Geschichte des amerikanischen Comics Teil 7: Die Graphic Novel

Was ist eine Graphic Novel? Schon allein die Antwort auf diese Frage, und damit die Definition des Begriffs „Graphic Novel“, erweist sich als problematisch, denn eine definitive Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Generell steckt hinter dem Begriff der Versuch, anspruchsvollere Comics vom typischen „comic book“ oder „comic strip“, dem für viele immer noch etwas Schundhaftes anhängt, abzugrenzen. Die Verwendung des Begriffs ist dabei allerdings zumindest zwiespältig.

Der Begriff selbst geht auf Will Eisner und dessen 1978 erschienenes Werk „A Contract with God“ zurück. In diesem erforschte Eisner die Grenzen des Mediums Comic, erweiterte sie und bediente sich neuer, in diesem Zusammenhang noch nicht verwendeter Techniken und in Comics selten oder gar nicht thematisierter Inhalte. Eisner selbst bezeichnete sein Werk als Graphic Novel, u.a. auch, um seinen Verlag, der auf Belletristik spezialisiert war, davon zu überzeugen, das Werk zu verlegen. Dieser Schachzug ging auf und wurde auch im Marketing von „A Contract with God“ verwendet. Somit zeigt sich bereits bei der Entstehung des Ausdrucks die Zwiespältigkeit: Verbirgt sich hinter der Graphic Novel „echter“ Anspruch oder handelt es sich letztendlich nur um eine clevere Marketingstrategie?

Ihren endgültigen Siegeszug trat die Graphic Novel in den 1980er Jahren an, ausgelöst von drei geradezu revolutionären Werken, die gemeinhin als Zeichen des Erwachsenwerdens des Mediums betrachtet werden und zumindest ansatzweise bereits im vorangegangenen Teil dieser Artikelreihe diskutiert wurden: Alan Moores und Dave Gibbons‘ „Watchmen“, Frank Millers „The Dark Knight Returns“ und Art Spiegelmans „Maus“. Es ist bezeichnend, dass vor allem die beiden erstgenannten Werke auch einen enormen Einfluss auf den amerikanischen Mainstream-Comic hatten. Beide hinterfragen und dekonstruieren den Superheldencomic, „The Dark Knight Returns“ konzentriert sich dabei vor allem auf eine bekannte Ikone des Mediums, Batman, während „Watchmen“ einen allgemeineren Anspruch hat. Bei „Maus“ handelt es sich schließlich um ein sehr viel persönlicheres Werk, in dem sich Art Spiegelman mit seiner eigenen Vergangenheit, der seiner Eltern und mit dem Holocaust auseinandersetzt. Auf gewisse Weise setzte Spiegelman mit „Maus“ die im Underground-Bereich verbreitete Tradition des autobiographischen Autorencomics, u.a. geprägt von Robert Crumb, fort und machte sie populär, während er auch gleichzeitig die Tradition der Funny-Animals-Comics für seine Zwecke instrumentalisierte.

Dieses Erwachsenwerden des Mediums hing allerdings nicht nur mit der reinen Qualität oder dem Inhalt zusammen, sondern auch mit der medialen Aufnahme; über diese drei Werke wurde in einer Art und Weise berichtet, die für Comics bisher selten, wenn nicht gar einzigartig war. Dieses „Erwachsenwerden“ ist allerdings keinesfalls unumstritten. Während sich manche Stimmen fragen, ob der Comic wirklich erwachsen werden musste, betrachten andere das Erwachsenwerden Mitte der 80er als Mythos, der vor allem zu Marketingzwecken konstruiert wurde; immerhin gibt es Comics, die Erwachsene ansprechen, schon weitaus länger. Dieses Argument ist zwar sicherlich nicht völlig von der Hand zu weisen, klammert allerdings die allgemeinere Wahrnehmung, die selbstverständlich auch stark von Medien und Marketing dominiert wird, fast völlig aus.

Der Erfolg dieser drei Graphic Novels sorgte für die wachsende Beliebtheit dieses Begriffs, der sich in den späten 80ern zementierte und für Werbezwecke gern und häufig verwendet wurde, besonders von den Großverlagen DC und Marvel. Ironischerweise gehören sowohl Spiegelman als auch (und vor allem) Moore zu den größten Kritikern des Begriffs. Spiegelman spricht von seiner Arbeit zumeist als „commix“, um der Vermischung von Text und Bild gerecht zu werden und war nicht begeistert, dass „Maus“ direkt neben X-Men-Sammelbänden verkauft wurde. Alan Moore lehnt den Begriff „Graphic Novel“ sogar völlig ab: „The problem is that ‚graphic novel’ just came to mean ‚expensive comic book’ and so what you’d get is people like DC Comics or Marvel comics – because ‚graphic novels’ were getting some attention, they’d stick six issues of whatever worthless piece of crap they happened to be publishing lately under a glossy cover and call it The She-Hulk Graphic Novel, you know?” (Quelle: http://www.blather.net/articles/amoore/northampton.html)

Die Frage, die sich also stellt, ist, ob der Begriff Graphic Novel lediglich ein Marketinginstrument ist oder ob er dem Medium Comic weiterhilft, indem er es einem größeren und eventuell auch anspruchsvolleren Publikum zugänglich macht. Selbst wenn man von Letzterem ausgeht, stellt sich in diesem Zusammenhang die Folgefrage, was als Graphic Novel gelten kann. Die Verwendung des Begriffs mit der Definition „anspruchsvoller Comic“ gleicht einem Kanonisierungsprozess, hier einer Kanonisierung des amerikanischen Comics.

Die Kanonisierung ist ein komplexes Problem der Literaturgeschichtsschreibung, weshalb ich zu diesem Zweck die Definition des Literaturwissenschaftlers Ralf Bogner heranziehen möchte, der vom Literaturkanon als „literarischem Gedächtnis“ spricht: „Mittels verschiedener, äußerst heterogener Wertungskriterien werden aus dem Gesamtbestand der literarischen Überlieferung gewisse Texte herausgehoben und für besonders erinnerungswürdig befunden. Alle übrigen Werke werden hingegen vergessen, genauer gesagt: vergessen gemacht, verdrängt, ausgesondert.“ (Quelle: Bogner, Ralf: Literaturgeschichte in Werkeinheiten. Zu einem Handbuch des Kanons der deutschsprachigen Literatur, in: Buschmeier, Matthias; Erhart, Walter; Kauffmann, Kai: Literaturgeschichte. Theorien – Modelle – Praktiken. Berlin, Boston 2014, S. 185-194, S. 185.)

Ein literarischer Kanon ist nun selbstverständlich nichts Absolutes, je weiter er gefasst wird, desto oberflächlicher bleibt er, damit er auch überblickt werden kann. Generell gibt es drei Funktionen, die ein Kanon zu erfüllen hat: Legitimation (Rechtfertigung geltender Werte im literarischen Kontext), Identitätsstiftung (vor allem zur Abgrenzung von anderen Gruppen) und Handlungsorientierung (vermittelte Werte als Hilfe zur Entscheidungsfindung). Diese Funktionen gelten allerdings vor allem für einen Literaturkanon, beispielsweise einen nationalen oder zu einer Epoche gehörenden. Die Graphic-Novel-Debatte betrifft vor allem, aber nicht ausschließlich amerikanische Comics. In dieser Form der Kanonisierung ist „Legitimation“ die bedeutendste Funktion, allerdings nicht die Legitimation der Werte, sondern die Legitimation des Mediums an sich, und gleichzeitig die Abgrenzung zwischen „Schund“ und „Anspruch“. In diesem Zusammenhang wird die unklare Definition des Begriffs wieder problematisch, und das auf mehreren Ebenen.

Wie bereits erwähnt, wurde der Begriff „Graphic Novel“ erstmals 1978 verwendet. Können Comics, die vor diesem Datum veröffentlicht wurden, bereits als Graphic Novel verstanden werden? Wirkt sich die Publikation aus? Alan Moore spricht in seiner Kritik am Begriff von der Zusammenfassung mehrerer Hefte, die einfach als Buch gedruckt und mit dem Label „Graphic Novel“ versehen werden. Allerdings wurde auch „Watchmen“ zuerst in Heftform veröffentlicht, bevor, wie seither üblich, alle zwölf Ausgaben in einem Band herausgegeben wurden. Und kaum jemand, der die Graphic Novel akzeptiert, verweigert „Watchmen“ die Zugehörigkeit.

Um für derartige Probleme zumindest Ansätze für eine Lösung zu finden, bemühen sich diverse Comichistoriker um eine neue Definition des Begriffs, die zwar möglichst umfassend, aber trotzdem nicht absolut sein soll. Sie grenzen die Graphic Novel durch vier Eigenschaften vom gewöhnlichen „comic book“ ab: Form, Inhalt, Publikation und Produktion bzw. Vertrieb.

Bezüglich der Form zeichnen sich Graphic Novels gegenüber den „comic books“ durch eine größere Bandbreite aus. Zwar können sie durchaus den klassischen Konventionen folgen, gehen dabei aber gleichzeitig an deren Grenzen, erweitern oder hinterfragen sie. Die Paradebeispiele hierfür sind „Watchmen“ und „The Dark Knight Returns“. Am anderen Ende des Spektrums finden sich Werke wie „A Contract with God“, das auf die Paneleinteilung vollständig verzichtet.

Im Hinblick auf den Inhalt grenzt sich die Graphic Novel vom „comic book“ durch die erwachsene (im Sinne von anspruchsvolle) Natur und eine generelle Nähe zum Realismus ab. Dies ist allerdings ein relativer Faktor. „Watchmen“ etwa mag im Vergleich zu anderen Superheldencomics realistischer sein, realistisch ist Moores Werk allerdings keinesfalls. Dem gegenüber stehen zum Beispiel autobiographische Werke wie Art Spiegelmans „Maus“, welches allerdings seinerseits durch Tierköpfe bzw. -masken eine nicht realistische Darstellung realer Ereignisse wählt.

Was die Publikation angeht, versucht sich die Graphic Novel vom „comic book“ durch eine Abkehr vom Serienprinzip abzugrenzen und sich vom Format her dem Buch anzunähern. Auch dieses Kriterium lässt sich wieder relativieren, wenn man „The Walking Dead“ oder „The Sandman“ heranzieht, die zwar in Serienform vorliegen, aber in Form und Inhalt eher als Graphic Novels zu werten sind.

Produktion und Vertrieb von Graphic Novels schließlich unterscheiden sich oftmals dadurch von den „comic books“, dass sie bei kleineren, unabhängigen Verlagen erscheinen, anstatt bei Marktriesen wie Marvel oder DC. Letzterer versuchte mithilfe des Vertigo-Labels eine Art „Zwischenform“ zu kreieren – durchaus mit Erfolg.

Die Tatsache, dass sich jedes dieser vier Kriterien anhand von Beispielen relativieren lässt, zeigt noch einmal, wie wenig absolut dieser Definitionsansatz ist – das macht ihn allerdings gleichzeitig auch flexibel und sorgt dafür, dass ein Werk, das eines der Kriterien nicht erfüllt, nicht von vorneherein von dieser Kanonisierung ausgeschlossen ist. Gerade, wenn der Begriff Graphic Novel für den anspruchsvollen Comic steht, sind die ersten beiden Kriterien (vor allem das zweite) wichtiger als die letzten beiden – ein Comic kann ein Einzelwerk sein und von einem unabhängigen Kleinverlag publiziert worden sein. Wenn aber die inhaltliche Qualität nicht gegeben ist, wäre der Anspruch, eine Graphic Novel zu sein, anders als im umgekehrten Fall nicht berechtigt.

Eine endgültige Bewertung des Graphic-Novel-Begriffs ist also nur sehr schwer möglich. Einerseits lässt es sich nicht leugnen, dass er definitiv als Marketinginstrument eingesetzt wird, um Comics teurer verkaufen zu können. Andererseits ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Begriff seit seinem Aufkommen den Ruf des Mediums verbessert hat. Gerade in Deutschland ist dies besonders zutreffend, der Begriff ermöglicht es, ein neues Publikum zu gewinnen, da er ausdrückt, dass es sich um ein erwachsenes, ernstzunehmendes Werk handelt. Akzeptiert man den Begriff, ist, gerade wegen der vielseitigen Verwendung aus unterschiedlichen Motiven, dennoch ein kritisches Hinterfragen erforderlich.

