Underworld: Blood Wars

Halloween 2017
bloodwars
Story: Es wird eng für die Vampire, denn erneut sind die Lykaner unter Führung des charismatischen Marius (Tobias Menzies) auf dem Vormarsch. Aus diesem Grund beschließen die beiden Vampirältesten Semira (Lara Pulver) und Thomas (Charles Dance), die legendäre Selene (Kate Beckinsale) aus dem Exil zu holen und sie zu verpflichten, eine neue Generation von Todeshändlern auszubilden. Tatsächlich lässt sich Selene von Thomas‘ Sohn David (Theo James) überreden, muss aber schon bald feststellen, dass die einzelnen Vampire trotz der Bedrohung nach wie vor gnadenlos gegeneinander intrigieren und sie selbst lediglich ein begehrtes Objekt ist, das den Weg zu ihrer Hybridentochter weisen kann…

Kritik: Da gibt es keine Ausreden, die Underworld-Filme sind Edel-Trash. Dennoch habe ich eine gewisse Schwäche für die ersten beiden Teile. Schon der erste Teil der Reihe war nicht wirklich originell oder innovativ, da er visuelle viele Stilelemente der Matrix- und Blade-Filme aufgriff und sich inhaltlich wie atmosphärisch bei White Wolfs „Vampire: The Masquerade“ bediente (ohne dabei jemals auch nur ansatzweise das Potential dieses Pen&Paper-Rollenspiels auszuschöpfen). Dennoch, wer etwas sucht, das zumindest die Gothic-Punk-Atmsophäre besagten RPGs vermittelt, ist mit „Underworld“ ganz gut bedient. Und obwohl der Film viele Schwächen hatte, merkte man ihm doch die Leidenschaft seiner Macher an. „Underworld: Evolution“ führte das halbwegs konsequent weiter und lieferte einen eigentlich schönen Abschluss der Geschichte. Allerdings waren die Film erfolgreich genug, um noch ein Prequel und zwei Sequels zu rechtfertigen, deren Qualität leider bei Weitem nicht mehr an die ohnehin nicht allzu hochhängende Messlatte der ersten beiden Teile heranreicht. „Underworld: Rise of the Lycans“ war öde und an „Underworld: Awakening“ kann ich mich beim besten Willen kaum noch erinnern.

Nun haben wir also „Underworld: Blood Wars“, bei dem es sich um das Langfilmdebüt der deutschen Regisseurin Anna Foerster handelt, die bislang bei TV-Serien oder als Second Unit Director tätig war und oft mit Roland Emmerich zusammenarbeitete. Leider kann man ihr Debüt kaum als wirklich gelungen bezeichnen, auch wenn es  handwerklich halbwegs solide ist, wobei ich denke, dass man Foerster da kaum die Schuld geben kann. „Underworld: Blood Wars“ ist im Grunde das weitere seelenlose Ausschlachten eines relativ günstig zu produzierenden Franchise, eine reine Auftragsarbeit, bar jeder Möglichkeit zur Entfaltung. Dementsprechend uninspiriert und oberflächlich sind auch Handlung und Figurenzeichnung, da es sich in der Essenz nur um ein erneutes Durchkauen der Thematik des ersten Teils handelt. Wenn ein Film, der gerade einmal eineinhalb Stunden dauert, Längen hat, dann ist etwas schiefgegangen. Die Blaufilter-Optik, völlig ohne Variation von den Vorgängern übernommen, hat sich inzwischen ziemlich abgenutzt und nicht einmal die Action ist wirklich ansprechend inszeniert.

Die größte Stärke der Underworld-Filme war schon immer die Tendenz, die Nebenrollen mit ziemlich hochkarätigen Darstellern wie Michael Sheen oder Bill Nighy zu besetzen, und so auch hier: Während Kate Beckinsale primär grimmig dreinschauen und in Lack und Leder gut aussehen muss (was sie nach 13 Jahren immer noch ziemlich gut hinbekommt; dieses Mal sogar mit weißen Strähnen in den Haaren) und der männliche Lead Theo James völlig blass bleibt, tummeln sich in Neben- und Schurkenrollen renommierte britische TV- und Theaterdarsteller wie Tobias Menzies, Lara Pulver und Charles Dance, die allesamt sichtlich Spaß dabei haben, die zweitklassigen Dialoge mit theatralischer Gravitas aufzusagen. Besonders Dance, der bereits im „Underworld: Awakening“ mit von der Partie war und in „Dracula: Untold“ ebenfalls eine vergleichbare Rolle spielte, macht sich als Vampirfürst einfach verdammt gut und hat auch ohne goldenen Löwen auf dem Banner eine beeindruckende Präsenz.

Fazit: „Underworld: Blood Wars“ kann man wirklich nur Hardcore-Fans der Filmreihe empfehlen, und selbst diese dürften von diesem, selbst an den Maßstäben des Franchise gemessenen, uninspirierten und öden Sequel eher enttäuscht werden.

