Der Joker

Es gibt einige Charaktere, die sogar den größten Comicbanausen bekannt sind und deren Popularität beinahe schon gewaltig zu nennen ist. Der Joker, Batmans Erzfeind, ist ohne Zweifel eine dieser Figuren. Kaum ein anderer Schurke ist so beliebt und wurde gleichzeitig auf so viele verschiedene Arten interpretiert wie die ewig grinsende Nemesis des Dunklen Ritters.

Die Anfänge: Von Conrad Veidt zum „Clown Prince of Crime“
Seinen ersten Auftritt hatte der Joker in US-Batman #1 aus dem Jahr 1940. Bereits damals besaß er schon alle Markenzeichen, die ihn heute noch auszeichnen: Lila Anzug, weiße Haut, grüne Haare und natürlich ein breites Grinsen. Diese erste Version wurde sogar noch von Bob Kane, dem Batmanerfinder, persönlich gezeichnet. Als weitere Erfinder des Jokers sind noch die Autoren Bill Finger (der auch an der Erschaffung Batmans beteiligt war, aber meistens ungenannt bleibt) und Jerry Robinson zu nennen.
Als Inspiration für Batmans ersten richtigen Erzfeind (denn das ist der Joker, alle anderen, wie der Pinguin, Two-Face etc. kamen erst nach ihm) werden einige Quellen genannt, unter anderem der Film „The Man Who Laughs“ aus dem Jahr 1928, in dem Conrad Veidt die Hauptrolle spielte und nach dessen Bild der Joker erschaffen wurde. Natürlich hatte auch die Spielkarte selbst einen nicht unerheblichen Einfluss.

Conrad Veidt in „The Man Who Laughs“ – Eine gewisse Ähnlichkeit zum Joker ist nicht zu leugnen. 

Bei seinem ersten Auftritt ist der Joker noch ein recht gewöhnlicher Serienmörder, der zur damaligen Zeit des Öfteren bei Batman, beziehungsweise in der Kriminalliteratur allgemein auftrat. Dennoch unterschieden ihn einige Dinge von den „normalen“ Gangstern. Neben dem ungewöhnlichen Aussehen des Jokers war es vor allem die Tatsache, dass er mit einer Droge tötet, die ein Grinsen bei den Opfern verursacht und die Vorliebe für Verkleidung, ein Element, das später auch in „The Dark Knight“ auftauchen sollte.
Ursprünglich hatte man vor den Joker, wie damals bei Batmangeschichten üblich, am Ende sterben zu lassen, man entschied sich allerdings kurzfristig dagegen – zum Glück.

Der Joker bei seinem ersten Auftritt – noch ein wenig ungeschliffen, aber dennoch unverkennbar. 

Der harmlose Spaßmacher: Die 50er und 60er Jahre
Leider wurde der Joker mit der Zeit immer harmloser, was vor allem zwei Gründe hat.
Nachdem sich nach und nach Batmans Schurkengallerie etablierte, entschieden die Verantwortlichen beim Verlag, dass diese Schurken, da sie langsam selbst zu Kultfiguren wurden, nicht mehr töten durften. Da die Leser immer neue Geschichten mit dem Joker, dem Riddler, Two-Face oder Pinguin wollten, mussten diese eben immer wieder ausbrechen. Um Batman deshalb aber nicht als Versager dastehen zu lassen, wurde nur noch den einmalig auftretenden Schurken das Morden erlaubt.
Der zweite Grund dafür, dass der Joker vom Killer zum harmlosen Spaßmacher wurde, findet sich bei Doktor Frederic Wertham. Dieser ist kein weiterer Batmanschurke, sondern, viel schlimmer, ein Psychologe, der die schädliche Wirkung von Comics auf Kinder entdeckt zu haben glaubte. Sein 1954 veröffentlichtes Buch „Seduction of the Innocent“ sorgte dafür, dass die „Comics Code Authority“ gegründet wurde, eine Selbstkontrolle der Comicverlage, die dafür sorgte, dass Comics völlig harmlos und für Erwachsene ziemlich uninteressant wurden.
Das hatte natürlich auch starke Auswirkungen auf die Ernsthaftigkeit der Batmangeschichten. Ein mordender Joker war nun undenkbar geworden, und so wurde er ein nerviger Clown, der irgendwann von der Bildfläche verschwand, als die Abenteuer des Dunklen Ritters in den Fünfzigern immer weltraumorientierter wurden. 

