Geschichte der Vampire: Dracula – Der gezeichnete Graf

Denkt man an Adaptionen von Bram Stokers Roman, kommen einem normalerweise sofort die Filme in den Sinn, aber auch im Bereich Comic treibt sich der berühmteste Vampir der Literaturgeschichte herum – und zwar in einem fast ebenso erschöpfenden Ausmaß wie in der Filmwelt. Comics, die Dracula in der einen oder anderen Form adaptieren oder zumindest integrieren, und sei es nur als Gag, finden sich sehr häufig – von Comics, in denen der Graf selbst nicht auftaucht, die aber trotzdem von ihm inspiriert sind, gar nicht erst zu sprechen. Was in diesem Artikel präsentiert wird, ist freilich nur eine unvollständige Auswahl. Außerdem habe ich Mangas erst einmal außen vorgelassen – diesen werde ich mich in der einen oder anderen Form später noch annehmen.

The Tomb of Dracula (Marv Wolfman u.a., Gene Colan, 1972-79)
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Unter den amerikanischen Comics der Titan in Bezug auf Stokers Grafen: Die Serie „The Tomb of Dracula“ lief von 1972 bis 1979 und umfasste 70 Ausgaben sowie einige Crossover- oder andere Sonderhefte. Bis in die 70er waren Vampire in Mainstream-Comics eine komplizierte Angelegenheit, da der Comics Code jegliche Art von Horror verbat. Als sich die Bestimmungen des Comics Code dann allerdings langsam lockerten, kamen Horror-Comics auch wieder aus dem Untergrund. Sowohl DC als auch Marvel nahmen sich des Sujets an – während DC Eigenkreationen wie Swamp-Thing ins Rennen schickte, verfuhr Marvel ganz ähnlich wie schon mit der nordischen Mythologie: Auch der Fürst der Vampire wurde ins Marvel-Universum integriert – wobei es relativ selten zu tatsächlichen Überschneidungen zwischen „The Tomb of Dracula“ und Marvels Superheldenserien kam. Auch andere Figuren aus Stokers Roman wurden übernommen: Quincy Harker, Jonathans und Minas Sohn, im Epilog des Romans ein kleines Kind, fungiert als alternder Vampirjäger, während Abraham Van Helsings Enkelin Rachel sich ebenfalls an der Vampirjagd beteiligt.

Einige Autoren schrieben für „The Tomb of Dracula“, aber es ist primär Marv Wolfman, der für den anhaltenden Erfolg der Serie verantwortlich war. Die visuelle Gestaltung der Serie blieb dagegen konstant, denn Gene Colan zeichnete alle 70 Ausgaben. Visuell lehnte er Dracula dabei nicht an Christopher Lee oder Bela Lugosi an, sondern orientierte sich an der derzeit aktuellsten Version der Figur, dargestellt von Jack Palance in einer britischen Fernsehproduktion aus dem Jahr 1973.

Was die inhaltliche Darstellung der Figur angeht, so versucht diese nicht, die Titelfigur allzu sympathisch zu darzustellen, wie es etwa Fred Saberhagen in seinem Roman „The Dracula Tapes“ tat. Stattdessen verfahren Wolfman und die anderen Autoren der Serie mit ihm nicht ganz unähnlich wie mit einem populären Marvel-Superschurken: Ein gewisses Maß an Komplexität (mehr, als sich in Stokers Roman findet) wird zugelassen, aber letztendlich ist der Graf dennoch zweifelsfrei böse. Ansonsten ist „The Tomb of Dracula“ vor allem für das Debüt eines ganz bestimmten Vampirjägers bekannt: Blade feierte seinen Einstand auf den Seiten dieser Serie, auch wenn er sich visuell und charakterlich noch stark von der von Wesley Snipes dargestellten Version der Figur unterschied. In dem Drehbuchautor und Regisseur David S. Goyer in „Blade: Trinity“ Dracula zum Schurken des Films machte, schloss sich dann auch der Kreis, wobei die von Dominic Purcell dargestellte Figur weder mit Stokers noch mit Wolfmans Graf allzu viel zu tun hat.

Dracula: Die Graphic Novel (Leah Moore, John Reppion, Colton Worley, 2009)
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Bei dieser Graphic Novel, adaptiert von Alan Moores Tochter Leah sowie John Reppion und bebildert von Colton Worley, handelt es sich um die direkteste Comicumsetzung von Stokers Roman, die mir bislang untergekommen ist. Moore und Reppion folgen der Handlung sehr genau und integrieren so oft wie möglich Teile von Stokers Originaltext. Auch die Beschreibungen des Romans werden sehr genau umgesetzt, besonders, was den Grafen selbst angeht. Wie im Roman tritt er zuerst als alter, in schwarz gekleideter Mann auf, der im Verlauf der Handlung kontinuierlich jünger wird. Der vielleicht interessanteste Aspekt ist der Umstand, dass Moore und Reppion auch den ursprünglich, von Stoker weggelassenen Prolog, der später von seiner Witwe Florence als Kurzgeschichte „Draculas Gast“ herausgegeben wurde, wieder in die Handlung integrieren. Wer also eine sehr romantreue Adaption sucht, macht mit „Dracula: Die Graphic Novel“ wohl wenig falsch. Mich konnte sie dennoch leider nicht völlig überzeugen, was primär mit Colton Worleys visueller Umsetzung zusammenhängt. Von Zeichnungen kann man eigentlich kaum reden, es handelt sich eher um gemalte Bilder, die allerdings zumindest auf mich wirken, als wären sie komplett am Computer entstanden. Worleys Stil sagt mir im Zuge von Stokers Geschichte schlicht nicht zu, die Panels wirken regelrecht steril und auch die Kolorierung weiß nicht wirklich zu überzeugen, weshalb kaum Atmosphäre aufkommt.

Bram Stoker’s Dracula (Roy Thomas, Mike Mignola, 1992)
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Dieser Comic hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, denn er ist eine der ersten Versionen von „Dracula“, die ich konsumiert habe. Es handelt sich hierbei um die Comicadaption zu „Bram Stoker’s Dracula“, nach dem Skript von James v. Haart, umgesetzt von Roy Thomas und gezeichnet von Mike Mignola. Alles, was der Adaption von Moore, Reppion und Worley fehlt, findet sich hier – und das ist ausschließlich Mignola zu verdanken. Wer Mignolas andere Arbeiten, primär die Hellboy-Comics, kennt, weiß, dass er sich wie kein zweiter darauf versteht, herrlich dichte, gotisch-finstere Atmosphäre zu erzeugen. Auch hier fängt er die Stimmung des Films mit seinen markanten, tiefen Schatten ein. Darüber hinaus gelingt es ihm, auch die Figuren passend in Szene zu setzen, sodass sie einerseits ihren Darstellern ähneln, es aber, wie bei so vielen anderen Filmcomics, nicht wirkt, als habe er Standbilder abgezeichnet. Inhaltlich hält sich dieser Comic ebenso dicht an seine Vorlage wie „Dracula: Die Graphic Novel“, weshalb ich weitere Details erst im Filmkontext besprechen werde.

