Harley Quinn feierte ihr Debüt 1992 in „Batman: The Animated Series“, genauer gesagt der Folge „Joker’s Favor“. Seit damals hat sich viel getan, die Figur erwies sich als so populär, dass sie ihren Weg in die reguläre Kontinuität des DC-Universums fand und seither ein unverzichtbarer Teil von Batmans Kosmos wurde. Mehr noch, Harley emanzipierte sich von ihren Wurzeln als „Freundin des Jokers“, bekam diverse Soloserien, wurde wichtiger Teil der Suicide Squad und schaffte sogar den Sprung auf die große Leinwand. Da verwundert es kaum, dass diese Figur, die so erfolgreich ist wie kaum eine zweite, auch zur Hauptfigur einer Graphic Novel des prestigeträchtigen Labels „DC Black“ wurde. Besagtes Label wurde ins Leben gerufen, um düsterere und erwachsenere Geschichten mit den DC-Figuren erzählen zu können, ohne dass sich die Autoren und Zeichner mit der fortlaufenden Kontinuität belasten müssen. „Batman: White Knight“ (hierzulande „Batman: Der weiße Ritter“) wurde dem Label zwar erst nachträglich zugeordnet, die Konzeption dieser Geschichte ist allerdings ein Paradebeispiel.
Ähnlich wie „White Knight“ ist auch „Harleen“ primär das Produkt eines kreativen Kopfes, wie schon Sean Murphy vor ihm fungiert bei diesem Werk der kroatische Künstler Stjepan Šejić als Autor und Zeichner in Personalunion. Ursprünglich erschien „Harleen“ im englischsprachigen Raum in drei Teilen (Panini hat erst vor einigen Wochen den ersten Band in der deutschen Übersetzung herausgebracht), wurde im Nachhinein allerdings in einem wirklich schönen, ansprechenden Hardcover-Sammelband im Überformat und mit Schutzumschlag herausgegeben, den ich mein Eigen nenne und der gerade für bibliophile Menschen wirklich sehr empfehlenswert ist.
Inhaltlich kehrt Šejić zu den Wurzeln der Figur zurück. In den letzten 18 Jahren veränderte sich Harley Quinn enorm und wurde ein Stück Weit zu DCs Gegenstück zu Deadpool, besonders in ihrer eigenen Serie erlebt Harley primär anarchisch komisch Metaabenteuer. Im Grunde handelt es sich bei „Harleen“ um eine Neufassung des legendären „The Batman Adventures: Mad Love“. In diesem Tie-in zu „Batman: The Animated Series“ beleuchteten Paul Dini und Bruce Timm die Hintergründe der Figur. Der Comic erwies sich als enorm populär, tauch regelmäßig in den Top-10-Listen der besten Batman-Comics auf und wurde bereits mehrfach adaptiert, unter anderem in einer späteren Folge von „Batman: The Animated Series“ mit dem selben Titel, in diversen anderen Comics, etwa ihrem Debüt in den regulären Batman-Comics im Rahmen des One-Shots „Batman: Harley Quinn“, oder in anderen Medien, die Harleys Origin erzählen und dazu Elemente aus „Mad Love“ aufgreifen, etwa „Batman: Arkham Origins“ oder „Suicide Squad“. Für „Harleen“ bedient sich Šejić der fast schon ikonischen Geschichte, verankert sie in einer realistischeren Welt und gibt ihr und der Figur noch deutlich mehr Kontext. Das Label „DC Black“ ermöglicht genau das, ohne dass der Comic dabei in eine Orgie aus Gewalt oder Obszönitäten absinkt. Es handelt sich zweifelsohne um „Adult Content“, der seine Möglichkeiten aber subtil auslotet.
Dementsprechend vertraut ist uns Batman-Fans die Handlung: Harleen Quinzel ist Psychiaterin im Arkham Asylum und versucht, dem Wahnsinn des Jokers auf die Spur zu kommen, gerät dabei in seine Fänger und verfällt ihm am Ende. Šejić verpasst diesem Grundplot natürlich noch deutlich mehr Fleisch, liefert mehr Kontext dafür, dass Harleen in Arkham anfängt und stellt auch einige interessante moralische Fragen bezüglich Rehabilitation von Verbrechern und Verlust der Empathie – tatsächlich handelt es sich dabei um die zentralen Themen des Werkes. Besonders Harvey Dent ist in diesem Zusammenhang die interessanteste Figur; Šejićs Version des zum Schurken gewordenen Staatsanwaltes gefällt mir außerordentlich gut. Mir missfällt es des Öfteren, wenn Two Face nach seiner tragischen Entstellung zum gewöhnlichen Gangster wird und beispielsweise Banken überfällt. Šejić lässt ihn dagegen seine Ideale weiterverfolgen – wenn auch auf deutlich inhumanere Art und Weise.
Aber zurück zur eigentlichen Hauptfigur. In diesem Kontext sollte noch erwähnt werden, dass der Titel des Werkes sehr treffend gewählt ist, denn tatsächlich bekommwen wir die klassische Harley Quinn so gut wie gar nicht zu Gesicht, erst ganz am Ende schlüpft sie ins Kostüm. Hier wird tatsächlich die Geschichte von Harleen Quinzel erzählt, konsequent, nachvollziehbar und so geerdet, wie das im Rahme eines derartigen Comics eben möglich ist. Šejić erforscht ihre Ambitionen und zeichnet das glaubwürdige Bild einer jungen Frau, die erst traumatisiert wird und sich dann mit ihrem Traume auseinandersetzt – mit fatalen Folgen für alle Beteiligten.
Die Zeichnungen sind dabei nicht zu vernachlässigen. Es ist immer interessant, wenn Texte und Zeichnungen von derselben Person stammen, da die visuelle Umsetzung der Geschichte demselben Geist entstammt wie die Geschichte selbst und dem Leser quasi ungefiltert präsentiert wird. Ebenso interessant ist es, wenn sich europäische Künstler an Batman versuchen. Šejić mag Kroate sein, aber mich persönliche erinnert sein sehr filigraner Stil mit den äußerst ausdrucksstarken Gesichtern durchaus an frankobelgische Comics – ähnlich ging es mir mit vergleichbaren europäischen Zeichnern, die sich an Batman versucht haben, etwa Enrico Marini oder Guillem March. Wie dem auch sei, Šejićs Zeichnungen setzen die Erzählung wunderbar um und verfügen über charakteristische Eigenheiten, die ich bei diversen amerikanischen Comics der letzten Jahre vermisst habe. Gerade im Bereich der Superheldenserien scheint sich eine gewisse Uniformität durchgesetzt zu haben, vieles sieht ähnlich bzw. standardisiert aus. Mein größter Kritipunkt an Šejićs Arbeit ist seine Darstellung des Jokers, der mir hier zu attraktiv aussieht. Andererseits ist die Handlung primär aus Harleens Perspektive erzählt, insofern ist das durchaus legitim – ich bin halt einfach ein Fan des dämonischen Jokers von Brian Bolland.
Fazit: Gelungene Neuerzählung von Harley Quinns Origin in opulenten Bildern, die sich von humoristischen Version der Figur distanziert und zu ihren tragischen Wurzeln zurückkehrt.
Spoiler!
Mir scheint, dass sich gerade ein Trend abzeichnet: Nach Venom hat sich mit dem Joker nun schon der zweite Superschurke, der als Antithese seines Helden gilt, in einem Solofilm als Box-Office-Hit erwiesen. Todd Phillips‘ Neuinterpretation des legendären Batman-Widersachers wurde von Anfang an mit gemischten Reaktionen aufgenommen. Kann der Joker ohne Batman funktionieren? Brauchen wir einen Joker-Solofilm? Ist das nur ein Versuch von Warner, nach der desaströsen Reaktion auf „Batman v Superman: Dawn of Justice“, „Suicide Squad“ und „Justice League“ wieder an den Erfolg der Dark-Knight-Trilogie anzuschließen? Im Grunde lassen sich alle drei Fragen mit „ja“ beantworten. Den letzten Aspekt werde ich in dieser Rezension ausklammern, da ich über Warners Planlosigkeit bezüglich der DC-Figuren ohnehin schon genug geschrieben habe – stattdessen konzentrieren wir uns auf den Film.
Handlung
Wir schreiben das Jahr 1981: Gotham City ist eine völlig kaputte Stadt, die Arbeitslosigkeit ist hoch, Gewalt und Armut regieren und der Müll stapelt sich in den Straßen. Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), ein Miet-Clown, der zusammen mit seiner Mutter Penny (Frances Conroy) in einer heruntergekommenen Wohnung lebt, gehört zu den großen Verlierern. Er hat psychische Probleme, ist auf seine Medikamente angewiesen und leidet an einer Tourette-ähnlichen Krankheit, die ihn in Stresssituationen unkontrolliert lachen lässt. Seine größte Ambition ist es, Stand-up-Comedian zu werden. Nachdem er von randalierenden Jugendlichen verprügelt wird, gibt ihm einer seiner Kollegen gegen seinen Willen einen Revolver. Bei einem Auftritt als Clown in einem Kinderkrankenhaus fällt ihm die Waffe aus der Tasche, was zur Folge hat, dass er gefeuert wird. Anschließend auf dem Heimweg wird er abermals angegriffen, dieses Mal von drei Yuppies. Im Affekt erschießt Arthur zwei von ihnen, den dritten richtet er regelrecht hin. Diese Morde erwecken mediales Aufsehen und werden u.a. auch von Bürgermeisterkandidat Thomas Wayne (Brett Cullen) verurteilt, während sie Revolte inspirieren. Derweil bereiter sich Arthur auf seinen ersten Auftritt als Comedian vor, der aufgrund seines Leidens aber schiefgeht. Insgesamt läuft es immer schlechter für Arthur, seine Mutter erleidet einen Herzinfarkt, durch den er auf ein dunkles Geheimnis stößt, das mit Thomas Wayne zusammenhängt, während Arthurs Idol, der Talk-Master Murray Franklin (Robert DeNiro) sich über seinen Auftritt lustig macht. Als irgendwann alles zu viel wird und Arthur auch noch den Zugang zu seinen Medikamenten verliert, ergibt er sich zusehends dem Wahnsinn und verwandelt sich in eine neue, monströse Version seiner selbst…
Kontroverse
„Joker“ ist mal wieder einer dieser Filme, bei dem die Rezeptionsgeschichte mindestens genauso interessant ist wie die eigentliche Handlung. Nach anfänglichen Zweifeln wurde Phillips‘ Interpretation des „Clown Prince of Crime“ anfangs sehr positiv aufgenommen, die Resonanz auf die Trailer war überaus enthusiastisch und die Kritiker lobten den Film nach der Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig fast einhellig – sogar den Goldenen Löwen gewann er. Dann wurden jedoch andere Stimmen laut, die warnten, „Joker“ könne Gewalt inspirieren oder sei inhaltlich problematisch, weil er Gewalt bzw. gewalttätige weiße Männer glorifiziere; u.a. wurden Parallelen zum Amoklauf von Aurora gezogen. Viele Medien sprangen sofort auf diesen Zug auf und begannen, vor dem Film zu warnen – die meisten taten dies, ohne ihn vorher überhaupt gesehen zu haben. Spätestens nach der Sichtung ist mir persönlich klar, dass diese Reaktion nicht nur überzogen, sondern sogar völlig ungerechtfertigt ist. Auf mich wirkte es im Vorfeld, als versuchte man geradezu, einen Amoklauf in diesem Kontext zu provozieren. Was die problematische Natur angeht – ich kann diese Sichtweise absolut nicht nachvollziehen. Natürlich thematisiert „Joker“ Gewalt und das Abrutschen in eine extreme Geisteshaltung – es ist nun mal ein Film über den Joker. Auch gelingt es Todd Phillips und Joaquin Phoenix auf beeindruckende Weise, Mitgefühl und sogar ein gewisses Maß an Verständnis für Arthur Fleck zu wecken – was ein guter Film tun sollte. Das macht eine interessante Charakterentwicklung aus. An keiner Stelle wird Arthur Fleck jedoch glorifiziert, zum Antihelden erhoben oder tatsächlich, außerhalb der erzählten Welt des Films, zur Symbolfigur stilisiert. Natürlich kann man den Film und seine Botschaft falsch verstehen – es gibt schließlich auch genug Menschen, die „Starship Troopers“ (den Film, nicht den Roman) für faschistische Propaganda statt für eine Satire halten – aber dass man einen Film falsch verstehen könnte liegt nicht in der Verantwortung des Regisseurs.
Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) versucht sich als Comedian
Auch die sonstigen Warnungen vor der Gewalttätigkeit oder „Härte“ des Films (Menschen, die das Kino verlassen weil sie es nicht aushalten etc.) halte ich für überzogen. Sicher, „Joker“ ist kein Feel-Good-Superheldenfilm, sondern zeigt eine dreckige, kaputte Welt, erreicht bezügliches der Verstörungsgrades aber kein neues Level – da gibt es wirklich noch andere, weitaus heftigere Filme. Dasselbe gilt für die Gewalt – es finden sich zwei, drei knackige, wenn auch kurze Gewaltspitzen, die jedoch weder glorifizierend noch voyeuristisch sind. Auch muss man durchaus gestehen, dass die ganzen Kontroversen dem Film in letzter Hinsicht wohl eher genutzt als geschadet haben, man sich also diesbezüglich fragen kann, inwiefern das alles möglicherweise vom Studio sogar noch befeuert wurde.
Was mir bei der Rezeption von Filmen im Allgemeinen und von „Joker“ im Besonderen gegen den Strich geht, ist diese übermäßige Politisierung. Damit meine ich nicht, dass Filme nicht politische Aussagen treffen können oder politische interpretiert werden, sondern diesen Zwang, jeden Film, von dem man vermutet, er könne nicht genau der eigenen Geisteshaltung entsprechen, pauschal abzuwerten. Damit einher geht scheinbar auch der Wunsch, gewalttätige, extreme oder schlicht, in Ermangelung eines besseren Wortes, „böse“ Menschen nicht mehr als auch nur ansatzweise nachvollziehbar darzustellen – denn genau das wurde bei „Joker“, wie bereits erwähnt, oftmals kritisiert. Mir scheint, die Fähigkeit, zwischen Sympathie bzw. Verständnis für und Akzeptanz bzw. Gutheißen einer bestimmten Tat oder Handlungsweise zu differenzieren, geht zunehmend verloren oder wird als „problematisch“ gebrandmarkt.
