Batman: The Dark Knight Returns

Batman_-_Dark_Knight_Returns_1
Unabhängig davon, wie man zu Frank Miller und seinem Schaffen steht, wenn man sich mit Batman beschäftigt, kommt man an „The Dark Knight Returns“ einfach nicht vorbei – der Einfluss der vierteiligen Miniserie aus dem Jahr 1986 auf alles, was danach kam, seien es Comics oder Adaptionen in Film, Fernsehen und Spielen, ist nicht zu leugnen. Da Matt Reeves‘ „The Batman“ sich nun wegen Corona immer weiter verzögert, ist es vielleicht an der Zeit, sich einmal etwas ausgiebiger mit Millers Batman-Arbeiten zu beschäftigen, angefangen natürlich mit „The Dark Knight Returns“.

Handlung und Struktur
Bei „The Dark Knight Returns” handelt es sich um eine Geschichte, die außerhalb der regulären DC-Kontinuität spielt und einer der Wegbereiter des Elseworld-Labels war, wobei allerdings meistens „Gotham by Gaslight“ als „Initialzündung“ angesehen wird. Unter diesem Label konnten die Autoren und Zeichner mit den Figuren experimentieren und alternative Versionen zeigen, seien es mögliche Zukünfte oder radikal anders konzipierte Helden (etwa Batman als Vampir, ein Superman, dessen Kapsel 1938 in der Sowjetunion landet o.ä.). Inzwischen hat sich das DC-Black-Label mehr oder minder zum inoffiziellen Nachfolger entwickelt – tatsächlich wurden inzwischen unter diesem Label sowohl neue TDKR-Spin-offs publiziert als auch „The Dark Knight Returns“ selbst neu aufgelegt.

In Millers alternativer Zukunft, die bezüglich des Kontextes allerdings sehr stark im Erscheinungsjahr bzw. Erscheinungsjahrzehnt verwurzelt ist (Ronald Reagan ist beispielsweise eindeutig Präsident), sind zehn Jahre vergangen, seit Batman das letzte Mal gesehen wurde. Bruce Wayne fühlt sich mit Mitte fünfzig inzwischen als alter Mann, trinkt zu viel und fährt gefährliche Rennen. Auch ansonsten ist die Situation nicht gerade rosig. Comissioner Gordon steht kurz vor der Pensionierung, Gotham wird von einer Hitzewelle geplagt und das Verbrechen ist nicht mit Batman zusammen verschwunden: Eine neue, äußerst brutale Jugendgang, die „Mutanten“, sucht die Stadt heim. Die sich zuspitzende Lage bewegt Bruce dazu, ein weiteres Mal in das Kostüm zu schlüpfen und in Gothams Straßen aufzuräumen. Das bleibt natürlich nicht folgenlos…

Bereits bei der Strukturierung der Geschichte beginnt Miller damit, klassische Erzählweisen zu hinterfragen – in diesem Fall die ganz grundsätzlichen. In der „Standardausgabe“ einer Superheldenserie, die nicht Teil eines größeren Handlungsstranges oder Mehrteilers (die inzwischen die Norm darstellen) ist, taucht der Schurke auf und wird besiegt. Dementsprechend hat jede Einzelausgabe von „The Dark Knight Returns“ einen anderen Gegner, mit dem Batman sich auseinandersetzen muss. Der erste ist Harvey Dent bzw. Two Face, der zweite der Anführer der Mutanten, der dritte der Joker und der vierte Superman. Besonders interessant ist der Umstand, dass sich zwei traditionelle Batman-Schurken mit zwei nicht traditionellen abwechseln, der Anführer der Mutanten wurde von Miller neu geschaffen und Superman und Batman sind normalerweise Verbündete. Natürlich handelt es sich bei den Konfrontationen nicht um in sich abgeschlossene Angelegenheiten, sie sind dazu da, die Entwicklung der Figur zu fördern, es geht nicht nur um den Kampf zwischen Held und Widersacher an sich. Auf gewisse Weise erzählt „The Dark Knight Returns“ die Geschichte einer Apotheose: Ein Held stirbt (zumindest scheinbar) und wird dadurch endgültig zur Legende, zum Mythos. Sowohl in der klassischen Mythologie als auch in der Geschichte wurde dieses Muster immer wieder verwendet, beispielsweise bei Herakles oder Caesar, der nach seinem Tod auf Veranlassung seines Erben Augusts vergöttlicht wurde

Millers Batman und Robin
Im Kontext von „The Dark Knight Returns“ wird oft davon ausgegangen, dass Miller im Alleingang den düsteren, grimmigen Batman etablierte – das ist falsch. Bei „The Dark Knight Returns“ handelt es sich um den Endpunkt einer langen Entwicklung, die nach dem Ende der Adam-West-Serie einsetzte. Unter kreativen Köpfen wie Julius Schwartz, Denny O’Neill und Steve Engelhart wurden Batman-Comics zusehends düsterer. Millers Verdienst liegt eher darin, dass er Batman als Figur und Gotham City als seine „Welt“ hinterfragte und dekonstruierte. Nicht von ungefähr wird „The Dark Knight Returns“ nur allzu gerne in einem Atemzug mit Alan Moores „Watchmen“ genannt – was Moore mit dem Superheldengenre im Allgemeinen tat, vollbringt Miller hier mit einer bestimmten Figur. Zwei der zentralen Fragen, die er in diesem Werk und dem bald darauffolgenden „Batman: Year One“ stellt sind: „Was für ein Mensch zieht sich ein Fledermauskostüm an, um Verbrecher zu bekämpfen?“ und „Was für eine Stadt hat genau das nötig?“ Gotham als Schauplatz wird ebenso wie Batman neu definiert, hier allerdings noch nicht so detailliert und ausgiebig wie in „Batman: Year One“ – der Fokus liegt in TDKR stärker auf dem Dunklen Ritter selbst, bei „Year One“ ist es umgekehrt. Millers Gotham ist eine Stadt der Extreme, in der man aufgrund des ständigen Medienechos schlicht nicht zur Ruhe kommt.

