GoT: Beyond the Wall

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Nach der letzten Episode, die primär als Set-up für diese fungierte, passiert in „Beyond the Wall“ wirklich etwas – wir verlassen Nebenschauplätze und werden uns der Hauptbedrohung zu. Ganz in bester GoT-Tradition bietet die vorletzte Episode dieser Staffel ordentlich Schauwerte – bleib dabei aber ziemlich uneben, da die Umsetzung der Prämisse mitunter äußerst holprig ausfällt.

Winterfell
Eine der besten Entscheidungen für diese Episode war es, den King’s-Landing-Handlungsstrang auszuschließen und sich ausschließlich auf Dragonstone und den Norden zu konzentrieren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich tatsächlich auch den Winterfell-Subplot weggelassen. Meine Meinung bezüglich der kleinen Familienkrise zwischen Sansa und Arya hat sich nicht geändert: Das Ganze wirkt uninteressant und im Vergleich zu den anderen Ereignissen der Episode geradezu belanglos. Das erste Gespräch zwischen Sansa und Arya ist im Grunde eine etwas harschere Version des Gesprächs der vorangegangenen Episode unter Einbeziehung des gefunden Briefs. In der folgenden Szene berät sich Sansa mit Littlefinger, der dazu rät, Brienne als Vermittlerin einzusetzen. Daraus wird allerdings nichts, denn ein Brief lädt Sansa zum großen Treffen der nächsten Episode nach King’s Landing (das kommt alles ein wenig plötzlich und unvermittelt) – Sansa hat aber keine Lust zu gehen und schickt Brienne, die aber ebenfalls keine Lust hat und um Sansas Sicherheit fürchtet, aber Befehl ist Befehl. In der finalen Winterfellszene durchsucht Sansa Aryas Zimmer und findet die Gesichter, was zu einer weiteren unangenehmen Konfrontation inklusive Psychospielchen führt. Diese Szene ist dramaturgisch in meinen Augen jedoch völlig deplatziert, weil sie im Anschluss an das Scharmützel im Norden kommt – nach diesem dramatischen Höhepunkt dürfte sich kaum jemand noch für die Differenzen der Stark-Schwestern interessieren.

Jenseits der Mauer Teil 1
Strukturell hat diese Episode ähnliche Probleme wie die letzte, weshalb ich diesen Handlungsstrang in der Besprechung tatsächlich aufteile, um das Ganze etwas übersichtlicher darstellen zu können – sonst käme die Chronologie der Episode völlig durcheinander. Nun denn, gerade in diesem Teil der Episode finden sich einige Highlights, denn die Tour nach Norden wird für einige interessante Dialogmomente genutzt – Gendry, Beric und Thoros verarbeiten den Verkauf an Melisandre, Jon und Jorah diskutieren über Lord Mormonts Vermächtnis, Sandor Clegane und Tormund freunden sich an – hiervon hätte es durchaus noch mehr geben dürfen, stattdessen hätten Benioff und Weiss den Winterfell-Handlungsstrang auslassen können.

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Gemeinsam auf Betriebsausflug: Tormund (Kristofer Hivju), Jon (Kit Harrington), Beric (Richard, Dormer), Sandor (Rory McCann), Jorah (Iain Glenn), Gendry (Joe Dempsie) und Thoros (Paul Kaye). Bildquelle

Ernster wird es, als das Grüppchen von einem untoten Bären angegriffen wird. Ganz nebenbei: Bin ich der einzige, der sich durch die Flammenschwerter von Thoros und Beric an Lichtschwerter erinnert fühlt? In diesem Kontext könnte man argumentieren, dass das ein wenig zu leicht funktioniert, aber die Erklärung im Subtext überzeugt mich und passt auch im Kontext der Romane ganz gut. Wenn Thoros von Myr früher Schwerter anzündete, musste er sie in Seefeuer tränken und danach war das Schwert unbrauchbar. Hier müssen Thros und Beric R’hllor ein wenig Blut opfern (jedes Mal, wenn sie ihre Schwerter anzünden, schneiden sie sich die Handfläche auf). Das passt ganz gut zur Thematik der durch die Drachen zurückkehrenden bzw. stärker werdenden Magie in den Romanen. Darüber hinaus ist Magie an der Mauer und jenseits davon grundsätzlich stärker, wie wir in Staffel 5 und in „A Dance with Dragons“ von Melisandre erfahren.

Schließlich stößt man auch auf menschliche Wiedergänger und es gelingt sogar, einen Weißen Wanderer zu töten und einen der Wiedergänger gefangenzunehmen – sehr geschickt, dass nur einer übrig bleibt, nachdem der Weiße Wanderer vernichtet wurde. Weniger geschickt ist der Umstand, dass das Grüppchen von der Untotenarmee auf einem gefrorenen See umstellt wird. Besagte Armee erweist sich vorerst allerdings als merkwürdig passiv, sodass Jon und Co. die Nacht auf einer kleinen Felseninsel überstehen – bis auf Thoros, der einem Bärenbiss erliegt. Nur Gendry entkommt und rennt zur Mauer zurück. Auch hier fällt es mir schwer, das Ganze plausibel zu finden, allerdings finden sich im Internet inzwischen aufwändige Berechnungen, wie schnell welcher Weg zurückgelegt werden kann – Gendrys Spurt zur Mauer scheint zumindest noch halbwegs im Bereich des Möglichen zu sein, da die Armee des Nachtkönigs ja ohnehin nicht mehr weit von Eastwatch entfernt ist. Die Geschwindigkeit, mit der der Rabe von Eastwatch allerdings Dragonstone erreicht, ist wieder eine andere Geschichte.

Dragonstone
Auf Dragonstone führen Daenerys und Tyrion wieder ihre übliche Grundsatzdiskussion und basteln an der Metapher des zu zerbrechenden Rades weiter. Unangenehmer ist die Frage nach der Thronfolge, aber es gibt ja durchaus Möglichkeiten bzw. Vorbilder aus der Realität. Wahlkönigtum, Adoption, oder sogar Demokratie? Besonders amüsant ist der Austausch bezüglich des Heldentums von Daenerys‘ Verehrern. Der Kommentar dazu ist angesichts dessen, was sie später abzieht, schon recht ironisch – sie verhält sich letztendlich genauso, wie Jorah oder Jon es tun würden. Als der Rabe mit Gendrys Nachricht kommt, zögert sie keine Minute und schlüpft in ihre noble Wintergarderobe (da hat jemand vorgesorgt), um mit ihren Drachen nach Norden zu fliegen, trotz Tyrions Protest. Selbst mit Drachen scheint mit der Weg über einen halben Kontinent in einer Nacht doch etwas gewagt, aber die Regeln der Dramaturgie verlangen, dass es klappt und die Rettung exakt in letzter Sekunde eintrifft. Bei anderen derartigen Vorkommnissen konnten sich die Macher wenigstens noch damit herausreden, dass keine definitive Zeitangabe getätigt wird, hier geht das nun definitiv nicht mehr.