Is Society to Blame?
Ein Aspekt, der im Vorfeld heftig diskutiert wurde, war die Frage, ob es „die Gesellschaft“ ist, die Arthur Fleck dazu veranlasst, zum Joker zu werden. Die Trailer lassen diese Interpretation durchaus zu und ich muss zugeben, ich hätte es auch nicht allzu erfreulich gefunden, hätte Todd Phillips diesen Ansatz durchgezogen. Sein Vorhandensein kann man definitiv nicht leugnen, denn Arthur wird von Anfang an wirklich übel mitgespielt, was sich natürlich immer weiter steigert. Dennoch wird Arthur dadurch nicht freigesprochen. Ein durchaus bedeutsames Thema ist Verhältnismäßigkeit: Todd Phillips bemüht sich diesbezüglich, keine allzu einfachen Antworten zu geben, wie sich besonders am Beispiel von Murray Franklin und Thomas Wayne zeigt. „Joker“ hat keinen zentralen Antagonisten im herkömmlichen Sinne (es sei denn, man sieht Gotham City selbst als Widersacher), aber sowohl Murray Franklin als auch Thomas Wayne kommen dem am nächsten. Bei beiden Figuren versteht man, weshalb Arthur auf sie reagiert, wie er reagiert, in beiden Fällen werden die Figuren aber nicht einfach nur als komplette Arschlöcher dargestellt. Murray Franklin etwa macht sich über Arthur vor ganz Gotham lustig und lädt ihn dann zu allem Überfluss auch noch in seine Show ein, nur um ihn als wandelnde Pointe zu missbrauchen. Man versteht, dass Arthur sich zutiefst gedemütigt fühlt – wem würde das nicht so gehen? Dennoch ist seine Reaktion darauf natürlich absolut unverhältnismäßig. Derartiges tun Comedians und Showmaster auf dieselbe Art und Weise schließlich regelmäßig. Gerade am Ende zeigt Franklin dann auch, dass er durchaus sehr moralisch und seine Ansichten vehement vertritt.
Der Joker ist eine tragische Figur, der übel mitgespielt wird, eine Figur mit psychischen Problemen, aber das rechtfertigt nicht sein Handeln, das völlig unverhältnismäßig ausfällt. Das zeigt sich auch bei Thomas Wayne, der durchaus den einen oder anderen Charakterzug von Donald Trump aufweist und dessen eher negative Darstellung zumindest im filmischen Bereich ein Novum ist. Besonders in seinen Fernsehansprachen erscheint er sehr arrogant und abgehoben, gerade durch die Art und Weise, wie er die Proteste kommentiert. In der Szene, in der er mit Arthur persönlich interagiert, wird er dagegen als durchaus vernünftiger Mensch gezeigt. Ja, er verpasst Arthur einen Faustschlag, aber man muss bedenken, dass Arthur sich in dieser Szene auch nicht gerade rational verhält und sich zudem seinem Sohn auf höchst beunruhigende Art und Weise genähert hat, vom Würgen des Butlers gar nicht erst zu sprechen.
Bei all dem fällt auf, dass Phillips sich bzw. den Film nie eindeutig positioniert – etwas, das ebenfalls oftmals kritisiert wird bzw. dazu führt, dass er im zutiefst gespaltenen Amerika sofort „der anderen Seite“ zugerechnet oder pauschal und grundlos als rassistisch oder sexistisch abgestempelt wird, „weil halt“. „Joker“ zeichnet das Bild einer hoffnungslosen Welt, dieses Gotham ist, obwohl als höllischer Moloch nur oberflächlich definiert, auswegloser als alle bisherigen Inkarnationen dieser Stadt. Thomas Wayne kann Gotham ebenso wenig retten wie die Aufrührer, deren durchaus gerechtfertigter Protest rasch in ungerechtfertigte Gewalt gegen alles und jeden ausartet. Auch kommt das Thema „Verhältnismäßigkeit“ wieder zum Tragen. Ist die Gesellschaft Schuld an den Taten des Jokers? Ja, aber nicht in größerem Ausmaß als er selbst, der sich seinem Narzissmus am End völlig ergibt.
Send in the Clown
Selbst diejenigen, die „Joker“ nicht allzu gelungen finden, geben meistens zähneknirschend zu, dass Joaquin Pheonix‘ Darstellung grandios ist. Wie Phoenix in die Rolle des Arthur Fleck eintaucht, ist in höchstem Maße beeindruckend. Und damit meine ich noch nicht einmal den extremen Gewichtsverlust, sondern die Art und Weise, wie Phoenix diesen Charakter auf so umfassende Weise darstellt und wie er durch Körperhaltung und Bewegung die Wandlung seiner Figur ausdrückt. All das hätte allerdings umsonst sein können, wenn man die essentielle, zentrale Frage mit „Nein“ beantwortet: Ist Arthur Fleck der Joker oder ist er nur ein beliebiger Verrückter bzw. Mörder, dessen Film „Joker“ heißt, damit er sich besser verkauft? Wir haben hier freilich etwas, das es bisher kaum gab: Eine Entwicklung zum Joker. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Film eine klar definierte Origin des Jokers zeigt – Tim Burton tat das schließlich in „Batman“ auch. Sein Joker entwickelt sich allerdings nicht – schon vor dem Säurebad ist Jack Napier ein übler Zeitgenosse, Gangster und Mörder. Er wird lediglich exzentrischer und arbeitet nun mit exaltierten Gimmicks. Selbst in Alan Mooers „The Killing Joke“ gibt es nicht wirklich eine Entwicklung. Bei Moore ist der Joker ein armer Comedian (gewisse Parallelen zu Arthur Fleck lassen sich nicht leugnen), der einen besonders schlechten Tag hat, bei einem missglückten Überfall, an dem er eigentlich nicht teilnehmen wollte, in einen Bottich mit Chemikalien fällt und als Joker wieder emporsteigt. Wenn es beim Joker in den Comics oder Filmen eine Entwicklung gibt, dann ist es die zu Batmans Antithese – dies wird etwa in der Graphic Novel „The Man Who Laughs“ oder dem Spiel „Batman: Arkham Origins“ geschildert.
Murray Franklin (Robert DeNiro)
Arthur Fleck ist die erste Version der Figur, die sich langsam zum Joker entwickelt – und zumindest die erste filmische Interpretation, die tatsächlich mit massiven, psychischen Problemen zu kämpfen hat. Der Joker wird zwar immer als wahnsinnig abgestempelt, doch inwiefern er das tatsächlich ist, ist zumindest diskutabel. Mehr als ein Comic suggeriert, dass der Joker überhaupt nicht wahnsinnig ist – ein prominentes Beispiel ist die Kurzgeschichte „Case Study“, geschrieben von Paul Dini und schwarz-weiß bebildert von Alex Ross. Hier wird die Möglichkeit erörtert, dass der Joker nur wahnsinnig spielt, um einer tatsächlichen Strafe zu entgehen. In Grant Morrisons und Dave McKeans ebenso bahnbrechender wie verstörender Graphic Novel „Arkham Asylum: A Serious House on a Serious Earth“ wird der Zustand des Jokers gar als „hyper sanity“ bezeichnet – als jemand, der keine echte Persönlichkeit hat und sich jeden Tag neu erfindet, was u.a. die vielen verschiedenen Interpretationen, vom harmlosen Spaßmacher bis zum brutalen Mörder, erklären soll. In Film und Comics ist der Joker meistens zwar ein Soziopath, der ohne jegliche Schuldgefühle mordet und sich durch einen perversen Sinn für Humor auszeichnet, aber er hat selten oder nie mit denselben Symptomen wie Arthur Fleck zu kämpfen, seien es die Wahnvorstellungen, das Angewiesensein auf Medikamente, die depressiven Zustände oder das unfreiwillige Lachen in Stresssituationen, das an sich schon ein wirklich brillanter Einfall ist. Mehr noch, Arthur ist sozial völlig gehemmt; wann immer er im Film mit anderen Personen spricht, ahmt er deren Körpersprache unweigerlich nach. In einer Szene studiert er das Publikum einer Stand-up-Show, um herauszufinden, was witzig ist, wobei er konsequent an den falschen Stellen lacht. Er bewegt sich auch gehemmt, ist stets in sich versunken und hinkt leicht. Nur wenn er Clowns-Make-up angelegt hat, kann er sich frei bewegen. Das ist bereits zu Beginn des Films so, doch nach seiner Metamorphose am Ende wird die Freiheit, die er gewonnen hat, noch einmal wirklich deutlich. Sein bizarres Tanzen in triumphalen Momenten ist ein weiterer Ausdruck dieser seltenen mentalen Freiheit.
Selbst nach seinen ersten Morden ist die Verwandlung eine langsame, schleichende. Anders als in „The Killing Joke“ braucht es nicht nur „one bad day“ – es geht wirklich alles schief, was noch schief gehen kann. In dieser Hinsicht ist Phillips vielleicht zu plakativ – Arthurs Leben ist schon zu Beginn wirklich erbärmlich, und dann kommen zu den sonstigen externen Problemen auch noch die an Wahnvorstellungen leidende Mutter und der Missbrauch in der Kindheit hinzu, der wahrscheinlich für Arthurs mentalen Zustand verantwortlich ist; hier wäre etwas Subtilität möglicherweise besser gewesen.
Wie dem auch sei, kehren wir zur ursprünglichen Frage zurück: Ist bzw. wird Arthur Fleck tatsächlich zum Joker? Ja, aber erst ganz am Ende. Selbst, als er seinen ehemaligen Mitarbeiter mit einer Schere tötet, ist immer noch etwas von Arthur vorhanden. Es ist nicht aus der Welt, dass auch der Joker den kleinwüchsigen Ex-Kollegen am Leben lassen würde, aber nicht mit derselben Begründung. Bis kurz zum Schluss geht Arthur noch sehr gezielt gegen Menschen vor, die ihm persönlich übel mitgespielt haben. Ich denke, er realisiert zusammen mit dem Publikum, was er geworden ist, denn der ursprüngliche Plan ist, wie suggeriert wird, sich selbst vor laufender Kamera zu erschießen. Erst kurz oder während seines Auftritts beginnt Arthur zu begreifen, wie sehr er das Chaos genießt. Nach Murray Franklin haben seine weiteren Taten keine persönliche Note mehr, diejenigen, die ihm übel mitgespielt haben, hat er ermordet. Natürlich ist der Joker in den Comics oder anderen Filme über Rache nicht unbedingt erhaben, aber meistens sind seine Taten von einer Mischung aus Willkür und Grandeur geprägt, die letztendlich freilich von Batman abhängig ist.
Dennoch habe ich den tatsächlichen Joker schon vorher erkannt, und zwar in der U-Bahn-Szene, in der er die Polizisten durch geschicktes Manövrieren loswird – genau DAS ist der Joker wie wir ihn kennen und lieben. Der Joker dieses Films ist (noch) nicht das bösartige Genie, wie es bei anderen Inkarnationen der Figur der Fall ist. Aber genau in dieser Szene sieht man die ersten Ansätze.
Inspiration
Todd Phillips hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr „Joker“ von den Filmen Martin Scorseses – besonders von „Taxi Driver“ und „The King of Comedy“ – inspiriert ist. Dementsprechend ist der Verlauf der Handlung wirklich nicht allzu überraschend. Gerade das Verhältnis zwischen Arthur Fleck und Murray Franklin erinnert natürlich stark an „The King of Comedy“, nicht zuletzt weil Robert DeNiro dieses Mal den Jerry Langford zu Arthur Flecks Robert Pupkin gibt. Auch Travis Bickles Entwicklung vom Einzelgänger zum Mörder findet sich in Arthur wieder. Ich denke zwar, man tut „Joker“ Unrecht, wenn man ihn als reine Mischung aus „Taxi Driver“ und „The King of Comedy“ abstempelt, aber völlig von der Hand zu weisen ist dieser Vorwurf nicht. Auch sonst ist „Joker“ ästhetisch stark in einer vergangenen Filmepoche angesiedelt, wobei Phillips diesbezüglich Scorsese nicht einfach nur plump imitiert, sondern stattdessen handwerklich, besonders was die Kameraführung angeht, wirklich Meisterhaftes abliefert, dass man in dieser Ära nur noch selten zu Gesicht bekommt.
Was mich persönlich allerdings weitaus mehr interessiert ist die Frage, wie viel von den Batman-Comics tatsächlich in „Joker“ steckt, schließlich haben Todd Phillips und Joaquin Phoenix relativ deutlich gemacht, dass sie sich ihren Vorlagen nicht allzu verpflichtet fühlen. Einige Werke habe ich zu Vergleichszwecken ja schon herangezogen. Um Alan Moores und Brian Bollands „The Killing Joke“ kommt man einfach nicht herum, schließlich handelt es sich dabei um den Comic, der einer definitiven Origin-Story des Jokers am nächsten kommt – zumindest die Idee des Jokers als gescheiterter Comedian stammt aus dieser Graphic Novel. Viele der sonstigen Gegebenheiten finden sich natürlich nicht: Batman als „Schöpfer“ des Jokers, das Bad in der Säure etc. – ich denke, niemand hätte damit gerechnet, dass diese Elemente hier auftauchen. Dennoch ist „Joker“ auf faszinierende Weise mit Batmans Kosmos verknüpft.
