GoT: First of His Name

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Diese Woche bin ich aufgrund universitärer Umstände leider ein wenig später dran. Wir haben schon wieder die Staffelhalbzeit erreicht, weshalb es an der Zeit ist, ein Zwischenfazit zu ziehen. Die vierte Staffel begann extrem stark, hat mit den Folgen drei, vier und fünf dann allerdings ziemlich auch stark nachgelassen. Bislang gab es in jeder Staffel einige eher unspektakuläre Zwischenepisoden, auch wenn man sich bisher keinen so großen Fehltritt wie den in Episode 3 geleistet hat. Hoffentlich erreicht die Staffel gegen Ende wieder dieselbe Qualität, die die ersten beiden Folgen aufwiesen, das Potential ist zweifelsohne vorhanden.

King’s Landing
Die Episode beginnt mit der Krönung Tommens und veranlasst mich, gleich einem kleinen Detail unnötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wer die Romane gelesen und gut aufgepasst hat, wird bemerken, dass in der Königstitulatur der Serie etwas fehlt. Bei Martin lautet diese (in diesem Fall): Tommen aus dem Haus Baratheon, der erste seines Namens, König der Andalen, der Rhoynar und der Ersten Menschen, Lord der Sieben Königslande und Protektor des Reiches. In der Titulatur der Serie fehlen die Rhoynar, bei denen es sich um den dritten in Westeros lebenden Menschenstamm handelt. Die Ersten Menschen waren, wie der Name schon sagt, die ersten Menschen, die von Essos nach Westeros kamen. Ihnen folgten später die Andalen, die große Teile des Kontinents eroberten; die Ersten Menschen findet man fast ausschließlich im Norden, während die Andalen fast alle anderen der Sieben Königreiche bevölkern, bis auf Dorne, das von den Rhoynar bevölkert wird, die noch später einwanderten.
Diese Entscheidung wurde bereits in der ersten Staffel getroffen, wohl vor allem aus zwei Gründen: Erstens wusste man noch nicht, ob Dorne überhaupt vorkommt (in Staffel 1 gibt es nur eine winzige Referenz) und zweitens wollte man den unbelesenen Zuschauer wohl nicht verwirren (was der Königstitel aber wahrscheinlich ohnehin tut). Trotzdem finde ich es schade, dass die Rhoynar ausgeklammert wurden, gerade wenn man bedenkt, welche Bedeutung ihnen in dieser Staffel (und vielleicht auch den kommenden, dazu später mehr) zuteil wird. Wie dem auch sei: „Long may he reign.“
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Tommen (Dean-Charles Chapman) wird vom Hohen Septon (Paul Bentley) gekrönt

