The Batman – Ausführliche Rezension

Spoiler nach dem ersten Absatz!
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Unglaublich, aber wahr: Matt Reeves „The Batman“ ist der erste Solofilm mit dem Dunklen Ritter seit 2012 „The Dark Knight Rises“ ins Kino kam, zumindest was Realfilme angeht. Natürlich gab es diverse Animationsprojekte, von denen einige sogar auf der Leinwand zu sehen waren, etwa „The Lego Batman Movie“ oder „Batman: The Killing Joke“ – Letzterer hatte zumindest einen begrenzten Release. Und es gab genug Filme mit Batman, aber Ben Afflecks eher unrühmliche Amtszeit als Dunkler Ritter beinhaltet eben nur Filme, in denen Batman zwar meistens eine, aber eben nicht DIE Hauptrolle spielt. Tatsächlich startete „The Batman“ als Film für Afflecks Inkarnation der Figur, bei dem er auch selbst Regie führen und am Drehbuch mitschreiben sollte. Daraus wurde bekanntlich nichts, Affleck zog sich als Regisseur zurück, Matt Reeves, Regisseur von „Dawn of the Planet of the Apes“, „War for the Planet of the Apes“, „Cloverfield“ und „Let Me In“ kam an Bord und kurz darauf wurde klar, dass Affleck hier auch nicht Batman spielen würde. Matt Reeves hatte kein Interesse daran, an das DC Extended Universe gebunden zu sein oder das Drehbuch eines anderen zu verfilmen, stattdessen wollte er seine eigene Version Batmans umsetzen und einen noch eher jungen und unerfahrenen Dunklen Ritter zeigen, ohne dabei aber noch einmal groß auf die Origin einzugehen. Dementsprechend verfasste er zusammen mit Peter Craig auch das Drehbuch. Eine gewisse Pandemie sorgte für einige Schwierigkeiten, besonders als Robert Pattinson, dessen Casting als Bruce Wayne die üblichen Wellen schlug, an Covid-19 erkrankte. Aber trotz Corona und allen weiteren Hindernissen kann Reeves‘ Vision seit letzter Woche im Kino begutachtet werden. Um es kurz und knapp zu machen, bevor wir in den Spoilerbereich abtauchen: Reeves‘ „The Batman“ hat mir außerordentlich gut gefallen. Nicht, dass es nicht die eine oder andere Schwäche gäbe, gerade der dritte Akt sowie einige Subplots sind ein wenig holprig erzählt, aber im Großen und Ganzen funktioniert Reeves Ansatz exzellent. Diesen als Mischung aus Burton und Nolan mit einer kräftigen Dosis David Fincher zu beschreiben greift zwar ein wenig zu kurz, gibt aber einen ganz guten Eindruck. Wie sich „The Batman“ in meinem persönlichen Ranking gegen die diversen anderen Umsetzungen des Dunklen Ritters schlagen wird, muss sich allerdings erst noch zeigen.

Handlung und Konzeption
An Halloween wird Don Mitchell (Rupert Penry-Jones), der Bürgermeister von Gotham City, auf grausame Art und Weise ermordet, wobei der Killer, der bald als „der Riddler“ (Paul Dano) bekannt wird, ein Rätsel am Tatort hinterlässt. Um ihm bei diesem Fall behilflich zu sein, zieht der ermittelnde Lieutenant James Gordon (Jeffrey Wright), trotz des Widerstands seiner Kollegen, den seit knapp zwei Jahren aktiven Vigilanten Batman (Robert Pattinson) zu rate. Der Riddler scheint es auf die korrupte Elite Gothams abgesehen zu haben: Sein zweites Opfer ist Police Commissioner Peter Savage (Alex Ferns). Die erste Spur, das Foto einer jungen Frau, mit der Mitchell offenbar eine Affäre hatte, führt Batman zum Nachclub „The Iceberg Lounge“, der von Oswald Cobblepot (Colin Farrell), genannt „der Pinguin“, der rechten Hand des Mafiabosses Carmine Falcone (John Turturro), betrieben wird. Nach einem recht fruchtlosen Gespräch mit dem Gangster wird Batman auf Selina Kyle (Zoë Kravitz) aufmerksam, die besagte junge Frau namens Annika (Hana Hrzic) in ihrer Wohnung versteckt. Kurz darauf verschwindet Annika, weshalb Batman und Selina ein wackliges Bündnis schließen, in Batmans Auftrag kehrt Selina in die Iceberg Lounge zurück, um weiter zu ermitteln. Dabei erfahren sie, dass auch Bezirksstaatsanwalt Gil Colson (Peter Sarsgaard) auf Carmine Falcones Gehaltsliste steht – dieser wird dann auch das nächste Opfer des Riddles.

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Batman (Robert Pattinson)

In seiner zivilen Identität als Bruce Wayne besucht Batman Don Mitchells Begräbnis, um dort weiter zu ermitteln. Das Begräbnis wird jedoch von Colson, der vom Riddler mit einer Bombe versehen wurde, gestört. Nur wenn es ihm gelingt, drei Rätsel zu lösen, stoppt der Riddler den Countdown. Colson weigert sich allerdings, die dritte Frage nach der Person zu beantworten, die den entscheidenden Hinweis zur Festnahme des Gangsterbosses Sal Maroni gab. Über den Pinguin kommen Batman und Gordon darauf, dass mit Maronis Festnahme etwas nicht stimmt, da seine kriminelle Operation ungehindert weiterläuft, und nicht nur das: Weitere Polizisten und städtische Beamte sind involviert. Durch weitere Hinweise muss Batman erkennen, dass auch sein eigener Vater Thomas Wayne in die Angelegenheit verstrickt ist. Und mehr noch: Der Riddler hat es auch auf Bruce Wanye selbst abgesehen, eine für ihn bestimmte Bombe bringt seinen Butler Alfred (Andy Serkis) ins Krankenhaus. Kann Batman herausfinden, wer in diese Verschwörung verwickelt ist und wie der Riddler mit all dem zusammenhängt?

Anhand dieser Inhaltsangabe zeigt sich bereits, dass die Detektivarbeit und die Ermittlungen dieses Mal – und zum ersten Mal in einem Batman-Realfilm – eindeutig im Vordergrund stehen. Ein wenig Detektivarbeit hier und da leisteten sicher auch die anderen filmischen Inkarnationen der Figur, man erinnere sich beispielsweise an Christian Bales Rekonstruktion des Einschusslochs in „The Dark Knight“ (wobei die ganze Aktion nicht unbedingt in sich logisch war), aber keiner der bisherigen Batmen kann guten Gewissens als „the world’s greatest detective“ bezeichnet werden – ironischerweise fällt dieser Titel, mit dem Batman in den Comics gerne bedacht wird, sogar in Reeves‘ Film, wenn auch ironisch-spöttisch. Wie dem auch sei, mehr noch als Nolans Batman-Filme entfernt sich Reeves bezüglich des Genres so weit vom typischen Superheldenfilm, wie es gerade möglich ist, ohne den kostümierten Rächer völlig zu entfernen, wie es Todd Phillips in „Joker“ tat. Ja, es gibt einige Actionszenen, doch diese sind verhältnismäßig selten und relativ geerdet, gerade im Kontrast zu den üppigen CGI-Schlachten der MCU-Filme. Und mehr noch, Action ist selten, die Ermittlungen und der Serienkiller- sowie der mit ihm verknüpfte Verschwörungsplot stehen ohne Zweifel im Fokus des Films. „The Batman“ ist ein waschechter Noir-Thriller und bedient sich der üblichen Konventionen.

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Selina Kyle (Zoë Kravitz)

Mit einer Laufzeit von 176 Minuten ist „The Batman“ noch einmal zehn Minuten länger als „The Dark Knight Rises“, insgesamt aber sehr gelungen strukturiert, sodass eigentlich keine Längen aufkommen: Reeves gelingt es, seine Zuschauer direkt in diesen finsteren Moloch einer Großstadt hineinzuziehen und nicht mehr loszulassen, zumindest für die ersten beiden Akte, obwohl man zugegebenermaßen hier und da etwas beschleunigen könnte; für manche Szenen nimmt sich Reeves sehr viel Zeit. Zumindest mich hat das allerdings kaum gestört, ich war immer voll investiert. Erst im letzten Drittel bekommt das Konstrukt einige Risse, da auf die Szene, die sich zuerst wie ein Finale anfühlt, noch einmal mindestens eine weitere halbe Stunde und auch ein weiteres Finale folgt. „The Batman“ ist nun bei weitem nicht der einzige Film mit einem derartigen „Doppelfinale“, weitere Beispiele wären „Casino Royale“ oder „Red Dragon“. Sowohl bei diesen Beispielen als auch hier wirkt das Ganze etwas holprig erzählt, wie in „Casino Royle“ ist diese Struktur zumindest bezüglich der Figurenentwicklung und des Handlungsabschlusses allerdings durchaus essentiell. Dennoch fragt man sich unweigerlich, ob es nicht eine Möglichkeit gegeben hätte, das alles etwas eleganter zu lösen.

A Serious City on a Serious Earth: Matt Reeves’ Gotham
Wir haben schon viele Versionen von Gotham City auf der Leinwand gesehen, von Tim Burtons gotisch-expressionistischer Metropole über Joel Schumachers Neon-Alptraum bis zu Zack Synders völlig undefinierter Großstadt. Natürlich ist den meisten Zuschauern vor allem Nolans Version noch im Gedächtnis; diese Inkarnation von Batmans Heimatstadt wandelte sich allerdings von Film zu Film: In „Batman Begins“ war Gotham noch leidlich gotisch, zwar relativ realistisch, gerade im Vergleich zu Burton oder Schumacher, aber immer noch etwas überzeichnet. Dieser Aspekt verschwand in „The Dark Knight“ fast völlig, hier wirkte Gotham wie eine normale Großstadt und orientierte sich stark am Drehort Chicago – tatsächlich einer der wenigen Kritikpunkte, die ich an „The Dark Knight“ habe. Nun denn, Matt Reeves bringt das „Goth“ in Gotham City zurück. Zwar bemüht er sich ebenfalls, zumindest einen gewissen oberflächlichen Realismus zu bewahren und zieht sein Gotham nicht so überdreht auf, wie es die Filme der 90er taten, zugleich zeigt er aber eine völlig heruntergekommene Stadt, die noch einmal deutlich stilisierter daherkommt als etwa das Gotham aus „Joker“, obwohl sich beide Städte zweifellos am New York der 70er und 80er orientieren. Wie Burton bemüht sich Reeves auch, sein Gotham zu seinem einzigartigen, markanten Ort zu machen, bei dem sich nicht nur um irgendeine Großstadt handelt. Seien es Pinguins Nachtclub, die Bathöhle oder Bruce‘ Wohnräume im Wayne Tower (Wayne Manor wurde bereits im Vorfeld zum Waisenhaus umfunktioniert) – meine Güte, ich will auch so ein Esszimmer.

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Der Riddler (Paul Dano)

Wie oben beschrieben scheint „The Batman“ atmosphärisch mitunter wie ein Kompromiss zwischen den Ansätzen von Burton und Nolan zu sein, während die Tatorte, die Konzeption des Riddlers und die Morde stark an David Finchers „Seven“ und in Ansätzen auch an „Saw“ erinnern. Da „The Batman“ ein PG-13-Rating hat, fällt das Ganze natürlich deutlich weniger blutig aus, aber wie schon Nolan in „The Dark Knight“ reizt Reeves das PG-13-Rating praktisch bis zum Anschlag aus. Selbstverständlich sollten bei den visuellen und inszenatorischen Einflüssen die diversen Batman-Medien abseits der Filme nicht ausgeklammert werden, von „Batman: The Animated Series“ über die Arkham-Spiele bis hin zu den Comics – den diversen Quellen widme ich mich weiter unten separat.

Nicht nur visuell zeigt Reeves sein Gotham als völlig kaputte Stadt. Wie schon bei Nolan ist diese Metropole völlig korrupt, und das noch in deutlich größerem Ausmaß. Vor allem in „Batman Begins“, aber auch in „The Dark Knight“ sahen wir primär korrupte Cops, aber auch Richter und städtische Beamte, neben Gordon schienen allerdings auch der Bürgermeister und der Police Comissioner sauber zu sein. Nicht so bei Reeves: Die komplette Führungsriege der Stadt steckt mit Carmine Falcone unter einer Decke, sodass er der de facto Bürgermeister der Stadt ist. Reeves thematisiert die Korruption noch in deutlich stärkerem Ausmaß und inszeniert sie weitaus erdrückender und allgegenwärtiger, als Nolan das tat. Während in „Batman Begins“ die eigentliche Bedrohung, Ra’s al Ghul und die Gesellschaft der Schatten, letztendlich von außen kommt, dreht sich in „The Batman“ alles um die Stadt selbst, der Riddler ist diesem Sumpf ebenso entwachsen wie Batman selbst, beide sind direkte Reaktionen.

„I’m Vengeance“: Robert Pattinsons Batman
Nachdem in der Dark-Knight-Trilogie die Tendenz vorherrschte, alles zu erklären und auch ordentlich Selbstanalyse zu betreiben, kehrt Reeves eher zum Burton’schen Ansatz zurück: Woher hat Batman sein Training und seine Spielzeuge? Wissen wir nicht, spielt keine große Rolle. Reeves geht sogar noch weiter, was manchmal sehr gut funktioniert, manchmal aber durchaus Lücken hinterlässt, die man hätte schließen müssen. Beispielsweise zeigt Reeves nicht noch einmal die Ermordung der Waynes – zum Glück, nach „Batman“, „Batman Begins“, „Batman v Superman: Dawn of Justice“, „Gotham“ und „Joker“ haben wir diese in den letzten Jahrzehnten wirklich oft genug gesehen. In manchen Aspekten verlässt sich Reeves einfach darauf, dass sein Publikum mit der Figur vertraut ist, um sich voll auf den Plot dieses Films konzentrieren zu können, ganz ähnlich wie es ein Batman-Comic tun würde, der nicht spezifisch die Origin der Figur behandelt. Bruce‘ Eltern werden zwar thematisiert, aber eben nur insofern sie für die Handlung relevant sind, es spielt also vor allem Thomas Waynes Verstrickung mit Carmine Falcone eine Rolle. Manche Elemente müssen einfach als selbstverständlich hingenommen werden. Die Entscheidung, die Fledermaus als Totem zu verwenden oder nicht zu töten wird weder inhaltlich noch psychologisch erklärt, es ist Batman, das gehört dazu, weshalb wird zumindest in diesem Film nicht erläutert. Ein wenig erinnert dieser Ansatz an „Batman: The Animated Series“: In der ersten Folge „On Leather Wings“ verhält es sich sehr ähnlich, Details bezüglich Batmans Vergangenheit, Motivation etc. werden erst später nachgereicht.

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Alfred Pennyworth (Andy Serkis) und Bruce Wayne (Robert Pattinson)

„The Batman“ ist dennoch eine Origin-Story für die Figur: Robert Pattinsons Bruce Wayne mag bereits seit fast zwei Jahren aktiv sein, ist aber trotzdem noch nicht der Batman, der er sein muss. In vielerlei Hinsicht ist „The Batman“ eine Geschichte von Batmans Scheitern, ein Scheitern, das nötig ist, um ihn zu einer essentiellen Erkenntnis zu bringen. Zu Anfang kümmert sich dieser Batman primär um die kleinen Verbrechen, Raub, Mord, Vandalismus, wobei er nur mäßig erfolgreich ist – zwar kann er einzelne Verbrechen verhindern, insgesamt geht die Kriminalitätsrate aber nach oben, nicht nach unten. Der Film beginnt mit einer ähnlichen Montage, wie wir sie auch zu Beginn von „The Dark Knight“ nach dem Banküberfall sehen: Das Batsignal am Himmel, verängstigte Verbrecher und schließlich Batman im Einsatz. Der Unterschied: In „The Dark Knight“ sorgt die Furcht vor Batman bereits dafür, dass Verbrechen nicht begangen werden, in „The Batman“ hingegen nicht. Auch der Fokus ist ein anderer: Korruption und organisiertes Verbrechen scheinen diesen Batman zumindest zu Anfang nicht zu kümmern. Wo Nolans Dunkler Ritter bei seinem ersten Einsatz sofort gegen Carmine Falcone vorgeht, interessiert sich Reeves‘ Version der Figur nicht groß für die Mafia, sofern sie keine aktiven Verbrechen begeht. Es sind tatsächlich die Morde des Riddlers, die Batman überhaupt erst auf das Ausmaß an Korruption aufmerksam werden lassen.

Den Fokus auf die Detektivarbeit erwähnte ich bereits, aber gerade hier wird Batmans Versagen deutlich: Trotz seiner Beobachtungs- und Kombinationsgabe, von der Technik gar nicht erst zu sprechen, gelingt es ihm nicht, auch nur einen der Riddler-Morde tatsächlich zu verhindern, ebenso wenig wie er es schafft, den finalen Anschlag abzuwenden. Batman geht in seinem Kreuzzug gegen das Verbrechen mit einem absoluten Tunnelblick vor, ohne auf den Kontext zu achten, er sieht nur das aktuelle Verbrechen, nicht das große Ganze. Das zeigt sich auch an der Rolle, die Bruce Wayne in diesem Film spielt – nämlich so gut wie keine. Bezüglich Batmans bürgerlicher Identität verzichtet Reeves auf die übliche Dualität zwischen Playboy und Vigilant, die vor allem in der Dark-Knight-Trilogie sehr betont wurde. Selbst Michael Keatons Batman zeigte sich hin und wieder in der Öffentlichkeit und gab Wohltätigkeitsfeste, obwohl er deutlich introvertierter und zurückgezogener war. Im Vergleich zu Robert Pattinsons Bruce Wayne ist selbst Keatons Inkarnation der Figur eine Frohnatur: Selten zuvor wurde Bruce als derartig obsessiv und kaputt gezeigt. Dementsprechend fällt auch Robert Pattinsons Performance aus, seiner Darstellung ist recht stoisch, Pattinson erreicht mit kleinen Regungen und vor allem seinen Augen extrem viel und deutet eine emotionale Tiefe an, die nur selten an die Oberfläche kommt.