Literaturempfehlungen:
– Baetens, Jan; Frey, Hugo: The Graphic Novel. An Introduction
– Ditschke, Stephan: Comics als Literatur. Zur Etablierung des Comics im deutschsprachigen Feuilleton seit 2003, in: Ditschke, Stephan; Kroucheva, Katerina; Stein, Daniel (Hg.): Comics. Zur Geschichte und Theorie eines populärkulturellen Mediums
– Sabin, Roger: Adult Comics. An Introduction

Die Geschichte des amerikanischen Comics:
Teil 1: Definition des Mediums
Teil 2: Das Platinzeitalter
Teil 3: Das Goldene Zeitalter
Teil 4: Das Silberne Zeitalter
Teil 5: Das Bronzene Zeitalter
Teil 6: Das Moderne Zeitalter

Geschichte des amerikanischen Comics Teil 6: Das Moderne Zeitalter

Wir schreiben das Jahr 1986: Die Publikation dreier Werke veränderte die amerikanische Comiclandschaft und hatte sehr weitreichende Folgen auf allen Ebenen, nicht nur für den „gehobenen Comic“, den diese Werke gewissermaßen lancierten, sondern auch für den (Superhelden-)Mainstream. Jeder, der sich auch nur oberflächlich mit dem amerikanischen Comic beschäftigt, stolpert irgendwann über Alan Moores und Dave Gibbons‘ „Watchmen“, den einzigen Comic auf der „All-Time 100 Greatest Novels List“ des Time-Magazine, Frank Millers „The Dark Knight Returns“, dessen Einfluss auch noch heute in allem, was mit Batman zu tun hat, spürbar ist, und Art Spiegelmans „Maus“, das als eine der besten künstlerischen Verarbeitungen des Holocaust gilt. Der Fokus auf das Jahr 1986 ist in diesem Kontext natürlich ebenso Teil einer nicht ganz korrekten Narrative wie der Innovationsfaktor. Alle drei erschienen nicht 1986 als komplett romanartige Werke, sondern wurden ganz traditionell als Fortsetzungen veröffentlicht, „The Dark Knight Returns“ und „Watchmen“ in Form der typischen Superheldenhefte, während Maus bereits seit 1980 auf den Seiten des Magazins Raw erschien; 1986 wurde lediglich die erste Hälfte des Comics gesammelt veröffentlicht.

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„Maus“ von Art Spiegelman

Wie alle historischen Wendepunkte ist also auch dieser mit Vorsicht zu genießen, bei der Geschichtsschreibung des amerikanischen Comics funktioniert er dennoch recht gut. Bereits das Bronzene Zeitalter zeichnete sich eher durch Tendenzen und Entwicklungen denn durch einen klaren Start- und Endpunkt aus. Im sogenannten „Modernen Zeitalter“ (auch gerne als „Dunkles Zeitalter“ bezeichnet), das endgültig mit der Edelmetallmetapher bricht (weshalb manch einer den Begriff „Eisernes Zeitalter“ vorzieht), verschwimmen die Grenzen noch weiter. Einige Comichistoriker vertreten die These, dass das Moderne Zeitalter immer noch anhält, während andere schon vom „Postmodernen Zeitalter“ sprechen. Ein möglicher Endpunkt des Modernen Zeitalters wäre beispielsweise der Beinahe-Bankrott des Marvel-Verlages 1998.

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„Watchmen“ von Alan Moore und Dave Gibbons

Kehren wir aber noch einmal zum Anfang dieses Zeitalters ins Jahr 1986 zurück. „The Dark Knight Returns“, „Watchmen“ und „Maus“ gelten zwar als Vorreiter des aktuellen Graphic-Novel-Trends, waren aber bei Weitem nicht die ersten Comics, die als solche bezeichnet wurden, die beiden erstgenannten waren nicht einmal die ersten Superheldencomics mit diesem Label, und auch nicht die ersten Superheldencomics mit ernstzunehmender Thematik, komplexer Narrative oder dekonstruierenden Elementen. Dennoch repräsentieren sie den Trend der Ära hervorragend und, noch wichtiger, sie brachten ihn in den Mainstream. Die autobiographischen Elemente von „Maus“ waren im Underground-Bereich bereits seit Jahren vorhanden, Spiegelman brachte sie in den Mainstream. Ähnliches lässt sich für Moore und Miller sagen: Sie sorgten dafür, dass gewisse Entwicklungen nicht nur ihren Höhepunkt erreichten, sondern auch außerhalb der spezifischen Leserschaft sichtbar wurden.

Wie schon das Bronzene Zeitalter ist auch das Moderne Zeitalter von Diversität geprägt. So fanden zum ersten Mal größere Stilmischungen statt. Es fanden, auch, aber nicht nur Dank „Maus“, Elemente der Underground-Comix ihren Weg in den Mainstream, mitunter auf recht ungewöhnliche Weise. Seit Carl Barks sich 1966 zur Ruhe gesetzt hatte, wurden in den USA kaum mehr Disney-Comics produziert, anders als in diversen europäischen und südamerikanischen Ländern. 1987 trat jedoch Don Rosa auf den Plan, der von vielen, mir eingeschlossen, als legitimer Erbe von Barks betrachtet wird und einerseits Duck-Geschichten in der Tradition des Großmeisters schrieb und zeichnete, andererseits aber seinen ganz eigenen Stil und eine sehr spezielle, z.T. schon fast anarchische Sensibilität mitbrachte, beides zumindest indirekt geprägt von den amerikanischen Underground-Comix.

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Panel aus Don Rosas „The Life and Times of Scrooge McDuck“

Darüber hinaus wurden in zunehmendem Maße inhaltliche, erzählerische und stilistische Elemente der anderen beiden großen Comictraditionen in die amerikanische integriert. Auch diesbezüglich ist Frank Miller ein Vorreiter, seine Graphic Novel „Ronin“, bereits 1983/84 erschienen, gilt als einer der ersten amerikanischen Comics, der sich gezielt spezifischer narrativer und graphischer Elemente des französischen „Bande Dessineé“ und des japanischen Mangas bedient.

Eng damit und dem Erfolg von „Watchmen“ verbunden war, was gerne als „Brit Invasion“ bezeichnet wird: Viele junge Autoren, die wie Alan Moore aus Großbritannien stammen, etwa Grant Morrison, Neil Gaiman oder Warren Ellis, begannen, Ende der 80er und Anfang der 90er wegen ihrer qualitativ hochwertigen und beliebten Arbeit populär zu werden; so populär, dass DC sich 1993 dazu entschloss, das Label Vertigo zu gründen, das sich auf anspruchsvollere Comics für Erwachsene wie sie Moore, Morrison und Gaiman erzählten, spezialisierte.

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„The Dark Knight Returns“ von Frank Miller

Allerdings ist das moderne Zeitalter auch durch weniger positive Entwicklungen gekennzeichnet: Die desillusionierten und gebrochenen Helden aus „Watchmen“ und „The Dark Knight Returns“ wurden im Mainstream in den folgenden Jahren nachgeahmt, allerdings ohne dass die Qualität der Werke von Moore oder Miller erreicht wurde; der grimmige, zynische, gebrochene und brutale Antiheld wurde zum Selbstzweck, anstatt, wie bei Miller und Moore, das Genre zu hinterfragen und zu dekonstruieren – darum auch der alternative Name „Dunkles Zeitalter“. Beispiele hierfür sind etwa Marvels „X-Force“, ein Ableger der X-Men, oder so gut wie jede Publikation des neu gegründeten Image-Verlages. Dies führte wiederum zu einer Gegenreaktion in Form von „Kingdom Come“, verfasst von Mark Waid und illustriert von Alex Ross, das sich gezielt mit diesem „Antiheldentum“ und einer Rückbesinnung auf alte Werte auseinandersetzte.

Eine weitere negative Entwicklung hängt kaum mit dem Inhalt, sondern fast ausschließlich mit dem Verkauf zusammen. Nicht nur wurde der Markt stärker spezialisiert, (Comics verschwanden aus den Regalen der Zeitschriftenhändler, während spezialisierte Comicshops zum zentralen Verkaufsort wurden), man entdeckte den Comic als Sammelobjekt. Hefte, in denen populäre Helden wie Superman, Batman oder Spider-Man ihr Debüt feierten, wurden für gewaltige Summen verkauft. Die Verlage erkannten das Potential und versuchten gezielt durch Variant-Cover, limitierte Editionen und ähnliche Maßnahmen, Sammlerobjekte zu generieren. Schon bald tauchten Sammler auf, die Comics nicht mehr sammelten, weil sie sie gerne lasen, sondern nur, um sie wegen ihres Sammlerwertes in Plastik eingeschweißt zu lagern und später für viel Geld weiterzuverkaufen. Mehr noch, wenn von einer Ausgabe vier Variant-Cover erschienen, legte man sich natürlich alle vier zu, und eventuell ein fünftes, falls man vorhatte, das Heft auch tatsächlich einmal zu lesen. Das führte letztendlich zu erhöhter Nachfrage (jeder Sammler wollte eine komplette Sammlung), gefolgt von Überproduktion und schließlich einer Übersättigung des Marktes. Jeder hatte die Comics, keiner wollte sie mehr und plötzlich brachen Ende der 90er die Verkäufe ein, was dazu führte, dass viele Kleinverlage die Publikation einstellten und selbst die Branchenriesen gewaltige Probleme bekamen (ich erwähnte bereits Marvels Beinahe-Bankrott von 1998).

Da das Moderne Zeitalter noch nicht wirklich beendet ist, lässt sich hierzu auch kaum etwas Abschließendes sagen. Von Interesse ist noch das Ende des Comic Codes, der bereits im Brozenen Zeitalter aufweichte. Marvel verzichtete bereits 2001 auf das entsprechende Siegel, und mit  DC und Archie Comics folgten 2011 auch die letzten beiden Verlage diesem Beispiel. Insgesamt ist die amerikanische Comicszene des Modernen Zeitalters stärker denn je von Pluralismus gekennzeichnet. Dank der „Graphic-Novel“, Labels wie Vertigo oder Verlagen wie Dark Horse, die sich auf „Creator Owned Content“ konzentrieren, genießt das Medium allgemein wachsende Anerkennung sowie eine sich steigernde Vielfalt an Inhalten und Möglichkeiten. Derweil geht das einstmals überdominante Superheldengenre dazu über, das Kino zu übernehmen, jährlich werden immer mehr auf Comics basierende Filme über kostümierte Vigilanten veröffentlicht, die auch immer erfolgreicher werden. Im Bereich der Superheldencomics herrscht dagegen eher Stagnation, alljährliche Großevents, Reboots und Retcons dominieren das Genre in weitaus stärkerem Umfang als irgendeine erzählerische oder inhaltliche Tendenz.

Die Geschichte des amerikanischen Comics:
Teil 1: Definition des Mediums
Teil 2: Das Platinzeitalter
Teil 3: Das Goldene Zeitalter
Teil 4: Das Silberne Zeitalter
Teil 5: Das Bronzene Zeitalter

Kingdom Come

Klassiker-Review
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Jedes noch so geniale Konzept kann schief gehen, wenn es zum Selbstzweck verkommt. „Watchmen“ und „The Dark Knight Returns“ werden zu Recht als Meisterwerke angesehen. Beide Graphic Novels hinterfragen und dekonstruieren das Superheldengenre, sie zeigen uns düstere Welten voller kaputter, labiler Menschen, die alles andere als strahlende Helden sind. Dieses Konzept wurde im Superheldengenre schon bald modern. Leider erwiesen sich viele der Autoren, die sich seiner bedienten, als weit weniger talentiert als Alan Moore und Frank Miller (bevor er das Gespür für gute Geschichten verlor, versteht sich) und so wurde das, was bei „The Dark Knight Returns“ und „Watchmen“ im Dienste der Geschichte und der Werkaussage stand, schon bald zum hohlen Gimmick. Auf den Seiten der Superheldencomics tummelten in den späten 80ern und frühen 90ern grimmige, amoralische und gewalttätige Helden, die von ihren Schurken kaum mehr zu unterscheiden und, noch viel schlimmer, einfach uninteressant waren – man stelle sich den Comedian ohne jegliche Tiefgründigkeit vor. Mit „Kingdom Come“ schufen Mark Waid und Alex Ross ein Traktat gegen diesen Trend, das nebenbei auch noch ein verdammt guter Superheldencomic ist.

