Darth Sidious: Karriere eines Imperators


Bis 1999 kannten ihn die meisten nur als „den Imperator“: Obwohl Star-Wars-Fans, die sich mit der Materie etwas intensiver auseinandersetzten, schon lange wussten, dass der Herrscher des Imperiums den Namen Palpatine trägt, war er für die meisten Kinozuschauer viele Jahre lang nur unter seinem Titel bekannt, eine entmenschlichte Verkörperung des Bösen, beschränkt auf die Funktion als übler Diktator. Die Prequels sorgten schließlich dafür, dass er als Palpatine bekannt wurde und gaben ihm zugleich einen neuen Namen, der in meinen Augen der Name seine wahren Selbst ist: Darth Sidious. Senator, Kanzler, Imperator, Sith-Lord: Palpatine hat als fiktive Figur eine höchst interessante Karriere hinter sich, die näher zu beleuchten ein ebenso umfangreiches wie lohnenswertes Unterfangen ist; eines, das ich schon seit langem Plane. Oder, um es in seinen Worten zu sagen: „The time has come.“ Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es soll nicht jeder einzelne Auftritt von Palpatine thematisiert oder erwähnt werden, viel mehr möchte ich die Entwicklung aufzeigen, die diese, meine Lieblingsfigur aus Star Wars, seit ihrer Entstehung durchlaufen ist.

„Before the Dark Times, Before the Empire”: Proto-Palpatine
Eine Imperator-Figur findet sich bereits in diversen frühen Treatments und Drehbuchentwürfen von George Lucas, wenn auch mit diversen unterschiedlichen Namen und noch ziemlich weit vom späteren Palpatine entfernt. Bereits in dem 1973 entstandenen, vermutlich frühesten Entwurf wird ein „Emperor Ford Xerxes XII“ erwähnt, benannt natürlich nach dem allseits bekannten und beliebten persischen Monarchen. Mit Abstand am ergiebigsten ist der Entwurf aus dem Jahr 1974 mit dem Titel „The Star Wars“, der Jahrzehnte später, nämlich 2013/14, von J. W. Rinzler als Comic umgesetzt wurde – immer ein lohnendes Studienobjekt, wie Star Wars auch hätte ausfallen können. In diesem Entwurf bzw. diesem Comic tritt ein Imperator namens Cos Dashit auf, der sowohl bezüglich des Aussehens als auch der Persönlichkeit eher an Tarkin als an Palpatine erinnert – wie sein Nachfolger initiierte er allerdings ebenfalls eine Jedi-Säuberung. In einem erweiterten Entwurf trug diese Figur zwischenzeitlich den Namen Son Hhat, war ansonsten aber identisch.

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Cos Dashit, Palpatines „Vorgänger“

„A New Hope“ bietet nicht viele Informationen über den Herrscher des Imperiums, er wird nur einmal erwähnt, während der Besprechung auf dem Todesstern erklärt Tarkin, der Senat werde keinen Ärger mehr machen, da der Imperator dieses letzte Überbleibsel der Alten Republik aufgelöst habe. In der deutschen Synchronisation ist an dieser Stelle noch vom „Kaiser“ die Rede, was theoretisch auch die korrekte Übersetzung des Wortes „emperor“ wäre. Der lateinische „imperator“ ist formal gesehen ein Befehlshaber, jemand, der ein „imperium“, also eine Befehlsgewalt innehat. Gemeinhin wurden Feldherren in der Schlacht von ihren Truppen zum Imperator ausgerufen und durften anschließend nach siegreicher Heimkehr in Rom einen Triumphzug abhalten. Dementsprechend gab es gerade zur Zeit der Römischen Republik viele Imperatoren, so gut wie alle großen Feldherren, von Lucullus über Pompeius bis Caesar, schmückten sich zum einen oder anderen Zeitpunkt mit diesem Titel. Augustus adaptierte den Titel schließlich als Teil seines Namens (Imperator Caesar Divi Filius Augustus), was ihm spätere Kaiser nachmachten, bis Imperator irgendwann zum festen Bestandteil der Kaisertitulatur wurde, was auch spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation übernahmen. Und natürlich wurde „Imperator“ zur Grundlage des Wortes für Kaiser in Englisch und den romanischen Sprachen, während der deutsche „Kaiser“ und der russische „Zar“ auf „Caesar“ zurückzuführen sind. Lange Rede, kurzer Sinn, auf Deutsch ist „Imperator“ als Synonym für „Kaiser“ zumindest fragwürdig – da es sich bei Star Wars aber in letzter Konsequenz um Space-Fantasy handelt, passt es eigentlich ziemlich gut, gerade im Hinblick auf Fantasie-Ränge wie „Moff“ (der in früheren Romanen gerne fälschlicherweise mit „Mufti“ übersetzt wurde) und unter Einbeziehung der Ränge, die sich tatsächliche Diktatoren oft gaben (bspw. „Führer“). Gerade im Deutschen hätte der Kaiser-Titel für den Herrscher des Imperiums vielleicht ungewollte Assoziationen geweckt. Wahrscheinlich war aus diesem Grund ab Episode V in der deutschen Version nur noch vom „Imperator“ die Rede.

Etwas ergiebiger als der Film ist die Romanadaption, verfasst von Alan Dean Foster unter George Lucas‘ Namen, die bereits im November 1976, ein halbes Jahr vor Kinostart erschien. Diese enthält einen Prolog, der gewissermaßen ein erstes Treatment der Prequel-Trilogie ist und, wenn auch sehr knapp, einige Hintergründe erläutert. In zwei Absätzen wird erzählt, wie der ehrgeizige Senator Palpatine zum „Präsidenten der Republik“ gewählt wird und verspricht, den alten Ruhm wieder herzustellen. Sobald er sicher im Amt ist, ernennt er sich zum Imperator und die Verwalter, Bürokraten und Speichellecker übernehmen praktisch die Macht. Hier wird impliziert, dass es sich bei Palpatine um einen schwachen Diktator handelt, der von Beratern wie Tarkin oder Vader kontrolliert wird. Mehr noch, im Roman wird nicht einmal eindeutig geklärt, ob der amtierende Imperator immer noch der erwähnte Palpatine ist oder ob inzwischen ein anderer seinen Rang innehat. Der schier allmächtige Sith-Lord, der alles und jeden manipuliert und mit Blitzen um sich wirft, war zu diesem Zeitpunkt noch weit entfernt.

In „The Empire Strikes Back“ sieht man den Imperator dann zum ersten Mal – wenn auch nur als Hologramm. Während in der entsprechenden Szene seit der DVD-Veröffentlichung der OT 2004 Ian McDiarmid zu sehen ist, erblickten die Kinozuschauer 1980 einen etwas anderen Imperator. Zu diesem Zeitpunkt war sich George Lucas bereits im Klaren darüber, dass der Imperator sowohl ein Machtnutzer als auch der tatsächliche Herrscher des Imperiums sein und nicht nur als Marionette korrupter Berater fungieren sollte. Doch wie stellt man den ebenso finsteren wie mysteriösen Herrscher dar? Lucas, Regisseur Irvin Kershner und die restlichen Verantwortlichen kreierten schließlich so etwas wie Frankensteins Monster: Die Grundlage bzw. das Gesicht lieferte die damals bereits auf die 80 zugehende Schauspielerin Marjorie Eaton, wohl am besten bekannt für ihre Rolle als Miss Persimmon in Disneys „Mary Poppins“. Um den Imperator fremdartiger aussehen zu lassen, verpasste man ihm in der Postproduktion Schimpansenaugen, während Clive Revill die Stimme lieferte. In diesem kurzen Dialog zwischen Vader und dem Imperator erfährt der Zuschauer, dass Vaders Meister Luke Skywalker durchaus für eine Gefahr hält. Die beiden fassen schließlich den Plan, ihn zur Dunklen Seite zu bekehren.

„The Emperor Is Not as Forgiving as I Am”: Ian McDiarmids Debüt
Für „Return of the Jedi” beschlossen Lucas und Regisseur Richard Marquand, nicht mehr auf einen Frankenstein-Imperator zurückzugreifen, sondern Darth Vaders Meister in Person auftreten zu lassen, dargestellt von einem Schauspieler. Die erste Wahl fiel auf den Shakespeare-Darsteller Alan Webb, der jedoch kurz vor Beginn der Dreharbeiten krank wurde und ein Jahr, bevor „Return of the Jedi“ in die Kinos kam, verschied. Unter anderem wurde auch Ben Kingsley in Erwägung gezogen, doch letzten Endes ging die Rolle glücklicherweise an Ian McDiarmid – ich denke, es gibt keinen Star-Wars-Fan, der sich jemals über diese Besetzung beschwert hat.

Vor seinem Auftritt als Palpatine war der 1944 geborene Ian McDiarmid – zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war er also gerade einmal 37 Jahre alt – primär als Theaterschauspieler tätig, hatte aber auch schon in dem einen oder anderen Film mitgewirkt, etwa „Dragonslayer“ aus dem Jahr 1980. Visuell orientierte man sich durchaus an der Darstellung aus „Empire“, McDiarmid wurde mit aufwändigem Make-up und gelben Kontaktlinsen bedacht, die aus ihm einen dämonischen alten Mann machten. Die dunklen Roben fungieren als bewusste Parallele zu Obi-Wans Jedi-Roben und als visuelle Anspielung auf den Tod in Ingmar Bergmanns „Das siebente Siegel“. Ursprünglich wurde McDiarmid auch dazu aufgefordert, Clive Revills Sprachduktus aus „Empire“ zu kopieren, doch McDiarmid schlug stattdessen vor, den Imperator mit einer tieferen, krächzenderen und vor Hass triefenden Stimme sprechen zu lassen. Jedes Wort spuckt Palpatine regelrecht aus – eine weitere, inspirierte Wahl.

Vor allem die OT ist eine Filmreihe der Archetypen; Palpatine entspricht hier ganz dem Vorbild des bösen Zauberers, ebenso wie Darth Vader der dunkle Ritter ist. Im Film selbst erfahren wir nicht allzu viel über den Imperator, nicht einmal sein Name wird genannt. Es wird lediglich erklärt, dass er praktisch die Quelle alles Bösen ist und natürlich derjenige, der Anakin Skywalker zur Dunklen Seite verführte und mit Luke nun dasselbe vorhat. Wo er herkommt und weshalb er die Macht nutzen kann, wird im Film nicht erläutert – von einer möglichen Sith-Identität ganz zu schweigen. Lediglich James Kahns Romanadpation von „Return of the Jedi“ gibt einen minimalen Einblick und bestätigt, dass dieser Imperator tatsächlich der Palpatine ist, der im Prolog des Episode-IV-Romans erwähnt wird. In sehr groben Zügen wird noch einmal der Fall der Republik und der Aufstieg des Imperiums erläutert, mit dem Unterschied, dass Palpatine dieses Mal in deutlich stärkerem Maß der Initiator ist, während er in Fosters Roman noch als Marionette daherkommt. Neben dem bereits erwähnten Archetyp des bösen Zauberers war Lucas‘ primäres Vorbild für Palpatine wohl nicht Hitler, trotz der offensichtlichen visuellen Parallelen des Imperiums zu Nazi-Deutschland, sondern Richard Nixon. In gewissem Sinne ist Palpatine das, was Nixon in Lucas Augen hätte werden können, wäre ihm Watergate nicht dazwischengekommen.

„I Have Died Before”: Palpatine in frühen Legends-Werken
In den frühen Werken der Legends-Kontinuität – damals noch als „Expanded Universe“ bekannt – war Palpatine, mit einer großen Ausnahme, verhältnismäßig unterrepräsentiert, auch wenn sein Vermächtnis natürlich immer wieder eine Rolle spielte. In Timothy Zahns Thrawn-Trilogie, bestehend aus den Romanen „Heir to the Empire” (1991), „Dark Force Rising” (1992) und „The Last Command”(1993) etwa kämpft vor allem Mara Jade, ihres Zeichens ehemalige Attentäterin des Imperators, mit dem stetig über ihr schwebenden letzten Befehl ihres Herrn, Luke Skywalker zu töten, während die Schatzkammer des Imperators auf dem Planeten Wayland (sowie ihr Wächter) vor allem in „Heir to the Empire“ eine wichtige Rolle spielt. In der Comic-Miniserie „Mara Jade – By the Emperor’s Hand“ (1998/99) arbeitete Zahn zudem Mara Jades Beziehung zum Imperator zusammen mit Co-Autor Michael A. Stackpole und Zeichner Carlos Ezquerra weiter aus.

