurken des Dunkeln Ritters führt? Es hängt natürlich auch mit seinen Taten zusammen, aber vieles liegt auch im grundlegenden Charakter und der Konzeption der Figur.  
In gewisser Hinsicht ist der Joker das genaue Gegenteil zu Batman. Beide Figuren pervertieren auf gewisse Weise das Bild von Gut und Böse.  
Normalerweise ist das Böse schwarz, arbeitet mit Furcht und Schatten und ist finster und grimmig, während das Gute „bunt“ ist, fröhlich und sich oft durch ein Lächeln, das Sinnbild des guten Willens auszeichnet.  
Bei Batman und Joker sind diese Eigenschaften genau vertauscht. Der Gute wendet die Mittel des Bösen an, trägt schwarz und arbeitet mit Furcht, während der Böse in knallbunten Farben auftritt und die positive Wirkung des Lächelns ins Gegensätzliche verkehrt.  
Diese Ansatz wird in „The Dark Knight“ sogar noch sehr viel weiter geführt, in dem der Joker praktisch die Normalität pervertiert. Er trägt teuere Designerklamotten, kümmert sich aber nicht um sie und wirkt so verkommen. Bei Heath Ledgers Performance, bzw. in der Film-Realität bei den Auftritten des Jokers, sitzt jede Bewegung und ist genau berechnet: Als der Joker zum Beispiel seine Haare zurückstreicht, als er Rachel erblickt, ist das volle Absicht, um sich über die Normalität dieser Geste lustig zu machen.  
Wie am Anfang bereits erwähnt ist der Joker einer der mit Abstand faszinierendsten Schurken, und kaum ein anderer wurde so oft und so unterschiedlich interpretiert. Nicht erst seit Heath Ledger übt der „Clown Prince of Crime“ eine enorme Anziehung auf Autoren, Zeichner und Leser gleichermaßen aus, die auch nach 70 Jahren ungebrochen ist. Der Joker ist zu einer Ikone geworden und gilt vielen als der größte Schurke aller Zeiten. Und das auch in meinen Augen nicht ganz zu unrecht.  

 

 

Die fünf besten Filmschurken

Wer einen Blick auf die dekorativen Bilder geworfen hat, die die Startseite meines Blogs schmücken, wird wohl nicht umhin gekommen sein zu bemerken, dass es mir die Schurken der Filmwelt besonders angetan haben.
Denn meistens sind es die Schurken, die den bleibendsten Eindruck hinterlassen. Im Gegensatz zu den Helden, die meistens eher langweilig sind, dürfen die Schurken gnadenlos über die Stränge schlagen; sie haben die interessantesten Persönlichkeiten, die coolsten und außergewöhnlichsten Outfits und für gewöhnlich auch die besten Sprüche.
Und was wäre ein Film ohne seine Schurken. Natürlich gibt es auch gute Filme, die ohne Schurken auskommen, aber zumindest so etwas wie ein Antagonist ist immer zu finden. Es muss immer jemanden geben, der sich dem Protagonisten entgegensetzt, ihm das Leben schwer macht und dafür sorgt, dass ein Film nicht schon nach 20 Minuten zu Ende ist.
Natürlich gibt es eine gewaltige Menge an Schurken, darunter sowohl gute als auch schlechte, langweilige und interessante, ein- und mehrdimensionale.
Für mich persönlich gibt es drei Dinge, die einen Schurken wirklich gut machen.
 
1. Die Gefahr
Dieses Kriterium ist unumgänglich. Ein guter Schurke muss wirklich gefährlich sein. Er muss dem Helden in irgendeiner Art und Weise überlegen sein, sei es körperlich, geistig oder sonst wie. Das Böse sollte zu Beginn stärker sein als das Gute, denn was ist das für ein Held, der einen Schwächeren oder Dümmeren besiegt? Genau, kein besonders guter.
Ich kann durchaus mit eindimensionalen Schurken leben, ich mag auch diverse Disney-Schurken wie Scar oder Dschafar sehr gerne. Zwar sind sie äußerst klar und böse angelegt, stellen aber eine eindeutige und nicht zu unterschätzende Gefahr dar.
Negativbeispiele sind etwa Team Rocket aus der Pokemon-Zeichentrickserie oder Lord Voldemort in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ (zu ihm später mehr).

