Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales

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Story: Der junge Henry Turner (Brenton Thwaites) möchte seinen Vater Will (Orlando Bloom) um jeden Preis vom Fluch der Flying Dutchman befreien. Dazu benötigt er den Dreizack des Poseidon, der jeden Fluch der Meere brechen kann. Nur zwei Personen sind in der Lage, ihm beim Aufspüren des Dreizacks zu helfen: Die junge Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario), die über eine wichtige Spur in Form eines Tagebuchs verfügt, und natürlich Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) mit seinem Kompass. Jack hat darüber hinaus ebenfalls Verwendung für den Dreizack, denn ein alter Feind ist ihm auf den Fersen, um sich an ihm zu rächen: Der untote Captain Salzar (Javier Bardem), der Piraten im Allgemeinen und Jack Sparrow im Besonderen hasst wir die Pest. Sein Kreuzzug gegen die Piraterie ruft auf Captain Barbossa (Geoffrey Rush) auf den Plan, der jedoch wie üblich eigene Ziele verfolgt…

Kritik: Mein Verhältnis zum Pirates-Franchise ist ein wenig anders und insgesamt positiver als das der meisten. Obwohl auch ich denke, dass „The Curse of the Black Pearl“ ein fast perfekter Abenteuerfilm ist, ziehe ich den komplexeren, von exzellenter Figurendynamik getriebenen zweiten Teil vor. Die Teil 3 und 4 sind da weitaus schwächer, aber auch ihnen kann ich durchaus einiges abgewinnen. „Dead Men Tell No Tales“ (mancherorts auch „Salazar’s Revenge“) dagegen hat mich insgesamt ziemlich enttäuscht und ist in meinen Augen der mit Abstand schwächste Film des Franchise.

Alle anderen Pirates-Filme, unabhängig von ihren sonstigen Stärken und Schwächen, hatten dieses gewisse Etwas, das sie zu Pirates-Filmen machte, dieses Verständnis für die Figuren und die Welt. „Dead Men Tell No Tales“ fehlt dieses gewisse Etwas. Es liegt gewiss nicht daran, dass die Regisseur Joachim Rønning und Espen Sandberg sowie Drehbuchautor Jeff Nathanson nicht versuchen, all das, was einen Pirates-Film ausmacht, auch in Teil 5 unterzubringen, aber leider bleibt es beim gescheiterten Versuch. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die ursprünglichen Drehbuchautoren und Erschaffer dieser Welt, Ted Elliott und Terry Rossio, an diesem Sequel kaum bzw. gar nicht beteiligt waren. Letzterer hat zwar noch ein Story-Credit, aber soweit ich weiß bezieht sich das höchstens auf ein paar allgemeine Ideen – das Drehbuch stammt ausschließlich von Jeff Nathanson.

Die Zutaten der Geschichte sind die üblichen: Ein magisches MacGuffin, ein junger, unbedarfter Held samt Love-Interest, bösartige Geister, Action-Set-Pieces und natürlich Captain Jack Sparrow. Schon „On Stranger Tides“ variierte im Grunde primär Elemente des ersten Films, aber dort funktionierte das Ganze für mich noch zumindest halbwegs. Wie sehr dem neuen Kreativteam das Verständnis für diese Welt fehlt, zeigt sich am besten an Jack Sparrow selbst. In den anderen vier Filmen mag er viele Dinge gewesen sein; exzentrisch, verschroben, bizarr, aber eines war er nie: Ein Trottel. Hinter der Fassade verbarg sich stets ein scharfer Verstand; Jack hatte immer noch ein bis zwei Notfallpläne und konnte auch ziemlich gut improvisieren, sollte es mit besagten Plänen nicht klappen. Jack Sparrow ist ein klassischer Trickster, der alle an der Nase herumführt. In Teil 5 dagegen scheint Depp jedes Gespür für seine Figur verloren zu haben und spielt sie als Parodie ihrer selbst, noch nuschelnder, noch torkelnder, noch bizarrer, aber ohne den wachen, planenden Verstand, der sie antreibt und vor allem ohne die Essenz, die sie erst zu jedermanns Lieblingsfigur machte. Bei vielen anderen Elementen dieses Films scheint es ähnlich zu sein, egal ob es sich um die Dialoge, den Humor oder die Action handelt: Vieles wirkt, als wolle „Dead Men Tell No Tales“ den ersten Film, der ja selbst zumindest teilweise eine Parodie auf das Genre des Piratenfilms ist, parodieren. Alles ist noch bescheuerter und übertriebener – und das nicht auf die gute Art.

Letztendlich gilt wohl vor allem folgender Leitsatz für diesen Film: „Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.“ Nathanson, Rønning und Sandberg arbeiten stark mit Nostalgie und bringen Figuren- und Handlungselemente der ursprünglichen Trilogie zurück, um vermeintlich offene Enden zu verarbeiten, während sie gleichzeitig weiter die Hintergründe Jack Sparrows beleuchten wollen. Aber auch hier gehen sie schlampig vor, vieles passt nicht zu dem, was bereits etabliert wurde. So zeigt „Dead Men Tell No Tales“ beispielsweise wie Jack an seinen Kompass erhielt – nur blöd, dass er ihn laut „Dead Man’s Chest“ von Tia Dalma bekam. Auch die Funktionsweise scheint sich verändert zu haben, denn in den bisherigen Filmen gab es nie negative Auswirkungen, obwohl Jack den Kompass munter an alle mögliche Leute weitergab, von Elizabeth über Will bis hin zu Beckett (das ist dann wohl nicht als Verrat zu werten). Und apropos Will, dieser hat fischige Züge, diese sollte er aber nur bekommen, wenn er seine Aufgabe vernachlässigt, so wie es Davy Jones einst getan hat; der Film thematisiert jedoch nicht einmal, ob dies der Fall ist (es würde auch irgendwie nicht zu Will passen). Fast noch schlimmer wiegt jedoch für mich, dass diese Rahmenhandlung um Will und seinen Sohn von der Haupthandlung um Captain Salazar ziemlich separiert ist, sodass das alles nicht recht zusammenpassen will und die Auftritte alter Figuren wie unnötiger und unmotivierter Fanservice wirken.

Auch darstellerisch überzeugt „Dead Men Tell No Tales“ nicht wirklich. Über Johnny Depp hatte ich ja bereits gesprochen, Brenton Thwaites ist so blass wie Sam Claflin vor ihm in Teil 4, Javier Bardem hat zwar sichtlich Spaß dabei, so richtig zu keuchen und ächzen, aber auch er kann die langweilige Schurkenfigur, quasi eine Mischung aus Barbossa (verfluchter Untoter) und Beckett (hasst Piraten) nicht retten, und selbst Geoffrey Rush wirkt dieses Mal ein wenig demotiviert. Die große Ausnahme ist Kaya Scodelario, die mir hier wirklich gut gefallen und bei jeder ihrer Szenen frischen Wind in einen ansonsten sehr abgestanden wirkenden Film gebracht hat. Sollte es noch weitere Pirates-Filme geben, darf sie gerne die neue Hauptfigur sein. Aber dann bitte mit anderem Kreativteam und der Beteiligung von Ted Elliott und Terry Rossio.

Fazit: „Dead Men Tell No Tales“ versagt leider fast auf ganzer Linie, da es dem Drehbuchautor und den Regisseuren nicht gelingt, die spezielle Essenz einzufangen, die auch die schwächeren Filme des Franchise zu Pirates-Filmen gemacht hat. Was bleibt ist eine fast sinn- und seelenlose Aneinanderreihung von übertriebenen Action-Set-Pieces und ein Johnny Depp, der jedes Gespür für seine ikonische Figur verloren hat.

Trailer

Bildquelle

Siehe auch:
Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales – Soundtrack

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere – Analytische Rezension

botfaEine kleine Anekdote zu Beginn: Wer einen Blick auf die Tracktitel der Soundtrackalben der Hobbit-Trilogie wirft, wird merken, dass Shore, wie schon bei der HdR-Trilogie, auf diese Weise viele der Kapitelnamen von Tolkiens Roman untergebracht hat, 14 von 19, um genau zu sein. Für meine abschließende, ausführliche Besprechung von „Die Schlacht der fünf Heere“ habe ich mir die Überschriften der einzelnen Abschnitte dieses Mal vom Soundtrackalbum geliehen, da sie in meinen Augen wirklich wunderbar passen. Wie schon zuvor gehe ich nicht immer ganz streng chronologisch vor, sondern arbeite zum Teil auch nach zusammengehörenden Handlungssträngen. Und wie üblich gibt es zu Beginn einige allgemeine Beobachtungen.
„Die Schlacht der fünf Heere“ umfasst ziemlich genau das letzte Drittel des Romans, nämlich die Kapitel 14 bis 19, und beginnt dort, wo „Smaugs Einöde“ aufgehört hat, was ihm eine Sonderstellung unter allen Mittelerde-Filmen einräumt: Der letzte Teil der Hobbit-Trilogie ist der einzige Film dieses Franchise, der nicht mit einem Prolog in Form eines Rückblicks beginnt. Dies sorgt auch dafür, dass sich „Die Schlacht der fünf Heere“, trotz einer relativ einfach zu identifizierenden und ziemlich klassisch anmutenden Drei-Akt-Struktur, nicht wie ein kompletter Film anfühlt. Der erste Akt besteht dabei aus den ganzen Kriegsvorbereitungen und geht etwa bis zum Auftauchen von Dáin Eisenfuß, der zweite umfasst die titelgebende Schlacht, während der dritte das Finale auf dem Rabenberg und das Ende des Films beinhaltet.
Wie ich bereits in meiner kürzeren Kritik zum Film geschrieben habe, fand ich „Die Schlacht der fünf Heere“ zumindest gelungener als „Smaugs Einöde“ – dieses Urteil gilt vor allem den ersten beiden Akten des Films die, mit Abstrichen und Einschränkungen, im Großen und Ganzen ziemlich gelungen sind. Die meisten Probleme des Streifens häufen sich leider im Finale.

Fire and Water
In Anbetracht des Cliffhangers, mit dem der Vorgänger endete, ist es natürlich naheliegend, dass „Die Schlacht der fünf Heere“ direkt an diesen anknüpft, aber ein wenig fehlt ein Prolog schon. In den Weiten des Internets finden sich da auch durchaus brauchbare Ideen, so wäre es zum Beispiel interessant gewesen, das Treffen der Zwergenfürsten, von dem Thorin in „Eine unerwartete Reise“ erzählt, zu zeigen. Dabei hätte auch Dáin dem Zuschauer gleich vorgestellt werden können. Aber nun gut, dann eben kein Prolog. Stattdessen beginnt Smaug seinen Angriff auf Seestadt direkt. Bei Tolkien wird dies eher distanziert geschildert, was vor allem auch daran liegt, dass im Roman keine Figur dort ist, die den Leser interessiert – Bard wird hier erst vorgestellt. Im Film dagegen ist Smaugs Angriff intensiver und persönlicher gestaltet, und natürlich sind eigentlich sogar zu viele bekannte Figuren hier, neben Bard und seinen Kindern auch Tauriel, Fíli, Kíli, Bofur und Óin. Die Zwerge und Tauriel haben aber kaum etwas zu tun, was mich in meiner Ansicht bestärkt, dass ihr ganzer Subplot im Finale von „Smaugs Einöde“ ziemlich unnötig war.
Den Angriff und die anschließende Drachentötung finde ich im Große und Ganzen eigentlich ziemlich gelungen. Auch hier findet sich bei Tolkien nicht besonders viel, mit dem man arbeiten kann, Bard ist Teil einer Gruppe Bogenschützen und schafft es, Smaug abzuschießen, es gibt keine Windlanze und der schwarze Pfeil ist ein normaler Pfeil für den Bogen. Als Fan von Benedict Cumberbatches Darstellung des Drachen freut es mich, dass er auch noch einmal zu Wort kommen darf. Leider leidet die Szene unter einer für Jacksons Hobbit-Trilogie übliche Überdramatisierung, da Bard die Windlanze nicht erreicht und sich erst einen Ersatz macgyvern muss. Es ist wohl müßig zu erwähnen, dass Bain durch die Aktion eigentlich zumindest eine aufgeschnittene Wange haben sollte, wenn nicht viel mehr.
THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG
Smaug (Benedict Cumberbatch) in den brennenden Trümmern von Seestadt

Nun denn, der Drache ist tot, für die Einwohner Esgaroths ist das aber nicht unbedingt ein Grund zu feiern, wer überlebt hat, hat dennoch so gut wie alles verloren, was der Film auch durchaus gut zeigt. Ebenfalls gelungen finde ich, wie Bard sich langsam und widerwillig in seine Führungsrolle einfindet – ganz allgemein finde ich Luke Evans hier noch besser als in „Smaugs Einöde“, er sorgt dafür, dass seine Figur zugleich glaubhaft und bodenständig bleibt, aber genug Charisma besitzt, sodass sich die Menschen von Esgaroth automatisch zu ihm als Anführer gezogen fühlen. Leider tritt an dieser Stelle nun auch einer der Problemfaktoren des Films auf, der den Namen Alfrid trägt. Während Stephen Frys Brügermeister zusammen mit Smaug das Zeitliche gesegnet hat (der Drache ist auf ihn drauf gefallen), hat sein von Ryan Gage gespielter Assistent leider überlebt und bekommt im Rest des Films viel zu viel Leinwandpräsenz, wohl vor allem, um die düstere Stimmung ein wenig mit Humor aufzulockern. Das Problem ist nur: Alfrid ist weder besonders witzig, noch besonders interessant, er ist lediglich ein unsubtiler, übertrieben dargestellter, absolut selbstsüchtiger Speichellecker, dessen Tiraden einfach nicht amüsant sind, selbst wenn er ein Korsett trägt.