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Palpatine in „Dark Empire“

Bei der bereits erwähnten Ausnahme handelt es sich um die Comic-Miniserie „Dark Empire“ (1991/92) von Autor Tom Veitch und den Zeichner Cam Kennedy sowie deren beide Fortsetzungen „Dark Empire II“ (1994/95) und „Empire’s End“ (1995, Zeichnungen von Jim Baikie). In diesen kehrt Palpatine in einem Klonkörper seiner selbst zurück und offenbart, dass er auf dem Zweiten Todesstern nicht zum ersten Mal gestorben ist, da weder sein ursprünglicher Körper, noch die diversen Klone mit seiner gewaltigen dunklen Macht zurechtkommen, weshalb er von Körper zu Körper springt. Dies wurde später durch einen Retcon allerdings wieder rückgängig gemacht, sodass der Imperator, der in Episode VI auftaucht, das Original ist. In „Dark Empire“ ist Palpatine noch einmal deutlich mächtiger als die Version, die man in „Return of the Jedi“ sieht – so kann er unter anderem gewaltige Machtstürme entfesseln und ganze Flotten vernichten – aber auch deutlich labiler. Von seiner geheimen Thronwelt Byss aus versucht Palpatine erneut, die Galaxis zu erobern (abermals mit Hilfe von Superwaffen), nimmt Luke Skywalker kurzzeitig als Schüler an, beschäftigt noch eine ganze Reihe weiterer dunkler Jedi und versucht schließlich, seinen Geist in den Körper von Han und Leias neugeborenem Sohn Anakin Solo zu verpflanzen, was letztendlich allerdings aufgrund der Einmischung des Jedi-Meisters Empatojayos Brand misslingt. Während Timothy Zahn in seinen Romanen versuchte, die Science-Fiction-Aspekte von Star Wars stärker zu betonen, legte Veitch mehr Wert auf die Pulp-Elemente á la „Flash Gordon“, weshalb sein Palpatine noch plakativ böser ist als selbst der Episode-VI-Imperator. Das hat zur Folge, dass „Dark Empire“ und besonders die beiden Sequels mitunter äußerst trashig anmuten und ihr Palpatine mit dem Mastermind der Prequels kaum mehr zu vereinbaren ist. Ein interessantes Detail: In „Empire’s End“ besucht Palpatine Korriban, um sich Rat von den Geistern toter Sith-Lords zu holen; hierbei wird ausdrücklich erklärt, dass nur Vader, aber nicht Palpatine ein Sith ist. Besagte Geister bieten Palpatine Vaders Platz unter ihnen an, was im Kontext der Prequels freilich reichlich merkwürdig wirkt – aber das konnte Veitch nicht im Voraus wissen. Erwähnenswert sind die englischen Hörspielumsetzungen der Dark-Empire-Comics – in allen drei wird Palpatine von Nick Jameson gesprochen, der dem Imperator auch noch bei vielen weiteren Gelegenheiten, etwa diversen Spielen oder der ersten Clone-Wars-Serie, seine Stimme lieh. Wer einen Eindruck sowohl von „Dark Empire“ als auch den Hörspielen möchte, kann sich die ersten beiden Folgen dieses Fanprojekts zu Gemüte führen, das u.a. mit den Aufnahmen des Hörspiels arbeitet.

Ansonsten finden sich hier und da einige Gastauftritte des Imperators in Post-Endor-Werken – in einer Rückblende des Romans „Darksaber“ (1995) von Kevin J. Anderson erfahren wir zum Beispiel, dass Palpatine nicht nur seinen Geist in Klone transferiert, sondern das auch mit Untergebenen tut, die er töten möchte, die aber zu nützlich sind. In diesem Kontext ist das Bevel Lemelisk, der Konstrukteur des Todessterns. In der Miniserie „Crimson Empire“ (1997/98), die relativ direkt an „Empire’s End“ anschließt und vom Schicksal des ehemaligen Rotgardisten Kir Kanos erzählt, taucht der Imperator ebenfalls in Flashbacks auf und in der Jugendbuchreihe „Young Jedi Knights“ (1995 bis 98) von Kevin J. Anderson und Rebecca Moesta konstruieren vier weitere ehemalige Gardisten eine Art Deep-Fake-Palpatine aus alten Aufnahmen, mit dem sie versuchen, eine radikale Splittergruppe des Imperiums zu kontrollieren. Der Fokus des Prä-Episode-I-EU lag primär auf der Zeit nach Endor, aber in Werken wie Steve Perrys „Shadows of the Empire“ (1997), einem Roman, der die Lücke zwischen Episode V und VI schließt, konnte Palpatine natürlich außerhalb von Flashbacks auftauchen. Hier tritt seine manipulative Seite noch einmal deutlicher zutage, Perry lässt ihn Vader und dessen Rivalen Prinz Xizor gegeneinander ausspielen.

„Once More the Sith Will Rule the Galaxy”: Palpatine in den Prequels
Generell war die Zeit vor Episode IV (sofern es sich nicht um Ereignisse handelte, die tausende von Jahren vor den Filmen spielten) für die EU-Autoren tabu – das betraf besonders die Klonkriege, den Fall der Jedi, den Aufstieg des Imperiums und natürlich die Vorgeschichte diverser Figuren. Ab 1999 brachten die Prequels schließlich Licht ins Dunkel, gerade in Bezug auf Palpatine. Wer mit dem Namen „Palpatine“ jedoch nicht vertraut war (und wer von „normalen“ Kinogängern war das schon?), dem dürfte der eigentliche junge Imperator zuerst gar nicht aufgefallen sein. George Lucas schuf hier ein amüsantes und eigentlich offensichtliches Verwirrspiel, das offenbar dennoch funktionierte. Auf der einen Seite haben wir Senator Palpatine, der den Namen des Imperators trägt, aber scheinbar freundlich und wohlgesonnen ist, und auf der anderen Darth Sidious, der sich kleidet wie der Imperator, klingt wie der Imperator und mit demselben, unheilschwangeren Chorthema untermalt wird. Trotz der eigentlichen Offensichtlichkeit scheint die Angelegenheit genug Zuschauer getäuscht oder zumindest verunsichert zu haben. In der deutschen Version kommt der Umstand hinzu, dass Palpatine und Sidious in Episode I unterschiedliche Synchronsprecher haben; Ersterer wird von Friedhelm Ptok gesprochen, Letzterer von Wolfgang Dehler. Ab „Attack of the Clones“ synchronisierte Ptok Palpatine/Sidious allerdings durchgehend in fast allen Inkarnationen, seien es Auftritte in Spielen wie „The Force Unleashed“, Serien wie „The Clone Wars“ oder Hörspiele wie „Labyrinth des Bösen“.

Damit war nun allerdings auch endgültig geklärt, ob es sich bei Palpatine um einen Sith handelt, was bisher, wie erwähnt, zumeist verneint wurde; in „Dark Empire“ und anderen EU-Werken wurde er, trotz der Entwicklung der Sith als Gegenstück der Jedi in Comics wie den „Tales of the Jedi“, „nur“ als extrem mächtiger Nutzer der Dunklen Seite dargestellt. Mit „The Phantom Menace“ gewährte Lucas dem zukünftigen Imperator nun auch einen Sith-Titel und dazu eine ganze Reihe neuer Facetten. Palpatine war schon immer DAS Gesicht des Bösen in Star Wars, in den Prequels, besonders in Episode III, tritt Palpatine nun allerdings primär als Verführer und nicht nur als böser Zauberer auf, was ihn als Star-Wars-Äquivalent zu Satan gewissermaßen komplett macht. Palpatine war nie ein „komplexer“ Schurke im eigentlich Sinn, seine Motivation war nie nachvollziehbar, er hatte keine tragischen Aspekte, stattdessen war er stets mit größtem Vergnügen die Verkörperung des Bösen. Interessanterweise ist der Darth Sidious, den wir primär in Episode I und II erleben, noch nicht der finale Imperator. In seinen Konversationen mit Nute Gunray oder Count Dooku zeigt Sidious noch nicht das sadistische Amusement, das er auf dem Zweiten Todesstern an den Tag legt. Er ist barscher, zielgerichteter und (besonders im Umgang mit den Neimoidianern) von seinen Gesprächspartnern ziemlich genervt. Als Senator und Kanzler tritt er hingegen stets fürsorglich und väterlich auf – besonders im Dialog mit Anakin Skywalker. Palpatines Stimme ist im Vergleich zu der von Darth Sidious beruhigend, weich und einschmeichelnd. Obwohl die Fassade bereits in der ersten Hälfte von Episode III Risse bekommt und die Stimme des Imperators hin und wieder durchscheint (Stichwort: „Do it“), dauert es bis zur Konfrontation mit Mace Windu, bis der „wahre“ Imperator zutage tritt – dann aber richtig. Besonders im Duell mit Yoda scheint Sidious die Zeit seines Lebens zu haben und wirkt einfach froh, endlich sein wahres Gesicht zeigen zu können: „I’ve waited a long time for this moment.“ Apropos wahres Gesicht: Auch hier wurde und wird diskutiert – sind die zurückgeworfenen Machtblitze tatsächlich für Palpatines entstelltes Gesicht verantwortlich oder offenbaren sie nur sein wahres Aussehen? Für Letzteres spricht vor allem, dass Machtblitze auf andere (Luke, Mace Windu, Anakin) nie eine entstellende Wirkung hatten. Ich persönlich denke, Lucas wollte Palpatine dieses Aussehen „natürlich“ annehmen lassen (weshalb Ian McDiarmid in Episode II älter aussieht als in Episode III), entschloss sich dann aber, das ikonische Aussehen auf einen Schlag in „Revenge of the Sith“ zu etablieren. Es gibt in diesem Kontext eine Theorie von Gary M. Sarli, der ich sehr zugetan bin, derzufolge Sidious durch die Nutzung der Dunklen Seite immer schneller verfällt. Um dem entgegenzuwirken bedient er sich einer Sith-Technik, der „Maske“, die jedoch durch die zurückgeworfenen Machtblitze zerstört wird – so entsteht das Gesicht des Imperators, das wir alle kennen und lieben.

Die Prequels zeichnen Palpatine zudem als Meistermanipulator, der jede Seite bis zuletzt gnadenlos manipuliert und ausgenutzt hat. In früheren Zusammenfassungen seines Aufstiegs wird zumeist nur beschrieben, dass er sich Konflikte zunutze macht, Lucas geht nun aber einen Schritt weiter und lässt ihn sämtliche Konflikte, angefangen mit der Belagerung Naboos bis hin zu den Klonkriegen, auslösen und kontrollieren. Außerdem gesellen sich noch einige weitere historische Vorbilder hinzu. Hitler und der Fall der Weimarer Republik spielten bei der Konzeption der Prequels sicher eine Rolle, aber es wäre falsch, die Inspiration darauf zu reduzieren, denn auch Napoleon, Caesar und Augustus lieferten Ideen für den Fall der Republik und den Aufstieg Palpatines, ebenso wie der amerikanische Bürgerkrieg: Was wäre, wenn Lincoln seine Sondervollmachten nicht wieder abgegeben hätte?

„Have You Ever Heard the Tragedy of Darth Plagueis the Wise?” Palpatine in späten Legends-Werken
Die Prequels ermöglichten eine erweiterte Auseinandersetzung mit Palpatine – vorerst ging man allerdings relativ zögerlich vor. Obwohl es, wie bereits erwähnt, eigentlich ziemlich offensichtlich war, dass es sich bei Palpatine und Darth Sidious um ein und dieselbe Figur handelte, wurde das öffentlich vor Episode III nie bestätigt – dementsprechend behandelten ihn die Roman- und Comicautoren wie zwei unterschiedliche Figuren und bemühten sich um Zurückhaltung. Darth Sidious trat vor allem in diversen Comics wie den Miniserien „Jedi Council: Acts of War” (Randy Stradley, Davidé Fabbri, 2000) oder „Darth Maul” (Ron Marz, Jan Duursema, 2000) sowie der einen oder anderen Ausgabe der aktuell laufenden Star-Wars-Serie Republic (1998 bis 2006) auf und wurde verwendet wie in „The Phantom Menace“ und „Attack of the Clones“ – als mysteriöser Strippenzieher im Hintergrund. Besonders zwei Romane – „Darth Maul: Shadow Hunter“ (2001) von Michael Reaves und „Cloak of Deception“ (2001) von James Luceno – beschäftigen sich stärker mit Palpatine und Darth Sidious. Reaves gibt Einblick in die Meister-Schüler-Beziehung von Sidious und Maul und verrät quasi das offensichtliche Geheimnis, indem er einen wichtigen Datenträger, der die Sith hätte auffliegen lassen können, in Palpatines Hände gibt. „Cloak of Deception“ setzt sich en detail mit den politischen Hintergründen von Episode I auseinander und zeigt, wie Sidious auf der politischen Ebene agiert (und wie er sich die Handelsföderation gefügig macht).

In den diversen Klonkriegsmedien, die zwischen 2002 und 2005 erschienen, setzte man Palpatine eher sparsam, aber wirkungsvoll ein. Besonders erwähnenswert ist die 54. Ausgabe der Republic-Serie mit dem Titel „Bloodlines“ (2004), verfasst von John Ostrander und gezeichnet von Brandon Badeaux, die einmal mehr zeigt, wie heimtückisch Palpatine auf dem politischen Parkett zu agieren weiß und wie geschickt er sich Kontrahenten, hier Finis Valorum, sein Vorgänger als Oberster Kanzler, zu entledigen weiß. Größere Rollen spielte der Imperator in spee in Genndy Tartakovskys Zeichentrickserie „Star Wars: Clone Wars“ (2003 bis 2005, nicht zu verwechseln mit der späteren Serie) und in James Lucenos „Labyrinth of Evil“ (2005) – beide führen direkt zu „Revenge of the Sith“ und beide beinhalten Grievous‘ Angriff auf Coruscant. Während Sidious bei Tartakovsky seinem üblichen Selbst entspricht, wird Palpatine als Kontrast ziemlich überzeichnet und fast schon als Comic Relief genutzt. „Labyrinth of Evil“ sagt mir persönlich deutlich mehr zu und ist auch die Version der Ereignisse, die ich persönlich bevorzuge. Nach „Cloak of Deception“ zeigt sich hier abermals, dass Luceno schlicht ein Händchen dafür hat, Palpatine zu schreiben. In dieser direkten Vorgeschichte zu „Revenge of the Sith“ schildert Luceno primär, wie Palpatine immer mehr politische Macht ansammelt und zeigt, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits fast die Machtbefugnisse eines Alleinherrschers hat. Zusätzlich sind die Jedi Darth Sidious hier allerdings auf der Spur, womit Luceno zumindest in der Legends-Kontinuität etabliert, dass sie nicht ganz so verblendet und tatenlos sind, wie sie in Episode III erscheinen. An diese Elemente knüpft Matthew Stover in seiner Romanadaption von „Revenge of the Sith“ erfolgreich an – als Umsetzung des definitiven Palpatine-Films natürlich ein unverzichtbares Werk. Stover untermauert und ergänzt Ian McDiarmids Performance im Film und arbeitet seine metaphorische Stellung im Franchise als luziferische Verkörperung des Bösen noch einmal deutlich hervor. Der Roman ist ohnehin geprägt von einer sehr ausschweifenden, aber nichts desto trotz in diesem Kontext exzellent funktionierenden Metaphorik, dementsprechend wird Sidious hier, gerade im entscheidenden Duell mit Mace Windu, gerne als „the Shadow“ bezeichnet und zum Endpunkt der Evolution des Sith-Ordens stilisiert. Gerade bei Stover wird Sidious, und nicht Vader, zu DEM Sith-Lord schlechthin.