Das Live-Action Debüt: Cesar Romeros Joker
In den 60ern waren die Batmancomics an ihrem Tiefpunkt angelangt und verkauften sich praktisch gar nicht mehr. Doch zum Glück sollte sich das bald wieder ändern, bedingt durch zwei Ereignisse.
Das erste betraf die Comics direkt: Julius Schwartz wurde der Redakteur der Batmanreihe und sorgte dafür, dass sie wieder ernster und erwachsener wurde. Das hatte allerdings zur Folge, dass sich der Joker zeitweise völlig aus den Comics verabschiedete.
Das zweite Ereignis, das den Dunklen Ritter wieder ins Bewusstsein rief und ihm zu neuer Popularität verhalf, ist natürlich die Fernsehserie mit Adam West als Batman. In ihr und dem Kinoableger „Batman hält die Welt in Atem“ wird der Joker von dem kubanischen Schauspieler Cesar Romero gespielt.

Mehr plemplem als irre: Cesar Romero in der Rolle des Jokers.
  

Dieser Joker orientiert sich stark an der harmlosen Spaßmachervariante. Natürlich ist diese Version von Batman allgemein äußerst trashig, und der Joker bildet da keine Ausnahme. Er stellt keine wirkliche Gefahr da, sondern konzentriert sich vor allem auf komödiantisch orientierte Coups. Interessanterweise tritt er hier ein wenig als Spiegelbild Batmans auf und fährt sogar ein Jokermobil.
Hier gibt es einen Eindruck von Cesar Romeros Interpretation des „Clown Prince of Crime“:
http://www.youtube.com/watch?v=Q9167pjli48
Wer genau hinsieht, erkennt, dass Romeros Schnurrbart einfach überschminkt wurde, weil er sich weigerte, ihn abzurasieren.

Zurück zu den Wurzeln und darüber hinaus: Die 70er und 80er Jahre
Nachdem die TV-Serie abgesetzt worden war, durfte der Joker auch wieder in den Comics auftauchen. Die von Julius Schwartz veranlassten Änderungen wurden konsequent umgesetzt und weiterverfolgt. Aus dem freundlichen, weltraumreisenden, albernen Strumpfhosendandy Batman wurde wieder ein düsterer Mitternachtsdetektiv, der sich auch mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzte.
Essentiell ist hierbei die Schaffenszeit des Autors Dann O’Neill, der zusammen mit dem Zeichner Neal Adams den Joker 1973 wieder einführte. Und endlich durfte er wieder ein ernstzunehmender, wahnsinniger und mörderischer Bösewicht sein, der den Dunklen Ritter forderte.
Dieser Kurs wurde in die 80er Jahre hinein immer weiter verfolgt und erreichte seinen Höhepunkt in drei Geschichten, die das Batman-Franchise, und damit auch seinen größten Schurken, endgültig zu ernsthafter, für Erwachsene gedachte Unterhaltung machten.
Den Anfang machte Frank Millers bahnbrechendes „The Dark Knight Returns“. Wenn es so etwas wie DIE Batmangeschichte gibt, dann ist es Millers Werk über einen gealterten Batman, der nach zehn Jahren Pause wieder aktiv wird, um die Missstände in Gotham zu beheben. Hier wird zum ersten Mal wirklich deutlich, dass sich der Joker über Batman definiert. In der Zeit der Abwesenheit des Dunklen Ritters ist er lethargisch und zu nichts fähig, er vegetiert in Arkham dahin. Als Batman jedoch zurückkommt, reaktiviert sich auch der Joker wieder zu einem letzten großen Coup, an dessen Ende er sich selbst das Rückgrat bricht, um Batman einen Mord anzuhängen. Ein letzter Witz, sozusagen. 


Hat während Batmans Abwesenheit wohl trainiert: Der Joker in „The Dark Knight Returns“

