The Satanic Rites of Dracula

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Story: Im London des Jahres 1974 treibt ein mysteriöser Kult sein Unwesen, der im Rahmen satanischer Rituale bestialisch Menschen ermordet. Der ermittelnde Scotland-Yard-Inspektor Murray (Michael Coles) zieht den okkulten Experten Lorrimer Van Helsing (Peter Cushing) zu Rate – beide hatten zwei Jahre zuvor bereits mit ähnlichen Vorfällen zu tun. Und tatsächlich, wie könnte es anders sein, ist Dracula (Christopher Lee) zurückgekehrt und gibt sich als reicher Firmenchef D. D. Denham aus. Seine wahren Absichten sind allerdings weit finsterer, als sich sowohl seine Gegner als auch seine reichen Anhänger ausmalen können, denn dieses Mal plant der Graf das Ende der Welt. Zu diesem Zweck möchte er eine mörderische Seuche entfesseln…

Kritik: „The Satanic Rites of Dracula” ist der letzte Film, in dem Lee für die Hammer Studios den Grafen mimt, allerdings nicht der letzte, in dem das britische Studio Dracula auftreten lässt. Ursprünglicher Arbeitstitel des 1974 erschienen Films war „Dracula is Dead … and Well and Living in London“, gegen den Lee jedoch vehement protestierte. Ohnehin nahm er an diesem Projekt nur noch unter großem Widerwillen teil und distanzierte sich im Nachgang endgültig von dem Vampirgrafen, den er so häufig gespielt hatte. Alan Gibson führte, wie schon beim Vorgänger Regie und auch Drehbuchautor Don Houghton war nach wie vor mit von der Partie.

Diesem Umstand dürfte es wohl geschuldet sein, dass „The Satanic Rites of Dracula” inhaltlich ziemlich direkt an “Dracula A.D. 1972” anknüpft, neben Lees Dracula und Cushings Van Helsing kehrt auch Michael Coles als Inspektor Murray zurück, auf die Ereignisse des Vorgängers wird mehrfach angespielt und Van Helsings Enkelin Jessica ist ebenfalls wieder mit von der Partie, um vor blutgierigen Vampiren gerettet zu werden. Gespielt wird sie dieses Mal jedoch von Joanna Lumley statt von Stephanie Beacham. Stilistisch und inszenatorisch finden sich jedoch große Unterschiede, sowohl zum direkten Vorgänger als auch zu den restlichen Hammer-Filmen. War „Dracula A.D. 1972“ ein relativ typischer Hammer-Film mit aggressiver 70er-Amtosphäre, so ist „The Satanic Rites of Dracula“ über weite Strecken inszeniert wie ein Thriller (allerdings kein besonders atemberaubender) und borgt sich zudem Elemente von Bond-Filmen aus. Tatsächlich agiert Dracula hier weniger wie das animalische Raubtier, als das ihn Hammer sonst oft darstellte, sondern eher wie ein 007-Schurke. Das führt zu einigen interessanten Situationen, so darf sich der Graf gegenüber Van Helsing beispielsweise erstmals als Mensch ausgeben – interessanterweise scheint Lee dabei Bela Lugosis Akzent zu imitieren.

Zudem verleihen Gibson und Houghton dem Grafen eine Motivation, die über die Gier nach Blut hinausgeht, hier hat Dracula einen Todeswunsch, möchte aber gewissermaßen die gesamte Welt mitnehmen, eben indem er eine Seuche entfesselt. Dieser Masterplan gehört zu den primären Elementen, die sofort an Ernst Stavro Blofeld denken lassen. Draculas reiche Unterlinge glauben fälschlicherweise, er wolle die Welt mit einer Seuche erpressen, was genau Blofelds Plan in „On Her Majesty’s Secret Service“ entspricht.  Zugleich passt dieses Handlungselement nicht so recht zu dem Kult und den satanischen Elementen – Lee hatte gegen beides Einwände, da ihm diese Deutung der Figur wieder einmal viel zu weit von Stokers Roman entfernt war. Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass hier zumindest interessante Ansätze vorhanden sind und man versuchte, der Filmreihe einen innovativen neuen Spin zu verleihen. Leider lässt die Umsetzung ein weiteres Mal zu wünschen übrig. Obwohl „The Satanic Rites of Dracula“ abermals in den 70er spielt, distanzierte man sich doch von der 70er-Stimmung und den Hippie-Elementen. Das Problem dabei ist, dass der Film über weite Strecken recht öde daherkommt. Und wenn das einmal nicht der Fall ist, kehren Gibson und Houghton dann leider doch wieder zu diversen Albernheiten zurück. Dieses Mal sterben Draculas vampirische Handlanger beispielsweise durch einen Deckensprinkler – nach der Dusche im vorherigen Teil der Serie ist das wohl der nächste logische Schritt. Der Graf selbst wird durch einen Weißdornbusch besiegt – eine weitere Vampirschwäche. Dracula verfängt sich in besagtem Busch, sodass Van Helsing ihn gemütlich pfählen kann.

Alles in allem erweist sich dieses versuchte Neuausrichtung der Filmreihe, die ihr wahrscheinlich den finalen Todesstoß versetzte, als nicht besonders gelungen. Gerade, wenn man auf die gotische Atmosphäre der Hammer-Filme steht, ist „The Satanic Rites of Dracula“ eine Enttäuschung auf ganzer Linie, da er, wie erwähnt, aussieht und sich anfühlt wie ein (ziemlich günstig produzierter) Thriller. Vielleicht braucht ein Hammer-Film einfach das viktorianische Ambiente… Der einzige Grund, sich „The Satanic Rites of Dracula“ anzusehen, ist die finale Interaktion von Cushings Van Helsing und Lees Dracula – Letzterer lässt es sich auch dieses Mal nicht nehmen, noch Stoker-Zitat einzufügen. Die beiden Horror-Ikonen sind nach wie vor über jeden Zweifel erhaben, sobald sie jedoch nicht Teil der Szene sind, fällt es dem Film schwer, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.

Fazit: „The Satanic Rites of Dracula” versucht sich an einer inhaltlichen und atmosphärischen Neuausrichten der Filmreihe, scheitert aber auf so ziemlich ganzer Linie, selbst der unterhaltsame Trash-Faktor des Vorgängers fehlt. Nur für Komplettisten und Fans von Cushing und Lee geeignet.

Trailer

Bildquelle

Siehe auch:
Geschichte der Vampire: Dracula – Hammers Graf
The Brides of Dracula
Dracula: Prince of Darkness
Dracula Has Risen from the Grave
Taste the Blood of Dracula
Scars of Dracula
Dracula A.D. 1972
Art of Adaptation: Nachts, wenn Dracula erwacht
Dracula (BBC/Netflix)

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