Stück der Woche: Fire and Water

„The Battle of the Five Armies” ist der einzige Mittelerde-Film, der ohne einen der eigentlichen Handlung vorgesetzten und von ihr separierten Prolog auskommen muss. Da „The Desolation of Smaug“ mit einem Cliffhanger endet, fühlt sich die Eröffnungsszene des dritten Hobbit-Films immer eher an, als gehöre sie noch zum Vorgänger, ohne dabei aber dieselbe Wirkung zu erzielen wie ein „regulärer“ Prolog. Dieser Umstand wirkt sich natürlich auch auf die Musik aus: Die Prologszenen boten Shore stets interessante Möglichkeiten, eben weil sie von dem, was direkt danach kam, separiert sind. In den beiden Eröffnungsfilmen der jeweiligen Trilogie nutzte Shore die Prologe ähnlich wie eine Ouvertüre und etablierte bereits früh eine ganze Menge an leitmotivischem Material, das erst später im Film oder gar in den Folgefilmen wichtig werden sollte, während er im jeweils zweiten Film die Gelegenheit bekam, zu einem früheren Schauplatz noch einmal kurzzeitig zurückzukehren, sei es Moria oder Bree. In „The Return of the King“ präsentierte Shore schließlich eine Frühform des Auenlandmaterials für die Proto-Hobbits Sméagol und Déagol. In Fire and Water (ein weiterer Track, der direkt nach einem Kapitel des Romans benannt ist) führt Shore dagegen einige der leitmotivischen Fäden von „The Desolation of Smaug“ zur Kulmination.

Zwischen Alben- und Filmversion gab es bereits beim Vorgänger immer größere Unterschiede, diese Tendenz verstärkt sich im Hobbit-Finale noch weiter – der Musik-Schnitt wird von Film zu Film in dieser Trilogie schlechter. Da es immer umständlicher wird, auf Unterschiede zwischen Film- und Albenversion hinzuweisen, werde ich das nur noch in ausgewählten Einzelfällen tun – ansonsten behandle ich die Stücke auf dem Album als die von Shore intendierte Version. Fire and Water ist da bereits ein exzellentes Beispiel – ich vermute, dass auch diese Sequenz bis kurz vor Kinostart immer wieder umgeschnitten wurde, was zur Diskrepanz zwischen Film und Album geführt haben dürfte: Musikschnipsel des Films fehlen auf dem Album und umgekehrt; immer wieder wirkt es, als hätten Jackson und Co. einfach die Pausetaste gedrückt, weshalb der natürliche Fluss der Musik unterbrochen wird.

Sofort zu Beginn des Tracks hören wir, dass sich der Drache nähert, es braucht gerade einmal etwas über 20 Sekunden, bis die B-Phrase und das charakteristische Ostinato von Smaugs Thema erklingen. Als Zuschauer bzw. Zuhörer nehmen wir hier die Perspektive der Menschen von Esgaroth ein, weshalb die Musik des Drachen zu Anfang noch subtiler und weiter entfernt ist, aber rasch näher kommt. Zum ersten Mal in dieser Filmtrilogie wird die Einblendung des Titels „The Hobbit“ zudem nicht von einer Variation des Auenlandthemas begleitet, sondern von einem Fragment des Drachenleitmotivs (0:53). Sobald das erledigt ist, steigert sich die Intensität des Drachenmaterials, das bei 1:21 kurz vom Motiv „The Politicans of Lake-town“ (nach Doug Adams) unterbrochen wird, als der Meister von Esgaroth und Alfrid versuchen, die Staatskasse vor dem anrückenden Ungetüm in Sicherheit zu bringen – dementsprechend gehetzt ist das Statement und wird auch sofort wieder von Smaugs Begleitfigur bei 0:28 überlagert. Ein erster zorniger Ausbruch der A-Phrase erklingt bei 1:50, nur um allerdings direkt in das Girion bzw. Drachentöter-Thema überzugehen. Bereits hier zeigt sich, dass Fire and Water ein faszinierender Spiegel des Tracks My Armor Is Iron darstellt: Nicht nur haben beide eine ähnliche Laufzeit, sie stellen ein Duell des Smaug-Themas mit jeweils einer Motivgruppe dar, in My Armor Is Iron kämpfte die musikalische Repräsentation des Drachen mit den Themen der Zwerge, hier sind es die verschiedenen Themen Bards des Bogenschützen.

Bei der Zweiminutenmarke kehren wir sofort wieder zu Ostinato und ansteigender B-Phrase zurück, bei 2:23 entlädt sich schließlich der volle Zorn des feuerspeienden Reptils in einem mächtigen Statement der A-Phrase, die sich bei 2:50 wiederholt. Und abermals folgt darauf direkt bei 3:06 das Drachentöter-Thema, rein und klar von Blechbläsern gespielt, als Bard endlich seine Bestimmung erkennt und sein Erbe annimmt. Bei 3:21 geht es in die bislang stärkste Variation des eigentlichen zentralen Leitmotivs dieser Figur über, das Thema für Bard, den Bogenschützen, das in „The Desolation of Smaug“ oft eine etwas zwielichtige Färbung hatte, nun aber endgültig zum Heldenthema mutiert. Als Bard seinen Sohn Bain als Zielvorrichtung verwendet, erklingt das dritte Thema des Bogenschützen, Bards Familienthema (3:23), das im zweiten Hobbit-Film nur einmal kurz angedeutet wurde, in „The Battle of the Five Armies“ aber noch an Wichtigkeit gewinnt. Durch den Einsatz eines Frauenchors schafft Shore einen starken Kontrast sowohl zum Material des Drachen als auch zu den anderen beiden Bard-Themen.

