Story: In den 1920ern kehrt Bruce Wayne (David Giuntoli) nach langer Abwesenheit nach Gotham City zurück. In der Arktis haben er und seine Mündel die Spuren eines großen, unaussprechlichen Übels entdeckt, das seinen Schatten bereits vorauswirft. Zurück in Gotham macht sich Bruce als Batman daran, die Agenten finsterer, uralter und gottähnlicher Wesen zu bekämpfen, darunter primär Talia al Ghul (Emily O’Brien), die das mysteriöse „Testament des Ghul“ nutzen möchte, um uralte, dämonische Kräfte freizusetzen…
Kritik: Lovecraft und das DC-Universum hatten öfter Überschneidungen, als man vielleicht denken möchte. Gerade die Justice League kämpft immer wieder gegen kosmische Bedrohungen, die meist (zumindest mehr oder weniger) an Lovecrafts Entitäten erinnern – was eignet sich schließlich besser als übermäßige Bedrohung als eine Kreatur von der Statur eines Cthulhu. Bezüglich der Atmosphäre und sonstiger Plot-Elemente ist es abseits der diversen okkulten Figuren wie John Constantine freilich Batman, der sich am ehesten anbietet, möchte man Lovecraft’sche Stimmung mit Superhelden kombinieren; nicht von ungefähr trägt der Ort, an dem die durchgeknallten Schurken, mit denen sich der Dunkle Ritter herumschlagen muss, untergebracht sind, den Namen DER fiktiven Lovecraft-Stadt schlechthin. Ein Quasi-Crossover in Comicform entstand schließlich 2000/2001 in Form der dreiteiligen Elseworld-Miniserie „Batman: The Doom That Came to Gotham“, verfasst von dem bekennenden Lovecraft-Fan und Hellboy-Schöpfer Mike Mignola (zusammen mit Richard Pace), mit Zeichnungen von Troy Nixey. Der Titel bezieht sich auf die eher obskure Lovecraft-Geschichte „The Doom That Came to Sarnath“ (1920), in der deutschen Fassung wählte man stattdessen „Schatten über Gotham“, natürlich in Anspielung auf „The Shadow over Innsmouth“ (1931), eine der bekanntesten Lovecraft-Storys.
Im Rahmen der DC Universe Animated Original Movies wurden bereits einige Elseworld-Geschichten umgesetzt, etwa „Batman: Gotham by Gaslight“ oder „Superman: Red Son“, diese waren allerdings deutlich populärer als das doch eher obskure „The Doom That Came to Gotham“. Visuell ist tatsächlich recht wenig von Troy Nixeys Zeichenstil übriggeblieben; dieser mutet, zumindest in „The Doom That Came to Gotham“, mitunter an wie eine etwas detailliertere und bizarrerere Version von Mignolas Strich. Optisch ist das recht weit vom typischen Batman-Comics entfernt, passt aber hervorragend zur Natur und Atmosphäre der Geschichte, die hier erzählt wird. Der Animationsstil des Films ist dagegen verhältnismäßig generisch und nicht allzu weit von „Batman: The Long Halloween“ entfernt. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Regisseure Christopher Berkeley und Sam Liu, beide Veteranen der DC-Animationsstudios, sowie Drehbuchautor Chase Ricci.
