X-Men: Dark Phoenix

Spoiler!
Dark_Phoenix_(film)
Story: Die X-Men unternehmen auf Anweisung von Charles Xavier (James McAvoy) eine Mission ins All, um eine Gruppe Astronauten zu retten. Dabei wird Jean Grey (Sophie Turner) von einer kosmischen Gaswolke getroffen. Nach der Rückkehr auf die Erde stellen ihre Teamkameraden merkwürdige Veränderungen bei Jeans Kräften und ihrer Persönlichkeit fest, die Jean dazu veranlasst, sich sowohl von ihrem Freund Scott (Tye Sheridan) als auch vom Rest des Teams abzukapseln. Eine Konfrontation kostet schließlich Mystique (Jennifer Lawrence) das Leben. Während Jean ausgerechnet Magneto (Michael Fassbender) um Hilfe bittet, suchen die mysteriöse Gestaltwandlerin Vuk (Jessica Chastain) und ihre Schergen nach der immer mächtiger werdenden Jean Grey…

Kritik: Während ich die ursprünglichen X-Men-Filme der 2000er im Kino verpasst habe, habe ich seit „X-Men: First Class“ doch alle von ihnen gesehen und die meisten hier auch besprochen. Die Ausnahme ist „X-Men: Dark Phoenix“, das unrühmliche Finale von Fox‘ X-Men-Saga, das nicht nur auf einer wirklich schlechten Idee basiert, sondern auch zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt in Produktion ging und ins Kino kam. Nachdem „X-Men: Apocalypse“ bereits sowohl bzgl. der Kritiken als auch des Einspielergebnisses nicht völlig überzeugen konnte und Bryan Singer derweil zur Persona non grata wurde, traf man bei Fox einige höchst merkwürdige Entscheidungen, u.a. gab man die Zügel des Franchise fast vollständig in Simon Kinbergs Hände. Kinberg hatte bereits an vielen Filmen der Reihe als Produzent und Drehbuchautor mitgearbeitet, mit gemischten Resultaten, mit „X-Men: Dark Phoenix“ lieferte er sein Regiedebüt, das leider von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Ursprünglich sollte er 2018 fast parallel zum MCU-Giganten „Avengers: Infinity War“ starten, wurde dann aber um über ein Jahr nach hinten verlegt, da Kinberg und Fox am dritten Akt des Films noch massive Änderungen vornehmen wollten bzw. mussten, da dieser angeblich „Captainn Marvel“ zu ähnlich gewesen war. So startete „Dark Phoenix“ schließlich im Juni des Jahres 2019, also mitten in der Übernahme von 20th Century Fox durch Disney, als klar war, dass diese Inkarnation der X-Men ohnehin keine Zukunft haben würde. Dementsprechend nicht vorhanden war dann auch das Interesse von Publikum und Fans. Ich selbst habe bis ins Jahr 2022 gebraucht, um mir „Dark Phoenix“ anzuschauen, einfach weil weder die Prämisse, noch die Umstände besonders anziehend wirkten. Nebenbei: Das Thema Kontinuität und Verhältnis zu den alten Filmen sprechen wir besser gar nicht mehr an, da das bereits mit „Apcoalypse“ und „Logan“ sinnlos geworden ist. Auch das Alter der Figuren ergibt überhaupt keinen Sinn mehr, der Film spielt 1992, sodass McAvoy und Fassbender in wenigen Jahren wie Patrick Stewart und Ian McKellen aussehen müssten. Inhaltlich merkt man ohnehin kaum, dass zwischen „Apocalypse“ und „Dark Phoenix“ neun Jahre vergangen sind.

Tatsächlich ist „Dark Phoenix“ nicht ganz so unterirdisch, wie ich es mir im Vorfeld, nicht zuletzt anhand diverser Kritiken, ausgemalt hatte. Das bedeutet allerdings nicht, dass dieses unrühmliche Finale der X-Men-Saga nicht wirklich massive Probleme hätte – vor allem, weil die Handlung gegen die Konzeption des Films arbeitet. Da „X-Men: Apocalypse“ nicht den Erwartungen entsprach und man in Sachen epische, weltzerstörende Action ohnehin nicht mit „Infinity War“ und „Endgame“ würde konkurrieren können, wollte das Studio einen intimeren, stärker auf die Charaktere zugeschnittenen Film – per se nicht die schlechteste Entscheidung. Simon Kinberg hingegen wollte, nachdem „X-Men: The Last Stand“ im Fandom einen äußerst schlechten Ruf genießt, noch einmal versuchen, der Dark-Phoenix-Saga aus den X-Men-Comics der 80er gerecht zu werden. Die Dark-Phoenix-Saga ist aber nun einmal die Antithese zur oben geschilderten Herangehensweise des Studios, weshalb „Dark Phoenix“ weder als intimeres Charakterdrama, noch als Adaption besagter Story von X-Men-Guru Chris Claremont funktioniert. Man wird zudem das Gefühl nicht los, dass sich Kinberg nicht von den Ideen und Strukturen lösen konnte, derer er sich im Drehbuch von „The Last Stand“ bediente. In mancher Hinsicht hat er lediglich die Figuren ausgetauscht, statt Professore X stirbt Mystique (inklusive Begräbnis), Magnetos Rolle wird von Vuk übernommen etc. Das hat zur Folge, dass sich „Dark Phoenix“ oft anfühlt wie eine verwässerte Version von „The Last Stand“.

Ein weiteres Hauptproblem ist, dass Jean Grey als gespaltener Charakter noch mehr mäandert als in „The Last Stand“, da Kinberg anscheinend nicht weiß, was er mit ihr als Phoenix eigentlich anfangen soll. Auch Sophie Turner gelingt es nicht unbedingt, den inneren Konflikt der Figur glaubhaft zu vermitteln. Vuk funktioniert leider ebenfalls nicht als Schurkin, ihre Rolle wurde im Zuge der Nachdrehs wohl massiv geändert, sodass sie kaum als Charakter funktioniert. Im Grund gab Kinberg Jessica Chastain eine weiße Perücke und ließ sie für die Dauer des Films völlig monoton agieren. Jennifer Lawrence‘ Mystique wirkt hier, mehr noch als in „X-Men: Apocalypse“, völlig desinteressiert, sodass ihr eigentlich tragischer Tod so gut wie keine emotionale Wirkung entfaltet. Ähnlich uninspiriert ist Magnetos Beteiligung an der Story, auch wenn ich Fassbender absolut keinen Vorwurf machen kann, er holt wie üblich raus, was rauszuholen ist.

Dieses ganze Desaster ist besonders schade, da es immerhin einige interessante Ansätze gibt, primär Charles Xaviers Charakterisierung, die (hier allerdings im Positiven) an die aus „The Last Stand“ anknüpft und sie weiterführt, sehr gut dargestellt von James McAvoy. Auch die Zusammenarbeit der X-Men mit dem Fokus auf die ergänzende Wirkung der Kräfte zu Beginn im Weltraum und im Finale fand ich durchaus gelungen – angesichts der Tatsache, dass die X-Men ein Superheldenteam sind, agieren sie in den Filmen tatsächlich ziemlich selten auf diese Weise. Leider werden diese positiven Aspekte oft durch Kinbergs ungenügende Fähigkeiten als Regisseur unterminiert. Hans Zimmers Score ist ebenfalls eher hinderlich denn hilfreich, da Kinberg auch über die Musik versucht, „Dark Phoenix“ als ernstzunehmendes Superhelden-Charakterdrama zu etablieren. Dementsprechend verwirft Zimmer nicht nur (ein weiteres Mal) alles an relevantem leitmotivischem Material, sondern liefert etwas ab, das fast schon wie die Parodie eines Nolan-Scores klingt: Noch mehr tiefes, düsteres Brüten in der Bassregion, noch minimalistischere Motive, noch mehr Rumpeln und Dröhnen ohne irgendwelche distinktiven, geschweige denn interessanten Aspekte.

Fazit: „X-Men: Dark Phoenix“ mag nicht ganz so unterirdisch sein, wie ich es mir vorgestellt habe, aber leider bleibt Simon Kinbergs Regiedebüt ein ebenso uninspiriertes wie vergessenswertes Machwerk – als Finale dieser alteingesessenen Superhelden-Filmreihe wirklich eine Schande, als Abgesang funktioniert „Logan“ deutlich besser.

Trailer

Bildquelle

Siehe auch:
X-Men: Days of Future Continuity
X-Men: Apocalypse

GoT: The Spoils of War

got7
Mit „The Spoils of War“ zeichnet sich in dieser siebten Staffel langsam ein Muster heraus. Jede Folge außer der ersten endete mit einem scheinbar größeren, um nicht zu sagen erschütternderen Ereignis, das jedoch trotz oft starker Inszenierung lediglich Vorgeplänkel bleibt.

King’s Landing
In der Hauptstadt freut sich Tycho Nestoris, dass die Eiserne Bank bald ihr Gold bekommt, weshalb er Cersei in noch größerem Maße als in der letzten Episode Honig ums Maul schmiert. Er versichert ihr weitere Unterstützung. Das interessanteste Detail dieser Szene ist die Erwähnung der Goldenen Kompanie, der größten (und teuersten) Söldnergruppe der freien Städte, gegründet von einem Targaryen-Bastard namens Aegor Rivers (auch Bittersteel genannt). Die Goldene Kompanie hat eine lange und bewegte Geschichte, war in diverse Targaryen-Erbfolgekriege verwickelt und unterstützt in den Romanen Aegon VI., den angeblichen Sohn von Rhaegar Targaryen, der aus der Serie ersatzlos herausgekürzt wurde. Die Erwähnung in diesem Kontext legt nahe, dass die Kompanie in den verbleibenden drei Folgen dieser oder in der nächsten Staffel noch eine wichtige Rolle spielen könnte, schließlich wird es auch für Cersei langsam eng, besonders nach gewissen dezimierenden Ereignissen.

Winterfell
Im Norden muss Littlefinger lernen, dass die Starks in dieser Staffel einfach keinen Bock mehr auf sein Geschwätz haben. Die Rückgriffe auf Staffel 1 werden ebenfalls fortgesetzt, denn Littlefinger hat ein ganz besonderes Geschenk für Bran: Den Dolch aus valyrischem Stahl, mit dem er ursprünglich ermordet werden sollte. Was das Ganze soll bleibt zumindest mir relativ schleierhaft – Littlefingers Pläne und Intrigen scheinen von Folge zu Folge weniger Sinn zu ergeben. Bran lässt sich jedenfalls nicht einlullen und gibt Lord Baelish den subtilen Hinweis, dass er genau um seine Rolle in diesem ganzen Theater weiß – chaos is a ladder indeed. Leider verfährt Bran mit Meera nur ungleich freundlicher, was ihr sichtlich zusetzt. Sie hat natürlich recht: Der alte Bran Stark ist ebenso wie Jojen und Hodor jenseits der Mauer gestorben, Bran ist endgültig der dreiäugige Rabe, seine Wahrnehmung befindet sich auf einer völlig anderen Ebene.

Wie zu erwarten war, erleben wir in dieser Folge eine weitere Stark-Wiedervereinigung: Arya erreicht Winterfell und ein weiteres Mal fällt auf, wie sehr Reisewege inzwischen übersprungen oder ignoriert werden, gerade im Vergleich zu früheren Staffeln, in denen der Weg von den Flusslanden nach Winterfell nicht so einfach zu bewältigen war. Gut, Arya ist jetzt eine geschulte Mörderin, aber gibt es wirklich keinerlei Gefahren mehr auf dem Weg? Das gilt natürlich nicht nur in diesem speziellen Fall, sondern ganz allgemein: Ganze Heere bewegen sich mit scheinbar rasender Geschwindigkeit, weil es der Serie nicht gelingt, das Verstreichen der Zeit wirklich anschaulich darzustellen. So entsteht oft der Eindruck, es vergingen lediglich Stunden und Tage, wo tatsächlich rein logisch betrachtet Wochen und Monate vergehen müssten.

starks
Drei wiedervereinte Starks: Sansa (Sophie Turner), Barn (Isaac Hempstead-Wright) und Arya (Maisie Williams). Bilquelle.

Aber zurück zu Arya, die sich einen Spaß mit den unhöflichen Wachen ihrer Schwester erlaubt, bis es zum großen, emotionalen Wiedersehen der Schwestern in der Krypta von Winterfell kommt. Bran, der inzwischen einen Rollstuhl hat, bleibt dagegen erwartungsgemäß stoisch, aber immerhin hat er ein nettes Geschenk für Arya: Littlefingers Dolch. Man wird das Gefühl nicht los, dass besagte Waffe noch eine Rolle spielen dürfte, nachdem sie in dieser Episode drei Mal prominent auftaucht – den Kampf zwischen Arya und Brienne mitgerechnet. Nachdem diese beiden Damen einen eher schlechten Start in Staffel 4 hatten, verstehen sie sich nun bei einem Übungsmatch weitaus besser. Besonders Aryas Kampfstil ist dabei sehr aussagekräftig, sieht man doch sehr deutlich, wo welches Manöver herstammt. Syrio Forels Technik ist sehr dominant, aber auch die Lektionen, die Arya von Sandor Clegane und den Männern ohne Gesicht erhalten hat, erweisen sich als überaus nützlich im Kampf gegen Brienne.

Dragonstone
Auf Dragonstone gibt es eine weitere gemeinsame Szene für Jon und Daenerys: In der Drachenglashöhle findet sich nicht nur das Obsidian, sondern auch interessante Höhlenmalereien. Die Ästhetik kennen wir bereits von den Kindern des Waldes und den rituell angeordneten Leichen, die die Weißen Wanderer zurücklassen. Diese sind tatsächlich höchstpersönlich abgebildet, was Daenerys zumindest in Erwägung ziehen lässt, dass da im Norden etwas nicht stimmt. Das alte Dilemma bleibt jedoch: Hilfe im Norden gibt es nur, wenn Jon das Knie beugt, was ihm seine Vasallen übel nehmen könnten.

Vorerst gibt es jedoch dringlichere Probleme, denn Varys und Tyrion bringen die Nachricht, dass Casterly Rock zwar gefallen ist, Highgarden aber ebenfalls. Daenerys is not amused. Mehr noch, sie zweifelt sogar an der Loyalität ihrer Hand. Nach nur vier Folgen haben wir eine interessante Diskrepanz zum Ende von Staffel 6; dort sah es so aus, als hätte Cersei keine Chance gegen die vereinte Macht der Unbefleckten, der Dothraki sowie der Martell- und Tyrell-Streitkräfte – von den drei Drachen gar nicht erst zu sprechen. Nun ist die Lage etwas ausgewogener, vor allem bekommt man als Zuschauer aber das Gefühl, dass die Tyrells und die Sandschlangen sich Daenerys nur angeschlossen haben, um die ersten paar Folgen dieser Staffel mit scheinbar essentiellen Augenblicken füllen zu können. Der tatsächliche Unterschied, den sie gemacht haben, ist jedoch minimal. Letztendlich fragt Daenerys Jon um Rat: Soll sie King’s Landing doch mit Feuer und Blut überziehen oder Tyrions Plan weiter folgen? Der König des Nordens hat ja bereits Erfahrung im Vermitteln, und so rät er auch dieses Mal zum Mittelweg, der in Essenz Tyrions Philosophie entspricht, aber zugleich eine Machtdemonstration zulässt.

theonjonn
Ein weitaus weniger fröhliches Wiedersehen: Jon (Kit Harrington) und Theon (Alfie Allen). Bilquelle.