Noch einmal kehrt ab 4:04 das Smaug-Material mit voller Wucht zurück, allerdings durchsetzt von ominösen Chorpassagen, die vom Ende der Bestie künden. Smaugs Thema wird weitergespielt, verliert an Kraft und Intensität, verstummt allerdings nicht und verschwindet auch nicht aus dem Score. Es bleibt als unheilvolle Präsenz bestehen, während die Handlung des Films zum Erebor und den Zwergen zurückkehrt. Smaug mag tot sein, aber sein Vermächtnis ist nicht aus Mittelerde verschwunden. Bei 5:39 arbeitet sich schließlich zögerlich das Erebor-Thema aus dem Drachenmaterial heraus, das die Titeleinblendung „The Battle of the Five Armies“ untermalt.

Siehe auch:
My Armor Is Iron

Stück der Woche: Beyond the Forest

Unglaublich, aber wahr, der Score zu „The Desolation of Smaug“ ist fast komplett besprochen, lediglich ein von Shore komponierter Track fehlt noch: Die Abspannmusik, Beyond the Forest. Zuvor möchte ich allerdings noch ein paar Worte über den Abspannsong verlieren. I See Fire wird nicht nur von Ed Sheeran gesungen, sondern wurde auch von ihm komponiert, ohne jeglichen Input von Howard Shore. Ich weiß, es gibt viele, die dieses Lied wirklich gerne haben, und isoliert hätte ich wahrscheinlich auch keine Probleme mit ihm, aber im Abspann eines Mittelerde-Films beißt er sich stilistisch fürchterlich mit Shores Musik, besonders bzgl. des Tonfalls und der Instrumentierung. I See Fire ist zudem das erste Lied dieser Filmreihe, das keinerlei Bezug zur Musik hat, die man im Film hört: Für Enyas May It Be erledigt Shore die Instrumentierung und zudem ist es mit Aníron, dem Lied, das während der Aragorn/Arwen-Szene gespielt wird, verwandt, Gollum’s Song und Into the West wurden beide von Shore komponiert und basieren auf leitmotivischem Material und Song of the Lonely Mountain ist eine Weiterverarbeitung von Misty Mountains. I See Fire dagegen ist sowohl im Kontext der Abspannsongs als auch des zugehörigen Scores völlig isoliert und wirkt aus diesem Grund völlig deplatziert.

Beyond the Forest ist dagegen ein schönes Ende für das Album: Dieses finale Stück konzentriert sich auf das Material für Tauriel und die Waldelben. Es beginnt mit der gesungenen B-Phrase des Liebesthemas für Tauriel und Kíli, die wir bereits aus Feast of Starlight kennen. Ab der Einminutenmarke erklingt die A-Phrase, die Stimmen treten ein wenig in den Hintergrund, stattdessen werden Flöten und Streicher dominanter. Letztere stimmen ab 1:45 das Waldlandreich-Thema an, erst zurückhaltend, dann rasch an Kraft gewinnend. Beginnend ab 2:36 besteht das Stück fast ausschließlich aus Variationen von Tauriels Thema, zuerst lieblich und mit Chorbegleitung, später energischer. Bei 2:31 lässt Shore die getriebene Action-Variation erklingen, deren Intensität sich immer weiter steigert und an The Forest River erinnert. Sorgen militärisch anmutende Percussions und ein Marschrhythmus tauchen bei 4:15 auf, ab 4:28 wird der Tonfall allerdings wieder ruhiger und die getragenen Frauenstimmen kehren zurück.

Nach der intensiven Auseinandersetzung mit Shores Musik für „The Desolation of Smaug“ fällt auf, wie asymmetrisch die Weiterentwicklung der Leitmotive ausfällt, gerade im Vergleich zu „The Two Towers“. Das kann natürlich an der Geschichte liegen, die erzählt wird – kaum jemand wird sich darüber wundern, dass das Moria-Material in „The Two Towers“ nach der Eröffnungsszene nicht mehr präsent ist, schließlich spielt Moria keine Rolle mehr. Beim zweiten Hobbit-Film werden allerdings eine ganze Reihe von Themen fallengelassen, die theoretisch ihre inhaltliche Berechtigung hätten, primär natürlich das Misty-Mountains-Thema, aber auch das ursprüngliche Hauptthema für Bilbo – und selbst die sekundären Motive für unseren Hobbit wurden stark reduziert. Die Themen, die tatsächlich aufgegriffen und weiterentwickelt wurden, sind primär die der Zwerge sowie einige Andeutungen aus „An Unexpected Journey“, etwa das Material der Elben oder des Drachen. Diese Entwicklung setzt sich in „The Battle of the Five Armies“ fort, und zwar so sehr, dass es tatsächlich kaum neue Themen gibt – stattdessen bemüht sich Shore, mit den viele bereits bestehenden Leitmotiven zu jonglieren.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep
The Courage of Hobbits
Kingsfoil
The Hunters
Smaug
My Armor Is Iron

