GoT: Dragonstone

Spoiler!
got7
Letztes Jahr habe ich bei den GoT-Episodenrezensionen eine Pause eingelegt, u.a., da diese sehr aufwändig sind und mich Staffel 5 ziemlich enttäuscht hat. Nach der gelungeneren sechsten Staffel und auch aufgrund der Tatsache, dass Staffel 7 verkürzt ist und nur aus sieben Episoden besteht, habe ich beschlossen, zum alten Muster zurückzukehren und jede Folge ausführlich zu besprechen. Spätestens jetzt ist „Game of Thrones“ auch keine Adaption mehr. Staffel 6 hatte immerhin noch einige lose Handlungsstränge der Bücher zu verarbeiten, Staffel 7 dagegen betritt endgültig Neuland, damit fallen Vergleiche zur Vorlage größtenteils aus – was natürlich nicht heißt, dass es keine Rückbezüge zu den Romanen oder bisherigen Staffeln gibt.

„Dragonstone“ ist in mancher Hinsicht ein relativ typischer Staffelstart. An allen Ecken und Enden wird der Status Quo noch einmal untermauert, die Handlung schreitet noch nicht so recht voran, stattdessen stehen Charaktermomente im Vordergrund. Insgesamt ist diese Auftaktfolge sehr gut und angenehm strukturiert – nicht zu viele verschiedene Schauplätze, nicht zu viele kurze Einzelszenen, angenehmes Tempo. Inszenatorisch merkt man, dass der Winter angekommen ist und den Figuren (und Zuschauern) dunkle Zeiten bevorstehen. Sowohl bei Cersei als auch bei Daenerys ist Schwarz die Farbe der Wahl. Die Rüstungen der Königsgarde wurden dementsprechend angepasst und beide Königinnen tragen schwarze, hochgeschlossene Kleider, die recht martialisch wirken und im krassen Kontrast zur bisherigen Garderobe der beiden Herrscherinnen stehen.

Die Flusslande
Wir beginnen in den Flusslanden: Arya Stark nimmt ihre Rache an den Freys, nachdem sie Lord Walder bereits im Finale der letzten Staffel getötet hat. Da sie Lord Walders Gesicht hierfür verwendet, bekommt David Bradley noch einmal einen letzten, kleinen Auftritt. Die Szene ist natürlich eine subtile Spiegelung der Roten Hochzeit, aber auch ein Verweis auf Lady Stoneheart, die wiederbelebte Catelyn Stark, in den Romanen die Freys einen nach dem anderen aufknüpft. Diese Aufgabe hat Arya nun auf einen Streich erledigt. Wie es scheint ist ihr primäres Ziel nach wie vor, ihre Liste abzuarbeiten, denn sie bricht nach King’s Landing auf und begegnet auf dem Weg ausgerechnet… Ed Sheeran. Dieser doch etwas größere Cameo-Auftritt hat zu so etwas wie einer Minikontroverse geführt. Ich meinerseits frage mich nur, wieso das irgendjemanden überhaupt auf die Palme bringt, und das, obwohl ich Ed Sheeran nicht einmal besonders mag. Vielleicht stirbt er ja in der nächsten Folge eines unschönen Todes, wer weiß? Solchen Dingen bringt man am besten keine Aufmerksamkeit entgegen. Jedenfalls ist die Szene selbst gar nicht so übel: Nachdem Arya eiskalt einen Massenmord begangen hat, wird sie nun in einem menschlicheren Licht gezeigt.

Anders als Arya Stark zieht die Bruderschaft ohne Banner gen Norden. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Bruderschaft sich am Ende von „A Dance with Dragons“ unter der Führung von Lady Stoneheart befindet, während Beric Dondarrion bereist seit einiger Zeit tot ist. Sandor Clegane könnte bei Martin ebenfalls überlebt haben, aber das wurde bislang nicht bestätigt. Wir befinden uns hier also in noch stärkerem Ausmaß auf reinem Serienterrain. Auch wird noch einmal rekapituliert, wir sehen, wie sich Clegane als Mensch geändert hat. Das geschieht relativ geschickt durch einen Rückgriff auf Staffel 4, dort hat er mit Arya das Haus, in dem die Bruderschaft nun Unterschlupf findet, bereits besucht. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Darüber hinaus sieht Clegane, ähnlich wie seiner Zeit Stannis, Bilder in den Flammen. Wird aus ihm am Ende vielleicht doch noch ein religiöser Mensch?

Der Norden
Um die Zuschauer in dieser verhältnismäßig ruhigen, charakterfokussierten Episode an die Bedrohung aus dem Norden zu erinnern, zeigt uns Jeremy Podeswa, der Regisseur der Folge, einmal kurz die näherrückende untote Armee der Weißen Wanderer, inklusive mehrerer halbverrotteter Riesen. Diese Vision geht natürlich auf Bran zurück, der zusammen mit Meera nach langer Odyssee die Mauer erreicht und von der Nachtwache empfangen wird – es sieht so aus, als stehe uns bald eine weitere Stark-Wiedervereinigung bevor.

In Winterfell etabliert sich Jon derweil als neuer König des Nordens und versucht, Pragmatismus in die feudalen Strukturen seiner Heimat zu bringen: Frauen sollen ebenfalls gegen die anrückende Bedrohung kämpfen und von Sippenhaft hält er nichts. Lyanna Mormont, die in Staffel 6 schnell zum Fanliebling wurde, bekommt mal wieder Gelegenheit zu zeigen, dass sie mehr Eier hat als die restlichen Lordschaften des Nordens. Die Winterfell-Szenen unterstreichen auch gleich noch einmal, dass Sansa nun absolut keine Lust mehr hat, ein Spielball von irgendjemandem zu sein – nicht von Jon und schon gar nicht von Littlefinger. Dessen grandioser Masterplan bleibt weiterhin sehr undurchsichtig bzw. erratisch. Seit Staffel 5 fungiert Lord Baelish vor allem als Plotkatalysator, Weiss und Benioff benutzen ihn, um Figuren oder Fraktionen in bestimmte Situationen zu bringen (Sansa nach Winterfell als Ramsays Braut, die Streitkräfte der Arryns nach Norden etc.). Leider nehmen sie da mitunter keine Rücksicht auf Logik oder Entwicklung der Figur, was verdammt schade ist – in den Romanen sind Littlefingers Pläne weitaus kohärenter und nachvollziehbarer. Nun, wir werden sehen, was er in dieser Staffel ausheckt und ob auf seine Figurenmotivaton mehr Rücksicht genommen wird.

King’s Landing

queen cersei
Cersei aus dem Hause Lannister, die erste ihres Namens, Königin der Andalen usw. (Lena Headey). Auch dabei: Jaime (Nikolaj Coster-Waldau). (Quelle)

Wie im Norden wird auch in King’s Landing der neue Status Quo zementiert. Cersei und Jaime herrschen theoretisch über die Sieben Königslande, praktisch herrschen sie gerade Mal über drei bis vier und haben einem ganze Menge Feinde: Die Starks im Norden, die Tyrells und Martells im Süden und natürlich Daenerys, die sich Westeros nähert. Derweil sind die Freys Geschichte, bleibt also nur noch ein potentieller Verbündeter: Euron Greyjoy, der gleich mit seiner ganzen Flotte kommt, Cersei heiraten möchte und ihr im Gegenzug seine Armada verspricht. Verständlicherweise ist Cersei diesbezüglich etwas zurückhaltend, weshalb Euron verspricht, mit einem Beweis seiner noblen Absichten zurückzukehren – ich vermute, dass das etwas mit Tyrion zu tun hat. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Pilou Asbæk als Euron einfach nicht funktioniert. Nicht nur gelingt es ihm einfach nicht, die Ausstrahlung seines Buchgegenstücks zu vermitteln, auch im reinen Serienkontext wirkt er zu bieder und uncharismatisch. Wie ich bereits an anderer Stelle sagte, für den in der Serie herausgeschnittenen Victatrion Greyjoy wäre Asbæk perfekt gewesen, aber den mysteriösen, weitgereisten und einschüchternden Euro bekommt er einfach nicht hin.