Nachdem in Episode III offiziell offengelegt wurde, dass es sich bei Sidious und Palpatine um dieselbe Person handelt, konnten die EU-Autoren von nun an auch anders mit ihm umgehen. Den Anfang machte James Luceno in „Dark Lord: The Rise of Darth Vader”, in welchem er den Anfang des Meister-Schüler-Verhältnisses von Sidious und Vader sowie die Anfangszeit Palpatines als Imperator schildert. Thematisch ähnlich gingen auch die Republic-Nachfolgeserie Dark Times (2006 bis 2013) sowie die Jugendbuchreihe „The Last of the Jedi“ (2005 bis 2008) vor. Eine besondere Erwähnung verdient in jedem Fall noch das Spiel „The Force Unleashed“. Hier tritt man als Vaders geheimer Schüler Starkiller/Galen Marek gegen Horden von Sturmtruppen und dunklen Jedi an. Auf Anraten von George Lucas persönlich gab man Palpatine eine relativ große Rolle und machte ihn zum Strippenzieher und Endgegner (zumindest wenn der Spieler sich für die Helle Seite entscheidet). Bezüglich des Plots versuchte man gewissermaßen, Palpatines Prequel-Pläne auf die Zeit kurz vor Episode IV zu übertragen und die Rebellion zu einer gescheiterten Intrige zu machen, um Feinde des Imperiums aus der Deckung zu locken – eine Idee, die mir nicht sonderlich gefällt und die der Rebellenallianz ihre Komplexität raubt. Die Stimme bekam Palpatine dieses Mal von Sam Witwer, der auch Starkiller sprach und ihm sein Gesicht verlieh. Für meinen Geschmack übertreibt es Witwer als Palpatine immer ein wenig, seine Version der Figur kommt oft zu erzwungen rüber und kratzt an der Grenze zur Parodie.

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Ein junger Palpatine trainiert unter Darth Plagueis, von Chris Trevas

Anders als beispielsweise Vader oder Maul (oder EU-Sith wie Bane oder Revan) wurde Darth Sidious nie ein eigener Roman gewährt, dessen Titel er zieren durfte. Dennoch findet sich in den Weiten des Expanded Universe ein Roman, der ohne Zweifel als DER Sidious-Roman schlechthin gewertet werden darf, auch wenn er nach dem Lehrer des Imperators benannt ist: „Darth Plagueis“ (2012), verfasst von James Luceno (wer auch sonst?). Plagueis selbst wurde immer wieder angeteasert, am prominentesten natürlich in der Opernszene in „Revenge of the Sith“, aber auch in „Labyrinth of Evil“, „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“ und „Jedi vs. Sith: The Essential Guide to the Force“ (2007) – Letzteres enthielt auch erstmals ein Bild des enigmatischen Sith-Lords und bestätigte ihn als Muun. Ansonsten beantwortet „Darth Plagueis“ fast ausnahmslos alle Fragen, die man über Palpatines Vergangenheit und Jugend gehabt haben könnte. Den Werdegang einer Figur wie Palpatine zu schildern ist natürlich ein riskantes Unterfangen; stellt man es falsch an, wird die Figur entmystifiziert und verwässert. Beispielsweise war im Rahme der geplanten, aber nie verwirklichten Realserie „Star Wars Underworld“ vorgesehen, Palpatine eine tragische Vergangenheit zu verpassen. Der Spieleentwickelt Cory Barlog (God-of-War-Serie) bekam einige der Drehbücher zu lesen, als er bei LucasArts arbeitete und erklärte in einem Interview: „They made the Emperor a sympathetic figure who was wronged by this fucking heartless woman. She’s this hardcore gangster, and she just totally destroyed him as a person. I almost cried while reading this.“ (Quelle). Mir hingegen will diese Richtung überhaupt nicht zusagen, ich denke nicht, dass sich Palpatine als tragische Figur eignet, besonders nicht mit diesem Hintergrund. Luceno zeichnet Sidious hingegen als Psychopathen mit einem ganz natürlichen Hang zur Dunklen Seite. Nicht jeder Schurke muss auf dieselbe Weise komplex sein oder einen tragischen Hintergrund besitzen, ich denke, Sidious funktioniert am besten als eindeutig böser, nicht unbedingt komplexer, aber doch facettenreicher und interessanter Schurke, wie Luceno ihn zeichnet, am besten. Nebenbei ordnet Luceno auch gleich noch fast sämtliche der Prä-Episode-I-Geschichten in den Masterplan der Sith ein. „Darth Plagueis“ mag nicht das letzte Wort in Bezug auf Palpatine sein, aber praktisch das definitive – zumindest im Star-Wars-Legends-Bereich. Von einer größeren Rolle in „Maul: Lockdown“ (2014), einem Roman von Joe Schreiber, der mehr oder weniger auf „Darth Plagueis“ aufbaut, einmal abgesehen, taucht Sidious bis zur Disney-Übernahme und dem Ende des alten Expanded Universe nicht mehr wirklich auf.

„There Is No Mercy“: Palpatine in „The Clone Wars”
Da „Star Wars: The Clone Wars“ neben den sechs Episoden der einzige Bestandteil des Franchise ist, der von Disney für die neue Kontinuität übernommen wurde, und auch schon vorher nicht wirklich zum Expanded Universe gehörte (obwohl es technisch gesehen Legends-Kanon ist und die Kontinuitätsexperten vor einige Herausforderungen stellte), soll Palpatines Auftauchen in dieser Animationsserie separat behandelt werden. Man griff für Palpatines Stimme, anders als in „Star Wars: Clone Wars“ allerdings nicht mehr auf Nick Jameson zurück und wandte sich auch nicht Ian McDiarmid selbst (leider) oder Sam Witwer (zum Glück), sondern verpflichtete Ian Abercrombie, einen anerkannten Film- und Fernsehdarsteller, der sich als exzellente Wahl erwies (und das nicht nur, weil er ein weiterer Ian ist). Abercrombie zeigte im Verlauf der ersten fünf Staffeln, dass er sowohl mit Palpatine als auch mit Sidious sehr gut umzugehen weiß. Stimmlich glich er sich McDiarmid durchaus an, ließ die Imitation allerdings nie zur Parodie verkommen und ist, nach McDiarmid, versteht sich, der zweitbeste Imperator. Leider verstarb Ian Abercrombie am 26. Januar 2012, mitten in den Aufnahmen für die fünfte Staffel – in der Folge „The Lawless“, Episode 16 der fünften Staffel, ist er zum letzten Mal zu hören; diese Sidious-lastige Folge ist ihm auch gewidmet. Ab diesem Zeitpunkt übernahm Tim Curry, bekannt als Frank-N-Furter und Pennywise, die Aufgabe, dem zukünftigen Imperator seine Stimme zu leihen. Als Sidious funktioniert Curry tatsächlich ziemlich gut, als Palpatine nicht ganz so sehr. Insgesamt bewegt sich Curry etwas weiter von McDiarmid weg, was auch damit zusammenhängen mag, dass sich die Stimmen der beiden Ians relativ ähnlich sind, während Currys Sprachduktus und Tonlage doch sehr speziell ist.

Vor allem zu Anfang der Serie scheint man sich am Prä-Episode-III-EU orientiert und Sidious und Palpatine eher wie unterschiedliche Figuren behandelt zu haben – vielleicht mit dem Gedanken im Hinterkopf, zukünftige Generationen von Star-Wars-Fans könnten die Prequels und TCW in chronologischer Reihenfolge anschauen. Spätestens in Staffel 5 wird allerdings mehr oder weniger offen eingestanden, dass Palpatine und Sidious dieselbe Person sind. Bezüglich des Verhaltens erinnert der TCW-Sidious bereits stärker an den späteren Imperator, zwar zeigt er auch den barschen Stoizismus, der in Episode I und II die Figur dominiert, neigt aber des Öfteren auch dazu, in böses Lachen auszubrechen. Das Sidious-Highlight der Serie ist zweifelsohne die bereits erwähnte Episode „The Lawless“, die den Sith-Lord in Aktion zeigt. Hier wischt er mit Savage Opress und Darth Maul, die ihrerseits zuvor als formidable Kämpfer inszeniert wurden, regelrecht den Boden auf. In „Sacrifice“, der 13. Episode der sechsten Staffel, erleben wir zudem, wie sich Sidious der Sith-Magie bedient (etwas, das er zuvor nur im Legends-Material getan hat) und sich in einer etwas zu offensichtlichen Version mit Yoda misst. Ansonsten tut Sidious in beiden Identitäten, was er auch in allen anderen Medien tut: Als Palpatine sammelt er weitere Sondervollmachten und spielt den harmlosen, aber bestimmten Politiker und als Sidious kommuniziert er bevorzugt per Hologramm mit seinen Untergebenen.

„Look What You Have Made”: Palpatine unter Disney
Nach der Übernahme hatte Disney erst einmal kein besonderes Interesse an Palpatine, stattdessen wurde der Fokus stark auf Vader gelegt: Der asthmatische Sith-Lord bekam seine eigene Comicserie (2015 bis 2016), verfasst von Kieron Gillen, die zwischen Episode IV und V spielt (und in der Darth Sidious immerhin das eine oder andere Mal auftaucht), sein Vermächtnis wurde zum Dreh- und Angelpunkt von „The Force Awakens“ und in „Star Wars Rebels“ und „Rogue One: A Star Wars Story“ hatte er eindrucksvolle Auftritte. Am prominentesten war Palpatine wohl in den Romanen „Tarkin“ (2014) von James Luceno und „Lords of the Sith“ (2015) von Paul S. Kemp vertreten, in Ersterem spielt er jedoch lediglich eine Nebenrolle, auch wenn Luceno nebenbei gleich diverse Legends-Inhalte aus „Darth Plagueis“ in die Disney-Kontinuität rettete. In diesem Roman wurde außerdem Palpatines Vorname, der angeblich von George Lucas persönlich stammt, erstmals genannt: Sheev. Noch in „Darth Plagueis“ hatte Luceno diesbezüglich etabliert, dass Palpatine seinen Vornamen offiziell abgelegt hat. Dieser Vorname wurde nie erwähnt, Luceno impliziert jedoch, dass es der Name des Vaters von Palpatine, Cosinga, gewesen ist. In „Lords of the Sith“ ist Sidious zumindest formal gesehen zusammen mit Vader die Hauptfigur, Kemps Roman schafft es jedoch nicht, dem Imperator eine neue Facette abzugewinnen; trotz des kürzeren Auftritts in „Tarkin“ wird ein weiteres Mal klar, dass kein Autor (mit Ausnahme Matthew Stovers) Luceno bezüglich Palpatine das Wasser reichen kann. Eine weitere größere Rolle durfte der Sith Meister in Marvels zweiter Vader-Serie von Charles Soule (2017 bis 2018) spielen, die direkt an Episode III anknüpft und inhaltlich und thematisch einen ähnlichen Bereich abdeckt wie „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“ und die Republic-Nachfolgeserie Dark Times. Eine ziemlich tragende Rolle spielt Sidious außerdem in der vierteiligen Miniserie „Darth Maul: Son of Dathomir“ (2014), die die Lücke zwischen Mauls Niederlage in Staffel 5 von „The Clone Wars“ und seinem erneuten Auftauchen in Staffel 7 schließt. Hier darf er sich mit der Nachtschwester Mutter Talzin messen und ein Mal mehr zeigen, dass er der fieseste Nutzer der Dunklen Seite ist. In Timothy Zahns imperiumszentrischer neuer Thrawn-Trilogie, bestehend aus „Thrawn“ (2017), „Thrawn: Alliances“ (2018) und „Thrawn: Treason“ (2019) ist Palpatine als Thrawns Herr und Meister natürlich ebenfalls recht prominent vertreten.