Stück der Woche: My Armor Is Iron

In einem Film voller schlechter Ideen ist die, Smaug die Zwerge durch den Erebor jagen zu lassen eine der schlechtesten, weil sie die beste Sequenz des Films – den Dialog zwischen Bilbo und dem Drachen – fast schon entwertet. In besagter Szene wird Smaug äußerst gelungen als Bedrohung aufgebaut, das Spiel zwischen Martin Freeman und Benedict Cumberbatch in Zusammenarbeit mit Tolkiens Worten funktioniert exzellent. Und dann ruinieren Jackson und Co. diesen ganzen sorgfältigen Aufbau, indem sie den Drachen als unfähig darstellen, mit ein paar, inzwischen scheinbar feuerfesten Zwergen fertig zu werden. Thorin tanzt Smaug buchstäblich auf der Nase herum. Über die goldene Statue reden wir am besten gar nicht erst. Das einzig Gute, das aus dieser völlig sinnlosen sowie logik- und physikfreien Action entwächst, ist die Musik, mit der Howard Shore sie untermalt. Es bleibt allerdings zu sagen, dass selbst dieses grandiose Actionstück, wie schon The Forest River, im Film merkwürdig zerstückelt wirkt und immer wieder durch seltsam platzierte Pausen unterbrochen wird. Ob die Musik aufgrund später Umschnitte so zerstückelt wurde oder von Anfang an so konzipiert war und nur der Hörbarkeit wegen auf dem Album kohärenter gestaltet wurde, ist schwer zu sagen, in letzter Konsequenz aber egal – die Albenversion ist dem Filmgegenstück meilenweit überlegen.

Nachdem Smaugs Musik die letzten Tracks gnadenlos dominierte, erstarkt in My Armor Is Iron die Musik der Zwerge und ringt mit dem unerbittlichen Thema des Drachen. Der Track startet mit rasanten Streichern, bereits bei 0:12 erklingt eine ebenso knappe wie gehetzte Variation des Erebor-Themas, die Streicher, die ein wenig an The Forest River erinnern, fungieren weiter als Basis. Bei 0:30 hören wir die A-Phrase von Smaugs Thema, allerdings weniger dominant als zuvor – der Drache hat die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Die Blechbläser haben sich auf die Seite der Zwerge geschlagen und stimmen bei 0:53 das Haus-Durins-Thema an, das Shore hier zum ersten Mal in den Action-Modus zwingt und so bereits einen Ausblick auf „The Battle of the Five Armies“ gibt. Bei 1:20 schlägt Smaugs Thema (A-Phrase) mit voller Wucht zurück; die Bestandteile seines Themas dominieren die folgenden eineinhalb Minuten, lediglich bei 1:50 mischen sich Fragmente des Haus-Durins-Themas ein, nur um kurz darauf vom Drachenkrankheits-Ostinato abgelöst zu werden. Bei 2:18 setzt eine geradezu heimtückische Variation der B-Phrase von Smaugs Leitmotiv auf verstörenden Streichern ein, die die Hinterlist des Drachen betont. Ab der Dreiminutenmarke ist ein zwergischer Rhythmus zu hören, der kurz darauf in einem kontrapunktischen Einsatz des Haus-Durins-Themas und des Drachenkrankheits-Ostinatos gipfelt und die Verknüpfung zwischen Thorin und dem Drachenthema, die im kommenden Film zum Einsatz kommt, bereits andeutet. Die Musik des Drachen gewinnt schließlich die Oberhand, sodass ab 3:22 die B-Phrase von Smaugs Thema zu hören ist, begleitet von schicksalhaftem Chor – an dieser Stelle wird die übergroße goldene Statue enthüllt. Thorin Eichenschild lässt sich aber musikalisch nicht unterkriegen, eine kräftige und strahlende Version seines Thema erklingt ab 3:40, als Smaug kurzzeitig in flüssigem Gold zu ertrinken scheint und sich der Erbe des Durins siegreich wähnt. Dass dies ein Trugschluss ist, teilt uns Shore 15 Sekunden später mit, als Thorins Thema wieder in das Drachenkrankheits-Ostinato übergeht – der Kampf zwischen Zwerg und Drache wird durch ein ständiges, leitmotivischen Schlagabtausch dargestellt. Bei 4:04 ist eine knappe Andeutung des Erebor-Themas zu vernehmen, die jedoch sofort vom Material des Drachen abgelöst wird und bei 4:14 in eine regelrecht ätherische Variation der B-Phrase mit Chor übergeht, als sich Smaug des flüssigen Goldes entledigt. Diese geht bei 4:35 nahtlos in die A-Phrase über. Begleitet von ominösen Stimmen fliegt Smaug gen Esgaroth, während sich Bilbo fragt, was er und die Zwerge da angerichtet haben.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep
The Courage of Hobbits
Kingsfoil
The Hunters
Smaug

Stück der Woche: Smaug

Als ob die Dominanz des Drachens über das letzte Drittel des Scores von „The Desolation of Smaug“ nicht schon deutlich genug wäre, ist der Track, der auf The Hunters folgt, auch noch nach ihm benannt – durchaus zurecht, denn er besteht fast ausschließlich aus Variationen der Bestandteile des Drachen-Themas. Fast sofort setzt das Drachenkrankheits-Ostinato ein, weniger schleichend als zuvor, dafür aggressiver. Subtiler kommt dafür der Einsatz der B-Phrase des Smaug-Themas daher, der ab 0:27 über das Ostinato gespielt wird. Der erneute Einsatz der B-Phrase bei 0:54 bringt die ostasiatischen Percussions zurück – das Thema steigt auf und nimmt an Intensität zu. Ab 1:21 ist auch die A-Phrase wieder zu hören, gespielt von Streichern und Blechbläsern, die ihr einen „konventionelleren“ Klang verleihen und von der Brutalität des Drachen künden. Eine unvollendete Einspielung des Erebor-Themas schaltet sich bei 1:34 dazwischen, es folgen einige zwergisch klingende Streicher- und Blechbläserfiguren, die jedoch rasch wieder absterben. Bei 2:24 scheint eine Anspielung auf das Düsterwaldthema zu erklingen, die storytechnisch allerdings nicht wirklich Sinn ergibt und wohl eher aus der Ähnlichkeit zwischen dem Düsterwaldthema und Smaugs Thema resultiert. Die B-Phrase des Drachenthemas kommt bei 2:33 mit voller Wucht, begleitet von treibenden Trommeln zurück und schwillt regelrecht an, als Smaug Bilbo sich in all seiner Pracht präsentiert.

