GoT: High Sparrow

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Nein, die Titelfigur dieser Episode ist nicht mit Captain Jack Sparrow verwandt und ja, dieser Witz ist ziemlich lahm, aber da der Hohe Spatz von Jonathan Pryce, der in den Pirates-Filmen Elizabeth Swanns Vater Weatherby Swann spielte, dargestellte wird, musste das einfach sein.

Braavos
Die Episode beginnt im Haus von Schwarz und Weiß, wo Arya von Jaqen etwas über das Konzept dies vielgesichtigen Gottes, der die verschiedenen Verkörperung des Todes in allen Kulturen darstellt, im Glaube der Sieben ist eine solche Verkörperung der Fremde. In den Romanen werden in diesem Zusammenhang allerdings weder R’hllor noch der ertrunkene Gott genannt, sondern andere Götter wie die schwarze Ziege von Qohor. Gerade R’hllor bietet sich auch als Aspekt des vielgesichtigen Gottes überhaupt nicht an, da er ja laut seiner Anhänger für Licht und Leben steht, während sein namenloser Widersacher Kälte und Tod verkörpert. Aber das nur am Rande. Das Aussehen des Inneren von Aryas Ausbildungstätte entspricht, wie schon das Äußere, ziemlich genau den Buchbeschreibungen, wobei ich sagen muss, dass ich mir das alles beim Lesen irgendwie größer vorgestellt habe.

Nachdem sie sich langsam eingewöhnt hat, taucht in Aryas Zimmer eine weitere Einwohnerin des Hauses von Schwarz und Weiß auf, die in der Serie vorerst völlig namenlos bleibt, bei der es sich aber wohl um „the waif“ (die Herrenlose) handelt, eine Attentäterin, die zwar 36 Jahre alt ist, aber wie ein dünnes, kleines Mädchen aussieht und von der Arya einiges lernt, unter anderem Braavosi. In der Serie dagegen wird sie von der auf die 30 zugehenden Schauspielerin Faye Marsay verkörpert. Hier veranlasst sie vor allem, dass Jaqen Arya dazu bringt, ihre alte Identität völlig aufzugeben in dem sie sich von ihren Besitztümern trennt. Wie in „A Feast for Crows“ bringt sie es allerdings nicht über sich, Needle ins Wasser zu werfen, stattdessen versteckt sie die Klinge. Da sie nun Arya Stark aufgegeben hat, darf das nun namenlose Mädchen zum ersten Mal ins untere Stockwerk des Hauses von Schwarz und Weiß, um zusammen mit der Herrenlosen ein Leiche zu waschen.

King’s Landing
Es wird wieder geheiratet, und dieses Mal sterben weder der Bräutigam, noch seine Familie. Auch für Margaery, die immerhin schon zwei Hochzeiten hinter sich hat, ist diese Hochzeit ein Novum: Die Ehe wird tatsächlich vollzogen. Das trifft allerdings nur auf die Serie zu, denn in den Romanen ist Tommen gerade einmal neun Jahre alt. Das Ergebnis ist jedoch im Grunde dasselbe: Der Krieg der Königinnen. Cersei und Margaery versuchen, Tommen für die eigenen Zwecke einzuspannen und die jeweils andere loszuwerden. In der Serie Margaery nun natürlich noch eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Ziele zu erreichen. Sie beginnt auch sofort damit, indem sie Tommen nahelegt, Cersei nach Casterly Rock zurückzuschicken, da es ihr in der Hauptstadt doch überhaupt nicht gefällt. Dass Cersei davon nicht begeistert ist, als Tommen es ihr vorschlägt, dürfte kaum verwundern. Was folgt ist ein mal mehr, mal weniger subtiler Zickenkrieg zwischen Cersei und Margaery, der zwar besser zu „Desperate Housewives“ als zu „Game of Thrones“ passt, aber doch irgendwie amüsant ist.
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Der Hohe Spatz (Jonathan Pryce)

Derweil ändert sich die Situation in King’s Landing und die Fundamentalisten gewinnen an Macht: Die Spatzen stürmen Littlefingers Bordell (natürlich, keine Staffel kommt ohne mindestens eine Szene in Littlefingers Bordell aus) und zwingen den korrputen Hohen Septon zu einem Marsch der Schande durch die Straßen von King’s Landing, der wohl dazu dient, den Zuschauern das Konzept vorzustellen, und der natürlich ein anderes Ereignis ankündigt, das wir wohl gegen Staffelende zu sehen bekommen werden.