2. Die Exzentrik       
Ein Schurke kann charakterlich noch so gut konstruiert sein, aber wenn ihm eine gewisse Exzentrik fehlt, kann ich mich nicht wirklich mit ihm anfreunden. Ein wirklich guter Schurke braucht ein ganz besonderes Charisma, etwas, das ihn von allen anderen Schurken abhebt. 

3. Glaubwürdigkeit, Motivation, Hintergrund
Dieser Punkt ist für mich persönlich der am wenigsten wichtige der drei; wie oben bereits erwähnt mag ich auch diverse Disney-Schurken, die zwar nicht gerade lebensnah konstruiert sind, aber dennoch über das gewisse „Etwas“ verfügen.
Nichtsdestotrotz ist ein glaubwürdiger Schurke, dessen Motivation man nachvollziehen kann, nicht zu verachten. Dracula in „Bram Stoker’s Dracula“ oder Barbossa in „Fluch der Karibik sind wunderbare Schurken, die alle drei Tugenden in sich vereinen.
Aus der gewaltigen Menge wirklich guter und interessantester Schurken und Filmbösewichter werde ich im Folgenden meine fünf liebsten aufzählen, sozusagen meine Top 5 der Film-Fieslinge. Die Plätze, die diese Schurken im Moment einnehmen, sind allerdings nicht festgefahren, sondern können durchaus auch innerhalb der Liste variieren. 

Platz 5: Lord Voldemort (gespielt von Ralph Fiennes)

Lord Voldemort verkommt in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ leider zum cholerischen Schwachmaten. Das ändert aber nichts daran, dass er in den Verfilmungen von „Harry Potter und der Feuerkelch“ und „Harry Potter und der Orden des Phönix“ einen wirklich genialen Schurken abgibt, was natürlich hauptsächlich an Ralph Fiennes liegt. Dieser wunderbare Charakterschauspieler hat bereits in Filmen wie „Schindlers Liste“ (als KZ-Aufseher Amon Göth) und „Roter Drache“ (als Psychopath Francis Dolarhyde) bewiesen, dass er wirklich böse sein kann, aber mit der Darstellung des Lord Voldemort übertrifft er sich noch einmal selbst. Dieser Dunkle Lord, mal zornig, mal fast beängstigend sanft, hat ein ungeheures Charisma, ihm nimmt man wirklich ab, dass er eine Großzahl von Anhängern um sich scharen und eine wirkliche Gefahr für das Zaubereiministerium darstellen konnte.
Und er ist vermutlich der Hauptgrund, warum ich mir die Verfilmungen des siebten Harry Potter Bandes ansehen werde.
Außerdem dürfen wir uns schon bald auf einen weiteren schurkischen Auftritt von Ralph Fiennes freuen, nämlich als Hades in „Kampf der Titanen“.

Platz 4: Hans Landa (gespielt von Christoph Waltz)

Noch vor einigen Monaten hätte Lord Voldemort diesen Platz inne gehabt, während sich auf dem fünften Platz jemand wie Ian McKellens Magneto oder Gary Oldmans Dracula befunden hätte.
Aber dann kam „Inglorious Basterds“ und mit ihm einer der faszinierendsten Filmschurken überhaupt: Hans Landa. Christoph Waltz und Quentin Tarantino haben hier einen Schurken geschaffen, der einerseits aalglatt und eloquent und andererseits sadistisch und böse ist und das meistens auch noch zur gleichen Zeit.
Landa wird dabei fast nie laut, sondern behält, bis auf eine Ausnahme, seine zynische Gelassenheit. Natürlich ist er auf den ersten Blick ein Nazi, ein „Gattung“ von Filmschurken, die meistens eher langweilig ist, aber Landa unterscheidet sich in einigen Punkten wohltuend vom gewöhnlichen Kinonazi. Für die Darstellung dieser Figur waren Golden Globe, Oscar und sämtliche anderen Preise mehr als verdient.