Es folgt eine interessante Holzbläserfigur, die sehr luftig und flatterhaft daherkommt und die an die klassische musikalische Repräsentation eines Vogels erinnert. Diese spezifische Stelle findet sich nicht im Film, ich könnte mir aber vorstellen, dass es sich dabei um eine sehr subtile Anspielung auf den Roman handelt. Bei Tolkien überhört eine Drossel, wie Bilbo den Zwergen von der kahlen Stelle auf Smaugs Bauch erzählt und bringt diese Information zu Bard – hätte man dieses Handlungselement übernommen, hätte ich mir gut vorstellen können, dass die Drossel derartig repräsentiert wird. Dieser Moment der Leichtigkeit wird jedoch sofort von tiefen, finsteren Blechbläsern verdrängt. Bei 3:22 erklingt schließlich das Thema des Arkensteins, als Bilbo ihn eher zufällig findet. Das Drachenkrankheits-Ostinato kehrt bei 4:05 zurück als Smaug prophezeit, wie Thorin wohl auf den Arkenstein reagieren wird. Nebenbei bemerkt ist es insgesamt recht schwer, die Musik hier zuzuordnen, weil sie gerade in diesen Szenen sehr zerstückelt wirkt und oft nicht mit dem Track übereinstimmt – entweder, weil noch kurz vor Kinostart ungeschnitten wurde, oder um ein besseres Hörererlebnis für das Album zu schaffen.

Bei 4:26 kehrt die B-Phrase ein weiteres Mal zurück, wieder einmal heimtückisch schlängelnd und weiterhin begleitet vom Drachenkrankheits-Ostinato. Ein mögliches Bündnis mit Sauron wird bei 4:32 durch einen knappen Gastauftritt von Mordors absteigender Terz musikalisch angedeutet, während eine kurze, einschneidende Einspielung der ersten beiden Noten der A-Phrase des Smaug-Themas bei 4:34 von Smaugs labilem Gemüt und seiner schnellen Erregbarkeit künden. Genau diese Nuancen sind es, die Shores Musik so ergiebig und faszinierend machen. Smaugs Thema köchelt bis zur Fünfminutenmarke weiter vor sich hin, bis sich die A-Phrase schließlich mit voller Wucht entlädt. Darauf folgen aleatorische, absichtlich verstimmte Streicher, die einen verstörenden Klangteppich schaffen. Die verstimmten Streicher kommen für Smaugs Thema sowohl hier als auch in „The Battle of the Five Armies“ immer wieder vor und gehen wohl auf Orchestrierer und Dirigent Conrad Pope zurück, dies wird jedenfalls im Bonusmaterial gezeigt. Ab 6:05 ist eine Erweiterung des Smaug-Materials zu hören, die abermals die Brutalität des Drachen darstellt und am Ende sogar vom Chor unterstützt wird.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep
The Courage of Hobbits
Kingsfoil
The Hunters