Palpatines großer Auftritt unter Disney findet natürlich in „The Rise of Skywalker“ statt, und bekanntermaßen bin ich kein Fan von der Umsetzung. Prinzipiell habe ich tatsächlich kein Problem damit, Palpatine in den Sequels zurückzubringen, es bietet sich an, ihn zum großen, übergreifenden Widersacher der Skywalker-Saga zu machen. Aber wenn man so vorgeht, dann sollte man das doch bitte von Anfang an sauber planen und Darth Sidious nicht als letzte Rettung zurückbringen, weil einem auffällt, dass sich Kylo Ren nicht unbedingt als finaler Oberschurke für diese Trilogie eignet und man den anderen Kandidaten bereits zweigeteilt hat. Wie dem auch sei, Ian McDiarmid durfte für „The Rise of Skywalker“ noch einmal in die ikonische Robe schlüpfen. Zu Beginn des Films befindet sich Palpatine in einem recht desolaten Zustand. Auch wenn der Film es nie erläutert, befindet sich der Geist des Originals in einem fehlerhaften Klonkörper, was der Grund ist, weshalb er zwar reichlich untot aussieht, die Entstellung in seinem Gesicht allerdings fehlt. Weshalb die Entstellung später zurückkehrt, als Palpatine Ben Solo und Rey Lebenskraft entzieht, ist in diesem Kontext höchst merkwürdig. In jedem Fall „enthüllt“ Episode IX, dass Palpatine auch in den Sequels hinter allem steckt, auch wenn sein Masterplan dieses Mal deutlich mehr Löcher hat als in den Prequels. Letztendlich trachtet er wohl danach, seinen Geist (und den aller Sith?) in Reys Körper zu übertragen und so über die Galaxis zu herrschen. Letztendlich bleibt es bei dem, was ich schon in meiner Episode-IX-Rezension schrieb: J. J. Abrams weiß nicht so recht, was er mit Palpatine tun soll, weswegen der Imperator die meiste Zeit buchstäblich nur rumhängt. Ian McDiarmid hingegen gibt sein Ein und Alles – es ist, als hätte es keine vierzehnjährige Pause gegeben; er schlüpft völlig mühelos in seine Paraderolle und hat sichtlich Spaß dabei, noch einmal so richtig schurkisch sein zu dürfen. Nebenbei sorgt er auch noch dafür, dass die nicht gerade gelungenen Dialogzeilen, die Abrams und Chris Terrio ihm in den Mund legen, halbwegs funktionieren.

Umso tragischer ist dies alles angesichts der Tatsache, dass es Disney durchaus gelungen ist, Palpatine äußerst wirkungsvoll zu inszenieren – wenn auch im Animationsbereich. Ich bin wirklich kein Fan von „Star Wars Rebels“ (2015 bis 2018), aber Palpatines Auftritt in der vierten Staffel hat mir ausnehmend gut gefallen. Der Imperator kam bereits kurz im Pilotfilm der zweiten Staffel vor, in der ursprünglichen Ausstrahlung noch von Sam Witwer gesprochen, später dann neu vertont von Ian McDiarmid persönlich, der Sidious auch in den drei Folgen „Wolves and a Door“, „A Fool’s Hope“ und „Family Reunion – and Farewell“ (Folge 12, 14 und 15 der vierten Rebels-Staffel) seine Stimme leiht. Der interessante dieser drei Auftritte findet sich zweifelsohne in „Family Reunion – and Farewell“. Während er in den anderen beiden Folgen nur mit seinem Untergebenen Hydan, gesprochen von Malcolm McDowell, kommuniziert und Ezra und Ahsoka in der Welt zwischen den Welten angreift, bekommt er hier die Gelegenheit, als Hologramm seine Kanzlerpersönlichkeit noch einmal auszupacken und Ezra ernsthaft in Versuchung zu führen, was in meinen Augen deutlich interessanter (und besser geschrieben) ist als alles, was man in „The Rise of Skywalker“ mit dem Imperator anstellte.

Fazit und Ausblick
Ohne Zweifel ist Darth Sidious DIE Verkörperung des Bösen in Star Wars – eine Stellung, die auch Disney durch „The Rise of Skywalker“ noch einmal untermauert hat, auf stümperhafte Weise zwar, aber nichts desto trotz. Obwohl er selten im Fokus steht, ist Palpatine zwar keine tiefgründige oder komplexe, aber doch enorm facettenreiche Figur, was nicht zuletzt auch Ian McDiarmid zu verdanken ist, der den Imperator immer passend und perfekt spielt, entweder ruhig und nuanciert oder völlig over the top, aber immer der Situation angemessen. Bei all den Parodien und Memes ist Palpatine bereits ohnehin einer der beliebtesten und unvergesslichsten Star-Wars-Charaktere, seine Zukunft ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings relativ ungewiss. Auch wenn ich bezweifle, dass es in absehbarer Zeit einen Palpatine-zentrischen Roman wie „Darth Plagueis“ geben wird, wird er wohl fraglos weiterhin in Comics und Romanen auftauchen. Momentan stehen seine Chancen, noch einmal in bewegter Form aufzutauchen, allerdings fast besser denn je zuvor. Nach „The Rise of Skywalker“ wissen wir, dass er auch nach „Return of the Jedi“ irgendwo da draußen ist und finstere Pläne auf Exegol schmiedet – ein Auftritt in „The Mandalorian“ wäre sicher nicht allzu weit hergeholt, besonders gemessen an all den Figuren, die in der zweiten Staffel Gastauftritte absolvierten. Und da Disney nun eine ganze Reihe weiterer Serien angekündigt hat, ist die Wahrscheinlichkeit, Sidious wiederzusehen, noch weiter gestiegen, sei es in einer der Post-Endor-Serien oder, noch wahrscheinlicher, in der Kenobi-Serie. Immerhin, im Trailer des Clone-Wars-Nachfolgers „The Bad Batch“ durfte er kurz sein Gesicht zeigen…

Siehe auch:
Star Wars Episode IX: The Rise of Skywalker – Ausführliche Rezension
Revenge of the Sith
Darth Plagueis

Bildquelle:
Cos Dashit
Dark Empire
Palpatine/Plagueis

Stück der Woche: Duel of the Fates


Star Wars ist, neben der LotR-Trilogie, eines DER Paradebeispiele für Leitmotivik in der Filmmusik. Dennoch geschehen gerade immer wieder merkwürdige und interessante Dinge, was die Verwendung der Themen und Leitmotive angeht: Die Platzierung des Machtthemas in der Binary-Sunset-Szene, Prinzessin Leias Thema beim Tod von Obi-Wan Kenobi, Yodas Thema in Cloud City etc. Vieles davon ist dem Prozess des Filmemachens geschuldet, in allen drei Fällen passt der jeweilige Einsatz nicht zum ursprünglichen Zweck des jeweiligen Themas. Manchmal setzt so etwas auch eine Entwicklung in Gang: Aus dem Thema, das ursprünglich das von Obi-Wan war, wird das allgemeine Machtthema. Und dann gibt es noch Themen wie Duel of the Fates, das, gelinde gesagt, in seiner Gesamtheit merkwürdig ist. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es sich bei Duel of the Fates nicht um ein Leitmotiv im eigentlichen Sinn handelt, zumindest nicht im Kontext von Episode I. Die Entwicklung, die dieses Thema seit seinem Debüt 1999 durchgemacht hat, ist jedoch faszinierend und rechtfertigt eine ausführliche Betrachtung.

Duel of the Fates besteht aus drei Bestandteilen: der Fanfare, dem unterliegenden Ostinato und der eigentlichen Melodie. Wenn wir uns die Suite des ursprünglichen Albums betrachten, lassen sich alle drei Bestandteile sehr deutlich herausfiltern: Das Stück beginnt mit der Fanfare (wer sie ohne Chor hören möchte, greife zum Track Qui-Gons Noble End), direkt darauf folgt das Ostinato in Reinform, bis die Holzbläser beginnen, die Melodie zu spielen. Aufbau und Struktur erinnern an Williams‘ Superman-Marsch. Beim Text handelt es sich um ein walisisches Gedicht mit dem Titel „Battle of the Trees“, das vom Walisischen in Sanskrit übersetzt wurde (wobei „übersetzt“ in diesem Kontext bedeutet, dass lediglich einige Kernbegriffe übertragen wurden). Williams wollte mit Duel of the Fates die religiöse Dimension dieses Lichtschwertduells hervorheben, da erschien ihm Sanskrit die richtige Wahl. Es ist nicht das einzige Mal, dass Sanskrit in amerikanischer Filmmusik zum Einsatz kommt, auch in Don Davis‘ Neodämmerung aus „Matrix Revolutions“ kommt diese altindische Sprache zum Einsatz, und Williams selbst bediente sich ihrer ein weitere Mal im Star-Wars-Universum für Snokes Thema in „The Force Awakens“.

Eine wirkliche leitmotivische Bedeutung hat Duel of the Fates nicht, rein im Kontext von Episode I handelt es sich um ein szenenspezifisches bzw. aktspezifisches Thema. Von Episode IV bis IX bediente sich Williams immer wieder diverser Themen, die nur einen Einsatz bekommen und meistens eine bestimmte Action-Szene untermalen. Natürlich kommt es vor, dass diese Themen wieder hervorgekramt werden, beispielsweise weil der Regisseur eines späteren Star-Wars-Film besagtes Thema sehr gerne mag. Ein Beispiel aus Episode V wäre etwa das Thema aus The Asteroid Field, in Episode III finden sich ziemlich viele dieser Themen und auch Episode IX hat im Track The Speeder Chase ein derartiges Thema spendiert bekommen. Duel of the Fates ist mit Abstand der populärste Vertreter seiner Gattung. In „The Phantom Menace“ ist das Thema mit all seinen Bestandteilen ausschließlich während der finalen Schlacht zu hören, die Chorpassagen sind dem Lichtschwertduell vorbehalten, das Ostinato und die Melodie erklingen aber beispielsweise auch, als Padmé und Konsorten den Palast von Theed stürmen. Die Suite, wie sie auf dem Album zu hören ist, taucht in dieser Form nur im Abspann auf.

Ich denke, Williams plante ursprünglich, für jede der drei Prequel-Episoden ein Thema zu komponieren, das ausschließlich die finale Auseinanderstzung untermalt und keine leitmotivische Bedeutung hat, denn tatsächlich haben auch „Attack of the Clones“ und „Revenge of the Sith“ ähnlich konzipierte Themen. Was im Film allerdings bereits vor der finalen Schlacht zu hören ist, ist der Text, vom Chor gewispert, der immer wieder auftaucht, zumeist zusammen mit Darth Sidious und Darth Maul, was den Schluss erlaubt, dass es sich dabei um ein Motiv (sofern man hier überhaupt von einem Motiv sprechen kann) für die titelgebende dunkle Bedrohung, die von den Sith ausgeht, handelt.

So weit, so gut. Bekanntermaßen erwies sich Duel of the Fates als enorm populär. Selbst diejenigen, die sonst kein gutes Haar an „The Phantom Menace“ ließen, klammerten John Williams‘ Score und ganz besonders sein Vorzeigestück nur allzu gerne aus. Die Entscheidung, Duel of the Fates auch in „Attack of the Clones” zu integrieren, ist daher zumindest verständlich. Allerdings taucht es nicht im finalen Duell auf, sondern mitten im Film, als Anakin seine Mutter sucht (Return to Tatooine, bei 3:35, direkt nach dem Machtthema). Weshalb Duel of the Fates gerade dort platziert wurde, wird seit 18 Jahren eifrig diskutiert. Repräsentiert es den inneren Konflikt Anakins, das interne Duell zwischen Licht und Dunkel? Ich bin eher geneigt, hier den selben Grund wie für Leias Thema bei Obi-Wans Tod zu vermuten: Williams und/oder Lucas waren wohl der Meinung, das Thema würde an dieser Stelle einfach gut passen – und es lässt sich nicht leugnen, dass es gerade hier sehr effektiv ist und der Szene eine Gravitas verleiht, die sie sonst nicht gehabt hätte. Soweit ich weiß handelt es sich dabei allerdings nicht um eine neue Aufnahme, sondern um einen bearbeiteten Ausschnitt aus der Episode-I-Suite.

In „Revenge of the Sith“ bekommt das Duel-of-the-Fates-Ostinato einen kleinen Gastauftritt, als Anakin die Invisible Hand (bzw. das, was von ihr übrig ist) auf Coruscant landet – hier begleitet es allerdings das Machtthema. Ein voller Einsatz von Duel of the Fates erklingt am Ende, während des fulminanten Doppelduells, wobei es vor allem den Kampf zwischen Yoda und Darth Sidious untermalt. Hier kann man bezüglich der Interpretation nun deutlich besser an Episode I anknüpfen, denn abermals untermalt Duel of the Fates den Kampf der Jedi gegen die Sith; was in „The Phantom Menace“ begann, wird nun in „Revenge of the Sith“ von Sidious und Yoda als den ultimativen Vertretern beider Orden zu Ende gebracht. Im Gegensatz dazu ist das deutlich persönlichere Battle of the Heroes primär Anakin und Obi-Wan vorbehalten. Abermals handelt es sich bei dieser Verwendung von Duel of the Fates nicht um eine Neueinspielung, sondern um eine Bearbeitung der Suite.

Aufgrund von Darth Mauls Präsenz in „The Phantom Menace“ wurde oft spekuliert, bei Duel of the Fates handle es sich um Darth Mauls Thema. Ich denke, zumindest die Verwendung in den Prequels spricht eindeutig gegen diese Deutung, nicht zuletzt, da Frank Lehman in „Complete Catalogue of the Themes of Star Wars: A Guide to John Williams’s Musical Universe“ ein separates Motiv für Maul ausmacht, das im Track Enter Darth Maul (Ultimate Edition) bei 0:36 auftaucht. Diese Wahrnehmung von Duel of the Fates als Mauls Thema wird allerdings durch diverse andere Medien unterstützt, in den Battlefront-Spielen etwa, alten wie neuen, fungiert Duel of the Fates tatsächlich als Erkennungsmelodie für den Zabrak-Sith.