Im Gegensatz zu den religiösen Fanatikern wirkt der Hohe Spatz, den Cersei auf die Beschwerde des Hohen Septons hin besucht, sehr ausgeglichen und sogar humorvoll. Wie üblich versucht Cersei sich auch hier, die Situation zu Nutze zu machen, wobei sie in der Serie noch in größerem Ausmaß ihr eigenes Grab schaufelt als in den Romanen, da sie es hier im Grunde ist, die dem Hohen Spatz zur Macht und zum Amt des Hohen Septon verhilft. In jedem Fall verspricht der Hohe Spatz, auch in der Serie eine interessante Figur zu werden.

Der Norden
Die Boltons machen sich in Winterfell breit, bauen es wieder auf und dekorieren es neu, indem sie Gehäutete aufhängen. Während es geschäftig zugeht, erteilt Roose Bolton seinem Sohn eine Lektion in Sachen Politik und eröffnet ihm, dass er heiraten wird. Wer die zukünftige Braut ist, ist nicht schwer zu erraten: Wie ich bereits prophezeit hatte, nimmt tatsächlich Sansa die Rolle der „falschen Arya“ ein. In den Romanen schickte Littlefinger Jeyne Poole, Sansa beste Freundin nach Norden, damit die Boltons sie als Arya ausgeben, mit Ramsay verheiraten und so ihren Anspruch auf den Norden festigen konnten. Das Vorhaben in der Serie ist dasselbe, das Vorgehen insgesamt allerdings ein wenig unplausibler, wenn auch nachvollziehbar, wenn man sich in Benioff und Weiss hineinversetzt, denn in „A Feast for Crows“ hat Sansa nun einmal nicht besonders viel zu tun. Die Entscheidung, Charaktere zusammenzuführen ist meist rentabel, wobei gerade in diesem Zusammenhang doch einiges an Unglaubwürdigkeit überwunden werden muss. Sowohl für Littlefinger als auch für Roose Bolton ist der Schachzug ziemlich riskant, und dass Sansa sich nun die Hände von jemandem gibt, der nicht nur schlimmer als Joffrey ist, sondern dessen Vater auch noch ihren Bruder getötet hat, nun… Immerhin wird das auch thematisiert, und ich halte mich mit einem Urteil mal zurück, bis absehbar ist, wie sich der Handlungsstrang weiterentwickelt.

Brienne und Pod sind derweil auch nicht weit, da Brienne nicht auch noch die zweite Stark-Tochter verlieren will. Wie es aussieht, gibt’s gen Staffelende ein großes Zusammentreffen diverser Charaktere im Norden, mit Sansa, Brienne und Pod, den Boltons, eventuell Littlefinger und weiß der Geier, wer sonst noch dazustoßen könnte. Vorerst einmal entdeckt Brienne weitere Sympathie für Pod und verspricht, ihm das Kämpfen beizubringen. Beide Erzählen sich Anekdoten aus der Vergangenheit, und darüber hinaus ruft uns Brienne in Erinnerung, dass sie, neben dem Schwur, den sie Catelyn geleistet hat, noch eine weitere Motivation hat: Stannis töten. Das könnte interessant werden.
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Sansa (Sophie Turner) und Littlefinger (Aiden Gillen) im Norden

Vorerst treffen sich erst einmal Sansa und die Boltons, wobei hier, nachvollziehbarerweise eine gewisse Anspannung zu spüren ist – gerade in solchen Szenen bekommt Sophie Turner die Gelegenheit zu zeigen, wie gut sie ist. Ramsays Bettwärmerin Myranda ist jedenfalls von den Geschehnissen wenig begeistert, da nähert sich wohl noch ein weiterer Konflikt.