Stück der Woche: The Hunters

In dem massiven Track The Hunters mischen sich erstmals die beiden Handlungsstränge in musikalischer Hinsicht, sodass wir zwischen den Drachen- und Zwergenthemen auf der einen und den Elben-, Seestadt- und Orkthemen auf der anderen hin und her springen. Los geht’s mit düsteren, aber noch zurückhaltenden Streichern. Bei 0:18 erklingt kurz das Politikerthema, das bei 0:28 von einer ungewöhnlich subtilen Variation der A-Phrase des Smaug-Themas abgelöst wird. Bei 1:00 erklingt schließlich das Girion bzw. Drachentöter-Thema, als Bard seinen Kindern offenbart, dass ein schwarzer Pfeil übrig ist. Dieses Thema, das bereits im passenden Girion, Lord of Dale zu hören war, gewinnt hier erstmals an Kraft – die Möglichkeit, das Versagen seines Vorfahren zu korrigieren, rückt für Bard in greifbare Nähe, weshalb hier auch ein feierlicher Chor zum Einsatz kommt. Sofort schwingt allerdings die Stimmung um, denn bei 1:10 erklingt die bislang mächtigste und brutalste Variation der A-Phrase von Smaugs-Thema. Beinahe ohne Übergang kehrt Shore bei 1:32 zu Bards Bogenschützen-Thema zurück, das ebenfalls an Entschlossenheit und Volumen gewinnt und regelrecht neue Klangfarben erhält. Frenetisches, von Streichern dominiertes Action-Underscoring ohne Leitmotive bestimmt die folgende Minute. Ab 3:20 greifen neue Spieler ein, die verkürzte absteigende Terz des Nekromanten kündet von der Ankunft Bolgs und seiner Kumpanen. Ab 3:57 verausgaben sich die Streicher völlig und sorgen zusammen mit tiefen Blechbläsern für rücksichtlose Actionmusik. Nach einer kurzen Andeutungs des Haus-Durins-Themas bei 4:41 hören wir schließlich die Ankunft von Legolas und Tauriel heraus, die Action-Variation des Waldlandreichthemas ist bei 4:48 zu hören, dicht gefolgt von Tauriels Thema, dessen Instrumentierung und Begleitung hier stark an den Track The Forest River erinnert. Der Übergang zum Waldlandreichthema bei 5:15 ist fließend und zeigt abermals, wie eng verwandt die beiden Themen doch sind. Bei 5:35 schaut noch einmal kurz die absteigende Terz vorbei, wird aber sofort wieder von den Streichern des Waldlandthemas verscheucht. Anschließend wechseln wir wieder in den Erebor, wo die Zwerge die mumifizierten Überreste ihrer Verwandtschaft finden – hierzu erklingt eine besonders feierliche und getragene Version des Haus-Durins-Themas (5:49). Der darauffolgende Einsatz von Thorins Thema bei 6:37 setzt diesen Tonfall fort und bekommt sogar Chorbegleitung. Nach diesem kurzen, tragischen Innehalten schwillt die Musik jedoch sofort wieder an und gewinnt an Tempo. Nach einem beeindruckenden Aufbau und einer aleatorischen Passage bei 7:38 kehrt die absteigende Terz der Orks zurück, einmal bei 7:56 und noch einmal bei 8:08, in beiden Fällen aber äußerst subtil. Weit weniger subtil sind die weiteren Einsätze des Waldlandreichthemas, die ab 8:28 den Rest des Tracks dominieren und Legolas‘ Auseinandersetzung mit Bolg untermalen – hier lebt das Thema der Waldelben sein volles Actionpotential aus.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep
The Courage of Hobbits
Kingsfoil

Stück der Woche: Kingsfoil

Nicht alle Zwerge sind zum Erebor aufgebrochen: Wegen einer Verletzung Kílis sind er, sein Bruder Fíli, Óin und Bofur in Esgaroth zurückgeblieben, um „The Desolation of Smaug“ einen parallelen Handlungsstrang zu geben und die Laufzeit weiter auszudehnen. Der damit zusammenhängende Angriff von Bolg und seinen Orks ist ebenso unlogisch wie dramaturgisch sinnlos, gibt Shore aber immerhin die Möglichkeit, das Kíli/Tauriel-Liebesthema ein wenig weiterzuentwickeln. Der Track Kingsfoil verschafft eine ganze angenehme Pause vom finsteren und brutalen Smaug-Material und beginnt sehr streicherlastig. Bei 0:17 ist kurz eine Andeutung von Taueriels-Thema zu hören, kurz darauf erklingt ab 0:24 auch schon das Liebesthema von Elbin und Zwerg, wobei Shore hier zuerst die B- und dann die A-Phrase einsetzt. Die Streicher bleiben die dominante Instrumentengruppe bis 1:17, hier kommt die weibliche Solostimme hinzu. Ab 1:56 ist eine aus der LotR-Trilogie vertraute Melodie zu vernehmen, die bereits bei Arwens Versuchen, Frodo zu heilen erklang und die inzwischen den Motivnamen „Elven Healing“ bekommen hat – eine weitere, überflüssige Verknüpfung zu ursprünglichen Trilogie, die aber zumindest musikalisch nicht groß auffällt und auch gut zum Track passt.

In A Liar and a Thief kehren wir zurück in die Höhle des Drachen – das Stück beginnt mit einem Einsatz des Drachenkrankheits-Ostinatos, das bei 0:20 in eine bedrohliche Variation der aufsteigenden B-Phrase von Smaugs Thema übergeht. Bei 0:37 erklingt kurz das Motiv des Arkensteins, nur um sofort von der A-Phrase des Drachenthemas verdrängt zu werden. Im folgenden Abschnitt mischt Shore die beiden Phrasen regelrecht, lässt sie direkt ineinander übergehen und einander überlappen, um die konstante Bedrohung und auch die mentale Labilität des Drachen weiter zu unterstreichen: Es ist keine Frage ob, sondern nur wann er beginnt, Feuer zu spucken. Bei 1:11 werden die dissonanten Streicher und ostasiatischen Percussions plötzlich von finsteren Blechbläsern und dem absteigenden Motiv des Nekromanten abgelöst, als Smaug eine Andeutung macht, die Bilbo nicht versteht, das Publikum aber dafür umso besser. Sofort kehren wir allerdings wieder in die musikalischen Gefilde des Drachen zurück, das Drachenkrankheits-Ostinato erklingt ab der Zweiminutenmarke ein weiteres Mal und bleibt für den Rest des Tracks die dominante Begleitfigur, über die die anderen Leitmotive gespielt werden. Bei 2:45 ist ein kurzer Ausbruch des Chors zu hören, als Smaug auf Bilbos gemurmelte Bemerkung bezüglich der verbundbaren Stelle am Unterleib reagiert. Eine besonders schrille Version B-Phrase des Smaug-Themas ist ab 3:09 zu hören, die bei 3:22 in die A-Phrase übergeht und durch hinzukommende Blechbläser an Kraft gewinnt.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep
The Courage of Hobbits

