American Horror Story: Asylum

Halloween 2013
american-horror-story-asylum-poster1
Nachdem in der ersten Staffel von „American Horror Story“, nachträglich mit „Murder House“ betitelt, das Geisterhaus thematisiert wurde, ist der Schauplatz der zweiten Staffel ein weiterer klassischer Ort des Horrors: Die Irrenanstalt.
Wie bereits in meinem Artikel zu Staffel 1 erwähnt handelt es sich bei „American Horror Story“ um eine Anthologie; jede Staffel erzählt eine eigene, in sich abgeschlossene Geschichte, inhaltliche Verknüpfungen zwischen den einzelnen Staffeln gibt es nicht. Allerdings kehren in „Asylum“ viele der Darsteller aus „Murder House“ in neuen Rollen zurück, u.a. Jessica Lange, Zachary Quinto, Frances Conroy und Evan Peters.

Die Handlung
Die Handlung von „Asylum“ spielt sowohl im Jahr 1964 als auch 2012, wobei der zweiten Zeitebene nur vergleichsweise wenig Zeit eingeräumt wird. Im Zentrum der Handlung steht die katholische Irrenanstalt Briarcliff, gegründet vom ambitionierten Monsignor Timothy Howard (Joseph Fiennes) und unter der Leitung der Nonne Schwester Jude (Jessica Lange) und des Arztes Dr. Arthur Arden (James Cromwell). Die beiden Letzteren bekriegen sich geradezu und sehen die Anstalt als ihren persönlichen Spielplatz, worunter nicht zuletzt die Patienten leiden. Viele von ihnen scheinen gar zu Unrecht in Briarcliff zu sein. Die Reporterin Lana Winters (Sarah Paulson) zum Beispiel soll wegen ihrer Homosexualität behandelt werden, doch eigentlich sitzt sie ein, weil sie zu viele unangenehme Fragen gestellt hat. Kit Walker (Evan Peters) wird beschuldigt, der Serienkiller Bloody Face (dessen Taten bis ins Jahr 2012 nachhallen) zu sein, pocht jedoch auf seine Unschuld und behauptet steif und fest, dass er von Aliens entführt wurde. Der einzige, der sich wirklich um die Patienten kümmert, scheint der Arzt Dr. Thredson (Zachary Quinto) zu sein, doch auch er verbirgt etwas. Briarcliff ist ein Ort des Grauens, der niemanden, der ihn einmal betritt, wieder loslässt. Selbst die Ärzte und Nonnen sind davor nicht gefeit, denn seltsame Dinge geschehen, und wer sich an einem Tag noch um die Patienten kümmert, kann sich am nächsten schon selbst als Patient wiederfinden…

Die Umsetzung
Die Inhaltsangabe ist absichtlich recht knapp gehalten, da es in „Asylum“ sehr viele Handlungsstränge gibt und eine ausführliche Wiedergabe den Rahmen sprengen würde. Wo die erste Staffel von „American Horror Story“ noch einen engeren Fokus hatte – im Mittelpunkt stand eindeutig die Familie Harmond und ihre Interaktion mit den verschiedenen Geistern – ist die zweite Staffel zerfaserter. Die Anstalt ist das Zentrum der Handlung, allerdings kocht jede Figur ihr eigenes Süppchen und hat ihren eigenen Plot. Diese verbinden sich freilich später miteinander, aber dennoch wirkt „Asylum“ weniger kohärent als „Murder House“. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Staffel 2 nicht nur eines, sondern gleich viele verschiedene Untergenre des Horrors (Exorzismus, Aliens, Serienkiller) verwendet und dabei ausgiebig bekannte und beliebte Filme („Der Exorzist“, „Das Schweigen der Lämmer“ und „Saw“ sind nur einige Beispiele) zitiert.
Manche der Handlungsstränge scheinen gar ins Leere zu laufen. Ein gutes Beispiel findet sich in Episode 2, in welcher ein besessener Junge nach Briarcliff gebracht und anschließend exorziert wird. Der Dämon (es wird angedeutet, dass es sich um Satan persönlich handelt) fährt daraufhin in die Nonne Mary Eunice (Lily Rabe), stiftet weiteres Unheil in der Anstalt und scheint sich zum großen Bösen zu entwickeln, bis Satan/Mary Eunice recht plötzlich und unelegant abserviert wird. Ähnlich verhält es sich mit der Nazivergangenheit von Dr. Arden, die vor allem in der Mitte der Serie stark im Zentrum steht, oder den Aliens, die Kit Walker entführt haben. Gerade zu Beginn wirkt „Asylum“ regelrecht überladen, es scheint, als ob die Serienschöpfer Ryan Murphy und Brad Falchuk versucht hätten, alles in die Geschichte reinzustopfen, was irgend möglich ist. Interessanterweise entwickelt sich die Staffel über den Verlauf ihrer dreizehn Episoden ungemein. Gerade in der letzten Folge wird klar, dass das ganze Drumherum letztendlich eher Beiwerk ist, der Fokus liegt auf den Figuren, v.a. Jude, Lana und Kit.
Dennoch, „American Horror Story: Asylum“ funktioniert, obwohl sich nicht sagen lässt, ob dies trotz oder gerade wegen dieser etwas merkwürdigen Konzeption der Fall ist. Einige Faktoren hierfür lassen sich allerdings eindeutig ausmachen. Wie schon Staffel 1 ist auch Staffel 2 atmosphärisch einwandfrei gelungen. Briarcliff ist düster, einschüchternd und exakt so, wie man sich den Alptraum einer Irrenanstalt vorstellt – das Arkham Asylum lässt grüßen. Durch schnelle Schnitte, vor allem in der ersten Episode, wird sehr gelungen Unbehagen und Wahnsinn vermittelt. Dennoch ist das Ganze nicht völlig humorlos, es gibt immer wieder trockene und schwarzhumorige Einlagen, die nicht stören, aber die Staffel ein wenig auflockern. Der Höhepunkt ist diesbezüglich zweifelsohne die vom Cast gesungene Nummer „The Name Game“, die es schafft, gleichzeitig lustig, völlig absurd, tragisch und ein wenig unheimlich zu wirken und Jessica Lange darüber hinaus die Gelegenheit gibt zu zeigen, wie gut sie singen kann.
Noch wichtiger als die Atmosphäre sind die Darsteller, die, wie schon in Staffel 1, ausgezeichnet sind. Wie bereits erwähnt kehren viele Schauspieler aus „Murder House“ zurück, zusätzlich zu einigen neuen „Schwergewichten“ wie Joseph Fiennes, James Cromwell oder Ian McShane, der in einer kleinen, aber enorm gelungenen Gastauftritt als blutrünstiger Wahnsinniger hat. Von allen Neuzugängen erweist sich Sarah Paulson als die Wichtigste, auch wenn die Bedeutung ihrer Figur erst im Verlauf der Staffel deutlich wird.
Abermals ist vor allem Jessica Lange hervorzuheben, die ihrer Figur, der getriebenen Nonne Jude, Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht. Nicht minder gelungen spielt Zachary Quinto, dessen Rolle dieses Mal sehr viel größer und bedeutender ausfällt und der die Gelegenheit bekommt, die tiefsten Abgründe seiner Figur auszuloten.