Im weiteren Verlauf ist interessant, dass Ramsay Littlefinger verspricht, er werde Sansa niemals verletzen. Nach den letzten beiden Staffeln fällt es verhältnismäßig schwer, dem zu glauben, allerdings ist Serien-Ramsay unberechenbarer und auch facettenreicher als Buch-Ramsay – so gibt er hier immerhin offen zu, ein Bastard zu sein, was Buch-Ramsay nie getan hätte. Andererseits haben sowohl Iwan Rheon als auch Alfie Allen und Sophie Turner angedeutet, dass in diesem Handlungsstrang noch etwas sehr Unangenehmes auf uns zukommt.

Castle Black
Der neue Lord Commander der Nachtwache führt weitere Gespräche mit Stannis und Davos. Ersteres ist im Grunde relativ redundant, dass Jon Stannis‘ Angebot nicht annehmen würde, war schon vor der Wahl klar. Der Dialog zwischen Jon und Davos dagegen ist interessant, weil Davos nun einmal ein viel besserer Diplomat ist als sein König – wenn es hier in eine ähnliche Richtung läuft wie in den Romanen, könnte Davos eine wichtige und auch gut nachvollziehbare Rolle dabei spielen.

Es folgt eine Szene aus „A Dance with Dragons“, deren Umsetzung ich tadellos gelungen finde: Die Köpfung von Janos Slynt, der sich nach wie vor weigert, dem neuen Lord Commander zu gehorchen. Es gibt über die diversen Staffeln hinweg mehrere Szenen, in denen ein Sohn (oder Mündel) von Eddard Stark jemanden hinrichtet, und jede dieser Szenen verweist natürlich auf die Köpfung des Deserteurs der Nachtwache in der ersten Folge der ersten Staffel. Gerade hier zeigt Jon auch insgesamt seine Führungsqualitäten, indem er Ser Alisser nicht, wie man vielleicht erwarten würde, zum Aufseher der Latrinen ernennt, sondern ihn zum ersten Grenzer macht. Und Janos Slynt – nun, er ist definitiv eine Figur, der man nicht nachtrauert, aber Dominic Carter hat ihn definitiv sehr passend dargestellt.

Volantis
Tyrion und Varys kommen in Volantis an, der größten der sieben freien Städte, und auch derjenigen, die Slaver’s Bay am nächsten liegt. Auf die diversen Besonderheiten der Stadt wird hier allerdings kaum eingegangen, was, zugegebenermaßen, für so wenige Szenen wohl auch zu viel verlangt wäre. Immerhin der Brauch, den Sklaven der Stadt ihr Schicksal einzutätowieren, findet Erwähnung und wird erläutert.
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Eine Priesterin des R’hllor in Volantis (Rila Fukushima)

Wie in den Romanen ist auch hier ein Vertreter des R’hllor-Glaubens anwesend, allerdings kein Priester, sondern eine Priesterin (Rila Fukushima), bei der es sich wohl um eine ehemalige prostituierte Sklavin handelt, wie die Tränentätowierung in ihrem Gesicht suggeriert; die Sklaven der roten Priester tragen eigentlich ein anderes Mal. Sie predigt zu Sklaven, spricht von Daenerys und scheint Tyrion (oder etwas in Tyrion) zu erkennen.

Die folgende Bordell-Szene zeigt, wie weit die Charakterisierung von Serien-Tyrion sich von Buch-Tyrion unterscheidet, denn während die Serienversion der Figur enthaltsam bleibt, nimmt Buch-Tyrion in dieser Situation tatsächlich die Dienste einer Prostituierten in Anspruch und ist allgemein noch um einiges kaputter – was auch dazu führt, dass Serien-Tyrion sympathischer bleibt. Das Endergebnis ist dann aber wieder dasselbe: Ser Jorah kidnappt Tyrion, damit er Daenerys‘ Gunst zurückgewinnen kann.

Fazit: Insgesamt macht Folge 3 im Vergleich zu Folge 2 wieder einen besseren Eindruck, nicht zuletzt dank einiger sehr gelungener Einzelszenen.