Guardians of the Three
Ach ja, da war ja noch ein Subplot, Gandalf ist immer noch in Dol Guldur gefangen. Zum Glück schauen die Mitglieder des Weißen Rates persönlich vorbei, um ihn wieder zu befreien und Sauron auch gleich aus seiner Festung zu werfen.
Über diesen Angriff auf die Festung des Dunklen Herrschers schreibt Tolkien nicht sehr viel, in den Anhängen des HdR findet sich lediglich die Information, dass der Weiße Rat sich endlich darauf geeinigt habe, den Nekromanten anzugreifen, und dass es ihnen gelungen sei, diesen aus Dol Guldur zu verbannen. Wie genau man sich diesen Angriff vorzustellen hat, ob Galadriel und Elrond die Armeen von Lothlórien und Bruchtal in die Schlacht führten oder es sich um eine persönliche Konfrontation handelt, hat Tolkien nie festgelegt. Jackson, Walsh und Boynes entschieden sich letztendlich für Letzteres. Mit der grundsätzlichen Entscheidung bin ich einerseits zufrieden, und ich habe mich auch sehr auf diese Szene gefreut, andererseits ist die Umsetzung allerdings sehr zwiespältig – wie so oft in der Hobbit-Trilogie ist Jacksons mal wieder übers Ziel hinausgeschossen. Das betrifft vor allem die Nazgûl, bzw. den Kampf mit ihnen, und Galadriel. Gerade bezüglich der Ringgeister hätte ich mir etwas Abstrakteres gewünscht – schließlich sollte man sie ja in der materiellen Welt überhaupt nicht sehen können. Zum Beispiel hätten sie als sich verformende, schwarze Schattengebilde dargestellt werden können, quasi als Teile von Saurons Nekromanten-Form. So, wie sie jetzt sind, erinnern sie an die Armee der Toten aus „Die Rückkehr des Königs“, wenn auch weniger grün. Das ist besonders schade, weil sich in dem Begleitbuch „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere – Kunst & Gestaltung“ einige sehr interessante Entwürfe finden. Auch die Art des Kampfes gegen die Neun behagt mir nicht besonders, die Auseinandersetzung wirkt viel zu Martial-Arts-mäßig und irgendwie schlicht unpassend.
med_1421083787_imageGaladriel (Cate Blanchett), die so aussieht, als sei sie gerade aus einem Fernseher gekrochen

Und schließlich wäre da noch die eigentliche Vertreibung Saurons durch Galadriel. Anders als viele andere finde ich es wenige bedenklich, dass Galadriel den Dunklen Herrscher fast im Alleingang besiegt, wenn man sich den Rest von Tolkiens Legendarium ansieht (ich denke da vor allem an den Kampf Fingolfins gegen Morgoth und die Tatsache, dass die Elbenfürsten des Ersten Zeitalters, zu denen Galadriel letztendlich ja auch gehört, durchaus in der Lage waren, es mit Balrogs aufzunehmen), passt das durchaus, auch wenn ich mir noch ein wenig mehr Zusammenarbeit des Weißen Rates gewünscht hätte. Was mich stört, ist die Art und Weise, wie die Vertreibung inszeniert ist. Oder, genauer: Warum sieht Galadriel aus, als wäre sie gerade aus einem Fernsehr gekrochen, nachdem jemand eine Woche zuvor ein bestimmtes Video angeschaut hat? Galadriel im dunkle-Königin-Modus halte ich an dieser Stelle für fehlplatziert. In „Die Gefährten“ war es die Verführungsmacht des Einen Ringes, der diese Verwandlung bewirkt hat. Hier benutzt sie allerdings nur Nenya, ihren Elbenring, den Sauron niemals berührt hat und über den er nur Macht hat, wenn er den Einen Ring am Finger trägt.
Ein weiteres Problem mit dieser Szene ist, dass sie vom Rest völlig losgelöst scheint und so wirkt, als wolle Jackson sie nur schnell abhaken. Dieser Eindruck entsteht vor allem, weil später praktisch kein Bezug mehr auf sie genommen wird, vielleicht kann die Special Extended Edition hier ja Abhilfe schaffen.
Noch eine kleine Anekdote zum Schluss: Zu Beginn der Szene sieht man kurz den ursprünglichen, von Conan Stevens dargestellten Azog/Bolg. Und ja, ich bin nach wie vor der Meinung dass er weitaus besser gewesen wäre als die jeweilige Motion-Capture-Version der beiden.

Dragon-sickness
Während die heimatlosen Bewohner von Seestadt in den Ruinen von Thal nach Schutz suchen und sich Elbenfürsten, Maiar und Ringgeister in Dol Guldur bekämpfen, nehmen die Zwerge den Erebor in Besitz. In der Tat finden sich hier auch die mitunter besten Szenen des Films, denn die Erebor-Abschnitte gehören ganz eindeutig Richard Armitage, der den immer wahnsinniger werdenden Thorin grandios verkörpert, sowie Martin Freeman, dessen Bilbo konstant mit sich hadert, ob er seinem Freund den Arkenstein nun aushändigen soll oder nicht. Gerade die Eichelszene ist diesbezüglich wunderbar gelungen: So sieht eine gute, passende Erweiterung des Quellenmaterials aus. Genau derartige Szenen hätte es in „Smaugs Einöde“ gebraucht, anstatt der unnötigen Drachenhatz oder des Liebesdreiecks. Auf diese Weise hätte man auch gut die Beziehung Thorin/Bilbo entwickeln können: Am Ende von „Eine unerwartete Reise“ verdient sich Bilbo Thorins Respekt und in „Smaugs Einöde“ steigert sich die gegenseitige Sympathie – um wie viel stärker wären etwa der Höhepunkt von Thorins Wahnsinn (als er versucht ist, Bilbo zu töten), seine Todesszene oder Bilbos Ausspruch bei der Auktion, Thorin sei sein Freund, gewesen, hätte der Aufbau hierfür schon in „Smaugs Einöde“ stattgefunden. Nun ja…
THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES
Thorin (Richard Armitage), König unter dem Berg

Was viele in diesem Zusammenhang kritisiert haben, ist Thorins Überwindung der Drachenkrankheit, sowohl was Geschwindigkeit als auch die eigentliche Überwindungsszene anging, wobei ich allerdings ehrlich sagen muss: Das hat mich kaum gestört. In der Tat scheint das vor allem ein Kritikpunkt von Nichtbuchlesern zu sein. Wer Tolkiens Roman kennt, weiß, dass das dort praktisch überhaupt nicht thematisiert wird, Thorins wachsender Wahnsinn wird eher berichtet denn detailliert geschildert, und nachdem Bilbo aus dem Erebor verschwunden ist, gibt es von dieser Front überhaupt nichts mehr, das nächste Mal tauchen Thorin und Kompanie auf dem Höhepunkt der Schlacht wieder auf, und dann gibt es noch eine letzte Unterhaltung zwischen ihm und Bilbo auf seinem Totenbett. Von einer wirklichen Entwicklung oder Überwindung kann hier keine Rede sein, insofern wurde dieser Teil gegenüber der Vorlage schon stark erweitert, und ehrlich gesagt hat mir die Szene mit dem symbolischen Versinken in Gold recht gut gefallen. Hätte Jackson das Ganze noch besser, ausführlicher und subtiler darstellen können? Höchstwahrscheinlich, aber angesichts der anderen Schwächen des Films bin ich mit diesem Subplot im Großen und Ganzen ziemlich zufrieden.

The Gathering of the Clouds
Da ich auch diesen Teil des Films ziemlich gerne mag, fangen wir gleich mit dem Unangenehmen an, nämlich einem weiteren, völlig unnötigen Subplot: Tauriel und Legolas gehen nach Gundabad. Warum? Weil sie bis zum letzten Drittel des Films sonst nichts zu tun haben. Das Beste, was sich über diesen Handlungsstrang sagen lässt, ist, dass er wenigstens nicht viel Platz einnimmt, ansonsten gehört er zu den schlechtesten Streckungen. Schon allein geographisch ergibt das überhaupt keinen Sinn, inhaltlich ist das Ganze auch so unnötig wie ein Kropf (die aus Gundabad kommende Armee wird später von Beorn und den Adlern innerhalb von weniger als fünf Minuten besiegt, sodass es praktisch kaum einen Unterschied macht) und darüber hinaus finden sich hier auch noch mitunter die schlechtesten Dialoge, die Jackson und Co. wohl jemals verfasst haben. „These bats are bred for a single purpose.“ „Which purpose?“ „For war.” In „Die zwei Türme“ war das ähnliche Zitat immerhin noch halbwegs passabel (wenn auch da schon ein wenig plakativ), hier ist der Dialog einfach nur noch peinlich.
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Dáin Eisenfuß (Billy Connolly)

Aber wenden wir uns dem angenehmeren Teil zu: Bards weiteres Hineinwachsen in seine Rolle als Anführer, Thranduils Auftauchen, die Kriegsvorbereitungen und letztendlich die Verhandlung – all das hat mir ziemlich gut gefallen, was wohl in erster Linie Luke Evans und Lee Pace zu verdanken ist. Vor allem aber sind dies wirklich sinnvolle Erweiterungen, Tolkien deutet das meiste davon nur an, der Film gestaltet es aus und gerade hier ist das auch ziemlich gut gelungen. Der Höhepunkt ist natürlich Bilbo, der Thranduil und Bard den Arkenstein bringt, allein wegen des Zusammenspiels von Ian McKellen, Lee Pace, Luke Evans und Martin Freeman – das sind die Momente, in denen der Geist der Vorlage am deutlichsten hervortritt und die einem vor Augen führen, wie gut die Hobbit-Filme hätten werden können.
Lediglich Alfrids weitere Präsenz nervt nach wie vor, wobei ich hier differenzieren muss: Es gibt zwei gelungene Alfrid-Szenen, die in der Tat durchaus ein wenig passenden Humor in den Film bringen: Die Elbenarmee, die sich an ihm vorbeigeschlichen hat, und der verschwundene Bilbo. Diese beiden Szenen sind lustig, weil sie nicht erzwungen wirken, sondern natürlich und subtil sind. Alle anderen Auftritte von Alfrid sind dagegen völlig übertrieben und hätten am besten ersatzlos der Schere zum Opfer fallen sollen, vor allem, weil sie Zeit fressen, die an anderer Stelle fehlt. So hätte ich zum Beispiel lieber mehr von Dáin Eisenfuß gesehen. Ja, bei Tolkien bekommt der Herr der Eisenberge auch nicht viel mehr Platz, aber das ist eine Figur, bei der sich Erweiterungen auch wirklich lohnen würden, denn mir gefällt Billy Connollys Interpretation des Charakters durchaus gut (so schottisch). Interessanterweise ist er der erste digitale Zwergencharakter, was mir beim ersten Kinobesuch eher unangenehm aufgefallen ist, während es beim zweiten weniger offensichtlich schien.

The Battle for the Mountain
Die eigentliche, titelgebende Schlacht beginnt, als sich die Heere der Zwerge und Elben (Letzteres unterstützte von den Menschen von Seestadt) gerade aufeinander stürzen wollen und die Orks wie aus dem Nichts auftauchen.
Klären wir nun zuerst einmal, was mit den fünf Heeren überhaupt gemeint ist. Auf der Seite der freien Völker gibt es keine Probleme: Elben, Menschen, Zwerge. Bei den Dienern des Bösen finden sich allerdings Änderungen gegenüber der Vorlage, im Roman waren es ein Wargheer und ein Orkheer, während es hier zwei Orkheere sind, das, mit dem Azog anrückt und das bereits erwähnte Ersatzheer aus Gundabad. Von Wargen ist während der Schlacht im Film überhaupt nichts zu sehen, stattdessen gibt es aber Trolle, die allesamt weitaus weniger beeindruckend sind als ihre Vettern aus der Ring-Trilogie.
Ebenso ist der Grund für das anrückende Orkheer ein anderer. Bei Tolkien ist der auslösende Faktor der von den Zwergen verursachte Tod des Großork. Im Anschluss an diesen versammelt Bolg die Orkstämme des Nebelgebirges und rückt aus, sobald er von Smaugs Ende erfährt. Im Film wird Azog dagegen von Sauron mit der Eroberung des Erebor beauftragt.
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Thranduil (Lee Pace), bereit für die Schlacht

Die Schlacht selbst ist, trotz einiger Logikprobleme, ganz in Ordnung, allerdings fehlt ihr sowohl die Intensität der Schlacht um Helms Klamm als auch die schiere Größe der Schlacht auf den Pelennorfeldern. Der interessanteste Aspekt ist, dass die Orks dieses Mal sehr viel strategischer vorgehen, nicht zuletzt Dank einer durchaus ausgefeilten Signalmechanik. Nebenbei, Azog ist in diesem Film optisch eindeutig am gelungensten, vor allem gegenüber „Eine unerwartete Reise“ wurden die Animationen des Charakters noch einmal deutlich verfeinert und mit Rüstung und Schwert-Prothese sieht er um einiges beeindruckender aus.
Leider gibt es immer wieder einige Aspekte, die das eigentlich halbwegs gelungene Kampfgeschehen runterziehen. Muss Dáin wirklich behelmte und gerüstete Orks mit bloßem Schädel ausschalten? Und wozu die Werwürmer (die wirklich verdammt nach „Dune“ aussehen), wenn sie in der eigentlichen Schlacht nicht einmal zum Einsatz kommen?
Aber es gibt aber auch viele gelungene Momente. Besonders einprägsam fand ich Thranduils Schock darüber, wie viele seiner Soldaten getötet wurden, und auch der Ausbruch von Thorin und Kompanie aus dem Berg hatte die gewünschte Wirkung, auch wenn ich an dieser Stelle noch einmal gerne das Misty-Mountains-Thema gehört hätte.

