Hemators Empfehlungen: Horror-Soundtracks

Halloween 2021!

Was wäre Horror im Allgemeinen und Halloween im Besonderen ohne die richtige musikalische Untermalung? Bereits in den Anfangstagen meines Blogs konzipierte ich eine Top-10-Liste der besten Horror-Scores, dieser Artikel ist gewissermaßen eine Revision und ein Update – zugleich will ich mich aber nicht mehr auf zehn beschränken und ordne die Soundtracks dieses Mal auch nicht nach Qualität, sondern nach Erscheinungsjahr. In bestimmten Fällen habe ich zwei Werke kombiniert, bei denen es sich entweder um Teile derselben Filmreihe handelt oder die stilistisch sehr gut zusammenpassen. Zugleich handelt es sich hierbei auch um den Start einer neuen Artikelreihe, in deren Rahmen ich zu einer bestimmten Thematik Empfehlungen abgeben möchte, ohne allzu sehr in die Tiefe zu gehen.

Wer meinen Musikgeschmack kennt, wird sich schon denken können, in welche Richtung die Scores auf dieser Liste gehen: Da ich ein Fan des Orchesters bin, tauchen hier keine Werke auf, die primär auf Elektronik und/oder Ambience ausgerichtet sind – gerade im Horror-Bereich finden sich derartige Soundtracks doch ziemlich häufig. Das soll nicht heißen, dass diese Scores im Kontext nicht durchaus effektiv sein können, aber ich kann ihnen nur selten abseits der Filme etwas abgewinnen, und genau darum geht es hier. Dass ich zudem eine starke Vorliebe für Gothic Horror in all seinen Ausprägungen habe, dürfte auch kein Geheimnis sein, dementsprechend viele Soundtracks dieser Liste gehören deshalb diesem Subgenre an. Natürlich gibt es noch viele, viele weitere grandiose Horror-Scores, weshalb es durchaus möglich ist, dass dieser Artikel ein oder mehrere Sequels erhält. Fürs erste konzentriere ich mich ausschließlich auf Filme, hier finden sich also weder Spiele noch Serien – auch das mag sich in Zukunft ändern.

„The Omen“, Jerry Goldmsith (1976)

Beginnen wir mit einem Klassiker, der Horror-Scores über Jahrzehnte hinaus beeinflusste und absolut stilbildend war und ist, besonders, wenn es sich um religiös motivierten Horror handelt. Ich weiß nicht, wie üblich es vor „The Omen“, war, finstere Chöre, die wie eine Perversion gregorianischer Gesänge klingen, in diesem Kontext einzusetzen, (immerhin gibt es definitiv gewisse klangliche Parallelen zu John Barrys „The Lion in Winter“ aus dem Jahr 1968); meinem Empfinden nach markiert „The Omen“ jedenfalls den Startpunkt eines essentiellen Trends im Genre. Vorzeigestück ist fraglos das finstere und verstörende Ave Satani, das in vielfältigen Variationen im Verlauf des Scores erklingt. Als Gegenpool fungiert das deutlich angenehmere Familienthema, das aber natürlich deutlich weniger Eindruck hinterlässt. Die beiden Sequel-Scores bilden ganz interessante Gegensätze, auch wenn sie die Qualität des Vorgängers nicht erreichen. In „Damien: Omen II“ ist Ave Satani quasi allgegenwärtig, in „The Final Conflict“ hingegen macht es sich eher rar und erklingt deutlich subtiler und verfremdeter. An das Original kommen beide nicht heran. Wer eine gemütliche satanische Messe planen sollte, findet in „The Omen“ definitiv die richtige musikalische Untermalung dafür.

„Dracula“, John Williams (1979)

Horror ist nicht unbedingt das Genre, mit dem man John Williams primär in Verbindung bringt. Dennoch hat der Maestro Ende der Siebziger die Musik für eine Dracula-Adaption mit Frank Langella in der Rolle des Grafen geschrieben. Das Ergebnis ist in jeder Hinsicht klassisch: Ein klassischer Williams-Score und ein klassischer Gothic-Horror-Score, wie er im Buche steht: Üppig, ausladend, opulent, man sieht vor dem inneren Auge sofort neblige Berggipfel und verfallene Ruinen. Stilistisch lassen sich viele Parallelen zu Williams‘ Werken dieser Zeit ziehen, sei es die Star-Wars-OT oder „Raiders of the Lost Ark“ – nur ist alles eben ein wenig düsterer und dramatischer. „Dracula“ ist leitmotivisch allerdings weit weniger vielseitig als besagte zeitgenössische Werke, da Williams sich nur eines zentralen Themas für Dracula selbst bedient (das dafür auch ordentlich Präsenz im Score besitzt) und ansonsten nur noch auf ein sekundäres Thema für Van Helsing zurückgreift. Definitiv kein Meilenstein in Williams‘ Œuvre oder im Horror-Genre, aber ein unterhaltsamer, oft übersehener Gothic-Horror-Score ohne jeden Zweifel.