Oldtown
Sam beginnt, sich in der Citadel einzuleben. Seine Arbeitsmontage hat mir ausnehmend gut gefallen und war das (etwas eklige) komödiantische Highlight in dieser ansonsten sehr ernsten Folge. Bei seinem potteresquen Ausflug (passend dazu das Casting von Jim Broadbent als Erzmaester Ebrose) in die verbotene Abteilung der Bibliothek von Oldtown entdeckt Sam nebenbei gleich, dass es auf Dragonstone ein massives Obsidian-Vorkommen gibt, das beim Kampf gegen die Weißen Wanderer von großem Vorteil sein könnte. Nebenbei findet er in einer der Zellen für Aussätzige auch gleich Ser Jorah Mormont, den er natürlich nicht kennt. Mormonts Zustand (die Grauschuppen haben ihn inzwischen ziemlich gezeichnet) und die Tatsache, dass er in Oldtown ist, werfen noch einmal die Frage auf, wie viel Zeit seit dem Finale von Staffel 6 vergangen ist. Besagtes Finale muss bereits mehrere Wochen oder Monate abgedeckt haben, da Varys innerhalb dieser Folge von Meereen nach Dorne reist und am Ende dann wieder bei Daenerys‘ Flotte ist, die gen Westeros segelt.

Dragonstone

danystone
Daenerys (Emilia Clarke) auf Dragonstone. Als Hofstaat dabei: Missandei (Nathalie Emmanuel), Tyrion (Peter Dinklage), Varys (Conleth Hill), Grey Worm (Jacob Anderson). (Quelle)

Der Titel der Episode kommt erst am Ende so richtig zum tragen. Endlich, endlich, nach sechs Staffeln, ist Daenerys samt Drachen und Armee in Westeros angekommen und beansprucht den traditionsreichen Sitz ihrer Familie. Die Parallelen zu Aegon dem Eroberer, der ebenfalls von Dragonstone aus ansetzte, Westeros zu erobern, sind sicher kein Zufall. Auch diverse andere Parallelen fallen auf. Der Thron auf Dragonstone ruft Erinnerungen an den Eisernen Thron wach, zugleich gibt es einen Rückbezug auf Daenerys‘ bisherige Erfahrungen als Herrscherin. Wir erinnern uns, Daenerys hat nicht besonders viel für Throne übrig, in Meereen regierte auf einer schlichten Bank. Sie bestätigt ihre Einnahme von Dragonstone nun nicht, indem sie auf Aegons Stuhl Platz nimmt, stattdessen begibt sie sich zur Ratskammer. Hier gibt es ebenfalls einen Verweis, dieses Mal auf eine frühere Szene in dieser Folge. Die beiden Königinnen, die noch übrig sind, werden effektiv gespiegelt. In King’s Landing ließ Cersei eine große Karte von Westeros zeichnen; beide überblicken in dieser Folge den Kontinent, den sie zu erobern gedenken. Cersei sieht sich als völlig neue Königin und lässt deshalb eine neue Karte anfertigen, während Daenerys an das Vermächtnis ihrer Familie anknüpft. Insgesamt eine sehr starke Szene, die fast ohne Dialog auskommt und primär von der Musik getragen wird.

Fazit: „Dragonstone“ ist ein recht konventioneller, aber gut strukturierter Staffelauftakt mit angenehmem Tempo, der zwar mit einem größeren Massenmord beginnt, sich ansonsten aber vor allem darauf konzentriert, den Status Quo zu zementieren: Cersei sitzt auf dem Eisernen Thron, ist aber von Feinden umringt, Jon Snow kontrolliert den Norden und Daenerys macht sich daran, Westeros zu erobern.

Titelbildquelle

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 6

Game of Thrones Staffel 3

got3
Die deutsche Free-TV-Erstaustrahlung der Game-of-Thrones-Staffeln ist immer toll, da verdoppeln sich die Besucherzahlen dieses Blogs. Leider habe ich es dieses Jahr wieder nicht geschafft, die Staffelbesprechung halbwegs rechtzeitig nach der US-Ausstrahlung hinzubekommen, aber nachdem ich schon über die Einzelepisoden ausführlich geschrieben hatte, erschien mir das dann irgendwie zweitrangig. Aber nun ist es soweit, hier kommt meine Rezension von Staffel 3, inklusive Soundtrack-Besprechung. Das Ganze ist freilich nicht spoilerfrei.

Die Handlung
Der Versuch, die Handlung einer Staffel von „Game of Thrones“ kurz zusammenzufassen wird immer mehr zu einer Farce, schon allein, weil es „die Handlung“ gar nicht gibt. Aber ich versuche es trotzdem, halte es dabei aber sehr knapp und oberflächlich. Für ausführlichere Zusammenfassungen verweise ich auf meine Episoden-Rezensionen.
Nach der Schlacht auf dem Blackwater läuft das Leben in King’s Landing langsam wieder in geregelten Bahnen. Tywin Lannister (Charles Dance) löst nun seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) als Hand des Königs ab und erledigt die Regierungsgeschäfte für seinen Enkel Joffrey (Jack Gleeson). Die Familie Tyrell sorgt derweil für die Lebensmittelversorgung der Stadt, während Joffreys Verlobte Margaery (Natalie Dormer), die Tochter des Tyrell-Oberhaupts, und Olenna (Diana Rigg), dessen Mutter, sich am Hof einleben und bereits damit beginnen, Intrigen zu spinnen. Die erste misslingt allerdings und hat zur Folge, dass Sansa Stark (Sophie Turner) nun nicht, wie urpsürnglich von den Tyrells geplant, Margaerys Bruder Loras (Finn Jones), sondern Tyrion heiratet.
Auf Dragonstone leckt Stannis Baratheon (Stephen Dillane) derweil seine Wunden, allerdings plant Melisandre (Carice van Houten) schon neue Aktionen, was Davos Seaworth (Liam Cunningham) allerdings nicht sehr positiv aufnimmt – nach einem gescheiterten Mordversuch landet er erst einmal im Kerker von Dragonstone und Melisandre macht einen Ausflug in die Flusslande. Dort trifft sie nicht nur auf die Bruderschaft ohne Banner, eine Bande von Gesetzlosen, angeführt von Beric Dondarrion (Richard Dormer) und dem Roten Priester Thoros (Paul Kaye), sondern auch auf Arya (Maisie Williams), Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey), die versuchen, nach Riverrun zu gelangen.
In Riverrun hält sich derweil Robb Stark (Richard Madden) samt Familie und Hofstaat auf, denn es gibt große Probleme: Nicht nur haben die Eisenmänner den Norden erobert, erschwerend hinzu kommt, dass Robb zwar jede Schlacht gewinnt, aber dennoch den Krieg zu verlieren droht. Es gibt nur einen Mann, der ihn aus dieser Situation befreien kann: Lord Walder Frey (David Bradley), doch dieser ist erzürnt, weil Robb statt einer seiner Töchter Talisa Maegyr (Oona Chaplin) geheiratet hat.
Und zusätzlich ist auch Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) entkommen, der nun auf Geheiß von Catelyn (Michelle Fairley) von Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) nach King’s Landing gebracht werden soll. Die beiden geraten in die Hände des gefährlichen Stark-Vasallen Roose Bolton (Michael McElhatton), der ein doppeltes Spiel spielt.
Theon Greyjoy (Alfie Allen), der für den Fall Winterfells verantwortlich ist, hat ganz eigene Probleme, da er einem bösartigen Folterknecht (Iwan Rheon) in die Hände gefallen ist.
Währenddessen bewegen sich im Norden drei verschiedene Gruppen auf die Mauer zu: Bran (Isaac Hempstead-Wright), Osha (Natalia Tena) und Hodor (Kristian Nairn) fliehen vor den Eisenmännern und versuchen, Castle Black und Jon Snow (Kit Harrington) zu erreichen, wobei sie von Jojen (Thomas Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick), den Kindern des Stark-Vasallen Howland Reed unterstützte werden. Jon Snow ist allerdings gar nicht mehr in Castle Black, sondern hat sich, auf Befehl Qhorin Halfhands, den Wildlingen angeschlossen, um herauszufinden, was ihr Anführer Mance Rayder (Ciarán Hinds), der mit seinen Truppen auf die Mauer zumarschiert, plant. Dabei kommt er der Speerfrau Ygritte (Leslie Rose) sehr viel näher, als für die Mission gut ist.
Und schließlich wären da noch Sam (John Bradley) und die anderen Brüder der Nachtwache, die nach dem Angriff der Weißen Wanderer auf die Faust der Ersten Menschen ebenfalls zur Mauer zurückwollen. Auf dem Weg beschließt Lord-Commander Mormont (James Cosmo), ein weiteres Mal bei Craster (Robert Pugh) zu rasten, was sich allerdings als großer Fehler erweist.
In Essos begibt sich Daenerys (Emilia Clarke) derweil zur Slaver’s Bay, wo sich ihr Robert Baratheons ehemaliger Gardist Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) anschließt. Mit der Armee, die sie dort erhält, ist sie dem Ziel, Westeros zu erobern, nun endlich näher gekommen.

