Spoiler! Halloween 2021 Story: Zu Beginn von Batmans (Jensen Ackles) Tätigkeit als Verbrechensbekämpfer ist Gotham City noch nicht bekannt als Stadt der durchgedrehten Freaks, sondern als Metropole des organisierten Verbrechens, die von Carmine „the Roman“ Falcone (Titus Welliver) mit eiserner Faust beherrscht wird. Gemeinsam mit Polizei-Captain James Gordon (Billy Burke) und Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Josh Duhamel) will Batman Falcones Herrschaft über Gothams Unterwelt beenden. Doch auch andere haben es auf die Organisation abgesehen: Ein mysteriöser Serienmörder schaltet Mitglieder der Verbrecherfamilie aus. Da er immer an Feiertagen tötet, wird er schon bald „Holiday“ genannt. So beginnt eine ein Jahr dauernde Serie an Morden, die nicht nur Gotham City, sondern auch Batman, Gordon und Dent verändern und als „langes Halloween“ in die Annalen der Stadt eingehen wird…
Kritik: Halloween nähert sich einmal mehr, und damit beginnt auch wieder die Zeit, in der ich mich thematisch passendem Material widme – was wäre da besser geeignet als ein Film mit diesem Titel, auch wenn er bezüglich des Genres vielleicht nicht ganz so gut mit den Artikeln harmoniert, die noch geplant sind. Wie dem auch sei, da der zweite Teil von „Batman: The Long Halloween“ vor noch nicht allzu langer Zeit auf BluRay erschienen ist, passt das alles, Horror hin, Superhelden her, trotzdem relativ gut zusammen.
Die DC Universe Animated Original Movies haben immer wieder DC-Klassiker adaptiert, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Manche, etwa „Batman: The Dark Knight Returns“, sind durchaus gelungen, einige wenige wie „Batman: Under the Red Hood“ haben es sogar geschafft, ihre Vorlage zu übertreffen, andere hingegen blieben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück – primär ist hier „Batman: The Killing Joke“ zu nennen, das sich trotz des Mitwirkens von Kevin Conroy und Mark Hamill als Griff ins Klo entpuppte. „The Long Halloween“, basierend auf der gleichnamigen, von 1996 bis 1997 erschienen Graphic Novel von Jeph Loeb und Tim Sale, ist der jüngste Klassiker, der als Animationsfilm adaptiert wurde, wie „The Dark Knight Returns“ in zwei Teilen. Nun taucht „The Long Halloween“ nicht nur regelmäßig auf den Listen der besten Batman-Comics auf und beeinflusste diverse Realverfilmungen massiv – sowohl Chris Nolan als auch Matt Reeves benennen „The Long Halloween“ als essentielle Vorlage ihrer Filme – sondern ist auch einer meiner persönlichen Favoriten, vielleicht sogar mein liebster Batman-Comic überhaupt. Loebs und Sales Werk ist eine monumentale und vor allem extrem atmosphärische Geschichte, die auf höchst gelungene Weise den Wandel Gothams von einer Mafia-kontrollierten Stadt zum Moloch der bunten Superkriminellen illustriert, zugleich eine wunderbare Hommage an Gangster-Filme im Allgemeinen und „The Godfather“ im Besonderen darstellt und nebenbei auch noch eine der besten Origins für Two Face liefert.
Dementsprechend war ich im Vorfeld eher skeptisch, nicht nur wegen des Killing-Joke-Fiaskos, sondern auch weil mir der Animationsstil der aktuellen DC Universe Animated Original Movies ursprünglich nicht unbedingt zusagte. Besagter Stil kam nicht nur bei diesem Film, sondern auch bei „Superman: Man of Tomorrow“ und „Justice Society: World War II“ zum Einsatz kam – diese sollen wohl innerhalb derselben Kontinuität spielen. Ich muss allerdings zugeben, dass dieses Urteil primär auf den Trailern basierte, da ich beide Filme nicht gesehen habe. In „The Long Halloween“ funktioniert dieser Animationsstil nach einer gewissen Gewöhnungsphase allerdings relativ gut und sorgt auch für flüssige Action und Bewegungsabläufe. Freilich ist es schon ein wenig schade, dass Tim Sales Zeichnungen in den Animationen kaum wiederzufinden sind, aber andererseits muss man zugeben, dass Sales komplexe und detaillierte Bilder deutlich schwerer (und teurer) umzusetzen wären als es bei beispielsweise Frank Miller („The Dark Knight Returns“) oder Ed McGuinness („Superman/Batman: Public Enemies“) der Fall war.
Inhaltlich ist „The Long Halloween“ eine recht pragmatische Adaption. Regisseur Chris Palmer und Drehbuchautor Tim Sheridan halten sich nicht sklavisch an die Vorlage oder fühlen sich verpflichtet, jede Szene eins-zu-eins genau in der Reihenfolge umzusetzen, wie es im Comic der Fall ist, sie bemühen sich aber dennoch, die Geschichte größtenteils intakt zu lassen und den Kern der Vorlage zu treffen – ein Ansatz, der meistens ziemlich gut funktioniert. Bei einem monumentalen Werk wie „The Long Halloween“ war ohnehin klar, dass selbst eine zweiteilige Adaption mit einer Laufzeit von etwas über drei Stunden nicht alle Subplots und Szenen umsetzen können würde. Der Auftritt des Riddlers etwa fehlt komplett und die sehr an „The Godfather“ erinnernde Eröffnungsszene des Comics wurde ebenfalls entfernt – wobei vielleicht gerade diese doch sehr deutliche Reminiszenz an Mario Puzo und Francis Ford Coppola der Grund dafür war.
Die Charakterisierung der meisten Figuren entspricht der des Comics, mit zwei größeren Ausnahmen: Batman und Catwoman (Naya Rivera, im Juli 2020 tragisch verstorben). Die Darstellung des Dunklen Ritters erinnert im Film stärker an die aus Frank Millers „Batman: Year One“, er ist unerfahrener, weniger kompetent und enigmatisch und macht mehr Fehler. Dieser Aspekt ist in der Graphic Novel zwar durchaus auch vorhanden, wird im Film aber weitaus stärker betont. Catwoman dagegen ist als Figur deutlich positiver angelegt – wo sie im Comic recht ambivalent bleibt, wird sie hier eindeutiger zu Batmans Verbündeter. Am deutlichsten tritt das während des Endkampfes auf: Wo Selina bei Loeb und Sale zuerst als Teil der Schurkenriege auftritt, die unter Two-Face‘ Führung gegen Carmine Falcone vorgeht, ist sie im Film von Anfang an auf Batmans Seite.
Die wahrscheinlich größte Änderung gegenüber der Vorlage findet sich bei der Identität des Holiday-Killers: Tatsächlich wird sie im Comic nie final aufgeklärt, stattdessen impliziert Loeb, dass es mehrere Holidays gab. Offiziell verhaftet und überführt wird Alberto Falcone (im Film gesprochen von Jack Quaid), aber auch Harvey und Gilda Dent (Julie Nathanson) sind sehr verdächtig. Tatsächlich empfand ich die Auflösung bzw. den Mangel an Auflösung immer als den schwächsten Teil der Vorlage. Der Film macht das Ganze eindeutiger, allerdings weiß ich nicht, ob mir diese Änderung gefällt. Wo Alberto Falcone bei Loeb nur scheinbar von Holiday getötet wird, ist er im Film tatsächlich sowohl unschuldig als auch tot, während Gilda die alleinige Täterin mit einer relativ intimen Verbindung zu Alberto und den Falcones ist. Diese Abwandlung beeinflusst das Gesamtkonstrukt nicht so sehr, wie es etwa bei der Verfilmung von „Batman: Hush“ der Fall war, sorgt aber dennoch dafür, dass sich der Fokus des Endes verschiebt.
Ansonsten ist definitiv noch die Sprecherriege positiv hervorzuheben. Nachdem Jensen Ackles in „Batman: Under the Red Hood“ bereits Jason Todd sprechen durfte, wurde er nun zum Dunklen Ritter „befördert“ und gibt dem noch unerfahrenen Batman eine passende Stimme. Auch der Rest des Casts weiß zu überzeugen, wobei zwei der Schurken sich (mal wieder) sehr stark an „Batman: The Animated Series“ orientieren. Nach „Batman: Arkham Origins“ und „Batman: Assault on Arkham“ spricht Troy Baker ein weiteres Mak den Joker und klingt auch hier sehr nach Mark Hamill, während Josh Duhamel zwar zum ersten Mal als Harvey Dent zu hören ist, seine Performance als Two Face aber eindeutig wie eine Hommage an Richard Moll klingt.
Fazit: Gelungene Verfilmung eines Batman-Klassikers in zwei Teilen, der meistens die richtige Balance zwischen Vorlagentreue und Eigenständigkeit gelingt.
Spoiler voller Dröhnung!
„Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi“ hat geschafft, was nicht einmal die Prequels auf diese Weise hinbekommen haben: Er hat das Fandom in der Mitter gespalten. Bereits kurz nach dem Kinostart bildeten sich zwei vorherrschende Extremmeinungen heraus: Entweder ist Rian Johnsons Film das Beste, was Star Wars seit „Das Imperium schlägt zurück“ passiert ist, oder er hat Star Wars für immer ruiniert und ist der schlimmste Film aller Zeiten, ein riesiger Mittelfinger an alle Star-Wars-Fans. Nach dem ersten Anschauen hat mich „Die letzten Jedi“ relativ ratlos zurückgelassen. Normalerweise gibt es immer eine positive oder negative Grundtendenz, selbst wenn ich noch länger Zeit benötigen sollte, um mich in meiner Meinung zu festigen. Passend zu einer der zentralen Thematiken des Films hält sich „Die letzten Jedi“ relativ gut in der Balance: Einerseits sind da die Figuren, die Figurenentwicklung und der thematische Überbau, die mir ziemlich gut gefallen und die tatsächlich auch mal in eine neue und unerwartete Richtung gehen. Und dann sind da noch der eigentliche Plot, der Kontext der Handlung (bzw. der Mangel daran) und noch diverse andere Details, die mir entschieden gegen den Strich gehen.
Handlung
Zwar wurde die Starkiller-Basis vom Widerstand zerstört, doch das scheint sie nicht besonders zurückgeworfen zu haben, denn nur kurz darauf greift Hux (Domnhall Gleeson) mit seiner Flotte die Basis des Widerstands auf D’Qar an und zwingt Leias (Carrie Fisher) Truppe zur Flucht. Doch nicht einmal der Sprung in den Hyperraum hilft mehr, denn die Erste Ordnung verfügt nun über Mittel und Wege, die Schiffe des Widerstands durch den Hyperraum zu orten. Die Supremacy, das riesige neue Flagschiff von Snoke (Andy Serkis) macht die Situation nicht besser, und so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der dezimierte Widerstand völlig ausgelöscht wird. Zu allem Überfluss wird Leia bei einem Angriff auch noch schwer verletzt, sodass Vizeadmiral Holdo (Laura Dern) die Führung übernehmen muss.
Auf Ahch-To hat es Rey (Daisy Ridley) derweil mit Luke Skywalker (Mark Hamill) nicht allzu leicht, da dieser sich strikt weigert, sie zu trainieren – der gealterte Jedi-Meister ist immer noch von Kylo Rens (Adam Driver) Fall zur Dunklen Seite traumatisiert und befürchtet, mit Rey könne dasselbe geschehen. Erst nach und nach beginnt er damit, ihr ein wenig Wissen zu vermitteln. Zugleich stellt Rey fest, dass es eine Verbindung zwischen ihr und Kylo Ren gibt, die beiden können sich über weite Distanz wahrnehmen und sogar miteinander sprechen. Das überzeugt sie schließlich, dass es noch Gutes in Kylo gibt, weshalb sie sich aufmacht, um sich ihm allein entgegenzustellen.
General Leia Organa (Carrie Fisher)
Poe Dameron (Oscar Isaac) ist inzwischen mit der Führung Holdos nicht allzu glücklich. Gemeinsam mit Finn (John Boyega) und der Technikerin Rose (Kelly Marie Tran) schmiedet er einen Plan, um die Hyperraumortung der Ersten Ordnung auszuschalten. Zu diesem Zweck begeben sich Finn und Rose auf den Planeten Cantonica, wo sie in der Casion-Stadt Canto Bight hoffen, einen bestimmten Codebrecher ausfindig zu machen, der ihnen bei ihrem Vorhaben hilft. Als die Mission jedoch schiefgeht, müssen sie sich mit dem zwielichtigen DJ (Benicio del Toro) zufriedengeben.