Ähnlich wie „The Dark Knight Returns“ zeigt auch „Kingdom Come“ eine mögliche Zukunft des DC-Universums: Die Recken der Justice League sind mehr oder weniger in Rente. Superman wurde seit zehn Jahren nicht mehr gesehen, Green Lantern (hier Alan Scott, der erste Held, der diesen Namen trug), sitzt in seiner grünen Festung im Orbit, Flash (Wally West) ist zu einer lebenden Verkörperung der Speed Force geworden und verhindert in seiner Heimatstadt Verbrechen, während sie geschehen und Batmans Geheimidentität wurde offen gelegt – inzwischen überwacht er Gotham von der Bathöhle aus mit einer Armee von Robotern. Statt ihrer haben neue „Helden“ das Ruder übernommen, die ganz dem Zeitgeist der 90er entsprechen: Magog, Von Bach, Stripes oder Americommando scheren sich nicht groß um Moral oder die Rettung Unschuldiger, für sie ist der Kampf zum reinen Selbstzweck geworden. Erst, als das völlig rücksichtslose Verhalten einiger dieser Helden zur Folge hat, dass Kansas atomar verstrahlt wird, beginnt sich die Lage zu ändern: Superman kehrt zurück und gründet mit seinen alten Freunden erneut die Justice League, um den unmoralischen Junghelden Einhalt zu gebieten, und das auf sehr autoritäre Weise. Das hat natürlich Folgen: Lex Luthor hält nach wie vor nicht allzu viel von Superman und Verbündet sich mit diversen Schurken, und auch Batman ist der Meinung, dass Superman die Dinge falsch anpackt und sammelt, zusammen mit Oliver Queen (Green Arrow) und Dinah Lance (Black Canary) sein eigenes Team, das vor allem aus den Kindern der diversen Justice-League-Mitgliedern besteht. Während Superman und die Liga die gefangenen Metawesen in einem gewaltigen Gulag unterbringen, droht ein Krieg zwischen Luthors Mankind Liberation Front, den Outsiders und der Justice League, der die Erde verwüsten könnte…
justice league

Obwohl Mark Waid, der in der zweiten Hälfte der 90er zusammen mit Grant Morrison die DC-Figuren vom Archetypen des grimmigen Antihelden entfernte, als Autor aufgeführt wird, ist eigentlich Alex Ross die treibende Kraft hinter diesem Comic. Alex Ross ist weniger Zeichner als viel mehr Maler beeindruckender Superheldengemälde, und er ist auch bekennender Fan klassischer Superheldengeschichten. In den frühen 90ern schuf er zusammen mit Kurt Busiek die vierteilige Miniserie „Marvels“, die das klassische Marveluniversum aus der Sicht des einfachen Reporters Phil Sheldon zeigt, von den Anfängen in den 40ern bis in die Gegenwart (bzw. die 70er, also die Zeit, in der Ross selbst ein Kind war). „Marvels“ ist eine sehr schöne, aber auch sehr nostalgische Geschichte, die die vergangenen Zeitalter des amerikanischen Comics glorifiziert. In mancher Hinsicht ist „Kingdom Come“ das DC-Gegenstück (und das nicht nur, weil Ross es illustrierte und auch die ursprüngliche Idee hatte): Auch hier sehen wir ein Superheldenuniversum aus dem Blickwinkel eines ganz gewöhnlichen Menschen, des Priesters Norman McCay. Im Gegensatz zu Phil Sheldon ist Norman McCay allerdings nicht nur ein im Grunde unbeteiligter Beobachter, sondern er wird vom Spectre, dem personifizierten Zorn Gottes, ausgewählt, um ihm dabei zu helfen, ein Urteil über die Geschehnisse zu fällen, und kann so auch ein, zwei Mal eingreifen. Auch im Ton unterscheiden sich beide Werke: „Marvels“ ist letztendlich fast ausschließlich nostalgisch und, in Ermangelung eines besseren Wortes, „rückwärtsgerichtet“, während „Kingdom Come“ eine mögliche Zukunft des DC-Universums schildert und viel mehr versucht, mehrere Strömungen der Comicwelt miteinander zu verknüpfen.

Dennoch, vor allem zu Beginn scheint die Botschaft klar zu sein: Magog und die anderen Junghelden erinnern nicht von ungefähr an Antihelden der 90er wie Cable, Youngblood, Spawn etc., und sehr schnell werden sie dann auch von den klassischen Superhelden in ihre Schranken verwiesen. Aber „Kingdom Come“ ist nicht nur eine Geschichte, die das Silberne Zeitalter der Comics glorifiziert, denn schon bald zeigt sich, dass es eben nicht wieder möglich ist, zum alten Status Quo zurückzukehren, Superman und die Justice League können nicht einfach dort weitermachen, wo sie zehn Jahre zuvor aufgehört haben, sowohl sie selbst als auch die Welt haben sich verändert. Kann man der Anarchie der neuen Generation mit absoluter, moralischer Autorität, die nicht mehr weit von einer faschistischen Einstellung entfern ist, begegnen?

Dieser Konflikt, der sich durch das Werk zieht, wird letztendlich durch die drei zentralen Figuren des DC-Universums ausgetragen, und diese sind es auch, die „Kingdom Come“ im Hinblick auf „Batman V Superman: Dawn of Justice“ so interessant machen. In ihrem Kern dreht sich die Geschichte um Superman, Wonder Woman und Batman, die alle an interessanten Stellen in ihrem Leben sind. Nachdem Lois Lane vom Joker ermordet, und dieser wiederum von Magog getötet wurde, was bei der Öffentlichkeit großen Anklang fand, zieht sich Superman zurück und überlasst die Welt sich selbst, nur um zehn Jahre später, nach der Zerstörung von Kansas, zu versuchen, diesen Fehler wieder gut zu machen. Doch die Welt ist eine andere geworden. Wie geht man um mit jungen Metawesen, die keine Autorität anerkennen? Superman beginnt, Kontrolle auszuüben und die Metawesen einzusperren. Wonder Woman dagegen, nach wie vor eine unsterbliche Amazone, aber von ihrem Volk verbannt, da sie mit ihrer Friedensmission scheiterte, tendiert nun eher zu einer kriegerischen Natur und ist für ein noch härteres Durchgreifen: Sie befürwortet die Exekution abtrünniger Metawesen. Batman schließlich, gealtert, vom Kampf gezeichnet und auf ein Exoskelett angewiesen, geht Supermans autoritärer Kurs gegen den Strich (was ein wenig ironisch ist, bedenkt man, dass er Gotham mit Hilfe seiner Roboter quasi in einen Polizeistaat verwandelt hat). Lex Luthors MLF traut er aber genauso wenig und versucht letztendlich mit seinen Outsiders, die Katastrophe zu verhindern; er möchte, dass die Menschheit selbst über ihr Schicksal entscheiden kann.

„Kingdom Come“ wird öfter eine reaktionäre, rückwärtsgewandte Botschaft vorgeworfen, was ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen kann, in meinen Augen versuchen Waid und Ross eher vor moralischer Arroganz zu warnen und eine Politik der Offenheit, Mäßigung und Aussöhnung vorteilhaft darzustellen: Am Ende lassen die Helden die Masken fallen. Wobei ich zugeben muss, dass der Epilog, der erst später angehängt wurde, zwar amüsant, aber für meinen Geschmack ein wenig zu positiv ist. Dafür finde ich allerdings die Charakterisierung Magogs sehr gelungen – Magog ist der primäre Repräsentant des neuen „Heldentypus“ der 90er, doch es erfolgt keine epische Schlacht zwischen ihm und Superman, in der der Mann aus Stahl beweist, dass er der bessere, weil altmodischere Held ist. Stattdessen bricht Magog zusammen und zeigt Reue für seine Taten – eine weitaus interessantere Wendung. Insgesamt bemüht sich „Kingdom Come“ so auch, die verschiedenen Strömungen im Superheldengenre wieder zusammenzubringen und zu versöhnen. Nach der gelungenen Dekonstruktion durch „Watchmen“ und „The Dark Knight Returns“ könnte man „Kingdom Come“ als Rekonstruktion verstehen, die die klassischen Elemente mit der modernen Strömung verbindet, ohne dass die Nostalgie zum selben Selbstzweck wird, wie es bei der grimmigen Kompromisslosigkeit der Antihelden der 90er der Fall war.

Was „Kingdom Come“ neben der gelungenen Darstellung des Konflikts und der Protagonisten ebenfalls so grandios macht, ist die Liebe zum Detail, mit der Waid und Ross zu Werk gegangen sind. In mancher Hinsicht ist diese Graphic Novel nicht besonders subtil, gerade, was die religiöse Metaphorik angeht, wird doch manchmal etwas dick aufgetragen – Norman McCay hat apokalyptische Visionen, die Superhelden wirken mehr denn wie olympische Götter, die einander bekriegen, ja selbst der Titel weißt darauf hin. Gleichzeitig stecken in den Seiten des Comics aber derart viele subtile Anspielungen und Hinweise, dass es eine wahre Freude ist. Zum Verständnis des Werkes ist kein umfassendes Wissen notwendig, es reicht aus, wenn man sich ein wenig im DC-Universum auskennt, aber für den Kenner und Fan gibt es so viele obskure kleine Details über das weitere Schicksal diverser Heroen, die vor allem in Alex Ross‘ üppigen Bildernversteckt sind. Diese sind natürlich ein weiterer Grund, weshalb „Kingdom Come“ funktioniert: Jedes einzelne Panel ist ein beeindruckendes Gemälde, die Bildsprache mag nicht besonders subtil sein, ist aber unglaublich wirksam, gleichzeitig realistisch und überlebensgroß.
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„Kingdom Come“ gehört zu jenen Comics, die sich als äußerst einflussreich erwiesen. Obwohl es sich nur um eine mögliche Zukunft des DC-Universums handelt, tauchten in den folgenden Jahren immer wieder Versatzstücke des Werkes in der Mainstream-Kontinuität auf. Mark Waid verfasste bald darauf sogar eine mehr oder weniger offizielle Fortsetzung namens „The Kingdom“, von der Alex Ross allerdings nicht allzu begeistert war und die auch bei mir einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. Eigentlich handelt es sich bei „The Kingdom“ um eine Reihe von lose miteinander verbundenen One-Shots, einige davon setzen die Handlung von „Kingdom Come“ fort, andere beschäftigen sich mit den Hintergründen. Manche sind durchaus gelungen, etwa die, die sich mit Nightstar, der Tochter von Starfire und Nightwing, und Ibn al Xu’ffasch, dem Sohn von Batman und Talia, beschäftigen, aber als Gesamtwerk ist „The Kingdom“ qualitativ sehr weit vom Vorgänger entfernt. DC nutzte „The Kingdom“ auch, um das Konzept der Hypertime vorzustellen. Dabei ging es mehr oder weniger darum, das alte Mulitversum, dessen DC sich wegen seiner Unübersichtlichkeit entledigt hatte, auf gewisse Weise wieder einzuführen, allerdings nicht als wirklich absolutes Konzept. Das Resultat dieses Versuchs sorgte letztendlich vor allem für Verwirrung. Wie dem auch sei, auch nach „The Kingdom“ tauchten Versatzstücke, Figuren und Plotelemente aus „Kingdom Come“ immer wieder auf, besonders dann, als DC das Multiversum im Rahmen der „Infinite Crisis“ tatsächlich zurückbrachte.

Fazit: „Kingdom Come“ ist nicht nur ein absoluter visueller Genuss, sondern auch eines der essentiellen Superheldenwerke der 90er und für jeden Fan des Genres ein Must-Read. Gerade im Hinblick auf „Batman V Superman: Dawn of Justice“ ist die Lektüre lohnenswert, da es durchaus möglich ist, dass sich das nun gestartete DC Extended Universe in diese Richtung bewegt. Jedenfalls wäre in meinen Augen ein an „Kingdom Come“ angelehnter Film ein gelungener Abschluss für ein derartiges Unternehmen.

Kampf der Giganten:
Prämisse
TDKR: Batman vs. Superman
S:TAS: World’s Finest

TDKR: Batman vs. Superman

batsup
Auf diversen Listen, die die zehn besten Batman-Comics empfehlen, taucht „Batman: The Dark Knight Returns“ fast immer in den Top 5 auf, meistens sogar auf Platz 1 oder 2. Für mich persönlich ist Frank Millers dystopische Graphic Novel zwar nicht der beste Batman-Comic (es gibt einige, die ich weitaus lieber mag und gelungener finde, etwa „Batman: Year One“, ebenfalls von Miller verfasst), aber die Bedeutung, die TDKR für seinen Titelhelden insgesamt hat, ist nicht zu unterschätzen. Man sollte dabei allerdings nicht annehmen, vor TDKR hätte es keine düsteren Comics mit dem Dunklen Ritter gegeben. Seit der Absetzung der Adam-West-Serie entwickelte sich Batman mithilfe von kreativen Köpfen wie Julius Schwartz, Steve Engelhart und Denny O‘Neil konstant zu einem immer düstereren Helden, eine Tendenz, die mit TDKR ihren Höhepunkt erreichte. Was TDKR wirklich von fast allem, was zuvor kam, abhebt, ist das Hinterfragen der Titelfigur und die Reflexion über seinen Status als Vigilant – immerhin ist Batman rein theoretisch ein Krimineller. TDKR besaß zur Zeit des Erscheinens eine Aktualität, die es in Superheldencomics zuvor eher selten gegeben hatte (ein weiteres Beispiel hierfür sind etwa Green Lantern und Green Arrow als „Hard Traveling Heroes“). Im Zentrum der Geschichte steht auch nicht per se Batmans Kampf gegen Superschurken (obwohl das natürlich auch vorkommt), sondern eher die Frage, was für eine Welt jemanden wie Batman hervorbringt und welche Auswirkungen jemand wie Batman dann auf diese Welt hat. Momentan ist allerdings ein anderer Aspekt des Werkes interessanter. Aber zuerst sollte noch einmal die Handlung rekapituliert werden.

Zehn Jahre sind vergangen, seit Batman sich zur Ruhe gesetzt hat. Bruce Wayne ist nun ein gelangweilter, 55-jähriger Playboy, der Nervenkitzel in Autorennen sucht. Leider steht es um Gotham nicht besonders gut: Eine brutale, bewaffnete Gang, die Mutanten, macht die Straßen der Stadt unsicher und begeht immer schrecklichere Gewaltverbrechen, bis Bruce sich gezwungen sieht, erneut Maske und Umhang anzulegen, um ein für alle Mal in Gotham aufzuräumen. Doch Batmans Rückkehr bleibt nicht folgenlos: In Medien- und Regierungskreisen fragt man sich, wie mit dem Vigilanten umzugehen ist, und auch alte Feinde wie Two-Face und der Joker werden durch das Wiederauftauchen des Dunklen Ritters reaktiviert. Die Situation spitzt sich zu, weshalb der Präsident der Vereinigten Staaten Superman bittet, zu intervenieren.

