Art of Adaptation: Clash of the Titans

„Clash of the Titans“ aus dem Jahr 1981 ist nicht nur der letzte Film, an dem Stop-Motion-Legende Ray Harryhausen mitgewirkt hat, sondern war auch ein prägender Streifen meiner Kindheit, für den ich starke nostalgische Gefühle hege. Ausgelöst von Disneys „Hercules“ war meine späte Grundschulzeit geprägt von einer (bis heute anhaltenden) Liebe zur griechischen Mythologie, die „Clash of the Titans“ noch einmal stark befeuerte. Doch wie viel hat „Clash of the Titans“ tatsächlich mit der Perseus-Sage zu tun, die er adaptiert?

Die Perseus-Sage

Wie bei fast allen Sagen finden sich auch von der Perseus-Sage viele verschiedene Versionen, Abweichungen etc. – DIE einheitliche Geschichte gibt es nicht, und antike Erzähler wie moderne Autoren haben immer wieder kleinere und größere Details geändert. Perseus, Namensgeber und Protagonist, ist ein Sohn des Zeus und der Danaë. Diese ist die Tochter des Akrisios, seines Zeichens Königs von Argos, den ein Orakel davor warnt, dass sein Enkel ihn eines Tages töten wird. Aus diesem Grund sperrt er Danaë ein, damit sich ihr kein Mann nähern kann, was Zeus aber wie üblich nicht aufhält, der Göttervater besucht die Prinzessin in Form eines goldenen Regens. Akrisios ist nicht amüsiert und sperrt Mutter und Sohn in eine Holzkiste, um sie auf dem Meer auszusetzen, aber in Zeus‘ Auftrag sorgt Poseidon dafür, dass die beiden die Fluten überleben und auf der Insel Seriphos landen. Dort werden sie von dem Fischer Diktys entdeckt, der sie bei sich aufnimmt. Polydektes, Bruder von Diktys und Herrscher der Insel, hat es auf Danaë abgesehen, der inzwischen erwachsene Perseus steht diesem Ansinnen aber im Weg. Unter einem fadenscheinigen Vorwand bringt er Perseus dazu, aufzubrechen, um ihm das Haupt der schlangenköpfigen Medusa zu bringen, die alle Lebewesen mit einem Blick in Stein verwandeln kann.

Als Sohn des Zeus hat Perseus allerdings die Götter auf seiner Seite: Athene erscheint ihm und schenkt ihm einen spiegelnden Schild, der ihm dabei helfen kann, das Monster mit dem tödlichen Blick zu bezwingen und verrät ihm, dass die drei Graien, menschenfressende alte Frauen, die zusammen nur einen Zahn und ein Auge haben, ihm verraten können, wo die Nymphen (in manchen Versionen auch die Hesperiden) zu finden sind, die über weitere Artefakte verfügen, mit denen Perseus Medusa besiegen kann. Die Graien sind nicht allzu willig, können aber schließlich überlistet werden. Von den Nymphen erhält Perseus Flugsandalen, einen Sack, in dem er den Kopf der Gorgone unterbringen kann, und eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar macht. So gerüstet kann Perseus es mit Medusa aufnehmen und schafft es, sie zu köpfen. Aus dem Leib des Monsters entspringen das geflügelte Ross Pegasus und der Riese Chrysaor.

Auf dem Heimweg probiert Perseus das Haupt der Medusa am Titanen Atlas aus, der ihm die Gastfreundschaft verweigert, weshalb der Halbgott ihn in das gleichnamige Gebirge verwandelt (was nicht unbedingt zu Atlas‘ Auftritten in anderen Sagen passt). Äthiopien liegt ebenfalls auf der Route, dort entdeckt Perseus eine junge Frau, die an einen Felsen gekettet ist. Bei ihr handelt es sich um die Prinzessin Andromeda, die dem Seeungeheuer Ketos geopfert werden solle, weil ihre Mutter Cassiopeia damit geprahlt hat, Andromeda sei schöner als die Nereiden, was Poseidon erzürnte. Das Ungeheuer ist dem Blick der Medusa allerdings nicht gewachsen und wird zu Stein, Andromeda ist frei und kann ihren Retter heiraten. Andromedas Onkel Phineus hätte seine Nichte allerdings ebenfalls gerne geheiratet und stört mit seinen Männern die Hochzeit, Perseus bedient sich jedoch abermals des Kopfes der Gorgone, und schon ist die Angelegenheit geregelt. Auch Polydektes darf Medusa bald in die Augen schauen. Und natürlich wäre es keine griechische Sage, wenn sich der Orakelspruch vom Anfang nicht erfüllen würde: Später nimmt Perseus an Wettkämpfen teil, bei denen auch Akrisios zugegen ist. Völlig ohne böse Absicht tötet Perseus den Großvater durch einen fehlgeleiteten Diskuswurf, um anschließend beschämt seine göttlichen Geschenke zurückzugeben, den Kopf der Medusa Athene zu vermachen (die ihn fortan an ihrem Schild trägt) und diverse griechische Dynastien zu begründen.

Anpassung der Handlung

Die grobe Handlung des Films, dessen Drehbuch von Beverley Cross stammt und bei dem Desmond Davis Regie führte, auch wenn Ray Harryhausen der Name ist, mit dem er primär verknüpft wird, stimmt mit der der Sage überein, es wurde allerdings versucht, den Plot stringenter zu gestalten und die einzelnen Episoden stärker miteinander zu verknüpfen. Wie in der Sage versteckt Akrisios (Donald Houston) Danaë (Vida Taylor) vor der Welt und Zeus (Laurence Olivier) besucht sie, um Perseus zu zeugen, allerdings ist der Grund ein anderer, es gibt keinen Orakelspruch, Akrisios hütet seine Tochter nur eifersüchtig. Nachdem er sie erzürnt in der Kiste ins Meer geworfen hat, befiehlt Zeus seinem Bruder Poseidon (Jack Gwillim) den Kraken loszulassen und Argos samt König zu zerstören. Polydektes und Diktys spielen im Film gar keine Rolle und auch Danaë kommt nicht mehr groß vor, stattdessen wird Perseus (Harry Hamlin) von der Göttin Thetis (Maggie Smith) nach Joppe versetzt. Diese ist wütend darüber, dass Zeus ihren Sohn Calibos (Neil McCarthy), der eigentlich Andromeda (Judi Bowker), die Prinzessin von Joppe, heiraten sollte, stattdessen in ein Ungeheuer verwandelt hat, weil er die geflügelten Pferde, bis auf eines, ausrottete. Calibos hat kein direktes Gegenstück in der Sage, am ehesten nimmt er Phineus‘ Platz als Perseus‘ Nebenbuhler ein. Seit er verwandelt wurde, ist Andromeda verflucht: Sie kann nur heiraten, wenn der Interessent ein Rätsel zu lösen vermag, andernfalls wird der Freier verbrannt.

Perseus freundet sich derweil mit dem Theaterschauspieler Ammon (Burgess Meredith, eine weitere Figur ohne Gegenstück in der Sage) an und bekommt diverse Geschenke von den Göttern: Ein Schwert von Aphrodite (Ursula Andress), den Tarnhelm von Athene (Susan Fleetwood) und einen Schild von Hera (Claire Bloom). Mit dem Tarnhelm bestückt sieht sich Perseus in Joppe um und landet schließlich unsichtbar in Andromedas Schlafgemach (ganz der Vater), wo er mit ansieht, wie Andromedas Seele von einem riesigen Geier entführt wird. Um dem Geier zu folgen, fängt Perseus Pegasus, das letzte der geflügelten Pferde, das hier definitiv nicht Medusa entspringt, ein. Seit „Clash of the Titans“ kann man fast von einer Tradition sprechen: Jeder Held, der es gerade braucht, bekommt Pegasus – Disneys „Hercules“ verwendet das geflügelte Ross auf dieselbe Weise. Der Held, der das geflügelte Ross in der Mythologie reitet, ist allerdings Bellerophon, der auf seinem Rücken gegen die Chimäre in die Schlacht zieht.

In den Sümpfen stellt Perseus fest, dass Andromeda die Rätsel von Calibos bekommt. Die beiden geraten aneinander und Perseus kann Calibos die Hand abschlagen, verliert dabei aber den Tarnhelm im Sumpf. Da er die Antwort direkt gehört hat, kann Perseus das Rätsel lösen. Unglücklicherweise ist Calibos‘ Mutter Thetis nach wie vor nicht begeistert und nimmt, wie in der Sage, Prahlerei von Andromedas Mutter Cassiopeia (Siân Phillips) zum Anlass zu fordern, dass Andromeda dem Kraken geopfert wurde, andernfalls werde es Joppe ergehen wie Argos. Gemeinsam mit Andromeda, Ammon und einigen Soldaten bricht Perseus nun auf, um von den Graien zu erfahren, wie man den Kraken denn besiegen kann. An der Konzeption des Aufbaus zeigt sich sehr gut, wie man versuchte, die Handlungselemente stärker miteinander zu verknüpfen – Perseus fliegt nicht einfach an der gefesselten Andromeda vorbei, sie ist bereits Motivation, um überhaupt nach Medusa zu suchen.

Die Nymphen wurden ebenfalls gestrichen, die nötigen magischen Utensilien besitzt Perseus ja bereits, wobei Pegasus die Flügelsandalen ersetzt und er von Athene als Ersatz für den verlorenen Helm eine mechanische Eule bekommt. Die Graien, hier als stygische Hexen bezeichnet, verraten Perseus stattdessen, dass nur Medusas Blick das Seeungeheuer vernichten kann. Die Gorgone befindet sich am Rand der Unterwelt, Perseus lässt Ammon und Andromeda zurück und macht sich mit den Soldaten auf, den Styx zu überqueren. Wie in der Sage gelingt es Perseus, das Monster zu köpfen und mit dem Haupt zurückzukehren. Anstatt Atlas in ein Gebirge zu verwandeln, muss sich Perseus ein letztes Mal mit Calibos auseinandersetzen, der die Begegnung dieses Mal nicht überlebt, sodass Perseus rechtzeitig zu Andromedas Rettung eintreffen und den Kraken wie geplant versteinern kann. Ende gut, alles gut.

Götter und Monster

Die Götter spielen, bis auf Zeus und Athene, eigentlich keine größere Rolle. Sie sind natürlich immer als Hintergrund der erzählten Welt vorhanden ¬– Poseidon ist im Grunde für mehrere Ereignisse indirekt verantwortlich – sind in der Geschichte selbst aber kaum präsent. „Clash of the Titans“ hingegen wechselt immer wieder zum Olymp und zeigt, wie die Götter die Geschicke der Sterblichen beeinflussen und sie wortwörtlich als Spielfiguren verwenden. Die Olympier sind, nebenbei bemerkt, äußerst prominent besetzt. Ur-Bond-Girl Ursula Andress mimt Aphrodite (und gibt gerade mal einen Satz von sich), Shakespeare-Darsteller Laurence Olivier gibt den Zeus und Maggie Smith spielt Thetis, die hier als primäre Widersacherin von Perseus fungiert. Thetis gehört in der griechischen Mythologie allerdings nicht zu den zwölf olympischen Kerngottheiten, sondern ist „nur“ eine Nymphe, die den Sterblichen Peleus heiratet und mit ihm Achilles zeugt.