Die zweite Geschichte ist, bezogen auf den Joker, noch wichtiger. Es handelt sich dabei um Alan Moores und Brian Bollands „The Killing Joker“. Wenn „The Dark Knight Returns“ DIE Batmangeschichte ist, dann ist „The Killing Joke“ DIE Jokergeschichte.
In diesem Meisterwerk wird die Vergangenheit des Killerclowns beleuchtet (Er war ein erfolgloser Komödiant, der, um seine schwangere Frau zu unterstützen, in Verbrecherkreise geriet. Kurz vor einem geplanten Überfall auf eine Chemiefabrik stirbt seine Frau, doch der Komödiant wird erpresst, an dem Überfall teilzunehmen. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Batman verhindert den Überfall, dabei fällt der Komödiant in einen Bottich mit Chemikalien, der ihn letztendlich zum Joker macht). In diesem Comic begeht der Joker auch eine der schlimmsten Untaten: Er schießt Batgirl, alias Barbara Gordon, das Rückrat kaputt, um ihren Vater, Comissioner Gordon, in den Wahnsinn zu treiben (was ihm letztendlich nicht gelingt). Dieser Joker ist ein erschreckender und furchterregender Psychopath, und bösartiger als in „The Killing Joke“ sah der Joker vorher noch nie aus.
Wie schon der vorher genannte geht auch dieser Comic stark auf das psychologische Verhältnis von Batman und Joker ein, konzentriert sich dabei allerdings weniger auf ihre „Symbiose“, wie es bei Frank Miller der Fall war, sondern mehr auf ihre Gemeinsamkeit. Beide sind sich letztendlich sehr ähnlich, beide hatten einen „schlechten Tag“, der sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Der Witz, den der Joker am Ende erzählt und der seine und Batmans Gleichartigkeit unterstreicht und verdeutlicht, ist gleich mehrfach als Schlusspointe zu verstehen.
Darüber hinaus ist die oben erwähnte Entstehungsgeschichte eines der wichtigsten Elemente von „The Killing Joke“. Der Ursprung des Jokers wurde bisher selten thematisiert und Alan Moore stellt seine Version auch bei weitem nicht als die absolute hin, indem er dem Joker folgende Worte in den Mund legt: „Ich meine, was ist mit dir? Was hat dich zu Batman gemacht? Hat der Mob deine Süße gekillt? Ein Dieb deinen Bruder getötet? So etwas war es. Ganz bestimmt so etwas…
So etwas ist mir auch passiert. Ich…weiß nicht mehr genau, was es war. Manchmal erinnere ich mich so daran…dann wieder anders…
Wenn ich eine Vergangenheit habe, dann bitte mit Multiple Choice!“
Diese „Multiple-Choice“ Vergangenheit ist nach wie vor gültig, die Origin-Story des Jokers wurde inzwischen immer wieder erzählt, und bis heute gibt es keine definitive Variante, wobei „The Killing Joke“ mit Abstand die beste und beliebteste Version darstellt. 

Böhöse: Der Joker in „The Killing Joke“ 

 Seinen endgültigen Status als Batmans Erzfeind und absolutes Gegenstück verdiente sich der Joker schließlich in der dritten von mir angesprochenen Geschichte: „A Death in the Family“. Zwar ist diese Story bei weitem kein Psychogramm des „Clown Prince of Crime“, wie das bei den anderen beiden der Fall ist, aber dennoch spielt der Joker eine Schlüsselrolle. Denn „A Death in the Familiy“ ist in der Comicgeschichte etwas Einmaliges: Die Leser durften, indem sie telefonisch abstimmten, entscheiden ob Jason Todd, der von den Fans ungeliebte zweite Robin, die Geschichte überlebt oder nicht. Jason „verlor“ die Wahl knapp und wurde vom Joker ermordet. Dass die Verantwortlichen den Joker für diese Tat auswählten, spricht eigentlich schon ganz allein für sich.
Nach „A Death in the Familiy“ war der Status des Jokers jedenfalls unumstritten.

Der Todeskünstler:  Jack Nicholsons Joker
Die düstere Linie der Batmancomics der 80er sorgte letztendlich auch dafür, dass die seit Jahren geplante Filmumsetzung Batmans endlich in Angriff genommen wurde und 1989 auch ins Kino kam. Da man sich bei Warner Brothers von der spaßigen Version der 60er distanzieren und dem Zeitgeist der Comics entsprechen wollte, wählte man als Regisseur den damals noch eher unbekannten Tim Burton, der es tatsächlich schaffte, eine düstere und adäquate Interpretation des Dunklen Ritters auf die Leinwand zu bannen, der sich grob an Stil und Atmosphäre der düsteren 80er Jahre Comics, allen voran natürlich „The Dark Knight Returns“ und „The Killing Joke“ orientierte. Dennoch kreierten Burton und sein Drehbuchschreiberling Sam Hamm eine ganz eigene Version des Batman-Mythos. Dass der Joker als Bösewicht für den Film gewählt wurde, ist natürlich nicht wirklich verwunderlich, war er doch der erste aus Batmans Schurkengalerie und, wie oben verdeutlicht, auch der schlimmste und bekannteste.
Die Wahl Jack Nicholsons dagegen war nicht ganz so klar. Zwar war Jack Nicholson als Joker nie so umstritten wie Michael Keaton als Batman, aber dennoch fragte man sich, ob Nicholson in der Lage wäre, den „Clown Prince of Crime“ zu spielen, wo er ihm doch körperlich nicht wirklich ähnelte. Andererseits hatte Nicholson in Stanley Kubricks „Shining“ allerdings bewiesen, dass er wirklich wie kaum ein anderer diabolisch grinsen konnte.
Kurz und gut: Jack Nicholson enttäuschte nicht.