Und schon sind wir auch bei besagtem Aspekt angekommen, auf den ich mich im Rahmen dieses Artikels konzentrieren werde, denn das meiste andere habe ich schon, zumindest ansatzweise, in meinen Kritiken zur Zeichentrickadaption behandelt. Tatsächlich hat Zack Snyder ausgesagt, dass „Batman V Superman: Dawn of Justice“ zwar keine wirkliche Adaption des Miller-Klassikers sein wird, sich aber doch stark bei ihm bedienen wird. Die Trailer bestätigen diese Aussage: Ben Afflecks Batman ähnelt der von Miller gezeichneten, bulligen und unrasierten Version des Dunklen Ritters sehr stark, und zu allem Übefluss taucht sogar die mechanische Rüstung, die Batman im Kampf gegen Superman in TDKR trägt, ebenfalls in den Trailern auf. Viel wichtiger als die optischen Parallelen ist aber die tatsächliche Dynamik zwischen Batman und Superman in diesem Werk, die, obwohl TDKR „nur“ eine sog. Elseworld-Geschichte (Was-wäre-wenn-Geschichte) ist, sich auf ihre Verhältnis in der normalen Kontinuität auf Jahre und sogar Jahrzehnte hinaus auswirkte. Zuvor wurden Batman und Superman zumeist als Freunde dargestellt, Miller brachte Spannung in die Dynamik der beiden so gegensätzlichen Helden und schaffte das in nur zwei Szenen (öfter treffen die beiden in der Geschichte nämlich nicht aufeinander). Nach wie vor respektieren beide einander, sind sich aber auch im Klaren, dass sich ihre Methoden und Herangehensweisen stark unterscheiden. Letztendlich fungiert Superman als Vertreter des Establishments und vertritt den Staat auch noch, wenn er selbst Zweifel an der Richtigkeit der Vorgehensweise hat, während Batman für sich erkennt, dass das System nicht funktioniert und sich gegen es wendet. Superman ist der Ordnungshüte, Batman der Anarchist. Mehr noch, bei Miller MUSS Batman Anarchist sein, da er sonst ein Tyrann wäre, er wird hier als getriebener, ziemlich kompromissloser Extremist gezeichnet, der trotzdem facettenreich und nachvollziehbar bleibt. Diese gelungene, aber schwierige Charakterisierung hat Miller in seinen späteren Batman-Geschichten nicht mehr hinbekommen.

Miller thematisiert auch die Art und Weise, wie Batman Superman bekämpfen kann. Im direkten Zweikampf ist der Dunkle Ritter dem Mann aus Stahl natürlich weit unterlegen, also muss Batman auf schmutzige Tricks zurückgreifen. Superman besitzt den unfairsten Vorteil, den man sich nur vorstellen kann, ist aber jemand, der sich nie auf ein gewisses Niveau herablassen würde und eine grundsätzliche Achtung vor den meisten Gegnern hat, und speziell vor Batman. Und gerade das nutzt Batman aus, zusammen mit diversen anderen Tricks wie Körperpanzer oder Kryptonit.

Aber zurück zur eigentlichen Dynamik: Ich bin gespannt, inwiefern sich die von Miller etablierte Beziehung der beiden Helden auf „Batman V Superman“ auswirken wird. Immerhin thematisiert TDKR ja im Grunde das Ende ihrer Freundschaft, sie kennen sich hier bereits Jahrzehnte und haben sich eher auseinander gelebt. Diese Interpretation passt nicht unbedingt zu „All-Star Batman“, was laut Millers Aussage ja in derselben Kontinuität spielt wie TDKR, allerdings ignorieren wir das lieber, sowohl aus qualitativen als auch inhaltlichen Gründen.

Während es also in „Batman V Superman“ tatsächlich einige Parallelen zu TDKR gibt, u.a. der alte und erfahrene Batman, der mehr oder weniger aus dem Ruhestand zurückkehrt, ist die Grundlage der Dynamik eine völlig andere. Zum ersten Mal haben wir hier einen alten Batman, der bereits viele Jahre Erfahrung hat, und einen verhältnismäßig jungen Superman, der erst am Anfang seiner Karriere steht – für gewöhnlich sind die beiden Recken in etwa gleich alt. Der junge, unerfahrene Superman und der alte, abgeklärte Batman; dieses Konzept hat tatsächlich ziemlich viel Potential, weshalb ich hoffe, hoffe, hoffe, dass Henry Cavill und Ben Affleck diese Dynamik gut vermitteln und Zack Snyder und Chris Terrio das auch wirklich ausschöpfen und dass es nicht so läuft wie bei „Man of Steel“ – auf dem Papier ist Zod beispielsweise nämlich auch eine interessante Figur, aber leider geht das Potential in der allzu ausufernden Materialschlacht und den schlechten Dialogen verloren.

Es wird auch interessant, welche Rollen die beiden Kontrahenten im Film einnehmen. In TDKR ist Superman eine etablierte Größe und wird, im Gegensatz zu seiner Loyalität, kaum in Frage gestellt. In „Batman V Superman“ läuft dagegen alles auf eine grundsätzliche Hinterfragung des Mannes aus Stahl hinaus: Wie geht man mit einer Person um, die so viel Macht besitzt? Dies ist die typische Frage der Superman-Origin. Deshalb kann Superman aber nicht wirklich für die Ordnung eintreten, zumindest nicht offiziell. Dennoch scheint er zumindest inoffiziell eine ähnliche Rolle einzunehmen, da er im dritten Trailer sehr deutlich sagt, was er von Batman und seiner Selbstjustiz hält, der Grundkonflikt aus TDKR ist also durchaus vorhanden.

Was Millers Werk außerdem vom typischen Auseinandertreffen zweier Superhelden unterscheidet, ist die Struktur. In einer normalen Geschichte dieser Art geraten die beiden Recken erst aufgrund von Differenzen oder schurkischer List aneinander, bekämpfen sich ein wenig, schließen dann Frieden und gehen gegen die eigentliche Bedrohung vor. Miller setzt den Konflikt dagegen ans Ende: Zum Zeitpunkt, als Batman und Superman sich prügeln, sind die eigentlichen Superschurken bereits ausgeschaltet, der Kampf der Giganten stellt das Finale der Geschichte dar, womit Miller den Konflikt der beiden Weltanschauungen von Batman und Superman ins Zentrum rückt. „Batman V Superman“ folgt allem Anschein nach allerdings wieder der typischen Formel – tatsächlich kann der Film im Grunde nicht anders strukturiert sein, wenn wir irgendwann bei der Justice League ankommen wollen. Ich hoffe allerdings, dass trotzdem Elemente des ideologischen Konflikts bis zum Ende überdauern.

Siehe auch:
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

Blogparade: Buch vs. Film

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In den letzten beiden Wochen hatte ich recht wenig Zeit zum Schreiben, eine Blogparade ist da genau der richtige Anreiz, besonders, wenn es zum Thema so viel zu sagen gibt wie zu diesem. Initiatorin ist Miss Booleana, und der Titel lautet „Buch vs. Film“. Adaption ist ein Thema, das mich grundsätzlich sehr interessiert und mit dem ich mich auch immer wieder beschäftige. Viel zu oft hört bzw. liest man Sätze wie „Das Buch ist immer besser“, was freilich eine völlig unreflektierte, verallgemeinerte und pauschalisierte Aussage ist, und derartigen Aussagen kann ich einfach nichts abgewinnen.

Letztendlich stellt sich die Frage: Was macht eine gute Adaption aus? Ich will ungern allgemeingültige Aussagen treffen, denn letztendlich sollte man sich jedes Werk individuell betrachten, aber ich will dennoch versuchen, etwas Umfassenderes zu dieser Frage zu sagen. Einerseits gibt eine Adaption, die sich so genau wie möglich an die Vorlage hält, meistens kein besonders gutes Werk ab. Wann immer man eine Geschichte von einem Medium ins andere überträgt, muss man zwangsläufig Abstriche machen. Stilmittel, die in der Literatur funktionieren, wirken in Filmen oft bestenfalls komisch. Innere Monologe sind dafür ein gutes Beispiel. Natürlich gibt es Ausnahmen, in „Sin City“ funktionieren diese beispielsweise auch im Film (dazu später mehr), aber meistens läuft es doch wie bei David Lynchs Adaption von Frank Herberts „Dune: Der Wüstenplanet“. Dort wurden die inneren Monologe auch in den Film integriert – und das Ganze funktioniert einfach nicht.

Andererseits hat die Adaption gegenüber der Vorlage schon eine gewisse Verantwortung. Wenn ein Studio bzw. ein Filmteam sich dazu entscheidet, ein Werk zu adaptieren, dann sollen sie doch bitte auch das Werk adaptieren und nicht einfach irgendetwas machen, das mit der Vorlage nichts mehr zu tun hat, denn wieso sollte man dann überhaupt adaptieren, wenn man ohnehin sein eigenes Ding dreht? Eine Adaption kann und soll der Vorlage nicht minutiös folgen, doch ich denke, der „Geist“ des ursprünglichen Werkes sollte erhalten bleiben. Ob und in wie weit das der Fall ist, ist natürlich wieder sehr diskutabel.

Freilich sollte man auch hier ein wenig differenzieren: Wie die meisten anderen Menschen auch messe ich mit mehreren Maßstäben; wenn mir das ursprüngliche Werk egal ist, ich es nicht kenne oder nicht schätze, stört mich eine freie Adaption nicht besonders und dann interessiert es mich nicht, ob der Geist der Vorlage erhalten geblieben ist. Auch bei Werken, die schon mehrfach adaptiert wurden, kann eine freiere Interpretation interessant sein – ich meine hiermit klassische Geschichten, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden in verschiedener Form immer und immer wieder erzählt wurden, von der Odysee über Dracula bis hin zu Batman. Ein gewisse Gemeinsamkeit mit der Vorlage, ein gemeinsamer Nenner, sollte aber auch hier vorhanden sein.

„Der Herr der Ringe“ vs. „Der Herr der Ringe“
Beginnen wir mit einer Adaption, die gemeinhin als positives Beispiel für den Wechsel einer Geschichte von Buch zu Film gilt. Freilich gibt es da Tolkien-Puristen, die dem vehement widersprechen würden, ich persönlich teile allerdings die Ansicht, dass es sich bei Peter Jacksons HdR-Trilogie um eine hervorragende Adaption von Tolkiens Werk handelt. Grundsätzlich scheuen Jackson und seine Drehbuch-Co-Autorinnen Fran Walsh und Philippa Boyens sich nicht davor, einige Abläufe und Elemente doch recht stark zu verändern. Manches davon ist fast schon unumgänglich: In „Die Gefährten“ funktioniert der lange Anfang im Auenland in Filmform einfach nicht, speziell, wenn der Film nicht sechs bis sieben Stunden lang sein soll. Ähnlich verhält es sich mit Tom Bombadil, der zur eigentlichen Geschichte praktisch nichts besteuert. Oftmals gehen Jackson und Co. allerdings noch einige Schritte weiter, was letztendlich mit der Natur der Vorlage zusammenhängt. Professor Tolkien ist ein genialer Sprach- und Weltenschöpfer, der seine Sekundärwelt mit einem Detailgrad ausgestattet hat, den man in anderen Werken selten findet. Dramaturgie zählt allerdings nicht unbedingt zu seinen Stärken – wobei das ein wenig vereinfacht ausgedrückt ist. Vielmehr sollte man sagen: Tolkiens Sinn für Dramaturgie war sehr eigen, geprägt von den nordischen Sagen und Epen, auf denen Mittelerde letztendlich basiert. Sowohl im „Herrn der Ringe“ als auch in seinen anderen Werken tut Tolkien Dinge, vor denen Standardwerke über Literatur und Grundkurse für kreatives Schreiben warnen und die heute wohl kein Lektor mehr akzeptieren würde. Gerade deshalb ist der „Herr der Ringe“ ein ziemlich einzigartiges Werk – aber viele dieser Kniffe, etwa die strikte Trennung zwischen Frodo und Sam und dem Rest der Gefährten in „Die zwei Türme“, funktionieren in einem Film einfach nicht, weshalb stärkere Anpassungen nötig sind.

Schließlich und endlich würde ich behaupten, dass Jackson Tolkiens Roman nicht nur einfach adaptiert hat, er hat ihn auch, gerade was Struktur und Charaktere angeht, zugänglicher gemacht und ergänzt ihn somit. Zwar geht an einigen Stellen Tolkiens Liebe zum Detail und die inhaltliche Komplexität der Vorlage verloren, allerdings haben die Filmemacher ihren ganz eigenen Sinn für Komplexität, der sich an den Kulissen, den Kostümen oder der Musik (ganz besonders der Musik) zeigt. Und die Vereinfachungen und Änderungen haben in meinen Augen letztendlich keine Auswirkungen auf Geist oder Botschaft der Vorlage. Mehr noch, die Filme folgen der Handlung im Groben ziemlich gut, besonders wenn man bedenkt, was ein „normaler“ Filmemacher vielleicht mit der Geschichte getan hätte (in Tom Shippeys „Der Weg nach Mittelerde“ findet sich hierzu eine passende Anekdote).
Sieger: Unentschieden

„Der Hobbit“ vs. „Die Hobbit-Trilogie“
Die Hobbit-Trilogie ist ein sehr interessanter Fall, gerade, weil sie von denselben Machern kommt wie die HdR-Trilogie und auch weil es nicht die üblichen Faktoren sind, die die Schwächen dieser Adaption ausmachen. Normalerweise geht es darum, was geändert oder weggelassen wurde: Filme haben gemeinhin weniger inhaltliche Kapazität als Romane, weshalb beides unumgänglich ist. In der Hobbit-Trilogie wurde allerdings kaum etwas weggelassen, und selbst die Änderungen sind nicht größer als bei den HdR-Filmen. Hier sind es die Dinge, die Jackson und Co. hinzugefügt haben, die Probleme bereiten, sodass man sich letztendlich fragt, wer die eigentlichen Hauptfiguren sind: Thorin und Bilbo oder Legolas, Tauriel und Alfrid.