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Das Batmobil

Trotz des Mangels an Bruce Wayne arbeitet Reeves mit einer eindeutigen Dualität, allerdings einer anderen als der üblichen: Batman als Symbol der Vergeltung vs. Batman als Symbol der Hoffnung. Das ist es auch, was Batman durch sein Scheitern in diesem Film lernt: Vergeltung reicht nicht aus, um wirklich etwas zu verändern, benötigt Batman einen systematischen Ansatz. Nur, wenn er sowohl Angst bei den Kriminellen als auch Hoffnung bei denen erweckt, die es zu beschützen gilt, kann er wirklich etwas verändern. Das zeigt sich besonders schön zu Beginn und zum Schluss: Die Person, die Batman am Anfang vor der Straßengang rettet, hat ebenso viel Angst vor ihm wie vor der Gang. Am Ende hat eine andere Person, die er aus den Trümmern rettet, keine Angst mehr, sondern möchte ihn nicht loslassen. Reeves‘ Bildsprache diesbezüglich ist nicht subtil, aber effektiv: Der Vigilant, der sich zu Anfang als Teil der Schatten bezeichnet, bringt das Licht.

Batmans Ausrüstung in diesem Film ist deutlich unausgereifter und weniger „poliert“ als etwa Christian Bales oder Michael Keatons, sondern stärker zweckgebunden. Das neue Batmobil sieht zwar verdammt cool aus und hat ordentlich Power, ihm fehlen aber die ganzen eingebauten Gadgets wie Maschinengewehre, Bat Pod, Sprungvorrichtung etc. Anstatt des Capes mit Gedächtnisstoff, das seinen Weg aus der Dark-Knight-Trilogie in die Comics und die Arkham-Spiele gefunden hat, verfügt Robert Pattinson über einen noch eher unausgereiften Fluganzug. Einzig der Suit scheint den anderen Modellen deutlich überlegen zu sein, offenbar steckt er so ziemlich alles weg, selbst Schüsse aus nächster Nähe. Das eine oder andere Mal hat das eher an Din Djarins Beskar-Rüstung aus „The Mandalorian“ als an Batmans typische Körperpanzerung erinnert. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen – stattdessen hätte man Batman vielleicht den einen oder anderen Ermittlungserfolg gönnen und ihn beispielsweise den Riddler finden lassen können, ohne dass dieser sich selbst aufgibt.

„You Are Part of this, too”: Batmans Verbündete
Batmans Unterstützer sind nur allzu bekannt: Andy Serkis übernimmt als treuer Butler Alfred Pennyworth, Jeffrey Wright spielt James Gordon, hier noch nicht Comissioner, sondern nur Lieutenant, und Zoë Kravitz mimt die neue Version von Selina Kyle/Catwoman. Alle drei Figuren wurden bereits mehrfach hervorragend von exzellenten Darstellern verkörpert, sodass sich automatisch die Frage stellt, wie diese drei sich in ihren Rollen machen. Den geringsten Eindruck hinterlässt tatsächlich Andy Serkis‘ Alfred, was aber nicht daran liegt, dass er der Herausforderung nicht gewachsen wäre – trotz der Laufzeit von drei Stunden taucht Alfred verhältnismäßig selten auf. Reeves versucht, ihm mit Bruce einen eigenen kleinen Subplot zu geben und ihre Beziehung etwas zu entwickeln, zu Anfang des Films verhält sich Bruce eher abweisend und erklärt ihm, er sei eben nicht sein Vater, nachdem Alfred jedoch dem Angriff des Riddlers zum Opfer fällt, revidiert er diese Aussage. Dennoch bleibt die Beziehung zwischen Bruce und Alfred ziemlich oberflächlich, vor allem natürlich im Vergleich zu dem Verhältnis, das die beiden in „Batman Begins“ hatten.

Im Gegensatz dazu spielt Gordon eine deutlich größere Rolle. Weshalb er mit Batman zusammenarbeitet und ihm, anders als alle anderen Polizisten, die mit dieser Zusammenarbeit massive Probleme haben, bedingungslos vertraut, verrät uns Reeves nicht. Dafür fällt die Zusammenarbeit deutlich enger aus als in fast allen bisherigen Filmen: Gordon kontaktiert Batman nicht nur mit dem Batsignal, sie untersuchen gemeinsam Tatorte, ermitteln zusammen und verhören gemeinsam den Pinguin. Jeffrey Wrights Version der Figur erinnert dabei sehr an die beiden, von Brad Pitt und Morgan Freeman gespielten Ermittler David Mills und William Somerset aus Finchers „Seven“, sogar der Sprachduktus scheint ein sehr ähnlicher zu sein. Gordons familiäres Umfeld, das in den Comics eine wichtige Rolle spielt – seine Tochter Barbara ist bekanntermaßen Batgirl, sein Sohn James jr. wird zum Widersacher und seine zweite Frau Sarah Essen Gordon wird vom Joker ermordet – taucht hier zumindest noch nicht auf. Dementsprechend zweckgebunden fällt Wrights Performance aus, wie üblich ist Gordon einer der wenigen nicht-korrupten Polizisten, und obwohl wir seinen genauen Antrieb nicht kennen, ist doch eindeutig, dass er mit voller Leidenschaft bei der Sache ist.

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James Gordon (Jeffrey Wright) und Batman (Robert Pattinson)

Das Verhältnis zwischen Batman und Catwoman, die hier, wie schon in „The Dark Knight Rises“, nur ihren bürgerlichen Namen trägt und bestenfalls einmal als „cat burglar“ bezeichnet wird, ist wie üblich recht ambivalent. Selina ist gleich doppelt in die Mafiaverschwörung verwickelt, zum einen ist ihre Freundin Annika eine potentielle Zeugin, die später vom Pinguin und seinen Leuten beseitigt wird, und zum anderen ist sie Carmine Falcones Tochter und möchte sich an ihrem Vater rächen. Dieser Subplot wirkt ein wenig unausgegoren und konstruiert, die einzelnen Elemente wollen alle nicht unbedingt wirklich zusammenpassen, vor allem am Ende wird das deutlich. Über den Film hinweg wird immer wieder der Eindruck erweckt, Carmine Falcone habe ein gewisses Interesse an Selina, weil er weiß, dass sie seine Tochter ist, jedenfalls scheint er sie „väterlich“ zu behandeln. Dann gibt es allerdings eine Enthüllungsszene, in welcher Selina ihn aufklärt, wer sie ist und die nicht so recht zum Rest passen will. Davon abgesehen ist Selina allerdings ein exzellenter Bestandteil des Films, ich würde sogar noch weiter gehen und Zoë Kravitz die beste Performance des Films attestieren. Während Pattinsons Rolle eher stoisch angelegt ist und er sehr viel über die Augen vermittelt, ist es bei Kravitz die Körpersprache, die die Figur definiert, sei es in den Kampfszenen, wenn sie die Rolle einer Kellnerin schlüpft oder wenn sie sich tatsächlich ehrlich und verletzlich gibt. Mit dem finalen Urteil möchte ich noch bis zur Zweitsichtung warten, aber ich denke, ich habe meine Lieblings-Catwoman gefunden – was angesichts der Konkurrenz durch Michelle Pfeiffer und Anne Hathaway wirklich eine beeindruckende Leistung ist.

„Riddle me this”: Schurken und Widersacher
In „The Batman“ bringt Matt Reeves drei (sofern man Catwoman nicht dazurechnet) klassische Batman-Widersacher zurück auf die Leinwand. Wie schon in der meisterhaften Miniserie „Batman: The Long Halloween“ sowie in „Batman Begins“ und „Gotham“ fungiert Carmine Falcone, in „The Batman“ gespielt von John Turturro, als Symbol des „alten Gotham“, das von klassischen Gangstern beherrscht wird, die aber nach und nach von exzentrischen Freaks abgelöst werden. Um ehrlich zu sein, John Turturro konnte mich als übermächtiger Mafia-Don nicht wirklich überzeugen, die Gravitas, die Ausstrahlung, die man von einer derartigen Figur erwartet, schafft er einfach nicht zu vermitteln. Hier wäre etwas mehr „show, don’t tell“ angebracht gewesen – man wird immer wieder darüber informiert, wie mächtig und gefährlich Carmine Falcone ist, aber weder bekommen wir wirklich eine Kostprobe seiner Macht, noch wird es auf andere Art vermittelt. Was bleibt ist ein recht jovialer John Turturro.

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Oswald Cobblepot, der Pinguin (Colin Farrell)

Oswald Cobblepot ist das genau Gegenteil: Der Pinguin fungiert hier als Carmine Falcones Unterboss und rechte Hand, als solcher wird er deutlich aktiver als sein Chef. Nicht nur ist Colin Farrell unter dem beeindruckenden Make-up absolut nicht wiederzuerkennen, er geht völlig in seiner Rolle auf, spielt grandios und sorgt für einige der besten, wenn auch grimmigen, Momente des Humors. Farrell gibt einen deutlichen besseren und exzentrischeren Gangster ab als Turturro und reißt gnadenlos jede Szene an sich, in der er auftaucht, sei es das erste Zusammentreffen mit Batman oder die wilde Verfolgungsjagd (Batmans asozialer Fahrstil ist über die verschiedenen Inkarnationen hinweg sehr konsistent).

Schließlich und endlich hätten wir den Riddler, den eigentlichen Antagonisten des Films, der sich in der Reeves-Interpretation so weit wie nur irgendwie denkbar von Frank Gorshin oder Jim Carrey entfernt hat und eher an den Zodiac-Killer, John Doe aus „Seven“ oder Jigsaw aus „Saw“ angelehnt ist. Wie so oft bei Batman handelt es sich um ein dunkles Spiegelbild des Helden: Sowohl Bruce Wayne als auch Edward Nashton sind Waisen, die sich mit Gothams Korruption und Kriminalität nicht mehr abfinden wollen. Anders als Bruce Wayne verfügt Edward Nashton allerdings nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel, weshalb er Bruce als „keine echte Waise“ betrachtet. Wie Bruce beschließt er, Vergeltung zu üben. Wo Batman allerdings Nacht für Nacht auf die Straße geht und Verbrecher verprügelt, ohne dabei das Gesamtbild zu sehen, kommt Nashton hinter die Verschwörung, die Carmine Falcones Macht sichert, ihm fehlen aber die Mittel, etwas dagegen zu tun. Batman fungiert für ihn als Inspiration, tatsächlich glaubt er, sie stünden auf derselben Seite. Als Riddler möchte Nashton Batman die Augen für das Gesamtbild öffnen, was ihm auf gewisse Weise auch gelingt, nachdem er dem Dunklen Ritter allerdings seine Sichtweise enthüllt, ist dieser nicht etwa erfreut, sondern aktiv abgestoßen. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich Riddlers Vorgehensweise, denn im Finale agiert er weniger wie der Puzzle-verrückte Serienkiller, als der er bis dahin dargestellt wurde, sondern eher wie ein Terrorist aus den Nolan-Filmen, was mir persönlich wie ein Bruch vorkommt. Auch die neuen Anhänger des Riddlers, die plötzlich fast wie aus dem Nichts auftauchen, erscheinen etwas merkwürdig, ein recht unsubtiler Kommentar auf Social-Media-Follower. Auf der einen Seite wirkt das Finale ein wenig wie angeklebt, um noch etwas Spektakel und Action unterzubringen, andererseits ist es für die Entwicklung Batmans und den thematischen Überbau sehr wichtig. Wie dem auch sei, Paul Dano überzeugt in der Rolle des Riddlers auf seine Art ebenso wie Colin Farrell, auch wenn er deutlich weniger unterhaltsam ist (wie es auch sein sollte). Über den Masterplan des Riddlers sollte man dagegen vielleicht nicht allzu genau nachdenken, sonst offenbaren sich die üblichen Lücken.

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Carmine Falcone (John Turturro)

Mit dem Joker, gespielt von Barry Keoghan, hat darüber hinaus ein weiterer, klassischer Batman-Schurke einen kleinen Cameo-Auftritt, den es meinem Empfinden nach aber absolut nicht gebraucht hätte – die Szene wirkt unpassend und stört den Fluss des Endes. Zudem hatten wir in letzter Zeit so viel Joker, dass er durchaus mal eine Weile pausieren kann. Laut Reeves war eine weitere Szene mit dem Joker geplant und wurde sogar gedreht, in welcher Batman den Joker aufsucht, damit dieser ihm auf Hannibal-Lecter-Art bei der Ergreifung des Riddlers hilft – diese Szene fiel (glücklicherweise) der Schere zum Opfer. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die Ergreifung des Jokers das Ereignis war, das Batman und Gordon zusammengeschweißt hat. Zudem wird noch der etwas neuere, in den frühen 2000ern von Jeph Loeb und Jim Lee geschaffene Hush angedeutet. Der Reporter, der droht, Thomas Waynes Geheimnisse zu enthüllen, trägt den Nachnamen Elliot, was natürlich sofort an Thomas Elliot, Hushs bürgerliche Identität denken lässt. Zudem steht das Wort „Hush“ auch noch auf dem Foto besagten Reports – ich bin sicher, sowohl Thomas Elliot als auch die Frage, wie korrupt Thomas Wayne tatsächlich war, werden in Zukunft noch eine Rolle spielen.

Art of Adaptation: Ein Blick auf die Quellen
„The Batman“ folgt dem gewohnten Muster vieler anderer Superheldenfilme: Anstatt eine bestimmte Story zu adaptieren, arbeiteten Matt Reeves und Peter Craig mit einer Vielzahl an verschiedenen Story-Elementen aus diversen Werken der letzten Jahrzehnte und bauten zudem noch viele, viele kleine Anspielungen für Comic-Fans ein, die zeigen, wie gut sie sich in der Materie auskennen. Wie schon bei „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ fungieren die beiden essentiellen Batman-Storys „Batman: Year One“ (von Frank Miller und David Mazzuchelli) und „Batman: The Long Halloween“ (von Jeph Loeb und Tim Sale) als primäre Inspiration für das Setting eines völlig korrupten, von der Mafia beherrschten Gotham, das von einem bestimmten Vigilanten und seiner (mehr oder weniger) farbenfrohen Schar an Widersachern nachhaltig verändert wird. Vor allem „The Long Halloween“ nannte Reeves immer wieder als eine seiner liebsten Batman-Geschichten, dementsprechend viele Verweise finden sich in der Handlung des Films. Während „The Dark Knight“ den Two-Face-Plot (zumindest in groben Zügen) adaptierte, scheint „The Batman“ stärker vom zentralen Kriminalfall inspiriert zu sein. In „The Long Halloween“ ist natürlich nicht der Riddler, sondern der Holiday-Killer der zentrale Antagonist, und er tötet Mitglieder der Mafia, nicht korrupte städtische Beamte, aber die Parallelen sind doch deutlich. Und zu allem Überfluss startet die Mordserie in „The Batman“ an Halloween, auch wenn sie kein ganzes Jahr andauert. Catwoman als Tochter Carmine Falcones stammt ebenfalls aus „The Long Halloween“, dieser Aspekt wird in den Fortsetzungen „Batman: Dark Victory“ und „Catwoman: When in Rome“ (beide ebenfalls von Loeb und Sale) weiter ausgeführt. Besonders erfreut war ich darüber, dass Selina Carmine Falcone auch im Film die ikonischen Kratzer verpasst, die er in „Year One“ bekommt. Und wo wir gerade von Catwoman sprechen: Ihr Kurzhaar-Look stammt direkt aus dem beliebten Run von Ed Brubaker und Darwyn Cooke, während sie in der finalen Konfrontation genauso aussieht wie bei ihrem ersten Auftritt in Millers „Year One“. Selinas Freundin Annika ist, so weit ich weiß, eine Neuschöpfung, erinnert aber an Holly Robinson, die in den Comics eine ähnliche Rolle spielt und ebenfalls getötet, von Ed Brubaker aber wieder zurückgebracht wurde.

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Selina Kyle (Zoë Kravitz) und Batman (Robert Pattinson)

Eine weitere wichtige Inspiration dürfte die deutlich jüngere dreiteilige Graphic-Novel-Serie „Batman: Earth One“ von Geoff Johns und Gary Frank sein. In dieser Neuerzählung von Batmans Origin erleben wir einen ähnlich fehlbaren Batman, der erst lernen muss, was es heißt, ein Held und ein Detektiv zu sein. Die Interpretation Alfreds scheint ebenfalls auf „Earth One“ zu basieren, vom Gehstock bis hin zu seiner Rolle, die eher Trainer und Bodyguard statt Butler zu sein scheint. Ähnliches lässt sich auch über den Riddler sagen, der im zweiten Band der zentrale Widersacher ist und ebenfalls als Serienkiller inszeniert wird. Gewisse Parallelen zum Riddler aus den Arkham-Spielen lassen sich nicht leugnen, von der Agenda gegen Korruption in „Arkham Origins“ bis zu den Jigsaw-ähnlichen Fallen in „Arkham City“. Das Finale schließlich erinnert an Ed Brubakers und Greg Capullos „Batman: Zero Year“, eine weitere Origin-Erzählung im Rahmen der 2011 gestarteten New-52-Kontinuität. Wie in „The Batman“ tritt der Riddler hier als erster „echter“ Superschurke auf und zudem wird Gotham geflutet und von der Außenwelt abgeschnitten, etwas, das im kommenden Sequel von „The Batman“ thematisiert werden könnte. Eine ähnliche Situation hatten wir freilich auch in „The Dark Knight Rises“ und dem groß angelegten Handlungsbogen „No Man’s Land“, der sich Ende der 90er durch sämtliche Batman-Serien zog.