Fazit: Insgesamt ist „Asylum“, aufgrund des fehlenden Fokus, ein wenig schwächer als „Murder House“, weiß aber dennoch, nicht zuletzt dank der hervorragenden Darsteller, bestens zu unterhalten. Wie schon die erste Staffel von „American Horror Story“ ist auch die zweite jedem Fan gepflegten Horrors zu empfehlen. Und sollte die dritte Staffel, „Coven“, halten, was die erste Folge verspricht, könnte sich „American Horror Story“ zu einer der besten Horror-Serien überhaupt entwickeln.

Intro
Trailer

Halloween 2013:
Prämisse
Hellraiser: Hellworld
Geschichte der Vampire: The Vampyre

Siehe auch:
American Horror Story: Murder House

American Horror Story: Murder House

Halloween 2012

Nachdem die Halloween-Artikelreihe bisher stark von Vampiren und Cenobiten dominiert war, wenden wir uns nun noch einer völlig anderen Thematik zu: Dem Geisterhaus.
Auf „American Horror Story“ bin ich durch Zufall gestoßen, in einer Filmzeitschrift gab es einen Artikel, der die Serie lobte und mein Interesse weckte. Nach einiger Zeit kam ich schließlich dazu, die erste Staffel anzuschauen und was sich mir da offenbarte, war ein wahres Juwel, das kein Fan gepflegten Horrors verpassen sollte.
Die erste Staffel (12 Folgen) ist bereits beendet, während die zweite im Angloamerikanischen Raum bereits angelaufen ist. Hierzulande ist sie bisher erst auf dem Privatsender FOX gelaufen, die Free-TV-Ausstrahlung erfolgt wohl im Frühjahr 2013 auf sixx. Eine Veröffentlichung der Staffelbox ist bisher leider noch nicht angekündigt.
Jede Staffel von „American Horror Story“ erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Zwar gibt es in der zweiten Staffel wiederkehrende Darsteller, diese spielen allerdings andere Rollen als in der ersten.