„Alien“, Jerry Goldmsmith (1979)

Und gleich noch ein Genre-Meilenstein von Jerry Goldsmith, der allerdings völlig anders ausfällt als „The Omen“. Mit „Alien“ konnte Goldsmith nicht nur ein weiteres Mal seine Kreativität beweisen, sondern auch einem ganzen Film-Franchise seinen Stempel aufdrücken. Statt satanischer Chöre fährt Goldsmith hier verstörende, fremdartige Atonalität und brillante Atmosphäre auf, hin und wieder versehen mit einem Hauch Melodik oder gar Romantik (die Ridley Scott allerdings größtenteils aus dem Film entfernte). Goldsmith verbindet hier gekonnt traditionelles Orchester, exotische Instrumente und Synth-Einlagen, um eine einzigartige Klanglandschaft zu erschaffen. Sein ebenso simples wie einprägsames Time-Motiv wurde schließlich zum Aushängeschild der Filmreihe und taucht in fast allen weiteren Alien-Scores auf. Besonders Marc Streitenfeld (mit Hilfe von Harry Gregson-Williams) und Jed Kurzel bedienen sich des Motivs und der Goldsmith-Stilmittel in „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ – an den Score des Meisters kommen aber beide nicht heran.

„The Fly”, Howard Shore (1986)

Unglaublich aber wahr, bevor Howard Shore als Komponist der LotR-Trilogie bekannt wurde und DEN definitiven Fantasy-Soundtrack schuf, schrieb er primär Musik für Thriller und Horror-Filme – gewisse „Reste“ finden sich auch durchaus in Jacksons Trilogie, etwa in der dissonanten Musik für Kankra. Shore ist nach wie vor der Stammkomponist von David Cronenberg, mit dem er bereits in den 80ern an „The Fly“ arbeitete. Anders als beispielsweise Goldsmiths „Alien“ ist „The Fly“ äußerst melodisch und klassisch angehaucht und steht damit über weite Strecken in Kontrast zu den Dissonanzen, mit denen Shore selbst in anderen Filmen arbeitet – hin und wieder tauchen sie dann aber doch auf. Die düsteren, brütenden Passagen nehmen allerdings durchaus bereits die Stilistik späterer Thriller-Scores wie „The Silence of the Lambs“ vorweg. Im Kern ist „The Fly“ ein sehr bombastischer, opernhafter Score, weit weniger fordernd und damit deutlich hörbarer als viele andere Soundtracks dieser Liste, deshalb aber nicht weniger wirkungsvoll. Für das unterirdische Sequel schrieb Christopher Young die Musik, der Shores Motive zwar nicht direkt zitiert, den Tonfall aber beibehält – trotzdem (oder gerade deswegen) klingt der Score von „The Fly II“ wie eine inoffizielle Fortführung des nächsten Eintrags dieser Liste.

„Hellraiser” & „Hellbound: Hellraiser II”, Christopher Young (1987 & 1988)

Genau genommen knüpft Christopher Young nicht nur in „The Fly II“ an Shores Score an, sondern auch in den ersten beiden Hellraiser-Filmen. Als Clive Barker sich daran machte, seine Novelle „The Hellbound Heart“ zu verfilmen, wollte er ursprünglich, dass die Industrial-Band „Coil“ die Musik beisteuerte, das Studio strebte allerdings einen traditionelleren Sound an, was sich in letzter Konsequenz als die richtige Entscheidung erwies. Christopher Young gelang es auf unnachahmliche Weise, die Mischung aus Schmerz und Lust, die die Cenobiten darstellen, musikalisch zu verkörpern: Vor allem sein Hauptthema hat etwas merkwürdig Einnehmendes, beinahe Angenehmes an sich, bleibt dabei aber doch unheimlich, ohne in Dissonanzen abzugleiten. Die Fremdartigkeit der Cenobiten vermittelt Young durch die Verwendung von Sounddesign-Elementen. Für das von Tony Randel inszenierte Sequel „Hellbound: Hellraiser II“ knüpfte Young nahtlos an seinen Erstling an, legte aber noch einmal eine ordentliche Schippe Bombast oben drauf. Sowohl Randy Miller als auch Daniel Licht bedienten sich in „Hellraiser III: Hell on Earth“ und „Hellraiser: Bloodline“ weiterhin dem von Young etablierten Stil und der Themen – beide Scores kommen nicht an Yongs heran, sind aber durchaus brauchbare Ergänzungen.

„Bram Stoker’s Dracula“, Wojciech Kilar (1992)

Für seine Version von Stokers Roman suchte Francis Ford Coppola nach einem spezifisch osteuropäischen Sound, und den bekam er vom polnischen Komponisten Wojciech Kilar. Für mich persönlich ist Kilars Musik DER prägende Dracula-Sound: Ebenso gotisch und opulent wie Williams‘ über zehn Jahre zuvor entstandener Score, aber distinktiver, einnehmender und mitreißender. Kilar konstruierte den Score auf Basis diverser Themen, die die zentrale Rolle einnehmen – es vergeht kaum eine Minute, in der nicht eines dieser Themen in irgend einer Art und Weise zu hören ist. Hierzu zählen primär Leitmotive, die alle auf den titelgebenden Vampir zurückzuführen sind, darunter ein Liebesthema, ein recht brutales Motiv für die monströse Seite des Grafen, aber auch ein treibender Rhythmus für die Vampirjäger. Kilars Musik für „Bram Stoker’s Dracula“ erwies sich als enorm einflussreich, Elemente und stilistische Hommagen erklingen in vielen weiteren Scores, etwa Kilars Musik zu Roman Polanskis „The Ninth Gate“ oder diversen anderen Soundtracks auf dieser Liste. Es empfiehlt sich allerdings, Annie Lennox‘ Abspannsong Love Song for a Vampire aus der Playlist zu tilgen, da er stilistisch absolut nicht zu Kilars Kompositionen passt.