Mit der Idee, die Waynes könnten vielleicht nicht die guten Menschen sein, als die sie Bruce immer sah, spielen die Autoren in den Comics immer wieder. Die Verbindung zu Carmine Falcone stammt direkt aus „The Long Halloween“, und auch die Telltale-Spiele (die ich leider nicht selbst gespielt habe) greifen diese Idee wohl auf. Martha Wayne als Mitglied der vom Wahnsinn gezeichneten Arkham-Familie stammt aus „Earth One“ – normalerweise ist sie eine Kane – und in gewisser Weise scheint „The Batman“ auch an Todd Phillips „Joker“ anzuknüpfen, denn Phillips‘ Version von Thomas Wayne kandidiert ebenfalls als Bürgermeister und hat mit Sicherheit keine völlig weiße Weste. Den Pinguin als Handlanger und gewissermaßen Nachfolger Carmine Falcones sahen wir bereits in „Gotham“. Der gefesselte Colin-Farrell-Pinguin adaptiert sogar kurzzeitig das typische Watscheln der Robin-Lord-Taylor-Version. Als weitere zentrale Inspirationsquelle für Batmans psychischen Zustand nennen Reeves und Robert Pattinson zudem „Batman: Ego“ von Darwyn Cooke, ein kürzerer One-Shot, in welchem Bruce Wayne eine Art Zwiegespräch mit seinem Alter Ego führt, was angesichts des Mangels an Distinktion zwischen Bruce und Batman im Film ein wenig ironisch anmutet.

Fazit: Ist Matt Reeves‘ „The Batman” ein Meisterwerk, vielleicht sogar der beste Batman-Film? So weit würde ich definitiv (noch?) nicht gehen, aber zweifelsohne handelt es sich um eine extrem gelungene Neuinterpretation der Figur und ihres Kosmos mit einem wirklich grandiosen Cast, einem vor gotischer Atmosphäre triefenden Gotham City und leider einigen erzählerischen Schwächen im dritten Akt. Aber ich möchte definitiv gerne mehr sehen von dieser Inkarnation Batmans und Gothams.

Trailer

Bildquelle

Batman: The Dark Knight Returns

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Unabhängig davon, wie man zu Frank Miller und seinem Schaffen steht, wenn man sich mit Batman beschäftigt, kommt man an „The Dark Knight Returns“ einfach nicht vorbei – der Einfluss der vierteiligen Miniserie aus dem Jahr 1986 auf alles, was danach kam, seien es Comics oder Adaptionen in Film, Fernsehen und Spielen, ist nicht zu leugnen. Da Matt Reeves‘ „The Batman“ sich nun wegen Corona immer weiter verzögert, ist es vielleicht an der Zeit, sich einmal etwas ausgiebiger mit Millers Batman-Arbeiten zu beschäftigen, angefangen natürlich mit „The Dark Knight Returns“.

Handlung und Struktur
Bei „The Dark Knight Returns” handelt es sich um eine Geschichte, die außerhalb der regulären DC-Kontinuität spielt und einer der Wegbereiter des Elseworld-Labels war, wobei allerdings meistens „Gotham by Gaslight“ als „Initialzündung“ angesehen wird. Unter diesem Label konnten die Autoren und Zeichner mit den Figuren experimentieren und alternative Versionen zeigen, seien es mögliche Zukünfte oder radikal anders konzipierte Helden (etwa Batman als Vampir, ein Superman, dessen Kapsel 1938 in der Sowjetunion landet o.ä.). Inzwischen hat sich das DC-Black-Label mehr oder minder zum inoffiziellen Nachfolger entwickelt – tatsächlich wurden inzwischen unter diesem Label sowohl neue TDKR-Spin-offs publiziert als auch „The Dark Knight Returns“ selbst neu aufgelegt.

In Millers alternativer Zukunft, die bezüglich des Kontextes allerdings sehr stark im Erscheinungsjahr bzw. Erscheinungsjahrzehnt verwurzelt ist (Ronald Reagan ist beispielsweise eindeutig Präsident), sind zehn Jahre vergangen, seit Batman das letzte Mal gesehen wurde. Bruce Wayne fühlt sich mit Mitte fünfzig inzwischen als alter Mann, trinkt zu viel und fährt gefährliche Rennen. Auch ansonsten ist die Situation nicht gerade rosig. Comissioner Gordon steht kurz vor der Pensionierung, Gotham wird von einer Hitzewelle geplagt und das Verbrechen ist nicht mit Batman zusammen verschwunden: Eine neue, äußerst brutale Jugendgang, die „Mutanten“, sucht die Stadt heim. Die sich zuspitzende Lage bewegt Bruce dazu, ein weiteres Mal in das Kostüm zu schlüpfen und in Gothams Straßen aufzuräumen. Das bleibt natürlich nicht folgenlos…

Bereits bei der Strukturierung der Geschichte beginnt Miller damit, klassische Erzählweisen zu hinterfragen – in diesem Fall die ganz grundsätzlichen. In der „Standardausgabe“ einer Superheldenserie, die nicht Teil eines größeren Handlungsstranges oder Mehrteilers (die inzwischen die Norm darstellen) ist, taucht der Schurke auf und wird besiegt. Dementsprechend hat jede Einzelausgabe von „The Dark Knight Returns“ einen anderen Gegner, mit dem Batman sich auseinandersetzen muss. Der erste ist Harvey Dent bzw. Two Face, der zweite der Anführer der Mutanten, der dritte der Joker und der vierte Superman. Besonders interessant ist der Umstand, dass sich zwei traditionelle Batman-Schurken mit zwei nicht traditionellen abwechseln, der Anführer der Mutanten wurde von Miller neu geschaffen und Superman und Batman sind normalerweise Verbündete. Natürlich handelt es sich bei den Konfrontationen nicht um in sich abgeschlossene Angelegenheiten, sie sind dazu da, die Entwicklung der Figur zu fördern, es geht nicht nur um den Kampf zwischen Held und Widersacher an sich. Auf gewisse Weise erzählt „The Dark Knight Returns“ die Geschichte einer Apotheose: Ein Held stirbt (zumindest scheinbar) und wird dadurch endgültig zur Legende, zum Mythos. Sowohl in der klassischen Mythologie als auch in der Geschichte wurde dieses Muster immer wieder verwendet, beispielsweise bei Herakles oder Caesar, der nach seinem Tod auf Veranlassung seines Erben Augusts vergöttlicht wurde

Millers Batman und Robin
Im Kontext von „The Dark Knight Returns“ wird oft davon ausgegangen, dass Miller im Alleingang den düsteren, grimmigen Batman etablierte – das ist falsch. Bei „The Dark Knight Returns“ handelt es sich um den Endpunkt einer langen Entwicklung, die nach dem Ende der Adam-West-Serie einsetzte. Unter kreativen Köpfen wie Julius Schwartz, Denny O’Neill und Steve Engelhart wurden Batman-Comics zusehends düsterer. Millers Verdienst liegt eher darin, dass er Batman als Figur und Gotham City als seine „Welt“ hinterfragte und dekonstruierte. Nicht von ungefähr wird „The Dark Knight Returns“ nur allzu gerne in einem Atemzug mit Alan Moores „Watchmen“ genannt – was Moore mit dem Superheldengenre im Allgemeinen tat, vollbringt Miller hier mit einer bestimmten Figur. Zwei der zentralen Fragen, die er in diesem Werk und dem bald darauffolgenden „Batman: Year One“ stellt sind: „Was für ein Mensch zieht sich ein Fledermauskostüm an, um Verbrecher zu bekämpfen?“ und „Was für eine Stadt hat genau das nötig?“ Gotham als Schauplatz wird ebenso wie Batman neu definiert, hier allerdings noch nicht so detailliert und ausgiebig wie in „Batman: Year One“ – der Fokus liegt in TDKR stärker auf dem Dunklen Ritter selbst, bei „Year One“ ist es umgekehrt. Millers Gotham ist eine Stadt der Extreme, in der man aufgrund des ständigen Medienechos schlicht nicht zur Ruhe kommt.

In „The Dark Knight Returns“ erleben wir einen Bruce Wayne, der mit dem Ruhestand nicht zurechtkommt, für den der Kampf gegen das Verbrechen nicht nur Bestimmung, sondern regelrecht Obsession ist. Bruce scheint hier fast schon unter Persönlichkeitsspaltung zu leiden und Batman als separate Entität wahrzunehmen. In den zehn Jahren der Bat-Abstinenz kommt Bruce dennoch nicht zur Ruhe und sucht Ersatz, beispielsweise in gefährlichen Autorennen. Der Batman, den Miller hier präsentiert, ist grimmiger, brutaler und rücksichtsloser, als man es von der Mainstream-Variante gewohnt ist und setzt sogar Schusswaffen ein, wenn er der Meinung ist, dass es nicht anders geht (nach wie vor mag er sie allerdings nicht). Und auch vor wirklich aktivem Töten schreckt er immer noch zurück, nicht einmal beim Joker kann er sich dazu durchringen. Dennoch ist dieser Batman ein Mann der Extreme, der ein Anarchist sein muss, weil er sonst ein Faschist wäre. Implizite Elemente von Friedrich Nietzsches Übermensch und Ayn Rands Philosophie des Objektivismus, die sich in Batman oftmals finden, macht Miller fast schon explizit.
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Batmans Entwicklung im Verlauf der Geschichte wird auch durch sein Kostüm dargestellt – hierdurch kreiert Miller zugleich einen Metakommentar zur Geschichte der Figur. Als Bruce den Suit zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder überstreift, ist es der, den er in den 70ern und 80ern auch in den Mainstream-Comics trägt – das blaue Cape mit den schwarzen Highlights und das graue Kostüm mit der gelb umrahmten Fledermaus. Zur ersten Konfrontation mit dem Mutantenführer wechselt er zwar nicht das Kostüm, doch durch die Lichtverhältnisse wird aus blau grau-schwarz und das Outfit wirkt deutlich düsterer – dieses Design beeinflusste Batmans Aussehen in den darauffolgenden zehn bis fünfzehn Jahren. Nach der Niederlage trägt Batman tatsächlich ein neues Kostüm, dass sowohl auf die Farbe Blau als auch auf das gelbe Oval verzichtet. Selbst der Gürtel ist eher beige als gelb. Dieses Outfit erinnert an die Ursprünge, den Batman der 40er, der noch deutlich härter und brutaler war. Nachdem Gotham City in der Mainstream-Kontinuität Ende der 90er von einem Erdbeben zerstört wurde und Batman sich in der äußerst umfassenden Storyline „No Man’s Land“ mit den Folgen herumärgern musste, tat er es dem Miller-Batman nach und kehrte ebenfalls zum grau-schwarzen Dress ohne gelbes Oval zurück.

Als Robin führte Miller eine völlig neue Figur ein, ein dreizehnjähriges Mädchen namens Carrie Kelly. Ihr Vorgänger, Jason Todd, starb zehn Jahre vor Beginn der Handlung – hiermit sagte Miller auf gewisse Weise bereits „A Death in the Family“ voraus. Besonders bemerkenswert ist Batmans ziemlich harter Umgang mit Robin, er bezeichnet sie mehrfach als Soldat und droht, sie bei Nichtbeachtung seiner Befehle zu feuern. Mehr denn je fungiert diese Inkarnation von Robin dazu, als Kontrast zum grimmigen Dunklen Ritter zu dienen.

Schurken und Widersacher
Wie bereits erwähnt arbeitet Miller in „The Dark Knight Returns“ mit zwei klassischen Batman-Schurken sowie zwei Widersachern, die normalerweise nicht in der Schurkenriege des Dunklen Ritters auftauchen. Mit Superman werde ich mich in diesem Artikel nicht weiter befassen, wenn es nicht unbedingt nötig ist, da ich bereits 2016 einen ausführlichen Artikel zum Duell der „World’s Finest“ verfasst habe. Ansonsten ist vor allem bemerkenswert, dass sich Batman in seinen Schurken, ganz nach bester Tradition, widerspiegelt. Während Superman und der Mutantenanführer quasi unabhängig agieren, befanden sich Two Face und der Joker, ganz ähnlich wie Batman selbst, die letzten zehn Jahre über im Ruhestand. Harvey Dent erhielt eine Operation, die seine zerstörte linke Gesichtshälfte wiederherstellte und der Joker verfiel in einen katatonischen Zustand. Erst mit Batmans Rückkehr werden auch diese beiden Schurken ein letztes Mal aktiv. Mit Two Face beschäftigt sich Miller nicht allzu intensiv: Die Operation hat zwar sein Gesicht wieder hergestellt, aber die Harvey-Dent-Persönlichkeit zerstört, Two Face nimmt sich als vollständig entstellt wahr.

Dem Joker hingegen schenkt Miller deutlich mehr Beachtung. Zwar war er schon immer einer von Batmans prominentesten Feinden, doch in den 80ern wurde seine Stellung als Batmans Erzrivale durch eine Reihe von Werken endgültig zementiert – darunter „The Killing Joke“, „A Death in the Family“ und natürlich „The Dark Knight Returns“. Wie kaum ein anderer Autor vor ihm arbeitet Miller die Abhängigkeit dieser beiden Widersacher voneinander heraus, diese fast schon romantische, definitiv ungesunde Beziehung, die unter anderem auch die Grundlage von „The Lego Batman Movie“ bildet. Batman ist das einzige Element, das dem „Clown Prince of Crime“ einen Sinn im Leben gibt, ohne ihn vegetiert er nur im Arkham Asylum vor sich hin.

Von allen vier Widersachern des Dunklen Ritters ist der Mutantenführer der mit Abstand uninteressanteste und oberflächlichste. Er steht für eine neue, brutalere Zeit, eine neue Generation an Verbrechen, die Batman überwinden muss. Nicht umsonst wird Batman zuerst von dieser neuen, unbekannten Größe besiegt, bevor er wirklich zu seiner alten Stärke zurückfindet.

Visuelle Umsetzung
DkrjokerhighresAutor und Zeichner in Personalunion findet man im US-Bereich eher selten. Frank Miller konnte bei „The Dark Knight Returns“ sein Skript genau so umsetzen, wie er es für richtig hielt. Visuell ist diese Batman-Geschichte natürlich ikonisch, ich muss allerdings zugeben, dass Miller nicht unbedingt zu meinen Lieblingszeichnern gehört, auch wenn ich die die Entwicklung seines Stils sehr interessant finde. Gerade seine frühen Arbeiten, als Beispiel seien hier die von Chris Claremont geschriebene Miniserie „Wolverine“ aus dem Jahr 1982 sowie diverse Daredevil-Werke genannt, sind noch relativ typisch für die Superhelden-Comics dieser Dekade. In „The Dark Knight Returns“ merkt man hingegen deutlich Einflüsse aus dem Bereich Manga und frankobelgische Comics. Egal, ob man Millers visuellen Stil nun mag oder nicht, er ist definitiv distinktiv. Viele der Figuren sind cartoonhaft überzeichnet und geradezu grotesk, vom monströsen Anführer der Mutanten bis hin zur massiven Gestalt Batmans. Auch Farbgebung und Panellayout sind bemerkenswert. Die „Talking Heads“, die das bereits erwähnte, konstante Medien-Dröhnen darstellen, werden immer wieder in kleinen, fernsehförmigen Panels „zwischengeschaltet“. Ansonsten erinnert die Aufteilung mitunter ein wenig an Alan Moores „Watchmen“ – wo „Watchmen“ allerdings stets sehr ordentlich und symmetrisch strukturiert ist, kann es Miller nicht lassen, immer wieder aus diesen Strukturen auszubrechen. Etwas, das Moore und Dave Gibbons in ihrem Superhelden-Deskonstruktionsansatz beispielsweise völlig auslassen, sind die großen Splash-Pages, in denen die Figuren besonders heroisch präsentiert werden. Diese sind bei Miller sogar ziemlich häufig vorhanden.

Für die Colorierung war Lynn Varley verantwortlich, die Miller im Erscheinungsjahr von „The Dark Knight Returns“ heiratete und von der er sich 2005 wieder scheiden ließ. Varleys Farbgebung in diesem Comics ist wirklich außerordentlich aussagekräftig. Vor allem den Tagesszenen verpasst sie einen ausgewaschenen, fast schon fahlen Ton, während die Nachtszenen von den großen Schwarzflächen dominiert werden, die später in Millers „Sin City“ noch eine große Rolle spielen sollten. Die Farben in „The Dark Knight Returns“ haben immer eine Aussage – ich erwähnte bereits die Entwicklung des Bat-Suits, derartige Beispiele finden sich noch häufiger. Ein weitere, eindrückliche Strecke ist etwa die Szene, in der Ronald Reagan Superman den Auftrag erteilt, Batman auszuschalten. Der Leser sieht Superman zwar nicht direkt, doch Miller und Varley lassen in Zeichnung und Farben die Streifen der Flagge in das Superman-Logo morphen, sodass man als Leser sofort weiß, wer der Dialogpartner des Präsidenten ist.

Adaptionen und Einfluss

„The Dark Knight Returns“ als den einflussreichsten Batman-Comic der letzten fünfzig Jahre zu bezeichnen, ist wahrscheinlich eine Untertreibung. Obwohl es sich dabei um eine Geschichte handelt, die außerhalb der regulären Kontinuität spielt, finden sich bestimmte Elemente, Anspielungen, Charakterisierungen etc. nicht nur in den Comics, sondern auch in allen anderen Medien wieder. Werfen wir zuerst einen Blick auf die direkten Adaptionen. In der Folge „Legends of the Dark Knight“ (Erstausstrahlung 1998) aus „Batman: The Animated Series” findet sich zum ersten Mal eine direkte Umsetzung einer Szene aus „The Dark Knight Returns“. In besagter Episode erzählen sich drei Kinder, wie sie Batman sehen – als Kontrast fungieren hier zwei kurze Segmente, das eine im Stil der alten Dick-Sprang-Comics aus den 40ern und 50er animiert, das andere eine Szene aus „The Dark Knight Returns“. Zu diesem Zweck wurden die beiden Kämpfe mit dem Anführer der Mutanten zu einem zusammengefasst. Der gealterte Miller-Batman wird hier von Michael Ironside gesprochen, während Carrie (gesprochen von Anndi McAfee), das Mädchen, das die Geschichte erzählt, nicht nur so aussieht wie Carrie Kelley und ihren Vornamen trägt, sondern natürlich auch als Robin in besagtem Segment auftaucht. 2012 wurde „The Dark Knight Returns“ außerdem im Rahmen der „DC Universe Animated Original Movies“ sehr vorlagengetreu als zweiteiliger Animationsfilm umgesetzt, mit Peter Weller als Batman, Ariel Winter als Carrie Kelley, Mark Velley als Superman und Michael Emerson als Joker.

