Der König der Löwen

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Story: Simba (JD McCrary als Kind, Donald Glover als Erwachsener) ist der Sohn des Löwenkönigs Mufasa (James Earl Jones) und Erbe des Geweihten Landes. Unglücklicherweise hat es Mufasas Bruder Scar (Chiwetel Ejiofor) auf den Thron abgesehen. Um sein Ziel zu erreichen, verbündet er sich mit Shenzi (Florence Kasumba) und ihren Hyänen, um Mufasa und Simba aus dem Weg zu räumen. Der Plan gelingt, Mufasa stirbt und Simba flieht in den Dschungel, wo er von dem Erdmännchen Timon (Billy Eichner) und dem Warzenschwein Pumbaa (Seth Rogen) aufgezogen wird. Derweil terrorisieren Scar und die Hyänen das Geweihte Land, bis Simbas alte Kindheitsfreundin Nala (Shahadi Wright Joseph als Kind, Beyoncé Knowles-Carter als Erwachsene) sich aufmacht, um Hilfe zu suchen…

Kritik: Eigentlich wollte ich ja die Disney-Remakes in Zukunft im Kino meiden (was mir bei „Aladdin“ und „Dumbo“ auch gelungen ist), aber „Der König der Löwen“ war in der Grundschulzeit mein absoluter Lieblingsfilm und ich war einfach zu neugierig darauf, wie Jon Favreau dieses „Pseuod-Live-Action-Remake“ wohl umsetzen würde. Rein vom technischen Standpunkt ist das Ergebnis durchaus beeindruckend; erwartungsgemäß übertreffen die Animationen der Tiere die aus Favreaus „The Jungle Book“ noch einmal, sodass man optisch oft das Gefühl hat, sich eine Tierdokumentation anzusehen. Ironischerweise ist das aber auch eines der beiden großen Probleme dieses Films. In besagtem „The Jungle Book“ bediente sich Favreau noch der Motion-Capture-Technik, die Schauspieler sprachen ihre Rollen nicht nur, ihre Bewegungen und vor allem ihre Mimik wurde auch auf die CGI-Tiere übertragen. Für „Der König der Löwen“ wählte man allerdings einen naturalistischeren Ansatz und versuchte, die Tiere so lebensecht wie möglich zu gestalten. Das führt allerdings dazu, dass sie keine Mimik haben und sich auf der visuellen Ebene auch so verhalten, wie es echte Tiere tun. Dieser Umstand verträgt sich jedoch nicht besonders gut mit der Story- bzw. Figurenebene des Films, da es letztendlich trotz allem Tiere sind, die sich mit menschlichen Konzepten auseinandersetzen. Hin und wieder kommt es dann aber aus Handlungsgründen doch zu Szenen, in denen die Figuren wie Menschen oder Cartoon-Tiere handeln, etwa wenn Scar Mufasa festhält, um ihn dann in die Gnu-Herde zu stoßen. Aufgrund des angestrebten Realismus stechen diese „Ausreißer“ dann natürlich extrem heraus. „The Jungle Book“ gelang es besser, auf dem schmalen Grat zwischen Cartoon und Realismus zu wandeln.

Das andere große Problem des „König der Löwen“ ist, dass es sich dabei im Grunde um denselben Film wie die Version von 1994 handelt. Selbst das Remake von „Die Schöne und das Biest“ war noch eigenständiger als Favreaus Film. Gerade die Eröffnungsszene ist wirklich eine mit realistischem CGI geschaffene Eins-zu-Eins-Umsetzung des Gegenstücks aus dem Original. Die meisten sonstigen Veränderungen sind kosmetischer Natur und fallen kaum ins Gewicht. Shenzi ist nun beispielsweise die eindeutige Anführerin der Hyänen, die von Anfang an zahlreicher auftreten, und ihre beiden Partner heißen nicht mehr Banzai und Ed, sondern Kamari und Azizi (gesprochen von Keegan-Michael Key und Eric Andre). Die Musical-Nummern sind in ihrer visuellen Umsetzung deutlich zurückgefahren, weder I Just Can’t Wait to Be King noch Be Prepared sind so extravagant inszeniert wie im Original. Dafür finden sich hin und wieder zusätzliche Szenen, so wird etwa Nalas Aufbruch vom Königsfelsen gezeigt; dieser existierte im Original nur als geschnittene Szene bzw. vertonte Konzeptzeichnungen. Scar ist etwas anders interpretiert, Chiwetel Ejiofors Version der Figur ist weniger theatralisch als Jeremy Irons‘, dafür aber etwas psychopathischer. Ansonsten wagt Favreau hier aber keinerlei Experimente. Der Vorteil ist, dass es auch keine „Verschlimmbesserungen“ oder unnötige Erklärungen wie bei „Die Schöne und das Biest“ gibt. Dennoch ist jeder Erfolg des Films abseits der beeindruckenden technischen Umsetzung ein Erfolg des ursprünglichen Zeichentrickfilms.

Die Sprecher machen ihre Sache im Großen und Ganzen gut, James Earl Jones IST einfach Mufasa, Chiwetel Ejiofors Scar ist, wie bereits erwähnt, etwas subtiler als das Gegenstück, funktioniert aber, und auch Donald Glover und Beyoncé sind eine gelungene Wahl. Tatsächlich sind es jedoch Billy Eichner, Seth Rogan und John Oliver als Timon, Pumbaa und Zazu, die die besten Leistungen erbringen und mit durchaus gelungenen neuen(!) Gags überzeugen können. Hier greift allerdings auch wieder das oben geschilderte Problem: Durch die eingeschränkte Mimik der CGI-Tiere entsteht stets eine emotionale Distanz; die allzu realistischen Gesichter der Tiere wollen nie so recht zur Performance der Darsteller passen – mehr „Cartoon“ wäre hier besser gewesen.

Fazit: Auf technischer Ebene ist Jon Favreaus „Der König der Löwen“ beeindruckend, aber ansonsten handelt es sich fast um ein Bild-für-Bild-Remake des Originals. Somit ist die Neufassung dieses Klassikers eine ungeheuer teure technische Demo, die im Grunde unnötig ist, da der Zeichentrickfilm von 1994 immer noch der bessere, weil emotional mitreißendere Film ist. Letztendlich funktioniert die Geschichte, die beide Filme erzählen, als Cartoon schlicht besser. Somit bleibt „The Jungle Book“ nach wie vor das einzige Disney-Remake dieser Ära, das wirklich als gelungen bezeichnet werden kann.

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