Lords of the Sith

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Es gibt Romantitel, die sind einfach unwiderstehlich. Der vierte Roman der Star-Wars-Einheitskontinuität nach „A New Dawn“ (mäßig), „Tarkin“ (kein Meisterwerk, aber definitiv solide) und „Heir to the Jedi“ (bislang noch nicht gelesen) hat so einen Titel; bei „Lords of the Sith“ kann ich einfach nicht widerstehen. Als Fan der Dunklen Lords treibt mich natürlich schon lange die Frage um, was die Einheitskonitnuität für die Sith bedeutet. Im EU hatten sie eine lange, interessante und wechselhafte Geschichte mit vielen verschiedenen Inkarnationen und philosophischen Herangehensweisen. Leider ist „Lords of the Sith“ diesbezüglich eine ziemliche Enttäuschung. Ich hatte es zwar nicht erwartet, aber doch gehofft, dass dieser Roman sich nicht nur mit Vader und Sidious auseinandersetzt (was er auch nur mäßig tut), sondern auch mit dem philosophischen Überbau des Ordens. Paul S. Kemp wäre als Autor dafür auch gar nicht ungeeignet, schließlich hat er verschiedene Inkarnationen des Ordens in seinen bisherigen Romanen „Betrogen“ und „Gegenwind“ passend dargestellt. Wie schon bei den anderen Romanen ist es allerdings fraglich, ob man für den Mangel an „Sithness“ wirklich Paul S. Kemp und nicht die Lucasfilm-Storygroup verantwortlich machen sollte, die sich den Orden für zukünftige Filme oder andere Projekte aufheben wollen.

Nach vier Romanen, die in der Zeit zwischen „Die Rache der Sith“ und „Eine neue Hoffnung“ spielen, zeichnet sich in der Zwischenzeit auch ein recht deutliches Muster ab. Obwohl nur „A New Dawn“ wirklich als Tie-In zu „Star Wars Rebels“ vermarktet wurde, sind eigentlich alle bisherigen Werke der Einheitskontinuität, „Heir to the Jedi“ ausgenommen, Begleitromane zu „Rebels“, denn alle drei folgen demselben Grundmuster: Irgendwo in der Galaxis taucht eine kleine, unabhängige Rebellenzelle auf, die vom Imperium bekämpft werden muss. „A New Dawn“ stellt mit Kanan und Hera die Helden der Animationsserie vor, während „Tarkin“ und „Lords of the Sith“ die Schurken genauer behandeln – nach dem Trailer zur zweiten Rebels-Staffel, in der sowohl Vader als auch Tarkin größere Rollen spielen und Sidious ebenfalls vorkommt, dürfte es da kaum noch Zweifel geben.

Die Prämisse von „Lords of the Sith“ ist aufgrund ihrer Unwahrscheinlichkeit leider nicht wirklich ideal: Vader und Sidious machen auf Ryloth eine von Rebellen verursachte Notlandung und müssen sich durch die Wildnis des Planeten schlagen. Diese Konstellation hat zwar durchaus ihre Reize, ist aber doch eher unpassend, denn Sidious ist zu diesem Zeitpunkt vor allem mit der Lenkung seines Imperiums beschäftigt und verlässt Coruscant nur, wenn es einen wirklich guten Grund gibt, etwa die Fertigstellung des Zweiten Todessterns. Der Grund, den „Lords of the Sith“ liefert, ist für mich leider nicht überzeugend. Und was erschwerend hinzukommt: Man hat nie das Gefühl, dass Vader und Sidious wirklich in Gefahr sind. Es ist auch zugegebenermaßen schwierig, zwei der mächtigsten Wesen der Galaxis zu gefährden, ohne sie abzuwerten, aber dann ist ein Roman mit einer derartigen Handlung einfach nicht wirklich passend.

Eventuell wäre es besser gewesen, die Handlung von „Lords of the Sith“ als von Sidious inszenierte Lektion für Vader zu gestalten. In „Darth Plagueis“ besuchen Plagueis und Sidious als Meister-Schüler-Gespann eine Art Sith-Trainingswelt; etwas, das grob in diese Richtung geht, wäre vielleicht passabler gewesen. So hätte „Lords of the Sith“ tatsächlich ein Roman werden können, der die Sith für den Einheitskanon definiert, am besten in Form eines Pholosophie-SW-Romans á la „Verräter“ (in diesem Fall wäre Matthew Stover dann auch tatsächlich der bessere Autor gewesen).