Derweil bekommt es Rey mit Kylo Ren und Snoke persönlich zu tun, doch diese Begegnung führt zu einer unerwarteten, wenn auch kurzlebigen Allianz zwischen den Schülern der Hellen und Dunklen Seite, der nicht nur Snokes Wachen, sondern auch der Oberste Anführer selbst zum Opfer fallen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass Kylo Ren keinerlei Anstalten macht, seinen dunklen Pfad aufzugeben. Auch Rose und Finn scheitern, weshalb sich die letzten Reste des Widerstands auf den Planeten Crait zurückziehen müssen, um dort den Angriff der Ersten Ordnung zu erwarten…
Das Ende des Alten
Die erste Frage, die man sich in Bezug auf Episode VIII stellen mag, lautet wohl: Ist dieser Film inhaltlich ein ähnlicher Abklatsch von Episode V, wie es „Das Erwachen der Macht“ von Episode IV war? Zumindest meine Antwort darauf lautet: Nein, aber mit Einschränkungen. Vor allem strukturell orientiert sich „Die letzten Jedi“ durchaus an „Das Imperium schlägt zurück“: Wir haben zwei klar getrennte Handlungsstränge, beim einen handelt es sich um eine Ausbildung auf einem abgelegenen Planeten, beim anderen um eine Flucht vor einem übermächtigen Feind. Darüber hinaus gibt es eine Bodenschlacht (wenn auch am Ende des Films, nicht zu Beginn – hier hätten wir eher eine Parallele zu Episode II).
Auch sonst existieren inhaltlich und inszenatorisch durchaus Parallelen, nicht nur zu Episode V, sondern auch zu Episode VI. Wo „Das Erwachen der Macht“ sich jedoch oft darauf beschränkt, Elemente ohne größere Variation zu wiederholen und höchstens noch einen ironischen Kommentar mitzuliefern, bemüht sich Rian Johnson, bekannten Ausgangslagen eine neue Facette abzugewinnen oder diese sogar komplett zu dekonstruieren. Das große Thema des Films, das ihn durchdringt und zusammenhält, ist in meinen Augen Emanzipation. Das ist in vielerlei Hinsicht das, was die Figuren entweder antreibt oder am Ende ihrer Entwicklung in diesem Film steht. Zugleich setzt Rian Johnson so die Metanarrative fort, die J.J. Abrams in Episode VII begann. Dieses Metaelement ist etwas, das zumindest in den Star-Wars-Filmen relativ neu ist (das alte EU ist freilich wieder eine andere Geschichte). Die Konzeption der Protagonisten Kylo Ren und Rey war bereits in Episode VII ein Kommentar auf das Franchise, da beide im Grunde auf gewisse Weise Star-Wars-Fans bzw. Teile des Fandoms repräsentieren. Beide eifern darüber hinaus einer bestimmten Figur nach, Rey Luke und Kylo Ren Darth Vader. Im Verlauf von Episode VIII lernen beide auf ihre Weise, sich vom jeweiligen Vorbild zu lösen.
Rey (Daisy Ridley)
Betrachten wir erst einmal Rey: Wie Luke trainiert sie (nun ja, mehr oder weniger) unter einem exzentrischen Jedi-Meister und zieht schlussendlich aus, um den Handlanger des Bösen in dessen Beisein zu bekehren. Nur: Letztendlich gelingt das nicht so recht. Zwar tötet Kylo Ren tatsächlich Snoke, besinnt sich dann aber auf gute alte Sith-Traditionen und übernimmt lieber selbst die Macht. Hier muss Rey endgültig lernen, dass sie nicht Luke ist und Kylo Ren nicht Darth Vader. Rey emanzipiert sich in vielerlei Hinsicht, vor allem von den Elementen der Heldenreise, die sie implizit erwartet – und warum auch nicht, schließlich schien es in Episode VII so, als breche sie zu eben jener auf. Nun findet sie zwar ihren Mentor, doch dieser ist gebrochen und will sie nicht unterrichten. Mehr noch, sie muss einsehen, dass sie kein „besonderes Kind“ ist und ihre Eltern lediglich Schrotthändler waren. Rey lernt in diesem Film angesichts dieser Wahrheiten und ihres Versagens, Kylo Ren auf ihre Seite zu ziehen, trotzdem für das einzustehen, an das sie glaubt und dennoch weiterzumachen.
Kylo Ren selbst emanzipiert sich seinerseits von Darth Vader als seinem großen Vorbild und von Snoke als seinem Meister. Tatsächlich möchte er sich von allem vollständig emanzipieren und trachtet am Ende danach, mit Rey einen völligen Neuanfang zu starten. Wie auch immer dieser aussieht, der Widerstand und das Erbe der Jedi müssen dafür verschwinden. Was Kylo dabei aber nicht gelingt, ist die tatsächliche Emanzipation von der Ersten Ordnung und deren Idealen. Snoke selbst mag tot sein, aber seine Lehren beeinflussen Ben Solo weiter.
Auch Luke Skywalker selbst emanzipiert sich im Verlauf des Films – sowohl von den Altlasten der Jedi (mit ein wenig Hilfe von Meister Yoda) als auch von seiner Schuld und seinem Versagen. Mit Poe Dameron wird die Thematik dagegen anders aufgezogen, was abermals zu einer Hinterfragung und Dekonstruktion vertrauter Handlungsmuster führt und zugleich eine der Kernaussagen von „Das Imperium schlägt zurück“ aufgreift. Nur allzu oft, besonders in Star Wars, rettet der junge Hitzkopf den Tag, indem er seinen Sturkopf durchsetzt und gegen die Konventionen und Entscheidungsträger rebelliert. Genau das versucht Poe, nachdem Leia außer Gefecht gesetzt wurde und Holdo die Führung übernimmt. Anders als sonst geht so ziemlich alles, was Poe austüftelt, schief und letztendlich ist es Holdos Plan, der dafür sorgt, dass zumindest der letzte Überrest des Widerstands überlebt. Hier sehen wir, wie eine versuchte Emanzipation auch scheitern kann, ebenso wie Luke in „Das Imperium schlägt zurück“ scheiterte, als er sich Vader zu früh stellte.
Rose (Kelly Marie Tran) und Finn (John Boyega)
All diese Elemente arbeiten für das übergeordnete Thema des Films, denn auch Rian Johnson versucht mit „Die letzten Jedi“, die Sequel-Trilogie zu emanzipieren. Wo „Das Erwachen der Macht“ versuchte, Star Wars für eine neue Generation zu rekonstruieren, dabei aber in vielen Fällen nur bereits dagewesenes wiederholte, knüpft Johnson daran an und unterläuft in mancher Hinsicht die Erwartungen der Fans. Snoke ist der große Böse, der neue Imperator, die mysteriöse Verkörperung der Dunklen Seite der Macht, über dessen Identität seit zwei Jahren spekuliert wird? Er stirbt unrühmlich im zweiten Akt des zweiten Films. Anakin Skywalkers Lichtschwert wird von J.J. Abrams zu einem Star-Wars-Gegenstück von Excalibur stilisiert? Die Waffe wird ähnlich unrühmlich verabschiedet wie Snoke. Luke ist ein weiser Bad-Ass-Jedi-Meister? Luke ist kauzig und gebrochen, selbst die Konfrontation mit seinem Neffen am Ende ist lediglich ein Trick, um besagten Neffen hinzuhalten (nebenbei bemerkt ist Episode VIII tatsächlich der erste Star-Wars-Film, der ohne ein richtiges Lichtschwertduell auskommt). Rey ist die neue Auserwählte, vielleicht die Enkelin von Obi-Wan oder die Tochter von Luke? Rey ist ein Niemand und tatsächlich zufällig in diese ganze Angelegenheit hineingestolpert. Diese unterlaufenden Elemente sind natürlich alle mit Vorsicht hinzunehmen, da immer noch Episode IX aussteht – J.J. Abrams‘ zweiter Film in dieser Trilogie könnte vieles noch einmal revidieren oder auf den Kopf stellen.
Insgesamt finde ich diesen Ansatz durchaus gelungen – in meinen Augen ist „Die letzten Jedi“ weitaus mehr als die bisherigen beiden SW-Filme unter Disneys Schirmherrschaft gezeichnet von der Handschrift des Regisseurs und der thematisch dichteste des Franchise überhaupt. Hinzu kommt, dass fast ausnahmslos alle Darsteller voll dabei sind und spielen, was sie können. Besonders hervorzuheben ist freilich Mark Hamill, der einerseits noch einmal in seine Paraderolle zurückkehrt, uns dabei aber eine völlige andere Version bzw. Facette dieser Figur präsentiert.
Dennoch denke ich, dass es vielleicht gut gewesen wäre, Rian Johnson noch einen weiteren Drehbuchautor zur Seite zu stellen, der ihm hilft, gewisse dramaturgische Stolpersteine aus dem Weg zu räumen und den zum Teil überdrehten Humor etwas abzudämpfen. Gerade dramaturgisch funktioniert „Das Erwachen der Macht“ in meinen Augen nach wie vor ziemlich gut – konventionell, aber effektiv. „Die letzten Jedi“ versucht, sich an „Das Imperium schlägt zurück“ zu orientieren, schafft es aber nicht, dieselbe Balance aufzubauen. Der Handlungsstrang um Finn und Rose in Canto Bight erinnert mich ein wenig an das Podrennen in Episode I: Für sich genommen durchaus interessant, aber ein dramaturgischer Stopper, der nur wenig zur eigentlichen Geschichte beiträgt und sich im Film wie ein Fremdkörper anfühlt. Allgemein sehe ich außerdem beim eigentlichen Plot des Films ein Problem: Er ist sehr gut darin, die Themen und Charaktere in den Vordergrund zu stellen, aber hätte man nicht ein wenig mehr machen können, als zwei große Schiffe, die sich eine extrem langsame Verfolgungsjagd liefern? Das und viele andere Plot-Elemente in Episode VIII riechen fürchterlich nach Plot Convenience, damit Rian Johnson die Figuren in die Situation bringen kann, in der er sie haben will, ohne sich dabei allzu sehr anzustrengen.
Es gibt noch viele kleine Details und Logiklöcher, die zwar nicht elementar sind, aber mich doch stören (ja, Leia Poppins bzw. Super-Leia gehört auch dazu, ebenso wie die übliche Unfähigkeit von Filmfiguren, ein wenig mehr miteinander zu kommunizieren, um blöde Missgeschicke oder Meutereien zu verhindern, und die Konzeption des Konfliktursprungs zwischen Kylo und Luke, der für Letzteren ziemlich untypisch wirkt). Diese Details sind letztendlich vernachlässigbar. Mein größtes Problem ist es dagegen nicht.
Context Is King
Vielleicht habe ich mir von „Die letzten Jedi“ einfach zu viel erhofft. Einer meiner Hauptkritikpunkte an „Das Erwachen der Macht“ war, dass sich J.J. Abrams und Lawrence Kasdan um den Status Quo und den größeren galaktischen Kontext relativ wenig Gedanken gemacht haben. Wir brauchen eine Imperiums-ähnliche böse Fraktion und eine Rebellen-ähnliche gute – Erste Ordnung und Widerstand. Wie und warum sie nach dem Sieg der Allianz über das Imperium zustande gekommen sind, wird kaum thematisiert. Neue Republik und politischer Zustand der Galaxis? Ein paar Mal in Nebensätzen erwähnt, dann per Starkiller-Basis sehr radikal ausgelöscht – bloß kein politisches Element im Film, wir drehen hier ja schließlich kein Prequel. Ich hatte ehrlich gehofft, dass „Die letzten Jedi“ diesbezüglich ergiebiger wäre, besonders als bekannt wurde, dass Rian Johnson zu Claudia Grays Roman „Bloodline“, der sich spezifisch darum bemüht, die politische Situation vor Episode VII zu kontextualisieren, einige Ideen beisteuerte. Leider war diese Hoffnung völlig vergebens, denn Episode VIII macht sich um den größeren Kontext noch weniger Gedanken als der Vorgänger. Im Lauftext werden wir informiert, dass die Neue Republik zusammen mit ihrer Zentralwelt praktisch sang- und klanglos einfach untergegangen ist. Ein Gefühl für die politische Situation in der Galaxis wird dagegen nie vermittelt, es läuft alles auf Erste Ordnung gegen Widerstand hinaus – die gesamte Handlung des Films könnte auch in einem isolierten Abschnitt der Galaxis spielen, ohne jegliche Auswirkungen auf irgendetwas. Warum sollten wir als Zuschauer traurig über den Untergang der Republik sein, wir wissen ja nichts über sie? Warum sollten wir mit dem Widerstand mitfiebern, wofür kämpft er eigentlich? Und wie stark ist die Erste Ordnung – in den Filmen wirkt sie immer nur wie eine (verdammt gut bewaffnete) Miliz, nicht wie eine Regierung, die tatsächlich Verwaltungsaufgaben ausführt, Planeten beherrscht oder Bevölkerungen unterdrückt.
Kylo Ren (Adam Driver)
Zugegebenermaßen blieb schon die totalitäre Natur des Imperiums in der OT verhältnismäßig vage, aber immerhin konnte man es aktiv bei der Unterdrückung beobachten; die OT schaffte es, mit begrenzten Mitteln ein Gefühl für die Diktatur zu geben, auch weil man klipp und klar weiß: Das Imperium beherrscht die Galaxis. Die PT hat es ebenfalls ziemlich gut geschafft, ein passendes Gesamtbild des jeweils aktuellen Status Quo zu vermitteln. Nicht, dass es besonders detailliert gewesen wäre (Star Wars war noch nie gut darin, die Perspektive der „gemeinen Bevölkerung“ zu vermitteln), aber es war ausreichend und definitiv ausgearbeiteter als bei der OT, weil wir zumindest immer wieder Einblick in die Regierungsgeschäfte erhielten. In der Sequel-Trilogie bleibt derartiger Kontext bislang völlig außen vor, Politik und galaktischer Status Quo sind völlig schwammige Angelegenheiten. Das einzige diesbezüglich Erwähnenswerte ist die Information, dass die Superreichen der Galaxis, die sich auf Canto Bight herumtreiben, sowohl die Erste Ordnung als auch den Widerstand mit Waffen versorgen und somit Kriegsgewinnler sind. Was das genau bedeutet lässt sich nicht sagen, weil nun mal der Kontext fehlt!