Nachdem der King’s-Landing-Teil der letzten Episode vor allem Jaime im Fokus hatte, ist es dieses Mal Cersei, die im Mittelpunkt steht und mit mehreren anderen Figuren spricht. Den Anfang macht Margaery Tyrell, der gegenüber sich Cersei für ihre Verhältnisse geradezu jovial und ehrlich verhält. In den Romanen ist sie gegenüber Joffrey beispielsweise äußerst blauäugig, während sie hier zu erkennen scheint, wie ihr Sohn wirklich war.
Allgemein ist auffällig, dass Cersei in dieser Episode äußerst positiv gezeichnet wird, was in der Serie eine gewisse Tradition hat. Man fragt sich, welche Absicht Benioff und Weiss hier verfolgen. In „A Feast for Crows“ wird Cersei POV-Charakter, wodurch ihre Handlungen zwar teilweise nachvollziehbarer, sie selbst aber nicht sympathischer wird. Soll Serien-Cersei positiver wahrgenommen werden oder wollen Benioff und Weiss einen stärkeren Kontrast schaffen, indem sie bei Cerseis Charakterisierung eine ähnliche Änderung vornehmen wie bei der Roten Hochzeit: Schockwirkung statt Entwicklung?
Ansonsten wird hier „offiziell“ beschlossen, was ohnehin schon jedem klar war: Margaery wird Tommen heiraten.
Über die bevorstehende Hochzeit diskutieren im Anschluss Cersei und Tywin. Und wieder einmal wird auf die Eiseren Bank von Braavos verwiesen, was darauf schließen lässt, dass ihre Rolle in der Serie größer ausfällt als in den Romanen. Dort ist es Cersei, die sich letztendlich weigert, die Schulden der Krone zurückzuzahlen. In der Serie wird die Situation vereinfacht und verschlimmert: Die Goldminen der Lannister sind abgebaut und die Familie – nicht nur die Krone – hat massive Schulden bei der Eisernen Bank.
Da Tywin nicht den Prozess seines Sohnes mit ihr diskutieren möchte, wendet sich Cersei stattdessen an Oberyn Martell, der ebenfalls Richter beim Prozess ist. Dies wiederrum ist eine Hinzufügung, die ich außerordentlich genossen habe, da sie Oberyns andere Seite zeigt: Er ist auch liebender Vater, der seiner Tochter ein Gedicht schreibt. Nebenbei werden auch Oberyns Bastardtöchter, die Sandschlangen erwähnt (und zwar alle acht, wenn auch nur eine, Elia, beim Namen), was die Hoffnung weckt, dass sie in der Serie irgendwann vorkommen und wir Dorne zu Gesicht bekommen werden.
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Oberyn (Pedro Pascal) und Cersei (Lena Headey) unterhalten sich über ihre Kinder

Meereen
Jenseits der Meerenge steht Daenerys vor eine schwierigen Entscheidung: Da die Flotte von Meereen nun unter ihrer Kontrolle steht, wäre sie mit den Unberührten und ihrem Söldnerheer nun endlich in der Lage, in Richtung King’s Landing aufzubrechen, vor allem, da nach Joffreys Tod die Zustände in den Sieben Königslanden immer chaotischer werden. Aber Daenerys entscheidt sich stattdessen, erst einmal in Meereen Erfahrungen als Königin zu sammeln, besonders, da in Yunkai und Astapor wieder alte Gewohnheiten ausgebrochen sind (Bonuspunkte für die Erwähnung des Metzgerkönigs Cleon) – man hört fast schon das kollektive Aufstöhnen der Nichtbuchleser, die Dany und ihre Drachen endlich in Westeros sehen wollen.
Der Daenerys-Handlungsstrang von „A Storm of Swords“ endet etwa an dieser Stelle mit einer ähnlichen Szene in etwas anderem Umfeld (Jorah ist zu diesem Zeitpunkt bereits im Exil), da aber noch fünf Episoden dieser Staffel ausstehen, fragt man sich, wie viel Material aus „A Dance with Dragons“ noch übernommen wird, oder ob es stattdessen weitere Dehnungen gibt.