„Lords of the Sith“ hat allerdings auch durchaus seine positiven Seiten. Die Charakterisierung und Dynamik der beiden Dunklen Lords ist über weite Strecken sehr gelungen, mir erscheint es nur ein wenig seltsam, dass ausgerechnet die Eigenschaft, die in Vaders Kampfstil hervorgehoben wird, die Geschwindigkeit ist. Leider führt das alles nicht wirklich irgendwo hin, gibt keine tieferen Einblicke in die beiden ikonischen Figuren und offeriert nicht wirklich etwas Neues.

Die rebellischen und imperialen Nebenfiguren, unter ihnen Cham Syndulla aus „The Clone Wars“, der im Grunde der eigentliche Protagonist des Romans ist, fand ich durchaus gelungen, von allen derartigen Figuren (in diesem und den anderen beiden Romanen gab es davon dann durchaus einige) fand ich diese mit Abstand am einprägsamsten, und das nicht nur, weil mit Moff Mors die erste offizielle homosexuelle Figur im SW-Universum ihr Debüt gibt (was definitiv zu begrüßen ist, auch wenn das Imperium hier ein wenig zu PC rüberkommt).

Fazit: „Lords of the Sith“ bietet zwar eine gelungene Charakterisierung der Haupt- und Nebenfiguren, allerdings ist die Prämisse des Romans sowie ihre Umsetzung nicht überzeugend, da der Roman kaum etwas Neues offeriert. Somit bleibt „Tarkin“ der bislang stärkste Roman der Einheitskontinuität.

