Batman: The Animated Series


Das Warner-Brothers-Logo erscheint vor blauem Himmel, und während die düstere Musik zu spielen anfängt, verwandelt es sich in einen Polizeizeppelin, dessen Scheinwerfer eine nächtliche Großstadt beleuchten.
Die Kamera wandert durch die Häuserschluchten zu einer Bank. Bereits der rote Nachthimmel deutet an, dass dies keine gewöhnliche Metropole ist. Vor der Bank sind kurz einige Männer in Hüten und Mänteln zu sehen, dann explodiert das Gebäude auch schon. Die Musik spiegelt dies wieder und geht schließlich in Danny Elfmans Batman-Thema über, als wir sehen, wie das Batmobil die Bathöhle verlässt und auf Gotham-City zufährt (denn um welche andere Stadt sollte es sich schon handeln?).
Abermals werden uns die Bankräuber gezeigt, die vor der Polizei auf ein Dach flüchten, aber dort zu ihrem Unglück dem Dunklen Ritter begegnen, der kurzen Prozess mit ihnen macht.
Als die Polizei schließlich eintrifft, sind die Gangster bereits gefesselt und die Kamera wandert nach oben und zeigt Batman als Wächter der Stadt. Kurz erhellt ein Blitz seine schattenhafte Gestalt, bevor der ganze Bildschirm schwarz wird.
Schon allein das Intro von „Batman: The Animated Series“ ist anders als alles, was man zuvor im Bereich der Zeichentrickserie sehen konnte.

Entstehung, Konzeption und Design
Der Dunkle Ritter hat eine lange und bewegte Geschichte im TV, beginnend mit der allseits bekannten Serie aus den 60ern mit Adam West in der Titelrolle. Aber auch im Zeichentrickbereich war Batman oft vertreten, zum Teil allein, bzw. zusammen mit Robin (und Batgirl und Batwoman und Batmite und dem Bathund…) oder im Team mit anderen Superhelden, wie es zum Beispiel bei den „Super-Friends“ der Fall war.
Aber diese Serien waren für ihre Zeit typisch: Vollkommen auf Kinder zugeschnitten, meist albern und für Fans der Comics eher unbrauchbar.
Doch zum Glück betraute man bei Warner Brothers im Zuge des Erfolgs des ersten Batman-Films Bruce Timm und Paul Dini mit der Erschaffung einer neuen Serie. Diese Serie wurde schließlich zu „Batman: The Animated Series“, und, wie oben bereits erwähnt, unterschied sie sich von allem, was bisher existiert hatte.
Für gewöhnlich werden drei Hauptinspirationsquellen genannt: Die von den Fleischerstudios produzierten Superman-Cartoons aus den 40ern, die Batmancomics der 80er und natürlich Tim Burtons Batman. Zu den Erstgenannten kann ich nichts sagen, aber die Einflüsse der beiden anderen sind deutlich im Design zu spüren; die Einflüsse des Burton-Films und Frank Millers „The Dark Knight Returns“ sind unleugbar – dennoch wird nicht einfach nur plump kopiert. „Batman: The Animted Series“ hat ihren ganz eigenen Stil, ihre ganz eigene Atmosphäre. Natürlich ist die Grundstimmung düster, Art-Deco-Elemente sind vorherrschend und ganz allgemein erinnert die Stimmung in Gotham City stark an den klassischen Film Noir der 40er.
Aber nicht nur das Design unterschied sich stark vom vorher Dagewesenen, sondern auch durch der Inhalt; nicht nur die Atmosphäre war düster, die Geschichten, die die Serie erzählte, waren es ebenfalls. „Batman: The Animated Series“ nahm sein Publikum ernst und schreckte, trotz recht harter Jugendschutzvorgaben, nicht davor zurück, erwachsenere Themen anzuschneiden. Das trifft natürlich nicht auf jede Folge zu, und nicht jede Folge ist qualitativ gleichgut, aber im Großen und Ganzen war und ist die Serie sehr viel düsterer und erwachsener als alles, was es davor gab.