Zusätzlich sollten sowohl „The Dark Knight Rises“ als auch „Batman v Superman: Dawn of Justice“ nicht unerwähnt bleiben – in beiden Fällen handelt es sich zumindest um partielle Adaptionen von „The Dark Knight Returns“. Der Abschluss von Nolans Dark-Knight-Trilogie folgt Millers Geschichte immerhin in groben Zügen: Aufgrund eines traumatischen Ereignisses wurde Batman seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, bis ein einschneidendes Ereignis einen gealterten Bruce Wayne dazu bringt, sich abermals das Kostüm überzustreifen. Schon bald bringt ein neuer Gegner dem Dunklen Ritter allerdings eine verheerende Niederlage bei, von der er sich erst erholen muss, bevor er Gotham retten kann. Freilich könnten die Details kaum unterschiedlicher sein, da auch „Knightfall“ und das bereits erwähnte „No Man’s Land“ (von Charles Dickens‘ „A Tale of Two Cities“ gar nicht erst zu sprechen) als Vorlage dienen, weshalb beispielsweise keiner der Widersacher aus dem Comic auftaucht, dafür aber Bane praktisch die Stelle des Mutantenführers einnimmt. Dennoch finden sich einige direkte Anspielungen, der Dialog der beiden Polizisten bei Batmans Rückkehr etwa stammt fast eins-zu-eins von Miller.

„Batman v Superman: Dawn of Justice” bedient sich sogar noch großzügiger bei „The Dark Knight Returns“ – Zack Snyder erklärte mehrmals, wie sehr er Millers Werk schätzt. Auch hier haben wir es mit einem gealterten, grimmigen und brutalen Batman zu tun – einem Batman, der sogar noch weitaus rücksichtsloser gegen Kriminelle vorgeht als die Miller-Version dieses Comics und größere Kollateralschäden ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf nimmt. Die gesamte Optik des Dunklen Ritters in diesem Film orientiert sich an Miller, vom gewöhnlichen Kostüm bis hin zu dem Anzug, in dem er sich Superman zum Kampf stellt. Der Kontext dieser Auseinandersetzung ist natürlich ein völlig anderer, ebenso wie der Snyder-Superman ein völlig anderer ist als der, der in „The Dark Knight Returns“ den Befehlen des Präsidenten folgt, aber die Inszenierung des Kampfes ist sehr stark an Miller angelehnt. Darüber hinaus finden sich auch sonst viele visuelle Verweise, etwa der völlig ausgezehrte Superman.

Über den indirekten Einfluss von „The Dark Knight Returns“ auf Batman ließe sich wohl ein ganzes Buch schreiben. Allein die Ermordung der Waynes zollt in fast jeder Inkarnation Miller ihren Respekt. Zwar taucht Martha Waynes ikonische Perlenkette bereits in Detective Comics 33 (1939) auf – in diesem Heft wurde erstmals Batmans Werdegang geschildert – allerdings bekam sie ihre Signifikanz erst durch „The Dark Knight Returns“. Auch der Sturz eines jungen Bruce in die Höhle, die später die Bathöhle werden sollte, stammt direkt von Miller und wurde nicht nur in die Mainstream-Kontinuität integriert, sondern auch in diversen Filmen aufgegriffen. Ganz ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Elementen – „The Dark Knight Returns“ war immer eine mögliche Zukunft Batmans, so ähnlich wie alle anderen Zukunftsversionen des DC Univerums, von „Kingdom Come“ über „Batman Beyond“ bis „DC One Million“, aber immer wieder tauchten bestimmte Ereignisse, Wendungen oder Handlungsbruchstücke in der regulären Kontinuität auf. Waren Batman und Superman etwa bisher immer wirklich gute Freunde, so wird ihre Beziehung seit „The Dark Knight Returns“ immer mal wieder als etwas problematischer dargestellt, wenn auch selten so problematisch wie bei Miller. Weiter Beispiele für TDKR-Elemente, die langsam in die Hauptkonitnuität tröpfeln, finden sich etwa in Jeph Loebs und Jim Lees „Batman: Hush“; hier wird Harvey Dents ruinierte Gesichtshälfte ebenfalls wiederhergestellt und mehr noch, der bandagierte Titelschurke Hush sieht genauso aus wie der ebenfalls bandagierte Dent bei Miller. Die Idee von Batman als separaterer Entität von Bruce Wayne arbeitete Darwyn Cooke in „Batman: Ego“ weiter aus und Zukunftsvisionen des DC-Universums im Allgemeinen und Gotham Citys im Besonderen kommen selten aus, ohne „The Dark Knight Returns“ nicht irgendwie zu referenzieren. Mehr noch, der TDKR-Batman ist gewissermaßen zur Symbolfigur des grimmigen, düsteren Batmans geworden, wann immer ein Medium auf diese Interpretation eingehen möchte, findet sich meistens eine TDKR-Referenz.

Fazit
Ich habe mich in diesem Artikel stärker auf Analyse und weniger auf Meinung konzentriert. „The Dark Knight Returns“ muss einem nicht gefallen, tatsächlich gehört Millers Bat-Epos nicht einmal unbedingt zu meinen Lieblingscomics mit dem Dunklen Ritter, ich persönlich finde „Batman: Year One“ beispielsweise deutlich gelungener, und mein absoluter Favorit ist ohnehin „The Long Halloween“. Gerade im visuellen Bereich ist mir Miller für meinen Geschmack oftmals eine Spur zu extrem, ich bin kein Fan des übermäßig bulligen Batman und manche der absurder Elemente finde ich äußerst störend und übermäßig trashig, etwa diese beiden merkwürdigen Roboterkinder oder Bruno sowie diverse andere „Millerismen“, wobei diese hier im Vergleich zu späteren Werken noch deutlich schwächer ausgeprägt sind. Dennoch, möchte man sich ernsthaft mit Batman beschäftigen, kommt man an „The Dark Knight Returns“ einfach nicht vorbei, zu groß sind die Auswirkungen, auch heute noch, zu essentiell ist diese Erzählung des gealterten Batman, zu bedeutend die Dekonstruktion dieser Ikone. Letztendlich besitzt TDKR seinen Status als der Bat-Überklassiker durchaus zurecht. Wenn Miller ihn nur nicht mit Fortsetzungen und Spin-offs verwässert hätte…

Siehe auch:
TDKR: Batman vs. Superman

Bildquelle:
Cover
Batman und Robin
Joker

Dunkirk

dunkirk
Story:
Wir schreiben das Jahr 1940, die Wehrmacht überfällt Frankreich und tausende britischer Soldaten, darunter der junge Tommy (Fionn Whitehead) sind in der französischen Hafenstadt Dünkrichen eingeschlossen. Da Churchill die Soldaten zur Verteidigung des britischen Festlandes braucht, wird eine großangelegte Rettungsaktion gestartet, an der nicht nur militärische Schiffe, sondern auch tausende von zivilen Seevehikeln teilnehmen. Mister Dawson (Mark Rylance), sein Sohn Peter (Jack Lowden) und eine Junge namens George (Barry Keoghan) machen sich auf, um an der Aktion teilzunehmen und ziehen bereits auf dem Weg einen Soldaten (Cillian Murphy) aus dem Wasser. Derweil kommt die größte Bedrohung aus der Luft: Mit den Kampfpiloten der Deutschen muss sich der Pilot Farrier (Tom Hardy) auseinandersetzen, sonst droht die Mission zu scheitern…

Kritik: Kritiker (und da schließe ich mich ein) sind sehr schnell dabei, Klischees zu verurteilen. Wenn es allerdings an erzählerische und sonstige filmische Konventionen geht, sieht die Situation anders aus. Mit „Dunkirk“ versuchte Christopher Nolan scheinbar, sowohl gegen Klischees als auch gegen Konventionen vorzugehen. In mancher Hinsicht sticht Nolans neuestes Werk somit stark aus seinem Œuvre heraus, in anderen Aspekten passt es vorzüglich zu den bisherigen Filmen. Ein Nolan’sches Markenzeichen, das in „Dunkirk“ beispielsweise völlig fehlt, sind die ausufernden, man möchte manchmal fast schon sagen: plakativen philosophischen Dialoge. Tatsächlich sind Dialoge generell selten – „Dunkirk“ ist ein sehr visueller Film, der fast alles über die Optik und den Score vermittelt (dazu später mehr). Das Genre unterscheidet sich ebenfalls, da Nolan sich bisher vor allem in geringfügig futuristischen Räumen bewegte, die meisten Nolan-Filme der letzten Jahre waren Sci-Fi-Thriller; selbst „The Prestige“ passt auf gewisse Weise in dieses Muster. „Dunkirk“ dagegen ist ein historischer Kriegsfilm.

Dennoch muss man nicht allzu lange suchen, um Parallelen zu bisherigen Nolan-Filmen zu finden. Das Thema „Zeit“, das den Regisseur wohl einfach nicht loslässt, ist in „Dunkirk“ stets präsent. Damit einher geht eine nonlineare Erzählstruktur, die für etwas Verwirrung sorgen könnte, wenn man nicht ganz genau aufpasst oder sich vorher informiert hat: Die Evakuierung Dunkirks wird nicht nur aus drei verschiedenen Perspektiven gezeigt – vom Land aus mit Tommy, von der See aus mit Mister Dawson und den beiden Jungen und von der Luft aus mit Farrier – jeder dieser drei Handlungsstränge erstreckt sich über unterschiedliche Zeitabschnitte. Tommy verbringt eine Woche am Strand, die Bootsreise von England nach Frankreich dauert etwa einen Tag und Farrier ist gerade einmal eine Stunde in der Luft; da die Handlungsstränge allerdings ineinandergeschnitten sind, wird das nicht wirklich deutlich.

Ein weiteres Nolan-Markenzeichen ist die Tendenz, eher Filme über Konzepte als über Figuren zu drehen. Zumindest für mich wird diese Tendenz in Nolans Werk immer stärker, gerade wenn man beispielsweise „Batman Begins“ mit „The Dark Knight Rises“ vergleicht – Ersterer ist weitaus figurenorientierter, während Letzterer sich eher um Konzepte und Themen kümmert, was den Figuren oft zum Nachteil gereicht. „Dunkirk“ ist der Höhepunkt dieser Tendenz, denn der Zuschauer erfährt so gut wie nichts über die handelnden Akteure des Films. Mir scheint es, als wolle Nolan sein Publikum emotional direkt in den Film werfen, anstatt es mit den Charakteren mitfiebern zu lassen. So ganz ohne Figuren geht es dann natürlich auch nicht, aber sie bleiben fast ausschließlich völlig leere Projektionsflächen; lediglich die Figuren des Handlungsstranges auf See sind minimal besser ausgearbeitet. Wenn es so etwas wie einen emotionalen Kern des Films gibt, dann ist es Mark Rylance als Mister Dawson.

Ob „Dunkirk“ somit funktioniert, hängt letztendlich davon ab, ob der Zuschauer sich so direkt in den Film werfen lässt: Rein technisch und logistisch ist der Film brillant, was Nolan da auffährt ist höchst beeindruckend. Wie üblich arbeitet er so wenig mit CGI wie möglich, was man auch deutlich merkt, alles wirkt authentisch und intensiv. Dennoch geht Nolans Ansatz für mich nicht wirklich auf, da ich nun mal doch ein sehr figurenfixierter Zuschauer bin und die meisten von ihnen kaum greifbar sind. Darsteller wie Kenneth Branagh oder Cillian Murphy schaffen da natürlich ein wenig Abhilfe, man kennt sie eben, aber gerade Tommy, der ja nominell die Hauptfigur ist, bleibt völlig undefiniert und befindet sich die meiste Zeit über in Gesellschaft anderer junger Soldaten, die alle genauso aussehen wie er. Noch stärker ist dieser Mangel an Identität bei den Deutschen, die völlig gesichtslos bleiben und von denen meistens nur als „der Feind“ gesprochen wird. Lediglich in einer einzigen Szene tauchen sie auf und sind dort auch nur verschwommen zu sehen.

Der Score von Hans Zimmer macht das leider nicht besser. Auch diesbezüglich ist „Dunkirk“ der Höhepunkt einer Tendenz im Werk des Komponisten, denn im Gegensatz zu dem, was er für Christopher Nolan hier komponiert hat, ist selbst „Batman v Superman: Dawn of Justice“ fast noch melodisch. Wie der Film selbst nimmt auch die Musik so gut wie keine Rücksicht auf die Figuren oder ihre Emotionen, stattdessen dient der Score nur einem einzigen Zweck: Die Anspannung noch zu fördern. Das Mittel der Wahl ist dabei, neben dem obligatorischen, durch Elektronik zum Teil bis zur Unkenntlichkeit manipulierten Orchester und dem Ticken einer Uhr, die sog. „Shepard-Skala“, eine Illusion bestehend aus übereinandergelegten Tonfolgen, die für den Hörer klingt, als würde sie beständig ansteigen, ohne dabei den hörbaren Bereich zu verlassen. Zu Anfang funktioniert das auch halbwegs gut, aber mit der Zeit wird der Score unglaublich anstrengend. Mein Hauptproblem dabei ist dasselbe, das ich mit vielen anderen Scores habe, die primär auf Sounddesign ausgelegt sind: Im Grunde sind die Stücke ziemlich austauschbar, kaum etwas verbindet sie mit den dazugehörigen Szenen. Fast jeder Track in „Dunkirk“ ist gleich aufgebaut: Es wird eine kurze musikalische Figur vorgestellt, die dann ad infinitum wiederholt wird, gerne unter Verwendung der oben beschriebenen Shepard-Skala. Selbst in geringeren Dosen hätte das noch funktionieren können, aber der Score füllt fast den ganzen Film, es gibt kaum Stille und irgendwann nervt er einfach nur noch. Interessanterweise stammen die wenigen Stücke, die tatsächlich melodisch sind, nicht von Zimmer, es handelt sich um eine von Benjamin Wallfisch bearbeitete Version des Stückes Nimrod von Edward Elgar, die etwas nach Vangelis klingt. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass das Soundtrack-Album losgelöst vom Film ziemlich unhörbar ist.

Fazit: „Dunkirk“ ist ein höchst unkonventioneller Film, was ihn in gleichem Maße interessant wie anstrengend macht. Auf technischer Ebene ist Nolans neuestes Werk brillant, aber mehr noch als jeder andere Film seines Œuvres stehen bei „Dunkirk“ nicht Figuren, sondern Konzepte im Zentrum. Konventionelle Figurenzeichnung ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden, da Nolan ein direktes Erlebnis möchte, doch gerade das sorgt dafür, dass es zumindest mir schwer fällt, mich auf den Film über die visuelle und technische Eben hinaus einzulassen.

Titelbildquelle

Trailer

Man of Steel – Soundtrack

Man-of-Steel-OST-Cover
Tracklisting:

01. Look to the Stars
02. Oil Rig
03. Sent Here for a Reason
04. DNA
05. Goodbye My Son
06. If You Love These People
07. Krypton’s Last
08. Terraforming
09. Tornado
10. You Die or I Do
11. Launch
12. Ignition
13. I Will Find Him
14. This is Clark Kent
15. I Have So Many Questions
16. Flight
17. What Are You Going to Do When You Are Not Saving the World?

