Sound of Satan: Die Musik der Omen-Filme

Spoiler zu „The First Omen“!

Im Zuge von „The First Omen“ lohnt es sich, einmal einen ausgiebigeren Blick auf die musikalische Historie der Filmreihe zu werfen, die zwar einige Höhen und Tiefen hat, insgesamt aber eine überaus solide Durchschnittsbilanz aufweisen kann. Gemessen an dem Umstand, dass sich hier sechs Filme auf fast 50 Jahre und vier Komponisten verteilen, ist natürlich auch mit kräftigen stilistischen Schwankungen zu rechnen – allerdings finden sich auch hier weniger, als man meinen könnte. Den Grundstein legte der legendäre Jerry Goldsmith, dessen Musik zudem in der ursprünglichen Omen-Trilogie die primäre Konstante war – keiner der Schauspieler des ersten Films kehrte für die Sequels zurück. Der inzwischen fast völlig vergessene Fernsehfilm „Omen IV: The Awakening“ wurde von Jonathan Sheffer vertont, für das Remake von 2006 lieferte Horror-Veteran Marco Beltrami den Score. Der sechste Komponist im Bunde ist Mark Korven, der in den letzten Jahren vor allem als Komponist für die Filme von Robert Eggers Aufmerksamkeit erregte.

The Omen (1976)

Nicht nur schuf Jerry Goldsmith mit diesem Score das Fundament für das Franchise und komponierte einen der einflussreichsten Horror-Scores des 20. Jahrhunderts, seine Verwendung des Chors sollte stilbildend werden; für „The Omen“ bekam er außerdem zum ersten und einzigen Mal den Oscar für die beste Filmmusik. Es sei vorneweg gesagt: „The Omen“ ist alles möglich, nur kein subtiler Score. Die musikalische Narrative des Films ist um zwei Themen herum aufgebaut, zum einen hätten wir das überraschend lyrische Familienthema, das die Liebe Robert Thorns zu seiner Frau und seinem Kind darstellt, und zum anderen natürlich Ave Satani, die musikalische Visitenkarte der Filmreihe. Diese beiden Themen stellen gewissermaßen die beiden Extreme dar, zwischen denen der Soundtrack immer hin und her pendelt. Stilistisch orientiert sich Ave Satani, das zudem eine separate Oscarnominierung als bester Filmsong erhielt, an gregorianischen und ähnlichen Kirchengesängen, nur dass statt Gott hier Satan gepriesen wird. Um das zu untermauern verarbeitet Goldsmith in der Begleitung die klassische Dies-Irae-Melodie (immer wieder ein gern gesehener Gast in der Filmmusik), allerdings in dekonstruierter und invertierter Form. Der lateinische Text ist dabei grammatisch nicht einwandfrei, das Thema im Kontext des Films allerdings umso wirkungsvoller. Ähnlich wie bei „Jaws“ fungiert das immer wieder auftretende Leitmotiv fast schon als der eigentliche Antagonist, in „The Omen“ vielleicht sogar in noch größerem Ausmaß, da die dämonische Macht, die Damien beschützt und die bizarren Unfälle herbeiführt, völlig unsichtbar bleibt. Der Hai taucht zumindest immer mal wieder auf. Interessanterweise kann man hier nur bedingt von einer Melodie im eigentlichen Sinn sprechen, primär handelt es sich um relativ monotonen Chorgesang, begleitet von auf- und abwallenden Streichern (später auch mit Orgel). Hinzu kommt ein unheilschwangeres Motiv, das auch gerne separat auftaucht und für Unbehagen sorgt. Ein Großteil der bedrückenden Atmosphäre ist allein auf Goldsmiths Musik zurückzuführen. Das bereits erwähnte Familienthema sollte, bei aller Wirkungsmacht und Popularität von Ave Satani, dennoch nicht vergessen werden, da es den nötigen Ausgleich bildet. Zugleich ist es, vor allem zu Beginn, vielleicht ein wenig zu freudig-romantisch. Im Verlauf des Scores nimmt die Präsenz des unheilvollen Chorals immer weiter zu, während sich die Intensität gleichzeitig steigert, um in Tracks wie Dog Attack und Altar zu genüsslich-bösartigen Höhepunkten zu kommen. Müsste ich einen Goldsmith-Score als den Besten küren, wäre es sicher nicht „The Omen“, aber dass für diesen Score den Oscar mehr als verdient hat, steht außer Frage – schon allein aufgrund des stilbildenden Einflusses.