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Trailer

Halloween 2017:
Prämisse
Lovecrafts Vermächtnis: The Courtyard/Neonomicon/Providence
Geschichte der Vampire: Dracula – Bram Stokers Roman
ES
Das Spiel

Siehe außerdem:
Underworld

Die Top 10 + 10 Film- und Serienschurken

Die singende Lehrerin hat mal wieder zur Blogparade aufgerufen. Beim Thema „Die besten Schurken in Film und Serie“ kann ich als Fan der Bösen Buben natürlich kaum widerstehen. Zwar habe ich in der Anfangszeit meines Blogs bereits eine derartige Liste konzipiert, diese bestand aber nur aus fünf Filmschurken, insofern ist es, denke ich, mehr als berechtigt, nun die aktualisierte und erweiterte Liste zu präsentieren. Wie so oft gilt auch hier: Die Rangfolge ist nicht in Stein gemeißelt, sie entspricht meiner aktuellen Gemütslage und kann sich schon nächste Woche wieder ändern. Ich habe darüber hinaus versucht, pro Film (bzw. Filmreihe) und Serie nur einen Schurken auszuwählen, aber natürlich musste ich hin und wieder doch ein wenig schummeln, vor allem bei Platz 1 der Filmschurken. Insgesamt finde ich es auch ein wenig traurig, dass es keine einzige Schurkin auf die Film-Liste geschafft hat (das Herz will, was das Herz will), aber dafür ist die Serienliste fast ausgeglichen.

Und nun, schon mal zur Einstimmung, die Runners-up-Liste, völlig unsortiert: Sauron, Darth Maul, Malefiz, Smaug, Thailog, Antonio Salieri, Davy Jones, Hades („Disneys Hercules“), Hector Barbossa, Roose Bolton, Coriolanus Snow, Darth Tyranus, Bellatrix Lestrange, Satan („Im Auftrag des Teufels“), Lex Luthor („Superman: The Animated Series“), Darth Vader, Bane („The Dark Knight Rises“), Ava Lord, Dschafar, Francis Dolarhyde, die Meerhexe Ursula, Imhotep, William Stryker, Mystique, Saruman, Jack the Ripper („From Hell“), David Xanatos, Scar.

Serie

10. Morgan (Eva Green) aus „Camelot“

Die kurzlebige Starz-Serie „Camelot“ war zwar gewiss nicht frei von Fehlern (der größte war Jamie Campbell Bower als Arthur), hat es aber dennoch geschafft, dem allseits bekannten Artus-Mythos die eine oder andere neue Facette abzugewinnen, wobei das Highlight definitiv die Interpretation von Merlin und Morgan war. Letztere gibt im Rahmen dieser Serie eine wirklich grandiose Schurkin ab, was einerseits daran liegt, dass sie ziemlich nachvollziehbar gestaltet ist und mit ihren Ansichten dem modernen Zuschauer oftmals näher ist als die eigentlich guten Figuren (warum sollte nicht eine Frau über England herrschen?), und andererseits, weil sie von Eva Green gespielt wird, was prinzipiell nicht schadet. Schon allein wegen ihrer Interpretation von Morgan lohnt es sich, die Serie anzuschauen.

9. Jim Moriarty (Andrew Scott) aus „Sherlock“

Professor Moriarty gehört zu den großen Widersachern der Literatur und wurde schon vielfach interpretiert. Die Sherlock-Version, ohne akademischen Titel, muss sich definitiv nicht verstecken – in bester Schurkentradition ist er sowohl Spiegel als auch Gegensatz zu seinem heroischen Gegner. Wo Sherlock Holmes ein „Consulting Detective“ ist, ist Moriarty ein „Consulting Criminal“ und wo Sherlock stoisch und kalt erscheint, sich in Wahrheit aber sehr um die Menschen, die ihm am nächsten stehen, sorgt und für sie eintritt, scheint Moriarty übermäßigen emotionalen Ausbrüchen und Stimmungsschwankungen unterworfen, schert sich aber um niemand anderen als sich selbst. Beide Widersacher verbindet allerdings ihre überragende Intelligenz und ihre durchaus ähnliche Weltsicht, denn in vielerlei Hinsicht ist Moriarty das, was Sherlock wäre, besäße er kein Gewissen. Zu all diesen gelungenen Gemeinsamkeiten und Gegensätzen kommt hinzu, dass Andrew Scott beim Spielen der Figur sichtlich Spaß hat, zur großen Freude des Zuschauers.

8. Harley Quinn (Arleen Sorkin) aus „Batman: The Animated Series“

Harley Quinn ist witzig, lebensfroh, hin und wieder ziemlich durchgeknallt und unglaublich tragisch, denn sie hat das Pech, dass sie unsterblich in den Joker verliebt ist. Die Beziehung der beiden hat eine unglaubliche Dynamik, die Tragik rührt daher dass Harley, egal wie sehr die Joker sie misshandelt, doch stets zu ihm zurückkehrt, weil sie von ihm vollkommen besessen ist. Der Joker seinerseits ist oft von ihr genervt oder versucht sogar umzubringen, sollte sie sich aber kurzfristig für jemand anderen interessieren, wird er unglaublich eifersüchtig und besitzergreifend. Ursprünglich begann Harley als relativ unwichtiger Nebencharakter in „Batman: The Animated Series“, weil Bruce Timm und Paul Dini sich dachten, dass es cool wäre, wenn der Joker einen weiblichen Sidekick hätte. Gewissermaßen begann Harley danach aber ein Eigenleben zu entwickeln, sie bekam in Form der Graphic Novel „Mad Love“ (die im Rahmen der Serie auch adaptiert wurde) eine interessante Hintergrundgeschichte und war bei den Fans so beliebt, dass sie schon bald ins reguläre DC-Universum übernommen wurde, von zusätzlichen Auftritten in weiteren Serien (beispielsweise „The Batman“) oder Spielen („Arkham Asylum“ und Sequels) ganz zu schweigen. Und mit Suicide Squad steht bald ihr erster Auftritt in einem Realfilm bevor. Aber es ist die Cartoon-Version, gesprochen von Arlene Sorkin, die Harley definiert hat.