Jenseits der Mauer Teil 2
Das Scharmützel im Norden hat Fanspekulationen massiv befeuert. Schon allein der Umstand, dass die Armee der Toten erstmal gemütlich wartet, bis die Nacht vorbei ist, ist äußerst verdächtig. Entweder die Dramaturgie ist hier wirklich extrem klischeehaft, oder die ganze Angelegenheit wurde vom Nachtkönig exakt so vorhergesehen und geplant, weil er einen untoten Drachen haben wollte, den er am Ende ja auch bekommt. Aber da hören die Fanspekulationen nicht auf. Die neueste Lieblingstheorie lautet: Bran ist der Nachtkönig. Zum einen werden da Parallelen bei der Kleidung zum Tragen gebracht, zum anderen hat sich das Gesicht leicht verändert. Mit der ganzen Maskierung sieht man das natürlich nicht allzu deutlich, aber tatsächlich hat seine winterliche Majestät nun eine recht lange, gerade Nase, die der von Isaac Hempstead-Wright ähnelt. Wird Bran irgendwann in der Zeit zurückreisen und zum Nachtkönig werden oder sich mit dem ursprünglichen Nachtkönig, dessen Erschaffung wir in Staffel 6 gesehen haben, vereinen? Oder geht die Fantasie mal wieder mit den Fans durch? Zumindest die erste Theorie (das Scharmützel als Falle) erscheint mir plausibel genug – wer hat denn schon nur aus Verdacht derartig massive Ketten dabei, die einen Drachen aus dem Wasser ziehen können? Und warum attackiert der Nachtkönig zuerst Viserion, der fliegt und weitaus schwerer zu treffen ist als Drogon, der am Boden ist und noch dazu von der Drachenkönigin geritten wird? Es sei denn natürlich, der Nachtkönig hat vorhergesehen, was er tun muss oder er ist tatsächlich Bran und weiß was passieren wird bzw. passiert ist bzw. passiert sein wird (wo ist Doc Brown, wenn man ihn braucht?).

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Warum Riesenadler nehmen, wenn man stattdessen Drachen haben kann? (Bildquelle)

Jedenfalls sind die Auswirkungen massiv: Ein Drache tot (oder untot), Daenerys ist von der Gefahr aus dem Norden nun restlos überzeugt und zwischen ihr und Jon funkt es. Rein politisch wäre eine Hochzeit natürlich sehr profitabel, auch wenn sie Tante und Neffe sind – nun ja, angesichts der Targaryen-Tradition ist das fast noch akzeptabel. Letztendlich sind Benioff und Weiss halt auch nur Shipper.

Effekttechnisch hat der Drachenangriff definitiv Kinoniveau und zeigt, was man im Fernsehen inzwischen alles bewerkstelligen kann. Inszenatorisch ist mir das Ganze jedoch zu vorhersehbar. Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht seit Staffel 1 darauf gewartet habe, dass Drachen Untote niedermähen, aber die Rettungen in letzter Sekunde häufen sich so langsam: Erst Daenerys, dann taucht auch noch Benjen Stark aus dem Nichts auf – vielleicht wäre es weniger umständlich gewesen, wenn Jon einfach auf Drogon mitgekommen wäre. So fragt man sich, wie er überhaupt überleben konnte – wobei es auch dazu Theorien gibt, die mit Jons Wiedererweckung zusammenhängen. Vielleicht hat Beric Dondarrion tatsächlich recht und der Herr des Lichts lässt Jon einfach noch nicht sterben. Wie auch immer, ich bin auf jeden Fall nicht der einzige, der bei der letzten Szene ein ziemliches Déjà-vu hatte.

Fazit: „Beyond the Wall“ ist abermals eine Folge mit massiven Schauwerten – aber auch einigen gravierenden dramaturgischen und inhaltlichen Schwächen. Nachdem GoT in seiner Anfangszeit Fantasy-Klischees wiederlegte, wird die Rettung in letzter Sekunde für meinen Geschmack in letzter Zeit etwas zu häufig zelebriert.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War
Eastwatch

GoT: Eastwatch

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„Eastwatch“ ist mal wieder eine dieser Zwischenepisoden, in denen Figuren in Stellung gebracht werden. Noch mehr als in allen anderen Episoden dieser Staffel fällt auf, wie sehr das Erzähltempo im Vergleich zu den ersten Staffeln angezogen wurde. Figuren reisen in aberwitziger Geschwindigkeit von Oldtown nach Dragonstone, von Dragonstone nach King’s Landing und wieder zurück und schließlich zur Mauer. Derartige Überbrückungsepisoden haben es selten leicht, und das trifft auch hier zu: Kaum jemand dürfte sich später spezifisch an diese Folge erinnern.

In der Weite
Oh, welch Wunder, Jaime und Bronn haben überlebt. Damit festigt sich mein Fazit zur letzten Episode. Die beiden sind nun natürlich erst einmal etwas traumatisiert, schließlich bekommt man es nicht alle Tage mit einem ausgewachsenen Drachen zu tun, und die Aussicht, gleich drei von den Biestern entgegenzutreten, begeistert weder Jaime noch Bronn.

Auf dem Schlachtfeld beschäftigt sich Daenerys derweil mit den Überlebenden und macht ihnen ein einfach Angebot: Sie sollen das Knie beugen oder sterben. Während die meisten Soldaten durchaus geneigt sind, sich zu ergeben, zeigt sich, dass die Tarlys aus anderem Holz geschnitzt sind. Die Hinrichtung findet durch Drachenfeuer statt. Das alles vergrößert das Zerwürfnis zwischen Tyrion und Daenerys noch. Ich hatte ja schon damit gerechnet, auch wenn es nun nicht auf einem Hintergehen basiert, sondern eher darauf, dass Tyrions Pläne nicht aufgegangen sind. Nun beginnt Tyrion, an Daenerys zu zweifeln. Entwickelt sie sich doch in eine unangenehme Richtung? Schließlich war es das Hobby ihres Vaters, unwillige Lords bei lebendigem Leib zu verbrennen. Doch dazu später mehr.

Dragonstone
Und schon ist Daenerys wieder auf Dragonstone, damit sich Jon und Drogon ein wenig anfreunden können. Es bleibt nicht das einzige Mal in dieser Folge, dass Jons Targaryen-Abstammung mehr oder weniger subtil nebenbei thematisiert wird. Eine derartige Szene taucht in den Romanen zwar nicht auf – dort wurde ja noch nicht einmal bestätigt, dass Jon Rhaegars Sohn ist, und so lange es nicht von Martin direkt kommt bzw. im noch zu erscheinenden „The Winds of Winter“ schwarz auf weiß zu lesen ist, gilt dieser Umstand auch nur für die Serie; und natürlich hat Jon dort die Drachen noch nie zu Gesicht bekommen – aber es gibt einen ähnlichen Präzedenzfall. In „A Storm of Swords“ tritt der Söldnerführer Brown Ben Plumm in Daenerys‘ Dienste. Besagter Brown Ben hat Targaryen-Vorfahren; dementsprechend sind ihm die Drachen ziemlich zugeneigt, und das, obwohl er Daenerys später verrät.

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Jon Targaryen (Kit Harrington, Quelle)?

Wie sich zeigt, ist Jorah Mormont ein weiterer Name auf der langen Liste der GoT-Figuren, die inzwischen über ein Jet-Pack verfügen, denn schon trifft er auf Dragonstone ein, um Daenerys erneut seine Treue zu geloben, und dieses Mal freut sich die Königin der Drachen sogar, ihn zu sehen. Varys und Tyrion diskutieren derweil über ihre Beunruhigung: Wird Daenerys ihrem Vater immer ähnlicher? Die Einblicke in Varys‘ Geisteshaltung bezüglich seiner Zeit in den Diensten des irren Königs sind dabei der interessanteste Aspekt dieses Dialogs. Tyrions Beunruhigung ist jedoch ein wenig merkwürdig, da er selbst ja auch nicht unbedingt immer allzu zimperlich war; dass Daenerys aufmüpfige Lords, die sich weigern, das Knie zu beugen, hinrichten wird, war ja von weitem abzusehen. Bezieht sie sich lediglich auf den Umstand, dass sie mit Drachenfeuer hinrichtet?

Immerhin beim gemeinsamen Rat werden Fortschritte gemacht – man beschließt, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher, denn eine Nachricht von Bran trifft ein (was Jon auch gleich mit dem Umstand konfrontiert, dass sowohl Bran als auch Arya noch am Leben sind), die besagt, dass sich die Armee der Toten Eastwatch nähert. Wie bekommt man die Lebenden, die sich aber alle nicht ausstehen können und zum Teil glauben, bei den Weißen Wanderern handle es sich um Ammenmärchen, dazu, an einem Strang zu ziehen? Man bringt ihnen (also Cersei) einen Wiedergänger. Die Idee ist nicht neu, schon in Staffel 1 schickte Lord Commander Mormont Ser Alliser Thorne mit einer untoten Hand nach King’s Landing, allerdings fing die Hand an zu verrotten und konnte so niemanden überzeugen. Die Umstände sind freilich nicht ideal, da es genauso schwer sein dürfte, einen Wiedergänger zu fangen wie Cersei davon zu überzeugen, Daenerys‘ Leute zum empfangen. Tyrion hofft allerdings, dass Jaime ihn zumindest anhören wird. Und zum Glück hat man ja einen Schmuggler, der ihn nach King’s Landing bringen kann.

King’s Landing
In der Hauptstadt läuft das Gespräch zwischen Jaime und Cersei so ziemlich wie erwartet, es werden potentielle Niederlagen diskutiert und Cersei ist begeistert von Olennas letzten Worten und bereut es, dass sie sich zur Giftnutzung hat überreden lassen.

Dann treffen auch schon Daenerys‘ Gesandte ein. Auch wenn ich mich wiederhole: Es geht alles verdammt leicht und verdammt schnell. Während Tyrion ein recht vorhersehbares Gespräch mit Jaime in Gesellschafter alter Drachenschädel führt, besucht Ser Davos einen alten Bekannten: Gendry, der wieder ins King’s Landing schmiedet (zur Erinneruung, in den Romanen wurde er nie an Melisandre verkauft und ist immer noch in den Flusslanden). Der junge Schmied will sofort mitkommen und hat sich sogar für so eine Gelegenheit mit einem Kriegshammer ausgerüstet – ganz der Papa. Bei einer Konfrontation mit zwei Goldröcken zeigt er, dass er ihn auch ziemlich gut einsetzen kann.

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Gendry (Joe Dempsie): Wie der Vater, so der Sohn (Quelle).

Cersei offenbart Jaime später, dass sie um die ganze Tyrion-Geschichte wusste und dieses Treffen absichtlich zugelassen hat, da sie um ihre aussichtslose Situation weiß. Nun plant sie wohl eine Rote-Hochzeit-Gedenkfeier – eine Andeutung des Staffelfinales? Das kommende Ende von Cerseis Herrschaft? Sie ist nun einmal nicht Lord Tywin. Dramaturgisch würde das schon ganz gut passen, dann kann man sich in der finalen Staffel ganz auf die Bedrohung aus dem Norden konzentrieren. Ein kleines Detail ist noch erwähnenswert: Cersei behauptet, schwanger zu sein. Ein Trick, um Jaime neu zu motivieren?

Oldtown
Auch in Oldtown trifft die Nachricht ein, dass sich die Armee der Toten der Mauer weiter nähert (wahrscheinlich sind die Weißen Wanderer die einzigen Figuren, die KEIN Jet-Pack besitzen). Die Maester sind sekptisch, während Sam frustriert ist, da er ganz genau weiß, dass die Nachricht stimmt. Viel interessanter finde ich allerdings die Frage, wie Sam wohl auf den Tod von Vater und Bruder reagiert – zu beiden hat er ja nun nicht unbedingt das engste Verhältnis. Jedenfalls hat Sam langsam genug von der Apathie seiner Vorgesetzten, während Gilly uns nebenbei enthüllt, dass Jon der rechtmäßige Erbe der Sieben Königslande ist, da Rhaegars Ehe mit Elia Martell rechtmäßig annulliert wurde er Lyanna heiratete – als Bastard Rhaegars hätte Jon freilich keinen Anspruch auf den Eisernen Thron gehabt. Was Tante Daenerys wohl darüber denkt? Es sollte darüber hinaus noch erwähnt werden, dass diese Entdeckung im Kontext der Romane keinen Sinn ergibt, da eine vollzogene Ehe mit Erben nicht einfach so annulliert werden kann und Rhaegar darüber hinaus eine Tragaryen-Triarchie anstrebte (schließlich hat der Drache drei Köpfe) und deshalb drei legitime Erben benötigte. Da Elia Martell kein drittes Kind mehr bekommen konnte, ging er eben zum alten Targaryen-Brauch der Polygamie zurück. Sam hat natürlich ohnehin keine Ahnung, auf was Gilly da gestoßen ist. Stattdessen handelt er so, wie er schon in der vorherigen Staffel handelte: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion packt er alles ein, was ihm im Kampf gegen die Armee der Toten nützlich erscheint und macht sich davon.

Winterfell
Im Norden ist man unruhig und unzufrieden mit Jons Abwesenheit. Arya ist derweil unzufrieden mit Sansas Reaktion und startet ein kleines Psychospielchen, dessen Sinn sich mir nicht so ganz erschließen will. Vielleicht soll es einfach nur zeigen, dass Arya normale familiäre Kontakte nach wie vor schwerfallen und sie durch ihre Ausbildung im Haus von Schwarz und Weiß doch in größerem Ausmaß entmenschlicht wurde.

Littlefingers Ambitionen bleiben weiterhin nebulös, er konspiriert mit verschiedenen Personen, immer beobachtet von Arya, die vermutet, dass da etwas im Busch ist. Von Maester Wolkan erhält Littlefinger das angeforderte Schreiben aus den Archiven Maester Luwins, das er in seinen Gemächern versteckt. Arya wird noch misstrauischer, sucht und findet. In der Serie sieht man kaum, um welchen Brief es sich handelt, aber ein wenig Recherche hat ergeben, dass es der Brief ist, den Sansa in Staffel 1 nach Winterfell schickte, um Robb zu bitten, das Knie vor Joffrey zu beugen, um ihren Vater zu retten. Arya kennt natürlich den Kontext nicht, weshalb das zu Missverständnissen führen dürfte, die, wie die letzte Einstellung zeigt, Teil von Littlefingers Plänen sind. Um ehrlich zu sein wirkt dieser ganze Winterfell-Subplot für mich wie eine unnötige Beschäftigungstherapie für Sansa und Arya, besonders angesichts der Tatsache, dass an anderen Baustellen mit einem Wahnsinnstempo durch die Handlung gehetzt wird. Die hier verbrauchte Zeit hätte man an anderer Stelle sich besser verwenden können.

Eastwatch
Im Grunde kehren wir noch einmal nach Dragonstone zurück, bevor es per Express-Boot nach Eastwatch geht – diese Folge springt bei den Handlungsorten ziemlich. Damit dieser Artikel halbwegs nachvollziehbar bleibt, wird „Dragonstone Teil 2“ hier mit abgehandelt. Allzu viel gibt es ohnehin nicht zu sagen: Der Bastard Robert Baratheons und der vermeintliche Bastard Ned Starks lernen sich kennen und finden sich sympathisch – das gibt eine nette Symmetrie, wenn beide später wie ihre Väter Seite an Seite kämpfen. Jorah geht ebenfalls mit nach Norden und darf sich mal wieder von Daenerys verabschieden, wobei er sich zugleich fragt, ob da zwischen ihr und Jon was läuft – diesen Blick hat Iain Glenn seit Staffel 1 perfektioniert. Den kleinen Austausch zwischen Tyrion und Jorah fand ich darüber hinaus recht gelungen.

In Eastwatch gibt es ein weiteres Treffen mit alten Bekannten, denn off-Screen wurde Beric Dondarrion, Sandor Clegane und Thoros von Myr von Tormund, der jetzt Eastwatch hält, aufgegriffen. Man erkennt, dass eigentlich alle auf derselben Seite sind (auch wenn es Gendry nicht gefällt) und macht sich auf gen Norden. Das Grüppchen, das sich hier versammelt, um jenseits der Mauer nach einem Beweis für die anrückende Armee der Toten zu suchen, wurde vom Fandom schon mit dem Spitznamen „Suicide Squad“ versehen – schauen wir mal, ob das zutrifft.

Fazit: „Eastwatch“ ist eine typische Überbrückungsfolge, in der Figuren für zukünftige Ereignisse in Stellung gebracht werden. Darüber hinaus lässt diese Episode den Fokus vermissen, den die bisherigen Folgen dieser Staffel aufwiesen – man fühlt sich an einige der etwas sprunghafteren Episoden früherer Staffeln erinnert.

Bildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War

GoT: The Laws of Gods and Men

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Es geht wieder voran, sowohl inhaltlich als auch qualitativ. Wie schon in „The Lion and the Rose“ beansprucht auch in „The Laws of Gods an Men“ der King’s-Landing-Handlungsstrang die komplette zweite Hälfte der Episode, und wie schon in besagter Episode funktioniert das auch dieses Mal hervorragend. Insgesamt ist Staffel 4, meiner Meinung nach, besser strukturiert alles Staffel 3, es gab bisher keine Episode, in der alle Handlungsstränge angeschnitten wurden, und dass Dank der Roten Hochzeit das Personal ein wenig reduziert wurde fällt ebenfalls positiv auf.
Nebenbei: Auf der Intro-Karte taucht zum ersten Mal Braavos samt Titan auf.

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Der Titan von Braavos

Die Vorschau dieser Episode hat es angedeutet, die Bestätigung folgt auf dem Fuß: Braavos, das „Bastard-Kind“ des alten Valyria, sehen wir zum ersten Mal nicht zusammen mit Arya, sondern mit Stannis und Davos, die von der Eisernen Bank Kredit wollen. Die Totale von Braavos, samt Titan, ist äußerst gelungen, allerdings gibt es ansonsten nur das Innere zweier Gebäude zu sehen. Natürlich verschlingt ein Handlungsort wie Braavos, besonders, wenn man ihn distinktiv gestalten möchte, mit Sicherheit eine Menge Geld, weshalb es zwar nicht weniger schade ist, dass man Stannis und Davos nicht am Hafen oder in den Straßen sieht, aber doch letztendlich nachvollziehbar. Vielleicht sehen wir ja in der nächsten Staffel mehr von diesem Schauplatz, wenn Arya sich als Muschelverkäuferin betätigt.
Es zeigt sich jedenfalls, dass die Banken der Welt von Eis und Feuer den Unseren gar nicht so unähnlich sind: Überall muss man warten. Das Empfangszimmer ist dabei sehr schön gestaltet: Die Bittsteller müssen auf niedrigen Bänken sitzen, während die Bankangestellten in üppigen, thronähnlichen Stühlen platznehmen.
Letztendlich handelt es sich bei diesem Abstecher auch wieder um eine Beschäftigungstherapie, um Figuren nicht einfach für den Großteil einer Staffel verschwinden zu lassen. Diese Beschäftigungsszenen sind aber um einiges bekömmlicher als Jons Snows Ausflug zu Crasters Keep, da sie immerhin auf Buchmaterial basieren, das vorgezogen wurde, und weil Mark Gatiss mitspielt. Tycho Nestoris ist Mycroft Holmes gar nicht so unähnlich, aber es macht einfach Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er andere Leute mit freundlichem Lächeln auseinander nimmt. Dank Davos (der wahrscheinlich ein besserer König als Stannis wäre) klappt das Vorhaben aber dennoch, und der ehemalige Schmuggler sucht seinen alten Freund Salladhor Saan, der nun, Staffel 1 ausgenommen, in jeder Staffel in genau einer Episode auftauchte.
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Tycho Nestoris (Mark Gatiss)

Dreadford
Yara is back! Nachdem sie in der letzten Folge der dritten Staffel ankündigte, Theon retten zu wollen, kommt sie nun endlich bei der Dreadford an. Das mag lang erscheinen, wenn man allerdings bedenkt, dass sie ganze Westeros umsegeln musste, um von den Iron Islands zur anderen Seite zu gelangen, war sie wahrscheinlich nicht lange genug unterwegs. Zugegebenermaßen ist schwierig zu sagen, da nicht eindeutig ist, wie viel Zeit in der Serie vergangen ist.
Die Parallelemontage, die abwechselnd Yara bei ihrer Rede und eine Ramsay/Myranda-Sex-Szene zeigt, mutet irgendwie seltsam an, mir ist die symbolische Bedeutung (sofern eine vorhanden ist) nicht ganz klar? Wurde das so geschnitten um zu zeigen, dass Yara Ramsay ficken möchte, wenn auch auf völlig andere Weise als Myranda das tut?
Wie dem auch sei, ist ziemlich kurz gehalten und dient vor allem dazu, noch einmal zu zeigen, wie psychisch kaputt Theon ist. Letztendlich haben wir hier noch einmal Beschäftigungstherapie für einige Figuren, weshalb das Ganze auch ein wenig halbherzig wirkt: Für die Umstände, die Yara auf sich genommen hat, gibt sie dann doch erstaunlich schnell wieder auf. Und wo ist eigentlich Roose Bolton?
Hier stellt sich darüber hinaus die Frage, was das für die Iron Islands als Handlungsort bedeutet. In „A Storm of Swords“ ist Balon Greyjoy zu diesem Zeitpunkt bereits tot – in der Serie könnte das zwar ebenfalls der Fall sein, aber normalerweise zeigt die Serie solche Ereignisse, da sie ja nicht an die POV-Charaktere gebunden ist. In jedem Fall bin ich gespannt, ob wir in der nächsten Staffel Euron und Victarion Greyjoy zu Gesicht bekommen.
Der gelungenste Teil dieses Abschnitts der Folge ist in jedem Fall die Szene mit Theon und Ramsay. Was hier vorbereitet wird, stammt bereits aus „A Dance with Dragons“ und klingt vielversprechend. Hier wird noch einmal sehr schön die völlige kranke Beziehung zwischen Ramsay und Reek illustriert.

Meereen
Wie erwartet fließen bei Daenerys‘ Handlungsstrang nun bereits Inhalte aus „A Dance with Dragons“ ein: Die Drachen erweisen sich als immer schwerer zu kontrollieren, was zu Unfällen führt. Im Roman ist dies noch eindringlicher, da von den Drachen getötetes Vieh dort bereits an der Tagesordnung ist; stattdessen töten die Drachen ein Kind, und dessen Knochen werden vom Vater zu Daenerys gebracht.
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Daenerys (Emilia Clarke) auf ihrer Bank. Im Hintergrund: Ser Jorah (Iain Glenn) und Ser Barristan (Ian McElhinney)

Außerdem tritt Hizdahr zo Loraq (Joel Fry), der bereits in „Breaker of Chains“ kurz zu sehen war, zum ersten Mal vor Daenerys. Während er im Roman allerdings Daenerys darum bittet, die Grubenkämpfe, die sie verboten hat, wieder zu erlauben, ist sein Anliegen in der Serie persönlicher Natur: Er will die Erlaubnis, seinen gekreuzigten Vater würdevoll zu begraben und behauptet, dass dieser an der Kreuzigung der Sklaven unschuldig war. Dadurch wird Hizdahr sympathischer, und darüber hinaus bringt das Ganze Daenerys dazu, ihre Handlungen zu hinterfragen.

King’s Landing
Wir beginnen die zweite Hälfte der Episode mit einem höchst amüsanten Treffen des Kleinen Rates. Oberyn ist von dem ganzen ziemlich gelangweilt, während Lord Tywin Mace Tyrell, inzwischen Meister der Schiffe und somit praktisch der Flottenadmiral Tommens, ebenso behandelt, wie Lady Olenna es tut – herrlich. Wirklich interessant ist, dass der Kleine Rat ziemlich genau über Daenerys‘ Situation informiert ist – dies war bereits zu einem früheren Zeitpunkt festzustellen, als Lord Tywin Oberyn in den Kleinen Rat berief. In den Romanen gibt es in Westeros zu dieser Zeit allenfalls Gerüchte über eine Drachenkönigin im Osten, allerdings keine detaillierten Berichte. Hier zeichnet sich bereits ab, dass Jorahs Verbannung doch noch kommen könnte. In „A Storm of Swords“ ist es Ser Barristan, der Daenerys mitteilt, dass Jorah Informationen über sie an Varys verkauft hat, in der Serie weiß er das allerdings nicht. Nun schreibt Lord Tywin einen Brief, und das ist immer gefährlich…
Bevor Tyrions Prozess beginnt, treffen sich Oberyn und Varys vor dem Eisernen Thron, um ein wenig über Essos und Varys‘ Asexualität zu plaudern, wobei wir auch noch mehr über den Gesandten aus Dorne erfahren. Gerade in kleinen Szenen wie diesen zeigen sich die Stärken der Serie, die auch Szenen abseits der POV-Charaktere zeigen kann.
Die Verhandlung ist im Großen und Ganzen sehr vorlagengetreu umgesetzt, auch wenn es einige kleinere Abweichungen gibt, die allerdings keinesfalls stören. Während im Roman Tywins Bruder Kevan (seit Staffel 2 haben wir diesen in der Serie nicht mehr gesehen) Tyrion über den Ablauf des Prozesses informiert, ist es hier Jaime, der den Angeklagten „betreut“ und ihm vorschlägt, zu gestehen um anschließend zur Mauer geschickt zu werden. In „A Storm of Swords“ sagen darüber hinaus noch weitaus mehr Personen gegen Tyrion aus, etwa Taena Merryweather, die in „A Feast for Crows“ zu einer Vertrauten Cerseis wird.
Ganz ohne Zweifel gehört die Verhandlung zu den Höhepunkten der vierten Staffel, hier zeigt sich „Game of Thrones“ mal wieder von seiner besten Seite: Als hervorragend gespieltes, intensives Charakterdrama. Nachdem Peter Dinklage in dieser Staffel bisher eher zurückstecken musste, reißt er nun die Show wieder gnadenlos an sich: Hier stimmt jede Geste und jede Betonung. Dies gilt auch für sämtliche anderen Beteiligten, wenn auch nicht ganz im selben Ausmaß: Großmaester Pycelles zurückhaltende Genugtuung, Ser Merryns Häme, Cerseis kleine Gesten, die genau verraten, was sie denkt und Oberyns gespielte Langeweile – alles hervorragend. Die ganze Szene ist voller kleiner Nuancen, cleverer Rückbezüge und Andeutungen, wie etwa Varys‘ Ausspruch: „Sadly, my lord, I never forget a thing.“
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Tyrion (Peter Dinklage) vor Gericht

Die interessanteste Hinzufügung ist Jaimes Angebot, aus der Königsgarde auszutreten, wenn Tywin seinen Sohn nicht hinrichten lässt. Tywins Antwort lässt zumindest darauf schließen, dass er ohnehin vorhatte, Tyrion zur Mauer zu schicken, oder dass er Jaimes Angebot vielleicht sogar einkalkuliert hatte und der Prozess zu diesem Zweck überhaupt geführt wird. Was stattdessen fehlt ist Oberyns Angebot; im Roman bietet die Rote Viper Tyrion an, bei einem Gottesurteil als sein Champion gegen Gregor Clegane anzutreten, nachdem Bronn dies ablehnt. Während des Prozesses überlegt Tyrion, ob er lieber Obernys Angebot annehmen oder den Rat seines Onkels befolgen soll. Der Ausgang ist aber letztendlich derselbe, da Shaehs Aussage alles ändert. Sibel Kekilli reiht sich ebenfalls in die Riege der Schauspieler ein, die sich hier selbst übertreffen. Ihre Beschuldigung klingt wie auswendiggelernt, aber auch hier finden sich wieder kleine Nuancen, die darauf schließen lassen, dass Tyrions Zurückweisung in Folge 2 dieser Staffel mit für die Aussage verantwortlich ist, wahrscheinlich zusätzlich zu der Androhung von Gewalt. Nun stellt sich nur die Frage, wer dafür verantwortlich ist, dass Shae Cersei in die Hände gefallen ist. Bronn? Varys? Allzu viele andere Möglichkeiten gibt es nicht.
Die Episode endet mit Tyrions Monolog, der sich langsam zu einem meiner GoT-Lieblingsmomente mausert. Dinklage übertrifft sich hier noch einmal selbst und bringt jede seiner Zeilen mit tiefem, überzeugendem Hass hervor. Die gesamte Verachtung, die Tyrion während seines Lebens erfahren hat, bricht nun aus ihm heraus und ist praktisch greifbar. Die Intensität der Szene wird noch durch den gelungenen Einsatz von The Rains of Castamere gesteigert, das bedrohlich brodelnd Tyrions Worte unterlegt.

Fazit: Nach drei eher mittelmäßigen Episoden, in denen diverse Handlungsstränge nicht recht vorankamen, findet die Serie nun, dank der geradezu perfekten zweiten Hälfte dieser Episode, wieder zur Stärke des Staffelstarts zurück.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: The Rains of Castamere

season 3
Das ist die Episode, auf die alle gewartet haben. Buchleser wussten natürlich, was kommen musste, während aufmerksame Nichtbuchleser zumindest wussten, dass etwas kommen würde. Fast alle Buchleser (und da schließe ich mich mit ein) vereinte eine geradezu sadistische Erwartungshaltung, wie die Uneingeweihten wohl auf die Rote Hochzeit reagieren würden. Und wahrlich, wir wurden nicht enttäuscht. Bereits am Tag nach der Ausstrahlung tauchten auf YouTube Reaktionsvideos auf, aufgenommen von Eingeweihten, die sich am Schock und dem Entsetzen ihrer Freunde und Verwandten genüsslich weideten. Zusätzlich gab es Artikel, Tweets, und, und, und… Viele bezeichnen „The Rains of Castamere“ als das Schockierendste, was sie je im Fernsehen gesehen haben. Unter den Buchlesern gehen die Meinung dagegen relativ weit auseinander: Manche fanden die Umsetzung ebenso intensiv wie das entsprechende Kapitel oder sogar noch intensiver, während andere absolut unzufrieden waren.
Auch abseits der Roten Hochzeit passiert in dieser Episode einiges, allerdings gehen die anderen Handlungsstränge ein wenig unter. Buchleser erwarten die Rote Hochzeit und achten in erster Linie auf das Geschehen bei den Twins (jedenfalls ging es mir bei der ersten Sichtung so), während für Nichtbuchleser die anderen Ereignisse dieser Episode schlicht von der Hochzeit überschattet werden. Vor allem Daenerys‘ Handlungsstrang wirkt vom Rest des Geschehens ziemlich abgesondert, was in dieser Episode ein wenig unglücklich ist – ich hatte erwartet, dass ihr Handlungsstrang in dieser Episode pausiert. Immerhin erwies sich meine Vermutung beim King’s-Landing-Personal als korrekt.

Yunkai
Nachdem sie nun die Second Sons auf ihre Seite gebracht hat, möchte Daenerys Yunkai, das nach wie vor von hohen Mauern geschützt wird, einnehmen. Ihr neuer Verbündeter Daario Naharis schlägt vor, durch einen geheimen Seiteneingang hineinzukommen. Alles in allem weicht die Eroberung Yunkais in der Serie stark von den Ereignissen im Roman ab, wo Daenerys die feindlichen Söldner alkoholisiert und dann einen Überraschungsangriff startet. In der Serie erinnert die Eroberung Yunkais eher an die Eroberung Meerens, wo Daenerys‘ Leute ebenfalls in die Stadt eindringen, was abermals zu Spekulationen einlädt: Werden Yunkai und Mereen in der Serie zu einer Stadt fusioniert?
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Grauer Wurm (Jacob Anderson)

Jedenfalls ist bereits spürbar, dass sich Daenerys zu Daario hingezogen fühlt. Ebenso spürbar ist Jorah Mormonts Abneigung gegenüber dem Söldnerführer. Schließlich wird beschlossen, dass Jorah, Daario und Grauer Wurm, der Anführer der Unbefleckten, in die Stadt eindringen, während Ser Barristan, wie im Roman, bei Daenerys zurückbleibt. Möglicherweise sind es Jorahs Abschiedsworte an Barristan, die ihn schließlich dazu veranlassen, seiner Königin von Jorahs Verrat zu berichten – vorausgesetzt, dass dies in der Serie noch vorkommt.
Die vollständige Eroberung der Stadt wird nicht gezeigt, wohl aus Budgetgründen, aber immerhin der Anfang, das Einschleichen á la trojanischer Krieg (nur ohne hölzernes Pferd) bekommen wir zu sehen, inklusive einer Actionszene, in welcher sehr schön die verschiedenen Kampfstile von Daario, Jorah und Grauer Wurm herausgearbeitet werden. Vor allem Letzterer beweist, dass er es durchaus mit den besten Kämpfern der Serie aufnehmen kann. Das Ganze endet in einem Minicliffhanger, bis schließlich Jorah und Grauer Wurm wieder bei Daenerys auftauchen und von ihrem Sieg berichten. Besonders muss in dieser kleinen Szene Iain Glenn gelobt werden, dessen Mimik genau zeigt, dass Daenerys‘ Frage nach Daario (der natürlich überlebt hat) ihm das Herz bricht.
Obwohl die Umsetzung eigentlich gut ist, wirken die Ereignisse in Essos noch stärker von allem anderen entfernt, als dies sonst der Fall.

Nördlich der Mauer
Sam und Gilly wandern immer noch in Richtung Mauer, die sie in dieser Episode auch erreichen (allerdings nach wie vor ohne Kalthand). Sam nutzt die Gelegenheit gleich, um ein wenig mit seinem Buchwissen anzugeben, was auch prompt funktioniert; Gilly hält ihn für einen Zauberer. Martin hatte schon immer große Sympathie für Bücherwürmer, und wer könnte es ihm verdenken.

Südlich der Mauer
Unglaublich, aber wahr: Rickon spricht! Nachdem er fast die gesamte Staffel lang geschwiegen hat, gibt er etwas von sich, und das in der Folge, in der er sich wohl ersteinmal für längere Zeit verabschiedet. Die beiden Stark-Kinder, die Reeds, Osha und Hodor erreichen die Schenkung (in den Romanen spielt sich das Ganze in Queenscrown ab). Die Gruppe findet in einem Turm Unterschlupf, wo wir erfahren, dass Hodor Gewitter nicht mag.
Hier findet auch das erste Beinahezusammenreffen der Starks statt, denn Jon Snow ist ganz in der Nähe. Die Wildlinge rücken weiter vor (und das in nicht gerade subtiler Weise), während Jon Snows Loyalität ein weiteres Mal auf die Probe gestellt wird, dieses Mal mit fatalem Ausgang. Ein weiteres Mal soll Jon eine Hinrichtung vornehmen, dieses Mal an einem Pferdezüchter der Nachtwache, und ein weiteres Mal kann er es nicht, weshalb es schließlich zur Auseinandersetzung kommt. Es folgt die finale Konfrontation mit Orell, den nun doch noch sein Schicksal ereilt. Sogar der Übergang seines Geistes in den Adler wurde mit eingebaut, auch wenn der Adler selbst nicht lange überlebt.
Derweil lernt Bran, dass er nicht nur in den Geist von Summer, sondern auch in den Hodors, dessen Angst vor dem Gewitter immer stärker wird, schlüpfen kann, um ihn so zu beruhigen, damit sie nicht von den Wildlingen entdeckt werden. Laut Jojen beherrscht kein anderer Warg dieses Kunststück. Kurz darauf hilft Bran Jon im Kampf gegen die Wildlinge, in dem er von Summer Besitz ergreift und Jon so die Flucht ermöglicht.
Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hat, kommt es zur Trennung zwischen den Stark-Brüdern: Osha und Rickon bleiben südlich der Mauer, während Bran, die Reeds und Hodor sich weiter nach Norden aufmachen (womit die Serie wieder zur Vorlage zurückkehrt). Dies sind durchaus bedeutende Momente, die alle für die jeweilige Handlung sehr einflussreich sind, im Vergleich zur Roten Hochzeit allerdings verblassen.

Die Twins
Bevor Robb Walder Frey gegenübertritt, führt er ein letztes Gespräch mit seiner Mutter, in welchem beide noch einmal über den Plan, Casterly Rock anzugreifen, sprechen. Diese Konversation ist die erste in einer Reihe von Maßnahmen, die dazu dienen, den Zuschauer in Sicherheit zu wiegen: Endlich scheint alles für die Starks nach Plan zu verlaufen: Catelyn und Robb söhnen sich aus und sie gibt ihm praktisch ihren Segen. Im den Romanen sieht die Situation etwas anders aus, da Robb dort nicht plant, Casterly Rock anzugreifen, sondern den Norden zurückzuerobern. Auch hat er vor, seine Mutter quasi abzuschieben und in Seaguard unterzubringen, was diese, ebenso wie Robbs Absicht, Jon Snow als Eddard Starks Sohn zu legitimieren und ihn zu seinem Erben zu machen, nicht besonders gut aufnimmt. In der Serie ist hiervon keine Rede.
Die Ankunft auf den Twins ist ein wenig reduziert (kein Vorfall mit Greywind o.ä.), im Großen und Ganzen aber sehr buchgetreu. Auffällig ist, dass Walder Frey nicht, wie in den Romanen, erst auf Nachfrage etwas zu essen serviert, sondern dass direkt Brot und Salz herumgegeben werden. Vielleicht wäre es geschickt gewesen, in einer der vorherigen Episoden noch einmal auf das Gastrecht und seinen heiligen Status hinzuweisen, ähnlich wie in „Second Sons“ die Bedeutung von The Rains of Castamere erklärt wurde.
Robb muss sich nun bei Walder Freys Töchtern und Enkelinnen entschuldigen. Hierbei ist vor allem Edmure auffällig (und ziemlich komisch), der nervös alle ausgiebig mustert und sich fragt, ob seine Zukünftige wohl ebenfalls so aussieht wie die hier vorgeführten Damen. Anschließend nimmt Walder Talisa ausgiebig in Augenschein und erklärt gönnerhaft, dass er, wäre er an Robbs Stelle gewesen, ähnlich gehandelt hätte.
Derweil haben Arya und der Bluthund die Twins fast erreicht. Auf dem Weg treffen sie einen Wagenfahrer mit gebrochener Achse, der Fleisch für die Hochzeit bringen soll. Diese Gelegenheit wird noch einmal genutzt, um einen wichtigen Charakterzug der Starks herauszuarbeiten (etwas Ähnliches findet sich in dieser Episode auch bei Jon Snow): Ihre Ehre und ihr Mitleid. Interessanterweise sind es beides Mal alte Männer, die gerettet werden sollen – ironisch, wenn man bedenkt, dass es zwei andere alte Männer sind, die schließlich das Schicksal des Hauses besiegeln. Dennoch scheint Sandor Glegane allgemein eine schwache Seite für Stark-Mädchen zu haben. Schließlich erreichen auch die beiden die Twins und das zweite Beinahezusammentreffen rückt näher. Wie der Bluthund korrekt bemerkt, fürchtet Arya (zurecht), dass kurz vor dem Ziel noch alles schief gehen könnte. Sowohl Arya als auch Sandor beweisen hier, dass sie sehr gut in der Lage sind, den jeweils anderen zu durchschauen.
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Edmure (Tobias Menzies) und Roslin (Alexandra Dowling)