To the Death
Auch wenn die ersten beiden Akte alles andere als fehlerlos waren, waren sie doch zumindest im Große und Ganzen in Ordnung – die meisten Probleme des Hobbit-Finales sammeln sich, wie bereits erwähnt, im dritten Akt. Im Grunde ist es auch hier wieder die Vorlage (und Tolkiens Angewohnheit, sich nicht an dramaturgische Grundregeln zu halten), aus der das grundsätzliche Problem erwächst: Ein wirkliches Finale gibt es dort nicht. Die Schlacht wird sehr distanziert geschildert, vieles erfahren wir sogar erst im Nachhinein, und zu allem Überfluss wird der Protagonist auch noch ohnmächtig. Jackson, Walsh, und Boyens standen nun vor der Aufgabe, aus Tolkiens sehr knappen Schilderungen ein emotional mitreißendes Finale zu machen. Zu diesem Zweck wählten sie einige Figuren aus, die sie von der Hauptschlacht separierten, um ein intimeres und persönlicheres Finale zu bekommen. Dieses findet auf dem Rabenberg statt, bei dem es sich um einen im Roman erwähnten Aussichtsturm handelt, in der Tat verliert Bilbo dort auch in der Vorlage das Bewusstsein.
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Azog (Manu Bennett) überblickt sein Heer

Die Probleme des Finales fangen mit der Figurenauswahl an. Dass Thorin, Fíli und Kíli dort sein würden, war ziemlich klar, immerhin müssen sie noch den Heldentod sterben. Als Titelheld des Romans ist auch Bilbos Anwesenheit vonnöten, und dass Azog dort sein würde, war ebenfalls absehbar, denn wer sonst sollte als Thorins Endgegner fungieren? Aber Legolas, Tauriel und Bolg? Natürlich, dies setzt die unnötigen Handlungsstränge aus „Smaugs Einöde“ fort, und auch hier war klar, dass diese irgendwie beendet werden, aber leider mal wieder zugunsten von Charakteren, die die Leinwandzeit viel eher verdient hätten. Die Hauptschlacht vor den Toren des Erebor wird im dritten Akt völlig ausgeblendet, was bedeutet, dass Gandalf, Bard und neun von 13 Zwergen abwesend sind.
Beinahe ebenso problematisch ist, dass sich dieses Finale fürchterlich hinzieht und sich hier fast alle Negativaspekte der Hobbit-Trilogie noch einmal auf einem Haufen ansammeln: Unnötige Actionausdehnung, Stunts weit jenseits jeder physikalischen Glaubwürdigkeit (Legolas rennt eine abstürzende Treppe hinauf, die Feldermausaktion etc.) und die kontraproduktive Charakterisierung.
Werfen wir noch einmal einen Blick auf Tauriel. Wie ich schon mehrfach sagte, bin ich nicht grundsätzlich gegen diese Figur, ich denke, Evangeline Lilly spielt sie ganz in Ordnung, und wäre sie eine hinzugefügte Nebenfigur wie Gamling oder Lurtz in den HdR-Filmen, hätte ich mit ihr sicher kein Problem. Aber so, wie sie im fertigen Film ist, halte ich Tauriel letztendlich für kontraproduktiv, gerade unter dem Gesichtspunkt „weibliche Repräsentation“ bzw. „starke Frauenfigur“ – sie ist ganz schlicht und einfach ziemlich schlecht geschrieben und in die Geschichte integriert. In erster Linie wird sie über ihre Beziehung zu Männern definiert (Kíli, Legolas), verfügt kaum über eigenständige Charaktereigenschaften, muss während des Finales von Legolas gerettet werden und darf dann noch nicht einmal Bolg, der zuvor Kíli getötet hat, selbst den Garaus machen – auch das übernimmt Legolas. Wahrscheinlich überinterpretiere ich nur, aber auf mich wirkt das so, als sei das, was Bolg Legolas angetan hat (die blutige Nase in „Smaugs Einöde“), schlimmer als das, was er Tauriel angetan hat. Das ist wohl kaum im Sinne des Erfinders.
Dabei hätte man aus ihr relativ problemlos einen gut funktionierenden, autonomen Teil der Handlung machen können. Statt der flachen Romanze hätte sie einfach eine junge, aufgeschlossene Elbin sein können, die entdeckt, dass sie Thranduils Abneigung gegen alles nicht-elbische nicht teilt und dass Zwerge durchaus auch anständige Leute sein können. Statt Kíli aus Liebe zu folgen, hätte Thranduil sie (und meinetwegen auch Legolas) damit beauftragen können, den Zwergen zu folgen, schließlich hat er ja durchaus ein Interesse an ihrer Mission. Bei Smaugs Angriff helfen sie den Menschen von Seestadt (indem sie zum Beispiel Bards Kinder retten, ohne Athelas-Heilungsszene und am besten auch ganz ohne zurückgebliebene Zwerge), und anschließend kehren sie nach Smaugs Tod zu Thranduil zurück, um ihm Bericht zu erstatten und dann später mit ihm und der Elbenarmee wieder anzurücken. Während der Schlacht bekommen sie noch ein paar nette Actionszenen, und das war’s dann auch, keine Beteiligung am Finale, keine unverdiente Beförderung zu Hauptfiguren.
Ebenso wirken auch die anderen Kämpfe in die Länge gezogen, und vor allem die Tode von Fíli und Kíli sind erstaunlich unemotional inszeniert, vor allem, wenn man sich da die Todesszenen der HdR-Trilogie vor Augen führt. Und schließlich ist da noch das Auftauchen der Adler und Beorns, das so wirkt, als sei es nur da, weil es im Roman eben an dieser Stelle vorkommt, aber im Grunde macht es keinen Unterschied.
Der mit Abstand gelungenste Augenblick dieses Abschnitts ist Thorins Tod, was abermals vor allem an Richard Armitage und Martin Freeman liegt, zusammen mit der Übernahme von Tolkiens Dialog und dem Rückbezug auf die Eichelszene. Wäre nur der Weg dorthin nicht so holprig gewesen.

The Journey Home
Leider enden die Probleme nicht mit dem Rabenberg. Der Schluss des Films wirkt merkwürdig unfertig. Während Tauriel, Thranduil und Legolas gewissermaßen Abschiedsszenen erhalten, inklusive einer weiteren Holzhammerverbindung zum HdR (was hat Thranduil mit Arathorn zu tun?), kommen viele andere Figuren zu kurz. Bard sehen wir einmal kurz bei etwas, das ein Teil von Thorins Begräbnis sein könnte, und von Dáin bekommen wir auch nichts mehr mit. Dieses Ende wirkt geradezu unzweckmäßig grimmig und zeigt wieder einmal die gespaltene Natur der Hobbit-Filme. Hier haben wir einen Fokus auf Bilbo und den Verlusten. Nach allem, was wir wissen, könnte Dáin genauso gut tot sein, die Linie Durins wäre damit ausgelöscht, was mit Bard und den Menschen von Seestadt passiert, erfahren wir auch nicht, und alles was Bilbo letztendlich davon hat, ist die Bürde des Einen Rings und ein aufgelöster Hausstand. Genau das passt allerdings nicht wirklich zum Rest des Films mit seinem Zwergen-, Elben- und Menschenfokus, den Albernheiten und physikalischen Absurditäten. Natürlich kann eine Mischung aus ernst und humorvoll wirken, aber hier liegen die Pole einfach zu weit auseinander – ein weiterer Grund, weshalb die Hobbit-Trilogie, anders als die Verfilmung des HdR, niemals über die Summe ihrer Teile hinauswächst.
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Bilbo (Martin Freeman) ist nicht der, der er einmal war

Bleibt die Frage, wer dafür verantwortlich ist. Wollte Jackson eine ähnliche Reaktion wie bei „Die Rückkehr des Königs“ verhindern, als viele meinten, der Film habe zu viele Enden? In der Tat gibt es im Roman noch einen ganzen Haufen kurzer Abschiedsszenen, u.a. mit Bard, Thranduil, Beorn und Elrond. Oder waren es doch eher die Verantwortlichen bei Warner, die auf eine bestimmte Laufzeit pochten? Vielleicht schafft es ja die Special Extended Edition, das Ende des Films ein wenig runder zu machen.
Allerdings muss ich sagen, Bilbos Abschied von den Zwergen fand ich extrem gelungen. Optimal gespielt, eine schöne Umsetzung der Szene im Roman, subtil aber gleichzeitig emotional – gerade, wenn man sich den Anfang von „Eine unerwartete Reise“ in Erinnerung ruft. Wenn Bilbo sagt, die Zwerge dürften jederzeit und auch noch unangemeldet bei ihm auftauchen, ist das nach seinen Maßstäben wirklich etwas Besonderes.

Fazit:
Meinen bisherigen Fazits zu „Die Schlacht der fünf Heere“ (und der Hobbit-Trilogie im Allgemeinen) bleibt kaum etwas hinzuzufügen. Während der finale Teil zwar besser gelungen ist als „Smaugs Einöde“, gibt es doch immer noch massive Probleme bei Struktur, Figuren und, vor allem, Gesamtkonzept. Leider lassen sich die Parallelen zu den Star-Wars-Prequels kaum leugnen…

Siehe auch:
Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere
Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere – Soundtrack
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 2
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 3
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Analytische Rezension
Die Hobbit-Trilogie: Resümee

Die Hobbit-Trilogie: Resümee

hobbittrilogy
Da die Hobbit-Trilogie nun komplett ist, wird es Zeit für eine abschließende Gesamtbetrachtung. Hierzu werde ich verschiedene Einzelaspekte der Filmreihe genauer beleuchten, bewerten und gegebenenfalls auch mit der HdR-Trilogie vergleichen denn, seien wir einmal ehrlich, die Hobbit-Filme fordern das ja schon geradezu heraus.

48 frames per second: Optik und Effekte
Beginnen wir gleich mit einem Knackpunkt, nämlich dem visuellen Stil der Hobbit-Filme, der stark von Peter Jacksons Entscheidung geprägt ist, die Trilogie in 3D und mit 48 Bildern pro Sekunde (statt der üblichen 24) zu drehen, völlig egal ob man sich als Zuschauer nun die Filme in 3D, 3D HFR oder ganz klassisch in 2D und mit 24 Bildern pro Sekunde angesehen hat. Die hohe Bildrate sorgt nämlich dafür, dass viele bewährte Techniken, die in der HdR-Trilogie eingesetzt wurden, nicht mehr funktionieren, allen voran der Einsatz der grandiosen Modelle und Miniaturen – bei 48 fps wäre einfach offensichtlich, dass es sich um Miniaturen handelt, also muss alles aus dem Computer kommen. Darüber hinaus sorgt das „Ultra-HD“ für einen sehr sauberen, mitunter fast schon sterilen und künstlichen Look. Je nach Film ist das prinzipiell nicht so tragisch, aber gerade im HdR bemühte sich Jackson, alles real und „dreckig“ wirken zu lassen. Die grundsätzliche Herangehensweise war: Mittlerde soll nicht wirken wie ein „typischer“ Fantasy-Film, sondern wie ein Historienepos. Ja, der „Hobbit“ ist ein Kinderbuch mit mehr fantastischeren Elementen, aber dennoch hätte ich mir gerade bei diesem Aspekt mehr Kontinuität gewünscht, weshalb ich letztendlich der Meinung bin, dass die 48 Bilder pro Sekunde eine Fehlentscheidung waren.
Gerade die Tatsache, dass in der HdR-Trilogie viele praktische Effekte zum Einsatz kamen, sorgte zumindest bei mir dafür, dass sich alles real und authentisch anfühlte. Besonders deutlich wird dies, wenn man die Orks betrachtet. Azog und Bolg, entstanden durch Motion-Capturing, sind einfach weit weniger einschüchternd als, sagen wir, Lurtz oder Grishnákh. Besonders deutlich wird das in den Szenen, in denen „echte“ Orks (ein paar davon tauchen in den Hobbit-Filmen noch auf) mit Azog interagieren.
Trotz allem gibt es bei den Hobbit-Filmen immer noch einiges an Handarbeit. Etwa im Vergleich zu den Star-Wars-Prequels setzt Jackson immer noch stark auf echte Sets (wie im Bonusmaterial der SEEs eindrücklich dokumentiert wird) und beeindruckende Landschaftsaufnahmen. Das Problem dabei ist lediglich, dass man sie kaum zu würdigen weiß, da alles durch Aufnahmetechnik und Weichzeichner eben künstlich wirkt. Dennoch gibt es gerade im Special-Effects-Bereich viel zu loben, allen voran die Umsetzung von Gollum und Smaug – beide sind in meinen Augen Beweise dafür, wie weit die Motion-Capture-Technik inzwischen fortgeschritten ist und was man mit ihr anstellen kann, besonders, wenn man Schauspieler hat, die sich richtig in den Prozess einbringen.

