GoT: Beyond the Wall

got7
Nach der letzten Episode, die primär als Set-up für diese fungierte, passiert in „Beyond the Wall“ wirklich etwas – wir verlassen Nebenschauplätze und werden uns der Hauptbedrohung zu. Ganz in bester GoT-Tradition bietet die vorletzte Episode dieser Staffel ordentlich Schauwerte – bleib dabei aber ziemlich uneben, da die Umsetzung der Prämisse mitunter äußerst holprig ausfällt.

Winterfell
Eine der besten Entscheidungen für diese Episode war es, den King’s-Landing-Handlungsstrang auszuschließen und sich ausschließlich auf Dragonstone und den Norden zu konzentrieren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich tatsächlich auch den Winterfell-Subplot weggelassen. Meine Meinung bezüglich der kleinen Familienkrise zwischen Sansa und Arya hat sich nicht geändert: Das Ganze wirkt uninteressant und im Vergleich zu den anderen Ereignissen der Episode geradezu belanglos. Das erste Gespräch zwischen Sansa und Arya ist im Grunde eine etwas harschere Version des Gesprächs der vorangegangenen Episode unter Einbeziehung des gefunden Briefs. In der folgenden Szene berät sich Sansa mit Littlefinger, der dazu rät, Brienne als Vermittlerin einzusetzen. Daraus wird allerdings nichts, denn ein Brief lädt Sansa zum großen Treffen der nächsten Episode nach King’s Landing (das kommt alles ein wenig plötzlich und unvermittelt) – Sansa hat aber keine Lust zu gehen und schickt Brienne, die aber ebenfalls keine Lust hat und um Sansas Sicherheit fürchtet, aber Befehl ist Befehl. In der finalen Winterfellszene durchsucht Sansa Aryas Zimmer und findet die Gesichter, was zu einer weiteren unangenehmen Konfrontation inklusive Psychospielchen führt. Diese Szene ist dramaturgisch in meinen Augen jedoch völlig deplatziert, weil sie im Anschluss an das Scharmützel im Norden kommt – nach diesem dramatischen Höhepunkt dürfte sich kaum jemand noch für die Differenzen der Stark-Schwestern interessieren.

Jenseits der Mauer Teil 1
Strukturell hat diese Episode ähnliche Probleme wie die letzte, weshalb ich diesen Handlungsstrang in der Besprechung tatsächlich aufteile, um das Ganze etwas übersichtlicher darstellen zu können – sonst käme die Chronologie der Episode völlig durcheinander. Nun denn, gerade in diesem Teil der Episode finden sich einige Highlights, denn die Tour nach Norden wird für einige interessante Dialogmomente genutzt – Gendry, Beric und Thoros verarbeiten den Verkauf an Melisandre, Jon und Jorah diskutieren über Lord Mormonts Vermächtnis, Sandor Clegane und Tormund freunden sich an – hiervon hätte es durchaus noch mehr geben dürfen, stattdessen hätten Benioff und Weiss den Winterfell-Handlungsstrang auslassen können.

jon co
Gemeinsam auf Betriebsausflug: Tormund (Kristofer Hivju), Jon (Kit Harrington), Beric (Richard, Dormer), Sandor (Rory McCann), Jorah (Iain Glenn), Gendry (Joe Dempsie) und Thoros (Paul Kaye). Bildquelle

Ernster wird es, als das Grüppchen von einem untoten Bären angegriffen wird. Ganz nebenbei: Bin ich der einzige, der sich durch die Flammenschwerter von Thoros und Beric an Lichtschwerter erinnert fühlt? In diesem Kontext könnte man argumentieren, dass das ein wenig zu leicht funktioniert, aber die Erklärung im Subtext überzeugt mich und passt auch im Kontext der Romane ganz gut. Wenn Thoros von Myr früher Schwerter anzündete, musste er sie in Seefeuer tränken und danach war das Schwert unbrauchbar. Hier müssen Thros und Beric R’hllor ein wenig Blut opfern (jedes Mal, wenn sie ihre Schwerter anzünden, schneiden sie sich die Handfläche auf). Das passt ganz gut zur Thematik der durch die Drachen zurückkehrenden bzw. stärker werdenden Magie in den Romanen. Darüber hinaus ist Magie an der Mauer und jenseits davon grundsätzlich stärker, wie wir in Staffel 5 und in „A Dance with Dragons“ von Melisandre erfahren.

Schließlich stößt man auch auf menschliche Wiedergänger und es gelingt sogar, einen Weißen Wanderer zu töten und einen der Wiedergänger gefangenzunehmen – sehr geschickt, dass nur einer übrig bleibt, nachdem der Weiße Wanderer vernichtet wurde. Weniger geschickt ist der Umstand, dass das Grüppchen von der Untotenarmee auf einem gefrorenen See umstellt wird. Besagte Armee erweist sich vorerst allerdings als merkwürdig passiv, sodass Jon und Co. die Nacht auf einer kleinen Felseninsel überstehen – bis auf Thoros, der einem Bärenbiss erliegt. Nur Gendry entkommt und rennt zur Mauer zurück. Auch hier fällt es mir schwer, das Ganze plausibel zu finden, allerdings finden sich im Internet inzwischen aufwändige Berechnungen, wie schnell welcher Weg zurückgelegt werden kann – Gendrys Spurt zur Mauer scheint zumindest noch halbwegs im Bereich des Möglichen zu sein, da die Armee des Nachtkönigs ja ohnehin nicht mehr weit von Eastwatch entfernt ist. Die Geschwindigkeit, mit der der Rabe von Eastwatch allerdings Dragonstone erreicht, ist wieder eine andere Geschichte.

Dragonstone
Auf Dragonstone führen Daenerys und Tyrion wieder ihre übliche Grundsatzdiskussion und basteln an der Metapher des zu zerbrechenden Rades weiter. Unangenehmer ist die Frage nach der Thronfolge, aber es gibt ja durchaus Möglichkeiten bzw. Vorbilder aus der Realität. Wahlkönigtum, Adoption, oder sogar Demokratie? Besonders amüsant ist der Austausch bezüglich des Heldentums von Daenerys‘ Verehrern. Der Kommentar dazu ist angesichts dessen, was sie später abzieht, schon recht ironisch – sie verhält sich letztendlich genauso, wie Jorah oder Jon es tun würden. Als der Rabe mit Gendrys Nachricht kommt, zögert sie keine Minute und schlüpft in ihre noble Wintergarderobe (da hat jemand vorgesorgt), um mit ihren Drachen nach Norden zu fliegen, trotz Tyrions Protest. Selbst mit Drachen scheint mit der Weg über einen halben Kontinent in einer Nacht doch etwas gewagt, aber die Regeln der Dramaturgie verlangen, dass es klappt und die Rettung exakt in letzter Sekunde eintrifft. Bei anderen derartigen Vorkommnissen konnten sich die Macher wenigstens noch damit herausreden, dass keine definitive Zeitangabe getätigt wird, hier geht das nun definitiv nicht mehr.