Die diversen Monster, die Ray Harryhausen geschaffen hat, sind natürlich das Herzstück des Films, allerdings muss man sagen, dass die HD-Auflösung der BluRay den Effekten nicht unbedingt guttut – wobei es nicht einmal so sehr die Stop-Motion-Kreaturen sind, die unangenehm auffallen, sondern die Bluescreen-Effekte und Zusammenschnitte. Einige Monster wurden spezifisch für den Film geschaffen, dazu gehören primär die Riesenskorpione, der Geier und natürlich Calibos, der visuell am ehesten an einen Faun oder Satyr erinnert, in dieser Gestalt aber sicher auch Satan-Assoziationen wecken soll. Der Krake hat mit seinem mythologischen Gegenstück nur die Identität als Seeungeheuer gemein, da er eigentlich der nordischen Mythologie entstammt. Ketos ist ein riesiger Fisch oder Wal, kein humanoider Tintenfisch.

Unter all den Kreaturen des Films ist Medusa ohne Zweifel die beeindruckendste, was auch an der hervorragend inszenierten Szene liegt, in der sie auftaucht. Hier beschlossen Davis und Harryhausen, die Horrorelemente zu betonen, die Szene arbeitet exzellent mit Schatten, um die Spannung zu erhöhen, und wenn Medusa dann tatsächlich zu sehen ist, enttäuscht sie nicht – die Gorgone sieht tatsächlich grausig aus. Medusas Schwestern, die anderen beiden Gorgonen Stheno und Euryale, die im Gegensatz zu Medusa unsterblich sind, tauchen nicht auf und werden auch nicht erwähnt. Bei den Gorgonen zeigt sich sehr schön, wie mehrere Geschichten, die eigentlich nicht zusammenpassen, miteinander verschmolzen werden: Die Gorgonen sind einerseits Kinder des Gottes Phorkys und des bereits erwähnten Ungeheuers Ketos, andererseits wird Medusa aber als Sterbliche identifiziert, die mit Poseidon ein Verhältnis beginnt (oder von ihm vergewaltigt wird) und zwar in Aphrodites Tempel. Die Göttin ist erzürnt, kann aber nichts gegen Poseidon tun, weshalb sie Medusa in ein Monster verwandelt – diese Version übernimmt „Clash of the Titans“. Optisch wurde Medusa allerdings angepasst, in der Sage hat sie nicht nur Schlangenhaare, sondern auch die Hauer eines Ebers und ist zudem geflügelt.

Bei all den vielen Göttern und Monstern ist eine Gruppe allerdings erstaunlich abwesend: Die titelgebenden Titanen. Entgegen der Behauptung der stygischen Hexen handelt es sich weder bei Medusa, noch beim Kraken tatsächlich um Titanen, diese sind nämlich die Götter, die vor den Olympiern über den Kosmos herrschten. Die Geschichte dürfte ja relativ bekannt sein: Kronos, König der Welt und Herrscher der Titanen, fürchtet, seine Kinder könnten ihn usurpieren, wie er einst seinen Vater Uranus (den Himmel) entthronte. Also verschlingt er alle Kinder, die ihm seine Frau (und Schwester) Reha gebiert: Hades, Poseidon, Hera, Hestia und Demeter. Nur Zeus entgeht dem Schicksal, statt seiner bekommt Kronos einen Stein vorgesetzt. Einem erwachsenen Zeus gelingt es schließlich, seine Geschwister aus Kronos‘ Magen zu befreien und mit ihnen die Herrschaft der Titanen zu beenden und die meisten von ihnen in den Tartaros zu verbannen. Nichts von alldem spielt in „Clash of the Titans“ irgendeine Rolle, wahrscheinlich war man einfach nur der Meinung, dass die Titanen im Titel nicht nur cool, sondern auch nicht so austauschbar wie „Monster“ klingt.

Das Remake

Wir schreiben das Jahr 2010, Hollywood im Allgemeinen und Warner Bros. im Besonderen suchen immer noch einem würdigen Nachfolger der LotR-Trilogie bzw. einem Franchise, das die bald endende Harry-Potter-Reihe beerben könnte – warum es dann nicht einmal mit griechischer Mythologie probieren, nachdem man in den 90ern die Rechte an „Clash of the Titans“ erworben hat? Das Remake des Harryhausen-Klassikers ist ein typischer, seelenloser Blockbuster dieser Ära, inklusive massivem CGI-Einsatz und einem nach „Pirates of the Caribbean“ klingenden Score von Ramin Djawadi aus der Prä-GoT-Ära. Dennoch muss ich zugeben, dass dieser Film, obwohl er ein weiteres Beispiel für nachhaltige Studioeinmischung ist und Regisseur Louis Leterrier dazu brachte, sich von ihm zu distanzieren, für mich ein Guilty Pleasure darstellt. Sicher, der Film ist strukturell unausgegoren und trashig, aber gerade das macht ihn amüsant, zusammen mit dem beeindruckenden Cast. Neben Liam Neeson als Zeus, Ralph Fiennes als Hades, Gemma Arterton als Io und Sam Worthington, der aufgrund von „Avatar“ gerade als der nächste große Name gehandelt wurde, aber quasi dieselbe Rolle spielt wie in besagtem Cameron-Film, als Perseus sind es primär die Nebenrollen, die zum Teil nur ein, zwei Dialogzeilen haben: Mads Mikkelsen, Liam Cunningham, Rory McKann und Nicholas Hoult gehören zu Perseus‘ Garde, die ihn auf seiner Reise begleitet, Danny Houston und Luke Evans glitzern auf dem Olymp als Poseidon und Ares, Kaya Scodelario rennt einmal als Andromedas Zofe durchs Bild und Pete Postlethwaite mimt in den ersten fünf Minuten Perseus‘ Ziehvater – diese Liste war 2010 schon beeindruckend und ist es heute in noch weit größerem Ausmaß.

Storytechnisch geht das Remake mit seiner Vorlage etwa so sorgsam um wie diese Vorlage mit der Perseus-Sage. Der Grundplot ist derselbe: Der Kraken droht eine Stadt (hier, anders als im Harryhausen-Film, Argos, nicht Joppe) zu zerstören, weil die Götter beleidigt wurden. Um das zu verhindern, soll ihm Andromeda (Alexa Davalos) geopfert werden. Also zieht der Halbgott Perseus aus, um von den stygischen Hexen zu erfahren, wie der Kraken getötet werden kann. Nebenbei bemerkt: Die tatsächlichen Titanen und die Kronos-Geschichte wird Vorspann kurz erzählt, hier wurde der Kraken von Hades als Waffe gegen die Titanen erschaffen, was ebenso merkwürdig wie unschlüssig ist – man wollte wohl den Titel irgendwie rechtfertigen. Wie dem auch sei, Medusas Kopf ist wie schon im Original das einzige Mittel, mit dem man den Kraken bezwingen kann.

Louis Letterier und die Drehbuchautoren Travis Beacham, Phil Hay und Matt Manfredi ändern sowohl die äußere als auch die Figuren-interne Konfliktsituation. Im Original war der Streit unter den Göttern eher spielerisch, man benutzt eben die Menschen als Spielfiguren, die Autorität der Olympier wird in letzter Konsequenz aber nie in Frage gestellt. Im Remake dagegen lehnen sich die Menschen gegen die Götter auf und Akrisios (Jason Flemyng) belagert den Olymp, weshalb Zeus seine Frau (und nicht Tochter) Danaë (Tine Stapelfeldt) schwängert. Die Kiste im Meer überlebt dieses Mal nur Perseus, dafür wird Akrisios aber von Zeus entstellt – er ist quasi das Gegenstück zu Calibos, der dem Helden folgt und auf der Reise Probleme macht. Perseus‘ Gegenspieler unter den Göttern ist Hades, den Ralph Fiennes als bärtige Version von Voldemort spielt. Ohnehin erinnern Zeus und Hades hier mehr an Gott und Satan, während die anderen Olympier lediglich Staffage sind. Hades als Schurke hat in der griechischen Mythologie keine Tradition, sehr wohl aber in der modernen Popkultur, die ihn ständig zum altgriechischen Äquivalent Satans macht – sei es in Disneys „Hercules“ oder in der Animationsserie „Justice League“. Der Gott der Unterwelt hat vor, Zeus zu entthronen und die Herrschaft zu übernehmen – es steht für die Götter bzw. für Zeus also einiges mehr auf dem Spiel, als es im Original oder der Sage der Fall ist.

Der Konflikt zwischen Menschen und Göttern erstreckt sich auch auf unseren Helden. Während Harry Hamlins Perseus eigentlich weder mit sich haderte, noch ein Innenleben irgendwelcher Art besaß und seine göttliche Herkunft schon gar nicht in Frage stellte, ringt Sam Worthingtons Perseus ständig mit besagter Herkunft, weigert sich, die göttlichen Geschenke zu verwenden, brüskiert Zeus, als dieser in Kontakt mit ihm tritt etc. Interessanterweise ist Worthingtons Halbgott kaum weniger hölzern und spröde als Hamlins, er ist nur wütender. In beiden Fällen ist der Protagonist die mit Abstand uninteressanteste (und am schlechtesten gespielte) Figur. Bonuspunkte gibt es für den Versuch, dem Helden einen inneren Konflikt zu verpassen, durchaus, aber gut gemeint ist eben leider das Gegenteil von gut gemacht. Davon ausgehend ist das Thema des Remakes Selbstbestimmung, die Götter werden noch deutlich ambivalenter dargestellt, als das sonst der Fall ist, wobei viele Nuancen, die interessant hätten sein können, in den CGI-Materialschlachten, dem schwachen Drehbuch und den Studioeinmischungen untergehen. Immerhin gibt man Liam Neeson und Ralph Fiennes Gelegenheit, ein schönes Overacting-Duell hinzulegen – durchaus etwas, das für das Remake spricht.