GoT: Two Swords

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Die dritte Staffel von „Game of Thrones“ lief im Free-TV, ist auf DVD und Blu-Ray erschienen und jeder Fan kann sie inzwischen wohl auswendig. Und nun, nach einer gefühlten Unendlichkeit, geht es weiter, und ich werde natürlich auch wieder pro Episode einen Artikel verfassen. Noch einmal: Wer die Folge noch nicht gesehen und die Bücher nicht gelesen hat, sollte hier aufhören, wenn er nicht mächtig gespoilert werden will.
Staffel 4 deckt grob die zweite Hälfte des dritten Romans „A Storm of Swords“ ab, wird aber wohl auch schon Elemente aus „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ enthalten – es wird also Zeit, dass endlich „The Winds of Winter“ erscheint.
Der Titel des Staffelbeginns, „Two Swords“, ist mal wieder nett zweideutig. Wer sich ein wenig mit Geschichte auskennt, weiß, dass man aus zwei Schwertern eine Menge machen kann; im Mittelalter wurde eine spezifische Bibelstelle, in welcher die Jünger zwei Schwerter zu Jesus in den Garten Gethsemane bringen, damit sie sich gegen die Römer verteidigen können, sehr speziell ausgelegt. Man interpretierte die besagten Waffen als die beiden Schwerter, die das Christentum verteidigen: Den Kaiser des römisch-deutschen Reiches und den Papst. Für den Titel dieser Episode muss man sich zwar interpretatorisch nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen, aber dennoch gibt es nicht nur ein Schwerterpaar, das gemeint ist, sondern gleich mehrere. Am offensichtlichsten sind natürlich die beiden Waffen, die zu Beginn aus Eddard Starks Schwert Ice geschmiedet werden. „Two Swords“ kann sich allerdings auch auf die beiden Schwerter beziehen, die sich am Ende der Episode (wieder) in den Händen eines Stark befinden: Jon Snows Longclaw ist immer noch dort, wo es hingehört, und Arya erlangt in der finalen Szene Needle wieder. Und schließlich gibt es da noch ein nettes Spielchen, das Daario Naharis und Grauer Wurm spielen, bei dem ebenfalls zwei Schwerter involviert sind.
„Two Swords“ ist eine relativ ruhige Episode, die erfreulicherweise einige Handlungsstränge ausklammert und sich dafür auf die übrigen stärker konzentriert, ganz so, wie es mir am besten gefällt. Die beiden Serienschöpfer Dan Benioff und D. B. Weiss führen hier Regie, und wie schon in ihrem Regiedebüt in der dritten Staffel („The Bear and the Maiden Fair“) fällt auf, dass es einiges an (mitunter ziemlich schwarzem) Humor gibt.
Auf der Introkarte tauchen zwei neue Örtlichkeiten auf: Die Dreadford, die Festung der Boltons, und Meereen, die dritte Stadt der Slaver’s Bay.

King’s Landing
Gleich zu Beginn eine freudige Nachricht: Die erste Folge der vierten Staffel hat es schon vor dem Intro geschafft, mich wieder vollständig nach Westeros zu ziehen und mich maßlos zu begeistern. Mit einer Ausnahme hat jede Staffeleröffnungsfolge eine Prä-Intro-Szene, aber diese hier ist eindeutig meine liebste: Die Kamera wandert über Eddard Starks Schwert Ice, während in der Musik das Stark- und das Lannister-Thema miteinander ringen. Ice wird aufgehoben und einem Schmied gereicht, bevor die Kamera den verantwortlichen zu einer nun kräftigen und siegreichen Version von The Rains of Castamere zeigt (bei den Alten und den Neuen Göttern, ich hoffe dieses Stück ist auf dem Soundtrackalbum). Lord Tywin beaufsichtig das Umschmieden des Stark-Schwertes in zwei kleinere Waffen, die später die Namen Oathkeeper und Widow’s Wail erhalten werden und verbrennt anschließend den Wolfspelz. Was für eine grandios inszenierte, symbolisch aufgeladene Szene: Die Starks sind am Boden und die Lannisters auf der Höhe ihrer Macht.
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Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) mit Oathkeeper und neuer Firsur