Das Scheitern der Hobbit-Trilogie ist insofern schade, da ich denke, dass das Vorhaben hätte gut gelingen können, hätte Jackson es bei zwei Filmen belassen und sich auf Tolkiens Material konzentriert statt Romanzen und sinnlose Action hinzuzufügen. Auch „Der Hobbit“ ist dramaturgisch nicht wirklich leicht umzusetzen, da er sich aus diversen Episoden zusammensetzt, die kaum zusammenhängen; die eigentliche Haupthandlung beginnt erst, nachdem Bilbo und die Zwerge in Esgaroth angekommen sind. Hinzu kommt die Tendenz des Professors, nur wenige Figuren wirklich zu charakterisieren. Diesbezüglich gibt es bei Jackson einige sehr gute Ansätze, besonders bei Bard und Thranduil. Auch an anderen Stellen ist immer wieder die alte Magie zu spüren, aber dann…

Bereits in der HdR-Trilogie arbeitete Jackson oftmals konträr zu Tolkiens Sinn fürs Dramatische: Wo der Professor eher dazu neigt, Ereignisse ein wenig undramatisch zu gestalten, tendiert der Regisseur zur Überdramatisierung. Beim „Herrn der Ringe“ hält sich das bis auf ein, zwei Ausrutscher aber noch in Grenzen, in der Hobbit-Trilogie übertreibt er es aber wirklich mit geradezu exzessiven Szenen, die jeglicher Logik und jeglichen Gesetzen der Physik spotten.

Die Verfilmung des „Hobbit“ war letztendlich ein ambitioniertes Projekt, das gescheitert ist. Der Roman war weitaus weniger ambitioniert, eine Abenteuergeschichte für Kinder, aber letztendlich funktioniert er, besonders, wenn man ihn sich vom Rest Mittelerdes losgelöst betrachtet, einfach besser.
Sieger: Buch

„Watchmen“ vs. „Watchmen“
Alan Moores „Watchmen“ gilt zu Recht als Meisterwerk der graphischen Literatur, als Meilenstein des Medium Comics und als gelungene Dekonstruktion des Superheldengenres. Die gleichnamige Filmadaption gilt ebenfalls zurecht als Zack Snyders bester Film – wobei ich gestehen muss, dass Letzteres weitaus weniger beeindruckend ist als Ersteres, denn Snyders Œuvre ist doch eher durchwachsen. „300“ funktioniert noch ganz gut als Guilty Pleasure, der Rest dagegen ist optisch zwar meistens ganz interessant, aber inhaltlich doch eher mau (nun gut, auf „300“ trifft das eigentlich auch zu, ich habe nur eine gewisse Affinität dafür). Ich denke, Snyders Problem ist vor allem, dass er zwar weiß, wie man coole Bilder auf die Leinwand zaubert, diese aber stets reines Gimmick bleiben und er keine Ahnung hat, wie er seine Stilmittel einsetzen muss, um eine gute Geschichte zu erzählen, egal ob es sich dabei um die Zeitlupe in „300“ oder die Shaky-Cam in „Man of Steel“ handelt; der Einsatz seiner Stilmittel wirkt stets ziemlich willkürlich.

Die beste und gleichzeitig schlechteste Entscheidung von Snyder war es, sich sehr eng an die Vorlage zu halten. Die beste, weil „Watchmen“ einfach eine verdammt gute Geschichte hat und Snyder trotz allem ein relativ gutes Händchen dabei beweisen hat, diese Geschichte visuell umzusetzen und den eigentümlichen Stil bzw. die Farbgebung des Comics gelungen in Filmform zu bringen. Nach wie vor gibt es diverse stilistische Gimmicks, die im Grunde sinnlos sind, aber auch (zumindest mich) nicht weiter stören. Ebenfalls gelungen ist die Darstellung der Figuren; Snyder verzichtete darauf, „Watchmen“ mit großen Namen zu besetzen, sodass die Figur und nicht der Schauspieler im Vordergrund steht, was vollständig aufgeht. Die Tatsache, dass die Vorlage wirklich außergewöhnlich tiefgründig, hochkomplex, perfekt durchdacht und umgesetzt ist, verhindert, dass der Film der Graphic Novel ebenbürtig ist. Kein Film hätte alle Facetten des Werkes umsetzen können, weshalb immer etwas fehlt, der Vergleich zur Vorlage aufgrund der Nähe aber kaum umgangen werden kann. Auf gewisse Weise ist die Adaption gleichzeitig zu dicht und nicht dicht genug am Comic dran.

Auch fehlt dem Film die zeitgeistliche Komponente. „Watchmen“ war, in Bezug auf Weltgeschehen und Comiclandschaft, extrem aktuell und brachte viele Neuerungen, die zum Erscheinen des Films freilich schon lange bekannt waren. Insofern ist der Film in gewissem Sinne veraltet, er ist, anders als der Comic, nicht revolutionär oder bahnbrechend. Aber angesichts dessen, wie eine Adaption dieses Werkes hätte aussehen können, ist Snyders Verfilmung des Kultcomics trotz allem eine ziemlich gelungene Umsetzung, der man die Liebe zur Vorlage anmerkt.
Sieger: Buch (bzw. Comic)

„X-Men: Days of Future Past“ vs. „X-Men: Days of Future Past“
Der letzte X-Men-Film steht hier im Grunde stellvertretend für alle Superheldenadaptionen. Sehr, sehr selten wird ein ganz bestimmter Superheldencomic wirklich direkt umgesetzt. „Watchmen“ ist eine der wenigen Ausnahmen, es gibt auch noch ein paar Zeichentrickfilme, die sich ebenfalls eine bestimmte Vorlage aussuchen und diese ziemlich genau umsetzen. Die meisten Live-Action-Filme dieses Genre vermengen dagegen zumeist Elemente mehrerer Storylines oder Einzelgeschichten. „Batman Begins“ kombiniert beispielsweise Versatzstücke aus „Batman: Year One“, „Batman: The Man Who Falls“ und „Batman: The Long Halloween“, „The Dark Knight“ bedient sich der Comics „Batman: The Long Halloween“ und „Batman: The Killing Joke“ sowie „Batman 1“ aus dem Jahr 1940, während man in „The Dark Knight Rises“ Versatzstücke aus „Batman: The Dark Knight Returns“, „Batman: Knightfall“ und „Batman: No Man’s Land“ findet. Zumindest in dieser Hinsicht ist die Nolan-Trilogie geradezu stereotyp für das Genre.

„Days of Future Past“ ist in diesbezüglich interessant, weil Bryan Singer eine ganz bestimmte Geschichte als alleinige Grundlage verwendete. Von dieser einen Geschichte benutzte er allerdings ausschließlich den Grundplot (dystopische Zukunft, Mutanten stehen kurz vor der Auslöschung durch die Sentinels, ein Mutant wird in die Vergangenheit geschickt, um einen Mord zu verhindern, der die dystopische Zukunft auslöst) sowie den Titel. Das ganze Drumherum ist allerdings radikal anders, weil das X-Men-Filmuniversum sich eben stark vor X-Men-Comicuniversum der 80er unterscheidet und eine genaue Umsetzung einfach nicht funktioniert hätte. „Days of Future Past“ ist eine freie Adaption, die es allerdings schafft, die Vorlage zu übertreffen; der Film bleibt dem Geist des Comics treu, macht die Geschichte aber gleichzeitig größer, emotionaler, epischer und holt schlicht alles aus dem Grundkonzept heraus, was man herausholen kann.
Sieger: Film

„Star Wars Episode III: Die Rache der Sith“ vs.
„Die Rache der Sith“

Drehen wir den Spieß doch einmal um. Romanadaptionen von Filmen sind zwar auch in Deutschland nicht wirklich eine Seltenheit, aber doch weitaus weniger verbreitet als im angloamerikanischen Raum, wo wirklich sehr viele Exemplare dieser Gattung erscheinen, von denen lediglich ein Bruchteil übersetzt wird. Romanadaptionen von Filmen (bzw. von Filmdrehbüchern, evtl. unter Einbeziehung von Rohschnitten, Konzeptzeichnungen etc.) genießen zumeist keinen allzu guten Ruf, da sie sich oft darauf beschränken, das Drehbuch nachzuerzählen, wobei sie eventuell noch ein paar geschnittene Szenen oder Gedanken der Charaktere einfügen. Das Problem dabei ist, dass sie auch der Narrative des Films sehr genau folgen und schnelle Szenenwechsel, Montagen etc. direkt umsetzen. Im Film können diese Wunder wirken, in einem Roman sind sie dagegen fehl am Platz.

Matthew Stovers Romanadaption von „Die Rache der Sith“ dagegen ist ein Idealbeispiel dafür, wie ein Roman zum Film sein sollte. Stover beschränkt sich nicht nur darauf, die Handlung nachzuerzählen und ein paar geschnittene Szenen zu integrieren, er nutzt gezielt die Stärken des Mediums Roman, da er ja auf die Stärken des Mediums Film (Musik, Optik etc.) verzichten muss. Stover lässt die Figuren reflektieren, geht detailliert auf ihre inneren Prozesse ein, konzentriert sich auf die Charaktere als Kern der Geschichte und scheut sich auch nicht davor, Dialoge abzuändern oder Dinge, die rein visuell sind, einfach auszulassen. Während der Film beispielsweise immer wieder nach Kashyyyk schneidet, unterlässt Stover dies, da die Schlacht um Kashyyyk zur eigentlichen Handlung kaum etwas beiträgt und vor allem als Fanservice fungiert („Hey, da ist Chewie“). Letztendlich sorgt Stover dafür, dass alles, was im Film nicht so ganz passt, nahtlos ineinander greift. „Die Rache der Sith“ erzählt nicht einfach nur die Geschichte des gleichnamigen Streifens, der Roman ergänzt den Film, wertet ihn auf und macht ihn logischer, verständlicher und nachvollziehbarer.
Sieger: Buch

„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ vs. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 und 2“
Ich bin seit meiner Grundschulzeit Harry-Potter-Fan; im Grunde habe ich die Bücher ziemlich genau im richtigen Alter entdeckt, um bei allem hautnah dabei zu sein; ich bin quasi mit Harry, Ron und Hermine zusammmen aufgewachsen, habe den Büchern und Filmen immer entgegengefiebert, war Teil des Fandoms etc.; tatsächlich bin ich acht Tage Jünger als Daniel Radcliff und habe am selben Tag Geburtstag wie Harry Potter und J. K. Rowling – das muss doch fast schon Schicksal sein. Leider ändert das alles nichts daran, dass ich von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ maßlos enttäuscht war. Nach dem ersten Lesen war das noch nicht der Fall, weil mich der Roman da noch fesseln konnte. Sobald ich allerdings über das Gelesene nachzudenken begann… Mit gefällt nicht, wie die Geschichte endet, mir gefällt nicht, wie sich die wichtigen Figuren entwickeln, und vor allem gefallen mir die massiven Logiklöcher und der furchtbar konstruierte Plot um die Deus-Ex-Heiligtümer absolut nicht. In meinen Augen ist der siebte Harry-Potter-Band als Abschluss der Reihe unwürdig.

Und dann ist da die zweiteilige Verfilmung, die einen Trend begründet hat, der immer noch anhält. Erfreulicherweise ist das Verhältnis zwischen Roman und Filmadaption hier ähnlich wie bei „Die Rache der Sith“: Die Adaption nutzt die Stärken des Mediums, um die Vorlage aufzuwerten. Zwar wird die Geschichte nicht besser oder logischer, aber der Film schafft es, viele der Schwächen ganz gut zu kaschieren und profitiert von der gelungenen Optik, der Musik, kleinen Änderungen und natürlich den grandiosen Schauspielern. Ralph Fiennes sorgt allein durch sein Spiel dafür, dass Voldemort im Film funktioniert, was er im Roman nicht tut. Trotz all seiner Schwächen gelingt es dem Film, mich emotional mitzureißen, was das Buch nicht schafft.
Sieger: Film

„Der Kunde hat immer recht“, „Stadt ohne Gnade“, „Das große Sterben“ und „Dieser feige Bastard“ vs. „Sin City“
Für gewöhnlich funktionier eine eins-zu-eins-Adaption kaum oder gar nicht. „Sin City“ ist gewissermaßen die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Es gibt wohl kaum einen Film, der so nahe an seiner Vorlage ist wie dieser. Natürlich, ein paar winzige Änderungen gibt es, hier eine Szene, die der Schere zum Opfer gefallen ist, da eine kleine Ergänzung, aber insgesamt folgt Robert Rodriguez‘ und Frank Millers Episodenfilm der Handlung der drei adaptiert langen und des einen kurzen Comics sehr genau, und das sowohl inhaltlich als auch optisch. Rodriguez heuerte dazu nicht nur Miller als Co-Autor und –Regisseur an, tatsächlich wurden die Comics als Storyboards verwendet und die meisten Dialoge und Einstellungen fast eins zu eins übertragen.