Die meisten Handlungselemente des Originals tauchen in der einen oder anderen Form auf, meistens aber exzessiv überzeichnet. Statt ein paar übergroßer Skorpione tauchen nun eine ganze Menge auf, die Elefantengröße erreichen, die stygischen Hexen, im Film von 1981 optisch einfach drei blinde, schmutzige alte Frauen, sehen nun aus, als stammten sie aus einem Film von Guillermo del Toro und aus dem Kraken ist eine wirklich gewaltige, cthuloide Monstrosität geworden – alles sehr überdreht und trashig, aber wie gesagt, dieser Hang zum Exzess sagt mir hier irgendwie zu. Am enttäuschendsten ist tatsächlich Medusa selbst – weder das Design der Figur, noch die entsprechende Szene können dem Original auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Es wird kaum verwundern, dass auch Medusa mit CGI umgesetzt wurde, als Basis fungierte das russische Model Natalia Vodianova – dementsprechend ist die Gorgone einerseits deutlich zu attraktiv und andererseits schlicht zu schlecht animiert, sodass sie sich mitten durch das „uncanny valley“ schlängelt.

Fazit: Weder „Clash of the Titans“ von 1981 noch das Remake aus dem Jahr 2010 sind eine adäquate Umsetzung der Perseus-Sage, noch sind sie hohe Filmkunst, dafür haben beide zu viele inhaltliche und strukturelle Probleme. Beide fallen für mich allerdings in den Guilty-Pleasure-Bereich: Für das Original habe ich starke nostalgische Gefühle, es lebt vom Charme der Harryhausen-Kreaturen, während der schiere Exzess, quasi „griechische Mythologie auf Steroide“ und der grandiose Cast des Remakes zumindest für gute Unterhaltung sorgen.

GoT: The Queen’s Justice

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„The Queen’s Justice“ ist mal wieder ein schöner, mehrdeutiger Titel für die erste Episode dieser Staffel, die den Status Quo wirklich nachhaltig verändert. Wie schon in vorangegangenen Folgen werden Cersei und Daenerys abermals einander gegenübergestellt und durch ihr Verhältnis zu Gerechtigkeit weiter charakterisiert. Ich möchte auch noch einmal betonen, dass die Episodenstruktur und -dramaturgie dieser Staffel bislang exzellent ist. Obwohl gerade in dieser dritten Episode wirklich sehr viel Bedeutendes passiert, hat man nie wie manchmal in vorangegangenen Staffeln das Gefühl, man schaue gerade eine extrem hochwertig produzierte Clipshow.

Dragonstone
Auf Dragonstone kommt es zu dem Treffen, auf das die GoT-Fangemeinde bereits seit langem wartet: Jon Snow begegnet Daenerys Targaryen. Zuerst einmal wird er jedoch am Strand von Missandei und Tyrion empfangen. Der König des Nordens und die Hand sinnieren kurz über den Weg, den sie zurückgelegt habe, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. Ähnlich geht es Davos, der Dragonstone kaum wiedererkennt. In einem kurzen Intermezzo kündigt Melisandre an, dass sie Dragonstone verlassen wird, da sie sich im Schlechten von Jon getrennt hat. Ganz auf die für sie typische Art lässt sie dann gegenüber Varys noch eine ominöse Prophezeiung los, derzufolge sowohl sie als auch er in Westeros sterben werden.

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Jon (Kit Harrington) und Tyrion (Peter Dinklage), nach so vielen Staffeln wieder vereint. Im Hintergrund: Missandei (Nathalie Emmanuel) und Ser Davos (Liam Cunningham). Quelle.

Das eigentliche Treffen zwischen der Königin mit den vielen Titeln und dem König des Nordens verläuft in etwa so, wie man das erwarten würde. Beide Monarchen sind geprägt von ihren Erfahrungen und trauen dem anderen nicht. Daenerys verlangt, dass Jon das Knie beugt, Jon findet die Kriege im Süden angesichts der Bedrohung aus dem Norden kindisch. Der Dialog mag vorhersehbar sein, ist aber essentiell und kann im Grunde gar nicht anders verlaufen, da sich sonst beide Figuren völlig out of character verhalten würden. Ein wenig Rekapitulation lässt sich ebenfalls nicht vermeiden: Sowohl Jon als auch Daenerys sind nun einmal die Abkömmlinge zweier alter Adelsfamilien mit einer langen, verknüpften Geschichte. Schon am Anfang ist klar, dass dieses Gespräch zu keinem Ergebnis führen wird und vielleicht sogar höchst unangenehm enden könnte. Die Nachrichten, die Varys von der Eisernen Flotte bringt (wir erinnern uns an das Finale von Episode 2), verhindern das jedoch. Interessanterweise scheint Tyrions Brief, der inhaltlich nicht ganz dem Diktat der Königin entsprach, zumindest vorerst keine weiteren Folgen zu haben. Stattdessen versucht der Gnom, die schier unüberwindlichen Differenzen zumindest ansatzweise zu überbrücken und eine gemeinsame Grundlage zu schaffen. Die Drachenglasvorräte auf Dragonstone drängen sich da natürlich auf; Daenerys lässt sich breitschlagen, sodass Jon sie abbauen kann. Im Vergleiche zur angespannten Atmosphäre im Thronsaal ist die zweite Jon/Daenerys-Szene fast schon jovial. Fast.

King’s Landing
In King’s Landing zeigt Cersei mal wieder, was für eine ausgeglichene, moralisch gefestigte Frau sie doch ist. Euron bringt die Kriegsgefangenen zu seiner Königin, die seinen Antrag annimmt – sobald der Krieg gewonnen ist. Das ist ein typisches Cersei-Manöver: Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie keinerlei Absicht hegt, Euron tatsächlich zu ehelichen. Entweder er macht es ihr leicht und stirbt bereits während des Krieges, oder aber er überlebt, nur um dann von Cersei vergiftet zu werden. Natrülich ist Euron seinerseits nicht der vertrauenswürdigste Zeitgenosse, wer weiß, was er im Schilde führt.  Derweil merkt man Jaime an, dass er mit der Situation zunehmend unzufriedener wird, besonders, wenn Euron auch noch anzüglich stichelt. Bereits im Vorfeld der Staffel wurde fast schon angekündigt, dass Euron gewissermaßen der Ersatz für Ramsay ist. Zwar kann er sich noch nicht so vieler Verdienste rühmen, aber er arbeitet sich konstant nach oben und pflegt sein Image als anzüglicher Barbar. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass wir von Euron in dieser Staffel noch einige Gemeinheiten erwarten dürfen. Gleichzeitig entfernt er sich so immer weiter vom Euron George R. R. Martins – ich weiß, ich wiederhole mich, ich wollte es aber noch einmal hervorheben.

In der folgenden Szene erfahren wir, wie Cersei Gerechtigkeit versteht: Sie tut Ellaria dasselbe an, das Ellaria ihr angetan hat. Tyene wird mit demselben Gift vergiftet, mit dem Myrcella vergiftet wurde. Damit sind die Sandschlangen (und die Dornischen insgesamt?) wohl endgültig Geschichte, besonders, da Indira Varma, Ellarias Schauspielerin, bestätigt hat, dass sie in der Serie wohl nicht mehr zu sehen sein wird. Damit ist der vielleicht unrühmlichste Handlungsstrang der Serie zu Ende – und nach wie vor ist es wirklich schade, dass eine so interessante Region wie Dorne durch schlechte Adaption derart verhunzt wurde.

„The Queen’s Justice“ beantwortet auch eine weitere Frage, die man sich als Zuschauer (vielleicht) seit einiger Zeit stellt: Läuft da eigentlich noch etwas zwischen Cersei und Jaime? Ja, da läuft noch etwas, auch wenn Jaime (in letzter Zeit grundsätzlich) eher unwillig ist. Cersei hat inzwischen keinerlei Hemmungen mehr, das Verhältnis für alle sichtbar weiterzuführen – die Königin tut, was sie will, abermals im Kontrast zu Daenerys, die tun möchte, was für das Volk am besten ist.

Im Anschluss gibt es noch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten, nämlich dem von Mark Gatiss gespielten Tycho Nestoris, der für die Eiserne Bank von Braavos spricht. Das Gespräch verläuft sehr ähnlich wie vorangegangene Dialoge zwischen ihm und Vertretern der Krone bzw. des Hauses Lannister. Das interessanteste Ergebnis dieses Austauschs dürfte der Umstand sein, dass Tycho in King’s Landing bleibt – je nach dem könnte das unangenehm für ihn enden.

Winterfell

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Im Norden sehen wir, dass Sansa gar nicht so übel im Regieren ist. Eine kleine Andeutung in einem Nebensatz sorgt schon wieder für massive Spekulationen: Wolkan (Richard Rycroft), der neue Maester von Winterfell erklärt, er werde die Korrespondenzabschriften von Maester Luwin zurate ziehen. Schon ist das Fandom am Spekulieren, was er dort wohl finden wird. Das zentrale Element dieser Szene ist freilich die erste (und wohl nicht letzte) Stark Wiedervereinigung dieser Staffel: Bran kommt in Winterfell. Erst jetzt, im Kontakt mit „normalen Menschen“ fällt auf, wie sehr ihn seine Erlebnisse gezeichnet haben und wie stoisch er geworden ist. Besonders seine Worte im Götterhain sind da etwas grenzwertig in ihrem Mangel an Fingerspitzengefühl, man versteht gut, weshalb sie Sansa verstören.

Oldtown
In der Citadel erfährt Sam, dass die Operation an Ser Jorah erfolgreich war. Vielleicht liegt es nur an mir, aber mir kommt das ganze etwas zu einfach vor, aller Beteuerungen von Erzmaester Ebrose zum Trotz. Gerade an dieser Stelle zeigt sich wieder sehr gut, warum sich die späteren GoT-Staffeln nicht mehr unbedingt wie George R. R. Martins Geschichte anfühlen. Derartige Errungenschaften und, in Ermangelung eines besseren Wortes, Siege erschienen mir in den Romanen immer weitaus verdienter. Natürlich, die Serie hat weniger Zeit, so etwas zu vermitteln und gerade jetzt versuchen Benioff und Weiss, mit großen Schritten voranzuschreiten, aber dennoch. Davon abgesehen hat auch weiterhin jede Szene mit Sam und Ebrose eine ziemlich potterartige Atmosphäre.

Krieg im Süden
Wie schon in der letzten Episode geht’s auch im Finale von „The Queen’s Justice“ ordentlich zur Sache. Zwar beginnt es auf Dragonstone mit einem Monolog Tyrions, aber letztendlich ist das Ende der Episode so ineinandergeschnitten, dass ich es separat behandle. Mit den Worten des Gnoms unterlegt sehen wir, wie sich sein Plan entfaltet und die Unbefleckten Casterly Rock erobern. Den Stammsitz der Lannisters sehen wir hier zum ersten Mal in der Serie. Leider muss ich sagen, ich bin etwas enttäuscht, der Rock sieht verhältnismäßig gewöhnlich aus. In Martins „The World of Ice and Fire“ sind die Beschreibungen weitaus grandioser, dort ist Casterly Rock nicht einfach nur eine Burg auf einem Felsen, sondern eine Burg, die praktisch aus dem Felsen herausgehauen wurde und darüber hinaus die einzige von Westeros ist, die mit Harrenhall konkurrieren kann.