Mehr noch, in „Solo: A Star Wars Story“ (Musik von John Powell) wird Mauls kleiner Gastauftritt von einer neuen, deutliche langsameren und bedrohlicheren Variation des Themas begleitet, die es kriminellerweise nicht auf das Soundtrack-Album geschafft hat. Gerüchten zufolge sollte Duel of the Fates darüber hinaus auch in „The Rise of Skywalker“ verwendet werden, daraus wurde jedoch nichts. Mehr als ein Williams-Aficionado vermutet allerdings, dass es sich bei dem Choreinsatz am Ende des Tracks Approaching the Throne um einen „Rest“ dieses Vorhabens handelt. Angeblich soll Williams für diese letzte Star-Wars-Episode um die vier Stunden Musik geschrieben haben, es ist also durchaus im Bereich des Möglichen dass es tatsächlich eine nicht verwendete Episode-IX-Variation von Duel of the Fates gibt. Release the Williams Cut!

Darth Maul

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Zusätzlich zur fortlaufenden Star-Wars- bzw. Republic-Comicserie veröffentlichte Dark Horse auch diverse begleitende Miniserien, die zum Teil vor „The Phantom Menace“ spielten und so die Prequel-Ära weiter ausgestalteten. Die vierteilige Miniserie „Darth Maul“ von Autor Ron Marz und Zeichnerin Jan Duursema gehört dabei zu den ersten und ist eine ziemlich logische Wahl. Nachdem Maul praktisch zum Gesicht von Episode I wurde und viel Zuspruch aus dem Fandom bekam, aber unglücklicherweise bereits am Ende des Films abtreten musste (zumindest, bis „The Clone Wars“ das änderte), blieb erst einmal nur die Erforschung seiner Vorgeschichte.

„Darth Maul“ erzählt eine sehr geradlinige Geschichte, bei der es primär darum geht, Maul in Action zu zeigen. Anders als beim einige Monate später erschienen Roman „Darth Maul: Shadow Hunter“ gibt es hier keinen sekundären Jedi-Protagonisten, stattdessen erleben wir, wie Maul es im Alleingang mit der mächtigsten Verbrecherorganisation der Galaxis aufnimmt und im Auftrag seines Meisters die „Schwarze Sonne“ auslöscht. Rein plottechnisch war es das im Grunde schon. Zwei der neun Vigos (quasi Unterbosse) tötet er samt Belegschaft, die restlichen versammeln sich, um dem mysteriösen Attentäter mit geballter Macht trotzen zu können, was natürlich nicht funktioniert – wie das Ganze ausgeht, dürfte nicht allzu sehr überraschen. Natürlich dient diese Miniserie primär dazu, Mauls Coolness- und Bad-Ass-Faktor noch einmal deutlich zu machen. In „The Phantom Menace“ durfte er nur gegen zwei Jedi kämpfen, während er hier ganze Horden von Gegnern niedermetzeln kann. Besonders visuell geht diese Rechnung voll auf, da Jan Duursema, die im Bereich „Star Wars Comics“ in meinen Augen nach wie vor unübertroffen ist, den Zeichenstift schwingt. Gerade ihre Action-Szenen haben eine einzigartige Dynamik, die in dieser Geschichte besonders gut zur Geltung kommt.

Deutlich interessanter als die eigentliche Handlung ist die Verknüpfung mit dem restlichen Star-Wars-EU. Nachdem „The Phantom Menace“ eine neue Ära begründete, bemüht sich Marz hier, besagte Ära mit dem bereits bestehenden EU noch stärker zu kontextualisieren. Das beginnt bereits mit Mauls Widersachern. Die Schwarze Sonne wurde 1996 im Rahmen des Multimediaprojekts „Shadows of the Empire“ eingeführt, weshalb das Syndikat in diesem Comic auch nicht vollständig ausgelöscht wird, da Sidious selbst überlegt, dass es ihm noch einmal nützlich sein könnte.

Mit Mighella, dem Bodyguard von Alexi Garyn, dem Unterlord der Schwarzen Sonne, schuf Marz darüber hinaus eine Verknüpfung zu Dave Wolvertons Roman „The Courtship of Princess Leia“, in welchem die Dathomir-Hexen im Allgmeinen und die Nachtschwestern, zu denen Mighella gehört, im Besonderen eingeführt wurden. Leider knüpft die Darstellung der Hexen in der Prequel-Ära hier und im etwa zeitgleich erschienen Republic-Handlungsbogen „Infinity’s End“ nicht wirklich an Wolvertons Konzeption an, sondern macht aus den Nachtschwestern relativ gewöhnliche dunkle Jedi.

Verknüpfungen zum „zeitgenössischen“ EU sind ebenfalls gegeben, besonders zum bereits erwähnten Roman „Darth Maul: Shadow Hunter“, der direkt nach der Miniserie spielt. Mauls Ziel in diesem Roman, der Neimoidianer Hath Monchar, der versucht, Informationen über die Pläne der Handelsföderation (und damit der Sith) an die Schwarze Sonne zu verkaufen, taucht zu Beginn des Comics kurz auf.

Einige Jahre später machte sich James Luceno daran, im Rahmen seines Romans „Darth Plagueis“ das gesamte Prä-Episode-I-EU in den großen Plan der Sith einzuordnen, wobei „Darth Maul“ neuen Kontext bekam. Luceno enthüllt, dass die wachsende Macht der Schwarzen Sonne nicht der eigentliche Grund für ihre Auslöschung ist. Viel mehr hat sich Alexi Garyn mit den falschen Leuten eingelassen, primär Padmé Amidalas Vorgänger als Staatsoberhaupt von Naboo, Ars Veruna, der sich im Verlauf des Romans zu einem erbitterten Feind der Sith entwickelt, ohne dabei zu wissen, wen er sich zum Widersacher gemacht hat. Die Vernichtung der Schwazen Sonne ist somit gleichermaßen Prävention wie Rache für ein Attentat auf Plagueis, das mit Garyns Hilfe durchgeführt wird.

Darüber hinaus kann „Darth Maul“ auch als ein Trendsetter gesehen werden; nach Vader ist Maul der Sith-Lord, der die meisten Miniserien sein Eigen nennen kann, besonders, nachdem er durch seine Wiedererweckung in „The Clone Wars“ und seine Auftritte in „Rebels“ noch einmal deutlich an Popularität gewonnen hat. Zu den weiteren Werken gehören „Darth Maul: Death Sentence“ von Tom Taylor und Bruno Redondo (noch Legends, aber basierend auf „The Clone Wars“), „Darth Maul: Son of Dathomir“ von Jeremy Barlow und Juan Frigeri (die letzte Star-Wars-Miniserie von Dark Horse und die erste, die Teil der Disney-Kontinuität ist) und „Darth Maul“ von Cullen Bun und Luke Ross (quasi das Kanon-Gegenstück zum Sujet dieses Reviews, zumindest was die Platzierung in der Timeline angeht).

Fazit: „Darth Maul“ ist ein visuell beeindruckendes Action-Feuerwerk, das vor allem durch die großartigen, dynamischen Zeichnungen von Jan Duursema zu punkten weiß. Eine wirklich tiefgreifende Charakterisierung Mauls sollte man nicht erwarten – allerdings ist die Miniserie durchaus interessant in Bezug auf ihre Verknüpfungen zum restlichen Legends-EU.

Bildquelle

Siehe auch:
Darth Plagueis
Darth Maul: Son of Dathomir

Stück der Woche: Falcon Flight


Es wird Zeit, dass hier wieder mehr passiert, darum wird eine Artikelreihe reaktiviert, mit der ich vor einiger Zeit ausgesetzt habe. Beim „Stück der Woche“ wird ein bestimmtes Musikstück (meistens Filmmusik, aber nicht ausschließlich) mal mehr, mal weniger ausführlich besprochen. Den Anfang macht Falcon Flight, komponiert von John Williams, ein Stück, das zu den besten Tracks des Episode-IX-Soundtracks gehört, aber kriminellerweise nicht auf dem kommerziellen Album zu finden war. Zum Glück gab es das „For Your Consideration“-Album, das bereits vor Kinostart auf der entsprechenden Website auftauchte.

Falcon Flight untermalt die wilde Flucht und Hyperraumspringerei des Millenium Falken zu Beginnen des Films. Bereits in seinen ersten zwanzig Sekunden legt der Track einen interessanten Aufbau hin, der auf einen fulminanten Themeneinsatz vorbereitet. Und tatsächlich: Hier hören wir das Thema das Imperators, wie wir es noch nie zuvor gehört haben – ohne Chor, dafür aber in einer Action-Variation mit Blechbläserstößen, die zwar recht kurz ausfällt, dafür aber gerade für mich als Fan dieses Themas eine ordentliche Bereicherung ist. Der Einsatz des Themas untermalt das auftauchen einer Tie-Fighter-Staffel, was natürlich ein wenig fragwürdig ist, aber man kann dieses Statement als Hinweis darauf deuten, dass die Erste Ordnung nun endgültig unter der Kontrolle Darth Sidious‘ steht und jeder ihrer Einsätze letztendlich auf ihn zurückzuführen ist.

Direkt darauf folgt atemloses Actionscoring, das einmal mehr zeigt, dass Williams‘ Musik trotz des inzwischen hohen Alters des Komponisten nichts von ihrer frenetischen Energie verloren hat. Immer wieder arbeitet der Maestro darüber hinaus Fragmente des Marsches des Widerstands ein, lässt bei 0:57 die Rebellen-Fanfare erklingen und bei 1:13 folgt eine etwas verfremdete Variation von Poe Damerons Thema. Untermalt von Streicherfiguren, die den Track zusammenhalten, arbeitet Williams anschließend abermals Fragmente des Marsches des Widerstands ein und zitiert bei 1:36 sogar kurz das Falken-Action-Motiv aus „The Force Awakens“, bevor wuchtige Blechbläser für einen fulminanten Schluss des Stückes sorgen.

Aktuell: The Rise of Skywalker


Aus Zeitgründen habe ich mich von der „Aktuell-Kategorie“ meines Blogs schon vor einiger Zeit verabschiedet (es dürfte vielleicht aufgefallen sein, dass meine Post-Frequenz im letzten Jahr deutlich abgenommen hat, was vor allem daran lag, dass ich mit dem Sammeln von Überstunden beschäftigt war). Aber hin und wieder will man doch zumindest mal semi-aktuell sein – und was eignet sich da besser als der Teaser zur nächsten Star-Wars-Episode.

Gemessen an dem, was da dieses Jahr auf uns zukommt – nichts weniger als das Finale der Skywalker-Saga – lässt zumindest mich das erstaunlich kalt. Übersättigung, Nachwirkungen der Episode VIII-Problematik bzw. der damit zusammenhängenden Debatte – vermutlich eine Mischung aus all diesen Elementen. Der Teaser selbst ist da leider keine große Hilfe, denn insgesamt ist er relativ unspektakulär. Er beginnt (mal wieder) auf einem Wüstenplanteten – ob Jakku, Tatooine oder ein neuer ist nicht klar – und mit einer Rey, die sich einem Tie-Fighter gegenübersieht. Es wurde ja schon lange spekuliert, in wie fern Disney bzw. J.J. Abrams angesichts der vielen negativen Fan-Reaktionen auf „Die letzten Jedi“ Rian Johnsons Entscheidungen rückgängig machen würde. Die erste findet sich bereits: Rey hat offenbar Anakins altes Lichtschwert repariert. Die folgende akrobatische Einlage erinnert eher an die Prequels als an den zumindest diesbezüglich etwas konservativeren Einsatz der Macht in den Sequels.

Nach dieser recht langen, wenn auch kaum aussagekräftigen Sequenz folgen kürzere Eindrücke: Anflug auf einen neuen Planeten, Kylo Ren und seine Truppen in der Schlacht, eine unbekannte, aber recht haarige Person schweißt Kylos Helm wieder zusammen, kurze Eindrücke von Finn und Poe sowie BB8 und einem neuen Droiden und Lando Calrissian im Cockpit des Falken – alles untermalt von einer Trailermusik-Version von Leias Thema. Es folgt ein kurzer Action-Eindruck auf dem unidentifizierten Wüstenplaneten, wobei sich unsere Helden auf einem Fahrzeug befinden, das stark an Jabbas Gefährte aus Episode VI erinnert, eine Einstellung der Siegesmedallien aus Episode IV, Rey, die Leia umarmt und schließlich eine Gruppenaufnahme mit Rey, Finn, Poe, Chewie, C-3PO, BB8 und dem neuen Droiden, die vielleicht auf Endor anzusiedeln ist. Die nächste Einstellung zeigt jedenfalls etwas, das verdammt nach einem Trümmerstück des Todessterns aussieht. Der Planet selbst mit seiner zerklüfteten Küstenlandschaft wirkt zwar nicht wie Endor, aber selbst ein Waldmond muss ja nicht ausschließlich aus Wald bestehen.

Der beste Moment des Teasers folgt kurz vor der Titeleinblendung als Antwort auf Lukes Kommentar aus dem Off „No one’s ever really gone“ (eigentlich eine Dialogzeiel aus Episode VIII): Es erklingt das vertraute Lachen von Darth Sidious. Dann erfahren wir endlich den Titel von Episode IX: „The Rise of Skywalker“.

Gesamteindruck: Der Teaser sagt selbst für einen Teaser verdammt wenig darüber aus, worum es eigentlich geht und besteht primär aus Nostalgie-Beats, die auf Episode VI verweisen. Das Highlight ist zweifelsohne die angedeutete und inzwischen auch von J.J. Abrams bestätigte Rückkehr Palpatines. In welcher Form das geschehen wird bleibt natürlich unklar. Kehrt der Dunkle Lord der Sith tatsächlich von den Toten zurück, eventuell so, wie er es in der Comicserie „Dark Empire“ tat? Dort besetzte sein Geist Klonkörper seiner selbst. Kehrt er „nur“ als Dunkle-Seite-Version eines Machtgeistes zurück? Oder vielleicht sogar nur in Form von Aufzeichnungen oder Flashbacks?