Far over the misty mountains: Die Musik
Auch hinsichtlich der Musik gibt es bei der Hobbit-Trilogie ein paar Probleme. Howard Shores Kompositionen für die HdR-Filme gehören für mich zu den besten Soundtracks überhaupt, die Musik der Trilogie war ein entscheidender Faktor für mein Interesse an Filmmusik und Leitmotivik. Kaum ein anderer Komponist beherrscht die Leitmotivtechnik in solchem Ausmaß wie Shore – und kaum eine andere Musik schafft es, mich derart emotional zu berühren.
Die Musik der Hobbit-Trilogie würde ich persönlich ein bis zwei Stufen unter der HdR-Musik ansiedeln. Das liegt zum einen an Shores leicht veränderter Vorgehensweise; während die Verknüpfungen der Leitmotive und die narrativen Techniken Shores nichts von ihrer Komplexität eingebüßt haben, sind die neuen Themen, die er für die Hobbit-Filme geschaffen hat, bis auf das Misty-Mountains-Thema (welches ja bekanntermaßen ohnehin von Plan 9 komponiert wurde), weniger eingängig und markant. Einer der Gründe, dass die HdR-Soundtracks sowohl den Score-Fan als auch den Mainstream-Filmmusikhörer ansprachen, war die perfekte Balance aus musikalischer und vor allem leitmotivischer Komplexität auf der einen und eingängiger, melodischer Themen auf der anderen Seite (obwohl Score-Fans natürlich auch Letzteres durchaus zu schätzen wissen). Die Hobbit-Soundtracks, vor allem die Musik von „Smaugs Einöde“ und „Die Schlacht der fünf Heere“, legt den Fokus aber stärker auf Ersteres, was es dem Gelegenheits-Filmmusikhörer schwieriger macht, „rein“ zu kommen.
Und zum anderen wäre da die Platzierung der Musik in den Filmen – hierfür kann Shore freilich nichts. Genaues weiß man diesbezüglich nicht, allerdings lässt sich anhand der Resultate erraten, dass es da einige Probleme welcher Natur auch immer gab. Ein Teil davon mag eventuell mit der Erweiterung von zwei auf drei Filmen zusammenhängen, es gab wohl allgemein zeitliche und logistische Probleme (weshalb die Musik von „Smaugs Einöde“ und „Die Schlacht der fünf Heere“ auch in Wellington und nicht in London aufgenommen wurde), und auch unterschiedliche Vorstellungen. So unterscheidet sich bei „Eine unerwartete Reise“ die Musik, die im Film zu hören ist, signifikant vom Soundtrack-Album, wobei man wohl davon ausgehen kann, dass das Album Shores ursprünglicher Vision entspricht – in jedem Fall ist es subtiler und besser durchdacht als das, was letztendlich im Film gelandet ist.
Für „Smaugs Einöde“ scheint Jackson sich dann wieder anders entschieden zu haben, denn vor allem im zweiten, aber auch im dritten Teil ist auffällig, wie viele Stellen plötzlich ohne Musik sind; unter Einbeziehung der bisherigen Mittelerde-Filme, die wirklich sehr viel Musik enthielten (und gerade deshalb für mich so gut funktionierten), ist das extrem viel, und ich finde, dass es den Filmen schadet, da es für mich die Emotionen mindert.
Ebenfalls seltsam ist, dass die in „Eine unerwartete Reise“ vorgestellten neuen Themen recht einseitig weiterentwickelt werden. Während die Leitmotive der Zwerge, der Waldelben und des Drachen Smaug (die letzten beiden werden im ersten Film nur angedeutet) auf phänomenale Weise weiterentwickelt werden, bleiben andere praktisch vollkommen auf der Strecke, so absolvieren die Themen für Bilbo nur noch Gastauftritte und das Misty-Mountains-Thema und Radagasts Thema werden vollständig fallen gelassen.
Unter Einbeziehung all dessen, was einem anderen Soundtrack gut das Genick hätte brechen können, muss allerdings gesagt werden, dass die Hobbit-Soundtracks zwar schwächer als die HdR-Scores sind, aber immer noch sehr viel stärker als fast alles andere. Shores Gespür für Leitmotive, Instrumentierung und interessante musikalische Texturen ist nach wie vor brilliant – allein, was er in der Trilogie mit Smaugs Thema alles anstellt sucht in der Welt der Filmmusik Seinesgleichen. Jeder der drei Hobbit-Soundtrack war für mich bisher jeweils der beste Soundtrack des Jahres, in dem er erschienen ist.

There are far too many dwarves in my dining room: Die Schauspieler
Wenn es einen Bereich gibt, in dem die Hobbit-Filme mit den HdR-Filmen gleichziehen oder sie vielleicht sogar übertreffen (momentan will ich da noch kein Urteil fällen, das mache ich vielleicht, wenn es möglich ist, alle sechs Filme im Heimkino mit relativ wenig Zeitabstand anzusehen), dann ist das die Schauspielerei. Denn einerseits kehren viele der besten Schauspieler der HdR-Trilogie wie Ian McKellen, Andy Serkis, Cate Blanchett, Christopher Lee oder Hugo Weaving in ihre alten Rollen zurück und spielen, als hätten sie nach dem Kinostart von „Die Rückkehr des Königs“ gleich weitergemacht, und andererseits hat Jackson es geschafft, eine beeindruckende Riege an Neuzugängen zu versammeln. Um ehrlich zu sein, Martin Freeman ist eindeutig mein Lieblings-Hobbit der Mittelerde-Hexalogie. Auch Richard Armitage gefällt mir außerordentlich gut, vor allem in „Die Schlacht der fünf Heere“ darf er zeigen, was er kann. Ähnlich verhält es sich mit Lee Pace als Thranduil, Luke Evans als Bard, Benedict Cumberbatch als Smaug, und auch die restlichen zwölf Zwerge sind ziemlich gut besetzt, auch wenn sie weitaus weniger Gelegenheit bekommen, sich hervorzutun. Selbst Evangeline Lillys Tauriel hätte eine gelungene Hinzufügung sein können, gäbe es nicht dieses unsägliche Liebesdreieck – aber dafür kann man Lilly ja wohl kaum die Schuld geben.
Alles in allem hat die Hobbit-Trilogie wirklich einen herausragenden Cast. Wenn es Orlando Bloom jetzt noch hin und wieder gelingen würde, Emotionen glaubhaft darzustellen…

A Hobbit’s Tale: Adaption der Vorlage
Als Tolkien in den 30ern den „Hobbit“ schrieb, war dieser noch nicht Teil von Mittelerde, primär war er als märchenhaftes Kinderbuch konzipiert. Die wenigen vorhandenen Anspielungen an Tolkiens persönliche Mythen- und Sprachschöpfungen (die Erwähnung von Gondolin und die paar wenigen, elbischen Namen) waren im Grunde nichts weiter als persönliche Insidergags. Erst, als sich der Professor an die Fortsetzung machte, wuchs der „Hobbit“ langsam mit dem Proto-Silmarillion zusammen. In diesem Zusammenhang wurde aus Bilbos magischem Ring der Eine Ring des Dunklen Herrschers, weshalb Tolkien für die zweite Auflage des „Hobbit“ das Gollum-Kapitel umschrieb – ursprünglich verwettet Gollum seinen Ring und er und Bilbo trennen sich im Guten. Nach der Veröffentlichung des „Herrn der Ringe“ versuchte Tolkien sich an einer grundlegenden Überarbeitung des „Hobbit“, um ihn mit seinem „Hauptwerk“ konformer zu machen, allerdings kam er bald zum Schluss, dass dies dem Roman schaden würde. Somit enthält die dritte Auflage des „Hobbit“ von 1966 nur minimale Änderungen und Hinzufügungen. Überbleibsel von Tolkiens Versuchen finden sich unter anderem noch in den „Nachrichten aus Mittelerde“, einer von Christopher Tolkien herausgegebenen Sammlung diverser unvollendeter Schriften seines Vaters.
Im Grunde entspricht das, was Peter Jackson, Fran Walsh, Philippa Boyens und Guillermo del Toro (wobei nicht mehr klar ist, wie viel von del Toros Ideen überhaupt noch in den Filmen sind) für die Hobbit-Filmtrilogie erreichen wollten, Tolkiens Versuchen, seinen Roman mit dem HdR kompatibler zu machen, sodass viele Informationen aus dem HdR und seinen Anhängen herangezogen wurden (allerdings nicht, wie man so häufig liest, aus dem „Silmarillion“, und auch nicht aus „Nachrichten aus Mittelerde“, an beiden hat New Line nämliche keine Rechte). So weit, so gut, ich hätte an ihrer Stelle vermutlich einen ähnlichen Ansatz gewählt. Allerdings muss ich sagen, insgesamt betrachtet sind Jackson und Co. für meinen Geschmack sowohl zu weit als auch nicht weit genug gegangen. Zu weit, weil sie den „Hobbit“, vor allem durch die Anfangs- und Schlussszene, aber auch durch viele plumpe Verweise, im Grunde seiner Eigenständigkeit beraubt und zum reinen Herr-der-Ringe-Prequel gemacht haben, das vor allem in Abhängigkeit zur ursprünglichen Filmtrilogie steht. Andererseits hatten sie allerdings nicht den Mut (vor allem wohl wegen Puristen und Fanerwartungen) pragmatischer zu adaptieren und die Kinderbuchelemente auszulassen – dies betrifft vor allem „Eine unerwartete Reise“, aber auch Elemente in den anderen beiden Teilen. Beorn hätte man in der Kinofassung genauso gut auslassen und sich komplett für die SEE aufheben können.
Im Grunde ist der erste Hobbit-Film sogar eine ziemlich genaue Adaption, bei der es weniger Änderungen als viel mehr Hinzufügungen in Form von HdR-Foreshadowing bzw. -Hintergrundmaterial gibt, was dazu führt, dass Kinderbuchinhalte wie die Trolle und der Großork und die eher düsteren Vorausdeutungen ein relativ ungleichmäßiges Bild abgeben. Allerdings konzentriert sich „Eine unerwartete Reise“ trotz allem auf die wichtigsten Figuren, nämlich Bilbo und Thorin, und, mehr noch, er hat es bei mir geschafft, das alte Mittelerde-Feeling zu erwecken.
„Smaugs Einöde“ hat es zwar geschafft, eine einheitlichere Atmosphäre zu etablieren als „Eine unerwartete Reise“, hat dafür aber ganz andere Probleme, die sich in zwei Wörtern zusammenfassen lassen: Unnötige Subplots. Gerade hier merkt man die Ausdehnung der Vorlage am meisten und am unangenehmsten. Wurde „Eine unerwartete Reise“ vor allem mit mehr oder weniger von Tolkien stammendem Hintergrundmaterial (die Schlacht von Azanulbizar, das Auftauchen des Nekromanten etc.) erweitert, sind es in „Smaugs Einöde“ vor allem Erweiterungen von den Drehbuchautoren, die qualitativ leider einfach abfallen und platt wirken. Dabei sind durchaus einige gute Ideen dabei, etwa Bard, der bereits sehr früh eingeführt wird und im Film um einiges interessanter und plastischer ist als im Roman (nicht zuletzt dank Luke Evans). Aber die Dreiecksbeziehung von Legolas, Tauriel und Kili oder die Leinwandzeit des Bürgermeisters von Esgaroth und seines Gehilfen Alfrid sind nun wirklich unnötig und tragen im Grunde nichts sinnvolles zur eigentlichen Handlung bei. Das Hauptproblem bei diesem Film ist, dass die eigentlichen Hauptfiguren stagnieren – die Hauptentwicklung des Verhältnisses zwischen Bilbo und Thorin fand bereits in „Eine unerwartete Reise“ statt und wird erst in „Die Schlacht der fünf Heere“ wieder fortgesetzt. Im Grunde verhält sich Thorin Bilbo gegenüber in „Smaugs Einöde“ einfach zu kalt. Allgemein geht Bilbo für einen Film, der „Der Hobbit“ heißt, irgendwie unter. Im ersten Drittel tötet er ein paar Spinnen, befreit die Zwerge aus Thranduils Verließen… und dann läuft er bis zum Dialog mit Smaug eigentlich nur den Zwergen hinterher. Und dann ist da natürlich noch die unterirdische Jagd durch den Erebor…
Diese Nebenbaustellen hat „Die Schlacht der fünf Heere“ zwar auch noch (und sie stören mich), dafür ist aber der emotionale Kern, sprich Thorin und Bilbo, wieder intakt, was das Ganze gegenüber „Smaugs Einöde“ eindeutig aufwertet, auch wenn immer noch zu viel gestreckt wird. Stattdessen kommen andere Figuren zu kurz: Ich hätte viel lieber mehr von Dáin Eisenfuß gesehen statt von Alfrid – wenn man schon erweitert, warum dann nicht die Figuren, die auch tatsächlich in der Vorlage da sind, anstatt denen, die man extra dazu erfunden hat? So hätten auch Thorins Tod (und der von Fili und Kili) sehr viel emotionaler sein können, hätte man nicht ständig wieder bei irgendwelchen Nebenschauplätzen vorbeigeschaut.