Jenseits der Mauer Teil 2
Das Scharmützel im Norden hat Fanspekulationen massiv befeuert. Schon allein der Umstand, dass die Armee der Toten erstmal gemütlich wartet, bis die Nacht vorbei ist, ist äußerst verdächtig. Entweder die Dramaturgie ist hier wirklich extrem klischeehaft, oder die ganze Angelegenheit wurde vom Nachtkönig exakt so vorhergesehen und geplant, weil er einen untoten Drachen haben wollte, den er am Ende ja auch bekommt. Aber da hören die Fanspekulationen nicht auf. Die neueste Lieblingstheorie lautet: Bran ist der Nachtkönig. Zum einen werden da Parallelen bei der Kleidung zum Tragen gebracht, zum anderen hat sich das Gesicht leicht verändert. Mit der ganzen Maskierung sieht man das natürlich nicht allzu deutlich, aber tatsächlich hat seine winterliche Majestät nun eine recht lange, gerade Nase, die der von Isaac Hempstead-Wright ähnelt. Wird Bran irgendwann in der Zeit zurückreisen und zum Nachtkönig werden oder sich mit dem ursprünglichen Nachtkönig, dessen Erschaffung wir in Staffel 6 gesehen haben, vereinen? Oder geht die Fantasie mal wieder mit den Fans durch? Zumindest die erste Theorie (das Scharmützel als Falle) erscheint mir plausibel genug – wer hat denn schon nur aus Verdacht derartig massive Ketten dabei, die einen Drachen aus dem Wasser ziehen können? Und warum attackiert der Nachtkönig zuerst Viserion, der fliegt und weitaus schwerer zu treffen ist als Drogon, der am Boden ist und noch dazu von der Drachenkönigin geritten wird? Es sei denn natürlich, der Nachtkönig hat vorhergesehen, was er tun muss oder er ist tatsächlich Bran und weiß was passieren wird bzw. passiert ist bzw. passiert sein wird (wo ist Doc Brown, wenn man ihn braucht?).

dragons
Warum Riesenadler nehmen, wenn man stattdessen Drachen haben kann? (Bildquelle)

Jedenfalls sind die Auswirkungen massiv: Ein Drache tot (oder untot), Daenerys ist von der Gefahr aus dem Norden nun restlos überzeugt und zwischen ihr und Jon funkt es. Rein politisch wäre eine Hochzeit natürlich sehr profitabel, auch wenn sie Tante und Neffe sind – nun ja, angesichts der Targaryen-Tradition ist das fast noch akzeptabel. Letztendlich sind Benioff und Weiss halt auch nur Shipper.

Effekttechnisch hat der Drachenangriff definitiv Kinoniveau und zeigt, was man im Fernsehen inzwischen alles bewerkstelligen kann. Inszenatorisch ist mir das Ganze jedoch zu vorhersehbar. Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht seit Staffel 1 darauf gewartet habe, dass Drachen Untote niedermähen, aber die Rettungen in letzter Sekunde häufen sich so langsam: Erst Daenerys, dann taucht auch noch Benjen Stark aus dem Nichts auf – vielleicht wäre es weniger umständlich gewesen, wenn Jon einfach auf Drogon mitgekommen wäre. So fragt man sich, wie er überhaupt überleben konnte – wobei es auch dazu Theorien gibt, die mit Jons Wiedererweckung zusammenhängen. Vielleicht hat Beric Dondarrion tatsächlich recht und der Herr des Lichts lässt Jon einfach noch nicht sterben. Wie auch immer, ich bin auf jeden Fall nicht der einzige, der bei der letzten Szene ein ziemliches Déjà-vu hatte.

Fazit: „Beyond the Wall“ ist abermals eine Folge mit massiven Schauwerten – aber auch einigen gravierenden dramaturgischen und inhaltlichen Schwächen. Nachdem GoT in seiner Anfangszeit Fantasy-Klischees wiederlegte, wird die Rettung in letzter Sekunde für meinen Geschmack in letzter Zeit etwas zu häufig zelebriert.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War
Eastwatch

Game of Thrones Staffel 3

got3
Die deutsche Free-TV-Erstaustrahlung der Game-of-Thrones-Staffeln ist immer toll, da verdoppeln sich die Besucherzahlen dieses Blogs. Leider habe ich es dieses Jahr wieder nicht geschafft, die Staffelbesprechung halbwegs rechtzeitig nach der US-Ausstrahlung hinzubekommen, aber nachdem ich schon über die Einzelepisoden ausführlich geschrieben hatte, erschien mir das dann irgendwie zweitrangig. Aber nun ist es soweit, hier kommt meine Rezension von Staffel 3, inklusive Soundtrack-Besprechung. Das Ganze ist freilich nicht spoilerfrei.

