Wer einen Blick auf die dekorativen Bilder geworfen hat, die die Startseite meines Blogs schmücken, wird wohl nicht umhin gekommen sein zu bemerken, dass es mir die Schurken der Filmwelt besonders angetan haben.
Denn meistens sind es die Schurken, die den bleibendsten Eindruck hinterlassen. Im Gegensatz zu den Helden, die meistens eher langweilig sind, dürfen die Schurken gnadenlos über die Stränge schlagen; sie haben die interessantesten Persönlichkeiten, die coolsten und außergewöhnlichsten Outfits und für gewöhnlich auch die besten Sprüche.
Und was wäre ein Film ohne seine Schurken. Natürlich gibt es auch gute Filme, die ohne Schurken auskommen, aber zumindest so etwas wie ein Antagonist ist immer zu finden. Es muss immer jemanden geben, der sich dem Protagonisten entgegensetzt, ihm das Leben schwer macht und dafür sorgt, dass ein Film nicht schon nach 20 Minuten zu Ende ist.
Natürlich gibt es eine gewaltige Menge an Schurken, darunter sowohl gute als auch schlechte, langweilige und interessante, ein- und mehrdimensionale.
Für mich persönlich gibt es drei Dinge, die einen Schurken wirklich gut machen.
1. Die Gefahr
Dieses Kriterium ist unumgänglich. Ein guter Schurke muss wirklich gefährlich sein. Er muss dem Helden in irgendeiner Art und Weise überlegen sein, sei es körperlich, geistig oder sonst wie. Das Böse sollte zu Beginn stärker sein als das Gute, denn was ist das für ein Held, der einen Schwächeren oder Dümmeren besiegt? Genau, kein besonders guter.
Ich kann durchaus mit eindimensionalen Schurken leben, ich mag auch diverse Disney-Schurken wie Scar oder Dschafar sehr gerne. Zwar sind sie äußerst klar und böse angelegt, stellen aber eine eindeutige und nicht zu unterschätzende Gefahr dar.
Negativbeispiele sind etwa Team Rocket aus der Pokemon-Zeichentrickserie oder Lord Voldemort in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ (zu ihm später mehr).
2. Die Exzentrik
Ein Schurke kann charakterlich noch so gut konstruiert sein, aber wenn ihm eine gewisse Exzentrik fehlt, kann ich mich nicht wirklich mit ihm anfreunden. Ein wirklich guter Schurke braucht ein ganz besonderes Charisma, etwas, das ihn von allen anderen Schurken abhebt.
3. Glaubwürdigkeit, Motivation, Hintergrund
Dieser Punkt ist für mich persönlich der am wenigsten wichtige der drei; wie oben bereits erwähnt mag ich auch diverse Disney-Schurken, die zwar nicht gerade lebensnah konstruiert sind, aber dennoch über das gewisse „Etwas“ verfügen.
Nichtsdestotrotz ist ein glaubwürdiger Schurke, dessen Motivation man nachvollziehen kann, nicht zu verachten. Dracula in „Bram Stoker’s Dracula“ oder Barbossa in „Fluch der Karibik sind wunderbare Schurken, die alle drei Tugenden in sich vereinen.
Aus der gewaltigen Menge wirklich guter und interessantester Schurken und Filmbösewichter werde ich im Folgenden meine fünf liebsten aufzählen, sozusagen meine Top 5 der Film-Fieslinge. Die Plätze, die diese Schurken im Moment einnehmen, sind allerdings nicht festgefahren, sondern können durchaus auch innerhalb der Liste variieren.
Platz 5: Lord Voldemort (gespielt von Ralph Fiennes)
Lord Voldemort verkommt in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ leider zum cholerischen Schwachmaten. Das ändert aber nichts daran, dass er in den Verfilmungen von „Harry Potter und der Feuerkelch“ und „Harry Potter und der Orden des Phönix“ einen wirklich genialen Schurken abgibt, was natürlich hauptsächlich an Ralph Fiennes liegt. Dieser wunderbare Charakterschauspieler hat bereits in Filmen wie „Schindlers Liste“ (als KZ-Aufseher Amon Göth) und „Roter Drache“ (als Psychopath Francis Dolarhyde) bewiesen, dass er wirklich böse sein kann, aber mit der Darstellung des Lord Voldemort übertrifft er sich noch einmal selbst. Dieser Dunkle Lord, mal zornig, mal fast beängstigend sanft, hat ein ungeheures Charisma, ihm nimmt man wirklich ab, dass er eine Großzahl von Anhängern um sich scharen und eine wirkliche Gefahr für das Zaubereiministerium darstellen konnte.
Und er ist vermutlich der Hauptgrund, warum ich mir die Verfilmungen des siebten Harry Potter Bandes ansehen werde.