Fazit: Und was bleibt zum Schluss zu sagen? Es ist nicht so, dass die Hobbit-Trilogie völlig misslungen wäre, es gibt viele gelungene Elemente und gute Ideen, aber auch vieles, das unnötig , platt oder schlicht unpassend ist. So schaffen es die Filme letztendlich nicht, über die Summe ihrer Teile hinauszuwachsen und sich zu einem Gesamtwerk zu verbinden, so wie es bei der HdR-Trilogie der Fall war. Das Ganze wäre nicht einmal so tragisch, wenn es sich dabei nur um eine „gewöhnliche“ Fantasy-Trilogie handeln würde, aber es ist nun einmal Mittelerde, da reicht das Schlussurteil „ganz in Ordnung“ einfach nicht aus. Ich denke, letztendlich war die Teilung in drei Filme der größte Fehler, denn ich wage einmal die These, dass irgendwo in diesen drei mäßigen Streifen zwei gute Filme stecken.

Siehe auch:
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 2
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 3
Der Hobbit: Smaugs Einöde
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Analytische Rezension
Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere

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Story: Zwar gelingt es dem Bogenschützen Bard (Luke Evans), den Drachen Smaug (Benedict Cumberbatch) zu töten, doch damit fangen die eigentlichen Probleme erst an. Zwar kann die Gemeinschaft um Thorin (Richard Armitage) und Bilbo (Martin Freeman) den Erebor in Besitz nehmen, aber es gibt noch viele andere, die ein großes Interesse am Einsamen Berg und dem Schatz, der darin ist, haben, dazu gehören unter anderem die Menschen von Esgaroth, die durch den Angriff des Drachen und die Schuld der Zwerge nun heimatlos sind, sowie der Walelbenkönig Thranduil (Lee Pace). Und als ob dies nicht genug wäre, rücken auch die Orks unter dem Kommando Azogs (Manu Bennett) an…

Kritik: Das war er also, der letzte Teil der Mittelerde-Hexalogie. Leider war nach „Smaugs Einöde“ bereits absehbar, dass „Die Schlacht der fünf Heere“ wohl kein Meisterwerk wird. Nun, letztendlich ist der Film in etwa so geworden, wie ich es erwartet hatte: Es hätte schlimmer kommen können, aber auch sehr viel besser, da leider einige Tendenzen aus „Smaugs Einöde“ fortgesetzt wurden. Dazu gehört vor allem ein gewisser Mangel an Fokus und diverse überflüssige Subplots, die zwar nötig waren, um den „Hobbit“ auf drei Filme auszudehnen, ansonsten im Grunde aber nichts zur Geschichte beitragen. Dass die Romanze von Kili (Aidan Turner) und Tauriel (Evangeline Lilly) fortgeführt wird, war natürlich klar, und ironischerweise bekommt diese Beziehung sowohl zu viel als auch zu wenig Leinwandzeit – zu wenig, weil sie nie über das Niveau einer schwächeren Disney-Romanze hinauskommt (wobei fraglich ist, ob mehr Zeit da geholfen hätte) und zu viel, weil sie ohnehin einfach angeklebt wirkt. Und dann sind da auch noch Legolas (Orlando Bloom) und Alfrid (Ryan Gage), die sich um die Trophäe der unnötigsten Nebenfigur streiten dürfen. Zugegeben, ich hatte erwartet, dass Legolas wieder Gelegenheit zum Herumturnen bekommt, aber Alfrid? Jackson, Walsh und Boyens müssen von der von ihnen geschaffenen Figur oder von Ryan Gage wirklich begeistert sein, denn er hat mehr Leinwandzeit als Dáin (Billy Connolly) oder Thranduil, und mir ist rätselhaft, weshalb. Die Figur ist uninteressant, nervig, trägt nichts zum Plot bei und hat nicht einmal den Anstand, am Schluss zu sterben. Soll er einen Kontrast zu Bard darstellen, um den Zuschauern zu zeigen, wie heroisch der Erbe Girions ist? Das ist nun wirklich nicht nötig, ich denke, die meisten Zuschauer kommen auch von alleine darauf.
Erfreulicherweise ist der Fokus nicht ganz so daneben wie bei „Smaugs Einöde“, wo die eigentlichen Hauptfiguren im Grunde stagnierten. Zwar gibt es zu viele Nebenschauplätze, aber dieses Mal passiert beim Hauptschauplatz zumindest auch etwas, es gibt Entwicklungen und Emotionen. Überhaupt, im Grunde ist dies Richard Armitages Film, der den von der Drachenkrankheit befallenen Thorin exzellent verkörpert. Sowohl seine Entwicklung als auch das Zusammenspiel mit Martin Freeman funktioniert vorzüglich. Auch die Schlachtvorbereitung von Bard, Thranduil und Gandalf (der allerdings erst später dazukommt) ist durchaus gelungen.
Die Schlacht selbst bietet durchaus einiges an Schauwerten, hat allerdings nichts, was man in anderen Filmen (speziell Mittelerde-Filmen) nicht schon so gesehen hat – wobei es dort meistens besser umgesetzt ist. Der Showdown auf dem Rabenhügel schließlich zieht sich ziemlich, was auch daran liegt, dass das letzte Drittel etwas unausgegoren wirkt; warum musste man die Hauptfiguren isolieren, wo zur Hölle ist Dáin im letzten Drittel abgeblieben und ist es wirklich zielführend, dass Beorn einen Fünf-Sekunden-Auftritt bekommt? Genauso wirken auch die Adler überflüssig – so, wie die Schlacht inszeniert ist, kommen sie nur vor, weil im Roman steht, dass sie vorkommen. Dafür scheint am Ende wieder Material zu fehlen, mehrere offene Fragen und Plotenden werden nicht beantwortet oder gelöst, eventuell weil Jackson dem Vorwurf entgehen wollte, der „Der Rückkehr des Königs“ oft gemacht wurde: Der Film habe zu viele Enden. In dieser Hinsicht bin ich gespannt, ob die SEE das alles etwas ausgewogener gestaltet. Wie immer folgen noch meine Soundtrack-Rezension und eine ausführliche, spoilerverseuchte Kritik, sowie ein Gesamtresümee der Hobbit-Trilogie.
Fazit: Für das endgültige Urteil warte ich auf die zweite Sichtung, vorläufig so viel: Ich denke, „Die Schlacht der fünf Heere“ ist stärker als „Smaugs Einöde“, schwächer als „Eine unerwartete Reise“, und zu schwach für einen Mittelerde-Film.

Trailer

Siehe auch:
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 2
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 3
Der Hobbit: Smaugs Einöde
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Analytische Rezension

Der Hobbit: Smaugs Einöde – Analytische Rezension

desolation
Dieser Artikel ist schon lange überfällig, aber irgendwie bin ich entweder nicht dazu gekommen, es gab anderes, über das ich schreiben wollte und dann lief auch schon wieder die nächste GoT-Staffel. Wie dem auch sei, besser spät als gar nicht.
Vor einiger Zeit enthüllte Peter Jackson in einem Interview etwas, das eigentlich bereits seit Sommer 2012 bekannt war: Wären es nur zwei Hobbit-Filme geworden, hätte der erste Film mit der Flucht aus Thranduils Palast geendet. Jackson hat dies noch ein wenig spezifiziert: In der letzten Einstellung hätten die Zwerge, Bilbo und die Zuschauer die Silhouette Bards gesehen. Dies erklärt auch, warum in den Trailern, die Auschnitte aus der Fässerflucht-Szene zeigen, Azog noch zugegen war, der dort im Film gar nicht vorkommt. Vermutlich hätte eine ähnliche Konfrontation wie am Ende des ersten Hobbit-Films an dieser Stelle stattgefunden. Nun ist das Ganze ja aber bekanntermaßen anders gekommen, und statt zwei Filmen, „An Unexpected Journey“ („Eine unerwartete Reise“) und „There and Back Again“ („Hin und wieder zurück“) haben wir nun drei: „An Unexpected Journey“, „The Desolation of Smaug“ („Smaugs Einöde“) und „The Battle of the Five Armies“ („Die Schlacht der fünf Heere“, diese Umbenennung des dritten Teils erfolgte erst dieses Jahr und sagt wohl schon einiges über den Inhalt aus). Geht man von der alten Aufteilung aus, dann besteht das Sujet dieses Artikels theoretisch aus dem Ende des ursprünglichen ersten und dem Anfang des zweiten Filmes. Diese Hybridnatur zeigt sich schon am Titel diese Mittelteils der Trilogie. Die beiden ursprünglichen sind ziemlich logische Wahlen, beides sind Phrasen, die Bilbo als mögliche Titel für seine Memoiren verwendet. „The Desolation of Smaug“ rückt nun den Drachen stärker in Mittelpunkt. Auch diese Phrase stammt von Tolkien selbst, auf der Karte von Wilderland, die dem „Hobbit“ beiliegt, wird das Gebiet um den Erebor herum so bezeichnet. „Desolation of Smaug“ ist dabei eine relativ clevere Wahl sowohl für das Gebiet als auch für den Film, da das Wort „Desolation“ sowohl „Einöde“ (wie im Filmtitel und der Krege-Übersetzung) als auch „Verwüstung“ oder „Zerstörung“ heißen kann – dieser Doppelsinn geht in der deutschen Übersetzung freilich verloren.
„Smaugs Einöde“ also – interessanterweise wird dieser Mittelteil, ohne richtigen Anfang und Ende – mitunter sehr verschieden bewertet. Den meisten „normalen“ Kritikern gefällt dieser Film sehr viel besser als „Eine unerwartete Reise“, oft liest man, „Smaugs Einöde“ gehe wieder stärker in Richtung HdR-Trilogie, und ganz offensichtlich ziehen viele Kritiker Action singenden Zwergen vor. Vielen Tolkien-Fans, speziell aus dem Puristen-Lager, ist dieser Film dagegen noch mehr zuwider als der erste.
Wie schon bei „Eine unerwartete Reise“ folgt der spoilerfreien Kritik auch dieses Mal wieder meine ausführliche, analytische Rezension, dieses Mal in einem Stück.
Zu Beginn noch ein paar allgemeine Dinge: Wie man an meiner ursprünglichen Kritik vielleicht merkt, wollte ich, dass mir dieser Film genauso gut gefällt wie die anderen, aber dem ist leider nicht der Fall. Dennoch fand ich ihn beim zweiten Ansehen besser als beim ersten, was auch daran lag, dass dies in 2D, ohne HFR und im O-Ton geschah – im Gegensatz zum ersten Hobbit-Film fand ich die 3D/HFT-Kombination dieses Mal ziemlich störend (das kann aber natürlich auch die Schuld des Kinos sein).
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Hobbit-Filmen, die ich festgestellt habe, ist die Wirkung einiger Erweiterungen und Ausdehnungen. Bei „Eine unerwartete Reise“ dachte ich oft: „Das hätte da nicht sein müssen, aber es stört mich nicht.“ Bei „Smaugs Einöde“ dagegen dachte ich eher: „Das wäre besser rausgefolgen.“ Obwohl es sich um den kürzesten Mittelerde-Film handelt, hat er für mich doch die meisten Längen und wirkt insgesamt unausgegoren und nicht gut ausbalanciert. Dazu kommt noch ein sehr persönlicher Aspekt: Als ich nach der ersten Sichtung von „Eine unerwartete Reise“ das Kino verließ, hatte ich ein ähnliches Gefühl wie nach den HdR-Filmen. Bei „Smaugs Einöde“ hat dieses Gefühl gefehlt, was definitiv kein gutes Zeichen ist.