Dandyhaft: Jack Nicholson als Joker

Dennoch verfolgt diese Interpretation des Jokers einen neuen Ansatz: In „Batman“ ist er in seinem früheren Leben ein recht normaler Gangster namens Jack Napier, der bei einer Auseinandersetzung mit Batman in einen Chemielkalienbottich fällt und so zum Joker wird. Er hat hier also eine definitive Ursprungsgeschichte, die allerdings eher weniger von Bedeutung ist. Letztendlich kommt es darauf an, wie die Figur angelegt ist. Tim Burton zeigt uns den Joker als dandyhaften Todeskünstler. Diesem Joker geht es nicht ums Geld, wie vielen früheren Inkarnationen, und auch nicht darum, etwas zu beweisen, wie dem Joker aus „The Killing Joke“. Dieser „Clown Prince of Crime“ will Aufmerksamkeit und Anerkennung für das, was er als seine Kunst bezeichnet (unter anderem sehr deutlich in der Szene, in der er und seine Schläger ein Museum verwüsten).
Aber trotz allem bekommt Batman in den Medien mehr Aufmerksamkeit als er, und das kann er sich nicht gefallen lassen, weshalb er zu immer extremeren Mitteln greift, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Das symbiotische Verhältnis zwischen Batman und dem Joker wird allerdings ebenfalls aufgegriffen, wenn auch um einiges unsubtiler als bei Frank Miller. In „Batman“ haben sich der Dunkle Ritter und der „Clown Prince of Crime“ gegenseitig erschaffen: Jack Napier tötete Bruce Waynes Eltern und brachte ihn so dazu, Batman zu werden, während Batman widerrum Napier in die Säure warf, was dazu führte, dass er der Joker wurde.
Eindrücke von Jack Nicholson als Joker gibt es in folgenden Szenen, die vor allem seinen Sinn für Humor charakterisieren:
http://www.youtube.com/watch?v=wotScx3Q7ZY&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=aXEvlXXvRko&feature=related