Eyrie
Littlefinger und Sansa treffen auf der Eyrie ein. Wie erwartet wurde der Abstecher zu den Fingers gestrichen, und es gibt noch einige andere Änderungen: Sansa wird nicht als Littlefingers uneheliche Tochter, sondern als seine Nicht ausgeben. Immerhin der Name Alayne bleibt, man fragt sich allerdings, weshalb die Änderung vorgenommen wurde. Hat Littlefinger überhaupt Geschwister? Die Bastardtochter wäre eindeutig die bessere Alibiidentität. Und die Haare hätte man Sansa auch färben können.
Mit der Darstellung der Eyrie, bzw. der Umgebung der Eyrie (die Festung selbst gefällt mir eigentlich recht gut) in der Serie war ich nie ganz zufrieden, sie sieht irgendwie zu zugänglich aus. Nebenbei, in Staffel 1 sah die Umgebung auch irgendwie anders aus, die Eyrie war höher und die Berge auf der linken Seite waren auch nicht da – oder liegt es am Blickwinkel?
Lysa Arryn dagegen hat sich kaum verändert, Robin ist ein wenig älter geworden, aber, anders als Bran, immerhin noch nicht im Stimmbruch. Hier gibt es auch weiterhin einige subtile und weniger subtile Änderungen gegenüber der Vorlage, und nicht alle sind ganz glücklich. Littlefinger war im Roman zwischen seinem Fortgehen aus King’s Landing und der Violetten Hochzeit nicht auf der Eyrie, während er in der Serie bereits Vorbereitungen getroffen und sich mit Robin Arryn angefreundet hat (bei Martin ist das Verhältnis zwischen beiden eher unterkühlt). Das ist nicht weiter tragisch. Allerdings erscheint es unpassend, dass Robin über Alaynes wahre Identität bescheid weiß – einem Kind so etwas zu sagen ist schon riskant, und bei diesem Kind gilt das doppelt.
Obwohl Kate Dickie, wie so viele andere Serienfiguren auch, um einiges attraktiver ist als ihr Buchgegenstück muss trotzdem noch einmal betont werden, dass sie in meinen Augen die ideale Lysa Arryn spielt: Hochnäsig, arrogant, aber gleichzeitig unsicher und massiven Stimmungsschwankungen unterworfen.
Im Anschluss wird nebenbei gleich das größte Mysterium der ersten Staffel aufgelöst: Wer hat Jon Arryn ermordet? Das Ganze geschieht ziemlich nebensächlich, während die Szene bei Martin um einiges dramatischer war. Auch hier stellt sich die Frage, wie es wohl weitergeht, da Marillion in der Serie in Staffel 1 seine Zunge verliert und scheinbar nicht anwesend ist.
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Lysa Arryn (Kate Dickie), ihr Sohn Robin (Lino Facioli), Littlefinger (Aidan Gillen) und Sansa (Sophie Turner) auf der Eyrie

Immerhin hat Sansa wie im Buch das Vergnügen, den Lustschreien ihrer Tante zu lauschen. Ein wenig später führen beide ein nettes Gespräch unter vier Augen, dass noch einmal Lysas labilen Geisteszustand illustriert. Die Aussicht, mit dem nächsten, geistig nicht ganz stabilen Kind verheiratet zu werden, gefällt Sansa ebenso wenig wie die Tatsache, dass Lysa zwar wankelmütiger, insgesamt aber auch nicht viel angenehmer ist als Cersei. Irgendwie wird es einfach nicht besser für das arme Mädchen.

Auf dem Weg zur Eyrie
War die letzte Arya/Sandor-Szene ziemlich überflüssig, geht es nun wieder aufwärts. In dieser Episode wird vor allem an Syrio erinnert: Das könnte bedeuten, dass Aryas Reise nach Braavos – immerhin Syrios Heimat – näher rückt. Möglicherweise bereitet die Serie allerdings auch etwas anderes vor, immerhin haben wir Syrio weder im Roman noch in der Serie sterben sehen. Es existiert sogar die Theorie, Syrio sei in Wahrheit Jaqen H’gar, der nach Aryas Flucht in die Schwarzen Zellen gebracht wurde, wo er das Gesicht wechselte. Während das theoretisch möglich ist, scheint das doch recht weit hergeholt, allerdings kann man nicht leugnen, dass noch etwas kommen könnte. In einer Welt, in der Blitzlords wieder auferstehen, kann man sich des Todes von jemandem, dem man nicht beim Sterben zugesehen hat, nicht sicher sein.

Auf dem Weg in die Flusslande
Pod und Brienne sind eindeutig das neue, grandiose Duo der Serie. Hier bewegen wir uns bereits auf Feast-for-Crows-Terrain (dort ist Pod nicht von Anfang an dabei, sondern folgt Brienne und schließt sich ihr „offiziell“ erst ein wenig später an). Die Probleme, die er mit seinem Pferd hat und der Blick, mit dem Brienne das Ganze quittiert, sind unbezahlbar. Immerhin wächst Briennes Respekt vor Pod ein wenig, nachdem sie etwas mehr über ihn erfährt, er darf ihr sogar bei ihrer Rüstung helfen.