Ein weiteres großes Problem dieses Films ist der Anschluss an den Vorgänger. Manches davon mag der oben geschilderten übergeordneten Thematik geschuldet sein, das lässt sich schwer sagen, aber oft wirkt es einfach wie schlampige Arbeit beim Drehbuchschreiben. Natürlich baut Rian Johnson auf „Das Erwachen der Macht“ auf (es geht ja gar nicht anders), aber gleichzeitig fühlt sich doch vieles von dem, was im Vorgänger passiert ist, konsequenzlos an. Das beste Beispiel ist die Starkiller-Basis, deren Zerstörung praktisch keine Auswirkungen hatte – die Erste Ordnung hat ja scheinbar trotzdem völlig problemlos die Galaxis übernommen. Dieses Problem zeigt sich in vielen kleinen oder großen Details. Ein besonders gutes Beispiel: Warum ist Phasma eigentlich in diesem Film? Nach „Das Erwachen der Macht“ erweckte Lucasfilm den Eindruck, man wolle die Fehler, die bei dieser Figur gemacht wurden, ausbügeln. Im Vorfeld erschien eine Miniserie und ein Roman, der sich detailliert mit ihr auseinandersetzt (leider habe ich beide noch nicht gelesen) und dann… ist Phasma in genau einer Szene und wird fast ebenso unrühmlich abserviert wie Snoke. Sollte sie entgegen jeder Erwartung auch noch in Episode IX auftauchen, wird sie wirklich zum Running Gag.
In diesem Zusammenhang wird es Zeit, die Gesamtkonzeption der Sequel-Trilogie zu kritisieren. Wie die meisten nahm ich ursprünglich an, es würde ein grober Fahrplan existieren, wo die Reise hingeht. Dass das nicht der Fall ist, wurde in den Interviews der zuständigen kreativen Köpfe und natürlich mit der Sichtung von Episode VIII ziemlich deutlich. Ich bin absolut für kreative Freiheit der Regisseure, aber bei einer Filmreihe wie Star Wars wäre zumindest ein Grundgerüst, ein grober Plan nützlich, um einige der markanteren Anschlussschnitzer und ähnlich gearteten Probleme zu vermeiden. Tatsächlich habe ich ziemlich Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie es in Episode IX nun weitergeht – der Widerstand wurde auf ein absolutes Minimum reduziert und die Flotte der Ersten Ordnung scheint auch recht dezimiert zu sein. Wir wissen allerdings nach wie vor nicht, wie groß die Macht und die Ressourcen der Ersten Ordnung wirklich sind, weshalb eine Einschätzung verdammt schwerfällt. Nachdem „Die letzten Jedi“ direkt an „Das Erwachen der Macht“ anschließt, wäre zwischen den Episoden VIII und IX ein größerer Zeitsprung eine gute Idee.
Snoke
Bezüglich Snokes Identität gibt uns Episode VIII so gut wie überhaupt keine Informationen. Zwei Jahre lang wurde eifrig theoretisiert, wer sich hinter Snoke verbergen könnte, und die Liste der Kandidaten ist lang. Der beliebteste ist zweifellos Darth Plagueis, aber auch Mace Windu, Palpatine, Darth Bane, Jar Jar Binks und diverse Sith-Lords aus dem alten EU, etwa Vitiate oder Darth Revan, wurden in Betracht gezogen. Selbst die Romane, die in dieser Zeit verfasst wurden, beteiligten sich: In Chuck Wendigs Aftermath-Trilogie wurde mit Gallius Rax eine Figur eingeführt, die ganz offensichtlich dazu gedacht war, die Snoke-Spekulation anzuheizen. Bei Rax handelte es sich letztendlich dann nicht um Snoke, aber auch darüber hinaus wurden weitere nebulöse Andeutungen gemacht, etwa bezüglich eines Geheimnisses auf Jakku (Reys Herkunft?) und einer Dunklen Macht (Snoke?) in den Unbekannten Regionen, die versucht, mit Palpatine zu kommunizieren und letztendlich dafür verantwortlich ist, dass sich imperiale Überreste dort sammeln und die Erste Ordnung formen.
Snoke (Andy Serkis)
Rian Johnson ignorierte letztendlich jegliche Spekulation und den Informationshunger der Fans und tötete Snoke stattdessen ziemlich unrühmlich gegen Ende des zweiten Akts, ohne irgendetwas über ihn preiszugeben. Während die Spekulationen um die Identität des Obersten Anführers nicht aufgehört haben, ist eine neue Frage zentral geworden, die Game-of-Thrones-Fans nur allzu vertraut sein dürfte: Ist Snoke wirklich tot? Die beliebteste Theorie, die bereits kurz nach dem Kinostart das Licht der Welt erblickte, besagt, dass Snoke in „Die letzten Jedi“ überhaupt nicht in Person vorkommt, sondern lediglich eine Machtprojektion ist, nicht anders als Luke Skywalker bei der Schlacht um Crait. Ein häufig angeführtes Indiz ist der Umstand, dass Snoke in Episode VIII weitaus jünger und gesünder aussieht als in Episode VII, so ähnlich wie die Luke-Projektion auf Crait an Luke aus Episode VI erinnert. Hinzu kommen zweideutige Anmerkungen zum Obersten Anführer aus Pablo Hidalgos illustrierter Enzyklopädie zum Film bezüglich Projektion (was sich natürlich auch nur auf das Hologramm aus Episode VII beziehen könnte) und dem Ende der Sith, das nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Dunkelheit sein muss. Fans des EU ziehen auch den Essenztransfer in Betracht, mit dessen Hilfe Palpatine in der Comicserie „Dark Empire“ seinen Geist, der die Zerstörung des Zweiten Todessterns überstand, in einen Klon seiner selbst transferiert.
Ein weiterer möglicher Hinweis zu Snokes Identität findet sich im ersten Jedi-Tempel auf Ahch-To, dort gibt es ein Mosaik des ersten Jedi, das zugleich Balance zwischen Heller und Dunkler Seite der Macht symbolisiert. Dieser erste Jedi sieht Snoke durchaus ähnlich – man mag davon halten, was man will. Und schließlich besteht noch die Möglichkeit, dass doch der Imperator in irgendeiner Form seine Finger im Spiel hat. Wo er in Episode VII praktisch völlig abwesend war, zeigt er in „Die letzten Jedi“ zumindest minimale Präsenz. Er wird einmal von Luke Skywalker erwähnt – nicht als „der Imperator“ oder „Palpatine“, sondern explizit als „Darth Sidious“ – und in einer Schlüsselszene (Snoke versucht, Luke Skywalkers Aufenthaltsort aus Reys Kopf zu bekommen) erklingt eine sehr potente Variation von Sidious‘ Thema. Zudem verhält sich Snoke in diesem Film doch deutlich anders als in „Das Erwachen der Macht“, wo er die meiste Zeit über sehr stoisch blieb. Hier erinnert sein Verhalten dagegen weit stärker an Palpatine, der immer mit vollem Einsatz dabei war und sich hämisch amüsierte, wenn die Dinge wie geplant liefen.
Das alles passt nun nicht wirklich zur von Rian Johnson vorgegebenen Thematik und es würde mich überraschen, wenn eine dieser Theorien zutreffen würde, nachdem sämtliche Fanspekulationen, die nach „Das Erwachen der Macht“ entstanden, so direkt abgeschmettert wurden. Allerdings hoffe ich trotzdem, dass Ian McDiamird in irgendeiner Form, sei es in einem Saga-Film oder einem der Spin-offs, sei es in Person, als Hologramm oder Machtgeist, nochmal die Gelegenheit bekommt, die ikonische schwarze Kutte anzulegen.
Grau ist alle Theorie
„I only know one truth: It’s time for the Jedi to end.“ Ein Satz im ersten Teaser zu Episode VIII löste in Fankreisen weitläufige Diskussionen aus. Werden in Episode VIII die Jedi endgültig ad acta gelegt? Schnell machten diverse Gerüchte und Theorien die Runde, von „Luke gehört zur Dunklen Seite“ bis zu „Luke ist ein grauer Jedi“, wobei darunter nicht das verstanden wurde, was der Begriff ursprünglich aussagt (ein Jedi, der zwar der moralisch dieselben Ansichten hat wie der Orden, dem die Strukturen und Dogmen allerdings zu restriktiv sind), stattdessen verstand man darunter eher einen Machtnutzer, der Helle und Dunkle Seite der Macht gleichermaßen verwendet – zur weiteren Lektüre empfehle ich meinen Artikel Die Natur der Macht. Wie dem auch sei, Rian Johnson greift dieses Thema durchaus in Ansätzen auf, geht damit aber nicht allzu weit. Die Idee, dass die Jedi nicht unbedingt immer ein Vorzeigeorden waren, ist natürlich nicht neu, wobei Lukes Aussagen im Film diesbezüglich kaum in die Tiefe gehen. „Graues Jeditum“ oder etwas ähnlich geartetes entspringt dadurch ebenfalls nicht, da Luke sich einfach nur von der Macht abgeschottet hat und letztendlich Rey kaum ausbildet.
Luke Skywalker (Mark Hamill)
Das Machtverständnis, das in „Die letzten Jedi“ vermittelt wird, ist eher ein dualistisches, gerade im Vergleich zur augustinischen Perspektive des alten Jedi-Ordens. Das beginnt beim bereits erwähnten Mosaik im Jedi-Tempel auf Ahch-To, das den ersten Jedi zeigt, der Licht und Dunkelheit in der Balance hält. Das erinnert an die Je’daii, den direkten Vorläufern des Jedi-Ordens im alten EU, die eine streng dualistische Perspektive auf die Macht hatten und Hell und Dunkel stets im Gleichgewicht hielten. Ungleichgewicht zu beiden Seiten empfanden sie als etwas Schlechtes (im Gegensatz zu den späteren Jedi, die die Dunkle Seite als einzigen Ungleichgewichtsfaktor betrachten). Das deutet an, dass es in der Einheitskontinuität eine ähnliche Entwicklung gab; ursprünglich waren die Jedi Anhänger eines Dualismus, um später zu einem augustinischen Verständnis der Macht zu gelangen.
Ein weiteres Konzept, das immer wieder auftaucht, ist die Angleichung der Seiten. Diese Idee basiert ebenfalls auf der dualistischen Sichtweise: Seit die alten Sith vernichtet wurden und Darth Bane die Regel der Zwei ausrief, besteht ein Ungleichgewicht; es gibt zwar tausende von Jedi, aber nur zwei Sith in jeder Generation, weshalb diese Sith so ausnehmend mächtig sind und ihre Vorhaben gelingen – da das Licht generell im Vorteil ist, verschiebt sich die Balance immer weiter zur Dunklen Seite, jedenfalls bis mit Order 66 der Jedi-Orden vernichtet ist. Auf gewisse Weise wird dadurch schon eine Form von Balance wiederhergestellt, denn von nun an gibt es nur noch zwei Jedi, Yoda und Obi-Wan, und zwei Sith, Sidious und Vader (diverse Inquisitoren oder Order-66-Überlebende ignorieren wir einfach mal). Vader, der Auserwählte, sorgt dann schließlich dafür, dass eine Nullsumme entsteht, indem er Obi-Wan und Sidious tötet, während Yoda an Altersschwäche stirbt. Mit Vader/Anakin selbst enden dann beide alten Orden, da er sowohl der letzte alte Jedi als auch der letzte Sith ist. Dreißig Jahre später in Episode VIII sieht die Situation dann aber wieder etwas anders aus, denn abermals haben wir auf jeder Seite jeweils einen Meister, Snoke und Luke, und einen Schüler, Kylo Ren und Rey. Im Film selbst bestätigt Snoke diese Theorie indirekt, indem er erklärt, er habe bereits erwartet, dass sich auf der Hellen Seite jemand erheben wird, da Kylo Ren auf der Dunklen Seite so stark ist; allerdings hatte er Luke im Verdacht. Das schließt den Bogen zurück zu Anakin Skywalker. Zumindest im Kanon ist Anakins Ursprung nach wie vor nebulös, doch im alten EU spekulieren Plagueis und Sidious, dass Anakin eine Reaktion auf eines ihrer Experimente sein könnte, mit dem sie die Balance der Macht weiter Richtung Dunkle Seite drängten – Anakin wäre demnach der helle Ausgleich. Das scheint im Film auch die Erklärung für Reys Talente und ihre außergewöhnliche Machtbeherrschung zu sein, die in Episode VIII noch weiter zunimmt – wie gesagt, Luke trainiert sie nicht wirklich, dennoch ist sie in der Lage, sich mit dem Lichtschwert gegen Snokes Eliteleibwächter zu behaupten. Hier wird der mystische Aspekt der Macht weiter betont; mit der Art und Weise bin ich aber nicht so wirklich glücklich. Es mag eine Erklärung sein, widerspricht aber dennoch den bisherigen Erfahrungen. Da bin ich wohl einfach zu sehr von den Prequels und dem EU geprägt, aber die Jedi-Ausbildung ist für mich da schon wichtig, „Jeditum als reine Geisteshaltung“ sagt mir nicht wirklich zu.
