Solo: A Star Wars Story – Ausführliche Rezension

Spoiler!
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Und wieder mal einer dieser Filme, bei dem die Produktion fast spannender ist als das, was man auf der Leinwand sieht. „Solo: A Star Wars Story“ schafft es, „Rogue One“ bezüglich problematischer Postproduktion spielend zu übertrumpfen. Ursprünglich sollten Phil Lord und Chris Miller, ihres Zeichens Regisseure von „The Lego Movie“, das Drehbuch von Lawrence Kasdan und seinem Sohn John umsetzen, doch es kam zu kreativen Differenzen, weshalb Kathleen Kennedy die beiden Regisseure feuerte und stattdessen Ron Howard („A Beautiful Mind“, „The Da Vinci Code“) anheuerte, um große Teile des Films neu zu drehen. Howard ist ein Regisseur, der als äußerst kompetent gilt, dem es aber gemeinhin an „Inspiration“ fehlt – er gilt als Handwerker. Ich persönlich hatte ziemlich niedrige Erwartungen an „Solo“, einerseits wegen des ganzen Dramas, andererseits aber auch, weil Han Solo nie eine Figur war, für die mein Herz besonders schlägt. Nicht, dass er mich irgendwie gestört hätte, ich hatte aber auch nie das Bedürfnis, mich in größerem Ausmaß mit ihm auseinanderzusetzen. Ich habe auch nie die alten Han-Solo-Romane von Brian Daley oder A.C. Crispin gelesen. Dementsprechend war nicht nur meine Erwartungshaltung recht gering, sondern auch mein Interesse. Umso erstaunlicher ist letztendlich, wie gut mir „Solo: A Star Wars Story“ gefallen hat – ich habe den Film tatsächlich als weitaus angenehmer und weniger frustrierend wahrgenommen als „Die letzten Jedi“. Das soll nicht bedeuten, dass Disneys zweites Spin-off frei von Problemen wäre, im Gegenteil. Dennoch hat es meine (geringen) Erwartungen übertroffen.

Handlung und Ton
Der jung Han (Alden Ehrenreich) möchte mit seiner Freundin Qi’ra (Emilia Clarke) dem kriminellen Bandentum seiner Heimatwelt entkommen, was durch einen besonderen Coup auch beinahe gelingt. Während Han noch durch die imperialen Kontrollen kommt, wird Qi’ra aufgegriffen. Han schwört, eines Tages nach Corellia zurückzukehren und sie zu befreien; vorerst schließt er sich aber dem Imperium an, um Pilot zu werden. Wegen seines unkooperativen Wesens landet aber allerdings bei den Bodentruppen und muss auf Mimban in den Schützengräben ausharren. Dort trifft er auf den Dieb Tobias Beckett (Woody Harrelson) und seine Gefährtin Val (Thandie Newton), die sich als Imperiale ausgeben und versucht, sich ihnen anzuschließen, was ihm auch gelingt, nachdem er den Wookiee Chewbacca (Joonas Suotamo) befreit hat.

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Han (Alden Ehrenreich) und Chewie (Joonas Suotamo)

Ihr erstes gemeinsames Vorhaben bringt die neue Gang nach Vandor-1, wo sie Coaxium aus einem Zug stehlen wollen. Doch die mysteriöse Enfys Nest (Erin Kellyman) und ihre Plünderer haben es auf das selbe Ziel abgesehen. Letztendlich misslingt der Überfall und kostet Val das Leben. Derweil müssen sich Han, Chewie und Beckett vor dem Gangsterboss Dryden Vos (Paul Bettany), Becketts Auftraggeber, rechtfertigen. Überraschenderweise trifft Han bei Vos seine alte Jugendliebe Qi’ra wieder, die nun für den Anführer des Verbrechersyndikats Crimson Dawn arbeitet. Schnell wird ein Ersatzplan festgelegt: Um doch noch an Coaxium kommen zu können, muss es von Kessel gestohlen werden. Doch dazu ist ein besonderes Schiff nötig: Der Millenium Falke. Dieser befindet sich im Besitz des Schmugglers Lando Calrissian (Donald Glover), der überzeugt werden kann, an der Aktion teilzunehmen. Qi’ra, Han, Lando, Chewie und Beckett begeben sich also nach Kessel, nicht wissend, welche Gefahren noch auf sie lauern…

Im Grunde grenzt es schon an ein Wunder, wie kohärent „Solo: A Star Wars Story“ bei dem ganzen Drama hinter den Kulissen letztendlich ausgefallen ist. Ob bzw. wie viele Überreste es von Lords und Millers Version im fertigen Film gibt, lässt sich nur schwer sagen. Es gibt ein paar Szenen, die gerade bezüglich des Humors etwas geerdeter bzw. Star-Wars-untypisch wirken, etwa die Unterhaltung über Landos Capes – gerade dabei könnte es sich um Überbleibsel handeln. Nach den Beschreibungen scheinen Lord und Miller „Solo“ eher in die Richtung von „Guardians of the Galaxy“ gerückt zu haben. Um ehrlich zu sein kann ich die Entscheidung von Lucasfilm hier durchaus gut nachvollziehen. Tatsächlich funktionieren Gags wie die Cape-Szene, aber mehr als aktuell vorhanden sind hätten dem Film in meinen Augen eher geschadet. Ohnehin kann gerade bei Star Wars zu viel Meta-Humor und -Kommentar durchaus schädlich sein, wie Episode VIII bewiesen hat.

Allerdings muss auch gesagt werden, dass „Solo“ in dieser Hinsicht dann wieder zu sehr in die andere Richtung ausschlägt. Dem Film haftet, wohl auch durch die extrem umfassenden Nachdrehs, eine gewisse Beliebigkeit an, zu sehr reiht sich Set-Piece an Set-Piece. Für sich gesehen ist keines davon wirklich schlecht, aber gerade den frühen, etwa der Zugüberfall, mangelt es ein wenig an Spannung. Positiv hervorheben möchte ich allerdings das Duell zwischen Qi’ra und Dryden Vos am Ende, das als quasi-Lichtschwertduell eine ziemlich gute Figur macht.

Altes Trio
Drei bereits bekannte Figuren stehen zumindest theoretisch im Zentrum dieses Films: Han Solo, Lando Calrissian und Chewbacca. Alle drei werden dabei nicht mehr von ihren jeweiligen Darstellern aus der OT gespielt, sondern von drei weitaus jüngeren Schauspielern. Joonas Suotamo als Chewie doubelte bereits für Peter Mayhew in „Das Erwachen der Macht“ und übernahm die Rolle für „Die letzten Jedi“ vollständig, da ist es nur natürlich, dass er nun auch in „Solo“ diese Rolle spielt. Ohnehin dürfte Chewie für die meisten eher unproblematisch sein. Han und Lando sind da schon ein wenig kritischer.

Dem Lob, das Donald Glover als Billy Dee Williams‘ Nachfolger (bzw. Vorgänger, wenn man es chronologisch betrachtet) zugesprochen wird, kann ich mich definitiv und rückhaltlos anschließen; Glover ist einfach grandios in der Rolle und stiehlt jede Szene, in der er auftaucht.

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Lando (Donald Glover)

Alden Ehrenreich dagegen weiß nicht sofort zu überzeugen, zumindest mir fiel es immer wieder schwer, ihn auch tatsächlich als Han Solo zu sehen. Dabei spielt er keinesfalls schlecht, aber einerseits ist die Rolle so sehr mit Harrison Ford verwachsen und andererseits kann Ehrenreich bei weitem nicht so mühelos wie Glover in die Haut seiner bereits ausgiebig etablierten Figur schlüpfen. Man gewöhnt sich aber im Verlauf des Films an ihn und er funktioniert.

Gerade was diese drei Figuren angeht, geht „Solo: A Star Wars Story“ im Grunde fast keinerlei Risiken ein. Lando und Chewie werden genauso dargestellt, wie man das erwarten würde, sie sind im Grunde dieselben wie immer. Han bekommt eine Entwicklung spendiert. Vor allem zu Beginn ist er relativ blauäugig, um im Verlauf des Films dann von seinem Teilzeitmentor Beckett und seiner Freundin Qi’ra, die ihn beide auf ihre Weise verraten, zu lernen, dass er niemandem vertrauen sollte. „Solo“ fällt es nicht ganz leicht, zwischen dem egoistischen Han, den wir zu Beginn von „Eine neue Hoffnung“ kennen lernen, und dem späteren Helden zu vermitteln. Obwohl der Film eigentlich nur Ersteren darstellen sollte, kann er es nicht lassen, Letzteren bereits vorwegzunehmen.

Darüber hinaus ist der Titelheld mitunter jedoch fast schon zweitrangig, da er von diversen anderen Aspekten des Films überschattet wird. Rein formal ist Han natürlich der Protagonist, als Zuschauer folgen wir seinem Weg und es werden auch alle wichtigen Stationen abgearbeitet (und das auch zumeist in gelungenen und überzeugenden Szenen): Das erste Treffen mit Chewie, die Begegnung mit Lando, der Kessel-Run und schließlich das berühmte Sabacc-Spiel um den Millenium Falken. Und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, hier nicht unbedingt Han Solos Story zu sehen, sondern eine Story, in die Han Solo eher zufällig hineingeraten ist und die wir letztendlich nur aus seiner Perspektive wahrnehmen.

Neue Figuren und Konzepte
Star Wars war schon immer ein wildes Genre-Gemisch: Märchen/Fantasy/Mythos trifft Science Fiction, versehen mit ein wenig Western hier, ein wenig Samuraigeschichte dort und das alles angereichert mit etwas Kriegsfilm und ein wenig fernöstlich anmutender Spiritualität. Schon das alte Erweiterte Universum kippte die Balance der Genremischung ganz gerne, und die Spin-offs setzen diese Tradition fort. Wo „Rogue One“ vornehmlich den Kriegsfilmaspekt aufgriff und ausbaute, wildert „Solo“ im Western- und Gangster-Milieu. Wie oben beschrieben sind die Figuren, die wir bereits kennen, im Grunde dieselben geblieben – selbst Han ist heroischer, als man erwarten würde, auch wenn er Hemmungen hat, sich einer Protorebellion anzuschließen. Die eigentlich interessanten Figuren sind alle anderen, die weitaus grauer und weniger eindeutig gut und böse daherkommen. Das Imperium spielt natürlich eine Rolle, bleibt dabei aber gesichtslos – es gibt keinen zentralen imperialen Antagonisten wie Tarkin oder Krennic (von jemandem wie Vader gar nicht erst zu sprechen). Stattdessen funktioniert das Imperium hier eher wie eine Naturgewalt, etwas das da ist, an dem man nichts ändern kann und mit dem man auf die eine oder andere Art eben umgeht.

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Qi’ra (Emilia Clarke)

Gerade die neuen Figuren sind in dieser Hinsicht recht bemerkenswert, denn eigentlich ist es ihre Geschichte, in die Han und Chewie mehr oder weniger hineingezogen werden. Die beiden Kasdans bedienen sich hier der Archetypen des Western- und Gangsterfilms. Vor allem die von Emilia Clarke dargestellte Qi’ra ist eine ziemlich offensichtliche Femme Fatale, die es in dieser Form zumindest in den Star-Wars-Filmen bisher noch nicht gab. Ich hatte ein wenig Zweifel am Casting, schließlich ist Emilia Clarke nicht unbedingt für ihre gewaltige darstellerische Bandbreite bekannt, aber ich fand, dass sie in dieser Rolle erstaunlich gut funktioniert. Allgemein hat Qi’ra es mit ihrer Art geschafft, mich für sie einzunehmen. Auch Dryden Vos ist trotz seiner knapp bemessenen Leinwandzeit eine interessante Figur. Als Gangsterboss von Crimson Dawn schafft er mit seiner jovialen Art einen schönen Kontrast zu Jabba, der bisher als primärer Repräsentant des Gangstertum im Star-Wars-Universum fungierte (auch wenn es im Legends-Bereich noch viele weitere, etwa den illustren Prinz Xizor, gibt).

Was in „Solo“ tatsächlich größtenteils fehlt, ist ein wirklicher, zentraler Antagonist. Das Imperium bleibt eine unpersönliche Macht. Sowohl Dryden Vos als auch die mysteriöse Enfys Nest und ihrer Plünderer kommen zwar in Frage, doch in beiden Fällen sind sie auch zeitweilige Verbündete der Helden. Tobias Becketts Verrat und Qi’ras „Alleingang“ am Ende passen da natürlich wunderbar ins Konzept. Ich fand diese gerade für Star Wars nicht traditionelle Handlungsführung äußerst erfrischend, da es dem Film dennoch gelingt, zumindest meine Aufmerksamkeit in ausreichendem Maße zu fesseln.

Episode vs. Star Wars Story
Star Wars unter Disney und Kathleen Kennedy ist ein interessantes Untersuchungsobjekt. Nach drei finanziell äußerst erfolgreichen Filmen bekommt die Fassade nun langsam Risse; erst erwies sich „Die letzten Jedi“ als höchst umstrittener (wenn auch nach wie vor an den Kinokassen erfolgreicher) Film, während nun „Solo“ gewissermaßen abgestraft wird. Ob es wirklich an der Rezeption von Episode VIII liegt, an dem Umstand, dass gerade einmal ein halbes Jahr seit dem letzten Star-Wars-Film vergangen ist, an einem generellen Desinteresse an den Jugendjahren dieser Figur oder an einer Mischung aus allem ist schwer zu sagen. Wie ich eingangs bereits erklärte, gefällt mir „Solo“ deutlich besser als „Die letzten Jedi“ – das lässt sich gleichermaßen auf die anderen beiden Disney-Star-Wars-Filme ausdehnen – insgesamt finde ich die beiden Spin-offs gelungener als die beiden Episoden. Dabei bin ich durchaus bereit zuzugeben, dass die beiden Episoden eventuell bessere Filme sind – aber nicht bessere Star-Wars-Geschichten (um den Untertitel mal direkt aufzugreifen). Die Sequels leiden unter diesem merkwürdigen Zwang, wie die OT sein zu wollen, die Geschichte aber gleichzeitig fortschreiben zu müssen. Nun haben wir die Erste Ordnung statt dem Imperium, den Widerstand statt der Rebellion, die Ritte von Ren statt den Lords der Sith und Snoke statt dem Imperator – für mich alles ein unbefriedigendes „nicht Halbes und nichts Ganzes“. Die Spin-offs leiden nicht darunter, sondern fügen sich handlungstechnisch ganz mühelos in die Ära zwischen Episode III und IV. Diesbezüglich haben sie es einfacher, da sie sich einerseits der bekannten Ära bedienen können – das Imperium ist einfach das Imperium und funktioniert als solches – aber andererseits in ihrer Handlungsführung freier sind, weil es andere Erwartungen gibt. Ich habe immer das Gefühl, die Episoden versuchen, Star-Wars-Filme zu sein, während die Spin-offs einfach Star-Wars-Filme sind.

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Dryden Vos (Paul Bettany)

Besonders ein Faktor spielt da eine wichtige Rolle: Das World Building. Wenn ich einen Star-Wars-Filme sehe, möchte die Welt, die er mir zeigt, erforschen wollen. Egal ob es die düsteren Hinterhöfe von Mos Eisley sind, die Paläste von Naboo oder die Klonfabrik von Kamino – die OT und die PT hatten hervorragendes World Building. Die Sequels lassen das bislang vermissen – die vorgestellten Welten wirken auf eine Art und Weise pragmatisch, die dem Film schadet. Ein Kameraschwenk durch die Galaxis-Oper in Episode III und ich möchte wissen, wer die Leute sind, die diese Oper besuchen. Es ist nicht so, als hätten die Sequels nicht versucht, etwas derartiges ebenfalls zu leisten, aber weil der Kontext zum Großen Ganzen fehlt oder alles extrem zweckgebunden ist, funktioniert es einfach nicht – siehe Canto Bight. Die beiden Spin-offs dagegen knüpfen eher an die PT an, was in diesem Kontext als Kompliment gemeint ist.

Das große Ganze
Mehr als jeder andere der bisherigen Disney-Star-Wars-Filme quillt dieser über vor Querverweisen und Anspielungen zu anderen Star-Wars-Medien, sowohl aus dem aktuellen Kanon als auch aus dem alten Erweiterten Universum. Entweder hatten die beiden Kasdans beim Schreiben des Drehbuchs Wookieepedia konstant offen, oder sie haben Storygroup-Mitglied und EU- sowie Kanon-Experten Pablo Hidalgo auf das Skript losgelassen. Oft sind es nur kleine Verweise oder Anspielungen, etwa die Erwähnung von Teräs Käsi, einer Kampfkunst aus den alten Legends-Werken oder das kurze Zeigen eines Sith-Holocrons in Dryden Vos‘ Kuriositätenkammer – das funktioniert natürlich auch gleichzeitig als Foreshadowing. Auch diverse Figuren werden mit dem „größeren Star Wars“ auf interessante Weise verknüpft. So wird Beckett etwa mehrmals zugute gehalten, dass er Aurra Sing getötet hat. Diese hat einen wirklich kurzen Miniauftritt in Episode I, um dann später in den Comics des Legends-Bereichs und auch in „The Clone Wars“ noch eine größere Rolle zu spielen. Es gibt eine ganze Reihe von Fans, denen eine derartige „Anbiederung“ nicht wirklich zusagt, aber ich muss sagen, ich habe das alles sehr genossen. Vor allem fühlen sich die Anspielungen hier nicht wie ein Selbstzweck an, sie helfen dabei, die Erzählte Welt von Solo lebendig zu machen – das ist eine Welt, in der die Geschichte des Films stattfindet, nicht eine Welt, die für die Geschichte dieses Films konstruiert ist.