Sophie Dumont (Zazie Beetz)
Gerade die Konzeption Gotham Citys ist interessant. Gotham, hier noch stärker an New York City angelehnt als sonst, ist spätestens seit den 80ern eine völlig verkommene Stadt, in der es wenig oder keine Hoffnung für einen Großteil der Bevölkerung gibt – zumindest bis Batman auftaucht. Gewöhnlich liegt die Hauptverantwortung dafür beim organisierten Verbrechen – in Tim Burtons „Batman“ repräsentiert durch den von Jack Palance verkörperten Carl Grissom, während in der Dark-Knight-Trilogie, der Fernsehserie „Gotham“ und auch in den meisten Comics Carmine Falcone der oberste Mafiaboss ist. Gewöhnlich sorgt Batmans Auftauchen für eine Metamorphose des Verbrechens in Gotham, von gewöhnlicher (wenn auch übermächtiger) Mafia-Kriminalität hin zu durchgedrehten mörderischen Freaks – sowohl die Graphic Novel „Batman: The Long Halloween“ von Jeph Loeb und Tim Sale als auch Nolans „The Dark Knight“ thematisieren diesen Wandel. In „Joker“ findet sich eine faszinierende Abwandlung dieser Elemente. Das organisierte Verbrechen spielt hier keine Rolle, Gothams Probleme sind fast rein ökonomischer Natur, zumindest wird im Film nichts anderes behauptet. Die bedenkliche Situation der Stadt wird zwar eindrucksvoll durch Bilder und Symbolik vermittelt, er gibt den Zuschauern allerdings nur selten handfeste Informationen. Verbrechen werden hier nicht koordiniert begangen, sondern sind „nur“ isolierte Gewaltakte. Darüber hinaus findet der üblicherweise von Batman ausgelöste Wandel in „Joker“, ganz ähnlich wie in „Gotham“, deutlich früher statt und wird von den bzw. dem Schurken direkt ausgelöst. Das sorgt ironischerweise dafür, dass Arthur Fleck einiges mit den beiden Pseudo-Jokern Jerome und Jeremiah Valeska gemein hat: Sie alle treten ihre Metamorphose ohne Batmans Zutun an und inspirieren die Bevölkerung auf höchst negative Weise.
Auch die Wechselwirkung zwischen Batman und dem Joker greift Phillips auf. In „Batman“ war es ein junger Jack Napier, der Bruce‘ Eltern tötet, während Batman wiederum für den Fall besagten Jack Napiers in den Chemikalien-Bottich verantwortlich ist. In „The Dark Knight“ ist Batman das Produkt der Kriminalität Gothams, während der Joker ein indirektes Produkt von Batmans Kreuzzug ist. In „Joker“ nun tötet Arthur Fleck Thomas und Martha nicht persönlich, aber sie werden in den von ihm verursachten Unruhen von jemandem erschossen, der eine Clownsmaske trägt – abermals ist der Joker auf gewisse Art für den Tod der Waynes verantwortlich.
Schließlich hätten wir noch die Szene, in der Arthur in Murray Franklins Show auftritt. Diese erinnert, vielleicht unbeabsichtigt, an Frank Millers „The Dark Knight Returns“; dort findet ein ähnlicher Auftritt des Jokers in einer Talkshow statt, der damit endet, dass der Joker nicht nur den Moderator, sondern alle Anwesenden tötet.
Multiple Choice
„If I’m going to have a past, I prefer it to be multiple choice“ – kaum ein anderes Zitat hat den Joker so sehr definiert wie dieses aus Alan Moores „The Killing Joke“. Chris Nolan nahm es sich zu Herzen und ließ den Joker gleich zwei verschiedene Ursprungsgeschichten erzählen, ohne aufzuklären, ob eine der beiden wahr ist (wahrscheinlich nicht). Die Idee, dem Joker eine definitive Origin-Story zu verpassen, scheint dem entgegenzuwirken. Seit Tim Burton kam das nur noch selten vor – in den Comics und den meisten anderen Bat-bezogenen Medien ist der Name des Jokers nach wie vor unbekannt, auch wenn Jack Napier immer mal wieder auftaucht, etwa in „Batman: The Animated Series“ (wo es sich aber lediglich um einen Decknamen handelt) oder „Batman: The White Knight“ (das ohnehin außerhalb der regulären Kontinuität spielt).
Dennoch arbeitet auch Todd Phillips auf mehr oder weniger subtile Art und Weise mit diesem Konzept von Alan Moore. Es gibt einige Szenen, die ganz offensichtlich in Arthurs Fantasie spielen, etwa sein Auftritt in Murray Franklins Show zu Beginn des Films, oder bei denen es sich schlicht um Wahnvorstellungen handelt wie die meisten Szenen mit Sophie Dumont (Zazie Beetz). Der Film macht das auch sehr deutlich. Andere Szenen sind da jedoch zweideutiger: Hat Arthur wirklich die Akten in Arkham eingesehen und seine Mutter anschließend erstickt? Hat er wirklich mit Thomas Wayne gesprochen? Wie üblich geistert auch die Theorie durchs Netz, Arthur habe die gesamte Handlung des Films nur halluziniert. Diese Idee wird immer wieder auf diverse Filme (oder Bücher) angewandt, die Harry-Potter-Serie ist ein prominentes Beispiel: Was, wenn Harry im Schrank unter der Treppe einfach nur wahnsinnig geworden ist? Ich mag diese Theorie nicht, weil sie immer auf dasselbe hinausläuft. Es besteht in „Joker“ aber durchaus die Möglichkeit, dass es sich bei der Handlung des Films um eine der möglichen Multiple-Choice-Vergangenheiten des Jokers handelt. Dafür spricht zum Beispiel die kurze Einstellung der ermordeten Waynes, die Arthur so nie zu Gesicht bekommen hat. Diese Tendenz ist zugleich Stärke als auch Schwäche des Films, sie ermöglicht eine Vielzahl an Interpretationen und tätigt, sollte sie zutreffen, eine interessante Aussage über Arthurs Narzismus: Er schiebt jegliche Schuld von sich und sucht konstant einen neuen Sündenbock, erst Thomas Wayne, dann seine Mutter. Anderseits wird „Joker“ dadurch beinahe zahmer und verhindert oft die letzte Konsequenz.
Der Joker (Joaquin Phoenix)
Natürlich stellt sich nun die Frage, ob und wie es weitergeht. Einerseits funktioniert „Joker“ sehr gut als in sich geschlossener Film, der keine Fortsetzung braucht. Andererseits scheinen Todd Phillips und Joaquin Phoenix der Idee einer Fortsetzung nicht unbedingt abgeneigt – und angesichts des Einspielergebnisses hat Warner damit sicher auch keine Probleme. Wenn wir davon ausgehen, dass zumindest der größte Teil des Films nicht halluziniert ist, fehlt dem Joker momentan ein spezifischer Antrieb, schließlich sind Thomas Wayne und Murray Franklin tot. Diese spezifische Antrieb könnte Batman sein – alles ist dafür in die Wege geleitet. Schon im Kino musste ich an die Szene aus „The Dark Knight Returns“ denken, in der der Joker nach zehnjähriger Katatonie durch Batmans Rückkehr aus derselben erwacht – Batmans Auftauchen könnte einen ähnlichen Effekt auf Arthur haben. Allerdings ist fraglich, ob ein Batman in dieser Version von Gotham außerhalb der Andeutungen überhaupt existieren könnte. Außerdem hat Todd Phillips zu Protokoll geben, keinen Film mit Batman machen zu wollen, es müsste also etwas anderes geben, das Arthur dazu bringt, aus Arkham zu entkommen.
Fazit
„Joker“ muss im Grunde auf zwei Ebenen abschließend bewertet werden. Zum einen als „normaler“ Film – auf dieser Ebene ist Phillips‘ Werk zweifelsohne ein gelungener Thriller bzw. eine interessante Charakterstudie, die aber aufgrund ihrer Nähe zu den Scorsese-Vorbildern ein wenig zu vorhersehbar ist, was ein wirklich herausragender Joaquin Phoenix allerdings mehr als ausgleicht. Kein absolutes Meisterwerk, aber ein wirklich guter Film, der zurecht diskutiert wird. Auch der ebenso gelungene wie enervierende Score von Hildur Guðnadóttir sollte noch erwähnt werden, da er ein wichtiger Bestandteil ist und einen wichtigen Beitrag zur bedrückenden Stimmung des Films leistet. Eine ausführliche Besprechung findet sich hier beim Kollegen von Score Geek.
Als Superheldenfilm (im weitesten Sinne des Wortes) ist „Joker“ dagegen fast schon essentiell, da er an Filme wie „The Dark Knight“ und „Logan“ schön anknüpft und zeigt, was im Genre drinsteckt. So manch ein Kritiker bemerkte, dieser Film würde sich nicht wie eine Comicverfilmung anfühlen. Diese Aussage ist nachvollziehbar, wenn auch recht eindimensional, da „Comicverfilmung“ nicht gleich „Superheldenverfilmung“ ist (auch „Tamara Drewe“ ist eine Comicverfilmung) und es auch im Bereich der erweiterten Superheldencomics allerhand Werke gibt, die vom Standard ziemlich weit entfernt sind. Letztendlich ist „Joker“ natürlich ebenso wenig die definitive Origin bzw. Arthur Fleck die Identität des Jokers wie es Jack Napier in Burtons „Batman“ war. Für mich persönlich fühlt sich dieser Film an wie eine Elseworlds-Geschichte, eine Version des Jokers, die unter dem Vertigo- oder DC-Black-Label erschienen sein könnte. Umso mehr freut mich der Erfolg dieses Films, denn er erweitert das Genre und könnte helfen, andere, von kreativen Filmemachern getrieben Visionen umzusetzen.
Nostalgie-Review
Zu den ersten Comics, die ich damals im zarten Grundschulalter las, gehörten unter anderem auch diverse Ausgaben der von Grant Morrison verfassten Justice-League-Serie (auch heute in meinen Augen immer noch die beste Inkarnation der Liga). Aus diesem Grund hatte ich persönlich auch nie Probleme damit, den Dunklen Ritter und den Mann aus Stahl als Teil desselben Universums zu akzeptieren – ich kenne es im Grunde überhaupt nicht anders, da ich sie von Anfang an gemeinsam erlebte. Dennoch muss es natürlich ein erstes Zusammentreffen der beiden ungleichen Heroen geben. Das, ich möchte fast schon sagen, definitive Zusammentreffen der beiden aus meiner Kindheit stammt aus „Superman: The Animated Series“. Nachdem „Batman: The Animated Series“ in ihrer ursprünglichen Version endete und Bruce Timm, Paul Dini und Co. mit „Superman: The Animated Series“ ähnliche Erfolge feierten, war der Gedanke eines Crossovers zwischen beiden Serien natürlich nicht weit entfernt, besonders, da Martha Kent bereits in einer der ersten Episoden nebenbei „that nut from Gotham City“ erwähnt. Das Treffen der beiden Heroen wurde dann schließlich im Rahmen eines Dreiteilers namens „World’s Finest“ umgesetzt. Die Handlung ist im Grunde recht simpel, funktioniert aber ziemlich gut, um die Unterschiede zwischen den beiden Helden herauszuarbeiten: Nach einer Pechsträhne und diversen finanziellen Misserfolgen stiehlt der Joker (Mark Hamill) einen leicht radioaktiven Jadedrachen, bei dem es sich tatsächlich um ein Stück Kryptonit handelt. Mit diesem macht sich der Joker auf nach Metropolis, um sich mit Lex Luthor (Clancy Brown), der nach wie vor Superman (Tim Daly) tot sehen möchte, zu verbünden und ihm behilflich zu sein – gegen sehr viel Geld, versteht sich. Wo der Joker auftaucht, ist Batman (Kevin Conroy) natürlich nicht weit: Bruce Wayne begibt sich auf Geschäftsreise nach Metropolis, offiziell wegen der Partnerschaft zwischen Wayne Enterprises und LexCorp, aber der eigentliche Grund ist natürlich der Joker. Nebenbei beginnt Bruce, sehr zu Clark Kents Missfallen, mit Lois Lane (Dana Delany) auszugehen. Es kommt natürlich letztendlich, wie es kommen muss: Batman und Superman treffen sich, kommen zu Anfang nicht besonders gut miteinander klar, verbünden sich dann aber gegen Lex Luthor und den Joker.
Wie gesagt, ein sehr simpler Plot, geradezu typisch für ein derartiges Zusammentreffen – aber auch praktikabel, weil er die Möglichkeit gibt, die Figuren auf wunderbare Weise miteinander interagieren zu lassen und die Unterschiedlichen Ansichten der beiden Helden herauszuarbeiten. Der indirekte Einfluss von Frank Millers „The Dark Knight Returns“ ist dabei eindeutig zu spüren – Batman und Superman können sich zuerst, bedingt durch ihre Einstellung und ihre jeweilige Herangehensweise, nicht besonders leiden. Sie müssen erst lernen, zusammenzuarbeiten und dabei beginnen sie gleichzeitig, sich zu respektieren. Darüber hinaus zeigt „World’s Finest“ auch sehr schön, wie gut sich die beiden in ihren Fähigkeiten ergänzen.
Ohnehin, die große Stärke dieses Dreiteilers ist die Charakterdynamik. Besonders interessant ist die Dreiecksbeziehung, bzw. Fünfecksbeziehung zwischen Clark, Bruce und Lois bzw. Clark, Superman, Bruce, Batman und Lois. Während sich Lois sowohl zu Bruce Wayne als auch zu Superman sehr hingezogen fühlt, kann sie recht wenig mit Clark Kent anfangen und überhaupt nichts mit Batman. Umso interessanter wird es, als sie herausfindet, dass Batman und Bruce Wayne dieselbe Person sind.
Dass die Charakterdynamik so gut funktioniert, ist natürlich auch den Sprechern zu verdanken. Wie üblich im DCAU ist die Crème de la Crème versammelt, die Stimmen, die für mich schon fast die definitiven Stimmen der Figuren sind: Kevin Conroy als Batman, Tim Daly als Superman, Mark Hamill als Joker, Clancy Brown als Lex Luthor, Arleen Sorkin als Harley Quinn und Dana Delany als Lois Lane.