Politik im Prolog: Das Arkensteinproblem
Wie jeder der Mittlerde-Filme von Peter Jackson beginnt auch „Smaugs Einöde“ mit einem Rückblick. Ähnlich wie in „Die zwei Türme“ und anders als in den restlichen drei Filmen reicht der Rückblick dieses Mal jedoch nicht Jahrhunderte oder gar Jahrtausende zurück, stattdessen springen wir nur ein Jahr in die Vergangenheit, zur ersten Begegnung zwischen Thorin und Gandalf in Bree. Diese Begegnung ist den Anhängen des „Herrn der Ringe“ entnommen (Anhang A III für alle, die Nachlesen wollen; dieser Anhang enthält allgemein viele Informationen, die in den Hobbit-Filmen verwendet wurde, u.a. beschreibt er die Schlacht von Azanulbizar und die allgemeine Geschichte der Zwerge).
Die Örtlichkeit ruft sofort Erinnerungen wach, und das nicht nur, weil Howard Shore seine Bree-Musik aus „Die Gefährten“ zitiert und Peter Jackson mit einer Möhre durchs Bild läuft. Auch viele Jahre vorher ist das Film-Bree immer noch ziemlich dreckig und ungemütlich, und das Wetter ist auch nicht besser. Immerhin sieht man im Tänzelnden Pony (denn wo auch sonst sollten sich Gandalf und Thorin begegnen?) dieses Mal einheimische Hobbits. Die Begegnung ist recht Vorlagengetreu wiedergegeben: Gandalf befürchtet, dass Sauron zurückkehren und Smaug auf seine Seite ziehen könnte (im Buch weiß er bereits, dass Sauron im Düsterwald lauert). Deshalb hätte er gerne den Drachen aus dem Erebor draußen (und am besten tot) und stattdessen ein mächtiges Zwergenreich, damit Sauron im Osten nicht ungestört seinen Plänen nachgehen kann. Thorin und Gandalf verbünden sich schließlich und planen die Aktionen, die sie im „Hobbit“ durchführen.
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Gandalf (Ian McKellen) und Thorin (Richard Armitage) treffen sich in Bree

Es gibt allerdings einige signifikante Hinzufügungen: Zum ersten wird bereits das Kopfgeld auf Thorin etabliert – in einem „Steckbrief“ in Schwarzer Sprache, was ein wenig merkwürdig anmutet, da diese in Reinform nur von den Nazgûl und einigen anderen hohen Offizieren Saurons gesprochen wurde. Azog kann man vielleicht noch als einen solchen ansehen, aber sicher nicht die angriffslustige Kundschaft im Tänzelnden Pony. Das ist freilich nur ein winziges Detail. Viel schwerer wiegt die Arkensteinfrage. Im Roman taucht der Arkenstein erst im letzten Drittel auf und ist vor allem ein Handlungskniff, quasi eine Art sehr spät eingefügtes Macguffin. Die Bedeutung des Arkenstein für Thorin ist vor allem persönlicher Natur. Bereits in „Eine unerwartete Reise“ dagegen wird der Arkenstein im Prolog eingeführt, und Bilbos Erzählstimme erklärt, dass Thorins Großvater Thrór ihn als Zeichen dafür sah, dass seine Herrschaft heilig bzw. gottgegeben war („divine“ im original). Gerade hier zeigt sich, wie PJ und Co. versuchen, die Handlung des Hobbits bzw. die Pläne von Gandalf und Thron logischer und besser durchführbar zu machen. Tolkiens Roman ist diesbezüglich natürlich vor allem ein märchenhaftes Kinderbuch: Die Zwerge machen sich halt auf den Weg. Warum genau sie überhaupt einen Meisterdieb brauchen, ist dabei nicht wirklich eindeutig: Der Schatz ist viel zu gewaltig, um ihn zu stehlen. Diese Planlosigkeit der Zwerge wird in der Tat im Roman angesprochen, was aber nicht unbedingt hilfreich ist. Erst im Nachhinein versuchte Tolkien, einige ihrer Handlungen zu rationalisieren, und Jackson geht da noch einen Schritt weiter, was ich gar nicht schlecht finde. Der Arkenstein mutiert hier zum Zeichen des obersten Zwergenherrschers; wer den Arkenstein besitzt, hat damit Anrecht, zu einer Art „Zwergenkaiser“ zu werden. Dies entspricht freilich nicht Tolkiens Legendarium, wo die Zwerge nie als geeintes Volk auftreten – in der Tat spielen fast ausschließlich Zwerge aus Durins Stamm eine Rolle in den Werken des Professors. Laut Film-Thorin kann ein Zwergenherrscher mit dem Arkenstein allerdings alle sieben Zwergenstämme vereinigen. Thorins und Gandalfs Plan sieht deshalb wie folgt aus: Eine kleine Gruppe von 13 Zwergen, einem Zauberer und einem Hobbit begibt sich zum einsamen Berg. Dort stiehlt Bilbo den Arkenstein, Thorin kann die Zwergenvölker vereinigen und den Erebor „offiziell“ angreifen. Dies simplifiziert zwar Tolkiens Welt, aber andererseits ist der Plan in der Tat sinnvoller.

Beorn und die Überdramatisierung
Nachdem Prolog schließt „Smaugs Einöde“ direkt an den Vorgänger an: Nach der gelungenen Adlerrettung begeben sich Thorin und Kompanie auf direktem Weg zu Beorn, immer noch verfolgt von Azog und seinen Wargreitern. Jackson bemüht sich dabei, das Ganze in ziemlich hohem Tempo zu inszenieren, während besagte Szenen im Roman sehr viel gemütlicher sind. Im Film kommen die Zwerge nicht in Zweiergrüppchen, während Gandalf Beron von ihren bisherigen Abenteuern erzählt, sie werden gejagt, zuerst von den Orks, dann von ihren zukünftigen Gastgeber in Bärengestalt.
Im Grunde ist die eigentliche Beorn-Szene wirklich sehr kurz, man bekommt kaum einen richtigen Eindruck von dem Pelzwechsler (in der SEE soll hier allerdings noch mehr Beorn-Material folgen), aber dennoch eignet sich der Dialog zwischen Gandalf, Bilbo, den Zwergen und Beorn hervorragend, um eine bestimmte Tendenz Peter Jacksons anzusprechen.
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Beorn (Mikael Petersbrandt)

Was man auch immer von Professor Tolkien sagen kann, ein Meister der atemlosen Spannung ist er nicht, und auch eine schnörkellose Dramaturgie gehört nicht unbedingt zu seinen größten Stärken. Bei Peter Jackson ist es dagegen genau anders herum, er legt ziemlich großen Wert auf die kleineren dramatischen Bögen (weshalb die HdR-Filme „rundere“ Abschlüsse haben als die jeweiligen Romane) und hat darüber hinaus die Tendenz zur Überdramatisierung, und bei Beorn zeigt sich das besonders schön. Im Roman ist er ein Einzelgänger, zu dem nicht viel Hintergrund geliefert wird, er ist einfach da, genau wie Märchenfiguren oft einfach da sind. Über Volk und Vergangenheit erfahren wir fast gar nichts. In den Filmen dagegen gibt es eine direkte Verbindung zu Azog, der für die Ausrottung von Beorns Volk verantwortlich ist, Beorn selbst ist der Letzte seiner Art.
Derartige Dramatisierungen hielten sich in den HdR-Filmen meistens noch im Rahmen, in den Hobbit-Filmen treibt Jackson es allerdings an mancher Stelle zu weit.
Beorns Auftritt im Film bleibt insgesamt jedenfalls trotz besagter dramatischer Zuspitzung ziemlich insignifikant, zu kurz um wirklichen Eindruck zu machen oder auch nur Mikael Petersbrandts Spiel wirklich bewerten zu können. Ich weiß nicht, wie Jackson ihn in „Die Schlacht der fünf Heere“ einzusetzen gedenkt, aber letztendlich wäre es wohl konsequenter gewesen, ihn einfach herauszuschneiden – die Puristen meckern so oder so. Der Film wäre dadurch stringenter geworden und hätte ein wenig von seiner Episodenhaftigkeit verloren.

Im Düsterwald
Die Szenen im Düsterwald wurden gegenüber dem Roman ebenfalls verkürzt und vereinfacht. Gandalf verlässt die Gemeinschaft ebenfalls am Waldrand, im Film allerdings, im Gegensatz zum Buch, spontan, weil er von Galadriel den telepathischen Befehl bekommt, das Nekromantenproblem zu untersuchen (bei Tolkien erfahren wir erst im „Herrn der Ringe“, was Gandalf während der weiteren Abenteuer der Gemeinschaft so getrieben hat).
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Bilbo (Martin Freeman) kämpft gegen die Spinnen des Düsterwaldes

Die Festivitäten der Elben, die die Zwerge immer wieder stören, fehlen im Film ebenso wie einige andere kleine Hindernisse. Die vergiftete Atmosphäre setzte Thorin, Bilbo und Co. ebenfalls ziemlich zu, aber nach recht kurzer Wanderung befinden sie sich auch schon in den Fängen der Spinnen, und es ist an Bilbo, die Zwerge zu befreien. Das Problem mit den sprechenden Spinnen wurde interessant gelöst: Bilbo kann sie nur verstehen, wenn der den Ring trägt, bzw. ab dem Zeitpunkt, ab dem er den Ring in ihrer Gegenwart aufgesetzt. In meinen Augen wäre es allerdings besser gewesen, hätte man die Szene, in der Bilbo eine der Spinnen auch ohne Ring verstehen kann, gestrichen.
Das Zusammentreffen mit den riesigen Arachniden illustriert darüber hinaus, wie der Ring von Bilbo Besitz ergreift. Dieses Element ist im Roman natürlich nicht vorhanden, da der Ring beim Abfassen des „Hobbits“ noch ein simples magisches Spielzeug war und erst während des Schreibprozesses des HdR zum „Einen Ring“ wurde. Hier überzeugen vor allem Martin Freeman und Shores Musik. Shore deutet das Geschichte-des-Ringes-Thema immer wieder subtil an, bevor er es einmal vollständig erklingen lässt.
Der Kampf mit den Spinnen wird von den Waldelben sehr schnell beendet, die die Zwerge in Gewahrsam nehmen. Anders als im Buch wird Thorin nicht im Vorfeld von ihnen getrennt, aber genauso wie im Buch schafft Bilbo es, sich abzusetzen und seine Freiheit zu behalten.

Thranduil, die Waldelben und das unnötige Liebesdreieck
Thranduil
Thranduil (Lee Pace), der König des Waldlandreiches

In den bisherigen Mittelerde-Filmen haben wir vor allem zwei Elbenkulturen kennen gelernt: Bruchtal und Lorien. Die Waldelben des Düsterwalds sind die dritte (auch wenn es natürlich bereits Eindrücke im ersten Hobbit-Film gab). Generell gefällt mir ihre Konzeption, das Aussehen von Thranduils Hallen und das restliche Drumherum ziemlich gut. Auffällig ist, dass die Waldelben fast durchgehend rothaarig sind, lediglich die beiden Mitglieder ihres Königshauses sind blond. Apropos Königshaus: Thranduil, gespielt von Lee Pace, ist in meinen Augen eines der Highlights des Films; eine ideale Besetzung und ein hervorragendes Spiel (auch Lee Pace kam natürlich schon in „Eine unerwartete Reise“ vor, hatte aber nicht wirklich viel Gelegenheit zu zeigen, was er kann). Bei Tolkien ist Thranduil als Charakter (zumindest im „Hobbit“) nicht wirklich gut ausgebaut. Er ist ein wenig fremden- bzw. zwergenfeindlich, hat eine gewisse Schwäche für Schätze, ist aber letztendlich einer der Guten, und das war es auch schon. Jackson und Co. haben sich da noch ein paar mehr Gedanken gemacht und Thranduil als Verkörperung des Düsterwaldes konzipiert – je weiter der Verfall des Düsterwaldes voranschreitet, desto fragwürdiger werden auch Thranduils Handlungen. So erinnert er eher an die zwiespältigen Elben des „Silmarillion“ als an die „Gutelben“ des HdR. Außerdem deutet Thranduil an, dass er bereits Begenungen mit einem oder mehreren Drachen (vielleicht sogar Smaug selbst?) hatte, und ich bin durchaus neugierig, woher seine Narbe stammt. Darüber hinaus weiß Film-Thranduil, im Gegensatz zu Buch-Thranduil, sehr genau, wen er mit Thorin vor sich hat und was dieser möchte.
Neben Thranduil gibt es noch zwei weitere Waldelben, die eines gemeinsam haben: Im Film spielen sie eine wichtige Rolle, im Roman kommen sie überhaupt nicht vor. Legolas auf die Leinwand zurückkehren zu lassen war eine durchaus logische Entscheidung, immerhin ist er in Tolkiens Legendarium tatsächlich Thranduils Sohn und lebt zu diesem Zeitpunkt schon. Man kann wohl davon ausgehen, dass er im „Hobbit“ tatsächlich anwesend ist, auch wenn er nicht namentlich genannt wird, da Bilbo ihn nicht kennt oder kennen lernt. Dass seine Rolle so groß ausfällt ist in meinen Augen dagegen eher unnötig, für mich hätte auch ein Cameo gereicht. Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass Legolas als Charakter einfach nicht interessant ist. In „Smaugs Einöde“ wirkt er noch stoischer und langweiliger. Im HdR hatte er wenigstens einen Platz in der Gemeinschaft (und der Geschichte), er war nicht besonders interessant, er stand aber auch nicht im Weg. Hier hingegen wirkt seine Rolle unnötig aufgeblasen. Das bringt uns auch schon zur dritten dominanten Elben-Figur: Tauriel, gespielt von Evangeline Lilly. Hinsichtlich dieses Charakters bin ich ein wenig zwiegespalten. Einerseits mag ich Tauriel, ich finde, dass sie grundsätzlich gut hineinpasst, mir gefällt Evangeline Lillys Spiel und darüber hinaus ist die Figur schlicht interessanter und emotionaler als Legolas.
Tauriel
Tauriel (Evangeline Lilly)

