Stück der Woche: The Emperor’s Play

Seit seinem großen, wenn auch nicht unbedingt gelungenen Auftritt in „The Rise of Skywalker“ bediente sich Disney des Imperators eher spärlich, aber dennoch kontinuierlich. Bislang summiert sich das zu drei Auftritten: In der animierten Miniserie „Tales of the Jedi“ erleben wir einen Gastauftritt des Prä-Klonkriege Darth Sidious, in der zweiten Staffel von „The Bad Batch“ steht Palpatine am Anfang seiner Herrschaft und im Finale von „Obi-Wan Kenobi“ hat er bereits einige Jahr als Imperator auf dem Buckel. Zwei Dinge haben diese Auftritte gemeinsam: Zum einen wurde erfreulicherweise jedes Mal Ian McDiarmid reaktiviert, entweder als Sprecher oder tatsächlich in voller Maske und Kutte. Und zum anderen waren die zuständigen Komponisten, Kevin Kiner und William Ross, recht zurückhaltend mit dem Thema des Imperators. In „Obi-Wan Kenobi“ findet sich keine Spur besagten Themas, lediglich der Imperiale Marsch erklingt, als Vader seinem Meister erklärt, er diene nur ihm. In „Tales of the Jedi“ erleben wir ein Zwiegespräch Sidious‘ mit einem seiner früheren Schüler, einem noch verhältnismäßig jungen und dunkelhaarigen Count Dooku. Auch hier scheint Kevin Kiner, seines Zeichens auch Komponist von „The Clone Wars“, „Rebels“ und „The Bad Batch“, davon abzusehen, Palpatines klassisches Leitmotiv zu verwenden. Die Soundkulisse, mit der er das Treffen der beiden Sith-Lords im Track Flight Into Darkness unterlegt, erinnert mit den getragenen Synth-Klängen interessanterweise eher an Vangelis‘ „Blade Runner“ als an den typischen Star-Wars-Sound. Kiner scheint hier den Fokus auf die surreale Atmosphäre zu legen, und natürlich war „Blade Runner“ eine wichtige Inspiration für Coruscant im Allgmeinen und die Hüttenstadt im Besonderen. Menschliche Stimmen spielen im entsprechenden Track ebenfalls eine Rolle, aber es ist die Stimme einer Frau und nicht der gewohnte Männerchor. Dies wirkt wie ein Echo der entsprechenden Szene in „Attack of the Clones“. Auch bei diesem zehn Jahre später stattfindenden Treffen wird die Unterhaltung der beiden Dunklen Lords von enigmatischem Frauengesang untermalt. Das Stück Padmé’s Ruminations aus „Revenge of the Sith“ weist ebenfalls gewisse Ähnlichkeiten zu besagter Soundkulisse auf.

Die interessanteste musikalische Untermalung Palpatines findet sich allerdings bei seinem Auftritt in „Truth and Consequences“, der achten Folge von „The Bad Batch“ Staffel 2. Hierbei handelt es sich um eine von Palpatines seltenen Reden vor dem Imperialen Senat. In bester Prequel- und Clone-Wars-Manier erleben wir hier, wie eine von Sidious‘ Intrigen aufgeht, sodass er am Ende genau das bekommt, was er will. Für diesen siegreichen Moment greift Kiner tatsächlich auf das ursprünglich von John Williams komponierte Thema für den Erzschurken zurück, liefert aber eine dekonstruierte und verfremdete Variation. Im entsprechenden Track, The Emperor’s Play, wird Palpatines Auftauchen durch zwei Trommelschläge kurz nach der Zweiminutenmarke angekündigt. Der Männerchor ist vorhanden, wird aber in die Begleitung verbannt, das eigentlich Thema wird, sehr getragen, von einer Frau gesungen, womit Kiner hier auf seine Komposition aus „Tales of the Jedi“ verweist. Ab 2:32 übernehmen finstere Streicher, die während Palpatines Rede zu seinem Thema ansetzen und es auch, sehr langsam, vollenden. Nun ist es die Frauenstimme, die in die Begleitung verbannt wird. Abermals entschließt sich Kiner, vor allem die enigmatische Natur Palpatines zu betonen, was angesichts des Blickwinkels der Protagonisten gar nicht so verkehrt scheint: Von Bail Organa (und natürlich Mad Amedda) einmal abgesehen weiß niemand der Anwesenden, dass Palpatine ein Sith-Lord ist, für sie bleibt er eine ebenso furchterregende und mächtige wie schwer einzuschätzende Figur. Die Verkündigung des Sturmtruppenprogramms wird nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, mit dem Imperialen Marsch untermalt, sondern mit einem melodischen Fragment aus dem Track Anakin’s Dark Deeds (u.a. bei 0:44 und 1:44) – hiermit verweist Kiner direkt auf die entsprechende Szene aus „Revenge of the Sith“, in der Palpatine ebenfalls vor dem Senat spricht und die Republik zum Imperium umgestaltet. Definitiv eine interessante Neuinterpretation eines altbekannten Themas.

Siehe auch:
Star Wars Episode IX: The Rise of Skywalker – Soundtrack
Darth Sidious – Karriere eines Imperators

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