Art of Adaptation: Saruman der Weiße

Saruman der Weiße ist einer der profiliertesten bösen Zauberer der Literatur und Filmgeschichte, was wohl allerdings primär mit seiner Darstellung durch Christopher Lee in den Filmen von Peter Jackson zusammenhängt. In „The Fellowship of the Ring“ und „The Two Towers“ fungiert er als primäres Gesicht des Bösen, was im Roman deutlich anders ist. Gerade deshalb drängt sich eine ausführliche vergleichende Betrachtung der Rolle des Weißen Zauberers im Roman und der Filmtrilogie (sowie den anderen Adaptionen) regelrecht auf.

Saruman of Many Colours
Gerade wenn man zuerst die Filme gesehen hat, mag es verwundern, dass Saruman nur drei (vier, rechnet man den wortlosen Aufttritt im Fangorn mit) Mal tatsächlich im Roman auftaucht – zusätzlich zu einem von Gandalf sehr szenisch erzählten Rückblick beim Rat von Elrond in „The Fellowship of the Ring“. Hier erlebt man als Leser Saruman zuerst durch Gandalfs Augen – dementsprechend wird auch keine äußere Beschreibung geboten, bis auf den Farbwechsel von Sarumans Gewand, das zuerst weiß ist und dann konstant seine Farbe wechselt. Mit seinem Wechsel zur „dunklen Seite“ gibt Saruman die weiße Farbe auf und nimmt den Titel „Saruman of Many Colours“ („Saruman der Vielfarbige“ bei Carroux, „Saruman der Bunte“ bei Krege“) an. Auch scheint sich Saruman am Ringschmieden versucht zu haben, jedenfalls wird dies durch den Ring, den er am Finger trägt, sowie den Beinamen Saruman „Ring-maker“, den er sich selbst gibt, impliziert. Es sind vor allem seine Worte, die Gandalf vermittelt, und genau durch diese unterscheidet sich Saruman von allen anderen Figuren. Tom Shippey verweist mehrfach darauf, dass Saruman die wahrscheinlich modernste Figur Tolkiens ist, was primär über die Sprache vermittelt wird. Während die Hobbits im Stil des ländlichen, edwardianischen England plaudern und viele andere Figuren deutlich antiquierter parlieren, drückt sich Saruman wie ein moderner Politiker aus und bedient sich hohler Phrasen, die alles oder nichts aussagen können – nicht von ungefähr zieht Shippey hier eine Parallele zum „Double Think“ aus Orwells „1984“.

Zum ersten Mal wirklich begegnet der Leser Saruman am Ende von „The Two Towers“, nachdem die Armeen des Zauberers in der Schlacht um die Hornburg vernichtet wurden. Hier werden sowohl Sarumans Äußeres als auch seine Stimme – nach ihr ist immerhin das entsprechende Kapitel benannt – zum ersten Mal beschrieben. Es ist bezeichnend, dass die anwesenden Figuren, Gimli, Legolas, Aragorn und die Rohirrim, Sarumans Stimme hören, bevor sie den Zauberer sehen. „Suddenly another voice spoke, low and melodious, its very sound an enchantment. Those who listened unwearily to that voice could seldom report the words that they had heard; and if they did, they wondered, for little power remained in them. Mostly they remembered only that it was a delight to hear the voice speaking, all that it said seemed wise and reasonable, and desire awoke in them by swift agreement to see wise themselves. When others spoke, they seemed harsh and uncouth by contrast; and if they gainsaid the voice, anger was kindled in the hearts of those under the spell.” (Tolkien, J. R. R.: The Lord of the Rings Part 3: The Return of the King. London 2007 [1955], S. 754) Saruman wird durch seine Stimme als Demagoge höchsten Ranges charakterisiert, bei dem was er sagt perfekt zu der Art und Weise, wie er es sagt, passt. Schon aus Gandalfs Erzählung wird ersichtlich, dass Sarumans Worte selten Substanz haben; diese Substanzlosigkeit passt perfekt zur Wirkung der Stimme, wie Tolkien sie beschreibt.