Ursprünglich wurde in der neuen Disney-Kontinuität der Eindruck erweckt, dass es den Sith nicht mehr möglich sei, nach ihrem Tod als Geister wiederzukommen, so wie es in den Legends der Fall war. Nutzer der Dunklen Seite konnten zwar nicht zu „echten“ Machtgeistern werden, wie es den Jedi möglich war, aber sie konnten ihre Essenz an Gegenstände oder Orte binden oder per Essenztransfer in einen neuen Körper schlüpfen – einer ganzen Reihe von Dunklen Lords gelang es so, auch noch lange nach ihrem Tod ziemlichen Schaden anzurichten, von Marka Ragnos über Naga Sadow, Freedon Nadd, Darth Andeddu und Exar Kun bis hin zu, wie bereits erwähnt, Palpatine selbst. George Lucas gefiel diese Idee allerdings nicht. In den Mortis-Folgen der dritten Clone-Wars-Staffel waren ursprüngliche Gastauftritte der Sith-Lords Revan und Bane geplant, doch Lucas legte letztendlich sein Veto ein mit der Begründung, den Sith sei es nicht möglich, als Geister zurückzukehren. Selbst der Gastauftritt des von Mark Hamill gesprochenen Darth Bane, dem Yoda auf Moraband (formerly known as Korriban) in der sechsten Staffel der Serie begegnet, ist nur eine Illusion der Machtpriesterinnen und kein tatsächlicher Geist.

Mit der von Charles Soule verfassten Kanon-Darth-Vader-Comicserie, die kurz nach Episode III spielt, scheint diese Regel aber schon wieder ad acta gelegt zu sein, denn dort tauchte der Sith Lord Momin auf, dessen Essenz in seinem Helm weiterexistierte, ganz ähnlich wie es bei diversen Legends-Sith-Lords der Fall war; man denke etwa an Karness Muur, der ähnlich wie Momin von anderen durch ein Artefakt Besitz ergreifen konnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich halte es durchaus für möglich, dass Palpatine tatsächlich auf diese Weise zurückkehrt. Zweifelsohne wäre es eine, aber nicht die eleganteste Lösung für das Schurken-Problem von Episode IX. Denn, seien wir mal ehrlich, Kylo Ren funktioniert als Big Bad einer Trilogie genauso wenig wie General Hux. Hux kann nach Episode VIII ohnehin niemand ernst nehmen, während Kylo sowohl in Episode VII als auch in Episode VIII jeweils eine verheerende Niederlage hinnehmen musste. Im Vergleich dazu blieb Vader bis Episode VI im Grunde unbesiegt, die beiden Lichtschwertduelle, die er absolvierte, gewann er – und dabei war er nicht mal der Oberschurke.

Also bleiben letztendlich nur ein paar wenige Möglichkeiten: J.J. Abrams und sein Mit-Drehbuchautor Chris Terrio können versuchen, Kylo tatsächlich zum Oberschurken zu machen, sie können Snoke zurückbringen (was in meinen Augen aber ebenso wenig funktionieren würde), sie können einen neuen Big Bad aus dem Hut zaubern oder man nimmt eben einen, der sich bereits bewährt hat, wie Darth Sidious. Der cleverste Weg wäre wohl, Sidious als Präsenz zurückzubringen, ohne ihn tatsächlich wiederzubeleben. Dazu müsste er nicht einmal als Geist auftauchen, stattdessen könnte es sich um einen lange vorbereiteten Plan handeln, während Palpatine in Form von Aufzeichnungen und Flashbacks als treibende Kraft wirkt. Schon lange kursieren im Internet Gerüchte, Matt Smith würde einen jungen Palpatine spielen. Immerhin gehen die Saw-Filme seit John Kramers Tod im dritten Teil seit einiger Zeit auf diese Weise vor. Zugegeben, nicht das beste Beispiel, aber dennoch. Diese Idee gab es in Chuck Wendigs Aftermath-Trilogie und anderen, in diesem Zeitraum spielenden Medien zwar bereits (Stichwort: „Operation Cinder“) , aber darauf könnte man tatsächlich aufbauen.

Ein weiteres Mal zeigt sich hier nun das fundamentale Problem der Sequel-Trilogie: Der Mangel an Planung und Gesamtkonzept und die Unentschlossenheit bei der Konzeption von Episode VII. Entweder hätte man die Sequels tatsächlich als Fortführung der Skywalker-Saga konzipieren müssen, oder aber etwas völlig Neues aufziehen. Darth Sidious war der überspannende Schurke der bisherigen Saga. Natürlich, das war er nicht von Anfang an, bekanntermaßen sollte der Imperator in Episode IV ein schwacher Diktator sein, der von Leuten wie Tarkin kontrolliert wurde. Erst mit Episode V und VI entwickelte wurde er zum Oberschurken und erst mit den Prequels zum alles umfassenden Überschurken, der der für den Fall der Republik und die Vernichtung der Jedi verantwortlich war, quasi dem Star-Was-Äquivalent zu Satan. Es wäre naheliegend gewesen, ihn als auch Bedrohung der Episoden VII bis IX beizubehalten, sei es als tatsächlich aktiver Schurke, als Geist oder Holocronaufzeichnung, um einen Nachfolger heranzuzüchten.

Die Alternative wäre gewesen, Episode VII als Start von etwas völlig Neuem zu inszenieren, ähnlich wie es die „New Jedi Order“ im Legends-Bereich tat. Damit will ich nicht sagen, dass Lucasfilm die Yuuzhan Vong in den Kanon hätte bringen sollen, aber eventuell ein Gegenstück, eine wie auch immer geartete neue Bedrohung, die vielleicht sogar Rebellen/Republik und Rest-Imperium dazu gezwungen hätte, sich zu verbünden. Letztendlich entschied man sich dann aber eben dafür, denselben Konflikt mit neuen Figuren noch einmal auszutragen. Snoke statt Palpatine, Kylo Ren statt Darth Vader, die Erste Ordnung statt dem Imperium und der Widerstand statt der Rebellion. So, wie sie jetzt ist, ist die Sequel-Trilogie weder richtige Fortsetzung noch der wirkliche Start eines neuen Kapitels, sondern bestenfalls ein Nachgedanke, ein Anhängsel, weder Fisch noch Fleisch.

Natürlich könnte Episode IX das rückwirkend noch revidieren, der aktuelle Teaser macht sehr deutlich, dass genau das der Ansatz von Abrams und Terrio ist. Aber selbst dann würde es aufgesetzt wirken, schließlich wurde von offizieller Seite bereits mehrfach zugegeben, dass die Sequels nicht durchgeplant wurden und dass Rian Johnson auch nicht an Abrams‘ Ideen für den Rest der Trilogie gebunden war, sondern im Grunde tun konnte, was er wollte. Ich persönlich bin ja eigentlich immer für kreative Freiheit, aber nicht zum Preis der übergeordneten Handlung.

Wie dem auch sei, ich befürchte, dass „The Rise of Skywalker“ abermals in zu großem Ausmaß die Nostalgiekarte ausspielen wird. Der Titel ist natürlich ein Kuriosum für sich, passt aber zu den Aussagen, man wolle die gesamte Skywalker-Saga aufgreifen und alles zusammenführen. Fraglich ist natürlich, was mit dem Titel gemeint ist. Tatsächlich noch lebende Skywalkers sind Kylo und Leia, aber es erscheint unwahrscheinlich, dass einer von beiden gemeint ist. Ist Rey doch eine Skywalker? Kehrt Luke zurück? Oder ist das ganze in irgendeiner Form metaphorisch zu verstehen?

Um auf einer positiven Note zu enden: Insgesamt erhoffe ich mir von Episode IX erst einmal einen gelungenen letzten John-Williams-Star-Wars-Soundtrack, einige schöne neue Auftritte von Ian McDiamird als Darth Sidious (diese können auch noch den schwächsten Film aufwerten) und endlich mal wieder ein wirklich zünftiges Lichtschwertduell, denn diesbezüglich gab es in der Disney-Ära außerhalb von „Star Wars Rebels“ wirklich sehr wenige, und auch die Rebels-Duelle waren nicht immer das Gelben vom Ei bzw. das Weiße vom Lichtschwert.

Lords of the Sith

lots
Es gibt Romantitel, die sind einfach unwiderstehlich. Der vierte Roman der Star-Wars-Einheitskontinuität nach „A New Dawn“ (mäßig), „Tarkin“ (kein Meisterwerk, aber definitiv solide) und „Heir to the Jedi“ (bislang noch nicht gelesen) hat so einen Titel; bei „Lords of the Sith“ kann ich einfach nicht widerstehen. Als Fan der Dunklen Lords treibt mich natürlich schon lange die Frage um, was die Einheitskonitnuität für die Sith bedeutet. Im EU hatten sie eine lange, interessante und wechselhafte Geschichte mit vielen verschiedenen Inkarnationen und philosophischen Herangehensweisen. Leider ist „Lords of the Sith“ diesbezüglich eine ziemliche Enttäuschung. Ich hatte es zwar nicht erwartet, aber doch gehofft, dass dieser Roman sich nicht nur mit Vader und Sidious auseinandersetzt (was er auch nur mäßig tut), sondern auch mit dem philosophischen Überbau des Ordens. Paul S. Kemp wäre als Autor dafür auch gar nicht ungeeignet, schließlich hat er verschiedene Inkarnationen des Ordens in seinen bisherigen Romanen „Betrogen“ und „Gegenwind“ passend dargestellt. Wie schon bei den anderen Romanen ist es allerdings fraglich, ob man für den Mangel an „Sithness“ wirklich Paul S. Kemp und nicht die Lucasfilm-Storygroup verantwortlich machen sollte, die sich den Orden für zukünftige Filme oder andere Projekte aufheben wollen.

Nach vier Romanen, die in der Zeit zwischen „Die Rache der Sith“ und „Eine neue Hoffnung“ spielen, zeichnet sich in der Zwischenzeit auch ein recht deutliches Muster ab. Obwohl nur „A New Dawn“ wirklich als Tie-In zu „Star Wars Rebels“ vermarktet wurde, sind eigentlich alle bisherigen Werke der Einheitskontinuität, „Heir to the Jedi“ ausgenommen, Begleitromane zu „Rebels“, denn alle drei folgen demselben Grundmuster: Irgendwo in der Galaxis taucht eine kleine, unabhängige Rebellenzelle auf, die vom Imperium bekämpft werden muss. „A New Dawn“ stellt mit Kanan und Hera die Helden der Animationsserie vor, während „Tarkin“ und „Lords of the Sith“ die Schurken genauer behandeln – nach dem Trailer zur zweiten Rebels-Staffel, in der sowohl Vader als auch Tarkin größere Rollen spielen und Sidious ebenfalls vorkommt, dürfte es da kaum noch Zweifel geben.

Die Prämisse von „Lords of the Sith“ ist aufgrund ihrer Unwahrscheinlichkeit leider nicht wirklich ideal: Vader und Sidious machen auf Ryloth eine von Rebellen verursachte Notlandung und müssen sich durch die Wildnis des Planeten schlagen. Diese Konstellation hat zwar durchaus ihre Reize, ist aber doch eher unpassend, denn Sidious ist zu diesem Zeitpunkt vor allem mit der Lenkung seines Imperiums beschäftigt und verlässt Coruscant nur, wenn es einen wirklich guten Grund gibt, etwa die Fertigstellung des Zweiten Todessterns. Der Grund, den „Lords of the Sith“ liefert, ist für mich leider nicht überzeugend. Und was erschwerend hinzukommt: Man hat nie das Gefühl, dass Vader und Sidious wirklich in Gefahr sind. Es ist auch zugegebenermaßen schwierig, zwei der mächtigsten Wesen der Galaxis zu gefährden, ohne sie abzuwerten, aber dann ist ein Roman mit einer derartigen Handlung einfach nicht wirklich passend.

Eventuell wäre es besser gewesen, die Handlung von „Lords of the Sith“ als von Sidious inszenierte Lektion für Vader zu gestalten. In „Darth Plagueis“ besuchen Plagueis und Sidious als Meister-Schüler-Gespann eine Art Sith-Trainingswelt; etwas, das grob in diese Richtung geht, wäre vielleicht passabler gewesen. So hätte „Lords of the Sith“ tatsächlich ein Roman werden können, der die Sith für den Einheitskanon definiert, am besten in Form eines Pholosophie-SW-Romans á la „Verräter“ (in diesem Fall wäre Matthew Stover dann auch tatsächlich der bessere Autor gewesen).

„Lords of the Sith“ hat allerdings auch durchaus seine positiven Seiten. Die Charakterisierung und Dynamik der beiden Dunklen Lords ist über weite Strecken sehr gelungen, mir erscheint es nur ein wenig seltsam, dass ausgerechnet die Eigenschaft, die in Vaders Kampfstil hervorgehoben wird, die Geschwindigkeit ist. Leider führt das alles nicht wirklich irgendwo hin, gibt keine tieferen Einblicke in die beiden ikonischen Figuren und offeriert nicht wirklich etwas Neues.

Die rebellischen und imperialen Nebenfiguren, unter ihnen Cham Syndulla aus „The Clone Wars“, der im Grunde der eigentliche Protagonist des Romans ist, fand ich durchaus gelungen, von allen derartigen Figuren (in diesem und den anderen beiden Romanen gab es davon dann durchaus einige) fand ich diese mit Abstand am einprägsamsten, und das nicht nur, weil mit Moff Mors die erste offizielle homosexuelle Figur im SW-Universum ihr Debüt gibt (was definitiv zu begrüßen ist, auch wenn das Imperium hier ein wenig zu PC rüberkommt).