Fazit
„Die letzten Jedi“ ist ein Film, der nicht nur das Fandom, sondern auch mich selbst spaltet. Selten gab es bei einem Star-Wars-Film so viel Licht und Schatten direkt beieinander. Auf der einen Seite stehen gute Charaktere samt interessanter Entwicklung und tollen Darstellern, ein sehr einnehmendes thematisches Konzept und ein Regisseur bzw. Drehbuchautor, der durchaus den Mut hat, ausgetretene Pfade zu verlassen und Erwartungen umzudrehen, von grandiosen Szenen und tollen Schauwerten gar nicht erst zu sprechen. Auf der anderen Seite haben wir einen Plot, der zwar Episode V nicht direkt abkupfert, aber an Banalität kaum zu überbieten ist, keinerlei Kontext, in den die Ereignisse dieses Films einzubetten sind und viele kleine Ungereimtheiten, Logiklöcher und Ärgernisse, die einzeln nicht weiter ins Gewicht fallen, aber zusammengenommen das Gesamtbild deutlich trüben und mit ein wenig Anstrengung vermeidbar gewesen wären.
Story: Nach einem verpatzten Fall haben Batman (Kevin Conroy) und Batgirl (Tara Strong) ein Zerwürfnis, was zur Folge hat, dass Barbara Gordon das Cape an den Nagel hängt. Derweil bricht der Joker (Mark Hamill) aus dem Arkham Asylum aus, dieses Mal mit einem besonders beunruhigenden Vorhaben: Er will der Welt zeigen, dass jeder Mensch so sein kann wie er, wenn er nur einen wirklich schlechten Tag hat. Das Opfer seiner Wahl ist Comissioner Gordon (Ray Wise): Der Joker paralysiert Barbara und entführt Gordon, um ihn mental zu brechen, während Batman alles in seiner Macht stehende tut, um den Wahnsinnigen zu finden und seinen Freund zu retten…
Kritik: Kaum eine Liste der besten Batman-Comics kommt ohne Alan Moores und Brian Bollands „The Killing Joke“ aus; die bahnbrechende Graphic Novel gilt als DIE Joker-Geschichte und ist einer der einflussreichsten Comics in Batmans inzwischen fast achtzigjähriger Geschichte. Eine Umsetzung im Rahmen der „DC Universe Animated Original Movies“, am besten mit Kevin Conroy und Mark Hamill in ihren ikonischen Rollen, war lange ein Fantraum, der sich nun erfüllt hat. Leider ist dieser Film mal wieder ein Beweis dafür, dass erfüllte Träume oft einen bitteren Beigeschmack haben.
„The Killing Joke“ ist ein verhältnismäßig kurzes Werk und erzählt seine Geschichte knapp und schnörkellos ohne unnötigen Ballast – für eine Filmadaption mit über einer Stunde Laufzeit ist der Comic jedoch definitiv zu kurz. Deshalb entschied man, die Handlung zu strecken: Dem eigentlichen Plot des Comics ist ein Prolog vorangestellt, der dem Publikum Batgirl als Figur näher bringen soll. Auf dem Papier klingt das eigentlich ganz gut: Hin und wieder wird Moore (mitunter sogar von sich selbst) dafür kritisiert, dass Barbara Gordon in „The Killing Joke“ auf ihre Rolle als Opfer reduziert und lediglich durch ihre Beziehungen zu Batman und ihrem Vater definiert wird – eine größere Rolle für die Figur könnte dem Abhilfe schaffen. Und dann fungiert Brian Azzarello, eine Experte für düstere und grimmige Stoffe, auch noch als Autor. Leider ist der Schuss trotzdem nach hinten losgegangen und löste eine Kontroverse aus, vor allem deshalb, weil Batman und Batgirl in diesem Prolog miteinander schlafen. Irgendwie glaube ich, dass Produzent Bruce Timm dahinter steckt, schon im DC Animated Universe hat er Bruce und Barbara miteinander verkuppelt. Wie dem auch sei, mal wieder schießt die Kontroverse leicht am Ziel vorbei, die (praktisch nicht vorhandene) Sexszene ist nicht das eigentliche Problem, sondern ihr Kontext. Der Prolog versagt nämlich auf ganzer Linie und hat für die eigentliche Geschichte keinerlei Mehrwert. Entweder hätte man den Prolog anders konzipieren oder die Handlung von „The Killing Joke“ besser anpassen müssen, so besteht dieser Film aus zwei Hälften, die thematisch und atmosphärisch einfach nicht zusammenpassen – man merkt deutlich, dass ab der zweiten Hälfte die Vision eines anderen Autoren übernimmt. Egal, wie man Barbara Gordons Rolle in Moores Comic nun bewertet, in ihrem Kern ist es nun einmal eine Geschichte, die das Verhältnis zwischen Batman und dem Joker thematisiert. Schlimmer noch: Der Prolog hat keinen Mehrwehrt, er ist nicht interessant oder spannend und zeigt Barbara nur in noch stärkerem Ausmaß als von Batman abhängig. Hätte ich diesen Film konzipieren müssen, hätte ich für die erste Hälfte einen weiteren Comic herangezogen: „The Man Who Laughs“ von Ed Brubaker und Doug Mahnke. Diese Graphic Novel hat eine ähnliche Länge wie „The Killing Joke“, baut stark auf dem Inhalt von Moores Meisterwerk auf, thematisiert die erste Begegnung zwischen Batman und dem Joker und ist das ideale Begleitwerk. Und selbst mit dem Vorsatz, Batgirl als Figur auszugestalten hätte man den Prolog weitaus besser gestalten können.
Der Teil des Films, der tatsächlich „The Killing Joke“ adaptiert, tut das, ähnlich wie die Filmversion von „Batman: Year One“ auch sehr vorlagengetreu und ohne nennenswerte Änderungen, Hinzufügungen oder Auslassungen. In einem Aspekt geht diese Adaption auch vollständig auf: Der Cast ist exzellent. Kevin Conroy, Mark Hamill und Tara Strong sprechen Batman, den Joker und Batgirl nun teilweise schon seit über zwanzig Jahren, man merkt, dass sie ihre Figuren in- und auswendig kennen. Ray Wise, bekannt als Charles Scherbatsky in „How I Met Your Mother“ und Satan in „Reaper“, macht sich als James Gordon ebenfalls sehr gut. Das selbe lässt sich über die Animationen leider nicht immer sagen. Brian Bollands Stil ist natürlich viel zu detailreich, als dass man ihn so gut übernehmen könnte, wie es beispielsweise bei Ed McGuiness („Superman/Batman: Public Enemies“) oder David Mazzuchelli („Batman: Year One“) der Fall war. Es gibt zwei, drei Szenen, die es tatsächlich schaffen, die alptraumhafte Intensität von Bollands Zeichnungen zu reproduzieren, darunter der Angriff auf Barabara Gordon und der erste Blick des Jokers auf sein entstelltes Gesicht, aber davon abgesehen bleibt die Animation oft hinter ihren Möglichkeiten zurück, wirkt zum Teil ungelenk und ist einfach nicht ganz so, wie man das bei einem derart prestigeträchtigen Projekt erwarten würde.
Fazit: Im Großen und Ganzen ist die Adaption von „The Killing Joke“ eher enttäuschend. Die erste halbe Stunde taugt leider nichts und sollte am besten übersprungen werden. Und obwohl sich der Rest des Films penibel an die Vorlage hält, wird man doch das Gefühl nicht los, dass da noch mehr drin gewesen wäre. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass der zumindest halbwegs ähnlich gelagerte „Batman Beyond: Return of the Joker“ als Film weitaus intensiver und eindrücklicher ist als die Killing-Joke-Adaption.
Nostalgie-Review
Zu den ersten Comics, die ich damals im zarten Grundschulalter las, gehörten unter anderem auch diverse Ausgaben der von Grant Morrison verfassten Justice-League-Serie (auch heute in meinen Augen immer noch die beste Inkarnation der Liga). Aus diesem Grund hatte ich persönlich auch nie Probleme damit, den Dunklen Ritter und den Mann aus Stahl als Teil desselben Universums zu akzeptieren – ich kenne es im Grunde überhaupt nicht anders, da ich sie von Anfang an gemeinsam erlebte. Dennoch muss es natürlich ein erstes Zusammentreffen der beiden ungleichen Heroen geben. Das, ich möchte fast schon sagen, definitive Zusammentreffen der beiden aus meiner Kindheit stammt aus „Superman: The Animated Series“. Nachdem „Batman: The Animated Series“ in ihrer ursprünglichen Version endete und Bruce Timm, Paul Dini und Co. mit „Superman: The Animated Series“ ähnliche Erfolge feierten, war der Gedanke eines Crossovers zwischen beiden Serien natürlich nicht weit entfernt, besonders, da Martha Kent bereits in einer der ersten Episoden nebenbei „that nut from Gotham City“ erwähnt. Das Treffen der beiden Heroen wurde dann schließlich im Rahmen eines Dreiteilers namens „World’s Finest“ umgesetzt. Die Handlung ist im Grunde recht simpel, funktioniert aber ziemlich gut, um die Unterschiede zwischen den beiden Helden herauszuarbeiten: Nach einer Pechsträhne und diversen finanziellen Misserfolgen stiehlt der Joker (Mark Hamill) einen leicht radioaktiven Jadedrachen, bei dem es sich tatsächlich um ein Stück Kryptonit handelt. Mit diesem macht sich der Joker auf nach Metropolis, um sich mit Lex Luthor (Clancy Brown), der nach wie vor Superman (Tim Daly) tot sehen möchte, zu verbünden und ihm behilflich zu sein – gegen sehr viel Geld, versteht sich. Wo der Joker auftaucht, ist Batman (Kevin Conroy) natürlich nicht weit: Bruce Wayne begibt sich auf Geschäftsreise nach Metropolis, offiziell wegen der Partnerschaft zwischen Wayne Enterprises und LexCorp, aber der eigentliche Grund ist natürlich der Joker. Nebenbei beginnt Bruce, sehr zu Clark Kents Missfallen, mit Lois Lane (Dana Delany) auszugehen. Es kommt natürlich letztendlich, wie es kommen muss: Batman und Superman treffen sich, kommen zu Anfang nicht besonders gut miteinander klar, verbünden sich dann aber gegen Lex Luthor und den Joker.
Wie gesagt, ein sehr simpler Plot, geradezu typisch für ein derartiges Zusammentreffen – aber auch praktikabel, weil er die Möglichkeit gibt, die Figuren auf wunderbare Weise miteinander interagieren zu lassen und die Unterschiedlichen Ansichten der beiden Helden herauszuarbeiten. Der indirekte Einfluss von Frank Millers „The Dark Knight Returns“ ist dabei eindeutig zu spüren – Batman und Superman können sich zuerst, bedingt durch ihre Einstellung und ihre jeweilige Herangehensweise, nicht besonders leiden. Sie müssen erst lernen, zusammenzuarbeiten und dabei beginnen sie gleichzeitig, sich zu respektieren. Darüber hinaus zeigt „World’s Finest“ auch sehr schön, wie gut sich die beiden in ihren Fähigkeiten ergänzen.
Ohnehin, die große Stärke dieses Dreiteilers ist die Charakterdynamik. Besonders interessant ist die Dreiecksbeziehung, bzw. Fünfecksbeziehung zwischen Clark, Bruce und Lois bzw. Clark, Superman, Bruce, Batman und Lois. Während sich Lois sowohl zu Bruce Wayne als auch zu Superman sehr hingezogen fühlt, kann sie recht wenig mit Clark Kent anfangen und überhaupt nichts mit Batman. Umso interessanter wird es, als sie herausfindet, dass Batman und Bruce Wayne dieselbe Person sind.
Dass die Charakterdynamik so gut funktioniert, ist natürlich auch den Sprechern zu verdanken. Wie üblich im DCAU ist die Crème de la Crème versammelt, die Stimmen, die für mich schon fast die definitiven Stimmen der Figuren sind: Kevin Conroy als Batman, Tim Daly als Superman, Mark Hamill als Joker, Clancy Brown als Lex Luthor, Arleen Sorkin als Harley Quinn und Dana Delany als Lois Lane.
Dennoch darf nicht vergessen werden, dass „Superman: The Animated Series“ immer noch ein Samstag-Morgen-Cartoon ist und auch den Regeln und der Logik dieser Gattung folgt; man sollte nicht den gleichen Standard an Schonungslosigkeit wie in den DC Universe Animated Original Movies erwarten, die sich eindeutig an ein älteres Publikum richten, während S:TAS immer noch kindgeeignet ist. Dass die Serie für mich und viele andere auch trotzdem die bislang beste Adaption von Superman darstellt, liegt vor allem daran, wie treffend die Figuren dargestellt werden, selbst wenn sie, aufgrund der Beschränkungen, die einer Kinderserie auferlegt werden, oft nicht ganz ihr volles Potential ausleben können. Dabei sind sie aber dennoch zumeist weitaus treffendere Interpretationen als die, die sich in den Realfilmen finden – tatsächlich ist Clancy Browns Lex Luthor die bislang einzige Adaption dieser Figur, mit der ich zufrieden bin.