Die Handlung
Der Versuch, die Handlung einer Staffel von „Game of Thrones“ kurz zusammenzufassen wird immer mehr zu einer Farce, schon allein, weil es „die Handlung“ gar nicht gibt. Aber ich versuche es trotzdem, halte es dabei aber sehr knapp und oberflächlich. Für ausführlichere Zusammenfassungen verweise ich auf meine Episoden-Rezensionen.
Nach der Schlacht auf dem Blackwater läuft das Leben in King’s Landing langsam wieder in geregelten Bahnen. Tywin Lannister (Charles Dance) löst nun seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) als Hand des Königs ab und erledigt die Regierungsgeschäfte für seinen Enkel Joffrey (Jack Gleeson). Die Familie Tyrell sorgt derweil für die Lebensmittelversorgung der Stadt, während Joffreys Verlobte Margaery (Natalie Dormer), die Tochter des Tyrell-Oberhaupts, und Olenna (Diana Rigg), dessen Mutter, sich am Hof einleben und bereits damit beginnen, Intrigen zu spinnen. Die erste misslingt allerdings und hat zur Folge, dass Sansa Stark (Sophie Turner) nun nicht, wie urpsürnglich von den Tyrells geplant, Margaerys Bruder Loras (Finn Jones), sondern Tyrion heiratet.
Auf Dragonstone leckt Stannis Baratheon (Stephen Dillane) derweil seine Wunden, allerdings plant Melisandre (Carice van Houten) schon neue Aktionen, was Davos Seaworth (Liam Cunningham) allerdings nicht sehr positiv aufnimmt – nach einem gescheiterten Mordversuch landet er erst einmal im Kerker von Dragonstone und Melisandre macht einen Ausflug in die Flusslande. Dort trifft sie nicht nur auf die Bruderschaft ohne Banner, eine Bande von Gesetzlosen, angeführt von Beric Dondarrion (Richard Dormer) und dem Roten Priester Thoros (Paul Kaye), sondern auch auf Arya (Maisie Williams), Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey), die versuchen, nach Riverrun zu gelangen.
In Riverrun hält sich derweil Robb Stark (Richard Madden) samt Familie und Hofstaat auf, denn es gibt große Probleme: Nicht nur haben die Eisenmänner den Norden erobert, erschwerend hinzu kommt, dass Robb zwar jede Schlacht gewinnt, aber dennoch den Krieg zu verlieren droht. Es gibt nur einen Mann, der ihn aus dieser Situation befreien kann: Lord Walder Frey (David Bradley), doch dieser ist erzürnt, weil Robb statt einer seiner Töchter Talisa Maegyr (Oona Chaplin) geheiratet hat.
Und zusätzlich ist auch Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) entkommen, der nun auf Geheiß von Catelyn (Michelle Fairley) von Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) nach King’s Landing gebracht werden soll. Die beiden geraten in die Hände des gefährlichen Stark-Vasallen Roose Bolton (Michael McElhatton), der ein doppeltes Spiel spielt.
Theon Greyjoy (Alfie Allen), der für den Fall Winterfells verantwortlich ist, hat ganz eigene Probleme, da er einem bösartigen Folterknecht (Iwan Rheon) in die Hände gefallen ist.
Währenddessen bewegen sich im Norden drei verschiedene Gruppen auf die Mauer zu: Bran (Isaac Hempstead-Wright), Osha (Natalia Tena) und Hodor (Kristian Nairn) fliehen vor den Eisenmännern und versuchen, Castle Black und Jon Snow (Kit Harrington) zu erreichen, wobei sie von Jojen (Thomas Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick), den Kindern des Stark-Vasallen Howland Reed unterstützte werden. Jon Snow ist allerdings gar nicht mehr in Castle Black, sondern hat sich, auf Befehl Qhorin Halfhands, den Wildlingen angeschlossen, um herauszufinden, was ihr Anführer Mance Rayder (Ciarán Hinds), der mit seinen Truppen auf die Mauer zumarschiert, plant. Dabei kommt er der Speerfrau Ygritte (Leslie Rose) sehr viel näher, als für die Mission gut ist.
Und schließlich wären da noch Sam (John Bradley) und die anderen Brüder der Nachtwache, die nach dem Angriff der Weißen Wanderer auf die Faust der Ersten Menschen ebenfalls zur Mauer zurückwollen. Auf dem Weg beschließt Lord-Commander Mormont (James Cosmo), ein weiteres Mal bei Craster (Robert Pugh) zu rasten, was sich allerdings als großer Fehler erweist.
In Essos begibt sich Daenerys (Emilia Clarke) derweil zur Slaver’s Bay, wo sich ihr Robert Baratheons ehemaliger Gardist Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) anschließt. Mit der Armee, die sie dort erhält, ist sie dem Ziel, Westeros zu erobern, nun endlich näher gekommen.