Stück der Woche: The Courage of Hobbits

Als Bilbo sich anschickt, ins Innere des Erebor vorzudringen, erklingt endlich einmal wieder thematisches Hobbit-Material, auch wenn es sich hierbei um eine Standardversion des Auenland-Themas und nicht um ein Bilbo-spezifisches Motiv handelt. Dieses Statement beansprucht die erste halbe Minute des Tracks The Courage of Hobbits, danach begeben wir uns in andere Gefilde. In den restlichen zweieinhalb Minuten bereitet Shore gewissermaßen Smaugs musikalischen Auftritt vor. Das Thema des Drachen wurde zwar bereits mehrfach gespielt, doch Shore zieht eine klare Trennlinie zu den Variationen, die lediglich die Präsenz Smaugs darstellten. Ab dem Zeitpunkt, ab dem man ihn als Zuschauer in all seiner Pracht zu Gesicht bekommt, verändert sich die Instrumentierung komplett. Aber der Reihe nach. In The Courage of Hobbits wird Smaugs Thema noch nicht tatsächlich gespielt, aber Shore gelingt es, die Präsenz des Drachen durch subtile Andeutungen bereits fühlbar zu machen. Score und Geräuschkulisse verschmelzen hier ein Stück weit, durch den Einsatz diverser ostasiatischer Percussion-Instrumente, beispielsweise des Gamelan, stellt Shore das Geklimper der Goldmünzen, über die Bilbo klettert, sehr anschaulich dar, ab 1:16 sehr gut vernehmbar. Bei 1:26 mischt auch der Chor mit und bei 1:30 stimmen die Streicher das Erebor-Thema an, als das Innere des Berges und die Massen an Gold in der Totalen gezeigt werden. Der Rest des Tracks besteht aus atmosphärischer Untermalung und weiterem Einsatz der ostasiatischen Percussion-Instrumente – und genau diese sind es, die Smaug ab diesem Zeitpunkt musikalisch definieren. Hinzu kommen außerdem das Erhu, ein chinesisches Saiteninstrument, und die Shakuhachi-Flöte. Durch den Einsatz dieser, in Mittelerde bislang noch nicht gehörten Instrumente, wollte Shore Smaugs Einzigartigkeit herausstellen und zugleich auf den prominenten Platz der Drachen in den asiatischen Mythologien hinweisen. In diesen sind Drachen freilich meistens, anders als hier, positive Wesen.

Der folgende Track, Inside Information, kann fast als eine Themensuite für das leitmotivische Material des Drachen gesehen werden. Die in The Courage of Hobbits vorgestellte Instrumentierung wird nahtlos fortgesetzt, dieses Mal aber mit Smaugs Thema. Dieses Thema besteht aus zwei Phrase und verfügt außerdem über ein begleitendes Ostinato, das „Drachenkrankheits-Ostinato“, das im Track Durin’s Folk bereits separat auftauchte. Trotz der Einzigartigkeit, die durch die Instrumentierung betont werden soll, ist Smaugs Thema mit anderen Leitmotiven verknüpft. Die ersten beiden Noten der A-Phrase dürften dem aufmerksamen Hörer vertraut sein, es handelt sich dabei nämlich um den Halbtonschritt, der auch das Geschichte-des-Ringes-Thema und Saurons Thema eröffnet, nur umgedreht. So deutet Shore auf die Verknüpfung zwischen dem Drachen und dem Dunklen Herrscher hin. So verschieden sie auch sein mögen, das Böse kommt letztendlich aus derselben Quelle: Sauron wurde von Morgoth korrumpiert, die Drachen von ihm gezüchtet. Eben dieser Halbtonschritt eröffnet auch den Track, bei 0:08 gespielt über dissonante Streicher- und Gamelanbegleitung. Bei 0:38 erklingt dann die aufsteigende B-Phrase des Themas, bevor wir ab 0:53 die A-Phrase komplett hören. Noch ist die Stimmung ruhig, brodelt aber bereits – mit einem Drachen ist in keinem Zustand zu scherzen. Die Intensität der Musik nimmt zu, denn Smaug beginnt, sich unter dem Gold zu bewegen. Bei 1:42 hört man den Halbtonschritt in der „richtigen“ Reihenfolge – Bilbo zieht den Ring aus der Tasche und streift ihn über. Die darauffolgende Variation der A-Phrase betont den Gamelan noch einmal besonders. Bei 2:41 hört man schließlich die schiere Macht und Brutalität des Drachen – hier findet die erste Jagd statt, wobei Bilbo noch unsichtbar ist. Inside Information gibt bereits einen guten Vorgeschmack auf das musikalische Finale des Films.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep

Stück der Woche: On the Doorstep

Während Gandalf sich mit dem Dunklen Herrscher persönlich herumärgern muss, haben Bilbo und die Zwerge noch Probleme, überhaupt ins Innere des Berges zu gelangen. Die zum Stück On the Doorstep gehörende Szene ist mal wieder ein sehr schönes Beispiels für die unnötige Überdramatisierung Peter Jacksons, aber Shore weiß wie üblich das Beste herauszuholen. Bevor wir uns dieses doch fast acht Minuten dauernde Stück näher ansehen, noch kurz ein paar Worte zur Chronologie: Die Reihenfolge der Stücke auf dem Album stimmt spätestens ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit der Anordnung der Szenen im Film überein. Das ist zwar an sich keine Seltenheit, allerdings bemühen sich die Hobbit-Alben um eine chronologische Präsentation. Da diese aber vor dem finalen Schnitt des Films fertiggestellt werden, gibt es gezwungenermaßen Diskrepanzen, wenn der Film noch bis kurz vor Kinostart umgeschnitten wird – aus diesem Grund finden sich die Last-Minute-Kompositionen aus „An Unexpected Journey“ auch nicht auf dem Album. Diese Probleme gibt es bei „The Desolation of Smaug“ nicht, nur die Anordnung leidet etwas. Die Dol-Guldur-Szenen finden im Film beispielsweise erst statt, nachdem Bilbo bereits den Erebor betreten hat.