Bezüglich der Äußerlichkeit wird immer wieder auf die Ähnlichkeit zwischen Gandalf und Saruman angespielt; mehr als einmal wird der eine mit dem anderen verwechselt. Saruman wird beschrieben als „an old man, swathed in a great cloak, the colour of which was not easy to tell, for it changed if they moved their eyes or if he stirred. His face was long, with a high forehead, he had deep darkling eyes, hard to fathom, though the look that they now bore was grave and benevolent, and a little weary. His hair and beard were white, but strands of black still showed about his lips and ears.” (Tolkien, J. R. R.: The Lord of the Rings Part 3: The Return of the King. London 2007 [1955], S. 754). Zur Jackson-Version kommen wir zwar erst später, aber mal ehrlich: Wenn das nicht eine perfekte Beschreibung von Christopher Lee ist…

In diesem Kapitel erlebt der Leser Saruman zum einzigen Mal auf der Höhe seiner Macht – zumindest bzgl. seiner Fähigkeiten; seine Ressourcen sind bereits erschöpft. Vor allem erleben wir aber auch, welche Schwächen die Stimme als magische Fähigkeit besitzt. Darüber hinaus wird Saruman als übermäßig stolz, arrogant und uneinsichtig charakterisiert. Trotz seiner Niederlage weigert er sich beharrlich, Irrtümer und Fehler einzugestehen – alle anderen sind die Schuldigen. Diese Einstellung kommt auch bei Sarumans nächstem Auftritt wieder zutage. Nach der Zerstörung des Rings und Aragorns Krönung befinden sich Gandalf, die Hobbits, Galadriel, Celeborn und Elrond auf dem Heimweg, als sie zwei abgerissenen Bettlern begegnen, bei denen es sich um niemand anderes als Saruman und Schlangenzunge handelt. Hier erleben wir den Kontrast zum vorherigen Auftritt, zumindest bezüglich Sarumans Äußerem und seiner Stimme, die jetzt „cracked and hideous“ klingt. Seine Einstellung ist allerdings immernoch dieselbe; alles, was ihm angetan wurde, ist kriminell und schurkisch, alles was er anderen angetan hat, ist gerechtfertigt. Daran hat sich auch in seiner dritten großen Szene im Auenland nichts geändert. Hier zeigt er, was an schurkischen Gemeinheiten noch in ihm steckt, indem er das Auenland vor den Hobbits erreicht, eine Diktatur errichtet und es verwüstet – „a littel mischief in a mean way“, um Gandalf zu zitieren. Hier ist Saruman in der Lag, die magischen Kräfte seiner Stimme noch einmal zu bemühen, auch wenn er bald darauf Schlangenzunges Dolch zum Opfer fällt.
Das erneute Lesen dieser Abschnitte aus „The Lord of the Rings“ und die dort dargestellte Geisteshaltung Sarumans hat mich äußerst stark an einen gewissen Ex-Präsidenten der USA erinnert, der in etwa gleich gut mit Niederlagen umgehen kann wie der Weiße Zauberer – und seinerseits über genügend schlangenzüngige Vasallen gebietet. Hier zeigt sich sehr schön, wie aktuell Literatur auf einmal wieder werden kann.

Noch etwas mehr über Sarumans Motivationen, Antriebe und sein Verhältnis zu Gandalf, das im LotR eher impliziert wird, erfahren wir in „Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth“, einer Sammlung größtenteils unvollendeter Schriften und Essays zu Mittelerde, die Christopher Tolkien 1980 herausgab. In „Concerning Gandalf, Saruman and the Shire“ schreibt Tolkien: „Saruman soon became jealous of Gandalf, and this rivalry turned at last to a hatred, the deeper for being concealed, and the more bitter in that Saruman knew in his heart that the Grey Wanderer had the greater strength, and the greater influence upon the dwellers in Middle-earth, even though he hid his power and desired neither fear nor reverence. Saruman did not revere him, but he grew to fear him, being ever uncertain how much Gandalf perceived of his inner mind, troubled more by his silences than by his words. So it was that openly he treated Gandalf with less respect than did others of the Wise, and was ever ready to gainsay him or to make little of his counsels; while secretly he noted and pondered all that he said, setting a watch, so far as he was able, upon all his movements.“ (Tolkien, J. R. R.; Tolkien, Christopher: Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth. London 2014 [1980], S. 451 f.).