Freilich kann auch diese Folge nicht vergehen, ohne dass sich mehrere Figuren aus unterschiedlichen Handlungssträngen über den Weg den laufen – nach Arya und den Bewohnern von Winterfell feiern nun auch Theon Greyjoy und Jon Snow ein nicht ganz so fröhliches Wiedersehen. In diesem Kontext ist interessant, dass Benioff und Weiss die Serie inzwischen nur noch in drei große Handlungsstränge unterteilen: King’s Landing, Dragonstone und Winterfell. Alles, was an anderen Orten geschieht, wird einem dieser Handlungsstränge zugeordnet – die Seeschlacht am Ende der zweiten Folge gehörte zu Dragonstone, die Eroberung Highgardens zu King’s Landing, Aryas Weg nach Norden zu Winterfell etc. Tatsächlich ist diese Struktur relativ gut gelungen, die verminderte Anzahl an Handlungssträngen sorgt dafür, dass die einzelnen Episoden dieser Staffel dramaturgisch ziemlich gut ausbalanciert sind – um mein Lob von letzter Folge noch einmal zu wiederholen.

In der Weite
Nach dem Sieg über Highgarden marschiert die Lannister-Armee mit den erbeuteten Vorräten zurück nach King’s Landing, während das Gold, wie Randyll Tarly mitteilt, bereits angekommen ist – ein kleines, aber wichtiges Detail. Bronn ist ebenfalls wieder da – er war zwar bereits in „The Queen’s Justice“ neben Jaime an der Spitze der Lannisters zu sehen, aber in dieser Episode darf er auch wieder etwas sagen und tun. Bronn fungiert abermals als Jaimes rechte Hand (ups, war das insensitiv?), was zwar vorhersehbar war, aber trotzdem willkommen ist; die beiden funktionieren einfach gut miteinander. Nach wie vor wünscht sich Bronn ein eigenes Lehen, woraus aber erstmal nichts wird. Dafür lässt er Dickon Tarly an seiner Weisheit teilhaben. Dickon haben wir bislang vor allem durch Sams Augen gesehen, hier wird er nun ein wenig positiver und sympathischer dargestellt; den meisten Zuschauern würde es wahrscheinlich an seiner statt sehr ähnlich ergehen.

draenerys
Daenerys (Emilia Clarke) auf Drogon (Bildquelle).

Der Teil der Episode, der in der Weite spielt, spannt einen schönen Rahmen um diese Folge, bildet Einleitung und Schluss und zeigt, wie sich ein Sieg in eine Niederlage verwandeln kann – wobei der Sieg, den Daenerys hier letztendlich erringt, bestenfalls ein halber ist. Die Vernichtung der Lannister- und Tarly-Armeen war sicherlich eine Machtdemonstration, zugleich sind die Tatsächlichen Errungenschaften aber überschaubar. Das Gold ist bereits in King’s Landing und auf die Nahrungslieferungen, die Drogon anzündet, ist Daenerys ebenso angewiesen wie Cersei. Mehr noch, wenn Jaime und Bronn überleben (wovon wohl auszugehen ist), dann haben sie erlebt, dass die Drachen trotz all ihrer Macht verwundbar sind. Wie ich in der Einleitung bereits schrieb: Im Grunde handelt es sich auch bei dieser Schlacht um verhältnismäßig aufwändiges Vorgeplänkel, das recht vorhersehbar bleibt. Die Inszenierung ist allerdings vorzüglich gelungen: Vor allem durch die Umgebung wird eine äußerst effektive Westernatmosphäre geschaffen; die Parallele zwischen angreifenden Indianern und den Dothraki dürfte wohl kaum zufällig sein. Sehr schön ist auch der innere Konflikt Tyrions, der mitansehen muss, wie die Truppen seines eignen Hauses, inklusive seines Bruders, eine fatale Niederlage erleiden. Abermals muss ich auch Ramin Djawadi komplementieren, der die Schlacht und die inneren Konflikte durch die Musik exzellent ausdrückt – The Rains of Castamere muss noch öfter in den Action-Modus.

Fazit: „The Spoils of War“ bietet ein fantastisch inszeniertes Mid-Season-Finale, das jedoch versucht, als weitaus bedeutender wahrgenommen zu werden, als es eigentlich ist – es sei denn, Jaime und Bronn saufen tatsächlich ab.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice

X-Men: Apocalypse

apocalypse
Story: Im Jahr 1983 erwacht der erste Mutant En Sabah Nur alias Apocalypse (Oscar Isaac), ein uraltes und gottgleiches Wesen aus dem alten Ägypten, um die Erde nach seinen Vorstellungen umzuformen. In den Mutanten Psylocke (Olivia Munn), Storm (Alexandra Shipp), Angel (Ben Hardy) und Magneto (Michael Fassbender) findet er Verbündete. Magneto sorgt allerdings dafür, dass sowohl Mytique (Jennifer Lawrence), als auch Charles Xavier (James McAvoy) und Hank McCoy (Nicholas Hoult) auf Apocalypse aufmerksam werden. Und so muss sich eine neue X-Men-Generation, u.a. bestehend aus Jean Grey (Sophie Turner), Cyclops (Tye Sheridan), Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee), Quicksilver (Evan Peters) En Sabah Nur entgegenstellen, um die Welt vor ihm zu retten…

Kritik: Im zweiten Akt von „X-Men: Apocalypse“ besuchen einige der jungen Mutanten eine Kinovorstellung von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ und streiten sich darüber, welcher Star-Wars-Film der Beste ist. Während sie sich diesbezüglich nicht auf Episode IV oder V einigen können, sind sie doch alle der Meinung, dass der dritte Teil der Schlechteste ist. Primär sollte dieser Kommentar wahrscheinlich als Seitenhieb auf Brett Rattners ungeliebten „X-Men: The Last Stand“ verstanden werden, ironischerweise lässt er sich allerdings auch auf „Apocalypse“ anwenden, da es sich hierbei um den dritten Teil der zweiten X-Men-Trilogie handelt. Und leider trifft er zu. Während „Apocalypse“ keinesfalls wirklich schlecht ist, hat er doch einige Schwächen, die dafür sorgen, dass er hinter „Days of Future Past“ und „First Class“ zurückbleibt.

Diese Probleme betreffen vor allem Apocalypse und Magneto. Ersteren fand ich zugegebenermaßen schon in den Comics und Zeichentrickserien nicht besonders interessant, wenn es um gottgleiche Erzschurken geht, ziehe ich persönlich Darkseid oder Thanos vor. Oscar Isaac spielt ihn hier zwar keinesfalls schlecht, er und Bryan Singer schaffen es für mich aber auch nicht, En Sabah Nur wirklich als mitreißenden und einnehmenden Schurken zu inszenieren. Magneto wird von Michael Fassbender natürlich nach wie vor grandios dargestellt, seine Charakterentwicklung erweist sich hier allerdings als ziemlich repetitiv. Der arme Mann muss schon wieder eine Familie verlieren und schon wieder treibt ihn das zur Rache und zum Bösen – sein Handlungsstrang in diesem Film wird der Figur leider nicht gerecht. Ich hätte es weitaus interessanter gefunden, wenn Xavier zu einem von Apocalypses Reitern geworden wäre und Magneto dann die X-Men hätte anführen müssen, ähnlich wie es in der Comicvorlage „Age of Apocalypse“ (mit der dieser Film ohnehin kaum Gemeinsamkeiten hat) der Fall war. Leider bleiben auch die anderen drei Reiter der Apokalypse ziemlich blass, obwohl sie optisch definitiv eine gute Figur machen.

Neben Magnetos Handlungsstrang gibt es noch zwei weiteree Element aus den bisherigen Filmen, das sich hier unnötigerweise wiederholen. Da wäre der Ausflug nach Kanada, der zum Plot eigentlich nichts beiträgt und nur deshalb im Film ist, um einen bestimmten Cameo-Auftritt unterzubringen, den der letzte Trailer ohnehin schon gespoilert hat. Und: Die X-Men müssen schon wieder als Team zusammenfinden. Beides raubt dem Film Zeit, die er auf ein besseres Ausspielen der Charakterdynamik und eine bessere Ausarbeitung der Schurken hätte verwenden können. Allerdings fand ich die diversen Cast-Neuzugänge sehr gelungen und es war schön, mal wieder den X-Men-Schulalltag zu sehen – gerne mehr davon. Überhaupt ist es herrlich, wie sehr die verschiedenen Darsteller in ihren Figuren aufgehen und wie mühelos und natürlich sie sie verkörpern.

Für „Apocalpyse“ spricht ebenfalls, dass der Film enorm kurzweilig ist und die zweieinhalb Stunden wie im Flug vergehen. Im Gegensatz zu den frühen X-Men-Filmen scheint Singer nun auch keine Angst mehr zu haben, die Comicursprünge seiner Figuren und der Welt des Films offen darzustellen: Optisch waren die X-Men kaum je näher an der Vorlage. Auch bezüglich der Action wird einiges aufgefahren. Zwar legen hier Superschurken schon wieder Großstädte in Schutt und Asche, aber immerhin ist das Zentrum der Verwüstung keine amerikanische Großstadt und En Sabah Nur baut auch einen Ersatz (gewissermaßen). Zu den Highlights gehören außerdem definitiv jede Szene, in der Quicksilver zu sehen ist, sowie das Finale, das zwar die emotionale Tiefe des Gegenstücks aus „Days of Future Past“ vermissen lässt, aber gerade uns Comicfans eine Andeutung dessen gibt, was in „The Last Stand“ gefehlt hat. Wenn Singer sich nun endlich einmal dazu durchringen könnte, uns auch noch einen Team-Shot á la Avengers mit passender thematischer Untermalung zu geben. Apropos: Der Score, abermals komponiert von John Ottman, ist besser als der von „Days of Future Past“, bleibt aber über weite Strecken leider immer noch ziemlich anonym und uninspiriert.

Fazit: „X-Men: Apocalypse“ ist trotz seiner Länger ein kurzweiliger Superheldenfilm, kommt aber an die beiden Vorgänger nicht heran und bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück, weil er zu viele Elemente aus den anderen Filmen der Reihe wieder aufgreift.

Siehe auch:
X-Men: First Class
X-Men: Days of Future Past

GoT: Mother’s Mercy

got5
„Mother’s Mercy“, der Titel des Staffelfinales, bezieht sich auf den Glauben und einen in Westeros oft benutzten Ausspruch. Ein passenderer Titel wäre allerdings „Cliffhanger’s Mercy“, denn diese Episode lässt uns in fast jedem Handlungstrang mit einem Cliffhanger und einer absoluten Ungewissheit zurück. Gleichzeitig steigt die Zahl der in dieser Staffel verstorbenen wichtigen Figuren noch – inklusive derer, die in den Romanen noch leben.

Winterfell
Auf den ersten Blick scheint die Opferung von Shireen funktioniert zu haben: Tauwetter setzt ein. Dann jedoch schlägt das Karma zurück und eines kommt zum anderen. Stannis‘ halbe Armee, bestehend aus den Söldnern, die er mit dem Geld der Eisernen Bank angeheuert hat, verlässt ihn, Selyse hängt sich auf, und dann sucht auch noch Melisandre das Weite, wobei nicht ganz klar ist, weshalb – vielleicht erkennt sie, dass sie die Zeichen in ihren Feuern falsch gedeutet hat, es wäre immerhin nicht das erste Mal.

Stannis scheint zusammen mit Shireen auch etwas in sich selbst getötet zu haben, aber er ist nun einmal stur und setzt trotzdem zur Belagerung an, nur, um von Roose Boltons Armee gnadenlos vernichtet zu werden. Eigentlich sollte Stannis ja ein militärische Genie sein… Das Ganze endet damit, dass Brienne den verwundeten Stannis, der im Grunde mit dem Leben abgeschlossen hat, auf dem Schlachtfeld findet. Mir gefällt Stannis‘ Abgeklärtheit in dieser Szene, trotz allem bringt er Brienne zähneknirschend Respekt entgegen, denn sie tut ihre Pflicht, und das ist das, was Stannis am meisten respektiert. Wir erfahren allerdings nicht, ob er wirklich stirbt, denn Brienne holt zum Schlag aus und dann endet die Szene.

Diese Entwicklung greift den Romanen bereits weit voraus. Der aktuelle Stand (aus einem Promokapitel von „The Winds of Winter“) sieht dort nämlich anders aus: Stannis befindet sich immer noch in einem Dorf, drei Tage entfernt von Winterfell, das er aufgrund des Schnees nicht verlassen kann. Die Frage, die sich nun natürlich stellt, ist, ob man von der Serie auf die Romane schließen kann: Wird Stannis die bevorstehende Schlacht auch dort verlieren und sterben? Wenn ja sind die Umstände auf jeden Fall anders, denn, wie bereits erwähnt, weder Melisandre noch Shireen oder Brienne sind anwesend.
sansatheon
Sansa (Sophie Turner) und Theon (Alfie Allen) machen sich zum Sprung bereit

Sansa und Theon schaffen es derweil, aus Winterfell zu fliehen, allerdings nicht, ohne vorher noch Myranda loszuwerden. Theon hat dabei endlich seinen Moment der Wiedergutmachung. Auch hier endet es ungewiss, denn Sansa und Theon springen von der Mauer, allerdings ist zu erwarten, dass sie den Sprung aufgrund des vielen Schnees überleben. Theon und Jeyne Poole in den Romanen tun dies jedenfalls und erreichen Stannis‘ Lage unversehrt. Wie es weitergeht bleibt auch hier ungewiss, da Stannis ja bereits tot ist.

Braavos
Wie es hier weitergeht war ja bereits zu erwarten: Arya schleicht sich bei Meryn Trant ein und tötet ihn auf äußerst unangenehme Weise – allerdings ist Meryn Trant auch derart unsympathisch (um es mal gnadenlos zu untertreiben), dass hier wohl kaum jemand Mitleid haben dürfte; irgendwie gönnt man es ihm. Interessanter sind die Folgen für Arya, die nun, ganz wie in den Romanen, wegen eines vom Haus von Schwarz und Weiß nicht genehmigten Mordes ihr Augenlicht verliert. Die zugehörige Szene mit der Herrenlosen und Jaqen ist zwar nicht unbedingt logisch, aber herrlich surreal. Insgesamt bleibt Aryas Handlungsstrang damit sehr buchgetreu, über einige kleine Änderungen und Personenwechsel kann ich da durchaus hinwegsehen.