„Alien 3“ & „Interview with the Vampire”, Elliot Goldenthal (1992 & 1994)

Jeder der Alien-Scores, selbst die des Spin-off-Franchise „Alien vs. Predator“, verweist in irgendeiner Form auf das Original von Jerry Goldsmith, sei es durch stilistische Anleihen, direkte Zitation oder beides. Die eine große Ausnahme ist der Score, den Elliot Goldenthal für „Alien 3“ komponierte. Hier zeigt sich Goldenthals Herkunft aus dem Bereich der modernen klassischen Musik – zumindest in der Methodologie gibt es gewisse Parallelen zu Goldsmith. Beide Komponisten sind diversen Avantgarde-Techniken und eher unüblichen Stilmitteln nicht abgeneigt, was sich aber in zwei stilistisch sehr unterschiedlichen Scores manifestiert. Wo Goldsmith die Fremdartigkeit des Xenomorph und die kalte Isolation des Weltalls in den Vordergrund stellte, konzentriert sich Goldenthal auf den religiösen Aspekt des Films, den er vertont. Tracks wie Lento oder Agnus Dei verweisen nicht nur in ihren Titeln auf Kirchenmusik, sie orientieren sich auch stilistisch an ihr, sind deutlich harmonischer als alles, was Goldsmith für „Alien“ komponierte und arbeiten mit himmlischen Chören. Horror und Gewalt stellt Goldenthal zum Teil durch gotisch-bizarr anmutende, zum Teil aber auch durch von Industrial inspirierte Passagen dar, die mitunter in unhörbaren Lärm ausarten; der eher unglücklich betitelte Track Wreckage and Rape ist hierfür ein Idealbeispiel. Der nur kurz darauf entstandene Soundtrack zu Neil Jordans „Interview with the Vampire“ fühlt sich wie eine natürliche Entwicklung des „Alien 3“-Scores an. Freilich entfallen hier die Industrial-Passagen, stattdessen werden die gotischen Elemente noch stärker betont und man meint, hin und wieder den Einfluss von „Bram Stoker’s Dracula“ herauszuhören, natürlich geprägt von Goldenthals distinktivem Stil. Sofern man die Industrial-Passagen aus der Playlist wirft, passen „Alien 3“ und „Interview with the Vampire“ wunderbar zusammen, wobei ich Letzterem den Vorzug vor Ersterem geben würde.

„Mary Shelley’s Frankenstein”, Patrick Doyle (1994)

Kenneth Branaghs Adaption von Mary Shelleys Roman ist gewissermaßen der Schwesterfilm von „Bram Stoker’s Dracula“ und entstand als direkte Reaktion auf dessen Erfolg – Coppola produzierte sogar, auch wenn er der Meinung war, „Mary Shelley’s Frankenstein“ sei ein wenig zu opernhaft geraten (was an sich schon aussagekräftig genug ist). Wie dem auch sei, Branagh arbeitete hier, wie auch an den meisten anderen seiner Filme, mit seinem Stammkomponisten Patrick Doyle zusammen, dessen Score mindestens so opernhaft, opulent und grandios ausfällt wie der Film, zu dem er gehört, und auch Kilars Arbeit in kaum etwas nachsteht. Ihm fehlt natürlich das distinktive osteuropäische Element, Doyle gleicht dessen Fehlen allerdings durch eine noch ausgeprägtere Romantik und orchestrale Wucht aus. „Mary Shelley’s Frankenstein“ ist kein Score der leisen Töne, sondern der großen Emotionen und epischen Gotik (inzwischen dürfte klar sein, dass man genau damit mein Interesse wecken kann). Nach wie vor mein liebster Soundtrack von Patrick Doyle

„House of Frankenstein”, Don Davis (1997)

Ähnlich wie Howard Shore ist auch Don Davis ein Komponist, der einiges im Horror-Bereich komponierte, bevor sein Name primär mit einer bestimmten Blockbuster-Trilogie verknüpft wurde. Anders als Shore ist Davis allerdings nach „The Matrix Revolutions“ praktisch völlig von der Bildfläche verschwunden. Nicht einmal für das anstehende Sequel „The Matrix Ressurection“ kehrt er zurück, stattdessen komponieren Tom Tykwer und Johnny Klimek (der Trailer verwendet allerdings Davis‘ alternierendes Zwei-Noten-Motiv bei der Titeleinblendung). „House of Frankenstein“ ist einer der erwähnten Horror-Scores und gehört zu einer wohl ziemlich trashigen TV-Miniserie, die lose auf dem gleichnamigen Universal-Film basiert. Dementsprechend ist „House of Frankenstein“ nicht unbedingt innovativ, man merkt sofort, dass sich Davis hier der Gothic-Horror-Klischees bedient und recht direkt Goldsmiths „The Omen“ und Youngs „Hellraiser“ zitiert. Aber er ist dabei so verdammt unterhaltsam und überdreht. Vor allem in der zweiten Hälfte gibt Davis aber auch immer wieder einen Vorgeschmack auf die atonalen Techniken, die später die Musik von „The Matrix“ dominieren würden.