Fazit: „Lords of the Sith“ bietet zwar eine gelungene Charakterisierung der Haupt- und Nebenfiguren, allerdings ist die Prämisse des Romans sowie ihre Umsetzung nicht überzeugend, da der Roman kaum etwas Neues offeriert. Somit bleibt „Tarkin“ der bislang stärkste Roman der Einheitskontinuität.

Tarkin

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Der zweite Roman der neuen SW-Einheitskontinuität wurde mit den vollmundigen Worten angekündigt, dass James Luceno hier mit Wilhuff Tarkin etwas Ähnliches wie mit Darth Plagueis in dessen gleichnamigem Roman anstellen würde – und teilweise stimmt das auch. Nun ist „Darth Plagueis“ einer meiner absoluten SW-Lieblingsromane, weshalb ich auf dieses Werk besonders gespannt war. Und, was soll ich sagen: Ein weiteres Mal weiß Luceno zu überzeugen. „Tarkin“ erreicht zwar keinesfalls die Qualität von „Darth Plagueis“, übertrifft aber „A New Dawn“ ziemlich problemlos, was auch damit zusammenhängt, dass Luceno hier, im Gegensatz zu John Jackson Miller, in seinem Wohlfühlbereich arbeitet.
Der größte Unterschied zu „Darth Plagueis“ ist, dass der eigentliche Plot des Romans nicht viele Jahrzehnte umspannt, sondern relativ wenig Zeit in Anspruch nimmt und insgesamt auch eher von geringerer Bedeutung ist: Tarkin und Vader müssen zusammenarbeiten, um eine Gruppe von Terroristen, die eine Basis des Imperiums angegriffen haben, aufzuspüren und auszulöschen. Worauf es eigentlich ankommt ist die gelungene Charakterisierung der Titelfigur und ihre Interaktionen mit diversen anderen Figuren – und genau hier liegt auch die größte Stärke des Romans. Besonders Tarkins Vergangenheit und seiner komplizierten Beziehung zu Darth Vader wird viel Zeit eingeräumt, wobei Luceno die Dialoge so gelungen gestaltet, dass man dabei in seinem Kopf problemlos die Stimmen von Peter Cushing und James Earl Jones hört. Besonders wirksam sind auch die kleinen Details, die Luceno mit einbaut, um Tarkin plastischer werden zu lassen, etwa die Art und Weise, wie er sich zu Beginn des Romans seine Garderobe zurecht legt.
Ein weiterer Unterschied zu „Darth Plagueis“ ist die schiere „Größe“: Lucenos Sith-Roman machte es sich nicht nur zur Aufgabe, die Lebensgeschichte des titelgebenden DunklenLords zu erzählen, sondern arbeitete so ziemlich jedes Werk des EU, das während des Handlungszeitraums spielt, auf logische Weise in den Masterplan der Sith ein. Auch „Tarkin“ ist um eine größere Darstellung bemüht, zeigt aber weniger Entwicklung (diese ist nur für Tarkin selbst gegeben), sondern bietet eher eine Momentaufnahme des Imperiums im Jahr 14 vor der Schlacht um Yavin. Leider leidet „Tarkin“ an einer Schwäche, die auch „A New Dawn“ plagt, aber bei beiden nicht Werk-immanent ist: Beschränkung. Bei „Tarkin“ ist das weniger offensichtlich, aber dennoch fällt auf, dass die Rückblick an manchen Stellen recht schwammig sind und gewisse Aspekte, die eigentlich hätten angesprochen werden müssen, ausgespart werden, wahrscheinlich, weil die Lucasfilm Storygroup diese noch nicht freigegeben hat.
Dies Schwäche gleicht Luceno allerdings durch ein Vorhaben aus, das zumindest mir verdammt gut gefällt: Der gute James scheint sich vorgenommen zu haben, so viel vom alten EU in die neue Einheitskontinuität zu retten wie nur irgend möglich. Das betrifft Planeten (Murkhana), Personen (Sate Pestage, Armand Isard) und Ereignisse – vor allem solche, die in Lucenos eigenen Romane der Prequel-Ära thematisiert werden. So wird klar, dass sowohl die Handlung von „Schleier der Täuschung“ als auch „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ in groben Zügen in der neuen Kontinuität stattgefunden haben. Und darüber hinaus lässt sich aus Lucenos Charakterisierung von Darth Sidious (und dem Auftauchen des Droiden 11-4D) schließen, dass auch Teile von „Darth Plagueis“ es in den neuen Kanon geschafft haben. Nebenbei, ja, in diesem Roman erfahren wir Palptines Vornamen, er lautet Sheev und stammt wohl direkt von George Lucas. Ich lasse das jetzt einfach mal unkommentiert.
Fazit: Erfreulicherweise ist der zweite Roman der Einheitskontinuität weitaus besser gelungen als der erste. Zwar ist „Tarkin“ kein Meisterwerk wie „Darth Plagueis“, aber doch mehr als solide. Vor allem Fans des Imperiums und des alten EU werden an diesem Roman gefallen finden.

Siehe auch:
A New Dawn
Labyrinth des Bösen
Darth Plagueis

Star Wars Expanded Universe: Things to Come

Nachdem ich nun die Sternstunden und Abgründe des alten EU ausführlich behandelt habe, wird es Zeit, noch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Der Verlust des alten und der Start eines neuen EU, das zumindest laut Aussage derjenigen, die dafür zuständig sind, besser kontrolliert werden soll als das alte – ich erwähnte ja bereits die Lucasfilm-Storygroup – ist natürlich nicht nur Verlust, sondern auch gleichzeitig Chance. Die Anfänge des alten EU habe ich verpasst, da es mich entweder noch nicht gab (wenn man ganz zurück bis zu den alten Marvel-Comics geht) oder ich noch zu jung war (wenn wir von der Thrawn-Trilogie und „Dark Empire“ als Start des EU ausgehen). Mich interessiert es natürlich brennend, wie das neue EU anfängt, welche Herangehensweise die Autoren verfolgen und natürlich wie sich der Einfluss der Story-Group zeigt. Einerseits ist es gut, wenn nicht nur grobe Schnitzer, sondern auch Unterschiede in der Charakterisierung vermieden werden, andererseits fragt man sich aber auch, ob das Diktat einer derartigen Gruppierung die Autoren nicht zu sehr einschränkt. Wie dem auch, sei, werfen wir nun einen Blick auf die bisher angekündigten Projekte, deren Konzeption durchaus vielsagend ist. Mit zwei Ausnahmen spielen sämtliche Werke zwischen den Episoden III und IV und dienen somit wohl als direkte (im Fall von „A New Dawn“) oder indirekte Vorbereitung und/oder Begleitung der Animationsserie „Star Wars: Rebels“, die im Herbst startet. Ebenfalls auffällig ist, dass die neuen Werke, bis auf eine Ausnahme, von Veteranen des alten EU verfasst werden. Sowohl von John Jackson Miller als auch James Luceno finden sich Werke auf meiner Best-of-EU Liste und Paul S. Kemps Romane „Betrogen“ und „Gegenwind“ sind zwar keine Meisterwerke wie „Darth Plageuis“ oder „Die Rache der Sith“, aber doch solide und unterhaltsame SW-Kost. Vielleicht wurden gerade diese Autoren angeheuert, um uns Alt-EU-Fans den Übergang so leicht wie möglich zu machen. Man fragt sich dabei natürlich auch, wie viel Material aus dem alten EU diese Autoren wohl ins neue Retten werden. Kommt Natasi Daala in „Tarkin“ vor? Gibt es vielleicht eine Anspielung auf Hego Damask, Kerra Holt oder Darth Malgus? Man darf gespannt sein.

Darth Maul: Son of Dathomir
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Der Dark-Horse-Verlag war lange Zeit – seit der Publikation von „Dark Empire“ 1991 – die Heimat der Star-Wars-Comics. Diese Ära ist nun vorüber, da Disney Dark Horse die Lizent entzogen hat; von nun an wird wieder der Marvel-Verlag, der ja nun Disney gehört, die Star-Wars-Comics publizieren. „Darth Maul: Son of Dathomir“ ist der letzte SW-Comic von Dark Horse, und interessanterweise auch das erste Werk des neuen EU. Da „The Clone Wars“ ebenfalls verfrüht abgesetzt wurde, und bereits fertige Drehbücher für mindestens eine weitere Staffel existierten, entschied man sich, wenigstens einen der Handlungsstränge in Comicform zu beenden (möglicherweise folgen ja noch weitere). Wer die Serie verfolgt hat, wird sich erinnern: „The Clone Wars“ enthüllte, dass Darth Maul die Konfrontation mit Obi-Wan auf Naboo überlebte (eine Entscheidung, die ich nicht unbedingt gut heiße) und nach einer Rekonstruktion durch Talzin, die Clanmutter der Nachtschwestern von Dathomir, begann er zusammen mit seinem Bruder Savage Opress sein eigenes Ding zu drehen und Mandalore zu übernehmen. Darth Sidious war davon wenig begeistert, kümmerte sich selbst um die Angelegenheit und wischte mit den beiden Möchtegern-Sith den Boden. Opress fiel Sidious‘ Klingen zum Opfer, Maul wurde jedoch „verschont“, da Sidious, laut eigener Aussage, andere Pläne mit ihm hat. An dieser Stelle setzt „Son of Dathomir“. Die Drehbücher des geplanten Vierteilers wurden von Jeremy Barlow, der bereits als Autor und Editor für viele SW-Comics verantwortlich war, adaptiert und von Juan Frigeri zeichnerisch umgesetzt. Die ersten beiden Ausgaben der Miniserie sind bereits erschienen, ich habe sie allerdings noch nicht gekauft oder gelesen, ich werde wohl damit warten, bis die Serie abgeschlossen ist und vielleicht sogar, bis sie auf Deutsch oder als Paperback erscheint. Von allen Projekten des neuen EU interessiert mich „Son of Dathomir“ am wenigsten, vor allem auch, weil ich den ganzen Maul-Handlungsstrang der Animationsserie ziemlich unnötig fand.

A New Dawn
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„A New Dawn“ war eine Zeit lang als möglicher Titel für Episode VII im Gespräch, nun ist es der Titel des ersten Romans der neuen Kontinuität, der die Vorgeschichte von „Star Wars Rebels“ erzählt, mit Fokus auf den Jedi Kanan Jarrus, der die Order 66 überlebt hat und versucht, den Schergen des Imperiums zu entgehen.
Schon allein der Titel erinnert nicht nur an „A New Hope“ sondern kann auch ziemlich metaphorisch verstanden werden: Es bricht eine neue Zeit für das Star-Wars-Universum an. Wie dem auch sei, als Autor für diesen Roman wurde John Jackson Miller verpflichtet, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass es sich hierbei nicht einfach nur um ein schlichtes Tie-in zur Animationsserie handelt, immerhin schien Millers „Knights of the Old Republic“ ebenfalls ein Tie-in zum gleichnamigen Spiel zu sein, entwickelte sich dann aber zu einer der besten SW-Comicserien. Bei seinen anderen Star-Wars-Werken bin ich ein wenig zwiegespalten, seine Lost-Tribe-of-the-Sith-Geschichten fand ich nicht besonders gelungen, die Knight-Errant-Comics waren in Ordnung, beim gleichnamigen Begleitroman habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich richtig „rein“ gekommen bin (dann war er aber gut) und „Kenobi“, Millers bis dato letzte Publikation, fand ich vollauf gelungen, hätte ich mich bei meiner Best-of-EU-Liste nicht auf zwölf Titel beschränkt, wäre dieser Roman in der Liste gelandet. Egal, was Miller schreibt, er hat auf jeden Fall immer interessante Ideen, auch wenn ich mit seinem Schreibstil nicht immer ganz klar komme. Aus diesem Grund blicke ich „A New Dawn“ ziemlich positiv entgegen und hoffe, dass Miller einiges herausholt.
„A New Dawn“ erscheint Anfang September diesen Jahres, pünktlich vor dem Start von „Star Wars: Rebels“.

Tarkin
tarkin
Ab hier wird’s richtig interessant. James Luceno, der mit „Darth Plagueis“ einen meiner absoluten Lieblingsromane verfasst hat, schreibt die Lebensgeschichte des wohl kältesten Mannes der Galaxis. Falls der Roman ähnlich aufgebaut ist wie „Darth Plagueis“ (was die Verlagswerbung suggeriert), könnte Tarkin einen relativ großen Zeitraum abdecken. Mehr noch, Luceno ist dafür bekannt, in seinen Werken das restliche EU weitläufig miteinzubeziehen. Da stellt man sich natürlich die Frage: Wird Luceno Tarkins Geschichte völlig neu schreiben oder sich am bisher dagwesenen orientieren und dabei versuchen, so viel vom alten EU wie möglich ins neue zu retten? Werden wir vielleicht Admiral Daala wiedersehen, und wenn ja sollen wir das dann gut oder schlecht finden?
„Tarkin“ ist in jedem Fall der Roman, auf den ich am meisten gespannt bin, und ich hoffe, dass Luceno nicht enttäuscht. Der Roman erscheint im November.