Die Figuren
Natürlich sind die meisten in der Serie vorkommenden Figuren bereits aus den Comics bekannt, das gilt sowohl für die Helden als auch für die Schurken. Die Zahl der extra für die Serie erfunden Figuren ist sehr gering, aber wenn ein neuer Charakter geschaffen wurde, hatte er entweder fast gar keinen Widerhall (wie zum Beispiel die Schurkin Red Claw), oder er wurde zur Kultfigur (Harley Quinn).
In den Augen vieler Batman-Fans sind die Schurken, so wie sie in „Batman: The Animated Series“ umgesetzt sind, die beste Adaption.
Das beste Beispiel ist Mister Freeze: Dieser war früher ein typischer verrückter und ziemlich alberner Wissenschaftler mit Kältefixierung. Durch Bruce Timm und Paul Dini wurde aus ihm ein tragischer und ernstzunehmender Charakter, dessen Frau an einer unheilbaren Krankheit leidet. Victor Fries (so der bürgerliche Name) forscht nach einem Gegenmittel, doch sein Arbeitgeber streicht ihm die Mittel. Fries versucht dennoch, weiterzuforschen, was zu einem Unfall führt, der es Fries unmöglich macht, bei warmen Temparaturen zu überleben, weshalb er auf einen Kälteanzug angewiesen ist. Als Mister Freeze sucht er sich anschließend an dem Mann zu rächen, der sein Leben zerstört hat.
Diese Hintergrundgeschichte war bei den Fans derart beliebt, dass sie für die Comics übernommen wurde.
Auch die meisten Schurken, die bereits beliebt waren und Kultstatus genossen, wurden in angemessener Weise umgesetzt. Die besten Beispiele hierfür sind Two-Face und der Joker.
Two-Face ist mit eine der tragischsten Figuren bei Batman: Ursprünglich ein rechtschaffener Staatsanwalt, wird er durch einen Unfall verunstaltet und zum auf die Zahl Zwei fixierten Verbrecher, gewinnt hier einige zusätzlich Facetten hinzu.
Über den Joker habe ich mich bereits ausführlich genug ausgelassen, die Version aus „Batman: The Animated Series“ stellt eine Kombination der verschiedenen Inkarnationen der Figur dar und schwankt auf dem schmalen Grat zwischen Spaßmacher und Psychopath.
Grundsätzlich sind fast alle Schurken, von Poison Ivy über Scarecrow bis hin zu Ra’s al Ghul sehr gelungen und für gewöhnlich auch, gerade für eine Kinderserie, sehr facettenreich.
Gleiches gilt natürlich auch für den Helden: Batman selbst wird natürlich ebenfalls sehr vielschichtig gezeichnet, wobei auch der Bruce-Wayne-Teil nicht vernachlässigt wird. Batman ist hier nicht ganz so getrieben wie in anderen Adaptionen (allerdings wird er mit der Zeit düsterer), dafür kann man mit ihm allerdings ein wenig mehr mitfühlen, ohne dass die Substanz der Figur verloren geht.

Die Sprecher
Da ich zwar in meiner Kindheit natürlich die deutschen Folgen gesehen habe, aber mich an diese Synchronisation kaum erinnere, wird es hier ausschließlich um den O-Ton gehen.
Die „Voice-Actors“, die für „Batman: The Animated Series“ verpflichtet wurden, sind ohne Ausnahme erstklassig. Auch in diesem speziellen Bereich besitzt diese Serie Vorreiterstatus, da sie an keiner Stelle wie ein Cartoon klingt; jede Figur wird absolut überzeugend gesprochen.
Am wichtigsten ist natürlich Batman, der von Kevin Conroy vertont wird (ich glaube, ich habe ihn schon das eine oder andere Mal im Zuge meiner Reviews zu den DC Universe Animated Original Movies erwähnt). Nach wie vor ist Conroy, der Batman öfter „gespielt“ hat als alle Live-Action-Darsteller zusammen, für mich einfach die Stimme Batmans. Wenn ich einen Batman-Comic lese (insbesondere, wenn es ein englischer ist) höre ich Kevin Conroys Stimme. Seine Art, den Dunklen Ritter zu sprechen ist einfach so unglaublich passend, dass man es kaum beschreiben kann – man muss es hören.

Kevin Conroy

Aber Conroy ist natürlich nicht der einzige geniale Sprecher. Ähnliches wie bei Batmans Stimme gilt für mich auch bei Alfred (gesprochen von Efrem Zimbalist jr.) und viele der Schurken. Herausragend ist natürlich vor allem Mark Hamill als Joker. Ich bin jedes Mal von Neuem erstaunt, was dieser Mann mit seiner Stimme machen kann und wie viele kranke und irre Lachvariationen er drauf hat. Er benutzt das Lachen des Jokers beinahe wie ein Instrument.

Mark Hamill

Auf diese Art und Weise könnte ich mich noch ewig über jeden einzelnen Sprecher auslassen, zum Beispiel über die tolle schnarrende Stimme von Richard Moll als Two-Face oder über Arleen Sorkins Performance als Harley Quinn, aber das würde eindeutig den Rahmen dieses Artikels sprengen, deswegen belassen wir es hierbei und wenden uns stattdessen einem anderen Aspekt zu.