7. Russel Edgington (Denis O’Hare) aus „True Blood“

„True Blood“ wurde ab Staffel 4 deutlich schwächer, Staffel 3 war aber noch wirklich grandios, was zum Großteil dem von Denis O’Hare gespielten Russel Edgington zu verdanken ist. Der gute Russel balanciert auf einem sehr schmalen Grat, er ist unterhaltsam und witzig, aber gleichzeitig bedrohlich und gefährlich, ohne dass das eine das andere aufheben würde. O’Hare gelingt es, den uralten Vampir glaubwürdig und charismatisch darzustellen, und ihm zu allem Überfluss auch noch einen Hauch Tragik zu verleihen, denn man merkt, dass ihm der Verlust seines geliebten Talbot wirklich und aufrichtig zu Herzen geht. Und wer könnte jemals die geniale Fernsehansprache vergessen.

6. Amanda Waller (C. C. H. Pounder) aus „Justice League Unlimited“

Amanda Waller ist so ganz anders als die typischen Superschurkinnen mit Modelfiguren und hautengem Spandex: Sie ist keine gute Kämpferin und übergewichtig, aber trotzdem eine, wenn nicht gar die, gefährlichste Frau des DC-Universums – und dazu noch eine ziemlich komplexe und interessante Figur, gerade in „Justice League Unlimited“. Dort fürchtet sie die wachsende Macht der Justice League, eine Angst, die durchaus berechtigt ist, denn in einem Paralleluniversum machten sich die Mitglieder der Justice League zu den Justice Lords und errichteten eine Diktatur. Waller will die Menschheit vor übermächtigen Superwesen beschützen, diese Aufgabe verfolgt sie allerdings völlig rücksichtslos: Der Zweck heiligt fast jedes Mittel.

5. Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) aus „Daredevil“
Achtung! Das Video stammt aus dem Finale der ersten Staffel von „Daredevil“ und enthält Spoiler.

Ich habe Wilson Fisk, den Kingspin (auch wenn dieser Spitznamen in der ersten Staffel von „Daredevil“ nie benutzt wird) ja bereits ausführlich gelobt. Vincent D’Onofrio spielt Fisk als außergewöhnlich vielschichtigen Widersacher des Titelhelden, als Gangsterboss mit Vision, auf der einen Seite brutal und geplagt von seinem Temperament, auf der anderen Seite schüchtern und unsicher; ein Schurke, von dem ich definitiv mehr sehen will. Glücklicherweise ist Staffel 2 bereits in der Mache.

4. Demona (Marina Sirtis) aus „Gargoyles“

Disneys „Gargoyles“ hat eine ausgezeichnete Schurkenriege, von David Xanatos über Thailog und MacBeth bis hin zu Fox und Oberon, aber Demona ist ohne Zweifel die Krönung. Goliaths ehemalige Geliebte ist ganz ähnlich konzipiert wie Magneto: Aufgrund ihrer tragischen Vergangenheit hat sie gelernt, Menschen zu hassen, mehr als einmal versucht sie, die gesamte Menschheit auszulöschen, wobei ihr der Manhatten-Clan natürlich stets einen Strich durch die Rechnung macht. Tief in ihrem Inneren ist Demona allerdings ein zutiefst einsames Wesen, das sich nach einer verlorenen Liebe sehnt und sich konsequent selbst belügt. Tragisch, getrieben, und wunderbar gesprochen von Marina Sirtis – die perfekte Schurkin für eine der besten Zeichentrickserien.

3. Darkseid (Michael Ironside) aus „Superman: The Animated Series“

Darkseid ist der große Böse des DC-Universums und die (inoffizielle) Vorlage für Thanos (der nette Herr, der in der Mid-Credits-Szene der beiden Avengers-Filme kurz auftaucht). Zwar wurde er schon einige Mal dargestellt, unter anderem in „Smallville“ und dem einen oder anderen Zeichentrickfilm, aber bislang hat mich nur eine Interpretation des finsteren Gottes wirklich zufrieden gestellt: Die von Michael Ironside aus „Superman: The Animated Series“ und den restlichen DCAU-Serien. Allein mit seiner Stimme schafft es Ironside, die Essenz der Figur perfekt einzufangen. Darkseid spricht fast immer ruhig, gelassen und mit absoluter Selbstsicherheit, er ist sich der Tatsache, dass er eines er mächtigsten Wesen des Universums ist, absolut bewusst. Umso furchterregender wird es dann, wenn er einmal wirklich die Stimme erhebt. Darüber hinaus ist er (zumindest im Rahmen des DCAU) der Schurke, der Superman am nachhaltigsten unter die Haut geht, indem er ihm eine Gehirnwäsche verpasst und ihn dazu zwingt, die Erde anzugreifen. Darkseid ist der einzige Schurke, bei dem sich Superman nicht zurückhält und den er tot sehen möchte.

2. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) aus „Hannibal“

Da gibt es keine Diskussion: Kultivierte Kannibalen geben einfach grandiose Schurken ab. In Bezug auf Hannibal Lecter stellt sich natürlich oft die Frage: Anthony Hopkins oder Mads Mikkelsen? Diese Frage beantworte ich mit einer Gegenfrage: Warum sollte ich mich entscheiden? Mads Mikkelsen Interpretation der Figur ist anders als die von Hopkins, ruhiger, subtiler, aber deswegen keinesfalls weniger gelungen oder fesselnd. Die Serien-Version von Hannibal Lecter ist extrem beherrscht und sehr auf Kontrolle bedacht, spielt jedoch trotzdem (oder gerade deshalb) hervorragend mit allen Menschen, die ihn umgeben.

1. Tywin Lannister (Charles Dance) aus „Game of Thrones“

Ob Tywin Lannister überhaupt ein Schurke ist, ist freileich diskutabel; Charles Dance sieht ihn jedenfalls nicht als solchen, aber immerhin gehört er zu den Figuren, die einem bösen Masterminde in „Game of Thrones“ am nächsten kommen. Joffrey mag ein sadistisches Arschloch sein, aber es ist Lord Tywin, von dem die Gefahr ausgeht, er ist stets die eigentliche Macht hinter dem Eisernen Thron. Ich muss ja zugeben, als ich Tywin in der Serie zum ersten Mal sah, war ich doch ein wenig enttäuscht, denn in den Romanen hat er mit Glatze und Backenbart eine so markante Erscheinung. Schnell stellte ich allerdings fest, dass man für Lord Tywin keinen besseren Schauspieler als Charles Dance hätte finden können. Von den Unterschieden bei Kopf- und Gesichtsbehaarung einmal abgesehen bringt Dance die Figur nämlich perfekt auf den Punkt und hat genau die richtige Ausstrahlung. Schon sein Blick allein reicht, um andere verstummen zu lassen und wenn er spricht, hört man zu. Charles Dance als Lord von Casterly Rock kommandiert eine Präsenz, wie man sie nur selten findet, und das selbst dann noch, wenn Tywin auf dem Klo sitzt.

Filme

10. Frollo (Tony Jay) aus „Der Glöckner von Notre Dame“

Disney-Schurken sind so eine Sache für sich: Sie sind selten vielschichtig, aber doch sehr oft äußerst einprägsam, weil sie auf so glorreiche Weise schurkisch sind und bei vielen von uns die Kindheit dominiert haben. Richter Frollo, gesprochen vom leider verstorbenen, aber grandiosen Tony Jay, ist zwar ebenfalls unheimlich markant, unterscheidet sich aber von vielen anderen Disney-Schurken dadurch, dass er seine Taten tatsächlich zu rechtfertigen versucht, während Dschafar oder Hades sich einfach in ihrer Bosheit suhlen und sich Malefiz sogar zur „Mistress of all evil“ erklärt. Frollo ist für einen Disney-Schurken beängstigend realistisch, denn er besitzt keinerlei magische Kräfte, zettelt dafür aber ein Pogrom an, plant einen Genozid und wird von fleischlicher Lust angetrieben. Hach ja, die magische Welt von Disney…

9. Dracula (Gary Oldman) aus „Bram Stoker’s Dracula“

Über die Jahrzehnte hinweg wurde Dracula bereits von vielen großen (und auch vielen weniger großen) Darstellern verkörpert, von Bela Lugosi über Christopher Lee, Klaus Kinski, Luke Evans, bis hin zu Frank Langella und Jonathan Rhys Meyers, aber meine Lieblingsversion ist eindeutig die von Gary Oldman verkörperte aus „Bram Stoker’s Dracula“. Anders als die meisten Inkarnationen, die vorher kamen, ist Oldmans Graf ein tragisches Monster, aber im Unterschied zur Luke-Evans-Version ist trotzdem nicht völlig heroisiert, sondern tatsächlich eine Bestie. Dass die Figur so funktioniert, ist vor allem Gary Oldmans Wandlungsfähigkeit zu verdanken, der sowohl als tragischer Liebhaber als auch als bösartig lachender Vampirfürst überzeugt. Nebenbei, dieser Dracula hat wohl mit Abstand die meisten unterschiedlichen Erscheinungsformen; alter Mann, junger Mann, Werwolf, Nebel, Fledermausmonster…

8. Hans Landa (Christoph Waltz) aus „Inglourious Basterds“

Landa ist die Rolle, die Christoph Waltz international bekannt gemacht hat und ein Oscar ist auch dabei herausgesprungen – völlig zurecht, denn Hans Landa ist ein grandioser Schurke, der die gängigen Filmnazi-Klischees widerlegt und am Ende sogar die Seiten wechselt (aus reinem Opportunismus, versteht sich). Bis dahin ist er aber rechtschaffen gemein und grausam, deduziert als finstere Version von Sherlock Holmes und macht seine Feinde in vier verschiedenen Sprachen nieder.