Kein Komponist polarisiert so sehr wie Hans Zimmer. Angesichts der Anzahl an negativen Reviews zu Zimmer-Scores könnte der Eindruck entstehen, dass ich zu denjenigen zähle, die ihn rundheraus ablehnen und der Meinung sind, dass er das schlimmste ist, was der Filmmusik jemals passieren konnte. Dem ist allerdings keinesfalls so, denn viele seiner Arbeiten schätze ich wirklich sehr, u.a. „Der König der Löwen“, „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“, „Gladiator“, „King Arthur“ oder „Sherlock Holmes“, und „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ gehört sogar zu meinen absoluten Lieblingssoundtracks. Allerdings bin ich der Meinung, dass ihm seit „Sherlock Holmes“ nichts mehr gelungen ist. Sowohl „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ als auch „Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides“ waren herbe Enttäuschungen, um nur zwei zu nennen.
Als angekündigt wurde, dass Zimmer die Musik zu „Man of Steel“ schreiben würde, war ich zwar enttäuscht, aber keinesfalls überrascht, denn irgendwie war es abzusehen, ist Zimmer doch seit „Batman Begins“ Chris Nolans Lieblingskollaborateur und, da gibt es kein Leugnen, nun einmal der Bekannteste und bei „normalen“ Kinogängern beliebteste seiner Zunft. Vom Man-of-Steel-Soundtrack habe ich schließlich eine dröge, minimalistische Mischung aus „Inception“ und „The Dark Knight“ erwartet, und traurigerweise ist genau das auch dabei herausgekommen. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass ich Zimmer nicht die Alleinschuld gebe (auch wenn es der Einfachheit im Folgenden so klingen mag), denn Nolan und Snyder sind beide dafür bekannt, eher Ambience-Scores, die in Richtung Sounddesign gehen, zu bevorzugen. Vor „Man of Steel“ schrieb Tyler Bates die Musik für Snyders Filme, und dessen Musik ist bestenfalls langweilig und schlimmstenfalls plagiiert.
Bevor ich mich nun dem eigentlichen Soundtrack widme, möchte ich eines noch gleich von vornherein klarstellen. Es geht nicht darum, dass Zimmer das Williams-Superman-Thema hätte verwenden sollen, denn von übereifrigen Verteidigern des Soundtracks wird einem zumeist zuerst vorgeworfen, man sei nur stinkig, weil Zimmer nicht das klassische Leitmotiv verwendet habe.
Unweigerlich drängt sich bei „Man of Steel“ (und auch bei Zimmers-Batman-Scores) die Frage auf, ob Zimmer keine Melodien mehr schreiben kann, will oder ob es ihm verboten wurde. Als Fan der Leitmotivik bin ich generell kein Freund von Ambience-Scores, und selbst für einen solchen ist „Man of Steel“ extrem minimalistisch. Dominiert wird das Ganze von Soundwällen á la „Inception“ und einer übermäßigen Verwendung von Percussions, beides sehr gut in Oil Rigs zu hören. Ebenso zu hören sind enorm tiefe Bässe und der übermäßige Einsatz von Synth-Elementen. Prinzipiell habe ich nichts gegen solche, allerdings setzt Zimmer sie in „Man of Steel“ derart exzessiv und unnötig ein, dass es zumindest mich ziemlich stört. Das geht soweit, dass er es schafft, dass der „echte“ Orchestereinsatz verdammt künstlich klingt. Man vergleiche nur die etwa dreißigminütige Suite Man of Steel (Hans‘ Original Sketchbook), die auf der Special Edition enthalten (und auf YouTube anhörbar) ist. Bei dieser handelt es sich um eine gesamplte Mock-up-Ideensammlung. Unglücklicherweise klingt das schon fast wie das fertige Produkt.
In Interviews gab Zimmer zu Protokoll, mit seiner Musik den amerikanischen mittleren Westen (speziell natürlich Kansas) darstellen zu wollen, allerdings höre zumindest ich absolut nichts davon heraus. Stattdessen vernimmt man in erster Linie Versatzstücke anderer Zimmer-Scores, v.a. „Inception“, die Dark-Knight-Trilogie und, in If You Love These People, merkwürdigerweise auch „Der König der Löwen“.
Thematisch gibt es zwar Material, dieses ist aber noch dröger und minimalistischer als in der Dark-Knight-Trilogie. Das Superman-Thema ist bereits in Look to the Stars zu hören und besteht zwar nicht nur aus zwei Noten, aber aus mehreren Zwei-Noten-Figuren – irgendwie scheint dieses Konzept es Zimmer angetan zu haben. Variation gibt es in jedem Fall kaum, wenn man davon absieht, dass das Thema hin und wieder vom Klavier gespielt wird und mich dabei irgendwie an Chariots of Fire erinnert (Sent Here for a Reason). Es gibt zwei ausführliche Statements des Themas in Flight und What Are You Going to Do When You Are Not Saving the World?, die letztendlich an das heroische Bat-Zweitthema aus “The Dark Knight” erinnern (Like an Dog Chasing Cars). Allerdings besitzten diese Stücke nicht einmal dessen Qualitäten.
Es gibt möglicherweise auch noch weitere Themen, diese sind aber kaum als solche zu erkennen. Sie sind bedrohlichen Bläserfiguren am Ende von Krypton’s Last oder die Streichereinsätze in der Mitte von Terraforming Zods Thema? Man weiß es nicht. So etwas wie eine musikalische Narration gibt es praktisch nicht, und mehr noch als bei der Dark-Knight-Trilogie wird die emotionale Verbindung kaum ermöglicht (denn zu was ist Musik sonst da, wenn nicht, um Emotionen zu wecken). Und gerade „Man of Steel“ hätte das bitter nötig gehabt.
Fazit: Obwohl es zu erwarten war ist die Musik zu „Man of Steel“ eine gewaltige Enttäuschung, eine unausgegorene, minimalistische Mischung aus „The Dark Knight“ und „Inception“ und ein weiterer Tiefpunkt in Hans Zimmers Schaffen.

Siehe auch:
Man of Steel

Man of Steel

man-of-steel-poster
Story: Der Planet Krypton ist dem Untergang geweiht. Sowohl General Zod (Michael Shannon) als auch Jor-El versuchen dem entgegenzuwirken, wenn auch auf verschiedene Art und Weise. Während Zod einen Putschversuch wagt, schickt Jor-El seinen Sohn zur Erde.
Dort wächst Kal-El (Henry Cavill) als Clark Kent in Kansas auf bei seinen Adoptiveltern Jonathan (Kevin Costner) und Martha Kent (Diane Lane). Unter der Erdensonne entwickelt Clark enorme Kräfte, die ihn jedoch von den anderen Menschen absondern. Gerade, als Clark hinter das Geheimnis seiner Herkunft kommt, kehrt auch Zod, der die Zerstörung Kryptons überlebt hat, zurück, um auf der Erde ein neues Krypton zu erschaffen…

Kritik: Der erste Superheld kehrt auf die Leinwand zurück. Ich habe ja bereits an anderer Stelle zu Protokoll gegeben, dass ich weder mit den Christopher-Reeve-Filmen, noch mit „Superman Returns“ allzu viel anfangen konnte. Auch die Comics habe ich eher sporadisch verfolgt.
Ganz allgemein steht Superman in dem Ruf, eine recht antiquierte Heldenfigur zu sein, die sich, anders als Batman, der sich im Verlauf seiner Karriere sehr stark veränderte, seit ihrem ersten Auftritt 1938 nicht wirklich weiterentwickelt hat. Diese Aussage wäre zwar übertrieben, aber ein wenig Wahrheit steckt schon in ihr. Es wurden immer wieder Versuche unternommen, Superman düsterer, menschlicher oder verletzbarer zu machen, aber dennoch ist er weder so interessant wie etwa Batman, noch kann man sich mit ihm wirklich identifizieren, wie es etwa bei Spider-Man der Fall ist. Mehr als fast jeder andere Superheld ist Superman eine Ikone, und das macht ihn auch so schwierig zu adaptieren. Dennoch ist er eines von DCs Flagschiffen und die ersten beiden Christopher-Reeve-Filme sind, vor allem in den USA, nach wie vor Klassiker.
Vom Anhaltenden Superheldenboom im Kino möchte natürlich auch Warner Bros. profitieren, und so ist „Man of Steel“ nach „Superman Returns“ bereits der zweite Versuch, das Superman-Filmfranchise wiederzubeleben. Wie schon bei „Batman Begins“ entschloss man sich, mit der filmischen Vergangenheit der Titelfigur völlig zu brechen, und wie bei „Batman Begins“ (und dem Rest der Dark-Knight-Trilogie) sind David S. Goyer und Chris Nolan die Verantwortlichen hinter dem Reboot (Studios versuchen immer gerne, Erfolgsrezepte zu wiederholen). Nolan fungiert dieses Mal allerdings nicht mehr als Regisseur, sondern nur noch als Produzent und Autor der Story, auf deren Basis Goyer das Drehbuch verfasste. Als Regisseur wählte man Zack Snyder, der mit „300“ einen großen Erfolg feierte und sich mit der sehr originalgetreuen Verfilmung von „Watchmen“ unter den Comic- und Superheldenfans viele Freunde machte, dessen letzter Film „Sucker Punch“ allerdings floppte. Die Kombination Nolan/Goyer/Snyder versprach in jedem Fall interessant zu werden und „Man of Steel“ wurde mit Spannung erwartet. Letztendlich hat der Film Kritiker und Fans in zwei Lager geteilt: Die einen hassen ihn regelrecht, während die anderen ihn in den Himmel loben. Ich sehe das allerdings ein wenig differenzierter: In meinen Augen hat „Man of Steel“ zwar einige massive Probleme, ist aber bei Weitem nicht so schlecht, wie manch einer schreibt.
Das erste, was bei „Man of Steel“ auffällt, ist die Tatsache, dass viele von Zack Snyders Lieblingsstilmitteln keine Verwendung finden; es gibt weder Zeitlupe noch knallige, exzentrische Bilder. Stattdessen ist die Wackelkamera sehr aktiv, und zwar in einem Ausmaß, das mitunter schon ein wenig an den Nerven zehrt, vor allem wenn man sich den Film in (unnötigem) 3D anschaut. In der Tat fühlt es sich mitunter so an, als hätte sich Snyder bewusst an Nolans Regiestil orientiert. Und das gilt nicht nur für den Stil, auch inhaltlich merkt man, dass Nolan und Goyer hinter der Geschichte stecken.
In der Tat ist das Drehbuch wohl die größte Schwäche des Films. Nolan, Goyer und Snyder erzählen die Entstehungsgeschichte Supermans neu und versuchen dabei eine ähnliche Herangehensweise wie bei „Batman Begins“: Nach einem Prolog auf Krypton springen wir direkt zu einem erwachsenen Clark auf Selbstfindungsreise, Kindheit und Jugend werden in Rückblicken nachgeliefert. Das Ganze ist allerdings sehr viel sporadischer und verwirrender (weil chronologisch durcheinander) gestaltet als in „Batman Begins“. Nolan und Goyer konzentrieren sich vor allem auf Kal-El als Außenseiter unter Menschen, aber vor allem bei den Rückblicken wirkt das alles irgendwie halbgar. Und während Diane Lane als Martha Kent durchaus zu überzeugen weiß, ist Jonathan Kent ein totaler Reinfall, was zum einen Teil an Kevin Costner und zum anderen Teil am Drehbuch liegt. Wie in Richard Donners „Superman“ stirbt Jonathan, aber wie er stirbt ist selten dämlich.
Allgemein sind die Figuren, nicht nur Jonathan Kent, eines der größten Probleme des Drehbuchs: Sie sind in erster Linie funktional und tun, was der Plot von ihnen verlangt, aber nicht wirklich rund oder interessant. Drehbuch und Figuren fehlt es an Substanz. Es fällt schwer, eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen oder mit ihnen mit zu fiebern, man erfährt zu wenig über Motivation oder Charakter. Diese Tendenz war bereits in den Dark-Knight-Filmen (vor allem „The Dark Knight Rises“) vorhanden, aber keinesfalls so stark wie in „Man of Steel“. Lois Lane (Amy Adams) beispielsweise schafft es, sogar noch uninteressanter als Rachel Dawes zu sein, ich sehe in ihr einfach nicht die scharfzüngige, risikobereite Reporterin, die Lois Lane sein sollte. Erschwerend hinzukommt, dass es zwischen ihr und Clark/Superman praktisch keine Chemie gibt (interessanterweise weiß sie praktisch von Anfang an um seine Identität) – am Ende küssen sie sich, weil es im Drehbuch steht und aus keinem anderen Grund.
Die Dialoge sind leider ebenfalls nicht gerade die gelungensten. Die Reden darüber, was es bedeutet, Superman zu sein, können schon manchmal ein nerven (auch wenn sie bei weitem nicht so präsent sind, wie manch eine Kritik behauptet) und Zods Gehilfin Faora (Antje Traue) ist zwar ziemlich cool, allerdings nur, solange sie den Mund nicht aufmacht. Nebenbei: Wer sich gefragt hat, wo Jimmy Olsen steckt, die dunkelhaarige Frau, gespielt von der ziemlich unbekannten Rebecca Buller, die Perry White (Laurence Fishbunre) im dritten Akt begleitet, ist Jenny Olsen.
Prinzipiell ist „Man of Steel“ ein extrem actionreicher und sehr humorarmer Film, wodurch die oben genannten Schwächen noch deutlicher zutage treten. Vor allem die zweite Hälfte des Films ist eine Zerstörungsorgie gewaltigen Ausmaßes, gegen die selbst das Finale von „The Avengers“ fast ein wenig bieder wirkt. Prinzipiell ist das auch in Ordnung (und was die Spezialeffekte angeht, gibt es absolut nichts zu meckern, im Gegenteil), wenn zwei oder mehr Kryptonier sich prügeln, müssen konsequenterweise auch ordentlich die Fetzen fliegen, aber dem Actionoverkill des dritten Akts wird leider kaum Charakterentwicklung oder Interaktion gegenübergestellt, so dass es, wie bereits erwähnt, schwierig wird, wirklich mitzufiebern.
Neben der wirklich gelungenen Action gibt es, trotz der Drehbuchschwächen, auch einiges an Gelungenem zu vermerken. Zum Ersten wäre da Henry Cavill, der als Superman wirklich eine gelungene Performance abliefert. Er passt gut in den Anzug, wirkt nobel, ein wenig gequält, aber insgesamt heroisch und gefällt mir als Mann aus Stahl wirklich enorm gut. Auch die Darstellung Kryptons finde ich in diesem Film außerordentlich gelungen. Ich war nie ein Fan des Eiskristall-Kryptons der alten Filme, es wirkte auf mich zwar fremdartig, als Kultur aber niemals authentisch. Die Art und Weise, wie Krypton in „Man of Steel“ dagegen dargestellt wird – als technologisch hochentwickelte Welt mit tollem Design – gefällt mir außerordentlich gut, ebenso wie Russel Crowe als ziemlich aktionsfreudiger Jor-El. Michael Shannons Zod ist dagegen wieder nur funktional. Die Figur ist eigentlich gelungen angelegt, aber wie so häufig erfährt man zu wenig von ihr und Michael Shannon schafft es auch nicht, sie nur durch sein Spiel interessant zu machen – ein besseres Drehbuch hätte hier Wunder gewirkt.
Erwähnenswert sind noch die Anspielungen: Ein Satellit mit Wayne-Enterprises-Aufschrift, ein Laster mit dem LexCorp-Symbol; das lässt auf einiges hoffen.
Fazit: „Man of Steel“ ist weder das Meisterwerk, noch der Totalausfall, den ein Großteil der Kritiker in ihm sehen. Der Superman-Reboot weiß durchaus zu unterhalten, was aber nicht heißt, dass er nicht einige essentielle Schwächen besitzt. Für eine Fortsetzung wäre es vielleicht besser, wenn David S. Goyer beim Drehbuch ein wenig Unterstützung bekommt.

Trailer

Man of Steel – Soundtrack

The Dark Knight Rises – Soundtrack


Tracklisting:

01. A Storm is Coming
02. On Thin Ice
03. Gotham’s Reckoning
04. Mind if I Cut In?
05. Underground Army
06. Born in Darkness
07. The Fire Rises
08. Nothing Out There
09. Despair
10. Fear Will Find You
11. Why Do We Fall?
12. Death By Exile
13. Imagine the Fire
14. Necessary Evil
15. Rise

„The Dark Knight Rises“ stehe ich recht zwiegespalten gegenüber, beim Soundtrack jedoch ist meine Meinung eindeutig negativ.
Der dritte Score entstand dieses Mal nicht in Zusammenarbeit, da James Newton Howard laut eigener Aussage nicht das fünfte Rad am Wagen sein wollte; Hans Zimmer komponierte dieses Mal also allein (sofern man das Heer an Orchestratoren und RC-Mitarbeiten, die zusätzliche Musik und Arrangements beigesteuert haben, nicht mitzählt). Diesen Umstand merkt man der Musik auch eindeutig an, denn die melodischeren Teile aus „Batman Begins“ und „The Dark Knight“, für die wohl Howard verantwortlich war, fehlen völlig. Und traurigerweise setzt sich aktuelle Zimmertrend, die Soundtracks immer unkreativer und langweiliger zu gestalten nahtlos fort. Man möchte fast sagen, dass er einen neuen Höhepunkt (bzw. Tiefpunkt) erreicht hat, das Ausmaß an Recycling, das Zimmer hier betreibt, übertrifft fast noch das von „Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides“ und „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“. Man fragt sich in der Tat, wozu der RC-Gründer überhaupt die ganzen Mitarbeiter braucht, wo der Soundtrack doch klingt, als bestünde er mindestens zu 2/3 aus Musik aus den beiden Vorgängern, die jemand mit einem halbwegs anständigen MP3-Cutter auseinandergenommen und neu zusammengesetzt hat.
An wirklich neuem Material gibt es nur die beiden Themen für Bane und Catwoman. Das Leitmotiv für Letztere findet sich vor allem in Mind if I Cut In? und ist wieder äußerst minimalistisch (ja, mir geht dieses Wort ebenfalls auf den Geist, aber es beschreibt die gesamte Herangehensweise am besten). Dominiert vom Klavier imitiert es katzenhafte Bewegung, taucht jedoch nur in der ersten Hälfte des Films sporadisch auf, führt nirgendwo hin und ist letztendlich ziemlich langweilig.
Das einzige halbwegs interessante Thema des Soundtracks ist das von Bane, das ja bereits aus den diversen Trailern bekannt ist – der „Deshi Basarah“ singende Chor bzw. die dazugehörige Melodie (in „Reinform“ zu hören in Gotham’s Reckoning). Das Thema symbolisiert vor allem Banes rohe Kraft und seine Tätigkeit als „Revolutionsführer“. Obwohl simpel ist das Thema sehr kräftig und wirkungsvoll, erinnert mich jedoch stark an Howard Shores Fünftaktschema aus den Herr-der-Ringe-Soundtracks (taucht meist zusammen mit dem Isengart-Thema auf), was wohl vor allem daran liegt, dass beide im recht ungewöhnlichen 5/4-Takt stehen. Eingesetzt wird es ähnliche wie das Joker-Thema im Vorgänger: Wenn Bane aktiv ist, erklingt sein Leitmotiv. Was in Gotham’s Reckoning zu hören ist, ist allerdings so ziemlich alles, was an Variation geboten wird.
Von den alten Themen kehrt vor allem das Zweinotenmotiv für Batman zurück, wird dieses Mal allerdings sparsamer eingesetzt und kann so seine Wirkung besser entfalten, wenn es bei den wenigen, aber genial inszenierten Batman-Szenen auftaucht – hier wertet wohlgemerkt der Film die Musik auf und nicht die Musik den Film, wie es sonst oft der Fall ist. On Thin Ice und Fear Will Find You sind noch mit die interessantesten Stellen des Scores, in Ersterem hört man endlich mal eine andere Variation besagten Themas, die sehr schwächlich und klagend klingt und Bruce Waynes Zustand zu Beginn des Films wiederspiegelt, während in Letzterem das Zweinotenmotiv und das Bane-Thema um die Vorherrschaft kämpfen.
Das TDK-Batman-Thema glänzt vor allem durch Abwesenheit und kommt nur an ein oder zwei Stellen im Film vor und das auch nur in der ziemlich lahmen Version aus A Dark Knight, dem letzten Track des TDK-Soundtracks (auf dem TDKR-Album am Ende von Rise zu hören).
Ansonsten: Viel Wummern, viele Streicherostinati, viele Percussions, viele Bässe und Elektronik, die an Sounddesigns grenzt und jedes Mal, wenn die Action losgeht erklingen Versatzstücke aus Antrozous und Molossus, ohne dass diese auch nur irgend verändert oder variiert worden wären (u.a. in Fear Will Find You, Imagine the Fire und Necessary Evil) . Diese Vorgehensweise erinnert stark an „Pirates of the Caribbean: Curse of the Black Pearl“, wo bei jeder Actionszene He’s a Pirate erklingt. Immerhin gibt es in Imagine the Fire noch ein wenig neues wummerndes Actionmaterial – zwar nicht gut und interessant, aber immerhin etwas anderes
Zum Kauf dieses Albums würde ich nur raten, wenn jemand Zimmers Musik für Nolans Batmanfilme absolut genial hält, ein Komplettheitsfanatiker ist oder sich in Banes oder Catwomans Thema (oder beide) verliebt hat und diese unbedingt in jeder erdenklichen Version besitzen möchte. Ansonsten ist es völlig ausreichend, sich Mind If I Cut In? und Gotham’s Reckoning bei iTunes oder sonst wo herunterzuladen, denn mehr an neuen Material hat die CD praktisch nicht zu bieten.
Fazit: Ein weiterer Rückschritt zum ohnehin schon schwachen „Batman Begins“ – der Soundtrack zum Finale der Dark-Knight-Saga besteht fast ausschließlich aus völlig uninspiriertem Recycling, lediglich Banes Thema besitzt einen gewissen Reiz. Man möchte fast von einem neuen Tiefpunkt in Zimmers Schaffen sprechen, aber immerhin besteht das Album nicht zur Hälfte aus Techno-Remixen.