Tarkin

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Der zweite Roman der neuen SW-Einheitskontinuität wurde mit den vollmundigen Worten angekündigt, dass James Luceno hier mit Wilhuff Tarkin etwas Ähnliches wie mit Darth Plagueis in dessen gleichnamigem Roman anstellen würde – und teilweise stimmt das auch. Nun ist „Darth Plagueis“ einer meiner absoluten SW-Lieblingsromane, weshalb ich auf dieses Werk besonders gespannt war. Und, was soll ich sagen: Ein weiteres Mal weiß Luceno zu überzeugen. „Tarkin“ erreicht zwar keinesfalls die Qualität von „Darth Plagueis“, übertrifft aber „A New Dawn“ ziemlich problemlos, was auch damit zusammenhängt, dass Luceno hier, im Gegensatz zu John Jackson Miller, in seinem Wohlfühlbereich arbeitet.
Der größte Unterschied zu „Darth Plagueis“ ist, dass der eigentliche Plot des Romans nicht viele Jahrzehnte umspannt, sondern relativ wenig Zeit in Anspruch nimmt und insgesamt auch eher von geringerer Bedeutung ist: Tarkin und Vader müssen zusammenarbeiten, um eine Gruppe von Terroristen, die eine Basis des Imperiums angegriffen haben, aufzuspüren und auszulöschen. Worauf es eigentlich ankommt ist die gelungene Charakterisierung der Titelfigur und ihre Interaktionen mit diversen anderen Figuren – und genau hier liegt auch die größte Stärke des Romans. Besonders Tarkins Vergangenheit und seiner komplizierten Beziehung zu Darth Vader wird viel Zeit eingeräumt, wobei Luceno die Dialoge so gelungen gestaltet, dass man dabei in seinem Kopf problemlos die Stimmen von Peter Cushing und James Earl Jones hört. Besonders wirksam sind auch die kleinen Details, die Luceno mit einbaut, um Tarkin plastischer werden zu lassen, etwa die Art und Weise, wie er sich zu Beginn des Romans seine Garderobe zurecht legt.
Ein weiterer Unterschied zu „Darth Plagueis“ ist die schiere „Größe“: Lucenos Sith-Roman machte es sich nicht nur zur Aufgabe, die Lebensgeschichte des titelgebenden DunklenLords zu erzählen, sondern arbeitete so ziemlich jedes Werk des EU, das während des Handlungszeitraums spielt, auf logische Weise in den Masterplan der Sith ein. Auch „Tarkin“ ist um eine größere Darstellung bemüht, zeigt aber weniger Entwicklung (diese ist nur für Tarkin selbst gegeben), sondern bietet eher eine Momentaufnahme des Imperiums im Jahr 14 vor der Schlacht um Yavin. Leider leidet „Tarkin“ an einer Schwäche, die auch „A New Dawn“ plagt, aber bei beiden nicht Werk-immanent ist: Beschränkung. Bei „Tarkin“ ist das weniger offensichtlich, aber dennoch fällt auf, dass die Rückblick an manchen Stellen recht schwammig sind und gewisse Aspekte, die eigentlich hätten angesprochen werden müssen, ausgespart werden, wahrscheinlich, weil die Lucasfilm Storygroup diese noch nicht freigegeben hat.
Dies Schwäche gleicht Luceno allerdings durch ein Vorhaben aus, das zumindest mir verdammt gut gefällt: Der gute James scheint sich vorgenommen zu haben, so viel vom alten EU in die neue Einheitskontinuität zu retten wie nur irgend möglich. Das betrifft Planeten (Murkhana), Personen (Sate Pestage, Armand Isard) und Ereignisse – vor allem solche, die in Lucenos eigenen Romane der Prequel-Ära thematisiert werden. So wird klar, dass sowohl die Handlung von „Schleier der Täuschung“ als auch „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ in groben Zügen in der neuen Kontinuität stattgefunden haben. Und darüber hinaus lässt sich aus Lucenos Charakterisierung von Darth Sidious (und dem Auftauchen des Droiden 11-4D) schließen, dass auch Teile von „Darth Plagueis“ es in den neuen Kanon geschafft haben. Nebenbei, ja, in diesem Roman erfahren wir Palptines Vornamen, er lautet Sheev und stammt wohl direkt von George Lucas. Ich lasse das jetzt einfach mal unkommentiert.
Fazit: Erfreulicherweise ist der zweite Roman der Einheitskontinuität weitaus besser gelungen als der erste. Zwar ist „Tarkin“ kein Meisterwerk wie „Darth Plagueis“, aber doch mehr als solide. Vor allem Fans des Imperiums und des alten EU werden an diesem Roman gefallen finden.

Siehe auch:
A New Dawn
Labyrinth des Bösen
Darth Plagueis

Star Wars Expanded Universe: Things to Come

Nachdem ich nun die Sternstunden und Abgründe des alten EU ausführlich behandelt habe, wird es Zeit, noch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Der Verlust des alten und der Start eines neuen EU, das zumindest laut Aussage derjenigen, die dafür zuständig sind, besser kontrolliert werden soll als das alte – ich erwähnte ja bereits die Lucasfilm-Storygroup – ist natürlich nicht nur Verlust, sondern auch gleichzeitig Chance. Die Anfänge des alten EU habe ich verpasst, da es mich entweder noch nicht gab (wenn man ganz zurück bis zu den alten Marvel-Comics geht) oder ich noch zu jung war (wenn wir von der Thrawn-Trilogie und „Dark Empire“ als Start des EU ausgehen). Mich interessiert es natürlich brennend, wie das neue EU anfängt, welche Herangehensweise die Autoren verfolgen und natürlich wie sich der Einfluss der Story-Group zeigt. Einerseits ist es gut, wenn nicht nur grobe Schnitzer, sondern auch Unterschiede in der Charakterisierung vermieden werden, andererseits fragt man sich aber auch, ob das Diktat einer derartigen Gruppierung die Autoren nicht zu sehr einschränkt. Wie dem auch, sei, werfen wir nun einen Blick auf die bisher angekündigten Projekte, deren Konzeption durchaus vielsagend ist. Mit zwei Ausnahmen spielen sämtliche Werke zwischen den Episoden III und IV und dienen somit wohl als direkte (im Fall von „A New Dawn“) oder indirekte Vorbereitung und/oder Begleitung der Animationsserie „Star Wars: Rebels“, die im Herbst startet. Ebenfalls auffällig ist, dass die neuen Werke, bis auf eine Ausnahme, von Veteranen des alten EU verfasst werden. Sowohl von John Jackson Miller als auch James Luceno finden sich Werke auf meiner Best-of-EU Liste und Paul S. Kemps Romane „Betrogen“ und „Gegenwind“ sind zwar keine Meisterwerke wie „Darth Plageuis“ oder „Die Rache der Sith“, aber doch solide und unterhaltsame SW-Kost. Vielleicht wurden gerade diese Autoren angeheuert, um uns Alt-EU-Fans den Übergang so leicht wie möglich zu machen. Man fragt sich dabei natürlich auch, wie viel Material aus dem alten EU diese Autoren wohl ins neue Retten werden. Kommt Natasi Daala in „Tarkin“ vor? Gibt es vielleicht eine Anspielung auf Hego Damask, Kerra Holt oder Darth Malgus? Man darf gespannt sein.