7. Loki (Tom Hiddleston) aus „Thor“, „The Avengers“ und „Thor: The Dark World“

Ich mochte Loki als Schurke in der nordischen Mythologie und im Marvel-Universum schon vor dem MCU, was Tom Hiddleston aus der Figur macht, ist allerdings noch einmal eine Klasse für sich. Lange war Loki der mit Abstand beste und beliebteste MCU-Schurke (jedenfalls, bis Wilson Fisk sich zeigte), und das aus gutem Grund. Loki ist nicht nur durchtrieben, seine Handlungen sind auch nachvollziehbar, und darüber hinaus ist er noch so unheimlich unterhaltsam. Hinzu kommt, dass er sich über die Filme konstant weiterentwickelt und bei jedem neuen Auftritt an einem völlig anderen Punkt steht. Ironischerweise gewinnt er in dem Film, in dem er nicht der Hauptschurke ist.

6. Pinhead (Doug Bradley) aus „Hellraiser 1-8“
Achtung, das Video könnte religiöse Gefühle verletzen und ist recht eklig!

Im Horrorfilmbereich gibt es diverse Filmreihen, die jeweils von ihrem Schurken definiert werden und deren Sequels von Film zu Film immer schlechter werden. Freddy Kruger, Michael Myers, Jason Vorhees und Jigsaw sind nur einige davon, aber einer steckt sie meiner Meinung nach alle in die Tasche: Pinhead, der nagelgespickte Priester der Hölle. Obwohl er das Element ist, das alle Hellraiser-Filme zusammenhält, fungiert er dabei nicht einmal per se immer als Schurke – genau genommen tut er das nur in den Teilen 3 und 4. Gerade das macht Pinhead so interessant, wobei Doug Bradley und das ikonische Design ihren Teil ebenfalls beitragen. Über Pinhead habe ich mich bereits sehr ausführlich geäußert.

5. Magneto (Ian McKellen, Michael Fassbender) aus „X-Men 1-3“, „X-Men: First Class“ und „X-Men: Days of Future Past“

Magneto ist nicht nur einer der bekanntesten Comicschurken, sondern auch, wenn er angemessen umgesetzt wird, einer der nachvollziehbarsten: Seine Eltern wurden während des Holocaust getötet, er selbst überlebte, kam aber zu dem Schluss, dass es den Mutanten irgendwann ähnlich ergehen wird wie den Juden im Dritten Reich, weshalb er eine Vormachtsstellung für die Seinen anstrebt. Sowohl Michael Fassbender als auch Ian McKellen spielen den Meister des Magnetismus so grandios und einnehmend, dass ich mich beileibe nicht für einen der beiden entscheiden kann. Egal ob jung oder alt, Magneto ist ein grandioser Schurke.

4. Lord Voldemort (Ralph Fiennes) aus „Harry Potter 4-7.2“

Als literarische Figur hat mich Lord Voldemort von Anfang an fasziniert, was Rowling in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ dann aber letztendlich aus ihm gemacht hat, fand ich äußerst unbefriedigend. Aus diesem Grund hat Ralph Fiennes Lord Voldemort im Grunde für mich gerettet, denn er gehört zu den Schauspielern, die dafür sorgen, dass auch die schwächsten Dialogzeilen noch funktionieren. Bereits nach der Sichtung von „Harry Potter und der Feuerkelch“ war ich von Fiennes‘ Dunklem Lord begeistert, „Der Orden des Phönix“ hat noch eine Schippe draufgelegt, aber richtig brillant wurde es erst mit den beiden Teilen von „Die Heiligtümer des Todes“: Im ersten sehen wir einen Voldemort auf dem Höhepunkt seiner Macht, im zweiten einen Voldemort, der durch die Zerstörung seiner Horkruxe immer wahnsinniger wird – und beides stellt Fiennes blendend dar. Er schafft es gar, allein durch sein Spiel, Voldemort noch eine tragische Seite abzugewinnen, wo er im Roman nur noch eine flache Parodie seiner selbst war. Hut ab!

3. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) aus „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“ und „Roter Drache“

Die andere Version des kultivierten Kannibalen, anders, aber nicht minder gelungen. Für Anthony Hopkins‘ Hannibal Lecter ist seine Zelle (und später Florenz) eine Bühne, er genießt es, seine Gegenspieler psychologisch fertig zu machen und ihnen seine Überlegenheit unter die Nase zu reiben. Anthony Hopkins war es, der die Figur des kannibalischen Psychiaters zur Ikone gemacht hat.

