Ja, diese Artikelreihe hat ein Finale. Es handelt sich dabei um die Ankündigung meines neuen Projekts, ebenfalls in Blog-Form. Im Gegensatz zu diesem Blog ist es allerdings eine Gemeinschaftsprojekt, das ich zusammen mit einem Co-Autor betreibe. Worum es sich handelt? Alles rund um „Vampire: The Masquerade“; Artikel, Essays, Kurzgeschichten etc.
Wird der neue Blog Auswirkungen auf diesen haben? Nein. Hier wird alles beim Alten bleiben.
Das neue Projekt nennt sich „Offenbarungen des Dunklen Vaters“ und inzwischen haben sich bereits einige Texte angesammelt. Alles weitere zu den Offenbarungen ist hier zu finden und zu erfahren.
Halloween 2012
Nachdem die Halloween-Artikelreihe bisher stark von Vampiren und Cenobiten dominiert war, wenden wir uns nun noch einer völlig anderen Thematik zu: Dem Geisterhaus.
Auf „American Horror Story“ bin ich durch Zufall gestoßen, in einer Filmzeitschrift gab es einen Artikel, der die Serie lobte und mein Interesse weckte. Nach einiger Zeit kam ich schließlich dazu, die erste Staffel anzuschauen und was sich mir da offenbarte, war ein wahres Juwel, das kein Fan gepflegten Horrors verpassen sollte.
Die erste Staffel (12 Folgen) ist bereits beendet, während die zweite im Angloamerikanischen Raum bereits angelaufen ist. Hierzulande ist sie bisher erst auf dem Privatsender FOX gelaufen, die Free-TV-Ausstrahlung erfolgt wohl im Frühjahr 2013 auf sixx. Eine Veröffentlichung der Staffelbox ist bisher leider noch nicht angekündigt.
Jede Staffel von „American Horror Story“ erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Zwar gibt es in der zweiten Staffel wiederkehrende Darsteller, diese spielen allerdings andere Rollen als in der ersten.
Die Handlung
Nachdem Vivian Harmond (Connie Britton) eine Totgeburt erlitten und von ihrem Ehemann Ben (Dylan McDermott), eine Psychiater, mit der Studentin Hayden McClaine (Kate Mara) betrogen wurde, wollen die Harmonds einen Neuanfang wagen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Violet (Taissa Farmiga) ziehen sie nach Los Angeles in ein altes, viktorianisches Haus. Besagtes Haus ist allerdings denkbar schlecht für einen Neuanfang geeignet, da sämtliche vorherigen Bewohner des Hauses einen gewaltsamen Tod gestorben sind und das Haus nun als Geister heimsuchen – allerdings als Geister, die äußerst körperlich und nicht sofort als solche zu erkennen sind. Ganz allgemein scheint die Nachbarschaft nicht angenehm zu sein. Constance Langdon (Jessica Lange) etwa, die im Nachbarhaus wohnt, ist zwar oberflächlich freundlich, verhält sich jedoch mitunter recht merkwürdig. Noch merkwürdiger ist ihrer Tochter Addie (Jamie Brewer), die an Down-Syndrom leidet, jedem erzählt, dass er sterben wird und immer wieder in das Haus der Harmonds gelangt. Und dann ist da noch Larry (Denis O’Hare), ein schräger Vogel mit schrecklichen Verbrennungsnarben.
Nach und nach tauchen immer mehr bizarre Gestalten in und um das Haus herum auf, etwa Constance‘ Sohn Tate (Evan Peters), der von Ben therapiert wird und sich in Violet verliebt, das schwule Pärchen Chad (Zachary Quinto) und Patrick (Teddy Sears), die Haushälterin Moira, die von Frauen als älter und respektabel (Frances Conroy), von Männern jedoch als jung und versaut (Alex Breckenridge) wahrgenommen wird. Und wer ist der Mann im Latexanzug, der mit Vivian schläft, während sie denkt, es wäre ihr Ehemann?
Die Umsetzung
Die Thematik des „Haunted House“, das von einem oder mehreren Geistern, Flüchen oder ähnlichem heimgesucht wird, dürfte ja weithin bekannt sein. Es gibt eine große Anzahl an Filmen, Büchern, Comics oder Computerspielen, die sich dieses Handlungsmodells bedienen. Ich muss allerdings sagen, so oft diese Thematik auch schon verwendet wurde, die erste Staffel von „American Horror Story“ weiß dem Ganzen neue Facetten abzugewinnen und lässt sich mit Fug und Recht als bisher beste Umsetzung dieser Grundidee bezeichnen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Figuren wissen zu überzeugen und zu fesseln, und zwar ausnahmslos. Die drei Harmonds sind alle weit davon entfernt, perfekt zu sein, sind aber auch nicht so „fehlerhaft“, dass es schwierig wäre, mit ihnen zu sympathisieren. Man kann nachvollziehen, warum sie tun, was sie tun. Dies gilt auch für die vielen anderen Figuren und hängt natürlich stark mit den Schauspielern zusammen. Besonders hervorzuheben ist Jessica Lange (Tamora in „Titus“), die als leicht verschrobene Nachbarin Constance die beste Leistung abliefert und völlig glaubhaft eine zwischen mütterlicher Fürsorge, leichtem Rassismus und Biestigkeit schwankende Figur darstellt. Aber auch sonst kann der Cast mit Darstellern wie Zachary Quinto (Spock in J.J. Abrahams „Star Trek“) oder Denis O’Hare (Russel Edington in „True Blood“) vollständig überzeugen.
Fast noch interessanter als die drei Hauptfiguren sind die Geister, bei denen es sich um vielschichtige und zum Teil auch sehr bizarre Charaktere handelt. Die stärksten Folgen der Serie sind eindeutig die ersten, in der besagte Geister alle langsam, einer nach dem anderen, eingeführt werden. Dabei beginnt fast jede Folge mit einem spezifischen Todesfall, so dass man bei manchen der neu auftauchenden Figuren sofort weiß, dass es sich um einen der Geister handeln muss. Bei anderen wird man jedoch länger im Dunkeln gelassen. Vor allem in diesen ersten Folgen ist die Serie mitunter äußerst unheimlich. Zwar bleibt die Serie durchgehend spannend und interessant, doch je mehr Geheimnisse aufgedeckt und je besser man die diversen ehemaligen Bewohner des Hauses kennen lernt, desto weniger gruselig wird es – ich wüsste allerdings nicht, wie man dagegen hätte ankämpfen können, schließlich will man als Zuschauer ja auch, dass die Geheimnisse aufgedeckt werden.
Weitere Pluspunkte sind Atmosphäre und Ausstattung. Besonders erstere schwankt gerne zwischen klassischem Gothic-Horror und moderner Horrorästhetik. In einigen Szenen und Folgen ist „American Horror Story“ geradezu unbequem und beängstigend realistisch.
Man könnte den Machern vielleicht vorwerfen, dass die Serie ein wenig überladen ist und es doch manchmal zu viel des Guten gibt, aber auch das hilft der Serie dabei, einen ganz speziellen Charme zu entwickeln.
Fazit: Fans des gepflegten Horrors sollten sich „American Horror Story“ nicht entgehen lassen. Die erste Staffel weiß mit interessanten Figuren, tollen, schaurigen und bizarren Ideen sowie atemloser Spannung aufzuwarten und ist vielem, was man aus diesem Genre heutzutage im Kino sieht, eindeutig überlegen.