Außerdem dürfen wir uns schon bald auf einen weiteren schurkischen Auftritt von Ralph Fiennes freuen, nämlich als Hades in „Kampf der Titanen“.
Platz 4: Hans Landa (gespielt von Christoph Waltz)
Noch vor einigen Monaten hätte Lord Voldemort diesen Platz inne gehabt, während sich auf dem fünften Platz jemand wie Ian McKellens Magneto oder Gary Oldmans Dracula befunden hätte.
Aber dann kam „Inglorious Basterds“ und mit ihm einer der faszinierendsten Filmschurken überhaupt: Hans Landa. Christoph Waltz und Quentin Tarantino haben hier einen Schurken geschaffen, der einerseits aalglatt und eloquent und andererseits sadistisch und böse ist und das meistens auch noch zur gleichen Zeit.
Landa wird dabei fast nie laut, sondern behält, bis auf eine Ausnahme, seine zynische Gelassenheit. Natürlich ist er auf den ersten Blick ein Nazi, ein „Gattung“ von Filmschurken, die meistens eher langweilig ist, aber Landa unterscheidet sich in einigen Punkten wohltuend vom gewöhnlichen Kinonazi. Für die Darstellung dieser Figur waren Golden Globe, Oscar und sämtliche anderen Preise mehr als verdient.
Platz 3: Hannibal Lecter (gespielt von Anthony Hopkins)
Der kannibalische Psychiater ähnelt seinem Vorgänger in dieser Liste ein wenig; auch er ist ein hochintelligentes, eloquentes und gebildetes Monster. Allerdings ist er noch eine Ecke gefährlicher und faszinierender. Hannibal Lecter ist in erster Linie hoch gebildet, außerordentlich intelligent, ein ausgezeichneter Psychiater und ein Liebhaber von Kunst, Literatur und Musik. Erst in zweiter Linie ist er ein perverser und sadistischer Kannibale. Schon als bloße Romanfigur ist Lecter äußerst faszinierend, aber erst die Darstellung durch Anthony Hopkins, der genau den richtigen Ton trifft, hat ihn unsterblich gemacht.
Keine Szene charakterisiert den Doktor besser als Folgende aus „Das Schweigen der Lämmer“: Im Zuge seines Ausbruchs hat Lecter zwei Polizisten aufs bösartigste verletzt und verstümmelt, sein Mund ist blutverschmiert. Doch vor seinem endgültigen Abgang hält er einen Moment inne, um ein Stück Johann Sebastian Bachs zu Ende zu hören.
Platz 2: Darth Sidious alias Palpatine (gespielt von Ian McDiamird)
Die beiden Begriffe „Star Wars“ und „Schurke“ fördern bei den meisten Personen das Bild Darth Vaders zu Tage. Doch der wirkliche Oberschurke von George Lucas’ Sternensaga ist ein anderer, auf gewisse Weise noch interessanterer Charakter. Während er als Imperator Palpatine in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ noch relativ flach und uninteressant daherkommt, entfaltet sich das ganze Potential dieses Schurken erst in der Prequel-Trilogie. Ja, die Episoden 1 bis 3 mögen viele Fehler haben, aber Palpatine, so wie er dem Zuschauer präsentiert wird, ist ganz sicher eines der Glanzstücke.
Zwar ist Palpatine die Verkörperung des Bösen und hat nicht wirklich nachvollziehbare Hintergründe, aber auf gewisse Weise besitzt er eine erstaunliche Tiefe. Denn Palpatine ist gewissermaßen als Sinnbild aller Diktatoren und machthungriger Politiker konstruiert, inspiriert durch Persönlichkeiten wie Hitler, Stalin, Nixon, Napoleon, Cäsar etc.
Und darüber hinaus ist er auch noch genial gespielt, sowohl die freundliche, fast biedere Palpatine Seite als auch die böse und manische Sidious-Persönlichkeit.
Platz 1: Der Joker (gespielt von Heath Ledger)
Kaum ein Widersacher wurde so oft und von so vielen Autoren, Zeichnern, Filmermachern und Schauspielern interpretiert. Doch die wohl mit Abstand faszinierendste Umsetzung findet sich in „The Dark Knight“. Heath Ledger spielt Batmans Erzfeind derart diabolisch und brillant, dass jede Verkörperung des Teufels in Film und Fernsehen dagegen blass aussieht.
Und genau aus diesem Grund ist der Joker auf dem ersten Platz dieser Hitliste. Allerdings ist die Ledger-Interpretation, ebenso wie die gesamte Figur, ein derart großes Thema, dass ich hierzu demnächst einen extra Artikel schreiben werde.