Nördlich der Mauer
Erstaunlich, aber wahr: Diese kleine Angelegenheit mit Bran, Locke und Jon erledigt sich bereits in dieser Folge. Wie ich erwartet hatte, ist es reines Dehnmaterial, das weder den Plot, noch die Charaktere irgendwie weiterbringt, es entfernt lediglich Figuren, die ihren Zweck ohnehin erfüllt haben, nämlich Locke, Karl und Rast (obwohl ich zugegebenermaßen kein Problem damit gehabt hätte, wäre uns Noah Taylor noch ein wenig erhalten geblieben). Aber immerhin zieht sich das Ganze nicht über noch mehr Folgen. Es gibt noch eine kleinere, wenn auch recht brutale Actionszene, die wohl die bislang ziemlich dialoglastige vierte Staffel ein wenig auflockern soll, aber insgesamt wirkt das Ganze ziemlich unnötig. Immerhin, Crasters Frauen bekommen ein wenig Rache, Karl ein Schwert durch den Mund und der von Bran besessene Hodor darf Locke den Hals umdrehen. Am Ende kehrt alles wieder zum Anfang zurück: Bran, Hodor und die Reeds marschieren weiter nach Norden und Jon und Co. kehren zur Mauer zurück. Wenigstens ist Craster’s Keep als zukünftiger Handlungsort nun ausgeschlossen.

Fazit: Eine weitere, eher unspektakuläre Füller- bzw. Aufbau-Episode, die immerhin den ziemlich unnötigen Handlungsstrang um die Meuterer der Nachtwache beendet. Da in der nächsten Folge Tyrions Prozess beginnt, kommt hoffentlich wieder mehr Schwung und Substanz in die Staffel.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Walk of Punishment

season 3
„Walk of Punishment“ (ein Titel, der sich nicht nur auf die gleichnamige Straße in Astapor bezieht, da Bestrafung und Bezahlung wichtige Themen der Episode sind) ist das Regiedebüt der beiden Serienschöpfe David Benioff und D. B. Weiss und wandelt stets auf einem schmalen Grad zwischen Humor auf der einen und sehr unschönen Elementen auf der anderen Seite. Der Erzählrhythmus ist wieder ein wenig entspannter als in „Dark Wings, Dark Words“.

Riverrun
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Edmure Tully (Tobias Menzies)

„Walk of Punishment“ startet in Riverrun (das nun erstmals auf der Karte im Intro auftaucht) mit dem ersten und gleichzeitig auch letzten Auftritt Hoster Tullys. Über den Tod von Catelyns Vater wurden wir ja bereits zuvor informiert, nun sind Robb und Catelyn bei seiner Seebestattung (die im Roman erst später stattfindet) zugegen. Zugleich tauchen hier auch erstmals Catelyns Bruder Edmure (Tobias Menzies) und Onkel Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russel) auf. Beide waren in der Vorlage bereits vor Band 3 zugegen, sodass sie hier nun relativ schnell, dafür aber auch ein wenig eindimensionaler charakterisiert werden. Die Szenen in Riverrun orientieren sich relativ nah an der Vorlage, liegen dort aber weiter auseinander, sodass Edmure dort nicht wie ein völliger Versager wirkt, was in der Serie der Fall ist: Zuerst versagt er dabei, seinem Vater angemessen die letzte Ehre zu erweisen, und dann folgt die Besprechung mit Robb und dem Blackfish, bei der sich herausstellt, dass ein Sieg, den Edmure scheinbar errungen hat, in Wirklichkeit eine Niederlage ist.
Später gibt es noch ein Zwiegespräch zwischen Catelyn und dem Blackfish, in welchem wir einiges von dem erfahren, das in den Büchern vor allem durch Catelyns innere Monologe vermittelt wird – ihr und ihres Onkels Verhältnis zu Hoster Tully und ähnliches.
Auch wenn die beiden neuen Figuren noch nicht ausreichend erforscht wurden, kann man über ihre Schauspieler nicht klagen, sowohl Clive Russel als auch Tobias Menzies (nach Ciarán Hinds der nächste Darsteller aus HBOs „Rome“) passen sehr gut zu ihren Rollen. Ein nettes Detail am Rande: Die Tullys tragen passenderweise Schuppenpanzer.
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Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russel)