„Sleepy Hollow“, Danny Elfman (1999)

Die Filme Tim Burtons wären ohne den gotisch-verspielten Sound von Danny Elfman nicht dasselbe: Egal ob „Beetle Juice“, „Batman“, „Edward Scissorhands“ oder spätere Werke wie „Frankenweenie“ oder „Dark Shadows“ – sie alle sind ästhetisch und klanglich an die Gothic-Horror-Tradition angelehnt, ohne aber tatsächlich Horror-Filme zu sein. Dasselbe trifft nicht auf „Sleepy Hollow“ zu, den wahrscheinlich einzigen „echten“ Horror-Film, an dem Burton und Elfman zusammen gearbeitet haben (und selbst hier finden sich parodistische Elemente). Wie dem auch sei, „Sleepey Hollow“ ist eine liebevolle Hommage an die Filme der britischen Hammer-Studios. Musikalisch schöpft Elfman hier aus den Vollen, „Sleepey Hollow“ ist düster, brutal, episch und gotisch bis zum geht nicht mehr. Technisch gesehen ist der Score beinahe monothematisch, das Titelthema fungiert als übergreifende Identität, Elfman gelingt es allerdings, dieses Thema in mehrere Motiv aufzuspalten und so gekonnt zu variieren, sodass ein erstaunlich vielseitiger Score entsteht, der nicht nur grandiose Horror- und Action-Musik, sondern auch erstaunlich berührende emotionale Zwischentöne zulässt.

„From Hell”, Trevor Jones (2001)

Für sich betrachtet ist „From Hell“ ein sehr kurzweiliger und vor allem atmosphärischer Thriller im viktorianischen London, als Adaption der grandiosen Graphic Novel von Alan Moore versagt der Film der Hughes-Brüder aber leider auf ganzer Linie. Absolut nicht versagt hat hingegen Komponist Trevor Jones, der, ähnlich wie Don Davis, irgendwann in den frühen 2000ern fast völlig von er Bildfläche verschwand. Der Score, den er für „From Hell“ komponierte, ist ein abgrundtief düsteres, brütendes Meisterwerk, voller Brutalität und verschlingender Finsternis, ebenso kraftvoll wie „Bram Stoker’s Dracula“ oder „Sleepy Hollow“. Ihm fehlen zwar die osteuropäischen Elemente von Ersterem oder die Verspieltheit von Letzterem, das gleicht Jones allerdings mit einem erhöhten Ausmaß an Tragik und instrumenteller Kreativität aus. Hier erklingt das viktorianische London Jack the Rippers in all seiner Abgründigkeit. Besonders The Compass and the Ruler, eines meiner absoluten Lieblingsstücke, ist wirklich exemplarisch für die Genialität von Jones‘ Arbeit.

„Drag Me to Hell“, Christopher Young (2009)

Christopher Young ist einer der profiliertesten Horror-Komponisten überhaupt (und darüber hinaus kriminell unterschätzte). Zwar hat er bewiesen, dass er auch in anderen Genres, etwa Action oder Fantasy, extrem fähig ist, aber irgendwann kehrt er doch immer wieder zum Horror zurück. Neben den beiden Hellraisern hätte ich auch noch „Bless the Child“, „Urban Legend“ oder „The Exorcism of Emily Rose“ auf diese Liste setzen können, aber ich wollte nicht mehr als zwei Einträge pro Komponist, und so fiel die Wahl letztendlich nicht schwer, denn abseits der ersten beiden Hellraiser-Scores ist „Drag Me to Hell“ mein Favorit von Young. Auf gewisse Weise handelt es sich hier bei um ein Best of der oben genannten Scores, die orchestralen Stilmittel, derer sich Young bedient, kulminieren hier zu einem rundum gelungenen Gesamtpaket: Chorale Macht, gotische Wucht, aber auch ebenso verstörende wie schöne Melodien. Angereichert wird das Ganze durch osteuropäische bzw. Roma-Elemente, die natürlich einen essentiellen Teil der Story ausmachen. Man lausche allein dem ebenso schönen wie beängstigenden Hauptthema…

„The Wolfman“, Danny Elfman (2010)

Wie würde es klingen, wenn sich „Bram Stoker’s Dracula“ und „Sleepy Hollow“ paaren würden, um ein unheiliges Wechselbalg zu zeugen? Mit „The Wolfman“ liefert Danny Elfman die Antwort. Da Elfman sowohl ein Fan des Originals als auch des Dracula-Scores von Kilar war (und vermutlich immer noch ist), erwies sich das als ideale Gelegenheit. Unglücklicherweise kam es zu Komplikationen, Nachdrehs und Studioeinmischung, zwischenzeitlich überlegte das Studio, einen Synth/Rock-Score von „Underworld“-Komponist Paul Haslinger zu verwenden, was völlig daneben gewesen wäre. Schließlich kehrte man doch zu Elfmans Score zurück und ließ Orchestrier Conrad Pope noch zusätzliche Musik komponieren, um durch die neue Schnittfassung entstandene Lücken zu schließen. Strukturell ist „The Wolfman“ ähnlich aufgebaut wie „Sleepy Hollow“, es gibt ein Hauptthema, das den Score dominiert, und gerade in Sachen gotischer Finsternis und Brutalität steht „The Wolfman“ dem Score zum Burton-Film in nichts nach. Was ihn vom spirituellen Vorgänger unterscheidet, sind die osteuropäischen Stilmittel, derer sich Elfman bedient, speziell in der Streichersektion – ähnlich wie bei „Drag Me to Hell“ passt diese Färbung tatsächlich sehr gut zur Story. Hier wird der Einfluss Kilars überdeutlich. Trotz seiner diversen Mängel habe ich für „The Wolfman“ eine ziemliche Schwäche, da Joe Johnstons blutige Liebeserklärung an Universals klassischen Horror genau in einer Zeit kam, als das Kino von Twilight-CGI-Werwölfen bevölkert wurde – der Score hatte einen nicht zu unterschätzenden Anteil an dieser Schwäche.

„Evil Dead“, Roque Baños (2013)

Wo wir gerade von Remakes sprechen: Fede Álvarez‘ Remake des Sam-Raimi-Klassiker gehört definitiv zu den besseren, nicht zuletzt, weil es sich zwar der Grundprämisse des Originals bediente, aber den Fokus verschob. Zugleich ließ es mich auf den spanischen Komponisten Roque Baños aufmerksam werden, der sich für diesen Score der Tonalität und des Stils von Christopher Young bedient, die Schraube schierer, orchestraler Brutalität aber noch einmal deutlich anzieht. Das Ergebnis ist komplex, schwierig, verstörend und meisterhaft. Orchester, Chor und eine enervierende Sirene entfesseln hier einen Sturm an dämonischer Intensität, der seinesgleichen sucht – was angesichts der anderen Einträge auf dieser Liste als höchstes Lob zu verstehen ist. Baños konzentriert sich dabei in größerem Ausmaß auf orchestrale und chorale Texturen als auf Themen, als primäres „Motiv“ der dämonischen Präsenz fungiert die bereits erwähnte Sirene, während der emotionale Kern des Films ein klassischeres Klavierthema erhält, das die konstante dämonische Brutalität hin und wieder durchbricht.

„The Witch“, Mark Corven (2016)

Robert Eggers Debütfilm dürfte einer der am besten recherchierten Horror-Filme überhaupt sein – das erstreckt sich auch auf den Score von Mark Korven. Gerade im Kontext dieser Auflistung ist seine Präsenz vielleicht ein wenig überraschend, da es sich hierbei nicht um eine „klassischen“ Horror-Score im Stile eines Christopher Young oder Danny Elfman handelt. Stattdessen bediente sich Korven nur eines kleinen Orchesters und vieler für das Setting authentischer Instrumente, etwa der Nyckelharpa oder des Hurdy Gurdy. Auf jegliche elektronische oder synthetische Bearbeitung verzichtet er komplett. Das Ergebnis ist zweifelsohne fordernd, aber auch enorm wirkungsvoll. Die Hexen werden primär durch Dissonanzen repräsentiert, während Corven das religiöse Element der Story durch hymnische Choreinlagen darstellt. Die Herangehensweise ist mit ihrem Fokus auf verstörende Texturen der von Roque Baños bei „Evil Dead“ gar nicht so unähnlich, durch die Instrumentierung klingt das Endergebnis aber natürlich völlig anders. Und so unterschiedlich beide auf visueller Ebene auch sind, so wirkungsvoll sind sie doch in ihren jeweiligen Filmen.

„It: Chapter One“ & „It: Chapter Two“, Benjamin Wallfisch (2017 & 2018)

Der Brite Benjamin Wallfisch absolvierte im Verlauf der letzten zehn Jahre einen geradezu kometenhaften Aufstieg. In den 2000ern übernahm er primär das Orchestrieren für Komponisten wie Dario Marianelli, wurde dann zu einem Zimmer-Protegé und arbeitete mit dem Remote-Control-Chef an Scores wie „Dunkirk“, „Hidden Figures“ oder „Blade Runner 2049“ mit. Interessanterweise finde ich Wallfischs Soloarbeiten fast durchweg gelungener als seine Kollaborationen mit Zimmer, die meistens sehr elektronisch und Synth-lastig ausfallen. Für die Stephen-King-Verfilmungen „It: Chapter One“ und „It: Chapter Two”, beide von Andy Muschietti, wählte er hingegen einen orchestralen, aber sehr anspruchsvollen Weg; ähnlich wie Goldsmith oder Goldenthal bedient er sich dabei diverser atonaler Techniken der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts, setzt aber auch sehr wirkungsvoll alte Kinderreime und unheimlich pervertierte Kinderlieder ein. Der Einsatz der menschlichen Stimme, zum Teil stark bearbeitet, ist in diesem Zusammenhang zentral und sorgt für die enervierendsten Momente der beiden Scores. Wallfisch gelingt es aber auch, die Freundschaft des „Loosers Club“ als Kernelement der Geschichte durch deutlich melodischeres Material wirkungsvoll darzustellen.