Die Musik
Eine weitere Besonderheit dieser Serie, vor allem im Vergleich zu vielen anderen, ist, dass für jede Folge ein Original-Soundtrack komponiert und von einem Orchester eingespielt wurde – für eine Zeichentrickserie ein enormer Aufwand. Als Grundlage und stilistische Orientierung verwendete man Danny Elfmans enorm erfolgreichen Soundtrack zu Tim Burtons „Batman“, insbesondere das Thema des Titelhelden, das in abgewandelter Form auch zur Untermalung des Vorspanns verwendet wurde. Als „musikalische Leiterin“ wurde die leider 2006 verstorbene Komponisten Shirley Walker angeheuert, die schon Elfmans Score zu „Batman“ orchestrierte und dirigierte und die auch den Soundtrack zu vielen der Folgen geschrieben hat (weitere Komponisten waren zum Beispiel Lolita Ritmanis und Michael McCuistion). Walker benutzte dabei exzessiv die Leitmotivtechnik und schrieb für viele der vorkommenden Charaktere ein markantes Motiv, zum Beispiel ein verspieltes, nach Zirkusmusik klingendes Thema für den Joker oder eine Melodie für Two-Face, die wie die bösartige Pervertierung eines Kinderliedes klingt. Ihr absolutes Meisterstück ist jedoch ohne Zweifel ihr Batman-Thema. Elfmans Thema für den Dunklen Ritter war schon gut und passend, aber Walker schafft es, buchstäblich noch eins draufzusetzen. Ihr Motiv ist gleichzeitig heroisch, düster und tragisch und ist in meinen Augen das einzige Musikstück, dass Batmans Charakter wirklich trifft. Elfman ist immerhin noch in die Nähe gekommen, Hans Zimmer und James Newton Howard (die Komponisten von „Batman Begins“ und „The Dark Knight“) haben es leider verpasst, ein markantes Thema zu kreieren, Elliot Goldenthal (Komponist von „Batman Forever“ und „Batman und Robin“) hat zwar ein markantes Thema geschaffen, das aber nicht zur Figur passt und über die Titelmelodie der 60er Serie mit Adam West reden wir lieber gar nicht erst. Um es zusammenzufassen: Walker lässt sie alle alt aussehen.

Shirley Walker

Revamp
Eigentlich endete „Batman: The Animated Series“ bereits 1995, doch die direkte Nachfolgeserie „The New Batman Adventures“ (in Fankreisen oft auch „Gotham Knights“ genannt) wird gemeinhin einfach zum Vorgänger dazugezählt, da die Sprecher fast ausnahmslos dieselben sind und beide Serien zur selben Kontinuität gehören. Dennoch gibt es zwischen B:TAS und TNBA einige markante Unterschiede. Am gravierendsten ist natürlich die Designänderung (auch als „Revamp“ bezeichnet), der die Figuren unterzogen wurden, um das allgemeine Aussehen an „Superman: The Animated Series“ anzugleichen und Crossover zu ermöglichen. Dabei wurde das Design vereinfacht und der Detailreichtum zurückgeschraubt. Während manche Figuren, wie etwa Harley Quinn oder Two-Face relativ unverändert blieben, wurden bei anderen wirklich drastische Änderungen vorgenommen. Manchen, wie zum Beispiel Scarecrow, tat dies sehr gut – seine TNBA-Inkarnation ist die furchterregendste überhaupt. Für andere Charaktere war der Revamp leider weniger vorteilhaft, insbesondere für den Joker, der ohne seine charakteristischen roten Lippen irgendwie merkwürdig aussah. In der Tat war diese Designänderung so unbeliebt, dass man für spätere Auftritte der Figur in Spin-Off-Serien wie „Justice League“, „Batman Beyond“ oder „Static Shock“ zu einem abermals veränderten Aussehen griff, das das alte und das neue Design vereinte.
Aber auch der Erzählfokus veränderte sich und konzentrierte sich nun mehr auf Batmans Partner (darum auch „Gotham Knights“). In B:TAS gab es ja nur Robin und hin und wieder mal Batgirl. In TNBA haben wir nun einen neuen Robin (Tim Drake), den ersten Robin Dick Grayson als Nightwing und Batgirl als Hauptfigur – das Figurenarsenal hat sich also stark erweitert.

Die „Gotham Knights“ nach dem Revamp

Die Episoden
„Batman: The Animated Series“ hat (TNBA miteingerechnet) 109 Episoden, zwei zugehörige Direct-to-Video-Filme, einen zugehörigen Kinofilm sowie einige Abstecher in andere Serien. Natürlich ist nicht alles wirklich gelungen, auch bei dieser Serie gibt es natürlich schwächere Episoden, aber neben dem enorm guten Durchschnitt gibt es eben auch Folgen, die wirklich herausragend sind. Und damit Episoden dieses Kalibers auch den Platz bekommen, den sie verdienen, werde ich sie aus diesem Artikel ausquartieren und stattdessen die Reviews zu meinen Lieblingsepisoden extra bringen.

Fazit: Nach wie vor ist „Batman: The Animated Series“ eine meiner absoluten Lieblingsfernsehserien. Sie hat mich durch meine Kindheit begleitet, war während meiner frühen Teenagerzeit leider abwesend (vor allem, weil die Staffelboxen hierzulande nicht zu erwerben waren, bzw. immer noch sind und es damals noch keine Folgen auf youtube gab), kam dann aber in der späten Teenagerzeit wieder und ist nach wie vor eine der besten Adaptionen des Dunklen Ritters.

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B:TAS: Klassisches Design vs. Revamp
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