Darth Maul: Son of Dathomir
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Der Dark-Horse-Verlag war lange Zeit – seit der Publikation von „Dark Empire“ 1991 – die Heimat der Star-Wars-Comics. Diese Ära ist nun vorüber, da Disney Dark Horse die Lizent entzogen hat; von nun an wird wieder der Marvel-Verlag, der ja nun Disney gehört, die Star-Wars-Comics publizieren. „Darth Maul: Son of Dathomir“ ist der letzte SW-Comic von Dark Horse, und interessanterweise auch das erste Werk des neuen EU. Da „The Clone Wars“ ebenfalls verfrüht abgesetzt wurde, und bereits fertige Drehbücher für mindestens eine weitere Staffel existierten, entschied man sich, wenigstens einen der Handlungsstränge in Comicform zu beenden (möglicherweise folgen ja noch weitere). Wer die Serie verfolgt hat, wird sich erinnern: „The Clone Wars“ enthüllte, dass Darth Maul die Konfrontation mit Obi-Wan auf Naboo überlebte (eine Entscheidung, die ich nicht unbedingt gut heiße) und nach einer Rekonstruktion durch Talzin, die Clanmutter der Nachtschwestern von Dathomir, begann er zusammen mit seinem Bruder Savage Opress sein eigenes Ding zu drehen und Mandalore zu übernehmen. Darth Sidious war davon wenig begeistert, kümmerte sich selbst um die Angelegenheit und wischte mit den beiden Möchtegern-Sith den Boden. Opress fiel Sidious‘ Klingen zum Opfer, Maul wurde jedoch „verschont“, da Sidious, laut eigener Aussage, andere Pläne mit ihm hat. An dieser Stelle setzt „Son of Dathomir“. Die Drehbücher des geplanten Vierteilers wurden von Jeremy Barlow, der bereits als Autor und Editor für viele SW-Comics verantwortlich war, adaptiert und von Juan Frigeri zeichnerisch umgesetzt. Die ersten beiden Ausgaben der Miniserie sind bereits erschienen, ich habe sie allerdings noch nicht gekauft oder gelesen, ich werde wohl damit warten, bis die Serie abgeschlossen ist und vielleicht sogar, bis sie auf Deutsch oder als Paperback erscheint. Von allen Projekten des neuen EU interessiert mich „Son of Dathomir“ am wenigsten, vor allem auch, weil ich den ganzen Maul-Handlungsstrang der Animationsserie ziemlich unnötig fand.