King’s Landing
Nachdem er in der letzten Folge abwesend war lädt Tywin Lannister nun zu einem Treffen des Kleinen Rates. Bei der Eröffnung dieser Szene handelt es sich um einen der besten und lustigsten Momente der gesamten Serie, und das völlig ohne Gewalt, Brüste oder auch nur ein einziges Wort. Die Situation gestaltet sich folgendermaßen: In der neuen Kammer des Kleinen Rates steht an rechteckiger Tisch. Am Kopfende sitzt Tywin Lannister, zu seiner Linken stehen fünf Stühle. Varys, Littlefinger, Pycelle und Tyrion betreten den Raum, Littlefinger nimmt auf dem Stuhl Platz, der Tywin am nächsten ist, ihm folgt Varys und schließlich Pycelle. Kurz darauf kommt Cersei herein, die sich mit dieser Situation allerdings nicht abfindet, sich kurzerhand einen Stuhl schnappt und sich zu Tywins Rechter setzt. Und Tyrion? Der Gnom schnappt sich den letzten Stuhl und zieht ihn sehr lautstark an das andere Ende des Tisches, sodass er Tywin direkt gegenübersitzt. Diese Szene charakterisiert alle anwesenden Figuren wunderbar. Littlefinger, der Ambitionierteste, sucht den Platz, der am nächsten an der Macht liegt. Varys zieht die zweite Reihe vor, Pycelle ist froh, wenn er nachkommt. Cersei macht ohne Rücksicht auf Verluste was sie will und Tyrion stellt sich quer.
Im darauffolgenden Gespräch des Kleinen Rates wird noch einmal der aktuelle Status Quo elegant zusammengefasst und Tyrion erhält ein neues Amt: Während Littlefinger aufbricht, um Lysa Arryn zu ehelichen, wird Tyrion neuer Meister der Münze. In Littlefingers Bordell nimmt unser Lieblingsgnom dann die Bücher seines Vorgängers entgegen.
Littlefingers Bordell ist immer ein guter Platz, um ein wenig Fanservice unterzubringen, ein Aspekt, der in dieser Staffel (zumindest für GoT-Verhältnisse) vernachlässigt wurde. Podricks Belohnung dafür, dass er Tyrions Leben gerettet hat, ist wohl ein willkommener Anlass, dieses „Versäumnis“ nachzuholen und gleichzeitig einen netten Insidergag unterzubringen: Als „Mereenese Knot“ bezeichnete George R. R. Martin die Probleme, die er beim Schreiben von „A Dance with Dragons“ hatte. Ob Pod als Liebesgott nun funktioniert sei einmal dahingestellt, dafür muss Tyrion sich aber mit der harten Realität seiner neuen Stellung herumärgern.

Auf dem Weg nach Harrenhal
Jaime und Brienne befinden sich nach wie vor im Gewahrsam von Roose Boltons Männern, zwar aneinandergebunden auf dem Rücken eines Pferdes, aber nach wie vor nicht mundfaul. In dieser Szene ist zum ersten Mal The Bear and the Maiden Fair zu hören, nach The Rains of Castamere das zweite Lied aus Westeros, das von Ramin Djawadi vertont wurde. The Bear and the Maiden Fair ist, wie das Lied der Lannisters auch, äußerst symbolisch und lässt sich auf mehrere Figurenpaare anwenden; es geht dabei um Hilfe von einer Person, von der man es nicht erwartet hätte oder die nicht dem Ideal entspricht. Zu diesen Paaren gehören unter anderem Daenerys und Jorah Mormont, Sansa und Sandor Clegane und natürlich Jaime und Brienne, wobei Letztere die Rollen immer wieder wechseln.
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Locke (Noah Taylor) und Jaime (Nikolaj Coster-Waldau)