Die Handlung
Nachdem Vivian Harmond (Connie Britton) eine Totgeburt erlitten und von ihrem Ehemann Ben (Dylan McDermott), eine Psychiater, mit der Studentin Hayden McClaine (Kate Mara) betrogen wurde, wollen die Harmonds einen Neuanfang wagen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Violet (Taissa Farmiga) ziehen sie nach Los Angeles in ein altes, viktorianisches Haus. Besagtes Haus ist allerdings denkbar schlecht für einen Neuanfang geeignet, da sämtliche vorherigen Bewohner des Hauses einen gewaltsamen Tod gestorben sind und das Haus nun als Geister heimsuchen – allerdings als Geister, die äußerst körperlich und nicht sofort als solche zu erkennen sind. Ganz allgemein scheint die Nachbarschaft nicht angenehm zu sein. Constance Langdon (Jessica Lange) etwa, die im Nachbarhaus wohnt, ist zwar oberflächlich freundlich, verhält sich jedoch mitunter recht merkwürdig. Noch merkwürdiger ist ihrer Tochter Addie (Jamie Brewer), die an Down-Syndrom leidet, jedem erzählt, dass er sterben wird und immer wieder in das Haus der Harmonds gelangt. Und dann ist da noch Larry (Denis O’Hare), ein schräger Vogel mit schrecklichen Verbrennungsnarben.
Nach und nach tauchen immer mehr bizarre Gestalten in und um das Haus herum auf, etwa Constance‘ Sohn Tate (Evan Peters), der von Ben therapiert wird und sich in Violet verliebt, das schwule Pärchen Chad (Zachary Quinto) und Patrick (Teddy Sears), die Haushälterin Moira, die von Frauen als älter und respektabel (Frances Conroy), von Männern jedoch als jung und versaut (Alex Breckenridge) wahrgenommen wird. Und wer ist der Mann im Latexanzug, der mit Vivian schläft, während sie denkt, es wäre ihr Ehemann?

Die Umsetzung
Die Thematik des „Haunted House“, das von einem oder mehreren Geistern, Flüchen oder ähnlichem heimgesucht wird, dürfte ja weithin bekannt sein. Es gibt eine große Anzahl an Filmen, Büchern, Comics oder Computerspielen, die sich dieses Handlungsmodells bedienen. Ich muss allerdings sagen, so oft diese Thematik auch schon verwendet wurde, die erste Staffel von „American Horror Story“ weiß dem Ganzen neue Facetten abzugewinnen und lässt sich mit Fug und Recht als bisher beste Umsetzung dieser Grundidee bezeichnen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Figuren wissen zu überzeugen und zu fesseln, und zwar ausnahmslos. Die drei Harmonds sind alle weit davon entfernt, perfekt zu sein, sind aber auch nicht so „fehlerhaft“, dass es schwierig wäre, mit ihnen zu sympathisieren. Man kann nachvollziehen, warum sie tun, was sie tun. Dies gilt auch für die vielen anderen Figuren und hängt natürlich stark mit den Schauspielern zusammen. Besonders hervorzuheben ist Jessica Lange (Tamora in „Titus“), die als leicht verschrobene Nachbarin Constance die beste Leistung abliefert und völlig glaubhaft eine zwischen mütterlicher Fürsorge, leichtem Rassismus und Biestigkeit schwankende Figur darstellt. Aber auch sonst kann der Cast mit Darstellern wie Zachary Quinto (Spock in J.J. Abrahams „Star Trek“) oder Denis O’Hare (Russel Edington in „True Blood“) vollständig überzeugen.
Fast noch interessanter als die drei Hauptfiguren sind die Geister, bei denen es sich um vielschichtige und zum Teil auch sehr bizarre Charaktere handelt. Die stärksten Folgen der Serie sind eindeutig die ersten, in der besagte Geister alle langsam, einer nach dem anderen, eingeführt werden. Dabei beginnt fast jede Folge mit einem spezifischen Todesfall, so dass man bei manchen der neu auftauchenden Figuren sofort weiß, dass es sich um einen der Geister handeln muss. Bei anderen wird man jedoch länger im Dunkeln gelassen. Vor allem in diesen ersten Folgen ist die Serie mitunter äußerst unheimlich. Zwar bleibt die Serie durchgehend spannend und interessant, doch je mehr Geheimnisse aufgedeckt und je besser man die diversen ehemaligen Bewohner des Hauses kennen lernt, desto weniger gruselig wird es – ich wüsste allerdings nicht, wie man dagegen hätte ankämpfen können, schließlich will man als Zuschauer ja auch, dass die Geheimnisse aufgedeckt werden.
Weitere Pluspunkte sind Atmosphäre und Ausstattung. Besonders erstere schwankt gerne zwischen klassischem Gothic-Horror und moderner Horrorästhetik. In einigen Szenen und Folgen ist „American Horror Story“ geradezu unbequem und beängstigend realistisch.
Man könnte den Machern vielleicht vorwerfen, dass die Serie ein wenig überladen ist und es doch manchmal zu viel des Guten gibt, aber auch das hilft der Serie dabei, einen ganz speziellen Charme zu entwickeln.

Fazit: Fans des gepflegten Horrors sollten sich „American Horror Story“ nicht entgehen lassen. Die erste Staffel weiß mit interessanten Figuren, tollen, schaurigen und bizarren Ideen sowie atemloser Spannung aufzuwarten und ist vielem, was man aus diesem Genre heutzutage im Kino sieht, eindeutig überlegen.

Intro
Trailer

Halloween 2012:
Prämisse
Hellraiser
Hellraiser: Inferno
Gehenna: Die letzte Nacht
Hellraiser: Revelations
Sodium Babies
Die zehn besten Horror-Soundtracks
Finale

Siehe auch:
American Horror Story: Asylum