Dennoch darf nicht vergessen werden, dass „Superman: The Animated Series“ immer noch ein Samstag-Morgen-Cartoon ist und auch den Regeln und der Logik dieser Gattung folgt; man sollte nicht den gleichen Standard an Schonungslosigkeit wie in den DC Universe Animated Original Movies erwarten, die sich eindeutig an ein älteres Publikum richten, während S:TAS immer noch kindgeeignet ist. Dass die Serie für mich und viele andere auch trotzdem die bislang beste Adaption von Superman darstellt, liegt vor allem daran, wie treffend die Figuren dargestellt werden, selbst wenn sie, aufgrund der Beschränkungen, die einer Kinderserie auferlegt werden, oft nicht ganz ihr volles Potential ausleben können. Dabei sind sie aber dennoch zumeist weitaus treffendere Interpretationen als die, die sich in den Realfilmen finden – tatsächlich ist Clancy Browns Lex Luthor die bislang einzige Adaption dieser Figur, mit der ich zufrieden bin.
Fazit: „World’s Finest“ ist, trotz der sehr simplen Handlung, ein sehr schönes Beispiel für eine erste Begegnung zwischen Batman und Superman – und auch dafür, wie man eine gelungen Dynamik zwischen den beiden Helden etablieren kann.
Nostalgiereview
Normalerweise rezensiere ich sehr ungern Einzelhefte (das „normale“ deutsche Einzelheft enthält zwei US-Ausgaben einer Serie), da sie doch vergleichsweise wenig Inhalt haben und oft nur Teil einer größeren Story sind, die man am besten am Stück bewertet. Warum mache ich also ausgerechnet für ein doch ziemlich obskures Heft wie Batman Adventures 22 eine Ausnahme? Ganze einfach: Es ist nicht nur mein erster Batman- oder Superheldencomic, es ist mein erster, eigener Comic überhaupt; er ist gewissermaßen mein Äquivalent zu Dagobert Ducks erstem Zehner.
Als ich ein Junge von sieben Jahren war (das war 1997, falls jemanden mein Alter interessiert), kam gerade Tim Burtons erster Batman-Film im Fernsehen, den ich zusammen mit meinen Eltern anschauen durfte und, was soll man sagen, ich war sofort begeistert. Irgendwann kurz darauf entdeckte mein Vater das Sujet dieses Reviews bei einem Zeitschriftenhändler und kaufte es mir. Dieses, mein erstes Superheldenheft, hinterließ einen mindestens ebenso bleibenden Eindruck wie „Batman“ und ich habe es als Kind heiß und innig geliebt (entsprechend sieht es inzwischen auch aus).
In der Tat war 1997 ein ziemlich gutes Jahr, um mit dem Comicsammeln anzufangen. Der Dino-Verlag hatte 1995 damit begonnen, die Heftserie The Batman Adventures, die Begleitcomics zu „Batman: The Animated Series“ herauszugeben. Diese lief sehr erfolgreich, weshalb Dino schon bald anfing, das Programm zu erweitern. Zuerst brachte der Verlag die Superman-Serien, dann die „normalen“ Batman-Serien, Justice League, DC vs. Marvel usw. Zuvor waren DC-Comics in Deutschland entweder in überteuerten Alben oder Paperbacks und oft auch nur mit eher zweifelhafter Druck- und Übersetzungsqualität erschienen (wer erinnert sich noch an so toll eingedeutschte Namen wie „Blitzschwalbe“ für Black Canary?).
Aber nun zum eigentlichen Heft: Batman Adventures 22 enthält US-The Batman Adventures Annual 1, also eine Spezialausgabe, die den doppelten Umfang eines US-Hefts besitzt. Es handelt sich dabei um eine Anthologie verschiedener kürzerer Geschichten, eingebettet in eine Rahmenhandlung, verfasst von Paul Dini, einem der beiden B:TAS-Serienschöpfer persönlich, und illustriert von mehreren Zeichnern. Die Illustrationen der Rahmenhandlung stammen von Bruce Timm, Serienschöpfer Nummer 2.
Am Anfang erinnert sich Batman, da im Fernsehen gerade über ihre Entlassung berichtet wird, an die Verhaftung der zur Diebin gewordenen, ehemaligen Stuntfrau Roxy Rocket, die extra für dieses Heft erfunden wurde und später ihren Weg in die Zeichentrickserie fand. Jede der folgenden drei kurzen Geschichten besteht aus einer Erinnerung Batmans an einen scheinbar rehabilitierten Schurken, der wieder auf die schiefe Bahn gerät.
„Puppenshow“ (illustriert von Mike Parobeck und Matt Wagner) ist dabei die längste. Im Mittelpunkt steht Arnold Wesker, der Bauchredner, der von einem rachedurstigen Fernsehstar dazu verleitet wird, mit seiner Puppe Scarface neue Verbrechen zu begehen.
„24 Stunden“ (Bruce Timme und Dan De Carlo) ist eher humoristischer Natur und kommt, bis auf einen einleitenden Kommentar von Alfred, nur mit den Worten „Och Menno“ aus. Auf vier Seiten wird Harley Quinn aus Arkham entlassen, vom Joker zu neuen Verbrechen angestiftet und schließlich Batman „geopfert“, damit er entkommen kann. Die Geschichte endet für Harley dort, wo sie begann: In Arkham.
„Hörsaal“ (gezeichnet von Klaus Janson) handelt von Scarecrow, der sich in seine Zeit als Dozent zurückversetzt, einem entführten Studenten von seinem Versuch, zur Normalität zurückzukehren erzählt und an ihm gleichzeitig experimentiert, bis Batman die Vorlesung beendet.
Schließlich kehren wir zurück zur Rahmenhandlung: Roxy Rocket scheint bereits rückfällig geworden zu sein, doch es stellt sich heraus, dass die Verbrechen, die Roxy angehängt werden, in Wahrheit von Selina Kyle alias Catwoman begangen wurden: Es kommt zur Konfrontation zwischen ihr, Batman und Roxy… Batman Adventures 22 mag zwar nicht zu den großen Klassikern unter den Batman-Comics gehören, bietet aber eigentlich einen ziemlich guten Einstieg in die Welt des Dunklen Ritters, vor allem für einen Siebenjährigen, der mit anderen guten Einstiegspunkten oder Klassikern wie „Batman: Year One“ oder „The Killing Joke“ wohl geringfügig überfordert wäre. Durch den Anthologiecharakter des Heftes bekommt man einen guten Überblick über viele der wichtigen Schurken. Nebenbei wird auch gleich die gesamte Bandbreite der Zeichentrickserie abgearbeitet. „24 Stunden“ ist beispielhaft für die eher humoristischen Episoden („Harleys Holidays“ hat sogar eine ähnliche Thematik), die Rahmenhandlung ist ziemlich actionhaft, während „Hörsaal“ ziemlich düster ist. Und dann wäre da noch „Puppenshow“ – als Kind mochte ich diese Geschichte am wenigsten, während der Showdown zwischen Roxy, Catwoman und Batman mein Lieblingsteil des Heftes war, heute allerdings denke ich, dass „Puppenshow“ in der Tat der beste Teil des Heftes ist, da gerade diese Geschichte sehr schön in der Tradition von TAS-Folgen wie „Heart of Ice“ oder „Two-Face“ steht und die tragische Seite des Schurken betont. Wie auch die Serie insgesamt wandelt dieses spezielle Heft auf dem schmalen Grad zwischen noch kindgerecht auf der einen Seite und trotzdem ziemlich düster und erwachsen auf der anderen.
Zeichnerisch orientiert sich das Heft natürlich vor allem am B:TAS-Stil – kein Wunder, wurde ein Großteil davon ja von Bruce Timm, dem Erfinder dieses Stils, illustriert. Mike Parobeck und Matt Wagner (Letzterer schrieb und zeichnete später die gelungenen Batman Miniserien „Batman und die Monstermänner“ und „Batman und der rote Mönch“) imitieren den TAS-Stil ziemlich genau, während Klaus Jansons Zeichnungen zwar ebenfalls angepasst sind, sich aber zugleich ein wenig von Timm entfernen und detailreicher und düsterer sind. Fazit: Kein „offizieller“ Meilenstein der Batman-Comic-Geschichte, aber ein privater. Auch nach all den Jahren ist Batman Adventures 22 nach wie vor ein äußerst solides Heft, das einen optimalen Einstieg in die Welt des Dunklen Ritters ermöglicht und nach wie vor einen besonderen Platz in meinem Herzen einnimmt.
Theoretisch gibt es zwei direkte Nachfolgeserien zu „Batman: The Animated Series“, die jedoch gewöhnlich ebenfalls unter diesem Titel firmieren: „The Adventures of Batman and Robin“ und „The New Batman Adventures“. Zwischen der ursprünglichen Serie und „The Adventures of Batman and Robin“ gibt es nicht viele Unterschiede, die Änderung im Titel sollte lediglich auf die gesteigerte Bedeutung von Robin hinweisen, der als Identifikationsfigur für die jüngeren Zuschauer an Bedeutung gewann. Anders ist es bei „The New Batman Adventures“, den für diese Nachfolgeserie, die zwei Jahre nach dem Ende von „The Adventures of Batman and Robin“ spielt, wurden einige massive Änderungen vorgenommen. Dick Grayson etwa ist nun nicht mehr Robin sondern Nightwing, Tim Drake wird neuer Robin, Batgirl, die vorher nur gelegentlich auftauchte, ist nun fester Bestandteil des Teams und allgemein wurde der Fokus ein wenig von Batman genommen und mehr auf die sog. „Batfamilie“ gelegt (daher auch der Produktionstitel „Batman: Gotham Knights“). Die größte Änderung war jedoch die Modifikation des Designs, welches an das von „Superman: The Animated Series“ angepasst wurde, sodass Crossover möglich wurden – damit legte man gleichzeitig die Basis für Serien wie „Justice League“.
Diese Designänderung, der sog. „Revamp“, ist jedoch alles andere als unumstritten, weshalb ich denke, dass es sich durchaus lohnt, die Änderungen genauer unter die Lupe zu nehmen und sie mit dem klassischen Design von „Batman: The Animated Series“ zu vergleichen.
Allgemeines
Zwar bleibt das generelle kantige Erscheinungsbild auch beim Revamp erhalten, allerdings fällt auf, dass alles vereinfachter und „gradliniger“ ist. Es gibt weniger Details und alles in allem wirkt „The New Batman Adventures“ cartoonartiger als „Batman: The Animated Series“. Dies fällt besonders bei den Figurendesigns auf; die Männer sind alle sehr breit gebaut, während die Frauen geradezu extrem zierlich wirken und somit oft aussehen, als wären sie erst sechzehn oder noch jünger.
Erwähnenswert ist auch der Rückgang von anachronistischen Elementen; in B:TAS gab es ein merkwürdiges Nebeneinander von Elementen der 40er und der Gegenwart (also der 90er); auf der einen Seite Computer, auf der anderen Seite Fedoras, Schwarzweißfernseher und altertümliche Autos. In „The New Batman Adventures“ sind nun alle Fernseher farbig, die Autos sehen moderner aus und die Elemente, die aus den 40ern stammen sind eindeutig zurückgegangen.
Ein weiteres Merkmal des Revamp ist der Nachthimmel, der in Gotham City nun immer dunkelrot ist, was zu einer recht eigentümlichen, aber passenden Atmosphäre führt. Dies hat zur Folge, dass man in den späteren DCAU-Serien (mit Ausnahme von „Batman Beyond“) stets weiß, wann man in Gotham ist.
Die Figuren
Das wichtigste Element des Revamp ist natürlich das neue Aussehen der Figuren. Während manche der Helden und Schurken Gotham Citys nur leicht angepasst wurden, erhielten andere ein geradezu revolutionäres neues Design. Im Folgenden werde ich mich nun ausführlich mit diesem Aspekt beschäftigen und jeweils angeben, ob ich das klassische Design oder den Revamp gelungener finde.
Batman (Bruce Wayne)
Die oben angesprochenen Charakteristika bezüglich des Aussehens zeigt sich bei der Hauptfigur besonders stark. Ursprünglich war Bruce Wayne gut gebaut, muskulös und hatte ein sehr kräftiges Kinn, aber es hielt sich im Rahmen und wirkte halbwegs realistisch. In „The New Batman Adventures“ dagegen ist Bruce Wayne ein Schrank von einem Mann mit ziemlich dünnen Beinen, und darüber hinaus äußerst eckig, sein Kinn ist nahezu gewaltig. Auch sonst ist das Gesicht weniger detailreich und wirkt glatter. Einen Bonuspunkt gibt es für die stechenden blauen Augen des Revamp-Designs, aber ansonsten ist das „alte“ Gesicht eindeutig charakteristischer.
Der Batsuit wurde ebenfalls verändert: Das Batsymbol auf der Brust ist nun größer und ohne gelbe Umrandung. Auch der Umhang wurde „entfärbt“, die blauen Hervorhebungen fehlen. Erwähnenswert ist noch die Designmischung bei „Justice League“, für diese Serie wurde Batmans Kostüm abermals verändert, sodass es dort Elemente aller vorherigen Kostüme enthält: Die Basis bildet das Revamp-Kostüm, es besitzt aber die blauen Hervorhebungen des klassischen Kostüms und die langen Ohren des Batman-Beyond-Anzuges.
Obwohl das düstere TNBA-Design des Anzugs seinen Charme hat, wirkt das ursprüngliche Design des Dunklen Ritters mit realistischeren Proportionen glaubhafter und vor allem angenehmer. Sieger: Klassisches Design
Robin/Nightwing (Dick Grayson/Tim Drake)
Robin ist ein schwieriger Fall, da Robin in B:TAS und Robin in TNBA zwei unterschiedliche Personen sind. Während Dick Grayson „zwischen den Serien“ das schwarzblaue Nightwingkostüm anlegt, wird der weitaus jüngere Tim Drake zu Robin. Das ursprüngliche Robinkostüm ist grün-rot mit schwarzem-gelbem Umhang, während Tim Drakes Kostüm schwarz-rot mit schwarz-gelbem Anzug ist. In einer TNBA-Folge, „Old Wounds“, sieht man Dick Grayson in seinem alten Kostüm, das sich gegenüber B:TAS nicht verändert hat.