The Voices of Saruman

Bevor wir zur Christopher-Lee-Version der Figur kommen, werfen wir kurz einen Blick auf drei andere Adaptionen des „Lord of the Rings“: Das BBC-Hörspiel aus dem Jahr 1981, das deutsche Gegenstück des WDR, das 1991 ausgestrahlt wurde, und Ralph Bakshis Zeichentrickadaption (1981). Sowohl der Film als auch das englische Hörspiel erzählen Gandalfs Gefangenschaft direkt und nicht im Rahmen eines Rückblicks. Die BBC-Adaption beinhaltete darüber hinaus auch die Säuberung des Auenlands und dürfte damit die einzige dramatische Adaption sein, dieses Kapitel des Romans berücksichtigt. Die jeweiligen Szenen sind sehr wortgetreue Umsetzungen, Sarumans Sprecher Peter Howell weiß es, eine ordentliche Portion Autorität zu vermitteln. Seine Stimme scheint leicht nachbearbeitet und mit zusätzlichem Hall versehen zu sein, wodurch ihre magischen Eigenschaften dargestellt werden sollen. Im WDR-Hörspiel dagegen taucht Saruman nur einmal im Rahmen der Isengard-Konfrontation auf, da Gandalfs Gefangennahme genau wie im Roman nur von ihm erzählt wird und die Säuberung des Auenlands der Schere zum Opfer fiel. Auch hier wurde Sarumans Stimme nachträglich bearbeitet. Da das WDR-Hörspiel außerdem Gebrauch von einem Erzähler macht, kann es die Wirkung von Sarumans Stimme einfacher vermitteln. Der vielleicht interessanteste Aspekt dieser Adaption ist der Versuch, die Ähnlichkeit zwischen Gandalf und Saruman allein über die Tonspur herzustellen – hier wird Saruman genau wie Gandalf von Manfred Steffen gesprochen.

In Ralph Baskshis LotR-Adaption tritt Saruman in zwei Szenen auf – da der Zeichentrickfilm an etwa derselben Stelle endet wie Jacksons „The Two Towers“ fallen sowohl die Konfrontation in Isengard als auch die Säuberung des Auenlandes weg. Wie so oft trafen Bakshi und Konsorten auch bei Saruman einige merkwürdige Entscheidungen. Obwohl beide Beinamen des Zauberers erwähnt werden, trägt er weder weiße, noch vielfarbige, sondern rote Gewänder, was ihn in Kombination mit dem üppigen weißen Rauschebart wie einen fiesen Weihnachtsmann wirken lässt. Auch stimmlich erinnert wenig an Tolkiens Demagoge, Fraser Kerr klingt mit seiner gepressten Aussprache eher so, wie man sich Schlangenzunge vorstellen würde. Gandalfs Festsetzung auf dem Orthanc ist recht vorlagengetreu umgesetzt; die Dialoge stimmen zumindest inhaltlich mit denen des Romans überein. Sarumans zweiter Auftritt beinhaltet einen kurze Rede an seine Truppen vor der Schlacht um Helms Klamm. Zum Schluss noch ein interessantes Detail: Zwischenzeitlich hielten die Produzenten die Namen „Sauron“ und „Saruman“ für zu ähnlich und beschlossen, den bösen Zauberer in „Aruman“ umzubenennen. Dabei blieb es zwar nicht, aber trotzdem taucht „Aruman“ immer wieder in den Dialogen auf.

The White Wizard Is Cunning

Selbst in der wirklich exzellent besetzten LotR-Trilogie gibt es kaum ein Casting, dass derart ideal ist: Wer anderes als Sir Christopher Lee hätte auch Saruman den Weißen spielen sollen? Lee selbst war zum Zeitpunkt, da Jackson die Filme drehte, bereits langjähriger Tolkien-Fan, hatte den Professor sogar einmal persönlich getroffen und träumte stets davon, in einem potentiellen Film Gandalf zu spielen. Als die Dreharbeiten dann schließlich losgingen, waren allerdings sowohl Jackson als auch Lee selbst der Meinung, er sei inzwischen zu alt für die physisch doch durchaus fordernde Rolle des Gandalf – Saruman hingegen war natürlich perfekt. Lee hatte ja bereits das Gesicht, das Tolkien im Roman beschreibt, zusätzlich zu einer der beeindruckendsten Stimmen des Filmgewerbes, von seiner Leinwandpräsenz und seiner Erfahrung mit Filmschurken gar nicht erst zu sprechen. Da verwundert es kaum, dass Jackson und seine Co-Drehbuchautoren Fran Walsh und Philippa Boyens Sarumans Rolle kräftig ausbauten und ihn in „The Fellowship of the Ring“ und „The Two Towers“ quasi zum Gesicht des Bösen machten. Angesichts der Tatsache, dass auch hier die Säuberung des Auenlands der Schere zum Opfer fiel, ist es besonders ironisch, dass die einzige Saruman-Szene, die direkt aus dem Roman stammt, in der Kinofassung von „The Return of the King“ fehlte. Aber der Reihe nach.