Inhaltlich bleibt der Film relativ nah an der Vorlage, nur bezüglich Bruce‘ jugendlicher Entourage gibt es einige Veränderungen, um die Figurenriege ein wenig diverser zu gestalten. Zentrales jugendliches Mündel ist hier Kai Li Cain (Tati Gabrielle), offensichtlich eine abgewandelte Adaption von Cassandra Cain, die nach Betty Kane und Barbara Gordon die dritte Figur ist, die das Batgirl-Kostüm überstreift. Selbiges tut sie in diesem Film nicht, ebenso wie die diversen Robins, die ebenfalls Teil der Figurenriege sind, aber recht wenig zur Handlung beitragen. Deutlich interessanter ist die Interpretation der diversen Schurken Gotham Citys als Lovecraft’sche Figuren. Manche dieser Abwandlungen drängen sich geradezu auf: In „At the Mountains of Madness“ tauchen bereits monströs mutierte Pinguine auf, wieso also nicht Oswald Cobblepot (William Salyers) in der an diese Novelle angelehnten Eröffnungsszene in diesem Kontext zeigen? Ra’s al Ghul (Navid Negahban) fungiert sogar als Stand-in für Abdul al Hazred, während das „Testamant des Ghul“ die Rolle des Necronomicon einnimmt, Barbara Gordon (Gideon Adlon) wird zum tatsächlichen Orakel und aus Harvey Dent (Patrick Fabian) wuchert eine organische Masse, die das Tor in andere Dimensionen bildet. Dass diese Wucherungen nur seine linke Körperhälfte betreffen, ist natürlich reiner Zufall… Zudem schauen auch einige alte Bekannte aus dem weiteren DC-Universum vorbei. Jason Blood bzw. Etrigan (Matthew Waterson) hat sich verhältnismäßig wenig verändert, während Oliver Queen (Christopher Gorham) nun als Krieger gegen das Böse fungiert und mit seiner ursprünglichen Green-Arrow-Persönlichkeit relativ wenig zu tun hat. Die kosmische Entität schließlich, die als finaler Widersacher fungiert und den Namen Iog Sotha trägt, ist eine Neuschöpfung, aber eindeutig inspiriert von sowohl Cthulhu als auch Yog-Sothoth (zumindest namentlich).
All jene, die mit Lovecraft nicht unbedingt vertraut sind, dürfte „The Doom That Came to Gotham“ wahrscheinlich eher irritieren: Warum erzählt man hier ein okkultes Batman-Abenteuer in den 20ern? Für Lovecraft-Fans hingegen ist der Film sowie der zugrunde liegende Comic natürlich ein gefundenes Fressen, schließlich strotzen beide nur so vor inhaltlichen und direkten Anspielungen an die Geschichten des Cthulhu-Mythos: Finstere Verschwörungen, Kulte, Grimoires und unmenschliche wie menschliche Monstrositäten, aber auch die Handlungskonzeption und der Spannungsaufbau orientieren sich stark an Lovecraft. Und natürlich besuchte Ra’s al Ghul die Stadt ohne Namen, während Ludwig Prinn, Autor des schwarzmagischen Werkes De Vermis Mysteriis, auch in Gotham aktiv war. Zwar gelingt es dem Film leider nicht, dieselbe, dichte Atmosphäre aufzubauen wie die Vorlage, das Konzept geht aus dieser Perspektive dennoch größtenteils auf. Die wohl größte Schwäche des Films ist in diesem Kontext die Laufzeit: Regisseure und Autor finden in den 90 Minuten einfach nicht die Zeit, sich den Figuren so ausgiebig zu widmen, wie diese es verdient hätten. Vor allem am Ende geht es Schlag auf Schlag, und noch bevor das Finale begonnen hat, ist es auch schon wieder vorbei. Angesichts der Tatsache, dass Lovecraft nicht unbedingt für seine rasante Dramaturgie bekannte ist, wäre ein gemächlicherer Aufbau, verbunden mit einer etwas längeren Laufzeit, durchaus angemessen gewesen.
Fazit: Kurzweilige, wenn auch etwas überhastete Umsetzung des gleichnamigen Comics von Mike Mignola. Angesichts des Standards durchaus eine der besseren Lovecraft-Verfilmungen mit vielen Verweisen auf die Storys des „Cthulhu-Mythos“.
Siehe auch:
Batman: The Long Halloween Teil 1 & 2
Lovecrafts Vermächtnis: Der Cthulhu-Mythos
Lovecrafts Vermächtnis: Providence
Lovecrafts Vermächtnis: A Study in Emerald