A New Dawn
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„A New Dawn“ war eine Zeit lang als möglicher Titel für Episode VII im Gespräch, nun ist es der Titel des ersten Romans der neuen Kontinuität, der die Vorgeschichte von „Star Wars Rebels“ erzählt, mit Fokus auf den Jedi Kanan Jarrus, der die Order 66 überlebt hat und versucht, den Schergen des Imperiums zu entgehen.
Schon allein der Titel erinnert nicht nur an „A New Hope“ sondern kann auch ziemlich metaphorisch verstanden werden: Es bricht eine neue Zeit für das Star-Wars-Universum an. Wie dem auch sei, als Autor für diesen Roman wurde John Jackson Miller verpflichtet, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass es sich hierbei nicht einfach nur um ein schlichtes Tie-in zur Animationsserie handelt, immerhin schien Millers „Knights of the Old Republic“ ebenfalls ein Tie-in zum gleichnamigen Spiel zu sein, entwickelte sich dann aber zu einer der besten SW-Comicserien. Bei seinen anderen Star-Wars-Werken bin ich ein wenig zwiegespalten, seine Lost-Tribe-of-the-Sith-Geschichten fand ich nicht besonders gelungen, die Knight-Errant-Comics waren in Ordnung, beim gleichnamigen Begleitroman habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich richtig „rein“ gekommen bin (dann war er aber gut) und „Kenobi“, Millers bis dato letzte Publikation, fand ich vollauf gelungen, hätte ich mich bei meiner Best-of-EU-Liste nicht auf zwölf Titel beschränkt, wäre dieser Roman in der Liste gelandet. Egal, was Miller schreibt, er hat auf jeden Fall immer interessante Ideen, auch wenn ich mit seinem Schreibstil nicht immer ganz klar komme. Aus diesem Grund blicke ich „A New Dawn“ ziemlich positiv entgegen und hoffe, dass Miller einiges herausholt.
„A New Dawn“ erscheint Anfang September diesen Jahres, pünktlich vor dem Start von „Star Wars: Rebels“.

Tarkin
tarkin
Ab hier wird’s richtig interessant. James Luceno, der mit „Darth Plagueis“ einen meiner absoluten Lieblingsromane verfasst hat, schreibt die Lebensgeschichte des wohl kältesten Mannes der Galaxis. Falls der Roman ähnlich aufgebaut ist wie „Darth Plagueis“ (was die Verlagswerbung suggeriert), könnte Tarkin einen relativ großen Zeitraum abdecken. Mehr noch, Luceno ist dafür bekannt, in seinen Werken das restliche EU weitläufig miteinzubeziehen. Da stellt man sich natürlich die Frage: Wird Luceno Tarkins Geschichte völlig neu schreiben oder sich am bisher dagwesenen orientieren und dabei versuchen, so viel vom alten EU wie möglich ins neue zu retten? Werden wir vielleicht Admiral Daala wiedersehen, und wenn ja sollen wir das dann gut oder schlecht finden?
„Tarkin“ ist in jedem Fall der Roman, auf den ich am meisten gespannt bin, und ich hoffe, dass Luceno nicht enttäuscht. Der Roman erscheint im November.

Heir to the Jedi
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Kevin Hearne ist unter den bisherigen Autoren des neuen EU der bislang einzige Newcomer, der noch nie eine Geschichte aus der weit, weit entfernten Galaxis erzählt hat. Sein Debütroman scheint auch, zumindest für SW-Verhältnisse, eher experimenteller Natur zu sein. Er konzentriert sich auf Luke Skywalker zwischen Episode IV und V und wird aus der Ich-Perspektive erzählt, was man bei SW-Romanen recht selten findet. Lediglich Michael Stackpoles „I, Jedi“ wird vollständig von einem Protagonisten erzählt. In Matthew Stovers „Shatterpoint“ finden sich immerhin noch Ausschnitte aus Mace Windus Tagebuch, die natürlich ebenfalls die Ich-Form verwenden, aber das war’s dann auch schon. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich „Heir to the Jedi“ einschätzen soll, da ich noch nichts von Kevin Hearne gelesen habe. Die Ich-Perspektive könnte interessant werden, das Ganze könnte aber auch ziemlich in die Hose gehen. Was die Prämisse der Handlung angeht (die auf Lukes Wichtigkeit in Episode VII hindeuten könnte): Die Thematik ist nun keinesfalls neu und wurde bereits in diversen Romanen und Comics bearbeitet. Gerade der Zeitraum zwischen Episode IV und V ist im alten EU derart mit Geschichten überfüllt, dass man sich fragt, wie das alles innerhalb von drei Jahren stattfinden konnte. Nun ja, hoffen wir, dass Kevin Hearne dem Ganzen eine neue Seite abgewinnen kann und nicht bloß bereits Dagewesenes wiederkäut. „Heir to the Jedi“ erscheint im Februar 2015.