Siehe auch:
Batman Begins
The Dark Knight
The Dark Knight Rises
Batman Begins – Soundtrack
The Dark Knight – Soundtrack

The Dark Knight Rises

Ende des TDKR-Countdowns

Story: Acht Jahre sind vergangen, seit Batman die Schuld für die Taten Harvey Dents auf seine Kappe genommen hat. Durch den Harvey-Dent-Act konnte die organisierte Kriminalität in Gotham fast ausgerottet werden und es herrscht Frieden, doch Bruce Wayne, gezeichnet vom Kampf gegen das Verbrechen, hat sich völlig zurückgezogen. Erst die katzenhafte Diebin Selina Kyle (Anne Hathaway), die nicht nur die Perlenkette seiner Mutter, sondern auch seine Fingerabdrücke stiehlt, schafft es, ihn wieder aus seiner Lethargie zu reißen. Er macht sich daran, die Hintergründe dieses Einbruchs herauszufinden und entwickelt sogar wieder ein wenig Interesse an seiner Firma. Von Catwoman führt die Spur schließlich zu dem Terroristen Bane, der Teil der Gesellschaft der Schatten ist bzw. war und nun das Werk Ra‘s al Ghuls (Liam Neeson in einem kleinen Cameo, Ra’s Name wird immer noch falsch ausgesprochen) vollenden möchte. So sieht Bruce sich gezwungen, erneut zu Cape und Maske zu greifen, doch kann er es in seinem Zustand wirklich mit Bane aufnehmen?

Kritik: Da ist er also, der Film, auf den ich seit 2008 warte und, was soll man sagen, ihn zu bewerten ist verdammt schwer. Ich werde im Folgenden versuchen, möglichst spoilerfrei zu rezensieren, aber dass nichts durchrutscht kann ich nicht versprechen.
Wie schon „The Dark Knight“ wurde auch „The Dark Knight Rises“ enorm gehypt, die Erwartungshaltungen sind bei mir (und vielen, vielen anderen) wohl schier ins unermessliche gestiegen. Doch während „The Dark Knight“ seinem Hype in meinen Augen gerecht wurde, ist das beim Nachfolger leider nicht ganz der Fall. Es ist natürlich gut möglich, dass meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Nun ja.
In vielerlei Hinsicht besinnt sich „The Dark Knight Rises“ zurück auf „Batman Begins“, während die Ereignisse von „The Dark Knight“ vor allem zu Beginn zum Tragen kommen – zwar wird der Joker nicht mal erwähnt, aber Harvey Dents Taten, verbunden mit seinem Tod sind bestimmend für die Ausgangssituation.
In jedem Fall ähneln sich der erste und der dritte Teil der Trilogie schon strukturell stark, beide lassen sich grob zweiteilen, im Fall dieses Films in die Zeit vor dem ersten Aufeinandertreffen von Batman und Bane und in die Zeit danach. Wie „Batman Begins“ muss auch „The Dark Knight Rises“ relativ lange ohne Batman auskommen, gemessen an der Laufzeit kommt der Dunkle Ritter wirklich ziemlich selten vor (das gilt natürlich nicht im selben Ausmaß für Bruce Wayne). Auch die Handlung betreffend gibt es viele Parallelen und Rückgriffe, nicht zuletzt durch die Rückkehr der Gesellschaft der Schatten (leider ohne Ninjas), die Tatsache, dass fast eine Dreiviertelstunde vergeht, bis man spitze Ohren sieht oder durch den erneuten Gefängnisaufenthalt Bruce Waynes. Tonal und atmosphärisch gibt es zu beiden Vorgängern Parallelen, jedoch merkt man, dass „The Dark Knight Rises“ trotz allem eine ganze eigene Atmosphäre besitzen soll. Alles ist noch ein wenig größer und beeindruckender als in „The Dark Knight“. Das Finale von Nolans Bat-Saga ist enorm ambitioniert, wohl fast schon zu ambitioniert. Der Film möchte in seiner nicht gerade kurzen Laufzeit (164 Minuten) sehr viel erreichen, was zur Folge hat, dass vieles nur leicht angerissen wird – ein gern verwendetes Beispiel ist die Börsenszene, die wohl ein wenig Sozialkommentar zu Wirtschaftskrise etc. enthalten soll, aber einfach zu aufgesetzt wirkt. Leider, leider betrifft dieses Manko allerdings auch die Charaktere, denen ich mich der Reihe nach widmen werde, beginnend beim Schurken.
Mit dem Bane aus den Comics hat die von Tom Hardy verkörperte Figur freilich relativ wenig gemein. Es gibt Gemeinsamkeiten, u.a. bei der Ursprungsgeschichte (Gefängnis), auch ist Bane wie in den Comics sowohl körperlich als auch geistig sehr fit und leidet an einer Abhängigkeit. Das war’s aber auch schon; von allen Schurken des Batkosmos wurde Bane mit Abstand am meisten verändert und den Bedürfnissen der Nolanbrüder angepasst. Grundsätzlich ist das allerdings erst einmal nicht schlecht. Zwar hat Bane nicht die Präsenz von Heath Ledgers Joker, der die Angewohnheit hat, gnadenlos jede Szene an sich zu reißen und seinen Film eindeutig dominiert, aber Hardy liefert sehr gute Arbeit ab und schafft es, allein durch Körperlichkeit und Gestik eine beeindruckende Figur zu verkörpern. In diversen Internetforen liest man einiges an negativen Kommentaren in Bezug auf die deutsche Stimme, die ich nach Sichtung des Films im O-Ton nicht so ganz teilen kann. Der deutsche Sprecher klingt dem Original ziemlich ähnlich und kontrastiert ebenso wie Tom Hardy selbst Banes schreckliche Taten durch einen ziemlich jovialen Ton. Dennoch hat Bane zwei große Probleme. Das erste: Zu wenig Leinwandzeit und ein ziemlich abrupter, unrühmlicher Abgang. Dadurch, dass „The Dark Knight Rises“ zu viel möchte und aus diesem Grund teilweise einfach überladen ist, kommen viele Figuren, und darunter Bane, einfach zu kurz. Dem Charakter wird nicht genug Möglichkeit zur Entfaltung gegeben. Und das zweite Problem: Ich werde das Gefühl nicht los, dass eigentlich der Joker an Banes Stelle hätte stehen sollen. Schon seine Rhetorik erinnert stark an den Mann mit den grünen Haaren und auch die Natur des Masterplans scheint mir eher ein „soziales Experiment“ des Jokers zu sein. Da der Joker wohl ursprünglich für diesen Film eingeplant war (was durch Heath Ledgers Tod natürlich verhindert wurde) wäre dies durchaus im Bereich des Möglichen, genau wissen wird man es wohl nie.
Catwoman/Selina Kyle hat ebenfalls Probleme, auch wenn mir, wie bei Bane, die Umsetzung eigentlich recht gut gefallen hat. Anne Hathaway spielt Selina Kyle recht pfiffig und humorvoll und die Szenen, in denen sie mit Bruce Wayne bzw. Batman interagiert sind einfach verdammt spaßig und bringen etwas Auflockerung in den sonst doch sehr düsteren und ernsten Film. Aber auch hier: Selina hat zu wenig Zeit, um sich wirklich entfalten zu können. Sowohl ihr Hintergrund als auch ihre Motivation bleiben größtenteils im Dunkeln, was der Figur nicht gut tut.
Und schließlich Bruce Wayne/Batman: Auch hier, mehr Fokus wäre wünschenswert gewesen. Zwar macht Bruce eine enorme Entwicklung durch, aber weil es noch so viele andere Figuren und Ereignisse gibt, die thematisiert oder angeschnitten werden – neben den beiden Schurken hätten wir da noch Comissioner Gordon (Gary Oldman), der ebenfalls irgendwie untergeht, Miranda Tate (Marion Cotillard), Peter Foley (Matthew Modine), Alfred (Michael Caine, wird nach Bruces Rückkehr als Batman relativ unelegant abserviert, um nach dem Finale noch mal kur vorbeizuschauen) und natürlich den jungen Cop John Blake (Joseph Gordon-Levitt), der der größte „Zeitfresser“ ist. So wirkt der Abschluss von Batmans Reise schließlich gehetzt, der Titelgebende Aufstieg des Dunklen Ritters nicht so ganz überzeugend, was gerade im Vergleich mit „Batman Begins“ auffällt, wo sich für die Entwicklung entsprechend viel Zeit genommen wurde. Diese Aussparungen in der Entwicklung haben z.T. auch, ebenso wie die Schurkenpläne (aber zumindest das ist schon Tradition in der Reihe) einen sehr negativen Effekt auf die Filmlogik – wie zur Hölle hat es Bruce Wayne geschafft, von Marokko so schnell nach Gotham zu gelangen? Zu erwähnen ist noch, dass Batmans Stimme immer noch grausig klingt. Während sie im O-Ton etwa auf Dark-Knight-Niveau ist, ist die deutsche Fassung noch einmal schlimmer – da hat wohl jemand mit dem Stimmverzerrer seinen Spaß gehabt.
Das alles mag sich nun weit negativer anhören, als es eigentlich gemeint ist. Den Film im Kino zu sehen (selbst beim zweiten Mal) ist bombastisch, danach fühlt man sich erst einmal ziemlich geplättet.
Chris Nolan hat einen zwar nicht ganz plausiblen und etwas überkonstruierten, aber dafür wieder enorm spannenden und mitreißenden Batfilm abgeliefert. Wie schon „The Dark Knight“ könnte man auch „The Dark Knight Rises“ wieder gewisse Längen vorwerfen (gerade in der ersten Hälfte gibt es ein bisschen viel Exposition), aber interessanterweise stört mich das bei Nolans Batmanfilmen generell absolut nicht. Und es gibt da so gewisse Szenen, die für die oben erwähnten Mankos entschädigen. Batmans erster Auftritt in diesem Film ist so eine. Die Rückkehr des Dunklen Ritters (ja, Referenz) ist ein enorm gelungener Gänsehautmoment, ebenso wie der erste Kampf mit Bane und die zweite Rückkehr. Die Action ist ganz allgemein atemberaubend, die schauspielerischen Leistungen durchweg gut bis sehr gut, insbesondere wenn man bedenkt, wie wenig Zeit die Darsteller zum Teil bekommen. Und das Ende ist schließlich zwar ziemlich vorhersehbar und ein wenig kitschig, aber irgendwie mag ich es, wenn auch eher als Guilty Pleasure.
Fazit: Das Finale von Nolans Dark-Knight-Trilogie ist kein schlechter Film, bleibt jedoch hinter seinen stärkeren Vorgängern eindeutig zurück. Mein endgültiges Urteil zu „The Dark Knight Rises“ fällt letztendlich aus wie das zu „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2“: Ein Abschluss, der akzeptabel, aber leider nicht überragend ist.

Trailer

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack

Siehe außerdem:
The Dark Knight Rises – Soundtrack
Batman Begins
The Dark Knight

The Dark Knight – Soundtrack

Dieser Artikel ist Teil des TDKR-Countdowns

Tracklisting:

01. Why So Serious?
02. I’m Not a Hero
03. Harvey Two-Face
04. Aggressive Expansion
05. Always a Catch
06. Blood on My Hands
07. A Little Push
08. Like a Dog Chasing Cars
09. I Am the Batman
10. And I Thought My Jokes Were Bad
11. Agent of Chaos
12. Introduce a Little Anarchy
13. Watch the World Burn
14. A Dark Knight

Ein Sequel-Soundtrack ist immer so eine Sache. Einerseits sollte er Verbindungen zum Vorgänger (oder den Vorgängern) besitzen, andererseits sich aber nicht so anhören, als hätte der Komponist ausschließlich altes Material recycelt. Hans Zimmer neigt in letzter Zeit leider dazu, sich bei Franchise-Scores stark auf Letzteres zu verlassen, wie vor allem bei „Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides“ und „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ deutlich wurde. Auch beim Soundtrack zu „The Dark Knight“, der seinerzeit fast eben sosehr gehypt wurde wie der Film, zeigen sich derartige Tendenzen, allerdings bei Weitem noch nicht in dem Ausmaß wie bei den oben erwähnten. Wer mein Batman-Begins-Soundtrack-Review gelesen hat wird wohl kaum überrascht sein, dass mich auch der Score zu „The Dark Knight“ nicht wirklich überzeugt hat. Ein weiteres Mal arbeitete Zimmer mit James Newton Howard zusammen, der sich, wie bei „Batman Begins“, dem Remote-Control-Gründer stilistisch eindeutig unterordnete. Allerdings veränderten die beiden ihre Arbeitsweise leicht. „The Dark Knight“ wird von drei neuen Themen dominiert. Das erste, das neue Batman-Thema, existiert, wenn man diversen Interviewaussagen glauben darf, bereits seit „Batman Begins“; mit diesem werde ich mich später auseinandersetzen, da die Herren Zimmer und Howard es ohnehin nur sehr spärlich einsetzen. Die veränderte Arbeitsweise kommt bei den beiden Schurken-Themen zum Tragen. Während die beiden Komponisten beim Vorgänger jedes Stück gemeinsam erarbeiteten, war Zimmer beim Nachfolger für das Joker-Thema allein verantwortlich, während Howard sich mit Harvey Dents Thema auseinandersetzte.
Beginnen wir mit dem Joker-Thema (falls man hier überhaupt von einem Thema im klassischen Sinne sprechen kann), das sich im Soundtrack äquivalent zum Joker im Film verhält: Es ist das markanteste Element. Der erste Track des Albums, Why so Serious?, besteht ausschließlich aus Joker-Material (auf der DVD und BD gibt es ein recht interessantes Feature über die Entstehung dieses Materials), das eigentliche Thema befindet sich jedoch am Anfang. Es handelt sich dabei um eine einzelne, von einem Cello gespielte Note, die ewig, um nicht zu sagen, unerträglich lange ausgedehnt wird. Mit diesem Thema (und dem Matrieal, das später im Track folgt) nähert sich Zimmer noch mehr dem Sounddesign an. Interessanterweise funktioniert der Minimalismus (noch minimalistischer geht’s ja kaum) hier weitaus besser als bei Batman. Das Thema erklingt zumeist, wenn man weiß, dass der Joker gerade aktiv ist. Zimmers Herangehensweise unterscheidet sich dabei stark von der, die Danny Elfman oder Shirley Walker wählten. Beide Komponisten setzten beim Clown Prince of Crime in „Batman“ bzw. „Batman: The Animated Series“ einen Kontrapunkt, bei Elfman wurde er durch einen fröhlichen Walzer repräsentiert, bei Walker durch ein Thema, das stark nach Zirkus klingt. Zimmer wählte den direkteren Ansatz und setzt das Chaos, das der Joker symbolisiert, direkt in Musik um. Anders als bei Batman wäre hier Variation auch nicht so sehr angebracht, da der Joker sich nicht entwickelt, er ist einfach da. Das alles ist zwar ebenfalls nicht sonderlich komplex, aber durchaus kreativ und im Film passend – auf dem Album allein allerdings ziemlich unhörbar.
Das zweite wichtige Thema findet sich vor allem in Harvey Two-Face, aber auch in Blood on My Hands und Agent of Chaos und geht auf James Newton Howard zurück, der dieses Thema auf der Basis des Rising-Hero-Themas aus dem Vorgänger entwickelte. Es ist sehr melodisch, wird vor allem durch das Klavier dominiert und klingt zu Beginn äußerst optimistisch, erhält aber später eine düstererer Färbung (ab der Zweiminutenmarke in Harvey Two-Face beispielsweise), die die langsam Transformation in Two-Face symbolisieren. Die interessanteste Variation des Themas findet sich in und Watch the World Burn, dem Stück, das die letzte Konfrontation zwischen Dent, Gordon und Batman untermalt. In diesem äußerst düsteren und dissonanten Stück tauchen immer wieder pervertierte Fragmente des Themas auf, deren Botschaft klar ist: Harvey Dent ist endgültig zu dem geworden, das er ursprünglich bekämpfte. Diese Entwicklung wird bereits in A Little Push angedeutet, welches wiederum die Szene untermalt, in der Harvey per Münzwurf einen Schergen des Jokers verhört und zum ersten Mal Two-Face-Tendenzen zeigt. Zwar kann Howards Thema nicht ganz mit Shirley Walkers alptraumhafter Melodie für die Figur mithalten, ist aber dennoch äußerst gelungen und das bisher interessanteste Thema der Dark-Knight-Saga.
Wenden wir uns nun dem neuen Batman-Thema zu. Während das alte, aus zwei Noten bestehende Thema nach wie vor sehr präsent ist, taucht das neue im Film kaum auf. Einen ersten Hinweis gibt es am Ende von I’m Not a Hero, am besten zu hören ist es in Like a Dog Chasing Cars (ab 2:15). Interessanterweise findet sich dieser Einsatz des Themas überhaupt nicht im Film selbst – ursprünglich sollte er bei der großen Verfolgungsjagd in der Mitte des Films auftauchen, der dann jedoch fast ohne Musik belassen wurde. So taucht es letztendlich nur zwei Mal komplett auf, einmal, während Batman sich kurz vor der endgültigen Festnahme des Jokers mit dem SWAT-Team anlegt (Introduce a Little Anarchy ab 1:05) und dann noch kurz vor Schluss, wo eine sehr langsam Variation Gordons Monolog unterlegt (A Dark Knight, gleich am Anfang). Das Thema, welches Christian Clemmensen von filmtracks.com als „murky blend of The Last Samurai, The Thin Red Line, The Da Vinci Code, and, most interestingly, Crimson Tide“ beschreibt, ist letztendlich ein sich immer wiederholendes Dreinotenmotiv, unterlegt mit den üblichen Ostinati. Eine gewisse Verwandtschaft zum Zweinotenthema ist vorhanden, diese ist, soweit ich das sagen kann, allerdings eher vage. Obwohl ich es besser finde als das Zweinotenmotiv habe ich auch mit diesem Batman-Thema so meine Probleme. Wie aus dem obigen Zitat klar wird, besitzt dieses Thema nichts Herausstechendes. Es klingt recht heroisch, mit einem winzigen Hauch Tragödie (oder Bedauern?), letztendlich ist es in meinen Augen für ein Batman-Thema allerdings bei Weitem nicht düster genug. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass es kaum eingesetzt wird; so bekommt es keine wirkliche Chance, sich mit dem Charakter zu verbinden, und das ist genau das, was ein Charakterthema tun sollte.
Von den drei neuen Themen abgesehen wird vor allem viel vom Alten präsentiert, meistens nur gering oder gar nicht variiert. Das Liebesthema von „Batman Begins“ kehrt ebenso zurück wie das Actionthema (meistens nach dem Tracktitel Molossus genannt) und das bereits erwähnte Zweinotenmotiv, das wieder äußerst allgegenwärtig ist. Dieses Mal gibt es eine Szene, in der der Mangel eines komplexeren Themas ziemlich deutlich negativ auffällt. Als Bruce Wayne am Tag Coleman Reese retten möchte, handelt er zwar heldenhaft, ist aber nicht als Batman unterwegs. Der Ansatz, dies mit einem reduzierten Thema zu untermalen, ist gut (wenn auch nicht neu), aber hier ist das Problem: Wenn man das Zweinotenthema reduziert, bleibt nur eine Note übrig. Und man merkt, dass das nicht reicht.
Fazit: Dank der beiden gelungenen Schurkenthemen ist „The Dark Knight“ etwas stärker als „Batman Begins“, in Bezug auf den Helden vermag aber auch dieser Score nicht zu überzeugen. „The Dark Knight“ ist musikalisch letztendlich mehr vom Gleichen, wer „Batman Begins“ und Hans Zimmers Stil mag, wird vermutlich zufrieden sein, ich persönliche finde diesen Soundtrack allerdings ebenfalls ungenügend.