Platz 3: Hannibal Lecter (gespielt von Anthony Hopkins)

Der kannibalische Psychiater ähnelt seinem Vorgänger in dieser Liste ein wenig; auch er ist ein hochintelligentes, eloquentes und gebildetes Monster. Allerdings ist er noch eine Ecke gefährlicher und faszinierender. Hannibal Lecter ist in erster Linie hoch gebildet, außerordentlich intelligent, ein ausgezeichneter Psychiater und ein Liebhaber von Kunst, Literatur und Musik. Erst in zweiter Linie ist er ein perverser und sadistischer Kannibale. Schon als bloße Romanfigur ist Lecter äußerst faszinierend, aber erst die Darstellung durch Anthony Hopkins, der genau den richtigen Ton trifft, hat ihn unsterblich gemacht.
Keine Szene charakterisiert den Doktor besser als Folgende aus „Das Schweigen der Lämmer“: Im Zuge seines Ausbruchs hat Lecter zwei Polizisten aufs bösartigste verletzt und verstümmelt, sein Mund ist blutverschmiert. Doch vor seinem endgültigen Abgang hält er einen Moment inne, um ein Stück Johann Sebastian Bachs zu Ende zu hören. 

Platz 2: Darth Sidious alias Palpatine (gespielt von Ian McDiamird)

Die beiden Begriffe „Star Wars“ und „Schurke“ fördern bei den meisten Personen das Bild Darth Vaders zu Tage. Doch der wirkliche Oberschurke von George Lucas’ Sternensaga ist ein anderer, auf gewisse Weise noch interessanterer Charakter. Während er als Imperator Palpatine in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ noch relativ flach und uninteressant daherkommt, entfaltet sich das ganze Potential dieses Schurken erst in der Prequel-Trilogie. Ja, die Episoden 1 bis 3 mögen viele Fehler haben, aber Palpatine, so wie er dem Zuschauer präsentiert wird, ist ganz sicher eines der Glanzstücke.
Zwar ist Palpatine die Verkörperung des Bösen und hat nicht wirklich nachvollziehbare Hintergründe, aber auf gewisse Weise besitzt er eine erstaunliche Tiefe. Denn Palpatine ist gewissermaßen als Sinnbild aller Diktatoren und machthungriger Politiker konstruiert, inspiriert durch Persönlichkeiten wie Hitler, Stalin, Nixon, Napoleon, Cäsar etc.
Und darüber hinaus ist er auch noch genial gespielt, sowohl die freundliche, fast biedere Palpatine Seite als auch die böse und manische Sidious-Persönlichkeit.

Platz 1: Der Joker (gespielt von Heath Ledger)

Kaum ein Widersacher wurde so oft und von so vielen Autoren, Zeichnern, Filmermachern und Schauspielern interpretiert. Doch die wohl mit Abstand faszinierendste Umsetzung findet sich in „The Dark Knight“. Heath Ledger spielt Batmans Erzfeind derart diabolisch und brillant, dass jede Verkörperung des Teufels in Film und Fernsehen dagegen blass aussieht.
Und genau aus diesem Grund ist der Joker auf dem ersten Platz dieser Hitliste. Allerdings ist die Ledger-Interpretation, ebenso wie die gesamte Figur, ein derart großes Thema, dass ich hierzu demnächst einen extra Artikel schreiben werde.

Sin City


Story:

Stadt ohne Gande
Der Hüne Marv (Mickey Roark), ein entstellter und leicht psychopathischer Schläger, der dennoch irgendwie sympathisch ist, verbringt die Nacht seines Lebens mit einer Frau namens Goldie (Jamie King). Als er später neben ihr aufwacht, ist sie tot und die Polizei steht bereits vor der Tür; jemand muss das geplant haben, denn sonst wäre die korrupte Polizei nie so schnell gekommen.
Marv wittert eine Verschwörung und zieht aus, um sich für Goldies Tod zu rächen und die Wahrheit zu erfahren.

Das Große Sterben
Dwight McCarthy (Clive Owen) ist gewissermaßen der Beschützer der Prostituierten von Sin City und hilft ihnen aus, als diese Porbleme mit einem toten Cop und sehr vielen lebendigen Gangstern bekommen. Dabei kommt es zu einigen recht bizarren Situationen.

Dieser Feige Bastard
Kurz vor seiner Pensionierung will der Cop Hartigan (Bruce Willis) einen letzten Fall lösen: Das Mädchen Nancy (Makenzie Vega) Callahan wurde von dem Sohn (Nick Stahl) des korrupten Senatoren der Stadt entführt. Aber diese Situation bringt Hartigan in Teufels Küche – zwar überlebt Nancy, aber der Cop selbst kommt ins Gefängnis. Acht Jahre später scheint es, als wolle der Senatorensohn sein Werk vollenden und Rache an Nancy (Jessica Alba) und Hartigan nehmen.

Kritik:
 „Sin City“ ist der ultimative Beweis, dass es möglich ist, einen Comic Bild für Bild abzufilmen und dass das Ergebnis auch noch großartig werden kann.
Dieser Film ist ein Gemeinschaftsprojekt von drei Regisseuren: Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“, „Planet Terror“), Frank Miller, der der Autor der Comicvorlagen ist, und Rodriguez Langzeitkumpel Quentin Tarantino („Kill Bill“, „Pulp Fiction“), der für die symbolische Gage von einem Dollar eine Szene abgedreht hat.
„Sin City“ stellt eine Verfilmung der Bände 1, 3 und 4 der gleichnamigen Comicserie dar und ist somit ein Episodenfilm, der hauptsächlich durch die Kelnerin Shelly (Brittany Murphy) verbunden ist, die in allen drei Episoden auftaucht. Zusätzlich enthält der Film auch die Kurzgeschichte „Der Kunde hat immer Recht“ aus dem sechsten „Sin City“ Band „Bräute, Bier und Blaue Bohnen“, die dem Film als Prolog vorangestellt ist und von einem Profikiller (Josh Hartnett), der ein Opfer stellt und tötet.
Wie oben bereits erwähnt ist „Sin City“ praktisch Bild für Bild abgefilmt. Über die Handlung (die, wie die Comics eben auch, übermäßig brutal stilisiert ist) und den tiefschwarzen Humor, mag man denken, was man will (mir gefällt beides, aber es ist wahrlich nicht Jedermanns Sache), aber selbst jemand, dem beides nicht liegt, wird zugeben müssen, das die Optik des Films schlicht genial ist. Größtenteils ist „Sin City“ schwarz/weiß (teilweise, wie die Comicvorlage, wortwörtlich), allerdings immer wieder unterbrochen von grellen Farbklecksen, etwa rotes Blut, blaue Augen, blonde Haare etc. Diese Farbklekse wirken durch den restlichen Grauton extrem grell und ziehen den Blick des Zuschauers sofort auf sich.
Auch sonst wurde, allerdings durch subtilere Mittel, die Optik und die Atmosphäre der Comics perfekt umgesetzt. Seien es das weiße Blut, die comichaften Shilouettenszenen oder die Mauerritzen, die normalerweise schwarze sind, aber weiß werden, wenn ein Schatten auf sie fällt.
Auch die Darstellet sind hervorragend aufgelegt; Michey Rourk spielt nicht nur Marv, er IST Marv. Bruce Willis spielt wie immer routiniert; die Rolle des Hartigan wurde ihm praktisch auf den Leib geschrieben.
Die Damen sind grundsätzlich atemberaubend; unter ihnen ist besonders Rosario Dawson hervorzuheben, die trotz ihres äußerst verzwickten Kostüms immer leich ironisch daherkommt. Auch der Rest weiß zu überzeugen und ist bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt.
„Sin City“ ist vor allem als eine tiefe Vorbeugung vor dem Film Noir und den verwandten Hard Boiled Krimis zu verstehen, deshalb sind natürlich harte Kerle und heiße Ladys im Dutzend billiger vorhanden. Wie bereits erwähnt ist die damit verbundene Gewaltdarstellung nicht unbedingt leicht bekömmlich, allerdings ist die Gewalt derartig überzogen, dass man sie praktisch nicht ernst nehmen kann, was auch eine der Intentionen von Frank Miller ist.
Fazit: Mit „Sin City“ wurde, was Filme im Allgemeinen und Comicverfilmungen im Besonderen angeht, absolutes Neuland betreten und man kann den Machern nur zu ihrem Mut gratulieren. Das Experiment ist mehr als geglückt, denn herausgekommen ist wohl einer der genialsten Filme überhaupt. Ich jedenfalls warte schon sehnlichst auf den zweiten Teil.