Dracula (Pascal Groci, Françoise-Sylvie Pauly, 2009)
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Wechseln wir nun von den anglo-amerikanischen amerikanischen Comics mal ein wenig zu den frankobelgischen. Nach eigener Aussage plante der französische Zeichner Pascal Groci gut 20 Jahre lang eine wie auch immer geartete Dracula-Adaption, bevor sie 2009 (unter Mitarbeit von Grocis Szenaristin Françoise-Sylvie Pauly) veröffentlicht wurde. Herausgekommen ist eine visuell äußerst ansprechende, aber stilistisch doch äußerst eigenwillige Umsetzung. Der Comic teilt sich in zwei Teile bzw. Bücher: Der erste beschäftigt sich mit Vlad dem Pfähler und trägt auch den Titel „Der Prinz der Walachei Vlad Țepeș“. Rahmen der Handlung ist ein Gespräch zwischen Bram Stoker und einem fiktiven Archivar des British Museum, in dem es natürlich um Vlad Țepeș geht. Der eigentliche Plot dreht sich um eine mögliche Vampirwerdung Vlads, bei der auch dessen (historisch verbürgte) Frau Prinzessin Cneajna eine Rolle spielt. Für die Vampirwerdung ist letzten Endes eine Vampirin verantwortlich, die sich als Maler tarnt und mit der Croci, quasi als Abschluss, auch eine Verknüpfung zu LeFanus Carmilla und zur in „Draculas Gast“ erwähnten Gräfin Dolingen von Gratz macht. Die Panels sind visuell beeindruckend gestaltet, leider ist die Handlung aber äußerst sprunghaft und auch ziemlich inkohärent, da Groci und Pauly viel mit Andeutungen arbeiten.

Das zweite Buch, „Die Sage nach Bram Stoker“, ist eine partielle Adaption von Stokers Roman. Groci und Pauly verwenden dabei fast ausschließlich Stokers Originaltext, entscheiden sich aber für eine äußerst eigenwillige Herangehensweise, die ein wenig an modernes Theater erinnert: Man sieht den Grafen kein einziges Mal, an seine Stelle treten Schatten, Statuen oder anders geartete, zumeist architektonische Andeutungen. Mich erinnert diese Herangehensweise ein wenig an eine Inszenierung von Wagners „Der fliegende Holländer“ die ich einmal gesehen habe, in der man das titelgebende Schiff ebenfalls nie sieht – es wird immer nur suggeriert. Nebenbei entfernen Groci und Pauly auch diverse Nebenfiguren und -handlungsstränge, darunter Quincy Morris, Arthur Holmwood und John Seward. Auch hier gilt: Die graphische Umsetzung weiß durchaus zu gefallen, Grocis Bilder sind äußerst atmosphärisch, sie sind aber kaum eine wirkliche Umsetzung der Handlung des Romans, sondern eher zeichnerische Eindrücke der Recherchereisen nach Rumänien und England, die Groci unternommen hat. Dennoch, wer nach einer Dracula-Adaption der etwas anderen Art sucht und nicht allzu hohe Ansprüche an die Handlung setzt, könnte mit diesem zweiteiligen Werk durchaus glücklich werden.

Auf Draculas Spuren (Yves H., Hermann, Séra, Dany, 2006)
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Bei „Auf Draculas Spuren“ handelt es sich um eine dreibändige Comicserie, die sich mit verschiedenen Hintergründen des Romans auseinandersetzt. Autor aller drei Bände ist Yves H., die Zeichnungen stammen von unterschiedlichen Künstlern. Der erste Band, „Vlad der Pfähler“, setzt sich mit Vlad Țepeș auseinander, bleibt dabei aber eher oberflächlich und szenenhaft. Wer ohnehin bereits mit dem Leben des historischen Dracula vertraut ist, gewinnt leider kaum Mehrwert, während ein Leser, der über keine Vorkenntnisse verfügt, schnell verwirrt sein dürfte, da es dem Comic kaum gelingt, die politischen Hintergründe ausreichend zu erklären. Die Zeichnungen des französischen Künstlers Hermann sind leider ebenfalls nicht allzu überzeugend; sie sind zwar teilweise durchaus detailliert, gerade die Gesichter muten dabei aber oft merkwürdig an. Hinzu kommt die matte Kolorierung, die verhindert, dass wirklich Atmosphäre aufkommt.

Der zweite Band, „Bram Stoker“, ist sowohl inhaltlich als auch graphisch der Interessanteste. In extrem düsteren, poetischen Bildern, die ein wenig an eine Negativversion von Eddie Campbells Zeichnungen für „From Hell“ erinnern, erzählen Yves H. und Séra, der Zeichner dieses Bandes, die hochinteressante Geschichte eines abhängigen Mannes und wie er mit dieser Abhängigkeit umgeht. Dabei geht es allerdings nicht um Alkohol oder Drogen; Bram Stoker ist (bzw. war) abhängig von dem Schauspieler John Irving, von dessen Gunst und Wertschätzung. Stoker war Irvings Partner, Regisseur, Sekretär und Prügelknabe in einer Person und es ist äußerst faszinierend zu lesen, wie die Hassliebe zu seinem Arbeitgeber Stokers Roman beeinflusste.

Band 3 widmet sich dem Handlungsort „Transsylvanien“ und besitzt von allen drei Teilen den geringsten Mehrwert. Yves H. und sein Zeichner Dany schicken ein junges Pärchen, Dan und Marcia, durch Transsylvanien – er ist Comickünstler und reist nach Rumänien, um sich für einen anstehenden Vampircomic zu inspirieren, sie begleitet ihn. Was die beiden, neben Schauplätzen aus Vlad Draculas Leben erwartet, ist eine relativ konventionelle, leicht an Stokers Roman angelehnte Vampirgeschichte mit ein wenig Blut und Erotik. Die Zeichnungen wirken dabei merkwürdig fehl am Platz, Danys Stil passt eher zu humorvollen und weniger ernsten Comics; hier wirken die Zeichnungen, als hätte sich der Künstler gezwungen, etwas Ernstes und Düsteres zu machen und wäre daran gescheitert. Insgesamt lohnt sich also nur der zweite Band dieser dreiteiligen Reihe, die anderen beiden sind sowohl erzählerisch als auch visuell ungenügend bis enttäuschend.

Renfield: A Tale of Madness (Gary Reed, Galen Showman, 1995)
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Dieses und das nächste Werk haben einige Dinge gemeinsam. Auf beide bin ich durch Zufall beim Comichändler meines Vertrauens gestoßen und beide greifen ein bestimmtes Element aus Stokers Roman auf und schaffen daraus eine (mehr oder weniger) eigenständige Handlung. „Renfield: A Tale of Madness“ von Gary Reed und Galen Showman schildert die Ereignisse des Romans aus der Perspektive des Wahnsinnigen Renfield. Allzu viel Vorgeschichte wird nicht geboten, der Comic beginnt mit Renfields Ingewahrsamnahme und Einlieferung in Dr. Sewards Sanatorium. Reed zeigt, wie Renfield langsam Dracula verfällt und durch Visionen auch die eine oder andere Schlüsselstelle des Romans indirekt miterlebt (etwa Jonathan Harkers Begegnung mit den drei Vampirinnen auf Draculas Schloss). Gewürzt ist das Ganze, in bester Stoker-Tradition, mit eingestreuten Tagebucheinträgen und Briefen. Reeds spezifisches Vorhaben war es, diese Geschichte so zu erzählen, als handle es sich dabei um geschnittene Szenen des Originals, was ihm im Großen und Ganzen auch gelungen ist.

Visuell erinnerte der Comic ein wenig an Mike Mignolas Adaption von „Bram Stoker’s Dracula“ – tatsächlich könnte man sich durchaus vorstellen, dass eine Dracula-Adaption von Mignola, die sich nicht an diesem spezifischen Film orientiert, optisch in diese Richtung hätte ausfallen können. Szenarist Galen Showman zeichnet insgesamt zwar etwas detaillierter und weniger kantig als Mignola, arbeitet aber ebenfalls mit sehr ausdrucksstarken Schatten und Schwarzflächen, die besonders dann zum Einsatz kommen, wenn Dracula anwesend ist. Die Entscheidung, auf Kolorierung zu verzichten, erweist sich als äußerst gelungen und verstärkt die gotische Atmosphäre zusätzlich. „Renfield: A Tale of Madness“ ist somit eine äußerst gelungene und atmosphärische Ergänzung zu Stokers Roman.

