Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves

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Story: Nach zwei Jahren in Gefangenschaft brechen die beiden Diebe Edgin Darvis (Chris Pine) und Holga Kilgore (Michelle Rodriguez) aus dem Gefängnis aus. Bei ihrem letzten Coup versuchten sie, die Tafel der Wiedererweckung zu stehlen, mit deren Hilfe Edgin seine verstorbene Ehefrau Zia (Georgia Landers) wiedererwecken wollte. Seine Tochter ließ Edgin in der Obhut seines Kumpanen Forge Fitzwilliam (Hugh Grant). Dieser ist inzwischen zum Lord der Stadt Neverwinter aufgestiegen. Als Edgin und Holga ihn allerdings in Neverwinter aufsuchen, stellt sich heraus, dass er sie betrogen, Edgins Tochter Kira (Chloe Coleman) mit Lügen gefüttert und sich mit der gefährlichen roten Magierin Sofina (Daisy Head) verbündet hat. Nach einer weiteren erfolgreichen Flucht stellen Edgin und Holga ein neues Team zusammen, um sich an Forge zu rächen und Kira und die Tafel der Wiedererweckung zurückzubekommen. Zu den Außerwählten gehören der nicht ganz kompetente Zauberer Simon Aumar (Justice Smith) sowie die wandlungsfähige Druidin Doric (Sophia Lillis). Um die mächtigen Zauber zu brechen, die Forges Verließe beschützen, wird allerdings ein besonderer Helm benötigt, an den die Truppe nur mit der Hilfe des Paladins Xenk Yendar (Regé-Jean Page) gelangen kann…

Kritik: „Dungeons & Dragons“ war schon immer das Vorzeigerollenspiel schlechthin, erlebte aber durch eine verstärkte Medienpräsenz in den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren noch einen zusätzlichen Bekanntheitsschub – sei es durch die Thematisierung in Serien wie „Community“, „The Big Bang Theory“ und „Stranger Things“, Rollenspielsitzungen auf Youtube oder die Quasi-D&D-Animationsserie „The Legend of Vox Machina“, um nur einige Beispiele zu nennen. Was tatsächliche Adaptionen angeht, hatte das Pen&Paper Rollenspiel bislang abseits von Videospielen wie „Baldur’s Gate“, „Icewind Dale“ oder „Neverwinter Nights“ allerdings weniger Glück. Die Animationsserie aus den 80ern dürfte größtenteils in Vergessenheit geraten sein und der Kinofilm aus dem Jahr 2000, in welchem Jeremy Irons neue Dimensionen des Overacting erreicht, sowie dessen beide Direct-to-DVD-Sequels sollten besser in Vergessenheit geraten.

„Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves“ ist nun ein erneuter Versuch, das Rollenspiel für die große Leinwand umzusetzen – und es freut mich sagen zu können, dass die Umsetzung den beiden Regisseuren Jonathan Goldstein und John Francis Daley, die unter Mitwirken von Michael Gilio auch das Drehbuch verfassten, weitaus besser gelungen ist als Courtney Solomon vor 23 Jahren. Das beginnt bereits beim Ansatz des Films. Anders als seine Vorgänger versucht dieser nicht nur die Konzepte oder Inhalte des Rollenspiels zu adaptieren, sondern tatsächlich die Stimmung einer D&D-Partie zu vermitteln. Dieser Umstand erstreckt sich auf die Handlungsführung und auch die Aktionen der Figuren, die mitunter wirken, als hätte man den Ausgang ausgewürfelt… Auch Elemente wir der Portalstab wirken wie Dinge, die ein Dungeonmaster aus dem Ärmel zaubert, um seinen Spielern weiterzuhelfen. Am deutlichsten wird dies bei dem Paladin Xenk, der quasi als typischer (und extrem kompetener) Dungeonmaster-NPC wirkt, der die Spielergruppe eine gewisse Zeit lang begleitet. Was in den meisten anderen Filmen nicht funktionieren und als schlechte Drehbuchschreibe anmuten würde, ist hier bewusst gewählt und dürfte jeden, der schon einmal an einer Pen&Paper-Runde teilgenommen hat, mehrmals zum Schmunzeln bringen. Auch die Stimmung des Films unterstützt diesen Ansatz. „Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves“ ist ein sehr lockerer, lustiger und spaßiger Film, bemüht sich aber zugleich, selbstironische Brechungen á la Marvel Cinematic Universe zu vermeiden.

Bezüglich des Settings entschied man sich, abermals im Unterschied zum 2000er-Film, der sich zwar der bekannten Konzepte und Wesen bediente, aber mit dem magischen Reich Izmir einen neuen Hintergrund schuf, auf Altbewährtes zurückzugreifen und die Handlung in den „Forgotten Realms“ anzusiedeln. Bei „Forgotten Realms“ bzw. dem Kontinent Faerûn auf dem Planeten Abeir-Toril handelt es sich wohl um die mit Abstand beliebteste der vielen Dungeons & Dragons-Welten, seit der fünften Edition fungiert Faerûn als Standard-Setting und sowohl die bereits erwähnten Videospiele als auch R. A. Salvatores Romane um den Dunkelelfen Drizzt Do’Urden, wahrscheinlich die beliebtesten D&D-Begleitromane, sind dort angesiedelt. Zugleich vermied es das Regisseur-Duo allerdings, den Film allzu Tolkien-artig zu gestalten und Zwerge, Elfen, Halblinge oder Orks zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken, stattdessen werden diverse andere Wesen und Kreaturen des Rollenspiels in den Fokus genommen. Selbst der obligatorische Drache wurde mit einem erfrischenden Twist versehen. Ebenso widerstand man der Versuchung, populären Figuren wie Drizzt Do’Urden einen Gastauftritt zu spendieren. Stattdessen sind es die Lokalitäten der Schwertküste, primär Neverwinter, die prominent in Szene gesetzt werden. Völlig ohne Cameos muss „Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves“ dennoch nicht auskommen, die Heldentruppe der bereits erwähnten Zeichentrickserie taucht in der Arena auf und sowohl der Lich Szass Tam (Ian Hanmore) als auch der eigentliche Herrscher von Neverwinter, Dagult Neverember (Richard Croxford) entstammen dem Quellenmaterial.

Sehr gut repräsentiert werden neben dem Spielgefühl auch die diversen Klassen, sodass mit Magier, Barde, Barbarin, Druidin, Paladin und Schurke ein ordentliches Spektrum abgedeckt wird. Erfreulicherweise werden die Figuren aber nicht ausschließlich auf ihre Klasse reduziert, sondern handeln als eigenständige Charaktere, nicht als bloße Vertreter. Die Figuren und ihre Darsteller sind dabei eine der größten Stärken des Films. Zwar kann man nicht wirklich von sehr tiefgründigen Charakteren sprechen, sie alle sind aber mit ihren Stärken, Schwächen, Fähigkeiten und Motivationen sehr gut definiert und, mehr noch, höchst sympathisch. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt einfach, weshalb jede Interaktion zwischen ihnen, egal ob freundlich oder feindlich, einfach verdammt unterhaltsam ist. Besonders hervorstechend sind hierbei Chris Pines Edgin und Michelle Rodriguez‘ Holga, die immer für gute Stimmung sorgen, und natürlich Hugh Grants ebenso schleimiger wie charismatisch-einnehmender Forge. Sowohl Doric als auch Sofina kommen im Vergleich zu den anderen vielleicht ein wenig zu kurz und bleiben ein wenig blasser, aber der Film hat eben auch nur eine bestimmte Laufzeit zur Verfügung.

Handwerklich gibt es ebenfalls wenig zu meckern: Die Effekte, egal ob praktisch oder digital, sind mit ein, zwei Ausnahmen ziemlich gut gelungen, vor allem die visuelle Darstellung der Magie weiß zu überzeugen. Die Action fällt immer unterhaltsam und abwechslungsreich, aber niemals dröge aus, egal ob Drachenhatz, wilde Druidenverwandlung oder Arena-Labyrinth, die meisten Gags funktionieren exzellent (mein persönliches Highlight: die Edgin-Illusion) und auch dramaturgisch kann „Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves“ überzeugen. Trotz einer Laufzeit von 134 Minuten kommt niemals Langeweile auf, der Film ist immer im Fluss, ohne dabei hektisch oder überlastet zu wirken.

Nicht unerwähnt bleiben sollte der Score, den Zimmer-Zögling Lorne Balfe und sein Team komponierten. Trotz einer ganzen Reihe von Themen, die für eine gewisse narrative Kohärenz sorgen, handelt es sich bei diesem Soundtrack um eine relativ wilde Stilmischung, durchaus vergleichbar mit Balfes „The Lego Batman Movie“: Traditionellere orchestrale und chorale Wucht treffen auf keltische Instrumentierung á la „How to Train Your Dragon“, mittelalterlich anmutende Passagen sowie modernes Action-Scoring. Das Ganze kommt zwar als recht uneinheitliches, wenn auch unterhaltsames Hörerlebnis daher, passt jedoch abermals ausgezeichnet zum Konzept des Films, da eine Musikauswahl des Dungeonmasters wahrscheinlich genauso klingen würde. Eine ausführliche Rezension findet sich hier.

Fazit: „Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves” ist nicht nur ein verdammt unterhaltsamer Fantasy- und Abenteuerfilm mit sympathischen Figuren, viel Humor und Herz, sondern fängt auch das Gefühl und die Stimmung einer D&D-Partie auf exzellente Art und Weise ein. Gerne mehr davon.

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