Bereits bei ihrem ersten Auftritt in „Walk of Punishment“ wird der amüsante Austausch von Beleidigungen bald von einem Thema dominiert, das absolut nicht amüsant ist: Briennes bevorstehende Vergewaltigung.
Am Ende der Episode wird dieser Faden wieder aufgenommen; Jaime erweist sich als Bär, der Brienne durch seine Saphirgeschichte vor der Vergewaltigung rettet. Zu seinem Leidwesen muss Jaime hier allerdings auch lernen, dass er mit Geld vieles, aber nicht alles erreichen kann. Locke (Noah Taylor), der Ersatz für Vargo Hoat, lässt sich zwar durch Saphire davon abbringen, sich mit Brienne zu vergnügen, scheint aber einen Groll gegen Reiche im Allgemeinen oder Lannisters im Speziellen zu hegen. Die Szene ist sehr schön gestaltet. Jaime denkt, er könne sich, indem er seinen Vater als Hauptargument zu Hilfe nimmt, aus der misslichen Situation, in der er sich befindet, herausreden. Die Ergebnisse dieser Versuche sind sehr schmerzhaft und für Nichtbuchleser mit Sicherheit auch äußerst schockierend, da Jaime hier, zusammen mit seiner rechten Hand, eines seiner Hauptattribute verliert: Bisher war er einer besten Kämpfer der Serie, etwas, das seinen Charakter dominierte, und das nun fehlt.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Während Arya, Gendry (der bereits Sympathie für die Bruderschaft ohne Banner zu zeigen beginnt) und Sandor Clegane zu Lord Berric Dondarrion gebracht werden sollen, bleibt Hot Pie zurück, allerdings nicht, ohne sich mit einem Brot in Form eines Schattenwolfes zu verabschieden – eine putzige Erweiterung der Szene im Roman, die zeigt, dass trotz allem noch etwas Kindliches in Arya und Hot Pie steckt.

Nördlich der Mauer
Jon und seine neuen Verbündeten erreichen die Faust der Ersten Menschen und entdecken, dass die Weißen Wanderer einen sehr abstrusen Sinn für Kunst haben – Kunst, die aus den Körpern toter Pferde besteht. Tormund, Jon, Ygritte und Orell werden kurz darauf von Mance in Richtung Mauer geschickt. Mich interessiert, wie viel vom Jon-Snow-Handlungsstrang aus „A Storm of Swords“ in Staffel 3 untergebracht werden wird – wenn es weiterhin pro Folge nur eine kurze Szene gibt, folgt der Löwenanteil wohl erst in Staffel 4.
Sam und der Rest der Überlebenden Brüder der Nachtwache treffen derweil bei Craster ein, wo das Klima nicht unbedingt angenehmer geworden ist und bereits auf die Ereignisse der nächsten Episode hindeutet. Sam erlebt auch die Geburt von Gillys Sohn – viel Aufbau für spätere Ereignisse.

In der Folterkammer
Für Theon scheinen sich die Dinge zu bessern. „Yaras Gesandter“ (in den Credits nach wie vor als Boy aufgeführt), verhilft ihm zur Flucht, wenn auch unter großen Schmerzen, zur Flucht. Schon bald wird er von berittenen Bogenschützen verfolgt und eingeholt. Abermals wird, unabhängig von Jaime und Brienne, das Thema Vergewaltigung angeschnitten. Gerade rechtzeitig taucht Theons mysteriöser Retter auf und beweist, dass er ein exzellenter Schütze ist. Interessant ist die Reaktion der Verfolger, die den „Boy“ offenbar kennen und ihn als Bastard bezeichnen. Theon scheint in Sicherheit…

Dragonstone
Davos Seaworth glänzt nach wie vor durch Abwesenheit, doch immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Stannis und Melisandre, das allerdings eine größere Abweichung von der Vorlage ankündigt. Aus den Trailern ist bereits bekannt, dass die Rote Priesterin irgendwann mit ihrem Kollegen Thoros von Myr spricht – zu diesem Treffen bricht sie wohl in „Walk of Punishment“ auf. Stannis verhält sich dabei ziemlich out of character und will ein weiteres Mal unter ihr rotes Kleid, was die Priesterin allerdings entschieden ablehnt.