Bram Stoker’s Death Ship (Gary Gerani, Stuart Sayger, 2010)
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„Bram Stoker’s Death Ship“ ist ähnlich konzipiert wie „Renfield: A Tale of Madness”, greift sich aber nicht eine Figur des Romans heraus, sondern eine Sequenz, und baut diese weiter aus: Das Tagebuch des Captains der Demeter, auf der Dracula in Whitby ankommt. Das bedeutet allerdings auch, dass „Death Ship“ weitaus eigenständiger funktioniert als „Renfield“, denn die einzigen beiden Figuren von Stoker sind der im Roman wie im Comic namenlose Captain sowie natürlich Dracula selbst. Die Crewmitglieder sind im Grunde komplett neue Figuren, da Stoker sie im Roman verständlicherweise nicht umfassend charakterisiert.

Das Problem hier ist, dass man als Leser natürlich schon weiß, wie die Geschichte endet und dass sie, anders als „Renfield“, „Dracula“ nicht wirklich anreichert. Konzipiert ist das Ganze letztendlich ähnlich wie „Alien“ (der Autor erwähnt es im Nachwort sogar selbst). Dracula ist hier fast ausschließlich ein Monster, das sich ein Besatzungsmitglied nach dem anderen krallt, lediglich am Ende gibt es eine kurze Interaktion zwischen dem Captain und Dracula, bei der sich der Graf als ungewöhnlich gnädig erweist. Ansonsten ist „Death Ship“ leider sowohl als Teil des „Dracula-Mythos“ als auch als eigenständige Geschichte eher enttäuschend – um als Ersteres zu funktionieren, fehlt der Mehrwert, und für Letzteres mangelt es an Spannung oder interessanten Figuren. Die Zeichnungen von Stuart Sayger verdienen noch ein paar Worte: Sein Stil ist etwas eigenwillig und verwaschen. Während er durchaus gut Atmosphäre erzeugen kann, gefallen mir die zum Teil verzerrten Gesichter der Figuren überhaupt nicht.

Requiem, der Vampirritter (Pat Mills, Olivier Ledroit, ab 2000)
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Autor Pat Mills ist eigentlich ein britischer Schreiberling, mit „Requiem, der Vampirritter“ versuchte er sich aber auch an einer Serie im frankobelgischen Stil, die von Olivier Ledroit phänomenal graphisch umgesetzt wird. Die Handlung folgt dem jungen Wehmachtssoldaten Heinrich, der im Zweiten Weltkrieg umkommt und darauf hin in einem Jenseits der besonderen Prägung landet, in dem man nach dem Tod als mythische Kreatur wiedergeboren wird, je nach Art und Grad der Sünden im Leben. Die meisten normalen Menschen enden als Zombies, Kindsmörderinnen werden zu Harpyien, religiöse Fanatiker zu Werwölfen und die Schlimmsten der Schlimmsten – etwa Attila der Hunne, Aleister Crowley, Caligula, Nero, etc. – zu Vampiren. Dass in dieser Welt auch Vlad Țepeș ein Vampir ist, dürfte nicht weiter verwundern. Es handelt sich dabei aber nicht „nur“ um den historischen Vlad, es finden sich auch genug Stoker-Anleihen. Wie so oft fungiert Dracula, der hier wie im Roman als „Graf“ und nicht, wie es eigentlich sein müsste, als „Voivode“ oder „Fürst“ bezeichnet wird, als „König der Vampire“. Mehr noch, als einziger Vampir dieser jenseitigen Vorhölle wurde er bereits zu Lebzeiten auf Erden zum Blutsauger. Optisch erinnert dieser Dracula an wenig an eine stark übertrieben Version des Gary-Oldman-Draculas aus Francis Ford Coppolas Film, er verfügt über einen mächtigen Schnauzbart und trägt eine dunkelrote Rüstung. Allerdings ist dieser Dracula das pure Böse, verdeutlicht durch die schwarzen Engelsflügel auf seinem Rücken. Ähnlich wie der Roman-Dracula gibt es hier keinerlei Schattierungen, stattdessen haben wir einen Vampirfürsten ohne das geringste bisschen Mitgefühl, der mit Freuden die größten Untaten anrichtet.

Batman/Dracula: Red Rain (Doug Monech, Kelley Jones, 1991)
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Bei „Batman/Dracula: Red Rain“ handelt es sich um eine Elseworld-Geschichte: Im Rahmen dieses Labels haben DCs Kreativschaffende (in diesem Fall Autor Doug Moench und Zeichner Kelley Jones) freie Hand mit den Figuren, müssen sich nicht an die etablierte Kontinuität halten und dürfen die absurdesten Prämissen austesten, etwa: Was wäre, wenn Batman auf Dracula treffen würde? „Red Rain“ und die beiden Fortsetzungen „Bloodstorm“ und „Crimson Mist“ sind sehr interessante Batman-Geschichten, da Batman in ihnen letztendlich selbst zum Vampir wird und mit seinem Kodex auf einer Art und Weise konfrontiert wird, die normalerweise nicht möglich ist. In Bezug auf Dracula, der den ersten Band nicht überlebt, ist „Red Rain“ aber leider eher enttäuschend. Dracula ist hier kaum mehr als ein Vehikel, um den Vampirismus nach Gotham City zu bringen. Er ist ein stereotyp böser Vampirfürst, der über so gut wie keine individuellen Charakterzüge verfügt, nicht einmal optisch sticht er hervor – tatsächlich ist er kaum von Bruce Wayne zu unterscheiden. Im Grunde wird weder zu Stokers Romanfigur, noch zum historischen Dracula irgendeine Beziehung hergestellt. Lediglich ein ähnliches Ziel findet sich bei beiden Versionen: Wie London im Roman hat Dracula Gotham City als seine neuen Jagdgründe auserkoren, weil in einer Stadt wie dieser noch ein paar weitere Tote schlicht nicht auffallen.

The Batman vs. Dracula (Sam Liu, Brandon Vietti, Seung Eun Kim, 2005)
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Es existiert noch ein weiteres Zusammentreffen zwischen dem Dunklen Ritter und dem König der Vampire. Dieser Direct-to-DVD-Zeichentrickfilm aus dem Jahr 2005 ist eine Auskopplung der Serie „The Batman“ (nicht zu verwechseln mit der weit überlegenen „Batman: The Animated Series“), die ich aufgrund der thematischen Überschneidung noch im Rahmen dieses Artikels bespreche. Es handelt sich dabei nicht um eine Adaption von „Red Rain“, auch wenn die Grundprämisse eine ähnliche ist: Dracula kommt nach Gotham City und muss sich mit Batman messen. Im Gegensatz zu „Red Rain“ wird Batmans Schurkenriege in größerem Ausmaß mit einbezogen. Wo „Red Rain“ eher eine definitiv nicht jugendfreie Charakterstudie ist und den Fokus auf Batman und seinen Moralkodex legt, der die Wandlung Bruce Waynes zum Vampir überstehen muss, ist „The Batman vs. Dracula“ weitaus konventioneller und natürlich weniger drastisch. Dennoch finden sich hier weitaus mehr Anspielungen auf Stokers Roman und das popkulturelle Vermächtnis der Figur. So beginnt Dracula im Film als leichenartig ausgezehrtes Monstrum, um im Verlauf jünger und attraktiver zu werden. Der Pinguin übernimmt im Film die Rolle Renfields und legt ein ähnliches Gebaren an den Tag. Wie Bela Lugosis und Gary Oldmans Dracula mischt sich auch dieser Graf unter die feine Gesellschaft und spricht dabei mit osteuropäischem Akzent, während er visuell ein wenig an Christopher Lee angelehnt ist. Ähnlich wie in „The Tomb of Dracula“ wird der Vampirfürst hier als relativ typischer Superschurke charakterisiert, der eine Art vampirische Apokalypse nach Gotham bringen will (auch hier scheint Christopher Lees Graf Pate zu stehen, zumindest in einem der zahlreichen Hammer-Sequels hatte er schon einmal einen ähnlichen Plan). Das Problem hier ist, dass Dracula außerdem noch diverse, ziemlich widersprüchliche Motivationen und Ziele hat, die wirken, als hätte man sie aus den diversen bisherigen Inkarnationen zusammengestückelt, sodass der Graf in diesem Film einfach nicht besonders gut als Schurke für Batman funktioniert.