Fright Night

Halloween 2021!
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Story: In Charley Brewsters (William Ragsdale) Nachbarschaft verschwinden Menschen, just als der enigmatische Jerry Dandrige (Chris Sarandon) ins Nachbarhaus einzieht. Schon bald findet Charley eher zufällig heraus, dass Dandrige ein Vampir ist – aber weder seine Mutter (Dorothy Fielding) noch seine Freundin Amy (Amanda Bearse) oder Kumpel „Evil Ed“ (Stephen Geoffreys) glauben ihm. Als Dandrige sich schließlich über Charleys Mutter Zugang zum Haus verschafft (Vampire müssen bekanntermaßen eingeladen werden) und ihn bedroht, wendet er sich verzweifelt an den Fernsehvampirjäger Peter Vincent (Roddy McDowall), der ihm allerdings ebenfalls nicht glaubt. Derweil beginnt Amy, sich Sorgen um Charley zu machen und heuert Vincent an, damit er Charley davon überzeugt, dass Dandrige kein Vampir ist. Doch das Gegenteil tritt ein und Dandrige beginnt damit, die Jugendlichen zu jagen, während sich Peter Vincent ängstlich in seiner Wohnung versteckt. Als schließlich „Evil Ed“ zum Vampir wird, spitzt sich die Lage endgültig zu…

Kritik: In den 80ern war das Genre des Vampirfilms noch weit weniger facettenreich, als es heute der Fall ist. Während in der Literatur komplexe Vampirprotagonisten bereits vorhanden waren, nicht zuletzt dank Anne Rice‘ „Interview with the Vampire“, waren sie im Kino noch eher rar und auf die Antagonistenrolle beschränkt. Dennoch zeigt sich in den Vampirfilmen der 80er bereits eine gewisse Bereitschaft, Genre-Konventionen aufzubrechen. Tom Hollands „Fright Night“ aus dem Jahr 1985 ist hierfür ein schönes Beispiel: Nach wie vor ist der Vampir beschränkt auf die Rolle des Monsters, zugleich ist sich der Film der Genre-Konventionen allerdings überaus bewusst und spielt genüsslich mit ihnen. Wir befinden uns gewissermaßen in einem Zwischenstadium: Die Vampirfilme der Hammer-Studios gehören bereits zum alten Eisen, es fehlt aber noch an der neuen Richtung, die das Genre in den 90ern dank Filmen wie „Bram Stoker’s Dracula“ und natürlich der Adaption von „Interview with the Vampire“ einschlagen würde. Sowohl „Fright Night“ als auch Joel Schumachers zwei Jahr später erschienener Film „The Lost Boys“ sind exemplarisch und versetzen den Vampirfilm vom transsylvanischen Schloss ins amerikanische Kleinstadtmilieu und einen moderneren Kontext.

Ironischerweise wirkt sich dieser Umstand weniger auf die Vampire selbst aus, diese sind, wie bereits erwähnt, nicht nur nach wie vor böse, sondern sogar noch entstellter und monströser, als es Christopher Lees Dracula jemals war. Stattdessen sind es die Jäger, bei denen die Metaaspekte und die Dekonstruktion des Genres zum Tragen kommt. In „The Lost Boys“ sind die Protagonisten gezwungen, sich an die wunderlichen „Frog Brothers“ zu wenden, ein Brüderpaar, das nicht nur in einem Comicladen arbeitet, sondern auch alles Wissen über Vampire aus Comics bezieht. Der Vampirjäger in „Fright Night“, Peter Vincent, erinnert immerhin visuell stark an Peter Cushings Van Helsing, ist aber eben nicht der stoische und kompetente Gelehrte der Hammer-Filme, sondern nur ein Schauspieler, der von den jugendlichen Protagonisten fast schon in Aktion gezwungen werden muss und erst gegen Ende seinen Mut findet. Dementsprechend ist er auch die eigentliche Hauptfigur, da sein Charakter die größte Entwicklung durchmacht, während die Van-Helsing-Figuren sonst eher die Mentorenrolle einnehmen und recht statisch sind.

Ein Teil der Handlung kann durchaus auf „Dracula“ zurückgeführt werden, wie Stokers Graf dringt auch Jerry Dandrige in die Welt der Protagonisten ein und verfügt über einen willigen Diener (Billy Cole) – dieser ist, im Gegensatz zu Renfield, allerdings bereits tot. Die Lucy-Rolle wird sogar auf zwei Figuren verteilt, zum einen „Evil Ed“, der zum vollständigen Vampir wird und eine äußerst tragische Todesszene bekommt, und zum anderen natürlich Amy, die sich aber nach Dandriges Tod wieder zurückverwandeln darf. Dandrige selbst ist zwar nicht wirklich sympathisch, bemüht sich aber zumindest zu Anfang um ein gewisses Maß und gibt Charley ja sogar die Gelegenheit, ihn einfach zu ignorieren. Chris Sarandon reichert seine Performance mit einigen kleinen Momenten an, die seine Figur ein wenig komplexer und runder machen, ohne dabei seine Bosheit zu verwässern. Davon abgesehen sind Dandrige und die anderen Vampire des Films sehr klassische Vertreter, können sich in Fledermäuse verwandeln, schrecken vor Kreuzen zurück (allerdings nur, wenn tatsächlicher Glaube dahinter steht) und sind stets blutgierig.