Wie schon in der Bakshi-Adaption und im BCC-Hörspiel erleben wir als Zuschauer Gandalfs Gefangennahme durch Saruman in Echtzeit und nicht nur in einer Erzählung (es ist sogar gut möglich, dass Jackson strukturell von diesen beiden Adaptionen inspiriert wurde). Die Szene selbst spielt sich ähnlich wie im Roman ab, auch wenn der Dialog abgewandelt und um ein Duell der beiden Zauberer erweitert wurde – vielleicht nicht ganz im Sinne des Professors, aber doch ein beeindruckender Weg um zu zeigen, dass Saruman Gandalf (noch) überlegen ist. Auf „Saruman of Many Colours“ verzichtet der Film allerdings, vermutlich weil ein ständig seine Farbe wechselndes Gewand in einer visuellen Umsetzung sehr merkwürdig gewirkt hätte. Neben diesem einen buchbasierten Auftritt gibt es in „The Fellowship of the Ring“ allerdings noch viele weitere Saruman-Szenen. Jackson zeigt hier die Entwicklung Isengards vom Turm mit Garten zur Industriestätte, die im Roman rückblickend erläutert wird; Saruman nimmt Orks in seine Dienste, lässt die Bäume in der Umgebung fällen, züchtet Uruku-hai und ist ziemlich direkt für den Abstecher der Gefährten nach Moria verantwortlich. All das funktioniert dramaturgisch ziemlich gut, weil das zusätzliche Wissen, dass der Zuschauer gegenüber den Mitgliedern der Gemeinschaft hat, die Spannungsschraube anzieht und zugleich Erklärungen und Erläuterungen, die im Roman im Erzähltexte vorkommen, nicht in den Dialogen untergebracht werden müssen. Außerdem gilt bekanntermaßen die Formel „Mehr Leinwandpräsenz von Christopher Lee=besserer Film“.

Der vielleicht größte Unterschied zwischen Film- und Buchversion der Figur ist wohl das Maß an Eigeninitiative. Bei Tolkien versucht Saruman, zu einer eigenständigen Macht in Mittelerde zu werden und äfft den Dunklen Herrscher dabei nach, wobei Orthanc als „minderer“ Barad-Dûr fungiert. Wo Buch-Saruman eher unwillentlich für Sauron arbeitet, wie es viele böse Wesen tun, verbündet sich Film-Saruman sehr eindeutig mit Sauron: „The power of Isengard is at your command, Sauron, Lord of the Earth.“ Zu Beginn des zweiten Films spricht der Weiße Zauberer gar vom Bündnis der zwei Türme. Die „Saruman-Interludien“ werden auch in „The Two Towers“ fortgesetzt – inklusive einer ähnlichen Motivationsansprache wie im Bakshi-Film, die Christopher Lee deutlich besser zu vermitteln weiß als Fraser Kerr.

In der Special Extended Edition von „The Return of the King“ erleben wir dann endlich auch eine tatsächlich sehr vorlagengetreue Umsetzung des Kapitels „The Voice of Saruman“, deren Fehlen in der Kinofassung Christopher Lee nachvollziehbarerweise sehr verstimmte. Zu großen Teile übernahmen Jackson, Walsh und Boyens die Worte, die Tolkien seinen Figuren in dieser Szene in den Mund legte, eins zu eins, sie fügten lediglich ein wenig Grandeur hinzu, indem Saruman die Helden beispielsweise von der Spitze des Orthancs aus beleidigt und nicht wie im Roman auf seinem Balkon. Auch der Feuerball, den der Weiße Zauberer auf Gandalf schießt, taucht bei Tolkien nicht auf, mit ihm schließt sich allerdings der Kreis, denn nun können Sarumans magische Attacken Gandalf, anders als in „The Fellowship of the Ring“, nichts mehr anhaben. Die Wirkung von Sarumans Stimme auf das Innenleben der Figuren lässt sich im Film freilich relativ schwierig vermitteln, aber ich denke, über die Reaktionen der Darsteller ist dies so gut gelungen, wie es eben möglich ist. Zugegeben ist Christopher Lees sonorer Bass vielleicht nicht ganz so einschmeichelnd, wie es Sarumans Stimme im Roman ist – hier passt die Umsetzung aus dem WDR-Hörspiel in meinen Augen am besten. Da die Säuberung des Auenlands geschnitten wurde, endete das Gespräch nicht mit Sarumans Rückzug, stattdessen ersticht Schlangenzunge ihn hier, auf der Spitze des Orthanc, woraufhin der Leichnam des Weißen Zauberers nach unten fällt und auf einem Rad aufgespießt wird – wohl primär deshalb, weil Jackson nach eigener Aussage der letzte Regisseur sein wollte, der den Dracula-Darsteller Lee pfählt.