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Mark Hamills Jokers
Der Erfolg von Tim Burtons Batmanfilmen ermöglichte es Bruce Timm und Paul Dini, eine Batman-Zeichentrickserie zu produzieren, die ein sehr umfassendes Bild von Batman zeichnet.
„Batman: The Animated Series“, kurz „B:TAS“, war nicht nur ein finanzieller und künstlerischer Erfolg, sondern in vielerlei Hinsicht geradezu eine Pionierleistung. Sicher, Superhelden, insbesondere Batman, waren auch schon zuvor in Zeichentrickserien aufgetreten, aber B:TAS war um einiges anspruchsvoller und düsterer als alles, was es bisher in diesem Sektor zu sehen gab, ohne dabei allerdings Tim Burtons Atmosphäre plump zu kopieren. Timm und Dini erschufen ein ganz eigenes Gotham, das von Art Deco Elementen dominiert wurde und gewissermaßen eine optische Parallelwelt erschuf; zwar spielte die Serie eindeutig in den 90ern, also in der Zeit, in der die Serie produziert und ausgestrahlt wurde, allerdings hatte man viele Stilelemente der 40er Jahre verwendet, sodass B:TAS einen leicht nostalgischen Eindruck machte, der an die erste Glanzzeit der Batmancomics erinnern sollte.
Besonders wurde die Serie für die Umsetzung der Schurken gelobt, und natürlich war auch der Joker prominent vertreten. Als Sprecher des Jokers wählte man Mark Hamill (ja, genau, DEN Mark Hamill, der Luke Skywalker spielte), was sich als eine der besten Entscheidungen herausstellte. Mark Hamill verlieh dem Joker eine unvergleichbare Stimme und vor allem ein diabolisches Lachen (oder besser: eine breite Auswahl an diabolischen Lachvariationen), das bis heute noch niemand übertreffen konnte: http://www.youtube.com/watch?v=lb8fWUUXeKM
B:TAS und auch die verwandten und weiterführenden Serien wie „Superman: The Animated Series“, „Batman Beyond“ (hierzulande bekannt als „Batman of the Future“), „Static Shock“ und „Justice League“ zeigen dabei einen Joker, der zum Teil als sehr selbstironische Inkarnation aller Interpretationen dieser Figur auftritt.
Einige Folgen erinnern durchaus an den eher harmlosen Spaßmacher früherer Zeiten, während andere, so weit dies in einer für Kinder und Jugendliche gedachten Serie möglich ist, eher in Richtung „Psychopath der schlimmsten Sorte“ gehen.  
Das Motiv der ungeklärten Vergangenheit taucht ebenfalls wieder auf, genau genommen gibt es nur zwei Andeutungen: Einmal wird erwähnt, der Joker wäre ein erfolgloser Komödiant gewesen, während ihn Rückblicke in dem Spin-off Film „Batman: Mask of the Phantasm“ als Mafiakiller zeigen. Somit wird sowohl auf „The Killing Joke“ als auch auf Tim Burtons „Batman“ angespielt. Auch taucht einmal der Name Jack Napier auf, allerdings wird später erklärt, dass dies nur einer der vielen Decknamen der Person war, die später zum Joker werden sollte.
Vor allem in dem „Batman Beyond“ Film „Return of the Joker“ erleben wir den „Clown Prince of Crime“ als Psychopathen der übelsten Sorte, der Robin auf gewisse Weise etwas ähnlich Schlimmes antut wie seine Comicversion bei Alan Moore.
Die entsprechende Rückblicksszene gehört zum intensivsten, was jemals in den oben genannten Zeichentrickserien gezeigt wurde: http://www.youtube.com/watch?v=6QPGqqLYSjg&feature=related
„Return of the Joker“ liefert auch den Grund dafür, dass der Joker (bzw. diese Version) Batman töten möchte. Hier wird der Hintergrund des erfolglosen Komödianten aufgegriffen; der Joker hasst Batman so sehr, weil dieser sich standhaft weigert, humorlos, wie er nun eben einmal ist, über seine Witze zu lachen.
Davon abgesehen bescherte B:TAS dem Joker auch noch eine Freundin/Dauernervensäge namens Harley Quinn, die ursprünglich nur als einfache Handlangerin auftrat, aber letztendlich derart populär wurde, dass sie sogar für die Comicserien adaptiert wurde. Ihre Ursprungsgeschichte, zum ersten Mal in dem Comic „Mad Love“, von Bruce Timm und Paul Dini erzählt, wurde sogar als Serienfolge adaptiert.  

Zwischen Clown und Psycho: Der Joker aus „Batman: The Animated Series“.

Der Weg ins neue Jahrtausend
Auch außerhalb von Film und Serie ließ der Joker immer wieder von sich hören.
Einen besonders interessanten Blickwinkel auf ihn gewährte uns Grant Morrison in der Graphic Novel „Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth“. Diese Geschichte, gezeichnet, bzw. illustriert von Ausnahmekünstler Dave McKean, gehört wohl mit zu den anspruchsvollsten Batmangeschichten überhaupt. Dort stellt Morrison durch eine Psychiaterin der Arkham-Anstalt eine interessante psychologische Sichweise auf den Joker vor: Ihr, bzw. Morrison zu Folge hat der Joker keine eigene Persönlichkeit, sondern definiert sich selbst jeden Tag neu. Damit gibt er eine in-Universe Erklärung für die vielen verschiedenen Interpretationen des Jokers.