Fazit: „World’s Finest“ ist, trotz der sehr simplen Handlung, ein sehr schönes Beispiel für eine erste Begegnung zwischen Batman und Superman – und auch dafür, wie man eine gelungen Dynamik zwischen den beiden Helden etablieren kann.
Diese Rezension ist so spoilerfrei wie möglich, könnte aber zu gewissen Schlussfolgerungen führen.
Story: Über dreißig Jahre nach der Schlacht um Endor: Die Überreste des Imperiums haben sich zur „Ersten Ordnung“ formiert und trachten nach wie vor danach, über die Galaxis zu herrschen. In ihrem eigenen Gebiet wird die Ordnung von der „Resistance“ unter General Leia Organa (Carrie Fisher) bekämpft. Während Han Solo (Harrison Ford) wieder schmuggelt, gilt Luke Skywalker (Mark Hamill), Held des Galaktischen Brügerkriegs, als verschollen, jedenfalls bis eine Spur in Form einer Karte auf dem Wüsentlaneten Jakku auftaucht und dort durch Zufall im Inneren des Droiden BB8 an die junge Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley) gerät. Zusammen mit Finn (John Boyega), einem Deserteur der Ersten Ordnung, versucht Rey nun von Jakku zu fliehen, denn die Truppen der Ersten Ordnung unter Führung von Kylo Ren (Adam Driver) suchen bereits nach der Karte…
Kritik: Da ist sie nun, die lang erwartete siebte Star-Wars-Episode; und für einen Fan wie mich gibt es zu einem Film wie diesem natürlich sehr viel zu schreiben – nach dieser spoilerfreien Kritik folgen nach der Zweitsichtung auf jeden Fall noch eine ausführliche Analyse sowie ein Artikel zum Score. Hier konzentriere ich mich nun auf die ersten Eindrücke.
Nachdem George Lucas „Das Erwachen der Macht“ vorgeführt bekam, äußerte er sich eher zweideutig und gab von sich: „Die Fans werden den Film lieben.“ Angesichts seiner Erfahrungen mit dem SW-Fandom lässt sich diese Aussage sehr unterschiedlich deuten, ist aber angesichts des fertigen Produkts tatsächlich ziemlich treffend, wenn auch vielleicht etwas zu sehr vereinfachend, und dort liegt zugleich die größte Stärke und auch die größte Schwäche von „Das Erwachen der Macht“. Beginnen wir mit Letzterer: Ich würde zwar nicht so weit gehen wie einige andere und sagen, bei Episode VII handle es sich um ein Remake von „Eine neue Hoffnung“, aber der Vorwurf ist durchaus berechtigt. Struktur und Handlung sind dem allerersten Star-Wars-Film schon verdammt ähnlich (hin und wieder gewürzt mit einigen Elementen der Episoden V und VI): Böse Diktatur mit Superwaffe auf der einen Seite, unterlegene Widerstandskämpfer auf der anderen, ahnungsloses „Bauernkind“ von Hinterwäldlerplaneten wird in den Konflikt hineingezogen. Es gibt im Großen und Kleinen noch viele weitere Parallelen, die allerdings spoilern würden. Kurz und gut: Die Handlung von „Das Erwachen der Macht“ ist ziemlich einfach, geradlinig und alles ist schon mal dagewesen. Man kann ja über Episode I sagen was man möchte, aber sie hat definitiv etwas anderes geliefert als die bisherigen Filme (natürlich gibt es Überschneidungen, aber dennoch). Einerseits wirkt Episode VII, als wolle man auf Nummer Sicher gehen, andererseits ist es aber auch nicht so plump wie in „Star Trek Into Darkness“, wo die Schlüsselszene eins zu eins aus „Der Zorn des Kahn“ übernommen wurde, nur mit vertauschten Rollen. Man merkt dem Film an, wie sehr J. J. Abrams „Eine neue Hoffnung“ liebt. Leider ändert das nichts daran, dass die Handlung fürchterlich vorhersehbar ist – selbst wer sich vor Spoilern gehütet hat (was ich versucht habe, allerdings mit gemischtem Ergebnis), wird kaum Probleme haben, die Kernpunkte der Handlung vorauszusagen und treffend zu raten, welche Figur sich am Ende der Handlung wo befinden wird.
Das Einzelelement, das mich letztendlich am meisten gestört hat, ist die Superwaffe der Ersten Ordnung mit dem für Star-Wars-Fans recht vertrauten Namen „Starkiller Base“. Ich hatte ja bereits an anderer Stelle geschrieben, wie ich zu neuen Superwaffen stehe. Die Starkiller Base ist nicht nur nicht besonders logisch, sie ist im Grunde auch überflüssig: Während der Todesstern in den Episoden IV und VI zumindest ein handlungstragendes und –bestimmendes Element war, ist sie hier im Grunde überflüssig.
Kommen wir nun aber zum Positiven: Die reine Umsetzung des Ganzen ist grandios gelungen. Wie gesagt, man merkt J. J. Abrams die Liebe zur Vorlage an, im Schlechten wie im Guten. Vor allem die Darsteller wissen durchweg zu überzeugen, die alten Hasen der OT finden problemlos in ihre Rollen zurück, während die Neulinge sich hinter ihnen nicht verstecken müssen. Dabei ist vor allem hilfreich, dass der gesamte erste Akt des Films den neuen Figuren gehört, sodass wir zusammen mit ihnen den neuen Status Quo der weit, weit entfernten Galaxis erforschen können und dabei erstmal relativ wenig wissen. Ganz allgemein spart „Das Erwachen der Macht“ an Exposition und vermittelt dem Zuschauer gerade so viel, wie er unbedingt wissen muss, aber nicht mehr. Nach wie vor wissen wir nicht, wer die Ritter von Ren eigentlich sind, wie die Erste Ordnung sich formiert hat etc. Aber zurück zu den Darstellern: Das Charisma, dass die neuen Protagonisten versprühen, ist beeindruckend. Vor allem Daisy Ridley und John Boyega, gerade, wenn sie miteinander interagieren, sind unglaublich sympathisch und knuffig. Auch Adam Driver macht als Antagonist eine ziemlich gute Figur ist so vielleicht ein wenig so, wie der Prequel-Anakin hätte sein sollen.
Handlung und Action sind enorm kurzweilig, der Humor sitzt und funktioniert meistens ziemlich gut und die technischen Aspekte sind im Grunde alle hervorragend, gerade die Kombination aus praktischen Effekten und (wo nötig) CGI ist äußerst gelungen. „Das Erwachen der Macht“ wäre ein grandioser Film, würde Episode IV nicht existieren, aber Episode IV existiert nun einmal und bildet die Grundlage des Franchise. Dennoch, „Das Erwachen der Macht“ ist wirklich verdammt unterhaltsam, aber ich denke, noch einmal kann Disney so etwas nicht bringen: Episode VIII sollte und muss sich in eine andere, neue Richtung bewegen.
Fazit: Mit einem endgültigen Fazit warte ich bis zur Zweitsichtung und der ausführlichen, spoilerverseuchten Rezension.
Die singende Lehrerin hat mal wieder zur Blogparade aufgerufen. Beim Thema „Die besten Schurken in Film und Serie“ kann ich als Fan der Bösen Buben natürlich kaum widerstehen. Zwar habe ich in der Anfangszeit meines Blogs bereits eine derartige Liste konzipiert, diese bestand aber nur aus fünf Filmschurken, insofern ist es, denke ich, mehr als berechtigt, nun die aktualisierte und erweiterte Liste zu präsentieren. Wie so oft gilt auch hier: Die Rangfolge ist nicht in Stein gemeißelt, sie entspricht meiner aktuellen Gemütslage und kann sich schon nächste Woche wieder ändern. Ich habe darüber hinaus versucht, pro Film (bzw. Filmreihe) und Serie nur einen Schurken auszuwählen, aber natürlich musste ich hin und wieder doch ein wenig schummeln, vor allem bei Platz 1 der Filmschurken. Insgesamt finde ich es auch ein wenig traurig, dass es keine einzige Schurkin auf die Film-Liste geschafft hat (das Herz will, was das Herz will), aber dafür ist die Serienliste fast ausgeglichen.
Und nun, schon mal zur Einstimmung, die Runners-up-Liste, völlig unsortiert: Sauron, Darth Maul, Malefiz, Smaug, Thailog, Antonio Salieri, Davy Jones, Hades („Disneys Hercules“), Hector Barbossa, Roose Bolton, Coriolanus Snow, Darth Tyranus, Bellatrix Lestrange, Satan („Im Auftrag des Teufels“), Lex Luthor („Superman: The Animated Series“), Darth Vader, Bane („The Dark Knight Rises“), Ava Lord, Dschafar, Francis Dolarhyde, die Meerhexe Ursula, Imhotep, William Stryker, Mystique, Saruman, Jack the Ripper („From Hell“), David Xanatos, Scar.
Serie
10. Morgan (Eva Green) aus „Camelot“
Die kurzlebige Starz-Serie „Camelot“ war zwar gewiss nicht frei von Fehlern (der größte war Jamie Campbell Bower als Arthur), hat es aber dennoch geschafft, dem allseits bekannten Artus-Mythos die eine oder andere neue Facette abzugewinnen, wobei das Highlight definitiv die Interpretation von Merlin und Morgan war. Letztere gibt im Rahmen dieser Serie eine wirklich grandiose Schurkin ab, was einerseits daran liegt, dass sie ziemlich nachvollziehbar gestaltet ist und mit ihren Ansichten dem modernen Zuschauer oftmals näher ist als die eigentlich guten Figuren (warum sollte nicht eine Frau über England herrschen?), und andererseits, weil sie von Eva Green gespielt wird, was prinzipiell nicht schadet. Schon allein wegen ihrer Interpretation von Morgan lohnt es sich, die Serie anzuschauen.
9. Jim Moriarty (Andrew Scott) aus „Sherlock“
Professor Moriarty gehört zu den großen Widersachern der Literatur und wurde schon vielfach interpretiert. Die Sherlock-Version, ohne akademischen Titel, muss sich definitiv nicht verstecken – in bester Schurkentradition ist er sowohl Spiegel als auch Gegensatz zu seinem heroischen Gegner. Wo Sherlock Holmes ein „Consulting Detective“ ist, ist Moriarty ein „Consulting Criminal“ und wo Sherlock stoisch und kalt erscheint, sich in Wahrheit aber sehr um die Menschen, die ihm am nächsten stehen, sorgt und für sie eintritt, scheint Moriarty übermäßigen emotionalen Ausbrüchen und Stimmungsschwankungen unterworfen, schert sich aber um niemand anderen als sich selbst. Beide Widersacher verbindet allerdings ihre überragende Intelligenz und ihre durchaus ähnliche Weltsicht, denn in vielerlei Hinsicht ist Moriarty das, was Sherlock wäre, besäße er kein Gewissen. Zu all diesen gelungenen Gemeinsamkeiten und Gegensätzen kommt hinzu, dass Andrew Scott beim Spielen der Figur sichtlich Spaß hat, zur großen Freude des Zuschauers.
8. Harley Quinn (Arleen Sorkin) aus „Batman: The Animated Series“
Harley Quinn ist witzig, lebensfroh, hin und wieder ziemlich durchgeknallt und unglaublich tragisch, denn sie hat das Pech, dass sie unsterblich in den Joker verliebt ist. Die Beziehung der beiden hat eine unglaubliche Dynamik, die Tragik rührt daher dass Harley, egal wie sehr die Joker sie misshandelt, doch stets zu ihm zurückkehrt, weil sie von ihm vollkommen besessen ist. Der Joker seinerseits ist oft von ihr genervt oder versucht sogar umzubringen, sollte sie sich aber kurzfristig für jemand anderen interessieren, wird er unglaublich eifersüchtig und besitzergreifend. Ursprünglich begann Harley als relativ unwichtiger Nebencharakter in „Batman: The Animated Series“, weil Bruce Timm und Paul Dini sich dachten, dass es cool wäre, wenn der Joker einen weiblichen Sidekick hätte. Gewissermaßen begann Harley danach aber ein Eigenleben zu entwickeln, sie bekam in Form der Graphic Novel „Mad Love“ (die im Rahmen der Serie auch adaptiert wurde) eine interessante Hintergrundgeschichte und war bei den Fans so beliebt, dass sie schon bald ins reguläre DC-Universum übernommen wurde, von zusätzlichen Auftritten in weiteren Serien (beispielsweise „The Batman“) oder Spielen („Arkham Asylum“ und Sequels) ganz zu schweigen. Und mit Suicide Squad steht bald ihr erster Auftritt in einem Realfilm bevor. Aber es ist die Cartoon-Version, gesprochen von Arlene Sorkin, die Harley definiert hat.
7. Russel Edgington (Denis O’Hare) aus „True Blood“
„True Blood“ wurde ab Staffel 4 deutlich schwächer, Staffel 3 war aber noch wirklich grandios, was zum Großteil dem von Denis O’Hare gespielten Russel Edgington zu verdanken ist. Der gute Russel balanciert auf einem sehr schmalen Grat, er ist unterhaltsam und witzig, aber gleichzeitig bedrohlich und gefährlich, ohne dass das eine das andere aufheben würde. O’Hare gelingt es, den uralten Vampir glaubwürdig und charismatisch darzustellen, und ihm zu allem Überfluss auch noch einen Hauch Tragik zu verleihen, denn man merkt, dass ihm der Verlust seines geliebten Talbot wirklich und aufrichtig zu Herzen geht. Und wer könnte jemals die geniale Fernsehansprache vergessen.