Wie drückt man Grauen durch Musik aus? Wie erweckt man Schrecken durch Noten? Wie sorgt man dafür, dass ein Horrorfilm oder ein Thriller noch erschreckender wird? Über die Jahre haben viele Komponisten ebenso viele Antworten auf diese Fragen gefunden, Antworten, deren Wirkung natürlich stark vom subjektiven Empfinden des Zuhörers abhängig ist. In dieser Aufzählung finden sich meine Favoriten. Bevor ich damit allerdings loslege, möchte ich die Natur dieser Liste noch etwas näher erläutern. Da ich vorwiegend ein Fan orchestraler Musik bin, fällt auch diese Liste dementsprechend aus. Oftmals entscheiden Regisseure, dass ihr Film eine Metal- oder Industrial-Soundtrack braucht, und ich bin schlicht und einfach kein Fan dieser Musikrichtungen. Die Soundtracks dieser Liste müssen nämlich nicht nur unheimlich und gänsehauterregend sein, sondern mir darüber hinaus auch noch gefallen. Ein schönes Negativbeispiel ist die Musik (sofern man überhaupt noch von Musik sprechen kann), die Trent Raznor und Atticus Rose für David Finchers „Verblendung“ geschrieben haben. Für alle, die den Film nicht gesehen, bzw. den Soundtrack nicht gehört haben: Es handelt sich dabei fast um reines Ambiente, das mehr mit Sounddesign als mit Musik zu tun hat; statt eines richtigen Soundtracks hat dieser Film eher eine zweite Geräuschtonspur. Ja, dieses „Musik“ ist unbehaglich, aber sie ist ausschließlich unbehaglich und das durchgehend, selbst wenn es in einer Szene gerade keinen Anlass dazu gibt – man muss dem Zuhörer hin und wieder ein wenig Erholung gönnen, damit der Schrecken hinterher umso größer wird. Ein derartiger Soundtrack sagt nichts aus, besitzt keine Substanz außer dem generellen „Unbehaglichsein“, und so etwas wie narrative Elemente in der Musik findet man schon gar nicht. Und gerade in diesem speziellen Fall fand ich die Musik beim Anschauen des Films schlicht störend. Genau so etwas wird der geneigte Leser in dieser Top-10-Liste nicht finden. Meine Favoriten sind weit melodischer. Es sollte allerdings noch erwähnt werden, dass diese Liste nicht in Stein gemeißelt ist. Die allgemeine Wertschätzung ändert sich selbstverständlich nicht, nur die Reihenfolge – in ein bis zwei Wochen hat mich die Nummer 4 vielleicht gerade für sich eingenommen und springt auf die 1, danach habe ich mich möglicherweise an ihr für eine Weile satt gehört und sie wandert wieder auf einen der hinteren Plätze.
Im Folgenden wird jeder der zehn Plätze durch ein „Vorzeigestück“ repräsentiert. Der Autor dieses Artikels empfiehlt, sich das Stück beim Durchlesen der jeweiligen Platzierung anzuhören.
Platz 10: Die Titelthemen
Okay, ich geb’s ja zu, bei Platz 10 habe ich ein wenig geschummelt. Oftmals zeichnen sich Horrorfilme durch ein extrem starkes Titel- oder Hauptthema aus, das in der Lage ist, den gesamten Soundtrack bzw. den gesamten Film (oder sogar eine Filmreihe) zu tragen. Das gilt mitunter auch für einige der kommenden neun Scores. Platz 10 ist den legendären Titelthemen gewidmet, deren Soundtrack es aus welchen Gründen auch immer (möglicherweise habe ich mich einfach nicht ausgiebig mit dem Soundtrack beschäftigt, möglicherweise gefällt mir auch nur das eine Thema) nicht mehr in diese Liste geschafft hat: John Carpenters Halloween-Thema, John Williams unvergessliche Titelmelodie zu „Der weiße Hai“, Jack Nitzsches Exorzist-Thema, Jerry Goldsmiths Alien-Thema etc.
Das beste Beispiel für einen Soundtrack, bei dem mir lediglich das Titelthema gefällt, ist „Saw“. Ich mag die Filmreihe nicht wirklich (obwohl der erste Teil durchaus noch einen gewissen Charme hat), und auch die Filmmusik von Charlie Clouser gefällt mir nicht wirklich, Industrial ist einfach nicht meine Stilrichtung. Aber das Haupt- bzw. Franchisethema hat es mit seiner treibenden Kraft und Rücksichtslosigkeit wirklich in sich und ist deshalb auch das Vorzeigestück dieser Platzierung geworden.
Platz 9: „Psycho“ von Bernhard Herrmann
Bernhard Herrmanns berühmteste Arbeit für Alfred Hitchcock ist ein absoluter Klassiker. Dieser Score, der ausschließlich mit Streichern arbeitet, um eine wunderbar morbide und unheimliche Atmosphäre aufzubauen, war stilbildend und hat unzählige andere Komponisten beeinflusst. Nach wie vor unvergessen ist das Stück The Murder, das die ebenso unvergessene Duschszene untermalt – wer dieses Stück noch nie gehört hat, dürfte die letzten paar Jahrzehnte verschlafen haben. Manch einer mag sich nun fragen: Wenn „Psycho“ so stilbildend und grandios war, weshalb ist er dann nur auf Platz 9? Die Antwort ist einfach: Herrmanns Musik hat sich inzwischen ein wenig abgenutzt, ich hab sie einfach schon zu oft gehört. Zu viele Parodien, zu viele Hommagen, einfach ein paarmal zu viel, insbesondere The Murder. Dennoch, den Score nicht in dieser Liste zu haben wäre ein Sakrileg. Nebenbei bemerkt, noch weitaus gelungener als The Murder finde ich Prelude, quasi das Hauptthema des Films, weshalb es auch als Vorzeigestück herhalten darf.
Platz 8: „Roter Drache“ von Danny Elfman
Danny Elfman bewegt sich oft im Grusel- und Horror-Genre, nicht zuletzt wegen der vielen Tim-Burton-Filme, die er vertont hat. Im Gegensatz zu den Burton-Kollaborationen fehlt es bei „Roter Drache“ an einer gewissen Verspieltheit, die Musik ist direkter und brutaler. „Roter Drache“ ist auch ein exzellentes Beispiel für einen Score in Herrmann’scher Tradition. Mit Sicherheit ist er nicht Elfmanns komplexeste oder beste Arbeit, aber dennoch mehr als solide und mit Abstand mein liebster Lecter-Soundtrack. Howard Shores Musik zu „Das Schweigen der Lämmer“ fand ich zu unterschwellig und unmarkant, und Hans Zimmers Hannibal-Score ist zwar sehr schön und melodisch, klingt für mich allerdings zu sehr nach Bach, um wirklich gruselig zu sein – da Hannibal Lecter eindeutig als Protagonist fungiert, entschlossen sich Zimmer und Regisseur Ridley Scott, mit der Musik eher Hannibals gebildete Seite hervorzuheben.
„Roter Drache“ dagegen ist weitaus ungemütlicher; die Horroraspekte des Stoffes werden hierbei stärker betont. Thematisch bezieht sich Elfmans Musik in erster Linie allerdings nicht auf Hannibal Lecter, sondern den eigentlichen Serienkiller des Films, Francis Dolarhyde (Ralph Fiennes), der durch die beiden Hauptthemen repräsentiert wird. Eines steht für seine verletzliche, kindliche Seite, während das andere sein mörderisches Ich, den „Großen Roten Drachen“ darstellt. Beide Themen sind in den Main Titles zu hören, die auch ein wunderbares Vorzeigstück abgeben. Leider nur mit Link, da es auf Youtube merkwürdigerweise keine Stücke aus diesem Soundtrack gibt.