Lords of the Sith
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Ein Titel, der mich wahrlich anspricht. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine Revision der Geschichte des Sith-Ordens (zumindest allem Anschein nach, bei diesem Titel könnte man allerdings auch in großem Ausmaß auf die Vergangenheit des Ordens eingehen), sondern um ein Meister-Schüler-Abenteuer von Darth Sidious und Darth Vader das, wie könnte es anders sein, auch wieder zwischen Episode III und IV stattfindet. Die Konzeption ist ja nun eher ungewöhnlich, normalerweise fungiert Sidious in dieser Ära nur als Befehlsgeber und Hintergrundmanipulator, anstatt selbst an der Action teilzunehmen – da muss schon etwas Außergewöhnliches passieren – was das ist verrät die bisher veröffentlichte Inhaltsangabe allerdings noch nicht. Es wurde lediglich bekannt gegeben, dass ein Charakter aus „The Clone Wars“ auftauchen wird, aber nicht welcher. Ahsoka vielleicht?
Paul S. Kemp hat in seinen bisherigen SW-Romanen schon einige Erfahrung mit den Sith gesammelt. Sowohl in „Gegenwind“ (das ich durchaus solide fand) als auch in „Dunkle Flut“ (das meiner Meinung nach eher weniger solide ist) spielt Darth Krayts Sith-Orden eine wichtige Rolle, und in Ersterem kommt darüber hinaus ein Sith aus der Zeit des Großen Hyperraumkriegs durch einen Zeitriss in die Post-Endor-Ära. Bei seinem bisher besten Werk, dem Old-Republic-Roman „Betrogen“, steht ebenfalls ein Sith-Lord, in diesem Fall Darth Malgus, im Fokus. „Lord of the Sith“ ist allerdings Kemps erster Roman, der in ziemlicher Filmnähe spielt und sich mit Dunklen Lords des Bane-Ordens auseinandersetzt.
„Lords of the Sith“ erscheint im April 2015.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Ich sagte es ja bereits: Obwohl ich das EU liebe, gibt es auch sehr viel Müll, und darum geht es in diesem Artikel. Anders als in seinem Gegenstück werde ich hier nicht einfach Werke aufzählen, sondern stattdessen Figuren und Konzepte, die ich ziemlich misslungen finde und bei denen ich froh bin, dass sie aus dem Kanon fliegen. Diese Elemente sollten die Autoren des neuen EU (und natürlich die Drehbuchautoren und Regisseure kommender Episoden und Spin-offs) bitte nicht wiederbeleben.
Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich nicht das Ganze EU gelesen habe, gerade aus der Bantam-Ära (in den 90ern verlegte der Bantam-Verlag Star-Wars-Romane, bevor die Lizenz zu Del Ray ging) fehlt mir einiges. „Der Kristallstern“ gilt zum Beispiel unter Fans als schlechtester aller EU-Romane – ich habe ihn allerdings nicht gelesen (und ich habe es auch nicht vor), kann aber mögliche Figuren und Konzepte, die ihn so schlecht gemacht haben, deshalb nicht in diese Liste aufnehmen.

Superwaffen
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Schon der zweite Todesstern war nicht mehr ganz taufrisch, aber was dann im EU, vornehmlich den bereits erwähnten Romanen des Bantam-Verlages folgte, war wirklich lächerlich, da das Imperium oder sonstige Gruppierungen mit finsteren Absichten ständig mit neuen Superwaffen aufwarteten. Sonnenhammer, Darksaber, Galaxisgeschütz oder doch gleich noch ein weiterer Todesstern – das Konzept wird sehr schnell langweilig und spricht für die Ideenlosigkeit der Autoren. Ich hoffe inständig, dass die Episoden VII bis IX ohne eine neue Planeten-, Sonnen- oder wasauchimmer-zerstörende Monstrosität auskommen. Nach zwei Filmen und vielen Romanen, die sich des Konzepts bedienten, ist es ausgelutscht.