Siehe auch:
Geschichte der Vampire: Dracula – Bram Stokers Roman

Bildquellen:
Tomb of Dracula
Dracula: Die Graphic Novel
Bram Stoker’s Dracula
Pascal Grocis Dracula
Auf Draculas Spuren
Renfield: A Tale of Madness
Bram Stoker’s Death Ship
Requiem: Der Vampirritter
Red Rain
Batman vs. Dracula

Batman 2

Nostalgiereview
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Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Batman 2 oder JLA 3 mein zweites Heft war, in jedem Fall aber ist Batman 2 interessanterweise eine perfekte Ergänzung zu Batman Adventures 22, obwohl beide innerhalb unterschiedlicher Kontinuitäten spielen. In Letzterem lernt man vor allem einiges über Batmans Schurken, während in diesem Heft der Dunkle Ritter selbst im Mittelpunkt steht, und das auf…andere Weise, als es in einem „gewöhnlichen“ Heft der Fall wäre.
Nachdem Bane ihm in „Knightfall“ das Rückgrat brach, er sich mit seinem Stellvertreter Jean-Paul Valley auseinandersetzen musste und während der „Zero Hour“ auch noch seine Ursprungsgeschichte minimal verändert wurde (von „Zero Hour“ bis „Infinite Crisis“ war der Mörder von Thomas und Martha Wayne nicht Joe Chill, sondern ein völlig unbekannter Kleinkrimineller, der niemals gefasst wurde), nahm sich Bruce Wayne erst einmal eine kleine Auszeit: In der Miniserie „Prodigal“ vertrat Dick Grayson, der erste Robin, der später zu Nightwing wurde, seinen Mentor. Im Anschluss streifte Bruce allerdings wieder das (nun leicht veränderte) Batkostüm über. Aus diesem Anlass spendierte DC-Comics den US-Serien Batman, Robin und Detective Comics jeweils eine Nullnummer, die vor allem Neulesern den Einstieg ermöglichen sollten – genau diese Nullnummern wählte Dino zum Start der hauseigenen Batman-Heftserie. Batman 0 und Robin 0 füllten die erste Ausgabe, während die zweite Detective Comics 0 und Batman 518 enthielt.
Die Nullnummern der beiden klassischen Bat-Heftserien ergänzen sich dabei ziemlich gut. Beide erzählen, eingebettet in eine Rahmengeschichte, vom Werdegang des Dunklen Ritters. Batman 0 kümmert sich dabei vor allem ums Grundsätzliche, der Mord an den Eltern und die Kindheitstraumatisierung steht im Vordergrund (also quasi all das, was auch schon im Burton-Film thematisiert wird), während Detective Comics 0 (verfasst von Chuck Dixon) dies nur anschneidet und stattdessen mehr von Bruce‘ Weg zu Batman erzählt. Die Rahmenhandlung (Batman ist Verbrechern auf der Spur, die zwei Kinder entführt haben und Lösegeld erpressen möchten) ist dabei eher zweitrangig, im Fokus stehen die in Blau- und Grüntönen gehaltenen Rückblicke, in denen erzählt wird, wie Bruce zum Batmobil kommt, die Bathöhle entdeckt und an seiner Identität als Batman feilt. Zur Ergänzung des ersten Batman-Films von Tim Burton ist dieses Heft nahezu ideal, da dieser kaum darauf eingeht, wie aus dem Jungen, der seine Eltern verloren hat, Batman wurde. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieses Heft von David S. Goyer beim Schreiben des Drehbuchs zu „Batman Begins“ als Vorlage diente.
Gezeichnet wurde dieses Heft von Graham Nolan, der zusammen mit Kelley Jones der dominante Zeichner von Dinos Batman-Serie bis etwa Heft 40 war. Nolans Stil ist sehr geradlinig und detailliert; ich mag ihn äußerst gerne und finde seine Arbeiten für Detective Comics sehr gelungen.
Batman 518 ist dagegen ein „gewöhnliches“ Heft und markiert den Anfang einer Storyline, in deren Rahmen sich Bruce als Batman wieder zurechtfinden und vorerst ohne Alfred auskommen muss. Er bekommt es hier mit dem Schurken Black Mask zu tun, der seinen Killer Black Spider ausschickt, um Bruce Waynes Halloweenparty zu ruinieren.
Hier lernte ich auch Kelley Jones, den Meister des Bizarren, als Zeichner kennen, der, wie so oft, mit Autor Doug Moench zusammenarbeitet. In meinem Review zu „Batman – Vampire“ habe ich ja bereits ausführlich über ihn geschrieben. Im Gegensatz zu Graham Nolan, der quasi eine Allzweckwaffe ist, kommt es bei Jones sehr stark darauf an, welche Geschichte er zeichnet. Recht düstere und makabre Geschichten, in denen Batman als Einzelgänger agiert (wie eben „Batman – Vampire“; auch Batman 512 ist gelungen), können mit seinen Zeichnungen grandios werden, während Geschichten, in denen die Batman-Familie involviert ist, meistens eher bescheiden ausfallen (Jones‘ Robin sieht beispielsweise schlicht dämlich aus).
Fazit: Gelungene Ergänzung zu Batman Adventures 22 und ebenfalls ein sehr gelungenes Einstiegsheft; die erste Geschichte des Hefts konzentriert sich vor allem auf Batmans Werdegang, während in der zweiten die eigentliche beginnt