Heir to the Jedi
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Kevin Hearne ist unter den bisherigen Autoren des neuen EU der bislang einzige Newcomer, der noch nie eine Geschichte aus der weit, weit entfernten Galaxis erzählt hat. Sein Debütroman scheint auch, zumindest für SW-Verhältnisse, eher experimenteller Natur zu sein. Er konzentriert sich auf Luke Skywalker zwischen Episode IV und V und wird aus der Ich-Perspektive erzählt, was man bei SW-Romanen recht selten findet. Lediglich Michael Stackpoles „I, Jedi“ wird vollständig von einem Protagonisten erzählt. In Matthew Stovers „Shatterpoint“ finden sich immerhin noch Ausschnitte aus Mace Windus Tagebuch, die natürlich ebenfalls die Ich-Form verwenden, aber das war’s dann auch schon. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich „Heir to the Jedi“ einschätzen soll, da ich noch nichts von Kevin Hearne gelesen habe. Die Ich-Perspektive könnte interessant werden, das Ganze könnte aber auch ziemlich in die Hose gehen. Was die Prämisse der Handlung angeht (die auf Lukes Wichtigkeit in Episode VII hindeuten könnte): Die Thematik ist nun keinesfalls neu und wurde bereits in diversen Romanen und Comics bearbeitet. Gerade der Zeitraum zwischen Episode IV und V ist im alten EU derart mit Geschichten überfüllt, dass man sich fragt, wie das alles innerhalb von drei Jahren stattfinden konnte. Nun ja, hoffen wir, dass Kevin Hearne dem Ganzen eine neue Seite abgewinnen kann und nicht bloß bereits Dagewesenes wiederkäut. „Heir to the Jedi“ erscheint im Februar 2015.

Lords of the Sith
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Ein Titel, der mich wahrlich anspricht. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine Revision der Geschichte des Sith-Ordens (zumindest allem Anschein nach, bei diesem Titel könnte man allerdings auch in großem Ausmaß auf die Vergangenheit des Ordens eingehen), sondern um ein Meister-Schüler-Abenteuer von Darth Sidious und Darth Vader das, wie könnte es anders sein, auch wieder zwischen Episode III und IV stattfindet. Die Konzeption ist ja nun eher ungewöhnlich, normalerweise fungiert Sidious in dieser Ära nur als Befehlsgeber und Hintergrundmanipulator, anstatt selbst an der Action teilzunehmen – da muss schon etwas Außergewöhnliches passieren – was das ist verrät die bisher veröffentlichte Inhaltsangabe allerdings noch nicht. Es wurde lediglich bekannt gegeben, dass ein Charakter aus „The Clone Wars“ auftauchen wird, aber nicht welcher. Ahsoka vielleicht?
Paul S. Kemp hat in seinen bisherigen SW-Romanen schon einige Erfahrung mit den Sith gesammelt. Sowohl in „Gegenwind“ (das ich durchaus solide fand) als auch in „Dunkle Flut“ (das meiner Meinung nach eher weniger solide ist) spielt Darth Krayts Sith-Orden eine wichtige Rolle, und in Ersterem kommt darüber hinaus ein Sith aus der Zeit des Großen Hyperraumkriegs durch einen Zeitriss in die Post-Endor-Ära. Bei seinem bisher besten Werk, dem Old-Republic-Roman „Betrogen“, steht ebenfalls ein Sith-Lord, in diesem Fall Darth Malgus, im Fokus. „Lord of the Sith“ ist allerdings Kemps erster Roman, der in ziemlicher Filmnähe spielt und sich mit Dunklen Lords des Bane-Ordens auseinandersetzt.
„Lords of the Sith“ erscheint im April 2015.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Ich sagte es ja bereits: Obwohl ich das EU liebe, gibt es auch sehr viel Müll, und darum geht es in diesem Artikel. Anders als in seinem Gegenstück werde ich hier nicht einfach Werke aufzählen, sondern stattdessen Figuren und Konzepte, die ich ziemlich misslungen finde und bei denen ich froh bin, dass sie aus dem Kanon fliegen. Diese Elemente sollten die Autoren des neuen EU (und natürlich die Drehbuchautoren und Regisseure kommender Episoden und Spin-offs) bitte nicht wiederbeleben.
Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich nicht das Ganze EU gelesen habe, gerade aus der Bantam-Ära (in den 90ern verlegte der Bantam-Verlag Star-Wars-Romane, bevor die Lizenz zu Del Ray ging) fehlt mir einiges. „Der Kristallstern“ gilt zum Beispiel unter Fans als schlechtester aller EU-Romane – ich habe ihn allerdings nicht gelesen (und ich habe es auch nicht vor), kann aber mögliche Figuren und Konzepte, die ihn so schlecht gemacht haben, deshalb nicht in diese Liste aufnehmen.

Superwaffen
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Schon der zweite Todesstern war nicht mehr ganz taufrisch, aber was dann im EU, vornehmlich den bereits erwähnten Romanen des Bantam-Verlages folgte, war wirklich lächerlich, da das Imperium oder sonstige Gruppierungen mit finsteren Absichten ständig mit neuen Superwaffen aufwarteten. Sonnenhammer, Darksaber, Galaxisgeschütz oder doch gleich noch ein weiterer Todesstern – das Konzept wird sehr schnell langweilig und spricht für die Ideenlosigkeit der Autoren. Ich hoffe inständig, dass die Episoden VII bis IX ohne eine neue Planeten-, Sonnen- oder wasauchimmer-zerstörende Monstrosität auskommen. Nach zwei Filmen und vielen Romanen, die sich des Konzepts bedienten, ist es ausgelutscht.

Monsterreihen mit rotierenden Autoren
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Den Anfang machte „Das Erbe der Jedi-Ritter“ („The New Jedi Order“) mit 19 Romanen und zwölf Autoren, und es folgten „Wächter der Macht“ („Legacy of the Force“) und „Das Vermächtnis der Jedi-Ritter“ („Fate of the Jedi“) mit jeweils neun Bänden und drei Autoren. Das soll nun nicht bedeuten, dass alles an diesen drei Serien per se schlecht war, immerhin findet sich ein Roman aus „Das Erbe der Jedi-Ritter“ sogar auf meiner Bestenliste, und ich muss auch zugeben, dass ich keine der drei Reihen komplett gelesen habe. Die Schwäche dieses Konzepts offenbart sich allerdings schon nach der Lektüre einiger Werke. Ich begrüße es ja eigentlich durchaus, wenn Geschichten in epischem Ausmaß erzählt werden, aber das ist schlicht zu viel des Guten.
Über diese drei Serien wurde bereits sehr viel geschrieben, und es gibt auch viel, was man an ihnen kritisieren kann. Manche Ideen sind durchaus brauchbar, andere weniger, aber darum geht es mir nicht einmal so sehr, sondern viel mehr um die Umsetzung. Die rotierenden Autoren sind dabei das größte Problem, da sie anscheinend bei allen drei Serien nicht in der Lage waren, ihre Arbeit aufeinander abzustimmen, bzw. der Verlag es nicht schaffte, seine Autoren richtig zu koordinieren. Da ich von „Wächter der Macht“ immerhin die ersten fünf Bände gelesen habe, wird mir diese Reihe als Fallbeispiel dienen. Das erste Problem ist der Fokus: Jeder der Autoren, in diesem Fall Troy Denning, Aaron Allston und Karen Traviss, hat einen anderen. In Traviss‘ Romanen nehmen Boba Fett und die Mandalorianer beispielsweise viel Raum an, bei den anderen Autoren wird dieser Subplot meistens lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Auch die Charakterisierung lässt häufig zu wünschen übrig und ist inkonsistent, gerade in den ersten fünf Bänden ist Jacen praktisch ein Flummi, der ständig zwischen verschiedenen Stadien des moralischen Abstiegs hin und her springt.
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber bisher sieht es aus, als würden Einzelromane und von einem Autor verfasste Trilogien einfach besser funktionieren.

Supermandalorianer
mandos
Hier muss ich durchaus Einschränkungen machen: Generell finde ich Karen Traviss‘ Ideen für die Mandalorianer, ihre Kultur, Sitten, Bräuche etc. eigentlich ganz gelungen, und es wäre Verschwendung, wenn man die von ihr geschaffene mandalorianische Sprache einfach ad acta legen würde. Das Problem: Traviss schießt ziemlich weit übers Ziel hinaus. Man merkt sehr deutlich, dass die Mandalorianer ihre absoluten Lieblinge sind. In ihren Romanen sind die Mandos allen anderen Völkern und Gruppierungen intellektuell, gesellschaftlich, moralisch und auch sonst in jeder Hinsicht überlegen, während die eher fragwürdigen Handlungen zum Teil einfach wegrationalisiert werden.
Traviss‘ Version der Mandalorianer wurde allerdings im Großen und Ganzen schon aus dem Kanon gestrichen, bevor Disney Lucasfilm erwarb, da „The Clone Wars“ dieses Volk ziemlich radikal anders darstellte. Ob zum besseren oder schlechteren sei erst einmal dahingestellt.

Starkiller
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In der Tat wäre die Nennung von „The Force Unleashed“ und seinem Sequel wahrscheinlich besser, aber der Protagonist dieser beiden Spiele, Galen Marek alias Starkiller, steht hier symbolisch. Grundsätzlich sei gesagt: Ich mochte „The Force Unleashed“, das Spiel hat verdammt viel Spaß gemacht, „The Force Unleashed II“ dagegen ist ziemlich unterirdisch und fühlt sich eher an wie ein Expansion oder DLC zum ersten Teil. Während TFU storymäßig eher schwach ist, ist es trotz allem noch eine verhältnismäßig runde Sache, während TFU II ein völlig unausgegorenes Konglomerat schlechter Ideen ist. TFU als runde Sache gilt allerdings nur, wenn man das Spiel für sich betrachtet, im Kontext zu den Filmen und dem Rest des EU gilt das weniger. Oder, um es klipp und klar zu sagen: Starkiller ist viel zu mächtig, und die im Spiel geschilderte Formierung der Rebellenallianz viel zu simpel. Ersteres wäre als Teil der Spielmechanik noch zu verkraften, ist aber auch Teil der eigentlichen Geschichte, sodass am Ende das Gefühl hat, dass Starkiller nur deshalb sterben muss, damit die Episoden IV bis VI passieren können. Und in TFU II scheinen sich die Macher nicht einmal mehr darum zu scheren… Apropos TFU II, die ganzen Figuren, die als Klone zurückkehren (Starkiller, Sidious, Thrawn) verdienen fast einen eigenen Eintrag auf dieser Liste.

Vader ad infinitum
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Seit einigen Jahren gibt es den Trend, zwischen Episode III und IV spielende Miniserien mit Darth Vader in der Hauptrolle herauszugeben, die thematisch von der Dark-Times-Comicserie inspiriert sind, wobei „inspiriert“ als Wort hier zu schwach ist. Im Grunde lernt Vader in diesen Miniserien wieder und wieder dieselbe Lektion. „Darth Vader und das Geistergefängnis“ ist noch ganz gelungen, aber in den meisten anderen ähnlich gestalteten Comics gibt es nichts, was nicht schon in „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ oder „Dark Times“ behandelt worden wäre. Wiederholungen gefallen nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Lord Vitiate
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Im Grund gilt hier dieselbe Thematik wie beim Starkiller-Eintrag auf dieser Liste. Lord Vitiate, der Sith-Imperator aus „The Old Republic“, ist nicht nur das schurkische Gegenstück zum übermächtigen Helden Starkiller, sondern steht auch symbolisch für vieles, was mir an „The Old Republic“ nicht gefällt. Star Wars als Gesamtfranchise hat die nicht zu leugnende Tendenz, gewisse Motive, Handlungsabläufe und Storyelemente immer wieder zu wiederholen. Ein Stück weit ist das auch in Ordnung, gerade, wenn das Ganze einen gelungenen Twist bekommt. So inspiriert sich „Knights of the Old Republic“ durchaus bei den Filmen, die Meister-Schüler-Beziehung von Revan und Malak erinnert stark an Sidious und Vader. Der Twist: Das Sidious-Gegenstück ist gleichzeitig der Held der Geschichte. „The Old Republic“ dagegen ist praktisch ein Best-of-Paket verschiedener beliebter Star-Wars-Elemente. Die Truppen der Republik orientiert sich sehr stark an der GAR aus Klonkriegszeiten (unter Fans ziemlich beliebt), das Sith-Imperium erinnert in vielerlei Hinsicht an das Galaktische Imperium und ganz allgemein ist das Design dem der Filme verdammt ähnlich, gerade wenn man bedenkt, dass zwischen TOR und Episode IV etwa 3000 Jahre liegen. Nirgends wird das so deutlich wie bei Sith-Imperator Vitiate, der von dem die Macher wohl wollten, dass er der größte, böseste und mächtigste aller Sith wird. Als solcher vereint er, unter anderem, Charakteristika von Darth Sidious, Darth Bane und Darth Nihilus, ohne allerdings an deren, nennen wir es einmal „Charme“, heranzukommen. Vitiate war praktisch von Geburt an böse, regiert sein Imperium über 1000 Jahre, ist absolut übermächtig und damit als Schurke schlicht verdammt langweilig. Es fehlt der Twist, der ihn irgendwie interessant machen könnte. Dieses Recyceln und Potenzieren von vorangegangenem Material ist leider eines der bestimmenden Merkmale von „The Old Republic“.
Ob Lord Vitiate aus dem Kanon fliegt ist allerdings noch nicht ganz klar, da der Kanonstatus von „The Old Republic“ unklar bleibt. Man könnte zwar theoretisch davon ausgehen, dass auch das MMORPG automatisch unter das von Disney geschaffene Legends-Label (sprich: „altes EU, das nicht mehr gültig ist, dessen Werke wir aber trotzdem weiterhin verkaufen wollen“) fällt oder nicht. Befragte Leute, die so etwas wissen könnten, hüllten sich bislang in Schweigen.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: Things to Come