Monsterreihen mit rotierenden Autoren
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Den Anfang machte „Das Erbe der Jedi-Ritter“ („The New Jedi Order“) mit 19 Romanen und zwölf Autoren, und es folgten „Wächter der Macht“ („Legacy of the Force“) und „Das Vermächtnis der Jedi-Ritter“ („Fate of the Jedi“) mit jeweils neun Bänden und drei Autoren. Das soll nun nicht bedeuten, dass alles an diesen drei Serien per se schlecht war, immerhin findet sich ein Roman aus „Das Erbe der Jedi-Ritter“ sogar auf meiner Bestenliste, und ich muss auch zugeben, dass ich keine der drei Reihen komplett gelesen habe. Die Schwäche dieses Konzepts offenbart sich allerdings schon nach der Lektüre einiger Werke. Ich begrüße es ja eigentlich durchaus, wenn Geschichten in epischem Ausmaß erzählt werden, aber das ist schlicht zu viel des Guten.
Über diese drei Serien wurde bereits sehr viel geschrieben, und es gibt auch viel, was man an ihnen kritisieren kann. Manche Ideen sind durchaus brauchbar, andere weniger, aber darum geht es mir nicht einmal so sehr, sondern viel mehr um die Umsetzung. Die rotierenden Autoren sind dabei das größte Problem, da sie anscheinend bei allen drei Serien nicht in der Lage waren, ihre Arbeit aufeinander abzustimmen, bzw. der Verlag es nicht schaffte, seine Autoren richtig zu koordinieren. Da ich von „Wächter der Macht“ immerhin die ersten fünf Bände gelesen habe, wird mir diese Reihe als Fallbeispiel dienen. Das erste Problem ist der Fokus: Jeder der Autoren, in diesem Fall Troy Denning, Aaron Allston und Karen Traviss, hat einen anderen. In Traviss‘ Romanen nehmen Boba Fett und die Mandalorianer beispielsweise viel Raum an, bei den anderen Autoren wird dieser Subplot meistens lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Auch die Charakterisierung lässt häufig zu wünschen übrig und ist inkonsistent, gerade in den ersten fünf Bänden ist Jacen praktisch ein Flummi, der ständig zwischen verschiedenen Stadien des moralischen Abstiegs hin und her springt.
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber bisher sieht es aus, als würden Einzelromane und von einem Autor verfasste Trilogien einfach besser funktionieren.

Supermandalorianer
mandos
Hier muss ich durchaus Einschränkungen machen: Generell finde ich Karen Traviss‘ Ideen für die Mandalorianer, ihre Kultur, Sitten, Bräuche etc. eigentlich ganz gelungen, und es wäre Verschwendung, wenn man die von ihr geschaffene mandalorianische Sprache einfach ad acta legen würde. Das Problem: Traviss schießt ziemlich weit übers Ziel hinaus. Man merkt sehr deutlich, dass die Mandalorianer ihre absoluten Lieblinge sind. In ihren Romanen sind die Mandos allen anderen Völkern und Gruppierungen intellektuell, gesellschaftlich, moralisch und auch sonst in jeder Hinsicht überlegen, während die eher fragwürdigen Handlungen zum Teil einfach wegrationalisiert werden.
Traviss‘ Version der Mandalorianer wurde allerdings im Großen und Ganzen schon aus dem Kanon gestrichen, bevor Disney Lucasfilm erwarb, da „The Clone Wars“ dieses Volk ziemlich radikal anders darstellte. Ob zum besseren oder schlechteren sei erst einmal dahingestellt.

Starkiller
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In der Tat wäre die Nennung von „The Force Unleashed“ und seinem Sequel wahrscheinlich besser, aber der Protagonist dieser beiden Spiele, Galen Marek alias Starkiller, steht hier symbolisch. Grundsätzlich sei gesagt: Ich mochte „The Force Unleashed“, das Spiel hat verdammt viel Spaß gemacht, „The Force Unleashed II“ dagegen ist ziemlich unterirdisch und fühlt sich eher an wie ein Expansion oder DLC zum ersten Teil. Während TFU storymäßig eher schwach ist, ist es trotz allem noch eine verhältnismäßig runde Sache, während TFU II ein völlig unausgegorenes Konglomerat schlechter Ideen ist. TFU als runde Sache gilt allerdings nur, wenn man das Spiel für sich betrachtet, im Kontext zu den Filmen und dem Rest des EU gilt das weniger. Oder, um es klipp und klar zu sagen: Starkiller ist viel zu mächtig, und die im Spiel geschilderte Formierung der Rebellenallianz viel zu simpel. Ersteres wäre als Teil der Spielmechanik noch zu verkraften, ist aber auch Teil der eigentlichen Geschichte, sodass am Ende das Gefühl hat, dass Starkiller nur deshalb sterben muss, damit die Episoden IV bis VI passieren können. Und in TFU II scheinen sich die Macher nicht einmal mehr darum zu scheren… Apropos TFU II, die ganzen Figuren, die als Klone zurückkehren (Starkiller, Sidious, Thrawn) verdienen fast einen eigenen Eintrag auf dieser Liste.