Dorne
Und noch mal ein Tod, der in den Romanen bisher nicht geschehen ist. Alles scheint gut gelaufen zu sein, Jaime, Bronn, Trystane und Myrcella machen sich per Schiff auf den Weg nach King’s Landing – nur blöd, dass Ellaria Myrcella einen Abschiedskuss gegeben hat. Wer sich an die Gefängnisszene mit Bronn und Tyene erinnert, kann sich sicher schon denken, was das bedeutet: Die junge Prinzessin wurde vergiftet. Auch hier wird der eigentliche Tod nicht gezeigt, es ist aber relativ klar, dass Myrcella nicht überlebt. Das bedeutet dann wohl offenen Krieg mit Dorne in der nächsten Staffel. Hoffen wir nur, dass die Dornischen dann auch besser und interessanter dargestellt werden als in Staffel 5. Was immer man auch über „A Feast for Crows“ sagen kann, der Plan, den Arianne Martell dort hatte, war wenigstens halbwegs sinnvoll. Was Ellaria dagegen hier tut, ist an Kurzsichtigkeit kaum zu überbieten, im Grunde stürzt sie ihr gesamtes Land nur wegen persönlicher Rache in einen zerstörerischen Konflikt.

King’s Landing
Cerseis Marsch der Schande ist definitiv einer der Höhepunkte dieser Episode; die Szene schafft es vorzüglich, die Intensität der Vorlage einzufangen. Es ist nur Schade, dass einige Feinheiten verloren gehen. So wird nicht wirklich deutlich, warum es trotz allem im Interesse des Hohen Spatz ist, dass die Lannisters, wenn auch gedemütigt, an der Macht bleiben und dass der Inzest nicht ans Licht kommt. Denn wenn Tommens Anspruch erlischt, ist Stannis der rechtmäßige Thronerbe, wodurch der Glaube sofort all seine Macht verlieren würde. Zwar verliert Stannis gerade gegen die Boltons, was der Hohe Septon aber nicht wissen kann.
exgregor
The artist formerly known as Gregor Clegane (Hafþór Júlíus Björnsson)

Einen kleinen Aufruhr gab es noch, weil Lena Headey hier nicht selbst nackt ist, sondern von der Schauspielerin Rebecca Van Cleave gedoublt wird. Ehrlich gesagt kann ich das nicht nachvollziehen. Wer in so einer Szene nackt spielt, verdient auf jeden Fall massiven Respekt, ich kann es aber auch sehr gut nachvollziehen, wenn man sich dagegen entscheidet. Ich jedenfalls fand den Marsch und die Performance beider Schauspielerinnen überzeugend.

Das Ganze endet schließlich damit, dass Frankenqyburns Monster auftaucht, in „A Dance with Dragons“ wird er Ser Robert Strong genannt. In der Serie ist es noch eindeutiger, dass es sich dabei um den wandelnden Berg handelt. Es gibt eine interessante Fantheorie, derzufolge Sandor nicht gestorben, sondern von einem Mitglied des Glaubens gesundgepflegt wurde und am Ende seinem untoten Bruder gegenübertreten wird – insgesamt eine der plausibleren Theorien. We shall see.

Meereen
In Meereen ist man erst einmal ziemlich ratlos. Daario und Jorah beschließen letztendlich, Daenerys zu suchen, während Tyrion, Missandei und Grey Worm zurückbleiben, um die Stadt zu verwalten. Wenn man die Situation bedenkt, ist das schon abwegig: Zwei ehemalige Sklaven und ein Kleinwüchsiger vom anderen Ende der Welt – andererseits wären Jorah und Daario aber auch tatsächlich nicht wirklich hilfreich gewesen. Jedenfalls übernimmt Tyrion damit die Aufgabe, die Barristen Selmy im letzten Drittel von „A Dance with Dragons“ innehatte. Ziemlich überraschend taucht dann auch noch Varys quasi aus dem Nichts auf und bietet seine Hilfe an, anstatt in King’s Landing Großmaester Pycelle und Kevan Lannister zu ermorden.

Dany landet derweil mit Drogon im Dothrakischen Meer und begegnet einem Khalasar, womit der Cliffhanger aus „A Dance with Dragons“ im Grunde eins zu eins übernommen wurde, lediglich einige der eher unangenehmen Details (Daenerys befindet sich bei Martin mehrere Tage auf Drogons Felsen und leidet unter anderem an Durchfall) wurden gestrichen.

Castle Black
Sam geht also doch noch nach Oldtown, allerdings über die Kingroad und nicht per Schiff über Braavos. Als Straffung funktioniert das insgesamt (und rückblickend betrachtet) ziemlich gut, alle wichtigen Ereignisse in Sams Handlungsstrang haben an der Mauer stattgefunden und die aufwändige Reise, die neue Figuren, Schiffe (und Geld) gekostet hätte, konnte vermieden werden; wahrscheinlich beginnt dieser Subplot in der nächsten Staffel mit Sams Ankunft. Interessant ist, dass die Initiative hier von Sam ausgeht, da es sein Wunsch ist, Maester zu werden. In den Romanen war es genau umgekehrt, Jon drängt dort Sam dazu, nach Oldtown zu fahren, um Maester Aemon eines Tages ersetzen zu können, während Sam viele Bedenken hat, etwa die Missbilligung seines Vater gegenüber den Maestern oder die Tatsache, dass er kein Blut sehen kann. Wahrscheinlich wollten Benioff und Weiss so zeigen, dass Sam in seiner Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist. Allerdings hätte es auch sehr gut gepasst, hätte Jon seinen letzten Freund selbst weggeschickt, das würde die Tragik des Kommenden noch vergrößern.

Apropos: Während Buchleser Jons Caesar-Moment (tatsächlich erinnert diese Szene sehr stark an Caesars Ermordung in HBOs „Rome“, mit Ciáran „Mance Rayder“ Hinds an Jon Stelle und Tobias „Edmure Tully“ Menzies an Ollys; und darüber hinaus war „Rome“ einer der Gründe, weshalb Martin HBO die Recht verkaufte – so schließt sich der Kreis) schon erwartet haben, wurden alle anderen mal wieder ziemlich aufgewühlt.

Wie schon so oft wurde auch hier die Komplexität geopfert. Tatsächlich ist der Mord an Jon in den Romanen nicht die Folge der ganzen Wildlingsangelegenheit. Zwar wird das auch nicht unbedingt von allen schwarzen Brüdern gut geheißen , aber doch immerhin zähneknirschend toleriert. Zu viel wird es erst, als Jon einen Brief von Ramsay erhält, demzufolge Stannis verloren hat, der Jon so sehr aufregt, dass er aktiv sein Gelübde brechen und nach Süden gehen will – erst dann wird er von hochrangigen Offizieren der Nachtwache ermordet. Das verleiht dem Ganzen natürlich zusätzliche Ambiguität, denn da Jon sein Gelübde tatsächlich bricht und gegen die Grundsätze der Nachtwache verstößt, könnte man durchaus argumentieren, dass dieser Mord gerechtfertigt ist. Die Verschwörer kommen in der Serie daher weitaus kleinlicher daher als im Roman.
jondead
Nicht nur Jon Snow (Kit Harrington) stellt sich hier die Frage: Totsein oder nicht totsein?

Letztendlich stellt sich natürlich vor allem die Frage, ob Jon Snow wirklich und endgültig tot ist. Einerseits haben sowohl die Serienschöpfer als auch Kit Harrington behauptet, Jon sei tatsächlich tot, und Harringtons Vertrag wurde wohl auch nicht für die sechste Staffel verlängert. Andererseits gibt es fast zu viele Möglichkeiten. Jon könnte in Ghost weiterleben, und zu allem Überfluss ist auch noch Melisandre anwesend, denn noch in dieser Folge kehrt sie zur Mauer zurück und ist damit wieder am selben Ort wie am Ende von „A Dance with Dragons“. Dass Kit Harringtons Vertrag nicht verlängert wurde, könnte ganz einfach auch bedeuten, dass Jon quasi eine Staffel Pause macht, ähnlich wie Bran, und dann in der siebten zurückkehrt, um den Norden zu beanspruchen, denn seine Schwüre der Nachtwache gegenüber Enden mit dem Tod. Zumindest in den Romanen könnte das noch geschehen, denn auch George R. R. Martin wurde gefragt und antwortete, man solle sich bezüglich Jons Tod nicht allzu sicher fühlen.

Fazit: „Mother’s Mercy“ ist definitiv eine der besseren Folgen der fünften Staffel, sie leidet aber dennoch an den diversen Fehlentscheidungen, die bisher getroffen wurden. Insgesamt ist es wohl eine der grimmigsten und hoffnungslosesten Folgen überhaupt, selten starben so viele wichtige Haupt- und Nebenfiguren auf einmal.

GoT: Unbowed, Unbent, Unbroken

got5

Braavos
In Braavos darf Arya erstmals in den Raum der Gesichter im Haus von Schwarz und Weiß, allerdings ist ihr Weg dorthin im Vergleich zur Vorlage wieder einmal stark verkürzt, sodass ihr eigentlicher Fortschritt nicht besonders gut nachvollziehbar ist. Das Lügenspiel, das sie mit der Herrenlosen spielt, zieht sich beispielsweise über einige Zeit hin, und zwischendurch nimmt Arya zwei verschiedene Identitäten an, lernt sich „natürlich“ zu maskieren und diverse andere Lektionen. Der Gnadentod, den Arya verursacht, ist für diesen Zweck zwar funktional, aber doch auch ziemlich unkreativ.

Sollte Aryas Handlungsstrang nun tatsächlich bereits zum Ende von „A Dance with Dragons“ gesprungen sein, fehlt tatsächlich sehr viel, allerdings besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass sie in der Serie bereits sehr viel früher in den Raum der Gesichter darf, um ihre erste falsche Identität zu erlangen. Geht man nach den Romanen, wäre das Cat von den Kanälen.

Die Vermutung liegt nahe, dass Arya in dieser Staffel noch Mace Tyrell begegnen wird, der sich auf dem Weg nach Braavos befindet, immerhin entfällt die Begegnung mit Sam Tarly und in einem der veröffentlichten Promokapitel von „The Winds of Winter“ geschieht etwas, das dem tatsächlich vage gleicht.

Auf dem Weg nach Meereen
Tyrion und Jorah sind immer noch unterwegs. Ihr Anteil an dieser Episode ist relativ knapp, Jorah erfährt von Tyrion, dass sein Vater gestorben ist (ich bin mir nicht sicher, ob Tyrion in den Romanen davon überhaupt wusste), und die beiden Väter, Jeor Mormont und Tywin Lannister werden einander gegenübergestellt. Auch Daenerys und die Gerechtigkeit ihrer Herrschaft wird noch Gesprächsthema, jedenfalls bis Jorah und Tyrion von Sklavenhändlern aufgegriffen werden. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber auch hier gilt ein weiteres Mal: Das grundsätzliche Ereignis der Romane ist vorhanden, die Umstände sind aber stark verändert und vereinfacht. Tyrion gelingt es, die Sklavenhändler dazu zu bringen, sich mit ihm und Ser Jorah nach Meereen zu begeben, um Letzteren in den Arenen kämpfen zu lassen, die Daenerys in der vorherigen Folge wieder öffnen ließ; das Ziel der Reise hat sich also nicht geändert, lediglich die Begleitung.

King’s Landing
Littlefinger kommt in King’s Landing an, muss sich kurz mit den Spatzen auseinandersetzen, die ganz offensichtlich sehr große Machtbefugnisse haben, und erzählt schließlich Cersei von den Geschehnissen im Norden, wobei sich der Zuschauer allmählich fragt, was Lord Petyr Baelish eigentlich vorhat. Natürlich, er spielt alle gegeneinander aus, aber bislang ist sehr undurchsichtig, welchen Ausgang des Ganzen er tatsächlich anstrebt. Nachdem, was wir bislang sehen, ist sein Masterplan ziemlich löchrig.

Cerseis Intrige, sich der Tyrells zu entledigen, geht derweil auf und zwingt die Dornenkönigin höchstpersönlich, wieder mitzumischen. Olena Tyrells Rückkehr in die Serie ist definitiv willkommen, auch wenn sie bislang nicht wirklich nötig war. Die Gespräche mit Margaery und Cersei sind zwar amüsant, haben aber kaum wirklichen Mehrwert.

Es kommt schließlich zum Verhör von Margaery und Loras, das aufgrund der Aussage von Olyvar für beide unerfreulich endet: Loras wird wegen Homosexualität verhaftet, Margaery wegen Falschaussage vor den Göttern. Abermals gilt: Letztendlich erfüllt das so seinen Zweck, um die Charaktere dorthin zu bringen, wo sie hin sollen (in diesem Fall Margaery in das Innere einer Zelle), aber ihr Weg wurde unheimlich simplifiziert; in „A Feast for Crows“ spinnt Cersei eine ziemlich raffinierte Intrige, um ihre Ziele zu erreichen, dagegen wirkt das hier ziemlich plump.

Dorne
Der dornische Handlungsstrang ist wohl eine der größten Enttäuschungen, denn was ich oben über Simplifizierung geschrieben habe, trifft auf Jaimes und Bronns Reise in den Süden noch mehr zu. Die ganze Sandschlangenangelegenheit ist fürchterlich banal und plakativ – das war zwar bereits abzusehen, wird in dieser Episode aber überdeutlich. Jaime und Bronn versuchen Myrcella zu kidnappen, die Sandschlangen mischen mit und am Schluss wird alles sehr schnell von Doran Martells Wachen beendet. Der ganze Dorne-Plot besteht quasi aus dem absoluten Minimum des Romangegenstücks, dort waren die Dornischen interessante und vielschichtige Charaktere, hier sind sie alle äußerst flasch und schlicht uninteressant.
trystanemyrcella
Myrcella Baratheon (Nell Tiger Free) und Trystane Martell (Toby Sebastian)

An Dorne zeigt sich auch sehr gut, mit welchen Problemen die fünfte Staffel zu kämpfen hat: Die ab Band 4 komplexeren und ausufernden Romane, die die Figuren immer weiter verteilen, arbeiten praktisch gegen die Struktur der Serie, deren Platz mit zehn Folgen pro Staffel (vom Budget gar nicht erst zu sprechen) doch recht begrenzt ist. Oft bleibt Benioff und Weiss entweder die Möglichkeit, Elemente und Handlungsstränge ganz zu streichen (so geschehen etwa mit den Geyjoys), oder aber die Plots stark einzudampfen, wodurch diese oftmals unnötig simpel wirken.

Winterfell
Oh, „Game of Thrones“, you did it again. Bereits letztes Jahr gab es eine ordentliche Kontroverse wegen einer Vergewaltigungsszene, das wiederholt sich nun, allerdings (zumindest von mir so empfunden), in noch weiter größerem Ausmaß. Die von Littlefinger und Roose Bolton arrangierte Hochzeit zwischen Sansa und Ramsay wird durchgeführt und die Hochzeitsnacht verläuft in etwa so, wie man sich das bei Ramsays Vorgeschichte vorstellt. Ich muss gestehen, dass mich diese Entwicklung in Sansas Handlungsstrang nicht besonders überrascht, etwas Derartiges war abzusehen. In jedem Fall ist in dieser Situation eine ausführlichere Betrachtung durchaus angebracht, besonders angesichts der starken Emotionen, die der Abschluss dieser Folge hervorgerufen hat.