Comics der etwas anderen Art: Dave McKeans Interpretation des Jokers

Ebenfalls interessant ist die schwarzweiße Geschichte „Fallstudie“, geschrieben von Paul Dini und gemalt vom kongenialen Alex Ross. In ihr wird die Hypothese vertreten, dass der Joker keinesfalls wahnsinnig ist, sondern, im Gegenteil, vollkommen berechnend und bei klarem Verstand. Der Wahnsinn wird vom Joker lediglich als Maske benutzt, um seine Ziele ungestraft verfolgen zu können. 
Ansonsten blieben die Auftritte des „Clown Prince of Crime“ während der 90er relativ im Rahmen, das Jahrzehnt durfte er allerdings noch mit einem Knall verabschieden: Während der „Niemandsland“-Storyline ließ man ihn Sarah Essen Gordon, die Frau Comissioner Gordons, töten und so einem von Batmans wichtigsten Verbündeten einen weiteren schweren Schlag zufügen, nachdem er gut zehn Jahre vorher dessen Tochter verkrüppelte.
Auch der Anfang des neuen Jahrzehnts (und Jahrhunderts und Jahrtausends) brachte nicht allzu viel Neues. Trotz kurzzeitiger absoluter Macht (in der Supermangeschichte „Imperator Joker“) gab es nicht wirklich viel Innovation. Erwähnenswert ist noch der Oneshot „The Man Who Laughs“ von Autor Ed Brubaker und Zeichner Doug Mahnke. Diese Geschichte thematisiert, auf der Basis der Rückblicke in „The Killing Joke“, das erste Aufeinandertreffen von Batman und dem Joker in dieser Identität (zuvor war er als „Red Hood“ unterwegs. „The Man Who Laughs“ ist in erster Linie ein für Brubaker typischer Superheldenkrimi, der sein Thema gut und spannend verarbeitet.
Ein wenig merkwürdig ist die Interpretation des Jokers in der Zeichentrickserie „The Batman“: Hier taucht er als barfüßiger und mit grünen Dreadlocks bestückter, etwas affenartiger Akrobat auf. Vom merkwürdigen Aussehen und den Turnereien verhält sich der Joker hier allerdings eher „typisch“, und zeichnet sich vor allem durch irre Verbrechen aus. Von der Genialität der B:TAS-Version ist dieser von Kevin Michael Richardson gesprochene „Clown Prince of Crime“ allerdings weit entfernt.  

Irgendwie merkwürdig: Der Joker aus „The Batman“

2008: Das Jahr des Clowns  
In besagtem Jahr erschien nicht nur ein Werk, das ein neues Licht auf den Joker wirft, sondern gleich drei. Beim ersten handelt es sich natürlich um Chris Nolans Film „The Dark Knight“, zu diesem später mehr.
Die anderen beiden sind die Graphic Novel „Joker“ und die Batman-Storyline „Batman: R.I.P“. 
„Batman R.I.P.“ ist der von langer Hand vorbereitete Höhepunkt von Grant Morrisons Batman-Run. In dieser Story wird Batman dekonstruiert und schließlich (in Grant Morrisons „Final Crisis“-Miniserie) getötet.
Von Batmans klassischer Schurkengallerie ist der Joker der einzige, der an dieser Dekonstruktion beteiligt ist. Morrison präsentiert uns den Joker hier so dämonisch wie nie. Er kennt Batman ganz genau und ist absolut besessen von ihm. Selbst als er Batman ohne Maske sieht, nimmt er diesen Umstand gar nicht wahr. Für ihn gibt es keinen Bruce Wayne, keine Person hinter der Maske, es gibt nur den Dunklen Ritter.

Zwischen Bolland und Ledger: Der Joker in „Batman: R.I.P.“, gezeichnet von Tony Daniels.

 

„Joker“ dagegen zeigt dem Leser ein fast gegensätzliches Bild. Diese Graphic Novel, geschrieben von Brian Azzarello und gezeichnet von Lee Bermejo, liefert eine Jokerinterpretation, die nicht näher an der Realität sein könnte.
Dieser Joker sieht dem aus „The Dark Knight“ zwar durchaus ähnlich – beide zeichnet zum Beispiel ein Glasgow-Smile aus – wurde aber entworfen, bevor es die ersten Promobilder zu „The Dark Knight“ gab.
Auch sonst gibt es einige Gemeinsamkeiten zu Chris Nolans Version des „Clown Prince of Crime“, aber auch fundamentale Unterschiede. Der hier gezeigte Joker steht seinem Film-Pendant in Sachen Grausamkeit und Sadismus in nichts nach. Und auch, was die Wahl seiner Waffen angeht, bleibt dieser Joker bodenständig und beschränkt sich vor allem auf Pistolen und Messer.
Der fundamentale Unterschied besteht aus der Philosophie von Azzarellos Joker; im Gegensatz zu der von Heath Ledger verkörperten Version hat er nämlich keine.
Azzarello und Bermejo präsentieren uns hier einen Gangsterboss, zwar einen extrem wahnsinnigen und sadistischen, aber dennoch einen relativ typischen Gangsterboss. Dieser Joker tut Dinge, die noch keine Inkarnation dieser Figur vor ihm getan hat, er trinkt, nimmt Pillen, schnupft Koks und hat eine sexuelle Beziehung zu Harley Quinn.
Der Dunkle Ritter fehlt in dieser Geschichte fast vollständig, es gibt keine symbiotische Beziehung, keine Gegensatzphilosophie, dieser Joker ist, trotz allem, fast schon gewöhnlich. Batman taucht erst am Ende der Geschichte auf, als der Joker zu sehr über die Stränge schlägt.
Genau diese „Normalität“ des Jokers ist es, neben den tollen, detalliert-dreckigen Zeichnungen von Lee Bermejo, was dieser Geschichte so interessant macht. Denn beim Joker, wo das Abnormale normal ist, wirkt das Normale fremd und innovativ.