Die Anspielung, die man absolut nicht verpassen kann und die mehr als einen „Casual Fan“ ziemlich verwirrt hat, ist natürlich Mauls Gastauftritt am Ende, mit dem man tatsächlich absolut nichts anfangen kann, wenn man nur die Filme gesehen hat. Aus diesem Grund noch einmal der Kurzverlauf: In der dritten Staffel der Animationsserie „The Clone Wars“ beschlossen die kreativen Köpfe bei Lucasfilm, Darth Maul von den Toten zurückzuholen – wie genau Maul das gelungen ist, ist bis heute nicht wirklich aufgeklärt. Jedenfalls kehrt Maul während der Klonkriege in die Galaxis zurück, bekommt neue, mechanische Beine und versucht, sein eigenes Ding zu drehen, nur um von Darth Sidious auf schmerzhafte Weise aufgehalten zu werden. Maul überlebt allerdings auch die Klonkriege, um in der Quasi-Fortsetzung „Star Wars Rebels“ noch eine Rolle zu spielen. Ich war nie der größte Fan von Mauls Rückkehr, aber eine Tatsache kann man nicht leugnen: Zu dem Zeitpunkt, an dem „Solo“ spielt, ist Maul da und kann verwendet werden. Tatsächlich finde ich es durchaus interessant, wie „Solo“ auf diese Weise eine stärkere Wechselwirkung zwischen Filmen und Animationsbereich herstellt – bisher war das eher eine einseitige Geschichte. Nebenbei bemerkt: Es ist tatsächlich Ray Park, der abermals Maul darstellt, während ihm Sam Witwer wie in „The Clone Wars“ und „Rebels“ die Stimme leiht.

Natürlich stellt sich nun die Frage: Wie geht es weiter? Es gibt den einen oder anderen Anhaltspunkt, dass Disney darauf spekuliert hat, Fortsetzungen zu „Solo“ zu drehen, was aber aufgrund des finanziellen Misserfolgs eher unwahrscheinlich ist. Da ist es fast schon ironisch, dass es im Grunde auch keine direkte Fortsetzung zu „Solo“ braucht: Fast alle wichtigen Elemente aus Hans Vergangenheit wurden bereits abgearbeitete, lediglich die Jabba-Geschichte wird hier nur angedeutet. Tatsächlich könnte ein weiterer Spin-off-Film die Handlungsstränge um Qi’ra und Maul relativ direkt aufnehmen und müsste Han Solo nicht einmal auftauchen lassen. Sowohl ein Boba-Fett- als auch ein Obi-Wan-Film wären dafür fast schon prädestiniert, wobei es bei Letzterem einige Probleme gibt, denn in „Rebels“ haben Obi-Wan und Maul ihre finale Zusammenkunft bereits absolviert, eine finale Zusammenkunft, die für Maul tödlich ausgeht. Aber selbst unter diesem Gesichtspunkt ließe ich etwas konstruieren. Man könnte sich ein Beispiel an „Der Zorn des Khan“ nehmen – Kirk und Khan begegnen sich nie von Angesicht zu Angesicht, aber die Feindschaft funktioniert trotzdem.

Fazit: „Solo: A Star Wars Story“ ist im Grunde ein Film, den niemand wirklich gewollt oder gebraucht hat. Umso überraschender ist, wie gut er mir letztendlich gefallen hat, vor allem, da er die Stärken von „Rogue One“ aufgreift. Wahrscheinlich wird „Solo“ lange vor allem als „der gefloppte Star-Wars-Film“ in Erinnerung bleiben, aber ich persönlich finde ihn als Star-Wars-Story weitaus befriedigender als die Sequels.

Trailer

Bildquelle

GoT: The Dragon and the Wolf

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Da ich in der zweiten Hälfte der letzten Woche nicht zuhause war, kommt die Rezension zum Finale der siebten GoT-Staffel ein wenig verspätet. Der Titel dieser Episode ist ein Rückgriff auf ähnlich geartete, wappenbezogene Titel vergangener Staffeln wie „The Wolf and the Lion“ oder „The Lion and the Rose“. Während es sich bei Ersterem allerdings um Feindschaft und bei Letzterem um eine arrangierte Hochzeit handelt, steht eine aufkeimende Liebe im Fokus dieser Episode.

King’s Landing
Zu Beginn dieser Folge zeigt sich die Serie noch einmal von ihrer besten Seite: Auf beeindruckende Weise wird gezeigt, wie sich Daenerys‘ Streitkräfte nähern, während sich die Lannisters auf einen möglichen Angriff vorbereiten – auch wenn es theoretisch um Friedensverhandlungen geht. Das ganze wird passend von den Targayren- und Lannister-Themen im Kontrapunkt untermalt. Auf allen Seiten ist man nervös – Jaime und Bronn begutachten die näherrückenden Truppen, Cersei fragt sich, warum Daenerys noch nicht in Sicht ist und auch die Targaryen-Delegation ist alles andere als selbstsicher.

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Der Drache (Emilia Clarke) und der Wolf (Kit Harrington). Bildquelle.

Die folgende Szene in der Drachengrube (die, nebenbei bemerkt, um einiges zu klein ist) ist ein weiteres Beispiel für die Stärken, die GoT nach wie vor besitzt: Mit nur wenigen Ausnahmen (primär die Stark-Schwestern und Littlefinger) sind fast alle signifikanten Figuren, die bis zu dieser Stelle überlebt haben, an einem Ort. Im Klartext bedeutet das, dass wir hier einen ganzen Haufen extrem talentierter Darsteller haben, die ihre Figuren nach Jahren inzwischen in und auswendig kennen und wunderbar miteinander arbeiten. Viel Zeit bleibt natürlich nicht für individuelle Entfaltung, aber es sind die kleinen Momente, die diese Szene so grandios machen: Euron demütigt Theon, Daenerys legt einen großen Auftritt hin, Brienne und Jaime fachsimpeln über Loyalität und Sandor wechselt liebende Worte mit seinem Bruder. Apropos, es gab die Vermutung, dass der „Clegane Bowl“, der Kampf der beiden Brüder, auf den Buchleser wie Serienschauer schon lange warten, hier endlich stattfindet, dem ist aber nicht der Fall – die kleine Szene zwischen den beiden Brüdern ist wohl als Teaser für die kommende Staffel zu verstehen.

Ansonsten erweist sich der gefangene Wiedergänger als recht überzeugendes Argument, während die Stark-Ehrlichkeit mal wieder fast alles ruiniert, uns aber eine der stärksten Szenen dieser Episode, ach, was sage ich, der gesamten Staffel beschert: Ein Zwiegespräch zwischen Cersei und Tyrion, die sich nun ja seit Staffel 4 nicht mehr persönlich begegnet sind. Beide Daumen hoch für Lena Headey und Peter Dinklage, das hätte man kaum besser in Szene setzen können. Und wider alle Erwartungen scheint besagtes Gespräch sogar wirkungsvoll gewesen zu sein, denn Cersei stimmt zu, sich mit ihren Gegnern zu verbünden und gegen die gemeinsame Bedrohung zu kämpfen.

Dass Cersei diesbezüglich jedoch keinerlei Ambitionen hat, war eigentlich klar, stattdessen will sie den Winter und den Konflikt mit den Weißen Wanderern einfach nur aussitzen. Nachdem Jaimes Charakterentwicklung in den letzten Staffel zum Teil zirkulierte, kommt er nun endlich mental zu dem Punkt, an dem er in „A Feast for Crows“ schon lange angelangt ist: Er hat endgültig genug von Cersei, fühlt sich an sein Versprechen gegenüber Daenerys und Jon gebunden und verlässt seine Schwester, allerdings nicht, ohne die Cersei/Tyrion-Szene dieser Folge zu spiegeln. Damit ist Cersei nun praktisch allein.

Dragonstone
Auf Dragonstone berät man derweil, wie Daenerys nach Norden kommen soll, per Drache oder per Schiff. Jorah rät zum Fliegen, während Jon vorschlägt, die geschmiedete Allianz zu verdeutlichen, indem die Königin der Drachen zusammen mit dem König des Nordens reist. Daenerys nimmt Jons Rat an, während Jorah ein weiteres Mal diesen ganz besonderen Jorah-Blick aufsetzt.

Ein weiteres offenes Ende, das hier noch aufgearbeitet wird, ist die Frage nach Theons weiterem Schicksal. Weder Jon noch Daenerys haben die Kapazität, sich mit Yaras Gefangennahme auseinanderzusetzen, also muss Theon die Sache selbst in die Hand nehmen. Nachdem er in dieser Staffel die meiste Zeit über äußerst passiv war, lässt er den Eisenmann raus, tötet den Anführer der paar verbliebenen, die nicht auf Eurons Seite stehen, im Zweikampf und macht sich auf, seine Schwester zu retten – da steht uns in Staffel 8 wohl noch ein letztes Greyjoy-Familientreffen bevor.

Winterfell
Der Winterfell-Subplot bekommt nun ebenfalls eine Auflösung spendiert, die leider ein Paradebeispiel für die Tendenz dieser Staffel ist, Dramaturgie über Logik zu setzen. Nachdem es Littlefinger scheinbar gelungen ist, einen Keil zwischen die Schwestern zu treiben, soll Arya vor versammelter Mannschaft verhaftet werden – nur dass Sansa plötzlich Littlefinger festnehmen lässt, damit Arya ihn hinrichten kann. Hier haben wir einen eindeutigen Fall von „Twist um des Twists willen“. Plötzlich hat Littlefinger keine Ahnung, plötzlich vertrauen die Schwestern einander doch (wie lange haben sie zusammengearbeitet, was war nur Show für Littlefinger etc.?) und plötzlich wird auch Bran hinzugezogen; alles wird so inszeniert, dass es für den Zuschauer möglichst überraschend kommt, aber zu den vorangegangenen Szenen kaum passt. Man merkt, dass Benioff und Weiss unbedingt wollten, dass Arya Littlefinger tötet und dem Publikum so die Genugtuung verschafft, dass Lord Baelish endlich das bekommt, was er verdient. Ich bleibe dabei, dieser Subplot ist eines der schwächsten, unlogischsten und unnötigsten Elemente dieser Staffel, aber Littlefingers Pläne ergeben ja schon seit einiger Zeit keinen wirklichen Sinn mehr, im Grunde war er also überflüssig. Dennoch ist es schade, da es ja eigentlich Baelish war, auf den viele Konflikte überhaupt erst zurückgehen.

Und wo wir gerade von Brans Beitrag zu Littlefingers Niedergang sprechen: Hier offenbaren sich zugleich die Probleme mit Brans scheinbarer Allwissenheit. Allein in dieser Szene gelingt es Benioff und Weiss, dem Ganzen eine fürchterliche Beliebigkeit zu verleihen. Es scheint, als versuchten sie nicht einmal zu verstecken, dass Bran nur dann weiß, wenn es den Autoren gerade in den Kram passt; er mutiert praktisch zur Expositionsmaschine. Immer, wenn die Figuren etwas wissen müssen, werden sie es von Bran erfahren. Wenn es dagegen dramaturgisch wertvoller ist, dass sie nicht wissen (etwa bezüglich Cerseis Verrat), dann verlassen Bran seine Gaben, bis man sie wieder braucht.

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Rhaegar Targaryen (Wilf Scolding) und Lyanna Stark (Aisling Franciosi). Bildquelle.

In der finalen Montage dieser Episode kehren Benioff und Weiss noch einmal zu Jon Snows Herkunft zurück, die von Bran und dem per Jetpack aus Oldtown zurückgekehrten Sam erörtert wird (er hat Gilly also doch zugehört). Durch Brans Augen erleben wir die Hochzeit von Rhaegar Targaryen (Wilf Scolding) und Lyanna Stark (Aisling Franciosi), wobei das interessanteste Detail für mich dabei Rhaegars Haare sind. Rhaegar trägt dieselbe Frisur wie Viserys, was ich als ziemlich cleveres Detail empfinde. Natürlich würde Viserys im Exil versuchen, sich wie Rhaegar zu geben, war er doch in der Kindheit das große Vorbild, der Targaryen, den alle liebten und verehrten. Gleichzeitig sehen wir, wie Jon und Daenerys miteinander schlafen, was niemanden überraschen dürfte, aber thematisch gut passt und sowohl die Beziehung zwischen Lyanna und Rhaegar als auch das Schicksal des vorherhigen Königs des Nordens widerspiegelt. Nach Fanfiction fühlt es sich trotzdem an. Nebenbei erfahren wir noch, dass Jons wahrer Name Aegon Targaryen lautet – ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das als netten Verweis auf (Fake?-)Aegon VI. in „A Dance with Dragons“ oder doch eher als leichte Fan-Verarsche verstehen soll.

An der Mauer
Es kommt, was kommen muss: Dank des untoten Viserion fällt die Mauer und die Armee der Toten ergießt sich in den Süden. Dass der Drache benutzt wird, um die Mauer niederzumachen, erklärt zumindest, weshalb die Weißen Wanderer so lange brauchten, um nach Süden zu gelangen. Man kann wohl davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um einen genau ausgetüftelten Plan handelt, mit dessen Hilfe der Nachtkönig Daenerys nach Norden locken und so einen Drachen erbeuten wollte. Noch einmal flammen die Fantheorien auf, denn die Armee der Toten gleicht von oben dem Schattenwolf der Starks, was als weiterer Hinweis verstanden wird, dass es sich beim Nachtkönig um Bran handelt.

Fazit
Statt eines kurzen Episoden-Fazits gibt es dieses Mal gleich ein ausführliches Staffelfazit. Rein technisch, inszenatorisch und zum Teil auch dramaturgisch war „Game of Thrones“ nie besser: Die großen Szenen dieser Staffel, sei es die Schlacht in der Weite, Drachen gegen Untote oder der Fall der Mauer, müssen sich vor nichts, was es im Kino zu sehen gibt, verstecken. Was das pure Spektakel angeht, werden hier für eine TV-Serie neue Dimensionen erklommen. Ausstattung, Sets und natürlich die Darsteller waren selten besser und überzeugender. Inhaltlich dagegen ist Staffel 7 mit eine der schwächsten der gesamten Serie, lediglich Staffel 5 war für mich persönlich noch weitaus frustrierender, das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass Staffel 5 die Entwicklung gestartet hat, die hier voll aufblüht. Ich habe es schon bei meiner Rezension von Staffel 6 geschrieben und wiederhole es hier noch einmal: Das ist eindeutig nicht mehr George R. R. Martins Geschichte. Es ist möglich, dass sich Benioff und Weiss nach wie vor an einigen Stichpunkten von Martin orientieren, aber selbst wenn dem so sein sollte, werden die Zwischenräume sehr suboptimal gefüllt. Bei „Game of Thrones“ ging es nie um das große Spektakel, da war zwar auch immer vorhanden, war aber ein Nebenprodukt der Geschichte. In dieser Staffel steht dagegen das Spektakel im Vordergrund, den großen Set Pieces werden zunehmend Logik, Charakterentwicklung und die etablierten Regeln der Welt von Eis und Feuer geopfert (besonders bezüglich der Reisezeit von Individuen, Armeen, Raben und Drachen) . Gerade weil „Game of Thrones“ sich zu Beginn so sehr von klassischer Fantasy unterschied und so sehr mit den Figuren und Regeln arbeitete, ist der zunehmende Rückgriff auf Fantasy-Topoi wie die in dieser Staffel viel zu oft erfolgende Rettung in letzter Sekunde so frustrierend. Was Plot, Storytelling und Figurenentwicklung angeht, ist „Game of Thrones“ im Verlauf der letzten drei Staffeln allzu gewöhnlich und vorhersehbar geworden. Manchmal könnte man fast meinen, Benioff und Weiss sind ohne Martin nicht in der Lage, die Geschichte ansprechend weiterzuerzählen oder, noch schlimmer, haben keine Lust mehr dazu.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice
The Spoils of War
Eastwatch
Beyond the Wall

GoT: The Spoils of War

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Mit „The Spoils of War“ zeichnet sich in dieser siebten Staffel langsam ein Muster heraus. Jede Folge außer der ersten endete mit einem scheinbar größeren, um nicht zu sagen erschütternderen Ereignis, das jedoch trotz oft starker Inszenierung lediglich Vorgeplänkel bleibt.

King’s Landing
In der Hauptstadt freut sich Tycho Nestoris, dass die Eiserne Bank bald ihr Gold bekommt, weshalb er Cersei in noch größerem Maße als in der letzten Episode Honig ums Maul schmiert. Er versichert ihr weitere Unterstützung. Das interessanteste Detail dieser Szene ist die Erwähnung der Goldenen Kompanie, der größten (und teuersten) Söldnergruppe der freien Städte, gegründet von einem Targaryen-Bastard namens Aegor Rivers (auch Bittersteel genannt). Die Goldene Kompanie hat eine lange und bewegte Geschichte, war in diverse Targaryen-Erbfolgekriege verwickelt und unterstützt in den Romanen Aegon VI., den angeblichen Sohn von Rhaegar Targaryen, der aus der Serie ersatzlos herausgekürzt wurde. Die Erwähnung in diesem Kontext legt nahe, dass die Kompanie in den verbleibenden drei Folgen dieser oder in der nächsten Staffel noch eine wichtige Rolle spielen könnte, schließlich wird es auch für Cersei langsam eng, besonders nach gewissen dezimierenden Ereignissen.

Winterfell
Im Norden muss Littlefinger lernen, dass die Starks in dieser Staffel einfach keinen Bock mehr auf sein Geschwätz haben. Die Rückgriffe auf Staffel 1 werden ebenfalls fortgesetzt, denn Littlefinger hat ein ganz besonderes Geschenk für Bran: Den Dolch aus valyrischem Stahl, mit dem er ursprünglich ermordet werden sollte. Was das Ganze soll bleibt zumindest mir relativ schleierhaft – Littlefingers Pläne und Intrigen scheinen von Folge zu Folge weniger Sinn zu ergeben. Bran lässt sich jedenfalls nicht einlullen und gibt Lord Baelish den subtilen Hinweis, dass er genau um seine Rolle in diesem ganzen Theater weiß – chaos is a ladder indeed. Leider verfährt Bran mit Meera nur ungleich freundlicher, was ihr sichtlich zusetzt. Sie hat natürlich recht: Der alte Bran Stark ist ebenso wie Jojen und Hodor jenseits der Mauer gestorben, Bran ist endgültig der dreiäugige Rabe, seine Wahrnehmung befindet sich auf einer völlig anderen Ebene.