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Die Unbefleckten greifen Casterly Rock an (Quelle).

Tyrions Plan gelingt zwar, aber schnell erweist sich, dass er und Daenerys in eine Falle getappt sind: Eurons Flotte verbrennt die restlichen Schiffe der Targaryen, während die Lannister-Armee in aller Ruhe Highgarden erobert, das in der Serie ebenfalls ein wenig langweiliger wirkt als in der Vorlage (wo sind die Heckenlabyrinthe?). Die Szene an sich sagt mir aber sehr zu, schon allein wegen des massiven Einsatzes von The Rains of Castamere. Damit sind nach den Martells nun auch die Tyrells Geschichte, auch wenn Lady Olenna noch einen allerletzen Trumpf im Ärmel hat. Bereits nachdem sie das für ihre Hinrichtung vorgesehene Gift getrunken hat, gesteht sie Jaime süffisant, dass sie Joffrey ermordet hat und höhlt seinen Sieg auf diese Weise aus. Wir werden dich vermissen, Lady Olenna.

Fazit: „The Queen’s Justice“ ist die bisher beste und ereignisreichste Folge der siebten Staffel. Ich habe jedoch den leisen Verdacht, dass das nicht so bleiben wird.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn

GoT: The Dance of Dragons

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Folge 9 einer jeden Staffel von „Game of Thrones war bislang immer etwas Besonderes, in Staffel 1 und 3 starben ein oder mehr wichtige Starks, während es in Staffel 2 und 4 jeweils nur einen Schauplatz und eine ausgedehnte Schlacht gab. Rein theoretisch müssten in „The Dance of Dragons“ als wieder Starks dran glauben (und die Vorlage würde so etwas theoretisch auch hergeben, eventuell kommt das ja dann in Folge 10), dem ist aber nicht so. Stattdessen finden zwei andere, wichtige Ereignisse statt, von denen eines durchaus ähnliche Folgen hat wie das, was in „Unbowed, Unbent, Unbroken“ geschehen ist.

Der Titel dieser Episode enthält gleich eine doppelte Anspielung. „The Dance of Dragons“ erinnert sowohl an den fünften Roman „A Dance with Dragons“ als auch an ein Ereignis aus der Geschichte von Westeros, den „Dance of the Dragons“ (der von Shireen auch erwähnt wird); besagter „Tanz“ war ein Targaryen-Bürgerkrieg, der nicht nur das Herrscherhaus stark dezimierte, sondern auch der Grund dafür war, dass die Drachen letztendlich ausstarben. Bezieht man den Episodentitel allerdings nur auf das Ereignis im Finale fällt auf, dass er nicht so ganz passt, denn eigentlich tanzt dort nur ein Drache.

Castle Black
Nach der Schlacht von Hardhome kehren Jon und die überlebenden Wildlinge nach Castle Black zurück, wo die Stimmung nicht besser wird. Besonders Wun Wun erregt die Gemüter. Es stellt sich die Frage, wie oft man Olly unheilvoll in Szene setzen kann. Die Antwort ist: Auf jeden Fall mindestens einmal zu oft.

Dorne
Der dornische Handlungsstrang bleibt auch weiterhin ziemlich enttäuschend. Jaime und Bronn werden begnadigt, Ellaria schwört Doran Martell Gehorsam und dieser stimmt zu, Trystane zusammen mit Myrcella in die Hauptstadt zu schicken – man kann wohl davon ausgehen, dass da auf dem Heimweg noch ein Unglück geschieht.

Insgesamt betrachtet ist Dorne eigentlich in dieser Staffel nicht mehr zu retten; obwohl ich mich im Vorfeld sehr darauf gefreut habe, bleibt nun nur zu sagen, dass Dorne wohl besser, wie die Greyjoys, der Schere zum Opfer gefallen wäre; es wurde meines Wissens nach wohl vor allem integriert, weil Oberyn Martell in Staffel 4 extrem positiv aufgenommen wurde. Statt des Ausflugs in den Süden hätten Jaime und Bronn zusammen in den Flusslangen aufräumen sollen (ob mit oder ohne Lady Stoneheart sei mal dahingestellt); der Vorteil daran wäre gewesen, dass dort bereits viele Charaktere etabliert sind, mit denen Benioff und Weiss hätten weiterarbeiten können und die nach der dritten Staffel quasi einfach verschwunden sind: Edmure Tully, der Blackfish (der durchaus auch ein Fanliebling ist), Beric Dondarrion, Thoros von Myr, Gendry, die Freys etc.

Braavos
Lord Tyrell, in Begleitung von Ser Meryn Trant, trifft endlich in Braavos ein, und natürlich begegnet Arya ihnen und vergisst sofort den eigentlichen Auftrag, den sie von Jaqen bekommen hat; stattdessen folgt sie den Westerosi und überlegt, wie sie am besten an Ser Meryn herankommt. Diese Folge wird es zwar noch nichts, aber die Möglichkeit zeichnet sich bereits ab, denn Ser Meryn ist pädophil. Gerade das hat’s wirklich noch gebraucht. Schon wieder dient sexuelle Gewalt als Plotkatalysator an einer Stelle, die es absolut nicht nötig gehabt hätte. Benioff und Weiss ist wohl mal wieder nichts eingefallen. Auf der positiven Seite: Mace Tyrell im Gespräch mit Tycho Nestoris ist recht amüsant. Der Lord von Highgarden singt sogar.

Meereen
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Daenerys (Emilia Clarke) und Drogon

Auch in Meereen geht’s rund, bzw. schief: Die Söhne der Harpyie nutzen die Wiedereröffnung von Daznaks Arena, um Daenerys und ihre Getreuen anzugreifen, allerdings nicht, bevor Ser Jorah noch einmal versucht, Danys Gunst zurückzugewinnen, und das auch noch auf fast dieselbe Weise wie beim ersten Mal; dieses Mal aber scheinbar mit Erfolg. Das Ganze basiert auf einer Szene aus „A Dance with Dragons“, die mit der Serienversion zumindest das Setting und den Ausgang gemein hat. Im Roman gibt es allerdings keinen offensichtlichen Angriff, nur eine gescheiterte Vergiftung, und Drogon wird auch nicht von Danys Not angelockt, wie es hier der Fall zu sein scheint, sondern schlicht und einfach vom Kampfeslärm und der Brutalität. Als dramaturgische Zuspitzung funktioniert das Ganze dann doch recht gut, auch wenn es unelegant ist. Drogon sieht jedenfalls grandios aus, die Qualität der Animation muss sich definitiv nicht hinter der größerer Hollywood-Blockbuster verstecken – der Drache in „Maleficent“ beispielsweise sah weitaus weniger gelungen aus. Noch eine kleine Anmerkung am Rande: Bei Martin wird impliziert, dass Hizdahr tatsächlich der Anführer der Söhne der Harpyie ist, in der Serie scheint das nicht der Fall zu sein, sonst hätten sie ihn nicht umgebracht.

Auf dem Weg nach Winterfell
Zwar ist Meereen der Schauplatz des Folgenfinales, aber was in Stannis‘ Lager geschieht hat weitaus höhere Wellen geschlagen und ist (ob freiwillig oder unfreiwillig) DAS Ereignis dieser Episode. Dank Ramsays Ausfall wird Stannis‘ Situation verzweifelter, weshalb er sich dazu entschließt, Melisandre die Erlaubnis zu geben, seine Tochter dem Herrn des Lichts zu opfern, was diese auch tut.

Dies ist eine weitere Wendung, die, wie schon Sansas Vergwaltigung, eine enorme Kontroverse erzeugt hat, und tatsächlich gibt es da einige Parallelen. In der Vorlage, zumindest in „A Dance with Dragons“, ist diese Szene nicht vorhanden, Shireen, Melisandre und Selyse bleiben auf Castle Black, während Stannis gen Winterfell zieht. Aus dem Episodenkommentar geht allerdings hervor, dass Shireens Tod in irgendeiner Form wohl auch in „The Winds of Winter“ vorkommt. Die Betonung liegt auf „in irgendeiner Form“, denn in der Serien-Konstellation kann er nicht stattfinden. Da stellt sich natürlich die Frage, in wie weit die Ereignisse dieser Episode tatsächlich auf „The Winds of Winter“ basieren. Stirbt Shireen in völlig anderem Kontext, wird sie ebenfalls geopfert und ist Stannis daran beteiligt, und wenn ja, zu welchem Zweck? Und, bezogen auf die Serie: Ist ihr Tod ein wichtiger Handlungskatalysator oder geht es Benioff und Weiss hier lediglich um plakativen Schock? Das wird sich frühestens mit der nächsten Episode bestimmen lassen, angesichts dessen, was die beiden in dieser Staffel allerdings bereits gemacht haben, ist man fast dazu geneigt, zu Letzterem zu tendieren.
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Ser Davos (Liam Cunningham) und Shireen (Kerry Ingram)

Inszenatorisch erinnert die die Verbrennung sowohl an die Rote Hochzeit als auch an Sansas Hochzeit. Die Parallele zu Ersterer ist die „Maximierung“ der Schockwirkung, die über den Verlauf der Staffel vorbereitet wurde, vor allem durch Szenen wie der zwischen Shireen und Stannis auf Castle Black. Hier und an anderen Stellen (auch bereits in den Staffeln 3 und 4) erweckt Stannis den Eindruck, dass er seine Tochter wirklich liebt und nur große Probleme damit hat, seine Gefühle auch auszudrücken, während Selyse als absolut kalte Mutter herüberkommt. Die Verbrennung tauscht ihre Rollen, Stannis endet als rücksichtsloser Fanatiker, der seine Tochter (und Erbin) verbrennt, während Selyse das im letzten Moment noch verhindern will. In der ursprünglichen Konstellation ist Shireen sicher, weil letztendlich alles von Stannis abhängt, weshalb der „Frontenwechsel“ und die Folgen dann umso schockierender sind.

Die Parallelen zu Sansas Hochzeit finden sich in der Art, wie die Szene konzipiert ist; ein weiteres Mal kommt der Schock vor allem von dem, was man nicht sieht, denn Shireens Verbrennen wird nicht gezeigt, man hört nur ihre Schreie. Auch hier gilt: Aus dem Kontext genommen und für sich betrachtet ist die Szene verdammt wirkungsvoll, gerade, weil sie gekonnt mit der Vorstellung des Zuschauers arbeitet. Im Kontext dagegen ist sie äußerst fragwürdig. Es bleibt noch, Kerry Ingram zu loben, die Shireen hervorragend gespielt hat.