2. Darth Sidious (Ian McDiamird) aus „Star Wars Episode VI und I-III”

In den meisten Schurkenhitlisten ist es Darth Vader, der Star Wars vertritt, doch letztendlich ist er „nur“ ein Handlanger, der eigentliche Vertreter des Bösen in George Lucas‘ Weltraumoper ist der Imperator. Interessanterweise gehört er auch zu den wenigen Figuren, die von den Prequels tatsächlich profitiert haben. War er in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ vor allem ein relativ typischer böser Overlord, der in erster Linie in seinem Sessel saß, Befehle gab, böse lachte und am Ende Blitz schleuderte, so gewinnt er in den Prequels an Facetten, wir sehen ihn als Charismatiker, politischen Ränkeschmied und Puppenspieler, der galaktische Regierungen zu seinen Marionetten macht und Anakin Skywalker gekonnt zur Dunklen Seite der Macht verführt. Er ist der wahre Dunkle Lord der Sith, und aus diesem Grund benutze ich, wenn ich über ihn spreche oder schreibe, auch seinen Sith-Namen, da „Darth Sidious“den Kern seines Wesens besser trifft als „Palpatine“.

1. Der Joker (Jack Nicholson, Mark Hamill und Heath Ledger) aus „Batman“, „Batman: Mask of the Phantasm“ und „The Dark Knight“

Okay, hier habe ich geschummelt, denn ich liebe alle drei Inkarnationen von Batmans Erzfeind. Streng genommen ist die Mark-Hamill-Version auch kein Film-, sondern ein Serienschurke, aber da er auch in dem Kinofilm „Batman: Mask of the Phantasm“ auftauchte (und ich andernfalls auf Harley Quinn verzichten müsste), wird auch dieser Joker hier integriert. Während sowohl die Jack-Nicholson- als auch die Heath-Ledger-Version – der Todeskünstler und der nihilistische Terrorist – genau auf ihren jeweiligen Film perfekt zugeschnitten sind, ist der Hamill-Joker die genaueste Verkörperung der Comicfigur, die mühelos zwischen dem harmlosen Spaßmacher der 60er und dem mörderischen Psychopathen der Moderne hin- und herwechseln kann und praktisch immer funktioniert. Wenn ich Comics mit dem Joker lese, stelle ich mir dabei Mark Hamills Stimme vor. Nichts desto trotz, alle drei sind wirklich grandiose Schurken, die ihrer Version von Batman jeweils das Leben zur Hölle machen.

GoT: The Wars to Come

Trieft nur so vor Spoilern!
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Und es geht wieder los, die Game-of-Thrones-Saison hat begonnen. Staffel 5 der Serie verspricht vor allem eines: Noch stärkere Abweichung von der Vorlage. Ich bin ja nun kein Purist, der Änderungen gleich verurteilt, nur weil es Änderungen sind, allerdings sollten auch Änderungen sinnvoll sein. Manche sind natürlich dem Medienwechsel geschuldet, andere weniger, aber sie bereichern die Story; Margaery Tyrells größere Rolle gehört für mich zum Beispiel dazu – Serien-Margaery ist in meinen Augen eine weitaus interessantere Figur als Buch-Margaery. Gerade in Staffel 4 gab es allerdings auch einige Änderungen, die ich ziemlich misslungen fand, weshalb ich nach wie vor denke, dass Staffel 4, trotz einiger richtig guter Episoden, bislang die schwächste ist.

Dass es ab Staffel 5 massive Anpassungen geben würde, war ohnehin abzusehen. Die Bände „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ sind nämlich aus vielen Gründen sehr viel schwerer umzusetzen als die ersten drei, und das nicht nur wegen der geographischen Aufspaltung (an die sich die Serie ohnehin nicht hält – wäre auch unsinnig). In den Bänden 4 und 5 von „A Song of Ice and Fire“ führt Martin eine Myriade an neuen Figuren und Handlungsorten ein – Benioff und Weiss müssen hier sehr genau abwägen, und ich hoffe, dass sie gute Entscheidungen getroffen haben. Nun, wir werden sehen.

Auf der Intro-Karte taucht mit Pentos ein Ort auf, den wir seit Staffel 1 nicht mehr gesehen haben, die signifikanteste Änderung findet sich aber bei Winterfell: Das Modell qualmt nicht mehr, und statt dem Schattenwolf der Starks ist dort nun der gehäutete Mann der Boltons zu sehen.

 

King’s Landing
Staffel 5 beginnt mit etwas, das in GoT bislang nicht zu sehen war: Einem Flashback. Die junge Cersei Lannister (Nell Williams) sucht zusammen mit ihrer Freundin Melara Hetherspoon (Isabella Steinbarth) eine Waldhexe (Jodhi May) auf, um von ihr etwas über die Zukunft zu erfahren. Der Name der Waldhexe wird in der Serie nicht genannt, der Buchleser weiß jedoch, dass es sich dabei um „Maggy the Frog“ handelt. Maggy ist dabei allerdings nicht ihr wirklicher Name, sondern eine Verballhornung des Wortes „Maegi“ (wir erinnern uns an Staffel 1). Die Serien-Version dieser Figur ist weitaus ansehnlicher als die Buch-Version, die ziemlich hässlich ist; hier ist Maggy im Grunde nur schmutzig.