Leave Sauron to Me

Saruman der Weiße kommt in Tolkiens „The Hobbit“ zwar nicht vor, da Peter Jackson sich aber entschloss, diverse Elemente aus dem LotR – vor allem die Vertreibung Saurons aus Dol Guldur, die zeitgleich mit den Ereignissen des Romans stattfinden – miteinzubeziehen, darf Saruman in „An Unexpected Journey“ und „The Battle of the Five Armies“ zwei kurze Auftritte absolvieren. Diesen retten zwar weder die Hobbit-Trilogie im Gesamten noch den spezifischen Handlungsstrang im Besonderen, aber dennoch ist es schön, Christopher Lee noch einmal in dieser Rolle zu sehen, besonders wenn man das Behin-the-Scenes-Material gesehen hat. Lee war offenbar sehr begeistert, dass er einmal Saruman als „good, decent and noble man“ (Quelle) vor seiner Korruption durch Sauron spielen durfte. In „An Unexpected Journey“ scheint Gandalf Saruman als etwas nervigen Boss wahrzunehmen, der seinen Standpunkt einfach nicht verstehen möchte. Ein nettes Detail ist Sarumans negative Meinung zu Radagast dem Braunen, die im Roman „The Fellowship of the Ring“ kurz thematisiert und nun in „An Unexpected Journey“ aufgegriffen wird. In „The Battle of the Five Armies“ kommt Saruman Gandalf dennoch zusammen mit Elrond und Galadriel zu Hilfe und wir erleben Action-Saruman, was leider etwas albern wirkt. Dennoch, seine letzte Dialogzeile, „Leave Sauron to me“, ist einer der wenigen Gänsehautmomente in diesem Film. Lee ist überzeugt: „And he means it.“ (Quelle)

Siehe auch:
Art of Adaptation: Tolkiens Erzählstruktur und Dramaturgie

7 Gedanken zu “Art of Adaptation: Saruman der Weiße

  1. Ein ausgezeichneter Artikel!
    Darüber, die Figur des Saruman als modernste Figur der Tolkien-Trilogie zu charakterisieren, habe ich bislang nicht nachgedacht. Aber es ergibt meines Erachtens durchaus Sinn, insbesondere, wenn man die konkrete Formulierung seiner Aussagen in den Blick nimmt. Das muss ich unbedingt noch einmal nachlesen.

    1. Vielen Dank. Wie schon im Artikel erwähnt würde ich in diesem Kontext auch unbedingt zu Büchern von Tom Shippey raten, gerade was die sprachliche bzw. philologische Ebene angeht, hat Shippey einiges an interessanten Inhalten zu vermitteln. Bzgl. Sprachstil und Ausdrucksweise ist beispielsweise auch Smaug eine sehr interessante, weil moderne Figur.

  2. Wow! Was für ein umfassender Artikel – sehr interessant. Schließe mich da Jana an – ich habe Saruman bisher auch nicht zwingend als modern(st)e Figur betrachtet und sehe das jetzt anders. Über den „fiesen Weihnachtsmann“ musste ich sehr lachen.

    1. Freut mich, dass er gefällt 😉
      Saruman ist praktisch die Figur, die Fortschritt um des Fortschritts Willen möchte. Wie sagt Baumbart noch so schön? „Er hat nur noch Räder und Maschinen im Kopf.“ Das Gegenstück wäre Denethor, der regressive Erzkonservative, der den Status Quo um jeden Preis beibehalten bzw. die glorreiche Zeit seiner Väter wiederbringen will, sich aber gegen eine Rückkehr des Königs und damit das Anbrechen eines neuen Zeitalters vehement sträubt. Interessanterweise werden beide von Sauron durch den Palantír beeinflusst.

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