Der Track beginnt mit der ominös-melancholischen Thráin-Variation des Erebor-Themas, die bei 0:43 in die „normale“ Version übergeht, um bei 0:53 dann Thorins Themas anzustimmen – alles ohne leitmotivlose Übergänge. Endlich sind die Zwerge an ihrem Ziel angekommen, nach vielen Jahrzehnten sind sie heimgekehrt, auch wenn dieses Heim in einem desolaten Zustand ist – diesen Umstand spiegelt die Musik deutlich wider. Nie waren die Zwergen-Themen so dominant, doch ihre Melancholie haben sie nicht verloren. Für die nächsten eineinhalb Minuten verschwinden sie allerdings aus dem Underscoring, stattdessen künden zittrige Streicher von der Unsicherheit und den Zweifeln der Zwerge angesichts der bevorstehenden Aufgabe, bei 1:45 wird der Tonfall allerdings entschlossener. Bei 2:31 erklingt abermals Thorins Thema in den hohen Streichern, bleibt, jedoch unvollendet; dem zweiten Anlauf bei 3:01 ergeht es ähnlich, denn die geheime Zwergentür will sich nicht öffnen lassen. Die Reaktion ist sehr interessant, sie erfolgt in Form eines „enttäuschten“ Hybriden aus dem Erebor- und dem Haus-Durins-Thema, zuerst ansteigend, dann abfallend. Bei 4:29 ist schließlich das Motiv der Mondrunen zu hören, das zum ersten Mal in „An Unexpected Journey“ in Bruchtal erklang, sogar mit demselben Aufbau wie im Track Moon Runes. Das ist natürlich eine logische Wahl für diesen Moment, den Shore durch die Einführung dieses Themas im Vorgänger langfristig vorbereitet hat. Zugleich zeigt sich an dieser Stelle aber auch exemplarisch die asymmetrische Themenentwicklung: Hierbei handelt es sich um einen Bilbo-Moment, doch seine musikalische Repräsentation ist in diesem Track nirgends zu hören. Es sind die Zwergenthemen, die durch diesen Film und die gesamte Trilogie leiten und sich entwickeln, während das Hobbit-Material auf wenige Gastauftritte reduziert wurde und das Misty-Mountains-Thema, das die gesamte Gemeinschaft repräsentiert, ganz verschwunden ist.

Sofort nach dem Mondrunen-Motiv setzt erneut Thorins Thema bei 4:55 ein, sehr emotional, ja beinahe verletzlich von den Streichern gespielt. Bei 5:20 geht es direkt in eine zurückhaltend-triumphale Variation des Erebor-Themas über, die unter Choreinsatz regelrecht neue Höhen erklimmt. Bei 5:42 und 6:27 hören wir noch zwei weitere Male die verletzlicheren Variationen von Thorins Thema – die Musik konzentriert sich voll auf die Heimkehr des Königs unter dem Berg und die Emotionen, die diese bei ihm auslöst. Bei 7:08 erklingt schließlich, erst zum zweiten Mal in diesem Film, das Motiv des Arkensteins, ausgelöst durch die Reliefdarstellung, nach deren Hintergrund Bilbo fragt. Nachdem Thorin ihm mitgeteilt hat, dass es sich bei dem Juwel um den Schatz handelt, den der Meisterdieb eigentlich stehlen soll, begibt sich Bilbo ins Innere des Einsamen Berges und nähert sich so der zentralen Dialogszene dieses Films.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment

Stück der Woche: A Spell of Concealment

In A Spell of Concealment gibt Howard Shore die brütende Zurückhaltung, die bislang das musikalische Material des Bösen dominierte, auf und kehrt zur glorreichen Brutalität des Mordor-Materials aus der LotR-Trilogie zurück. Der Track, der Gandalfs Infiltration von Saurons Festung Dol Guldur untermalt, beginnt bereits mit einer mysteriösen, beunruhigenden Streicherfigur, um bei 0:11 das absteigende Nekromanten-Motiv anzustimmen, das fließend in sein aufsteigendes Gegenstück übergeht, um bei 0:53 abrupt zu stoppen. Es folgt ein kurzes Zwergenintermezzo mit einer Einspielung des Haus-Durins-Themas bei 1:11, abermals geprägt vom Männerchor, bevor bei 1:31 das absteigende und konsequent stärker werdende Nekromanten-Motiv zurückkehrt. Gandalf gibt sich den Mächten des Bösen aber nicht einfach so geschlagen, bei 1:45 hören wir eine knappe Action-Variation seines Themas, die während seines Zweikampfes mit Azog erklingt. Allerdings wird es sofort von frenetischen Streichern, geprägt von den Harmonien Mordors, erdrückt. Die Streicher werden zunehmend dissonanter und nähern sich dem Kern des Bösen an, bis bei 2:36 das bislang mächtigste Statement von Saurons Thema erklingt. Diese Variation lässt nicht nur jegliche Täuschung und Zurückhaltung fallen, sie klingt sehr stark nach der Version, die bereits in „The Return of the King“ im Stück A Coronal of Silver and Gold zu hören war; in der entsprechenden Szene rückt die Morgul-Armee unter den wachsamen Augen des Hexenkönigs aus. Hier enthüllt Sauron freilich sein wahres Wesen und zeigt sich chronologisch zum ersten Mal in Gestalt des flammenden Auges.