Wie zu erwarten war, erleben wir in dieser Folge eine weitere Stark-Wiedervereinigung: Arya erreicht Winterfell und ein weiteres Mal fällt auf, wie sehr Reisewege inzwischen übersprungen oder ignoriert werden, gerade im Vergleich zu früheren Staffeln, in denen der Weg von den Flusslanden nach Winterfell nicht so einfach zu bewältigen war. Gut, Arya ist jetzt eine geschulte Mörderin, aber gibt es wirklich keinerlei Gefahren mehr auf dem Weg? Das gilt natürlich nicht nur in diesem speziellen Fall, sondern ganz allgemein: Ganze Heere bewegen sich mit scheinbar rasender Geschwindigkeit, weil es der Serie nicht gelingt, das Verstreichen der Zeit wirklich anschaulich darzustellen. So entsteht oft der Eindruck, es vergingen lediglich Stunden und Tage, wo tatsächlich rein logisch betrachtet Wochen und Monate vergehen müssten.

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Drei wiedervereinte Starks: Sansa (Sophie Turner), Barn (Isaac Hempstead-Wright) und Arya (Maisie Williams). Bilquelle.

Aber zurück zu Arya, die sich einen Spaß mit den unhöflichen Wachen ihrer Schwester erlaubt, bis es zum großen, emotionalen Wiedersehen der Schwestern in der Krypta von Winterfell kommt. Bran, der inzwischen einen Rollstuhl hat, bleibt dagegen erwartungsgemäß stoisch, aber immerhin hat er ein nettes Geschenk für Arya: Littlefingers Dolch. Man wird das Gefühl nicht los, dass besagte Waffe noch eine Rolle spielen dürfte, nachdem sie in dieser Episode drei Mal prominent auftaucht – den Kampf zwischen Arya und Brienne mitgerechnet. Nachdem diese beiden Damen einen eher schlechten Start in Staffel 4 hatten, verstehen sie sich nun bei einem Übungsmatch weitaus besser. Besonders Aryas Kampfstil ist dabei sehr aussagekräftig, sieht man doch sehr deutlich, wo welches Manöver herstammt. Syrio Forels Technik ist sehr dominant, aber auch die Lektionen, die Arya von Sandor Clegane und den Männern ohne Gesicht erhalten hat, erweisen sich als überaus nützlich im Kampf gegen Brienne.

Dragonstone
Auf Dragonstone gibt es eine weitere gemeinsame Szene für Jon und Daenerys: In der Drachenglashöhle findet sich nicht nur das Obsidian, sondern auch interessante Höhlenmalereien. Die Ästhetik kennen wir bereits von den Kindern des Waldes und den rituell angeordneten Leichen, die die Weißen Wanderer zurücklassen. Diese sind tatsächlich höchstpersönlich abgebildet, was Daenerys zumindest in Erwägung ziehen lässt, dass da im Norden etwas nicht stimmt. Das alte Dilemma bleibt jedoch: Hilfe im Norden gibt es nur, wenn Jon das Knie beugt, was ihm seine Vasallen übel nehmen könnten.

Vorerst gibt es jedoch dringlichere Probleme, denn Varys und Tyrion bringen die Nachricht, dass Casterly Rock zwar gefallen ist, Highgarden aber ebenfalls. Daenerys is not amused. Mehr noch, sie zweifelt sogar an der Loyalität ihrer Hand. Nach nur vier Folgen haben wir eine interessante Diskrepanz zum Ende von Staffel 6; dort sah es so aus, als hätte Cersei keine Chance gegen die vereinte Macht der Unbefleckten, der Dothraki sowie der Martell- und Tyrell-Streitkräfte – von den drei Drachen gar nicht erst zu sprechen. Nun ist die Lage etwas ausgewogener, vor allem bekommt man als Zuschauer aber das Gefühl, dass die Tyrells und die Sandschlangen sich Daenerys nur angeschlossen haben, um die ersten paar Folgen dieser Staffel mit scheinbar essentiellen Augenblicken füllen zu können. Der tatsächliche Unterschied, den sie gemacht haben, ist jedoch minimal. Letztendlich fragt Daenerys Jon um Rat: Soll sie King’s Landing doch mit Feuer und Blut überziehen oder Tyrions Plan weiter folgen? Der König des Nordens hat ja bereits Erfahrung im Vermitteln, und so rät er auch dieses Mal zum Mittelweg, der in Essenz Tyrions Philosophie entspricht, aber zugleich eine Machtdemonstration zulässt.

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Ein weitaus weniger fröhliches Wiedersehen: Jon (Kit Harrington) und Theon (Alfie Allen). Bilquelle.

Freilich kann auch diese Folge nicht vergehen, ohne dass sich mehrere Figuren aus unterschiedlichen Handlungssträngen über den Weg den laufen – nach Arya und den Bewohnern von Winterfell feiern nun auch Theon Greyjoy und Jon Snow ein nicht ganz so fröhliches Wiedersehen. In diesem Kontext ist interessant, dass Benioff und Weiss die Serie inzwischen nur noch in drei große Handlungsstränge unterteilen: King’s Landing, Dragonstone und Winterfell. Alles, was an anderen Orten geschieht, wird einem dieser Handlungsstränge zugeordnet – die Seeschlacht am Ende der zweiten Folge gehörte zu Dragonstone, die Eroberung Highgardens zu King’s Landing, Aryas Weg nach Norden zu Winterfell etc. Tatsächlich ist diese Struktur relativ gut gelungen, die verminderte Anzahl an Handlungssträngen sorgt dafür, dass die einzelnen Episoden dieser Staffel dramaturgisch ziemlich gut ausbalanciert sind – um mein Lob von letzter Folge noch einmal zu wiederholen.

In der Weite
Nach dem Sieg über Highgarden marschiert die Lannister-Armee mit den erbeuteten Vorräten zurück nach King’s Landing, während das Gold, wie Randyll Tarly mitteilt, bereits angekommen ist – ein kleines, aber wichtiges Detail. Bronn ist ebenfalls wieder da – er war zwar bereits in „The Queen’s Justice“ neben Jaime an der Spitze der Lannisters zu sehen, aber in dieser Episode darf er auch wieder etwas sagen und tun. Bronn fungiert abermals als Jaimes rechte Hand (ups, war das insensitiv?), was zwar vorhersehbar war, aber trotzdem willkommen ist; die beiden funktionieren einfach gut miteinander. Nach wie vor wünscht sich Bronn ein eigenes Lehen, woraus aber erstmal nichts wird. Dafür lässt er Dickon Tarly an seiner Weisheit teilhaben. Dickon haben wir bislang vor allem durch Sams Augen gesehen, hier wird er nun ein wenig positiver und sympathischer dargestellt; den meisten Zuschauern würde es wahrscheinlich an seiner statt sehr ähnlich ergehen.

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Daenerys (Emilia Clarke) auf Drogon (Bildquelle).

Der Teil der Episode, der in der Weite spielt, spannt einen schönen Rahmen um diese Folge, bildet Einleitung und Schluss und zeigt, wie sich ein Sieg in eine Niederlage verwandeln kann – wobei der Sieg, den Daenerys hier letztendlich erringt, bestenfalls ein halber ist. Die Vernichtung der Lannister- und Tarly-Armeen war sicherlich eine Machtdemonstration, zugleich sind die Tatsächlichen Errungenschaften aber überschaubar. Das Gold ist bereits in King’s Landing und auf die Nahrungslieferungen, die Drogon anzündet, ist Daenerys ebenso angewiesen wie Cersei. Mehr noch, wenn Jaime und Bronn überleben (wovon wohl auszugehen ist), dann haben sie erlebt, dass die Drachen trotz all ihrer Macht verwundbar sind. Wie ich in der Einleitung bereits schrieb: Im Grunde handelt es sich auch bei dieser Schlacht um verhältnismäßig aufwändiges Vorgeplänkel, das recht vorhersehbar bleibt. Die Inszenierung ist allerdings vorzüglich gelungen: Vor allem durch die Umgebung wird eine äußerst effektive Westernatmosphäre geschaffen; die Parallele zwischen angreifenden Indianern und den Dothraki dürfte wohl kaum zufällig sein. Sehr schön ist auch der innere Konflikt Tyrions, der mitansehen muss, wie die Truppen seines eignen Hauses, inklusive seines Bruders, eine fatale Niederlage erleiden. Abermals muss ich auch Ramin Djawadi komplementieren, der die Schlacht und die inneren Konflikte durch die Musik exzellent ausdrückt – The Rains of Castamere muss noch öfter in den Action-Modus.

Fazit: „The Spoils of War“ bietet ein fantastisch inszeniertes Mid-Season-Finale, das jedoch versucht, als weitaus bedeutender wahrgenommen zu werden, als es eigentlich ist – es sei denn, Jaime und Bronn saufen tatsächlich ab.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone
Stormborn
The Queen’s Justice

GoT: Stormborn

Spoiler!
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„Stormborn“ ist einer der Titel von Daenerys und wird auch gleich zu Beginn dieser Episode thematisiert. Zugleich geht es am Anfang und am Ende äußerst stürmisch zu. Sonst ist diese Folge mal wieder eine Folge der Begegnungen, in der diverse Figuren wieder auftauchen oder einander mehr oder weniger zufällig über den Weg laufen – Randyll Tarly taucht im King’s-Landing-Handlungsstrang auf, Melisandre schaut auf Dragonstone vorbei und Arya begegnet ihrem alten Freund Hot Pie, nachdem sie Ed Sheeran anscheinend nicht um die Ecke gebracht hat.

Dragonstone
Die zweite Episode der siebten Staffel beginnt genau dort, wie die erste endete: Auf Dragonstone. Wir erleben hier zum ersten Mal die Dynamik von Daenerys‘ aufgestocktem Rat. Zuvor wird jedoch noch Varys‘ Verhältnis zu den diversen Herrschern angesprochen. Dieser Dialog spiegelt eine Szene aus Staffel 1 wider, in der Varys Ned Stark etwas ähnliches erklärt. Daenerys zeigt sich hierbei weit schlauer als ihre diversen Vorgänger auf dem Eisernen Thron.

Zwischendurch taucht auch noch Melisandre wieder auf Dragonstone auf. Nach der gelungenen Szene mit Daenerys und Varys ist die folgende Konversation leider weniger gelungen, da sie zu plakativ ist. Die Thematik des „prince that was promised“ und der Umstand, dass das Wort „prince“ im Valyrischen geschlechtsneutral ist, wird dem Zuschauer auf äußerst unelegante Art und Weise wieder ins Gedächtnis gerufen – in Fachkreisen bezeichnet man so etwas auch als „exposition dump“. Manchmal ist so etwas zwar durchaus nötig, aber man hätte es trotzdem etwas eleganter gestalten können.

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Daenerys (Emilia Clarke) und ihre Ratgeber und Heerführer: Tyrion (Peter Dinklage), Yara (Gemma Whelan), Ellaria (Indira Varma). (Bildquelle)

In Daenerys‘ „Kleinem Rat“ mögen Frauen inzwischen wichtigere Positionen innehaben als Männer, aber deswegen wird nicht weniger gezankt, denn jede der befehlshabenden Damen hat wie üblich ihre eigene Agenda. Sowohl Olenna Tyrell als auch Ellaria Sand dürsten nach Rache und würden King’s Landing am liebsten in Schutt und Asche sehen, während Daenerys (bzw. Tyrion) eine etwas humanere Belagerung vorziehen. Letztendlich wird beschlossenen, dass die Tyrell- und Martell-Heere King’s Landing belagern, um nicht mehr Lords durch einfallende Fremdlinge auf Cerseis Seite zu treiben, während die Unbefleckten sich daran machen sollen, Casterly Rock, den Sitz der Lannisters zu erobern. Ich hoffe inständig, dass wir das zu sehen bekommen, denn Casterly Rock ist eine der interessantesten Festungen von Westeros, tauchte aber bislang weder in den Romanen noch in der Serie als Schauplatz auf.

Im folgenden Gespräch zwischen Daenerys und Olenna Tyrell deutet sich ein mögliches Zerwürfnis zwischen der Mutter der Drachen und ihrer Hand an – ein weiterer, interner Konflikt in Daenerys‘ Lager. Bislang scheint sie Tyrion vertraut zu haben, der Eroberungsplan stammt zweifellos von ihm, in der Ratssitzung benutzt sie sogar seine exakten Worte (queen of the ashes). Da Tyrion sie noch in dieser Folge zumindest ein wenig hintergeht (siehe „Winterfell“), bin ich gespannt, ob dieses wie auch immer geartete Zerwürfnis bereits in der nächsten Folge zu sehen sein wird.

Ein paar Räume weiter zelebrieren derweil Missandei und Grey Worm ihren Abschied, wobei Grey Worm zeigt, dass man Eunuchen in dieser Hinsicht nicht unterschätzen sollte. Es war natürlich zu erwarten, dass irgendwann die obligatorischen Nacktszenen kommen würden, schließlich ist das eine HBO-Serie. Im Vergleich zu früheren Staffeln ist das definitiv besser gelungen und ergibt sich sogar halbwegs aus der Handlung, schließlich köchelt die Romanze zwischen Missandei und Grey Worm schon seit einigen Staffeln vor sich hin, und welcher Anlass wäre nachvollziehbarer?

King’s Landing
Man kann sich regelrecht ausmalen, wie es wäre, gäbe es in Westeros Twitter: „Dragon queen mad like her father, but fake news media won’t tell. So sad!“ Das ist die Essenz der Rede, die Cersei vor ihren versammelten Lords hält – den wenigen, die noch auf ihrer Seite stehen. Darunter ist auch Randyll Tarly, dessen Loyalität zur Krone hier auf die Probe gestellt wird, da er eigentlich ein Vasall des Hauses Tyrell ist. Dementsprechend unentschlossen ist Lord Randyll auch. Um ihn zu ködern bietet Jaime ihm den Posten als Wächter des Südens an. In diesem Kontext möchte ich abermals kurz auf „A Dance with Dragons“ zurückgreifen, wo wir Lord Tarly am Ende als Teil des Kleinen Rats unter Kevan Lannister als Protektor des Reiches erleben, während Lord Tarly als Meister der Gesetze fungiert – ich bin gespannt, ob er diese Position in irgendeiner Form auch noch in der Serie bekommt oder ob er „nur“ seine Armee kommandiert.

Die Soldaten der anrückenden Targaryen-Armeen sind freilich das geringste Problem – die Drachen bereiten Cersei weit größere Sorgen. Wie üblich hat Qyburn da allerdings auch schon ein paar Ideen in Form einer Balliste, die Erinnerungen an die Windlanze aus den Hobbit-Filmen wachruft und zeigt, dass sie sehr gut in der Lage ist, Drachenknochen zu durchdringen. Für diese Szene bringt Komponist Ramin Djawadi das neue Cersei-Motiv, das er in der letzten Folge der sechsten Staffel etablierte, zurück – ich hatte mich schon gefragt, ob wir es wohl in dieser Staffel hören würden.

Winterfell
Im Norden beschäftigt man sich mit der Expressrabenzustellung von Tyrions Brief, der neben weiteren Rückgriffen auf Staffel 1 deutlich von Daenerys Befehlen abweicht. Bereits im Dialog wird dies deutlich (Jon und Sansa hätten auf die Aufforderung, vor der Drachenkönigin das Knie zu beugen, sicher negativer reagiert). Tatsächlich wurde der genaue Wortlaut des Briefes in der Zwischenzeit veröffentlicht – hier zeigt sich, dass Tyrion Jon kennt und um den Stolz der Starks weiß; einer Aufforderung zur Unterwerfung wären sie nie nachgekommen.

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Tyrions Brief (Bildquelle)

Die Nachricht vom Obsididan, das sich auf Dragonstone verbirgt, sorgt natürlich dafür, dass der Besuch bei Daenerys äußerst attraktiv wird, von der Idee, Drachen gegen die Weißen Wanderer ins Feld zu schicken gar nicht erst zu sprechen. Die Lords des Nordens haben dennoch Bedenken, letztendlich entschließt sich Jon aber, nach Dragonstone zu gehen. Die große Begegnung zwischen Jon und Daenerys – den Figuren der Serien, die traditionellen Helden am nächsten kommen – wird bereits seit langem herbeigesehnt. Zuvor gibt es jedoch noch eine kleine Unterhaltung zwischen Jon und Littlefinger. Lord Baelish ist auf Winterfell nicht allzu beliebt, und bislang gewinnt er mit seinem üblichen, aalglatten Geschwätz keinen Blumentopf. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass da noch etwas kommt.

Oldtown
Sam und Erzmaester Ebrose haben immer noch gewisse Meinungsverschiedenheiten. Ebrose arbeitet gerade an einem Werk mit dem etwas sperrigen Titel „A Chronicle of the Wars Following the Death of King Robert I.“, den Sam nicht allzu gelungen findet, was sofort Fan-Spekulationen anregte, Sam könne am Ende der Serie ein ähnliches Werk mit dem poetischeren Titel „A Song of Ice and Fire“ verfassen. Nun, der Verdacht, dass es sich bei Sam zumindest ansatzweise um ein Self-Insert von George R. R. Martin handeln könnte, ist unter Buchlesern nun auch nicht gerade neu, also warum nicht?

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Sam (John Bradley) und Maester Ebrose (Jim Broadbent). (Bildquelle)

Immerhin bekommt Sam in dieser Episode ein wenig mehr zu tun als nur Nachttöpfe zu leeren und verbotenen Büchern zu lesen. Als er erfährt, wer der Grauschuppenpatient ist, der da vor ihm sitzt, beschließt er, abermals eigenmächtig zu handeln und Anweisungen und Ratschläge von Erzmaester Ebrose ein weiteres Mal zu ignorieren. Die Behandlungsszene hat wohl aufgrund ihres Ekelfaktors ebenfalls einige Reaktionen auf Twitter hervorgerufen. Und wie schon bei Ed Sheeran finde ich das etwas übertrieben, gerade im Vergleich zu, sagen wir mal, der Operation am offenen Hirn in „Rome“ – dagegen ist das bisschen Eiter noch zu verkraften. Wir dürfen nun gespannt sein, wie erfolgreich Sam war und ob Ser Jorah an Daenerys‘ Seite zurückkehren wird.