Die Umsetzung
Bei der dritten Staffel ist auffällig, dass sich die Serie insgesamt nun noch weiter von den Büchern entfernt, was allerdings nicht verwunderlich ist. Obwohl „A Storm of Swords“ nun in zwei Staffeln umgesetzt wird, ist der Roman selbst für etwa zwanzig Stunden Serie immer noch zu komplex, weshalb vereinfachende Änderungen schlicht nötig sind. Hinzu kommt, dass Änderungen aus den ersten beiden Staffeln natürlich wieder weitere Änderungen nach sich ziehen. In „A Clash of Kings“ übernimmt Roose Bolton beispielsweise bereits Harrenhal, was in der Serie aber nicht vorkommt, weshalb das nun in der dritten Staffel schnell erledigt werden muss, damit er Jaime und Brienne dort empfangen kann.
Da ich über die Unterschiede zwischen Buch und Serie in den Episoden-Rezensionen schon ziemlich ausführlich gesprochen habe, bemühe ich mich hier nun vor allem um eine Bewertung der einzelnen Handlungsstränge.
Betrachtet man die Episoden einzeln fällt auf, dass diejenigen, die Handlungsstränge ausklammern und sich auf einige Figuren mehr konzentrieren als auf andere, eindeutig die stärkeren sind (das wären in diesem Fall die Folgen 1, 4, 5, 8 und 9). Die restlichen Episoden leiden ein wenig darunter, dass es viele, sehr kurze Szenen gibt, sodass das Ganze in diesen Folgen mitunter an eine extrem hochwertige Clipshow erinnert. Das Staffelfinale hat es diesbezüglich am schlimmsten getroffen, da man offenbar versuchte, noch einmal jede wichtige Figur zu zeigen. Ich persönlich hätte zum Beispiel Daenerys komplett aus Episode 9 gestrichen und die Eroberung Yunkais in Folge 10 gezeigt und stattdessen in Folge 9 Brans Handlungsstrang beendet.
Dieser Eindruck bessert sich allerdings, wenn man mehrere oder alle Folgen am Stück ansieht, so wie es die Schöpfer auch ursprünglich vorgesehen hatten. Dennoch hoffe ich, dass in Staffel 4 der von mir bevorzugte Ansatz noch stärker verfolgt wird
Beginnen wir im Norden: Bei Jon Snow sind meine Gefühle eher gemischter Natur. Das Ganze fängt gut an, vor allem die Umsetzung von Tormund Giantsbane und Mance Rayder (gespielt von Kristofer Hivju und Ciarán Hinds) gefällt mir ausgesprochen gut. Ygritte dagegen geht mir eher auf den Geist, was aber nicht an Rose Leslie liegt, sie spielt die Rolle passend, sondern an der Konzeption der Figur und ihren Dialogen. Auch die Zusätze mit Orell (Mackenzie Crook) finde ich irgendwie überflüssig. Der Höhepunkt dieses Handlungsstrangs ist die ziemlich intensive und gut gelungene Besteigung der Mauer, der Rest ist eher suboptimal.
Sams Handlungsstrang nimmt weniger Platz ein, ist aber dafür buchkonformer. Der Abschied von James Cosmo als Jeor Mormont ist sehr gut gelungen, ebenso wie die Szenen zwischen Sam und Gilly (Hannah Murray) – da stimmt die Chemie. Nur ein kleines Detail stört mich hier: Ich hätte es schön gefunden, wenn die Namensgebungsbräuche der Wildlinge stärker mit eingeflossen wären.
Die Bran-Handlung gehört dagegen zu den schwächsten Teilen der dritten Staffel – immerhin sind auch hier die Szenen meistens recht kurz und es gibt auch verhältnismäßig wenige. Die beiden Reeds bleiben ziemlich blass, und ansonsten passiert einfach kaum etwas – in den Büchern war das allerdings nicht wirklich anders.
Theon Greyjoy hat es in dieser Staffel nicht leicht. Nach „A Clash of Kings“ ist er erst einmal zwei Romane lang abwesend, aber für die Serie wollte man die Figur verständlicherweise nicht einfach für mindestens zwei Staffeln verschwinden lassen, weshalb man sich entschied, seine Folter durch Ramsay Snow zu zeigen. Einerseits spielen sowohl Alfie Allen als auch Iwan Rheon in diesen Szenen wirklich gut, andererseits aber ermüdet die Folterei über die Dauer einer Staffel, das Ganze bewegt sich einfach nicht vorwärts. Für die vierte Staffel hoffe ich da auf eine eindeutige Verbesserung; nach allem, was man bisher gehört hat, werden schon Inhalte aus „A Dance with Dragons“ eingebaut, ich freue schon auf eine Interaktion zwischen Iwan Rheons Ramsay und Michael McElhattons Roose Bolton.
Das „Herzstück“ der dritten Staffel ist letztendlich der Robb/Catelyn-Handlungsstrang, da zu ihm der emotionale Höhepunkt der Staffel gehört – für meinen Geschmack kam dieser allerdings ein wenig zu kurz. Nicht, dass Robb und Catelyn meine Lieblingsfiguren wären und ich unbedingt mehr von ihnen sehen müsste, aber die emotionale Wirkung der Roten Hochzeit wäre noch größer gewesen, wenn die beiden noch ein wenig präsenter gewesen wären. Die Rote Hochzeit, ohnehin DAS TV-Ereignis des letzten Jahres, ist interessanterweise recht weit von der Vorlage entfernt; bei Martin geht es vor allem um Atmosphäre, während in der Serie die Schockwirkung im Vordergrund steht. Für eine TV-Serie ist dies durchaus legitim, der Leser fragt sich allerdings dennoch, wie wohl eine buchgetreuere Adaption ausgesehen hätte. Die Serien-Hochzeit überzeugt dennoch, vor allem wegen David Bradley und Michelle Fairley, die zweifelsohne die beste schauspielerische Leistung dieser Staffel erbracht hat.
Mit Edmure (Tobias Menzies) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) werden zwei neue Figuren vorgestellt, die beide eigentlich in „A Game of Thrones“ bereits auftauchten, deren Debüt in der Serie aber aus Zeitgründen in die dritte Staffel verlegt wurde. Beide werden gut dargestellt, bleiben aber, ebenfalls aus Mangel an Zeit, verhältnismäßig eindimensional.
Auch in Aryas Handlungsstrang treffen wir zwei neue, interessante Figuren: Lord Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Thoros von Myr (Paul Kaye), die beide ebenfalls exzellent gespielt und darüber hinaus auch ein wenig besser beleuchtet werden als die beiden Tullys. Ebenso gelungen sind die Gespräche zwischen Arya und Sandor Clegane (Rory McCann).
Durch Melisandres Reisen kreuzen sich darüber hinaus die Handlungsstränge von Arya und Davos/Stannis/Melisandre. In Letzterem passiert in dieser Staffel allerdings nicht viel, es wird vor allem für Staffel 4 vorbereitet.
Die verbliebenen drei Handlungsstränge – Daenerys, King’s Landing und Jaime/Brienne – sind für mich die stärksten der Staffel. Gerade bei den Kritikern ist auch Daenerys in Staffel 3, ähnlich wie in Staffel 2, nicht wirklich gut weggekommen, aber im Gegensatz zu ihren Abenteuern in Qarth fand ich die Zerstörung von Astapor und die Eroberung von Yunkai schlicht extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil Dany agiert, anstatt zu reagieren und weil Ser Barristan Selmy, eine meiner Lieblingsfiguren, wieder mitmischt.
King’s Landing ist eigentlich in jeder Staffel interessant, weil es hier immer die größte Ansammlung an Figuren gibt, und Staffel 3 ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Anwesenheit der Tyrells und Lord Tywins macht alles noch weitaus interessanter, auch wenn das bedeutet, dass Tyrion, gerade im Vergleich zu Staffel 2, die ja quasi seine Staffel war, ein wenig zurückstecken muss. Als Entschädigung gibt es allerdings die wundervolle Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell, und auch Margaery wird um einiges interessanter als in Staffel 2 – oder den Büchern.
Der Jaime/Brienne-Handlungsstrang ist schließlich der emotionale Kern der Staffel, und wenn es einen Aspekt der Bücher gibt, der wirklich annährend perfekt umgesetzt wurde, dann ist es dieser. Nikolaj Coster-Waldau und Gewndoline Christie spielen exzellent, Locke (Noah Taylor) ist ein würdiger und ebenso verachtenswerter Ersatz für Vargo Hoat und alles in allem sind die Szenen einfach perfekt inszeniert, allen voran natürlich die Badeszene. Für mich eindeutig der Gewinner unter den Handlungssträngen der dritten Staffel.