Um ehrlich zu sein, Dick Grayson als Robin mochte ich in dieser Serie nie wirklich gerne, und das erstreckt sich auch auf das Kostüm. Ich mag Dick Grayson als Nightwing, ich mag Tim Drake als Robin und ich finde in beiden Fällen das Kostüm weitaus gelungener als das ursprüngliche Robinoutfit. Sieger: Revamp
Batgirl (Barbara Gordon)
Batgirl tauchte in der ursprünglichen Serie nur ein paar Mal auf, wurde in TNBA dann aber ein festes Mitglied der Stammbesetzung. Leider muss ich sagen, dass ich von beiden Versionen des Kostüms kein großer Fan bin. Das ursprüngliche basiert auf ihrem Kostüm in den Comics (zumindest demjenigen, das sie früher trug) und ist grau-blau, während das Revamp-Kostüm bis auf Stiefel, Handschuhe, Gürtel (alle gelb) und Umhang (blau) schwarz ist. Den Miniumhang finde ich in beiden Versionen störend, aber das schwarze Kostüm gefällt mir besser als das graue. Beim Figurendesign ohne Maske gibt kaum Unterschiede (im Gegensatz zu Barbara Gordon in „Batman Beyond“, ebenfalls auf dem Bild zu sehen), deshalb ist das Kostüm hier der ausschlaggebende Faktor. Sieger: Revamp
Der Joker
Das TNBA-Design des Jokers darf wohl ohne Frage als Griff ins Klo bezeichnet werden. Der B:TAS-Joker sah aus wie in den Comics: Grün-schwarze Haare, rote Lippen, lila Anzug. Für den Revamp kamen die Macher auf die merkwürdige Idee, die roten Lippen wegzulassen, seine Augen schwarz und die Pupillen weiß zu färben und seine Nase noch cartooniger zu machen. Das Ergebnis ähnelt eher frühen Entwürfen von Micky Maus als dem Joker. Die Reaktionen waren entsprechend und man entschied sich zum Glück, den Joker für seine Auftritte in „Batman Beyond: Return of the Joker“, „Static Shock“ und „Justice League“ noch einmal zu überarbeiten. Wie beim Justice-League-Batman kombinierte man Elemente beider Designs, vornehmlich die Farbgebung des TNBA-Jokers und das (angepasste) Design des B:TAS-Jokers. Sieger: Klassisches Design/Redesign für BB, SS und JL
Harley Quinn (Harleen Quinzel)
Die Freundin des Jokers gehört zu den Figuren, die für B:TAS erfunden wurden und hinterher in den Canon der Comicserien einwanderte. Nebenbei ist sie auch eine der beliebtesten Figuren der Serie, was man schon allein daran sieht, dass sie in TNBA öfter vorkommt als der Joker. Da erscheint es nur logisch, dass ihr Aussehen nicht verändert wurde. Natürlich gab es minimale Anpassungen an das neue Design, aber von allen Figuren dürfte Harley diejenige sein, die am wenigstens verändert wurde. Sieger: Gleichstand
Two-Face (Harvey Dent)
Bei Harvey Dent/Two-Face verhält es sich ähnlich wie bei Harley: Auch er wurde kaum verändert, sein Erscheinungsbild wurde nur an das allgemeine neue Figurendesign angepasst. Die Details sind ein wenig reduziert (v.a. in der vernarbten Gesichtshälfte), die Schultern ein wenig breiter und die normale Gesichtshälfte passt besser zu den anderen Revamp-Gesichtern. Sieger: Gleichstand
Clayface (Matt Hagen)
Auch Clayface wurde kaum verändert, wie bei Two-Face gab es lediglich eine allgemeine Anpassung, eine Reduzierung der Details und klarere Linien. Sieger: Gleichstand
Der Pinguin (Oswald Cobblepot)
An einigen Stellen merkt man deutlich, dass B:TAS im Fahrwasser der Burton-Filme, besser gesagt im Fahrwasser von „Batmans Rückkehr“ entstand. Am deutlichsten ist dies beim Pinguin der Fall. Obwohl Oswald Cobblepot in der Serie viel eher der Comicversion (also „normaler“ Gangster mit Vorliebe für Vögel) entspricht als dem von Danny DeVito gespielten Pinguin in „Batmans Rückkehr“ bestand Warner darauf, dass Paul Dini und Bruce Timm sich am Burton-Pinguin orientierten. Deshalb hat auch der B:TAS-Pinguin Flossenhände, eine Kugelfigur und eine übertriebene Schnabelnase – auf diese Merkmale wurde in der Serie jedoch nie eingegangen, da der Pinguin eigentlich keine entstellter Freak wie bei Burton sein sollte. Diese wurde im Zuge des Revamp korrigiert, sodass Cobblepot hier endgültig „nur“ ein etwas kleinwüchsiger Gangster ist, der entfernt an einen Pinguin erinnert, die Nase und die Hände wurden korregiert und auch die Figur ein wenig angepasst, sodass das Aussehen besser zur Interpretation der Figur passt. Sieger: Revamp
Catwoman (Selina Kyle)
Auch Catwoman wurde an „Batmans Rückkehr“ angepasst, allerdings nur geringfügig. Statt wie in den Comics hat Selina Kyle in B:TAS, wie die von Michelle Pfeiffer gespielte Version der Figur im zweiten Burton-Film, blonde Haare. Ansonsten entschied man sich jedoch für ein neues graues Kostüm mit schwarzen Handschuhen und Stiefeln, das die B:TAS-Catwoman von den anderen Darstellungen abhob und mir wirklich äußerst gut gefällt. Diese Kostüm wurde im Revamp nicht beibehalten, ganz allgemein ist Catwoman nach dem Joker wohl die größte Enttäuschung. Mit den schwarzen Haaren hätte ich noch leben können, aber das vollkommen schwarze Kostüm mit den weißen Linsen ist einfach langweilig. Selina gehört leider zu den Figuren, die vom „Schlankheitswahn“ des Revamp am stärksten betroffen sind. In B:TAS war sie die wohl am üppigsten proportionierte Frau, allerdings nicht übertrieben (ich wundere mich bis heute, wieso die von Jim Balent gezeichnete Catwoman keine Rückenprobleme hat). Die TNBA-Catwoman dagegen ist spindeldürr und sieht so aus, als wäre sie beim Waschen eingegangen. Sieger: Klassisches Design
Poison Ivy (Pamela Isley)
Noch ein Opfer des Schlankheitswahns. Während Poison Ivy in B:TAS noch relativ normal aussah, ist in TNBA um einiges pflanzlicher geworden, die Haut ist weiß mit einem leichten Grünschimmer und die Haare sind sehr viel dunkler. Mein Hauptproblem mit ihr ist allerdings, dass sie aussieht, als wäre sie dreizehn. Schon die B:TAS-Ivy war ziemlich zierlich, aber noch eindeutig als erwachsene Frau erkennbar. Wenn sich dagegen die TNBA-Ivy als Femme Fatale betätigt, weckt das Erinnerungen an „Lolita“. Sieger: Klassisches Design
Scarecrow (Jonathan Crane)
Scarecrow, der selbsternannte Meister der Furcht, wurde bereits im Rahmen der ursprünglichen Serie einmal umgestaltet, da er den Machern mit der Sackmaske zu wenig unheimlich war. Ab seinem zweiten Auftritt trug er ein verändertes Vogelscheuchenkostüm, das ein wenig unheimlicher war, aber Bruce Timm und Co. immer noch nicht zufrieden stellte, weshalb sie sich im Rahmen des Revamp für einen radikalen Aussehenswechsel entschieden. TNBA-Scarecrow sieht nun nicht mehr wie eine Vogelscheuche aus, sondern wie untoter puritanischer Prediger. Das entfernt sich zwar recht weit von seinem Aussehen in den Comics, ist aber ungemein wirkungsvoll, denn diese Version von Scarecrow ist mit Abstand die unheimlichste. Scarecrow ist auch die einzige Figur, die einem Persönlichkeitswandel unterzogen wurde, inklusive Sprecherwechsel. In B:TAS wurde Jonathan Crane, gesprochen von Henry Polic II., als selbstgerechter und oft laut tönender Schurke dargestellt, der hin und wieder als Comic Relief verwendet wurde. Davon ist beim TNBA-Scarecrow nichts mehr zu spüren, man weiß nicht einmal, ob Crane noch unter der Maske steckt oder ob es sich überhaupt um eine Maske handelt. Jeffrey Combs spricht Scarecrow immer sehr ruhig und weich und steigert so noch die unheimliche Wirkung. Sieger: Revamp
Bane
Über Bane in B:TAS und TNBA habe ich ja bereits geschrieben. In der ursprünglichen Serie trug er eine leicht veränderte Version seiner Maske aus den Comics, die Mund und Nase freiließ, während er in TNBA etwas trägt, das eher nach S/M aussieht. Aber, um ehrlich zu sein, die S/M-Maske wirkt einschüchternder als die Wrestlermaske, zumindest so, wie sie in der Serie aussieht. Vielleicht bin ich auch einfach nur mehr an das Revamp-Design gewöhnt, da Bane im klassischen Design nur einen Auftritt hat, während man S/M-Bane auch noch in dem Spin-off-Film „Batman: Mystery of Batwoman“ und der S:TAS-Folge „Knight Time“ sieht. Sieger: Revamp
Mister Freeze
Mister Freeze wurde zwar nicht für B:TAS erfunden, aber stark von ihr geprägt – der tragische Hintergrund der Figur, der seither ausnahmslos verwendet wird, tauchte in der Serie zum ersten Mal auf. Das ursprüngliche Design, entworfen Hellboy-Erfinder Mike Mignola, wirkt ein wenig altmodisch und erinnert an Herman von Klempt, eine andere Mignola-Figur. Im Zuge des Revamp wurde sein Anzug ein wenig modernisiert, die Brille fiel weg und darüber hinaus wurde er zum Cyborg, dessen Kopf sich auf Spinnenbeinen fortbewegen kann. Ich finde allerdings beide Designs nicht völlig gelungen, am besten gefällt mir der Anzug, den er in der BB-Episode „Meltdown“ trägt, welcher Merkmale beider Designs in sich Vereint. Sieger: BB-Design
Killer Croc (Waylon Jones)
Croc in B:TAS war grau, schuppig und reptilienhaft, Croc in TNBA war grün, noch schuppiger und noch reptilienhafter. Croc hat nie zu meinen Lieblingsschurken gehört, aber ich denke, mir gefällt das ursprüngliche Aussehen ein wenig besser. Sieger: Klassisches Design
Riddler (Edward Nygma)
Auch mit dem Riddler konnte ich nie allzu viel anfangen, allerdings ist sein Aussehen in B:TAS um einiges gelungener als in TNBA. In der ursprünglichen Serie trug er Anzug, Hut, Krawatte und Dominomaske in seinen Farben (grün und lila), die irgendwie Stil hatten. Selbiges lässt sich von dem hautengen Ganzkörperanzug, der unangenehme Erinnerungen an „Batman Forever“ wachruft, leider nicht sagen. Auch die Glatze bleibt rätselhaft. Sieger: Klassisches Design.
Mad Hatter (Jervis Tetch)
Der ursprüngliche Mad Hatter fiel vor allem durch seinen etwas seltsamen Überbiss auf und trug die Kleidung, die man von ihm erwarten würde (insbesondere den großen Hut) in überwiegend blauer Färbung. Die TNBA-Version dagegen ist kleiner, grüner und ein wenig cartoonhafter. Diesem Schurken tut das allerdings interessanterweise gut; Revamp-Hatter wirkt irgendwie ein wenig unheimlicher. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Überbiss nicht mehr so schief ist. Sieger: Revamp
Der Bauchredner (Arnold Wesker)/Scarface
Bei diesem recht unbekannten Schurken mit Persönlichkeitsspaltung (einerseits harmloser Bauchredner, andererseits brutaler Gangster; die zweite Persönlichkeit wird in eine Puppe projiziert) verhält es sich ähnlich wie beim Mad Hatter: Auch er wurde kleiner und cartoonafter. Im Gegensatz zum Hatter wirkt das Revamp-Design allerdings weniger gut als das klassische, da auch Wesker ein recht tragischer Schurke ist – das realistischere Aussehen steht ihm besser. Sieger: Klassisches Design
…und der Rest
Die meisten anderen Figuren, insbesondere diejenigen, die nicht in Kostümen herumlaufen, etwa Alfred, Harvey Bullock oder Renee Montoya wurden meist nur minimal an das neue Design angepasst; klarere Linien, weniger Details etc. Am merkwürdigsten ist in dieser Hinsicht Comissioner Gordon, der irgendwie ausgezehrt und viel älter wirkt als der doch recht kräftige B:TAS-Gordon. Alles in allem ziehe ich bei den meisten Figuren das klassische Design vor, weil sie einfach lebendiger und „realer“ wirken. Sieger: Klassisches Design
Fazit: Knapper Sieger nach Punkten (acht zu sechs) ist das klassische Design, was auch meine persönliche Meinung recht gut wiederspeigelt. Der Revamp machte vieles richtig (Scarecrow, Mad Hatter, Pinguin), in einigen Fällen wurden aber auch wirklich grässliche Umgestaltungen vorgenommen (Joker, Catwoman). Alles in allem hat das klassische Design jedoch einen Charme, den TNBA nicht mehr erreichen konnte, vor allem bedingt durch die reduzierten Details und die übertriebenen Proportionen.
„Batman: The Animated Series“ hatte enormen Einfluss und bald schon entstanden Serien wie „Bob Morane“ oder „Gargoyles“, die stilistisch oder inhaltlich sehr ähnlich waren. Das für den Superheldenfan bedeutendste Ereignis, das B:TAS in Gang setzte, war jedoch die Entwicklung des so genannten „DC Animated Universe“ (kurz: DCAU); eine Reihe von Zeichentrickserien, die im selben Universum spielen wie B:TAS und konzeptuell dem recht ähnlich waren, was Marvel mit seinen Realfilmen gerade anstellt. Da ich, wie vor langer Zeit in meinem B:TAS-Artikel angekündigt, vorhabe, immer mal wieder Folgen der verschiedenen Serien zu rezensieren, werde ich nun zuerst einmal die Serien an sich vorstellen, allerdings nicht so ausführlich, wie ich es bei B:TAS getan habe, sondern ein wenig knapper und kompakter.