Da Cersei drei Fragen stellen darf, hier allerdings nur zwei vorkommen, denke ich, dass wir im Verlauf der Serie noch einmal zu diesem Flashback zurückkehren werden, insbesondere da noch ein wichtiges Detail fehlt: Im Roman erklärt Maggy Cersei, dass sie durch die Hand des Valonqar (Valyrisch für „kleiner Bruder“) getötet werden wird, was ihren Hass auf und ihre Furcht vor Tyrion erklärt – natürlich ist aber auch Jaime Cerseis kleiner Bruder, und es ist darüber nicht einmal eindeutig, dass es überhaupt Cerseis kleiner Bruder sein muss.

Es gibt noch ein paar kleinere Details, die sich in Roman und Serie unterscheiden, etwa die Anzahl der prophezeiten Kinder des Königs und die Tatsache, dass Cersei bei Martin mit zwei Freundinnen unterwegs ist, aber diese sind unbedeutend.
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Maggy the Frog (Johdi May)

Nach dieser Einführung, die sich auch gut vor dem Vorspann gemacht hätte, springt die Episode direkt nach King’s Landing, wo Cersei bei Baelors Septe eintrifft, um Lord Tywin die letzte Ehre zu erweisen. Dort warten bereits viele Edle des Reiches, darunter auch der von Paul Bentley gespielte Hohe Septon, dessen Rolle und Amt in dieser Staffel noch an Signifikanz gewinnen werden. Diplomatisch und feinfühlig, wie Cersei nun einmal ist, lässt sie alle anderen warten und besucht den Leichnam ihres Vaters erst allein, nur Jaime ist anwesend. Erfreulicherweise ist dieses Beisammensein von Jaime, Cersei und einem toten nahen Verwandten gelungener als das letzte, nicht zuletzt, weil Charles Dance‘ letzte Szene in der Serie von The Rains of Castamere unterlegt wird. Während es im Buch eine sehr ähnliche Konversation zwischen den beiden Lannistergeschwistern gibt, ist hier doch ein wichtiges Detail anders: Serien-Cersei errät sofort, dass es Jaime war, der Tyrion befreit hat.

Beim anschließenden Leichenschmaus kehren zwei alte Bekannte in die Serie zurück: Lord Tywins Bruder Ser Kevan Lannister und sein Sohn Lancel, beide abermals gespielt von Ian Gelder und Eugene Simon. Beide haben wir zum letzten Mal in Staffel 2 gesehen, Lancel wurde bei der Schlacht um King’s Landing verletzt und Kevan war bei Tywins Kriegsrat in Harrenhal zugegen. Wie in den Romanen hat Lancel währenddessen zum Glauben gefunden (in ziemlich extremer Weise), während sein Vater darüber nicht sonderlich begeistert ist.

In „A Feast for Crows“ hat das vor allem Auswirkungen auf Jaimes Handlungsstrang in den Flusslangen, da Jaime in der Serie allerdings nach Dorne geht, entschieden sich Benioff und Weiss dazu, ihn in King’s Landing zu belassen, um den fundamentalistischen Anhängern des Glaubens ein zusätzliches, bekanntes Gesicht zu geben. Die Einführung der „Spatzen“ wird dadurch leichter und ist ziemlich gelungen, immerhin spielen diese im King’s-Landing-Handlungsstrang noch eine bedeutende Rolle.

 

Pentos
Tyrion kommt in Pentos an und ist dabei in einem ähnlich mitleiderregenden und zugleich abstoßendem Zustand wie im Roman: Kaputt, stinkend, mit seinem Schicksal und seinen Taten hadernd und dauerbetrunken. Im Gegensatz zum Roman wurde allerdings bereits sehr viel gerafft und vereinfacht; bei Martin ist es Magister Illyrio, der Tyrion empfängt und ihn eine Weile bei sich beherbergt. In der Serie dagegen entschied man sich, Illyrio, der immerhin in der ersten Staffel zwei Auftritte hatte, durch Varys zu ersetzen. Dennoch befinden sich der Zwerg und die Spinne in Illyrios Haus, der Magister hat nur keinen Auftritt.

Varys erklärt, dass er in Wirklichkeit die ganze Zeit die Targaryen zurück auf den Thron bringen wollte und versucht Tyrion dafür zu gewinnen. Insgesamt ist Varys hier sehr offenherzig und ehrlich, für meinen Geschmack ein wenig zu sehr. In den Romanen ist er nur ein einziges Mal so ehrlich, und da spricht er mit jemandem, der praktisch schon tot ist.

Nun, wie dem auch sei, die erste Etappe der Reise zu Daenerys unternehmen Varys und Tyrion gemeinsam. Was sich im Vorfeld der Staffel bereits andeutete, scheint nun ziemlich sicher zu sein: Aegon VI. und Lord Jon Connington fallen der Schere zum Opfer. Bei Aegon VI. handelt es sich, so wird von seinen Unterstützern zumindest behauptet, um den totgeglaubten Sohn von Rhaegar Targaryen, während im Fandom unter anderem vermutet wird, es handle sich um einen Blackfyre-Prätendenten. Jedenfalls bricht Tyrion zusammen mit Aegon, Connington und einigen weiteren Gefährten gen Meereen auf, während er in der Serie erst einmal von Varys begleitet wird. Ich denke, dass es notwendige Kürzungen sind, damit das Personal nicht ausufert, wirklich bewerten lässt sich dies aber erst, wenn in „The Winds of Winter“ oder „A Dream of Spring“ bekannt wird, wie und in welchem Ausmaß sich der Aegon/Connington-Handlungsstrang auswirkt. Ein zusätzlicher Bonus, der sich durch diese Änderung ergibt, sind mehr Szenen zwischen Conleth Hill und Peter Dinklage, was immer gut ist.