Der Soundtrack
gamesoundtrack
Tracklisting:

01. Main Title
02. A Lannister Always Pays His Debts
03. Dracarys
04. I Paid The Iron Price
05. Chaos Is A Ladder
06. Dark Wings, Dark Words
07. You Know Nothing
08. Wall Of Ice
09. Kingslayer
10. I Have To Go North
11. White Walkers
12. It’s Always Summer Under the Sea (Performed by Kerry Ingram)
13. Reek
14. The Bear and the Maiden Fair (Performed by The Hold Steady)
15. The Night Is Dark
16. The Lannisters Send Their Regards
17. Heir To Winterfell
18. Mhysa
19. For The Realm

Um es gleich vornewegzunehmen: Das Album zur dritten Staffel beinhaltet einige der absoluten Highlights in Ramin Djawadis Schaffen für „Game of Thrones“, als Gesamtpaket bleibt es allerdings hinter der Musik der zweiten Staffel zurück. Dies liegt vor allem daran, das besagte Highlights vor allem aus Variationen von bereits vorhandenen Themen bestehen. Was der der Musik der dritten Staffel fehlt, ist ein starkes neues Thema, etwa für Haus Bolton. Während die Musik zur zweiten Staffel vor allem durch gelungene neue Leitmotive auffiel, etwa für die Greyjoys, für Stannis/Melisandre/R’hllor etc., ist Staffel 3 immer dann am besten, wenn diese Motive weiterentwickelt werden. Das Greyjoy-Thema ist ein schönes Beispiel, das in Reek, passend zu Theons unangenehmer Situation, abgehackt und panisch klingt. Auch die Themen der ersten Staffel tauchen wieder auf, unter anderem das Stark-Thema in I Paid the Iron Price, das hier ebenfalls Theon gilt (es wird in der Szene gespielt, in der er Ramsay gesteht, dass sein wahrer Vater in King’s Landing enthauptet wurde) oder das Lannister/Intrigen-Thema, das Littlefingers Monolog unterlegt (Chaos is a Laddder). Am interessantesten entwickelt sich allerdings ohne Frage Daenerys‘ Thema, das hier eine neue Komponente bekommt: In der Schlussszene der vierten Episode wird ihr Thema um ein marschartiges Chormotiv für die Unberührten erweitert (Dracarys). In Mhysa schließlich taucht ihr Thema abermals in einer völlig neuen Version auf, gesungen von einem Frauenchor, inklusive des Unberührten-Motivs und versetzt mit Elementen des Hauptthemas; die Musik spiegelt hier schön die Entwicklung Danys von der Kriegsherrin zur Befreierin wieder.
Mein persönliches Lieblingsthema, The Rains of Castamere, taucht leider nur einmal auf, aber was für eine Version. Auf eine derartige Instrumentalfassung hatte ich schon gehofft, seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe. Interessanterweise ist A Lannister Always Pays His Debts nicht komplett in der Serie zu hören. Der Anfang erinnert an den diegetischen Einsatz des Themas bei der Roten Hochzeit, der Rest des Stücks (ab 0:50) erklingt am Ende der siebten Folge und untermalt Jaimes Abgang aus Harrenhal („Sorry about the Sapphires“). Apropos Rote Hochzeit, von deren musikalischer Untermalung bin ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass The Rains of Castamere, wie im Roman, durchgehend gespielt wird. Die Untermalung des Gemetzels besteht vor allem aus sehr dissonanten Streichern, erst später wird zaghaft das Stark-Theme dekonstruiert, und ein paar Takte des GoT-Themas sind ebenfalls zu hören (The Lannisters Send Their Regards).
Letztendlich startet das Album mit A Lannister Always Pays His Debts, Dracarys, I Paid the Iron Price, Chaos Is a Ladder und Dark Wings, Dark Words (eine nicht verwendeten Chorsfassung des Hauptthemas, ähnlich wie Mhysa) sehr stark, in der Mitte dominieren allerdings einige ziemlich uninteressante Suspense-Stücke. You Know Nothing ist sogar ein wenig ärgerlich, weil Djawadi das Liebesthema für Robb und Talisa einfach für Jon und Ygritte recycelt und es dabei nicht einmal groß variiert.
Ebenfalls ärgerlich finde ich, dass es einige Stücke aus der Serie gibt, die ich gerne noch auf der CD gehabt hätte, darunter die diegetischen Versionen von The Rains of Castamere und The Bear and the Maiden Fair, das Stück, das erklingt, als die Drachen in der ersten Folge auf Daenerys‘ Schiff zufliegen, das Statement des Baratheon-Themas aus Episode 7 und die subtilen Rains-of-Castamere-Einsätze aus den Folgen 1 und 8,
Neben den eigentlichen Score-Stücken gibt es noch drei „Bonus-Tracks“, die beiden Abspannlieder The Bear and the Maiden Fair von Holdy Steady und It’s Always Summer Under the Sea von Shireen-Darstellerin Kerry Ingram, sowie eine Gitarrenversion des Hauptthemas, gespielt von Ramin Djawadi höchstpersönlich (For the Realm).

Fazit: Trotz einiger Schwächen hält Staffel 3 insgesamt das extrem hohe Niveau und sorgt dafür, dass „Game of Thrones“ nach wie vor das Beste ist, was die Serienlandschaft zu bieten hat.

Trailer

Staffel 3 Episoden-Rezensionen:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones – Soundtrack

GoT: Mhysa

season 3
Und schon ist die dritte GoT-Staffel wieder vorbei, wie üblich viel zu schnell. Der Struktur der ersten beiden Staffeln folgend ist auch bei Staffel 3 das emotionale Großereignis in Episode 9, während das Staffelfinale hauptsächlich zur „Nachbearbeitung“ dient: Die Ereignisse der vorangegangen Episode werden verarbeitet und der Weg für die nächste Staffel wird vorbereitet. Es wäre freilich auch schwierig gewesen, an die Ereignisse aus „The Rains of Castamere“ auch nur in irgendeiner Weise heranzukommen. Stattdessen versucht „Mhysa“, jeder der Figuren und Handlungsstränge so etwas wie einen Abschluss zu geben, was zur Folge hat, dass das Ganze wieder recht zerfasert ist und stärker an die schwächeren Episoden 6 und 7 erinnert als an die beiden stärkeren, weil stringenteren, die ihnen folgten. Zugute halten muss man den Autoren allerdings, dass es dieses Mal ein besonders schönes Episodenthema gibt, das in jedem Handlungsstrang eine Rolle spielt: Familie.
Im Grunde wäre dies auch gleich die Gelegenheit, auf die Staffel als Ganzes zurückzublicken, was ich hier aber nicht tun werde, stattdessen liegt der Fokus dieses Artikels ausschließlich auf „Mhysa“. Im Lauf der nächsten Wochen werde ich noch einen Artikel schreiben, der die Staffel als Ganzes bewertet (inklusive Review des Soundtrack-Albums) und möglicherweise kommt auch noch ein Ausblick auf Staffel 4 mit Erwartungen, Vermutungen, Hoffnungen etc.