Auf dem Album des Soundtracks von „The Battle of the Five Armies” findet sich als Bonusstück der Track Thráin. Thorins Vater ist nur in Special Extended Edition des Films in Dol Guldur zugegen, dort ist die entsprechende Szene länger und enthält mehr Musik, in besagtem Track findet sich allerdings auch Musik, die es nicht in den Film geschafft hat. Tatsächlich besteht Thráin durchaus auch aus bereits bekanntem Material, der dissonante Anfang findet sich beispielsweise bei 1:27 in A Spell of Concealment. Die gesamte erste Minute des Bonustracks mutet wie eine Neuanordnung der Einzelteile an. Bei 1:38 in Thráin ist jedoch eine kurze Andeutung des Erebor-Themas zu hören. Bei 1:19 stellt Shore eine neue Variation besagten Themas vor, traurig, introspektiv und mysteriös, die dem verschollenen Zwergenfürst gewidmet ist und in machen Auflistungen auch als separates Thema für Thráin geführt wird. Bei 1:50 erklingt zudem Smaugs Thema, als Gandalf und Thráin kurz auf den Einsamen Berg zu sprechen kommen. Beim Rest des Tracks handelt es sich um eine Alternative, man kann hier wohl davon ausgehen, dass es sich um Shores ursprüngliche Untermalung für Saurons Enthüllung handelt, denn ab 2:30 erleben wir mehr oder weniger, wie das absteigenden Motiv des Nekromanten sich endgültig in die absteigende Terz, wie wir sie aus der LotR-Trilogie kennen, verwandelt. Saurons Thema ist ebenfalls zu hören, allerdings in einer nicht ganz so überwältigenden Version – vermutlich wollte Jackson die Version aus „The Return of the King“ an dieser Stelle haben.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk

Stück der Woche: Durin’s Folk

Der Track Durin’s Folk ist primär geprägt von der Interaktion zwischen den Themen der Zwerge und der Menschen von Esgaroth: Nachdem es mit dem Waffendiebstahl nicht so geklappt hat, wie es ursprünglich geplant war, treten Thorin und Co. nun offen als die auf, die sie sind, was sich in der Musik deutlich widerspiegelt. Bereits bei 0:08 erklingt, nach einer einleitenden, absteigenden Blechbläserfigur, eine Andeutung von Thorins Thema, die direkt in eine recht kräftige Variation des Erebor-Themas übergeht (0:18), nur um bei 0:27 sofort vom Seestadt-Thema abgelöst zu werden. Dieses klingt hier vorsichtig und ein wenig unsicher: Der Meister und die Bewohner wissen nicht so recht, was sie von diesem zurückgekehrten König unter dem Berg halten sollen. Umso wichtiger ist es, dass die Zwerge mit feurigen Reden zu überzeugen wissen, was sich an dem entschlossenen Statement des Erebor-Themas bei 0:52 zeigt – schon lange war es nicht mehr so kräftig zu hören. Auch Thorins Thema scheint bei 1:05 an Kraft und Entschlossenheit zu gewinnen – der Erbe Erebors hat genug von den Heimlichkeiten und genießt es, große Reden schwingen zu können. Tatsächlich erhält Thorins Thema hier eine bislang nicht gehörte Erweiterung, die es zu komplettieren scheint. Bards Thema, das ab 1:22 erklingt, ist dem genau entgegengesetzt: Nach wie vor ist es düster, brütend und zurückhaltend, der Bogenschütze warnt vor der Gefahr des Drachen – dementsprechend wird sein Leitmotiv von fast schon behäbigen Streichern gespielt. Aber davon lässt sich ein Thorin Eichenschild nicht aufhalten. Nach einem weiteren Statement des Erebor-Themas bei 1:53 erklingt die bislang prächtigste und königlichste Variation von Thorins Thema, zu der er dem Meister und den Bürgern von Seestadt großspurige Versprechen macht. Dennoch ist nicht alles in Butter, davon künden harsche Blechbläser und dissonante Streicher, die ab 2:45 eine merkwürdige, invertierte Version des Politiker-Themas anstimmen.

Die Rückkehr der Zwerge zu ihrer angestammten Heimat wird in In the Shadow of the Mountain von einer bedächtigen, ja beinahe andächtigen Variation des Haus-Durins-Themas untermalt, die Streicher drücken die Sehnsucht nach der verlorenen, zerstörten Heimat aus. Es folgt ein kurzes, frenetisches Streicherinterludium, aus dem man subtile Auenlandanklänge herauszuhören meint, sofort kehrt der Track allerdings wieder zu seiner bedächtigen Natur zurück, nur dass es dieses Mal das Erebor-Thema ist, das die einstige und nun verwüstete Pracht im Score darstellt. Ab 1:30 mischt sich subtil Smaugs Thema in den hohen Streichern ein – schließlich ist der Drache verantwortlich für die Zerstörung und Vertreibung der Zwerge. Beide Phrasen des Drachen-Themas erklingen hier direkt hintereinander, gefolgt vom ersten Einsatz der noch oft auftauchenden Begleitfigur dieses Themas, dem sog. „Drachenkrankheits-Ostinato“ (1:57), das hier von dräuendem Unheil kündet.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk