Lovecrafts Vermächtnis: Dagon

dagon
Story: Im Urlaub verschlägt es den Börsenunternehmer Paul Marsh (Ezra Godden) und seine Freundin Bárbara (Raquel Meroño) nach einem Bootsunfall in das kleine spanische Küstendorf Imbocca. Das Städtchen ist vom Verfall geprägt, die Einwohner sehen merkwürdig aus und verhalten sich noch merkwürdiger. Schon bald findet Paul heraus, dass merkwürdige Dinge vor sich gehen, die mit dem mysteriösen Dagon-Orden, der die Kirche in Imbocca übernommen hat, sowie seinen Alpträumen von erschreckenden Seewesen zu tun haben…

Kritik: H. P. Lovecrafts Einfluss ist in vielen Werken der phantastischen Genres sehr deutlich spürbar, aber so ganz ist er noch nicht im Mainstream angekommen. Cthulhu mag zwar Gastauftritte in Serien wie „South Park“ oder „Die Simpsons“ absolviert haben, aber bislang fehlt vor allem eine wirklich erfolgreiche Filmadaption, um den Schriftsteller aus Providence ins kollektive Bewusstsein zu bringen. Dabei ist es nicht so, als gäbe es keine Filmumsetzungen von Lovecrafts Werken – diese sind jedoch weder besonders populär noch wirklich gelungen. Der spanische Film „Dagon“ (2001) ist ein gutes Beispiel dafür. Schon der Titel sorgt für Verwirrung, da dieser Film mit der gleichnamigen Lovecraft-Geschichte kaum etwas zu tun hat. Stattdessen handelt es sich hierbei um eine lose Adaption von „Shadows Over Innsmouth“, die allerdings das neuenglische Fischerdorf Innsmouth durch das spanische Küstenstädtchen Imbocca ersetzt. Aus Lovecrafts Robert Olmstead wird Tom Marsh, was immerhin ein Insidergag ist, denn die Familie Marsh spielt in „Shadows Over Innsmouth“ eine wichtige Rolle.

„Dagon“ ist weder die erste, noch die letzte Lovecraft-Adaption, für die Regisseur Stuart Gordon verantwortlich ist. Sein Debüt feierte er mit dem Kult-Comedy-Splatter-Film „Re-Animator“, welcher auf Lovecrafts Kurzgeschichte „Herbert West – Reanimator“ basiert und später drehte er eine Folge Showtime-Serie „Masters of Horror“, die „Dreams in the Witch House“ adaptiert. Da ich die anderen beiden Lovecraft-Adaptionen noch nicht gesehen habe, kann ich diesbezüglich kein Gesamtresümee ziehen, aber zumindest „Dagon“ ist keine besonders gelungene Umsetzung. Das Hauptproblem dieses Films ist der Umstand, dass Gordon Lovecrafts subtilen, sich langsam steigernden Horror durch Schock- und Ekelmomente zu ersetzen versucht. Während diese den spezifischen Schrecken der Vorlage durchaus ergänzen können, wenn sie richtig eingesetzt werden, sind sie in „Dagon“ eher fehl am Platz. Es kommt leider erschwerend hinzu, dass weder die praktischen Effekte und das Make-up, noch die CGI-Effekte in irgendeiner Form überzeugen können.

Als Adaption entfernt sich „Dagon“ auch sonst recht weit von der Vorlage. Manche Änderungen sind durchaus nachvollziehbar und können verziehen werden. Wie so viele Lovecraft-Geschichten fehlen auch in „Shadows Over Innsmouth“ weibliche Figuren. Bárbara hat bei Lovecraft ebensowenig ein Gegenstück wie Uxía Cambarro (Macarena Gómez); ihre Vorhandensein an sich stört mich weniger als der Umstand, dass sie wohl vor allem im Film sind, um hin und wieder nackte Brüste zeigen zu können. Auch sonst lassen die Figuren eher zu wünschen übrig. Lovecrafts Protagonisten sind zwar ohnehin meistens nicht die sympathischsten, aber Paul Marsh ist eine sich ständig beschwerende Nervensäge, der ich Robert Olmstead allemal vorziehe. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Figuren, und die nicht wirklich fähigen Schauspieler tun ihr übriges.

Im Vergleich zur Vorlage hat Gordon das Tempo erhöht. „Shadows Over Innsmouth“ zeichnet sich durch einen langsamen Spannungsaufbau und eine sich steigernde Atmosphäre des Verfalls aus, die der Film nicht reproduzieren kann. Die Flucht des Protagonisten, in der Vorlage Höhepunkt der Geschichte, findet im Film schon bei der Hälfte statt, wird dann aber angehalten, um die große Expositionsszene unterzubringen. Das Finale des Films dagegen hat relativ wenig mit Lovecrafts Geschichte zu tun, auch wenn Gordon versucht, den Tonfall des eigentlichen Endes zu verarbeiten. Trotz dieser Versuche ist vom Geist Lovecrafts und der Atmosphäre und Spannung der ursprünglichen Geschichte kaum etwas geblieben.

Fazit: Wer eine gelungene Lovecraft-Verfilmung sucht, muss leider weitersuchen, „Dagon“ ist definitv keine gute Adaption und weiß auch unabhängig der Vorlage aufgrund schlechter Effekte, amateurhafter Schauspieler und einer unironischen „Billigkeit“ nicht zu überzeugen.

Trailer

Bildquelle

Lovecrafts Vermächtnis:
Der Cthulhu-Mythos
Nathaniel

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