Die Umsetzung
Bei der dritten Staffel ist auffällig, dass sich die Serie insgesamt nun noch weiter von den Büchern entfernt, was allerdings nicht verwunderlich ist. Obwohl „A Storm of Swords“ nun in zwei Staffeln umgesetzt wird, ist der Roman selbst für etwa zwanzig Stunden Serie immer noch zu komplex, weshalb vereinfachende Änderungen schlicht nötig sind. Hinzu kommt, dass Änderungen aus den ersten beiden Staffeln natürlich wieder weitere Änderungen nach sich ziehen. In „A Clash of Kings“ übernimmt Roose Bolton beispielsweise bereits Harrenhal, was in der Serie aber nicht vorkommt, weshalb das nun in der dritten Staffel schnell erledigt werden muss, damit er Jaime und Brienne dort empfangen kann.
Da ich über die Unterschiede zwischen Buch und Serie in den Episoden-Rezensionen schon ziemlich ausführlich gesprochen habe, bemühe ich mich hier nun vor allem um eine Bewertung der einzelnen Handlungsstränge.
Betrachtet man die Episoden einzeln fällt auf, dass diejenigen, die Handlungsstränge ausklammern und sich auf einige Figuren mehr konzentrieren als auf andere, eindeutig die stärkeren sind (das wären in diesem Fall die Folgen 1, 4, 5, 8 und 9). Die restlichen Episoden leiden ein wenig darunter, dass es viele, sehr kurze Szenen gibt, sodass das Ganze in diesen Folgen mitunter an eine extrem hochwertige Clipshow erinnert. Das Staffelfinale hat es diesbezüglich am schlimmsten getroffen, da man offenbar versuchte, noch einmal jede wichtige Figur zu zeigen. Ich persönlich hätte zum Beispiel Daenerys komplett aus Episode 9 gestrichen und die Eroberung Yunkais in Folge 10 gezeigt und stattdessen in Folge 9 Brans Handlungsstrang beendet.
Dieser Eindruck bessert sich allerdings, wenn man mehrere oder alle Folgen am Stück ansieht, so wie es die Schöpfer auch ursprünglich vorgesehen hatten. Dennoch hoffe ich, dass in Staffel 4 der von mir bevorzugte Ansatz noch stärker verfolgt wird
Beginnen wir im Norden: Bei Jon Snow sind meine Gefühle eher gemischter Natur. Das Ganze fängt gut an, vor allem die Umsetzung von Tormund Giantsbane und Mance Rayder (gespielt von Kristofer Hivju und Ciarán Hinds) gefällt mir ausgesprochen gut. Ygritte dagegen geht mir eher auf den Geist, was aber nicht an Rose Leslie liegt, sie spielt die Rolle passend, sondern an der Konzeption der Figur und ihren Dialogen. Auch die Zusätze mit Orell (Mackenzie Crook) finde ich irgendwie überflüssig. Der Höhepunkt dieses Handlungsstrangs ist die ziemlich intensive und gut gelungene Besteigung der Mauer, der Rest ist eher suboptimal.
Sams Handlungsstrang nimmt weniger Platz ein, ist aber dafür buchkonformer. Der Abschied von James Cosmo als Jeor Mormont ist sehr gut gelungen, ebenso wie die Szenen zwischen Sam und Gilly (Hannah Murray) – da stimmt die Chemie. Nur ein kleines Detail stört mich hier: Ich hätte es schön gefunden, wenn die Namensgebungsbräuche der Wildlinge stärker mit eingeflossen wären.
Die Bran-Handlung gehört dagegen zu den schwächsten Teilen der dritten Staffel – immerhin sind auch hier die Szenen meistens recht kurz und es gibt auch verhältnismäßig wenige. Die beiden Reeds bleiben ziemlich blass, und ansonsten passiert einfach kaum etwas – in den Büchern war das allerdings nicht wirklich anders.
Theon Greyjoy hat es in dieser Staffel nicht leicht. Nach „A Clash of Kings“ ist er erst einmal zwei Romane lang abwesend, aber für die Serie wollte man die Figur verständlicherweise nicht einfach für mindestens zwei Staffeln verschwinden lassen, weshalb man sich entschied, seine Folter durch Ramsay Snow zu zeigen. Einerseits spielen sowohl Alfie Allen als auch Iwan Rheon in diesen Szenen wirklich gut, andererseits aber ermüdet die Folterei über die Dauer einer Staffel, das Ganze bewegt sich einfach nicht vorwärts. Für die vierte Staffel hoffe ich da auf eine eindeutige Verbesserung; nach allem, was man bisher gehört hat, werden schon Inhalte aus „A Dance with Dragons“ eingebaut, ich freue schon auf eine Interaktion zwischen Iwan Rheons Ramsay und Michael McElhattons Roose Bolton.
Das „Herzstück“ der dritten Staffel ist letztendlich der Robb/Catelyn-Handlungsstrang, da zu ihm der emotionale Höhepunkt der Staffel gehört – für meinen Geschmack kam dieser allerdings ein wenig zu kurz. Nicht, dass Robb und Catelyn meine Lieblingsfiguren wären und ich unbedingt mehr von ihnen sehen müsste, aber die emotionale Wirkung der Roten Hochzeit wäre noch größer gewesen, wenn die beiden noch ein wenig präsenter gewesen wären. Die Rote Hochzeit, ohnehin DAS TV-Ereignis des letzten Jahres, ist interessanterweise recht weit von der Vorlage entfernt; bei Martin geht es vor allem um Atmosphäre, während in der Serie die Schockwirkung im Vordergrund steht. Für eine TV-Serie ist dies durchaus legitim, der Leser fragt sich allerdings dennoch, wie wohl eine buchgetreuere Adaption ausgesehen hätte. Die Serien-Hochzeit überzeugt dennoch, vor allem wegen David Bradley und Michelle Fairley, die zweifelsohne die beste schauspielerische Leistung dieser Staffel erbracht hat.
Mit Edmure (Tobias Menzies) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) werden zwei neue Figuren vorgestellt, die beide eigentlich in „A Game of Thrones“ bereits auftauchten, deren Debüt in der Serie aber aus Zeitgründen in die dritte Staffel verlegt wurde. Beide werden gut dargestellt, bleiben aber, ebenfalls aus Mangel an Zeit, verhältnismäßig eindimensional.
Auch in Aryas Handlungsstrang treffen wir zwei neue, interessante Figuren: Lord Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Thoros von Myr (Paul Kaye), die beide ebenfalls exzellent gespielt und darüber hinaus auch ein wenig besser beleuchtet werden als die beiden Tullys. Ebenso gelungen sind die Gespräche zwischen Arya und Sandor Clegane (Rory McCann).
Durch Melisandres Reisen kreuzen sich darüber hinaus die Handlungsstränge von Arya und Davos/Stannis/Melisandre. In Letzterem passiert in dieser Staffel allerdings nicht viel, es wird vor allem für Staffel 4 vorbereitet.
Die verbliebenen drei Handlungsstränge – Daenerys, King’s Landing und Jaime/Brienne – sind für mich die stärksten der Staffel. Gerade bei den Kritikern ist auch Daenerys in Staffel 3, ähnlich wie in Staffel 2, nicht wirklich gut weggekommen, aber im Gegensatz zu ihren Abenteuern in Qarth fand ich die Zerstörung von Astapor und die Eroberung von Yunkai schlicht extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil Dany agiert, anstatt zu reagieren und weil Ser Barristan Selmy, eine meiner Lieblingsfiguren, wieder mitmischt.
King’s Landing ist eigentlich in jeder Staffel interessant, weil es hier immer die größte Ansammlung an Figuren gibt, und Staffel 3 ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Anwesenheit der Tyrells und Lord Tywins macht alles noch weitaus interessanter, auch wenn das bedeutet, dass Tyrion, gerade im Vergleich zu Staffel 2, die ja quasi seine Staffel war, ein wenig zurückstecken muss. Als Entschädigung gibt es allerdings die wundervolle Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell, und auch Margaery wird um einiges interessanter als in Staffel 2 – oder den Büchern.
Der Jaime/Brienne-Handlungsstrang ist schließlich der emotionale Kern der Staffel, und wenn es einen Aspekt der Bücher gibt, der wirklich annährend perfekt umgesetzt wurde, dann ist es dieser. Nikolaj Coster-Waldau und Gewndoline Christie spielen exzellent, Locke (Noah Taylor) ist ein würdiger und ebenso verachtenswerter Ersatz für Vargo Hoat und alles in allem sind die Szenen einfach perfekt inszeniert, allen voran natürlich die Badeszene. Für mich eindeutig der Gewinner unter den Handlungssträngen der dritten Staffel.

Der Soundtrack
gamesoundtrack
Tracklisting:

01. Main Title
02. A Lannister Always Pays His Debts
03. Dracarys
04. I Paid The Iron Price
05. Chaos Is A Ladder
06. Dark Wings, Dark Words
07. You Know Nothing
08. Wall Of Ice
09. Kingslayer
10. I Have To Go North
11. White Walkers
12. It’s Always Summer Under the Sea (Performed by Kerry Ingram)
13. Reek
14. The Bear and the Maiden Fair (Performed by The Hold Steady)
15. The Night Is Dark
16. The Lannisters Send Their Regards
17. Heir To Winterfell
18. Mhysa
19. For The Realm