In „The Dark Knight Returns“ erleben wir einen Bruce Wayne, der mit dem Ruhestand nicht zurechtkommt, für den der Kampf gegen das Verbrechen nicht nur Bestimmung, sondern regelrecht Obsession ist. Bruce scheint hier fast schon unter Persönlichkeitsspaltung zu leiden und Batman als separate Entität wahrzunehmen. In den zehn Jahren der Bat-Abstinenz kommt Bruce dennoch nicht zur Ruhe und sucht Ersatz, beispielsweise in gefährlichen Autorennen. Der Batman, den Miller hier präsentiert, ist grimmiger, brutaler und rücksichtsloser, als man es von der Mainstream-Variante gewohnt ist und setzt sogar Schusswaffen ein, wenn er der Meinung ist, dass es nicht anders geht (nach wie vor mag er sie allerdings nicht). Und auch vor wirklich aktivem Töten schreckt er immer noch zurück, nicht einmal beim Joker kann er sich dazu durchringen. Dennoch ist dieser Batman ein Mann der Extreme, der ein Anarchist sein muss, weil er sonst ein Faschist wäre. Implizite Elemente von Friedrich Nietzsches Übermensch und Ayn Rands Philosophie des Objektivismus, die sich in Batman oftmals finden, macht Miller fast schon explizit.
moek1nmw4pf11
Batmans Entwicklung im Verlauf der Geschichte wird auch durch sein Kostüm dargestellt – hierdurch kreiert Miller zugleich einen Metakommentar zur Geschichte der Figur. Als Bruce den Suit zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder überstreift, ist es der, den er in den 70ern und 80ern auch in den Mainstream-Comics trägt – das blaue Cape mit den schwarzen Highlights und das graue Kostüm mit der gelb umrahmten Fledermaus. Zur ersten Konfrontation mit dem Mutantenführer wechselt er zwar nicht das Kostüm, doch durch die Lichtverhältnisse wird aus blau grau-schwarz und das Outfit wirkt deutlich düsterer – dieses Design beeinflusste Batmans Aussehen in den darauffolgenden zehn bis fünfzehn Jahren. Nach der Niederlage trägt Batman tatsächlich ein neues Kostüm, dass sowohl auf die Farbe Blau als auch auf das gelbe Oval verzichtet. Selbst der Gürtel ist eher beige als gelb. Dieses Outfit erinnert an die Ursprünge, den Batman der 40er, der noch deutlich härter und brutaler war. Nachdem Gotham City in der Mainstream-Kontinuität Ende der 90er von einem Erdbeben zerstört wurde und Batman sich in der äußerst umfassenden Storyline „No Man’s Land“ mit den Folgen herumärgern musste, tat er es dem Miller-Batman nach und kehrte ebenfalls zum grau-schwarzen Dress ohne gelbes Oval zurück.

Als Robin führte Miller eine völlig neue Figur ein, ein dreizehnjähriges Mädchen namens Carrie Kelly. Ihr Vorgänger, Jason Todd, starb zehn Jahre vor Beginn der Handlung – hiermit sagte Miller auf gewisse Weise bereits „A Death in the Family“ voraus. Besonders bemerkenswert ist Batmans ziemlich harter Umgang mit Robin, er bezeichnet sie mehrfach als Soldat und droht, sie bei Nichtbeachtung seiner Befehle zu feuern. Mehr denn je fungiert diese Inkarnation von Robin dazu, als Kontrast zum grimmigen Dunklen Ritter zu dienen.

Schurken und Widersacher
Wie bereits erwähnt arbeitet Miller in „The Dark Knight Returns“ mit zwei klassischen Batman-Schurken sowie zwei Widersachern, die normalerweise nicht in der Schurkenriege des Dunklen Ritters auftauchen. Mit Superman werde ich mich in diesem Artikel nicht weiter befassen, wenn es nicht unbedingt nötig ist, da ich bereits 2016 einen ausführlichen Artikel zum Duell der „World’s Finest“ verfasst habe. Ansonsten ist vor allem bemerkenswert, dass sich Batman in seinen Schurken, ganz nach bester Tradition, widerspiegelt. Während Superman und der Mutantenanführer quasi unabhängig agieren, befanden sich Two Face und der Joker, ganz ähnlich wie Batman selbst, die letzten zehn Jahre über im Ruhestand. Harvey Dent erhielt eine Operation, die seine zerstörte linke Gesichtshälfte wiederherstellte und der Joker verfiel in einen katatonischen Zustand. Erst mit Batmans Rückkehr werden auch diese beiden Schurken ein letztes Mal aktiv. Mit Two Face beschäftigt sich Miller nicht allzu intensiv: Die Operation hat zwar sein Gesicht wieder hergestellt, aber die Harvey-Dent-Persönlichkeit zerstört, Two Face nimmt sich als vollständig entstellt wahr.

Dem Joker hingegen schenkt Miller deutlich mehr Beachtung. Zwar war er schon immer einer von Batmans prominentesten Feinden, doch in den 80ern wurde seine Stellung als Batmans Erzrivale durch eine Reihe von Werken endgültig zementiert – darunter „The Killing Joke“, „A Death in the Family“ und natürlich „The Dark Knight Returns“. Wie kaum ein anderer Autor vor ihm arbeitet Miller die Abhängigkeit dieser beiden Widersacher voneinander heraus, diese fast schon romantische, definitiv ungesunde Beziehung, die unter anderem auch die Grundlage von „The Lego Batman Movie“ bildet. Batman ist das einzige Element, das dem „Clown Prince of Crime“ einen Sinn im Leben gibt, ohne ihn vegetiert er nur im Arkham Asylum vor sich hin.

Von allen vier Widersachern des Dunklen Ritters ist der Mutantenführer der mit Abstand uninteressanteste und oberflächlichste. Er steht für eine neue, brutalere Zeit, eine neue Generation an Verbrechen, die Batman überwinden muss. Nicht umsonst wird Batman zuerst von dieser neuen, unbekannten Größe besiegt, bevor er wirklich zu seiner alten Stärke zurückfindet.

Visuelle Umsetzung
DkrjokerhighresAutor und Zeichner in Personalunion findet man im US-Bereich eher selten. Frank Miller konnte bei „The Dark Knight Returns“ sein Skript genau so umsetzen, wie er es für richtig hielt. Visuell ist diese Batman-Geschichte natürlich ikonisch, ich muss allerdings zugeben, dass Miller nicht unbedingt zu meinen Lieblingszeichnern gehört, auch wenn ich die die Entwicklung seines Stils sehr interessant finde. Gerade seine frühen Arbeiten, als Beispiel seien hier die von Chris Claremont geschriebene Miniserie „Wolverine“ aus dem Jahr 1982 sowie diverse Daredevil-Werke genannt, sind noch relativ typisch für die Superhelden-Comics dieser Dekade. In „The Dark Knight Returns“ merkt man hingegen deutlich Einflüsse aus dem Bereich Manga und frankobelgische Comics. Egal, ob man Millers visuellen Stil nun mag oder nicht, er ist definitiv distinktiv. Viele der Figuren sind cartoonhaft überzeichnet und geradezu grotesk, vom monströsen Anführer der Mutanten bis hin zur massiven Gestalt Batmans. Auch Farbgebung und Panellayout sind bemerkenswert. Die „Talking Heads“, die das bereits erwähnte, konstante Medien-Dröhnen darstellen, werden immer wieder in kleinen, fernsehförmigen Panels „zwischengeschaltet“. Ansonsten erinnert die Aufteilung mitunter ein wenig an Alan Moores „Watchmen“ – wo „Watchmen“ allerdings stets sehr ordentlich und symmetrisch strukturiert ist, kann es Miller nicht lassen, immer wieder aus diesen Strukturen auszubrechen. Etwas, das Moore und Dave Gibbons in ihrem Superhelden-Deskonstruktionsansatz beispielsweise völlig auslassen, sind die großen Splash-Pages, in denen die Figuren besonders heroisch präsentiert werden. Diese sind bei Miller sogar ziemlich häufig vorhanden.

Für die Colorierung war Lynn Varley verantwortlich, die Miller im Erscheinungsjahr von „The Dark Knight Returns“ heiratete und von der er sich 2005 wieder scheiden ließ. Varleys Farbgebung in diesem Comics ist wirklich außerordentlich aussagekräftig. Vor allem den Tagesszenen verpasst sie einen ausgewaschenen, fast schon fahlen Ton, während die Nachtszenen von den großen Schwarzflächen dominiert werden, die später in Millers „Sin City“ noch eine große Rolle spielen sollten. Die Farben in „The Dark Knight Returns“ haben immer eine Aussage – ich erwähnte bereits die Entwicklung des Bat-Suits, derartige Beispiele finden sich noch häufiger. Ein weitere, eindrückliche Strecke ist etwa die Szene, in der Ronald Reagan Superman den Auftrag erteilt, Batman auszuschalten. Der Leser sieht Superman zwar nicht direkt, doch Miller und Varley lassen in Zeichnung und Farben die Streifen der Flagge in das Superman-Logo morphen, sodass man als Leser sofort weiß, wer der Dialogpartner des Präsidenten ist.

Adaptionen und Einfluss

„The Dark Knight Returns“ als den einflussreichsten Batman-Comic der letzten fünfzig Jahre zu bezeichnen, ist wahrscheinlich eine Untertreibung. Obwohl es sich dabei um eine Geschichte handelt, die außerhalb der regulären Kontinuität spielt, finden sich bestimmte Elemente, Anspielungen, Charakterisierungen etc. nicht nur in den Comics, sondern auch in allen anderen Medien wieder. Werfen wir zuerst einen Blick auf die direkten Adaptionen. In der Folge „Legends of the Dark Knight“ (Erstausstrahlung 1998) aus „Batman: The Animated Series” findet sich zum ersten Mal eine direkte Umsetzung einer Szene aus „The Dark Knight Returns“. In besagter Episode erzählen sich drei Kinder, wie sie Batman sehen – als Kontrast fungieren hier zwei kurze Segmente, das eine im Stil der alten Dick-Sprang-Comics aus den 40ern und 50er animiert, das andere eine Szene aus „The Dark Knight Returns“. Zu diesem Zweck wurden die beiden Kämpfe mit dem Anführer der Mutanten zu einem zusammengefasst. Der gealterte Miller-Batman wird hier von Michael Ironside gesprochen, während Carrie (gesprochen von Anndi McAfee), das Mädchen, das die Geschichte erzählt, nicht nur so aussieht wie Carrie Kelley und ihren Vornamen trägt, sondern natürlich auch als Robin in besagtem Segment auftaucht. 2012 wurde „The Dark Knight Returns“ außerdem im Rahmen der „DC Universe Animated Original Movies“ sehr vorlagengetreu als zweiteiliger Animationsfilm umgesetzt, mit Peter Weller als Batman, Ariel Winter als Carrie Kelley, Mark Velley als Superman und Michael Emerson als Joker.

Zusätzlich sollten sowohl „The Dark Knight Rises“ als auch „Batman v Superman: Dawn of Justice“ nicht unerwähnt bleiben – in beiden Fällen handelt es sich zumindest um partielle Adaptionen von „The Dark Knight Returns“. Der Abschluss von Nolans Dark-Knight-Trilogie folgt Millers Geschichte immerhin in groben Zügen: Aufgrund eines traumatischen Ereignisses wurde Batman seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, bis ein einschneidendes Ereignis einen gealterten Bruce Wayne dazu bringt, sich abermals das Kostüm überzustreifen. Schon bald bringt ein neuer Gegner dem Dunklen Ritter allerdings eine verheerende Niederlage bei, von der er sich erst erholen muss, bevor er Gotham retten kann. Freilich könnten die Details kaum unterschiedlicher sein, da auch „Knightfall“ und das bereits erwähnte „No Man’s Land“ (von Charles Dickens‘ „A Tale of Two Cities“ gar nicht erst zu sprechen) als Vorlage dienen, weshalb beispielsweise keiner der Widersacher aus dem Comic auftaucht, dafür aber Bane praktisch die Stelle des Mutantenführers einnimmt. Dennoch finden sich einige direkte Anspielungen, der Dialog der beiden Polizisten bei Batmans Rückkehr etwa stammt fast eins-zu-eins von Miller.

„Batman v Superman: Dawn of Justice” bedient sich sogar noch großzügiger bei „The Dark Knight Returns“ – Zack Snyder erklärte mehrmals, wie sehr er Millers Werk schätzt. Auch hier haben wir es mit einem gealterten, grimmigen und brutalen Batman zu tun – einem Batman, der sogar noch weitaus rücksichtsloser gegen Kriminelle vorgeht als die Miller-Version dieses Comics und größere Kollateralschäden ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf nimmt. Die gesamte Optik des Dunklen Ritters in diesem Film orientiert sich an Miller, vom gewöhnlichen Kostüm bis hin zu dem Anzug, in dem er sich Superman zum Kampf stellt. Der Kontext dieser Auseinandersetzung ist natürlich ein völlig anderer, ebenso wie der Snyder-Superman ein völlig anderer ist als der, der in „The Dark Knight Returns“ den Befehlen des Präsidenten folgt, aber die Inszenierung des Kampfes ist sehr stark an Miller angelehnt. Darüber hinaus finden sich auch sonst viele visuelle Verweise, etwa der völlig ausgezehrte Superman.

Über den indirekten Einfluss von „The Dark Knight Returns“ auf Batman ließe sich wohl ein ganzes Buch schreiben. Allein die Ermordung der Waynes zollt in fast jeder Inkarnation Miller ihren Respekt. Zwar taucht Martha Waynes ikonische Perlenkette bereits in Detective Comics 33 (1939) auf – in diesem Heft wurde erstmals Batmans Werdegang geschildert – allerdings bekam sie ihre Signifikanz erst durch „The Dark Knight Returns“. Auch der Sturz eines jungen Bruce in die Höhle, die später die Bathöhle werden sollte, stammt direkt von Miller und wurde nicht nur in die Mainstream-Kontinuität integriert, sondern auch in diversen Filmen aufgegriffen. Ganz ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Elementen – „The Dark Knight Returns“ war immer eine mögliche Zukunft Batmans, so ähnlich wie alle anderen Zukunftsversionen des DC Univerums, von „Kingdom Come“ über „Batman Beyond“ bis „DC One Million“, aber immer wieder tauchten bestimmte Ereignisse, Wendungen oder Handlungsbruchstücke in der regulären Kontinuität auf. Waren Batman und Superman etwa bisher immer wirklich gute Freunde, so wird ihre Beziehung seit „The Dark Knight Returns“ immer mal wieder als etwas problematischer dargestellt, wenn auch selten so problematisch wie bei Miller. Weiter Beispiele für TDKR-Elemente, die langsam in die Hauptkonitnuität tröpfeln, finden sich etwa in Jeph Loebs und Jim Lees „Batman: Hush“; hier wird Harvey Dents ruinierte Gesichtshälfte ebenfalls wiederhergestellt und mehr noch, der bandagierte Titelschurke Hush sieht genauso aus wie der ebenfalls bandagierte Dent bei Miller. Die Idee von Batman als separaterer Entität von Bruce Wayne arbeitete Darwyn Cooke in „Batman: Ego“ weiter aus und Zukunftsvisionen des DC-Universums im Allgemeinen und Gotham Citys im Besonderen kommen selten aus, ohne „The Dark Knight Returns“ nicht irgendwie zu referenzieren. Mehr noch, der TDKR-Batman ist gewissermaßen zur Symbolfigur des grimmigen, düsteren Batmans geworden, wann immer ein Medium auf diese Interpretation eingehen möchte, findet sich meistens eine TDKR-Referenz.

Fazit
Ich habe mich in diesem Artikel stärker auf Analyse und weniger auf Meinung konzentriert. „The Dark Knight Returns“ muss einem nicht gefallen, tatsächlich gehört Millers Bat-Epos nicht einmal unbedingt zu meinen Lieblingscomics mit dem Dunklen Ritter, ich persönlich finde „Batman: Year One“ beispielsweise deutlich gelungener, und mein absoluter Favorit ist ohnehin „The Long Halloween“. Gerade im visuellen Bereich ist mir Miller für meinen Geschmack oftmals eine Spur zu extrem, ich bin kein Fan des übermäßig bulligen Batman und manche der absurder Elemente finde ich äußerst störend und übermäßig trashig, etwa diese beiden merkwürdigen Roboterkinder oder Bruno sowie diverse andere „Millerismen“, wobei diese hier im Vergleich zu späteren Werken noch deutlich schwächer ausgeprägt sind. Dennoch, möchte man sich ernsthaft mit Batman beschäftigen, kommt man an „The Dark Knight Returns“ einfach nicht vorbei, zu groß sind die Auswirkungen, auch heute noch, zu essentiell ist diese Erzählung des gealterten Batman, zu bedeutend die Dekonstruktion dieser Ikone. Letztendlich besitzt TDKR seinen Status als der Bat-Überklassiker durchaus zurecht. Wenn Miller ihn nur nicht mit Fortsetzungen und Spin-offs verwässert hätte…

Siehe auch:
TDKR: Batman vs. Superman

Bildquelle:
Cover
Batman und Robin
Joker

Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

tdkr2
Story: Die Situation beginnt zu eskalieren. Zwar konnte Batman (Peter Weller) die Mutanten und Two-Face besiegen, doch der Joker (Michael Emerson), inspiriert von Bruce Waynes Rückkehr ins Fledermauskostüm, schickt sich ebenfalls an, alte Gewohnheiten wieder aufzunehmen. Darüber hinaus ist die neue Leiterin der Polizei von Gotham, Ellen Yindel (Maria Canals Barrera), Batman weitaus weniger wohlgesonnen als der inzwischen im Ruhestand befindlichen James Gordon (David Selby). Und schließlich beginnt auch der Präsident der Vereinigten Staaten (Jim Meskimen), sich für den Dunklen Ritter zu interessieren: Sollte Batman außer Kontrolle geraten, hat er noch ein Ass im Ärmel, ein Ass mit einem roten „S“ auf der Brust (Mark Valley)…

Kritik: Im zweiten Teil der Verfilmung von Frank Millers bahnbrechender Graphic Novel „The Dark Knight Returns“ setzten sich viele Merkmale, egal ob positiv oder negativ, des ersten Teils fort: Der Animationsstil ist derselbe, die Sprecher der Figuren bleiben dieselben (neue Figuren natürlich ausgenommen) etc.
Dennoch gibt es, der Vorlage geschuldet, bezüglich Tempo und Inhalt einige Veränderungen. Während sich die Handlung des ersten Teils (bzw. der ersten Hälfte der Vorlage) noch eher gemächlich bewegte und auf Gotham konzentrierte, wird es im zweiten Teil lauter, schneller und die Welt wird größer – u.a. absolvieren Superman und Green Arrow Auftritte, und das Auftauchen des Jokers sorgt immer für Furore.
Nach wie vor folgt die Adaption dem Verlauf sehr genau, auch wenn nach wie vor die inneren Monologe des Titelhelden fehlen und die Mediensatire und -kritik noch weiter zurückgefahren wird. Dafür sind einige Handlungsverläufe im Film nachvollziehbarer und ausführlicher dargestellt, etwa die Auseinandersetzung Batmans und des Jokers auf dem Jahrmarkt oder die Situation nach dem atomaren Anschlag – vor allem bei Letzterem sind Atmosphäre, Auswirkungen und Emotionen der Betroffenen im Film schlicht besser umgesetzt als im Comic. In diesem Zusammenhang entschlossen sich die Macher, die Rollen von Gordon und Green Arrow ein wenig auszudehnen, was ebenfalls positiv auffällt.
Sehr gelungen ist die Auseinandersetzung zwischen Batman und Superman, die ebenfalls ein wenig mehr Platz findet. Das Verhältnis der beiden ikonischsten Figuren von DC-Comics wurde hier sehr gut dargestellt. Ganz allgemein war Millers Beschreibung ihrer Beziehung in „The Dark Knight Returns“ wegweisend. Zuvor wurden sie zumeist als „Superfreunde“ dargestellt. Hier jedoch sind sie Männer mit sehr verschiedenen Weltsichten, die sich dennoch gegenseitig sehr respektieren. Ironischerweise gelang es Miller in späteren Werken nicht wieder, an diese gelungene Darstellung anzuknüpfen: In „The Dark Knight Strikes Again“ und „All-Star Batman“ verkommt Superman zum Volldepp, der von Batman nach Belieben manipuliert wird. Zwar mag ich Batman lieber als Superman, aber diese Darstellung hat der Mann aus Stahl nun wirklich nicht verdient.
In Bezug auf die Sprecher fällt das Urteil ähnlich aus wie beim ersten Teil. Nach wie vor finde ich Peter Weller als Batman recht ungeeignet. Die Neuzugänge zu passend, aber nicht herausragend. Michael Emerson ist ein guter Joker, bleibt aber hinter Mark Hamill und John DiMaggio zurück. Ganz ähnlich verhält es sich mit Mark Valley und seinen DCAU-Counterparts Tim Daly und George Newbren.
Fazit: Durchaus gelungener zweiter Teil der sehr vorlagengetreuen Verfilmung mit ähnlichen Stärken und Schwächen wie der erste Teil.

Trailer

Siehe auch:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Superman/Batman: Public Enemies
Justice League: Crisis on Two Earths
Batman: Under the Red Hood
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1

Batman: The Dark Knight Returns Teil 1


Story: Zehn Jahre sind vergangen, seit Batman (Peter Weller) zum letzten Mal gesichtet wurde. Der siebzigjährige Comissioner Gordon (David Selby) steht kurz vor dem Ruhestand, während der ebenfalls gealterte Bruce Wayne nicht mehr weiß, was er mit sich anfangen soll und in Autorennen sein Leben scheinbar sinnlos riskiert. Allerdings ist die Lage in Gotham City schlimmer als zuvor. Wegen einer Bande, die sich als „Die Mutanten“ bezeichnet, steigt die Kriminalität immer weiter an. Als dann auch noch der scheinbar geheilte Harvey Dent (Wade Williams) kurz nach seiner Entlassung verschwindet und wieder als Two-Face aktiv wird, legt auch Bruce Wayne noch einmal Umhang und Maske an, um als Dunkler Ritter für Ordnung zu sorgen. Doch trotz seines Sieges über Dent stellt sich angesichts der Mutantenbedrohung schon bald die Frage, ob ein gealterter Batman den neuen Gefahren Gothams gewachsen ist…

Kritik: Frank Miller ist einer der beliebtesten und zugleich gehasstesten Autoren, der je für Batman geschrieben hat. Sein „Frühwerk“ wird unter Fans und Kennern generell sehr geschätzt und ohne ihn wären Batman und Daredevil sicher nicht so erfolgreich und beliebt, wie sie es sind. In den 90ern begann Miller allerdings damit, „Sin City“ zu schreiben. Während auch diese Serie noch sehr beliebt ist und ich sie ebenfalls schätze, beginnt doch damit das Problem: Frank Miller hat nie wieder damit aufgehört, „Sin City“ zu schreiben. Natürlich, gewisse Tendenzen und Parallelen gab es schon in seinen vorherigen Werken, aber alles, was er ab den späten 90ern geschrieben hat, ist praktisch „Sin City“ in anderem Gewand, selbst wenn es sich dabei um die Geschichte des Spartaners Leonidas handelt. Erschwerend hinzu kommt, dass sein Spätwerk mitunter äußerst abstrus ist. Bei „All-Star Batman and Robin the Boy-Wonder“, „The Dark Knight Strikes Again“, aber auch seine Regiearbeit „The Spirit“ scheint sich Miller hauptsächlich darauf zu konzentrieren, das Vorlagenmaterial zu dekonstruieren und ad absurdum zu führen, wobei er allerdings die Geschichte, die er erzählen will, völlig aus den Augen verliert. Ich gebe zu, für „All-Star Batman“ habe ich eine gewisse Schwäche (nicht zuletzt wegen Jim Lees fantastischen Zeichnungen), was aber nichts daran ändert, dass diese Miniserie mitunter äußerst dämlich ist. Insofern ist es schön, durch die DCUAOM-Adaption von „The Dark Knight Returns“ an Millers glorreiche Tage erinnert zu werden. „The Dark Knight Returns“ gilt als Millers einflussreichstes und bestes Werk – Ersteres lässt sich nicht bestreiten, ich persönlich ziehe allerdings „Batman: Year One“ vor – und führt nach wie vor viele Batman- und sogar Comichitlisten an. Gerade in diesem Jahr wurde „The Dark Knight Returns“ wieder sehr interessant, da es auch eine der wichtigsten Inspirationsquellen für „The Dark Knight Rises“ ist. Konsequenterweise entschied man sich, diese doch sehr komplexe Graphic Novel zweiteilig zu verfilmen und erfreulicherweise ist der erste Teil der Verfilmung auch hierzulande erschienen (was sicherlich mit dem Nolan-Finale zusammenhängt), nachdem die beiden vorangegangenen DCUAOMs „Justice League: Doom“ und „Superman vs. the Elite“ das leider nicht geschafft haben.
Wie schon bei der Adaption von „Year One“ ist der Stil eine Mischung des „normalen“ DCUAOM-Stils (in Reinform zu sehen in „Justice League: Crisis on Two Earths“) und den Zeichnungen der Vorlage. Vor allem in Bezug auf das Figurendesign orientierte man sich stark an den Bildern Frank Millers, wir haben es hier mit einem sehr bulligen Batman zu tun. Ich muss zugeben, mit Millers Batman-Design (extrem bulliger Batman mit winzigen Ohren) war ich nie ganz zufrieden, aber zur vorlagentreuen Adaption gehört das eben dazu.
Die Farbgebung ist ein wenig kräftiger und wirkt alles in allem nicht ganz so „dreckig“ und rau wie in der Vorlage. Sehr schön gelungen ist das Miller-typische Spiel mit den Schatten, das an manchen Stellen auch ein wenig an die nicht minder gelungene Animationsarbeit von „Batman: The Animated Series“ erinnert.
Handlungstechnisch wurde die Graphic Novel sehr genau adaptiert, allerdings gibt es dennoch einige Unterschiede. Die Medienpräsenz etwa wurde zurückgefahren – in der Vorlage wurde die Handlung fast ständig von Medienreaktionen auf die aktuelle Lage, Batmans Rückkehr etc. unterbrochen, was im Film auf das Nötigste reduziert wurde. Einerseits geht dadurch natürlich ein wenig an Hintergrund und Tiefe sowie satirischem Element verloren, andererseits hilft diese Reduzierung allerdings auch dabei, die Geschichte etwas stringenter zu gestalten.
Die zweite Änderung betrifft die bei Frank Miller häufig anzutreffenden inneren Monologe. Während diese in der Verfilmung von „Year One“ direkt übernommen wurden, fehlen sie in Dark-Knight-Returns-Adaption völlig – ein wenig ironisch, wenn man bedenkt, dass es diese Graphic Novel war, die dieses Stilmittel unter Comicschaffenden wirklich populär gemacht hat. Nur an zwei Stellen im Film hört man eine Stimme aus Batmans Kopf, die allerdings eine Neuinterpretation darstellt, die in der Vorlage nicht vorhanden war. Es scheint sich dabei nämlich nicht um Bruce Waynes, sondern explizit um Batmans Stimme zu handeln, was den Eindruck einer multiplen Persönlichkeit verstärkt. Das ist zweifellos interessant, allerdings offerierten gerade die inneren Monologe Batmans, in denen er über sein Handeln reflektiert, eine charakterliche Tiefe, die im Film ein wenig fehlt.
Erwähnenswert sind noch kleiner Umstrukturierungen, so wurde etwa das erste Gespräch zwischen dem Präsidenten und Superman gestrichen (oder auf den zweiten Teil verschoben) und das „Erwachen“ des Jokers wurde an das Ende dieses ersten Teils gesetzt, was zu einer grandiosen Schlussszene führt.
Das größte Manko dieser Adaption sind leider die Sprecher. Keiner davon ist wirklich schlecht, allerdings hat man im Rahmen der diversen Zeichentrickfilme und -serien aus dem DC-Universum einfach schon viel Besseres gehört. Während Ariel Winter als Carrie Kelley/Robin zu überzeugen weiß, lässt sich dies über David Selbys Comissioner Gordon leider nicht sagen. Auch Wade Williams‘ Harvey Dent bleibt leider weit hinter Richard Moll („Batman: The Animated Series“), Troy Baker („Batman: Arkham City“) oder Aaron Eckhart („The Dark Knight“) zurück und schafft es nicht, einen Akzent zu setzen. Unglücklicherweise trifft Ähnliches auch auf Peter Weller als Batman/Bruce Wayne zu. Gerade weil die Dualität zwischen Bruce Wayne und Batman stärker betont wird, hätte es sich angeboten, einen stärkeren stimmlichen Kontrast zwischen den beiden Identitäten des Helden zu schaffen. So ist Peter Weller als Bruce Wayne zwar recht gut, enttäuscht aber als Batman – Kevin Conroy (der in „Batman Beyond“ bewiesen hat, dass er einen älteren Bruce Wayne ebenfalls grandios vertont) oder Michael Ironside (der in der B:TAS-Folde „Legends of the Dark Knight“ den Miller-Batman gesprochen hat) wären in meinen Augen eine bessere Wahl gewesen.
Fazit: Vor allem optisch durchaus ansprechende Verfilmung, die dem Klassikerstatus der Vorlage allerdings nicht gerecht wird und deren Sprecher leider nicht völlig zu überzeugen wissen. Im Großen und Ganzen jedoch mehr als annehmbar, wenn auch etwas schwächer als „Batman: Year One“ und „Batman: Under the Red Hood“.

Weitere Rezensionen zu DC Univerese Animated Original Movies:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Superman/Batman: Public Enemies
Justice League: Crisis on Two Earths
Batman: Under the Red Hood
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

Batman: Under the Red Hood


Story: Vor fünf Jahren hat der Joker (John DiMaggio) das in Batmans (Bruce Greenwood) Augen schlimmste Verbrechen seiner Karriere begangen: Er hat Jason Todd (Vincent Martella), den zweiten Robin, brutal ermordet.
Dies lässt Batman auch heute nicht mehr los, obwohl er eigentlich genug zu tun hat: In Gothams Unterwelt ist ein neues Gesicht aufgetaucht, ein Mann der sich „Red Hood“ (Jensen Ackles) nennt und auf äußerst brutale Weise mit Gothams oberstem Syndikatsboss Black Mask (Wade Williams) konkurriert. Das Merkwürdige daran ist: Bevor er das wurde, was er ist, war der Joker als Red Hood unterwegs, doch der Joker kann es dieses Mal nicht sein, da er sicher in Arkham sitzt. Die ersten Konfrontationen mit dem aktuellen Red Hood enthüllen schließlich Schreckliches: Er nennt Batman bei seinem richtigen Namen und seine DNS stimmt mit der des gestorbenen Jason Todd überein. Ist der tote Juniorpartner des Dunklen Ritter wiederauferstanden oder treibt jemand ein bösartiges Spiel mit Batman?

Kritik: Die Batman-Story „Under the Hood“ von Judd Winick ist, wegen der Rückkehr von Jason Todd, der in den 80ern praktisch von den Lesern getötet wurde, ein eher umstrittenes Stück Literatur. Und, zugegebenermaßen, auch nicht gerade der beste Batman-Comic.
Sehr erfreulich ist allerdings, dass diese Verfilmung das Beste aus der Story macht. Obwohl sie in etwa dieselbe Länge wie die Vorgänger „Public Enemies“ und „Crisis on Two Earths“ hat, erscheint dieser Film runder und besser ausbalanciert als die Oben genannten.
Hervorzuheben ist eindeutig die gelungene düstere Atmosphäre sowie der für einen Zeichentrickfilm recht hohe Gewaltgrad (die FSK 16 Bewertung ist nicht ganz zu unrecht gewählt); dies zeigt endgültig, dass man nicht davor zurückschreckt, dunklere und ernstere Zeichentrickfilme zu machen, was ich äußerst positiv finde.
Abermals sehr gut sind die Sprecher gewählt, die enorm dabei helfen, die Story glaubhaft zu machen. Bruce Greenwood kann zwar nicht mit dem großartigen Kevin Conroy konkurrieren (welcher Batman-Sprecher kann das schon?), aber ist auf jeden Fall um Welten besser als William Baldwin. John DiMaggios Joker bewegt sich irgendwo zwischen Mark Hamill (sich an diesem zu orientieren ist nie schlecht) und der eigenen Performance als Bender in „Futurama“, was zur Folge hat, dass Batmans Erzfeind ein wenig umgangssprachlicher klingt, als es sonst der Fall ist. Dennoch ist DiMaggios Interpretation des Jokers sehr gelungen und schafft es, auf dem schmalen Grad zwischen Komik und sehr ernster Bedrohung zu wandeln, den diese Figur benötigt. Auch Jensen Ackles’ Red Hood weiß zu überzeugen kann besonders im Finale die Tiefe seiner Figur ausspielen.
Mit Neil Patrick Harris (Barney in „How I Met Your Mother“) als Nightwing und Jason Isaacs (Lucius Malfoy in „Harry Potter“) als Ra’s al Ghul sind die Nebenrollen dieses Mal sehr prominent besetzt. Zwar haben beide Figuren zu wenig Zeit, aber diese beiden Schauspieler treffen den Ton so perfekt, dass man sich eine Rückkehr von Harris’ Nightwing und Isaacs Ra’s in einem späteren DC Animated Original Movie wünscht.
Richtig in sich hat es das Bonusmaterial der Blu-Ray Disc. Dort gibt es, neben den obligatorischen Episoden von „Batman: The Animated Series“ (vier an der Zahl, die thematisch passen und nebenbei auch noch mit zu den allerbesten gehören), einen Ausblick auf den nächsten Film, zwei interessante Dokumentationen über Dick Grayson und Jason Todd und, als Highlight, den „DC Showcase“ Kurzfilm „Jonah Hex“. Jonah Hex, der demnächst auch einen Realfilm spendiert bekommt, ist ein Revolverheld und Kopfgeldjäger im Wilden Westen, der optisch ein wenig an Two-Face erinnert. Dieser Kurzfilm, der stilistisch an ein wenig an einen Anime erinnert, hält das extrem hohe Niveau des Vorgängers „The Spectre“ und ist fast noch erwachsener als der Hauptfilm.
Fazit: Trotz der eher schwachen Vorlage eines der gelungensten DC Universe Animated Original Movies, vor allem Dank guter Sprecher und erwachsener Umsetzung. Die Blu-Ray Version lohnt sich wegen des üppigen Bonusmaterials allemal.

Trailer

Weitere Rezensionen zu DC Univerese Animated Original Movies:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Superman/Batman: Public Enemies
Justice League: Crisis on Two Earths
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

Joel Schumachers Batman

Gleich vorneweg: Ich bin kein Freund der beiden Batman-Filme von Joel Schumacher. Ich werde sie der Komplettheit halber vorstellen, aber da sie sich qualitativ so sehr ähnlen, kann das getrost in einem Artikel geschehen.

Story „Batman Forever“:

Zwei Schurken tauchen in Gotham City auf und bereiten Batman (Val Kilmer) enorme Probleme: Der durch einen Säureangriff verunstaltete ehemalige Staatsanwalt Harvey Dent (Tommy Lee Jones), inzwischen als Two-Face bekannt ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, möchte sich an Batman rächen und Gotham in einer Flut von zweigeteiltem Chaos ertränken.
Der Riddler (Jim Carrey) dagegen hat es auf Bruce Wayne abgesehen; in seiner zivilen Identität (als Edward Nygma) arbeitete er für Wayne Enterprises, bekam für seine Arbeit allerdings nicht genug Anerkennung und möchte nun Rache, weshalb er den guten Bruce mit merkwürdigen Rätseln quält.
Zusätzlich verliebt sich Bruce auch noch in die Psychologin Chase Meridian (Nicole Kidman) und muss sich um den jungen Dick Grayson (Chris O’Donnell) kümmern, dessen Eltern von Two-Face ermordet wurden.
Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Die Schurken tun sich zusammen, die Psychologin wird entführt, Batmans Identität gelüftet und Dick Grayson wird zu Robin…

Story „Batman und Robin“:

Und schon wieder tauchen neue Schurken auf: Mister Freeze (Arnold Schwarzenegger) will Diamanten, um seine Frau von einer tödlichen Krankheit heilen zu können. Poison Ivy (Uma Thurman) will den Umweltschutz, und zwar auf äußerst rabiate Weise.
Das Heldengespann Batman (George Clooney) und Robin (Chris O’Donnell) muss sich mit beiden herumschlagen, ohne, dass das ganze irgendwie Sinn ergibt. Hinzu kommt später noch ein völlig überflüssiges Batgirl (Alicia Silverstone) und Unsinn en masse, wie etwa eine Bat-Kreditkarte, Uma Thurman im pinken Gorillakostüm, ein völlig unsinniges Motorradrennen und Bane als tumber Schläger.

Kritik: Autsch. Die wohl größte Fehlentscheidung von Warner Brothers war es, die Regie für den dritten und vierten Batman-Film Joel Schumacher anzuvertrauen.
Nachdem „Batmans Rückkehr“ zwar durchaus erfolgreich war, aber dennoch stark hinter den finanziellen Erwartungen zurückblieb, wollte man bei Warner Brothers dieses Mal einen etwas familienfreundlicheren Batman sehen.
Und das bekam man auch.
Tim Burtons düsteres, gotisches und in sich stimmiges und atmosphärisches Gotham City wurde durch ein grellbuntes neues Gotham ersetzt, das wie Tokio auf LSD aussieht.
Zugegeben, auch die Burton Filme gingen mit den Ursprungsgeschichten der Schurken nicht gerade zimperlich um, aber die veränderten Versionen passten zum Gesamtkonzept der jeweiligen Filme.
Die Änderungen und „Batman Forever“ und „Batman und Robin“ sind wirklich vollkommen überflüssig, besonders bei Letzterem.
Natürlich haben auch die Schumacher-Filme Starbesetzung, aber diese spielt bei weitem nicht so gut wie in den ersten beiden Filmen (oder den späteren Nolan Filmen).
Val Kilmer, Michael Keatons Nachfolger, nimmt man die Figur noch halbwegs ab (den Gerüchten zufolge wollte Kilmer einen düsteren Batman, aber gegen den Regisseur und das schlechte Drehbuch konnte er sich nicht durchsetzen). Aber wer zum Teufel ist auf die Idee gekommen, George Clooney zu Batman zu machen? Clooney mag ja noch einen glaubhaften Wayne spielen können – sein Batman verkommt zu einer Mischung aus dämlichem Grinsen und noch dämlicheren Sprüchen. Chris O´Donnell und Alicia Silverstone, die Robin und Batgirl spielen, sind beide vollkommen unmotiviert, was vielleicht auch damit zusammenhängt, das ihre Figuren eigentlich vollkommen überflüssig sind.
Der einzige unter den Schurken, der halbwegs gelungen ist, ist der Riddler, gespielt von Jim Carrey. Carrey kann einfach so richtig nett wahnsinnig sein und es macht Spaß, ihm bei seinem durchgedrehten Schauspiel zuzusehen (wobei er in „Die Maske“ noch weitaus besser ist). Außerdem passt es noch ganz gut zur Figur.
Two-Face hingegen, der andere Schurke in „Batman Forever“ sollte eigentlich ein von der Zahl Zwei getriebener Racheengel sein (in „The Dark Knight“ sieht man, wie man Two-Face richtig filmisch einsetzt). Joel Schumachers Two-Face dagegen versucht nur, den Riddler im Kampf „Wer ist der bessere Joker“ auszustechen, ohne auch nur in die Nähe von Jack Nicholsons Performance zu kommen. Man verstehe mich nicht falsch; Tommy Lee Jones, der in „Batman Forever“ Two-Face spielt ist eigentlich ein sehr gute Schauspieler, seine Auftritte in „Men in Black“ und „Space Cowboys“ sind unvergleichlich, aber hier ist er einfach nicht passend.
In „Batman und Robin“ wird alles noch schlimmer. Arnold Schwarzeneggers Mister Freeze hat dieselbe Hintergrundgeschichte wie der Mister Freeze aus „Batman: The Animated Series“, aber dennoch unterscheiden die beiden Welten. Der Zeichentrick-Freeze ist eine getriebene, tragische Figur. Dem Freeze aus „Batman und Robin“ nimmt man den tragischen Hintergrund nicht ab, weil er ständig saudämliche Sprüche ablässt.
Uma Thurman, die in „Batman und Robin“ Poison Ivy spielt, ist auch nicht viel besser. Aber am schlimmsten trifft es den armen Bane; in den Comics ein genialer Stratege, hier ein dämlicher Muskelmann.
Joel Schumachers Batman hat mit den Comics, zumindest mit den modernen, praktisch nichts mehr zu tun. Insbesondere, da Batman in „Batman und Robin“ laut Regisseur sein Trauma überwunden haben soll. Warum zum Teufel sollte er dann noch Batman sein? Das Trauma ist ja genau das, was ihn zum Dunklen Ritter werden lässt.
Ich könnte jetzt noch ewig weitermeckern, aber auf die Dauer wird es langweilig, deshalb belassen wir es hierbei. Nur ein kurzes Fazit muss noch sein:
„Batman Forever“ kann man sich anschauen, wenn man Jim Carrey mag oder wenn man einen gelungenen (nämlich Aaron Eckharts) Two-Face mit einem misslungenen Vergleichen will.
„Batman und Robin“ sollte man sich der eigenen geistigen Gesundheit zu Liebe nicht antun, insbesondere, wenn man ein Batmanfan ist. Wer eine gelungene Umsetzung der Schurken dieses Films sehen möchte, sollte zu „Batman: The Animated Series“ greifen.

Trailer „Batman Forever“
Trailer „Batman und Robin“