Platz 7: „Drag Me to Hell“ von Christopher Young
Wie Danny Elfman ist auch Christopher Young ein Komponist, der oft im Horror- oder Thriller-Genre anzutreffen ist. Für seine (sehr selbstironische) Rückkehr ins Horrorgenre tat sich Regisseur Sam Raimi ein weiteres Mal mit Young zusammen, der schon die Scores für „The Gift“ und „Spider-Man 3“ geschrieben hatte. Da der Plot des Films von einem Zigeunerfluch dominiert wird, ist es nur logisch, dass auch die Musik von Zigeunerelementen geprägt ist. Wie so oft im Horrorgenre ist es das Titelthema, das dafür sorgt, dass es „Klick“ macht. Der erste Track des Albums, Drag Me to Hell, übermannt den Zuhörer sofort mit dämonischer Wucht, bevor eine grandiose, auf der Violine gespielte Melodie das Zigeuenerlement hervorhebt.
„Drag Me to Hell“ wäre vielleicht noch höher in dieser Liste, hätte Young das Titelthema im Mittelteil des Scores noch besser mit eingebunden. Dieser ist vor allem geprägt von sehr gelungenen und kreativen, aber thematisch weniger interessanten Suspense-Stücken. Dennoch, das Hauptthema, das den Soundtrack eröffnet und ihn mit Concerto to Hell auch abschließt, ist so stark, dass dieser Kritikpunkt schnell verziehen ist.
Platz 6: „The Wolfman“ von Danny Elfman
Was kommt dabei heraus, wenn Danny Elfman seinen typischen Gothic-Horror Stil mit den Stilmitteln von Kilars „Bram Stoker’s Dracula“ versetzt? „The Wolfman“. Das ist übrigens wörtlich zu nehmen, da Elfman in einem Interview bestätigte, ein großer Fan von Kilars Musik zu sein und mit „The Wolfman“ seinen Respekt bezeugen zu wollen.
Interessant ist auch die Geschichte dieses Soundtracks, da das Studio ursprünglich nicht mit ihm zufrieden war und stattdessen Paul Haslinger beauftragte, einen Ersatz zu komponieren, wohl in Anlehnung an seine Arbeit für „Underworld“. Der harsche Metall-Score, den Haslinger schließlich ablieferte (Hörproben davon gibt es auf Youtube), passte aber absolut nicht zum Film, weshalb man glücklicherweise doch wieder auf Elfmans Kompositionen zurückgriff. Zwar unterscheidet sich das, was man im Film hört doch recht stark vom Inhalt des Albums, aber dennoch, Elfmans Musik ist letztendlich über jeden Zweifel erhaben.
Wie „Bram Stoker’s Dracula“ auch verfügt „The Wolfman“ über osteuropäisch klingende Elemente. Darüber hinaus ist er monothematisch, das Hauptthema ist allerdings so kräftig, ausdrucksstark und unheimlich, dass es sehr gut in der Lage ist, den Score zu tragen.
Platz 5: „Interview mit einem Vampir” von Elliot Goldenthal
Elliot Goldenthal ist ein mitunter recht unkonventioneller Komponist, dessen Musik oft bizarre Stilmischungen vorweist. Das beste Beispiel hierfür ist der Score der Shakespeare-Verfilmung „Titus“. In „Interview mit einem Vampir“ ist diese Tendenz nicht ganz so stark ausgeprägt, aber auch vorhanden. Goldenthals Ansatz ist nicht direkt leitmotivisch, aber ebenfalls sehr interessant: Die Musik, die die einzelnen Vampircharaktere – sprich: Armand, Lestat, Louis und Claudia – begleitet, stammt aus verschiedenen Epochen. Armands Musik klingt am antiquiertesten, da er der älteste Vampir ist und weist barocke Anklänge auf, Lestats Musik ist jünger wilder, und entstammt mehr dem 18. Jahrhundert, Louis ist musikalisch im 19. Jahrhundert und der Romantik verankert, während Claudia nach dem frühen 20. Jahrhundert klingt. Dies sorgt dafür, dass „Interview mit einem Vampir“ zum Teil sehr klassisch klingt, jedoch immer wieder unterbrochen von Goldenthals bizarren Bläser- oder Walzereinlagen. Darüber hinaus ist dieser Soundtrack auch ungeheuer kraftvoll, lyrisch und schafft eine einzigartige, düster-romantische Atmosphäre, die einfach perfekt zu Film, Buchvorlage und dem Vampirgenre allgemein passt. Ein Vorzeigestück auszuwählen war hierbei nicht ganz leicht, ich habe mich schließlich für das elegische Libera Me entschieden, das wohl am ehesten als Hauptthema fungiert und die Mischung aus Tragik und Finsternis genau trifft, die die Vampire dieses Films ausmacht.
Platz 4: „Bram Stoker’s Dracula“ von Wojciech Kilar
Und noch ein Vampir-Soundtrack, der allerdings „klassischer“, will heißen leitmotivisch aufgebaut ist. Für seine Interpretation von Stokers Roman wandte sich Francis Ford Coppola an den polnischen Komponisten Wojciech Kilar, der der Musik einen distinktiven und ungemein passenden osteuropäischen Anklang verpasste. Wie „Interview mit einem Vampir“ ist auch „Bram Stoker’s Dracula“ düster und erhaben, allerdings noch kraftvoller und „wilder“. Der Score wird von vier Themen dominiert: Eines für die Vampirjäger, eines für Draculas bestialische Seite, eines für Draculas eher subtile Machenschaften, das auch für seine Bräute verwendet wird, und natürlich gibt es auch noch ein kräftiges, tragisches Liebesthema. Durch geschickte Variation erzählt Kilar gekonnt die Geschichte des Filmes durch seine Musik, trifft stets den richtigen Ton und untermalt passend die üppig-düstere Atmosphäre des Films. Als Vorzeigestück dient die kräftigste Variation von Draculas bestialischem Thema. Der Track nennt sich auf dem Album The Storm. Originalaufnahmen waren auf Youtube leider nicht ausfindig zu machen.
Platz 3: „Sleepy Hollow“ von Danny Elfman
Vom strukturellen Aufbau her ähnelt „Sleepy Hollow“ „The Wolfman“ stark – beide sind monothematisch – und darf wohl getrost als dessen direkter Vorgänger bezeichnet werden. In „Sleepy Hollow“ fehlen natürlich die osteuropäischen Elemente, aber dennoch ist diese Arbeit für Tim Burtons Verfilmung von Washingtons Irvings Novelle „The Legend of Sleepy Hollow“ Elfmans späterem Werwolf-Score in meinen Augen überlegen. „Sleepy Hollow“ ist noch kraftvoller als „The Wolfman“, aufwändiger und kreativer instrumentiert und, am wichtigsten, das Hauptthema ist sehr viel flexibler und wird weitaus kreativer eingesetzt. Mit „Sleepy Hollow“ beweist Elfman, wie komplex und beeindruckend auch ein monothematischer Soundtrack sein kann. Kaum ein anderer Score erweckt so gut das Gothic-Horror-Gefühl wie dieser.
