Story: Im Jahr 1983 erwacht der erste Mutant En Sabah Nur alias Apocalypse (Oscar Isaac), ein uraltes und gottgleiches Wesen aus dem alten Ägypten, um die Erde nach seinen Vorstellungen umzuformen. In den Mutanten Psylocke (Olivia Munn), Storm (Alexandra Shipp), Angel (Ben Hardy) und Magneto (Michael Fassbender) findet er Verbündete. Magneto sorgt allerdings dafür, dass sowohl Mytique (Jennifer Lawrence), als auch Charles Xavier (James McAvoy) und Hank McCoy (Nicholas Hoult) auf Apocalypse aufmerksam werden. Und so muss sich eine neue X-Men-Generation, u.a. bestehend aus Jean Grey (Sophie Turner), Cyclops (Tye Sheridan), Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee), Quicksilver (Evan Peters) En Sabah Nur entgegenstellen, um die Welt vor ihm zu retten…
Kritik: Im zweiten Akt von „X-Men: Apocalypse“ besuchen einige der jungen Mutanten eine Kinovorstellung von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ und streiten sich darüber, welcher Star-Wars-Film der Beste ist. Während sie sich diesbezüglich nicht auf Episode IV oder V einigen können, sind sie doch alle der Meinung, dass der dritte Teil der Schlechteste ist. Primär sollte dieser Kommentar wahrscheinlich als Seitenhieb auf Brett Rattners ungeliebten „X-Men: The Last Stand“ verstanden werden, ironischerweise lässt er sich allerdings auch auf „Apocalypse“ anwenden, da es sich hierbei um den dritten Teil der zweiten X-Men-Trilogie handelt. Und leider trifft er zu. Während „Apocalypse“ keinesfalls wirklich schlecht ist, hat er doch einige Schwächen, die dafür sorgen, dass er hinter „Days of Future Past“ und „First Class“ zurückbleibt.
Diese Probleme betreffen vor allem Apocalypse und Magneto. Ersteren fand ich zugegebenermaßen schon in den Comics und Zeichentrickserien nicht besonders interessant, wenn es um gottgleiche Erzschurken geht, ziehe ich persönlich Darkseid oder Thanos vor. Oscar Isaac spielt ihn hier zwar keinesfalls schlecht, er und Bryan Singer schaffen es für mich aber auch nicht, En Sabah Nur wirklich als mitreißenden und einnehmenden Schurken zu inszenieren. Magneto wird von Michael Fassbender natürlich nach wie vor grandios dargestellt, seine Charakterentwicklung erweist sich hier allerdings als ziemlich repetitiv. Der arme Mann muss schon wieder eine Familie verlieren und schon wieder treibt ihn das zur Rache und zum Bösen – sein Handlungsstrang in diesem Film wird der Figur leider nicht gerecht. Ich hätte es weitaus interessanter gefunden, wenn Xavier zu einem von Apocalypses Reitern geworden wäre und Magneto dann die X-Men hätte anführen müssen, ähnlich wie es in der Comicvorlage „Age of Apocalypse“ (mit der dieser Film ohnehin kaum Gemeinsamkeiten hat) der Fall war. Leider bleiben auch die anderen drei Reiter der Apokalypse ziemlich blass, obwohl sie optisch definitiv eine gute Figur machen.
Neben Magnetos Handlungsstrang gibt es noch zwei weiteree Element aus den bisherigen Filmen, das sich hier unnötigerweise wiederholen. Da wäre der Ausflug nach Kanada, der zum Plot eigentlich nichts beiträgt und nur deshalb im Film ist, um einen bestimmten Cameo-Auftritt unterzubringen, den der letzte Trailer ohnehin schon gespoilert hat. Und: Die X-Men müssen schon wieder als Team zusammenfinden. Beides raubt dem Film Zeit, die er auf ein besseres Ausspielen der Charakterdynamik und eine bessere Ausarbeitung der Schurken hätte verwenden können. Allerdings fand ich die diversen Cast-Neuzugänge sehr gelungen und es war schön, mal wieder den X-Men-Schulalltag zu sehen – gerne mehr davon. Überhaupt ist es herrlich, wie sehr die verschiedenen Darsteller in ihren Figuren aufgehen und wie mühelos und natürlich sie sie verkörpern.
Für „Apocalpyse“ spricht ebenfalls, dass der Film enorm kurzweilig ist und die zweieinhalb Stunden wie im Flug vergehen. Im Gegensatz zu den frühen X-Men-Filmen scheint Singer nun auch keine Angst mehr zu haben, die Comicursprünge seiner Figuren und der Welt des Films offen darzustellen: Optisch waren die X-Men kaum je näher an der Vorlage. Auch bezüglich der Action wird einiges aufgefahren. Zwar legen hier Superschurken schon wieder Großstädte in Schutt und Asche, aber immerhin ist das Zentrum der Verwüstung keine amerikanische Großstadt und En Sabah Nur baut auch einen Ersatz (gewissermaßen). Zu den Highlights gehören außerdem definitiv jede Szene, in der Quicksilver zu sehen ist, sowie das Finale, das zwar die emotionale Tiefe des Gegenstücks aus „Days of Future Past“ vermissen lässt, aber gerade uns Comicfans eine Andeutung dessen gibt, was in „The Last Stand“ gefehlt hat. Wenn Singer sich nun endlich einmal dazu durchringen könnte, uns auch noch einen Team-Shot á la Avengers mit passender thematischer Untermalung zu geben. Apropos: Der Score, abermals komponiert von John Ottman, ist besser als der von „Days of Future Past“, bleibt aber über weite Strecken leider immer noch ziemlich anonym und uninspiriert.
Fazit: „X-Men: Apocalypse“ ist trotz seiner Länger ein kurzweiliger Superheldenfilm, kommt aber an die beiden Vorgänger nicht heran und bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück, weil er zu viele Elemente aus den anderen Filmen der Reihe wieder aufgreift.
Siehe auch:
X-Men: First Class
X-Men: Days of Future Past