Die Twins
Die Rote Hochzeit ist noch nicht vorbei. Während sich das Ende von „The Rains of Castamere“ vor allem auf die zentralen Figuren konzentrierte, beginnt „Mhysa“ nun mit Roose Bolton, der von einer Turmspitze aus beobachtet, wie die Soldaten der Starks massakriert werden. Sandor Clegane, der sich in dieser Episode für seine Verhältnisse äußerst selbstlos verhält, versucht, dem Ganzen zu entkommen und dabei auch noch die bewusstlose Arya zu retten. Diese erwacht dummerweise genau in dem Moment, in dem schadenfrohe Freys Robbs Leichnam vorführen, mit einer kleinen, kosmetischen Veränderung: Statt seines Kopfes hat er Greywinds Haupt auf den Schultern; eine fast schon obszöne, im Rahmen der Ereignisse allerdings passende Zurschaustellung von Sadismus. Im Roman wurde man lediglich von dieser Aktion unterrichtet, in einer Serie ist dies natürlich ein äußerst kraftvolles Bild, das nicht ungenutzt bleibt.
wolf
Greywinds Kopf auf Robbs Körper

Immerhin bekommt Arya noch die Gelegenheit, ein wenig Rache zu nehmen und tötet zum ersten Mal einen Mann (der Junge in Staffel 1 zählt hier wohl aufgrund seines Alters nicht). Dabei kommen auch Jaqens Münze, sein Thema und die Worte Valar Morghulis zum Einsatz, wohl um auf Kommendes hinzudeuten.
Durch eine Unterhaltung zwischen Roose Bolton und Walder Frey erfahren wir noch weitere Hintergrundinformationen zur Roten Hochzeit. Was die meisten bereits vermuteten, wird bestätigt: Brynden Tully ist entkommen.
Dabei beweist Walder noch einmal, was für ein kolossales, nachtragendes Arschloch er doch ist, während David Bradley ein weiteres Mal beweist, dass er diese Rolle vorzüglich zu spielen weiß, auch wenn er etwas zu jung ist. Bolton dagegen ist weitaus intelligenter und umsichtiger und ahnt zum Beispiel, dass der Blackfish noch zu einer Gefahr werden könnte. Das Gespräch endet schließlich mit der Enthüllung der Identität von Theons Folterknecht. „Ramsay has his own way of doing things.“

Die Mauer
Hodor referenziert „Der Herr der Ringe“ – faszinierend. Bran und Kompanie haben nun endlich die Mauer, genauer die verlassene Festung Nightfort, erreicht und campieren dort erst einmal. Bran nutzt die Gelegenheit, um seinen Freunden Gruselgeschichte zu erzählen, die eine wichtige Information nachliefert, die bisher noch nicht genug betont wurde: Das Gastrecht ist sowohl den Alten als auch den Neuen Göttern heilig. Die Lehre, die aus der Geschichte vom Rattenkoch zu ziehen ist, ist folgende: Die Verletzung des Gastrechts ist schlimmer als Mord und Anstiftung zum Kannibalismus. Leider fehlt in dieser Geschichte die Erwähnung von Brot und Salz. Dennoch wird sehr schön betont, wie verwerflich Walder Freys Tat doch war. Geschickterweise wird direkt nach Brans Erzählung zu ihm geschnitten.
Nachdem es in der letzten Episode mehrere Beinahezusammentreffen verschiedener Protagonisten gab, folgt hier nun ein tatsächliches Aufeinandertreffen. Obwohl Sam/Gilly und Bran/Team einander nicht kennen, erraten sie doch sehr schnell, wer die jeweils anderen sind, nicht zuletzt, weil Sam Summer als Schattenwolf erkennt. Es wurde ja bereits mehr als einmal erwähnt: In den Romanen haben Sam und Gilly bereits Kalthand getroffen, welcher die beiden beauftragt hat, Bran und Kompanie zu ihm zu schicken. Sam hilft Bran, den Reeds und Hodor schließlich, auf die andere Seite, der Mauer zu kommen (und wer weiß, vielleicht wartete Kalthand dort in der ersten Folge der viersten Staffel ja bereits), um anschließend zusammen mit Gilly weiter gen Castle Black zu wandern, wo eine weitere Figurenzusammenkunft zustande kommt, denn dort endet schließlich auch Jon. Zuvor, noch auf der Flucht, schafft Ygritte es allerdings, ihn einzuholen und ihn mit Pfeilen zu spicken (wobei sich der Boromir-Witz schon wieder aufdrängt). Um ehrlich zu sein, die ganze Szene ist ziemlich überflüssig und gefällt mir nicht wirklich, was zum Teil auch mit der Struktur der Folge zusammenhängt. Nun, da ich auf Folge 9 und 10 zurückblicke, wäre eine Umstrukturierung recht sinnvoll gewesen. Das größte Problem von „Mhysa“ ist, dass die Autoren unbedingt jeden Handlungsstrang unterbringen wollten, sodass es wieder sehr viele kurze Szene gibt, die teilweise schlicht ihre Wirkung verfehlen. Das Ganze ist nicht so tragisch, wenn man sich die Staffel am Stück ansieht (laut David Benioff und D.B. Weiss ohnehin die von ihnen bevorzugte Art des Konsumierens), aber wenn man die Einzelfolgen bewertet, fällt es schon ordentlich ins Gewicht. In meinen Augen wäre es besser gewesen, die Jon/Sam/Bran Handlung der zehnten Episode bereits in „The Rains of Castamere“ zu verarbeiten und dort bereits für die Staffel abzuschließen und stattdessen die Daenerys-Handlung, die sich in Episode 9 ohnehin fehl am Platz angefühlt hat, in das Staffelfinale zu packen. So hätte man in den beiden Abschlussfolgen der Staffel jeweils eine noch stärkere Entwicklung, und Entwicklungen finde ich fast immer besser als Einzelszenen.
Wie dem auch sei, Jon kommt in Castle Black an, Sam kommt in Castle Black an und es gibt ein kurzes Wiedersehen mit Maester Aemon (warum gibt Gilly ihrem Baby bereits einen Namen?) und Pyp.