Fazit: „The Dance of Dragons“ ist eine weitere (unnötig) kontroverse Episode, die wohl allerdings erst zusammen mit dem Staffelfinale und „The Winds of Winter“ wirklich bewertet werden kann.

Game of Thrones Staffel 3

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Die deutsche Free-TV-Erstaustrahlung der Game-of-Thrones-Staffeln ist immer toll, da verdoppeln sich die Besucherzahlen dieses Blogs. Leider habe ich es dieses Jahr wieder nicht geschafft, die Staffelbesprechung halbwegs rechtzeitig nach der US-Ausstrahlung hinzubekommen, aber nachdem ich schon über die Einzelepisoden ausführlich geschrieben hatte, erschien mir das dann irgendwie zweitrangig. Aber nun ist es soweit, hier kommt meine Rezension von Staffel 3, inklusive Soundtrack-Besprechung. Das Ganze ist freilich nicht spoilerfrei.

Die Handlung
Der Versuch, die Handlung einer Staffel von „Game of Thrones“ kurz zusammenzufassen wird immer mehr zu einer Farce, schon allein, weil es „die Handlung“ gar nicht gibt. Aber ich versuche es trotzdem, halte es dabei aber sehr knapp und oberflächlich. Für ausführlichere Zusammenfassungen verweise ich auf meine Episoden-Rezensionen.
Nach der Schlacht auf dem Blackwater läuft das Leben in King’s Landing langsam wieder in geregelten Bahnen. Tywin Lannister (Charles Dance) löst nun seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) als Hand des Königs ab und erledigt die Regierungsgeschäfte für seinen Enkel Joffrey (Jack Gleeson). Die Familie Tyrell sorgt derweil für die Lebensmittelversorgung der Stadt, während Joffreys Verlobte Margaery (Natalie Dormer), die Tochter des Tyrell-Oberhaupts, und Olenna (Diana Rigg), dessen Mutter, sich am Hof einleben und bereits damit beginnen, Intrigen zu spinnen. Die erste misslingt allerdings und hat zur Folge, dass Sansa Stark (Sophie Turner) nun nicht, wie urpsürnglich von den Tyrells geplant, Margaerys Bruder Loras (Finn Jones), sondern Tyrion heiratet.
Auf Dragonstone leckt Stannis Baratheon (Stephen Dillane) derweil seine Wunden, allerdings plant Melisandre (Carice van Houten) schon neue Aktionen, was Davos Seaworth (Liam Cunningham) allerdings nicht sehr positiv aufnimmt – nach einem gescheiterten Mordversuch landet er erst einmal im Kerker von Dragonstone und Melisandre macht einen Ausflug in die Flusslande. Dort trifft sie nicht nur auf die Bruderschaft ohne Banner, eine Bande von Gesetzlosen, angeführt von Beric Dondarrion (Richard Dormer) und dem Roten Priester Thoros (Paul Kaye), sondern auch auf Arya (Maisie Williams), Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey), die versuchen, nach Riverrun zu gelangen.
In Riverrun hält sich derweil Robb Stark (Richard Madden) samt Familie und Hofstaat auf, denn es gibt große Probleme: Nicht nur haben die Eisenmänner den Norden erobert, erschwerend hinzu kommt, dass Robb zwar jede Schlacht gewinnt, aber dennoch den Krieg zu verlieren droht. Es gibt nur einen Mann, der ihn aus dieser Situation befreien kann: Lord Walder Frey (David Bradley), doch dieser ist erzürnt, weil Robb statt einer seiner Töchter Talisa Maegyr (Oona Chaplin) geheiratet hat.
Und zusätzlich ist auch Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) entkommen, der nun auf Geheiß von Catelyn (Michelle Fairley) von Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) nach King’s Landing gebracht werden soll. Die beiden geraten in die Hände des gefährlichen Stark-Vasallen Roose Bolton (Michael McElhatton), der ein doppeltes Spiel spielt.
Theon Greyjoy (Alfie Allen), der für den Fall Winterfells verantwortlich ist, hat ganz eigene Probleme, da er einem bösartigen Folterknecht (Iwan Rheon) in die Hände gefallen ist.
Währenddessen bewegen sich im Norden drei verschiedene Gruppen auf die Mauer zu: Bran (Isaac Hempstead-Wright), Osha (Natalia Tena) und Hodor (Kristian Nairn) fliehen vor den Eisenmännern und versuchen, Castle Black und Jon Snow (Kit Harrington) zu erreichen, wobei sie von Jojen (Thomas Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick), den Kindern des Stark-Vasallen Howland Reed unterstützte werden. Jon Snow ist allerdings gar nicht mehr in Castle Black, sondern hat sich, auf Befehl Qhorin Halfhands, den Wildlingen angeschlossen, um herauszufinden, was ihr Anführer Mance Rayder (Ciarán Hinds), der mit seinen Truppen auf die Mauer zumarschiert, plant. Dabei kommt er der Speerfrau Ygritte (Leslie Rose) sehr viel näher, als für die Mission gut ist.
Und schließlich wären da noch Sam (John Bradley) und die anderen Brüder der Nachtwache, die nach dem Angriff der Weißen Wanderer auf die Faust der Ersten Menschen ebenfalls zur Mauer zurückwollen. Auf dem Weg beschließt Lord-Commander Mormont (James Cosmo), ein weiteres Mal bei Craster (Robert Pugh) zu rasten, was sich allerdings als großer Fehler erweist.
In Essos begibt sich Daenerys (Emilia Clarke) derweil zur Slaver’s Bay, wo sich ihr Robert Baratheons ehemaliger Gardist Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) anschließt. Mit der Armee, die sie dort erhält, ist sie dem Ziel, Westeros zu erobern, nun endlich näher gekommen.

Die Umsetzung
Bei der dritten Staffel ist auffällig, dass sich die Serie insgesamt nun noch weiter von den Büchern entfernt, was allerdings nicht verwunderlich ist. Obwohl „A Storm of Swords“ nun in zwei Staffeln umgesetzt wird, ist der Roman selbst für etwa zwanzig Stunden Serie immer noch zu komplex, weshalb vereinfachende Änderungen schlicht nötig sind. Hinzu kommt, dass Änderungen aus den ersten beiden Staffeln natürlich wieder weitere Änderungen nach sich ziehen. In „A Clash of Kings“ übernimmt Roose Bolton beispielsweise bereits Harrenhal, was in der Serie aber nicht vorkommt, weshalb das nun in der dritten Staffel schnell erledigt werden muss, damit er Jaime und Brienne dort empfangen kann.
Da ich über die Unterschiede zwischen Buch und Serie in den Episoden-Rezensionen schon ziemlich ausführlich gesprochen habe, bemühe ich mich hier nun vor allem um eine Bewertung der einzelnen Handlungsstränge.
Betrachtet man die Episoden einzeln fällt auf, dass diejenigen, die Handlungsstränge ausklammern und sich auf einige Figuren mehr konzentrieren als auf andere, eindeutig die stärkeren sind (das wären in diesem Fall die Folgen 1, 4, 5, 8 und 9). Die restlichen Episoden leiden ein wenig darunter, dass es viele, sehr kurze Szenen gibt, sodass das Ganze in diesen Folgen mitunter an eine extrem hochwertige Clipshow erinnert. Das Staffelfinale hat es diesbezüglich am schlimmsten getroffen, da man offenbar versuchte, noch einmal jede wichtige Figur zu zeigen. Ich persönlich hätte zum Beispiel Daenerys komplett aus Episode 9 gestrichen und die Eroberung Yunkais in Folge 10 gezeigt und stattdessen in Folge 9 Brans Handlungsstrang beendet.
Dieser Eindruck bessert sich allerdings, wenn man mehrere oder alle Folgen am Stück ansieht, so wie es die Schöpfer auch ursprünglich vorgesehen hatten. Dennoch hoffe ich, dass in Staffel 4 der von mir bevorzugte Ansatz noch stärker verfolgt wird
Beginnen wir im Norden: Bei Jon Snow sind meine Gefühle eher gemischter Natur. Das Ganze fängt gut an, vor allem die Umsetzung von Tormund Giantsbane und Mance Rayder (gespielt von Kristofer Hivju und Ciarán Hinds) gefällt mir ausgesprochen gut. Ygritte dagegen geht mir eher auf den Geist, was aber nicht an Rose Leslie liegt, sie spielt die Rolle passend, sondern an der Konzeption der Figur und ihren Dialogen. Auch die Zusätze mit Orell (Mackenzie Crook) finde ich irgendwie überflüssig. Der Höhepunkt dieses Handlungsstrangs ist die ziemlich intensive und gut gelungene Besteigung der Mauer, der Rest ist eher suboptimal.
Sams Handlungsstrang nimmt weniger Platz ein, ist aber dafür buchkonformer. Der Abschied von James Cosmo als Jeor Mormont ist sehr gut gelungen, ebenso wie die Szenen zwischen Sam und Gilly (Hannah Murray) – da stimmt die Chemie. Nur ein kleines Detail stört mich hier: Ich hätte es schön gefunden, wenn die Namensgebungsbräuche der Wildlinge stärker mit eingeflossen wären.
Die Bran-Handlung gehört dagegen zu den schwächsten Teilen der dritten Staffel – immerhin sind auch hier die Szenen meistens recht kurz und es gibt auch verhältnismäßig wenige. Die beiden Reeds bleiben ziemlich blass, und ansonsten passiert einfach kaum etwas – in den Büchern war das allerdings nicht wirklich anders.
Theon Greyjoy hat es in dieser Staffel nicht leicht. Nach „A Clash of Kings“ ist er erst einmal zwei Romane lang abwesend, aber für die Serie wollte man die Figur verständlicherweise nicht einfach für mindestens zwei Staffeln verschwinden lassen, weshalb man sich entschied, seine Folter durch Ramsay Snow zu zeigen. Einerseits spielen sowohl Alfie Allen als auch Iwan Rheon in diesen Szenen wirklich gut, andererseits aber ermüdet die Folterei über die Dauer einer Staffel, das Ganze bewegt sich einfach nicht vorwärts. Für die vierte Staffel hoffe ich da auf eine eindeutige Verbesserung; nach allem, was man bisher gehört hat, werden schon Inhalte aus „A Dance with Dragons“ eingebaut, ich freue schon auf eine Interaktion zwischen Iwan Rheons Ramsay und Michael McElhattons Roose Bolton.
Das „Herzstück“ der dritten Staffel ist letztendlich der Robb/Catelyn-Handlungsstrang, da zu ihm der emotionale Höhepunkt der Staffel gehört – für meinen Geschmack kam dieser allerdings ein wenig zu kurz. Nicht, dass Robb und Catelyn meine Lieblingsfiguren wären und ich unbedingt mehr von ihnen sehen müsste, aber die emotionale Wirkung der Roten Hochzeit wäre noch größer gewesen, wenn die beiden noch ein wenig präsenter gewesen wären. Die Rote Hochzeit, ohnehin DAS TV-Ereignis des letzten Jahres, ist interessanterweise recht weit von der Vorlage entfernt; bei Martin geht es vor allem um Atmosphäre, während in der Serie die Schockwirkung im Vordergrund steht. Für eine TV-Serie ist dies durchaus legitim, der Leser fragt sich allerdings dennoch, wie wohl eine buchgetreuere Adaption ausgesehen hätte. Die Serien-Hochzeit überzeugt dennoch, vor allem wegen David Bradley und Michelle Fairley, die zweifelsohne die beste schauspielerische Leistung dieser Staffel erbracht hat.
Mit Edmure (Tobias Menzies) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) werden zwei neue Figuren vorgestellt, die beide eigentlich in „A Game of Thrones“ bereits auftauchten, deren Debüt in der Serie aber aus Zeitgründen in die dritte Staffel verlegt wurde. Beide werden gut dargestellt, bleiben aber, ebenfalls aus Mangel an Zeit, verhältnismäßig eindimensional.
Auch in Aryas Handlungsstrang treffen wir zwei neue, interessante Figuren: Lord Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Thoros von Myr (Paul Kaye), die beide ebenfalls exzellent gespielt und darüber hinaus auch ein wenig besser beleuchtet werden als die beiden Tullys. Ebenso gelungen sind die Gespräche zwischen Arya und Sandor Clegane (Rory McCann).
Durch Melisandres Reisen kreuzen sich darüber hinaus die Handlungsstränge von Arya und Davos/Stannis/Melisandre. In Letzterem passiert in dieser Staffel allerdings nicht viel, es wird vor allem für Staffel 4 vorbereitet.
Die verbliebenen drei Handlungsstränge – Daenerys, King’s Landing und Jaime/Brienne – sind für mich die stärksten der Staffel. Gerade bei den Kritikern ist auch Daenerys in Staffel 3, ähnlich wie in Staffel 2, nicht wirklich gut weggekommen, aber im Gegensatz zu ihren Abenteuern in Qarth fand ich die Zerstörung von Astapor und die Eroberung von Yunkai schlicht extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil Dany agiert, anstatt zu reagieren und weil Ser Barristan Selmy, eine meiner Lieblingsfiguren, wieder mitmischt.
King’s Landing ist eigentlich in jeder Staffel interessant, weil es hier immer die größte Ansammlung an Figuren gibt, und Staffel 3 ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Anwesenheit der Tyrells und Lord Tywins macht alles noch weitaus interessanter, auch wenn das bedeutet, dass Tyrion, gerade im Vergleich zu Staffel 2, die ja quasi seine Staffel war, ein wenig zurückstecken muss. Als Entschädigung gibt es allerdings die wundervolle Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell, und auch Margaery wird um einiges interessanter als in Staffel 2 – oder den Büchern.
Der Jaime/Brienne-Handlungsstrang ist schließlich der emotionale Kern der Staffel, und wenn es einen Aspekt der Bücher gibt, der wirklich annährend perfekt umgesetzt wurde, dann ist es dieser. Nikolaj Coster-Waldau und Gewndoline Christie spielen exzellent, Locke (Noah Taylor) ist ein würdiger und ebenso verachtenswerter Ersatz für Vargo Hoat und alles in allem sind die Szenen einfach perfekt inszeniert, allen voran natürlich die Badeszene. Für mich eindeutig der Gewinner unter den Handlungssträngen der dritten Staffel.

Der Soundtrack
gamesoundtrack
Tracklisting:

01. Main Title
02. A Lannister Always Pays His Debts
03. Dracarys
04. I Paid The Iron Price
05. Chaos Is A Ladder
06. Dark Wings, Dark Words
07. You Know Nothing
08. Wall Of Ice
09. Kingslayer
10. I Have To Go North
11. White Walkers
12. It’s Always Summer Under the Sea (Performed by Kerry Ingram)
13. Reek
14. The Bear and the Maiden Fair (Performed by The Hold Steady)
15. The Night Is Dark
16. The Lannisters Send Their Regards
17. Heir To Winterfell
18. Mhysa
19. For The Realm

Um es gleich vornewegzunehmen: Das Album zur dritten Staffel beinhaltet einige der absoluten Highlights in Ramin Djawadis Schaffen für „Game of Thrones“, als Gesamtpaket bleibt es allerdings hinter der Musik der zweiten Staffel zurück. Dies liegt vor allem daran, das besagte Highlights vor allem aus Variationen von bereits vorhandenen Themen bestehen. Was der der Musik der dritten Staffel fehlt, ist ein starkes neues Thema, etwa für Haus Bolton. Während die Musik zur zweiten Staffel vor allem durch gelungene neue Leitmotive auffiel, etwa für die Greyjoys, für Stannis/Melisandre/R’hllor etc., ist Staffel 3 immer dann am besten, wenn diese Motive weiterentwickelt werden. Das Greyjoy-Thema ist ein schönes Beispiel, das in Reek, passend zu Theons unangenehmer Situation, abgehackt und panisch klingt. Auch die Themen der ersten Staffel tauchen wieder auf, unter anderem das Stark-Thema in I Paid the Iron Price, das hier ebenfalls Theon gilt (es wird in der Szene gespielt, in der er Ramsay gesteht, dass sein wahrer Vater in King’s Landing enthauptet wurde) oder das Lannister/Intrigen-Thema, das Littlefingers Monolog unterlegt (Chaos is a Laddder). Am interessantesten entwickelt sich allerdings ohne Frage Daenerys‘ Thema, das hier eine neue Komponente bekommt: In der Schlussszene der vierten Episode wird ihr Thema um ein marschartiges Chormotiv für die Unberührten erweitert (Dracarys). In Mhysa schließlich taucht ihr Thema abermals in einer völlig neuen Version auf, gesungen von einem Frauenchor, inklusive des Unberührten-Motivs und versetzt mit Elementen des Hauptthemas; die Musik spiegelt hier schön die Entwicklung Danys von der Kriegsherrin zur Befreierin wieder.
Mein persönliches Lieblingsthema, The Rains of Castamere, taucht leider nur einmal auf, aber was für eine Version. Auf eine derartige Instrumentalfassung hatte ich schon gehofft, seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe. Interessanterweise ist A Lannister Always Pays His Debts nicht komplett in der Serie zu hören. Der Anfang erinnert an den diegetischen Einsatz des Themas bei der Roten Hochzeit, der Rest des Stücks (ab 0:50) erklingt am Ende der siebten Folge und untermalt Jaimes Abgang aus Harrenhal („Sorry about the Sapphires“). Apropos Rote Hochzeit, von deren musikalischer Untermalung bin ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass The Rains of Castamere, wie im Roman, durchgehend gespielt wird. Die Untermalung des Gemetzels besteht vor allem aus sehr dissonanten Streichern, erst später wird zaghaft das Stark-Theme dekonstruiert, und ein paar Takte des GoT-Themas sind ebenfalls zu hören (The Lannisters Send Their Regards).
Letztendlich startet das Album mit A Lannister Always Pays His Debts, Dracarys, I Paid the Iron Price, Chaos Is a Ladder und Dark Wings, Dark Words (eine nicht verwendeten Chorsfassung des Hauptthemas, ähnlich wie Mhysa) sehr stark, in der Mitte dominieren allerdings einige ziemlich uninteressante Suspense-Stücke. You Know Nothing ist sogar ein wenig ärgerlich, weil Djawadi das Liebesthema für Robb und Talisa einfach für Jon und Ygritte recycelt und es dabei nicht einmal groß variiert.
Ebenfalls ärgerlich finde ich, dass es einige Stücke aus der Serie gibt, die ich gerne noch auf der CD gehabt hätte, darunter die diegetischen Versionen von The Rains of Castamere und The Bear and the Maiden Fair, das Stück, das erklingt, als die Drachen in der ersten Folge auf Daenerys‘ Schiff zufliegen, das Statement des Baratheon-Themas aus Episode 7 und die subtilen Rains-of-Castamere-Einsätze aus den Folgen 1 und 8,
Neben den eigentlichen Score-Stücken gibt es noch drei „Bonus-Tracks“, die beiden Abspannlieder The Bear and the Maiden Fair von Holdy Steady und It’s Always Summer Under the Sea von Shireen-Darstellerin Kerry Ingram, sowie eine Gitarrenversion des Hauptthemas, gespielt von Ramin Djawadi höchstpersönlich (For the Realm).

Fazit: Trotz einiger Schwächen hält Staffel 3 insgesamt das extrem hohe Niveau und sorgt dafür, dass „Game of Thrones“ nach wie vor das Beste ist, was die Serienlandschaft zu bieten hat.

Trailer

Staffel 3 Episoden-Rezensionen:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones – Soundtrack

Game of Thrones Staffel 2

GoT_-_Season_2_Poster
Dieser Artikel ist schon lange überfällig. Ursprünglich hatte ich mir überlegt, bereits nach der US-Ausstrahlung der zweiten Staffel von „Game of Thrones“ etwas zu schreiben, aber irgendwie war mir das zu diesem Zeitpunkt zu aufwändig und ich habe es immer weiter und weiter rausgeschoben. Nun naht schon der Start der dritten Staffel und ich habe immer noch nichts dazu geschrieben, was sich hiermit natürlich ändert.
Allerdings habe ich nun beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen. Da am letzten Wochenende die deutsche Free-TV-Ausstrahlung erfolgte, kann ich wohl davon ausgehen, dass Interessierte inzwischen die zweite Staffel gesehen haben, weshalb diese Rezension im Gegensatz zu der der ersten Staffel NICHT spoilerfrei wird. Die Kenntnis der ersten Staffel wird natürlich vorausgesetzt.

Die Handlung
Wie schon Staffel 1 ist auch Staffel 2 die Adaption eines kompletten A-Song-of-Ice-and-Fire-Bandes – logischerweise des zweiten, „A Clash of Kings“. Die Handlung knapp zusammenzufassen ist dabei ein äußerst schwieriges Unterfangen, da die Handlungsstränge, Schauplätze und Personen noch zahlreicher sind als in der ersten Staffel.
Westereos versinkt endgültig im Bürgerkrieg. Nach dem Tod Robert Baratheons zerfallen die Sieben Königreiche und jeder möchte ein Stück vom Kuchen abhaben. Auf dem Eisernen Thron sitzt Joffrey Baratheon (Jack Gleeson), der als Sohn Roberts gilt, aber in Wahrheit das Kind von Roberts Frau Cersei Lannister (Lena Headey) und ihrem Bruders Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) ist. Diese Tatsache verbreitet sich allerdings so langsam in den Sieben Königslanden, weshalb es weitere Anwärter gibt. Robert Baratheons Brüder Stannis (Stephen Dillane) und Renly (Gethin Anthony) beanspruchen beide die Krone für sich. Der Anspruch von Ersterem ist der Rechtmäßige, da er der nächste in der Thronfolge ist, allerdings hat Letzterer weitaus mehr Rückhalt bei den diversen Adelshäusern des Reiches. Um dies zu kompensieren schließt Stannis ein Bündnis mit Melisandre (Carice van Houten), einer Priesterin des Feuergottes R’hllor, die über eigenartige Fähigkeiten verfügt, was allerdings seinem Vertrauten Davos Seaworth (Liam Cunningham) absolut nicht zusagt.
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Melisandre von Asshai (Carice van Houten) und Stannis Baratheon (Stephen Dillane)

Nach dem Tod von Eddard Stark wurde dessen ältester Sohn Robb (Richard Madden) von seinen Gefolgsleuten zum König des Nordens ausgerufen und kämpft nun um die Unabhängigkeit seines Reiches. Bisher hat er zwar jede Schlacht gewonnen, aber seine Feinde sind dennoch übermächtig. Aus diesem Grund schickt er Theon Greyjoy (Alfie Allen) zu dessen Vater Balon (Patrick Malahide) auf die Iron Islands, um dessen Hilfe zu erbitten. Einst rebellierte Balon gegen den Eisernen Thron und Eddard Stark nahm ihm seinen einzigen überlebenden Sohn, um sich seine Loyalität zu sichern. Nun, da Eddard Stark tot ist, denkt Balon allerdings gar nicht daran, sich Robb Stark anzuschließen, sondern ernennt sich ebenfalls zum König und greift den Norden an, während Theon feststellen muss, dass er sich von seinem Volk entfremdet hat und dass seine Schwester Yara (Gemma Whelan, im Roman heißt sie Asha) quasi seinen Platz eingenommen hat.
Auch Tywin Lannister (Charles Dance), das Oberhaupt des Hauses Lannister und neue Hand des Königs, ist mit der Gesamtsituation nicht ganz zufrieden, weshalb er bereits kurz nach Eddard Starks Enthauptung seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) nach King’s Landing geschickt hat, damit dieser an seiner statt als Hand des Königs fungiert und darauf achtgibt, dass Joffrey und Cersei nicht über die Stränge schlagen, was sich als schwierige Aufgabe herausstellt. Der Königshof ist ein Schlangennest, allerdings scheint Tyrion eine Begabung dafür zu haben, mit den Schlangen umzugehen und er stellt fest, dass er ganz in seinem Element ist.
Sansa Stark (Sophie Turner) dagegen möchte nichts lieber, als aus King’s Landing verschwinden. Nach wie vor ist sie mit Joffrey verlobt und darüber hinaus die Gefangene der Lannisters. Und leider wird Joffrey immer grausamer und bösartiger.
Sansas Schwester Arya (Maisie Williams) ist zusammen mit Gendry (Joe Dempsie), einem Bastard Robert Baratheons, auf der Flucht vor den Lannisters. Dummerweise verschlägt es sie nach Harrenhal, wo Lord Tywin gerade hofhält.
Harrenhal
Harrenhal

Anderenorts haben andere Leute auch Probleme abseits der Frage, wie viele Leute in Westeros Anspruch auf die Königswürde erheben. Im hohen Norden, hinter der Mauer, ergründen Jon Snow (Kit Harrington) und seine Brüder von der Nachtwache das Geheimnis der wandelnden Leichen und der sich versammelnden Wildlinge, während Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) nach Khal Drogos Tod und der Geburt ihrer drei Drachen die rote Wüste durchquert und in der exotischen Stadt Qarth ankommt. Der dort herrschende Rat der Dreizehn, allen voran Xaro Xhoan Daxos (Nonso Anozie), ist sehr an den Drachen interessiert, weigert sich jedoch, ihr dabei zu helfen, Westeros zu erobern.

Umsetzung der Vorlage
Im Großen und Ganzen hält sich auch die zweite GoT-Staffel nach wie vor ziemlich eng an die Vorlage, allerdings sind die Abweichungen und Vereinfachungen dieses Mal stärker und gravierender als noch bei Staffel 1. Manches davon ist durchaus positiv und die Serie profitiert davon, anderes erscheint unnötig.
Allgemein gilt „A Clash of Kings“ als ein wenig schwächer als „A Game of Thrones“, eine Meinung, der ich mich anschließe und die somit auch auf die Staffel zutrifft. Sowohl Buch als Staffel leiden unter Zerfaserung. Was auch immer man von Eddard Stark (Sean Bean) gehalten haben mag, er hat als Protagonist die Serie und ihre Figuren doch relativ gut zusammengehalten. Viele der Figuren, die in Staffel 1 durch ihn miteinander verbunden waren (die Stark-Töchter, Cersei und der kleine Rat, teilweise auch Catelyn) haben nun stärker getrennte, eigene Plotstränge, und auch an anderen Stellen „trennen sich die Wege“.
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Ser Davos Seaworth (Liam Cunningham)

Zusätzlich gibt es einige völlig neue Schauplätze, Handlungsstränge und Protagonisten wie etwa Dragonstone und Davos Seaworth, durch dessen Augen der Leser/Zuschauer Stannis Baratheon und Melisandre kennen lernt. Stärker noch als im Buch hat dies in der Serie zur Folge, dass einige Figuren schlicht zu kurz kommen. In den ersten Folgen der zweiten Staffel sind dies vor allem Daenerys und Bran.
Gerade Daenerys‘ Handlungsstrang ist derjenige, der am stärksten vereinfacht und verändert wurde, und das nicht immer zum Positiven. Das Fehlen der toten Stadt, in der Danys Khalasar einen Zwischenhalt einlegt, ist nicht wirklich gravierend, aber die Tatsache, dass einige Figuren ohne ersichtlichen Grund sterben, obwohl sie im Roman überleben, wirft doch gewisse Fragen auf, ebenso wie die Darstellung Xaro Xhoan Daxos‘. In der Vorlage will er zwar Daenerys ebenfalls heiraten, verhält sich aber eigentlich recht anständig und steht mit Dany auf gutem Fuß, als sie Qarth schließlich verlässt. In der Serie dagegen ist er eindeutig ein Schurke, der mit dem Hexenmeister Pyat Pree eine Intrige spinnt, um die Herrschaft über Qarth an sich zu reißen, während der Hexenmeister hinter den Drachen her ist und sie schließlich entführt. Die Intrige endet schließlich mit dem (scheinbaren) Tod Xaro Xhoan Daxos‘. Dieses Komplott existiert im Roman nicht und wirft auch die Frage auf, wie es wohl mit Daenerys in den kommenden Staffeln weitergeht und ob noch größere Abweichungen von der Vorlage zu erwarten sind. Da ihr Handlungsstrang derjenige ist, der am stärksten von den anderen losgelöst ist (zumindest noch), sind hier auch die meisten Änderungen möglich, ohne dass ein Dominoeffekt entsteht. Die Frage ist, ob dies nun positiv oder negativ ist. Zumindest Xaros Verschurkung hätte meinetwegen nicht unbedingt sein müssen.
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Xaro Xohan Daxos (Nonso Anozie)

Theon Greyjoys Handlungsstrang wird im Gegensatz dazu relativ buchgetreu umgesetzt (auch wenn die Eroberung Winterfells ein wenig arg plötzlich kommt), doch am Ende gibt es ebenfalls eine Änderung, die die Frage aufwirft, wie sich das weiterentwickelt. Während er im Buch von Ramsay Snow, dem Bastard von Roose Bolton, gefangen genommen wird (was die Figur enorm zeichnet), wird er in der Serie lediglich von einem seiner Männer niedergeschlagen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass er zu Beginn der nächsten Staffel in Ramsays Hände gerät. Während er in den Büchern erst wieder in „A Dance with Dragons“ auftaucht, sind die Autoren der Serie möglicherweise der Meinung, dass es kontraproduktiv wäre, ihn so lange pausieren zu lassen.
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Yara Greyjoy (Gemma Whelan)

Aus einem ähnlichen Grund verlegte man wohl einige Ereignisse aus „A Storm of Swords“ bereits vor. Jaime Lannister hat in „A Clash of Kings“ nun wahrlich nicht viel zu tun, weshalb die Autoren entschieden, seinen Aufbruch mit Brienne bereits früher zu zeigen. Ebenso wird Robb Starks verhängnisvolle Hochzeit, die in den Büchern offscreen geschieht, gezeigt und seine Frau (Oona Chaplin) wird sehr viel früher eingeführt – auch wenn sie in der Serie Talisa Maegyr und nicht Jeyne Westerling heißt. Auch hat man sich bemüht, Robbs Ehefrau ein wenig mehr Charakter zu geben als in den Büchern. Ob das wirklich gut gelungen ist, ist diskutabel, die grundsätzliche Absicht, die mit der Umstrukturierung einhergeht, ist aber nachvollziehbar und nützlich. Wie schon in der erste Staffel wird auch weiterhin die Tatsache genutzt, dass man nicht so eng an die POV-Charaktere gebunden ist, sodass man einige zusätzliche Szenen einbauen konnte, etwa ein Gespräch zwischen Littlefinger und den Tyrells oder mehr von Robb Stark.
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Talisa Maegyr (Oona Chaplin)

Eine weitere, sehr gelungene Änderung findet sich bei Aryas Handlungsstrang. Dieser ist ebenfalls ein wenig vereinfacht (es fehlen u.a. die Übernahme Harrenhals durch Roose Bolton, der Blutige Mummenschanz und viele der kleinen Szenen und Details), im Kern (in meinen Augen ist dieser das Verhältnis zwischen Arya und Jaquen) allerdings intakt und statt der oben genannten Details durch ein anderes erweitert: Arya wird Lord Tywins Mundschenk. Dies ist eine interessante Konstellation, die zu ebenso interessanten Gesprächen zwischen den beiden führt, bei denen sogar eine merkwürdige, aber nachvollziehbare Sympathie entsteht und Tywin ein wenig zu einer Vaterfigur für sie wird.
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Arya Stark (Maisie Williams) als Lord Tywin Lannisters (Charles Dance) Mundschenk

Einige der Probleme der Vorlage ließen sich allerdings leider nicht vermeiden. Buch wie Serie zieht sich vor allem im Mittelteil etwas, und zwei, drei Folgen lang geht es kaum voran. Der Aufbau ist enorm und mitunter ein wenig unausgewogen (Stannis etwa hätte als größere Gefahr inszeniert werden können und sollen) aber letztendlich zahlt er sich aus. Insgesamt finde ich Staffel 2 ein wenig schwächer als Staffel 1, allerdings hat Staffel 2 dafür die beste Einzelepisode der Serie: „Blackwater“ (Episode 9). In diese Episode, die George R. R. Martin persönlich geschrieben hat, wurde der Fokus ausschließlich auf King’s Landing und die dort stattfindende Schlacht gelegt, was auf eine größere Spannung und atmosphärische Verdichtung hinausläuft. Damit dies allerdings gut funktionieren kann, wurden andere Ereignisse umstrukturiert, um „Blackwater“ besser als Höhepunkt hervorheben zu können, während die letzte Episode dazu dient, die Handlungsstränge für Staffel 3 vorzubereiten.
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Seefeuer auf dem Blackwater

Zwei Elemente, die sogar fast noch besser sind als in Staffel 1 sind Produktionsdesign und Spezialeffekte. Egal ob Qarth, Harrenhal, Dragonstone, das Seefeuer bei der Schlacht um King’s Landing, alles ist beeindruckend und so überzeugend, wie es für eine TV-Serie mit doch relativ beschränktem Budget (jedenfalls im Vergleich zu einem Kinofilm) nur möglich ist.
Trotz einiger unausgewogener Elemente und unnötigen Änderungen ist auch Staffel 2 im Großen und Ganzen eine gelungene Adaption der Romanvorlage.