Vader ad infinitum
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Seit einigen Jahren gibt es den Trend, zwischen Episode III und IV spielende Miniserien mit Darth Vader in der Hauptrolle herauszugeben, die thematisch von der Dark-Times-Comicserie inspiriert sind, wobei „inspiriert“ als Wort hier zu schwach ist. Im Grunde lernt Vader in diesen Miniserien wieder und wieder dieselbe Lektion. „Darth Vader und das Geistergefängnis“ ist noch ganz gelungen, aber in den meisten anderen ähnlich gestalteten Comics gibt es nichts, was nicht schon in „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ oder „Dark Times“ behandelt worden wäre. Wiederholungen gefallen nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Lord Vitiate
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Im Grund gilt hier dieselbe Thematik wie beim Starkiller-Eintrag auf dieser Liste. Lord Vitiate, der Sith-Imperator aus „The Old Republic“, ist nicht nur das schurkische Gegenstück zum übermächtigen Helden Starkiller, sondern steht auch symbolisch für vieles, was mir an „The Old Republic“ nicht gefällt. Star Wars als Gesamtfranchise hat die nicht zu leugnende Tendenz, gewisse Motive, Handlungsabläufe und Storyelemente immer wieder zu wiederholen. Ein Stück weit ist das auch in Ordnung, gerade, wenn das Ganze einen gelungenen Twist bekommt. So inspiriert sich „Knights of the Old Republic“ durchaus bei den Filmen, die Meister-Schüler-Beziehung von Revan und Malak erinnert stark an Sidious und Vader. Der Twist: Das Sidious-Gegenstück ist gleichzeitig der Held der Geschichte. „The Old Republic“ dagegen ist praktisch ein Best-of-Paket verschiedener beliebter Star-Wars-Elemente. Die Truppen der Republik orientiert sich sehr stark an der GAR aus Klonkriegszeiten (unter Fans ziemlich beliebt), das Sith-Imperium erinnert in vielerlei Hinsicht an das Galaktische Imperium und ganz allgemein ist das Design dem der Filme verdammt ähnlich, gerade wenn man bedenkt, dass zwischen TOR und Episode IV etwa 3000 Jahre liegen. Nirgends wird das so deutlich wie bei Sith-Imperator Vitiate, der von dem die Macher wohl wollten, dass er der größte, böseste und mächtigste aller Sith wird. Als solcher vereint er, unter anderem, Charakteristika von Darth Sidious, Darth Bane und Darth Nihilus, ohne allerdings an deren, nennen wir es einmal „Charme“, heranzukommen. Vitiate war praktisch von Geburt an böse, regiert sein Imperium über 1000 Jahre, ist absolut übermächtig und damit als Schurke schlicht verdammt langweilig. Es fehlt der Twist, der ihn irgendwie interessant machen könnte. Dieses Recyceln und Potenzieren von vorangegangenem Material ist leider eines der bestimmenden Merkmale von „The Old Republic“.
Ob Lord Vitiate aus dem Kanon fliegt ist allerdings noch nicht ganz klar, da der Kanonstatus von „The Old Republic“ unklar bleibt. Man könnte zwar theoretisch davon ausgehen, dass auch das MMORPG automatisch unter das von Disney geschaffene Legends-Label (sprich: „altes EU, das nicht mehr gültig ist, dessen Werke wir aber trotzdem weiterhin verkaufen wollen“) fällt oder nicht. Befragte Leute, die so etwas wissen könnten, hüllten sich bislang in Schweigen.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: Things to Come