Superman: The Animated Series
Ich muss zugeben, mit den meisten Adaptionen des Mannes aus Stahl konnte ich nie viel anfangen. Für die Superman-Filme mit Christopher Reeve bin ich vermutlich ein wenig zu jung, jedenfalls konnte ich mich nie wirklich für sie begeistern – in meiner Kindheit waren sie einfach weit weniger präsent als Tim Burtons Batman-Streifen. Auch mit „Superman Returns“ (ja eine Quasi-Fortsetzung besagter Filme, zumindest der ersten beiden) bin ich nie wirklich warm geworden, ebenso wie mit der Fernsehserie „Superman: Die Abenteuer von Lois und Clark“. Auch „Smallville“ fällt für mich eher in die Kategorie „ganz nett, mehr aber nicht“. Die einzige Superman-Adaption, die ich wirklich gelungen finde, ist „Superman: The Animated Series“.
Nach dem großen Erfolg von B:TAS taten die Verantwortlichen von Warner Bros. das Naheliegendste und beauftragten die kreativen Köpfe hinter besagter Serie damit, auch DC-Comics zweites Flagschiff, Superman, zu adaptieren. Und das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen.
Man orientierte sich stilistisch natürlich stark an B:TAS, auch wenn das Design ein wenig schnörkelloser und einfacher gehalten wurde. Atmosphärisch unterscheidet sich Metropolis natürlich stark von Gotham City. Während Batmans Heimatstadt direkt aus einem Film Noir zu kommen scheint (die meisten Episoden spielen nachts) ist Metropolis natürlich viel heller, sauberer und futuristischer. Zwar hat auch diese Stadt ihre Schattenseiten, aber allgemein mutet sie freundlicher an und weiß sie besser zu kaschieren.
Auch inhaltlich und konzeptionell ging man ähnliche Wege wie bei B:TAS – Bruce Timm und Paul Dini bedienten sich bei allen Inkarnationen des Stählernen. Man findet Elemente der Fleischer-Cartoons, der Golden- und Silver-Age Comics, der Filme mit Christopher Reeve und natürlich auch der modernen Comics. Dies sorgt dafür, dass S:TAS eine sehr zeitlose Adaption ist. Anders jedoch als bei B:TAS entschloss man sich dieses Mal, wirklich von vorne zu beginnen: Die ersten drei Episoden (quasi der „Pilotfilm“) erzählen recht ausführlich von der Zerstörung Kryptons, Clarks Aufwachsen bei den Kents (inklusive der Entdeckung seiner Abstammung) und enden schließlich mit der Etablierung Supermans in Metropolis. Es gibt sogar, je nach Betrachtungsweise, einen sehr groben, die Serie überspannenden Handlungsbogen. Zwar sind die meisten Episoden für sich allein stehend (meistens wird ein Schurke eingeführt oder er taucht wieder auf, bzw. Lex Luthor hat einen neuen Plan Superman in Bedrängnis zu bringen etc.), aber ein spezieller Schurke, Darkseid, wurde sehr behutsam aufgebaut und trat lange Zeit nur durch Handlanger auf. Darkseid ist auch der Gegner im zweiteiligen Serienfinale „Legacy“.
Mit was S:TAS wirklich enorm punkten kann ist die Umsetzung der Figuren. Ein weiteres Mal gelang es Andrea Romano (die sowohl bei B:TAS als auch bei S:TAS und allen weiteren DCAU-Serien für das Casting der Sprecher verantwortlich war) wirklich außergewöhnlich Sprecher für die Serie zu versammeln. Tim Daley gibt einen wirklich passenden Superman ab, der zwar nobel und heldenhaft, aber dennoch glaubwürdig klingt.
Besonders Lob verdienen auch drei der Schurkensprecher. Der erste ist als Corey Burton als Brainiac. In dieser Version ist Brainiac ein von Krypton stammender Supercomputer, der Informationen von Planeten sammelt und sie, nachdem er sie „ausgepresst“ hat, zerstört. Burton lehnte sich dabei stimmlich an HAL 9000 aus „2001: Odyssee im Weltraum“ an. Das Ergebnis ist beeindruckend; eine kalte, absolut logische Maschine, mit der man einfach nicht diskutieren kann.
Auch Lex Luthor ist hervorragend gelungen. Mit den bisherigen Umsetzungen von Supermans Erzfeind verhält es sich in meinen Augen ganz ähnlich wie mit Adaptionen im Allgemeinen: Keine finde ich wirklich angemessen; Gene Hackman und Kevin Spacey sind für meinen Geschmack zu komödiantisch bzw. zu sehr verrückter Wissenschaftler. Zugegeben, Michael Rosenbaum ist wirklich nicht schlecht, aber keiner von ihnen kommt an Clancy Brown heran. Er verkörpert den Post-Crisis-Luthor (mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann statt verrückter Wissenschaftler) einfach perfekt. Seine tiefe Stimme ist zu gleichen Teilen gebildet und barbarisch.
Der dritte Schurke ist Darkseid, gesprochen von Michael Ironside. Um es kurz zu machen, Micheal Ironsides Darkseid ist nicht nur die beste Interpretation dieses Characters, sondern auch die einzige, die dem Herrn von Apokolips wirklich gerecht wird. Darkseid spricht stets gelassen und selbstsicher, absolut von seiner eigenen Macht überzeugt und übertrifft die beiden anderen Schurken noch – kein Wunder, dass er nicht nur der Endgegner in „Superman: The Animated Series“ ist, sondern sogar der Endgegner des gesamten DCAU (im Finale von „Justice League Unlimited“).
Ebenfalls extrem gelungen ist die Musik der Serie, abermals unter Leitung der leider inzwischen verstorbenen Shirley Walker, die es schaffte, ihren Erfolg zu widerholen und Superman ein Thema zu komponieren, das dem Filmthema von John Williams durchaus Konkurrenz macht.
Batman Beyond
Die dritte DCAU-Serie (hierzulande unter dem Namen „Batman of the Future“) ist mehr oder weniger eine direkte Fortsetzung von „Batman: The Animated Series“ (ich denke, es ist müßig zu erwähnen, dass wir es abermals mit demselben Kreativteam um Bruce Timm, Paul Dini, Shirley Walker, Andrea Romano etc. zu tun haben), allerdings auch die erste wirklich eigenständige Serie, die sehr viel weniger auf Comicvorlagen basiert.
Wir schreiben das Jahr 2039: Zwanzig Jahre ist es nun her, dass Batman endgültig verschwunden ist. Bruce Wayne ist inzwischen ein verbitterter alter Mann mit Herzproblemen, der sich vollständig zurückgezogen hat, während der skrupellose Derek Powers Wayne Enterprises (inzwischen Wayne-Powers) leitet. Doch die Situation hat sich seither nicht unbedingt verbesset: Gotham mag nun eine futuristische Metropole sein, aber auf gewisse Weise ist alles immer noch beim Alten: Während skrupellose Beinahe-Gangster wie Derek Powers ihre Macht auf Kosten der Bevölkerung ausbauen, terrorisieren gewalttätige Banden, die Jokerz (ja, Batmans Erzfeind wurde zum Trendsetter), die Straßen.
Schließlich lernen wir auch Terry McGinnis kennen, vorbestrafter Teenager und Scheidungskind, das bei seinem Vater lebt, welcher wiederrum für Wayne-Powers arbeitet. Durch Zufall bzw. eine von Powers ausgeheckte Intrige, in die Terrys Vater verwickelt ist, stößt Terry nicht nur auf Bruce Wayne, sondern auch auf dessen Geheimnis. Im Verlauf der Ereignisse wird jedoch Terrys Vater auf Powers‘ Geheiß ermordet, was seinen Sohn dazu veranlasst, sich den inzwischen hochtechnologisierten Batanzug zu stehlen und auf eigene Faust Jagd auf den Mörder seines Vaters zu machen.
Letztendlich kommt es natürlich, wie es kommen muss: Bruce und Terry beschließen zusammenzuarbeiten, damit Gotham wieder einen Beschützer hat. Während sich Terry nächtlich auf Streifzug begibt, unterstützt ihn Bruce von der Bathöhle aus.
Das Konzept von „Batman Beyond“ mag dem alteingesessenen Bat-Fan nicht unbedingt sofort munden, insbesondere, da die zweiteilige Pilotfolge doch ein wenig gehetzt ist. Bruce erlaubt Terry ungewöhnlich schnell, ins Fledermauskostüm zu steigen, insbesondere wenn man sich daran erinnert, wie lange die diversen Robins trainieren mussten, um an Batmans Seite kämpfen zu dürfen. Allgemein ist Terry Nightwing ähnlicher als dem alten Batman – ein wenig lockerer, öfter ein flotter Spruch auf den Lippen etc.
Wenn man das alles jedoch akzeptiert, eröffnet sich eine spannende neue Version des Batmythos. Das futuristische Gotham ist ein äußerst interessanter Schauplatz, vor allem in visueller Hinsicht. Natürlich ist auch „Batman Beyond“ im Stil der anderen DCAU-Shows gehalten, allerdings versehen mit einem kräftigen Schuss Surrealismus. Anstatt einfach Abziehbilder klassischer Batman-Schurken zu verwenden, bemühten sich die Macher auch, kreative neue Bösewichter einzuführen, etwa den radioaktiv verstrahlten Derek Powers alias Blight oder die Gestaltwandlerin Inque. Zwar sind diese Schurken bei weitem nicht so ikonisch wie die klassischen (wie könnten sie auch?), aber trotzdem funktionieren sie sehr gut. Ganz nach bewährtem Muster sind die meisten dieser Schurken selbst auf die eine oder andere Weise tragische Gestalten.
Die Arbeit der Sprecher ist ein weiteres Mal hervorragend. Kevin Conroy kehrt als Bruce Wayne zurück und verkörpert gekonnt den alten und verbitterten Bruce, dessen Zustand es ihm nicht mehr erlaubt Batman zu sein. Trotzdem – oder gerade deshalb – spricht Bruce nur noch mit seiner Batman-Stimme. Ebenso verhält es sich mit den Neuzugängen, zu denen u.a. Will Friedle als Terry McGinnis, Lauren Tom als Terrys Freundin Dana oder Sherman Howard als Derek Powers gehören.
Das einzige enttäuschende Element ist die Musik, und das obwohl die B:TAS- und S:TAS-Verantwortlichen Shirley Walker, Kristopher Carter, Lolita Ritmanis und Michael McCuistion auch an dieser Serie arbeiteten. Allerdings war man der Meinung, dass traditionelle Orchestermusik nicht zum futuristischen Setting passen würde. Stattdessen entschieden sich die Verantwortlichen für einen harschen Industrial/Metal/Techno-Sound, der zusammen mit den Bildern gerade noch erträglich, für sich allein aber völlig unhörbar ist. Die stetig gleichförmigen Elemente und der völlige Mangel an Melodie, geschweige denn Themen ist bestenfalls uninteressant und langweilig und schlimmstenfalls nervtötend. Ein Soundtrack wie in Daft Punk zu „Tron Legacy“ komponiert hat, also eine Mischung aus traditionellem Orchester und Synthklängen wäre da weitaus angebrachter (und auch wirkungsvoller) gewesen. Der BB-Spin-off-Film „Return of the Joker“ geht immerhin in diese Richtung und mischt den Stil der Serie mit Orchester, was weitaus angenehmer und wirkungsvoller ist.
Static Shock
Innerhalb der DCAU-Serien gibt es zwei „Stiefkinder“, an denen die beiden Hauptkreativen Paul Dini und Bruce Timm nicht mitgearbeitet haben und die es in meinen Augen auch nicht schaffen, mit den anderen Serien mitzuhalten.
Static Shock ist die erste, basiert lose auf den (v.a. in Deutschland) eher unbekannten Static-Comics und handelt von dem fünfzehnjährigen Superhelden Virgil Hawkins alias Static, der bei einem Unfall Superkräfte bekommen hat und nun Elektromagnetismus kontrollieren kann. Zusammen mit seinem besten Freund/Sidekick Richard Osgood alias Gear bekämpft er nun das Verbrechen in seiner Heimatstadt Dakota.
Ich muss zugeben, ich habe mich mit dieser Serie nie groß beschäftigt, da sie mir zu Hip-Hop-lastig ist (ein Musikstil, den ich meide wie die Pest und der diese Serie musikalisch für mich in eine ähnliche Kategorie wie „Batman Beyond“ katapultiert) und, im Gegensatz zu „Batman Beyond“, keine Charaktere besitzt, die mich genug interessieren würden, um trotzdem dranzubleiben.
In der ersten Staffel war „Static Shock“ noch eine eher ironische Antwort auf das DCAU, die DC-Helden waren Comicfiguren, was sich aber mit der zweiten Staffel änderte, ab der die Serie offiziell zum DCAU gehörte. So gibt es einige Crossover-Episoden, in „The Big Leagues“ zum Beispiel besuchen Joker, Batman und Robin Dakota, in „Hard as Nails“ schaut Static im Gegenzug in Gotham vorbei, um mit Batman gegen Harley Quinn und Poison Ivy zu kämpfen. Auch Superman („Toys in the Hood“), Green Lantern („Fallen Hero“) und sogar die gesamte Justice League („A League of their own“) absolvieren Gastauftritte. In “Future Shock” unternimmt Static sogar eine Zeitreise und trifft auf Terry McGinnis und eine ältere Version seiner selbst. Zugegebenermaßen sind diese Crossover-Episoden auch die einzigen der Serie, die ich gesehen habe. Fans mögen mir verzeihen, dass ich „Static Shock“ nur so kurz abgehandelt habe.