Zuerst sollte ein Blick auf die Vorlage geworfen werden. Die Szene ist im Roman – auf gewisse Weise. Ramsay heiratet und vergewaltigt seine Braut in der Hochzeitsnacht. In „A Dance with Dragons“ ist es allerdings nicht Sansa, sondern deren Freundin Jeyne Poole, von den Lannisters und Boltons als Arya Stark ausgegeben, die Ramsay ehelichen muss. Also ja, die Szene ist im Roman, allerdings in etwas anderem Kontext und mit einer anderen Braut. Tatsächlich sind die Ereignisse im Roman noch um einiges herber, Theon/Reek muss nicht nur zuschauen, sondern sogar mitmachen. Tatsächlich halte ich den kompletten Winterfell-Abschnitt dieser Episode, auf einer rein inszenatorischen Ebene und unter Ausblendung des inhaltlichen Kontextes, für sehr gelungen, von der geisterhaften, begräbnisartigen Atmosphäre bei der eigentlichen Hochzeit bis zum „Vollzug“, bei dem mit sehr wenig sehr viel erreicht wird. Was graphische Brutalität angeht offeriert diese Szene nämlich kaum etwas, das meiste wird über Stimmung und Spiel der Darsteller vermittelt, was die Szene so wirkungsvoll macht; im besten wie im schlechtesten Sinne.

Inhaltlich sieht es dagegen wieder anders aus. Die drängendste Frage ist, ob dieser Vergewaltigung lediglich als billiger (wenn auch gut inszenierter) Schockmoment fungiert. Wollen Benioff und Weiss lediglich polarisieren? Eine derartige Kontroverse war von ihrer Seite aus durchaus abzusehen, speziell nachdem, was letztes Jahr passiert ist. Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder, die beiden sind sehr naiv, oder etwaige Folgen waren ihnen schlicht egal und sie wollten nur die Geschichte so erzählen, wie sie es für richtig hielten, egal, was alle anderen denken, oder aber eine Kontroverse war tatsächlich die Absicht, nach dem Motto „jede Publicity ist gute Publicity“.

„Game of Thrones“ ist eine Serie, die für ihre Schockmomente bekannt und berüchtigt ist, vor allem natürlich wegen Lord Eddards Tod in Staffel 1 und der Roten Hochzeit in Staffel 3. Dies ergaben sich allerdings tatsächlich aus der Handlung und waren logische Kulminationen der jeweiligen Handlungsstränge und leiteten dann ihrerseits neue Ereignisse ein.

Ich denke, kaum jemand wird leugnen können, dass die Vergewaltigung aus der vorangegangenen Hochzeit heraus logisch ist – wir alle kennen Ramsay, wir wissen, was für ein Psychopath er ist. Das Problem dabei ist, dass die Hochzeit an sich recht unlogisch ist. Wie oben bereits erwähnt ist Littlefingers Masterplan sehr löchrig, und Sansas Anwesenheit in Winterfell ist ebenfalls alles andere als wasserdicht. Inwiefern sich die Szene für die kommenden Folgen als zwingend herausstellt, wird sich erst noch zeigen, frühestens in der nächsten Folge, spätestens zum Staffelende.

Aber zurück zur eigentlichen Szene und der Kontroverse. Was mich ein wenig schockiert war, dass es doch einige Stimmen gab, die diese Szene tatsächlich nicht als Vergewaltigung angesehen haben. Dieses Argument fand ich schon letztes Jahr sehr fadenscheinig, dieses Jahr gab es in meinen Augen absolut überhaupt keinen Zweifel daran, was da gerade geschieht. Arrangierte Ehen sind natürlich schon ein Thema für sich, aber selbst in deren Rahmen hätte sich Ramsay (wäre er nicht Ramsay) definitiv anders verhalten können. So, wie er das Ganze inszeniert hat, ist das definitiv ein Gewaltakt.

Was ebenfalls zu sehr negativen Reaktionen führte war die Tatsache, dass die Szene mit einer langen Einstellung von Theons Gesicht endete, der mit wachsendem Schrecken beobachtet, was da geschieht. Das legt den Schluss nahe, dass es in dieser Szene, in der Sansa vergewaltigt wird, gar nicht um Sansa geht, sondern um Theon und dessen „Läuterung“, was tatsächlich eine äußerst unelegante, herabwürdigende Wendung wäre.
wedding
Theon (Alfie Allen) führt Sansa (Sophie Turner) zu ihrem Bräutigam

Ich denke, was mich am meisten stört, ist, dass Sansas Handlungsstrang in dieser Staffel letztendlich ihre bisherige Charakterentwicklung schlicht und einfach wieder umkehrt. Nachdem sie sich in der vierten Staffel vom Opfer zur Spielerin entwickelte, befindet sie sich gewissermaßen nun wieder in derselben (bzw. einer schlimmeren) Position wie in Staffel 2: Abermals ist sie einem Sadisten ausgeliefert, abermals ist sie das Opfer. Selbst, wenn wir von diversen weiteren Implikationen einmal absehen (allgemeines Frauenbild etc.), kann ich es schlicht nicht ausstehen, wenn Figuren dieselbe Lektion noch einmal lernen und dieselbe Entwicklung immer wieder durchmachen.

Bis auf wenige kurze Momente war Sansa in den Winterfell-Szenen insgesamt extrem passiv. Wäre es nicht viel interessanter gewesen, Sansa statt Jeyne Poole eine andere Figur ersetzen zu lassen, nämlich Wyman Manderly? Wenn Benioff und Weiss sie in der Theorie zur Spielerin entwickeln, hätten sie das dann nicht auch in der Praxis tun können? Statt dieser völligen Passivität hätte sie zumindest etwas Ähnliches versuchen können wie Margaery bei Joffrey, immerhin konnte sie ihr eine Staffel lang zusehen und lernen. Das neuste Promokapitel, das George R. R. Martin auf seinem „Not a Blog“ veröffentlicht hat, schildert Sansa genau in so einer Situation, freilich nicht mit Ramsay, sondern Harry Hardyng, dem Erben des Grünen Tals nach Robin (bzw. Robert) Arryn.

Fazit: „Unbowed, Unbent, Unbroken“ ist leider ein Tiefpunkt der Serie, und das nicht nur wegen der Sansa-Kontroverse; auch der Dorne-Handlungsstrang entwickelt sich höchst enttäuschend.

GoT: High Sparrow

got5
Nein, die Titelfigur dieser Episode ist nicht mit Captain Jack Sparrow verwandt und ja, dieser Witz ist ziemlich lahm, aber da der Hohe Spatz von Jonathan Pryce, der in den Pirates-Filmen Elizabeth Swanns Vater Weatherby Swann spielte, dargestellte wird, musste das einfach sein.

Braavos
Die Episode beginnt im Haus von Schwarz und Weiß, wo Arya von Jaqen etwas über das Konzept dies vielgesichtigen Gottes, der die verschiedenen Verkörperung des Todes in allen Kulturen darstellt, im Glaube der Sieben ist eine solche Verkörperung der Fremde. In den Romanen werden in diesem Zusammenhang allerdings weder R’hllor noch der ertrunkene Gott genannt, sondern andere Götter wie die schwarze Ziege von Qohor. Gerade R’hllor bietet sich auch als Aspekt des vielgesichtigen Gottes überhaupt nicht an, da er ja laut seiner Anhänger für Licht und Leben steht, während sein namenloser Widersacher Kälte und Tod verkörpert. Aber das nur am Rande. Das Aussehen des Inneren von Aryas Ausbildungstätte entspricht, wie schon das Äußere, ziemlich genau den Buchbeschreibungen, wobei ich sagen muss, dass ich mir das alles beim Lesen irgendwie größer vorgestellt habe.

Nachdem sie sich langsam eingewöhnt hat, taucht in Aryas Zimmer eine weitere Einwohnerin des Hauses von Schwarz und Weiß auf, die in der Serie vorerst völlig namenlos bleibt, bei der es sich aber wohl um „the waif“ (die Herrenlose) handelt, eine Attentäterin, die zwar 36 Jahre alt ist, aber wie ein dünnes, kleines Mädchen aussieht und von der Arya einiges lernt, unter anderem Braavosi. In der Serie dagegen wird sie von der auf die 30 zugehenden Schauspielerin Faye Marsay verkörpert. Hier veranlasst sie vor allem, dass Jaqen Arya dazu bringt, ihre alte Identität völlig aufzugeben in dem sie sich von ihren Besitztümern trennt. Wie in „A Feast for Crows“ bringt sie es allerdings nicht über sich, Needle ins Wasser zu werfen, stattdessen versteckt sie die Klinge. Da sie nun Arya Stark aufgegeben hat, darf das nun namenlose Mädchen zum ersten Mal ins untere Stockwerk des Hauses von Schwarz und Weiß, um zusammen mit der Herrenlosen ein Leiche zu waschen.

King’s Landing
Es wird wieder geheiratet, und dieses Mal sterben weder der Bräutigam, noch seine Familie. Auch für Margaery, die immerhin schon zwei Hochzeiten hinter sich hat, ist diese Hochzeit ein Novum: Die Ehe wird tatsächlich vollzogen. Das trifft allerdings nur auf die Serie zu, denn in den Romanen ist Tommen gerade einmal neun Jahre alt. Das Ergebnis ist jedoch im Grunde dasselbe: Der Krieg der Königinnen. Cersei und Margaery versuchen, Tommen für die eigenen Zwecke einzuspannen und die jeweils andere loszuwerden. In der Serie Margaery nun natürlich noch eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Ziele zu erreichen. Sie beginnt auch sofort damit, indem sie Tommen nahelegt, Cersei nach Casterly Rock zurückzuschicken, da es ihr in der Hauptstadt doch überhaupt nicht gefällt. Dass Cersei davon nicht begeistert ist, als Tommen es ihr vorschlägt, dürfte kaum verwundern. Was folgt ist ein mal mehr, mal weniger subtiler Zickenkrieg zwischen Cersei und Margaery, der zwar besser zu „Desperate Housewives“ als zu „Game of Thrones“ passt, aber doch irgendwie amüsant ist.
High_Sparrow
Der Hohe Spatz (Jonathan Pryce)

Derweil ändert sich die Situation in King’s Landing und die Fundamentalisten gewinnen an Macht: Die Spatzen stürmen Littlefingers Bordell (natürlich, keine Staffel kommt ohne mindestens eine Szene in Littlefingers Bordell aus) und zwingen den korrputen Hohen Septon zu einem Marsch der Schande durch die Straßen von King’s Landing, der wohl dazu dient, den Zuschauern das Konzept vorzustellen, und der natürlich ein anderes Ereignis ankündigt, das wir wohl gegen Staffelende zu sehen bekommen werden.

Im Gegensatz zu den religiösen Fanatikern wirkt der Hohe Spatz, den Cersei auf die Beschwerde des Hohen Septons hin besucht, sehr ausgeglichen und sogar humorvoll. Wie üblich versucht Cersei sich auch hier, die Situation zu Nutze zu machen, wobei sie in der Serie noch in größerem Ausmaß ihr eigenes Grab schaufelt als in den Romanen, da sie es hier im Grunde ist, die dem Hohen Spatz zur Macht und zum Amt des Hohen Septon verhilft. In jedem Fall verspricht der Hohe Spatz, auch in der Serie eine interessante Figur zu werden.

Der Norden
Die Boltons machen sich in Winterfell breit, bauen es wieder auf und dekorieren es neu, indem sie Gehäutete aufhängen. Während es geschäftig zugeht, erteilt Roose Bolton seinem Sohn eine Lektion in Sachen Politik und eröffnet ihm, dass er heiraten wird. Wer die zukünftige Braut ist, ist nicht schwer zu erraten: Wie ich bereits prophezeit hatte, nimmt tatsächlich Sansa die Rolle der „falschen Arya“ ein. In den Romanen schickte Littlefinger Jeyne Poole, Sansa beste Freundin nach Norden, damit die Boltons sie als Arya ausgeben, mit Ramsay verheiraten und so ihren Anspruch auf den Norden festigen konnten. Das Vorhaben in der Serie ist dasselbe, das Vorgehen insgesamt allerdings ein wenig unplausibler, wenn auch nachvollziehbar, wenn man sich in Benioff und Weiss hineinversetzt, denn in „A Feast for Crows“ hat Sansa nun einmal nicht besonders viel zu tun. Die Entscheidung, Charaktere zusammenzuführen ist meist rentabel, wobei gerade in diesem Zusammenhang doch einiges an Unglaubwürdigkeit überwunden werden muss. Sowohl für Littlefinger als auch für Roose Bolton ist der Schachzug ziemlich riskant, und dass Sansa sich nun die Hände von jemandem gibt, der nicht nur schlimmer als Joffrey ist, sondern dessen Vater auch noch ihren Bruder getötet hat, nun… Immerhin wird das auch thematisiert, und ich halte mich mit einem Urteil mal zurück, bis absehbar ist, wie sich der Handlungsstrang weiterentwickelt.

Brienne und Pod sind derweil auch nicht weit, da Brienne nicht auch noch die zweite Stark-Tochter verlieren will. Wie es aussieht, gibt’s gen Staffelende ein großes Zusammentreffen diverser Charaktere im Norden, mit Sansa, Brienne und Pod, den Boltons, eventuell Littlefinger und weiß der Geier, wer sonst noch dazustoßen könnte. Vorerst einmal entdeckt Brienne weitere Sympathie für Pod und verspricht, ihm das Kämpfen beizubringen. Beide Erzählen sich Anekdoten aus der Vergangenheit, und darüber hinaus ruft uns Brienne in Erinnerung, dass sie, neben dem Schwur, den sie Catelyn geleistet hat, noch eine weitere Motivation hat: Stannis töten. Das könnte interessant werden.
sansafinger
Sansa (Sophie Turner) und Littlefinger (Aiden Gillen) im Norden

Vorerst treffen sich erst einmal Sansa und die Boltons, wobei hier, nachvollziehbarerweise eine gewisse Anspannung zu spüren ist – gerade in solchen Szenen bekommt Sophie Turner die Gelegenheit zu zeigen, wie gut sie ist. Ramsays Bettwärmerin Myranda ist jedenfalls von den Geschehnissen wenig begeistert, da nähert sich wohl noch ein weiterer Konflikt.

Im weiteren Verlauf ist interessant, dass Ramsay Littlefinger verspricht, er werde Sansa niemals verletzen. Nach den letzten beiden Staffeln fällt es verhältnismäßig schwer, dem zu glauben, allerdings ist Serien-Ramsay unberechenbarer und auch facettenreicher als Buch-Ramsay – so gibt er hier immerhin offen zu, ein Bastard zu sein, was Buch-Ramsay nie getan hätte. Andererseits haben sowohl Iwan Rheon als auch Alfie Allen und Sophie Turner angedeutet, dass in diesem Handlungsstrang noch etwas sehr Unangenehmes auf uns zukommt.

Castle Black
Der neue Lord Commander der Nachtwache führt weitere Gespräche mit Stannis und Davos. Ersteres ist im Grunde relativ redundant, dass Jon Stannis‘ Angebot nicht annehmen würde, war schon vor der Wahl klar. Der Dialog zwischen Jon und Davos dagegen ist interessant, weil Davos nun einmal ein viel besserer Diplomat ist als sein König – wenn es hier in eine ähnliche Richtung läuft wie in den Romanen, könnte Davos eine wichtige und auch gut nachvollziehbare Rolle dabei spielen.