Platz 2: „From Hell“ von Trevor Jones
Warum „From Hell“ auf Platz 2 gelandet ist? Die Antwort besteht aus fünf Worten: The Compass and the Ruler. Im Rahmen des „Stücks der Woche“ habe ich mich ja schon dazu geäußert: Ich liebe dieses Stück. Wie auch „Sleepy Hollow“ ist Trevor Jones Arbeit für „From Hell“ ein exemplarischer Gothic-Horror-Score, dem zwar die eher lyrischen und kunstvollen Passagen von Elfmans Musik fehlen, der dafür aber noch ein Stück finsterer ist. Jones dringt richtiggehend in die düstersten Abgründe der Psyche ein, und das nicht nur in The Compass and the Ruler bzw. dem Todesthema, das dieses Stück dominiert und auch in In Memoriam erklingt. Die grundsätzliche Atmosphäre der Musik ist sehr bedrohlich, und selbst das Liebesthema (Portrait of a Prince) klingt verzweifelt und ein wenig abgründig.
Platz 1: „Hellraiser“/„Hellbound: Hellraiser 2“ von Christopher Young
Na gut, bei Platz 1 habe ich auch geschummelt. Es ist aber auch verdammt schwer, sich für einen der beiden Hellraiser-Soundtracks von Christopher Young zu entscheiden, denn sie sind beide genial. Und da der zweite auf dem ersten aufbaut und wie eine natürlich Erweiterung wirkt, ist die Doppelplatzierung in meinen Augen völlig legitim.
Wie auch bei „The Wolfman“ steckt hinter „Hellraiser“ eine interessante Geschichte, in der es ebenfalls um traditionell-orchestrale Filmmusik vs. Metal-/Industrial-Score geht. Ursprünglich wollte Clive Barker, dass „Hellraiser“ von der englischen Band Coil vertont wurde, doch dem Studio war Coils Musik zu harsch und unbequem, weshalb Christopher Young verpflichtet wurde. Normalerweise sind derartige Studioeinmischungen keine gute Idee, man denke nur an „The Wolfman“ (wo es allerdings noch einmal gut gegangen ist) oder „Troja“ (wo es leider nicht schlecht verlaufen ist; Gabriel Yareds abgelehnte Musik ist der von James Horner eindeutig überlegen). „Hellraiser“ ist dann wohl die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Auch die Musik, die Coil für Barker komponiert hat, findet sich auf Youtube und, mal ehrlich, Youngs traditioneller Ansatz passt viel besser zum Film. Young hielt sich dabei bewusst von den für Horrorfilme typischen Herrman’schen Stilmitteln, wie etwa schrillen Violinen, fern und erschuf durch seine Musik eine etwas eigentümliche, aber unverwechselbare Atmosphäre. Das sich langsam steigernde Hauptthema ist subtil, düster, mysteriös, aber niemals unangenehm und passt somit perfekt zur Puzzlebox, die sowohl Lust als auch Schmerz bringt. Auch sonst sind Youngs Ansätze äußerst kreativ und überzeugend, etwa beim Thema (sofern man überhaupt von einem Thema sprechen kann) der Cenobiten , die durch ominöse Glocken und Soundeffekte repräsentiert werden.
Für „Hellbound: Hellraiser 2“ legte Young noch einen drauf, entfernte sich ein wenig von der Subtilität des ersten Films und komponierte ein neues, episches Thema für die Cenobiten, das noch einmal alles übertrifft und deshalb auch als Vorzeigestück dienen darf. Auch sonst erweiterte Young sein Repertoire für „Hellbound“ mit verstörender Zirkusmusik (Hall of Mirrors) oder dem bizarren Leviathan-Thema (Leviathan).
Obwohl Young keine weiteren Hellraiser-Scores schrieb erkannten sowohl Randy Miller als auch Daniel Licht, die Komponisten von „Hellraiser: Hell on Earth“ und „Hellraiser: Bloodline“ die Kraft und Genialität von Youngs Themen und gebrauchten sie weiter.
Letztendlich ist Youngs Hellraiser-Musik einer der absoluten Klassiker des musikalischen Horrors und deshalb auch auf Platz 1.
Halloween 2012 Story: Dead Dog (Benoit Decaillon) ist ein Ghoul des Vampirs Prince (Julien Guibert), das heißt er trinkt regelmäßig vom Blut besagten Vampirs, wird dadurch stärker, ausdauernder und sehr langlebig. Allerdings hat das Ghoulsein einen Nebeneffekt: Dead Dog ist auch Princes Sklave und muss, zusammen mit anderen Ghoulen, für seinen Herrn Blut beschaffen. Der exzentrische Max (Edouard Audouin), ebenfalls ein Ghoul, ist dabei so etwas wie sein direkter Vorgesetzter. Doch nachdem Dead Dog die mysteriöse Pussy Cat (Virginia Michaud) getroffen hat und einen Fehler bei seinen Aufgaben macht, beginnt seine Loyalität zu Prince zu wanken…
Kritik: Weshalb dieser Film mein Interesse geweckt hat, ist wahrscheinlich nicht schwer zu erraten: Eines der Konzepte aus „Vampire: The Masquerade“, nämlich der Effekt, der Vampirblut auf Menschen hat, wurde praktisch direkt für diesen Film übernommen. Die Art und Weise, wie Ghoule/Ghule (ich bevorzuge für gewöhnlich die deutsche Schreibweise) in „Sodium Babies“ dargestellt werden, legt irgendwie nahe, dass die beiden Regisseure Benoit und Julien Decaillon mit White Wolfs Rollenspiel vertraut sind. Ich muss sagen, als ich mir die DVD kaufte, hatte ich so etwas ähnliches wie „Underworld“ erwartet, eine Quasiverfilmung des Rollenspiels. Und in gewissem Sinne habe ich das auch bekommen, denn „Sodium Babies“ könnte sogar in der Welt der Dunkelheit spielen. Ein guter Film ist es trotzdem nicht.
„Sodium Babies“ kann man wohl am besten als visuelles Experiment beschreiben, ein Experiment, das sich das Prädikat „Mindfuck“ redlich verdient hat. Dieser französische Indiefilm strotz nur so vor bizarren Einfällen, merkwürdigen Stilisierungen und dergleichen; in keinem einzigen Moment ist das Bild „normal“ oder realitätsnahe, stets ist es durch Unschärfe, extreme Farbfilter, merkwürdige Einstellungen etc. verfremdet. In der Tat erinnert das Spiel mit den Schatten manchmal ein wenig an „Sin City“. Man sollte allerdings nicht zu viele Parallelen ziehen. Als Zuschauer wird man letztendlich mit dem Stil und der Atmosphäre des Films völlig überladen.
Leider schert sich das Regisseurduo um alles, was nicht zum visuellen Bereich gehört, überhaupt nicht. Im Großen und Ganzen passiert nämlich nicht wirklich viel, und dem, was passiert zu folgen ist auch noch verdammt schwer. Das liegt zum einen an der Erzählweise – der Film springt zwischen mehreren Zeitebenen hin und her – und an den oben beschriebenen Mindfuck-Qualitäten; oft lässt sich einfach kaum feststellen, was gerade passiert, weil das Bild zu verfremdet ist. Die Figurenzeichnung lässt ebenfalls sehr zu wünschen übrig, ebenso wie die schauspielerische Leistung. Vor allem Edouard Audouin übertreibt es maßlos und geht einem mit seinem unpassenden Overacting irgendwann ziemlich auf die Nerven.
Ein weiteres große Problem ist in meinen Augen die Tatsache, dass Hintergründe kaum beleuchtet und die Vampire kaum in Szene gesetzt werden. Anstatt das enorme Potential der Thematik des Vampirsklaven zu erforschen, beschränken sich die Regisseure darauf, eine bizarre visuelle Flut auf den Zuschauer loszulassen, der jegliche Substanz fehlt. Fazit: Wer ausschließlich ein bizarres visuelles Erlebnis sucht, dem könnte „Sodium Babies“ gefallen. Wer allerdings ein wenig inhaltliche Substanz in seinen Horror- bzw. Vampirfilmen schätzt, ist selbst mit „Blade“ oder „Underworld“ besser bedient.