Siehe auch:
Batman Adventures 22

Bane

Dieser Artikel ist Teil des TDKR-Countdowns

Anfang der 90er: Wir befinden uns im so genannten „Dunklen Zeitalter“ der Superheldencomics. Losgetreten wurde dieses durch kritische und düstere Meisterwerke wie Alan Moores „Watchmen“ oder Frank Millers „The Dark Knight Returns“, allerdings übertrieb man es danach ein wenig. Es tauchten immer mehr düstere, grimmige Antihelden auf, die immer ruch- und rücksichtsloser vorgingen, etwa Cable und seine X-Force bei Marvel oder alles, was sich so beim neugegründeten Image-Verlag herumtrieb (Spawn, Young Blood etc.). Wann und ob dieses Dunkel Zeitalter endet ist diskutabel (viele Leute sind der Meinung, es würde bis heute anhalten), aber Batman gehört ohne Frage zu den Helden, auf die dieses Zeitalter am meisten Wirkung hatte. Nicht nur wurde Batgirl in den Rollstuhl verfrachtet, der zweite Robin ermordet und der Joker endgültig zum unkontrollierbaren Psychopathen und absoluten Erzfeind Batmans (was er u.a. durch diese beiden Taten erreichte), auch Batman selbst wurde gebrochen, und das im wörtlichen Sinn.
In einer Zeit wie dieser, in der Comics immer düsterer wurden, brauchte es schockierende Ereignisse, um die Leser bei der Stange zu halten. 1992 wagte DC-Comics es in der Tat, den Vorzeigehelden des Verlags, Superman, in einer schockierenden Storyline von dem Monster Doomsday umbringen zu lassen. Der Mann aus Stahl blieb zwar nicht lange tot, aber dennoch war dies das erste Mal, dass eine Figur von derartiger Popularität gemeuchelt wurde.
Als zweites großes Flaggschiff des Verlages musste Batman da natürlich mithalten können. Allerdings entschied man sich für eine etwas andere Herangehensweise und brachte den Dunklen Ritter nicht gleich um, sondern brach ihm „nur“ das Rückgrat. Da Bruce Waynes temporärer Nachfolger als Batman (ein Geselle namens Jean-Paul Valley, der vor und nach seiner Zeit als Batman als Azrael unterwegs war) eher dem Typus des rücksichtlosen Antihelden, der gerade modern war, entsprach, testete DC gleich, ob Batman mit seinem strengen Moralkodex als Figur für die Leser überhaupt noch interessant war.
Der Schurke, der Batman letztendlich brechen durfte, sollte allerdings keiner aus der bewährten Riege der Widersacher des Dunklen Ritters sein. Stattdessen schuf man eine neue Bedrohung, die Batman sowohl in geistiger als körperlicher Hinsicht ebenbürtig sein sollte: Bane, einen hochintelligenten Muskelmann mit Wrestlermaske.
Da Bane in „The Dark Knight Rises“ der neue Hauptschurke wird, lohnt es sich mit Sicherheit, sich Geschichte, Adaptionen und Rezeption der Figur im Vorfeld genauer anzuschauen. Zwar ist über Chris Nolans Interpretation der Figur noch nicht allzu viel bekannt, aber einige der bisherigen Informationen laden zu Spekulationen ein. Der letzte Absatz enthält bereits einige dieser Informationen und ist daher nicht spoilerfrei.

Konzeption der Figur

Bane – gezeichent von Erfinder Graham Nolan

Batmans Fall erfolgte schließlich in der Mammut-Storyline, die als „Knightfall“ bekannt ist und sich über viele Ausgaben der diversen Batserien („Batman“, „Detective Comics“ etc.) zieht. Dieses Großereignis wurde vom verantwortlichen Redakteur Denny O’Neill akribisch vorbereitet, ohne dass die einzelnen Schritte, die letztendlich zu „Knightfall“ führten, sofort als solche erkannt wurden. Auf den Seiten der Serie „Legends of the Dark Knight“, die, im Stil von Frank Millers „Batman: Year One“ Geschichten aus den frühen Tagen von Batmans Karriere erzählte, wurde erstmals die Droge Venom (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Spider-Man-Schurken) vorgestellt und Jean-Paul Valley/Azrael wurde in der Miniserie „The Sword of Azrael“ (hierzulande beim Dino-Verlag als „Batman Sonderband 2: Azrael“ erschienen) ins Batuniversum eingeführt. Und schließlich bekam auch Bane im Januar 1993, nur zwei Monate vor dem Start von „Knightfall“ seinen eigenen One-Shot, der die Ursprungsgeschichte des Charakters erzählt – „Vengeance of Bane“ (es gibt zwar eine offizielle zweite Ausgabe, was das Ganze zu einer Miniserie macht, diese erschien allerdings erst einige Jahre später – beide Ausgaben zusammen sind auf Deutsch ebenfalls bei Dino erschienen, im dritten Batman Sonderband).
In der von Chuck Dixon geschriebenen und Graham Nolan gezeichneten Geschichte wird erzählt, dass Bane auf der fiktiven Karibikinsel Santas Prisca geboren wurde und dort auch aufwächst – in dem Gefängnis Peña Dura. Banes Vater wurde dort zu lebenslanger Haft verurteilt, doch da er zu früh starb wurde die Strafe auf seinen Sohn übertragen. In der harten Welt des Gefängnisses muss der noch namenlose Junge rasch lernen, wie man überlebt: Er trainiert und liest in der Gefängnisbibliothek, so viel er kann. Eines nachts hat er einen prophetischen Traum: Er sieht sein älteres Ich, das ihm ankündigt, dass er eines Tages herrscht wird, sofern er es schafft, seine Angst zu überwinden, die ihm kurz darauf in Gestalt einer Fledermaus vor Augen geführt wird. Jahre später ist Bane zum „König von Peña Dura“ geworden und hat auch von Batman erfahren, den er für die Verkörperung seiner Angst hält. Im Gefängnis wird Bane einem illegalen Experiment, der Behandlung mit der Droge Venom, unterzogen, um aus ihm einen Supersoldaten zu machen. Doch Bane kann schließlich fliehen und macht sich nach Gotham City auf, um gegen Batman zu kämpfen und sich so seiner tiefsten Furcht zu stellen.
Die meisten Schurken des Dunklen Ritters spiegeln ein Element Batmans wieder, haben etwas Ähnliches erlebt wie er oder sind auf gewisse Weise ein dunkles (bzw., im Fall des Jokers, ein buntes) Spiegelbild. So auch Bane: Diese Figur wurde geschaffen, um Batman jemanden gegenüberzustellen, der ihm sowohl auf geistiger als auch auf körperlicher Ebene ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen ist. Obwohl Bane fast sein ganzes Leben in Peña Dura verbracht hat, ist er extrem belesen, hochintelligent und besitz ein photographisches Gedächtnis. Das Venom, von dem er abhängig ist, sorgt für die körperliche Überlegenheit.

Knightfall

Bane bricht Batmans Rückgrat

In der Knightfall-Saga (beginnend mit US-Batman 491; in Deutschland ursprünglich in zehn Bänden beim Ehapa-Verlag erschienen, Panini ist gerade dabei, die dreibändige US-Paperback-Version auf Deutsch zu veröffentlichen), beginnt Bane schließlich, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er organisiert einen Massenausbruch der Insassen des Arkham Asylum, um Batman an den Rand der Erschöpfung und des psychischen Ruins zu bringen. Zwar schafft es Batman, fast sämtliche Insassen wieder einzufangen, doch er verausgabt sich, kommt nicht mehr zur Ruhe, und so geht Banes Plan auf. Als Batman schließlich, fast am Ende seiner Kräfte, nach Wayne Manor zurückkehrt, wartet Bane dort bereits, besiegt Batman nach einem kurzen Kampf und beschließt schließlich, ihn nicht zu töten, sondern ihm nur das Rückgrat zu brechen, um ihn noch weiter zu demütigen. Danach etabliert er sich als neuer Herrscher von Gothams Unterwelt.
Dabei ist er zu Beginn recht erfolgreich und schafft es, Bruce Waynes Nachfolger als Batman – den bereits erwähnten Jean Paul Valley – zu besiegen. Doch dann legt sich dieser eine High-Tech-Batrüstung zu, mit deren Hilfe es ihm schließlich gelingt, Bane zu besiegen. Anschließend wird er ins Blackgate-Gefängnis verfrachtet.
„Knightfall“ ist eindeutig Banes Sternstunde – so gefährlich und mächtig wie in dieser Geschichte ist Bane weder in den Comics noch in einem anderen Medium seither nie mehr – bis jetzt jedenfalls.