Damien: Omen II (1978)

„The Omen“ mag ein Score der Extreme sein, ist in dieser Eigenschaft aber relativ ausbalanciert, da hier beide Enden des Spektrums bedient werden. Im Sequel „Damien: Omen II“ verschwindet diese Balance völlig. Goldsmith verwirft das Familien-Thema – schließlich sterben zwei von drei Mitgliedern besagter Familie im ersten Film und derjenige, der übrig bleibt, ist der Spross Satans. Dementsprechend findet sich kein positives Gegengewicht, Ave Satani wird zur singulären Grundlage des Scores – es gibt kaum ein Stück, in dem das Chorstück nicht in irgendeiner Variation auftaucht. Ungewöhnlich für ein von Goldsmith komponiertes Sequel findet sich hier keinerlei neues Material, „Damien: Omen II“ könnte man durchaus als monothematisch bezeichnen. Zugleich zeigt der Maestro allerdings, wie wandlungsfähig dieses musikalische Konstrukt ist. Trotz der häufigen Verwendung wird „Damien: Omen II“ zumindest nicht langweilig und ist auch durchaus unterhaltsam. Was allerdings oft verloren geht, ist das schleichende Gefühl des Unbehagens und die brütende Bösartigkeit, die in „The Omen“ vorherrschte. In diesem Sequel steigert Goldsmith Ave Satani ein ums andere Mal in einen regelrecht orgiastischen Rausch. Das ist nicht nur reichlich over the top, sondern mitunter auch ziemlich albern. Exemplarisch zeigt sich das an der neuen Primärvariation von Ave Satani im Main Title. Hier verarbeitete Goldsmith recht merkwürdige elektronische Effekte in der Begleitung, die inzwischen recht veraltet klingen und eigenartig anmuten. In „Damien: Omen II“ mutiert Ave Satani nun endgültig zu Damiens Thema, während es im Erstling eher die unsichtbare, satanische Macht repräsentierte, die für die diversen bizarren Todesfälle und sonstigen übernatürlichen Ereignisse verantwortlich war. Bei allen Variationskünsten des Maestro – nach „Damien: Omen II“ hat man Ave Satani erst einmal satt. Zum Glück gibt es dann jedoch…

The Final Conflict (1981)

Nach dem Ave-Satani-Overkill in „Damien: Omen II“ lässt sich in den restlichen Filmen der Reihe eine gewisse, ja mitunter sogar radikale Zurückhaltung beim Einsatz der musikalischen Visitenkarte des Franchise beobachten. In keinem anderen Film ist das so deutlich wie in „The Final Conflict“, obwohl Jerry Goldsmith ein weiteres und letztes Mal für den Soundtrack verantwortlich war. Hin und wieder meint man, Ansätze oder Fragmente zu hören, am deutlichsten in dem Track Blooding, der den Rhythmus des Themas aufzugreifen scheint. Statt Ave Satani bekommt der inzwischen erwachsene Damien ein neues, deutlich vielseitigeres Thema, das Goldsmith im Main Titel vorstellt und im restlichen Score sehr großzügig verwendet – wenn auch bei Weitem nicht so großzügig wie Ave Satani im Vorgänger. Dieses neue Leitmotiv kann durchaus finster und bedrohlich sein, ist aber weitaus weniger eindeutig diabolisch als das Satan huldigende Choralstück. Stilistisch ist „The Final Conflict“ zweifelsohne eindeutig ein Goldsmith-Score, seine kompositorischen Fingerabdrücke sind überall, und auch die stilistische Basis ist zumindest vergleichbar: Nach wie vor spielt der Chor eine essentielle Rolle und kündet von drohendem Ungemacht. Die religiöse Komponente in der Musik bleibt weiterhin bestehen. In vielerlei Hinsicht ist „The Final Conflict“ jedoch deutlich komplexer und vielschichtiger als „The Omen“, von „Damien: Omen II“ gar nicht erst zu sprechen. „The Final Conflict“ erlaubt eine weit größere Bandbreite an Emotionen, ohne dabei in die Extreme abzugleiten. Und da im zweiten Sequel zum ersten Mal auch eine himmlische bzw. göttliche Präsenz auftaucht, verschafft dieser Score Goldsmith eine hervorragende Ausrede, sich hin und wieder stilistisch an biblischen Epen zu inspirieren. Und dann ist da noch ein Track wie The Hunt, ein absolutes Highlight, der überhaupt nicht nach „The Omen“ klingt, sondern eher Abenteuerstimmung vermittelt und wie ein Vorgriff auf Goldsmiths „The Mummy“ wirkt. Abseits des Mangels an leitmotivischer Kontinuität (es hätte dem Score nicht geschadet, Ave Satani wenigstens ein, zwei Mal einzubauen) ist „The Final Conflict“ aufgrund seiner Vielseitigkeit tatsächlich der beste Score des Franchise, was besonders ironisch ist, da er von den drei Goldsmith-Scores derjenige ist, der am wenigsten nach „The Omen“ klingt. Zum Schluss noch eine bemerkenswerte Entdeckung: „The Final Conflict“ habe ich recht selten gehört, bei der Auffrischung für diesen Artikel entdeckte ich, dass Musik dieses Scores in der Dracula-Hörspieladaption des WDR verwendet wurde, vor allem die Tracks Ambassador und The Hunt – und das mit ziemlich beeindruckender Wirkung.