Flusslande
Bislang war Rache Aryas primäre Motivation, jedenfalls seit dem Ende der letzten Staffel. Wie sich nun zeigt, war die durchschimmernde Menschlichkeit in der letzten Folge bereits ein Hinweis auf ihre weitere Entwicklung. „Stormborn“ baut weiter darauf auf, denn Arya begegnet ihrem alten Freund Hot Pie. Abermals zeigt sich, dass Arya es nicht mehr gewohnt ist, sich einfach normal mit jemandem zu unterhalten. Ihr gesamter Antrieb ändert sich allerdings, als sie erfährt, dass Jon Snow nicht nur noch lebt, sondern sogar König des Nordens geworden ist. Sofort kommt die Stark in ihr wieder an die Oberfläche und sie macht sich nach Winterfell auf. In diesem Kontext ist natürlich ihre Begegnung mit Nymeria von größter Wichtigkeit – noch einmal wird auf die erste Staffel verwiesen und eine Spiegelszene geschaffen: Dieses Mal ist es Nymeria, die Arya gehen lässt und nicht umgekehrt. Damit schließt sich der Kreis endgültig. Und meine Güte, ist das Vieh riesig geworden.

Gen Süden
Die Folge endet mit einer Reise nach Dorne: Yara soll Ellaria und die Sandschlangen nach Süden bringen, damit sie anschließend die Belagerung von King’s Landing in Angriff nehmen können. Euron Greyjoy hat da allerdings andere Pläne und attackiert. Woher er so genau weiß, wo er hin muss, bleibt im Dunkeln. Jedenfalls entbrennt ein wildes Gemetzel, das zwei von drei Sandschlangen das Leben kostet – nun, kaum jemand dürfte sie vermissen. Theon wird auf die Probe gestellt, versagt gewissermaßen und tut dabei doch letztendlich das einzig richtige: Er springt ins Wasser, als Euron Yara bedroht. Alles andere hätte ihn vermutlich das Leben gekostet, so kann er vielleicht noch etwas ausrichten. Wie dem auch sei, Daenerys‘ Feldzug erhält hier den ersten Dämpfer, denn sowohl die Dornischen als auch die Eiserne Flotte sind erst einmal außer Gefecht gesetzt.

Fazit: Nachdem „Dragonstone“ den Status Quo untermauerte, bringt „Stormborn“ die Schachfiguren in Position, um ihn über den Haufen zu werfen. An allen Enden von Westeros setzt man sich in Bewegung. Zugleich ist diese Episode von Begegnungen geprägt, Figuren wechseln die Handlungsstränge und kommen zusammen.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Dragonstone

GoT: Dragonstone

Spoiler!
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Letztes Jahr habe ich bei den GoT-Episodenrezensionen eine Pause eingelegt, u.a., da diese sehr aufwändig sind und mich Staffel 5 ziemlich enttäuscht hat. Nach der gelungeneren sechsten Staffel und auch aufgrund der Tatsache, dass Staffel 7 verkürzt ist und nur aus sieben Episoden besteht, habe ich beschlossen, zum alten Muster zurückzukehren und jede Folge ausführlich zu besprechen. Spätestens jetzt ist „Game of Thrones“ auch keine Adaption mehr. Staffel 6 hatte immerhin noch einige lose Handlungsstränge der Bücher zu verarbeiten, Staffel 7 dagegen betritt endgültig Neuland, damit fallen Vergleiche zur Vorlage größtenteils aus – was natürlich nicht heißt, dass es keine Rückbezüge zu den Romanen oder bisherigen Staffeln gibt.

„Dragonstone“ ist in mancher Hinsicht ein relativ typischer Staffelstart. An allen Ecken und Enden wird der Status Quo noch einmal untermauert, die Handlung schreitet noch nicht so recht voran, stattdessen stehen Charaktermomente im Vordergrund. Insgesamt ist diese Auftaktfolge sehr gut und angenehm strukturiert – nicht zu viele verschiedene Schauplätze, nicht zu viele kurze Einzelszenen, angenehmes Tempo. Inszenatorisch merkt man, dass der Winter angekommen ist und den Figuren (und Zuschauern) dunkle Zeiten bevorstehen. Sowohl bei Cersei als auch bei Daenerys ist Schwarz die Farbe der Wahl. Die Rüstungen der Königsgarde wurden dementsprechend angepasst und beide Königinnen tragen schwarze, hochgeschlossene Kleider, die recht martialisch wirken und im krassen Kontrast zur bisherigen Garderobe der beiden Herrscherinnen stehen.

Die Flusslande
Wir beginnen in den Flusslanden: Arya Stark nimmt ihre Rache an den Freys, nachdem sie Lord Walder bereits im Finale der letzten Staffel getötet hat. Da sie Lord Walders Gesicht hierfür verwendet, bekommt David Bradley noch einmal einen letzten, kleinen Auftritt. Die Szene ist natürlich eine subtile Spiegelung der Roten Hochzeit, aber auch ein Verweis auf Lady Stoneheart, die wiederbelebte Catelyn Stark, in den Romanen die Freys einen nach dem anderen aufknüpft. Diese Aufgabe hat Arya nun auf einen Streich erledigt. Wie es scheint ist ihr primäres Ziel nach wie vor, ihre Liste abzuarbeiten, denn sie bricht nach King’s Landing auf und begegnet auf dem Weg ausgerechnet… Ed Sheeran. Dieser doch etwas größere Cameo-Auftritt hat zu so etwas wie einer Minikontroverse geführt. Ich meinerseits frage mich nur, wieso das irgendjemanden überhaupt auf die Palme bringt, und das, obwohl ich Ed Sheeran nicht einmal besonders mag. Vielleicht stirbt er ja in der nächsten Folge eines unschönen Todes, wer weiß? Solchen Dingen bringt man am besten keine Aufmerksamkeit entgegen. Jedenfalls ist die Szene selbst gar nicht so übel: Nachdem Arya eiskalt einen Massenmord begangen hat, wird sie nun in einem menschlicheren Licht gezeigt.

Anders als Arya Stark zieht die Bruderschaft ohne Banner gen Norden. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Bruderschaft sich am Ende von „A Dance with Dragons“ unter der Führung von Lady Stoneheart befindet, während Beric Dondarrion bereist seit einiger Zeit tot ist. Sandor Clegane könnte bei Martin ebenfalls überlebt haben, aber das wurde bislang nicht bestätigt. Wir befinden uns hier also in noch stärkerem Ausmaß auf reinem Serienterrain. Auch wird noch einmal rekapituliert, wir sehen, wie sich Clegane als Mensch geändert hat. Das geschieht relativ geschickt durch einen Rückgriff auf Staffel 4, dort hat er mit Arya das Haus, in dem die Bruderschaft nun Unterschlupf findet, bereits besucht. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Darüber hinaus sieht Clegane, ähnlich wie seiner Zeit Stannis, Bilder in den Flammen. Wird aus ihm am Ende vielleicht doch noch ein religiöser Mensch?

Der Norden
Um die Zuschauer in dieser verhältnismäßig ruhigen, charakterfokussierten Episode an die Bedrohung aus dem Norden zu erinnern, zeigt uns Jeremy Podeswa, der Regisseur der Folge, einmal kurz die näherrückende untote Armee der Weißen Wanderer, inklusive mehrerer halbverrotteter Riesen. Diese Vision geht natürlich auf Bran zurück, der zusammen mit Meera nach langer Odyssee die Mauer erreicht und von der Nachtwache empfangen wird – es sieht so aus, als stehe uns bald eine weitere Stark-Wiedervereinigung bevor.

In Winterfell etabliert sich Jon derweil als neuer König des Nordens und versucht, Pragmatismus in die feudalen Strukturen seiner Heimat zu bringen: Frauen sollen ebenfalls gegen die anrückende Bedrohung kämpfen und von Sippenhaft hält er nichts. Lyanna Mormont, die in Staffel 6 schnell zum Fanliebling wurde, bekommt mal wieder Gelegenheit zu zeigen, dass sie mehr Eier hat als die restlichen Lordschaften des Nordens. Die Winterfell-Szenen unterstreichen auch gleich noch einmal, dass Sansa nun absolut keine Lust mehr hat, ein Spielball von irgendjemandem zu sein – nicht von Jon und schon gar nicht von Littlefinger. Dessen grandioser Masterplan bleibt weiterhin sehr undurchsichtig bzw. erratisch. Seit Staffel 5 fungiert Lord Baelish vor allem als Plotkatalysator, Weiss und Benioff benutzen ihn, um Figuren oder Fraktionen in bestimmte Situationen zu bringen (Sansa nach Winterfell als Ramsays Braut, die Streitkräfte der Arryns nach Norden etc.). Leider nehmen sie da mitunter keine Rücksicht auf Logik oder Entwicklung der Figur, was verdammt schade ist – in den Romanen sind Littlefingers Pläne weitaus kohärenter und nachvollziehbarer. Nun, wir werden sehen, was er in dieser Staffel ausheckt und ob auf seine Figurenmotivaton mehr Rücksicht genommen wird.

King’s Landing

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Cersei aus dem Hause Lannister, die erste ihres Namens, Königin der Andalen usw. (Lena Headey). Auch dabei: Jaime (Nikolaj Coster-Waldau). (Quelle)

Wie im Norden wird auch in King’s Landing der neue Status Quo zementiert. Cersei und Jaime herrschen theoretisch über die Sieben Königslande, praktisch herrschen sie gerade Mal über drei bis vier und haben einem ganze Menge Feinde: Die Starks im Norden, die Tyrells und Martells im Süden und natürlich Daenerys, die sich Westeros nähert. Derweil sind die Freys Geschichte, bleibt also nur noch ein potentieller Verbündeter: Euron Greyjoy, der gleich mit seiner ganzen Flotte kommt, Cersei heiraten möchte und ihr im Gegenzug seine Armada verspricht. Verständlicherweise ist Cersei diesbezüglich etwas zurückhaltend, weshalb Euron verspricht, mit einem Beweis seiner noblen Absichten zurückzukehren – ich vermute, dass das etwas mit Tyrion zu tun hat. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Pilou Asbæk als Euron einfach nicht funktioniert. Nicht nur gelingt es ihm einfach nicht, die Ausstrahlung seines Buchgegenstücks zu vermitteln, auch im reinen Serienkontext wirkt er zu bieder und uncharismatisch. Wie ich bereits an anderer Stelle sagte, für den in der Serie herausgeschnittenen Victatrion Greyjoy wäre Asbæk perfekt gewesen, aber den mysteriösen, weitgereisten und einschüchternden Euro bekommt er einfach nicht hin.

Oldtown
Sam beginnt, sich in der Citadel einzuleben. Seine Arbeitsmontage hat mir ausnehmend gut gefallen und war das (etwas eklige) komödiantische Highlight in dieser ansonsten sehr ernsten Folge. Bei seinem potteresquen Ausflug (passend dazu das Casting von Jim Broadbent als Erzmaester Ebrose) in die verbotene Abteilung der Bibliothek von Oldtown entdeckt Sam nebenbei gleich, dass es auf Dragonstone ein massives Obsidian-Vorkommen gibt, das beim Kampf gegen die Weißen Wanderer von großem Vorteil sein könnte. Nebenbei findet er in einer der Zellen für Aussätzige auch gleich Ser Jorah Mormont, den er natürlich nicht kennt. Mormonts Zustand (die Grauschuppen haben ihn inzwischen ziemlich gezeichnet) und die Tatsache, dass er in Oldtown ist, werfen noch einmal die Frage auf, wie viel Zeit seit dem Finale von Staffel 6 vergangen ist. Besagtes Finale muss bereits mehrere Wochen oder Monate abgedeckt haben, da Varys innerhalb dieser Folge von Meereen nach Dorne reist und am Ende dann wieder bei Daenerys‘ Flotte ist, die gen Westeros segelt.

Dragonstone

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Daenerys (Emilia Clarke) auf Dragonstone. Als Hofstaat dabei: Missandei (Nathalie Emmanuel), Tyrion (Peter Dinklage), Varys (Conleth Hill), Grey Worm (Jacob Anderson). (Quelle)

Der Titel der Episode kommt erst am Ende so richtig zum tragen. Endlich, endlich, nach sechs Staffeln, ist Daenerys samt Drachen und Armee in Westeros angekommen und beansprucht den traditionsreichen Sitz ihrer Familie. Die Parallelen zu Aegon dem Eroberer, der ebenfalls von Dragonstone aus ansetzte, Westeros zu erobern, sind sicher kein Zufall. Auch diverse andere Parallelen fallen auf. Der Thron auf Dragonstone ruft Erinnerungen an den Eisernen Thron wach, zugleich gibt es einen Rückbezug auf Daenerys‘ bisherige Erfahrungen als Herrscherin. Wir erinnern uns, Daenerys hat nicht besonders viel für Throne übrig, in Meereen regierte auf einer schlichten Bank. Sie bestätigt ihre Einnahme von Dragonstone nun nicht, indem sie auf Aegons Stuhl Platz nimmt, stattdessen begibt sie sich zur Ratskammer. Hier gibt es ebenfalls einen Verweis, dieses Mal auf eine frühere Szene in dieser Folge. Die beiden Königinnen, die noch übrig sind, werden effektiv gespiegelt. In King’s Landing ließ Cersei eine große Karte von Westeros zeichnen; beide überblicken in dieser Folge den Kontinent, den sie zu erobern gedenken. Cersei sieht sich als völlig neue Königin und lässt deshalb eine neue Karte anfertigen, während Daenerys an das Vermächtnis ihrer Familie anknüpft. Insgesamt eine sehr starke Szene, die fast ohne Dialog auskommt und primär von der Musik getragen wird.

Fazit: „Dragonstone“ ist ein recht konventioneller, aber gut strukturierter Staffelauftakt mit angenehmem Tempo, der zwar mit einem größeren Massenmord beginnt, sich ansonsten aber vor allem darauf konzentriert, den Status Quo zu zementieren: Cersei sitzt auf dem Eisernen Thron, ist aber von Feinden umringt, Jon Snow kontrolliert den Norden und Daenerys macht sich daran, Westeros zu erobern.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 6

GoT: The Dance of Dragons

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Folge 9 einer jeden Staffel von „Game of Thrones war bislang immer etwas Besonderes, in Staffel 1 und 3 starben ein oder mehr wichtige Starks, während es in Staffel 2 und 4 jeweils nur einen Schauplatz und eine ausgedehnte Schlacht gab. Rein theoretisch müssten in „The Dance of Dragons“ als wieder Starks dran glauben (und die Vorlage würde so etwas theoretisch auch hergeben, eventuell kommt das ja dann in Folge 10), dem ist aber nicht so. Stattdessen finden zwei andere, wichtige Ereignisse statt, von denen eines durchaus ähnliche Folgen hat wie das, was in „Unbowed, Unbent, Unbroken“ geschehen ist.

Der Titel dieser Episode enthält gleich eine doppelte Anspielung. „The Dance of Dragons“ erinnert sowohl an den fünften Roman „A Dance with Dragons“ als auch an ein Ereignis aus der Geschichte von Westeros, den „Dance of the Dragons“ (der von Shireen auch erwähnt wird); besagter „Tanz“ war ein Targaryen-Bürgerkrieg, der nicht nur das Herrscherhaus stark dezimierte, sondern auch der Grund dafür war, dass die Drachen letztendlich ausstarben. Bezieht man den Episodentitel allerdings nur auf das Ereignis im Finale fällt auf, dass er nicht so ganz passt, denn eigentlich tanzt dort nur ein Drache.

Castle Black
Nach der Schlacht von Hardhome kehren Jon und die überlebenden Wildlinge nach Castle Black zurück, wo die Stimmung nicht besser wird. Besonders Wun Wun erregt die Gemüter. Es stellt sich die Frage, wie oft man Olly unheilvoll in Szene setzen kann. Die Antwort ist: Auf jeden Fall mindestens einmal zu oft.

Dorne
Der dornische Handlungsstrang bleibt auch weiterhin ziemlich enttäuschend. Jaime und Bronn werden begnadigt, Ellaria schwört Doran Martell Gehorsam und dieser stimmt zu, Trystane zusammen mit Myrcella in die Hauptstadt zu schicken – man kann wohl davon ausgehen, dass da auf dem Heimweg noch ein Unglück geschieht.

Insgesamt betrachtet ist Dorne eigentlich in dieser Staffel nicht mehr zu retten; obwohl ich mich im Vorfeld sehr darauf gefreut habe, bleibt nun nur zu sagen, dass Dorne wohl besser, wie die Greyjoys, der Schere zum Opfer gefallen wäre; es wurde meines Wissens nach wohl vor allem integriert, weil Oberyn Martell in Staffel 4 extrem positiv aufgenommen wurde. Statt des Ausflugs in den Süden hätten Jaime und Bronn zusammen in den Flusslangen aufräumen sollen (ob mit oder ohne Lady Stoneheart sei mal dahingestellt); der Vorteil daran wäre gewesen, dass dort bereits viele Charaktere etabliert sind, mit denen Benioff und Weiss hätten weiterarbeiten können und die nach der dritten Staffel quasi einfach verschwunden sind: Edmure Tully, der Blackfish (der durchaus auch ein Fanliebling ist), Beric Dondarrion, Thoros von Myr, Gendry, die Freys etc.