Was mir nicht gefällt ist die Richtung, in die sie entwickelt wird, sprich: Das Liebesdreieck Kili-Tauriel-Legolas. Es wirkt einfach fürchterlich erzwungen und unnötig (und wir müssen auch noch von Thranduil darüber informiert werden, dass Legolas etwas für Tauriel empfindet, denn allein aufgrund von Orlando Blooms Spiel merkt man davon nicht allzu viel). Das erste Gespräch zwischen Tauriel und Kili ist dabei sogar noch ziemlich erträglich, aber muss das gleich zur Romanze weiterentwickelt werden, wäre es nicht viel interessanter gewesen, hätten die beiden einfach eine grundsätzliche Sympathie für den anderen entdeckt? Die Weiterentwicklung dieses Handlungsstrangs ist in meinen Augen völlig unnötig, und dazu gehören auch die Vergiftung Kilis, das Zurückbleiben einiger Zwerge in Esgaroth, die angreifenden Orks und die Arwen-mäßige Heilung. Hier werden zu viele Handlungsschauplätze aufgemacht, die vom eigentlichen Kern ablenken, immerhin heißt der Film „Der Hobbit“. Letztendlich wäre es vielleicht besser gewesen, hätte es Jackson bei einem kurzen Cameo-Auftritt für Legolas belassen und Tauriel eine andere Motivation gegeben, um den Zwergen zu folgen – Thranduil will wissen, was weiter geschieht o.ä.

Gandalfs Reise
Wenden wir uns nun dem Subplot des Grauen Zauberers zu, dessen Einzelszenen zwar über den Film verteilt sind, den man aber dennoch am besten am Stück betrachtet. Wir wird am stärksten Vorarbeit für den HdR betrieben, obwohl auch hier so manch eine Ausdehnung recht überflüssig ist.
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Bolg (Lawrence Makaore)

Bereits zu Beginn des Films wird Azog gezwungen, seine Jagd abzubrechen und stattdessen in Dol Guldur Saurons Armeen zu trainieren und auf den Einsatz vorzubereiten. Statt seiner setzt sein Sohn Bolg die Jagd fort, weil Thorin und Kompanie halt auch unbedingt die ganze Strecke bis zum Erebor von Orks gejagt werden müssen. Über das Bolg/Azog-Problem hatte ich ja bereits in meinen Artikeln zum ersten Hobbit-Film geschrieben; diese Thematik setzt sich nun fort. Bolg wurde völlig neu gestaltet, die notdürftig zusammengeflickten Wunden und das ramponierte Aussehen sind geblieben, aber ansonsten wurde Bolg stark an Azog angeglichen, um als dessen Sohn überzeugen zu können (ironischerweise erfährt der Filmzuschauer vom Verwandtschaftsverhältnis der beiden nichts). Und leider muss ich sagen, ich fand das ursprüngliche Aussehen Bolgs weitaus überzeugender. Die Orks sorgen auch dafür, dass es zu weiteren zusätzlichen Actionszenen kommt: Die Waldflussszene ist durchaus amüsant (Stichwort Bombur im Fass), aber das Ausmaß der ausgehebelten physikalischen Gesetze nimmt hier bedrohliche Ausmaße an, und darüber hinaus sind Schnitt und Music-Editing hier mitunter ziemlich merkwürdig, sodass Howard Shores grandiose Komposition ziemlich verstümmelt wird.
Aber zurück zum Thema. Gandalf soll herausfinden, wer der Nekromant tatsächlich ist. Zu diesem Zweck begibt er sich erst zu den Gräbern der Ringgeister, wo er auf Radagast trifft. Es ist wohl zu vermuten, dass im dritten Film die Nazgûl allesamt auftauchen, denn ansonsten ist diese Szene ziemlich überflüssig und passt auch nicht so recht ins Legendarium. Wo liegt dieses Grab, im Nebelgebirge, in Angmar? Warum sind hier alle neun Ringgeister beerdigt, wo sie doch aus verschiedenen Kulturen stammen (Khamûl, der einzige, der einen richtigen Namen hat, war ein Ostling, und drei von ihnen, wahrscheinlich inklusive des Hexenkönigs, waren Schwarze Númenórer). Warum wurden sie überhaupt begraben, die Träger der neun Menschenringe müssten nach einem endlos ausgedehnten Leben langsam geschwunden und so zu Ringgeistern geworden sein, und das bereits während des Zweiten Zeitalters. Alles nicht wirklich durchdacht.
Die aufgebrochenen Gräber geben Gandalf auf jeden Fall den Hinweis, dass es sich beim Nekromanten um Sauron handeln muss, da nur dieser die Nazgûl befehligen kann. Darum begibt er sich nach Dol Goldur. Prinzipiell findet sich Gandalfs Eindringen in Saurons Festung auch bei Tolkien, allerdings zu einem früheren Zeitpunkt und einem anderen Zweck, nämlich um Thráin, Thorins Vater zu finden, der dort von Sauron eingekerkert. Gandalf schleicht sich ein und erhält vom sterbenden Thráin Schlüssel und Karte, die er dann später an Thorin weitergibt. Derartiges wurde wohl in der Tat gedreht, denn in frühen Trailern sieht man noch, wie Gandalf gegen einen ziemlich untot aussehenden Zwerg kämpft, bei dem es sich wohl um den wahnsinnig gewordenen Thráin handelt. Stattdessen betritt er nun in „Smaugs Einöde“ die finstere Festung, um jeglichen Zweifel zu beseitigen. Man muss wohl davon ausgehen, dass Gandalf sich nicht darüber im Klaren ist, wie groß Saurons Macht bereits ist, denn ansonsten ist es ziemlich dumm, die Festung des Dunklen Herrschers auf diese Art und Weise zu betreten.
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Der Nekromant enthüllt sein wahres Wesen

Sauron offenbart sich nach einem kurzen Handgemenge mit Azog auch endgültig. Diese Szene ist ebenfalls ein wenig fragwürdig, da Gandalf in den HdR-Filmen vom Lidlosen Auge überrascht zu sein schien (ganz allgemein scheint Gandalf hier bereits viel zu viel zu erfahren), aber ich muss zugeben, ich liebe diese Enthüllung, nicht zuletzt wegen Howard Shores grandiosem Einsatz von Saurons Thema. Der Kampf zwischen Licht und Dunkle mutet zwar ein wenig Harry-Potter-mäßig an, aber die visuelle Gestaltung des sich materialisierenden Auges, inklusive eines Eindrucks der engelsgleichen und der gerüsteten Gestalt des Dunklen Herrschers finde ich hervorragend.

Esgaroth auf dem langen See
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Der Meister der Seestadt (Stephen Fry)

Bei Tolkien sind die Zwerge und Bilbo nicht besonders lange in Seestadt und der Leser erfährt auch kaum etwas über die Kultur diese Menschen, lediglich, dass es sich um eine Art Handelsrepublik mit einem korrupten (Bürger-)Meister handelt – möglicherweise war Venedig eine Inspiration. Jackson und Co. bauen Seestadt jedoch kräftig aus. Film-Esgaroth vereint hier einige Einflüsse, unter anderem russisch-slawische und barocke. Auch gibt es eine Umdeutung des von Stephen Fry gespielten Meisters, der hier kein gewähltes Oberhaupt ist, sondern eher als Diktator eines Überwachungsstaates (eine Entschädigung dafür, dass in „Die Rückkehr des Königs“ die Säuberung des Auenlandes der Schere zum Opfer fiel?) fungiert und den Gedanken an freie Wahlen nicht besonders behaglich findet. Hier gilt letztendlich Ähnliches wie bei Tauriel: Ich finde die grundsätzliche Ausgestaltung gut, aber Jackson schießt zu weit übers Ziel hinaus, er widmet Seestadt und seinen Einwohnern in meinen Augen zu viel Zeit. Es ist allerdings eindeutig ein Plus, dass Bard, hervorragend gespielt von Luke Evans, bereits so früh eingeführt und als Charakter auch weitaus plastischer ist als im Roman, wo er eigentlich nur auftaucht, um Smaug zu töten und die Menschen angemessen zu repräsentieren. Trotzdem werde zumindest ich das Gefühl nicht los, man hätte Bard auch gut einführen können, ohne dass die Zwerge sich so lange in Esgaroth herumtreiben. Eines der größten Probleme bei den vielen Subplots ist, dass Bilbo, immerhin die Titelfigur, mitunter völlig untergeht. Ich sehe hier ein eindeutiges Fokusproblem, statt dem Meister der Seestadt, Bards Familie und Tauriel und Legolas hätte man sich lieber auf die Beziehung von Thorin und Bilbo konzentrieren sollen.

Der Drache
Kommen wir zum Herzstück des Films: Die Zwerge und Bilbo erreichen endlich den Einsamen Berg, dessen Design mich schon im ersten Film vage an „Die Schlacht um Mittelerde II“ erinnert hat. Auch hier gibt es gegenüber dem Roman einige geringfügige strukturelle Unterschiede. Bei Tolkien schleicht sich Bilbo zwei Mal ins Innere des Einsamen Berges. Beim ersten Mal schläft Smaug und Bilbo stiehlt einen Becher, um sich als Meisterdieb zu profilieren. Samug findet das gar nicht toll und zündet eine Seite des Erebor an. Es erfolgt ein zweites Einschleichen, bei dem sich Bilbo, durch den Ring unsichtbar, ausgiebig mit dem Drachen unterhält, bevor dieser ausrückt, um Esgaroth zu zerstören. Im Film gibt es dagegen nur eine Begegnung.
Smaug
Smaug (Benedict Cumberbatch)

Sprechen wir zuerst einmal über Smaug. Als sein Kopf zum ersten Mal in einem der Trailer zu sehen war, war ich recht skeptisch. Aber nach der ersten Filmsichtung war mir klar: Ich liebe das Vieh. Design, Animation, Stimme, Bewegungen (die letzten beiden sind natürlich auf Benedict Cumberbatch zurückzuführen) – alles herausragend, Smaug hat sich in kürzester Zeit zu meinem liebsten Leinwanddrachen gemausert. Der Dialog zwischen Bilbo und dem Drachen ist in meinen Augen ohne Zweifel der Höhepunkt des Films. Vieles stammt direkt von Tolkien, es gibt jedoch ein paar kleine Veränderungen: Bilbo hat nur zu Beginn den Ring an, da Jackson nicht die ganze Zeit entweder Optik der Schattenwelt oder Smaug, der sich mit einem unsichtbaren Bilbo unterhält, zeigen wollte. Das ist ein wenig unglaubwürdiger, aber wenn man Smaugs Spieltrieb miteinbezieht, geht das schon in Ordnung. Darüber hinaus wurde auch eine Verbindung zwischen Smaug und Sauron hergestellt, denn Smaug kann den Ring spüren und weiß, wer dahinter steckt.
Eine weitere kleine Änderung findet sich bei Smaugs Bauchpanzer: Im Roman ist sein Bauch von Gold und Juwelen bedeckt, aber es gibt eine nackte Stelle. Im Film dagegen hat er einen normalen Bauchpanzer, der aber durch den schwarzen Pfeil von Girion, Bards Vorfahren, leicht beschädigt ist. Man kann sich schon ausmalen, wie Bard den Drachen letztendlich tötet.