6. Amanda Waller (C. C. H. Pounder) aus „Justice League Unlimited“
Amanda Waller ist so ganz anders als die typischen Superschurkinnen mit Modelfiguren und hautengem Spandex: Sie ist keine gute Kämpferin und übergewichtig, aber trotzdem eine, wenn nicht gar die, gefährlichste Frau des DC-Universums – und dazu noch eine ziemlich komplexe und interessante Figur, gerade in „Justice League Unlimited“. Dort fürchtet sie die wachsende Macht der Justice League, eine Angst, die durchaus berechtigt ist, denn in einem Paralleluniversum machten sich die Mitglieder der Justice League zu den Justice Lords und errichteten eine Diktatur. Waller will die Menschheit vor übermächtigen Superwesen beschützen, diese Aufgabe verfolgt sie allerdings völlig rücksichtslos: Der Zweck heiligt fast jedes Mittel.
5. Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) aus „Daredevil“ Achtung! Das Video stammt aus dem Finale der ersten Staffel von „Daredevil“ und enthält Spoiler.
Ich habe Wilson Fisk, den Kingspin (auch wenn dieser Spitznamen in der ersten Staffel von „Daredevil“ nie benutzt wird) ja bereits ausführlich gelobt. Vincent D’Onofrio spielt Fisk als außergewöhnlich vielschichtigen Widersacher des Titelhelden, als Gangsterboss mit Vision, auf der einen Seite brutal und geplagt von seinem Temperament, auf der anderen Seite schüchtern und unsicher; ein Schurke, von dem ich definitiv mehr sehen will. Glücklicherweise ist Staffel 2 bereits in der Mache.
4. Demona (Marina Sirtis) aus „Gargoyles“
Disneys „Gargoyles“ hat eine ausgezeichnete Schurkenriege, von David Xanatos über Thailog und MacBeth bis hin zu Fox und Oberon, aber Demona ist ohne Zweifel die Krönung. Goliaths ehemalige Geliebte ist ganz ähnlich konzipiert wie Magneto: Aufgrund ihrer tragischen Vergangenheit hat sie gelernt, Menschen zu hassen, mehr als einmal versucht sie, die gesamte Menschheit auszulöschen, wobei ihr der Manhatten-Clan natürlich stets einen Strich durch die Rechnung macht. Tief in ihrem Inneren ist Demona allerdings ein zutiefst einsames Wesen, das sich nach einer verlorenen Liebe sehnt und sich konsequent selbst belügt. Tragisch, getrieben, und wunderbar gesprochen von Marina Sirtis – die perfekte Schurkin für eine der besten Zeichentrickserien.
3. Darkseid (Michael Ironside) aus „Superman: The Animated Series“
Darkseid ist der große Böse des DC-Universums und die (inoffizielle) Vorlage für Thanos (der nette Herr, der in der Mid-Credits-Szene der beiden Avengers-Filme kurz auftaucht). Zwar wurde er schon einige Mal dargestellt, unter anderem in „Smallville“ und dem einen oder anderen Zeichentrickfilm, aber bislang hat mich nur eine Interpretation des finsteren Gottes wirklich zufrieden gestellt: Die von Michael Ironside aus „Superman: The Animated Series“ und den restlichen DCAU-Serien. Allein mit seiner Stimme schafft es Ironside, die Essenz der Figur perfekt einzufangen. Darkseid spricht fast immer ruhig, gelassen und mit absoluter Selbstsicherheit, er ist sich der Tatsache, dass er eines er mächtigsten Wesen des Universums ist, absolut bewusst. Umso furchterregender wird es dann, wenn er einmal wirklich die Stimme erhebt. Darüber hinaus ist er (zumindest im Rahmen des DCAU) der Schurke, der Superman am nachhaltigsten unter die Haut geht, indem er ihm eine Gehirnwäsche verpasst und ihn dazu zwingt, die Erde anzugreifen. Darkseid ist der einzige Schurke, bei dem sich Superman nicht zurückhält und den er tot sehen möchte.
2. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) aus „Hannibal“
Da gibt es keine Diskussion: Kultivierte Kannibalen geben einfach grandiose Schurken ab. In Bezug auf Hannibal Lecter stellt sich natürlich oft die Frage: Anthony Hopkins oder Mads Mikkelsen? Diese Frage beantworte ich mit einer Gegenfrage: Warum sollte ich mich entscheiden? Mads Mikkelsen Interpretation der Figur ist anders als die von Hopkins, ruhiger, subtiler, aber deswegen keinesfalls weniger gelungen oder fesselnd. Die Serien-Version von Hannibal Lecter ist extrem beherrscht und sehr auf Kontrolle bedacht, spielt jedoch trotzdem (oder gerade deshalb) hervorragend mit allen Menschen, die ihn umgeben.
1. Tywin Lannister (Charles Dance) aus „Game of Thrones“
Ob Tywin Lannister überhaupt ein Schurke ist, ist freileich diskutabel; Charles Dance sieht ihn jedenfalls nicht als solchen, aber immerhin gehört er zu den Figuren, die einem bösen Masterminde in „Game of Thrones“ am nächsten kommen. Joffrey mag ein sadistisches Arschloch sein, aber es ist Lord Tywin, von dem die Gefahr ausgeht, er ist stets die eigentliche Macht hinter dem Eisernen Thron. Ich muss ja zugeben, als ich Tywin in der Serie zum ersten Mal sah, war ich doch ein wenig enttäuscht, denn in den Romanen hat er mit Glatze und Backenbart eine so markante Erscheinung. Schnell stellte ich allerdings fest, dass man für Lord Tywin keinen besseren Schauspieler als Charles Dance hätte finden können. Von den Unterschieden bei Kopf- und Gesichtsbehaarung einmal abgesehen bringt Dance die Figur nämlich perfekt auf den Punkt und hat genau die richtige Ausstrahlung. Schon sein Blick allein reicht, um andere verstummen zu lassen und wenn er spricht, hört man zu. Charles Dance als Lord von Casterly Rock kommandiert eine Präsenz, wie man sie nur selten findet, und das selbst dann noch, wenn Tywin auf dem Klo sitzt.
Filme
10. Frollo (Tony Jay) aus „Der Glöckner von Notre Dame“
Disney-Schurken sind so eine Sache für sich: Sie sind selten vielschichtig, aber doch sehr oft äußerst einprägsam, weil sie auf so glorreiche Weise schurkisch sind und bei vielen von uns die Kindheit dominiert haben. Richter Frollo, gesprochen vom leider verstorbenen, aber grandiosen Tony Jay, ist zwar ebenfalls unheimlich markant, unterscheidet sich aber von vielen anderen Disney-Schurken dadurch, dass er seine Taten tatsächlich zu rechtfertigen versucht, während Dschafar oder Hades sich einfach in ihrer Bosheit suhlen und sich Malefiz sogar zur „Mistress of all evil“ erklärt. Frollo ist für einen Disney-Schurken beängstigend realistisch, denn er besitzt keinerlei magische Kräfte, zettelt dafür aber ein Pogrom an, plant einen Genozid und wird von fleischlicher Lust angetrieben. Hach ja, die magische Welt von Disney…
9. Dracula (Gary Oldman) aus „Bram Stoker’s Dracula“
Über die Jahrzehnte hinweg wurde Dracula bereits von vielen großen (und auch vielen weniger großen) Darstellern verkörpert, von Bela Lugosi über Christopher Lee, Klaus Kinski, Luke Evans, bis hin zu Frank Langella und Jonathan Rhys Meyers, aber meine Lieblingsversion ist eindeutig die von Gary Oldman verkörperte aus „Bram Stoker’s Dracula“. Anders als die meisten Inkarnationen, die vorher kamen, ist Oldmans Graf ein tragisches Monster, aber im Unterschied zur Luke-Evans-Version ist trotzdem nicht völlig heroisiert, sondern tatsächlich eine Bestie. Dass die Figur so funktioniert, ist vor allem Gary Oldmans Wandlungsfähigkeit zu verdanken, der sowohl als tragischer Liebhaber als auch als bösartig lachender Vampirfürst überzeugt. Nebenbei, dieser Dracula hat wohl mit Abstand die meisten unterschiedlichen Erscheinungsformen; alter Mann, junger Mann, Werwolf, Nebel, Fledermausmonster…
8. Hans Landa (Christoph Waltz) aus „Inglourious Basterds“
Landa ist die Rolle, die Christoph Waltz international bekannt gemacht hat und ein Oscar ist auch dabei herausgesprungen – völlig zurecht, denn Hans Landa ist ein grandioser Schurke, der die gängigen Filmnazi-Klischees widerlegt und am Ende sogar die Seiten wechselt (aus reinem Opportunismus, versteht sich). Bis dahin ist er aber rechtschaffen gemein und grausam, deduziert als finstere Version von Sherlock Holmes und macht seine Feinde in vier verschiedenen Sprachen nieder.
7. Loki (Tom Hiddleston) aus „Thor“, „The Avengers“ und „Thor: The Dark World“
Ich mochte Loki als Schurke in der nordischen Mythologie und im Marvel-Universum schon vor dem MCU, was Tom Hiddleston aus der Figur macht, ist allerdings noch einmal eine Klasse für sich. Lange war Loki der mit Abstand beste und beliebteste MCU-Schurke (jedenfalls, bis Wilson Fisk sich zeigte), und das aus gutem Grund. Loki ist nicht nur durchtrieben, seine Handlungen sind auch nachvollziehbar, und darüber hinaus ist er noch so unheimlich unterhaltsam. Hinzu kommt, dass er sich über die Filme konstant weiterentwickelt und bei jedem neuen Auftritt an einem völlig anderen Punkt steht. Ironischerweise gewinnt er in dem Film, in dem er nicht der Hauptschurke ist.
6. Pinhead (Doug Bradley) aus „Hellraiser 1-8“ Achtung, das Video könnte religiöse Gefühle verletzen und ist recht eklig!
Im Horrorfilmbereich gibt es diverse Filmreihen, die jeweils von ihrem Schurken definiert werden und deren Sequels von Film zu Film immer schlechter werden. Freddy Kruger, Michael Myers, Jason Vorhees und Jigsaw sind nur einige davon, aber einer steckt sie meiner Meinung nach alle in die Tasche: Pinhead, der nagelgespickte Priester der Hölle. Obwohl er das Element ist, das alle Hellraiser-Filme zusammenhält, fungiert er dabei nicht einmal per se immer als Schurke – genau genommen tut er das nur in den Teilen 3 und 4. Gerade das macht Pinhead so interessant, wobei Doug Bradley und das ikonische Design ihren Teil ebenfalls beitragen. Über Pinhead habe ich mich bereits sehr ausführlich geäußert.
5. Magneto (Ian McKellen, Michael Fassbender) aus „X-Men 1-3“, „X-Men: First Class“ und „X-Men: Days of Future Past“
Magneto ist nicht nur einer der bekanntesten Comicschurken, sondern auch, wenn er angemessen umgesetzt wird, einer der nachvollziehbarsten: Seine Eltern wurden während des Holocaust getötet, er selbst überlebte, kam aber zu dem Schluss, dass es den Mutanten irgendwann ähnlich ergehen wird wie den Juden im Dritten Reich, weshalb er eine Vormachtsstellung für die Seinen anstrebt. Sowohl Michael Fassbender als auch Ian McKellen spielen den Meister des Magnetismus so grandios und einnehmend, dass ich mich beileibe nicht für einen der beiden entscheiden kann. Egal ob jung oder alt, Magneto ist ein grandioser Schurke.
4. Lord Voldemort (Ralph Fiennes) aus „Harry Potter 4-7.2“
Als literarische Figur hat mich Lord Voldemort von Anfang an fasziniert, was Rowling in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ dann aber letztendlich aus ihm gemacht hat, fand ich äußerst unbefriedigend. Aus diesem Grund hat Ralph Fiennes Lord Voldemort im Grunde für mich gerettet, denn er gehört zu den Schauspielern, die dafür sorgen, dass auch die schwächsten Dialogzeilen noch funktionieren. Bereits nach der Sichtung von „Harry Potter und der Feuerkelch“ war ich von Fiennes‘ Dunklem Lord begeistert, „Der Orden des Phönix“ hat noch eine Schippe draufgelegt, aber richtig brillant wurde es erst mit den beiden Teilen von „Die Heiligtümer des Todes“: Im ersten sehen wir einen Voldemort auf dem Höhepunkt seiner Macht, im zweiten einen Voldemort, der durch die Zerstörung seiner Horkruxe immer wahnsinniger wird – und beides stellt Fiennes blendend dar. Er schafft es gar, allein durch sein Spiel, Voldemort noch eine tragische Seite abzugewinnen, wo er im Roman nur noch eine flache Parodie seiner selbst war. Hut ab!
3. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) aus „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“ und „Roter Drache“
Die andere Version des kultivierten Kannibalen, anders, aber nicht minder gelungen. Für Anthony Hopkins‘ Hannibal Lecter ist seine Zelle (und später Florenz) eine Bühne, er genießt es, seine Gegenspieler psychologisch fertig zu machen und ihnen seine Überlegenheit unter die Nase zu reiben. Anthony Hopkins war es, der die Figur des kannibalischen Psychiaters zur Ikone gemacht hat.