The Zeta Project
Stiefkind Nummer 2 ist eine Spin-off-Serie zu „Batman Beyond”. In einer BB-Episode tauchte das fünfzehnjährige Mädchen Rosalie Rowan und ihr Roboter-Freund Zeta auf, die die Hauptpersonen in „The Zeta Project“ sind. Mit dieser Serie habe ich mich in der Tat noch weniger beschäftigt als mit „Static Shock“ und auch nur eine Episode gesehen, nämlich die, in der Terry McGinnis und Bruce Wayne einen Gastauftritt absolvieren (nebenbei bemerkt: Kevin Conroys Batman ist die einzige Figur, die in jeder Serie des DCAU wenigstens in einer Folge auftaucht). Davon abgesehen kann ich auch hier nicht wirklich viel sagen, außer, dass „The Zeta Project“ am wenigsten Einfluss auf das DCAU im Ganzen hat.
Wenig überraschend ist sicher, dass weder „Static Shock“ noch „The Zeta Project“ in Deutschland jemals gesendet wurden.
Justice League
Was im Marvel-Universum die Avengers sind, ist bei DC die Justice League: Eine Gruppe bestehend aus den größten und mächtigsten Helden der (jeweiligen) Welt. Nach zwei Serien ohne sie kehren Bruce Timm und Paul Dini zurück, um im Stil von B:TAS und Co. auch die Justice League in Angriff zu nehmen. Es gab zwar schon vorher die eine oder andere Zeichentrickserie, die gewissermaßen eine Adaption der Justice League war (manch einem sagen vielleicht die „Super Friends“ etwas), doch diese Serien stammen aus den 70ern und 80ern und sind kaum ernst zu nehmen. Timm und Dini griffen für ihren Ansatz auf die Charakterisierung von Batman und Superman aus ihren jeweiligen DCAU-Serien zurück und fügten fünf weitere Helden (vier davon sind die üblichen Verdächtigen, der fünft ist ein wenig eigenartig) hinzu. Flash, der schnellste Mann der Welt, hatte bereits in S:TAS einen Gastauftritt, der als Grundlage für den JL-Flash diente. Für Kenner der Figur: Unter der Maske steckt Wally West, der dritte Flash, der auch das jüngste Mitglied der Liga und damit der jugendliche Spaßvogel ist, allerdings mit einigen Elementen des zweiten Flash Barry Allen versehen.
Green Lantern (zumindest eine Green Lantern) tauchte ebenfalls in S:TAS auf. Während die meisten Nichtcomicleser wohl am ehesten mit Hal Jordan vertraut sind (nicht zuletzt durch den eher misslungenen Film), war in S:TAS Kyle Rayner der Ringschwinger (damals die aktuelle GL in den Comics), während man für „Justice League“ John Stewart wählte, der in den Comics ein Ersatzmann für Hal Jordan war. Auf den ersten Blick mag Stewart der Quotenschwarze sein, doch sein Charakter ist mit einer der interessantesten der Serie.
Wonder Woman wird in „Justice League“ erst eingeführt und steht damit zu Beginn der Serie auch am Anfang ihrer Karriere und muss sich in der „Welt der Männer“ zurechtfinden. Im Gegensatz zur Comicversion gewinnt Diana die Wonder-Woman-Utensilien nicht, sondern stiehlt sie, um der Justice League bei der Bekämpfung einer Alieninvasion behilflich zu sein (wie ich in meine Review zu „The Avengers“ sagte: Sehr verbreitet, um Superheldenteambildung anzuregen).
J’onn J’onzz, der Martian Manhunter, wird ebenfalls im dreiteiligen Piloten der Serie eingeführt. Die Aliens, die die Erde angreifen, haben zuvor den Mars überfallen und alle Einwohner bis auf J’onn vernichtet. Als letzter Marsianer steht er der Erde fortan im Kampf gegen die außerirdische Bedrohung zur Seite und tritt schließlich der Justice League bei.
Soweit zu den üblichen Verdächtigen, die zu bereits in der einen oder anderen Inkarnation die Justice League in den 60ern gründeten und in Grant Morrisons Reboot ebenfalls den Kern des Teams darstellten. Der siebte im Bunde wäre eigentlich Aquaman, der ebenfalls in S:TAS einen Gastauftritt absolvierte, doch Dini und Timm entschieden sich stattdessen für eine weitere weibliche Figur: Hawkgirl. Ebenso seltsam wie die Wahl dieses doch eher unbekannten Charakters ist auch die Tatsache, dass Hawkgirl in der Serie nicht groß eingeführt wird. Auch sie ist ein auf der Erde gestrandetes Alien, das sich irgendwann vor Beginn der Serie bereits als Superheld etabliert hat, jedenfalls kennen Flash, Green Lantern, Batman und Superman sie bereits. Spätere Folgen bringen diesbezüglich allerdings Licht ins Dunkel.
Ein weiteres Mal auf die Qualität der Sprecher hinzuweisen ist wohl überflüssig und würde aufgrund der Menge auch ziemlich viel Platz wegnehmen, deshalb halten wir es kurz. Kevin Conroy kehrt als Batman zurück und ist wie immer grandios. Auch einige bereits etablierte Schurken und Nebenfiguren tauchen auf, u.a. Clancy Browns Lex Luthor, Mark Hamills Joker, Dana Delanys Lois Lane, Michael Ironsides Darkseid und Efrem Zimbalists Alfred. Tim Daly, der Superman-Sprecher aus S:TAS war leider nicht mehr zu bekommen und wurde durch George Newbern ersetzt, der am Anfang zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, aber sich dann, vor allem in der zweiten Staffel, sehr gut macht. Ansonsten haben wir Miachel Rosenbaum (Lex Luthor in „Smallville“) als Flash, Phil LaMarr (Hermes in „Futurama“) als Green Lantern, Susan Eisenberg als Wonder Woman, Carl Lumbly als Martian Manhunter und Maria Canals als Hawkgirl, auf die letztendlich genau dasselbe zutrifft wie auf Kevin Conroy: Inzwischen sind sie für mich fast schon zu den definitiven Stimmen für diese Figuren geworden.
Strukturell muss sich die Justice League in ihrer Serie in meistens zweiteiligen Episoden (Ausnahmen sind der Pilot und das Finale der ersten und zweiten Staffel, die jeweils aus drei Folgen bestehen und die Episode „Comfort and Joy“, die eine Einzelfolge ist) mit wirklich großen Bedrohungen auseinandersetzen, u.a. der von Lex Luthor gegründeten Injustice Gang, dem unsterblichen Höhlenmenschen Vandal Savage, Brainiac, Darkseid, Gorilla Grodd, Hades, Doctor Destiny usw.
Justice League Unlimited
„Justice League Unlimited“, die finale Serie des DCAU, ist ein sehr interessanter Fall. In gewissem Sinne handelt es sich hierbei um die Staffeln 3 und 4 von „Justice League“ (bzw. um die Staffeln 3, 4 und 5, die genaue Einteilung ist etwas schwammig). Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei JLU um eine eigene Serie handelt, so ist sie dennoch eine direkte Fortsetzung von „Justice League“, allerdings ist die Namensänderung bzw. der Neuanfang durchaus gerechtfertigt. Natürlich steht im Mittelpunkt immer noch ein Superheldenteam, dessen Konzeption (und damit auch die Erzählweise der Serie) hat sich allerdings geändert. Denn in der ersten JLU-Folge wird die Justice League massiv erweitert, und zwar um praktisch jeden DC-Superhelden, den die Macher verwenden durften. Auch auf die zweiteiligen Episoden verzichtete man größtenteils und favorisierte dieses Mal Einzelepisoden, in denen meistens zwei bis drei Gründungsmitglieder der Liga zusammen mit einigen weiteren, oft eher unbekannten Helden kämpfen. Nach und nach ergibt sich aus einigen der Einzelfolgen ein zusammenhängender Storybogen. In der ersten (bzw. der ersten und zweiten) Staffel ist das der sogenannte Cadmus-Arc, in dem eine geheime Abteilung der US-Regierung, das Projekt Cadmus, fürchtet, dass die Justice League zu mächtig wird, während die Liga sich in der zweiten (bzw. dritten) Staffel mit Gorilla Grodd und seiner Legion of Doom auseinandersetzen muss.
Die verändert Erzählweise und Teamkonstellation hat einige enorme Vorteile. Zum einen werden dadurch, wie bereits erwähnt, viele Helden der B-Liste endlich einmal angemessen umgesetzt, die zum Teil noch nie in irgendeinem anderen Medium als den Comics auftraten. Zu diesen gehören unter anderem The Question, Green Arrow, Black Canary, Huntress, Captain Atom und The Atom. Darüber hinaus ermöglicht der sich über viele Folgen entfaltende Staffelplot, eine sehr komplexe und gut durchdachte Geschichte zu erzählen („Gargoyles” hat das bereits vorgemacht); vor allem der Cadmus-Arc gehört mit zum Besten, was das DCAU (oder Zeichentrickserien im Allgemeinen) zu bieten hat.
Hier über die Sprecher zu schreiben wäre müßig, alle Figuren, die bereits in „Justice League“ auftreten, werden auch in „Justice League Unlimited“ von denselben Sprechern gesprochen, dazu kommen noch seeeeeeeeeehr viele weitere für die ganzen neuen Helden und Schurken. Stattdessen werde noch kurz ein Wort zur Musik der beiden Justice-League-Serien verlieren: Dieses Mal entschied man sich für den „Mittelweg“ zwischen dem klassischen Orchestersound von B:TAS und S:TAS und dem unerträglich modernen Klang von BB: Die Musik ist sehr rockig, versehen mit viel Elektronik und E-Gitarren, aber immer noch sehr viel melodischer und erträglicher als die Musik von „Batman Beyond“. Am markantesten sind die beiden Justice-League-Themen, die in den Intros vorkommen, in der Serie selbst allerdings sehr sparsam eingesetzt werden. Es gibt Charakterethemen, diese sind allerdings meistens nicht sehr markant. An einigen besonderen Höhepunkten tauchen erfreulicherweise auch Shirley Walkers Themen für Batman und Superman auf.
Fazit: Das DCAU gehört ohne jeden Zweifel zu den gelungensten Adaptionen des DC-Universums und zu den Sternstunden westlichen Zeichentricks. Umso trauriger ist es, dass das DCAU hierzulande nur sehr unvollständig präsentiert wurde, es finden sich nur wenige DVD-Veröffentlichungen, „Justice League“ wurde völlig ignoriert, „Justice League Unlimited“ nur halb gesendet und auf Staffelboxen zu „Batman: The Animated Series“ wartet man immer noch vergeblich. Das wird mich in Zukunft allerdings nicht davon abhalten, Episoden dieser von mir geliebten Serien vorzustellen und zu rezensieren.
Story: Ein neuer Vigilant taucht in Gotham City auf: Das Phantom, ein gandenloser Selbstjustizler, der auch vor Mord nicht zurückschreckt und in kürzester Zeit zwei einflussreiche Mafiabosse tötet. Dumm nur, dass die Polizei ausgerechnet Batman (Kevin Conroy) dafür verantwortlich macht. Währenddessen kehrt eine Person aus Bruce Waynes Vergangenheit zurück: Andrea Beaumont (Dana Delany), die er, kurz bevor er zu Batman geworden ist, fast geheiratet hätte. Bald schon wird offensichtlich, dass sie und ihr Vater (Stacy Keach) etwas mit dem Phantom zu tun haben, denn dieses tötet exakt jene Gangsterbosse, mit denen Carl Beaumont in der Vergangenheit Probleme hatte. Die Situation wird allerdings noch komplizierter, als sich der dritte Mafioso in seiner Verzweiflung ausgerechnet an den Joker (Mark Hamill) wendet…
Kritik: In den zehn Jahren zwischen 1989 und 1999 kamen insgesamt fünf Batman-Filme in die Kinos. Die vier Realfilme sind ja wohl alle (wenn auch nicht ihrer Qualität wegen, wenn es um die Machwerke Joel Schumachers geht) bekannt. Der fünfte hingegen, ein Spin-off Film von „Batman: The Animated Series“, wurde kaum beachtet, was extrem schade ist. Denn „Mask of the Phantasm“ ist ein wahres Goldstück, das „Batman Forever“ und „Batman und Robin“ mühelos hinter sich lässt und sogar „Batman“ und „Batmans Rückkehr“ übertrumpft. Es ist schon erstaunlich, dass ein Zeichentrickfilm mit weniger als 80 Minuten Laufzeit es viel besser schafft als so manch ein Realfilm mit viel mehr Minuten, glaubwürdige Figuren und eine tiefgründige Handlung zu erzeugen. Nicht nur wird eine gelungene Krimihandlung vorangetrieben, auch Batmans Ursprung wird auf interessante und innovative Art und Weise neu erzählt. „Mask of the Phantasm“ nutzt dabei wirklich jede Minute genau aus, um die Gefühle der Protagonisten zu ergründen und sie sowohl komplex als auch sympathisch zu machen.
Über die Stimmtalente Kevin Conroy und Mark Hamill habe ich mich ja bereits mehr als einmal ausführlich ausgelassen, darum hier nur so viel: Sie sind genauso brillant wie immer, ebenso wie Dana Delany (vielleicht am besten bekannt als Catherine Mayfair bei „Desperate Housewives“), die später in „Superman: The Animated Series“ Lois Lane sprechen sollte.
Was diesen Film letztendlich jedoch wirklich herausragend macht, ist Shirley Walkers phänomenaler Score. Düster, episch, tragisch, subtil, Walker beherrscht ihr Handwerk meisterhaft und variiert ihr ohnehin schon geniales Batman-Thema zur Perfektion. Fazit: „Batman: Mask of the Phantasm“ ist ein oft übersehenes Meisterwerk, das kein Batman-Fan verpassen darf, das viele der Realverfilmungen alt aussehen lässt und dabei auch noch den Kern des Dunklen Ritters genau trifft.
Das Warner-Brothers-Logo erscheint vor blauem Himmel, und während die düstere Musik zu spielen anfängt, verwandelt es sich in einen Polizeizeppelin, dessen Scheinwerfer eine nächtliche Großstadt beleuchten.