Astapor
In Essos schländert Daenerys mit Jorah Mormont und ihrem neuen Verbündeten Ser Barristan Selmy, dem sie entweder schon vergeben hat oder der noch geprüft wird, über den titelgebenden Walk of Punishment, der an die Via Appia erinnert, nachdem Pompeius Magnus sie nach dem Spartacus-Aufstand mit gekreuzigten Sklaven dekorierte. Auch in Astapor werden aufständische Sklaven gekreuzigt.
In den Romanen gibt sich Selmy für lange Zeit als Arstan Weißbart aus um, wie er selbst sagt, zu überprüfen, ob Daenerys eher nach ihrem Vater oder nach ihrem Bruder gerät, etwas, zu dem er in der Serie bisher noch keine Gelegenheit hatte – allerdings dürfte Daenerys‘ Gnadenaktion ihm gezeigt haben, dass er die richtige Wahl getroffen hat.
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Daenerys (Emilia Clarke), Jorah Mormont (Iain Glenn) und Barristan Selmy (Ian Mcelhinney)

Viele der Gespräche, die in den Romanen bereits auf dem Weg nach Astapor geführt werden, finden sich in ihrer Essenz (und natürlich stark verkürzt) in dieser Szene wieder, darunter auch einer von Jorah Mormonts berühmtesten Sätzen: „Rhaegar fought valiantly, Rhaegar fought nobly and Rhaegar died.“
Schließlich fasst Daenerys ihren Entschluss und es gibt ein Wiedersehen mit Kraznys und Missandei. Die Erwerbsszene ist abermals sehr buchgetreu umgesetzt. Anschließend wird auf clevere Weise erstmals der Ausspruch Valar Morghulis übersetzt und gezeigt, dass Dany sehr wohl in der Lage ist, Valyrisch zu verstehen.

The Bear and the Maiden Fair
Wie bereits erwähnt bekommt die erste Folge der dritten Staffel, die ohne eine wie auch immer geartete Version von The Rains of Castamere auskommen muss, stattdessen die Vertonung eines anderen Liedes aus George R. R. Martins Romanen. The Bear and the Maiden Fair ist weitaus weniger düster als Rains und wohl das so ziemlich populärste Lied in Westeros. Vertont wurde es abermals von Ramin Djawadi, von dem auch sonst alles Musikalische rund um GoT stammt. Genau wie bei Rains gibt es eine Abspannversion, die von einer Indierockband interpretiert wurde, hier von The Holy Steady. Der Leadsänger der Band, Gary Lightbody, hat in der Episode einen kurzen Cameoauftritt und ist derjenige der Boltenmänner, der das Lied anstimmt.
Weshalb dieses Lied für diese Episode gewählt wurde, ist nicht schwer zu verstehen. Neben der Interpretation „Bär als ungewöhnlicher Retter“ kann das Lied auch als Vergewaltigung gedeutet werden, was beim fröhlichen, albernen Tonfall natürlich äußerst schwarzhumorig wäre. Was in meinen Augen allerdings nicht passt ist die Interpretation von The Holy Steady. Nicht, dass die nicht gelungen wäre, aber anders als die Rains-of-Castamere-Version von The National, die zur restlichen extradiegetischen Musik der Serie passte, ist The Holy Steadys Version fürchterlich anachronistisch. Hinzu kommt, dass das Lied irgendwie die Stimmung der letzten Szene zunichtemacht, obwohl das in dieser Episode, die ständig zwischen Komik und extremem Ungemach hin und herschwingt, möglicherweise die Intention war.

Fazit: Äußerst interessante und sehr schwarzhumorige Episode, die, bis auf das Ende, gekonnt auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Grauen wandert.

The Bear and the Maiden Fair von The Holy Steady

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3