Omen IV: The Awakening (1991)

Obwohl Damien in „The Final Conflict“ das Zeitliche segnete, setzte man die Trilogie mit einem Fernsehfilm und einem neuen, weiblichen Spross des Satan fort. Für ein derartiges Unterfangen war Jerry Goldsmith freilich nicht mehr zu gewinnen, an seiner Statt übernahm Jonathan Sheffer den Soundtrack. Und was für ein bizarres Hörerlebnis das ist, vor allem, wenn man einen Omen-Score erwartet: Zwar bindet Sheffer immer mal wieder Verweise auf Ave Satani oder das Familienthema ein, selbst Damiens Thema aus „The Final Conflict“ ist zu hören, davon abgesehen klingt „Omen IV: The Awakening“ aber wirklich sehr selten wie ein Horror-Score. Stattdessen ist die Musik zumeist fröhlich und lebhaft. Der geneigte Hörer findet hier ein recht wildes Konglomerat an stilistischen Elementen, mitunter meint man die Musik eines Cartoons zu hören, dann klingt es wieder nach einem von John Williams vertonten Kinderfilm (freilich nicht auf demselben Niveau) und hin und wieder ist sogar etwas Jazz zu hören. Der Score ist keinesfalls per se schlecht, auch wenn man durchaus heraushört, dass das Budget für die Musik deutlich geringer war als für die Kinofilme und Orchester und Chor weit weniger mächtig sind als beispielsweise in „The Final Conflict“. Als netter Soundtrack für einen Abenteuerfilm für Kinder hätte Sheffers Arbeit wunderbar funktioniert, aber als Horror-Score im Allgemeinen und Omen-Score im Speziellen funktionieren diese Kompositionen einfach nicht. Wenn ein Frauenchor Ave Satani fröhlich trällert, ist definitiv etwas schiefgelaufen.

The Omen (2006)

Dieses Machwerk aus den frühen 2000ern stammt auch Ära, als Studios es für eine gute Idee hielten, Filme eins zu eins nochmal zu drehen – wer erinnert sich noch an das ‘98er-Remake von „Psycho“ mit Vince Vaughn? Bei diesem wurde der Score von Bernard Herrmann lediglich neu eingespielt, bei „The Omen“ entschied man sich dagegen für einen neuen Score und verpflichtete Marco Beltrami. Beltrami ist eine durchaus naheliegende Wahl, schließlich hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht nur bereits eine ganze Reihe von Horrorfilmen, darunter die Scream-Trilogie und einige der Regiearbeiten von Guillermo del Toro vertont, er hatte sein Handwerk auch unter Jerry Goldsmith persönlich an der USC Thornton School of Music in Los Angeles gelernt. Wie Goldsmith selbst bei „The Final Conflict“ schien auch Beltrami gewisse Hemmungen zu haben, sich des Ave-Satani-Themas zu bedienen. Generell stellt sich bei der Fortführung einer Filmreihe, seien es Sequels, Prequels, Spin-offs oder eben Remakes, mit einer derart starken musikalischen Identität immer die Frage, wie mit dem musikalischen Vermächtnis umzugehen ist. Schöpft man als Komponist mit vollen Händen aus dem Pool des bereits vorhandenen Materials, macht sein ganz eigenes Ding oder versucht man sich an einer Balance? Beltrami versuchte sich an Letzterem. Stilistisch handelt es sich hier zweifelsohne um einen Beltrami-Horror-Score seiner Ära, weit weniger melodramatisch als Goldsmiths Trilogie. Die religiöse Komponente, bedingt durch den massiven Choreinsatz, geht hier größtenteils verloren. Beltrami bedient sich zwar immer wieder des Chors, aber in einer Weise und einem Ausmaß, das für ihn typisch ist. Völlig kann er sich aber auch nicht von Goldsmith separieren, nicht nur streut er immer wieder stilistische Verweise ein, auch Ave Satani taucht in dekonstruierter Art und Weise auf. Mal ist es nur das ominöse Begleitmotiv, beispielsweise in Nanny’s Noose, mal flüsterte der Chor auf beunruhigende Weise den nur allzu vertrauten lateinischen Text, zu hören etwa am Ende von The Omen Main Titles. Die deutlichsten Verweise tauchen in More Tantrums und am Ende von Boy Genius auf – aber selbst hier finden sich keine vollständigen Statements, sondern bestenfalls dekonstruierte Referenzen. Der einzige vollständige Einsatz ist in Omen 76/06 zu hören – hierbei handelt es sich um eine Suite, in der primär Goldsmith-Material erklingt – neu arrangiert von Beltrami. Im Gegensatz dazu bedient sich Beltrami eines anderen Themas des ursprünglichen Films relativ deutlich: Das Familienthema, von Goldsmith selbst nach „The Omen“ verworfen, kommt recht häufig vor, u.a. in The Adoption, New House und The Funeral, allerdings in etwas zurückhaltenderen, nicht ganz so aufdringlichen Variationen. Ähnlich wie Goldsmith in „The Final Conflict“ komponierte Beltrami zudem ein Motiv für Damien, das als Hauptthema des Scores gelten kann und im Verlauf immer brutaler und rücksichtsloser wird. Während Beltramis Score völlig funktional und auch bei weitem nicht schlecht ist, fehlt es ihm doch an Identität – abseits der paar Anspielungen könnte es ein Score für jeden x-beliebigen Horrorfilm sein. Nun lädt dieses Remake aber durch seine Natur immer zum Vergleicht mit dem Original ein – und zieht gerade in musikalischer Hinsicht stets den Kürzeren.