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight Rises

Siehe außerdem:
Batman Begins
The Dark Knight
The Dark Knight Rises – Soundtrack

Bane

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Anfang der 90er: Wir befinden uns im so genannten „Dunklen Zeitalter“ der Superheldencomics. Losgetreten wurde dieses durch kritische und düstere Meisterwerke wie Alan Moores „Watchmen“ oder Frank Millers „The Dark Knight Returns“, allerdings übertrieb man es danach ein wenig. Es tauchten immer mehr düstere, grimmige Antihelden auf, die immer ruch- und rücksichtsloser vorgingen, etwa Cable und seine X-Force bei Marvel oder alles, was sich so beim neugegründeten Image-Verlag herumtrieb (Spawn, Young Blood etc.). Wann und ob dieses Dunkel Zeitalter endet ist diskutabel (viele Leute sind der Meinung, es würde bis heute anhalten), aber Batman gehört ohne Frage zu den Helden, auf die dieses Zeitalter am meisten Wirkung hatte. Nicht nur wurde Batgirl in den Rollstuhl verfrachtet, der zweite Robin ermordet und der Joker endgültig zum unkontrollierbaren Psychopathen und absoluten Erzfeind Batmans (was er u.a. durch diese beiden Taten erreichte), auch Batman selbst wurde gebrochen, und das im wörtlichen Sinn.
In einer Zeit wie dieser, in der Comics immer düsterer wurden, brauchte es schockierende Ereignisse, um die Leser bei der Stange zu halten. 1992 wagte DC-Comics es in der Tat, den Vorzeigehelden des Verlags, Superman, in einer schockierenden Storyline von dem Monster Doomsday umbringen zu lassen. Der Mann aus Stahl blieb zwar nicht lange tot, aber dennoch war dies das erste Mal, dass eine Figur von derartiger Popularität gemeuchelt wurde.
Als zweites großes Flaggschiff des Verlages musste Batman da natürlich mithalten können. Allerdings entschied man sich für eine etwas andere Herangehensweise und brachte den Dunklen Ritter nicht gleich um, sondern brach ihm „nur“ das Rückgrat. Da Bruce Waynes temporärer Nachfolger als Batman (ein Geselle namens Jean-Paul Valley, der vor und nach seiner Zeit als Batman als Azrael unterwegs war) eher dem Typus des rücksichtlosen Antihelden, der gerade modern war, entsprach, testete DC gleich, ob Batman mit seinem strengen Moralkodex als Figur für die Leser überhaupt noch interessant war.
Der Schurke, der Batman letztendlich brechen durfte, sollte allerdings keiner aus der bewährten Riege der Widersacher des Dunklen Ritters sein. Stattdessen schuf man eine neue Bedrohung, die Batman sowohl in geistiger als körperlicher Hinsicht ebenbürtig sein sollte: Bane, einen hochintelligenten Muskelmann mit Wrestlermaske.
Da Bane in „The Dark Knight Rises“ der neue Hauptschurke wird, lohnt es sich mit Sicherheit, sich Geschichte, Adaptionen und Rezeption der Figur im Vorfeld genauer anzuschauen. Zwar ist über Chris Nolans Interpretation der Figur noch nicht allzu viel bekannt, aber einige der bisherigen Informationen laden zu Spekulationen ein. Der letzte Absatz enthält bereits einige dieser Informationen und ist daher nicht spoilerfrei.

Konzeption der Figur

Bane – gezeichent von Erfinder Graham Nolan

Batmans Fall erfolgte schließlich in der Mammut-Storyline, die als „Knightfall“ bekannt ist und sich über viele Ausgaben der diversen Batserien („Batman“, „Detective Comics“ etc.) zieht. Dieses Großereignis wurde vom verantwortlichen Redakteur Denny O’Neill akribisch vorbereitet, ohne dass die einzelnen Schritte, die letztendlich zu „Knightfall“ führten, sofort als solche erkannt wurden. Auf den Seiten der Serie „Legends of the Dark Knight“, die, im Stil von Frank Millers „Batman: Year One“ Geschichten aus den frühen Tagen von Batmans Karriere erzählte, wurde erstmals die Droge Venom (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Spider-Man-Schurken) vorgestellt und Jean-Paul Valley/Azrael wurde in der Miniserie „The Sword of Azrael“ (hierzulande beim Dino-Verlag als „Batman Sonderband 2: Azrael“ erschienen) ins Batuniversum eingeführt. Und schließlich bekam auch Bane im Januar 1993, nur zwei Monate vor dem Start von „Knightfall“ seinen eigenen One-Shot, der die Ursprungsgeschichte des Charakters erzählt – „Vengeance of Bane“ (es gibt zwar eine offizielle zweite Ausgabe, was das Ganze zu einer Miniserie macht, diese erschien allerdings erst einige Jahre später – beide Ausgaben zusammen sind auf Deutsch ebenfalls bei Dino erschienen, im dritten Batman Sonderband).
In der von Chuck Dixon geschriebenen und Graham Nolan gezeichneten Geschichte wird erzählt, dass Bane auf der fiktiven Karibikinsel Santas Prisca geboren wurde und dort auch aufwächst – in dem Gefängnis Peña Dura. Banes Vater wurde dort zu lebenslanger Haft verurteilt, doch da er zu früh starb wurde die Strafe auf seinen Sohn übertragen. In der harten Welt des Gefängnisses muss der noch namenlose Junge rasch lernen, wie man überlebt: Er trainiert und liest in der Gefängnisbibliothek, so viel er kann. Eines nachts hat er einen prophetischen Traum: Er sieht sein älteres Ich, das ihm ankündigt, dass er eines Tages herrscht wird, sofern er es schafft, seine Angst zu überwinden, die ihm kurz darauf in Gestalt einer Fledermaus vor Augen geführt wird. Jahre später ist Bane zum „König von Peña Dura“ geworden und hat auch von Batman erfahren, den er für die Verkörperung seiner Angst hält. Im Gefängnis wird Bane einem illegalen Experiment, der Behandlung mit der Droge Venom, unterzogen, um aus ihm einen Supersoldaten zu machen. Doch Bane kann schließlich fliehen und macht sich nach Gotham City auf, um gegen Batman zu kämpfen und sich so seiner tiefsten Furcht zu stellen.
Die meisten Schurken des Dunklen Ritters spiegeln ein Element Batmans wieder, haben etwas Ähnliches erlebt wie er oder sind auf gewisse Weise ein dunkles (bzw., im Fall des Jokers, ein buntes) Spiegelbild. So auch Bane: Diese Figur wurde geschaffen, um Batman jemanden gegenüberzustellen, der ihm sowohl auf geistiger als auch auf körperlicher Ebene ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen ist. Obwohl Bane fast sein ganzes Leben in Peña Dura verbracht hat, ist er extrem belesen, hochintelligent und besitz ein photographisches Gedächtnis. Das Venom, von dem er abhängig ist, sorgt für die körperliche Überlegenheit.

Knightfall

Bane bricht Batmans Rückgrat

In der Knightfall-Saga (beginnend mit US-Batman 491; in Deutschland ursprünglich in zehn Bänden beim Ehapa-Verlag erschienen, Panini ist gerade dabei, die dreibändige US-Paperback-Version auf Deutsch zu veröffentlichen), beginnt Bane schließlich, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er organisiert einen Massenausbruch der Insassen des Arkham Asylum, um Batman an den Rand der Erschöpfung und des psychischen Ruins zu bringen. Zwar schafft es Batman, fast sämtliche Insassen wieder einzufangen, doch er verausgabt sich, kommt nicht mehr zur Ruhe, und so geht Banes Plan auf. Als Batman schließlich, fast am Ende seiner Kräfte, nach Wayne Manor zurückkehrt, wartet Bane dort bereits, besiegt Batman nach einem kurzen Kampf und beschließt schließlich, ihn nicht zu töten, sondern ihm nur das Rückgrat zu brechen, um ihn noch weiter zu demütigen. Danach etabliert er sich als neuer Herrscher von Gothams Unterwelt.
Dabei ist er zu Beginn recht erfolgreich und schafft es, Bruce Waynes Nachfolger als Batman – den bereits erwähnten Jean Paul Valley – zu besiegen. Doch dann legt sich dieser eine High-Tech-Batrüstung zu, mit deren Hilfe es ihm schließlich gelingt, Bane zu besiegen. Anschließend wird er ins Blackgate-Gefängnis verfrachtet.
„Knightfall“ ist eindeutig Banes Sternstunde – so gefährlich und mächtig wie in dieser Geschichte ist Bane weder in den Comics noch in einem anderen Medium seither nie mehr – bis jetzt jedenfalls.

Weitere Geschichten
Nach „Knightfall“ wurde Bane eher spärlich eingesetzt und schaffte es auch nicht mehr, zu der Bedrohung zu werden, die er in „Knightfall“ darstellte. „Vengeance of Bane 2“ (von 1995) erzählt schließlich, wie Bane aus Blackgate ausbricht und seine Venomsucht überwindet. Danach machte der Muskelmann erstmal ein wenig Pause. Erst 1998 bekam er wieder eine größere Rolle, im Rahmen des Bat-Ereignisses „Legacy“ ( dt. „Der Fluch“, erschienen in diversen Monatsausgaben und Specials der Dino-Batmanserie). In der Miniserie „Bane of the Demon“ (Dinos Batman Sonderband 3, ebenfalls von Chuck Dixon und Graham Nolan), die als Prolog zu „Legacy“ fungiert, wird geschildert, wie Bane sich mit Ra’s al Ghul verbündet, um mithilfe eines Virus 99% der Erdbevölkerung auszulöschen (was Batman in „Legacy“ wiederrum erfolgreich zu verhindern versucht).
Nach „Legacy“ wurden Banes Auftritte noch spärlicher und unspektakulärer. Während der Niemandsland-Saga arbeitete er als Söldner für Lex Luthor. Zu Beginn des neuen Jahrtausends suchte er auf den Seiten der Serie „Batman: Gotham Knights“ (Ausgabe 34-36, die Story trägt den Namen „Tabula Rasa“ und ist auf Deutsch in Paninis Batman Monster Edition 1 erschienen) nach seinen Ursprüngen – er entdeckt dort unter anderem, dass Doktor Thomas Wayne sein Vater sein könnte, was ihn zu Batmans Halbbruder machen würde – dies stellt sich jedoch als falsch heraus. Die folgenden Geschichten sind kaum noch der Rede wert – Bane wandelt sich über die Jahre ein wenig zum Antihelden, kämpft ein, zwei Mal mit Batman zusammen und schließt sich zwischendurch der zwielichtigen Suicide Squad an, einer speziellen Regierungseinheit aus Superwesen. Irgendwann wird er auch wieder von Venom abhängig und kehrt zu seinen schurkischen Wurzeln zurück, spielt aber vor allem in Bezug auf Batman keine große Rolle mehr – was sich mit „The Dark Knight Rises“ allerdings ändern könnte. Immerhin, in der neugestarteten Kontinuität von DC hatte Bane bereits einen Auftritt auf den Seiten der US-Batman-Serie, von diesem konnte ich mir allerdings noch kein Bild machen.

Bane im DCAU

Banes ursprüngliches DCAU-Design

Die Macher von „Batman: The Animated Series“ schätzten Bane nicht besonders, da er ihrer Meinung nach zu konstruiert war. Aufgrund der Wichtigkeit der Figur in den 90ern wurde er jedoch trotzdem in die Zeichentrickserie integriert. Bane taucht jedoch in jeder DCAU-Serie jeweils nur einmal auf, insgesamt ganze fünf Mal.
Sein Debüt feiert er in der B:TAS-Folge „Bane“. Der DCAU-Bane ist kein kriminelles Meisterhirn, sondern „nur“ ein ziemlich intelligenter Söldner mit Venom. In „Bane“ wird er vom Gangsterboss Rupert Thorne angeheuert, um Batman zu töten. Obwohl Bane hier bei weitem nicht so gefährlich ist wie in „Knightfall“ wurden für diese Episode einige Elemente dieser Geschichte adaptiert, Banes Herkunft wird kurz angeschnitten und es gibt auch eine Anspielung auf die ikonische Genickbruchsszene. Banes Kostüm sieht dem Vorbild recht ähnlich, allerdings ist das Gesicht nicht vollständig bedeckt, Mund und Nase sind frei. Gesprochen wird Bane von Henry Silva, der der Figur einen starken spanischen Akzent verpasst, der bei späteren Auftritten der Figur allerdings fehlt. Wegen der oben erwähnten Regel taucht Bane erst wieder nach dem Revamp in „The New Batman Adventures“ auf, wie alle anderen Figuren auch mit neuem Design. Venomschlauch, -apparatur und Muscleshirt sind noch da, doch statt der Wrestlermaske trägt Bane nun ein Stachelhalsband und etwas, das stark nach einer S/M-Maske aus Leder aussieht.

Bane nach dem Revamp

Seinen einzigen Auftritt hat er in der Folge „Over the Edge“, bei der es sich jedoch größtenteils um eine Vision von Batgirl handelt, die durch Scarecrows Angstgas hervorgerufen wird. Auch in einer Folge von „Superman: The Animated Series“ namens „Knight Time“ hat er einen Auftritt. Hier zeigt er zum ersten Mal selbst kriminelle Ambitionen und arbeitet nicht nur als Söldner: Da Batman vermisst wird, verbündet sich Bane mit dem Mad Hatter und dem Riddler, um die Macht in Gothams Unterwelt zu übernehmen. Dummerweise springt Superman für Batman ein, und dem Mann aus Stahl ist Bane trotz Venom nicht gewachsen.
In dem DCAU-Spin-off-Film „Batman: Mystery of the Batwoman“ spielt Bane ebenfalls eine Rolle, die beiden Interpretationen (Söldner und eigene kriminelle Ambitionen) werden dabei gemischt. Da die drei Gangsterbosse Oswald Cobblepot (alias Pinguin), Rupert Thorne und Carlton Duquense Probleme mit diversen Fledermäusen haben, heuern sie Bane an, der jedoch sehr schnell beschließt, ins Geschäft einzusteigen und die Führung zu übernehmen.
Und in „Batman Beyond“ erfährt man schließlich, dass Bane zwar seine Kämpfe mit Batman überlebt hat, aber in hohem Alter immer noch auf seine Droge angewiesen und zu einem absoluten Wrack geworden ist.

Bane in „Batman und Robin“

Einfach falsch: Bane in „Batman und Robin“

Dieser Film versagt auf so ziemlich jeder Ebene, inklusive seiner Interpretation der Figur Bane. Dargestellt wird der Muskelmann vom Wrestler Robert Swenson, mit dem Charakter aus den Comics hat er hier jedoch bis auf das Aussehen und das Venom nichts zu tun.
In „Batman und Robin“ erhält er erstmals einen bürgerlichen Namen, Antonio Diego, und ist ein verurteilter Mörder, der illegalen Experimenten mit Venom unterzogen wird. Das Ergebnis ist jedoch ein zwar aufgepumpter, aber strohdummer Schläger, der nur einzelne Worte grunzen kann und von Poison Ivy per Knopfdruck gesteuert wird. Dass die Fans mit dieser Interpretation nicht einverstanden waren, versteht sich von selbst. Leider ist die Verhunzung von Bane noch das kleinste Problem, das der Film hat.