Braavos
Lord Tyrell, in Begleitung von Ser Meryn Trant, trifft endlich in Braavos ein, und natürlich begegnet Arya ihnen und vergisst sofort den eigentlichen Auftrag, den sie von Jaqen bekommen hat; stattdessen folgt sie den Westerosi und überlegt, wie sie am besten an Ser Meryn herankommt. Diese Folge wird es zwar noch nichts, aber die Möglichkeit zeichnet sich bereits ab, denn Ser Meryn ist pädophil. Gerade das hat’s wirklich noch gebraucht. Schon wieder dient sexuelle Gewalt als Plotkatalysator an einer Stelle, die es absolut nicht nötig gehabt hätte. Benioff und Weiss ist wohl mal wieder nichts eingefallen. Auf der positiven Seite: Mace Tyrell im Gespräch mit Tycho Nestoris ist recht amüsant. Der Lord von Highgarden singt sogar.

Meereen
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Daenerys (Emilia Clarke) und Drogon

Auch in Meereen geht’s rund, bzw. schief: Die Söhne der Harpyie nutzen die Wiedereröffnung von Daznaks Arena, um Daenerys und ihre Getreuen anzugreifen, allerdings nicht, bevor Ser Jorah noch einmal versucht, Danys Gunst zurückzugewinnen, und das auch noch auf fast dieselbe Weise wie beim ersten Mal; dieses Mal aber scheinbar mit Erfolg. Das Ganze basiert auf einer Szene aus „A Dance with Dragons“, die mit der Serienversion zumindest das Setting und den Ausgang gemein hat. Im Roman gibt es allerdings keinen offensichtlichen Angriff, nur eine gescheiterte Vergiftung, und Drogon wird auch nicht von Danys Not angelockt, wie es hier der Fall zu sein scheint, sondern schlicht und einfach vom Kampfeslärm und der Brutalität. Als dramaturgische Zuspitzung funktioniert das Ganze dann doch recht gut, auch wenn es unelegant ist. Drogon sieht jedenfalls grandios aus, die Qualität der Animation muss sich definitiv nicht hinter der größerer Hollywood-Blockbuster verstecken – der Drache in „Maleficent“ beispielsweise sah weitaus weniger gelungen aus. Noch eine kleine Anmerkung am Rande: Bei Martin wird impliziert, dass Hizdahr tatsächlich der Anführer der Söhne der Harpyie ist, in der Serie scheint das nicht der Fall zu sein, sonst hätten sie ihn nicht umgebracht.

Auf dem Weg nach Winterfell
Zwar ist Meereen der Schauplatz des Folgenfinales, aber was in Stannis‘ Lager geschieht hat weitaus höhere Wellen geschlagen und ist (ob freiwillig oder unfreiwillig) DAS Ereignis dieser Episode. Dank Ramsays Ausfall wird Stannis‘ Situation verzweifelter, weshalb er sich dazu entschließt, Melisandre die Erlaubnis zu geben, seine Tochter dem Herrn des Lichts zu opfern, was diese auch tut.

Dies ist eine weitere Wendung, die, wie schon Sansas Vergwaltigung, eine enorme Kontroverse erzeugt hat, und tatsächlich gibt es da einige Parallelen. In der Vorlage, zumindest in „A Dance with Dragons“, ist diese Szene nicht vorhanden, Shireen, Melisandre und Selyse bleiben auf Castle Black, während Stannis gen Winterfell zieht. Aus dem Episodenkommentar geht allerdings hervor, dass Shireens Tod in irgendeiner Form wohl auch in „The Winds of Winter“ vorkommt. Die Betonung liegt auf „in irgendeiner Form“, denn in der Serien-Konstellation kann er nicht stattfinden. Da stellt sich natürlich die Frage, in wie weit die Ereignisse dieser Episode tatsächlich auf „The Winds of Winter“ basieren. Stirbt Shireen in völlig anderem Kontext, wird sie ebenfalls geopfert und ist Stannis daran beteiligt, und wenn ja, zu welchem Zweck? Und, bezogen auf die Serie: Ist ihr Tod ein wichtiger Handlungskatalysator oder geht es Benioff und Weiss hier lediglich um plakativen Schock? Das wird sich frühestens mit der nächsten Episode bestimmen lassen, angesichts dessen, was die beiden in dieser Staffel allerdings bereits gemacht haben, ist man fast dazu geneigt, zu Letzterem zu tendieren.
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Ser Davos (Liam Cunningham) und Shireen (Kerry Ingram)

Inszenatorisch erinnert die die Verbrennung sowohl an die Rote Hochzeit als auch an Sansas Hochzeit. Die Parallele zu Ersterer ist die „Maximierung“ der Schockwirkung, die über den Verlauf der Staffel vorbereitet wurde, vor allem durch Szenen wie der zwischen Shireen und Stannis auf Castle Black. Hier und an anderen Stellen (auch bereits in den Staffeln 3 und 4) erweckt Stannis den Eindruck, dass er seine Tochter wirklich liebt und nur große Probleme damit hat, seine Gefühle auch auszudrücken, während Selyse als absolut kalte Mutter herüberkommt. Die Verbrennung tauscht ihre Rollen, Stannis endet als rücksichtsloser Fanatiker, der seine Tochter (und Erbin) verbrennt, während Selyse das im letzten Moment noch verhindern will. In der ursprünglichen Konstellation ist Shireen sicher, weil letztendlich alles von Stannis abhängt, weshalb der „Frontenwechsel“ und die Folgen dann umso schockierender sind.

Die Parallelen zu Sansas Hochzeit finden sich in der Art, wie die Szene konzipiert ist; ein weiteres Mal kommt der Schock vor allem von dem, was man nicht sieht, denn Shireens Verbrennen wird nicht gezeigt, man hört nur ihre Schreie. Auch hier gilt: Aus dem Kontext genommen und für sich betrachtet ist die Szene verdammt wirkungsvoll, gerade, weil sie gekonnt mit der Vorstellung des Zuschauers arbeitet. Im Kontext dagegen ist sie äußerst fragwürdig. Es bleibt noch, Kerry Ingram zu loben, die Shireen hervorragend gespielt hat.

Fazit: „The Dance of Dragons“ ist eine weitere (unnötig) kontroverse Episode, die wohl allerdings erst zusammen mit dem Staffelfinale und „The Winds of Winter“ wirklich bewertet werden kann.

GoT: The Laws of Gods and Men

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Es geht wieder voran, sowohl inhaltlich als auch qualitativ. Wie schon in „The Lion and the Rose“ beansprucht auch in „The Laws of Gods an Men“ der King’s-Landing-Handlungsstrang die komplette zweite Hälfte der Episode, und wie schon in besagter Episode funktioniert das auch dieses Mal hervorragend. Insgesamt ist Staffel 4, meiner Meinung nach, besser strukturiert alles Staffel 3, es gab bisher keine Episode, in der alle Handlungsstränge angeschnitten wurden, und dass Dank der Roten Hochzeit das Personal ein wenig reduziert wurde fällt ebenfalls positiv auf.
Nebenbei: Auf der Intro-Karte taucht zum ersten Mal Braavos samt Titan auf.

Braavos
braavos
Der Titan von Braavos

Die Vorschau dieser Episode hat es angedeutet, die Bestätigung folgt auf dem Fuß: Braavos, das „Bastard-Kind“ des alten Valyria, sehen wir zum ersten Mal nicht zusammen mit Arya, sondern mit Stannis und Davos, die von der Eisernen Bank Kredit wollen. Die Totale von Braavos, samt Titan, ist äußerst gelungen, allerdings gibt es ansonsten nur das Innere zweier Gebäude zu sehen. Natürlich verschlingt ein Handlungsort wie Braavos, besonders, wenn man ihn distinktiv gestalten möchte, mit Sicherheit eine Menge Geld, weshalb es zwar nicht weniger schade ist, dass man Stannis und Davos nicht am Hafen oder in den Straßen sieht, aber doch letztendlich nachvollziehbar. Vielleicht sehen wir ja in der nächsten Staffel mehr von diesem Schauplatz, wenn Arya sich als Muschelverkäuferin betätigt.
Es zeigt sich jedenfalls, dass die Banken der Welt von Eis und Feuer den Unseren gar nicht so unähnlich sind: Überall muss man warten. Das Empfangszimmer ist dabei sehr schön gestaltet: Die Bittsteller müssen auf niedrigen Bänken sitzen, während die Bankangestellten in üppigen, thronähnlichen Stühlen platznehmen.
Letztendlich handelt es sich bei diesem Abstecher auch wieder um eine Beschäftigungstherapie, um Figuren nicht einfach für den Großteil einer Staffel verschwinden zu lassen. Diese Beschäftigungsszenen sind aber um einiges bekömmlicher als Jons Snows Ausflug zu Crasters Keep, da sie immerhin auf Buchmaterial basieren, das vorgezogen wurde, und weil Mark Gatiss mitspielt. Tycho Nestoris ist Mycroft Holmes gar nicht so unähnlich, aber es macht einfach Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er andere Leute mit freundlichem Lächeln auseinander nimmt. Dank Davos (der wahrscheinlich ein besserer König als Stannis wäre) klappt das Vorhaben aber dennoch, und der ehemalige Schmuggler sucht seinen alten Freund Salladhor Saan, der nun, Staffel 1 ausgenommen, in jeder Staffel in genau einer Episode auftauchte.
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Tycho Nestoris (Mark Gatiss)

Dreadford
Yara is back! Nachdem sie in der letzten Folge der dritten Staffel ankündigte, Theon retten zu wollen, kommt sie nun endlich bei der Dreadford an. Das mag lang erscheinen, wenn man allerdings bedenkt, dass sie ganze Westeros umsegeln musste, um von den Iron Islands zur anderen Seite zu gelangen, war sie wahrscheinlich nicht lange genug unterwegs. Zugegebenermaßen ist schwierig zu sagen, da nicht eindeutig ist, wie viel Zeit in der Serie vergangen ist.
Die Parallelemontage, die abwechselnd Yara bei ihrer Rede und eine Ramsay/Myranda-Sex-Szene zeigt, mutet irgendwie seltsam an, mir ist die symbolische Bedeutung (sofern eine vorhanden ist) nicht ganz klar? Wurde das so geschnitten um zu zeigen, dass Yara Ramsay ficken möchte, wenn auch auf völlig andere Weise als Myranda das tut?
Wie dem auch sei, ist ziemlich kurz gehalten und dient vor allem dazu, noch einmal zu zeigen, wie psychisch kaputt Theon ist. Letztendlich haben wir hier noch einmal Beschäftigungstherapie für einige Figuren, weshalb das Ganze auch ein wenig halbherzig wirkt: Für die Umstände, die Yara auf sich genommen hat, gibt sie dann doch erstaunlich schnell wieder auf. Und wo ist eigentlich Roose Bolton?
Hier stellt sich darüber hinaus die Frage, was das für die Iron Islands als Handlungsort bedeutet. In „A Storm of Swords“ ist Balon Greyjoy zu diesem Zeitpunkt bereits tot – in der Serie könnte das zwar ebenfalls der Fall sein, aber normalerweise zeigt die Serie solche Ereignisse, da sie ja nicht an die POV-Charaktere gebunden ist. In jedem Fall bin ich gespannt, ob wir in der nächsten Staffel Euron und Victarion Greyjoy zu Gesicht bekommen.
Der gelungenste Teil dieses Abschnitts der Folge ist in jedem Fall die Szene mit Theon und Ramsay. Was hier vorbereitet wird, stammt bereits aus „A Dance with Dragons“ und klingt vielversprechend. Hier wird noch einmal sehr schön die völlige kranke Beziehung zwischen Ramsay und Reek illustriert.

Meereen
Wie erwartet fließen bei Daenerys‘ Handlungsstrang nun bereits Inhalte aus „A Dance with Dragons“ ein: Die Drachen erweisen sich als immer schwerer zu kontrollieren, was zu Unfällen führt. Im Roman ist dies noch eindringlicher, da von den Drachen getötetes Vieh dort bereits an der Tagesordnung ist; stattdessen töten die Drachen ein Kind, und dessen Knochen werden vom Vater zu Daenerys gebracht.
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Daenerys (Emilia Clarke) auf ihrer Bank. Im Hintergrund: Ser Jorah (Iain Glenn) und Ser Barristan (Ian McElhinney)

Außerdem tritt Hizdahr zo Loraq (Joel Fry), der bereits in „Breaker of Chains“ kurz zu sehen war, zum ersten Mal vor Daenerys. Während er im Roman allerdings Daenerys darum bittet, die Grubenkämpfe, die sie verboten hat, wieder zu erlauben, ist sein Anliegen in der Serie persönlicher Natur: Er will die Erlaubnis, seinen gekreuzigten Vater würdevoll zu begraben und behauptet, dass dieser an der Kreuzigung der Sklaven unschuldig war. Dadurch wird Hizdahr sympathischer, und darüber hinaus bringt das Ganze Daenerys dazu, ihre Handlungen zu hinterfragen.

King’s Landing
Wir beginnen die zweite Hälfte der Episode mit einem höchst amüsanten Treffen des Kleinen Rates. Oberyn ist von dem ganzen ziemlich gelangweilt, während Lord Tywin Mace Tyrell, inzwischen Meister der Schiffe und somit praktisch der Flottenadmiral Tommens, ebenso behandelt, wie Lady Olenna es tut – herrlich. Wirklich interessant ist, dass der Kleine Rat ziemlich genau über Daenerys‘ Situation informiert ist – dies war bereits zu einem früheren Zeitpunkt festzustellen, als Lord Tywin Oberyn in den Kleinen Rat berief. In den Romanen gibt es in Westeros zu dieser Zeit allenfalls Gerüchte über eine Drachenkönigin im Osten, allerdings keine detaillierten Berichte. Hier zeichnet sich bereits ab, dass Jorahs Verbannung doch noch kommen könnte. In „A Storm of Swords“ ist es Ser Barristan, der Daenerys mitteilt, dass Jorah Informationen über sie an Varys verkauft hat, in der Serie weiß er das allerdings nicht. Nun schreibt Lord Tywin einen Brief, und das ist immer gefährlich…
Bevor Tyrions Prozess beginnt, treffen sich Oberyn und Varys vor dem Eisernen Thron, um ein wenig über Essos und Varys‘ Asexualität zu plaudern, wobei wir auch noch mehr über den Gesandten aus Dorne erfahren. Gerade in kleinen Szenen wie diesen zeigen sich die Stärken der Serie, die auch Szenen abseits der POV-Charaktere zeigen kann.
Die Verhandlung ist im Großen und Ganzen sehr vorlagengetreu umgesetzt, auch wenn es einige kleinere Abweichungen gibt, die allerdings keinesfalls stören. Während im Roman Tywins Bruder Kevan (seit Staffel 2 haben wir diesen in der Serie nicht mehr gesehen) Tyrion über den Ablauf des Prozesses informiert, ist es hier Jaime, der den Angeklagten „betreut“ und ihm vorschlägt, zu gestehen um anschließend zur Mauer geschickt zu werden. In „A Storm of Swords“ sagen darüber hinaus noch weitaus mehr Personen gegen Tyrion aus, etwa Taena Merryweather, die in „A Feast for Crows“ zu einer Vertrauten Cerseis wird.
Ganz ohne Zweifel gehört die Verhandlung zu den Höhepunkten der vierten Staffel, hier zeigt sich „Game of Thrones“ mal wieder von seiner besten Seite: Als hervorragend gespieltes, intensives Charakterdrama. Nachdem Peter Dinklage in dieser Staffel bisher eher zurückstecken musste, reißt er nun die Show wieder gnadenlos an sich: Hier stimmt jede Geste und jede Betonung. Dies gilt auch für sämtliche anderen Beteiligten, wenn auch nicht ganz im selben Ausmaß: Großmaester Pycelles zurückhaltende Genugtuung, Ser Merryns Häme, Cerseis kleine Gesten, die genau verraten, was sie denkt und Oberyns gespielte Langeweile – alles hervorragend. Die ganze Szene ist voller kleiner Nuancen, cleverer Rückbezüge und Andeutungen, wie etwa Varys‘ Ausspruch: „Sadly, my lord, I never forget a thing.“
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Tyrion (Peter Dinklage) vor Gericht

Die interessanteste Hinzufügung ist Jaimes Angebot, aus der Königsgarde auszutreten, wenn Tywin seinen Sohn nicht hinrichten lässt. Tywins Antwort lässt zumindest darauf schließen, dass er ohnehin vorhatte, Tyrion zur Mauer zu schicken, oder dass er Jaimes Angebot vielleicht sogar einkalkuliert hatte und der Prozess zu diesem Zweck überhaupt geführt wird. Was stattdessen fehlt ist Oberyns Angebot; im Roman bietet die Rote Viper Tyrion an, bei einem Gottesurteil als sein Champion gegen Gregor Clegane anzutreten, nachdem Bronn dies ablehnt. Während des Prozesses überlegt Tyrion, ob er lieber Obernys Angebot annehmen oder den Rat seines Onkels befolgen soll. Der Ausgang ist aber letztendlich derselbe, da Shaehs Aussage alles ändert. Sibel Kekilli reiht sich ebenfalls in die Riege der Schauspieler ein, die sich hier selbst übertreffen. Ihre Beschuldigung klingt wie auswendiggelernt, aber auch hier finden sich wieder kleine Nuancen, die darauf schließen lassen, dass Tyrions Zurückweisung in Folge 2 dieser Staffel mit für die Aussage verantwortlich ist, wahrscheinlich zusätzlich zu der Androhung von Gewalt. Nun stellt sich nur die Frage, wer dafür verantwortlich ist, dass Shae Cersei in die Hände gefallen ist. Bronn? Varys? Allzu viele andere Möglichkeiten gibt es nicht.
Die Episode endet mit Tyrions Monolog, der sich langsam zu einem meiner GoT-Lieblingsmomente mausert. Dinklage übertrifft sich hier noch einmal selbst und bringt jede seiner Zeilen mit tiefem, überzeugendem Hass hervor. Die gesamte Verachtung, die Tyrion während seines Lebens erfahren hat, bricht nun aus ihm heraus und ist praktisch greifbar. Die Intensität der Szene wird noch durch den gelungenen Einsatz von The Rains of Castamere gesteigert, das bedrohlich brodelnd Tyrions Worte unterlegt.