Figuren und Darsteller
Schon die erste Staffel hatte eine Figurenriege gewaltigen Ausmaßes, und obwohl ein paar das Ende nicht erlebt haben, ist diese Figurenriege mit Staffel 2 noch um einiges größer geworden.
Beginnen wir mit den Leuten von Dragonstone, also Stannis Baratheon und seinem Hofstaat. Hier sind drei Figuren von großer Bedeutung: Stannis (Stephen Dillane) selbst, Ser Davos Seaworth, der Zwiebelritter (Liam Cunningham) und Melisandre von Asshai, die rote Priesterin (Carice van Houten). Stannis ist in meinen Augen leider nicht völlig gelungen, was allerdings nicht ausschließlich an Stephen Dillane liegt (obwohl ich ihn für ein wenig zu blass und unmarkant halte), da er schlicht zu wenig Zeit hat, um seinen Charakter besser ausbauen zu können. Mit Melisandre und Davos bin ich dagegen ziemlich einverstanden. Carice van Houten entspricht meiner Vorstellung der „untypischen“ Schönheit Melisandres, wie sie im Buch beschrieben wird, relativ gut und bringt auch die nötige mysteriöse Aura mit. Liam Cunningham ist eindeutig eine Idealbesetzung für Davos und spielt den aufgestiegenen, loyalen Zwiebelritter so gut wie es nur irgend möglich ist, nicht zuletzt wegen seines markanten Gesichts und seiner ebenso markanten Stimme.
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Balon Greyjoy (Patrick Malahide), Jaqen H’gar (Tom Wlaschiha) und Brienne von Tarth (Gwendoline Christie)

Auch mit den Neulingen von Pyke, Yara/Asha (Gemma Whelan) und Balon Greyjoy (Patrick Malahide) bin ich ziemlich zufrieden. Gemma Whelan sieht zwar nicht unbedingt aus wie ihr Gegenstück aus dem Roman, aber die Arroganz stellt sie hervorragend dar. Patrick Malahide ist ebenfalls überzeugend, erinnert mich aber irgendwie immer an Hans Werner Olm.
Im Gegensatz dazu hat Nonso Anozie mit Xaro Xhoan Daxos, wie er im Buch beschrieben wird, nun wirklich kaum etwas zu tun, sowohl was Aussehen als auch Verhalten betrifft (besonders in späteren Episoden), wofür allerdings das Drehbuch verantwortlich gemacht werden muss und nicht der Schauspieler.
Tom Wlaschiha als Jaquen H’ghar finde ich wiederrum ausgezeichnet, was aber auch mit persönlicher Präferenz zusammenhängen könnte. Tom Wlaschiha habe ich während der Dragon Days in Stuttgart live gesehen, wo er Fragen beantwortet und aus „A Clash of Kings“ (bzw. dem deutschen Teilband „Die Saat des goldenen Löwen“) vorgelesen hat. Dabei hat er einen sehr symphytischen, humorvollen und bodenständigen Eindruck gemacht.
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Ygritte (Leslie Rose)

In Jon Snows Handlungsstrang gibt es noch zwei relativ wichtige neue Figuren: Qhorin Halfhand (Simon Armstrong) und Ygritte (Rose Leslie). Beide haben nicht allzu viel Zeit, aber vor allem Rose Leslies Interpretation von Ygritte finde ich äußerst gelungen, obwohl sie für die Rolle ein wenig zu hübsch ist.
Und schließlich gibt es noch zwei weitere wichtige Frauenfiguren aus dem Umfeld Renly Baratheons: Margaery Tyrell (Natalie Dormer) und Brienne von Tarth (Gwendoline Christie). Bei Ersterer weiß ich nicht so recht, was ich von ihr halten soll; Natalie Dormer ist eindeutig zu alt und die Rolle ist Anne Boleyn zu ähnliche, die Dormer in „The Tudors“ gespielt hat. Gwendoline Christie dagegen ist eine sehr gute Besetzung, allerdings kommt ihr Potential noch nicht voll zur Geltung (und wie Rose Leslie sieht sie zu gut aus).
Von der alten Garde sind es vor allem Lannisters, die zu glänzen wissen: Peter Dinklage und Charles Dance, die Schauspieler von Tyrion und Tywin Lannister, dominieren jede Szene, in der sie auftauchen. Vor allem Tywin zeigt durch die Konversationen mit Arya Stark (Maisie Williams) eine neue Facette, die Dance gekonnt umsetzt. Es wäre allerdings schön, wenn Maisie Williams ein wenig stärker mit ihrer Mimik arbeiten würde.
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Margaery Tyrell (Natalie Dormer)

Auch bei Lena Headey (Cersei Lannister) fällt mein Urteil ein wenig zwiegespalten aus, manchmal ist wirklich gut und manchmal ein wenig lustlos. Allerdings springt Cersei in Staffel 2 ein wenig zu sehr zwischen Eiskönigin und verletzlicher Mutter hin und her.
Die meisten anderen sind auf ähnlichem Niveau wie in Staffel 1, viele kommen allerdings aufgrund der neuen Handlungsstränge zu kurz. Die Ausnahme hiervon ist Alfie Allen als Theon Greyjoys, bei dem ich zwiegespalten bin. Einerseits verkörpert er den Charakter ziemlich gut, andererseits geht mir Theon aber jedes Mal fürchterlich auf die Nerven, was allerdings schon im Buch der Fall war.
Alles in Allem sind die schauspielerischen Leistungen durchweg solide bis sehr gut.

Die deutsche Version
Da ich Staffel 1 nur auszugsweise auf Deutsch gesehen habe, beschloss ich dieses Mal, mir die RTL2-Version der Hauptsendezeit zu geben und…autsch. Die eigentliche Synchro ist im Großen und Ganzen halbwegs annehmbar; der normale Standard eben, allerdings sind einige Figuren relativ schlecht getroffen. Dazu gehören in erster Linie Cersei Lannister, Jorah Mormont, Tywin Lannsister, Tyrion Lannister und Melisandre. Alle Schauspieler dieser Rollen haben sehr markante Stimmen; die Wahl der deutschen Sprecher fand ich bei ihnen durchweg ziemlich unpassend.
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Daenerys (Emilia Clarke) und Ser Jorah Mormont (Iain Glen) auf der Suche nach den verschwundenen Drachen

Wirklich schmerzhaft sind dagegen die Schnitte und die deutsche Übersetzung. Erstere sollten eigentlich nicht verwundern, denn „Game of Thrones“ ist nun mal wirklich nichts für schwache Gemüter. Allerdings zeigt sich an einer Stelle besonders gut, wie schädigend derartige Schnitte sein können, da viele bedeutsame Details verloren gehen. In Episode 6 („The Old Gods and the New“) verurteilt Theon Greyjoy, nachdem er Winterfell erobert hat, Ser Rodrik zum Tod, und nach Sitte des Nordens ist er es auch, der das Richtschwert führt. Theon ist allerdings nicht in der Lage, Ser Rodrik mit einem Streich zu töten, sodass das Ganze zu einer ziemlich Sauerei wird. Hierdurch wird schön gezeigt, wie sehr sich Theon letztendlich von seinem Ziehvater Eddard Stark unterscheidet. In der geschnittenen Version tötet er dagegen mit einem Hieb, wodurch die ganze Bedeutung der Szene verloren geht.
Noch grausamer ist die deutsche Übersetzung. Ich bin ein Anhänger der ersten Übersetzung der Romane, in der fast sämtliche Eigennamen englische belassen wurden. Die zwanghafte Eindeutschung der neuen (bzw. überarbeiteten Übersetzung), die auch für die deutsche Fassung der Serie verwendet wird, ist bestenfalls erzwungen und unelegant, schlimmstenfalls inkonsequent und unzutreffend. Königsmund für King’s Landing zum Beispiel: Die Stadt heißt so, weil Aegon der Eroberer dort gelandet ist. Noch unbegreiflicher ist Lennishort für Lannisport. Ich habe schon nicht verstanden, weshalb man die deutschen Lennisters so schreibt, aber warum nicht einfach Lennishafen? Klingt zwar dämlich, aber auch nicht dämlicher als Lennishort, und es wäre korrekt.
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Tyrion Lannister (Peter Dinklage) als Hand des Königs

Die Inkonsequenz zeigt sich vor allem bei Namen wie „Stark“ und „Winterfell“, die im Original belassen wurden. Und warum zur Hölle wird Mance Rayders Vorname „Manke“ ausgesprochen?
Leider befürchte ich, dass all diese Verunstaltungen der Preis für die Popularität von „Game of Thrones“ in Deutschland sind, die wiederrum dafür sorgt, dass weitere Staffeln gedreht werden. Dennoch, für mich Grund genug, Fernsehserie und Romane ausschließlich im Original zu konsumieren – glücklicherweise erscheinen DVD und BD bereits am 5. April.

Fazit: Die zweite Staffel von „Game of Thrones“ setzt die erste nahtlos fort, kommt allerdings qualitativ nicht ganz an diese heran, vor allem wegen einiger etwas unglücklicher struktureller Entscheidungen einiger unnötiger Veränderungen und einiger Schwächen, die bereits „A Clash of Kings“ aufweist. Dafür hat Staffel 2 aber die stärkste Einzelepisode der Serie („Blackwater“) und weiß im Großen und Ganzen trotz kleinerer Schwächen letztendlich zu überzeugen – „Game of Thrones“ gehört nach wie vor zum Besten, was im Bereich Fernsehen und Fantasy existiert. Staffel 3 (US-Start am 31. März) kann kommen.

Trailer: War of the Five Kings
Trailer: Price for our Sins

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 3
Game of Thrones – Soundtrack
Stück der Woche: The Rains of Castamere