The First Omen (2024)

In einem Interview erklärte Mark Korven, dass ihm von Regisseurin Arkasha Stevenson aufgetragen wurde, Goldsmith-Anspielungen, bis auf wenige Ausnahmen, zu vermeiden. Im engeren Sinne trifft das durchaus zu, Korvens Score für „The First Omen“ unterscheidet sich stilistisch massiv nicht nur von Goldsmiths Musik, sondern von allem, was bisher im Kontext dieses Franchise zu hören. In vielerlei Hinsicht handelt es sich um einen typischen Vertreter moderner Horror-Musik, die weniger Wert auf Motive, Themen oder gar Melodien legt, sondern sich stärker auf Texturen und Rhythmen konzentriert. Ich bin oft kein Fan dieser Herangehensweise, weil scheinbar nur allzu oft der einfache Weg gewählt wird und man den Film mit atonalem elektronischen Gedröhne zukleistert. Glücklicherweise ist das hier nicht der Fall. Wer mit Korvens Werken wie „The Witch“ vertraut ist, weiß, dass dieser Komponist definitiv nicht den einfachen Weg geht. Und hier schließt sich dann auch wieder der Kreis zu Goldsmith, denn das zentrale Element dieses Soundtracks sind religiös anmutende Chöre, die Korven in allen möglichen und unmöglichen Arten einsetzt. Es finden sich Passagen von überirdischer Schönheit, aber nur allzu oft gleitet die Musik in choralen Terror ab, wenn der Chor faucht, zischt und diabolisch skandiert. Klanglich fühlt man sich, abseits der aus „The Witch“ vertrauten Techniken, mitunter an Abel Korzeniowskis „The Nun“ oder Roque Baños „Evil Dead“ erinnert, die natürlich inhaltliche und thematische Parallelen aufweisen. Korvens Musik erreicht nie ganz an die absolute Brutalität dessen, was Baños für „Evil Dead“ schrieb, ist aber ansonsten äußerst effektiv. Man könnte fast meinen, Korven habe Goldsmiths Ansatz und Ave Satani immer weiter und weiter dekonstruiert und abstrahiert, um Damiens Zeugung, Anwachsen im Mutterleib und Weg zur Geburt angemessen zu untermalen. In dem Moment, in dem er dann geboren und als Antichrist erkannt wird, tun Korven und Stevenson das einzig richtige und vernünftige: Sie lassen Ave Satani in all seiner diabolischen Pracht erklingen – einer der besten Momente des Filmmusikjahres 2024, nicht nur wegen des vertrauten Themas, sondern weil man das Gefühl hat, es sich durch langsamen Aufbau verdient zu haben. Dieser Aufbau geschieht weit weniger explizit und direkt, als es beispielsweise in „Casino Royale“ mit dem James-Bond-Thema der Fall ist, ist aber dennoch vorhanden. Somit ist „The First Omen“, trotz massiver stilistischer Abweichungen, auf seine Art näher am Original und verfügt gleichzeitig über eine deutlich stärkere eigene Identität.