Sieht trotz allem nicht normal aus: Lee Bermejos Joker

Das personifizierte Chaos: Heath Ledgers Joker
Werfen wir nun noch einen Blick auf die dritte Live-Action Version des Jokers, gespielt vom tragisch verstorbenen Heath Ledger. Wie aus meiner Kritik zu „The Dark Knight“ und meinem Artikel „Die fünf besten Filmschurken“ vielleicht ersichtlich geworden ist, ist diese Version des „Clown Prince of Crime“ mein persönlicher Favorit.
Der TDK-Joker unterscheidet sich einerseits stark von seinem Comicgegenstück, ist aber andererseits sehr nah an der Vorlage.
Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Joker der einzige ist, der Schminke benutzt um so auszusehen. Das Säurebad wurde vollkommen weggelassen, stattdessen hat er ein Glasgow-Smile.

„Let’s put a smile on that face“ – Heath Ledgers Joker

Dennoch werden viele Elemente aus den Comics aufgegriffen und verwendet, eigentlich mehr, als das bei Jack Nicholsons Figur der Fall. Dazu gehören unter anderem die Multiple-Choice-Vergangenheit aus „The Killing Joker“ (der Joker erzählt zwei verschiedene Geschichten, wie er zu seinen Narben gekommen ist, der Zuschauer erfährt allerdings nie, welche wahr ist oder ob gar beide gelogen sind), die Vorliebe für Verkleidungen aus US-Batman #1 und auch einige der geistigen Attribute stammen direkt aus Alan Moores Meisterwerk.
Im direkten Gegensatz zum „Clown Prince of Crime“ aus Azzarellos Graphic Novel ist er in „The Dark Knight“ schon fast ein nihilistischer Philosoph, der, ähnlich wie bei Moore, zeigen will, dass in jedem von uns etwas Schlechtes steckt. Während ihm das in „The Killing Joke“ allerdings nicht gelingt, da sich Comissioner Gordon, trotz der brutalen Verkrüppelung seiner Tochter als äußerst resistent erweist, hat er in „The Dark Knight“ Erfolg: Harvey Dent wird dank der Psychospiele des Jokers zum wahnsinnigen, vom Münzwurf geleiteten Two-Face.
Wie nicht anders zu erwarten spielt bei Chris Nolan das symbiotische Verhältnis der beiden Widersacher Batman und Joker eine entscheidende Rolle und wird gewissermaßen auf den Punkt gebracht. Auf die Frage von Batman, warum der Joker ihn umbringen wolle, antwortet dieser: „Ich will dich doch nicht umbringen. Was würde ich denn ohne dich machen? Etwa wieder Mafiadealer beklauen? Nein. Du machst mich erst vollkommen.“
Auch hier haben sich Batman und Joker gegenseitig erschaffen, ohne direkt Hand an den jeweils anderen gelegt zu haben, wie das in Burtons Film der Fall. Die Kriminellen haben dafür gesorgt, dass Gotham City einen Batman braucht, während Batman widerrum dafür gesorgt hat, dass die Kriminellen in die Enge getrieben werden und sich deshalb an jemanden wie den Joker wenden.
Nicht umsonst ist eines der großen Themen von „The Dark Knight“ die Eskalation.
Dass Heath Ledger die Figur nebenbei noch ausgezeichnet spielt und jede Szene, in der er auftaucht absolut dominiert braucht wohl nicht mehr zusätzlich erwähnt werden.
Wer einen Eindruck von Heath Ledgers Joker bekommen oder sich ihn zurück in Erinnerung rufen möchte, sollte sich eine der Kernszenen des Films zu Gemüte führen:
http://www.youtube.com/watch?v=u8PxG5zvgOM