Trailer

Direktvergleich Film/Comic:

Siehe auch:
Machete
Inglorious Basterds
Django Unchained

Necroscope: Auferstehung

In der Masse der Vampirromane gibt es doch hin und wieder Bücher, die gänzlich anders sind als der ganze Rest. Brian Lumleys „Necroscope“-Saga gehört ohne Zweifel dazu. Denn mit seinen Romanen erschafft Lumley eine Art von Vampir, wie es ihn zuvor noch nicht gab.
Aber zuerst zur Handlung: Auf gewisse Art und Weise sind sich Boris Dragosani und Harry Keogh ähnlich, aber gleichzeitig unterscheiden sie sich auch stark voneinander.
Keogh ist ein stiller, zurückgezogener britischer Junge, der nur wenige Freunde hat, ist ein eher schlechter Schüler und ein Träumer, wie er im Buche steht. Doch eines Tages scheint er wie aus dem Nichts eine besondere Gabe für die Mathematik zu entwickeln. Doch seine Lehrer ahnen nicht, dass Harrys eigentliches Talent nichts mit Zahlen zu tun hat, denn Harry hat eine ganz besondere, einzigartige Gabe: Er ist ein Necroscope, er kann mit den Toten sprechen, sich ihr Wissen aneignen und ihre Kenntnisse benutzen.
Dragosani stammt aus Rumänien und arbeitet für die Regierung der UdSSR, und zwar für eine ganz besondere Abteilung, nämlich das sog. E-Dezernat, das sich mit übernatürlichen Fähigkeiten (Telepathie, Telekinese etc.) beschäftigt. Denn auch Dragosani hat eine spezielle Gabe, die sich ebenfalls auf die Toten konzentriert: Dragosani ist ein Nekromant, er kann in den Organen und dem Blut der Verstorbenen lesen wie in einem Buch und so an ihre Geheimnisse gelangen. Zwar eine äußerst makabere Gabe, aber dennoch für die russische Regierung unschätzbar wertvoll. Dragosani hat allerdings noch ein anderes, weit dunkleres Geheimnis. Denn die Nekromantie stammt von einem Wesen, das seit Jahrhunderten tief in der Erde Rumäniens begraben liegt und nach Blut dürstet…
Obwohl die Saga nicht gerade arm an Splatterelementen ist (die zwar nicht andauernd auftreten, aber wenn sie es tun, dann richtig), liegt das Hauptaugenmerk vor allem auf den Figuren. Nicht nur in diesem ersten Band, der sich auf Harry Keogh, Boris Dragosani und deren Entwicklung konzentriert, sondern auch in den weiteren Bänden, nimmt sich Lumley sehr viel Zeit für die Charakterisierung seiner Figuren, sodass diese stets glaubhaft und plastisch bleiben.
Ebenfalls hochinteressant ist der Hintergrund der Reihe, da die Ost-West Feindschaft und der Kalte Krieg eine enorm große Rolle spielt. Oberflächlich mag der Krieg der E-Dezernate (denn natürlich hat auch Großbritannien eines) ein wenig an die X-Men erinnern, aber die ESPer (wie übernatürlich Begabte genannt werden) haben bis auf ihre besonderen Fähigkeiten mit Superhelden eigentlich recht wenig gemein.
Aber am wichtigsten, zumindest für mich, sind Lumleys Vampire. Zu Beginn des ersten Romans spielen die Vampire eine sehr untergeordnete Rolle, Dragosani begibt sich nach Rumänien, um mit seinem untoten Lehrmeister, dessen Namen er nicht einmal kennt, zu sprechen und von diesem Geheimnisse zu erfahren. Aber ab der zweiten Hälfte des Romans werden die Untoten immer wichtiger und dem Leser offenbart sich einiges über deren Hintergrund: Lumleys Vampire sind Parasiten, die sich mit einem menschlichen Wirt vereinen. Der Originalvampir dringt dabei in den Wirt ein und verbindet sich untrennbar mit ihm, wodurch aus zwei Wesen ein mächtiges, untotes Geschöpf wird.
Zwar sind, wenigstens in den ersten Bänden der Reihe, eigentlich alle Vampire böse und monströs, aber nichtsdestotrotz auch interessante und glaubhafte Figuren. Von Lumleys Vampirdynastie der Ferenczy habe ich auch den Namen für meine RPG-Figur.
Zum Abschluss noch ein Wort zur deutschen Veröffentlichung: Der Festa-Verlag, der die Necroscope-Reihe zuerst auf Deutsch herausgebracht hat, hat die englischen Originalbände in zwei oder drei dünnere deutsche Ausgaben aufgeteilt. Seit kurze hat jedoch der Heyne-Verlag die Romane im englischen Format neu aufgelegt. Deren Titelbilder sind zwar nicht ganz so schön gestalt wie die des Fest-Verlags, aber dafür wird die Geschichte nicht auseinander gerissen und der Kauf der Reihe ist um einiges billiger.
Fazit: Wer eine wirklich interessante Version des Vampirmythos kennen lernen möchte, die äußerst spannend geschrieben und mit einem detaillierten Hintergrund ausgestattet ist, sollte bei Necroscope bedenkenlos zugreifen, sofern einige härtere Szenen nicht stören.