Um es gleich vornewegzunehmen: Das Album zur dritten Staffel beinhaltet einige der absoluten Highlights in Ramin Djawadis Schaffen für „Game of Thrones“, als Gesamtpaket bleibt es allerdings hinter der Musik der zweiten Staffel zurück. Dies liegt vor allem daran, das besagte Highlights vor allem aus Variationen von bereits vorhandenen Themen bestehen. Was der der Musik der dritten Staffel fehlt, ist ein starkes neues Thema, etwa für Haus Bolton. Während die Musik zur zweiten Staffel vor allem durch gelungene neue Leitmotive auffiel, etwa für die Greyjoys, für Stannis/Melisandre/R’hllor etc., ist Staffel 3 immer dann am besten, wenn diese Motive weiterentwickelt werden. Das Greyjoy-Thema ist ein schönes Beispiel, das in Reek, passend zu Theons unangenehmer Situation, abgehackt und panisch klingt. Auch die Themen der ersten Staffel tauchen wieder auf, unter anderem das Stark-Thema in I Paid the Iron Price, das hier ebenfalls Theon gilt (es wird in der Szene gespielt, in der er Ramsay gesteht, dass sein wahrer Vater in King’s Landing enthauptet wurde) oder das Lannister/Intrigen-Thema, das Littlefingers Monolog unterlegt (Chaos is a Laddder). Am interessantesten entwickelt sich allerdings ohne Frage Daenerys‘ Thema, das hier eine neue Komponente bekommt: In der Schlussszene der vierten Episode wird ihr Thema um ein marschartiges Chormotiv für die Unberührten erweitert (Dracarys). In Mhysa schließlich taucht ihr Thema abermals in einer völlig neuen Version auf, gesungen von einem Frauenchor, inklusive des Unberührten-Motivs und versetzt mit Elementen des Hauptthemas; die Musik spiegelt hier schön die Entwicklung Danys von der Kriegsherrin zur Befreierin wieder.
Mein persönliches Lieblingsthema, The Rains of Castamere, taucht leider nur einmal auf, aber was für eine Version. Auf eine derartige Instrumentalfassung hatte ich schon gehofft, seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe. Interessanterweise ist A Lannister Always Pays His Debts nicht komplett in der Serie zu hören. Der Anfang erinnert an den diegetischen Einsatz des Themas bei der Roten Hochzeit, der Rest des Stücks (ab 0:50) erklingt am Ende der siebten Folge und untermalt Jaimes Abgang aus Harrenhal („Sorry about the Sapphires“). Apropos Rote Hochzeit, von deren musikalischer Untermalung bin ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass The Rains of Castamere, wie im Roman, durchgehend gespielt wird. Die Untermalung des Gemetzels besteht vor allem aus sehr dissonanten Streichern, erst später wird zaghaft das Stark-Theme dekonstruiert, und ein paar Takte des GoT-Themas sind ebenfalls zu hören (The Lannisters Send Their Regards).
Letztendlich startet das Album mit A Lannister Always Pays His Debts, Dracarys, I Paid the Iron Price, Chaos Is a Ladder und Dark Wings, Dark Words (eine nicht verwendeten Chorsfassung des Hauptthemas, ähnlich wie Mhysa) sehr stark, in der Mitte dominieren allerdings einige ziemlich uninteressante Suspense-Stücke. You Know Nothing ist sogar ein wenig ärgerlich, weil Djawadi das Liebesthema für Robb und Talisa einfach für Jon und Ygritte recycelt und es dabei nicht einmal groß variiert.
Ebenfalls ärgerlich finde ich, dass es einige Stücke aus der Serie gibt, die ich gerne noch auf der CD gehabt hätte, darunter die diegetischen Versionen von The Rains of Castamere und The Bear and the Maiden Fair, das Stück, das erklingt, als die Drachen in der ersten Folge auf Daenerys‘ Schiff zufliegen, das Statement des Baratheon-Themas aus Episode 7 und die subtilen Rains-of-Castamere-Einsätze aus den Folgen 1 und 8,
Neben den eigentlichen Score-Stücken gibt es noch drei „Bonus-Tracks“, die beiden Abspannlieder The Bear and the Maiden Fair von Holdy Steady und It’s Always Summer Under the Sea von Shireen-Darstellerin Kerry Ingram, sowie eine Gitarrenversion des Hauptthemas, gespielt von Ramin Djawadi höchstpersönlich (For the Realm).

Fazit: Trotz einiger Schwächen hält Staffel 3 insgesamt das extrem hohe Niveau und sorgt dafür, dass „Game of Thrones“ nach wie vor das Beste ist, was die Serienlandschaft zu bieten hat.

Trailer

Staffel 3 Episoden-Rezensionen:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones – Soundtrack

GoT: The Climb

season 3

Nördlich der Mauer
Die Episode beginnt mit einer netten, kleinen, sehr buchgetreuen Szene mit Sam und Gilly. Sie bringt ihm bei, wie man richtig Feuer macht und er singt ihr dafür ein Lied aus dem Süden vor. Nebenbei wird auch gleich die Klinge aus Obsidian eingeführt – ein Hoch auf das Kommen von Sam, dem Töter.
Wie der Titel der Episode allerdings ankündigt, liegt der Fokus dieser Episode auf Jon Snow und den Wildlingen, die versuchen, die Mauer zu erklimmen – obwohl es, wie so oft, eine weitere Bedeutung des Titels gibt. Nachdem es bisher pro Folge meistens nur eine einzige Szene mit Jon gab, die oft eher „abgearbeitet“ wirkte, gehört der Jon-Snow-Handlungsstrang zum Besten, was diese Episode zu bieten hat. Dennoch gibt es ein, zwei kritische Stellen. Erwähnenswert ist in jedem Fall, dass der Wildlingstrupp im Roman weitaus größer ist als in der Serie und auch nicht von Tormund, sondern vom Magnar von Thenn angeführt wird. Das ist allerdings keineswegs kritisch, ich mag Tormund sowieso lieber und er wird von Kristofer Hivju sehr treffend dargestellt. Kritisch ist dagegen Jons Dialog mit Ygritte, in dem sie ihm offenbart, dass sie weiß, dass Jon nach wie vor der Nachtwache treu ist. Das wirkt…merkwürdig. Ist das eine Andeutung dafür, dass Ygritte ein verändertes Schicksal erwartet? Man wird sehen.
Tormund_The_Climb
Tormund (Kristofer Hivju) erklimmt die Mauer

Der Aufstieg selbst ist jedenfalls äußerst gelungen und intensiv, die Bilder sind beeindruckend und man fühlt regelrecht die Entbehrungen der Beteiligten – diese Szenen sollten auf der großen Leinwand zu sehen sein. Nebenbei wird auch gleich noch das Band zwischen Ygritte und Jon gestärkt und die Feindschaft zwischen Orell und Jon vertieft. Lediglich das Ende des Aufstiegs (und der Episode), der Kuss auf der Mauer, wirkt sehr kitschig. Aber die Landschaft ist schön.

Auf dem Weg zur Mauer
Ein wenig südlicher passiert bei Bran, Rickon Osha, Hodor und den Reeds nach wie vor nicht allzu viel. Meera und Osha geraten aneinander, während Bran den Streit schlichten muss – einmal Lord von Winterfell, immer Lord von Winterfell. Derweil scheint es, dass Jojens prophetische Träume epileptischen Anfällen ziemlich ähnlich sind. Das Ganze weicht selbstverständlich relativ weit vom Buch ab, da dort Osha bereits mit Rickon anderswo hin aufgebrochen ist. Der Buchleser fragt sich natürlich, ob das noch kommt, oder ob Osha und Rickon weiterhin bei Bran bleiben. In den Büchern hatten beide seither nicht viel zu tun, in „A Dance with Dragons“ wird allerdings angedeutet, dass sich das ändern könnte.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Als Arya sich gerade im Bogenschießen übt, trifft, wie zu erwarten war, Melisandre bei der Bruderschaft ohne Banner ein und sorgt dafür, dass sich meine Vermutung, die Phrase Valar Dohaeris würden wir erste nächste Staffel hören, als falsch erweist. Trotzdem ist es nett, die Rote Priesterin und Thoros Hochvalyrisch reden zu hören. Derweil wird Thoros‘ Mission (Robert Baratheon zum Herrn des Lichts zu bekehren) in den Romanen allerhöchstens angedeutet. Das Gespräch zwischen ihm, Berric und Thoros gestaltet sich äußerst interessant, da wir nebenbei mehr über Thoros‘ Vergangenheit, seine Motivation und seine Gedanken erfahren. Wegen dem Schattensohn und der Wiedererweckung könnte man meinen, dass der Herr des Lichts der bisher aktivste Gott der verschiedenen Religion von Westeros und Essos ist, allerdings stellt sich die Frage, ob hier wirklich ein Gott am Werk ist, oder ob das Ganze nicht doch etwas mit Daenerys‘ Drachen zu tun hat.
melisandrethoros
Melisandre (Carice van Houten) und Thoros von Myr (Paul Kaye)