Weitere Geschichten
Nach „Knightfall“ wurde Bane eher spärlich eingesetzt und schaffte es auch nicht mehr, zu der Bedrohung zu werden, die er in „Knightfall“ darstellte. „Vengeance of Bane 2“ (von 1995) erzählt schließlich, wie Bane aus Blackgate ausbricht und seine Venomsucht überwindet. Danach machte der Muskelmann erstmal ein wenig Pause. Erst 1998 bekam er wieder eine größere Rolle, im Rahmen des Bat-Ereignisses „Legacy“ ( dt. „Der Fluch“, erschienen in diversen Monatsausgaben und Specials der Dino-Batmanserie). In der Miniserie „Bane of the Demon“ (Dinos Batman Sonderband 3, ebenfalls von Chuck Dixon und Graham Nolan), die als Prolog zu „Legacy“ fungiert, wird geschildert, wie Bane sich mit Ra’s al Ghul verbündet, um mithilfe eines Virus 99% der Erdbevölkerung auszulöschen (was Batman in „Legacy“ wiederrum erfolgreich zu verhindern versucht).
Nach „Legacy“ wurden Banes Auftritte noch spärlicher und unspektakulärer. Während der Niemandsland-Saga arbeitete er als Söldner für Lex Luthor. Zu Beginn des neuen Jahrtausends suchte er auf den Seiten der Serie „Batman: Gotham Knights“ (Ausgabe 34-36, die Story trägt den Namen „Tabula Rasa“ und ist auf Deutsch in Paninis Batman Monster Edition 1 erschienen) nach seinen Ursprüngen – er entdeckt dort unter anderem, dass Doktor Thomas Wayne sein Vater sein könnte, was ihn zu Batmans Halbbruder machen würde – dies stellt sich jedoch als falsch heraus. Die folgenden Geschichten sind kaum noch der Rede wert – Bane wandelt sich über die Jahre ein wenig zum Antihelden, kämpft ein, zwei Mal mit Batman zusammen und schließt sich zwischendurch der zwielichtigen Suicide Squad an, einer speziellen Regierungseinheit aus Superwesen. Irgendwann wird er auch wieder von Venom abhängig und kehrt zu seinen schurkischen Wurzeln zurück, spielt aber vor allem in Bezug auf Batman keine große Rolle mehr – was sich mit „The Dark Knight Rises“ allerdings ändern könnte. Immerhin, in der neugestarteten Kontinuität von DC hatte Bane bereits einen Auftritt auf den Seiten der US-Batman-Serie, von diesem konnte ich mir allerdings noch kein Bild machen.

Bane im DCAU

Banes ursprüngliches DCAU-Design

Die Macher von „Batman: The Animated Series“ schätzten Bane nicht besonders, da er ihrer Meinung nach zu konstruiert war. Aufgrund der Wichtigkeit der Figur in den 90ern wurde er jedoch trotzdem in die Zeichentrickserie integriert. Bane taucht jedoch in jeder DCAU-Serie jeweils nur einmal auf, insgesamt ganze fünf Mal.
Sein Debüt feiert er in der B:TAS-Folge „Bane“. Der DCAU-Bane ist kein kriminelles Meisterhirn, sondern „nur“ ein ziemlich intelligenter Söldner mit Venom. In „Bane“ wird er vom Gangsterboss Rupert Thorne angeheuert, um Batman zu töten. Obwohl Bane hier bei weitem nicht so gefährlich ist wie in „Knightfall“ wurden für diese Episode einige Elemente dieser Geschichte adaptiert, Banes Herkunft wird kurz angeschnitten und es gibt auch eine Anspielung auf die ikonische Genickbruchsszene. Banes Kostüm sieht dem Vorbild recht ähnlich, allerdings ist das Gesicht nicht vollständig bedeckt, Mund und Nase sind frei. Gesprochen wird Bane von Henry Silva, der der Figur einen starken spanischen Akzent verpasst, der bei späteren Auftritten der Figur allerdings fehlt. Wegen der oben erwähnten Regel taucht Bane erst wieder nach dem Revamp in „The New Batman Adventures“ auf, wie alle anderen Figuren auch mit neuem Design. Venomschlauch, -apparatur und Muscleshirt sind noch da, doch statt der Wrestlermaske trägt Bane nun ein Stachelhalsband und etwas, das stark nach einer S/M-Maske aus Leder aussieht.

Bane nach dem Revamp

Seinen einzigen Auftritt hat er in der Folge „Over the Edge“, bei der es sich jedoch größtenteils um eine Vision von Batgirl handelt, die durch Scarecrows Angstgas hervorgerufen wird. Auch in einer Folge von „Superman: The Animated Series“ namens „Knight Time“ hat er einen Auftritt. Hier zeigt er zum ersten Mal selbst kriminelle Ambitionen und arbeitet nicht nur als Söldner: Da Batman vermisst wird, verbündet sich Bane mit dem Mad Hatter und dem Riddler, um die Macht in Gothams Unterwelt zu übernehmen. Dummerweise springt Superman für Batman ein, und dem Mann aus Stahl ist Bane trotz Venom nicht gewachsen.
In dem DCAU-Spin-off-Film „Batman: Mystery of the Batwoman“ spielt Bane ebenfalls eine Rolle, die beiden Interpretationen (Söldner und eigene kriminelle Ambitionen) werden dabei gemischt. Da die drei Gangsterbosse Oswald Cobblepot (alias Pinguin), Rupert Thorne und Carlton Duquense Probleme mit diversen Fledermäusen haben, heuern sie Bane an, der jedoch sehr schnell beschließt, ins Geschäft einzusteigen und die Führung zu übernehmen.
Und in „Batman Beyond“ erfährt man schließlich, dass Bane zwar seine Kämpfe mit Batman überlebt hat, aber in hohem Alter immer noch auf seine Droge angewiesen und zu einem absoluten Wrack geworden ist.

Bane in „Batman und Robin“

Einfach falsch: Bane in „Batman und Robin“

Dieser Film versagt auf so ziemlich jeder Ebene, inklusive seiner Interpretation der Figur Bane. Dargestellt wird der Muskelmann vom Wrestler Robert Swenson, mit dem Charakter aus den Comics hat er hier jedoch bis auf das Aussehen und das Venom nichts zu tun.
In „Batman und Robin“ erhält er erstmals einen bürgerlichen Namen, Antonio Diego, und ist ein verurteilter Mörder, der illegalen Experimenten mit Venom unterzogen wird. Das Ergebnis ist jedoch ein zwar aufgepumpter, aber strohdummer Schläger, der nur einzelne Worte grunzen kann und von Poison Ivy per Knopfdruck gesteuert wird. Dass die Fans mit dieser Interpretation nicht einverstanden waren, versteht sich von selbst. Leider ist die Verhunzung von Bane noch das kleinste Problem, das der Film hat.

Weitere Interpretationen
Obwohl er bei Weitem nicht so populär ist wie beispielsweise der Joker wird Bane dennoch in diversen Zeichentrickadaptionen des DC-Universums, die vom DCAU unabhängig sind, gerne verwendet, allerdings selten als Hauptschurke. Lediglich in einigen Folgen von „The Batman“ ist Bane der Hauptwidersacher. Diese spezielle Interpretation ist etwas eigenwillig, da Bane hier durch das Venom nicht nur aufgepumpt wird, sondern auch rote Haut bekommt. Offenbar wirkt sich das Venom auch auf seine Stimme aus, da er bei jedem Auftritt von einem anderen Sprecher synchronisiert wird.

Bane in „The Batman“

In der ziemlich neuen Zeichentrickserie „Young Justice“ taucht Bane ebenfalls auf, dieses Mal wieder ein wenig näher an der Comicfigur. Gesprochen wird er von Danny Trejo („Machete“). In „Young Justice“ muss er sich auf seiner Heimatinsel Santa Prisca mit dem Kobra-Kult und dem namensgebenden Team aus Teenager-Superhelden.
Darüber hinaus hat er auch in zwei der DC Universe Animated Original Movies Gastauftritte: In „Superman/Batman: Public Enemies“ setzt Präsident Lex Luthor ein Kopfgeld auf Batman und Superman aus und Bane gehört zu den vielen Superschurken, die die Prämie einstreichen wollen. Er hat allerdings keinen Text und wird recht schnell von Batman besiegt, indem dieser den Venomschlauch durchschneidet.
Seine Rolle in „Justice League: Doom“ ist ein wenig größer, hier gehört Bane (gesprochen von Carlos Alazraqui) zu der von Vandal Savage versammelten Legion of Doom und wird abermals damit beauftragt, Batman zu töten, scheitert jedoch und wird schließlich vom Dunklen Ritter auf dieselbe Weise besiegt wie in „Public Enemies“.
Erwähnenswert sind noch die beiden Batman-Spiele „Arkham Asylum“ und „Arkham City“. In Ersterem ist Bane ein Zwischenboss, der vom Joker missbraucht wird, um die Titan-Formel (eine Art verbessertes Venom) zu testen. In Letzterem schmiedet er eine zeitweilige Allianz mit Batman, die natürlich letztendlich scheitert.