Und nun kommen wir zum eigentlichen Kern, der Hochzeit. Gerade hier gibt es im Vergleich zu den Romanen einige wirklich signifikante Änderungen, und damit meine ich nicht einmal die Anwesenheit Talisas und des Blackfish. Die gesamte Herangehensweise ist unterschiedlich. Im Buch herrscht von Anfang an eine extrem unangenehme Atmosphäre, die sich nach und nach immer weiter steigert und auch sehr stark mit Catelyns Perspektive zusammenhängt (die zuerst vermutet, dass alles noch eine persönliche, aber keine tödliche Rache Walder Freys ist, die man eben erdulden muss): Es ist extrem warm und stickig, das Essen ist schlecht, die Musiker spielen grauenvoll (aus gutem Grund, denn die meisten sind keine Musiker, sondern Schützen). Das Ganze Unbehagen steigert sich kontinuierlich, bis, nachdem Edmure und Roslin (Alexandra Dowling) das Fest verlassen haben, um die Ehe zu vollziehen, The Rains of Castamere erklingt und die Feier nahtlos ins Gemetzel übergeht. In der Episode dagegen scheint zuerst alles gut zu laufen: Edmures Braut entpuppt sich als Walder Freys attraktivste Tochter, und die Gäste scheinen die Hochzeitsfeier zu Beginn sogar als angenehm zu empfinden – zumindest die Musikanten spielen nicht schrecklich. Die Buchhochzeit baut stärker auf Atmosphäre und Steigerung des Horrors, während die Serienhochzeit den Schock in den Vordergrund stellt. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Musiker beginnen, The Rains of Castamere zu spielen, scheint alles in Ordnung zu sein (fast schon zu gut): Catelyn und Robb lachen, scherzen sogar, die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Die Anzeichen für das Kommende sind subtiler: Zuerst trinkt Roose Bolton nur keinen Alkohol.
Bevor ich zum Verlauf des Massakers komme, noch ein paar kleine auffällige Details: Vor und während dem Betten spielen die Musikanten, wie schon auf Sansas und Tyrions Hochzeit, The Bear and the Maiden Fair.
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Walder Frey (David Bradley)

Da der Blackfish pinkeln muss und während des Massakers nicht anwesend ist, kann man wohl davon ausgehen, dass er überlebt hat und später, wie gehabt, Jaime Lannister gegenübertritt.
Catelyn erzählt Roose Bolton, dass Ned Stark das Betten auf ihrer Hochzeit nicht zugelassen habe; dies steht in starkem Kontrast zum Roman, wo sich Catelyn während der Feier ebenfalls an ihre eigene Hochzeit erinnert.
Und noch ein besonderes Bonbon: Talisas und Robbs Sohn soll Eddard heißen – eindeutig kein gutes Omen.
Schließlich werden die Tore geschlossen und The Rains of Castamere erklingt. Ab diesem Moment wird auch die Serienhochzeit verdächtig und Catelyn schwant bereits Übles, ebenso wie Greywind, der in einem Pferch außerhalb festgehalten wird. Sandor und Arya erreichen derweil die Hochzeit, werden aber nicht hereingelassen.
Im Gegensatz zum Roman geht die Feier nicht einfach ins Gemetzel über: Nachdem die Musikanten zu spielen aufgehört haben, hält Walder Frey erst eine kleine Ansprache, bevor einer seiner Söhne damit beginnt, seinen Dolch mehrfach in Talisas Bauch zu rammen. Kurz darauf wird Robb von Armbrustbolzen gespickt (Boromis Sohn bringt das natürlich nicht sofort um) und das Schlachten beginnt. Talisas Tod macht das Ganze noch ein wenig harscher und tragischer, an anderer Stelle wird allerdings geschont: Catelyns Tod ist, so unglaublich das auch klingt, hier angenehmer als im Buch, wo sie sich erst das Gesicht völlig zerkratzt und über dem Anblick ihres toten Sohnes den Verstand verliert.
Ich muss leider sagen, dass ich von der Roten Hochzeit sogar minimal enttäuscht bin, allerdings wirklich nur minimal. Das hängt nicht mal so sehr mit der Verschiebung des Fokus von Atmosphäre auf Schock zusammen (obwohl gerade dieses Thema viel Diskussionsstoff bietet – funktioniert diese Herangehensweise für ein visuelles Medium besser oder nicht?), sondern eher damit, dass ich mir die Hochzeit, die ich persönlich für eines der stärksten Stücke Literatur überhaupt halte, sehr detailliert ausgemalt habe, vor allem musikalisch. Das eigentliche Schlachten wird von relativ schrillem Underscoring begleitet – ich persönlich hätte mir gewünscht, dass, wie im Roman, weiter The Rains of Castamere gespielt wird, bis am Ende nur noch die Trommeln zu hören sind. Auch gelungen hätte ich den The-Compass-and-the-Ruler-Ansatz gefunden: In besagtem Stück aus dem Soundtrack von „From Hell“ geht die intradiegetische Musik in die extradiegetische über. Djawadi hätte das ebenso machen können und sein Orchester eine besonders garstige Variation des Rains-of-Castamere-Themas spielen lassen können, ähnlich der Version des Hauptthemas in der letzten Folge der zweiten Staffel.
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Catelyn (Michelle Fairley) wird vom Schwarzen Walder (Tim Plester) ermordet

Letztendlich ist das allerdings Kritik auf sehr hohem Niveau. Der eindeutige Gewinner dieser Episode ist David Bradley als Walder Frey, der genauso eklig und widerlich ist, wie er sein muss. Perfektes Mienenspiel, Hut ab. Ebenso gelungen fand ich Greywinds Hinrichtung, welche die arme Arya mitansehen musste, und Walder Freys Frau gibt in der Tat eine bessere Geisel ab als ein geistig behinderter Enkel. Und schließlich die Stille während des Abspanns: Ein grandioser Schachzug.

Fazit: Sehr gelungene Umsetzung der Roten Hochzeit, die aber in meinen Augen noch besser hätte sein können. Der Rest der Episode überzeugt ebenfalls, verblasst aber wegen der letzten Viertelstunde.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3