Es folgt eine Szene aus „A Dance with Dragons“, deren Umsetzung ich tadellos gelungen finde: Die Köpfung von Janos Slynt, der sich nach wie vor weigert, dem neuen Lord Commander zu gehorchen. Es gibt über die diversen Staffeln hinweg mehrere Szenen, in denen ein Sohn (oder Mündel) von Eddard Stark jemanden hinrichtet, und jede dieser Szenen verweist natürlich auf die Köpfung des Deserteurs der Nachtwache in der ersten Folge der ersten Staffel. Gerade hier zeigt Jon auch insgesamt seine Führungsqualitäten, indem er Ser Alisser nicht, wie man vielleicht erwarten würde, zum Aufseher der Latrinen ernennt, sondern ihn zum ersten Grenzer macht. Und Janos Slynt – nun, er ist definitiv eine Figur, der man nicht nachtrauert, aber Dominic Carter hat ihn definitiv sehr passend dargestellt.

Volantis
Tyrion und Varys kommen in Volantis an, der größten der sieben freien Städte, und auch derjenigen, die Slaver’s Bay am nächsten liegt. Auf die diversen Besonderheiten der Stadt wird hier allerdings kaum eingegangen, was, zugegebenermaßen, für so wenige Szenen wohl auch zu viel verlangt wäre. Immerhin der Brauch, den Sklaven der Stadt ihr Schicksal einzutätowieren, findet Erwähnung und wird erläutert.
volantispriesterin
Eine Priesterin des R’hllor in Volantis (Rila Fukushima)

Wie in den Romanen ist auch hier ein Vertreter des R’hllor-Glaubens anwesend, allerdings kein Priester, sondern eine Priesterin (Rila Fukushima), bei der es sich wohl um eine ehemalige prostituierte Sklavin handelt, wie die Tränentätowierung in ihrem Gesicht suggeriert; die Sklaven der roten Priester tragen eigentlich ein anderes Mal. Sie predigt zu Sklaven, spricht von Daenerys und scheint Tyrion (oder etwas in Tyrion) zu erkennen.

Die folgende Bordell-Szene zeigt, wie weit die Charakterisierung von Serien-Tyrion sich von Buch-Tyrion unterscheidet, denn während die Serienversion der Figur enthaltsam bleibt, nimmt Buch-Tyrion in dieser Situation tatsächlich die Dienste einer Prostituierten in Anspruch und ist allgemein noch um einiges kaputter – was auch dazu führt, dass Serien-Tyrion sympathischer bleibt. Das Endergebnis ist dann aber wieder dasselbe: Ser Jorah kidnappt Tyrion, damit er Daenerys‘ Gunst zurückgewinnen kann.

Fazit: Insgesamt macht Folge 3 im Vergleich zu Folge 2 wieder einen besseren Eindruck, nicht zuletzt dank einiger sehr gelungener Einzelszenen.

GoT: The Mountain and the Viper

got4
Während die „Mockingbird“ von merkwürdigen Inszenierungen geprägt war, gibt es bei „The Mountain and the Viper“ Fokusprobleme. Einiges zieht sich ziemlich und wirkt sekundär oder gar schlicht unnötig, während der eigentliche, titelgebende Höhepunkt der Episode fast schon zu kurz kommt.

Castle Black
Genaugenommen beginnt die Episode nicht in Castle Black, sondern in Molestown, aber das liegt praktisch nebenan und lohnt keinen eigenen Abschnitt. Wie dem auch sei, die Wildlinge kommen endlich an. Vorher dürfen wir noch einmal sehen, dass das Bordell in Molestown qualitativ nicht ganz mit Littlefingers Etablissement mithalten kann; Gilly fühlt sich dort, wen wundert es, nicht besonders wohl. Beim Angriff der Wildlinge werden alle Anwesenden niedergemetzelt, nur Gilly und ihr Sohn werden von Ygritte verschont – nach dem kaltblütigen Mord bei ihrem letzten Auftritt und dem Erstechen der Puffmutter sammelt sie wohl wieder ein paar Sympathiepunkte bei den Zuschauern, damit auch ihr zukünftiges Schicksal ein wenig tragischer wird.
Auf Castle Black macht man sich derweil Sorgen und auch Sam sieht endlich ein, dass es eine blöde Idee war, Gilly in Molestown zu verstecken. Der Aufbau zur Schlacht um die Mauer findet mit dieser Episode nun auch endlich sein Ende, denn in der nächsten Folge geht’s hier endlich zur Sache. Gerade wenn man den Aufbau hier mit den Schlacht-Vorbereitungen in der zweiten Staffen vergleicht, fällt auf, um wie viel atmosphärischer und bedrückender diese waren. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass King’s Landing einfach der interessantere Schauplatz mit den besseren Figuren ist.

Meereen
Grauer Wurm ist ein Spanner. Interessant. Beim Baden beobachtet er Missandei ein wenig zu intensiv, was der Übersetzerin ebenfalls auffällt – im Folgenden wundert sie sich zusammen mit Daenerys, ob da noch was übrig ist. Diese angedeutete „Romanze“ hat in den Romanen natürlich keine Grundlage, da Missandei dort erst elf ist. Immerhin gibt es eine Bemerkung über Bedürfnisse der Unbefleckten, die sich trotz Kastration zu Prostituierten begeben, einfach um körperliche Nähe zu Frauen zu spüren. Es mag mir nur so vorkommen, aber irgendwie scheint es mir, als würden Benioff und Weiss dem Pärchen Missandei/Grauer Wurm mehr Aufmerksamkeit schenken als Daario/Daenerys. Der kleine Dialog zwischen Unberührtem und Übersetzerin im Thronsaal ist zweifelsohne knuffig, aber man fragt sich, wo das hinführt.
Derweil folgt nun endlich Ser Jorahs Verbannung, quasi initiiert von Tywin Lannister in Form einer königlichen Begnadigung. Da diese Ser Barristan zugestellt wird ist er es, der Daenerys, wie in den Romanen (dort aber mit anderem Hintergrund) von Jorahs Verrat berichtet. Die Szene seiner Verbannung ist ähnlich wie im Roman, aber weit weniger wirksam. Gerade hier ist es sehr wichtig zu wissen, was Daenerys denkt. Möglicherweise wäre es nützlich gewesen, hätte Daenerys im Anschluss noch mit Ser Barristan oder Missandei über ihre Entscheidung gesprochen.

Moat Cailin
Die „Eroberung“ Moat Cailins stammt direkt aus „A Dance with Dragons“ und ist auch ziemlich buchgetreu umgesetzt. Reek darf kurz als sein altes Selbst posieren, um die von Krankheit geplagten Eisenmänner davon zu überzeugen, das Feld zu räumen. Er verspricht ihnen freien Abzug, aber natürlich zieht Ramsay ihnen hinterher nur die Haut ab.
ramsayroose
Ramsay (Iwan Rheon) und Roose (Michael Mcelhatton) tragen nun denselben Nachnamen

Gerade hier fällt noch einmal auf, wie gut Alfie Allen spielt. Im Roman ist Theon zu diesem Zeitpunkt körperlich ein völliges Wrack, er hat weiße Haare, ist vollkommen abgemagert und sieht aus wie ein alter Mann. Serien-Theon dagegen sieht rein körperlich dagegen noch halbwegs fit, unter anderem auch, weil man von Alfie Allen kaum erwarten kann, dass er sich gnadenlos herunterhungert, er ist ja schließlich nicht Christian Bale, der das hin und wieder mal gerne tut. Aber die Art und Weise, wie er schaut, wie er sich bewegte und wie er mit anderen agiert zeigt ganz genau, wie gebrochen er ist.
Die Szenerie von Moat Cailin unterstreicht das Ganze und ist hübsch unangenehm. Die Eisenmänner sind gezeichnet von Krankheit und Entbehrung. Natürlich wird es für sie nicht besser, und wir sehen zum ersten Mal die praktisch Umsetzung des Bolton-Wappens.
Anschließend übergibt Ramsay seinem Vater feierlich die eroberte Burg und erhält dafür einen neuen Nachnamen. Die Szene erinnert an eine pervertierte Version des Dialogs zwischen Simba und Mufasa am Anfang von „Der König der Löwen“ („alles, was das Licht berührt“) und irgendwie freut man sich für Ramsay. Irgendwie…

Eyrie
Nach Lysa Arryns plötzlichem, unerwartetem Mondtorsturz wird Littlefinger erst einmal von Yohn Royce (Rupert Vansittart), Anya Waynwood (Paoloa Dionisotti) und Vance Corbray (Richard Doubleday), drei Adeligen des Grünen Tals, verhört. Die Folgen von Lysa Arryns Tod unterscheiden sich in der Serie stark von denen im Roman, und ein weiteres Mal wird hier bereits Material aus „A Feast for Crows“ adaptiert. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt ist der Sänger Marillion bei Lysas Sturz im Roman anwesend und ihm wird dann auch die Schuld gegeben. Auf der Eyrie finden sich anschließend die sogenannten „Lords der Erklärung“, ein Bündnis wichtiger Adeliger des Grünen Tals (unter ihnen auch Yohn Royce und Anya Waynwood, Vance Corbray ist eine Schöpfung der Serienautoren), ein, die Robin/Robert in ihre Gewalt bringen und Littlefingers Kontrolle über das Tal beenden wollen. Der Lord Protector kommt allerdings durch Manipulation einiger und Bestechung anderer Lords der Erklärung mit ihnen zu einer Übereinkunft. Das Ganze wird aus Sansas Sicht geschildert und somit ist deutlich, dass Littlefinger alles sehr genau durchgeplant hat.
In der Serie verhält sich dies anders, da Littlefinger offenbar nicht allzu weit vorausgeplant hat; er stellt Lysas Tod als Selbstmord hin, die Lords und die Lady des Tals glauben ihm allerdings nicht, bis Sansa befragt wird. Diese erzählt, ohne dass sie von Littlefinger instruiert wurde, wohlgemerkt, beinahe die Wahrheit. Sie enthüllt, dass sie Sansa Stark ist und berichtet von ihrer Leidensgeschichte, lediglich Lysas Tod stellt sie ebenfalls als Selbstmord da, sodass Royce, Corbray und Waynwood von Littlefingers „Unschuld“ überzeugt sind. Somit ist Sansa in ihrer Charakterentwicklung schon weiter als in den Romanen, dort zeichnete sich zwar bereits ab, dass Sansa Littlefingers Schülerin wird und mitintrigiert, aber in „A Feast for Crows“ agiert sie ausschließlich nach Petyr Baelishs Anweisungen. In der Serie dagegen handelt sie hier erstmals aus eigenem Antrieb heraus und zeigt Littlefinger so, dass sie nicht nur nützlich, sondern auch gefährlich sein kann. Diese Entwicklung wird am Ende etwas zu sehr durch Sansas neue Kleiderwahl unterstrichen. Nicht, dass es ihr nicht stehen würde, aber sie sieht aus, als wäre sie zur Dunklen Seite der Macht übergetreten. Nun gut, ist sie ja irgendwie auch. Immerhin sind jetzt die Haare gefärbt.
evilsansa
Sansa (Sophie Turner) ist zur Dunklen Seite der Macht übergetreten

Am Bluttor
Faszinierend: Arya und Sandor erreichen tatsächlich das Bluttor, nur um zu erfahren, das mit Lysa eine weitere Verwandte von Arya gestorben ist, was diese mit wildem Gelächter quittiert. Geht’s jetzt dann endlich gen Braavos? Oder hat Arya doch ein ganz anderes Schicksal vor sich als bei Martin? Es fällt ein wenig schwer zu glauben, dass Arya und Sandor einfach wieder gehen. Oder dass sie einfach weggelassen werden.

King’s Landing
So gelungen die bisherigen Zellengespräche mit Tyrion auch waren, ich fürchte, dieses hier ist zu viel. Man kann schon verstehen, worauf Tyrion mit seiner Geschichte über Orson Lannister hinaus will (Willkür der Götter, Charakterisierung von Gregor Clegane etc.), aber das Ganze zieht sich ungemein, und es findet sich nichts, was nicht schon an anderer Stelle deutlich gemacht wurde. Stattdessen wäre es in meinen Augen besser gewesen, man hätte die Konversation mit Oberyn aus „A Storm of Swords“ adaptiert, in welcher er Tyrion den Plan verrät, Myrcella zu krönen (nach dornischem Recht geht das Erbe an das älteste Kind, egal ob männlich oder weiblich) und sie so als Waffe gegen Tywin zu benutzen. Somit hätte man Tyrion nicht nur eine Chance aufs Überleben gegeben, sondern auch eine auf eine mögliche, positive Zukunft, wodurch der Ausgang des Kampfes noch härter gewesen wäre. Und man hätte in einem Zug auch gleich mögliche Machenschaften der Dornischen, die in der nächsten Staffel wahrscheinlich vorkommen werden, andeuten können.
oberyngregor
Oberyn Martell (Pedro Pascal) kämpft gegen Gregor Clegane (Hafþór Júlíus Björnsson)

Der eigentliche Kampf Berg gegen Viper (in dieser Folge fällt erstmals sein Spitzname) ist ordentlich und sehr buchgetreu umgesetzt. Das Probleme daran ist, dass er als beste bisherige Kampfszene angekündigt und ziemlich gehypt wurde, ordentlich ist da nicht ganz ausreichend. Es mangelt in meinen Augen an der Intensität, die zum Beispiel der Kampf Beric Dondarrions gegen den Bluthund hatte. Auch das Platzen von Oberyns Kopf wirkt ein wenig übertrieben. Trotzdem möchte ich noch einmal betonen, was für einen grandiosen Oberyn Martell Pedro Pascal dargestellt hat; die Figur wurde durch sein Spiel noch einmal aufgewertet.

Fazit: Leider ist das Großereignis dieser Folge nur in Ordnung und nicht grandios, was hätte sein sollen. Mehr Intensität und vor allem mehr Fokus wären wünschenswert gewesen.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men
Mockingbird

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Mockingbird

got4
„Mockingbird“ (der Titel bezieht sich auf Littlefingers selbstgewähltes Wappen) ist mal wieder eine relativ typische Übergangsepisode, die meisten Szenen bereiten die Großereignisse der nächsten Episoden vor. Allerdings finden sich hier einige etwas seltsame kreative Entscheidungen, die sich in Form von merkwürdigen, ungelenk inszenierten Szenen offenbaren.