Die Kamera wandert durch die Häuserschluchten zu einer Bank. Bereits der rote Nachthimmel deutet an, dass dies keine gewöhnliche Metropole ist. Vor der Bank sind kurz einige Männer in Hüten und Mänteln zu sehen, dann explodiert das Gebäude auch schon. Die Musik spiegelt dies wieder und geht schließlich in Danny Elfmans Batman-Thema über, als wir sehen, wie das Batmobil die Bathöhle verlässt und auf Gotham-City zufährt (denn um welche andere Stadt sollte es sich schon handeln?).
Abermals werden uns die Bankräuber gezeigt, die vor der Polizei auf ein Dach flüchten, aber dort zu ihrem Unglück dem Dunklen Ritter begegnen, der kurzen Prozess mit ihnen macht.
Als die Polizei schließlich eintrifft, sind die Gangster bereits gefesselt und die Kamera wandert nach oben und zeigt Batman als Wächter der Stadt. Kurz erhellt ein Blitz seine schattenhafte Gestalt, bevor der ganze Bildschirm schwarz wird.
Schon allein das Intro von „Batman: The Animated Series“ ist anders als alles, was man zuvor im Bereich der Zeichentrickserie sehen konnte.
Entstehung, Konzeption und Design
Der Dunkle Ritter hat eine lange und bewegte Geschichte im TV, beginnend mit der allseits bekannten Serie aus den 60ern mit Adam West in der Titelrolle. Aber auch im Zeichentrickbereich war Batman oft vertreten, zum Teil allein, bzw. zusammen mit Robin (und Batgirl und Batwoman und Batmite und dem Bathund…) oder im Team mit anderen Superhelden, wie es zum Beispiel bei den „Super-Friends“ der Fall war.
Aber diese Serien waren für ihre Zeit typisch: Vollkommen auf Kinder zugeschnitten, meist albern und für Fans der Comics eher unbrauchbar.
Doch zum Glück betraute man bei Warner Brothers im Zuge des Erfolgs des ersten Batman-Films Bruce Timm und Paul Dini mit der Erschaffung einer neuen Serie. Diese Serie wurde schließlich zu „Batman: The Animated Series“, und, wie oben bereits erwähnt, unterschied sie sich von allem, was bisher existiert hatte.
Für gewöhnlich werden drei Hauptinspirationsquellen genannt: Die von den Fleischerstudios produzierten Superman-Cartoons aus den 40ern, die Batmancomics der 80er und natürlich Tim Burtons Batman. Zu den Erstgenannten kann ich nichts sagen, aber die Einflüsse der beiden anderen sind deutlich im Design zu spüren; die Einflüsse des Burton-Films und Frank Millers „The Dark Knight Returns“ sind unleugbar – dennoch wird nicht einfach nur plump kopiert. „Batman: The Animted Series“ hat ihren ganz eigenen Stil, ihre ganz eigene Atmosphäre. Natürlich ist die Grundstimmung düster, Art-Deco-Elemente sind vorherrschend und ganz allgemein erinnert die Stimmung in Gotham City stark an den klassischen Film Noir der 40er.
Aber nicht nur das Design unterschied sich stark vom vorher Dagewesenen, sondern auch durch der Inhalt; nicht nur die Atmosphäre war düster, die Geschichten, die die Serie erzählte, waren es ebenfalls. „Batman: The Animated Series“ nahm sein Publikum ernst und schreckte, trotz recht harter Jugendschutzvorgaben, nicht davor zurück, erwachsenere Themen anzuschneiden. Das trifft natürlich nicht auf jede Folge zu, und nicht jede Folge ist qualitativ gleichgut, aber im Großen und Ganzen war und ist die Serie sehr viel düsterer und erwachsener als alles, was es davor gab.
Die Figuren
Natürlich sind die meisten in der Serie vorkommenden Figuren bereits aus den Comics bekannt, das gilt sowohl für die Helden als auch für die Schurken. Die Zahl der extra für die Serie erfunden Figuren ist sehr gering, aber wenn ein neuer Charakter geschaffen wurde, hatte er entweder fast gar keinen Widerhall (wie zum Beispiel die Schurkin Red Claw), oder er wurde zur Kultfigur (Harley Quinn).
In den Augen vieler Batman-Fans sind die Schurken, so wie sie in „Batman: The Animated Series“ umgesetzt sind, die beste Adaption.
Das beste Beispiel ist Mister Freeze: Dieser war früher ein typischer verrückter und ziemlich alberner Wissenschaftler mit Kältefixierung. Durch Bruce Timm und Paul Dini wurde aus ihm ein tragischer und ernstzunehmender Charakter, dessen Frau an einer unheilbaren Krankheit leidet. Victor Fries (so der bürgerliche Name) forscht nach einem Gegenmittel, doch sein Arbeitgeber streicht ihm die Mittel. Fries versucht dennoch, weiterzuforschen, was zu einem Unfall führt, der es Fries unmöglich macht, bei warmen Temparaturen zu überleben, weshalb er auf einen Kälteanzug angewiesen ist. Als Mister Freeze sucht er sich anschließend an dem Mann zu rächen, der sein Leben zerstört hat.
Diese Hintergrundgeschichte war bei den Fans derart beliebt, dass sie für die Comics übernommen wurde.
Auch die meisten Schurken, die bereits beliebt waren und Kultstatus genossen, wurden in angemessener Weise umgesetzt. Die besten Beispiele hierfür sind Two-Face und der Joker.
Two-Face ist mit eine der tragischsten Figuren bei Batman: Ursprünglich ein rechtschaffener Staatsanwalt, wird er durch einen Unfall verunstaltet und zum auf die Zahl Zwei fixierten Verbrecher, gewinnt hier einige zusätzlich Facetten hinzu.
Über den Joker habe ich mich bereits ausführlich genug ausgelassen, die Version aus „Batman: The Animated Series“ stellt eine Kombination der verschiedenen Inkarnationen der Figur dar und schwankt auf dem schmalen Grat zwischen Spaßmacher und Psychopath.
Grundsätzlich sind fast alle Schurken, von Poison Ivy über Scarecrow bis hin zu Ra’s al Ghul sehr gelungen und für gewöhnlich auch, gerade für eine Kinderserie, sehr facettenreich.
Gleiches gilt natürlich auch für den Helden: Batman selbst wird natürlich ebenfalls sehr vielschichtig gezeichnet, wobei auch der Bruce-Wayne-Teil nicht vernachlässigt wird. Batman ist hier nicht ganz so getrieben wie in anderen Adaptionen (allerdings wird er mit der Zeit düsterer), dafür kann man mit ihm allerdings ein wenig mehr mitfühlen, ohne dass die Substanz der Figur verloren geht.
Die Sprecher Da ich zwar in meiner Kindheit natürlich die deutschen Folgen gesehen habe, aber mich an diese Synchronisation kaum erinnere, wird es hier ausschließlich um den O-Ton gehen.
Die „Voice-Actors“, die für „Batman: The Animated Series“ verpflichtet wurden, sind ohne Ausnahme erstklassig. Auch in diesem speziellen Bereich besitzt diese Serie Vorreiterstatus, da sie an keiner Stelle wie ein Cartoon klingt; jede Figur wird absolut überzeugend gesprochen.
Am wichtigsten ist natürlich Batman, der von Kevin Conroy vertont wird (ich glaube, ich habe ihn schon das eine oder andere Mal im Zuge meiner Reviews zu den DC Universe Animated Original Movies erwähnt). Nach wie vor ist Conroy, der Batman öfter „gespielt“ hat als alle Live-Action-Darsteller zusammen, für mich einfach die Stimme Batmans. Wenn ich einen Batman-Comic lese (insbesondere, wenn es ein englischer ist) höre ich Kevin Conroys Stimme. Seine Art, den Dunklen Ritter zu sprechen ist einfach so unglaublich passend, dass man es kaum beschreiben kann – man muss es hören. Kevin Conroy
Aber Conroy ist natürlich nicht der einzige geniale Sprecher. Ähnliches wie bei Batmans Stimme gilt für mich auch bei Alfred (gesprochen von Efrem Zimbalist jr.) und viele der Schurken. Herausragend ist natürlich vor allem Mark Hamill als Joker. Ich bin jedes Mal von Neuem erstaunt, was dieser Mann mit seiner Stimme machen kann und wie viele kranke und irre Lachvariationen er drauf hat. Er benutzt das Lachen des Jokers beinahe wie ein Instrument. Mark Hamill
Auf diese Art und Weise könnte ich mich noch ewig über jeden einzelnen Sprecher auslassen, zum Beispiel über die tolle schnarrende Stimme von Richard Moll als Two-Face oder über Arleen Sorkins Performance als Harley Quinn, aber das würde eindeutig den Rahmen dieses Artikels sprengen, deswegen belassen wir es hierbei und wenden uns stattdessen einem anderen Aspekt zu.
Die Musik
Eine weitere Besonderheit dieser Serie, vor allem im Vergleich zu vielen anderen, ist, dass für jede Folge ein Original-Soundtrack komponiert und von einem Orchester eingespielt wurde – für eine Zeichentrickserie ein enormer Aufwand. Als Grundlage und stilistische Orientierung verwendete man Danny Elfmans enorm erfolgreichen Soundtrack zu Tim Burtons „Batman“, insbesondere das Thema des Titelhelden, das in abgewandelter Form auch zur Untermalung des Vorspanns verwendet wurde. Als „musikalische Leiterin“ wurde die leider 2006 verstorbene Komponisten Shirley Walker angeheuert, die schon Elfmans Score zu „Batman“ orchestrierte und dirigierte und die auch den Soundtrack zu vielen der Folgen geschrieben hat (weitere Komponisten waren zum Beispiel Lolita Ritmanis und Michael McCuistion). Walker benutzte dabei exzessiv die Leitmotivtechnik und schrieb für viele der vorkommenden Charaktere ein markantes Motiv, zum Beispiel ein verspieltes, nach Zirkusmusik klingendes Thema für den Joker oder eine Melodie für Two-Face, die wie die bösartige Pervertierung eines Kinderliedes klingt. Ihr absolutes Meisterstück ist jedoch ohne Zweifel ihr Batman-Thema. Elfmans Thema für den Dunklen Ritter war schon gut und passend, aber Walker schafft es, buchstäblich noch eins draufzusetzen. Ihr Motiv ist gleichzeitig heroisch, düster und tragisch und ist in meinen Augen das einzige Musikstück, dass Batmans Charakter wirklich trifft. Elfman ist immerhin noch in die Nähe gekommen, Hans Zimmer und James Newton Howard (die Komponisten von „Batman Begins“ und „The Dark Knight“) haben es leider verpasst, ein markantes Thema zu kreieren, Elliot Goldenthal (Komponist von „Batman Forever“ und „Batman und Robin“) hat zwar ein markantes Thema geschaffen, das aber nicht zur Figur passt und über die Titelmelodie der 60er Serie mit Adam West reden wir lieber gar nicht erst. Um es zusammenzufassen: Walker lässt sie alle alt aussehen. Shirley Walker
Revamp
Eigentlich endete „Batman: The Animated Series“ bereits 1995, doch die direkte Nachfolgeserie „The New Batman Adventures“ (in Fankreisen oft auch „Gotham Knights“ genannt) wird gemeinhin einfach zum Vorgänger dazugezählt, da die Sprecher fast ausnahmslos dieselben sind und beide Serien zur selben Kontinuität gehören. Dennoch gibt es zwischen B:TAS und TNBA einige markante Unterschiede. Am gravierendsten ist natürlich die Designänderung (auch als „Revamp“ bezeichnet), der die Figuren unterzogen wurden, um das allgemeine Aussehen an „Superman: The Animated Series“ anzugleichen und Crossover zu ermöglichen. Dabei wurde das Design vereinfacht und der Detailreichtum zurückgeschraubt. Während manche Figuren, wie etwa Harley Quinn oder Two-Face relativ unverändert blieben, wurden bei anderen wirklich drastische Änderungen vorgenommen. Manchen, wie zum Beispiel Scarecrow, tat dies sehr gut – seine TNBA-Inkarnation ist die furchterregendste überhaupt. Für andere Charaktere war der Revamp leider weniger vorteilhaft, insbesondere für den Joker, der ohne seine charakteristischen roten Lippen irgendwie merkwürdig aussah. In der Tat war diese Designänderung so unbeliebt, dass man für spätere Auftritte der Figur in Spin-Off-Serien wie „Justice League“, „Batman Beyond“ oder „Static Shock“ zu einem abermals veränderten Aussehen griff, das das alte und das neue Design vereinte.
Aber auch der Erzählfokus veränderte sich und konzentrierte sich nun mehr auf Batmans Partner (darum auch „Gotham Knights“). In B:TAS gab es ja nur Robin und hin und wieder mal Batgirl. In TNBA haben wir nun einen neuen Robin (Tim Drake), den ersten Robin Dick Grayson als Nightwing und Batgirl als Hauptfigur – das Figurenarsenal hat sich also stark erweitert. Die „Gotham Knights“ nach dem Revamp
Die Episoden
„Batman: The Animated Series“ hat (TNBA miteingerechnet) 109 Episoden, zwei zugehörige Direct-to-Video-Filme, einen zugehörigen Kinofilm sowie einige Abstecher in andere Serien. Natürlich ist nicht alles wirklich gelungen, auch bei dieser Serie gibt es natürlich schwächere Episoden, aber neben dem enorm guten Durchschnitt gibt es eben auch Folgen, die wirklich herausragend sind. Und damit Episoden dieses Kalibers auch den Platz bekommen, den sie verdienen, werde ich sie aus diesem Artikel ausquartieren und stattdessen die Reviews zu meinen Lieblingsepisoden extra bringen.
Fazit: Nach wie vor ist „Batman: The Animated Series“ eine meiner absoluten Lieblingsfernsehserien. Sie hat mich durch meine Kindheit begleitet, war während meiner frühen Teenagerzeit leider abwesend (vor allem, weil die Staffelboxen hierzulande nicht zu erwerben waren, bzw. immer noch sind und es damals noch keine Folgen auf youtube gab), kam dann aber in der späten Teenagerzeit wieder und ist nach wie vor eine der besten Adaptionen des Dunklen Ritters.