Superman/Batman: Public Enemies


Story: Das unglaubliche geschieht: Supermans (Tim Daly) Erzfeind Lex Luthor (Clancy Brown) wird Präsident der Vereinigten Staaten (nun ja, nach der Bush-Ära wahrscheinlich doch nicht mehr so unglaublich). Und er scheint in der Tat einen guten Job zu machen. Allerdings nur so lange, bis ein gewaltiger Meteor aus Kryptonit zur Erde stürzt. Diesen nutzt Luthor als Gelegenheit, um sich seines alten „Freundes“ Superman zu entledigen, in dem er behauptet, dass das Kryptonit Supermans Verstand verwirrt, ihn zum Staatsfeind erklärt und ein Kopfgeld auf ihn aussetzt. Das hat zur Folge, dass nicht nur sämtliche Superschurken nun auf seinen Fersen sind, sondern auch einige Helden. Supermans einziger Verbündeter ist Batman (Kevin Conroy)…

Kritik: Nach dem Ende der Zeichentrickserie „Justice League Unlimited“, mit der auch zugleich das animierte DC-Universum beendet wurde (das seinerzeit mit „Batman: The Animated Series“ begann) entschloss man sich bei Warner Brothers bzw. bei DC dazu, auch weiterhin Zeichentrickproduktionen auf den Markt zu bringen, und zwar als Direct-to-DVD Veröffentlichungen. Die ersten beiden („Superman: Doomsday“ und „Justice League: New Frontier“) sind hierzulande leider nicht erschienen. Aber seit „Batman: Gotham Knight“ (einem Spin-off zu „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ in Anime-Form) werden die DC-Universe-Filme auch in Deutschland auf DVD veröffentlicht. Der neuste aus dieser Reihe ist „Batman/Superman: Public Enemies“, der eine Verflimung des gleichnamigen Comics von Jeoph Loeb (Autor) und Ed McGuinnes (Zeichner) darstellt.
Als Comicumsetzung ist „Public Enemies“ sehr gut gelungen; viele Dialoge und Abläufe wurden von der Vorlage Eins zu Eins umgesetzt, ebenso wie der Stil des Zeichners Ed McGuiness. Diese Tatsache kann allerdings sowohl als Vorteil als auch als Nachteil gewertet werden, da McGuiness einen eher mangaartigen Stil mit äußerst aufgepumpten Figuren hat (was inbesondere bei Powergirl deutlich wird), mir persöhnlich hat der Stil der „Batman“ und „Justice League“ Serien besser gefallen.