King‘s Landing
Während Tyrions Rede aus der letzten Episode nicht nur für mich einer der Staffelhöhepunkte war, ist Jaime nicht unbedingt begeistert, was man ihm auch nicht wirklich verübeln kann. Obwohl die beiden immer noch miteinander scherzen, ist das Verhältnis doch merklich kühler geworden, womit wohl schon etwas vorgearbeitet wird. In „A Storm of Swords“ reden Tyrion und Jaime nur ein mal miteinander, während sie in der Serie wegen Jaimes verfrühter Rückkehr einige Gespräche haben – möglicherweise ändert sich dadurch die Dynamik des noch ausstehenden Gesprächs, das wahrscheinlich in Episode 9 oder 10 folgt. Jedenfalls dürfte es niemand überraschen, dass Jaime nicht nur nicht gegen Ser Gregor Clegane kämpfen will, sondern es nicht kann.
Apropos Gregor Clegane: Dieser wurde für Staffel 4 neu gecastet, und zwar schon zum zweiten Mal. In der ersten Staffel hatte Conan Stevens einen kurzen, wenn auch eindrucksvollen Auftritt als Reitender Berg. Da er allerdings in Peter Jacksons Hobbit-Trilogie den Ork-Häuptling Bolg spielen sollte, kehrte er in der zweiten Staffel nicht zurück (traurige Ironie: nachdem bekannt wurde, dass es statt zwei Hobbit-Filmen drei werden würden, wurde Bolg erst in den zweiten Film verschoben und schließlich wurde Stevens‘ Performance im Kostüm auch noch durch einen anderen Schauspieler und CGI ersetzt). An seiner Stelle spielte Ian Whyte Clegane in Staffel 2, mit diesem war ich allerdings absolut nicht zufrieden. Whyte ist zwar groß, aber auch spindeldürr, eher die Reitende Bohnenstange als der Reitende Berg. Und darüber hinaus stand oder saß er meistens herum und wirkte absolut nicht brutal oder einschüchternd. In Staffel 3 tauchte er überhaupt nicht auf, und nun wurde er abermals neu gecastet. Hafþór Júlíus Björnsson hat in jedem Fall die richtige Statur und Ausstrahlung für Gregor Clegane (das soll nicht als Beleidigung gemeint sein, ich bin sicher, der Darsteller ist ein netter, freundlicher Mensch). Da man wohl nicht erwarten kann, dass ein Nicht-Buchleser sich an die erste beiden Gregors erinnert, wird er hier praktisch noch einmal neu eingeführt, in einer zweifelsohne passenden, wenn auch nicht ganz logischen Szene. Wenn er trainieren will, ist es irgendwie kontraproduktiv, wenn er jeden Gegner gleich umbringt. Oder springt er für Illyn Payne ein?
gregor clegane
Ser Gregor Clegane (Hafþór Júlíus Björnsson)

Wie dem auch sei, genauso wie Jaime will auch Bronn nicht als Champion für Tyrion fungieren. Die Szene entspricht ziemlich genau der Szene im Roman, auch wenn sie hier ein wenig angenehmer inszeniert ist. Es stellt sich nach wie vor die Frage, ob Bronn dafür verantwortlich ist, dass Shae Cersei in die Hände gefallen ist. Bronns Verlobung könnte darauf hindeuten, oder auch nicht. Seine zukünftige Gemahlin, Lollys Stokeworth, kam in der Serie bisher noch nicht vor, während sie in den Romanen immer mal wieder erwähnt wird. Während der Revolte wird sie mehrfach vergewaltigt und dadurch schwanger und extrem ängstlich und traumatisiert. Da Lollys auf einer Castingliste für Staffel 5 aufgetaucht ist, werden wir sie nächstes Jahr wohl auch zu Gesicht bekommen. Wie ich bereits sagte, glaube ich auch nicht, dass Bronn einfach so aus der Geschichte verschwindet, dazu ist er bei den Fans der Serie viel zu beliebt.
Tyrion empfängt noch einen dritten Besucher: Oberyn Martell, der sich ihm natürlich noch als Champion anbieten muss, damit der lang erwartete Zweikampf zwischen der Roten Viper und dem Reitenden Berg in der nächsten Episode auch stattfinden kann. Was zunächst wie eine obligatorische Konversation anmutet, entpuppt sich als beste und emotionalste Szene der Episode. Ich hatte es ursprünglich bedauert, dass Oberyns Geschichte über seine erste Begegnung mit Tyrion nicht in „Two Swords“ vorkam, aber die Idee, sie hier zu verwenden, ist wirklich gut und verstärkt die Wirkung der Szene noch. Sowohl Pedro Pascal als auch Peter Dinklage (wehe, es gibt keinen Emmy) spielen abermals superb.

Auf dem Weg zur Eyrie
Bei Arya und dem Bluthund wird weiter gedehnt: Sie begegnen einem Sterbenden, von dem Arya eine Lektion lernt, die wieder einmal ziemlich unnötig ist. Im Anschluss daran begegnen sie zwei alten bekannten aus Staffel 2: Rorge und Beißer – beide waren zusammen mit Jaqen H’Gar im Käfig und sollten zur Mauer gebracht werden, endeten aber stattdessen in Harrenhal. In den Büchern schließen sie sich nach der Flucht von Arya, Hot Pie und Gendry dem Blutigen Mummenschanz, einer äußerst brutalen Söldnertruppe, an, der in der Serie nicht vorkommt, und tauchen in „A Feast for Crows“ in Briennes Handlungsstrang wieder auf. Dort hat Rorge sich Sandor Cleganes Helm unter den Nagel gerissen und richtet zusammen mit Beißer und anderen Ausgestoßenen Chaos und Verwüstung an, bis er mit Brienne zusammentrifft, was er nicht überlebt. Die Begegnung mit Sandor und Arya überlebt er allerdings auch nicht, was kein Wunder ist. Anstatt den Bluthund anzugreifen oder seine Verwirrung zu nutzen, nachdem Beißer ihn angefallen hat, steht er rum und hält Reden – so blöd muss man erst einmal sein.
Immerhin zeichnet sich nun das bevorstehende Ende des Bluthundes ab: Ich wette auf Beißers Biss. Menschenbisse sind bekanntermaßen sehr gefährlich, wie auch Vargo Hoat in den Romanen am eigenen Leib erfahren musste, und Sandor weigert sich darüber hinaus, die Wunde auszubrennen.
Zwischen Arya und Sandor herrscht hier eindeutig sehr viel mehr Sympathie als in der Vorlage. Wird Arya vielleich sogar traurig sein, wenn Sandor letztendlich das Zeitliche segnet, statt ihn sterbend zurückzulassen? Wobei selbst in den Romanen Sandors Tod nicht ganz eindeutig ist…

Castle Black
Im Norden nichts Neues: Jon und Co. kehren zurück, Ser Alisser ist immer noch ein Arsch und die Wildlinge sind immer noch auf dem Vormarsch – Styr, Ygritte und Tormund müssten Castle Black doch inzwischen erreicht haben. Nun, wahrscheinlich werden aus dramaturgischen Gründen beide Wildlingsattacken zu einer zusammengelegt, die dann Episode 9 füllt. Bis dahin haben die Schwarzen Brüder weiterhin Zeit zum Diskutieren. Interessanterweise macht Jon hier den Vorschlag, die Tore in der Mauer zu verschließen, was Alisser Thorne ablehnt. Derselbe Vorschlag wird in „A Dance with Dragons“ von Bowen Marsh, dem Lord Verwalter von Castle Black gemacht und von Jon mit derselben Begründung, die auch Alisser vorbringt, abgelehnt.

Meereen
Auch in Meereen gibt es eine der oben erwähnten merkwürdigen und ungelenken Szenen. Daario und Daenerys landen, von einer Aufnahme seines nackten Hinterteils abgesehen off-screen, im Bett, was irgendwie relativ plötzlich und unerwartet geschieht; es fehlt der Rahmen. In „A Dance with Dragons“ geschieht dies im Vorfeld von Daenerys‘ geplanter Hochzeit mit Hizdahr zo Loraq, die bisher noch nicht einmal angedeutet wurde, während es in der Serie „einfach so“ passiert. Auch wurde für meinen Geschmack noch nicht klar gemacht, wie gefährlich und launisch Daario sein kann – Daenerys weiß um diese Eigenschaften und lässt sich trotzdem mit ihm ein. Dass sie ihn nach Yunkai schickt impliziert etwas in diese Richtung, aber irgendwie ist mir das zu halbherzig umgesetzt. Nur für’s Protokoll: In „A Dance with Dragons“ schickt Daenerys Daario ebenfalls von ihrer Seite, allerdings nicht, um Yunkai zurückzuerobern, sondern um einen Vertrag mit den Lhazareen auszuhandeln. Dort ist die politische Lage auch um einiges schwieriger, da in den Mauern von Meereen Danys Leute beständig ermordet werden und alles, was vom Sklavenhandel abhängig ist (also Qarth, diverse freie und Ghiscari-Städte) damit beginnt, Meereen zu belagern und von der Außenwelt abzuschneiden. Daenerys kann es sich hier zu keinem Zeitpunkt leisten, Yunkai zurückzuerobern.
Die folgende Szene mit Jorah ist ebenfalls ein wenig seltsam: „Tell him you changed my mind.“ Vermutlich will Daenerys Daario so mitteilen, dass er sich nicht zu viel herausnehmen soll, nur weil sie jetzt mit ihm schläft.

Dragonstone
Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber auch bei dieser Szene ist mir der Zweck nicht klar und sie erscheint mir darüber hinaus unpassend, merkwürdig und unnötig. Melisandre ist merkwürdig gesprächig und offenherzig, betreibt Smalltalk und macht sogar einen Witz – das wirkt irgendwie out of character. Was nehmen wir aus dieser seltsamen Unterhaltung zwischen Melisandre und Selyse mit? Dass Stannis‘ Gemahlin Minderwertigkeitskomplexe hat wissen wir schon seit Staffel 3. Shireen kommt mit nach Norden, gut und schön. Hat Melisandre vor sie zu opfern? Man kann ihre Worte als Andeutung verstehen. Oder auch nicht.

In den Flusslanden
hotpie
Pod (Daniel Portman), Hot Pie (Ben Hawkey) und Brienne (Gwendoline Christie)

Was bei Arya und dem Bluthund geschieht, wirkt sich auch stark auf Briennes Handlungsstrang auf. Wie ich an anderer Stelle bereits erwähnte, befinden wir uns hier bereits in Feast-for-Crows-Territorium, und ich denke, dass die Brienne-Handlung allgemein stark abgeändert und verkürzt wird. In besagtem Roman kommen Brienne und Pod ziemlich weit in den Flusslanden herum, ohne wirklich etwas zu erreichen. Sie begegnen Ser Hyle Hunt (ein Ritter, mit dem Brienne einen Disput hat), Gendry und Lord Randyll Tarly (Sams Vater), zusätzlich zu mehreren Mitgliedern des Blutigen Mummenschanzes. Die meisten dieser Personen tauchten in der Serie bisher nicht auf und werden das wohl in Zukunft auch nicht tun, oder sie sind, im Falle von Rorge und Beißer, bereits tot. Am Ende von Briennes Reise wartet im Roman schließlich Lady Stoneheart und ich könnte mir gut vorstellen, dass Brienne ihr bereits am Ende dieser Staffel begegnet. Dies könnte gleichzeitig als Enthüllung fungieren: Warum nicht Brienne entdecken lassen, wer die neue Anführerin der Bruderschaft ohne Banner ist statt eines ziemlich x-beliebigen Frey?
Ihre Begegnung mit Hot Pie (Westeros ist halt doch ein Dorf) gehört leider wieder zu den etwas merkwürdig konzipierten Szenen – es sieht Brienne gar nicht ähnlich, einfach so ihr Vorhaben auszuposaunen, gerade weil sie bei Martin sehr bedacht darauf ist, keine Aufmerksamkeit darauf zu lenken; sie fragt nur nach Sansa, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt und behauptet sonst, sie suche ihre Schwester, eine Jungfer von dreizehn Jahren mit kastanienbraunem Haar. Immerhin Pod denkt ein wenig mit.
Von Hot Pie erfahre Pod und Brienne schließlich etwas über Arya, was sie dazu bringen könnte, nach der Bruderschaft zu suchen und somit meine Vermutung untermauert.

Eyrie
Zum Schluss noch etwas mit mehr Gehalt und Auswirkungen: Der Tod von Lysa Arryn. Das Ganze spielt sich ähnlich ab wie in „A Storm of Swords“, allerdings ohne die Beteiligung des Sängers Marillion. Auch scheint Robin Arryn, im Gegensatz zu Robert Arryn, kein Epileptiker zu sein – statt eines Anfalls bekommt er eine Ohrfeige.
sansa
Sansa (Sophie Turner) im Schnee

Bei Lysas Sturz gibt es ebenfalls eine kleine Änderung, eigentlich nur ein minimales Detail, das allerdings Buchleser ziemlich aufregt. Im Roman sagt Littlefinger er habe nur eine Frau geliebt: „Only Cat“ – aus diesem Grund wird Lysas Sturz im Fandom auch als „Onlycat“ bezeichnet. In der Serie sagt Littlefinger allerdings: „I have loved only one woman, my entire life. Your sister.“ Zugegebenermaßen weniger pregnant, aber es gibt schlimmeres. Wie dem auch sei, goodbye Lysa.

Fazit: Übergangsepisoden wie „Mockingbird“ gehören selten zu den besten, aber gerade in dieser gibt es einige Szenen, die komisch und ungelenk wirken. Der vollauf gelungene Dialog zwischen Tyrion und Oberyn gleicht das allerdings wieder ein wenig aus.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: First of His Name

got4
Diese Woche bin ich aufgrund universitärer Umstände leider ein wenig später dran. Wir haben schon wieder die Staffelhalbzeit erreicht, weshalb es an der Zeit ist, ein Zwischenfazit zu ziehen. Die vierte Staffel begann extrem stark, hat mit den Folgen drei, vier und fünf dann allerdings ziemlich auch stark nachgelassen. Bislang gab es in jeder Staffel einige eher unspektakuläre Zwischenepisoden, auch wenn man sich bisher keinen so großen Fehltritt wie den in Episode 3 geleistet hat. Hoffentlich erreicht die Staffel gegen Ende wieder dieselbe Qualität, die die ersten beiden Folgen aufwiesen, das Potential ist zweifelsohne vorhanden.

