Kick Ass


Story: Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein Nerd, wie er im Buche steht, und darauf hat er keine Lust mehr. Er fragt sich, was wohl passieren würde, wenn jemand in der Realität versuchen würde, ein Superhelden zu sein, und mit einem grünen Neoprenanzug und Schlagstöcken ausgestattet macht er sich schließlich selbst daran. Und natürlich wird er erst einmal gewaltig verprügelt, abgestochen und von einem Auto angefahren.
Aber nachdem er genesen ist, macht er trotzdem weiter und erlangt als „Kick-Ass“ Berühmtheit, vor allem durch ins Internet gestellte Handyaufnahmen.
Gleichzeitig tauchen allerdings weitere Superhelden auf: Big Daddy (Nicolas Cage) und Tochter Hit Girl (Chloe Moretz), die beide mit äußerster Brutalität Gangster und Drogendealer umbringen und auf den Kopf des Gangsterbosses Frank D’Amico (Mark Strong) aus sind.
Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Kick Ass trifft auf die beiden und tut sich mehr oder weniger freiwillig mit ihnen zusammen….

 Kritik: „Kick Ass“, basierend auf einer Comicvorlage von Mark Millar („Wanted“) und John Romita jr. („Spider-Man“) beginnt als relativ schonungslose Satire auf das Superheldengenre, bzw. das Superheldenfranchise, wandelt sich in der zweiten Hälfte allerdings zur recht gewöhnlichen Materialschlacht.
Diese erste Hälfte ist trotz ihrer Abgedrehtheit von einem gewissen zynischen Realismus  geprägt und enthält einiges an unterschwelliger Sozialritik und an mehr oder minder raffinierten Anspielungen auf Comic- und Filmwelt. Dieser Realismus wird aber ab der Hälfte fast völlig aufgegeben, was zur Folge hat, dass sich „Kick Ass“ im Folgenden zum spaßigen, aber recht konventionellen Actionfilm entwickelt, inklusive Hollywood Happy End.
Wie gut die Vorlage umgesetzt wurde kann ich leider nur teilweise bewerten, da ich lediglich die erste Hälfte mein Eigen nenne, und diese wurde relativ genau, aber nicht sklavisch umgesetzt.
Die schauspielerische Leistung der Darsteller ist annehmbar, aber nicht überragend. Am besten weiß Nicolas Cage als liebender, aber ziemlich durchgeknallter Big Daddy zu gefallen. Auch Tochter Hit Girl, eine mit Schwertern metzelnde Elfjährige, ist durchaus erfrischend.
Eine besondere Erwähung verdient noch der wirklich gute Soundtrack. Während Kick Ass mit „normalem“ Orchester-Score, der ganz nach typischem Superheldenfilm klingt, untermalt wird, bekommt Hit Girl seltsam passende Popmusik, die die Abgedrehtheit noch steigern (siehe Trailer).
Fazit:Kick Ass“ ist eine actionreiche und kurzweilige Superheldenparodie mit einigen interessanten Anspielungen am Anfang, aber einem ziemlich vorhersehbaren Ende. Die „Revolution des Superheldenfilms“, die einige Kritiker darin sehen wollen, ist „Kick Ass“ in meinen Augen aber keinesfalls.

Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=jO9dnJwEqDg

Das Bildnis des Dorian Gray


Story: Der junge Dorian Gray (Ben Barnes), frisch in London eingetroffen, besitzt alles, was man sich wünschen kann: Jugend, Reichtum und Schönheit. Letztere ist es, die ihn für Lord Henry Wotton (Colin Firth) und den Maler Basil Hallward (Ben Chaplin) interessant macht. Während der reiche Zyniker und Lebemann Wotton Gray seine Lebensphilosophie nahe bringt und ihn dadurch zu „verderben“ sucht, verliebt sich Hallward in den schönen jungen Mann und malt ein fast lebensechtes Gemälde von ihm. Durch dieses Gemälde (und Lord Henrys Einflüsterungen) wird sich Dorian seiner Vergänglichkeit bewusst und wünscht sich, dass das Bild an seiner Statt altert und die Spuren seines Lebens zeigt.
Die Affäre mit der Schauspielerin Sibyl Vane (Rachel Hurd-Wood), die Dorian unfreiwillig in den Selbstmord treibt, zeigt, dass der Wunsch tatsächlich in Erfüllung gegangen ist: Das Porträt zeigt die Spuren der schlimmen Tat, während Dorians Züge „rein“ bleiben.
Von nun an gibt sich Dorian, von Lord Henry inspiriert, einem ausschweifenden, zügellosen und sündigen Leben hin, ohne die Rechnung dafür zahlen zu müssen. Allerdings holen Dorian seine Taten viele Jahre später wieder ein; und entgegen jeder Erwartung erwacht sein Gewissen… 

Kritik: Diese Verfilmung von Oscar Wildes Klassiker kann man unter zwei Gesichtspunkten betrachten und bewerten.
Als kurzweiliger Gothic-Horror-Streifen mit opulenter Ausstattung, einer guten Atmosphäre und durchaus ansehnlichen Schauspielerleistungen, vor allem von Ben Barnes und Colin Firth, weiß das „Bildnis des Dorian Gray“ durchaus zu überzeugen und zu unterhalten.
Als gute Adaption des Romans versagt der Film leider größtenteils. Man merkt ihm zu sehr an, in welcher Zeit er gedreht wurde. Wo Wilde andeutet, subtile Hinweise verstreut oder vor allem psychologischen Horror anwendet, zeigt und übertreibt der Film recht unsubtil.
Insbesondere die Tiefgründigkeit und Raffinesse der Vorlage wird dem oberflächlichen Grusel und den Klischees geopfert. Gerade die Sibyl-Vane-Episode ist hierfür beispielhaft: In der Vorlage beruht Dorians Liebe zu ihr auf ihrer Schauspielkunst, er liebt nicht das Mädchen, sondern ihre Kunst und ihre Rollen. Als sie ihre Gabe verliert, wird sie für Dorian uninteressant, was er ihr auch unverblümt ins Gesicht sagt.
Im Film dagegen spielt die Tatsache, dass Sibyl Schauspielerin ist, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Hier wird Dorian, nachdem er seine Verlobung mit Sibyl öffentlich gemacht hat, von Lord Henry in ein Bordell mitgenommen und verführt. Am nächsten Tag begegnet er Sibyl wieder, die von Familiengründung spricht, was Dorian offensichtlich nicht behagt. Nach einem Streit verschwindet er schließlich. Allerdings wirkt dieser Streit als Grund für Sibyls Selbstmord nicht ausreichend, Dorian hat die Beziehung dabei nicht einmal beendet. Diese Änderungen sorgen dafür, dass diese Episode des Films äußerst banal und unglaubwürdig wirkt, im Gegensatz zur Vorlage.
Auch das Ende des Romans wurde stark verändert, da man offenbar der Meinung war, dass man für Dorian eine Erlöserfigur benötigt, die sein Gewissen in Gang setzt und in die er sich verliebt. Diese wurde in der Gestalt von Lord Henrys Tochter umgesetzt, die den zynischen Lebemann eine Veränderung durchmachen lässt, die er im Roman nicht erlebt: Auf seine alten Tage wird er hier beinahe anständig und möchte seine Tochter beschützen. Leider wirkt diese Änderung ebenfalls klischeehaft. Lord Henrys Tochter, die natürlich gleichzeitig überzeugte Feministin sein muss, wirkt wie eine erzwungene Modernisierung; man beugt sich den Regeln Hollywoods und bringt um jeden Preis eine emanzipierte weibliche Hauptfigur mit ein, auch wenn diese nun mal so gar nicht passen will.
Rein handwerklich ist „Das Bildnis des Dorian Gray“ auf jeden Fall gut gemacht. Das London des Films wirkt düster und stimmungsvoll, bleibt allerdings hinter anderen Darstellungen dieser Stadt in der viktorianischen Ära (zum Beispiel in „Sweeney Todd“ oder „From Hell“) zurück. Auch die beiden Hauptdarsteller, Ben Barnes und Colin Firth, liefern, wie oben bereits erwähnt, solide Arbeit ab. Barnes schafft es nicht nur, Dorian Grays gutes Aussehen einzufangen, sondern hin und wieder auch dessen Abgründigkeit.
Colin Firth wäre wohl nicht meine erste Wahl als Henry Wotton gewesen, aber er spielt den genießerischen Zynikerphilsophen mehr als annehmbar. Der Rest des Casts bleibt leider ziemlich blass, er enttäuscht zwar nicht, hat aber auch keine Gelegenheit, wirklich zu überzeugen. Besonders Basil Hallward wird stark in den Hintergrund gedrängt.
Zum Schluss noch ein Wort zum eigentlichen Titelhelden, nämlich dem Gemälde: An sich ist das sich verändernde Porträt gut umgesetzt, aber die zusätzlichen Schockeffekte wirken ein wenig übertrieben. Zwar erschreckt man sich durchaus, wenn das Bild zum ersten Mal stöhnt, aber später erinnert es dann doch stark an die lebenden Bilder aus „Harry Potter“, und die herausfallenden Maden sind auch etwas zuviel des Guten.
Fazit: „Das Bildnis des Dorian Gray“ weiß als netter und kurzweiliger Gruselfilm zu überzeugen und zu unterhalten, schafft es aber nicht vollständig, die Essenz und die psychologische Raffinesse des zugrunde liegenden Werks einzufangen. Liebhaber von Oscar Wilde werden enttäuscht sein.

Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=C95AYLTBIac

World of WarCraft: Arthas – Rise of the Lich King


Nein, der Titel dieses Artikels ist kein Schreibfehler, es handelt sich hierbei nicht um eine Rezension zu dem Spiel „World of WarCraft: Wrath of the Lich King“, sondern um die Kritik zu einem WoW Spin-off Roman von Christie Golden.
Zugegeben, ich bin kein WoWler, Online-Rollenspiele haben mich nie wirklich gereizt. Allerdings bin ich ein alter „WarCraft 3“ Spieler, interessiere mich für die Welt, in der die ganzen Spiele stattfinden und meine, mich auch halbwegs gut darin auszukennen.
Nun zum Roman selbst: „Rise of the Lich-King“ erschien im Fahrwasser des oben erwähnten WoW-Add-ons und erzählt die Vor- bzw. Hintergrundgeschichte des Titelhelden (oder Titelschurken, wem das besser gefällt):
Arthas Menethil ist der einzige Sohn von Terenas, dem König von Lordearon und als solcher lastet eine schwere Verantwortung auf ihm. Der zukünftige König, dessen Lieblingspferd Invincible schon sehr früh stirbt, was zu einem Trauma führt, soll schließlich zum Paladin ausgebildet werden und beginnt eine Affäre mit der jungen Zauberin Jaina Proudmoore.
(Eine kleine Anmerkung zu den englischen und deutschen Namen: Ich halte mich an die Sprachversion von „WarCraft 3“, da ich die zwanghafte Eindeutschung sämtlicher englischer Namen nicht ausstehen kann. Wer will schon „Frostgram“, wenn er „Frostmourne“ kriegen kann?)
Diese Affäre endet allerdings frühzeitig und die beiden sehen sich erst bei einer späteren Mission wieder, die mit dem Aufstieg der untoten Geißel zusammenhängt.
Die Anführer dieser Geißel, allen voran der Nekromant Kel’Thuzad und der Schreckenslord Mal’Ganis, sind es schließlich auch, die Arthas auf den dunklen Weg führen, sodass er korrumpiert und schließlich zum ersten Todesritter des Lichkönigs, des Herrn aller Untoten, wird.
Als solcher hilft er Geißel und deren Meistern, den Dämonen der Brennenden Legion, bei der Vernichtung all dessen, was ihm einst wichtig war…
„Arthas: Rise of the Lich King“ ist recht schwer zu bewerten. In erster Linie erzählt der Roman die Geschichte des Spiels „WarCraft 3: Reign of Chaos“ und seiner Erweiterung „Frozen Thorne“ nach, bzw. die Teile der Geschichte, die Arthas betreffen. Deswegen wird jedem WarCraft Veteran die Story ziemlich bekannt vorkommen. Beim Lesen merkt man leider sehr gut, dass die Hauptzielgruppe dieses Romans genau bestimmt ist: Für vollkommene Neulinge in der Welt von WarCraft enthält er schlicht zu wenig Beschreibungen und Hintergrundinformationen und ist nicht oder nur schwer verständlich. Für jemanden, der sich mit der Hintergrundgeschichte auskennt und sich hauptsächlich für diese interessiert, gibt es zu wenig wirklich Neues, lediglich die Kindheit von Arthas, der Vorfall mit seinem Pferd Invincible und die Liebesgeschichte mit Jaina Proudmoore, die zuvor allerhöchstens angedeutet war, sind an neuen Elementen hinzugekommen. Darüber hinaus hält sich die Story fast eins zu eins an das Spiel oder ist manchmal sogar weniger ausführlich.