Weitere Interpretationen
Obwohl er bei Weitem nicht so populär ist wie beispielsweise der Joker wird Bane dennoch in diversen Zeichentrickadaptionen des DC-Universums, die vom DCAU unabhängig sind, gerne verwendet, allerdings selten als Hauptschurke. Lediglich in einigen Folgen von „The Batman“ ist Bane der Hauptwidersacher. Diese spezielle Interpretation ist etwas eigenwillig, da Bane hier durch das Venom nicht nur aufgepumpt wird, sondern auch rote Haut bekommt. Offenbar wirkt sich das Venom auch auf seine Stimme aus, da er bei jedem Auftritt von einem anderen Sprecher synchronisiert wird.

Bane in „The Batman“

In der ziemlich neuen Zeichentrickserie „Young Justice“ taucht Bane ebenfalls auf, dieses Mal wieder ein wenig näher an der Comicfigur. Gesprochen wird er von Danny Trejo („Machete“). In „Young Justice“ muss er sich auf seiner Heimatinsel Santa Prisca mit dem Kobra-Kult und dem namensgebenden Team aus Teenager-Superhelden.
Darüber hinaus hat er auch in zwei der DC Universe Animated Original Movies Gastauftritte: In „Superman/Batman: Public Enemies“ setzt Präsident Lex Luthor ein Kopfgeld auf Batman und Superman aus und Bane gehört zu den vielen Superschurken, die die Prämie einstreichen wollen. Er hat allerdings keinen Text und wird recht schnell von Batman besiegt, indem dieser den Venomschlauch durchschneidet.
Seine Rolle in „Justice League: Doom“ ist ein wenig größer, hier gehört Bane (gesprochen von Carlos Alazraqui) zu der von Vandal Savage versammelten Legion of Doom und wird abermals damit beauftragt, Batman zu töten, scheitert jedoch und wird schließlich vom Dunklen Ritter auf dieselbe Weise besiegt wie in „Public Enemies“.
Erwähnenswert sind noch die beiden Batman-Spiele „Arkham Asylum“ und „Arkham City“. In Ersterem ist Bane ein Zwischenboss, der vom Joker missbraucht wird, um die Titan-Formel (eine Art verbessertes Venom) zu testen. In Letzterem schmiedet er eine zeitweilige Allianz mit Batman, die natürlich letztendlich scheitert.

Mehr Schläuche: Bane in „Arkham Asylum“ und der Fortsetzung „Arkham City“

Bane in „The Dark Knight Rises“

Tom Hardy als Bane

Chris Nolans Version von Bane, gespielt von Tom Hardy, entfernt sich, vor allem was das Aussehen angeht, erst einmal sehr weit von der ursprünglichen Comicfigur und den anderen Adaptionen. Während der Joker, Scarecrow und Two-Face alle noch das Hauptmerkmal ihrer Comicgegenstücke besaßen, wird für Bane ein völlig anderes Aussehen verwendet. Statt der Wrestlermaske trägt er nun einen Mundschutz, der wie eine Kreuzung aus den Masken von Darth Vader und Hannibal Lecter aussieht und nur noch ganz vage an die ursprüngliche Kopfbedeckung erinnert. Das Muscleshirt hat er gegen Söldnerkleidung (Soldatenstiefel, Mantel) eingetauscht und selbst die Abhängigkeit von Venom fällt weg. Stattdessen hat er eine schwere Verletzung erlitten – der Mundschutz sorgt dafür, dass ihm ständig ein bestimmtes Gas zugeführt wird, das die Schmerzen zumindest erträglich macht.
Über Banes Motivation und Hintergrund lässt sich noch nicht allzu viel sagen, man kann jedoch gewisse Schlüsse ziehen. In den Trailern tritt er als Anführer einer Gruppe von Terroristen, Söldnern, Anarchisten o.ä. auf und scheint das Werk, das Ra’s al Ghul (Liam Neeson) in „Batman Begins“ begonnen hat, zu Ende führen zu wollen: Die Zerstörung Gothams. Da ein Gastauftritt von Liam Neeson bestätigt wurde und darüber hinaus Josh Pence als „Young Ra’s al Ghul“ gecastet wurde, liegt die Vermutung nahe, dass Bane, wie Bruce Wayne auch, von der Gesellschaft der Schatten ausgebildet wurde – die beiden Versionen von Ra’s tauchen womöglich in Rückblicken auf. Möglicherweise diente die oben erwähnte Batman-Geschichte „Legacy“ als Inspiration.
Bestätigt wurde auf jeden Fall, dass Elemente von „Knightfall“ in „The Dark Knight Rises“ miteinfließen, man kann also davon ausgehen, dass Bane Batman auf irgendeine Weise brechen wird – sei es körperlich, psychisch oder beides. Um dem Titel gerecht werden zu können, muss der Dunkle Ritter ja erst einmal fallen.
In jedem Fall darf man gespannt sein, auf welche Weise Bane in „The Dark Knight Rises“ letztendlich interpretiert wird. Selbstverständlich wird dieser Artikel noch erweitert, sobald ich den Film gesehen habe.

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Batman Begins – Soundtrack

Dieser Artikel ist Teil des TDKR-Countdowns.

Tracklisting:

01. Vespertilio
02. Eptesicus
03. Myotis
04. Barbastella
05. Artibeus
06. Tadarida
07. Macrotus
08. Antrozous
09. Nycteris
10. Molossus
11. Corynorhinus
12. Lasiurus

Mit den großen Franchise-Themen ist es so eine Sache, speziell wenn man in einem bewährten Franchise musikalisch etwas Neues macht. Manchmal kann man sich von alten Themen einfach nicht lösen. James Bond ist da ein Beispiel: Bis dato gibt es sieben offizielle Bond-Darsteller und 22 Filme („Skyfall“ noch nicht mitgerechnet), die sich im Tonfall zum Teil extrem voneinander unterscheiden, doch in jedem dieser Filme kommt mindestens einmal das ikonische Bond-Thema vor. Auch Star-Wars wäre ohne sein berühmtes Titelthema kaum denkbar, sodass es nicht nur alle sieben Kinofilme eröffnet, sondern auch jede Folge von „The Clone Wars“ und auch so ziemlich jedes Computer- und Videospiel, egal ob nur die Williams-Soundtracks recycelt werden oder ob neue Musik komponiert wird. Auch das Machtthema tendiert dazu, überall aufzutauchen.
Anders verhält es sich bei Batman. Für Tim Burtons Film von 1989 komponierte Danny Elfman ein düsteres, actionreiches und vor allem extrem einprägsames Thema, das inzwischen fast so sehr mit Batman verbunden ist wie das Williams-Thema mit Superman. Was tut man also als Komponist, der eine neue Adaption einer Figur vertont, deren bisheriges Leitmotiv bereits Kultstatus besitzt? Eine Möglichkeit besteht natürlich, etwas zu komponieren, das zwar nicht identisch mit dem alten Thema ist, aber dennoch an es erinnert. Das kann sehr gut funktionieren, wie zum Beispiel Shirley Walkers Superman-Thema zeigt, das mit dem Williams-Marsch nicht identisch ist, aber dank der Dreiklangbasis sehr ähnlich klingt. Auch Elliot Goldenthal wählte für sein Batman-Thema einen ähnlichen Ansatz, indem er es strukturell an das Elfman-Thema anlehnte. Beide Themen sind recht marschartig und eignen sich auch gut zur Actionuntermalung, allerdings lässt das Goldenthal-Thema die Düsternis vermissen (andererseits – wir sprechen natürlich von den Schumacher-Filmen, wo man die Düsternis allgemein vermisst).
Auch Hans Zimmer und James Newton Howard, von Chris Nolan für „Batman Begins“, den phänomenalen Reboot des Dunklen Ritters verpflichtet, dürften vor einem ähnlichen Problem gestanden haben. Im Vorfeld des Films (und auch nach dem Kinostart) gab vor allem Hans Zimmer relativ viele Interviews, in denen er erklärte, sich völlig von den Vorgängerscores zu lösen. Batman sei ein vielschichtiger, psychologisch tiefgründiger Charakter, eine Figur, die in „Batman Begins“ eine Reise absolviere. Deshalb sei die Musik düster, brütend und psychologisch tiefgründig. So weit, so gut. Werfen wir erst einen allgemeinen Blick auf den Soundtrack, bevor wir zu den Themen, natürlich insbesondere dem des Titelhelden, zurückkehren. Vorher allerdings noch kurz ein Wort zum Album: Die Idee, den Tracks die lateinischen Namen von Fledermäusen bzw. Fledermausarten zu geben ist ja ganz nett, ebenso wie die Anfangsbuchstaben der Tracks 4 bis 9, allerdings wird es schwierig, wenn man die einzelnen Stücke den Filmszenen zuweisen will.
Niemand, der diesen Soundtrack hört, wird bestreiten, dass von den beiden Komponisten eindeutig Zimmer die Nase vorn hat – sogar in den Interviews ordnet sich Howard Zimmer eindeutig unter und gesteht seinem Kollegen die kreative Leitung zu. Darüber hinaus haben die beiden allerdings an allem zusammengearbeitet, im Gegensatz etwa zum Soundtrack des Sequels, in welchem zwei der neuen Themen jeweils auf einen der Komponisten zurückzuführen sind (Joker auf Zimmer und Harvey Dent/Two-Face auf Howard). Generell wird die Ansicht vertreten, dass Zimmer in den Actionpassagen stärker vortritt, während man Howards Stil in den ruhigeren, melodischeren Teilen besser heraushört, Zimmer jedoch die allgemeine Richtung bestimmt und dem schließe ich mich auch an. Trotz eines 90-köpfigen Orchesters ist „Batman Begins“ ein sehr elektronischer Score, der manchmal schon einen Fuß im Sounddesign hat, von der grausigen Ausgeburt, die Trent Raznor und Atticus Rose für „Verblendung“ geschrieben haben ist er allerdings noch weit entfernt. Ein allgemein passendes Schlagwort für die Musik dieses Films ist Minimalismus. Das dominierende Element sind die Zimmer’schen Streicherostinati, die existierenden Themen sind meist sehr einfach gestrickt und nicht sehr leicht herauszuhören, was dem Soundtrack einen ziemlich „breiigen“ Charakter verleiht – womit wir wieder bei der Leitmotivik angekommen wären. Erst einmal ist es gar nicht so leicht, das eigentliche Batman-Thema zu finden. Oft wird angenommen, das Thema, das den Track Molossus dominiert, sei das Haupt- bzw. Batman-Thema, was allerdings nicht wirklich stimmt. Es handelt sich dabei mehr um ein allgemeines Action-Thema, ähnlich wie He’s a Pirate. Besonders deutlich wird dies in „The Dark Knight“, wo es in Szenen gespielt wird, in denen Batman nicht zugegen ist.
Laut eigener Aussage komponierten Zimmer und Howard ein Thema für die Hauptfigur, das sie letztendlich in „Batman Begins“ überhaupt nicht einsetzten, sondern erst in „The Dark Knight“. Das thematische Material für den Dunklen Ritter, das es in den Soundtrack geschafft hat, ist letztendlich bereits in Vespertilio zu finden: Die ominösen Flügelschläge am Anfang, Streicherostinati (die sowieso überall sind) und ein Motiv, bestehend aus zwei Noten, das ab der Einminutenmarke des Tracks immer wieder gespielt wird und auch sonst ziemlich häufig vorkommt, u.a. am Ende von Barbastella und in Molossus. Und hier ist mein Problem mit dieser Herangehensweise: Egal was Zimmer sagt, ein Zweinotenmotiv ist weder komplex noch ikonisch. Ein Zweinotenmotiv erlaubt praktisch kaum Variationen und ist langweilig. Der Einsatz ist dabei ebenfalls ein Problem, denn es wird nicht nur benutzt, wenn Batman tatsächlich auftaucht, sondern auch, um die diversen Schritte auf seinem Weg zum Dunklen Ritter darzustellen. Da dieses Motiv aber statisch ist, ist es m.E. dazu einfach nicht geeignet. Der „klassische“ Ansatz wäre hierbei in meinen Augen weitaus besser und wirkungsvoller gewesen, so wie es etwa David Arnold im Soundtrack zu „Casino Royale“ oder Howard Shore in „Die Gefährten“ taten: Das Thema (Bond bzw. Gefährten, beide bestehen aus wesentlich mehr als nur zwei Noten) wird langsam und stückweise aufgebaut. Insbesondere Shores Gefährtenthema ist ein ideales Beispiel: Von der Titeleinblendung einmal abgesehen erklingt es zum ersten Mal, als Frodo und Sam das Auenland verlassen, noch in einer unvollständigen Variante und wird dann mit jedem Einsatz voller, bis es bei der Ratsszene in Bruchtal zum ersten Mal vollständig erklingt. Nachdem die Gemeinschaft zerbricht taucht es dann wieder fragmentarischer auf. Genau so etwas hätte ich mir auch für diesen Batman gewünscht, denn das wäre ihm als komplexem Charakter gerecht geworden, im Gegensatz zu einem Zweinotenthema. Und um es klar zu machen, ich meine damit nicht das Elfman-Thema. Gewöhnlich lassen sich die Stimmen zu diesem Soundtrack nämlich zwei Kategorien zuordnen: Die einen loben ihn in den Himmel, während die anderen sich beschweren, dass das Elfman-Thema nicht vorkommt. In der Tat wäre Danny Elfmans Batman-Marsch in der Form, in der er in „Batman“ und „Batmans Rückkehr“ auftaucht, eher fehl am Platz (Shirley Walkers Batman-Thema dagegen ist wieder eine andere Geschichte…). Letztendlich ist es nicht so, dass Zimmer und Howard im Themenvergleich den Kürzeren ziehen, stattdessen scheinen sie gar nicht erst zu versuchen, etwas Adäquates abzuliefern. Dass jedoch letztendlich ein wirklich ikonisches, gut erkennbares Thema für Batman nötig gewesen wäre, steht für mich persönlich außer Frage. Ja, „Batman Begins“ stellt Bruce Wayne tiefgründiger und psychologisch ausführlicher dar als die Burton-Filme (von den Schuhmacher-Filmen ganz zu schweigen), aber letztendlich zwingt sich Bruce dazu, zum Helden, mehr noch, zum theatralischen Helden zu werden – Ra’s al Ghul kommentiert dies ja sogar im Film: „You took my advice about theatricality a bit … literally.“ Es gibt genug Szenen, die geradezu nach einem derartigen Thema schreien (Batmans Konfrontation mit Falcone, Batman blickt von der Spitze eines Wolkenkratzers auf Gotham hinab, die Schlussszene) und dadurch noch weitaus stärker und einprägsamer geworden wären.
Neben dem Batman-Motiv und ein, zwei Action-Themen (v.a. im bereits erwähnten Molossus und in Antrozous) gibt es auch noch weitere Themen. Da hätten wir unter anderem eines, das von einem Rezensenten auf soundtrack.net als „Rising Hero Theme“ bezeichnet wird und das in „The Dark Knight“ die Basis für Harvey Dents Thema bildet. Dieses Thema ist unter anderem am Ende von Myotis zu hören und funktioniert zumindest besser als das Zweinotenmotiv, passt aber nicht wirklich zu Batman und gehört, wie gesagt, später zu Harvey Dent, für den es sich auch als weitaus effektiver erweist.
Am Anfang von Eptesicus und in Macrotus ist darüber hinaus ein zumeist von Klavier oder Streichern dominiertes Thema zu hören, das für Bruce‘ Vergangenheit steht (und deshalb oft in den Rückblicken gespielt wird) und auch als Liebesthema dient. Diese Themen funktionieren zwar, sind aber recht einfach gehalten. Darüber hinaus fungiert ein Knabensopran als Zeichen für Bruce‘ (verlorene) Jugend, Unschuld und Reinheit (Tadarida und Macrotus).
Die Schurken dagegen sind weit weniger klar definiert. Ra’s al Ghul und seine Liga der Schatten werden, wenn überhaupt, durch ein ominöses, dunkles Cello zu Beginn von Myotis repräsentiert, Scarecrow durch Soundeffekte und schrille Streicher, die in Artibeus zu vernehmen sind. Beides kann allerdings kaum als wirkliches Leitmotiv gewertet werden.
In der Tat haben sich die Komponisten von den früheren Vertonungen des Dunklen Ritters weitestgehend gelöst, allerdings nicht von ihren eigenen Arbeiten. Vor allem Zimmers Techniken scheinen durch, vieles aus dem Soundtrack tauchte bereits in leicht abgewandelter Form in früheren Scores auf. Letztendlich ist die Musik von „Batman Begins“ vor allem atmosphärischer Natur, und für einen gewöhnlichen Actionfilm hätte sie auch gut funktioniert. Aber hierbei handelt es sich nun einmal um einen Batman-Film, und so sehr sich Chris Nolan auch um Realismus (bzw. Hyperrealismus) bemüht, der Film handelt dennoch vom Dunklen Ritter. Ja, der Batman-Begins-OST ist düster und brütend und stört den Film nicht, wie es bei „Verblendung“ der Fall war, sondern untermalt ihn durchaus passend. Aber bei Batman genügt mir das nicht. Zimmers und Howards Musik macht den Film nicht reicher, wie es Elfmans oder Walkers Batman-Soundtracks getan haben oder wie Zimmer selbst es bei „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ geschafft hat. Wenn ich die Musik zu Tim Burtons Filmen oder der Batman-Zeichentrickserie höre, höre ich Batman. Wenn ich den Batman-Begins-Soundtrack höre, höre ich in erster Linie Zimmer.
Fazit: Der Soundtrack zu „Batman Begins“ ist letztendlich enttäuschend. Zwar ist er düster und brütend, doch die Komplexität der Hauptfigur wird nicht vermittelt, es gibt kaum thematische Entwicklung und die existierenden Leitmotive (besonders das Batman-Thema) sind minimalistisch und letztendlich langweilig.

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Siehe außerdem:
Batman Begins
The Dark Knight
The Dark Knight Rises – Soundtrack