Besonderes Lob verdienen die praktischen Effekte und das Make-up, mit deren Hilfe alle Vampire im letzten Drittel ziemlich überdrehte Monstergestalten annehmen. All das ist äußerst beeindruckend und erinnert qualitativ und ästhetisch durchaus an John Carpenters „The Thing“. Auch sonst ist „Fright Night“ durch und durch ein Film der 80er, von der Ästhetik und dem Humor über den Gore-Faktor bis hin zur Musik. Tom Hollands Regie-Debüt inspirierte sowohl eine Fortsetzung (an der er allerdings nicht beteiligt war) als auch ein Remake, das im Jahr 2011 erschien und praktisch niemanden interessierte. Angeblich soll Hooper derzeit ein weiteres Sequel zum Original planen, das alle anderen Filme ignoriert.

Fazit: Kurzweiliger, etwas trashiger und humoriger 80er-Vampirstreifen, der einige Genrekonventionen hinterfragt und vor allem durch beeindruckende praktische Effekte und Make-up zu überzeugen weiß.

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Trailer

Halloween 2021:
Batman: The Long Halloween Teil 1 & 2

Batman: The Long Halloween Teil 1 & 2

Spoiler! Halloween 2021
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Story: Zu Beginn von Batmans (Jensen Ackles) Tätigkeit als Verbrechensbekämpfer ist Gotham City noch nicht bekannt als Stadt der durchgedrehten Freaks, sondern als Metropole des organisierten Verbrechens, die von Carmine „the Roman“ Falcone (Titus Welliver) mit eiserner Faust beherrscht wird. Gemeinsam mit Polizei-Captain James Gordon (Billy Burke) und Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Josh Duhamel) will Batman Falcones Herrschaft über Gothams Unterwelt beenden. Doch auch andere haben es auf die Organisation abgesehen: Ein mysteriöser Serienmörder schaltet Mitglieder der Verbrecherfamilie aus. Da er immer an Feiertagen tötet, wird er schon bald „Holiday“ genannt. So beginnt eine ein Jahr dauernde Serie an Morden, die nicht nur Gotham City, sondern auch Batman, Gordon und Dent verändern und als „langes Halloween“ in die Annalen der Stadt eingehen wird…

Kritik: Halloween nähert sich einmal mehr, und damit beginnt auch wieder die Zeit, in der ich mich thematisch passendem Material widme – was wäre da besser geeignet als ein Film mit diesem Titel, auch wenn er bezüglich des Genres vielleicht nicht ganz so gut mit den Artikeln harmoniert, die noch geplant sind. Wie dem auch sei, da der zweite Teil von „Batman: The Long Halloween“ vor noch nicht allzu langer Zeit auf BluRay erschienen ist, passt das alles, Horror hin, Superhelden her, trotzdem relativ gut zusammen.

Die DC Universe Animated Original Movies haben immer wieder DC-Klassiker adaptiert, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Manche, etwa „Batman: The Dark Knight Returns“, sind durchaus gelungen, einige wenige wie „Batman: Under the Red Hood“ haben es sogar geschafft, ihre Vorlage zu übertreffen, andere hingegen blieben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück – primär ist hier „Batman: The Killing Joke“ zu nennen, das sich trotz des Mitwirkens von Kevin Conroy und Mark Hamill als Griff ins Klo entpuppte. „The Long Halloween“, basierend auf der gleichnamigen, von 1996 bis 1997 erschienen Graphic Novel von Jeph Loeb und Tim Sale, ist der jüngste Klassiker, der als Animationsfilm adaptiert wurde, wie „The Dark Knight Returns“ in zwei Teilen. Nun taucht „The Long Halloween“ nicht nur regelmäßig auf den Listen der besten Batman-Comics auf und beeinflusste diverse Realverfilmungen massiv – sowohl Chris Nolan als auch Matt Reeves benennen „The Long Halloween“ als essentielle Vorlage ihrer Filme – sondern ist auch einer meiner persönlichen Favoriten, vielleicht sogar mein liebster Batman-Comic überhaupt. Loebs und Sales Werk ist eine monumentale und vor allem extrem atmosphärische Geschichte, die auf höchst gelungene Weise den Wandel Gothams von einer Mafia-kontrollierten Stadt zum Moloch der bunten Superkriminellen illustriert, zugleich eine wunderbare Hommage an Gangster-Filme im Allgemeinen und „The Godfather“ im Besonderen darstellt und nebenbei auch noch eine der besten Origins für Two Face liefert.