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die eigentliche Zielgruppe besteht aus WoW-Spielern, die keine „WarCraft 3“ Erfahrung haben und sich für die Hintergrundgeschichte interessieren. Die fehlenden Beschreibungen stören sie nicht, da sie die Orte und Personen aus dem Spiel kennen, und der Roman enthält für sie trotzdem viele interessante Informationen.
Rein formal gibt ansonsten recht wenig zu meckern: Christie Goldens Stil ist sehr angenehm zu lesen und weiß durchaus, trotz der bekannten Geschichte, zu fesseln.
Dennoch hätte man aus „Rise of the Lich-King“ mehr machen können, viel mehr. Statt nur das Bekannte zu schildern hätte Golden sich lieber darauf konzentrieren sollen, die Lücken zu schließen und das Innenleben der Protagonisten zu ergründen. Ihr ähnlich gelagerter Roman „Der Lord der Clans“, der den Hintergrund des Orc-Häuptlings Thrall beleuchtet, ist in dieser Hinsicht um einiges besser gelungen.
Fazit: Netter und kurzweiliger Roman, der allerdings kaum Neues offeriert und sehr viel Potential verschenkt. Immerhin kann man ihm allerdings zu Gute halten, dass er mir richtig Lust darauf gemacht hat, mal wieder „WarCraft“ zu spielen.

Siehe auch:
Stück der Woche: O Thanagor

X-Men


Story:
Die ganze Welt fragt sich, was die so genannten Mutanten, Menschen mit besonderen Fähigkeiten, eigentlich sind. Vielleicht die nächste Stufe der Evolution? Oder eine neue menschliche Rasse? Fakt ist, dass den Mutanten überall, wo sie auftauchen, Ablehnung und Hass entgegen gebracht wird. Extreme Politiker wie zum Beispiel Senator Kelly (Bruce Davison) fordern gar eine Mutantenmeldepflicht.
Unter diesen Umständen haben sich Mutanten natürlich schon längst zusammengetan, um sich gegen die feindliche Welt behaupten zu können. Charles Xavier (Patrick Stewart), der mächtigste Telepath der Welt, hat eine „Schule für junge Begabte“ gegründet, in der Mutanten ungestört leben und ihre Kräfte erforschen können.
Aber es gibt auch Mutanten, die nicht so pazifistisch sind: Erik Lehnsherr alias Magneto (Ian McKellen), ein Überlebender des Holocaust, der Metall kontrollieren und manipulieren kann, glaubt, dass ein Krieg zwischen Menschen und Mutanten kommen wird und möchte, dass die Mutanten in jedem Fall als Sieger hervorgehen und verfolgt mit der Hilfe seiner „Bruderschaft der Mutanten“ die Schwächung seiner Gegner. Dazu benötigt er allerdings die junge Mutantin Rogue (Anna Paquin), die mit einer Berührung Lebenskraft entziehen kann. Nun liegt es an dem mit unzerstörbaren Klauen bestückten Wolverine (Hugh Jackman) und den X-Men, Xaviers ersten Schülern, Magneto aufzuhalten. 