Was besser auf dem Boden des Schneideraums gelandet wäre: Das Finale
Leider endet der Film nicht auf dem Niveau des Bilbo-Smaug-Dialogs, da Jackson der Meinung war, es müsse noch ein actionreiches Finale her, um den Film abzuschließen. Dummerweise findet sich an dieser Stelle im Roman allerdings keine wirklich Actionszene. Also kommen die Zwerge in den Berg und liefern sich eine Hetzjagd mit Smaug durch die Hallen des Erebor, kombiniert mit den oben erwähnten Orks-in-Seestadt-Handgemengen, was leider eine ganz blöde Idee war, und das aus mehreren Gründen. Zuerst einmal ist die Inszenierung beider Handlungsstränge schlicht nicht interessant, und vor allem für Buchleser auch extrem sinnlos, weil sich diese Einlagen absolut nicht organisch in den Rest der Geschichte einfügen oder die weitere Entwicklung in irgend einer Form beeinflussen – ähnliche Probleme hatte auch die vierte Staffel von „Game of Thrones“.
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Bard (Luke Evans)

Noch viel schwerer wiegt, dass die Jagd durch den Erebor die Glaubwürdigkeit des Films beträchtlich in Mitleidenschaft zieht. Physikalische Gesetze und die Verwundbarkeit der Hauptfiguren haben Peter Jackson schon in den HdR-Filmen nur partiell interessiert, aber dort gab es noch einen gewissen Rahmen. Gut, möglicherweise sind die Gefährten bei der Schlacht um Helms Klamm einmal zu oft in einen Wald aus Speeren gesprungen, nur um völlig unverletzt wieder daraus hervorzukommen, aber was hier geschieht, ist ganz eindeutig zu viel des Guten und raubt darüber hinaus Smaug alles, was vorher an Bedrohlichkeit mühsam aufgebaut wurde, weil er hier schlicht unfähig erscheint.
Der Drache speit sein Feuer ständig und die Zwerge sind nur wenige Zentimeter davon entfernt. Schon bei gewöhnlichem Feuer ist das sehr unrealistisch, und nun muss man sich vor Augen halten, dass Drachenfeuer heiß genug ist, um die minderen Ringe der Macht zu zerstören. Auch der Riesenzwerg aus Gold wirkt reichlich einfallslos.
So kommt es, dass das Finale sehr angeklebt und, zumindest für mich, auch nicht in irgendeiner Form einnehmend wirkt. Möglicherweise wäre es besser gewesen, die Zerstörung Seestadts oder sogar Smaugs Tod noch in diesen Film mit hineinzunehmen und das als Finale zu verwenden. Ich verstehe durchaus die Absicht, die Jackson hatte, er wollte, dass sich Smaug und die Zwerge (vor allem natürlich Thorin) wenigstens einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und in irgendeiner Form kämpfen. Aber so, wie es ist, ist das reichlich nach hinten losgegangen.

Fazit
„Smaugs Einöde“ ist keinesfalls vollkommen misslungen, aber leider zeigt sich hier, dass es letztendlich eine schlechte Idee war, den „Hobbit“ in drei statt in zwei Filmen zu adaptieren, weil man als Buchleser genau merkt, wo unnötigerweise gestreckt wurde, um auf die benötigte Laufzeit zu kommen. Darüber hinaus werden gewisse Tendenzen von Jacksons Regiestil hier übermäßig betont. Dramatisierung und Übertreibung gab es auch schon im HdR, aber dort hielt es sich in Grenzen und störte den Film nicht, während in „Smaugs Einöde“ diese Tendenzen an einigen Stellen geradezu überhand nehmen.
Viele Einzelaspekte sind dennoch gelungen, etwa Thranduil, Bard, das Waldlandreich, Seestadt, Saurons Enthüllung, Smaug, der Dialog Drache/Hobbit, Howard Shores Musik (unter Ausklammerung des teilweise merkwürdigen Musikschnitts und des fürchterlichen Abspannsongs von Ed Sheeran, für beides kann Shore allerdings nichts) und auch die schauspielerischen Leistungen alter wie neuer Darsteller sind (bis auf die von Orlando Bloom) wirklich sehenswert, aber „Smaugs Einöde“ schafft es nicht, über die Summe seiner Teile hinauszuwachsen, weil die Episodenstruktur der Vorlage und die oben aufgezählte Kritikpunkte dagegen arbeiten.
Hätte Jackson am ursprünglichen Plan festgehalten und nur zwei Filme gemacht, so hätten wir, denke ich, zwei wirklich gute, kompakte, mit den HdR-Filmen konforme Adaptionen des „Hobbit“ gehabt. Dennoch blicke ich positiv in die Zukunft und hoffe, dass wir mit „Die Schlacht der fünf Heere“ wenigstens ein überzeugendes Finale bekommen, dass uns die Schwächen des zweiten Hobbit-Films vergessen lässt.

Siehe auch:
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 2
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 3
Der Hobbit: Smaugs Einöde
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Soundtrack

Der Hobbit: Smaugs Einöde

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Story: Bilbo (Martin Freeman), Gandalf (Ian McKellen), Thorin (Richard Armitage) und der Rest der Kompanie sind nach wie vor auf dem Weg zum Erebor, und nach wie vor jagt sie der Ork Azog (Manu Bennett). Ihr Weg führt die Kompanie nun, nachdem sie das Nebelgebirge überquert haben, immer weiter nach Osten, wo sie zuerst dem Pelzwechsler Beorn (Mikael Persbrandt) begegnen und sich später mit Riesenspinnen und unfreundlichen Waldelben im Düsterwald herumschlagen müssen. Nach einer eher ungemütlichen Begegnung mit dem Waldelbenkönig Thranduil (Lee Pace), dessen Sohn Legolas (Orlando Bloom) und Tauriel (Evangeline Lilly), der Anführerin von Thranduils Garde, gelangen die Zwerge schließlich nach Esgaroth. Der Erebor ist nun zum Greifen nahe, doch die größte Herausforderung liegt noch vor ihnen, denn in seinem Inneren schlummert der gewaltige Drache Smaug (Benedict Cumberbatch)…

Kritik: Genau wie im letzten Jahre gibt es auch beim zweiten Hobbit-Film wieder eine kürzere, möglichst spoilerfreie Kritik und eine ausführliche, detaillierte Rezension. Im Rahmen dieses Artikels bemühe ich mich, keine Details zu verraten.
Während „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ äußerst gespalten aufgenommen wurde, erhält „Smaugs Einöde“ insgesamt weitaus positivere Kritiken, besonders aus den Reihen der „normalen“ Filmkritiker – Tolkien-Puristen sind freilich wieder ein anderes Völkchen, denn was ich beim ersten Teil geschrieben habe, gilt hier noch stärker: Auch dieser Film ist eindeutig nichts für all diejenigen, die nur das auf der Leinwand sehen wollen, was Professor Tolkien geschrieben hat.
In der Tat wurden einige der Probleme, die den ersten Teil plagten, ausgemerzt – wobei sich nun die Frage stellt, ob die Konzeption der Filme von Anfang an so gedacht war oder ob Peter Jackson auf Kritiken reagiert hat und noch mal ein wenig umgeschnitten und nachgedreht hat. Eines der größten Probleme bei „Eine unerwartete Reise“ waren die atmosphärischen Schwankungen, die Kinderbuchelemente, die direkt neben eher an den „Herrn der Ringe“ angelehnten Teile des Films standen. „Smaugs Einöde“ ist bezüglich des Tonfalls sehr viel konsistenter und geht stärker in Richtung HdR-Trilogie. Ingesamt wird alles düsterer, der Humor wird spärlicher und Gestalten wie die Trolle oder der Große Ork tauchen nicht mehr auf. Die märchenhafteren Elemente werden zurückgefahren, stattdessen gibt es neue, zum Teil recht ambivalente Figuren auf.
Ebenso wird der Nostalgiefaktor verringert; in „Eine unerwartete Reise“ wurden bewusst so viele Parallelen zur HdR-Trilogie gezogen wie möglich, sei es durch den Einsatz der Musik, durch Kameraeinstellungen, Hinzufügungen etc. Nun betreten wir allerdings zusammen mit Bilbo Länder, die bisher noch nicht filmisch umgesetzt wurden. Die neuen Locations – Düsterwald, Thranduils Palast, Egarroth sind allesamt sehr gut gelungen, ebenso wie die neuen Figuren. Besonders gelungen sind der von Luke Evans verkörperte Bard, Lee Pace als Thranduil (endlich einmal ein Elb, der etwas ambivalenter ist als Galadriel oder Elrond) und natürlich Benedict Cumberbatch als Smaug, der mal eben den besten Leinwanddrachen der Filmgeschichte gibt – da können HP 4 und 7.1 leider einpacken. Inzwischen finde ich das Design auch ziemlich gelungen – im ersten Trailer erschien es mir noch recht merkwürdig, aber man gewöhnt sich daran und es passt auch. Wie schon im ersten Hobbit-Film ist auch dieses Mal das Highlight eine Konversation zwischen Martin Freeman und einem Schauspieler, der durch Motion Capture in etwas anderes verwandelt wurde. Was die wiederkehrenden Schauspieler angeht, diese knüpfen ziemlich nahtlos an das Vorherige an. Richard Armtiage, Martin Freeman und Ian McKellen sind nach wie vor grandios, die restlichen Zwerge (mit Ausnahme von Kili) bleiben dagegen recht anonym.
Nach wie vor folgt „Smaugs Einöde“ der Struktur des Romans relativ genau – von Beorn in den Düsterwald, von dort über Thranduils Hallen per Fass nach Esgaroth und von dort wiederum direkt zum Erebor – allerdings wurde einiges stark erweitert, vor allem um Actionszenen. So treiben die Zwerge nicht einfach nur in Fässern versteckt nach Seestadt, sie werden von Elben und Orks dabei noch gejagt, die sich nebenher munter gegenseitig umbringen. Eine ähnliche Erweiterung findet sich im Finale, das sich für meinen Geschmack zu lange hinauszieht. Besagte Action-Szenen sind, wie üblich bei Jackson, relativ übertrieben, aber damit habe ich persönlich weniger Probleme.
Einige alte Probleme hat der Film aber dennoch: Die Handlung kommt nach wie vor äußerst episodisch daher. Regisseur und Drehbuchautoren haben wieder einiges unternommen, um das ganze kohärenter zu gestalten, aber ein weiteres Mal mit gemischten Ergebnissen. Im Roman gibt es ja bekanntermaßen nur einen Handlungsstrang, dies wurde im Film geändert: Gandalf geht allein auf Wanderschaft, Legolas und Tauriel folgen den Zwergen nach Esgaroth, und später gehen nur einige Zwerge zum Erebor, während ein Teil von ihnen in Esgaroth zurückbleibt. Um das Ganze einheitlicher wirken zu lassen, gibt es im letzten Drittel viele schnelle Szenenwechsel, die aber wiederum dafür sorgen, dass sich die einzelnen Szenen nicht wirklich gut entfalten können. Und die episodenhaftigkeit der Handlung bleibt trotzdem offensichtlich. Dennoch funktioniert die Aufspaltung erstaunlich gut, vor allem im Hinblick auf das, was noch im dritten Film folgen wird.
Fazit: Insgesamt ist „Smaugs Einöde“ konsistenter und besser durchdacht als „Eine unerwartete Reise“ und hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Was allerdings ausgeblieben ist, ist dieselbe Begeisterung, die ich nach dem Ansehen des ersten Hobbit-Films verspürt habe. Ein endgültiges Urteil folgt nach der Zweitsichtung im O-Ton.

Trailer

Siehe auch:
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Soundtrack

Aktuell: Erster Trailer zu „Der Hobbit: Smaugs Einöde“


Der erste Trailer zum zweiten Hobbit-Film ist verfügbar und ich muss leider sagen, da macht sich ein wenig die Ernüchterung breit, vor allem wenn man ihn mit dem ersten Trailer von „Eine unerwartete Reise“ vergleicht. Zugegeben, vielleicht hängt es auch ein wenig damit zusammen, dass es nur 0815-Trailermusik gibt und nichts neues (oder altes) von Howard Shore…
Der Anfang ist recht stimmungsvoll, mit gelungenen Bildern des Erebor und von Thranduils Festung (erinnert ein wenig an eine unterirdische Version von Lothlórien). Und ich glaube, ich mag Thranduil, auf jedenfall hat er eine gewisse Ausstrahlung (für ein Urteil ist es nach den kurzen Einstellung aus „Eine unerwartete Reise“ und dem bisschen Trailermaterial natürlich zu früh). Die Waldelben in den Bäumen dagegen…es wirkt, als hätte man den Olifanten tötenden Legolas aus „Die Rückkehr des Königs“ genommen und noch potenziert. Apropos Legolas (Orlando Bloom), für ihn gilt dasselbe wie für die anderen: Die Elben sollten wohl ätherischer und unmenschlicher gemacht werden, aber zumindest in diesem Trailer wirken sie einfach künstlich – ich hoffe, da wird nochmal dran gearbeitet. Es gibt auch die ersteb bewegten Bilder von Tauriel (Evangline Lilly) aber auch hier gilt: Zu früh, um sich wirklich eine Meinung zu bilden.
Kurz sieht man auch Azog (Manu Bennett, hätte nicht sein müssen, hoffentlich tritt er ab und wird durch den weitaus gelungener aussehnden Bolg ersetzt) und die Beine einer Spinne. Ebenso ist Bard der Bogenschütze (Luke Evans) kurz zu sehen.
Am Ende taucht schließlich noch Smaugs Kopf auf, dessen Auge irgendwie anders aussieht als in „Eine unerwartete Reise“. Ich muss sagen, dass mir das hier präsentierte Design nicht so ganz zusagt. Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viel „Game of Thrones“ angeschaut, aber ich hatte irgendwie vermutet (oder gehofft), dass Smaug ein wenig in Richtung Drogon gehen würde.
Alles in allem ein sehr actionreicher Trailer, der mitunter zu künstlich und sauber wirkt und dem es an Atmosphäre mangelt. Allerdings, Trailer sind notorische Lügner (man denke nur an „Watchmen“ oder „Inglourious Basterds“).