Mehr Schläuche: Bane in „Arkham Asylum“ und der Fortsetzung „Arkham City“

Bane in „The Dark Knight Rises“

Tom Hardy als Bane

Chris Nolans Version von Bane, gespielt von Tom Hardy, entfernt sich, vor allem was das Aussehen angeht, erst einmal sehr weit von der ursprünglichen Comicfigur und den anderen Adaptionen. Während der Joker, Scarecrow und Two-Face alle noch das Hauptmerkmal ihrer Comicgegenstücke besaßen, wird für Bane ein völlig anderes Aussehen verwendet. Statt der Wrestlermaske trägt er nun einen Mundschutz, der wie eine Kreuzung aus den Masken von Darth Vader und Hannibal Lecter aussieht und nur noch ganz vage an die ursprüngliche Kopfbedeckung erinnert. Das Muscleshirt hat er gegen Söldnerkleidung (Soldatenstiefel, Mantel) eingetauscht und selbst die Abhängigkeit von Venom fällt weg. Stattdessen hat er eine schwere Verletzung erlitten – der Mundschutz sorgt dafür, dass ihm ständig ein bestimmtes Gas zugeführt wird, das die Schmerzen zumindest erträglich macht.
Über Banes Motivation und Hintergrund lässt sich noch nicht allzu viel sagen, man kann jedoch gewisse Schlüsse ziehen. In den Trailern tritt er als Anführer einer Gruppe von Terroristen, Söldnern, Anarchisten o.ä. auf und scheint das Werk, das Ra’s al Ghul (Liam Neeson) in „Batman Begins“ begonnen hat, zu Ende führen zu wollen: Die Zerstörung Gothams. Da ein Gastauftritt von Liam Neeson bestätigt wurde und darüber hinaus Josh Pence als „Young Ra’s al Ghul“ gecastet wurde, liegt die Vermutung nahe, dass Bane, wie Bruce Wayne auch, von der Gesellschaft der Schatten ausgebildet wurde – die beiden Versionen von Ra’s tauchen womöglich in Rückblicken auf. Möglicherweise diente die oben erwähnte Batman-Geschichte „Legacy“ als Inspiration.
Bestätigt wurde auf jeden Fall, dass Elemente von „Knightfall“ in „The Dark Knight Rises“ miteinfließen, man kann also davon ausgehen, dass Bane Batman auf irgendeine Weise brechen wird – sei es körperlich, psychisch oder beides. Um dem Titel gerecht werden zu können, muss der Dunkle Ritter ja erst einmal fallen.
In jedem Fall darf man gespannt sein, auf welche Weise Bane in „The Dark Knight Rises“ letztendlich interpretiert wird. Selbstverständlich wird dieser Artikel noch erweitert, sobald ich den Film gesehen habe.