Fazit: Nach drei eher mittelmäßigen Episoden, in denen diverse Handlungsstränge nicht recht vorankamen, findet die Serie nun, dank der geradezu perfekten zweiten Hälfte dieser Episode, wieder zur Stärke des Staffelstarts zurück.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Oathkeeper

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Wie schon „Breaker of Chains“ löste auch „Oathkeeper“ einige heftige Diskussionen aus, vor allem unter Buchlesern. Während die Episode der letzten Woche allerdings in erster Linie negativ aufgenommen wurde, sind die Meinungen dieses Mal sehr gespalten. Der Grund: „Oathkeeper“ dürfte die Episode sein, die sich inhaltliche am weitesten von der Vorlage entfernt (fast die gesamte zweite Hälfte enthält „serieneigenes“ Material), und nicht nur das, sie beinhaltet bereits Material, das (vermutlich) aus „The Winds of Winter“ stammt.
Insgesamt war „Game of Thrones“ bisher eine ziemlich genau Adaption der Vorlage. Natürlich gibt es immer Buchpuristen, die an jeder kleinen Änderung herummeckern, aber wenn man Serien wie „True Blood“ oder „The Walking Dead“ zum Vergleich heranzieht, hält sich die Serie sehr genau an Martins Romane (wobei es am anderen Ende des Spektrums durchaus auch Zuschauer gibt, die sich den Ansatz der beiden oben erwähnten Serien wünschen). Ich persönlich denke trotz allem, dass die Abweichungen letztendlich wieder zum Romaninhalt zurückführen und nicht in eine völlig andere Richtung gehen werden, so ähnlich wie das beispielsweise bei Gendrys Besuch auf Dragonstone war: Das Ziel ist dasselbe, nur der Weg ist ein wenig anders. Trotzdem gibt „Oathkeeper“ durch das Ende bereits einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie es sich anfühlen könnte, wenn George R. R. Martin „The Winds of Winter“ nicht rechtzeitig beendet. Einigen Buchlesern hat das gar nicht gefallen, schon allein, weil man unerwartet gespoilert wird, und vielleicht auch ein wenig, weil dadurch der Wissensvorsprung verloren geht. Viele andere fanden die Episode allerdings gerade aus diesen Gründen gelungen, da sie sich zum ersten Mal wirklich überraschen lassen konnten. Ich persönlich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass die letzte Szene nicht zumindest sehr interessant ist.
Der Titel der Folge ist wieder einmal recht mehrdeutig, in erster Linie bezieht er sich auf Briennes neues Schwert und dessen symbolische Bedeutung, aber auch Karl hält einen Eid ein…

Meereen
Ein weiteres Mal fängt eine Folge dort an, wo die letzte endete, allerdings in einem etwas intimerem Rahmen: Missandei unterrichtet Grauer Wurm in der Gemeinen Zung – beide verspüren darüber hinaus starke Sympathie für einander – oder sogar mehr (ich glaube, es gibt schon Shipper)?
Der Angriff auf Meereen wird fortgesetzt, und spielt sich dabei recht ähnlich ab wie im Roman, nur sehr stark vereinfacht. Bei Martin dringen Ser Jorah, Ser Barristan (auf beide ist Daenerys zu diesem Zeitpunkt ziemlich wütend) und der starke Belwas, zusammen mit einigen anderen, durch die Kanalisation in die Stadt ein und regen die Sklaven zu einem Aufstand an, während der Rest von Danys Armee die Stadt belagert und mit Rammböcken die Tore öffnet. In der Serie dagegen infiltrieren lediglich Grauer Wurm und einige andere Unberührte die Stadt und ermutigen die anderen Sklaven zum Aufstand – wobei das alles ziemlich schnell und scheinbar einfach vonstatten geht.
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Daenerys (Emilia Clarke) überblickt Meereen

Die eigentlich Eroberung geschieht offscreen, was einerseits wohl auch aus Budgetgründen so ist, und andererseits im Buch ebenfalls der Fall ist, da das Ganze aus Daenerys Sicht geschildert wird, die beim eigentlichen Blutvergießen nicht anwesend ist. Die Bestrafung der ehemaligen Herren von Astapor passiert auf ähnliche Weise wie in der Vorlage, allerdings werden sie im Roman nicht entlang der Straße gekreuzigt, sondern auf dem großen Platz von Meereen, wo jeder auf den nächsten zeigt. Es ist noch erwähnenswert, dass Buch-Daenerys das später bereut und dass Emilia Clarke diese Strafe ebenfalls für keine gute Idee hält. Die Söhne der Harpyie, die sich sicher bald zu Wort melden, dürften jedenfalls nicht begeistert sein.

Auf dem Weg zur Eyrie
Ungeschickt, wenn alle zur Eyrie wollen, da Sandor und Arya in dieser Folge aber nicht vorkommen und Littlefinger und Sansa in der nächsten Folge ihr Ziel erreichen (der Abstecher zu den Fingers wird wohl allerdings gestrichen werden, er ist aber auch nicht wirklich essentiell), kann man das noch akzeptieren. Auf Littlefingers Schiff gibt es noch ein kurzes Intermezzo, bei dem endgültig die Antwort auf die Frage, wer für Joffreys Tod verantwortlich ist, gegeben wird – für alle, die es nach letzter Folge immer noch nicht herausgefunden haben. Während Littlefinger von seinen neuen Freunden spricht, zeigt die Kamera bereits Olenna und Margaery. Außerdem gibt Olenna ein paar Minuten später zu, dass sie es war.

King’s Landing
In „Oathkeeper“ ist der King’s-Landing-Anteil dieses Mal um einiges kleiner als in den letzten drei Episoden, und interessanterweise steht fast ausschließlich Jaime im Mittelpunkt. All diese Szenen mit ihm wären exzellent, wäre da nicht dieser kleine Vorfall in der letzten Episode gewesen. Wie ich erwartet hatte, wird die Vergewaltigung praktisch ignoriert, was fürchterlich inkonsequent daherkommt. Am deutlichsten wird dies im Gespräch zwischen Cersei und Jaime, denn die beiden unterhalten sich, als wäre nichts passiert; ihr Verhälnis scheint sich nicht verändert zu haben. So, wie sie ist, hätte diese Szene gepasst, wenn Jaime sich in der letzten Folge nach der Frage, weshalb er eine hasserfüllte Frau liebt, einfach umgedreht und die Septe verlassen hätte oder der Sex einvernehmlich gewesen wäre. War besagte Szene in der letzten Episode völlig an Jaimes Charakterisierung vorbei, so stimmt die Szene in dieser Episode absolut nicht mit Cerseis etablierter Persönlichkeit überein. Um einmal Tyrion zu zitieren: „Cersei is as gentle as King Maegor, as selfless as Aegon the Unworthy, as wise as Mad Aerys. She never forgets a slight, real or imagined. She takes caution for cowardice and dissent for defiance.” Sich nach so etwas einfach ruhig mit ihrem Bruder zu unterhalten ist völlig out of character für eine Figur, die über die letzten drei Staffeln hinweg als unglaublich nachtragend charakterisiert wurde, schon allein, weil das eine „normale“ Person mit ziemlicher Sicherheit nicht tun würde, geschweige denn Cersei Lannister.
Ebenso bei Jaime: In dieser Folge verhält er sich (wenigstens für seine Verhältnisse) wieder äußerst sensitiv und sympathisch, bei Cersei ist er derjenige der einsteckt, er ermuntert Tyrion (im Roman hat er seinen Bruder nicht in der Zelle besucht) – das ist nicht vielschichtig, das ist schlampig charakterisiert, und ich stimme da mit vielen anderen überein, dass es sich bei der Vergewaltigung um den wohl bisher größten Fehltritt der Serie handelt (und das selbst, wenn man alle andere Faktoren, die zum Online-Aufschrei geführt haben, außer acht lässt), was wirklich schade ist, da es an einer Szene hängt, die gerade einmal fünf Minuten geht. Und letztendlich läuft das Ganze auch einem grundsätzlichen Thema von Martins Romanen zuwider: Handlungen haben Konsequenzen.
Davon unabhängig ist die Abschiedsszene mit Jaime und Brienne wirklich außerordentlich gut gelungen und fast schon niedlich, wenn auch beide ein wenig höflicher zueinander sind als im Roman. Dafür fehlt aber Podricks „Ser Milady“ nicht.
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Margaery (Natalie Dormer), Tommen (Dean-Charles Chapman) und Ser Pounce

An anderer Front planen die Tyrells schon ihre nächsten Schritte. Leider stellt Lady Olenna in Aussicht, nach Highgarden zurückkehren, was wohl bedeutet, dass sie auch aus der Serie (zumindest vorläufig) verschwindet, was ich absolut nicht gutheißen kann. Sie ermuntert Margaery, sich gleich an Tommen heranzuschmeißen, damit sie und nicht Cersei ihn kontrollieren kann.
Der folgende erste Versuch ist allerdings ein wenig merkwürdig. Grundsätzlich wäre diese Szene gelungen (immerhin taucht hier erstmals Fanliebling Ser Pounce auf), wären da nicht die Umstände. Dass Margaery nachts bei Tommen auftaucht wirkt einerseits unnötig zweideutig und ist andererseits recht unlogisch, nachdem Cersei erst kurz zuvor angeordnet hat, dass die Wachen verdoppelt werden (oder hatte sie Hilfe von Varys?). Mit anderen Worten: Diese Szene wäre sehr gut gelungen, hätte sie einen anderen Kontext gehabt.

Castle Black
Jon hat es sich zur Aufgabe gemacht, die neuen Rekruten zu trainieren. Unter diesen findet sich nun auch Locke, der ganz sympathisch rüberkommen kann, wenn er das will, und der beweist, dass er ein ganz guter Menschenkenner ist – jedenfalls weiß er, wie er mit Jon reden muss.
Es wird auch noch einmal deutlich, dass die Rollen von Ser Alisser und Janos Slynt in der Serie praktisch vertauscht sind, da Slynt in den Romanen derjenige ist, der den Ton angibt, während Thorne eher eine beratende Funktion inne hat. Letztendlich wird sich vermutlich Thorne zur Wahl zur des neuen Lord Commander aufstellen lassen und nicht Slynt.
Ab diesem Zeitpunkt beginnen sich die Änderungen stärker auszuwirken, denn in der Tat wird nun ein Ausflug zu Crasters ehemaligem Wohnsitz in die Wege geleitet, da Thorne und Slynt hoffen, auf diese Weise Jon Snow loszuwerden. Und natürlich kommt Locke ebenfalls mit, da er Jon und Sam belauscht hat, die überlegen, ob Bran wohl bei Craster Halt gemacht hat.

Nördlich der Mauer
Im letzten Drittel dieser Episode bewegt sich die Serie noch weiter von den Romanen weg. Bei Craster haben sich die Meuterer inzwischen eingerichtet. Karl Tanner, der in der dritten Staffel Craster tötete, hat sich als ihr Anführer etabliert und trinkt nun aus Mormonts Schädel. Die Szene, die die Grausamkeit der Meuterer illustrieren soll, ist dabei in mehr als einer Hinsicht problematisch. Nach der kontroversen Episode der letzten Woche sind mehrere graphische Vergewaltigungen nicht unbedingt die beste Idee (wobei man zugegebenermaßen wahrscheinlich kaum die Episode in wenigen Tagen umschneiden kann, aber auch so ist es unnötig), außerdem zieht sich das Ganze viel zu lang und es gibt Logikprobleme: Warum töten die Meuterer Ghost und Summer nicht einfach? Darüber hinaus offenbart sich eine Tendenz dieser Staffel gerade hier noch einmal besonders stark. „Game of Thrones“ wird von Grautönen bestimmt (bei der Vorlage ist das noch stärker der Fall), es gibt nur wenige Figuren, die wirklich durch und durch und ohne Abstufung böse sind, etwa Joffrey, Gregor Clegane oder Ramsay Snow/Bolton. Staffel 4 fügt diesen Buchcharakteren mit dem Magnar von Thenn (der im Roman zwar vorkommt, aber kein sadistischer Kannibale ist) und nun Karl weitere hinzu, was ich für kontraproduktiv halte – und selbst Figuren, die eigentlich Sympathieträger sind, werden unnötigerweise verdunkelt, allen voran Jaime und, in geringerem Ausmaß, Ygritte, als wollten Benioff und Weiss verhindern, dass der Zuschauer zu sehr mit ihnen sympathisiert.
In welche Richtung sich das Ganze entwickelt, nachdem die Meuterer Bran und Kompanie gefangen genommen haben, lässt sich bereits abschätzen, und leider befürchte ich, dass das dieser Handlungsstrang letztendlich in einer inhaltlich ziemlich unnötigen Streckung gipfeln wird, die weder Figuren noch Handlung in irgendeiner Art und Weise voranbringt. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
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Der Anführer der Weißen Wanderer (Richard Brake)

Der wirklich interessante Teil folgt erst nach der Gefangennahme der Reeds: Ein Weißer Wanderer bringt Crasters letztes Kind in das Land des Ewigen Winters hoch im Norden, dort wo die Weißen Wanderer wohnen. Besagtes Baby wird vom Chef-Wanderer berührt, wodurch es eisblaue Augen bekommt, somit erfahren wir, wie die Wanderer für Nachwuchs sorgen. Zugegebenermaßen fand ich diese Szene nicht ganz so revolutionär wie einige andere, der hohe Norden ist zwar in der Tat Neuland, am im Großen und Ganzen wurde hier aber nur etwas bestätigt, das die Romane bereits andeuten und das die Fans bereits seit langem vermuteten (Crasters Söhne dienen Nachwuchs für die Wanderer). Beinahe interessanter ist die Tatsache, dass der Anführer der Weißen Wanderer (der aufgrund der Hörner bereits den Spitznamen „Darth Walker“ bekommen hat) im Promomaterial von HBO als „Night King“ bezeichnet wird. Bei diesem handelt es sich um eine mythische Figur in Westeros, der der dreizehnte Lord Commander der Nachtwache war, sich in eine Weiße Wanderin (ja, das ist die korrekte feminine Form) verliebte, sich zum Nachtkönig krönte und allerhand Grausamkeiten beging, bevor er vom König des Nordens und dem König jenseits der Mauer besiegt wurde. Diese Bezeichnung wurde inzwischen wieder entfernt, aber dennoch stellt sich die Frage, ob er Chef der Weißen Wanderer in der Tat mit jenem Nachtkönig identisch ist, oder ob da nur jemand einen falsche Beschreibung verfasst hat. Außerdem würde mich interessieren, wie eine Weiße Wanderin aussieht.

Fazit: „Oathkeeper“ hätte eine wirklich gute Folge werden können, gäbe es da nicht ein paar unschöne „Wenns“ in Form von Logiklöchern, unnötigen Dehnungen und dem Fehltritt der vorangegangenen Episode.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Two Swords

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Die dritte Staffel von „Game of Thrones“ lief im Free-TV, ist auf DVD und Blu-Ray erschienen und jeder Fan kann sie inzwischen wohl auswendig. Und nun, nach einer gefühlten Unendlichkeit, geht es weiter, und ich werde natürlich auch wieder pro Episode einen Artikel verfassen. Noch einmal: Wer die Folge noch nicht gesehen und die Bücher nicht gelesen hat, sollte hier aufhören, wenn er nicht mächtig gespoilert werden will.
Staffel 4 deckt grob die zweite Hälfte des dritten Romans „A Storm of Swords“ ab, wird aber wohl auch schon Elemente aus „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ enthalten – es wird also Zeit, dass endlich „The Winds of Winter“ erscheint.
Der Titel des Staffelbeginns, „Two Swords“, ist mal wieder nett zweideutig. Wer sich ein wenig mit Geschichte auskennt, weiß, dass man aus zwei Schwertern eine Menge machen kann; im Mittelalter wurde eine spezifische Bibelstelle, in welcher die Jünger zwei Schwerter zu Jesus in den Garten Gethsemane bringen, damit sie sich gegen die Römer verteidigen können, sehr speziell ausgelegt. Man interpretierte die besagten Waffen als die beiden Schwerter, die das Christentum verteidigen: Den Kaiser des römisch-deutschen Reiches und den Papst. Für den Titel dieser Episode muss man sich zwar interpretatorisch nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen, aber dennoch gibt es nicht nur ein Schwerterpaar, das gemeint ist, sondern gleich mehrere. Am offensichtlichsten sind natürlich die beiden Waffen, die zu Beginn aus Eddard Starks Schwert Ice geschmiedet werden. „Two Swords“ kann sich allerdings auch auf die beiden Schwerter beziehen, die sich am Ende der Episode (wieder) in den Händen eines Stark befinden: Jon Snows Longclaw ist immer noch dort, wo es hingehört, und Arya erlangt in der finalen Szene Needle wieder. Und schließlich gibt es da noch ein nettes Spielchen, das Daario Naharis und Grauer Wurm spielen, bei dem ebenfalls zwei Schwerter involviert sind.
„Two Swords“ ist eine relativ ruhige Episode, die erfreulicherweise einige Handlungsstränge ausklammert und sich dafür auf die übrigen stärker konzentriert, ganz so, wie es mir am besten gefällt. Die beiden Serienschöpfer Dan Benioff und D. B. Weiss führen hier Regie, und wie schon in ihrem Regiedebüt in der dritten Staffel („The Bear and the Maiden Fair“) fällt auf, dass es einiges an (mitunter ziemlich schwarzem) Humor gibt.
Auf der Introkarte tauchen zwei neue Örtlichkeiten auf: Die Dreadford, die Festung der Boltons, und Meereen, die dritte Stadt der Slaver’s Bay.

