Halloween 2016
Story: Nachwuchs in der Addams Family. Baby Pubert (Kaitlyn und Kristen Hooper) ist ein gesunder, schnauzbärtiger, feuerspukender und vor allem waschechter kleiner Addams. Seine älteren Geschwister Wednesday (Christina Ricci) und Pugsley (Jimmy Workman) sind von dem neuen Familienmitglied aber nicht so begeistert wie die stolzen Eltern Gomez (Raul Julia) und Morticia (Anjelica Huston). Um die Situation zu entzerren wird das Kindermädchen Debbie (Joan Cusack) angeheuert, bei der es sich allerdings um eine Geldgierige Massenmörderin handelt, die nicht lange fackelt, die älteren Kinder ins Ferienlager abschiebt und den einsamen Onkel Fester (Christopher Lloyd) verführt. Nach der Hochzeit der beiden scheint die Familie auseinanderzubrechen: Debbie verlangt, dass Fester sich vom Addams-Clan distanziert. Derweil müssen sich Wednesday und Pugsley mit den irritierenden Campleitern Gary (Peter MacNicol) und Becky (Christine Baranski) herumschlagen…
Kritik: Barry Sonnenfelds zweiter (und wegen Raul Julias tragischem Tod leider auch letzter) Addams-Film schließt fast nahtlos an den ersten an, sowohl inhaltlich als auch thematisch. Für „Die Addams Family in verrückter Tradition“ legt Sonnenfeld noch einmal ein Schippe drauf: Der Humor ist noch abgedrehter, die Stimmung noch vielschichtiger und die Gags sind noch makaberer, all das nicht zuletzt dank Pubert. Dieses Mal gibt es zwei Handlungsstränge, die nur marginal miteinander verbunden sind: Während sich die erwachsenen Familienmitglieder mit dem mörderischen Kindermädchen Debbie herumschlagen, mischen Wednesday und Pugsley Camp Chippewa für privilegierte Kinder auf.
Wie schon im ersten Film ist die Handlung verhältnismäßig dünn und dient vor allem dazu, die Figuren des Films zur Interaktion zu bekommen. Gerade der Debbie-Plot ist diesbezüglich ein wenig problematisch, weil die Gute an einer Art Persönlichkeitsspaltung leidet, je nach dem, was der Humor der aktuellen Szene gerade verlangt: Mal passt sie fast perfekt in die Familie und scheint ebenso makaber zu sein wie die Addams-Sippe, dann wieder wird die scheinbare Normalität überdeutlich herausgestellt, um Gags auf Kosten des Kontrasts zu machen. Allerdings muss man Debbie lassen, dass sie weitaus amüsanter und unterhaltsamer ist als die verhältnismäßig blassen Antagonisten des Vorgängers. Joan Cusack hat sichtlich Spaß dabei, diese „Schwarze Witwe“ zu verkörpern.
Das eigentliche Highlight des Films ist jedoch Camp Chippewa. Während Christina Ricci als Wednesday im ersten Film kaum mehr zur Handlung beigetragen hat als Pugsley, übernimmt sie im Subplot des zweiten die Führung. Mit sarkastischer Präzision perfektioniert Ricci hier ihre Darstellung von Wednesday und mausert sich zum nicht ganz so heimlichen Star des Films. Das entlarvende Satiremoment des Handlungsstrangs ist zwar eventuell etwas dick aufgetragen und plakativ, aber dafür herrlich respektlos und bösartig, die Gags sitzen und Gary, Becky und Wednesdays Widerpart Amanda (Mercedes MacNab) sind herrlich-hassenswerte Antagonisten.
Wie schon beim ersten Film sind auch dieses Mal wieder Ausstattung, Atmosphäre und Musik über jeden Zweifel erhaben. Dem zweiten Film gelingt es durch die größere Anzahl an relevanten Schauplätzen (Camp Chippewa, Festers und Debbies Haus) darüber hinaus auch noch besser, den Kontrast zwischen der normalen, aber kalten Außenwelt und der düster-gotischen, aber familiär-warmen Innenwelt der Addams Family herauszuarbeiten.
Fazit: Obwohl die Handlungsstränge von „Die Addams Family in verrückter Tradition“ nicht allzu gut ineinander greifen, ist es Sonnenfeld und seinem spielfreudigen Cast gelungen, den Vorgänger an Qualität und abgedrehtem, makaberem Humor noch zu übertreffen. Hut ab!
Siehe auch:
Die Addams Family