Der Nachteil der genauen Umsetzung ist allerdings, dass der Film natürlich die Schwächen der Vorlage übernimmt. Lex Luthor als Präsident ist eine äußerst reizvolle Idee, aber meiner Meinung nach wird das Potential dieser Idee bei weitem nicht ausgeschöpft und zugunsten von (durchaus ansehnlicher und spektakulärer Action) stark vernachlässigt. Ein weiteres Manko ist die Entwicklung, die Luthor im Film durchmacht: Zu Beginn tritt er noch auf wie in den Comics der 90er; als Geschäftsmann (bzw. Politiker) mit finsteren Absichten, aber am Ende des Films ist er mehr der verrückte Wissenschaftler der 70er Jahre, der Superman in seinem grünen Anzug das Leben schwer macht. Mir gefällt der eiskalte Geschäftsmann-Luthor allerdings um einiges besser, weil hier der Kontrast zwischen ihm und Superman viel größer ist.
Über jeden Zweifel erhaben ist die Leistung der Sprecher. Für „Public Enemies“ hat man auf Bewährtes zurückgegriffen: Clancy Brown als Lex Luthor, Tim Daly als Superman und der geniale Kevin Conroy als Batman; alle haben diese Rollen bereits zuvor gespielt und sind darin unübertroffen. Auch bei der deutschen Synchro wurde auf die bekannten Sprecher aus „Batman: The Animated Series“, „Superman: The Animated Series“ und „Justice League Unlimited“ zurückgegriffen.
Die Anschaffung der 2-Disc Edition hat sich allerdings gelohnt, da auf der Bonus-DVD zwei Folgen der Superman-Zeichentrickserie enthalten sind, in denen auch Batman auftritt (und in denen abermals Kevin Conroy und Tim Daly die beiden Helden sprechen). Interessanterweise sind diese beiden Episoden besser als der Hauptfilm.
In der ersten, mit dem Titel „The Demon Reborn, müssen sich der Dunkle Ritter und der Mann aus Stahl mit Batmans  unsterblicher Nemesis Ra’s al Ghul auseinandersetzen, der hinter Supermans Stärke her ist, da die Lazarusgruben ihm nicht mehr helfen können. Eine gute und spannende Episode, die aus zwanzig Minuten fast mehr herausholt als der Hauptfilm aus 60.
Der Höhepunkt ist jedoch „Knight Time“, die zweite Folge. In dieser ist Batman verschwunden – und Superman muss seinen Platz einnehmen (wortwörtlich zu verstehen, der Mann aus Stahl steigt ins Spitzohrige Kostüm) was zu einigen urkomischen Situationen führt.
Fazit: Kurzweiliger und actionreicher Hauptfilm, der allerdings sehr viel Potential verschenkt. Zwanzig Minuten mehr und ein größerer Fokus auf den politischen Teil hätten ihm gut getan. Die beiden Episoden aus „Superman: The Animated Series“ dagegen sind fast perfekt und, im Fall der zweiten, unheimlich komisch.

Trailer

Weitere Rezensionen zu DC Univerese Animated Original Movies:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Justice League: Crisis on Two Earths
Batman: Under the Red Hood
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2