2. Darth Sidious (Ian McDiamird) aus „Star Wars Episode VI und I-III”
In den meisten Schurkenhitlisten ist es Darth Vader, der Star Wars vertritt, doch letztendlich ist er „nur“ ein Handlanger, der eigentliche Vertreter des Bösen in George Lucas‘ Weltraumoper ist der Imperator. Interessanterweise gehört er auch zu den wenigen Figuren, die von den Prequels tatsächlich profitiert haben. War er in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ vor allem ein relativ typischer böser Overlord, der in erster Linie in seinem Sessel saß, Befehle gab, böse lachte und am Ende Blitz schleuderte, so gewinnt er in den Prequels an Facetten, wir sehen ihn als Charismatiker, politischen Ränkeschmied und Puppenspieler, der galaktische Regierungen zu seinen Marionetten macht und Anakin Skywalker gekonnt zur Dunklen Seite der Macht verführt. Er ist der wahre Dunkle Lord der Sith, und aus diesem Grund benutze ich, wenn ich über ihn spreche oder schreibe, auch seinen Sith-Namen, da „Darth Sidious“den Kern seines Wesens besser trifft als „Palpatine“.
1. Der Joker (Jack Nicholson, Mark Hamill und Heath Ledger) aus „Batman“, „Batman: Mask of the Phantasm“ und „The Dark Knight“
Okay, hier habe ich geschummelt, denn ich liebe alle drei Inkarnationen von Batmans Erzfeind. Streng genommen ist die Mark-Hamill-Version auch kein Film-, sondern ein Serienschurke, aber da er auch in dem Kinofilm „Batman: Mask of the Phantasm“ auftauchte (und ich andernfalls auf Harley Quinn verzichten müsste), wird auch dieser Joker hier integriert. Während sowohl die Jack-Nicholson- als auch die Heath-Ledger-Version – der Todeskünstler und der nihilistische Terrorist – genau auf ihren jeweiligen Film perfekt zugeschnitten sind, ist der Hamill-Joker die genaueste Verkörperung der Comicfigur, die mühelos zwischen dem harmlosen Spaßmacher der 60er und dem mörderischen Psychopathen der Moderne hin- und herwechseln kann und praktisch immer funktioniert. Wenn ich Comics mit dem Joker lese, stelle ich mir dabei Mark Hamills Stimme vor. Nichts desto trotz, alle drei sind wirklich grandiose Schurken, die ihrer Version von Batman jeweils das Leben zur Hölle machen.
Die meisten Leute würden den Begriff „Weihnachten“ wohl kaum mit „mörderischer, psychopathischer Killerclown“ assoziieren, kundige Batman-Fans dagegen ziemlich sicher. Auf den ersten Blick erscheint es relativ absurd, aber es lässt sich nicht leugnen: Der Joker taucht in verdammt vielen Geschichten auf, die zur Weihnachtszeit spielen, und das nicht nur in den Comics, sondern intermedial. Lediglich in den Kinofilmen gibt es diese Kombination bisher nicht. „Batmans Rückkehr“ spielt zwar zur Weihnachtszeit, als Schurke fungiert hier allerdings der Pinguin. Immerhin könnten allerdings Oswald Cobblepots clownsgesichtige Häscher ebenso gut für den Joker arbeiten.
Die Schöpfer von Batman-Comics, -Spielen und –Zeichentrickserien sind allerdings ganz offenbar der Meinung, dass der Joker und Weihnachten wunderbar zusammenpassen. Jeph Loeb und Tim Sale beispielsweise haben den mörderischen Clown schon zwei Mal mit dem Fest der Liebe in Verbindung gebracht. In ihrer bahnbrechenden, dreizehnteiligen Miniserie „Batman: The Long Halloween“ treibt der Joker an Weihnachten sein Unwesen, stiehlt Geschenke und versucht herauszufinden, ob Harvey Dent der Holiday-Mörder ist, und zwar, indem er Dent und seiner Frau in ihrem Haus auflauert. Der Joker stiehlt Weihnachten in „Batman: The Long Halloween“ – Parallelen zum Grinch waren sicher beabsichtigt
Bei „Ghosts“ einem Halloweenspecial vom selben Team, das in dem Sammelband „Haunted Knight“ erhältlich ist, handelt es sich zwar nicht per se um eine Weihnachtsgeschichte, allerdings ist es, trotzt des fehlenden Drumherums, eine Adaption von Dickens‘ „A Christmas Carol“, in welcher der Joker als Geist der gegenwärtigen Weihnacht fungiert. Und apropos Dickens, es gibt noch eine weiteren Comic, der diesen Klassiker adaptiert: „Batman: Noel“, geschrieben und gezeichnet von Lee Bermejo. Diese Geschichte suhlt sich geradezu in pervertierter Weihnachtsstimmung – und macht optisch verdammt viel her.
Die Joker-an-Weihnachten-Thematik findet sich auch in „Batman: The Animated Series“ wieder, und zwar bereits in der zweiten Episode (nach Produktion, nicht Erstausstrahlung), die Mark Hamills Debüt als Joker markiert. „Christmas with the Joker“ gehört zwar eindeutig zu den leichtherzigen, eher „cartoonartigen“ Episoden, gilt aber trotzdem als Klassiker, schon allein wegen der ikonischen Ausbruchsszene zu Beginn (siehe Video). In der späteren Folge „Holiday Knights“ ist der Joker abermals mit von der Partie, kümmert sich dieses Mal allerdings um Silvester. An seiner Statt darf allerdings Harley Quinn (mit tatkräftiger Unterstützung von Poison Ivy) Batman die Vorweihnachtszeit ruinieren. Und schließlich hätten wir da noch „Arkham Origins“, das am Weihnachtsabend spielt und in dem Batman (in dieser Kontinuität) zum ersten Mal auf den Joker trifft. Der Joker als Geist der zukünftigen Weihnacht in „Batman: Noel“
Warum, mag man sich fragen, wird der Joker so gerne in Geschichten mit Weihnachtsthematik eingesetzt? Wenn man es genauer betrachtet, ist das Ganze sogar ziemlich logisch. Die Attraktivität des Batman/Joker-Konflikts basiert (zumindest zum Teil) auf der Umkehrung der allgemein üblichen Symbolik. Batman, der Held, nutzt die Mittel des Bösen wie Einschüchterung, und trägt schwarz, während sein Widersacher knallbunt ist und das Lächeln, das Symbol des Positiven, grausam pervertiert. Weihnachten ist ebenfalls ein positives Symbol, selbst wenn man den christlichen Kontext weglässt. Trotz des massiven Zynismus, mit dem Weihnachten gerne mal bedacht wird, gilt es immer noch als das „Fest der Liebe“ oder das „Fest der Familie“. Gemütliche Rituale, familiäres Beisammensein, Kinderfreude – all das sind Elemente, die gemeinhin mit Weihnachten assoziiert werden. Und all das sind Dinge, die der Joker mit Freude pervertiert, es ist quasi eine Weiterentwicklung der oben geschilderten umgekehrten Symbolik.
Durch seine Aktionen nimmt der Joker Weihnachten die Gemütlichkeit und Behaglichkeit und kehrt sie um. Nicht umsonst geht es in „The Long Halloween“ und „Noel“ under anderem darum, dass der Joker in den familiären Raum eindringt und Sicherheit und Idylle gezielt zerstört. In der Loeb/Sale-Geschichte trägt er dazu die typische Weihnachtsmannmütze, während er bei Bermejo von einem Kind zuerst für den Weihnachtsmann gehalten wird.
In „Christmas with the Joker“ und „Arkham Origins“ erfolgt die Perversion sogar noch weitaus deutlicher. Nicht nur macht sich der Joker die Symbole des Weihnachtsfestes zu Eigen, er okkupiert auch die Musik, eines der hervorstechendsten Merkmale. In „Christmas with the Joker“ setzte die Komponistin Shirley Walker gezielt bekannte Weihnachtsmelodien ein, am prägendsten ist jedoch der erste Auftritt des Jokers, der die Episode eröffnet: Dort singt er die Batman-Version von Jingle Bells. In „Arkham Origins“ ist das ganze ein wenig subtiler: Als musikalisches Leitmotiv für den Joker wählte Christopher Drake die Melodie des bekannten ungarischen Weihnachtsliedes Carol of the Bells, allerdings mit veränderter Begleitung, die unter anderem einen langgezogenen Einzelton enthält, der sicher nicht zufällig an Hans Zimmers Joker-Thema erinnert. Die Melodie erhält so ein bösartiges, äußerst ungemütliches und dissonantes Element.
Passen der Joker und Weihnachten zusammen? Letztendlich ist das die falsche Frage. Weihnachten passt in jedem Fall perfekt in das symbolische Beuteschema des Jokers. In diesem Sinne, fröhliche und nicht-pervertierte Weihnachten.
Story: Ein neuer Vigilant taucht in Gotham City auf: Das Phantom, ein gandenloser Selbstjustizler, der auch vor Mord nicht zurückschreckt und in kürzester Zeit zwei einflussreiche Mafiabosse tötet. Dumm nur, dass die Polizei ausgerechnet Batman (Kevin Conroy) dafür verantwortlich macht. Währenddessen kehrt eine Person aus Bruce Waynes Vergangenheit zurück: Andrea Beaumont (Dana Delany), die er, kurz bevor er zu Batman geworden ist, fast geheiratet hätte. Bald schon wird offensichtlich, dass sie und ihr Vater (Stacy Keach) etwas mit dem Phantom zu tun haben, denn dieses tötet exakt jene Gangsterbosse, mit denen Carl Beaumont in der Vergangenheit Probleme hatte. Die Situation wird allerdings noch komplizierter, als sich der dritte Mafioso in seiner Verzweiflung ausgerechnet an den Joker (Mark Hamill) wendet…
Kritik: In den zehn Jahren zwischen 1989 und 1999 kamen insgesamt fünf Batman-Filme in die Kinos. Die vier Realfilme sind ja wohl alle (wenn auch nicht ihrer Qualität wegen, wenn es um die Machwerke Joel Schumachers geht) bekannt. Der fünfte hingegen, ein Spin-off Film von „Batman: The Animated Series“, wurde kaum beachtet, was extrem schade ist. Denn „Mask of the Phantasm“ ist ein wahres Goldstück, das „Batman Forever“ und „Batman und Robin“ mühelos hinter sich lässt und sogar „Batman“ und „Batmans Rückkehr“ übertrumpft. Es ist schon erstaunlich, dass ein Zeichentrickfilm mit weniger als 80 Minuten Laufzeit es viel besser schafft als so manch ein Realfilm mit viel mehr Minuten, glaubwürdige Figuren und eine tiefgründige Handlung zu erzeugen. Nicht nur wird eine gelungene Krimihandlung vorangetrieben, auch Batmans Ursprung wird auf interessante und innovative Art und Weise neu erzählt. „Mask of the Phantasm“ nutzt dabei wirklich jede Minute genau aus, um die Gefühle der Protagonisten zu ergründen und sie sowohl komplex als auch sympathisch zu machen.
Über die Stimmtalente Kevin Conroy und Mark Hamill habe ich mich ja bereits mehr als einmal ausführlich ausgelassen, darum hier nur so viel: Sie sind genauso brillant wie immer, ebenso wie Dana Delany (vielleicht am besten bekannt als Catherine Mayfair bei „Desperate Housewives“), die später in „Superman: The Animated Series“ Lois Lane sprechen sollte.
Was diesen Film letztendlich jedoch wirklich herausragend macht, ist Shirley Walkers phänomenaler Score. Düster, episch, tragisch, subtil, Walker beherrscht ihr Handwerk meisterhaft und variiert ihr ohnehin schon geniales Batman-Thema zur Perfektion. Fazit: „Batman: Mask of the Phantasm“ ist ein oft übersehenes Meisterwerk, das kein Batman-Fan verpassen darf, das viele der Realverfilmungen alt aussehen lässt und dabei auch noch den Kern des Dunklen Ritters genau trifft.
Das Warner-Brothers-Logo erscheint vor blauem Himmel, und während die düstere Musik zu spielen anfängt, verwandelt es sich in einen Polizeizeppelin, dessen Scheinwerfer eine nächtliche Großstadt beleuchten.
Die Kamera wandert durch die Häuserschluchten zu einer Bank. Bereits der rote Nachthimmel deutet an, dass dies keine gewöhnliche Metropole ist. Vor der Bank sind kurz einige Männer in Hüten und Mänteln zu sehen, dann explodiert das Gebäude auch schon. Die Musik spiegelt dies wieder und geht schließlich in Danny Elfmans Batman-Thema über, als wir sehen, wie das Batmobil die Bathöhle verlässt und auf Gotham-City zufährt (denn um welche andere Stadt sollte es sich schon handeln?).
Abermals werden uns die Bankräuber gezeigt, die vor der Polizei auf ein Dach flüchten, aber dort zu ihrem Unglück dem Dunklen Ritter begegnen, der kurzen Prozess mit ihnen macht.
Als die Polizei schließlich eintrifft, sind die Gangster bereits gefesselt und die Kamera wandert nach oben und zeigt Batman als Wächter der Stadt. Kurz erhellt ein Blitz seine schattenhafte Gestalt, bevor der ganze Bildschirm schwarz wird.