King’s Landing
Die Episode beginnt mit der Krönung Tommens und veranlasst mich, gleich einem kleinen Detail unnötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wer die Romane gelesen und gut aufgepasst hat, wird bemerken, dass in der Königstitulatur der Serie etwas fehlt. Bei Martin lautet diese (in diesem Fall): Tommen aus dem Haus Baratheon, der erste seines Namens, König der Andalen, der Rhoynar und der Ersten Menschen, Lord der Sieben Königslande und Protektor des Reiches. In der Titulatur der Serie fehlen die Rhoynar, bei denen es sich um den dritten in Westeros lebenden Menschenstamm handelt. Die Ersten Menschen waren, wie der Name schon sagt, die ersten Menschen, die von Essos nach Westeros kamen. Ihnen folgten später die Andalen, die große Teile des Kontinents eroberten; die Ersten Menschen findet man fast ausschließlich im Norden, während die Andalen fast alle anderen der Sieben Königreiche bevölkern, bis auf Dorne, das von den Rhoynar bevölkert wird, die noch später einwanderten.
Diese Entscheidung wurde bereits in der ersten Staffel getroffen, wohl vor allem aus zwei Gründen: Erstens wusste man noch nicht, ob Dorne überhaupt vorkommt (in Staffel 1 gibt es nur eine winzige Referenz) und zweitens wollte man den unbelesenen Zuschauer wohl nicht verwirren (was der Königstitel aber wahrscheinlich ohnehin tut). Trotzdem finde ich es schade, dass die Rhoynar ausgeklammert wurden, gerade wenn man bedenkt, welche Bedeutung ihnen in dieser Staffel (und vielleicht auch den kommenden, dazu später mehr) zuteil wird. Wie dem auch sei: „Long may he reign.“
tommen
Tommen (Dean-Charles Chapman) wird vom Hohen Septon (Paul Bentley) gekrönt

Nachdem der King’s-Landing-Teil der letzten Episode vor allem Jaime im Fokus hatte, ist es dieses Mal Cersei, die im Mittelpunkt steht und mit mehreren anderen Figuren spricht. Den Anfang macht Margaery Tyrell, der gegenüber sich Cersei für ihre Verhältnisse geradezu jovial und ehrlich verhält. In den Romanen ist sie gegenüber Joffrey beispielsweise äußerst blauäugig, während sie hier zu erkennen scheint, wie ihr Sohn wirklich war.
Allgemein ist auffällig, dass Cersei in dieser Episode äußerst positiv gezeichnet wird, was in der Serie eine gewisse Tradition hat. Man fragt sich, welche Absicht Benioff und Weiss hier verfolgen. In „A Feast for Crows“ wird Cersei POV-Charakter, wodurch ihre Handlungen zwar teilweise nachvollziehbarer, sie selbst aber nicht sympathischer wird. Soll Serien-Cersei positiver wahrgenommen werden oder wollen Benioff und Weiss einen stärkeren Kontrast schaffen, indem sie bei Cerseis Charakterisierung eine ähnliche Änderung vornehmen wie bei der Roten Hochzeit: Schockwirkung statt Entwicklung?
Ansonsten wird hier „offiziell“ beschlossen, was ohnehin schon jedem klar war: Margaery wird Tommen heiraten.
Über die bevorstehende Hochzeit diskutieren im Anschluss Cersei und Tywin. Und wieder einmal wird auf die Eiseren Bank von Braavos verwiesen, was darauf schließen lässt, dass ihre Rolle in der Serie größer ausfällt als in den Romanen. Dort ist es Cersei, die sich letztendlich weigert, die Schulden der Krone zurückzuzahlen. In der Serie wird die Situation vereinfacht und verschlimmert: Die Goldminen der Lannister sind abgebaut und die Familie – nicht nur die Krone – hat massive Schulden bei der Eisernen Bank.
Da Tywin nicht den Prozess seines Sohnes mit ihr diskutieren möchte, wendet sich Cersei stattdessen an Oberyn Martell, der ebenfalls Richter beim Prozess ist. Dies wiederrum ist eine Hinzufügung, die ich außerordentlich genossen habe, da sie Oberyns andere Seite zeigt: Er ist auch liebender Vater, der seiner Tochter ein Gedicht schreibt. Nebenbei werden auch Oberyns Bastardtöchter, die Sandschlangen erwähnt (und zwar alle acht, wenn auch nur eine, Elia, beim Namen), was die Hoffnung weckt, dass sie in der Serie irgendwann vorkommen und wir Dorne zu Gesicht bekommen werden.
oberyncersei
Oberyn (Pedro Pascal) und Cersei (Lena Headey) unterhalten sich über ihre Kinder

Meereen
Jenseits der Meerenge steht Daenerys vor eine schwierigen Entscheidung: Da die Flotte von Meereen nun unter ihrer Kontrolle steht, wäre sie mit den Unberührten und ihrem Söldnerheer nun endlich in der Lage, in Richtung King’s Landing aufzubrechen, vor allem, da nach Joffreys Tod die Zustände in den Sieben Königslanden immer chaotischer werden. Aber Daenerys entscheidt sich stattdessen, erst einmal in Meereen Erfahrungen als Königin zu sammeln, besonders, da in Yunkai und Astapor wieder alte Gewohnheiten ausgebrochen sind (Bonuspunkte für die Erwähnung des Metzgerkönigs Cleon) – man hört fast schon das kollektive Aufstöhnen der Nichtbuchleser, die Dany und ihre Drachen endlich in Westeros sehen wollen.
Der Daenerys-Handlungsstrang von „A Storm of Swords“ endet etwa an dieser Stelle mit einer ähnlichen Szene in etwas anderem Umfeld (Jorah ist zu diesem Zeitpunkt bereits im Exil), da aber noch fünf Episoden dieser Staffel ausstehen, fragt man sich, wie viel Material aus „A Dance with Dragons“ noch übernommen wird, oder ob es stattdessen weitere Dehnungen gibt.

Eyrie
Littlefinger und Sansa treffen auf der Eyrie ein. Wie erwartet wurde der Abstecher zu den Fingers gestrichen, und es gibt noch einige andere Änderungen: Sansa wird nicht als Littlefingers uneheliche Tochter, sondern als seine Nicht ausgeben. Immerhin der Name Alayne bleibt, man fragt sich allerdings, weshalb die Änderung vorgenommen wurde. Hat Littlefinger überhaupt Geschwister? Die Bastardtochter wäre eindeutig die bessere Alibiidentität. Und die Haare hätte man Sansa auch färben können.
Mit der Darstellung der Eyrie, bzw. der Umgebung der Eyrie (die Festung selbst gefällt mir eigentlich recht gut) in der Serie war ich nie ganz zufrieden, sie sieht irgendwie zu zugänglich aus. Nebenbei, in Staffel 1 sah die Umgebung auch irgendwie anders aus, die Eyrie war höher und die Berge auf der linken Seite waren auch nicht da – oder liegt es am Blickwinkel?
Lysa Arryn dagegen hat sich kaum verändert, Robin ist ein wenig älter geworden, aber, anders als Bran, immerhin noch nicht im Stimmbruch. Hier gibt es auch weiterhin einige subtile und weniger subtile Änderungen gegenüber der Vorlage, und nicht alle sind ganz glücklich. Littlefinger war im Roman zwischen seinem Fortgehen aus King’s Landing und der Violetten Hochzeit nicht auf der Eyrie, während er in der Serie bereits Vorbereitungen getroffen und sich mit Robin Arryn angefreundet hat (bei Martin ist das Verhältnis zwischen beiden eher unterkühlt). Das ist nicht weiter tragisch. Allerdings erscheint es unpassend, dass Robin über Alaynes wahre Identität bescheid weiß – einem Kind so etwas zu sagen ist schon riskant, und bei diesem Kind gilt das doppelt.
Obwohl Kate Dickie, wie so viele andere Serienfiguren auch, um einiges attraktiver ist als ihr Buchgegenstück muss trotzdem noch einmal betont werden, dass sie in meinen Augen die ideale Lysa Arryn spielt: Hochnäsig, arrogant, aber gleichzeitig unsicher und massiven Stimmungsschwankungen unterworfen.
Im Anschluss wird nebenbei gleich das größte Mysterium der ersten Staffel aufgelöst: Wer hat Jon Arryn ermordet? Das Ganze geschieht ziemlich nebensächlich, während die Szene bei Martin um einiges dramatischer war. Auch hier stellt sich die Frage, wie es wohl weitergeht, da Marillion in der Serie in Staffel 1 seine Zunge verliert und scheinbar nicht anwesend ist.
eyrie
Lysa Arryn (Kate Dickie), ihr Sohn Robin (Lino Facioli), Littlefinger (Aidan Gillen) und Sansa (Sophie Turner) auf der Eyrie

Immerhin hat Sansa wie im Buch das Vergnügen, den Lustschreien ihrer Tante zu lauschen. Ein wenig später führen beide ein nettes Gespräch unter vier Augen, dass noch einmal Lysas labilen Geisteszustand illustriert. Die Aussicht, mit dem nächsten, geistig nicht ganz stabilen Kind verheiratet zu werden, gefällt Sansa ebenso wenig wie die Tatsache, dass Lysa zwar wankelmütiger, insgesamt aber auch nicht viel angenehmer ist als Cersei. Irgendwie wird es einfach nicht besser für das arme Mädchen.

Auf dem Weg zur Eyrie
War die letzte Arya/Sandor-Szene ziemlich überflüssig, geht es nun wieder aufwärts. In dieser Episode wird vor allem an Syrio erinnert: Das könnte bedeuten, dass Aryas Reise nach Braavos – immerhin Syrios Heimat – näher rückt. Möglicherweise bereitet die Serie allerdings auch etwas anderes vor, immerhin haben wir Syrio weder im Roman noch in der Serie sterben sehen. Es existiert sogar die Theorie, Syrio sei in Wahrheit Jaqen H’gar, der nach Aryas Flucht in die Schwarzen Zellen gebracht wurde, wo er das Gesicht wechselte. Während das theoretisch möglich ist, scheint das doch recht weit hergeholt, allerdings kann man nicht leugnen, dass noch etwas kommen könnte. In einer Welt, in der Blitzlords wieder auferstehen, kann man sich des Todes von jemandem, dem man nicht beim Sterben zugesehen hat, nicht sicher sein.

Auf dem Weg in die Flusslande
Pod und Brienne sind eindeutig das neue, grandiose Duo der Serie. Hier bewegen wir uns bereits auf Feast-for-Crows-Terrain (dort ist Pod nicht von Anfang an dabei, sondern folgt Brienne und schließt sich ihr „offiziell“ erst ein wenig später an). Die Probleme, die er mit seinem Pferd hat und der Blick, mit dem Brienne das Ganze quittiert, sind unbezahlbar. Immerhin wächst Briennes Respekt vor Pod ein wenig, nachdem sie etwas mehr über ihn erfährt, er darf ihr sogar bei ihrer Rüstung helfen.

Nördlich der Mauer
Erstaunlich, aber wahr: Diese kleine Angelegenheit mit Bran, Locke und Jon erledigt sich bereits in dieser Folge. Wie ich erwartet hatte, ist es reines Dehnmaterial, das weder den Plot, noch die Charaktere irgendwie weiterbringt, es entfernt lediglich Figuren, die ihren Zweck ohnehin erfüllt haben, nämlich Locke, Karl und Rast (obwohl ich zugegebenermaßen kein Problem damit gehabt hätte, wäre uns Noah Taylor noch ein wenig erhalten geblieben). Aber immerhin zieht sich das Ganze nicht über noch mehr Folgen. Es gibt noch eine kleinere, wenn auch recht brutale Actionszene, die wohl die bislang ziemlich dialoglastige vierte Staffel ein wenig auflockern soll, aber insgesamt wirkt das Ganze ziemlich unnötig. Immerhin, Crasters Frauen bekommen ein wenig Rache, Karl ein Schwert durch den Mund und der von Bran besessene Hodor darf Locke den Hals umdrehen. Am Ende kehrt alles wieder zum Anfang zurück: Bran, Hodor und die Reeds marschieren weiter nach Norden und Jon und Co. kehren zur Mauer zurück. Wenigstens ist Craster’s Keep als zukünftiger Handlungsort nun ausgeschlossen.

Fazit: Eine weitere, eher unspektakuläre Füller- bzw. Aufbau-Episode, die immerhin den ziemlich unnötigen Handlungsstrang um die Meuterer der Nachtwache beendet. Da in der nächsten Folge Tyrions Prozess beginnt, kommt hoffentlich wieder mehr Schwung und Substanz in die Staffel.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Game of Thrones Staffel 3

got3
Die deutsche Free-TV-Erstaustrahlung der Game-of-Thrones-Staffeln ist immer toll, da verdoppeln sich die Besucherzahlen dieses Blogs. Leider habe ich es dieses Jahr wieder nicht geschafft, die Staffelbesprechung halbwegs rechtzeitig nach der US-Ausstrahlung hinzubekommen, aber nachdem ich schon über die Einzelepisoden ausführlich geschrieben hatte, erschien mir das dann irgendwie zweitrangig. Aber nun ist es soweit, hier kommt meine Rezension von Staffel 3, inklusive Soundtrack-Besprechung. Das Ganze ist freilich nicht spoilerfrei.

Die Handlung
Der Versuch, die Handlung einer Staffel von „Game of Thrones“ kurz zusammenzufassen wird immer mehr zu einer Farce, schon allein, weil es „die Handlung“ gar nicht gibt. Aber ich versuche es trotzdem, halte es dabei aber sehr knapp und oberflächlich. Für ausführlichere Zusammenfassungen verweise ich auf meine Episoden-Rezensionen.
Nach der Schlacht auf dem Blackwater läuft das Leben in King’s Landing langsam wieder in geregelten Bahnen. Tywin Lannister (Charles Dance) löst nun seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) als Hand des Königs ab und erledigt die Regierungsgeschäfte für seinen Enkel Joffrey (Jack Gleeson). Die Familie Tyrell sorgt derweil für die Lebensmittelversorgung der Stadt, während Joffreys Verlobte Margaery (Natalie Dormer), die Tochter des Tyrell-Oberhaupts, und Olenna (Diana Rigg), dessen Mutter, sich am Hof einleben und bereits damit beginnen, Intrigen zu spinnen. Die erste misslingt allerdings und hat zur Folge, dass Sansa Stark (Sophie Turner) nun nicht, wie urpsürnglich von den Tyrells geplant, Margaerys Bruder Loras (Finn Jones), sondern Tyrion heiratet.
Auf Dragonstone leckt Stannis Baratheon (Stephen Dillane) derweil seine Wunden, allerdings plant Melisandre (Carice van Houten) schon neue Aktionen, was Davos Seaworth (Liam Cunningham) allerdings nicht sehr positiv aufnimmt – nach einem gescheiterten Mordversuch landet er erst einmal im Kerker von Dragonstone und Melisandre macht einen Ausflug in die Flusslande. Dort trifft sie nicht nur auf die Bruderschaft ohne Banner, eine Bande von Gesetzlosen, angeführt von Beric Dondarrion (Richard Dormer) und dem Roten Priester Thoros (Paul Kaye), sondern auch auf Arya (Maisie Williams), Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey), die versuchen, nach Riverrun zu gelangen.
In Riverrun hält sich derweil Robb Stark (Richard Madden) samt Familie und Hofstaat auf, denn es gibt große Probleme: Nicht nur haben die Eisenmänner den Norden erobert, erschwerend hinzu kommt, dass Robb zwar jede Schlacht gewinnt, aber dennoch den Krieg zu verlieren droht. Es gibt nur einen Mann, der ihn aus dieser Situation befreien kann: Lord Walder Frey (David Bradley), doch dieser ist erzürnt, weil Robb statt einer seiner Töchter Talisa Maegyr (Oona Chaplin) geheiratet hat.
Und zusätzlich ist auch Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) entkommen, der nun auf Geheiß von Catelyn (Michelle Fairley) von Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) nach King’s Landing gebracht werden soll. Die beiden geraten in die Hände des gefährlichen Stark-Vasallen Roose Bolton (Michael McElhatton), der ein doppeltes Spiel spielt.
Theon Greyjoy (Alfie Allen), der für den Fall Winterfells verantwortlich ist, hat ganz eigene Probleme, da er einem bösartigen Folterknecht (Iwan Rheon) in die Hände gefallen ist.
Währenddessen bewegen sich im Norden drei verschiedene Gruppen auf die Mauer zu: Bran (Isaac Hempstead-Wright), Osha (Natalia Tena) und Hodor (Kristian Nairn) fliehen vor den Eisenmännern und versuchen, Castle Black und Jon Snow (Kit Harrington) zu erreichen, wobei sie von Jojen (Thomas Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick), den Kindern des Stark-Vasallen Howland Reed unterstützte werden. Jon Snow ist allerdings gar nicht mehr in Castle Black, sondern hat sich, auf Befehl Qhorin Halfhands, den Wildlingen angeschlossen, um herauszufinden, was ihr Anführer Mance Rayder (Ciarán Hinds), der mit seinen Truppen auf die Mauer zumarschiert, plant. Dabei kommt er der Speerfrau Ygritte (Leslie Rose) sehr viel näher, als für die Mission gut ist.
Und schließlich wären da noch Sam (John Bradley) und die anderen Brüder der Nachtwache, die nach dem Angriff der Weißen Wanderer auf die Faust der Ersten Menschen ebenfalls zur Mauer zurückwollen. Auf dem Weg beschließt Lord-Commander Mormont (James Cosmo), ein weiteres Mal bei Craster (Robert Pugh) zu rasten, was sich allerdings als großer Fehler erweist.
In Essos begibt sich Daenerys (Emilia Clarke) derweil zur Slaver’s Bay, wo sich ihr Robert Baratheons ehemaliger Gardist Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) anschließt. Mit der Armee, die sie dort erhält, ist sie dem Ziel, Westeros zu erobern, nun endlich näher gekommen.