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Batman – Vampire

Dieser Artikel ist Teil des TDKR-Countdowns

Es gibt Zeichner, an denen scheiden sich einfach die Geister. Kelley Jones ist fraglos einer davon. Jones, bekannt geworden durch seine Arbeiten an Neil Gaimans „Sandman“, pflegt einen äußerst abstrakten, wenn nicht gar surrealen Zeichenstil. Den meisten dürfte er wohl für seine Interpretation von Batman (oft in Zusammenarbeit mit Autor Doug Moench) in Erinnerung geblieben sein. Jones‘ Batman (und teilweise auch seine Charaktere im Allgemeinen) zeichnet sich vor allem durch unrealistische, sich verändernde Proportionen und starke Übertreibung aus. Batmans Ohren und Cape sind bei Jones abnormal lang und vor allem der Umhang scheint ein Eigenleben zu führen. Auch die anderen Figuren sehen mitunter recht bizarr und manchmal schon fast übertrieben cartoonartig aus. Darüber hinaus erscheinen seine Gesichter oft recht „beliebig“, sofern es keine eindeutigen Merkmale gibt fällt das Wiedererkennen oft recht schwer und das Antlitz einer Figur kann sich zwischen zwei Szenen stark verändern.
Oft hört man, Jones sei ein Zeichner, den man entweder liebt oder hasst, ich bin allerdings der Meinung, dass man das Ganze ein wenig differenzierter betrachten muss. In der gewöhnlichen Batman-Monatsserie, für die Jones in den 90ern einige Zeit lang die Zeichnungen beisteuerte, wirkt sein Stil zum Teil Fehl Platz, insbesondere, wenn die erweiterte Bat-Familie (Robin, Nightwing, Huntress etc.) involviert ist. Für diese „normalen“ Abenteuer eignet sich jemand wie Graham Nolan, der zeitgleich an der Batman-Serie „Detective Comics“ arbeitete, um einiges besser. Bei Elseworld-Geschichten (d.h. Was-wäre-wenn-Geschichten, in denen die DC-Helden in andere Settings verfrachtet oder anderweitig verändert werden), wie zum Beispiel „Batman: Haunted Gotham“ oder natürlich dem Sujet dieses Artikels (beides verfasst von Doug Moench) sieht es allerdings wieder anders aus.
Bei „Batman – Vampire“ handelt es sich eigentlich um eine Trilogie bestehend aus „Batman & Dracula: Red Rain“, „Batman: Bloodstorm“ und „Batman: Crimson Mist“, in der der Dunkle Ritter nicht nur mit dem König der Vampire konfrontiert wird, sondern in deren Verlauf er sogar selbst zum Blutsauger wird. Mein Review basiert auf dem US-Paperback, das alle drei Teile beinhaltet. Zwar hat Panini die Trilogie vor einigen Jahren als Einzelausgaben auch auf Deutsch gebracht, an diese kommt man allerdings wohl nicht mehr sehr gut heran.
Die Prämisse des ersten Teils ist sehr einfach: Dracula hat Gotham City als neues Jagdgebiet auserkoren und lässt sich in der Stadt nieder, um die Legion seiner blutsaugenden Anhänger zu vergrößern. Dies bleibt jedoch nicht unbemerkt: Leichen mit zerfetzten Kehlen werden gefunden, die nach einiger Zeit verschwinden. Sowohl die Polizei als auch Batman stehen vor einem Rätsel. Dazu kommt noch, dass der Dunkle Ritter von merkwürdigen erotischen Träumen geplagt wird und eine Veränderung an seinem Körper feststellt. Schon bald stößt Batman auf Dracula und dessen abtrünniges Kind Tanya, welches sich als Ursache für die Träume herausstellt. Letztere hofft, Batman im Kampf gegen den Fürsten der Vampire einsetzen zu können und gibt ihm deshalb von ihrem Blut, sodass sich seine Kräfte erhöhen.
Gerade bei diesem ersten Teil der Trilogie fällt auf, dass Kelley Jones‘ Zeichnungen noch relativ „zahm“ sind, der Grad an Abstraktion und Surrealismus hält sich noch in Grenzen. Zwar macht Batmans Umhang schon, was er will und auch die Ohren sind mitunter sehr lang, allerdings sind die Proportionen bei weitem noch nicht so übertrieben und bizarr wie in späteren Werken wie seinen Beiträgen zur monatlichen Batman-Serie oder den anderen beiden Teilen der Trilogie – „Red Rain“ gehört zu Jones‘ frühesten Arbeiten. Dennoch, gerade zu dieser Thematik passt der abstrakte Zeichenstil wie die Faust aufs Auge. Die Geschichte ist unheimlich atmosphärisch und sehr gotisch, nicht zuletzt dank des namensgebenden roten Regens (erzeugt durch Chemikalien und Umweltverschmutzung, quasi ein besonders bösartiger saurer Regen). Auch Doug Moench, ein altgedienter Batman-Autor und Erfinder des Schurken Black Mask, beweist, wie gut er mit dem Dunklen Ritter und der Thematik umgehen kann. Die Handlung ist stringent und spannend, die Zweifel und die Veränderungen, die Batman durchmacht stets greifbar. Die einzige Schwachstelle – sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch – ist der Schurke. Dracula sieht leider völlig austauschbar aus, wenn er nicht gerade als riesiges Fledermausungetüm Gotham unsicher macht und außer dem Namen gibt es auch weder Verbindungen zu Stokers Roman noch zu Vlad dem Pfähler. Dracula funktioniert zwar als Antriebsmotor der Geschichte, ist darüber hinaus allerdings ein ziemlich uninteressanter Widersacher. Man merkt, dass der Fokus eindeutig auf Batman und Tanya liegt. Um den König der Vampire endgültig zu besiegen, müssen beide letztendlich große Opfer bringen: Erstere verliert ihr Leben (bzw. ihre Existenz), während Letzterer seine Menschlichkeit einbüßt und selbst zum Vampir wird.
„Bloodstorm“ schließt direkt daran an und erzählt, wie Batman versucht, trotz seiner untoten Existenz weiter seinen Standards gerecht zu werden und das Verbrechen wie bisher zu bekämpfen. Das wäre allerdings wohl etwas einfacher, wenn nicht der Joker damit beginnen würde, sich einzumischen. Der stets grinsende Irrsinnige hat mitbekommen, dass einige von Draculas Kindern überlebt haben und schafft es durch seine Überredungskunst (zugegeben, die Vampire sind nicht allzu hell), diese für sich einzuspannen, um Spaß zu haben und Gotham City in einer roten Flut zu ertränken.
Mit „Bloodstorm“ greifen Monch und Jones stärker in die Horror, bzw. Splatterschublade. Die Zeichnungen werden abstrakter und expliziter (es werden schon mal Herzen aus dem Leib gerissen und Gesichter vom Schädel abgezogen) und alles in allem wird’s etwas abstruser, spätestens ab dem Zeitpunkt, ab dem Catwoman mitmischt, und zwar als „Werkatze“. Der Grund für ihre allnächtlichen Verwandlungen ist dabei ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Allgemein ist die Geschichte weniger gut durchdacht als „Red Rain“, der Plot ist weniger stringent und weist hin und wieder Logiklöcher und Absurditäten auf, die nicht hätten sein müssen. Dafür gibt es dieses Mal einen weitaus stärkeren Antagonisten. Zwar fehlt es dem Joker ebenfalls etwas an Motivation, allerdings gehört genau diese scheinbare Beliebigkeit zu den stets vorhandenen Charakterzügen des Jokers (hervorragend erklärt in Grant Morrisons „Arkham Asylum“). Auch Batmans Charakterisierung wird glaubhaft fortgeführt, der Kampf des Dunklen Ritters gegen den eigenen Blutdurst gehört zu den großen Stärken des zweiten Teils. Das Ende ist konsequent: Nachdem Batman in einem einzigen schwachen Moment nachgegeben hat und das Blut des Jokers trinkt, wird er (auf eigenen Wunsch) von Alfred und Gordon gepfählt. Und das hätte das Ende sein können, gäbe es nicht noch einen dritten Teil. Im Gegensatz zu „Bloodstorm“ („Red Rain“ endete ja praktisch mit einem Cliffhanger) wirkt das Finale der Trilogie, „Crimson Mist“, ein wenig angeklebt und erzwungen.
Nach Batmans scheinbar endgültigem Verschwinden wird alles nur noch schlimmer, denn nach und nach tauchen sämtliche Mitglieder von Batmans Schurkengallerie (wieder) auf, um Gotham zu terrorisieren. Um dem wachsenden Unheil einhaltgebieten zu können entfernt Alfred den Pflock aus Batmans Herz, doch das Blut des Jokers hat den Dunklen Ritter endgültig verdorben: Batman ist zu einem verwitterten, von Blutlust getriebenem Monster geworden, dass sich nur noch mühsam zügeln kann und seinen gewaltigen Durst auf die Feinde Gothams konzentriert – jedenfalls vorerst. Doch bald wird Gordon und Alfred klar, dass Batman schon bald Unschuldige angreifen wird, weshalb sie sich gezwungen sehen, einen Pakt mit dem Teufel (sprich: Two-Face und Killer Croc) zu schließen, um ihren ehemaligen Freund und Verbündeten aufhalten zu können.
Auffällig ist hier vor allem, dass Batmans Feinde hier weitaus düsterer und brutaler interpretiert werden als in den normalen Comics und alle eher in Richtung Serienkiller gehen. Poison Ivy scheint nur noch sadistischen Gefallen daran gefunden zu haben, Männer zu Tode zu küssen, Croc zerfleischt Prostiuiert, Scarecrow jagt nicht nur Angst ein, sondern köpft seine Opfer hinterher, der Riddler versteckt Drogen in Leichen und selbst der Pinguin macht sich selbst die Hände schmutzig. Lediglich Two-Face und Black Mask entsprechen ungefähr ihren Gegenstücken innerhalb der Kontinuität. Moench und Jones nutzen gnadenlos die Möglichkeiten der Elseworlds und nehmen genüsslich alles auseinander, ein Schurke nach dem anderen wird vom monströsen Vampir-Batman ausgesaugt. Das hat natürlich auch zur Folge, dass der Titelheld einiges an Tiefe verliert. Zwar gibt es ein, zwei Szenen, in denen er reflektiert, aber dennoch besteht „Crimson Mist“ größtenteils aus Szenen, in denen Batman seine diversen Widersacher auf äußerst blutige Art und Weise meuchelt. Sofern man für recht düstere Horror- und Splattereinlagen etwas übrig hat, ist das durchaus spaßig, allerdings ist das ganze doch recht episodenhaft, erst gegen Ende nimmt die Handlung wieder Fahrt auf und führt zu einem Showdown á la „Hamlet“.
Es sei hier noch erwähnt, dass „Batman – Vampire“ wegen der doch ziemlich expliziten und Horror- und Splatterelemente absolut nichts für jüngere Leser ist und zu den Batman-Geschichten gehört, die auch beim Vertigo-Label ziemlich gut aufgehoben wären.
Fazit: „Batman – Vampire“ ist eine äußerst gelungene und extrem atmosphärische Elseworld-Geschichte, die aus ihrer Prämisse so gut wie alles herausholt, was möglich ist und zu der Kelley Jones‘ abstrakte und düstere Zeichnungen wunderbar passen. Vor allem „Red Rain“ gehört mitunter zu den besten Batman-Geschichten, „Bloodstorm“ und „Crimson Mist“ sind durchaus würdige Fortsetzungen, auch wenn Autor und Zeichner bei diesen beiden Teilen der Trilogie etwas zur Übertreibung neigen.


Kelley Jones‘ Arbeit in „Red Rain“


Kelley Jones‘ Arbeit in „Bloodstorm“


Kelley Jones‘ Arbeit in „Crimson Mist“

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Siehe außerdem:
Der Joker
Batman: Year One
Batman: The Long Halloween
Batman – Joker: Des Teufels Advokat
Batman: Schatten über Gotham