Was wäre wenn: Der Joker in Elseworlds  
Seit dem Oneshot „Gotham by Gaslight“ aus dem Jahr 1989, in dem ein Batman in der viktorianischen Ära gezeigt wurde, wandten sich mehr Autoren den Elseworld-Comics zu, Was-wäre-wenn Geschichten, in denen die Autoren fast völlig freie Hand haben und mit ihren Helden und Schurken alles mögliche machen können. Der Held, der am öftesten in Elseworld-Geschichten auftritt, ist, wen wundert es, natürlich der Dunkle Ritter. Und auch der Joker darf in vielen dieser Storys auftauchen – zu vielen, um sie hier zu thematisieren oder gar zu interpretieren. Dennoch will ich einige davon aufzählen, um zu zeigen, was man mit dem Joker so alles machen kann.  
So existiert sogar eine Variante des Jokers, die nicht schurkisch ist; auf Erde 3, einem Paralleluniversum, sind alle Helden Schurken und alle Schurken Helden. Batman nennt sich dort zum Beispiel Owlman und ist ein Verbrecher, während der Joker, bzw. Jokster ein Held ist. Bezeichnenderweise hat der Jokster violettes Haar und einen grünen Anzug.  
Auch eine weibliche Variante konnte schon gesichtet werden, in Howard Chaykins und Dan Breretons „Batman: Thrillkiller“, einer 60er Jahre Variante, in der nicht Batman, sondern Batgirl alias Barbara Gordon den Batmythos begründet, ist der Hauptfeind ein weiblicher, aber keinesfalls zimperlicher Joker.  
Auch einen Cyborg-Joker gab es schon, nämlich in „Batman: Nosferatu“ von Ted McKeever und Randy und Jean-Marc Lofficier, einer Hommage an den deutschen Stummfilm.  
In „Batman: Bloodstorm“ von Doug Moench und Kelley Jones erleben wir den Joker schließlich an Anführer einer Gruppe von Vampiren, auch wenn der Joker selbst kein Untoter ist, und in „Dark Joker: The Wild“, vom selben Team, ist er ein Gehirne verspeisender Schwarzmagier.  
Besondere Erwähnung muss noch der „Clown Prince of Crime“ in Frank Millers und Jim Lees Serie „All Star Batman“ finden, zwar keine Elseworldgeschichte im engeren Sinne, sondern eher eine Art Prequel zu „The Dark Knight Returns“, aber dennoch…  
Dieser Joker ist vermutlich der einzige, der niemals grinst und, trotz grünen Haaren, weißer Haut und roten Lippen, bierernst herüberkommt, wenn auch nicht weniger abgründig. 
Man sieht also, den Joker kann es in jeder nur erdenklichen Variante geben, die hier aufgezählten sind nur ein kleiner Teil.  

Und als Fazit?  
Was ist es nun, das den Joker zu diesem Status unter den Schurken des Dunkeln Ritters führt? Es hängt natürlich auch mit seinen Taten zusammen, aber vieles liegt auch im grundlegenden Charakter und der Konzeption der Figur.  
In gewisser Hinsicht ist der Joker das genaue Gegenteil zu Batman. Beide Figuren pervertieren auf gewisse Weise das Bild von Gut und Böse.  
Normalerweise ist das Böse schwarz, arbeitet mit Furcht und Schatten und ist finster und grimmig, während das Gute „bunt“ ist, fröhlich und sich oft durch ein Lächeln, das Sinnbild des guten Willens auszeichnet.  
Bei Batman und Joker sind diese Eigenschaften genau vertauscht. Der Gute wendet die Mittel des Bösen an, trägt schwarz und arbeitet mit Furcht, während der Böse in knallbunten Farben auftritt und die positive Wirkung des Lächelns ins Gegensätzliche verkehrt.  
Diese Ansatz wird in „The Dark Knight“ sogar noch sehr viel weiter geführt, in dem der Joker praktisch die Normalität pervertiert. Er trägt teuere Designerklamotten, kümmert sich aber nicht um sie und wirkt so verkommen. Bei Heath Ledgers Performance, bzw. in der Film-Realität bei den Auftritten des Jokers, sitzt jede Bewegung und ist genau berechnet: Als der Joker zum Beispiel seine Haare zurückstreicht, als er Rachel erblickt, ist das volle Absicht, um sich über die Normalität dieser Geste lustig zu machen.  
Wie am Anfang bereits erwähnt ist der Joker einer der mit Abstand faszinierendsten Schurken, und kaum ein anderer wurde so oft und so unterschiedlich interpretiert. Nicht erst seit Heath Ledger übt der „Clown Prince of Crime“ eine enorme Anziehung auf Autoren, Zeichner und Leser gleichermaßen aus, die auch nach 70 Jahren ungebrochen ist. Der Joker ist zu einer Ikone geworden und gilt vielen als der größte Schurke aller Zeiten. Und das auch in meinen Augen nicht ganz zu unrecht.