King’s Landing
Da King’s Landing in der letzten Episode als Schauplatz wegfiel, ist er in dieser Folge zum Ausgleich ziemlich präsent. Zu Beginn wird die Beziehung zwischen Tyrion und Sansa noch ein wenig vertieft. Die Interaktion zwischen den beiden unfreiwillig verheirateten verläuft dabei etwas ungezwungener und angenehmer als im Buch, wo es praktisch keine Beziehung zwischen beiden gab, was vor allem auf Sansa zurückzuführen ist, die in der Vorlage niemandem, vor allem keinem Lannister, mehr auch nur Ansatzweise vertraut und sich bemüht, sämtliche Gedanken zu verbergen. Die Serien-Sansa wirkt dagegen in dieser Szene ein wenig ungezwungener und scheint eine grundsätzliche Sympathie für Tyrion zu empfinden. Wie bereits an anderer Stelle festgestellt: Serien-Sansa ist um einiges dümmer als Buch-Sansa (der Leser weiß zwar, dass Tyrion ihr nichts Übles will, aber Sansa kann das natürlich nicht wissen); in der Tat ist diese spezielle Szene allerdings ziemlich angenehm und eine nette Auflockerung nach viel Blut und Tod. Da Tyrion allerdings kurz darauf zum Kleinen Rat gerufen wird, ändert sich die Stimmung ziemlich abrupt: Wenn Joffrey aufgeregt und begeistert grinst, dann sollte man sich Sorgen machen.
Die Nachricht von Robb Starks Tod hat nun also King’s Landing erreicht, und Joffrey würde gerne noch einen draufsetzen, in dem er Sansa den Kopf ihres Bruders vorsetzt, etwas, das selbst Cersei geschmacklos findet und Tyrion dazu veranlasst, erneut das Leben seines Königs verbal zu bedrohen. Joffrey reagiert erwartungsgemäß, aber dieses Mal hat er praktisch den gesamten Kleinen Rat gegen sich. Was folgt ist eine erneute Auseinandersetzung zwischen Joffrey und Tywin, die damit endet, dass der König von seinem Großvater ohne Essen ins Bett geschickt wird. Die Szene ist grandios (nicht zuletzt wegen Charles Dance), aber ich hätte mich darüber gefreut, wenn sie, wie ihm Buch, noch ein wenig länger gewesen wäre – dort belehrt Tywin seinen Enkel gleich noch ein wenig.
Anschließend erfolgt noch eine weitere private Konversation zwischen Tyrion und Tywin, die jene in der ersten Staffel wiederspiegelt. Für alle, die die Bücher nicht gelesen oder es nicht sowieso schon geahnt haben, wird nun noch einmal klargestellt, dass Tywin hinter der Roten Hochzeit steckt. Anschließend folgt noch ein Gespräch zwischen Tyrion und Cersei (ein weiteres Mal wird klar, dass sich Serien-Tyrion und Serien-Cersei weitaus besser verstehen als ihre Romangegenstücke), in dem es abermals um den Wert von Familie geht. Cersei wird hier als sehr fragil und einsam dargestellt, und wir verstehen, weshalb sie Joffrey trotz seines schlechten Charakters so sehr liebt – eine gute Vorbereitung für die Hochzeit ihres Sohnes und die daraus resultierenden Folgen.
Derweil unterhalten sich auch Varys und Shae, zwei Fremde in King’s Landing. Hierbei könnte man meinen, dass Varys bereits ahnt, was kommt, während ein weiteres Mal deutlich wird, vor allem durch die Zuneigungsbekundung für Sansa, dass Shae in der Serie ein weitaus stärkerer und eigenwilligerer Charakter ist als in den Romanen.
jaime
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) taucht in Cerseis Kammer auf

Da dies die Episode der Wiedervereinigungen ist, kommt auch Jaime mit Brienne in King’s Landing an (wo ihn niemand erkennt) und taucht schließlich in Cerseis Gemach auf). Obwohl sowohl Nikolaj Coster-Waldau als auch Lena Headey allein mit ihrer Mimik sehr gut spielen, ist diese Szene doch irgendwie enttäuschend; nach allem, was Jaime durchgemacht hat, hätte man sich irgendwie mehr gewünscht. Erschwerend hinzukommt, dass Jaime in den Romanen erst nach Joffreys Hochzeit in King’s Landing eintrifft. Die Ankunft wirkt erzwungen, weil man Jaime, der ohne Frage in dieser Staffel die größte Wandlung durchmacht, wohl noch irgendwie unterbringen und ihm ebenfalls einen Staffelpunkt schaffen wollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, das alles in die nächste Staffel zu verlegen und nur in einer kurzen Szene zu zeigen, wie Jaime King’s Landing in der Ferne sieht.

In der Folterkammer
Falls es noch irgendwelche Zweifel daran gab, dass Ramsay Theon kastriert hat, dürften diese damit ausgeräumt sein. Immerhin ist Ramsay zwar ein sadistischer, folternder Psychopath, aber kein Kannibale – was für Theon aber nicht wirklich ein Trost ist. Die gesamte Szene ist extrem schwarzhumorig und endet schließlich damit, dass Theon seinen neuen Namen bekommt: Reek. Der ursprüngliche Reek (er kommt bei der Belagerung Winterfells in „A Clash of Kings“ ums Leben, weil er für Ramsay gehalten wird) wird allerdings (noch?) nicht erwähnt. Den neuen Namen lernt Theon jedenfalls erstaunlich schnell und nur durch ein paar Schläge. Andererseits, vielleicht ist er inzwischen einfach schon so gebrochen.

Pyke
Pyke war ein Handlungsort, den wir in Staffel 2 nur durch Theon kennenlernten und gewissermaßen auch nur zusammen mit Theon besuchten; ab dieser Folge ändert sich das nun und lässt wohl darauf schließen, dass der Greyjoyhandlungsstrang der Bände 4 und 5 wohl auch in der Serie umgesetzt wird, vermutlich allerdings mit starken Änderungen.
yara
Yara (Gemma Whelan) bricht auf, um ihren Bruder zu retten

Auf Pyke empfangen Theons Vater Balon und seine Schwester Yara ein ganz besonderes Geschenk von Ramsay: Theons Lieblingskörperteil. Während sich Balon, der Theon ja bereits bei seiner Rückkehr in Staffel 2 quasi als Sohn aufgegeben hat und nun der Meinung ist, er sei völlig nutzlos (nun kann er sich nicht einmal mehr fortpflanzen), kaum gerührt zeigt (ein weiteres Mitglied des Clubs der Rabenväter in dieser Serie), schwört Yara, dass sie ihren Bruder heimholen wird. Dies setzt sie sofort in die Tat um und bricht mit weiteren Eisenmännern gen Norden auf. Dies könnte umfassende Änderungen bedeuten, wie oben bereits erwähnt kommen die Spekulationen für Staffel 4 allerdings noch in einem Extraartikel.

Dragonstone
Die Veränderung führt zur Vorlage zurück: Nachdem Gendry die Rolle Edric Storms eingenommen hat, wiederfährt ihm auch dasselbe Schicksal: Die Nachricht von Robb Starks vergrößert Stannis‘ Vertrauen in Melisandre, sodass er nun gewillt ist, seinen Neffen zu opfern. Ser Davos ist allerdings nicht gewollt, dies zuzulassen und sorgt deshalb dafür, dass Gendry fliehen kann. Dabei gibt es ein interessantes Gespräch zwischen beiden, das jenes zwischen Varys und Shae wiederspiegelt. Wie Varys ist auch Ser Davos ein aufgestiegener Gemeiner, der auf die Noblen von Westeros eine etwas distanzierte Sichtweise hat. In gewissem Sinne ist er sogar Gendrys Nachbar, beide stammen aus Flea Bottom, den Slums von King’s Landing.
Der Rest ist sehr vorlagengetreu: Davos hat inzwischen lesen gelernt (in diesem Zusammenhang gibt es noch einen kurzen Gastauftritt von Kerry Ingram, die nach wie vor allerliebst ist) und entdeckt den Brief der Nachtwache, den Maester Aemon einige Szenen zuvor in Auftrag gegeben hat (die Raben in der Serie fliegen mitunter extrem schnell, in den Romanen wurde dieser Brief weitaus früher abgeschickt). Sowohl Melisandre als auch Stannis sind wegen Gendrys Befreiung nicht gerade gut auf Davos zu sprechen, doch dieser nutzt den Brief, der vom Angriff der Weißen Wanderer berichtet, als Schild. Und in der Tat, es funktioniert, Melisandre stimmt ihm zu, und so bricht Stannis gen Norden auf.

Yunkai
Im Gegensatz zu Staffel 2 endet Staffel 3 wieder mit einem positiven Eindruck: Daenerys wird nach ihrem Sieg von den befreiten Sklaven Yunkais als Mhysa (Ghiscari für Mutter) gefeiert. Leider muss ich sagen, dass dies als Staffelende irgendwie enttäuschend ist, vor allem nach den bisherigen Finalszenen. Das Ganze wirkt leider irgendwie kitschig und angeklebt.
mhysa
Daenerys (Emilia Clarke) wird von den befreiten Sklaven bejubelt