Schon allein das Intro von „Batman: The Animated Series“ ist anders als alles, was man zuvor im Bereich der Zeichentrickserie sehen konnte.
Entstehung, Konzeption und Design
Der Dunkle Ritter hat eine lange und bewegte Geschichte im TV, beginnend mit der allseits bekannten Serie aus den 60ern mit Adam West in der Titelrolle. Aber auch im Zeichentrickbereich war Batman oft vertreten, zum Teil allein, bzw. zusammen mit Robin (und Batgirl und Batwoman und Batmite und dem Bathund…) oder im Team mit anderen Superhelden, wie es zum Beispiel bei den „Super-Friends“ der Fall war.
Aber diese Serien waren für ihre Zeit typisch: Vollkommen auf Kinder zugeschnitten, meist albern und für Fans der Comics eher unbrauchbar.
Doch zum Glück betraute man bei Warner Brothers im Zuge des Erfolgs des ersten Batman-Films Bruce Timm und Paul Dini mit der Erschaffung einer neuen Serie. Diese Serie wurde schließlich zu „Batman: The Animated Series“, und, wie oben bereits erwähnt, unterschied sie sich von allem, was bisher existiert hatte.
Für gewöhnlich werden drei Hauptinspirationsquellen genannt: Die von den Fleischerstudios produzierten Superman-Cartoons aus den 40ern, die Batmancomics der 80er und natürlich Tim Burtons Batman. Zu den Erstgenannten kann ich nichts sagen, aber die Einflüsse der beiden anderen sind deutlich im Design zu spüren; die Einflüsse des Burton-Films und Frank Millers „The Dark Knight Returns“ sind unleugbar – dennoch wird nicht einfach nur plump kopiert. „Batman: The Animted Series“ hat ihren ganz eigenen Stil, ihre ganz eigene Atmosphäre. Natürlich ist die Grundstimmung düster, Art-Deco-Elemente sind vorherrschend und ganz allgemein erinnert die Stimmung in Gotham City stark an den klassischen Film Noir der 40er.
Aber nicht nur das Design unterschied sich stark vom vorher Dagewesenen, sondern auch durch der Inhalt; nicht nur die Atmosphäre war düster, die Geschichten, die die Serie erzählte, waren es ebenfalls. „Batman: The Animated Series“ nahm sein Publikum ernst und schreckte, trotz recht harter Jugendschutzvorgaben, nicht davor zurück, erwachsenere Themen anzuschneiden. Das trifft natürlich nicht auf jede Folge zu, und nicht jede Folge ist qualitativ gleichgut, aber im Großen und Ganzen war und ist die Serie sehr viel düsterer und erwachsener als alles, was es davor gab.
Die Figuren
Natürlich sind die meisten in der Serie vorkommenden Figuren bereits aus den Comics bekannt, das gilt sowohl für die Helden als auch für die Schurken. Die Zahl der extra für die Serie erfunden Figuren ist sehr gering, aber wenn ein neuer Charakter geschaffen wurde, hatte er entweder fast gar keinen Widerhall (wie zum Beispiel die Schurkin Red Claw), oder er wurde zur Kultfigur (Harley Quinn).
In den Augen vieler Batman-Fans sind die Schurken, so wie sie in „Batman: The Animated Series“ umgesetzt sind, die beste Adaption.
Das beste Beispiel ist Mister Freeze: Dieser war früher ein typischer verrückter und ziemlich alberner Wissenschaftler mit Kältefixierung. Durch Bruce Timm und Paul Dini wurde aus ihm ein tragischer und ernstzunehmender Charakter, dessen Frau an einer unheilbaren Krankheit leidet. Victor Fries (so der bürgerliche Name) forscht nach einem Gegenmittel, doch sein Arbeitgeber streicht ihm die Mittel. Fries versucht dennoch, weiterzuforschen, was zu einem Unfall führt, der es Fries unmöglich macht, bei warmen Temparaturen zu überleben, weshalb er auf einen Kälteanzug angewiesen ist. Als Mister Freeze sucht er sich anschließend an dem Mann zu rächen, der sein Leben zerstört hat.
Diese Hintergrundgeschichte war bei den Fans derart beliebt, dass sie für die Comics übernommen wurde.
Auch die meisten Schurken, die bereits beliebt waren und Kultstatus genossen, wurden in angemessener Weise umgesetzt. Die besten Beispiele hierfür sind Two-Face und der Joker.
Two-Face ist mit eine der tragischsten Figuren bei Batman: Ursprünglich ein rechtschaffener Staatsanwalt, wird er durch einen Unfall verunstaltet und zum auf die Zahl Zwei fixierten Verbrecher, gewinnt hier einige zusätzlich Facetten hinzu.
Über den Joker habe ich mich bereits ausführlich genug ausgelassen, die Version aus „Batman: The Animated Series“ stellt eine Kombination der verschiedenen Inkarnationen der Figur dar und schwankt auf dem schmalen Grat zwischen Spaßmacher und Psychopath.
Grundsätzlich sind fast alle Schurken, von Poison Ivy über Scarecrow bis hin zu Ra’s al Ghul sehr gelungen und für gewöhnlich auch, gerade für eine Kinderserie, sehr facettenreich.
Gleiches gilt natürlich auch für den Helden: Batman selbst wird natürlich ebenfalls sehr vielschichtig gezeichnet, wobei auch der Bruce-Wayne-Teil nicht vernachlässigt wird. Batman ist hier nicht ganz so getrieben wie in anderen Adaptionen (allerdings wird er mit der Zeit düsterer), dafür kann man mit ihm allerdings ein wenig mehr mitfühlen, ohne dass die Substanz der Figur verloren geht.
Die Sprecher Da ich zwar in meiner Kindheit natürlich die deutschen Folgen gesehen habe, aber mich an diese Synchronisation kaum erinnere, wird es hier ausschließlich um den O-Ton gehen.
Die „Voice-Actors“, die für „Batman: The Animated Series“ verpflichtet wurden, sind ohne Ausnahme erstklassig. Auch in diesem speziellen Bereich besitzt diese Serie Vorreiterstatus, da sie an keiner Stelle wie ein Cartoon klingt; jede Figur wird absolut überzeugend gesprochen.
Am wichtigsten ist natürlich Batman, der von Kevin Conroy vertont wird (ich glaube, ich habe ihn schon das eine oder andere Mal im Zuge meiner Reviews zu den DC Universe Animated Original Movies erwähnt). Nach wie vor ist Conroy, der Batman öfter „gespielt“ hat als alle Live-Action-Darsteller zusammen, für mich einfach die Stimme Batmans. Wenn ich einen Batman-Comic lese (insbesondere, wenn es ein englischer ist) höre ich Kevin Conroys Stimme. Seine Art, den Dunklen Ritter zu sprechen ist einfach so unglaublich passend, dass man es kaum beschreiben kann – man muss es hören. Kevin Conroy
Aber Conroy ist natürlich nicht der einzige geniale Sprecher. Ähnliches wie bei Batmans Stimme gilt für mich auch bei Alfred (gesprochen von Efrem Zimbalist jr.) und viele der Schurken. Herausragend ist natürlich vor allem Mark Hamill als Joker. Ich bin jedes Mal von Neuem erstaunt, was dieser Mann mit seiner Stimme machen kann und wie viele kranke und irre Lachvariationen er drauf hat. Er benutzt das Lachen des Jokers beinahe wie ein Instrument. Mark Hamill
Auf diese Art und Weise könnte ich mich noch ewig über jeden einzelnen Sprecher auslassen, zum Beispiel über die tolle schnarrende Stimme von Richard Moll als Two-Face oder über Arleen Sorkins Performance als Harley Quinn, aber das würde eindeutig den Rahmen dieses Artikels sprengen, deswegen belassen wir es hierbei und wenden uns stattdessen einem anderen Aspekt zu.
Die Musik
Eine weitere Besonderheit dieser Serie, vor allem im Vergleich zu vielen anderen, ist, dass für jede Folge ein Original-Soundtrack komponiert und von einem Orchester eingespielt wurde – für eine Zeichentrickserie ein enormer Aufwand. Als Grundlage und stilistische Orientierung verwendete man Danny Elfmans enorm erfolgreichen Soundtrack zu Tim Burtons „Batman“, insbesondere das Thema des Titelhelden, das in abgewandelter Form auch zur Untermalung des Vorspanns verwendet wurde. Als „musikalische Leiterin“ wurde die leider 2006 verstorbene Komponisten Shirley Walker angeheuert, die schon Elfmans Score zu „Batman“ orchestrierte und dirigierte und die auch den Soundtrack zu vielen der Folgen geschrieben hat (weitere Komponisten waren zum Beispiel Lolita Ritmanis und Michael McCuistion). Walker benutzte dabei exzessiv die Leitmotivtechnik und schrieb für viele der vorkommenden Charaktere ein markantes Motiv, zum Beispiel ein verspieltes, nach Zirkusmusik klingendes Thema für den Joker oder eine Melodie für Two-Face, die wie die bösartige Pervertierung eines Kinderliedes klingt. Ihr absolutes Meisterstück ist jedoch ohne Zweifel ihr Batman-Thema. Elfmans Thema für den Dunklen Ritter war schon gut und passend, aber Walker schafft es, buchstäblich noch eins draufzusetzen. Ihr Motiv ist gleichzeitig heroisch, düster und tragisch und ist in meinen Augen das einzige Musikstück, dass Batmans Charakter wirklich trifft. Elfman ist immerhin noch in die Nähe gekommen, Hans Zimmer und James Newton Howard (die Komponisten von „Batman Begins“ und „The Dark Knight“) haben es leider verpasst, ein markantes Thema zu kreieren, Elliot Goldenthal (Komponist von „Batman Forever“ und „Batman und Robin“) hat zwar ein markantes Thema geschaffen, das aber nicht zur Figur passt und über die Titelmelodie der 60er Serie mit Adam West reden wir lieber gar nicht erst. Um es zusammenzufassen: Walker lässt sie alle alt aussehen. Shirley Walker
Revamp
Eigentlich endete „Batman: The Animated Series“ bereits 1995, doch die direkte Nachfolgeserie „The New Batman Adventures“ (in Fankreisen oft auch „Gotham Knights“ genannt) wird gemeinhin einfach zum Vorgänger dazugezählt, da die Sprecher fast ausnahmslos dieselben sind und beide Serien zur selben Kontinuität gehören. Dennoch gibt es zwischen B:TAS und TNBA einige markante Unterschiede. Am gravierendsten ist natürlich die Designänderung (auch als „Revamp“ bezeichnet), der die Figuren unterzogen wurden, um das allgemeine Aussehen an „Superman: The Animated Series“ anzugleichen und Crossover zu ermöglichen. Dabei wurde das Design vereinfacht und der Detailreichtum zurückgeschraubt. Während manche Figuren, wie etwa Harley Quinn oder Two-Face relativ unverändert blieben, wurden bei anderen wirklich drastische Änderungen vorgenommen. Manchen, wie zum Beispiel Scarecrow, tat dies sehr gut – seine TNBA-Inkarnation ist die furchterregendste überhaupt. Für andere Charaktere war der Revamp leider weniger vorteilhaft, insbesondere für den Joker, der ohne seine charakteristischen roten Lippen irgendwie merkwürdig aussah. In der Tat war diese Designänderung so unbeliebt, dass man für spätere Auftritte der Figur in Spin-Off-Serien wie „Justice League“, „Batman Beyond“ oder „Static Shock“ zu einem abermals veränderten Aussehen griff, das das alte und das neue Design vereinte.
Aber auch der Erzählfokus veränderte sich und konzentrierte sich nun mehr auf Batmans Partner (darum auch „Gotham Knights“). In B:TAS gab es ja nur Robin und hin und wieder mal Batgirl. In TNBA haben wir nun einen neuen Robin (Tim Drake), den ersten Robin Dick Grayson als Nightwing und Batgirl als Hauptfigur – das Figurenarsenal hat sich also stark erweitert. Die „Gotham Knights“ nach dem Revamp
Die Episoden
„Batman: The Animated Series“ hat (TNBA miteingerechnet) 109 Episoden, zwei zugehörige Direct-to-Video-Filme, einen zugehörigen Kinofilm sowie einige Abstecher in andere Serien. Natürlich ist nicht alles wirklich gelungen, auch bei dieser Serie gibt es natürlich schwächere Episoden, aber neben dem enorm guten Durchschnitt gibt es eben auch Folgen, die wirklich herausragend sind. Und damit Episoden dieses Kalibers auch den Platz bekommen, den sie verdienen, werde ich sie aus diesem Artikel ausquartieren und stattdessen die Reviews zu meinen Lieblingsepisoden extra bringen.
Fazit: Nach wie vor ist „Batman: The Animated Series“ eine meiner absoluten Lieblingsfernsehserien. Sie hat mich durch meine Kindheit begleitet, war während meiner frühen Teenagerzeit leider abwesend (vor allem, weil die Staffelboxen hierzulande nicht zu erwerben waren, bzw. immer noch sind und es damals noch keine Folgen auf youtube gab), kam dann aber in der späten Teenagerzeit wieder und ist nach wie vor eine der besten Adaptionen des Dunklen Ritters.