Halloween 2012 Story: Die beiden Freunde Steven (Nick Eversman) und Nico (Jay Gillespie) machen einen Trip nach Mexico, auf dem sie mit einer bestimmten Puzzlebox in Kontakt kommen. Von diesem Trip kommen die beiden nicht wieder zurück, sodass sich ein Jahr späte die Familien der beiden Jungen versammeln. Besonders Emma (Tracey Fairaway), Stevens Schwester und Nicos Freundin, macht sich Gedanken und findet in den Hinterlassenschaften der beiden schließlich die Puzzlebox. Kurz darauf scheint Steven wieder aufzutauchen, blutig und verwirrt. Doch Pinhead (Stephan Smith Collins, gesprochen von Fred Tatasciore) und die Cenobiten sind ihm dicht auf den Versen…
Kritik: Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu den Teilen fünf bis acht handelt es sich beim neunten Hellraiser-Film auch wirklich um einen „echten“ Hellraiser-Film und nicht um ein bereits bestehendes Drehbuch, in das kurzfristig Pinhead eingefügt wurde. Die schlechte Nachricht: Der Film ist praktisch kompletter Müll. Da die Weinstein-Company vor der Entscheidung stand, entweder die Rechte am Franchise zu verlieren oder einen weiteren Film zu drehen, wurde das Juwel mit dem Namen „Hellraiser: Revelations“ innerhalb von zwei Wochen mit einem Budget von 300.000 Dollar abgedreht. Nicht einmal Doug Bradley, dessen Darstellung des Pinhead das einzige konstante Element der Serie ist (bzw. war), konnte gewonnen werden. Stattdessen wird der Vorzeige-Cenobit von Stephan Collins gespielt und Fred Tatasciore gesprochen. Es ist wohl kaum nötig zu erwähnen, dass beide es mit Bradley nicht aufnehmen können. Pinhead sieht eher aus wie eine Actionfigur seiner selbst, die Darstellung ist hölzern, absolut nicht furchterregend und Doug Bradleys markante Stimme wird schmerzlich vermisst.
Im Großen und Ganzen handelt es sich bei „Hellraiser: Revelations“ eigentlich lediglich um einen Aufguss des Originalfilms, der Plot ist stark von „Hellraiser“ inspiriert, um es höflich auszudrücken. Nico ist eindeutig an Frank Cotton angelehnt und macht praktisch dieselbe Reise durch: Er öffnet die Puzzlebox und wird von den Cenobiten in deren Dimension verschleppt, aus der er allerdings entkommen kann und von Steven, der hier quasi die Rolle von Julia einnimmt, mit Blut versorgt werden muss. Steven muss auch für Larry herhalten, da es seine Haut ist, die Nico schließlich stiehlt. Der Twist am Ende ist schließlich so einfallslos wie vorhersehbar
Auch sonst merkt man dem neunten Teil der Filmreihe sein mageres Budget und die fehlende Drehzeit stets an. Die Schauplätze sind einfallslos und lassen sich an einer Hand abzählen, die Schauspieler wirken amateurhaft, die Dialoge aufgesetzt und was möglicherweise als Hommage an den ersten Film der Serie gedacht war, wirkt wie einfallsloses Recycling. Besonders zeigt sich das an Pinheads Auftritten. Vor allem in den ersten Hellraiser-Filmen waren diese stets enorm beeindruckend, nicht zuletzt Dank des Gespürs des jeweiligen Regisseurs, Doug Bradleys Präsenz und Christopher Youngs grandioser Musik. Hier sind sie einfach nur langweilig. Das einzig Gute, das sich über diesen Film sagen lässt, ist, dass die Laufzeit nur etwas über einer Stunde beträgt. Fazit: „Hellraiser: Revelations“ ist der absolute Tiefpunkt der Serie, ein C-Movie, das ausschließlich gedreht wurde, damit die Weinstein-Company die Rechte am Stoff behalten kann. Von hier ab kann es eigentlich nur noch bergauf gehen.
Halloween 2012
Beim Sujet dieses Reviews handelt es sich um das erste aus der Welt der Dunkelheit stammende Druckerzeugnis, das ich erwarb. Damals hatte ich mich durch das PC-Spiel „Vampire: The Masquerade – Bloodlines“ endgültig in die Welt der Dunkelheit verliebt und wollte diesen faszinierenden Kosmos weiter erforschen. Bevor ich also begann, mir diverse Vampire-Regelwerke zu kaufen, versuchte ich es zuerst mit einem Roman.
Das interessante bei „Vampire: The Masquerade“ ist, dass dieses Rollenspielsystem, wie viele andere aus der Welt der Dunkelheit auch, von Anfang an ein einen Endpunkt besaß, der quasi „angesteuert“ wurde: Gehenna, die vampirische Apokalypse. Über den Verlauf der Jahre wurde der sogenannte Metaplot, der sämtliche Quellenbände des Rollenspiels miteinander verband, immer stärker und steuerte eindeutig auf ein Ende hin, das 2004 schließlich auch eintraf. In diesem Jahr bekam jedes der drei großen Spiele des White-Wolf-Verlages – „Vampire: The Masquerade“, „Werewolf: The Apocalypse“ und „Mage: The Ascension“ – sowohl einen Hardcover-Quellenband mit Weltuntergangsszenarien als auch einen Roman dasselbe Thema betreffend spendiert. Zwar bezieht sich diese Rezension spezifisch auf den Roman, allerdings wird der gleichnamige Quellenband zu Vergleichszwecken mit herangezogen, nicht jedoch die Apokalypsen der anderen Spielreihen. Zuerst einmal sei erwähnt, dass sich Roman und Quellenband nicht decken. Der Quellenband allein enthält schon vier völlig verschiedene Weltuntergangsszenarien; dem fügt der Roman noch ein fünftes hinzu. Ebenfalls erwähnt werden muss, dass dieser Roman sehr stark mit dem Metaplot arbeitet und sich auf diverse Ereignisse aus Romanen und Rollenspielbänden bezieht. Wer ausschließlich Wissen auf den beiden PC-Spielen „Vampire: The Masquerade – Redemption“ und „Vampire: The Masquerade: Bloodlines“ mitbringt, wird sich zwangsläufig irgendwann am Kopf kratzen, obwohl die Hauptfigur des Romans, der Vampirarchäologe Beckett, immerhin schon aus dem zweitgenannten Spiel bekannt ist.
Und wie entfaltete sich der Weltuntergang?