King’s Landing
Gleich zu Beginn eine freudige Nachricht: Die erste Folge der vierten Staffel hat es schon vor dem Intro geschafft, mich wieder vollständig nach Westeros zu ziehen und mich maßlos zu begeistern. Mit einer Ausnahme hat jede Staffeleröffnungsfolge eine Prä-Intro-Szene, aber diese hier ist eindeutig meine liebste: Die Kamera wandert über Eddard Starks Schwert Ice, während in der Musik das Stark- und das Lannister-Thema miteinander ringen. Ice wird aufgehoben und einem Schmied gereicht, bevor die Kamera den verantwortlichen zu einer nun kräftigen und siegreichen Version von The Rains of Castamere zeigt (bei den Alten und den Neuen Göttern, ich hoffe dieses Stück ist auf dem Soundtrackalbum). Lord Tywin beaufsichtig das Umschmieden des Stark-Schwertes in zwei kleinere Waffen, die später die Namen Oathkeeper und Widow’s Wail erhalten werden und verbrennt anschließend den Wolfspelz. Was für eine grandios inszenierte, symbolisch aufgeladene Szene: Die Starks sind am Boden und die Lannisters auf der Höhe ihrer Macht.
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Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) mit Oathkeeper und neuer Firsur

Die Hintergründe des Umschmiedens folgen auf dem Fuß in einem Gespräch zwischen Jaime und Lord Tywin. Der Königsmörder ist nun wieder sauber, im Gegensatz zum Buch rasiert und trägt jetzt eine Kurzhaarfrisur. Die Szene spiegelt sehr schön ein ähnliches Gespräch zwischen beiden Figuren aus der ersten Staffel wieder, ebenso wie den Dialog zwischen Tywin und Tyrion aus der ersten Folge der dritten Staffel. Abermals geht es sowohl um Jaimes Stellung als Mitglied der Königsgarde (wodurch er seinen Vater nicht beerben darf), als auch um den zukünftigen Lord von Casterly Rock. Tywin steckt da in einem schönen Dilemma: Tyrion würde das Erbe annehmen, was Tywin aber nicht möchte, während Jaime lieber als „glorified bodyguard“ dient. Gerade wegen der Ähnlichkeit zur der Szene aus Staffel 1 wird hier sehr schön Jaimes Entwicklung gezeigt, obwohl sogar der Wortlaut ähnlich ist, ist Jaime doch unweigerlich ein anderer geworden.
Tyrion wartet derweil mit Bronn und Podrick auf die Gesandschaft der Dornischen; deren Lord, Prinz Doran Martell (ich bin der Meinung, dass „Fürst“ hier die korrekte Übersetzung von „prince“ wäre) wurde zu Joffreys Hochzeit eingeladen; Tyrion fühlt sich allerdings nicht ganz wohl, weil die Lannisters und die Dornischen sich nicht besonders gut verstehen; weshalb erfahren wir später.
Als die Delegation schließlich eintrifft, wird Tyrion mitgeteilt, dass Doran Martell zu krank für eine lange Reise ist und dass an seiner Statt sein Bruder Oberyn (Pedro Pascal), genannt die Rote Viper der Hochzeit beiwohnen wird. Oberyn befindet sich allerdings ebenfalls nicht bei der Abordnung, sondern befindet sich bereits seit einigen Stunden in King’s Landing.
Die Ankunft der Dornischen in der Serie unterscheidet sich stark von der im Roman, da Oberyn dort die Delegation anführt und dem Gnom erzählt, wie er mit seiner Schwester Elia als Kind Casterly Rock besucht und dort Tyrion als Baby gesehen hat.
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Oberyn Martell (Pedro Pascal) und seine Geliebte Ellaria Sand (Indira Varma)

In der folgenden Szene lernt der Zuschauer nun auch Oberyn kennen, der sich am bedeutendsten Ort von King‘s Landing aufhält – nein, nicht dem Red Keep, die Rede ist natürlich von Littlefingers Bordell, auch wenn der Hausherr gerade abwesend ist und sich wohl auf dem Weg zur Eyrie befindet; das glauben zumindest die Lannisters. Nun wird Oberyns Persönlichkeit etabliert, inklusive seines Interesses an beiden Geschlechtern, seines Hasses auf die Lannisters und gewisser, leicht psychopathischer Züge. Nebenbei lernen wir auch gleich Oberyns Begleiterin Ellaria Sand (Indira Varma, eine weitere Schauspielerin, die bereits in HBOs „Rome“ mitgewirkt hat) kennen und erfahren ganz allgemein einiges über die Dornischen, etwa bezüglich ihres Mangels an Prüderie oder des fehlenden Bedürfnisses, Dinge zu beschönigen (ja, Ellaria Sand ist ein Bastard). Und der obligatorische Fanservice wird auch gleich untergebracht.
Insgesamt gefällt mir Pedro Pascal als Oberyn Martell ziemlich gut, er hat sowohl eine gewisse Eleganz als auch eine ziemlich gefährliche Aura. Wie von den Fans erwartet (im positiven Sinne) sind die Dornischen an Spanier und Südamerikaner angelegt, Oberyn spricht sogar mit Akzent. Ich bin schon gespannt darauf, ihn mit anderen Figuren am Hof interagieren zu sehen (vor allem mit Lady Olenna).
Tyrion ist allerdings weniger begeistert, vor allem auch, weil er um Oberyns Ruf als schwarzes Schaf der Martells weiß. Dennoch gibt es eine gewisse Sympathie zwischen beiden, sind sie doch beide Zweitgeborene und schwarze Schafe. Im folgenden Dialog wird auch endlich das Schicksal Elia Martells und ihrer Kinder deutlich gesagt, bisher wurde es nur angedeutet, und der eigentliche Grund für Oberyns Anwesenheit wird enthüllt: Er will Rache dafür, dass seine Schwester von Gregor Clegane, auf Tywins Befehl, vergewaltigt und zusammen mit ihren Kindern ermordet wurde.
Sansa Stark dagegen ist noch nicht soweit, auf Rache zu sinnen und versinkt stattdessen in Depressionen, was man ihr auch nicht wirklich verübeln kann. Ein weiteres Mal fällt hier auf, um wie viel stärker und eigenwilliger Shaes Persönlichkeit in der Serie ist. Haben Benioff und Weiss ein anderes Schicksal für sie im Sinn? Andererseits wachsen seit Staffel 3 die Differenzen zwischen ihr Tyrion, was möglicherweise dann wieder zum Buch zurückführen könnte. Einiges deutet darauf hin, gerade in dieser Folge; unter anderem wird Shae von einer Spionin von Cersei dabei beobachtet, wie sie Tyrions Zimmer verlässt.
Momentan hat Cersei allerdings noch anderes Kopf, sie beaufsichtig die Anbringung einer goldenen Hand an Jaimes Armstumpf. Hier findet sich eine weitere clevere Vorausdeutung, Cersei erklärt Jaime, dass sie Qyburn sympathisch findet – in Zukunft werden beide noch an interessanten Projekten arbeiten. Mit Jaime ist Cersei allerdings absolut nicht zufrieden und macht ihm Vorwürfe, weil er sie so lange allein gelassen hat. Das mag dem Zuschauer unfair vorkommen, passt dafür aber sehr gut zu ihren POV-Kapiteln in „A Feast for Crows“. Damit hat es sich Jaime nun innerhalb einer Episode mit fast allen Mitgliedern seiner Familie verscherzt. Mit Sicherheit kommt bald eine Konversation mit Tyrion, die sehr interessant sein dürfte. Aufgrund der Tatsache, dass Jaime und Brienne in der Serie um einiges früher in King’s Landing eintreffen als im Roman (dort kommen sie erst nach Joffreys Tod an), ergeben sich einige interessante neue Möglichkeiten der Interaktion.
Die erste wird auch umgehend genutzt, denn Brienne von Tarth gesellt sich zu Margaery und ihrer Großmutter (deren kurzer Auftritt ein weiteres Highlight der Folge ist, mehr Diana Rigg!) und die sich von der maskulinen Maid sehr beeindruckt und amüsiert zeigt. Brienne erzählt Margaery die Wahrheit über Renlys Tod, was diese ziemlich gelassen hinnimmt, auch wenn nicht klar wird, ob sie Brienne glaubt oder nicht. Im Roman gibt es eine ähnliche Szene mit Loras, der Brienne allerdings nicht glaubt und sie am liebsten sofort umgebracht hätte. Möglicherweise kommt das noch, in „Two Swords“ ist der Ritter der Blumen allerdings abwesend.
Durch die Änderungen bekommt Joffrey nun auch die Möglichkeit, noch einmal seinen Vater so richtig anzupissen. Nebenbei wird auch gleich noch eine spätere Szene eingebaut, in der Jaime im Weißen Buch der Königsgarde liest und über sich selbst und seine Vorgänger sinniert – hier ist es Joffrey, der im Buch blättert und ein paar von Jaimes berühmten Vorgängern in der Königsgarde erwähnt, unter anderem Ser Duncan den Großen, den Protagonisten der Heckenritter-Novellen und Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens (der Pedant in mir findet es etwas merkwürdig, dass Ser Duncan, der viele Jahrzehnte vor Arthur Dayne aktiv war, direkt nach diesem aufgeführt wird, aber das ist wohl Erbsenzählerei). Später unterhält sich Jaime noch einmal mit Brienne, während sie von Fern Sansa beobachten (was im Buch ebenfalls nicht möglich gewesen wäre, da Sansa kurz nach Joffreys Tod aus der Hauptstadt verschwindet) und überlegen, wie man den Schwur, den Jaime und Brienne der inzwischen toten Catelyn geleistet haben, am besten einhalten könnte.
Sansa hat derweil eine lange überfällige Begegnung mit Dontos Hollard (der in der Tat von Tony Way, demselben Schauspieler, der ihn wie bei seinem Miniauftritt in der ersten Folge der zweiten Staffel gespielt hat). Bei Martin planen Dontos und Sansa bereits seit „A Clash of Kings“ ihre Flucht, später erfährt Sansa dann, dass Littlefinger Dontos‘ Hintermann war. Von Flucht ist hier (noch) nicht die Rede, allerdings bekommt Sansa ein Schmuckstück, das in der nächsten Folge, bei Joffreys Hochzeit, noch sehr wichtig werden wird.

Auf dem Weg nach Castle Black
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Styr, der Magnar von Thenn (Yuri Kolokolnikov)

In der Nähe von Castle Black sammeln sich die Wildlinge. Ygritte ist freilich nicht gerade bester Laune, und Tormund beweist, dass er ein besserer Menschenkenner ist, als man von ihm erwarten würde. Wirklich interessant ist allerdings die Ankunft der Thenns. Bei diesen handelt es sich um eine besondere Gruppe von Wildlingen, deren Gebräuche zum Teil eher denen der Menschen südlich der Mauer als denen der Mitglieder des Freien Volkes ähneln, vor allem bezüglich der Autorität ihrer Anführer. Styr, der Magnar (Lord) von Thenn, nimmt in den Büchern eine größere Rolle ein, unter anderem führt er die Gruppe an, mit der Jon Snow die Mauer übersteigt, was in der Serie Tormund tut. Gespielt wird Styr von Yuri Kolokolnikov, der eine äußerst imposante Erscheinung ist, auch wenn er nicht ganz seinem Gegenstück aus den Romanen entspricht. Laut Buch ist groß und kahl (was übernommen wurde), hat keine Ohren und spricht nur die Alte Sprache. In der Serie besitzt Styr eindeutig Ohren und ist auch der Gemeinen Zunge mächtig, dafür hat er allerdings interessante Markierungen im Gesicht. Ich kann mich darüber hinaus leider nicht erinnern, ob die Thenns bei Martin auch Kannibalen sind, das werde ich bei Zeit noch nachprüfen.

Castle Black
Ähnlich wie Sansa ringt auch Jon immer noch mit der Roten Hochzeit, im Gegensatz zu seiner Halbschwester hat er allerdings noch einige andere Sorgen. Nach einem kurzen Gespräch mit Sam, in welchem auf das brüderliche Verhältnis zwischen den beiden hingewiesen wird, muss sich Jon vor dem Tribunal der Nachtwache verantworten, zu dem, neben Maester Aemon, auch zwei alte Bekannte aus Staffel 1 bzw. 2 gehören: Ser Alliser Thorne (Owen Teale), der Ausbilder der Nachtwache, der nun als „acting Commander“ fungiert (was er nur in der Serie tut), und Lord Janos Slynt (Dominic Carter), der ehemalige Kommandant der Stadtwache von King’s Landing, der von Tyrion zur Mauer verbannt wurde. Slynt scheint gefallen an Thorne zu finden, lehnt sich immer subtil in seine Richtung und wirkt alles in allem sehr selbstgerecht. Interessanterweise war dies in den Romanen andersherum, dort ist Throne eher derjenige, der vor Slynt buckelt, welcher sich wiederum zur Wahl als neuer Lord Commander aufstellen lässt. Jon Snows Taktik zur Verteidigung ist allerdings auch nicht die geschickteste, dennoch darf er seinen Kopf vorerst behalten.

Meereen
Am Ende der dritten Staffel war nicht klar, ob Daenerys wirklich alle drei Städte der Slaver’s Bay besuchen würde, aber bereits die Introkarte verrät, dass Yunkai und Meereen nicht zusammengelegt werden.
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Daenerys (Emilia Clarke) und ein leicht veränderter Daario Naharis (Michiel Huisman)

Daenerys‘ Handlungsstrang in dieser Staffel wird von den Drachen eröffnet und meine Güte, sind die Viecher groß geworden und gut animiert, besonders Drogon sieht enorm beeindruckend aus. Sehr schön wird hier schon gezeigt, dass das feurige Trio langsam sehr schwer zu kontrollieren ist.
Nach einem kurzen Marsch durch die Reihen der Unbefleckten und das Lager der befreiten Sklaven muss die Königin der Drachen feststellen, dass zwei ihrer wichtigsten Kommandanten ein wenig unzuverlässig sind, denn anstatt pünktlich zu sein spielen Daario Naharis und Grauer Wurm „Wer kann sein Schwert am längsten in der Luft halten“. Dabei fällt auf, dass Daario Naharis sich ziemlich verändert hat, er ist kleiner, bärtiger (Bart und Haare sind allerdings immer noch nicht blau) und sieht nicht mehr aus wie eine etwas beeindruckendere Version Jamie Campbell Bower. Das ist allerdings auch nicht wirklich verwunderlich, da er nicht mehr von Ed Skrein, sondern von Michiel Huisman gespielt wird, da Skrein stattdessen bei „Transporter 4“ mitwirkt. Ich war von ihm als Daario nicht unbedingt begeistert, weiß aber noch nicht, ob mir Huisman besser gefällt. In jedem Fall kennt sich der neue Daario gut mit Blumen aus, und Daenerys ist trotz Bart nach wie vor ziemlich von ihm angetan.
Dennoch ist der Weg nach Meereen nicht nur amüsant, denn auf der Straße steht an jedem Meilenstein ein gekreuzigter Sklave – dieser Taktik bediente sich schon Pompeius Magnus nach dem Spartacus-Aufstand, ebenso wie die Sklavenhalter in Astapor (wir erinnern uns an „Walk of Punishment“), Danys Entschlossenheit wird dadurch nicht vermindert, im Gegenteil.

Auf dem Weg zur Eyrie
„Two Swords“ endet mit Arya (wie die Drachen ist auch Maisie Williams verdammt groß geworden) und Sandor Clegane, der plant, Arya zu ihrer Tante Lysa zu bringen. Gerade diese Szene ist exemplarisch für das oben erwähnte Nebeneinander von Humor und Tragik.
Die beiden gelangen zu einem Gasthaus, in dem sich die Männer Gregor Cleganes befinden, die Situation entfaltet sich allerdings geringfügig anders als in der Vorlage: Wie im Roman entbrennt ein Kampf zwischen Sandor und den Männern seines Bruders, aber anders als im Roman wird Sandor (noch?) nicht schwer verletzt. Auch ist im Roman der Kitzler, Gregor Cleganes Foltermeister, der in der Serie bereits in Staffel 2 stirbt, zugegen, und er ist es, der von Arya umgebracht wird, während sie ihm seine eigenen Worte zu schlucken gibt. Hier ist es stattdessen Polliver, ein anderer Häscher des Reitenden Berges. Während sich die jüngere Stark-Tochter im Buch noch psychopathischer verhält, ist ihr ruhiger, fast schon emotionsloser Mord hier nicht minder wirkungsvoll. Ähnlich wie bei Jaime wird dadurch klar, wie sehr sich Arya seit der ersten Staffel verändert hat. Wie schon in „Mhysa“ ist auch hier wieder das Thema Jaqen H’ghars zu hören, das Aryas weiteren Weg andeutet – vielleicht ist es nicht nur Jaqens Thema, sondern das Thema aller Gesichtslosen. Jedenfalls endet die Folge damit, dass Arya Needle zurückerhält und zusammen mit dem Bluthund zu den Klängen des Hauptthemas davonreitet.

Fazit: Sehr ruhiger, aber extrem gelungener Staffelauftakt, der mir auf die restlichen neun Folgen den Mund enorm wässrig gemacht hat. Nächste Woche folgt eine weitere Hochzeit, und Hochzeiten in Westeros sind immer enorm spaßig…

Game of Thrones Staffel 4:
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Game of Thrones Staffel 3

got3
Die deutsche Free-TV-Erstaustrahlung der Game-of-Thrones-Staffeln ist immer toll, da verdoppeln sich die Besucherzahlen dieses Blogs. Leider habe ich es dieses Jahr wieder nicht geschafft, die Staffelbesprechung halbwegs rechtzeitig nach der US-Ausstrahlung hinzubekommen, aber nachdem ich schon über die Einzelepisoden ausführlich geschrieben hatte, erschien mir das dann irgendwie zweitrangig. Aber nun ist es soweit, hier kommt meine Rezension von Staffel 3, inklusive Soundtrack-Besprechung. Das Ganze ist freilich nicht spoilerfrei.