Was den Film so interessant macht ist, dass er trotz allem eine Eigendynamik entwickelt, die den Comics in dieser Form fehlt. Diese Eigendynamik entsteht, eigentlich ganz simpel, durch die clevere, nonlineare Anordnung der einzelnen Episoden. Die Comics erzählen jeweils eine Geschichte von Anfang bis Ende. Der Film schneidet die Geschichten in nicht chronologischer Ordnung ineinander, ohne sie zu verändern. Wir beginnen mit „Der Kunde hat immer recht“ als Prolog, gefolgt vom Anfang von „Dieser feige Bastard“. Es folgen „Stadt ohne Gnade“ und „Das große Sterben“, bevor der Film mit „Dieser feige Bastard“ und einem extra für den Film verfassten Epilog, der „Der Kunde hat immer recht“ und „Das große Sterben“ auf ironische Weise verbindet, endet. Das mag chronologisch nicht stimmen („Dieser feige Bastard“ spielt in seiner Gesamtheit vor allen anderen Geschichten), funktioniert dramaturgisch aber hervorragend. Der Extended Cut, der im Grunde aus vier separaten Kurzfilmen besteht, ist für Fans der Vorlage interessant, weil er fast alle geschnittenen Szenen des Comics enthält; Dynamik und Dramaturgie der Kinoversion gehen allerdings verloren.
Sieger: Unentschieden

„A Song of Ice and Fire“ vs. „Game of Thrones“
Hätte ich diese Liste vor etwa zwei Jahren angefertigt, wäre das Urteil für „Game of Thrones“ wohl anders ausgefallen, denn bis zur dritten Staffel war die Serie eine sehr gelungene Adaption mit ähnlichen Stärken wie Peter Jacksons Herr-der-Ringe-Verfilmung. Staffel 4 und 5 (besonders Staffel 5; ich bemühe ich, Spoiler für diese zu meiden und das Ganze auf allgemeine Aussagen zu beschränken) haben mich allerdings dazu gezwungen, dieses Urteil zu revidieren. Insgesamt muss man den Serienmachern zugestehen, dass besonders „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ enorm schwer zu adaptieren sind, weil die Handlung immer weiter zerfasert, King’s Landing als zentrale Örtlichkeit wegfällt und jede der Hauptfiguren im Grunde anfängt, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Dennoch: Gerade in Staffel 5, und in geringerem Maße auch in Staffel 4, haben Benioff und Weiss wirklich sehr viele sehr schlechte Entscheidungen getroffen. Staffel 4 hat immerhin noch einige Höhen, um die Tiefen auszugleichen, in Staffel 5 dagegen ist kaum noch etwas von George R. R. Martins Geschichte übrig geblieben. Man kann über Martin sagen, was man will, aber „A Song of Ice and Fire“ ist eigentlich immer nachvollziehbar, die Figuren handeln passend, die Abläufe sind in sich logisch, die aufgestellten Regeln werden befolgt und es gibt Wirkung und Ursache. Staffel 5 dagegen ist, gerade was die Drehbücher angeht, im Niveau sehr stark gesunken. Subplots wurde auf das Minimum reduziert, die Komplexität wird billigem Drama geopfert, die Handlungen der Figuren wirken an den Haaren herbeigezogen und die Schockmomente, für die GoT berühmt ist, die sich aber bisher logisch aus der Handlung ergaben, verkommen zum Selbstzweck. Staffel 5 entfernt sich insgesamt sehr weit von der Buchvorlage – das muss per se erst einmal nichts Schlechtes sein, aber leider hat sich nun erwiesen, dass Benioff und Weiss sehr viel schlechtere Geschichtenerzähler als George R. R. Martin sind. Ich hege aber nach wie vor die Hoffnung, dass sich GoT mit Staffel 6 wieder erholt.
Sieger: (Buch bzw. Bücher)

„The Hunger Games“ vs. „The Hunger Games“
Bei den Hunger-Games-Filmen handelt es sich um sehr werkgetreue Adaptionen. Ich habe seinerzeit den ersten Film gesehen, der mir ganz gut gefallen, mich aber nicht dazu gebracht hat, die Vorlage zu lesen – das habe ich erst im Zuge eines Uni-Seminars getan. Die Kenntnis der Vorlage hat allerdings für eine gesteigerte Wertschätzung der Filme gesorgt. Zwar hat Suzanne Collins interessante Ideen, allerdings schadet der Umstand, dass wir alles durch Katniss‘ Augen sehen, der Geschichte in meinen Augen. Während sie auch in den Filmen ohne Frage die Protagonistin ist, können diese es sich doch hin und wieder erlauben, sich von ihr lösen, Hintergründe zu beleuchten und die erzählte Welt plastischer zu gestalten. Hinzu kommt, dass ich Film-Katniss weitaus sympathischer finde als Buch-Katniss, was wohl auch mit Jennifer Lawrence zusammenhängt. Insgesamt würde ich sagen, dass die „Hunger Games“, ähnlich wie „Die Heiligtümer des Todes“, vom Medienwechsel und vor allem von den wirklich gut ausgewählten Schauspielern profitiert.
Sieger: Film (bzw. Filme)

„Vampire: The Masquerade“ vs. „Clan der Vampire“
Noch etwas eher Obskures zum Schluss. Außerhalb von Rollen- oder Computerspielkreisen ist das Pen & Paper-RPG „Vampire: The Masquerade“ nicht allzu bekannt, allerdings hat es einen meiner Meinung nach stark unterschätzten Einfluss auf die aktuelle Vampirlandschaft. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der heute fast schon selbstverständliche Konflikt zwischen Vampiren und Werwölfen nahm hier seinen Anfang. Für mich persönlich ist V:tM immer noch die beste Version des Vampir-Mythos, weil er im Grunde jede andere Version mit einschließt, einen grandiosen, komplexen und mythologisch sehr vielseitigen Hintergrund hat und weil man mit ihm im Grunde jede Art von Vampirgeschichte erzählen kann, vom romantischen Twilight-Verschnitt über ein Action-Szenario á la „Blade“ oder „Underworld“ bis hin zur klassischen Gothic Novel nach Bram Stoker oder der Anne Rice’schen Charakterstudie.

In den späten 90ern gab es eine kurzlebige Serienadaption namens „Clan der Vampire“ (im Original „Kindred: The Embraced“), die sich einiger grundlegender Aspekte (und Bezeichnungen) der Vorlage bediente. Allerdings zeigte sich schnell, dass die Serienmacher die Vorlage nicht verstanden hatten. Dass die komplexe Vampirpolitik vereinfacht wurde, hätte ich ja durchaus verziehen, aber weder Atmosphäre noch erzählerische Grundlage oder Thematik wurden in irgendeiner Form umgesetzt. „Clan der Vampire“ gleicht eher einer zweitklassigen Gangster-Serie, in der die Gangster halt Vampire sind. Das, was V:tM eigentlich ausmacht, der persönliche Horror, das Ringen um Menschlichkeit, die Konfrontation mit dem Tier im Inneren, wurde nicht im geringsten integriert, die Charaktere bleiben flache, uninteressante Stereotypen und die Gothic-Punk-Amtosphäre, auf die die Vorlage sehr viel wert legt (und die Beispielsweise in „Underworld“ zu finden ist), verzichtet „Clan der Vampire“ ebenfalls völlig. Setzen, sechs.
Sieger: Buch (bzw. RPG)

Ergebnis:
Buch: 5
Film: 3
Unentschieden: 2

(Anmerkung: Man könnte, wegen „Die Rache der Sith“, auch nach Vorlage und Adaption abrechnen, in dem Fall wäre es unentschieden mit 4:4:2).

Sin City: A Dame to Kill For

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Story:

Just Another Saturday Night
Marv (Mickey Rourke) wacht auf und kann sich ums Verrecken nicht erinnern, warum er von mehreren Leichen und einem Autounfall umgeben ist. Stück für Stück versucht er, zu rekonstruieren…

The Long Bad Night
Johnny (Joseph Gordon-Levitt) hat noch ein Hühnchen mit Senator Roark (Powers Boothe), dem mächtigsten Mann von Sin City, zu rupfen. Aus diesem Grund lässt er sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Politiker ein und lernt bald, dass man sich mit einem Roark nicht einfach so anlegt…

A Dame to Kill For
Dwight McCarthy (Josh Brolin) hat sein Leben halbwegs auf die Reihe gebracht, da meldet sich seine Ex-Freundin Ava (Eva Green) bei ihm und behauptet, ihr Ehemann Damien Lord (Marton Csokas) würde sie brutal misshandeln. Dwight geht dem nach und in der Tat deuten alle Anzeichen darauf hin. Er ahnt nicht, dass er sich in einem Netz aus Intrigen verfängt, in dem Ava keinesfalls das Opfer ist…

Nancy’s Last Dance
Nach Hartigans (Bruce Willis) Tod ertränkt Nancy (Jessica Alba) ihren Kummer in Alkohol und Rachephantasien. Sie braucht vier Jahre, um sich aufzurappeln, doch dann beschließt sie, dass Senator Roark bezahlen muss…

Kritik:
Es ist schon ein wenig lustig: Im Jahr 2014 sind zwei Fortsetzungen zu Filmadaptionen von Frank-Miller-Comics erschienen, in beiden spielt Eva Green eine Hauptrolle und beide sind keine Sequels oder Prequels im traditionellen Sinn, sondern winden sich um die Handlung des Erstlings herum. Es freut mich sagen zu können, dass „Sin City: A Dame to Kill For“ weitaus besser und unterhaltsamer ist als „300: Rise of an Empire“, auch wenn der zweite Ausflug in die Stadt der Sünde durchaus einige Probleme hat.
Betrachten wir erst einmal, wo und wie dieser Film innerhalb des Sin-City-Werkkomplexes einzuordnen ist. Zwei der Geschichten, „Just Another Saturday Night“ und „A Dame to Kill For“, basieren auf bereits veröffentlichen Comics, Erstere stammt aus dem Sin-City-Kurzgeschichtenband „Bräute, Bier und blaue Bohnen“ („Booze, Broads, & Bullets“), bei Letzterer handelt es sich um die zweite Sin-City-Miniserie, die unter diesem Namen in einem Band gesammelt wurde. Die anderen beiden Geschichten wurden von Frank Miller, der wie beim ersten Teil wieder als Co-Regisseur fungiert, extra für diesen Film geschrieben. Chronologisch ist die Einordnung der Geschichten nicht ganz leicht: „Just Another Saturday Night“ spielt parallel zu „That Yellow Bastard“, „A Dame to Kill for“ erzählt die Vorgeschichte von „The Big Fat Kill“ (in den Comics spielt die zweite Hälfte zeitgleich zu „The Hard Goodbye“, im Film scheint dies aber nicht der Fall zu sein). Sowohl „The Long Bad Night“ als auch „Nancy’s Last Dance“ spielen schließlich nach „That Yellow Bastard“, aber wohl vor „The Hard Goodbye“. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist nicht ganz einfach, alle Sin-City-Fragmente in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Beschäftigen wir uns nun mit dem eigentlichen Film. Inzwischen dürfte klar sein: Wer dem ersten Teil schon nichts abgewinnen konnte, wird mit dem zweiten sicher ebenfalls nicht glücklich werden. Im Grunde handelt es sich bei „Sin City: A Dame to Kill For“ nämlich um mehr vom Selben. Das ist auch eines der Probleme des Films: Der erste Teil war zur Zeit seines Erscheinens (vor allem optisch) etwas Neues und Beeindruckendes. Dieser Faktor fällt beim zweiten Teil weg, weil wir die Sin-City-Optik in der Zwischenzeit schon das eine oder andere Mal gesehen haben, man erinnere sich nur an Frank Millers missratene Adaption von „The Spirit“. Inhaltlich und stilistisch bleibt „A Dame to Kill For“ beim Altbekannten: Harte Kerle, gefährliche Femme Fatals, übertriebene, absolut nicht ernstzunehmende Gewalt und trocken-lakonische Kommentare. Rache ist nach wie vor ein wichtiges Thema. Und natürlich wimmelt es auch von Frank-Miller-Stilmitteln, allerdings funktionieren diese in einem Sin-City-Film mit Abstand am besten und sind weitaus weniger nervig als, sagen wir mal, in einem Batman-Comic. Und Millers doch eher fragwürdige Ansichten sind auch nicht so stark vertreten – vielleicht ist das auf den Einfluss von Robert Rodriquez zurückzuführen.
Waren bei Teil 1 die einzelnen Segmente alle in etwa gleich stark, sieht dies nun ein wenig anders aus. Am gelungensten ist eindeutig Dwights Geschichte, hier versammeln sich nicht nur die meisten alten Bekannten aus dem ersten Film, die Geschichte fügt sich am besten in die Reihe der bisherigen Segmente ein und die Figuren sind am interessantesten; wie auch in „300: Rise of an Empire“ ist Ava Green eines der gelungensten Elemente des Films. „Just Another Saturday Night“ und „The Long Bad Night“ sind ganz nett, „Nancy’s Last Dance“ dagegen ist eher suboptimal. Die Idee, Nancys Umgang mit Hartigans Tod zu zeigen ist durchaus gut, aber das Ganze resultiert dann schon wieder in einer Hausstürmung, an der Marv beteiligt ist. Darüber hinaus passt diese Geschichte nicht besonders gut zum ersten Film, in der Tat funktioniert sie am besten, wenn man davon ausgeht, dass es sich beim letzten Drittel des Segments um eine Wunschvorstellung von Nancy handelt.
Zum Schluss noch ein Wort zur Rezeption des Films: In den USA ist er sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum durchgefallen und kann wohl als Flop gelten. Im Grunde kommt „A Dame to Kill For“ gleichzeitig zu spät und zu früh, da das Interesse an einem weiteren Sin-City-Film nach neun Jahren Wartezeit merklich gesunken ist, es aber noch zu früh für Nostalgie ist.
Fazit: „A Dame to Kill For“ ist für Fans des ersten Teils durchaus zu empfehlen, ihm fehlt allerdings die Originalität des Vorgängers. Wer mehr aus der Stadt der Sünde möchte, ist durchaus gut bedient, wer etwas neues aus der Stadt der Sünde möchte, eher weniger.