Die Gesellschaft der Vampire war noch nie angenehm; Verrat, Intrigen und Machtpoker sind allgegenwärtig, Camarilla und Sabbat, die beiden großen Vampirsekten, bekämpfen sich seit Jahrhunderten gnadenlos, jedes Individuum und jede Gruppierung strebt nach Machtgewinn. Doch so langsam wird alles extremer: Ein ganzer Clan, die Ravnos, wurde vernichtet, uralte Vampire erwachen, die Dünnblütigen übernehmen in Los Angeles die Macht und die Vorzeichen Gehennas, die im Buch Nod, der „Vampirbibel“ prophezeit werden, scheinen einzutreffen. Und dann ist da noch das Welken: Das Blut Kains scheint schwächer werden. Immer mehr Vampire, vornehmlich Ahnen, stellen fest, dass ihre Kräfte nicht mehr so zuverlässig sind wie früher und dass sie sich matt und kraftlos fühlen. Manche erleiden gar den Endgültigen Tod. Es gibt einen Weg, dem Welken zu entkommen: Die Diablerie, der vollständige Konsum des Blutes anderer Vampire, doch dabei handelt es sich innerhalb der Camarilla um eine Todsünde. In Zeiten wie diesen zeigen alle Vampire schließlich ihr wahres Gesicht: Die Camarilla wird in ihrem Bemühen, die Maskerade aufrechtzuerhalten und ihre Macht zu bewahren, immer stärker zur faschistischen Diktatur: Dünnblütige und Andersdenke werden in Lager verfrachtet, die den vom Welken geschwächten Ahnen als Büffet dienen. Währenddessen verschlingt sich der Sabbat selbst, Rudel junger Kainiten fallen über die Sabbat-Ahnen her und marodieren ohne Zurückhaltung. Als ob dies nicht genug wäre verschwinden zwei weitere komplette Clans, die Tremere und die Tzimisce, und Geschichten von einer Wolke aus purer Finsternis und von einem Nebel der Vampire vernichtet, machen die Runde.
Der Gangrel Beckett, Archäologe, Experte für vampirische Geschichte und Mythen und anerkannter Zweifler an Gehenna, macht sich, während überall das Chaos tobt, zusammen mit dem rätselhaften Ahnen Kapaneus auf die Suche nach den Ursachen. Zuerst will er noch nicht glauben, dass die Apokalypse über die Vampire hereingebrochen ist, doch schon bald bleibt ihm keine Wahl.
Mit „Gehenna“ bemüht sich der Autor Ari Marmell, der zuvor zwar schon Quellenbände, aber noch keinen Roman verfasst hat, viele der losen Enden des Metaplots aufzugreifen. Neben Beckett tauchen auch viele andere Vampire-Signatur-Charaktere auf, u.a. die Lasombra-Erzbischöfin Lucita, der Brujah-Archont Theo Bell, die Toreador Victoria Ash, der Venrue und Camarilla-Gründer Hardestadt und, und, und. Marmell bemüht sich, ein möglichst breites Bild des Weltuntergangs zu zeichnen, was dafür sorgt, dass es mitunter sehr kurze Kapitel und viele Szenen- und Perspektivwechsel gibt. Der Kenner freut sich natürlich über die vielen Anspielungen, aber, wie oben bereits erwähnt, für jemanden, der sich nur sporadisch mit „Vampire: The Masquerade“ beschäftigt hat, ist das Ganze möglicherweise ein wenig überfordernd. Manche Anspielungen sind gar völlig unnötig, etwa die Erwähnung Jan Pieterzoons und der Gründung der Nephtali. Dies ist eine Anspielung auf das Szenario „Nachtschatten“ aus dem Gehenna-Quellenband, das mit dem Roman allerdings nicht kompatibel ist. Sehr viel gelungener sind da andere Anspielungen, etwa die Verweise auf „Das rote Zeichen“ oder „Nächte der Prophezeiung“.
Um „Gehenna“ richtig bewerten zu können, muss man sich auch darüber im Klaren sein, was der Roman ist und was er nicht ist. Trotz vieler Anspielungen ist „Gehenna: Die letzte Nacht“ weit davon entfernt, sämtliche Handlungsstränge aus 13 Jahren Vampire-Publikationen aufzugreifen. Wer ein „absolutes“ Ende sucht, wird darüber hinaus wohl enttäuscht sein, der Roman endet relativ offen, und obwohl wirklich eine Menge passiert und auch eine Menge in die Brüche geht, wird man manchmal doch das Gefühl nicht los, es handle sich lediglich um einen Prolog zu Gehenna, was möglicherweise auch damit zusammenhängt, dass lediglich zwei Vorsintflutliche auftauchen. Marmell hat sich offenbar bemüht, die Ansätz aus den Gehenna-Szenarien des Quellenbandes zu meiden; weder Lilith (die im Mythos von „Vampire: The Masquerade“ eine äußerst wichtige Stellung innehat), noch Saulot, noch der Vorsintflutliche der Tzimisce spielen eine Rolle.
Wer auf ein persönliches und charakterlich tiefschürfendes Ende hofft – immerhin wird „Vampire: The Masquerade“ als Spiel um persönlichen Horror angepriesen – wird wahrscheinlich ebenfalls enttäuscht. Es gibt einfach zu viele Figuren, als dass der Roman wirklich in die Tiefe gehen könnte. Am besten wird noch Beckett dargestellt, aber selbst dessen Charakterisierung wird oft zugunsten anderer Dinge zurückgestellt und hätte noch besser ausfallen können.
Stattdessen ist „Gehenna: Die letzte Nacht“ mehr Action denn Horror. Die Protagonisten müssen gegen die Zeit und den Weltuntergang anrennen und von Schauplatz zu Schauplatz hetzen, was der Spannung durchaus dienlich, der Atmosphäre aber abträglich ist. Horror, Abgründigkeit und dergleichen sind zwar vorhanden, aber eher am Rand und werden nicht ausgelotet. Es kommt also alles auf die Erwartungshaltung an: Spieler und Spielleiter, deren Rollenspiele eher auf Action und Spannung á la „Underworld“ ausgelegt waren, könnten mit „Gehenna: Die letzte Nacht“ vollauf zufrieden sein. Ein unterhaltsamer, spannender Roman ist Ari Marmells Debüt allemal, ob er allerdings dem Weltuntergang gerecht wird oder überhaupt gerecht werden kann ist eine andere Frage, denn die 400 Seiten sind eindeutig zu wenig. Letztendlich wäre es vielleicht nicht verkehrt gewesen, eine ganze Gehenna-Trilogie für diesen Anlass zu verfassen, möglicherweise auch in Form einer Anthologie, sodass das Ende der Vampire aus verschiedenen Perspektiven gezeigt werden kann, ohne dass alle Handlungsstränge letztendlich zusammengeführt werden müssen.
Wie dem auch sei, letztendlich gibt es kein einheitliches Gehenna, sondern fünf Versionen davon, die alle unterschiedliche Schwerpunkte setzen und dennoch z.T. lediglich wie ein Fragment von etwas Größerem wirken, das wohl nie das Licht des Tages (oder die Dunkelheit der Nacht) erblicken wird. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Ari Marmells Roman ist letztendlich nicht DAS , sondern nur EIN Ende, und ein relativ offenes dazu. Fazit: „Gehenna: Die letzte Nacht“ ist ein spannender und unterhaltsamer Roman, liefert aber nicht das definitive Ende von „Vampire: The Masquerade“, sondern nur ein mögliches, das sich mit einigen Aspekten stärker beschäftigt als mit anderen, manches nur knapp anschneidet und anderes ganz fallen lässt. Letztendlich ist es fast eher ein Prolog zu Gehenna.
Halloween 2012 Story: Joseph Thorne (Craig Sheffer) könnte, da er das nötige Gespür, das Engagement und die Fähigkeiten hat, ein wirklich guter Cop sein, wäre da nicht der Drogenkonsum, seine Bestechlichkeit und noch ein ganzer Haufen anderer Laster; unter anderem betrügt er seine Frau (Noelle Evans) mit Prostituierten und vernachlässigt seine Tochter.