Wie zu erwarten war, nimmt Gendry in der Tat den Platz von Edric Storm ein. Die Bruderschaft verkauft ihn regelrecht an ihn, was nun wiederrum kein gutes Licht auf sie wirft. Der kleine Austausch zwischen Melisandre und Arya ist allerdings noch einmal sehr interessant. Die Rote Priesterin sieht in Arya Dunkelheit und viele Augen, die zurückstarren; ein Hinweis auf ihre Zukunft bei den Gesichtslosen? Diese Vermutung wird durch die Verwendung von Jaqen H’gars Thema noch untermauert. Ebenso interessant ist die Aussage, dass Melisandre Arya wiedertreffen wird – in den Romanen ist das bisher nicht geschehen, vielleicht passiert es ja in Band 6 oder 7.

In der Folterkammer
Nach wie vor spielt Ramsay seine gemeinen kleinen Spielchen mit Theon, und nach wie vor wissen weder Theon noch die buchunkundigen Zuschauer, was das Ganze eigentlich soll und wer der Folterknecht ist – auch wenn man es durch die Versinnbildlichung des Bolton-Wappens durchaus erraten kann. Dennoch, gerade für Nichtbuchleser könnten die Theon/Ramsay-Szenen relativ ermüdend erscheinen und selbst für den Buchleser stellt sich die Frage, ob sie wirklich nötig gewesen wären. Davon einmal abgesehen sind sie allerdings durchaus gut gelungen, vor allem Iwan Rheon wird bei jedem seiner Auftritte mit Genuss sadistischer. Seine hintergründige Äußerung gilt wahrscheinlich nicht nur für Theons Handlungsstrang, sondern für die gesamte Serie: „If you think this has a happy ending, you haven’t been paying attention.“
In jedem Fall keine Szene für zartbesaitete („The Climb“ ist wahrscheinlich die bisher „heftigste“ Folge der dritten Staffel). Wenn es mit Ramsay und Theon weitergeht, wird es allerdings nicht besser.

Riverrun
In Riverrun schmiedet Robb neue Bündnisse, um sein kühnes Vorhaben, die Eroberung von Casterly Rock, in die Tat umzusetzen. Er trifft sich mit Walders Freys Gesandten Lothar (Tom Brooke) und Black Walder (Tom Pester), die ihm die Bedingungen ihres Vaters für eine Erneuerung des Bündnisses bringen. Walder will Harrenhal und, sehr viel wichtiger, er will, dass Edmure eine seiner Töchter heiratet. Wie in den Romanen ist Edmure erst einmal von dieser Aussicht absolut nicht begeistert. Der Blackfish und Robb können ihn jedoch überzeugen. Obwohl Ersterer immer ein wenig sehr harsch gegenüber seinem Neffen ist, in der Serie mehr noch als in den Romanen, erweist sich Clive Russel nach wie vor als weitere Idealbesetzung.

Harrenhal
jaimebrienne
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Brienne (Gwendoline Christie) – letztere fühlt sich in Pink nicht wohl

Nach der Intensität der Badeszene in der letzten Episode gibt es bei Jaime und Brienne dieses Mal wieder ein wenig mehr Humor. Allein der Anblick Briennes in einem pinken (!) Kleid, begleitet von Roose Boltons Worten und Gwendoline Christies Mimik ist herrlich. Dazu kommen noch Jaimes Schwierigkeiten beim Fleischschneiden und seine selbstironischen Kommentare. Dennoch ist diese Szene alles andere als leichtherzig oder angenehm. Neben Gwendoline Christie und Nikloaj Coster-Waldau brilliert hier vor allem Michael McElhatton, der Roose Bolton sehr nuanciert und zurückhaltend spielt, ebenso, wie man sich den Lord der Dreadfort vorstellt. Vor allem der letzte, hintergründige Kommentar Boltons lässt vermuten, dass er an Jaimes Verstümmelung vielleicht doch nicht ganz so unschuldig ist, wie er behauptet.

King’s Landing
Endlich kommt das, worauf ich seit Diana Riggs erstem Auftritt als Olenna Tyrell gewartet habe: Das Gespräch zwischen ihr und Lord Tywin. Herrlich! Endlich treffen sowohl Tywin als auch Olenna auf jemanden, der ihnen jeweils ebenbürtig ist. Abermals bekommt Olenna die besten und zitirfähigsten Sprüche („As an authority on myself, I must disagree.“). Doch wie es aussieht, hat Tywin gewonnen… Was hier wohl am Ende herauskommt?
Drei der vier zu Verheiratenden sind jedenfalls nicht sehr guter Dinge. Während Sansa noch glaubt, dass sie Loras ehelichen wird, der wiederrum allgemein keinerlei Interesse an Frauen hat, scheinen die bevorstehenden Hochzeiten Tyrion und Cersei wieder zusammenzubringen – ein wenig seltsam, wenn man das viele böse Blut zwischen ihnen bedenkt. Diese Versöhung wirkt irgendwie unpassend, ebenso wie die Tatsache, dass Tyrion sehr offen über das Attentat auf ihn spricht. Cersei reagiert darauf wie in Staffel 2, als Tyrion von den Bastardmorden spricht; offenbar war es (zumindest in der Serie) auch in dieser Situation Joffrey. Diese Konversation wirkt unnötig und unpassend, ebenso wie Tyrions Auftauchen bei Sansa. So anständig er auch ist, ganz so anständig ist er dann doch wieder nicht, jedenfalls hielt er es im Buch nicht für nötig.
Apropos Diskrepanz zwischen Buch und Serie: Die vorletzte Szene gehört Littlefinger, dessen Darstellung in der Serie recht umstritten ist. Dies hängt allerdings nicht mit Aiden Gillen zusammen, sondern eher mit der Tatsache, dass er in der Serie plakativer und schurkischer vorgeht, während er im Roman weit weniger präsent ist und auch sehr viel subtiler handelt. Der „Schurkenmonolog“, mit dem diese Folge endet, ist in der Tat im Gesamtkontext ein wenig zu viel, da Littlefingers Bösartigkeit hier übertrieben und fast schon plump dargestellt wird. Als Einzelszene betrachtet funktioniert die Montage allerdings, nicht zuletzt dank Aiden Gillen, der in meinen Augen eine weitere Idealbesetzung ist. Darüber hinaus ist es schön, das Lannister-Thema aus Staffel 1 noch einmal zu hören.
ros
Ros (Esmé Bianco), gespickt mit Joffreys Amrbrustbolzen