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Siehe auch:
Sin City
300: Rise of an Empire
Holy Terror

300: Rise of an Empire

kinopoisk.ru
Story: Nicht nur die Spartaner kämpfen gegen die Perser. Parallel zur Schlacht um die Thermophylen stehen sich die Flotten von Athen und Persien gegenüber. Die Athener werden dabei von Themistokles (Sullivan Stapleton) angeführt, der zehn Jahre zuvor Dareios (Yigal Naor), den Vater des Perserkönigs Xerxes (Rodrigo Santoro) bei der Schlacht um Marathon getötet hat, während die Perser von der Griechin Artemisia (Eva Green) angeführt werden. In der Schlacht von Salamis stehen sich beide Widersacher schließlich zum letzten Gefecht gegenüber…

Kritik:
Die Filmadaption von Frank Millers „300“ ist der Inbegriff von „Style over Substance“, und gibt darüber hinaus ein formidables Guilty Pleasure ab. Einerseits war es angesichts des Erfolgs nur eine Frage der Zeit, bis „300“ in irgendeiner Form fortgesetzt wurde, andererseits gab es dafür allerdings verhältnismäßig wenig Möglichkeiten, da nun einmal fast alle Hauptfiguren am Ende des Films sterben. Vielleicht hätte man die Schlacht von Plataiai inszenieren können, mit der „300“ endet, allerdings entschied man sich schließlich für einen anderen Weg.
„300: Rise of an Empire“ ist nun weder Sequel noch Prequel, sondern beides zusammen. Die Handlung des Films erzählt sowohl die Vorgeschichte von „300“, spielt parallel dazu und endet danach. Da Zack Snyder nun verstärkt in die Verfilmung des DC-Universums eingebunden ist, fungierte er bei „300: Rise of an Empire“ nicht mehr als Regisseur, sondern nur noch als Produzent und Drehbuchautor. An seiner statt nahm Noam Murro im Regiestuhl platz. Abermals dient ein Comic von Frank Miller als Vorlage, dieses Mal der bisher unveröffentlichte „Xerxes“.
Letztendlich findet sich bei der 300-Fortsetzung erst einmal mehr vom Selben – kaum jemand hätte wohl so etwas wie Tiefgründigkeit, gelungene Dialoge oder gut ausgearbeitete Figuren erwartet. Stattdessen gibt es, wie schon im Vorgänger, blutige Kämpfe und eine dichte Atmosphäre. Wie bei Fortsetzungen üblich muss alles noch größer und opulenter sein. Dennoch lässt sich nicht leugnen: Während der 300-Look 2007 neu war, hat man sich inzwischen an ihn gewöhnt, nicht zuletzt, weil sich andere Filme und Serien, etwa „Spartacus“, eines ähnlichen Designs bedienen.
In einem Punkt ist „300: Rise of an Empire“ seinem Vorgänger allerdings eindeutig überlegen. Der von Rodrigo Santoro gespielte Xerxes, der auch in diesem Film wieder vorkommt, war und ist als Antagonist ziemlich langweilig. „Rise of an Empire“ enthüllt nun allerdings, dass Artemisia, dargestellt von Eva Green, die eigentliche Kraft hinter Xerxes‘ Thron ist. Als Schurkin des Films macht sie eine weitaus bessere Figur als der in Gold gewandete Gottkönig, vor allem natürlich wegen Eva Green, die beim spielen von Artemisia sichtlich Spaß hat. Die Drehbuchautoren haben ihr sogar einen tragischen Hintergrund verpasst, der zwar relativ klischeehaft ist, aber halbwegs gut funktioniert.
Ähnliches lässt sich leider nicht über Themistokles sagen: Sullivan Stapleton fehlt es an Gerard Butlers Charisma, die Figur ist schlicht uninteressant.
Neben diesen beiden Neuzugängen kehrt fast der gesamte Cast des Vorgängers in kleineren Rollen zurück, sowohl David Wenham als auch Lena Heady und Andrew Tiernan sind wieder zu sehen, um den Zuschauer daran zu erinnern, welche Fortsetzung er da anschaut. Darüber hinaus schaut der Film immer mal wieder bei den Thermophylen vorbei, er beginnt sogar damit, dass Xerxes Leonidas‘ Leiche köpft.
Obwohl „Rise of an Empire“ dem Design des ersten Films ziemlich treu bleibt, wurden doch die Fantasy-Elemente stark zurückgeschraubt. Von Xerxes‘ Goldbad in einem Rückblick einmal abgesehen sind sie nämlich kaum vorhanden, dieses Mal kämpfen ausschließlich Menschen für die persische Armee und keine Orks. Selbst Ephialtes wirkt weniger entstellt als noch in „300“. Gerade dies hat allerdings auch zur Folge, dass dem Sequel einiges vom Charme des Originals abgeht. Insgesamt ist die Action zwar noch blutiger, dafür aber weniger kreativ, was sich wiederum negativ auf das Gesamtbild auswirkt: Obwohl „Rise of an Empire“ nun wirklich kein langer Film ist – nur knapp über eineinhalb Stunden und damit eine Viertelstunde kürzer als „300“ – gibt es in der Mitte doch merkliche Längen, was bei einem Film dieses Genres einfach nicht sein sollte.
Die Filmmusik stammt dieses Mal vom holländischen Komponisten Tom Holkenborg (alias Junkie XL), einem weiteren Zögling von Hans Zimmer, der bereits für „The Dark Knight Rises“ und „Man of Steel“ zusätzliche Musik lieferte und wohl von Zack Snyder empfohlen wurde. Der Soundtrack klingt in der Tat wie „Man of Steel“, erweitert um einige exotische Elemente und den für in der Antike spielende Filme obligatorischen Klagegesang. Traurigerweise ist die Musik immer noch origineller als Tyler Bates‘ Score für „300“, allerdings nur ein wenig.
Fazit: Das Beste an „300: Rise of an Empire“ ist eindeutig Eva Green. Ansonsten: Wer mit „300“ schon nichts anfangen konnte, dem wird die Fortsetzung sicher nicht gefallen, wer nicht genug vom Stil des Erstlings bekommen kann, dem dürfte der Film zusagen, und wer „300“ nur „ganz nett“ fand, kann sich „Rise of an Empire“ eigentlich sparen, es sei denn, man ist Eva-Green-Fan.

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Wolverine: Weg des Kriegers

The-Wolverine
Story: Nach dem Tod von Jean Grey (Framk Janssen) hat sich Wolverine (Hugh Jackman) nach Kanada zurückgezogen und will nichts mehr von der Welt wissen. Erst der Besuch der rothaarigen Japanerin Yukio (Rila Fukushima) reißt ihn aus der Lethargie: Sie soll Logan nach Japan bringen, wo sein alter Freund Yashida (Hal Yamanouchi), dem er während des Zweiten Weltkriegs das Leben gerettet hat, im Sterben liegt. Yashida bietet Wolverine an, ihm seine Unsterblichkeit zu nehmen, was dieser jedoch ablehnt. Schon bald muss Wolverine allerdings feststellen, dass nichts so ist wie es scheint und dass er nicht nur nach Japan gekommen ist, um sich von einem Todgeweihten zu verabschieden. Er wird in ein Komplott verwickelt, in dem nicht nur Yashida, sondern auch dessen Enkelin Mariko (Tao Okamoto) und die mysteriöse Ärztin Dr. Green (Svetlana Khodchenkova) eine Rolle spielen. Und zu allem Überfluss versagen auch noch Logans Selbstheilungskräfte…

Kritik: Nach „X-Men Origins: Wolverine“, der bei Fans und Kritikern durchfiel, kommt mit „Wolverine: Weg des Kriegers“ nun, gedreht von Regisseur James Mangold, der zweite Solofilm des mit Klauen bestückten Mutanten. Die Story des Films orientiert sich an der vierteiligen Wolverine-Miniserie aus dem Jahr 1982 von Chris Claremont (Autor) und Frank Miller (Zeichner), wobei es sich um eine sehr lose Adaption handelt, die nur den Schauplatz sowie einige Ideen des Comics verwendet. Die Figuren des Films haben mit ihren Comicgegenstücken oftmals nur den Namen gemein.
Während „Wolverine: Weg des Kriegers“ keinesfalls optimal ist, ist Mangolds Film doch auf jeden Fall weitaus besser als „X-Men Origins: Wolverine“. Mangold und seine Drehbuchautoren Mark Bomback und Scott Frank vermieden, nicht zuletzt durch die Wahl der Vorlage, geschickt eine der größten Schwächen des ersten Wolverine-Solofilms: In diesem traten so viele Mutanten wie nur möglich auf, völlig egal, ob diese nun passten oder nicht. Gerade Figuren wie Gambit oder Deadpool sind enorm beliebt, und die Fans reagierten äußerst ungehalten darauf, dass ihre Lieblinge derartig verheizt wurden. „Wolverine: Weg des Kriegers“ dagegen wirkt weitaus stringenter, eben gerade weil nicht so viele Charaktere ins Script gequetscht wurden.
Alles in allem ist der Film weitaus kleiner und persönlicher als viele andere Comicverfilmungen, es werden keine Städte in Schutt und Asche gelegt oder ähnliches. „Weg des Kriegers“ ist immer dann am stärksten, wenn er sich auf seine Hauptfigur konzentriert, was vor allem in der ersten Hälfte des Films der Fall ist. Logans Trauma wird sehr gut dargestellt und kommt glaubwürdiger rüber als beispielsweise Tony Starks Probleme in „Iron Man 3“. Nach so vielen Jahren weiß Hugh Jackman einfach, was er tun muss, um in seiner Paraderolle zu überzeugen.
Darüber hinaus sind Setting und Action durchaus abwechslungsreich und amüsant. Mangold versteht es auch, die zweite große Schwäche von „X-Men Origins: Wolverine“ zu vermeiden, der mitunter schlichtweg dröge und langweilig war. „Weg des Kriegers“ hat durchaus auch ruhigere Momente, die allerdings nicht zu Lasten der Spannung gehen.
Das Hauptproblem des Films sind die Schurken, die fürchterlich blass bleiben. Der eigentlich Strippenzieher, der am Schluss zum Silver Samurai wird (wobei er von seinem Comicgegenstück lediglich den Namen hat) taucht kaum auf und Dr. Green alias Viper ist ebenfalls ziemlich uninteressant – zu wenig wird über Charakter und Motivation enthüllt, und darüber hinaus schafft es Svetlana Khodchenkova auch nicht, ihre Figur interessant darzustellen; sie dient in erster Linie als schurkisches Eye-Candy. Die restlichen Figuren, mit Ausnahme des Titelhelden, sind leider ebenfalls nicht hinreichend ausgearbeitet, vor allem, wenn man Mariko mit ihrem Gegenstück aus dem Comic vergleicht. Die Romanze mit Wolverine wirkt recht erzwungen. Am meisten Potential besitzt noch die von Rila Fukushima dargestellte Yukio, die meinetwegen gerne in weiteren, wie auch immer gearteten X-Men-Filmen auftauchen dürfte. Leider ist auch die Story recht vorhersehbar, was dem Unterhaltungswert allerdings nicht nachhaltig schadet.
Zum Schluss noch ein Wort zur Kontinuität: Die X-Men-Filme sind diesbezüglich nicht gerade ein Musterbeispiel. „X-Men: First Class“ schien „X-Men: Der letzte Widerstand“ und „X-Men Origins: Wolverine“ direkt zu ignorieren, und selbst mit den ersten beiden Filmen gab es einige Probleme. „Wolverine: Weg des Kriegers“ wiederum scheint alles miteinzubeziehen. Es ist als direkte Fortsetzung zu „Der letzte Widerstand“ konzipiert und es gibt sogar ein, zwei Anspielungen auf den ersten Wolverine-Film, während die Szene im Abspann bereits als früher Teaser zum nächsten Jahr erscheinenden „X-Men: Days of Future Past“, dem Sequel zu „X-Men: First Class“, zu verstehen ist. Besagter Film markiert Bryan Singers Rückkehr als Regisseur zum Franchise und soll wohl, mithilfe von Zeitreisen, auch sämtliche Kontinuitätsprobleme lösen. Man darf gespannt sein.
Fazit: Unterhaltsamer, geradliniger Actionfilm mit toll aufgelegtem Hugh Jackman, der allerdings einige Schwächen bezüglich der Schurken und Nebenfiguren aufweist.