Die Umsetzung
Bei der dritten Staffel ist auffällig, dass sich die Serie insgesamt nun noch weiter von den Büchern entfernt, was allerdings nicht verwunderlich ist. Obwohl „A Storm of Swords“ nun in zwei Staffeln umgesetzt wird, ist der Roman selbst für etwa zwanzig Stunden Serie immer noch zu komplex, weshalb vereinfachende Änderungen schlicht nötig sind. Hinzu kommt, dass Änderungen aus den ersten beiden Staffeln natürlich wieder weitere Änderungen nach sich ziehen. In „A Clash of Kings“ übernimmt Roose Bolton beispielsweise bereits Harrenhal, was in der Serie aber nicht vorkommt, weshalb das nun in der dritten Staffel schnell erledigt werden muss, damit er Jaime und Brienne dort empfangen kann.
Da ich über die Unterschiede zwischen Buch und Serie in den Episoden-Rezensionen schon ziemlich ausführlich gesprochen habe, bemühe ich mich hier nun vor allem um eine Bewertung der einzelnen Handlungsstränge.
Betrachtet man die Episoden einzeln fällt auf, dass diejenigen, die Handlungsstränge ausklammern und sich auf einige Figuren mehr konzentrieren als auf andere, eindeutig die stärkeren sind (das wären in diesem Fall die Folgen 1, 4, 5, 8 und 9). Die restlichen Episoden leiden ein wenig darunter, dass es viele, sehr kurze Szenen gibt, sodass das Ganze in diesen Folgen mitunter an eine extrem hochwertige Clipshow erinnert. Das Staffelfinale hat es diesbezüglich am schlimmsten getroffen, da man offenbar versuchte, noch einmal jede wichtige Figur zu zeigen. Ich persönlich hätte zum Beispiel Daenerys komplett aus Episode 9 gestrichen und die Eroberung Yunkais in Folge 10 gezeigt und stattdessen in Folge 9 Brans Handlungsstrang beendet.
Dieser Eindruck bessert sich allerdings, wenn man mehrere oder alle Folgen am Stück ansieht, so wie es die Schöpfer auch ursprünglich vorgesehen hatten. Dennoch hoffe ich, dass in Staffel 4 der von mir bevorzugte Ansatz noch stärker verfolgt wird
Beginnen wir im Norden: Bei Jon Snow sind meine Gefühle eher gemischter Natur. Das Ganze fängt gut an, vor allem die Umsetzung von Tormund Giantsbane und Mance Rayder (gespielt von Kristofer Hivju und Ciarán Hinds) gefällt mir ausgesprochen gut. Ygritte dagegen geht mir eher auf den Geist, was aber nicht an Rose Leslie liegt, sie spielt die Rolle passend, sondern an der Konzeption der Figur und ihren Dialogen. Auch die Zusätze mit Orell (Mackenzie Crook) finde ich irgendwie überflüssig. Der Höhepunkt dieses Handlungsstrangs ist die ziemlich intensive und gut gelungene Besteigung der Mauer, der Rest ist eher suboptimal.
Sams Handlungsstrang nimmt weniger Platz ein, ist aber dafür buchkonformer. Der Abschied von James Cosmo als Jeor Mormont ist sehr gut gelungen, ebenso wie die Szenen zwischen Sam und Gilly (Hannah Murray) – da stimmt die Chemie. Nur ein kleines Detail stört mich hier: Ich hätte es schön gefunden, wenn die Namensgebungsbräuche der Wildlinge stärker mit eingeflossen wären.
Die Bran-Handlung gehört dagegen zu den schwächsten Teilen der dritten Staffel – immerhin sind auch hier die Szenen meistens recht kurz und es gibt auch verhältnismäßig wenige. Die beiden Reeds bleiben ziemlich blass, und ansonsten passiert einfach kaum etwas – in den Büchern war das allerdings nicht wirklich anders.
Theon Greyjoy hat es in dieser Staffel nicht leicht. Nach „A Clash of Kings“ ist er erst einmal zwei Romane lang abwesend, aber für die Serie wollte man die Figur verständlicherweise nicht einfach für mindestens zwei Staffeln verschwinden lassen, weshalb man sich entschied, seine Folter durch Ramsay Snow zu zeigen. Einerseits spielen sowohl Alfie Allen als auch Iwan Rheon in diesen Szenen wirklich gut, andererseits aber ermüdet die Folterei über die Dauer einer Staffel, das Ganze bewegt sich einfach nicht vorwärts. Für die vierte Staffel hoffe ich da auf eine eindeutige Verbesserung; nach allem, was man bisher gehört hat, werden schon Inhalte aus „A Dance with Dragons“ eingebaut, ich freue schon auf eine Interaktion zwischen Iwan Rheons Ramsay und Michael McElhattons Roose Bolton.
Das „Herzstück“ der dritten Staffel ist letztendlich der Robb/Catelyn-Handlungsstrang, da zu ihm der emotionale Höhepunkt der Staffel gehört – für meinen Geschmack kam dieser allerdings ein wenig zu kurz. Nicht, dass Robb und Catelyn meine Lieblingsfiguren wären und ich unbedingt mehr von ihnen sehen müsste, aber die emotionale Wirkung der Roten Hochzeit wäre noch größer gewesen, wenn die beiden noch ein wenig präsenter gewesen wären. Die Rote Hochzeit, ohnehin DAS TV-Ereignis des letzten Jahres, ist interessanterweise recht weit von der Vorlage entfernt; bei Martin geht es vor allem um Atmosphäre, während in der Serie die Schockwirkung im Vordergrund steht. Für eine TV-Serie ist dies durchaus legitim, der Leser fragt sich allerdings dennoch, wie wohl eine buchgetreuere Adaption ausgesehen hätte. Die Serien-Hochzeit überzeugt dennoch, vor allem wegen David Bradley und Michelle Fairley, die zweifelsohne die beste schauspielerische Leistung dieser Staffel erbracht hat.
Mit Edmure (Tobias Menzies) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) werden zwei neue Figuren vorgestellt, die beide eigentlich in „A Game of Thrones“ bereits auftauchten, deren Debüt in der Serie aber aus Zeitgründen in die dritte Staffel verlegt wurde. Beide werden gut dargestellt, bleiben aber, ebenfalls aus Mangel an Zeit, verhältnismäßig eindimensional.
Auch in Aryas Handlungsstrang treffen wir zwei neue, interessante Figuren: Lord Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Thoros von Myr (Paul Kaye), die beide ebenfalls exzellent gespielt und darüber hinaus auch ein wenig besser beleuchtet werden als die beiden Tullys. Ebenso gelungen sind die Gespräche zwischen Arya und Sandor Clegane (Rory McCann).
Durch Melisandres Reisen kreuzen sich darüber hinaus die Handlungsstränge von Arya und Davos/Stannis/Melisandre. In Letzterem passiert in dieser Staffel allerdings nicht viel, es wird vor allem für Staffel 4 vorbereitet.
Die verbliebenen drei Handlungsstränge – Daenerys, King’s Landing und Jaime/Brienne – sind für mich die stärksten der Staffel. Gerade bei den Kritikern ist auch Daenerys in Staffel 3, ähnlich wie in Staffel 2, nicht wirklich gut weggekommen, aber im Gegensatz zu ihren Abenteuern in Qarth fand ich die Zerstörung von Astapor und die Eroberung von Yunkai schlicht extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil Dany agiert, anstatt zu reagieren und weil Ser Barristan Selmy, eine meiner Lieblingsfiguren, wieder mitmischt.
King’s Landing ist eigentlich in jeder Staffel interessant, weil es hier immer die größte Ansammlung an Figuren gibt, und Staffel 3 ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Anwesenheit der Tyrells und Lord Tywins macht alles noch weitaus interessanter, auch wenn das bedeutet, dass Tyrion, gerade im Vergleich zu Staffel 2, die ja quasi seine Staffel war, ein wenig zurückstecken muss. Als Entschädigung gibt es allerdings die wundervolle Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell, und auch Margaery wird um einiges interessanter als in Staffel 2 – oder den Büchern.
Der Jaime/Brienne-Handlungsstrang ist schließlich der emotionale Kern der Staffel, und wenn es einen Aspekt der Bücher gibt, der wirklich annährend perfekt umgesetzt wurde, dann ist es dieser. Nikolaj Coster-Waldau und Gewndoline Christie spielen exzellent, Locke (Noah Taylor) ist ein würdiger und ebenso verachtenswerter Ersatz für Vargo Hoat und alles in allem sind die Szenen einfach perfekt inszeniert, allen voran natürlich die Badeszene. Für mich eindeutig der Gewinner unter den Handlungssträngen der dritten Staffel.

Der Soundtrack
gamesoundtrack
Tracklisting:

01. Main Title
02. A Lannister Always Pays His Debts
03. Dracarys
04. I Paid The Iron Price
05. Chaos Is A Ladder
06. Dark Wings, Dark Words
07. You Know Nothing
08. Wall Of Ice
09. Kingslayer
10. I Have To Go North
11. White Walkers
12. It’s Always Summer Under the Sea (Performed by Kerry Ingram)
13. Reek
14. The Bear and the Maiden Fair (Performed by The Hold Steady)
15. The Night Is Dark
16. The Lannisters Send Their Regards
17. Heir To Winterfell
18. Mhysa
19. For The Realm

Um es gleich vornewegzunehmen: Das Album zur dritten Staffel beinhaltet einige der absoluten Highlights in Ramin Djawadis Schaffen für „Game of Thrones“, als Gesamtpaket bleibt es allerdings hinter der Musik der zweiten Staffel zurück. Dies liegt vor allem daran, das besagte Highlights vor allem aus Variationen von bereits vorhandenen Themen bestehen. Was der der Musik der dritten Staffel fehlt, ist ein starkes neues Thema, etwa für Haus Bolton. Während die Musik zur zweiten Staffel vor allem durch gelungene neue Leitmotive auffiel, etwa für die Greyjoys, für Stannis/Melisandre/R’hllor etc., ist Staffel 3 immer dann am besten, wenn diese Motive weiterentwickelt werden. Das Greyjoy-Thema ist ein schönes Beispiel, das in Reek, passend zu Theons unangenehmer Situation, abgehackt und panisch klingt. Auch die Themen der ersten Staffel tauchen wieder auf, unter anderem das Stark-Thema in I Paid the Iron Price, das hier ebenfalls Theon gilt (es wird in der Szene gespielt, in der er Ramsay gesteht, dass sein wahrer Vater in King’s Landing enthauptet wurde) oder das Lannister/Intrigen-Thema, das Littlefingers Monolog unterlegt (Chaos is a Laddder). Am interessantesten entwickelt sich allerdings ohne Frage Daenerys‘ Thema, das hier eine neue Komponente bekommt: In der Schlussszene der vierten Episode wird ihr Thema um ein marschartiges Chormotiv für die Unberührten erweitert (Dracarys). In Mhysa schließlich taucht ihr Thema abermals in einer völlig neuen Version auf, gesungen von einem Frauenchor, inklusive des Unberührten-Motivs und versetzt mit Elementen des Hauptthemas; die Musik spiegelt hier schön die Entwicklung Danys von der Kriegsherrin zur Befreierin wieder.
Mein persönliches Lieblingsthema, The Rains of Castamere, taucht leider nur einmal auf, aber was für eine Version. Auf eine derartige Instrumentalfassung hatte ich schon gehofft, seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe. Interessanterweise ist A Lannister Always Pays His Debts nicht komplett in der Serie zu hören. Der Anfang erinnert an den diegetischen Einsatz des Themas bei der Roten Hochzeit, der Rest des Stücks (ab 0:50) erklingt am Ende der siebten Folge und untermalt Jaimes Abgang aus Harrenhal („Sorry about the Sapphires“). Apropos Rote Hochzeit, von deren musikalischer Untermalung bin ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass The Rains of Castamere, wie im Roman, durchgehend gespielt wird. Die Untermalung des Gemetzels besteht vor allem aus sehr dissonanten Streichern, erst später wird zaghaft das Stark-Theme dekonstruiert, und ein paar Takte des GoT-Themas sind ebenfalls zu hören (The Lannisters Send Their Regards).
Letztendlich startet das Album mit A Lannister Always Pays His Debts, Dracarys, I Paid the Iron Price, Chaos Is a Ladder und Dark Wings, Dark Words (eine nicht verwendeten Chorsfassung des Hauptthemas, ähnlich wie Mhysa) sehr stark, in der Mitte dominieren allerdings einige ziemlich uninteressante Suspense-Stücke. You Know Nothing ist sogar ein wenig ärgerlich, weil Djawadi das Liebesthema für Robb und Talisa einfach für Jon und Ygritte recycelt und es dabei nicht einmal groß variiert.
Ebenfalls ärgerlich finde ich, dass es einige Stücke aus der Serie gibt, die ich gerne noch auf der CD gehabt hätte, darunter die diegetischen Versionen von The Rains of Castamere und The Bear and the Maiden Fair, das Stück, das erklingt, als die Drachen in der ersten Folge auf Daenerys‘ Schiff zufliegen, das Statement des Baratheon-Themas aus Episode 7 und die subtilen Rains-of-Castamere-Einsätze aus den Folgen 1 und 8,
Neben den eigentlichen Score-Stücken gibt es noch drei „Bonus-Tracks“, die beiden Abspannlieder The Bear and the Maiden Fair von Holdy Steady und It’s Always Summer Under the Sea von Shireen-Darstellerin Kerry Ingram, sowie eine Gitarrenversion des Hauptthemas, gespielt von Ramin Djawadi höchstpersönlich (For the Realm).

Fazit: Trotz einiger Schwächen hält Staffel 3 insgesamt das extrem hohe Niveau und sorgt dafür, dass „Game of Thrones“ nach wie vor das Beste ist, was die Serienlandschaft zu bieten hat.

Trailer

Staffel 3 Episoden-Rezensionen:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones – Soundtrack