Am Tatort eines Mordfalls entdeckt er einen abgetrennten Finger und eine merkwürdige Puzzlebox, die er am folgenden Abend löst. Von diesem Zeitpunkt an beginnt der Mordfall äußerst merkwürdig zu werden. Thorne kommt auf die Spur des Ingenieurs, eines perfiden Killers, der ein Kind in seinem Gewahrsam hat. Nach und nach tötet dieser sämtlich Zeugen – Zeugen die alle eine Verbindung zu Thorne haben – und hinterlässt immer einen Finger des Kindes. Während die Ermittlungen voranschreiten, wird Thorne immer häufiger von grässlichen Visionen geplagt und muss sich fragen, ob der Ingenieur dafür verantwortlich ist oder ob er einfach nur den Verstand verliert…
Kritik: Die Hellraiser-Filme, in denen Doug Bradley mitgespielt hat (also acht von neun) lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: Die ersten vier Filme erschienen alle im Kino und arbeiteten stark mit der Hellraiser-Mythologie, erweiterten diese und enthielten oft Input von Clive Barker, der das Franchise mit seiner Novelle „The Hellbound Heart“ und deren Verfilmung begründete. Ab dem fünften Film erschienen die weiteren Sequels direkt auf DVD und arbeiteten auch nicht mehr wirklich mit dem Mythos. Regisseur Scott Derrickson machte es mit „Hellraiser: Inferno“ praktisch vor und Rick Bota, der für die nachfolgenden drei Filme verantwortlich ist, verwendete mit größeren oder kleineren Variationen stets ein ähnliches Rezept. Allen vier Filmen ist gemein, dass sie ursprünglich nicht als Hellraiser-Filme konzipiert waren, sondern auf eigenständigen Drehbüchern basieren, die erst nachträglich „gehellraisert“ wurden, meist durch das Einfügen der Puzzlebox und Kurzauftritten von einem oder mehreren Cenobiten. Von den vier Filmen, auf die das zutrifft, ist „Inferno“ mit Sicherheit noch der beste, es kommt allerdings darauf an, nach welchen Maßstäben man ihn bewertet. Wer mehr von dem will, was es in den ersten vier Filmen gab (was auch meine Intention beim ersten Anschauen war), wird zwangsläufig enttäuscht werden, denn „Hellraiser: Inferno“ arbeitet kaum mit der von Clive Barker etablierten Mythologie und erweitert diese auch nicht. Hautlose Untote, höllische Labyrinthe und die Kreation neuer Cenobiten sucht man vergeblich. Stattdessen ist dieser Film viel eher ein Psychothriller, der sich stark auf seine Hauptfigur und deren Innenleben konzentriert und dabei durchaus gut zu unterhalten weiß. Craig Sheffer schafft es, Joseph Thorne überzeugend darzustellen, auch wenn die Figur vielleicht ein wenig zu unsympathisch geraten ist. „Inferno“ lebt vor allem von seinen atmosphärischen Bildern und der dichten, alptraumhaften Symbolik, die vorallem gegen Ende immer stärker wird. Der Auftritt von Pinhead im Finale wirkt allerdings fast schon erzwungen und ist, bei aller Liebe zu Doug Bradleys Darstellung der Figur, die natürlich auch dieses Mal wieder voll gelungen ist, eigentlich unnötig, da er lediglich ein wenig Exposition abgibt, was genauso gut der Ingenieur hätte tun können und eigentlich nur im Film ist, damit man ihn auf dem Cover der DVD abbilden kann, um Hellraiser-Fans anzulocken. Die restlichen Hellraiser-Elemente im Film sind recht rar gesät: Die Puzzlebox wirkt noch recht sinnvoll integriert, aber auch hier merkt man, dass es ohne gegangen wäre. Darüber hinaus gibt es noch drei neue Cenobiten zu bewundern, die sogenannten „Wire Twins“, zwei weibliche Cenobiten mit zugenähten Augen und den „Chatterer Torso“, der genau das ist. Der Ingenieur ist natürlich eine kleine Verneigung in Richtung des Originals und erinnert mit seiner Gesichtsmaske ebenfalls an den Chatterer, den stetig mit den Zähnen klappernden Cenobiten des ersten Films.
Letztendlich hätte „Inferno“ auch ohne all diese Elemente funktioniert. Der Fan fragt sich darüber hinaus, ob der Twist des Endes, in welchem der Film schon fast moralisch wird, wirklich zum Vorgehen der Cenobiten passt. Fazit: „Hellraiser: Inferno“ weiß vor allem als alptraumhafter Psychothriller zu überzeugen, wird aber Fans der ersten vier Filme eher enttäuschen. Letztendlich hätte er ohne die Hellraiser-Elemente wohl besser funktioniert.
Halloween 2012 Story: Der Hedonist Frank Cotton (Sean Chapman), stets auf der Suche nach neuen Genüssen, kommt in den Besitz einer mysteriösen Puzzlebox, die angeblich unendlichen Genuss verspricht, wenn man sie löst. Dies gelingt Frank in seinem Haus, doch statt williger Sexgöttinnen erscheinen die Cenobiten, die Priester vom Orden der Offenen Wunde, angeführt vom eindrucksvollen Pinhead (Doug Bradley), die Frank mit sich nehmen. Einige Zeit später ziehen Franks Bruder Larry (Andrew Robinson) und dessen zweite Frau Julia (Claire Higgins) in Franks altes Haus ein. Durch einen Zufall gelangt Blut auf die Stelle, an der Frank verschwunden ist, was ihn zurückholt, doch um sich völlig regenerieren zu können, braucht er mehr Blut. In Julia findet er schließlich eine willige Komplizin, die ihm stets neue Opfer bringt. Doch Larrys Tochter Kirsty (Ashley Laurence) bemerkt bald, dass etwas Merkwürdiges vorgeht, und versucht, hinter das Geheimnis ihrer Stiefmutter zu kommen…
Kritik: Wer einen Blick auf die Bilder am Rand der Startseite geworfen hat, dem mag der nette Herr mit den Nägeln im Kopf aufgefallen sein, vielleicht verbunden mit der Frage, weshalb er bisher auf diesem Blog noch keine Rolle gespielt hat. Das ändert sich nun. Für alle, die ihn nicht kennen: Es handelt sich bei diesem Herrn um Pinhead, die Vorzeigefigur der Hellraiser-Serie.
Die Geschichte dieses Horror-Franchise begann im Jahr 1986, als Cilve Barkers Novelle „The Hellbound Heart“ (der Titel der deutschen Übersetzung lautet, nach der Verfilmung, „Hellraiser“) erschien. Barker, der zuvor bereits schlechte Erfahrungen mit der Verfilmung seiner Werke gemacht hatte, wollte nicht, dass irgendjemand „The Hellbound Heart“ verpfuschte, weshalb er sich selbst ans Werk machte, seine Novelle als Drehbuch adaptierte und auch höchstpersönlich Regie führte. Die Verfilmung mit dem Namen „Hellraiser“ war enorm erfolgreich und begründete, wie „Halloween“, „Nightmare on Elm Street“ oder „Saw“ eine extrem langlebige Serie von Horrofilmen (bis dato gibt es acht Sequels), deren Qualität erwartungsgemäß stark schwankt. Mein erster Kontakt mit dem Hellraiser-Universum war allerdings nicht dieser Film, sondern der vierte Teil, „Hellraiser: Bloodline“, über den ich zu gegebener Zeit ebenfalls noch etwas schreiben werde, ebenso wie über die anderen Filme der Serie. Dennoch ist es sicher sinnvoll, mit dem ersten anzufangen. Und da ich vor kurzem Clive Barkers Novelle gelesen habe, bietet sich hierbei, verbunden mit der eigentlichen Rezension, auch ein Vergleich mit der Vorlage an.
„The Hellbound Heart“ ist ein recht kurzes, aber durchaus kräftiges Stück Horrorliteratur, das sich stark mit den Themen Lust, Schmerz und Begehren auseinandersetzt. Der Film folgt der Vorlage eigentlich recht genau, es gibt allerdings die eine oder andere Änderung. So ist Kirsty Cotton zum Beispiel in der Novelle lediglich eine Freundin Larrys (der dort den Namen Rory trägt), während sie im Film seine Tochter ist – Frank, Julia und Larry/Rory sind im Film auch allesamt älter, während Kirsty jünger ist. Darüber hinaus ist der Horror der Vorlage ein wenig psychologischer, während der Schrecken im Film eher „körperlich“ ist, was u.a. auch dem Film als visuellem Medium geschuldet sein dürfte. Die wichtigste Änderung, vor allem für die zukünftigen Filme, hängt mit den Cenobiten zusammen. In der Novelle sind sie eher vage beschrieben und zu fünft, vier „gewöhnliche“ Vertreter ihrer „Gattung“ und der Ingenieur, der als Anführer fungiert und nur einen sehr kurzen Auftritt hat. Im Film sind sie ebenfalls zu fünft, allerdings ist der Ingenieur ein merkwürdiges Monster geworden. Die anderen vier entsprechen ungefähr den Beschreibungen in der Novelle. Es gibt einen massiven Cenobiten mit zugenähten Augen, einen mit auffallenden Zähnen, einen weiblichen Cenobiten und schließlich einen mit Nägeln im Kopf. In der Novelle betätigt sich der weibliche Cenobit meistens als Wortführer. Im Film wurde jedoch der Cenobit mit den Nägeln zum Anführer. Clive Barkers Freund Doug Bradley übernahm die Rolle und wurde so zu einer Ikone des Horrorfilms. Obwohl sein Auftritt ziemlich kurz ausfällt, ist er enorm eindrucksvoll. Doug Bradleys Körpersprache, Stimme und Aussehen sorgen sofort dafür, dass sich Pinhead ins Gedächtnis einbrennt – es gibt einen Grund, weshalb er der einzige Cenobit ist, der in allen neun Hellraiser-Filmen auftaucht (der eine, in dem er nicht von Doug Bradley gespielt wird ist sowieso ein Totalausfall). Pinhead wurde dabei gezielt als Gegenentwurf zu den in den 80ern üblichen Slasher-Schurken wie Micheal Myers oder Jason Vorhees kreiert und orientiert sich mit seiner zum Teil stoischen, aber intelligenten Art eher am von Christopher Lee verkörperten Dracula.
Sehr interessant ist dabei allerdings, wie sich die Rolle Pinheads (und der Cenobiten) im Verlauf der Serie ändert. Während er, bzw. sie, in den späteren Sequels eindeutig dämonische Schurken sind, bezeichnet Pinhead die Cenobiten im ersten Film als „Explorers in the further regions of experience. Demons to some. Angels to others.“
Der eigentliche Schurke des Films ist Frank, dessen Wiedererweckung und Wiedererstarkung im Mittelpunkt stehen. Interessanterweise wird Frank nicht nur von einem, sondern von gleich drei Schauspielern verkörpert: Sean Chapman spielt den eigentlichen Frank, den man am Anfang des Films und in Rückblicken sieht, Oliver Smith spielt Frank als schleimige, hautlose lebendige Leiche und Andrew Robinson spielt ihn, nachdem er die Haut seines Bruders angelegt hat. Leider sticht keiner der drei so sehr heraus wie die Cenobiten, wobei der hautlose Frank wohl den bleibendsten Eindruck hinterlässt. Sehr kreativ ist jedoch die Art, mit der Clive Barker der Zuschauer über Frank informiert. In der Vorlage wird seine Vorgeschichte geschildert, ebenso wie seine Suche nach neuen Genüssen, was im Film eher angedeutet und symbolisch verdeutlicht wird, u.a. durch die Gegenstände in Franks Zimmer, die fast mehr sagen als die direkten Beschreibungen.
Die beste schauspielerische Leistung (nach Doug Bradley natürlich) erbringt Claire Higgins als Julia. Zwar entspricht sie nicht unbedingt Clive Barkers Beschreibung, allerdings schafft Higgins es, Julias Charakter und die kühle Herablassung, mit der sie anderen begegnet, wunderbar darzustellen. Der Rest ist eher sosolala, funktional bis solide, aber nicht wirklich herausragend. Ashley Laurence merkt man an, dass dies einer der ersten Film ist, in dem sie mitspielt.
Aufgrund seines Alters – „Hellraiser“ erschien 1987 – wirkt der Film inzwischen leider etwas altbacken, stärker im Jahrzehnt seiner Entstehung verhaftet und allgemein weniger zeitlos als Barkers Novelle. Dies merkt auch manchmal an den Effekten, die für die damalige Zeit sicher beeindruckend waren, heute jedoch teilweise nicht mehr ganz überzeugen können. Dies betrifft in erster Linie die von den Cenobiten häufig verwendeten Haken, die an Franks Haut ziehen und den Ingenieur. Allerdings kann sich vor allem Franks schleimige Auferstehung durchaus auch heute noch sehen lassen.
Dass „Hellraiser“ trotzdem noch wirkt, ist, neben der Geschichte selbst, vor allem dem äußerst kreativen Design der Cenobiten und dem gelungenen Make-up zu verdanken. In dieser Hinsicht erwähnenswert ist auch in jedem Fall Christopher Youngs grandioser Soundtrack, der nur noch vom Score des zweiten Hellraiser-Films übertroffen wird. Ohne sich auf die inzwischen viel zu oft verwendeten schrillen Streicher á la „Psycho“ zu verlassen, schafft Young es, eine beklemmende Atmosphäre zu erschaffen; seine Musik ist zugleich finster, episch und beeindruckend. Fazit: „Hellraiser“ mag ein wenig altbacken wirken, ist aber völlig zurecht ein Klassiker des Horrorgenres. Clive Barker hat seine Novelle gelungen adaptiert und einen äußerst kreativen Horrorfilm geschaffen. Vor allem die Mythologie der Cenobiten, die hier nur leicht angerissen wird, schreit geradezu nach mehr.
In den letzten Jahren wurde Halloween, mitsamt dem Brauch, am 31. Oktober von Tür zu Tür zu ziehen und Süßigkeiten einzusammeln, auch in deutschen Landen immer populärer. Im Fernsehen läuft spezielles Halloween-Programm und grinsende Kürbisse zieren die Fenster. Als Freund des Unheimlichen, Grausigen und Makaberen ist das natürlich DIE Gelegenheit, eine weitere Themenreihe, dem TDKR-Countdown nicht unähnlich, zu starten. Hiermit wird der Oktober 2012 zum Horror-Monat erklärt, in welchem ich mich bevorzugt auf alles konzentrieren werde, was im engern oder weiteren Sinn zum Grusel- und Horror-Genre gehört. Wie beim TDKR-Countdown wird es auch dieses Mal sicher wieder zwischendurch den einen oder anderen Artikel geben, der mit dieser Prämisse nichts zu tun hat, aber der Fokus wird dennoch eindeutig sein. Jeder der Halloween-Beiträge ist mit H12 (Halloween 2012) gekennzeichnet.
Als Leitmotiv für diese Artikelreihe hätte sich natürlich eine der vielen Versionen von This is Halloween gut geeignet, aber dieses Lied ist in meinen Augen schon ein wenig überstrapaziert, weshalb ich mich stattdessen für das Hauptthema aus Tim Burtons „Sleepy Hollow“ entschieden habe, ebenfalls komponiert von Danny Elfman. In gewissem Sinne drückt es dasselbe aus, und das auch noch völlig ohne Worte.