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Siehe auch:
X-Men
X-Men: First Class

Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

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Story: Die Situation beginnt zu eskalieren. Zwar konnte Batman (Peter Weller) die Mutanten und Two-Face besiegen, doch der Joker (Michael Emerson), inspiriert von Bruce Waynes Rückkehr ins Fledermauskostüm, schickt sich ebenfalls an, alte Gewohnheiten wieder aufzunehmen. Darüber hinaus ist die neue Leiterin der Polizei von Gotham, Ellen Yindel (Maria Canals Barrera), Batman weitaus weniger wohlgesonnen als der inzwischen im Ruhestand befindlichen James Gordon (David Selby). Und schließlich beginnt auch der Präsident der Vereinigten Staaten (Jim Meskimen), sich für den Dunklen Ritter zu interessieren: Sollte Batman außer Kontrolle geraten, hat er noch ein Ass im Ärmel, ein Ass mit einem roten „S“ auf der Brust (Mark Valley)…

Kritik: Im zweiten Teil der Verfilmung von Frank Millers bahnbrechender Graphic Novel „The Dark Knight Returns“ setzten sich viele Merkmale, egal ob positiv oder negativ, des ersten Teils fort: Der Animationsstil ist derselbe, die Sprecher der Figuren bleiben dieselben (neue Figuren natürlich ausgenommen) etc.
Dennoch gibt es, der Vorlage geschuldet, bezüglich Tempo und Inhalt einige Veränderungen. Während sich die Handlung des ersten Teils (bzw. der ersten Hälfte der Vorlage) noch eher gemächlich bewegte und auf Gotham konzentrierte, wird es im zweiten Teil lauter, schneller und die Welt wird größer – u.a. absolvieren Superman und Green Arrow Auftritte, und das Auftauchen des Jokers sorgt immer für Furore.
Nach wie vor folgt die Adaption dem Verlauf sehr genau, auch wenn nach wie vor die inneren Monologe des Titelhelden fehlen und die Mediensatire und -kritik noch weiter zurückgefahren wird. Dafür sind einige Handlungsverläufe im Film nachvollziehbarer und ausführlicher dargestellt, etwa die Auseinandersetzung Batmans und des Jokers auf dem Jahrmarkt oder die Situation nach dem atomaren Anschlag – vor allem bei Letzterem sind Atmosphäre, Auswirkungen und Emotionen der Betroffenen im Film schlicht besser umgesetzt als im Comic. In diesem Zusammenhang entschlossen sich die Macher, die Rollen von Gordon und Green Arrow ein wenig auszudehnen, was ebenfalls positiv auffällt.
Sehr gelungen ist die Auseinandersetzung zwischen Batman und Superman, die ebenfalls ein wenig mehr Platz findet. Das Verhältnis der beiden ikonischsten Figuren von DC-Comics wurde hier sehr gut dargestellt. Ganz allgemein war Millers Beschreibung ihrer Beziehung in „The Dark Knight Returns“ wegweisend. Zuvor wurden sie zumeist als „Superfreunde“ dargestellt. Hier jedoch sind sie Männer mit sehr verschiedenen Weltsichten, die sich dennoch gegenseitig sehr respektieren. Ironischerweise gelang es Miller in späteren Werken nicht wieder, an diese gelungene Darstellung anzuknüpfen: In „The Dark Knight Strikes Again“ und „All-Star Batman“ verkommt Superman zum Volldepp, der von Batman nach Belieben manipuliert wird. Zwar mag ich Batman lieber als Superman, aber diese Darstellung hat der Mann aus Stahl nun wirklich nicht verdient.
In Bezug auf die Sprecher fällt das Urteil ähnlich aus wie beim ersten Teil. Nach wie vor finde ich Peter Weller als Batman recht ungeeignet. Die Neuzugänge zu passend, aber nicht herausragend. Michael Emerson ist ein guter Joker, bleibt aber hinter Mark Hamill und John DiMaggio zurück. Ganz ähnlich verhält es sich mit Mark Valley und seinen DCAU-Counterparts Tim Daly und George Newbren.
Fazit: Durchaus gelungener zweiter Teil der sehr vorlagengetreuen Verfilmung mit ähnlichen Stärken und Schwächen wie der erste Teil.

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Siehe auch:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Superman/Batman: Public Enemies
Justice League: Crisis on Two Earths
Batman: Under the Red Hood
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1

Batman: The Dark Knight Returns Teil 1


Story: Zehn Jahre sind vergangen, seit Batman (Peter Weller) zum letzten Mal gesichtet wurde. Der siebzigjährige Comissioner Gordon (David Selby) steht kurz vor dem Ruhestand, während der ebenfalls gealterte Bruce Wayne nicht mehr weiß, was er mit sich anfangen soll und in Autorennen sein Leben scheinbar sinnlos riskiert. Allerdings ist die Lage in Gotham City schlimmer als zuvor. Wegen einer Bande, die sich als „Die Mutanten“ bezeichnet, steigt die Kriminalität immer weiter an. Als dann auch noch der scheinbar geheilte Harvey Dent (Wade Williams) kurz nach seiner Entlassung verschwindet und wieder als Two-Face aktiv wird, legt auch Bruce Wayne noch einmal Umhang und Maske an, um als Dunkler Ritter für Ordnung zu sorgen. Doch trotz seines Sieges über Dent stellt sich angesichts der Mutantenbedrohung schon bald die Frage, ob ein gealterter Batman den neuen Gefahren Gothams gewachsen ist…

Kritik: Frank Miller ist einer der beliebtesten und zugleich gehasstesten Autoren, der je für Batman geschrieben hat. Sein „Frühwerk“ wird unter Fans und Kennern generell sehr geschätzt und ohne ihn wären Batman und Daredevil sicher nicht so erfolgreich und beliebt, wie sie es sind. In den 90ern begann Miller allerdings damit, „Sin City“ zu schreiben. Während auch diese Serie noch sehr beliebt ist und ich sie ebenfalls schätze, beginnt doch damit das Problem: Frank Miller hat nie wieder damit aufgehört, „Sin City“ zu schreiben. Natürlich, gewisse Tendenzen und Parallelen gab es schon in seinen vorherigen Werken, aber alles, was er ab den späten 90ern geschrieben hat, ist praktisch „Sin City“ in anderem Gewand, selbst wenn es sich dabei um die Geschichte des Spartaners Leonidas handelt. Erschwerend hinzu kommt, dass sein Spätwerk mitunter äußerst abstrus ist. Bei „All-Star Batman and Robin the Boy-Wonder“, „The Dark Knight Strikes Again“, aber auch seine Regiearbeit „The Spirit“ scheint sich Miller hauptsächlich darauf zu konzentrieren, das Vorlagenmaterial zu dekonstruieren und ad absurdum zu führen, wobei er allerdings die Geschichte, die er erzählen will, völlig aus den Augen verliert. Ich gebe zu, für „All-Star Batman“ habe ich eine gewisse Schwäche (nicht zuletzt wegen Jim Lees fantastischen Zeichnungen), was aber nichts daran ändert, dass diese Miniserie mitunter äußerst dämlich ist. Insofern ist es schön, durch die DCUAOM-Adaption von „The Dark Knight Returns“ an Millers glorreiche Tage erinnert zu werden. „The Dark Knight Returns“ gilt als Millers einflussreichstes und bestes Werk – Ersteres lässt sich nicht bestreiten, ich persönlich ziehe allerdings „Batman: Year One“ vor – und führt nach wie vor viele Batman- und sogar Comichitlisten an. Gerade in diesem Jahr wurde „The Dark Knight Returns“ wieder sehr interessant, da es auch eine der wichtigsten Inspirationsquellen für „The Dark Knight Rises“ ist. Konsequenterweise entschied man sich, diese doch sehr komplexe Graphic Novel zweiteilig zu verfilmen und erfreulicherweise ist der erste Teil der Verfilmung auch hierzulande erschienen (was sicherlich mit dem Nolan-Finale zusammenhängt), nachdem die beiden vorangegangenen DCUAOMs „Justice League: Doom“ und „Superman vs. the Elite“ das leider nicht geschafft haben.
Wie schon bei der Adaption von „Year One“ ist der Stil eine Mischung des „normalen“ DCUAOM-Stils (in Reinform zu sehen in „Justice League: Crisis on Two Earths“) und den Zeichnungen der Vorlage. Vor allem in Bezug auf das Figurendesign orientierte man sich stark an den Bildern Frank Millers, wir haben es hier mit einem sehr bulligen Batman zu tun. Ich muss zugeben, mit Millers Batman-Design (extrem bulliger Batman mit winzigen Ohren) war ich nie ganz zufrieden, aber zur vorlagentreuen Adaption gehört das eben dazu.
Die Farbgebung ist ein wenig kräftiger und wirkt alles in allem nicht ganz so „dreckig“ und rau wie in der Vorlage. Sehr schön gelungen ist das Miller-typische Spiel mit den Schatten, das an manchen Stellen auch ein wenig an die nicht minder gelungene Animationsarbeit von „Batman: The Animated Series“ erinnert.
Handlungstechnisch wurde die Graphic Novel sehr genau adaptiert, allerdings gibt es dennoch einige Unterschiede. Die Medienpräsenz etwa wurde zurückgefahren – in der Vorlage wurde die Handlung fast ständig von Medienreaktionen auf die aktuelle Lage, Batmans Rückkehr etc. unterbrochen, was im Film auf das Nötigste reduziert wurde. Einerseits geht dadurch natürlich ein wenig an Hintergrund und Tiefe sowie satirischem Element verloren, andererseits hilft diese Reduzierung allerdings auch dabei, die Geschichte etwas stringenter zu gestalten.
Die zweite Änderung betrifft die bei Frank Miller häufig anzutreffenden inneren Monologe. Während diese in der Verfilmung von „Year One“ direkt übernommen wurden, fehlen sie in Dark-Knight-Returns-Adaption völlig – ein wenig ironisch, wenn man bedenkt, dass es diese Graphic Novel war, die dieses Stilmittel unter Comicschaffenden wirklich populär gemacht hat. Nur an zwei Stellen im Film hört man eine Stimme aus Batmans Kopf, die allerdings eine Neuinterpretation darstellt, die in der Vorlage nicht vorhanden war. Es scheint sich dabei nämlich nicht um Bruce Waynes, sondern explizit um Batmans Stimme zu handeln, was den Eindruck einer multiplen Persönlichkeit verstärkt. Das ist zweifellos interessant, allerdings offerierten gerade die inneren Monologe Batmans, in denen er über sein Handeln reflektiert, eine charakterliche Tiefe, die im Film ein wenig fehlt.
Erwähnenswert sind noch kleiner Umstrukturierungen, so wurde etwa das erste Gespräch zwischen dem Präsidenten und Superman gestrichen (oder auf den zweiten Teil verschoben) und das „Erwachen“ des Jokers wurde an das Ende dieses ersten Teils gesetzt, was zu einer grandiosen Schlussszene führt.
Das größte Manko dieser Adaption sind leider die Sprecher. Keiner davon ist wirklich schlecht, allerdings hat man im Rahmen der diversen Zeichentrickfilme und -serien aus dem DC-Universum einfach schon viel Besseres gehört. Während Ariel Winter als Carrie Kelley/Robin zu überzeugen weiß, lässt sich dies über David Selbys Comissioner Gordon leider nicht sagen. Auch Wade Williams‘ Harvey Dent bleibt leider weit hinter Richard Moll („Batman: The Animated Series“), Troy Baker („Batman: Arkham City“) oder Aaron Eckhart („The Dark Knight“) zurück und schafft es nicht, einen Akzent zu setzen. Unglücklicherweise trifft Ähnliches auch auf Peter Weller als Batman/Bruce Wayne zu. Gerade weil die Dualität zwischen Bruce Wayne und Batman stärker betont wird, hätte es sich angeboten, einen stärkeren stimmlichen Kontrast zwischen den beiden Identitäten des Helden zu schaffen. So ist Peter Weller als Bruce Wayne zwar recht gut, enttäuscht aber als Batman – Kevin Conroy (der in „Batman Beyond“ bewiesen hat, dass er einen älteren Bruce Wayne ebenfalls grandios vertont) oder Michael Ironside (der in der B:TAS-Folde „Legends of the Dark Knight“ den Miller-Batman gesprochen hat) wären in meinen Augen eine bessere Wahl gewesen.
Fazit: Vor allem optisch durchaus ansprechende Verfilmung, die dem Klassikerstatus der Vorlage allerdings nicht gerecht wird und deren Sprecher leider nicht völlig zu überzeugen wissen. Im Großen und Ganzen jedoch mehr als annehmbar, wenn auch etwas schwächer als „Batman: Year One“ und „Batman: Under the Red Hood“.

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Batman: The Dark Knight Returns Teil 2