Fazit: Als „normale“ Episode wäre „Mhysa“ durchaus annehmbar gewesen, als Staffelfinale enttäuscht sie allerdings ein wenig: Zwar gibt es ein gelungenes Episodenthema, aber insgesamt ist die Folge zu zerfasert, da man unbedingt noch einmal alle wichtigen Charaktere unterbringen wollte.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: The Rains of Castamere

season 3
Das ist die Episode, auf die alle gewartet haben. Buchleser wussten natürlich, was kommen musste, während aufmerksame Nichtbuchleser zumindest wussten, dass etwas kommen würde. Fast alle Buchleser (und da schließe ich mich mit ein) vereinte eine geradezu sadistische Erwartungshaltung, wie die Uneingeweihten wohl auf die Rote Hochzeit reagieren würden. Und wahrlich, wir wurden nicht enttäuscht. Bereits am Tag nach der Ausstrahlung tauchten auf YouTube Reaktionsvideos auf, aufgenommen von Eingeweihten, die sich am Schock und dem Entsetzen ihrer Freunde und Verwandten genüsslich weideten. Zusätzlich gab es Artikel, Tweets, und, und, und… Viele bezeichnen „The Rains of Castamere“ als das Schockierendste, was sie je im Fernsehen gesehen haben. Unter den Buchlesern gehen die Meinung dagegen relativ weit auseinander: Manche fanden die Umsetzung ebenso intensiv wie das entsprechende Kapitel oder sogar noch intensiver, während andere absolut unzufrieden waren.
Auch abseits der Roten Hochzeit passiert in dieser Episode einiges, allerdings gehen die anderen Handlungsstränge ein wenig unter. Buchleser erwarten die Rote Hochzeit und achten in erster Linie auf das Geschehen bei den Twins (jedenfalls ging es mir bei der ersten Sichtung so), während für Nichtbuchleser die anderen Ereignisse dieser Episode schlicht von der Hochzeit überschattet werden. Vor allem Daenerys‘ Handlungsstrang wirkt vom Rest des Geschehens ziemlich abgesondert, was in dieser Episode ein wenig unglücklich ist – ich hatte erwartet, dass ihr Handlungsstrang in dieser Episode pausiert. Immerhin erwies sich meine Vermutung beim King’s-Landing-Personal als korrekt.

Yunkai
Nachdem sie nun die Second Sons auf ihre Seite gebracht hat, möchte Daenerys Yunkai, das nach wie vor von hohen Mauern geschützt wird, einnehmen. Ihr neuer Verbündeter Daario Naharis schlägt vor, durch einen geheimen Seiteneingang hineinzukommen. Alles in allem weicht die Eroberung Yunkais in der Serie stark von den Ereignissen im Roman ab, wo Daenerys die feindlichen Söldner alkoholisiert und dann einen Überraschungsangriff startet. In der Serie erinnert die Eroberung Yunkais eher an die Eroberung Meerens, wo Daenerys‘ Leute ebenfalls in die Stadt eindringen, was abermals zu Spekulationen einlädt: Werden Yunkai und Mereen in der Serie zu einer Stadt fusioniert?
3097736-grey_warm
Grauer Wurm (Jacob Anderson)

Jedenfalls ist bereits spürbar, dass sich Daenerys zu Daario hingezogen fühlt. Ebenso spürbar ist Jorah Mormonts Abneigung gegenüber dem Söldnerführer. Schließlich wird beschlossen, dass Jorah, Daario und Grauer Wurm, der Anführer der Unbefleckten, in die Stadt eindringen, während Ser Barristan, wie im Roman, bei Daenerys zurückbleibt. Möglicherweise sind es Jorahs Abschiedsworte an Barristan, die ihn schließlich dazu veranlassen, seiner Königin von Jorahs Verrat zu berichten – vorausgesetzt, dass dies in der Serie noch vorkommt.
Die vollständige Eroberung der Stadt wird nicht gezeigt, wohl aus Budgetgründen, aber immerhin der Anfang, das Einschleichen á la trojanischer Krieg (nur ohne hölzernes Pferd) bekommen wir zu sehen, inklusive einer Actionszene, in welcher sehr schön die verschiedenen Kampfstile von Daario, Jorah und Grauer Wurm herausgearbeitet werden. Vor allem Letzterer beweist, dass er es durchaus mit den besten Kämpfern der Serie aufnehmen kann. Das Ganze endet in einem Minicliffhanger, bis schließlich Jorah und Grauer Wurm wieder bei Daenerys auftauchen und von ihrem Sieg berichten. Besonders muss in dieser kleinen Szene Iain Glenn gelobt werden, dessen Mimik genau zeigt, dass Daenerys‘ Frage nach Daario (der natürlich überlebt hat) ihm das Herz bricht.
Obwohl die Umsetzung eigentlich gut ist, wirken die Ereignisse in Essos noch stärker von allem anderen entfernt, als dies sonst der Fall.

Nördlich der Mauer
Sam und Gilly wandern immer noch in Richtung Mauer, die sie in dieser Episode auch erreichen (allerdings nach wie vor ohne Kalthand). Sam nutzt die Gelegenheit gleich, um ein wenig mit seinem Buchwissen anzugeben, was auch prompt funktioniert; Gilly hält ihn für einen Zauberer. Martin hatte schon immer große Sympathie für Bücherwürmer, und wer könnte es ihm verdenken.

Südlich der Mauer
Unglaublich, aber wahr: Rickon spricht! Nachdem er fast die gesamte Staffel lang geschwiegen hat, gibt er etwas von sich, und das in der Folge, in der er sich wohl ersteinmal für längere Zeit verabschiedet. Die beiden Stark-Kinder, die Reeds, Osha und Hodor erreichen die Schenkung (in den Romanen spielt sich das Ganze in Queenscrown ab). Die Gruppe findet in einem Turm Unterschlupf, wo wir erfahren, dass Hodor Gewitter nicht mag.
Hier findet auch das erste Beinahezusammenreffen der Starks statt, denn Jon Snow ist ganz in der Nähe. Die Wildlinge rücken weiter vor (und das in nicht gerade subtiler Weise), während Jon Snows Loyalität ein weiteres Mal auf die Probe gestellt wird, dieses Mal mit fatalem Ausgang. Ein weiteres Mal soll Jon eine Hinrichtung vornehmen, dieses Mal an einem Pferdezüchter der Nachtwache, und ein weiteres Mal kann er es nicht, weshalb es schließlich zur Auseinandersetzung kommt. Es folgt die finale Konfrontation mit Orell, den nun doch noch sein Schicksal ereilt. Sogar der Übergang seines Geistes in den Adler wurde mit eingebaut, auch wenn der Adler selbst nicht lange überlebt.
Derweil lernt Bran, dass er nicht nur in den Geist von Summer, sondern auch in den Hodors, dessen Angst vor dem Gewitter immer stärker wird, schlüpfen kann, um ihn so zu beruhigen, damit sie nicht von den Wildlingen entdeckt werden. Laut Jojen beherrscht kein anderer Warg dieses Kunststück. Kurz darauf hilft Bran Jon im Kampf gegen die Wildlinge, in dem er von Summer Besitz ergreift und Jon so die Flucht ermöglicht.
Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hat, kommt es zur Trennung zwischen den Stark-Brüdern: Osha und Rickon bleiben südlich der Mauer, während Bran, die Reeds und Hodor sich weiter nach Norden aufmachen (womit die Serie wieder zur Vorlage zurückkehrt). Dies sind durchaus bedeutende Momente, die alle für die jeweilige Handlung sehr einflussreich sind, im Vergleich zur Roten Hochzeit allerdings verblassen.