Die Hintergründe des Umschmiedens folgen auf dem Fuß in einem Gespräch zwischen Jaime und Lord Tywin. Der Königsmörder ist nun wieder sauber, im Gegensatz zum Buch rasiert und trägt jetzt eine Kurzhaarfrisur. Die Szene spiegelt sehr schön ein ähnliches Gespräch zwischen beiden Figuren aus der ersten Staffel wieder, ebenso wie den Dialog zwischen Tywin und Tyrion aus der ersten Folge der dritten Staffel. Abermals geht es sowohl um Jaimes Stellung als Mitglied der Königsgarde (wodurch er seinen Vater nicht beerben darf), als auch um den zukünftigen Lord von Casterly Rock. Tywin steckt da in einem schönen Dilemma: Tyrion würde das Erbe annehmen, was Tywin aber nicht möchte, während Jaime lieber als „glorified bodyguard“ dient. Gerade wegen der Ähnlichkeit zur der Szene aus Staffel 1 wird hier sehr schön Jaimes Entwicklung gezeigt, obwohl sogar der Wortlaut ähnlich ist, ist Jaime doch unweigerlich ein anderer geworden.
Tyrion wartet derweil mit Bronn und Podrick auf die Gesandschaft der Dornischen; deren Lord, Prinz Doran Martell (ich bin der Meinung, dass „Fürst“ hier die korrekte Übersetzung von „prince“ wäre) wurde zu Joffreys Hochzeit eingeladen; Tyrion fühlt sich allerdings nicht ganz wohl, weil die Lannisters und die Dornischen sich nicht besonders gut verstehen; weshalb erfahren wir später.
Als die Delegation schließlich eintrifft, wird Tyrion mitgeteilt, dass Doran Martell zu krank für eine lange Reise ist und dass an seiner Statt sein Bruder Oberyn (Pedro Pascal), genannt die Rote Viper der Hochzeit beiwohnen wird. Oberyn befindet sich allerdings ebenfalls nicht bei der Abordnung, sondern befindet sich bereits seit einigen Stunden in King’s Landing.
Die Ankunft der Dornischen in der Serie unterscheidet sich stark von der im Roman, da Oberyn dort die Delegation anführt und dem Gnom erzählt, wie er mit seiner Schwester Elia als Kind Casterly Rock besucht und dort Tyrion als Baby gesehen hat.
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Oberyn Martell (Pedro Pascal) und seine Geliebte Ellaria Sand (Indira Varma)

In der folgenden Szene lernt der Zuschauer nun auch Oberyn kennen, der sich am bedeutendsten Ort von King‘s Landing aufhält – nein, nicht dem Red Keep, die Rede ist natürlich von Littlefingers Bordell, auch wenn der Hausherr gerade abwesend ist und sich wohl auf dem Weg zur Eyrie befindet; das glauben zumindest die Lannisters. Nun wird Oberyns Persönlichkeit etabliert, inklusive seines Interesses an beiden Geschlechtern, seines Hasses auf die Lannisters und gewisser, leicht psychopathischer Züge. Nebenbei lernen wir auch gleich Oberyns Begleiterin Ellaria Sand (Indira Varma, eine weitere Schauspielerin, die bereits in HBOs „Rome“ mitgewirkt hat) kennen und erfahren ganz allgemein einiges über die Dornischen, etwa bezüglich ihres Mangels an Prüderie oder des fehlenden Bedürfnisses, Dinge zu beschönigen (ja, Ellaria Sand ist ein Bastard). Und der obligatorische Fanservice wird auch gleich untergebracht.
Insgesamt gefällt mir Pedro Pascal als Oberyn Martell ziemlich gut, er hat sowohl eine gewisse Eleganz als auch eine ziemlich gefährliche Aura. Wie von den Fans erwartet (im positiven Sinne) sind die Dornischen an Spanier und Südamerikaner angelegt, Oberyn spricht sogar mit Akzent. Ich bin schon gespannt darauf, ihn mit anderen Figuren am Hof interagieren zu sehen (vor allem mit Lady Olenna).
Tyrion ist allerdings weniger begeistert, vor allem auch, weil er um Oberyns Ruf als schwarzes Schaf der Martells weiß. Dennoch gibt es eine gewisse Sympathie zwischen beiden, sind sie doch beide Zweitgeborene und schwarze Schafe. Im folgenden Dialog wird auch endlich das Schicksal Elia Martells und ihrer Kinder deutlich gesagt, bisher wurde es nur angedeutet, und der eigentliche Grund für Oberyns Anwesenheit wird enthüllt: Er will Rache dafür, dass seine Schwester von Gregor Clegane, auf Tywins Befehl, vergewaltigt und zusammen mit ihren Kindern ermordet wurde.
Sansa Stark dagegen ist noch nicht soweit, auf Rache zu sinnen und versinkt stattdessen in Depressionen, was man ihr auch nicht wirklich verübeln kann. Ein weiteres Mal fällt hier auf, um wie viel stärker und eigenwilliger Shaes Persönlichkeit in der Serie ist. Haben Benioff und Weiss ein anderes Schicksal für sie im Sinn? Andererseits wachsen seit Staffel 3 die Differenzen zwischen ihr Tyrion, was möglicherweise dann wieder zum Buch zurückführen könnte. Einiges deutet darauf hin, gerade in dieser Folge; unter anderem wird Shae von einer Spionin von Cersei dabei beobachtet, wie sie Tyrions Zimmer verlässt.
Momentan hat Cersei allerdings noch anderes Kopf, sie beaufsichtig die Anbringung einer goldenen Hand an Jaimes Armstumpf. Hier findet sich eine weitere clevere Vorausdeutung, Cersei erklärt Jaime, dass sie Qyburn sympathisch findet – in Zukunft werden beide noch an interessanten Projekten arbeiten. Mit Jaime ist Cersei allerdings absolut nicht zufrieden und macht ihm Vorwürfe, weil er sie so lange allein gelassen hat. Das mag dem Zuschauer unfair vorkommen, passt dafür aber sehr gut zu ihren POV-Kapiteln in „A Feast for Crows“. Damit hat es sich Jaime nun innerhalb einer Episode mit fast allen Mitgliedern seiner Familie verscherzt. Mit Sicherheit kommt bald eine Konversation mit Tyrion, die sehr interessant sein dürfte. Aufgrund der Tatsache, dass Jaime und Brienne in der Serie um einiges früher in King’s Landing eintreffen als im Roman (dort kommen sie erst nach Joffreys Tod an), ergeben sich einige interessante neue Möglichkeiten der Interaktion.
Die erste wird auch umgehend genutzt, denn Brienne von Tarth gesellt sich zu Margaery und ihrer Großmutter (deren kurzer Auftritt ein weiteres Highlight der Folge ist, mehr Diana Rigg!) und die sich von der maskulinen Maid sehr beeindruckt und amüsiert zeigt. Brienne erzählt Margaery die Wahrheit über Renlys Tod, was diese ziemlich gelassen hinnimmt, auch wenn nicht klar wird, ob sie Brienne glaubt oder nicht. Im Roman gibt es eine ähnliche Szene mit Loras, der Brienne allerdings nicht glaubt und sie am liebsten sofort umgebracht hätte. Möglicherweise kommt das noch, in „Two Swords“ ist der Ritter der Blumen allerdings abwesend.
Durch die Änderungen bekommt Joffrey nun auch die Möglichkeit, noch einmal seinen Vater so richtig anzupissen. Nebenbei wird auch gleich noch eine spätere Szene eingebaut, in der Jaime im Weißen Buch der Königsgarde liest und über sich selbst und seine Vorgänger sinniert – hier ist es Joffrey, der im Buch blättert und ein paar von Jaimes berühmten Vorgängern in der Königsgarde erwähnt, unter anderem Ser Duncan den Großen, den Protagonisten der Heckenritter-Novellen und Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens (der Pedant in mir findet es etwas merkwürdig, dass Ser Duncan, der viele Jahrzehnte vor Arthur Dayne aktiv war, direkt nach diesem aufgeführt wird, aber das ist wohl Erbsenzählerei). Später unterhält sich Jaime noch einmal mit Brienne, während sie von Fern Sansa beobachten (was im Buch ebenfalls nicht möglich gewesen wäre, da Sansa kurz nach Joffreys Tod aus der Hauptstadt verschwindet) und überlegen, wie man den Schwur, den Jaime und Brienne der inzwischen toten Catelyn geleistet haben, am besten einhalten könnte.
Sansa hat derweil eine lange überfällige Begegnung mit Dontos Hollard (der in der Tat von Tony Way, demselben Schauspieler, der ihn wie bei seinem Miniauftritt in der ersten Folge der zweiten Staffel gespielt hat). Bei Martin planen Dontos und Sansa bereits seit „A Clash of Kings“ ihre Flucht, später erfährt Sansa dann, dass Littlefinger Dontos‘ Hintermann war. Von Flucht ist hier (noch) nicht die Rede, allerdings bekommt Sansa ein Schmuckstück, das in der nächsten Folge, bei Joffreys Hochzeit, noch sehr wichtig werden wird.

Auf dem Weg nach Castle Black
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Styr, der Magnar von Thenn (Yuri Kolokolnikov)

In der Nähe von Castle Black sammeln sich die Wildlinge. Ygritte ist freilich nicht gerade bester Laune, und Tormund beweist, dass er ein besserer Menschenkenner ist, als man von ihm erwarten würde. Wirklich interessant ist allerdings die Ankunft der Thenns. Bei diesen handelt es sich um eine besondere Gruppe von Wildlingen, deren Gebräuche zum Teil eher denen der Menschen südlich der Mauer als denen der Mitglieder des Freien Volkes ähneln, vor allem bezüglich der Autorität ihrer Anführer. Styr, der Magnar (Lord) von Thenn, nimmt in den Büchern eine größere Rolle ein, unter anderem führt er die Gruppe an, mit der Jon Snow die Mauer übersteigt, was in der Serie Tormund tut. Gespielt wird Styr von Yuri Kolokolnikov, der eine äußerst imposante Erscheinung ist, auch wenn er nicht ganz seinem Gegenstück aus den Romanen entspricht. Laut Buch ist groß und kahl (was übernommen wurde), hat keine Ohren und spricht nur die Alte Sprache. In der Serie besitzt Styr eindeutig Ohren und ist auch der Gemeinen Zunge mächtig, dafür hat er allerdings interessante Markierungen im Gesicht. Ich kann mich darüber hinaus leider nicht erinnern, ob die Thenns bei Martin auch Kannibalen sind, das werde ich bei Zeit noch nachprüfen.

Castle Black
Ähnlich wie Sansa ringt auch Jon immer noch mit der Roten Hochzeit, im Gegensatz zu seiner Halbschwester hat er allerdings noch einige andere Sorgen. Nach einem kurzen Gespräch mit Sam, in welchem auf das brüderliche Verhältnis zwischen den beiden hingewiesen wird, muss sich Jon vor dem Tribunal der Nachtwache verantworten, zu dem, neben Maester Aemon, auch zwei alte Bekannte aus Staffel 1 bzw. 2 gehören: Ser Alliser Thorne (Owen Teale), der Ausbilder der Nachtwache, der nun als „acting Commander“ fungiert (was er nur in der Serie tut), und Lord Janos Slynt (Dominic Carter), der ehemalige Kommandant der Stadtwache von King’s Landing, der von Tyrion zur Mauer verbannt wurde. Slynt scheint gefallen an Thorne zu finden, lehnt sich immer subtil in seine Richtung und wirkt alles in allem sehr selbstgerecht. Interessanterweise war dies in den Romanen andersherum, dort ist Throne eher derjenige, der vor Slynt buckelt, welcher sich wiederum zur Wahl als neuer Lord Commander aufstellen lässt. Jon Snows Taktik zur Verteidigung ist allerdings auch nicht die geschickteste, dennoch darf er seinen Kopf vorerst behalten.

Meereen
Am Ende der dritten Staffel war nicht klar, ob Daenerys wirklich alle drei Städte der Slaver’s Bay besuchen würde, aber bereits die Introkarte verrät, dass Yunkai und Meereen nicht zusammengelegt werden.
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Daenerys (Emilia Clarke) und ein leicht veränderter Daario Naharis (Michiel Huisman)

Daenerys‘ Handlungsstrang in dieser Staffel wird von den Drachen eröffnet und meine Güte, sind die Viecher groß geworden und gut animiert, besonders Drogon sieht enorm beeindruckend aus. Sehr schön wird hier schon gezeigt, dass das feurige Trio langsam sehr schwer zu kontrollieren ist.
Nach einem kurzen Marsch durch die Reihen der Unbefleckten und das Lager der befreiten Sklaven muss die Königin der Drachen feststellen, dass zwei ihrer wichtigsten Kommandanten ein wenig unzuverlässig sind, denn anstatt pünktlich zu sein spielen Daario Naharis und Grauer Wurm „Wer kann sein Schwert am längsten in der Luft halten“. Dabei fällt auf, dass Daario Naharis sich ziemlich verändert hat, er ist kleiner, bärtiger (Bart und Haare sind allerdings immer noch nicht blau) und sieht nicht mehr aus wie eine etwas beeindruckendere Version Jamie Campbell Bower. Das ist allerdings auch nicht wirklich verwunderlich, da er nicht mehr von Ed Skrein, sondern von Michiel Huisman gespielt wird, da Skrein stattdessen bei „Transporter 4“ mitwirkt. Ich war von ihm als Daario nicht unbedingt begeistert, weiß aber noch nicht, ob mir Huisman besser gefällt. In jedem Fall kennt sich der neue Daario gut mit Blumen aus, und Daenerys ist trotz Bart nach wie vor ziemlich von ihm angetan.
Dennoch ist der Weg nach Meereen nicht nur amüsant, denn auf der Straße steht an jedem Meilenstein ein gekreuzigter Sklave – dieser Taktik bediente sich schon Pompeius Magnus nach dem Spartacus-Aufstand, ebenso wie die Sklavenhalter in Astapor (wir erinnern uns an „Walk of Punishment“), Danys Entschlossenheit wird dadurch nicht vermindert, im Gegenteil.

Auf dem Weg zur Eyrie
„Two Swords“ endet mit Arya (wie die Drachen ist auch Maisie Williams verdammt groß geworden) und Sandor Clegane, der plant, Arya zu ihrer Tante Lysa zu bringen. Gerade diese Szene ist exemplarisch für das oben erwähnte Nebeneinander von Humor und Tragik.
Die beiden gelangen zu einem Gasthaus, in dem sich die Männer Gregor Cleganes befinden, die Situation entfaltet sich allerdings geringfügig anders als in der Vorlage: Wie im Roman entbrennt ein Kampf zwischen Sandor und den Männern seines Bruders, aber anders als im Roman wird Sandor (noch?) nicht schwer verletzt. Auch ist im Roman der Kitzler, Gregor Cleganes Foltermeister, der in der Serie bereits in Staffel 2 stirbt, zugegen, und er ist es, der von Arya umgebracht wird, während sie ihm seine eigenen Worte zu schlucken gibt. Hier ist es stattdessen Polliver, ein anderer Häscher des Reitenden Berges. Während sich die jüngere Stark-Tochter im Buch noch psychopathischer verhält, ist ihr ruhiger, fast schon emotionsloser Mord hier nicht minder wirkungsvoll. Ähnlich wie bei Jaime wird dadurch klar, wie sehr sich Arya seit der ersten Staffel verändert hat. Wie schon in „Mhysa“ ist auch hier wieder das Thema Jaqen H’ghars zu hören, das Aryas weiteren Weg andeutet – vielleicht ist es nicht nur Jaqens Thema, sondern das Thema aller Gesichtslosen. Jedenfalls endet die Folge damit, dass Arya Needle zurückerhält und zusammen mit dem Bluthund zu den Klängen des Hauptthemas davonreitet.

Fazit: Sehr ruhiger, aber extrem gelungener Staffelauftakt, der mir auf die restlichen neun Folgen den Mund enorm wässrig gemacht hat. Nächste Woche folgt eine weitere Hochzeit, und Hochzeiten in Westeros sind immer enorm spaßig…

Game of Thrones Staffel 4:
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3