Die Handlung
Der Versuch, die Handlung einer Staffel von „Game of Thrones“ kurz zusammenzufassen wird immer mehr zu einer Farce, schon allein, weil es „die Handlung“ gar nicht gibt. Aber ich versuche es trotzdem, halte es dabei aber sehr knapp und oberflächlich. Für ausführlichere Zusammenfassungen verweise ich auf meine Episoden-Rezensionen.
Nach der Schlacht auf dem Blackwater läuft das Leben in King’s Landing langsam wieder in geregelten Bahnen. Tywin Lannister (Charles Dance) löst nun seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) als Hand des Königs ab und erledigt die Regierungsgeschäfte für seinen Enkel Joffrey (Jack Gleeson). Die Familie Tyrell sorgt derweil für die Lebensmittelversorgung der Stadt, während Joffreys Verlobte Margaery (Natalie Dormer), die Tochter des Tyrell-Oberhaupts, und Olenna (Diana Rigg), dessen Mutter, sich am Hof einleben und bereits damit beginnen, Intrigen zu spinnen. Die erste misslingt allerdings und hat zur Folge, dass Sansa Stark (Sophie Turner) nun nicht, wie urpsürnglich von den Tyrells geplant, Margaerys Bruder Loras (Finn Jones), sondern Tyrion heiratet.
Auf Dragonstone leckt Stannis Baratheon (Stephen Dillane) derweil seine Wunden, allerdings plant Melisandre (Carice van Houten) schon neue Aktionen, was Davos Seaworth (Liam Cunningham) allerdings nicht sehr positiv aufnimmt – nach einem gescheiterten Mordversuch landet er erst einmal im Kerker von Dragonstone und Melisandre macht einen Ausflug in die Flusslande. Dort trifft sie nicht nur auf die Bruderschaft ohne Banner, eine Bande von Gesetzlosen, angeführt von Beric Dondarrion (Richard Dormer) und dem Roten Priester Thoros (Paul Kaye), sondern auch auf Arya (Maisie Williams), Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey), die versuchen, nach Riverrun zu gelangen.
In Riverrun hält sich derweil Robb Stark (Richard Madden) samt Familie und Hofstaat auf, denn es gibt große Probleme: Nicht nur haben die Eisenmänner den Norden erobert, erschwerend hinzu kommt, dass Robb zwar jede Schlacht gewinnt, aber dennoch den Krieg zu verlieren droht. Es gibt nur einen Mann, der ihn aus dieser Situation befreien kann: Lord Walder Frey (David Bradley), doch dieser ist erzürnt, weil Robb statt einer seiner Töchter Talisa Maegyr (Oona Chaplin) geheiratet hat.
Und zusätzlich ist auch Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) entkommen, der nun auf Geheiß von Catelyn (Michelle Fairley) von Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) nach King’s Landing gebracht werden soll. Die beiden geraten in die Hände des gefährlichen Stark-Vasallen Roose Bolton (Michael McElhatton), der ein doppeltes Spiel spielt.
Theon Greyjoy (Alfie Allen), der für den Fall Winterfells verantwortlich ist, hat ganz eigene Probleme, da er einem bösartigen Folterknecht (Iwan Rheon) in die Hände gefallen ist.
Währenddessen bewegen sich im Norden drei verschiedene Gruppen auf die Mauer zu: Bran (Isaac Hempstead-Wright), Osha (Natalia Tena) und Hodor (Kristian Nairn) fliehen vor den Eisenmännern und versuchen, Castle Black und Jon Snow (Kit Harrington) zu erreichen, wobei sie von Jojen (Thomas Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick), den Kindern des Stark-Vasallen Howland Reed unterstützte werden. Jon Snow ist allerdings gar nicht mehr in Castle Black, sondern hat sich, auf Befehl Qhorin Halfhands, den Wildlingen angeschlossen, um herauszufinden, was ihr Anführer Mance Rayder (Ciarán Hinds), der mit seinen Truppen auf die Mauer zumarschiert, plant. Dabei kommt er der Speerfrau Ygritte (Leslie Rose) sehr viel näher, als für die Mission gut ist.
Und schließlich wären da noch Sam (John Bradley) und die anderen Brüder der Nachtwache, die nach dem Angriff der Weißen Wanderer auf die Faust der Ersten Menschen ebenfalls zur Mauer zurückwollen. Auf dem Weg beschließt Lord-Commander Mormont (James Cosmo), ein weiteres Mal bei Craster (Robert Pugh) zu rasten, was sich allerdings als großer Fehler erweist.
In Essos begibt sich Daenerys (Emilia Clarke) derweil zur Slaver’s Bay, wo sich ihr Robert Baratheons ehemaliger Gardist Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) anschließt. Mit der Armee, die sie dort erhält, ist sie dem Ziel, Westeros zu erobern, nun endlich näher gekommen.

Die Umsetzung
Bei der dritten Staffel ist auffällig, dass sich die Serie insgesamt nun noch weiter von den Büchern entfernt, was allerdings nicht verwunderlich ist. Obwohl „A Storm of Swords“ nun in zwei Staffeln umgesetzt wird, ist der Roman selbst für etwa zwanzig Stunden Serie immer noch zu komplex, weshalb vereinfachende Änderungen schlicht nötig sind. Hinzu kommt, dass Änderungen aus den ersten beiden Staffeln natürlich wieder weitere Änderungen nach sich ziehen. In „A Clash of Kings“ übernimmt Roose Bolton beispielsweise bereits Harrenhal, was in der Serie aber nicht vorkommt, weshalb das nun in der dritten Staffel schnell erledigt werden muss, damit er Jaime und Brienne dort empfangen kann.
Da ich über die Unterschiede zwischen Buch und Serie in den Episoden-Rezensionen schon ziemlich ausführlich gesprochen habe, bemühe ich mich hier nun vor allem um eine Bewertung der einzelnen Handlungsstränge.
Betrachtet man die Episoden einzeln fällt auf, dass diejenigen, die Handlungsstränge ausklammern und sich auf einige Figuren mehr konzentrieren als auf andere, eindeutig die stärkeren sind (das wären in diesem Fall die Folgen 1, 4, 5, 8 und 9). Die restlichen Episoden leiden ein wenig darunter, dass es viele, sehr kurze Szenen gibt, sodass das Ganze in diesen Folgen mitunter an eine extrem hochwertige Clipshow erinnert. Das Staffelfinale hat es diesbezüglich am schlimmsten getroffen, da man offenbar versuchte, noch einmal jede wichtige Figur zu zeigen. Ich persönlich hätte zum Beispiel Daenerys komplett aus Episode 9 gestrichen und die Eroberung Yunkais in Folge 10 gezeigt und stattdessen in Folge 9 Brans Handlungsstrang beendet.
Dieser Eindruck bessert sich allerdings, wenn man mehrere oder alle Folgen am Stück ansieht, so wie es die Schöpfer auch ursprünglich vorgesehen hatten. Dennoch hoffe ich, dass in Staffel 4 der von mir bevorzugte Ansatz noch stärker verfolgt wird
Beginnen wir im Norden: Bei Jon Snow sind meine Gefühle eher gemischter Natur. Das Ganze fängt gut an, vor allem die Umsetzung von Tormund Giantsbane und Mance Rayder (gespielt von Kristofer Hivju und Ciarán Hinds) gefällt mir ausgesprochen gut. Ygritte dagegen geht mir eher auf den Geist, was aber nicht an Rose Leslie liegt, sie spielt die Rolle passend, sondern an der Konzeption der Figur und ihren Dialogen. Auch die Zusätze mit Orell (Mackenzie Crook) finde ich irgendwie überflüssig. Der Höhepunkt dieses Handlungsstrangs ist die ziemlich intensive und gut gelungene Besteigung der Mauer, der Rest ist eher suboptimal.
Sams Handlungsstrang nimmt weniger Platz ein, ist aber dafür buchkonformer. Der Abschied von James Cosmo als Jeor Mormont ist sehr gut gelungen, ebenso wie die Szenen zwischen Sam und Gilly (Hannah Murray) – da stimmt die Chemie. Nur ein kleines Detail stört mich hier: Ich hätte es schön gefunden, wenn die Namensgebungsbräuche der Wildlinge stärker mit eingeflossen wären.
Die Bran-Handlung gehört dagegen zu den schwächsten Teilen der dritten Staffel – immerhin sind auch hier die Szenen meistens recht kurz und es gibt auch verhältnismäßig wenige. Die beiden Reeds bleiben ziemlich blass, und ansonsten passiert einfach kaum etwas – in den Büchern war das allerdings nicht wirklich anders.
Theon Greyjoy hat es in dieser Staffel nicht leicht. Nach „A Clash of Kings“ ist er erst einmal zwei Romane lang abwesend, aber für die Serie wollte man die Figur verständlicherweise nicht einfach für mindestens zwei Staffeln verschwinden lassen, weshalb man sich entschied, seine Folter durch Ramsay Snow zu zeigen. Einerseits spielen sowohl Alfie Allen als auch Iwan Rheon in diesen Szenen wirklich gut, andererseits aber ermüdet die Folterei über die Dauer einer Staffel, das Ganze bewegt sich einfach nicht vorwärts. Für die vierte Staffel hoffe ich da auf eine eindeutige Verbesserung; nach allem, was man bisher gehört hat, werden schon Inhalte aus „A Dance with Dragons“ eingebaut, ich freue schon auf eine Interaktion zwischen Iwan Rheons Ramsay und Michael McElhattons Roose Bolton.
Das „Herzstück“ der dritten Staffel ist letztendlich der Robb/Catelyn-Handlungsstrang, da zu ihm der emotionale Höhepunkt der Staffel gehört – für meinen Geschmack kam dieser allerdings ein wenig zu kurz. Nicht, dass Robb und Catelyn meine Lieblingsfiguren wären und ich unbedingt mehr von ihnen sehen müsste, aber die emotionale Wirkung der Roten Hochzeit wäre noch größer gewesen, wenn die beiden noch ein wenig präsenter gewesen wären. Die Rote Hochzeit, ohnehin DAS TV-Ereignis des letzten Jahres, ist interessanterweise recht weit von der Vorlage entfernt; bei Martin geht es vor allem um Atmosphäre, während in der Serie die Schockwirkung im Vordergrund steht. Für eine TV-Serie ist dies durchaus legitim, der Leser fragt sich allerdings dennoch, wie wohl eine buchgetreuere Adaption ausgesehen hätte. Die Serien-Hochzeit überzeugt dennoch, vor allem wegen David Bradley und Michelle Fairley, die zweifelsohne die beste schauspielerische Leistung dieser Staffel erbracht hat.
Mit Edmure (Tobias Menzies) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) werden zwei neue Figuren vorgestellt, die beide eigentlich in „A Game of Thrones“ bereits auftauchten, deren Debüt in der Serie aber aus Zeitgründen in die dritte Staffel verlegt wurde. Beide werden gut dargestellt, bleiben aber, ebenfalls aus Mangel an Zeit, verhältnismäßig eindimensional.
Auch in Aryas Handlungsstrang treffen wir zwei neue, interessante Figuren: Lord Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Thoros von Myr (Paul Kaye), die beide ebenfalls exzellent gespielt und darüber hinaus auch ein wenig besser beleuchtet werden als die beiden Tullys. Ebenso gelungen sind die Gespräche zwischen Arya und Sandor Clegane (Rory McCann).
Durch Melisandres Reisen kreuzen sich darüber hinaus die Handlungsstränge von Arya und Davos/Stannis/Melisandre. In Letzterem passiert in dieser Staffel allerdings nicht viel, es wird vor allem für Staffel 4 vorbereitet.
Die verbliebenen drei Handlungsstränge – Daenerys, King’s Landing und Jaime/Brienne – sind für mich die stärksten der Staffel. Gerade bei den Kritikern ist auch Daenerys in Staffel 3, ähnlich wie in Staffel 2, nicht wirklich gut weggekommen, aber im Gegensatz zu ihren Abenteuern in Qarth fand ich die Zerstörung von Astapor und die Eroberung von Yunkai schlicht extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil Dany agiert, anstatt zu reagieren und weil Ser Barristan Selmy, eine meiner Lieblingsfiguren, wieder mitmischt.
King’s Landing ist eigentlich in jeder Staffel interessant, weil es hier immer die größte Ansammlung an Figuren gibt, und Staffel 3 ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Anwesenheit der Tyrells und Lord Tywins macht alles noch weitaus interessanter, auch wenn das bedeutet, dass Tyrion, gerade im Vergleich zu Staffel 2, die ja quasi seine Staffel war, ein wenig zurückstecken muss. Als Entschädigung gibt es allerdings die wundervolle Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell, und auch Margaery wird um einiges interessanter als in Staffel 2 – oder den Büchern.
Der Jaime/Brienne-Handlungsstrang ist schließlich der emotionale Kern der Staffel, und wenn es einen Aspekt der Bücher gibt, der wirklich annährend perfekt umgesetzt wurde, dann ist es dieser. Nikolaj Coster-Waldau und Gewndoline Christie spielen exzellent, Locke (Noah Taylor) ist ein würdiger und ebenso verachtenswerter Ersatz für Vargo Hoat und alles in allem sind die Szenen einfach perfekt inszeniert, allen voran natürlich die Badeszene. Für mich eindeutig der Gewinner unter den Handlungssträngen der dritten Staffel.

Der Soundtrack
gamesoundtrack
Tracklisting:

01. Main Title
02. A Lannister Always Pays His Debts
03. Dracarys
04. I Paid The Iron Price
05. Chaos Is A Ladder
06. Dark Wings, Dark Words
07. You Know Nothing
08. Wall Of Ice
09. Kingslayer
10. I Have To Go North
11. White Walkers
12. It’s Always Summer Under the Sea (Performed by Kerry Ingram)
13. Reek
14. The Bear and the Maiden Fair (Performed by The Hold Steady)
15. The Night Is Dark
16. The Lannisters Send Their Regards
17. Heir To Winterfell
18. Mhysa
19. For The Realm

Um es gleich vornewegzunehmen: Das Album zur dritten Staffel beinhaltet einige der absoluten Highlights in Ramin Djawadis Schaffen für „Game of Thrones“, als Gesamtpaket bleibt es allerdings hinter der Musik der zweiten Staffel zurück. Dies liegt vor allem daran, das besagte Highlights vor allem aus Variationen von bereits vorhandenen Themen bestehen. Was der der Musik der dritten Staffel fehlt, ist ein starkes neues Thema, etwa für Haus Bolton. Während die Musik zur zweiten Staffel vor allem durch gelungene neue Leitmotive auffiel, etwa für die Greyjoys, für Stannis/Melisandre/R’hllor etc., ist Staffel 3 immer dann am besten, wenn diese Motive weiterentwickelt werden. Das Greyjoy-Thema ist ein schönes Beispiel, das in Reek, passend zu Theons unangenehmer Situation, abgehackt und panisch klingt. Auch die Themen der ersten Staffel tauchen wieder auf, unter anderem das Stark-Thema in I Paid the Iron Price, das hier ebenfalls Theon gilt (es wird in der Szene gespielt, in der er Ramsay gesteht, dass sein wahrer Vater in King’s Landing enthauptet wurde) oder das Lannister/Intrigen-Thema, das Littlefingers Monolog unterlegt (Chaos is a Laddder). Am interessantesten entwickelt sich allerdings ohne Frage Daenerys‘ Thema, das hier eine neue Komponente bekommt: In der Schlussszene der vierten Episode wird ihr Thema um ein marschartiges Chormotiv für die Unberührten erweitert (Dracarys). In Mhysa schließlich taucht ihr Thema abermals in einer völlig neuen Version auf, gesungen von einem Frauenchor, inklusive des Unberührten-Motivs und versetzt mit Elementen des Hauptthemas; die Musik spiegelt hier schön die Entwicklung Danys von der Kriegsherrin zur Befreierin wieder.
Mein persönliches Lieblingsthema, The Rains of Castamere, taucht leider nur einmal auf, aber was für eine Version. Auf eine derartige Instrumentalfassung hatte ich schon gehofft, seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe. Interessanterweise ist A Lannister Always Pays His Debts nicht komplett in der Serie zu hören. Der Anfang erinnert an den diegetischen Einsatz des Themas bei der Roten Hochzeit, der Rest des Stücks (ab 0:50) erklingt am Ende der siebten Folge und untermalt Jaimes Abgang aus Harrenhal („Sorry about the Sapphires“). Apropos Rote Hochzeit, von deren musikalischer Untermalung bin ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass The Rains of Castamere, wie im Roman, durchgehend gespielt wird. Die Untermalung des Gemetzels besteht vor allem aus sehr dissonanten Streichern, erst später wird zaghaft das Stark-Theme dekonstruiert, und ein paar Takte des GoT-Themas sind ebenfalls zu hören (The Lannisters Send Their Regards).
Letztendlich startet das Album mit A Lannister Always Pays His Debts, Dracarys, I Paid the Iron Price, Chaos Is a Ladder und Dark Wings, Dark Words (eine nicht verwendeten Chorsfassung des Hauptthemas, ähnlich wie Mhysa) sehr stark, in der Mitte dominieren allerdings einige ziemlich uninteressante Suspense-Stücke. You Know Nothing ist sogar ein wenig ärgerlich, weil Djawadi das Liebesthema für Robb und Talisa einfach für Jon und Ygritte recycelt und es dabei nicht einmal groß variiert.
Ebenfalls ärgerlich finde ich, dass es einige Stücke aus der Serie gibt, die ich gerne noch auf der CD gehabt hätte, darunter die diegetischen Versionen von The Rains of Castamere und The Bear and the Maiden Fair, das Stück, das erklingt, als die Drachen in der ersten Folge auf Daenerys‘ Schiff zufliegen, das Statement des Baratheon-Themas aus Episode 7 und die subtilen Rains-of-Castamere-Einsätze aus den Folgen 1 und 8,
Neben den eigentlichen Score-Stücken gibt es noch drei „Bonus-Tracks“, die beiden Abspannlieder The Bear and the Maiden Fair von Holdy Steady und It’s Always Summer Under the Sea von Shireen-Darstellerin Kerry Ingram, sowie eine Gitarrenversion des Hauptthemas, gespielt von Ramin Djawadi höchstpersönlich (For the Realm).

Fazit: Trotz einiger Schwächen hält Staffel 3 insgesamt das extrem hohe Niveau und sorgt dafür, dass „Game of Thrones“ nach wie vor das Beste ist, was die Serienlandschaft zu bieten hat.

Trailer

Staffel 3 Episoden-Rezensionen:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones – Soundtrack