Dementsprechend war ich im Vorfeld eher skeptisch, nicht nur wegen des Killing-Joke-Fiaskos, sondern auch weil mir der Animationsstil der aktuellen DC Universe Animated Original Movies ursprünglich nicht unbedingt zusagte. Besagter Stil kam nicht nur bei diesem Film, sondern auch bei „Superman: Man of Tomorrow“ und „Justice Society: World War II“ zum Einsatz kam – diese sollen wohl innerhalb derselben Kontinuität spielen. Ich muss allerdings zugeben, dass dieses Urteil primär auf den Trailern basierte, da ich beide Filme nicht gesehen habe. In „The Long Halloween“ funktioniert dieser Animationsstil nach einer gewissen Gewöhnungsphase allerdings relativ gut und sorgt auch für flüssige Action und Bewegungsabläufe. Freilich ist es schon ein wenig schade, dass Tim Sales Zeichnungen in den Animationen kaum wiederzufinden sind, aber andererseits muss man zugeben, dass Sales komplexe und detaillierte Bilder deutlich schwerer (und teurer) umzusetzen wären als es bei beispielsweise Frank Miller („The Dark Knight Returns“) oder Ed McGuinness („Superman/Batman: Public Enemies“) der Fall war.

Inhaltlich ist „The Long Halloween“ eine recht pragmatische Adaption. Regisseur Chris Palmer und Drehbuchautor Tim Sheridan halten sich nicht sklavisch an die Vorlage oder fühlen sich verpflichtet, jede Szene eins-zu-eins genau in der Reihenfolge umzusetzen, wie es im Comic der Fall ist, sie bemühen sich aber dennoch, die Geschichte größtenteils intakt zu lassen und den Kern der Vorlage zu treffen – ein Ansatz, der meistens ziemlich gut funktioniert. Bei einem monumentalen Werk wie „The Long Halloween“ war ohnehin klar, dass selbst eine zweiteilige Adaption mit einer Laufzeit von etwas über drei Stunden nicht alle Subplots und Szenen umsetzen können würde. Der Auftritt des Riddlers etwa fehlt komplett und die sehr an „The Godfather“ erinnernde Eröffnungsszene des Comics wurde ebenfalls entfernt – wobei vielleicht gerade diese doch sehr deutliche Reminiszenz an Mario Puzo und Francis Ford Coppola der Grund dafür war.

Die Charakterisierung der meisten Figuren entspricht der des Comics, mit zwei größeren Ausnahmen: Batman und Catwoman (Naya Rivera, im Juli 2020 tragisch verstorben). Die Darstellung des Dunklen Ritters erinnert im Film stärker an die aus Frank Millers „Batman: Year One“, er ist unerfahrener, weniger kompetent und enigmatisch und macht mehr Fehler. Dieser Aspekt ist in der Graphic Novel zwar durchaus auch vorhanden, wird im Film aber weitaus stärker betont. Catwoman dagegen ist als Figur deutlich positiver angelegt – wo sie im Comic recht ambivalent bleibt, wird sie hier eindeutiger zu Batmans Verbündeter. Am deutlichsten tritt das während des Endkampfes auf: Wo Selina bei Loeb und Sale zuerst als Teil der Schurkenriege auftritt, die unter Two-Face‘ Führung gegen Carmine Falcone vorgeht, ist sie im Film von Anfang an auf Batmans Seite.

Die wahrscheinlich größte Änderung gegenüber der Vorlage findet sich bei der Identität des Holiday-Killers: Tatsächlich wird sie im Comic nie final aufgeklärt, stattdessen impliziert Loeb, dass es mehrere Holidays gab. Offiziell verhaftet und überführt wird Alberto Falcone (im Film gesprochen von Jack Quaid), aber auch Harvey und Gilda Dent (Julie Nathanson) sind sehr verdächtig. Tatsächlich empfand ich die Auflösung bzw. den Mangel an Auflösung immer als den schwächsten Teil der Vorlage. Der Film macht das Ganze eindeutiger, allerdings weiß ich nicht, ob mir diese Änderung gefällt. Wo Alberto Falcone bei Loeb nur scheinbar von Holiday getötet wird, ist er im Film tatsächlich sowohl unschuldig als auch tot, während Gilda die alleinige Täterin mit einer relativ intimen Verbindung zu Alberto und den Falcones ist. Diese Abwandlung beeinflusst das Gesamtkonstrukt nicht so sehr, wie es etwa bei der Verfilmung von „Batman: Hush“ der Fall war, sorgt aber dennoch dafür, dass sich der Fokus des Endes verschiebt.

Ansonsten ist definitiv noch die Sprecherriege positiv hervorzuheben. Nachdem Jensen Ackles in „Batman: Under the Red Hood“ bereits Jason Todd sprechen durfte, wurde er nun zum Dunklen Ritter „befördert“ und gibt dem noch unerfahrenen Batman eine passende Stimme. Auch der Rest des Casts weiß zu überzeugen, wobei zwei der Schurken sich (mal wieder) sehr stark an „Batman: The Animated Series“ orientieren. Nach „Batman: Arkham Origins“ und „Batman: Assault on Arkham“ spricht Troy Baker ein weiteres Mak den Joker und klingt auch hier sehr nach Mark Hamill, während Josh Duhamel zwar zum ersten Mal als Harvey Dent zu hören ist, seine Performance als Two Face aber eindeutig wie eine Hommage an Richard Moll klingt.

Fazit: Gelungene Verfilmung eines Batman-Klassikers in zwei Teilen, der meistens die richtige Balance zwischen Vorlagentreue und Eigenständigkeit gelingt.

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