Die Twins
Bevor Robb Walder Frey gegenübertritt, führt er ein letztes Gespräch mit seiner Mutter, in welchem beide noch einmal über den Plan, Casterly Rock anzugreifen, sprechen. Diese Konversation ist die erste in einer Reihe von Maßnahmen, die dazu dienen, den Zuschauer in Sicherheit zu wiegen: Endlich scheint alles für die Starks nach Plan zu verlaufen: Catelyn und Robb söhnen sich aus und sie gibt ihm praktisch ihren Segen. Im den Romanen sieht die Situation etwas anders aus, da Robb dort nicht plant, Casterly Rock anzugreifen, sondern den Norden zurückzuerobern. Auch hat er vor, seine Mutter quasi abzuschieben und in Seaguard unterzubringen, was diese, ebenso wie Robbs Absicht, Jon Snow als Eddard Starks Sohn zu legitimieren und ihn zu seinem Erben zu machen, nicht besonders gut aufnimmt. In der Serie ist hiervon keine Rede.
Die Ankunft auf den Twins ist ein wenig reduziert (kein Vorfall mit Greywind o.ä.), im Großen und Ganzen aber sehr buchgetreu. Auffällig ist, dass Walder Frey nicht, wie in den Romanen, erst auf Nachfrage etwas zu essen serviert, sondern dass direkt Brot und Salz herumgegeben werden. Vielleicht wäre es geschickt gewesen, in einer der vorherigen Episoden noch einmal auf das Gastrecht und seinen heiligen Status hinzuweisen, ähnlich wie in „Second Sons“ die Bedeutung von The Rains of Castamere erklärt wurde.
Robb muss sich nun bei Walder Freys Töchtern und Enkelinnen entschuldigen. Hierbei ist vor allem Edmure auffällig (und ziemlich komisch), der nervös alle ausgiebig mustert und sich fragt, ob seine Zukünftige wohl ebenfalls so aussieht wie die hier vorgeführten Damen. Anschließend nimmt Walder Talisa ausgiebig in Augenschein und erklärt gönnerhaft, dass er, wäre er an Robbs Stelle gewesen, ähnlich gehandelt hätte.
Derweil haben Arya und der Bluthund die Twins fast erreicht. Auf dem Weg treffen sie einen Wagenfahrer mit gebrochener Achse, der Fleisch für die Hochzeit bringen soll. Diese Gelegenheit wird noch einmal genutzt, um einen wichtigen Charakterzug der Starks herauszuarbeiten (etwas Ähnliches findet sich in dieser Episode auch bei Jon Snow): Ihre Ehre und ihr Mitleid. Interessanterweise sind es beides Mal alte Männer, die gerettet werden sollen – ironisch, wenn man bedenkt, dass es zwei andere alte Männer sind, die schließlich das Schicksal des Hauses besiegeln. Dennoch scheint Sandor Glegane allgemein eine schwache Seite für Stark-Mädchen zu haben. Schließlich erreichen auch die beiden die Twins und das zweite Beinahezusammentreffen rückt näher. Wie der Bluthund korrekt bemerkt, fürchtet Arya (zurecht), dass kurz vor dem Ziel noch alles schief gehen könnte. Sowohl Arya als auch Sandor beweisen hier, dass sie sehr gut in der Lage sind, den jeweils anderen zu durchschauen.
Roslinedmure
Edmure (Tobias Menzies) und Roslin (Alexandra Dowling)

Und nun kommen wir zum eigentlichen Kern, der Hochzeit. Gerade hier gibt es im Vergleich zu den Romanen einige wirklich signifikante Änderungen, und damit meine ich nicht einmal die Anwesenheit Talisas und des Blackfish. Die gesamte Herangehensweise ist unterschiedlich. Im Buch herrscht von Anfang an eine extrem unangenehme Atmosphäre, die sich nach und nach immer weiter steigert und auch sehr stark mit Catelyns Perspektive zusammenhängt (die zuerst vermutet, dass alles noch eine persönliche, aber keine tödliche Rache Walder Freys ist, die man eben erdulden muss): Es ist extrem warm und stickig, das Essen ist schlecht, die Musiker spielen grauenvoll (aus gutem Grund, denn die meisten sind keine Musiker, sondern Schützen). Das Ganze Unbehagen steigert sich kontinuierlich, bis, nachdem Edmure und Roslin (Alexandra Dowling) das Fest verlassen haben, um die Ehe zu vollziehen, The Rains of Castamere erklingt und die Feier nahtlos ins Gemetzel übergeht. In der Episode dagegen scheint zuerst alles gut zu laufen: Edmures Braut entpuppt sich als Walder Freys attraktivste Tochter, und die Gäste scheinen die Hochzeitsfeier zu Beginn sogar als angenehm zu empfinden – zumindest die Musikanten spielen nicht schrecklich. Die Buchhochzeit baut stärker auf Atmosphäre und Steigerung des Horrors, während die Serienhochzeit den Schock in den Vordergrund stellt. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Musiker beginnen, The Rains of Castamere zu spielen, scheint alles in Ordnung zu sein (fast schon zu gut): Catelyn und Robb lachen, scherzen sogar, die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Die Anzeichen für das Kommende sind subtiler: Zuerst trinkt Roose Bolton nur keinen Alkohol.
Bevor ich zum Verlauf des Massakers komme, noch ein paar kleine auffällige Details: Vor und während dem Betten spielen die Musikanten, wie schon auf Sansas und Tyrions Hochzeit, The Bear and the Maiden Fair.
Walder-Frey-3x09
Walder Frey (David Bradley)

Da der Blackfish pinkeln muss und während des Massakers nicht anwesend ist, kann man wohl davon ausgehen, dass er überlebt hat und später, wie gehabt, Jaime Lannister gegenübertritt.
Catelyn erzählt Roose Bolton, dass Ned Stark das Betten auf ihrer Hochzeit nicht zugelassen habe; dies steht in starkem Kontrast zum Roman, wo sich Catelyn während der Feier ebenfalls an ihre eigene Hochzeit erinnert.
Und noch ein besonderes Bonbon: Talisas und Robbs Sohn soll Eddard heißen – eindeutig kein gutes Omen.
Schließlich werden die Tore geschlossen und The Rains of Castamere erklingt. Ab diesem Moment wird auch die Serienhochzeit verdächtig und Catelyn schwant bereits Übles, ebenso wie Greywind, der in einem Pferch außerhalb festgehalten wird. Sandor und Arya erreichen derweil die Hochzeit, werden aber nicht hereingelassen.
Im Gegensatz zum Roman geht die Feier nicht einfach ins Gemetzel über: Nachdem die Musikanten zu spielen aufgehört haben, hält Walder Frey erst eine kleine Ansprache, bevor einer seiner Söhne damit beginnt, seinen Dolch mehrfach in Talisas Bauch zu rammen. Kurz darauf wird Robb von Armbrustbolzen gespickt (Boromis Sohn bringt das natürlich nicht sofort um) und das Schlachten beginnt. Talisas Tod macht das Ganze noch ein wenig harscher und tragischer, an anderer Stelle wird allerdings geschont: Catelyns Tod ist, so unglaublich das auch klingt, hier angenehmer als im Buch, wo sie sich erst das Gesicht völlig zerkratzt und über dem Anblick ihres toten Sohnes den Verstand verliert.
Ich muss leider sagen, dass ich von der Roten Hochzeit sogar minimal enttäuscht bin, allerdings wirklich nur minimal. Das hängt nicht mal so sehr mit der Verschiebung des Fokus von Atmosphäre auf Schock zusammen (obwohl gerade dieses Thema viel Diskussionsstoff bietet – funktioniert diese Herangehensweise für ein visuelles Medium besser oder nicht?), sondern eher damit, dass ich mir die Hochzeit, die ich persönlich für eines der stärksten Stücke Literatur überhaupt halte, sehr detailliert ausgemalt habe, vor allem musikalisch. Das eigentliche Schlachten wird von relativ schrillem Underscoring begleitet – ich persönlich hätte mir gewünscht, dass, wie im Roman, weiter The Rains of Castamere gespielt wird, bis am Ende nur noch die Trommeln zu hören sind. Auch gelungen hätte ich den The-Compass-and-the-Ruler-Ansatz gefunden: In besagtem Stück aus dem Soundtrack von „From Hell“ geht die intradiegetische Musik in die extradiegetische über. Djawadi hätte das ebenso machen können und sein Orchester eine besonders garstige Variation des Rains-of-Castamere-Themas spielen lassen können, ähnlich der Version des Hauptthemas in der letzten Folge der zweiten Staffel.
game-thrones-red-wedding
Catelyn (Michelle Fairley) wird vom Schwarzen Walder (Tim Plester) ermordet

Letztendlich ist das allerdings Kritik auf sehr hohem Niveau. Der eindeutige Gewinner dieser Episode ist David Bradley als Walder Frey, der genauso eklig und widerlich ist, wie er sein muss. Perfektes Mienenspiel, Hut ab. Ebenso gelungen fand ich Greywinds Hinrichtung, welche die arme Arya mitansehen musste, und Walder Freys Frau gibt in der Tat eine bessere Geisel ab als ein geistig behinderter Enkel. Und schließlich die Stille während des Abspanns: Ein grandioser Schachzug.

Fazit: Sehr gelungene Umsetzung der Roten Hochzeit, die aber in meinen Augen noch besser hätte sein können. Der Rest der Episode überzeugt ebenfalls, verblasst aber wegen der letzten Viertelstunde.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3