Und dann wäre da noch Ros, deren Tod wohl niemand vorhergesehen hat – in gewisser Hinsicht ist es schön, auch als Buchleser mal überrascht zu werden. Die von Esmé Bianco gespielte Prostituierte tauchte bereits in der ersten Folge der ersten Staffel auf, noch als namenlose Hure, um Tyrion einzuführen, doch den Produzenten gefiel die Figur so gut, dass sie ihr einen Namen gaben und sie die Rolle mehrere anderer Prostituierter ausfüllen ließen; in den Romanen ist diejenige, die Cersei für Tyrions Bettgefährtin hält und im zweiten Band einsperren lässt, ein Mädchen namens Alayaya. Im Fandom war sie allerdings nicht besonders beliebt und galt vor allem als Fanservice-Charakter, um mehr Nacktszenen unterbringen zu können. Ihr Tod ist relativ plötzlich, relativ sinnlos und passt damit eigentlich relativ gut zu den vielen anderen sterbenden Charakteren, aber man wird das Gefühl nicht los, dass die Produzenten damit sagen wollen: „Da, jetzt ist sie tot, seid ihr zufrieden?“
Und nachdem Joffrey in dieser Staffel doch recht zahm war, toppt er in einer einzigen Einstellung fast alles, was er in Staffel 2 getan hat. Was Margaery wohl dazu sagen würde?

Fazit: Auf zwei extrem starke Episoden folgt nun wieder eine etwas schwächere, was natürlich ein wenig schade ist, aber dennoch zu erwarten war. „The Climb“ besitzt weder die Intensität von „Kissed by Fire“, noch die epische Komponente von „And Now His Watch Is Ended“, dafür leider einiges, was unnötig oder störend ist. Dennoch ist eine etwas schwächere GoT-Folge immer noch den stärksten Folgen der meisten anderen Serien weit überlegen.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Dark Wings, Dark Words

season 3
„Dark Wings, Dark Words“, die zweite Episode der dritten GoT-Staffel, erfüllt noch einmal einen ähnlichen Zweck wie „Valar Morghulis“ und nimmt weitere Handlungsstränge auf, vor allem natürlich jene, die in der ersten Folge noch nicht bedacht wurden: Bran, Arya, Theon Greyjoy, Brienne und Jaime erhalten dieses Mal ihren Anteil, stattdessen müssen wir allerdings auf Daenerys‘ und Davos‘ Handlungsstrang verzichten. Leider wird die ruhigere, entspanntere Erzählweise von „Valar Morghulis“ wieder den schnelleren Szenenwechseln geopfert. Um ehrlich zu sein hätte ich es bevorzugt, wenn die einzelnen Szenen abermals etwas länger gewesen wären, was sich in meinen Augen durchaus hätte bewerkstelligen lassen. „Dark Wings, Dark Words“ ist mal wieder eine dieser Mosaik-Folgen. Vor allem bei den Handlungssträngen, die bereits in „Valar Morghulis“ wieder aufgenommen und in dieser Episode weitergeführt werden, bewegt sich nicht allzu viel.
Und während sich in „Valar Morghulis“ die Szenen noch sehr gut mit den entsprechenden Kapiteln in den Büchern vergleichen ließen, fällt dies nun weitaus schwerer, vor allem bei den Handlungssträngen von Catelyn und Bran.

Auf dem Weg zur Mauer
jojenmeera
Jojen (Thomas Brodie-Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick)

Bran macht in dieser Episode den Anfang, und wie so oft hat er einen Traum, in dem er, mit einem Bogen bewaffnet, noch laufen kann und der in irgendeiner Weise die erste Stark-Szene aus der ersten Episode der ersten Staffel rekapituliert. Für einen kurzen Moment sind sogar Bran, Robb und Jon wieder vereint und die Stimme Sean Beans erklingt – ein schöner Rückgriff, bevor eine weitere neue Figur eingeführt wird: Jojen Reed (Thomas Brodie-Sangster). Er und seine Schwester Meera (Ellie Kendrick) – beide tauchen später auch außerhalb von Träumen auf – waren in den Romanen bereits in „A Clash of Kings“ zugegen. Sie sind die Kinder Howland Reeds, eines Vasallen von Ned Stark, und entwickeln sich bereits in Band 2 zu wichtigen Vertrauten von Bran, u.a. helfen sie Osha dabei, Bran und Rickon vor Theon und den Eisenmännern in Sicherheit zu bringen; ihr Auftauchen war also quasi überfällig. Die Einführung ist allerdings durchaus gelungen, ebenso wie die Wahl der Schauspieler. Nebenbei: Isaac Hempstead-Wright, der Bran spielt, ist zwischen den Dreharbeiten ziemlich in die Höhe geschossen (was immerhin ein wenig kompensiert wird, wenn er sitzt, was er ja doch ziemlich häufig tut), und der Stimmbruch macht sich inzwischen auch ordentlich bemerkbar.

Harrenhal
In Harrenhal erfahren Robb und Catelyn, dass Hoster Tully gestorben ist, brechen gen Riverrun auf und lassen Harrenhal in der Obhut von Roose Bolton – was die Frage aufwirft, weshalb sie die verfluchte Burg besucht haben. Meine Vermutung wäre, dass dies geschah, um den „Übergang“ für Nichtbuchleser flüssiger zu gestalten. Roose Bolton tauchte in Staffel 2 ja bereits auf, aber noch nicht besonders prominent. Durch diese Änderung sehen wir nun noch einmal Roose an der Seite von Robb, bevor er das Kommando in Harrenhal übernimmt und später dann auf Jaime und Brienne trifft.
Auf dem Weg nach Riverrun weiß schließlich Catelyn noch eine äußerst interessante Geschichte zu erzählen, die eine eindeutige Abweichung von der Buch-Catelyn darstellt: Während im Buch ihre Abneigung gegenüber Jon Snow sehr eindeutig ist (man erinnere sich nur an das Gespräch mit Robb über Jon als möglichen Erben), hinterfragt Serien-Catelyn in besagtem Dialog mit Talisa ihre Einstellung. Gleichzeitig gibt sie sich quasi selbst die Schuld an den ganzen Ereignissen, weil sie ihr Versprechen gegenüber den Göttern, Jon Snow zu behandeln, als wäre er ihr eigener Sohn, nicht eingehalten hat. Dadurch wie Catelyn (deren Abneigung gegen Jon in der Serie, wegen des Mangels an inneren Monologen, ohnehin schwächer ausgeprägt) eindeutig sympathischer. Dennoch weiß ich nicht, ob mir diese Änderung wirklich gefällt, da Catelyns Sturheit in dieser Sache ihren Charakter irgendwie glaubwürdiger werden ließ. Anderseits spielt Michelle Fairley hier ein weiteres Mal wirklich exzellent.

In der Folterkammer
Wie ich erwartet hatte, gibt es bereits jetzt ein Wiedersehen mit Theon Geryjoy, der sich in einer ziemlich unangenehmen Lage an einem unbekannten Ort befindet. Zwar wissen wir nicht, wo er ist, aber es wird an der Art und Weise, wie er präpariert wurde – nämlich als lebendige Version des Bolton-Wappens – sehr schnell klar, in wessen Händen er sich befindet. Yaras Gesandter (Iwan Rheon) ist jedenfalls nicht der, für den er sich ausgibt…

Auf dem Weg nach King’s Landing
Die recht kurzen Szenen mit Jaime und Brienne sind dieses Mal eindeutig das Highlight der Folge. Zuerst wandern sie nur und plaudern, wobei vor allem die Chemie zwischen Nikolaj Coster-Waldau Gwendoline Christie einfach grandios ist. Egal ob sie mit Worten oder Schwertern kämpfen, ihre Auseinandersetzung ist herrlich. Statt von den „Tapferen Kameraden“ werden sie allerdings von den Männern Roose Boltons‘ gefangenen genommen. Das Stück, das am Ende der Szene erklingt und in den Abspann überleitet, könnte das neue Thema des Hauses Bolton sein.

King’s Landing
Wie schon in „Valar Morghulis“ gibt es auch hier wieder einige zusätzliche Szenen mit Joffrey und den Tyrells. Auffällig ist, dass Joffrey im Gegensatz zu Staffel 2, wo er doch ganz schön psychopathische Züge annahm und unter anderem dafür sorgte, dass eine Hure die andere folterte, nun wieder eher seine Arschlochtendenzen auslebt (vor allem Cersei gegenüber) und damit, zumindest für seine Verhältnisse, angenehmer wird.
Auch bei Sansa wird’s immer interessanter. Einerseits scheint Shae die älteste Stark-Tochter inzwischen wirklich gerne zu haben, sie versucht sogar, Tyrion dazu zu bringen, sie vor Littlefingers wie auch immer gearteten Ambitionen zu beschützen – und wird dabei sowohl auf Ros als auch auf Sansa ziemlich eifersüchtig. Mit Sicherheit wird noch interessant werden, wie Shae auf die Hochzeit Tyrions reagiert.
Das zweite Highlight der Folge, ebenfalls bei Sansa zu finden, ist eindeutig Diana Rigg als Olenna Tyrell. Der trockene Witz der Figur und ihrer Debütszene wurde wunderbar umgesetzt, ohne die emotionale Wirkung negativ zu beeinflussen – Sophie Turner muss hier unbedingt lobend erwähnt werden. Es scheint sich abzuzeichnen, dass Mahlzeiten mit den Tyrells stets sehr interessant und amüsant sind.
olenna
Olenna Tyrell (Diana Rigg)

Eine weitere Joffrey-Szene resultiert direkt aus dem Gespräch: Margaery setzt um, was Sansa ihr über ihren zukünftigen Gemahl erzählt hat. Anstatt, wie Sansa, einfach nur zu allem „Ja“ und „Amen“ zu sagen (was Joffrey wohl stark provoziert haben dürfte), zeigt sie Interesse an seinen Hobbys, zu denen u.a. das Spannen von Armbrüsten gehört. Währenddessen erfahren wir auch, dass Joffrey der amerikanischen extremen Rechten politisch nahe steht. Jedenfalls scheint das Ganze auf Joffrey ziemlichen Eindruck zu machen.

Nördlich der Mauer
Jon Snows Anteil an dieser Episode ist eher kurz, aber doch recht bedeutungsvoll. Nach einem kurzen Gespräch mit Mance Rayder darüber, wie schwer es ist, eine Armee aus Wildlingen aufzustellen und die einzelnen Stämme zu vereinigen, lernen wir Orell (Mackenzie Crook) kennen. An seinem Beispiel wird das Konzept des „Wargs“ erklärt (was gottseidank nicht bedeutet, dass ein bleicher Ork auf ihm reitet). Selbst ein Nichtbuchleser dürfte bei Mance‘ Erklärung begreifen, dass nicht nur Orell durch die Augen eines Tiers (in seinem Fall ein Adler) sehen kann, sondern auch die Stark-Kinder. Nebenbei erfahren und Jon und Mance auch gleich, wie die Schlacht an der Faust der ersten Menschen ausgegangen ist.
orell
Orell (Mackenzie Crook)

Auch mit Sam und dem Rest der Nachtwache gibt es eine kurze Szene, die allerdings nicht die Intensität des entsprechenden Kapitels aus dem Buch erreicht – was zugegebenermaßen auch schwer ist, da dieses Kapitel ein weiteres Mal sehr stark mit inneren Zuständen arbeitet. Zwar kommen die Brüder der Nachtwache nicht wirklich weiter, aber Jeor Mormont ist immer amüsant, gerade, wenn er Sam das Sterben verbietet.

Auf dem Weg nach Riverrun
Auch Aryas Handlungsstrang kam in „Valar Morghulis“ zu kurz, dafür wird er in „Dark Wings, Dark Words“ äußerst amüsant eröffnet: Gendry spricht vielen Fans aus dem Herzen, die sich wundern, weshalb Arya Jaqen H’ghar nicht einfach die Namen von Tywin oder Joffrey genannt hat – was Arya ziemlich nervt.
Kurz darauf taucht schon wieder ein neuer Charakter auf: Thoros von Myr (Paul Kaye), ein Priester des R’hllor, der aber zumindest in dieser Folge eher so auftritt, wie er sich (zumindest Erzählungen nach) in den Büchern vor dem Krieg der Fünf Könige verhalten haben dürfte. Der religiöse Fanatismus kommt (noch) nicht stark zum Tragen. Thoros wird in dieser Folge als äußerst sympathische Figur präsentiert – mir erscheint er gleich doppelt sympathisch, da er bei seinem erstem Auftritt The Rains of Castamere schmettert. Der Rote Priester deutet auf die Rote Hochzeit.
thoros
Thoros von Myr (Paul Kaye)

Auch dieser Handlungsstrang ist verdichtet. Beric Dondarrion, der Anführer der Bruderschaft ohne Banner, taucht zwar noch nicht auf, allerdings erfährt die Bruderschaft bereits von Aryas wahrer Identität und Sandor Clegane geht ihnen ebenfalls bereits in die Falle. Beides wird sogar miteinander verknüpft, denn es ist Clegane, der Aryas Namen nennt.

Fazit: Im Großen und Ganzen überzeugend, allerdings, aufgrund der vielen Szenenwechsel, ein wenig schwächer als der Staffelauftakt. Auch könnte diese Episode für Nichtbuchleser ein wenig überfordernd sein, da wirklich sehr viele neue Charaktere eingeführt werden. Dennoch gibt es auch wieder grandiose Highlights, u.a. das Zusammenspiel von Jaime und Brienne sowie der erste Auftritt von Olenna Tyrell – hoffentlich bekommt sie noch viele, viele Szenen.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3