Kritik: Innerhalb des Superheldenfilm-Genres nimmt Bryan Singers „X-Men“ einen ganz besonderen Platz ein: Zum ersten ist es der erste wirklich gute Superheldenfilm seit „Batmans Rückkehr“ und zum zweiten startete er die Welle der Comicverfilmungen, die bis heute nicht abgebrochen ist. Mit „X-Men“ bewies Singer, dass auch ein Team aus Superhelden glaubwürdig für die Leinwand adaptiert werden kann.
Die Vorlage wird dabei ausreichend respektiert und gewürdigt, aber auch angemessen an das Medium Film angepasst. Besonders was die Kostüme der X-Men angeht, wird die Situation nicht ganz einfach gewesen sein. Das beste Beispiel ist Wolverine: Sein leicht an Batman angelehntes Outfit (wahlweise in orange-blau oder orange-braun) sieht in den Comics toll aus, würde aber in einer Realverfilmung absolut lächerlich wirken. Ähnlich ist es bei Magneto in seiner violetten Rüstung.
Die Filmlösung ist dabei die einzig richtige: Während Wolverine ein schwarzes Lederoutfit bekommen hat, das denen der anderen X-Men gleicht, gab man Magneto ein Kostüm, das ähnlich wie ein Anzug geschnitten ist und mit Umhang und Helm gerade noch genug an die Comicvorlage erinnert, ohne albern zu sein.
Aber selbstverständlich machen die Kostüme nur einen kleinen Teil eines gelungenen Films aus. Sehr viel wichtiger sind Story und Schauspieler.
Bei Ersterer haben David Hayter und Tom DeSanto, die beiden Drehbuchautoren, wirklich gute Arbeit geleistet. Auch wenn einige Figuren, wie etwas Wolverine oder Rouge stark in den Vordergrund gerückt werden (was gerade bei Fanliebling Wolverine sehr verständlich ist, dessen Präsenz sicher zum Erfolg beigetragen hat) und dafür andere Charaktere, wie etwa Storm eher im Hintergrund bleiben, ist die Story des Films der Vorlage dennoch mehr als angemessen. Die gesellschaftskritischen Töne zum Thema Ausgrenzung und Rassismus bleiben erhalten, ohne mit dem moralischen Holzhammer präsentiert zu werden oder der Spannung und Action zu schaden.
Die Schauspieler sind ebenfalls sehr gut gewählt. Obwohl Hugh Jackman praktisch erst in letzter Sekunde gecastet wurde, kann man sich für Wolverine heute keinen anderen Schauspieler mehr vorstellen. Auch Halle Berry (Storm), Framke Janssen (Jean Grey) und James Marsden (Cyclops) überzeugen als Ur-X-Men und schaffen glaubhafte Figuren. Doch die eindeutig besten Leistungen kommen von den beiden „Schachspielern“ des Films, Patrick Stewart und Ian McKellen. Besonders McKellen haucht dem Mutantenführer Magneto gekonnt Leben ein und macht aus ihm einen tollen und dreidimensionalen Filmschurken mit durchaus nachvollziehbaren Motiven.
Fazit: „X-Men“ ist eine mehr als gelungene Comicverfilmung, die den Weg für ihre Nachfolger geebnet hat.

Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=6q8UUzkBFSM

Siehe auch:
X-Men: First Class

Zum Vergleich
Wolverine in Comic und Film:


Und Magneto in Comic und Film:

Tanz der Vampire


Zwar würde ich mich nicht unbedingt als Musical-Fan bezeichnen, aber durchaus als Jim Steinman und „Tanz der Vampire“-Fan. Zum ersten Mal habe ich dieses, mein Lieblingsmusical, vor sieben Jahren in Stuttgart gesehen, und als es nun dieses Jahr nach Stuttgart zurückkehrte, habe ich die Gelegenheit natürlich genutzt, um es mir ein zweites Mal anzusehen.
Die Handlung des Kooperationsprojekts von Jim Steinman (Musik), Michael Kunze (Text und Buch) und Roman Polanski (Regie) ist ja gemeinhin bekannt: Professor Abronsius, seines Zeichens Fledermaus- und Vampirforscher, reist mit seinem Gehilfen Alfred nach Transsylvanien, um die Existenz von Vampiren zu beweisen und nach Möglichkeit auch gegen sie vorzugehen. In dem Wirtshaus, in dem die beiden unterkommen, begegnen ihnen einige Merkwürdigkeiten, wie etwa die exzessive Knoblauchliebe und das merkwürdige Verhalten der Dorfbewohner im Allgemeinen und des Wirts Chagal im Besonderen.
Während der Professor nach weiteren Anhaltspunkten sucht, verliebt sich Alfred in Sarah, die Wirtstochter. Diese erhält jedoch schon bald Besuch von Graf von Krolock, der Sarah zu einem Vampirball einlädt und dadurch nebenbei auch den nötigen Beweis liefert, dass Vampire existieren. Sarah kommt der Einladung nach, was ihren Vater zu einer Verzweiflungstat treibt, durch die er zum Vampir wird.
Unter Zwang führt der untote Wirt Alfred und den Professor zu Graf von Krolocks Schloss, wo die beiden entgegen ihrer Erwartung freundlich empfangen werden. Dennoch ist der Aufenthalt dort nicht wirklich angenehm für die beiden Vampirjäger; sie müssen sich mit Albträumen, dem schwulen Sohn des Grafen und ihrer eigenen Unzulänglichkeit herumschlagen. Und schließlich kommt es beim Ball zum großen Finale… 

Optisch wie musikalisch ist „Tanz der Vampire“ schlicht eine Wucht. Zwar sind die Songs von Jim Steinman nicht wirklich innovativ, da die meisten in irgendeiner Art und Weise vorher schon existierten, entweder als Popsongs von Bonnie Tyler, Meat Loaf und David Bowie oder in anderen Steinman-Musicals. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass sie perfekt zu Atmosphäre, Stimmung und Sujet des Musicals passen; ohne Steinmans Bombastrock kann man sich den „Tanz der Vampire“ als Musical gar nicht mehr vorstellen.
Um ehrlich zu sein: Wenn ich mir das Original, den Film von und mit Roman Polanski, anschaue, vermisse ich Steinmans Musik ziemlich.
Ein weiterer Pluspunkt bei der Musicalfassung ist in meinen Augen der Rückgang des parodistischen Elements. Der Film „Tanz der Vampire“ ist eigentlich eine reine Parodie, während sich im Musical einige etwas ernstere Töne einmischen. Natürlich sind viele der Gags erhalten geblieben, bzw. wurden adaptiert und es sind auch neue hinzugekommen. Sarahs Badezwang, Alfreds Schwammfixierung, Herberts Nachstellungen und die Trotteligkeit des Professors (im Musical durch Songs wie „Wahrheit“ und „Bücher“ sogar noch besser herausgearbeitet) sind immer noch zum Brüllen. Aber gerade die Figur des Grafen von Krolock hat viel hinzugewonnen, da sie sich vom Original durchaus unterscheidet. War der von Krolock aus dem Film von Aussehen und Gebaren her vor allem eine Parodie des von Christopher Lee dargestellten Dracula, zeigen sich im Musical-Graf einige der Einflüsse neuerer Vampirliteratur. Durch den Song „Unstillbare Gier“ gewinnt von Krolock eine tragische Facette hinzu, die es dem Zuschauer ermöglicht, ihn ernster zu nehmen und mit ihm zu fühlen. Nebenbei gefällt mir auch sein Aussehen im Musical besser als im Film, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Was bei „Tanz der Vampire“ ebenfalls immer wieder interessant ist, ist die äußerst nihilistische Botschaft, die man heraushören kann (aber nicht muss) und die vor allem in den Liedern „Gott ist tot“, „Unstillbare Gier“ und „Tanz der Vampire“ auftaucht. Zwar würde ich dieser Botschaft weder per se zustimmen, noch sie von mir wegstoßen, aber es ist dennoch erfrischend zu sehen, dass sie der von „Twilight“ (ja, ganz recht, kein Vampir-Artikel auf diesem Blog ohne eine „Twilight“-Anspielung) vermittelten genau widerspricht. Während Stephenie Meyers Vampire ihre Gefühle und Gelüste vollkommen überwinden, siegen in „Tanz der Vampire“ eben jene Gelüste. Graf von Krolock drückt es in „Unstillbare Gier“ am treffendsten aus:

„Euch Sterblichen von Morgen
Prophezei’ ich heut und hier
Bevor noch das nächste Jahrtausend beginnt
Ist der einzige Gott, dem jeder dient
Die unstillbare Gier.“

Kommen wir aber nun zu der spezifischen Stuttgarter Vorstellung, die ich am ersten April besucht habe. Bühne, Bühnenbild und Atmosphäre waren natürlich nicht zu übertreffen. Egal ob Wirtshaus oder Schloss, die Sets sind extrem gut ausgearbeitet und sehr beeindruckend. Aber das ist eigentlich bei jeder Vorstellung der Fall. Ob eine spezifische Aufführung ge- oder misslingt, hängt natürlich vor allem von Orchester und Darstellern ab. Ersteres musste am Anfang wohl noch ein wenig warm werden, was zur Folge hatte, dass die fabelhafte Ouvertüre ein wenig blechern klang. Zum Glück haben sich die Musikanten nach und nach gefangen, allerdings ist es mir leider äußerst selten gelungen, die Streicher herauszuhören.
Die verschiedenen Darsteller haben ebenfalls durchaus gute Arbeit abgeliefert. Sarah und Alfred waren zwar etwas blass, aber das hängt vermutlich eher mit den Rollen zusammen. Herbert, Alfred und Chagal wurden gelungen dargestellt und konnten überzeugen.
Und auch die Leistung der Backgroundsänger und Tänzer war sehr ansehnlich.
Die wichtigste und auch schwerste Rolle des Musicals ist natürlich Graf von Krolock, bei besagter Vorstellung von Jan Ammann gespielt. Und zum Glück hat dieser als Graf vollkommen überzeugt und sich die Stellung als mein zweitliebster von Krolock ersungen und erspielt. Stimmlich am besten ist immer noch der unübertroffene und leider verstorbene Steve Barton aus der Wiener Uraufführung, den ich leider nie auf der Bühne sehen durfte. Barton lässt die Figur unglaublich edel und aristokratisch klingen und hat darüber hinaus auch noch eine der tollsten Gesangsstimmen. Jan Ammanns Graf ist im Vergleich weniger edel, dafür aber ein wenig wilder, bestienhafter, was ebenfalls ein überaus gelungener Ansatz ist. Das einzige, was mich bei Ammanns Darstellung gestört hat, war das immer wieder eingestreute Gelächter bei „Tanzsaal“.
Kurz und Knapp: Es war ein wunderbarer Abend und ich habe das Musical zum zweiten Mal in vollen Zügen genossen. Mit Sicherheit wird es auch noch ein drittes Mal geben, auch wenn es wieder sieben Jahre dauern sollte.

Siehe auch:
Stück der Woche: Original Sin