The First Omen: Spoilergedanken

In meiner ursprünglichen Rezension wollte ich, so weit möglich, spoilerfrei bleiben, der Film beinhaltet allerdings einige interessante Elemente, die sich nicht besprechen lassen, ohne auf zentrale Inhalte und das Ende einzugehen. Da wäre zum einen die Natur des satanischen Kults, der zumindest in „The Omen“ nicht näher erklärt wird, er dient nur als Mittel zum Zweck. Allerdings suggeriert der Film bereits, dass besagter Kult die katholische Kirche unterwandert hat. „The First Omen“ erklärt nun, dass es sich bei diesem Kult tatsächlich nicht um Satanisten im engeren Sinne handelt, sondern um eine Gruppe innerhalb der Kirche, die nicht tatsächlich Satan dient, sondern den Antichrist nutzen will, um die verlorenen Schäfchen einer säkularisierten Welt zurück in die Arme der Kirche zu treiben. Es ist der von Ralph Ineson gespielte Father Brennan, der Margaret (Nell Tiger Free) diese Gegebenheiten erläutert. Dabei bemüht er sich, zwischen dieser Gruppierung und der tatsächlichen Kirche bzw. „guten Gläubigen“ zu unterscheiden. Die „Satanisten“ mögen glauben, sie handeln in letzter Konsequenz im Namen Gottes und treiben seinen Plan voran, Father Brennan ist allerdings der Meinung, dass es ihnen nur um die Macht und den Einfluss der Kirche und damit um ihre persönliche Macht geht. In letzter Konsequenz gelingt es dem Film allerdings nicht, diesen Unterschied zwischen „echten“ und „falschen“ Katholiken wirklich zu vermitteln. Die einzigen Vertreter des „echten Katholizismus“ sind Brennan und Father Gabriel (Tawfeek Barhom), während alle Institutionen und höheren Ämter, die im Film gezeigt werden, Teil der Verschwörung sind. Mich beschleicht der Verdacht, dass Father Brennans Erklärung primär deshalb im Film ist, um katholische Zuschauer nicht noch mehr abzuschrecken.

Das Ende des Films schließt nicht nur direkt an „The Omen“ an, sondern ermöglicht zudem potentielle Sequels, schließlich überleben sowohl Margret und Carlita (Nicole Sorace) als auch Margrets Tochter und damit Damiens Schwester. Die finale Szene, in der Father Brennan bei Margrets kleiner Familie auftaucht und sie über Damiens Verbleib informiert, riecht sehr nach Studiomandat, um eine potentielle Fortsetzung anzuteasern – eine potentielle Fortsetzung, die eigentlich nicht nötig ist. Wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, dass zukünftige Sequels sich um das Original „herumwinden“, aber die diversen Fortsetzungen ignorieren und potentiell auf eine Konfrontation zwischen Damien und seiner Zwillingsschwester hinarbeiten. Ob das zielführend ist, ist freilich diskutabel, sollten derartige Fortsetzungen allerdings die Qualität von „The First Omen“ halten können, wäre ich durchaus bereit, meine Ansicht diesbezüglich zu reevaluieren.

Fazit
Die Scores der Omen-Reihe sind vielleicht nicht immer angenehme, aber doch lohnenswerte und interessante Studienobjekte, nicht zuletzt, weil sie die Evolution der Horrormusikkonventionen in einem Mikrokosmos darstellen. „The Omen“ ist nach wie vor stilbildend für die Musik seines Horror-Subgenres und allein deshalb bereits ein Meilenstein. Kaum weniger interessant ist die asymmetrische Entwicklung in den beiden Sequels: Fast ausschließlicher Fokus auf Ave Satani in „Damien: Omen II“, während „The Final Conflict“ zwar dem Grundtenor weiter folgt, die Extreme und Themen der beiden Vorgänger aber verwirft und auf größere Komplexität und Vielseitigkeit setzt. „Omen IV: The Awakening“ ist einfach nur bizarr und im Kontext des Franchise vergessenswert, während die Musik des Remakes und des Prequels jeweils eine zeitgenössische Adaption des musikalischen Konzepts darstellen, die mal mehr („The First Omen“) und mal weniger (Remake) funktionieren. Und da das Internet Rankings liebt, zum Abschluss noch meine persönliche Qualitätseinordnung:
Platz 6: Omen IV: The Awakening
Platz 5: Damien: Omen II
Platz 4: The Omen (2006)
Platz 3: The First Omen
Platz 2: The Omen
Platz 1: The Final Conflict

Siehe auch:
The First Omen
Hemators Empfehlungen: Horror-Soundtracks