 

Meereen
Die Harpyie fällt. Leider macht das Daenerys das Regieren auch nicht unbedingt leichter, denn die Schwierigkeiten häufen sich: Die Söhne der Harpyie, maskierte Mitglieder der ehemaligen Herrscherfamilien Meereens, töten einen der Unbefleckten. Hierbei handelt es sich mal wieder um eine Kondensierung: Im Roman wird Daenerys von mehreren derartigen Vorfällen berichtet, in der Serie dagegen wird einer herausgegriffen und visualisiert.
harpy
Ein Sohn der Harpyie

Dany erörtert die Situation mit ihren Beratern, zu denen nun auch Hizdahr zo Loraq und Mossador (Reece Noi), einer der aufständischen Sklaven der letzten Staffel, gehören. Ersterer kehrt im Verlauf der Folge mit Daario Naharis aus Yunkai zurück, das erneut befriedet werden musste, und beginnt anschließend damit, Daenerys um die Wiedereröffnung der Arenen von Meereen zu bitten – in den Romanen ist das sein hervorstechendstes Merkmal, während dort die Sache mit dem gekreuzigten Vater, die ihm zusätzliche Sympathie verleiht, fehlt.

Nach eine Gespräch mit Daario über besagte Arenen und eine Drachenkönigin ohne Drachen besucht Daenerys Rhaegal und Viserion, die noch größer und unkontrollierbarer und deren Animationen, gerade für eine TV-Serie, wirklich exzellent sind.

 

Das grüne Tal
Im Grunde ist dieser Handlungsstrang nun schon über die erschienen Bücher hinaus; in „A Feast for Crows“ erzählen Sansas Kapitel vor allem, wie sie sich an ihre neue Situation anpasst, von der Eyrie hinabsteigt und anschließend von Littlefinger in höfischer Intrige unterwiesen wird.

Dies alles hat die Serie im Grund direkt übersprungen, der Sansa-Subplot fängt damit an, dass sie, Littelfinger und Yohn Royce Robin Arryn dabei zusehen, wie er beim Schwerkampftraining versagt. Sansa und Littelfinger halten sich damit allerdings nicht lange auf, sondern begeben sich auf eine Reise – die Trailer und der Einsatz des Stark-Themas deuten bereits darauf hin, dass es Richtung Norden geht, auch wenn uns Sansa versichert, es gehe nach Westen.

 

Castle Black
Nach der Schlacht hat sich die Lage auf Castle Black wieder beruhigt, Ser Alisser Thorne und Janos stolzieren herum, während Jon Snow abermals die Rekruten trainiert. Aber dennoch ist durch die Anwesenheit von Stannis Baratheon alles anders.

Während die anderen Handlungsstränge inzwischen alle schon bei „A Fest for Crows“ oder „A Dance with Dragons“ sind, ist dieser noch „zurück“, will heißen: Hier wird noch Material aus „A Storm of Swords“ adaptiert. Nach den Abweichungen und Ausdehnungen der letzten Staffel scheint die Jon-Snow-Handlung nun wieder stärker zum Buch zurückzukehren: Die Dialoge mit Melisandre und Stannis sind alle mehr oder weniger vorlagengetreu, wenn auch insgesamt vereinfacht. Bei Martin ist Davos allerdings nicht zusammen mit Stannis zur Mauer gekommen, sondern erledigt eine Sondermission in White Harbor. Während dieser Subplot im Roman durchaus ganz interessant ist, weil er dem Norden eine neue Facette hinzufügt, ist er für die Serie tatsächlich eher belanglos und ich begrüße seine Kürzung, da gerade in der Serie Davos‘ Anwesenheit auf der Mauer für eine sehr viel interessantere Konstellation sorgt.
snowrayderJon Snow (Kit Harrington) und Mance Rayder (Ciáran Hinds)

Stannis hätte gerne, dass die Wildlinge für ihn kämpfen, und Jon Snow soll Mance Rayder überzeugen, das Knie zu beugen, wovon dieser nicht besonders begeistert ist, weshalb er verbrannt werden soll, was schließlich am Ende der Episode auch geschieht. In „A Dance with Dragons“ ist es allerdings der Lord der Knochen, der, von Melisandre magisch verkleidet, den Flammen geopfert wird, während Mance später eine gesonderte Mission übernimmt. In der Serie scheint es tatsächlich Mance selbst zu sein, der verbrannt wird. Einerseits kann ich das nachvollziehen, denn Benioff und Weiss müssen viele der Handlungsstränge der Bände 4 und 5 stark vereinfachen, da sie sonst schlicht nicht umsetzbar sind, allerdings finde ich es dennoch verdammt schade, denn Ciáran Hinds ist ein hervorragender Schauspieler, und die Serie hätte ehrlich gesagt von seiner Präsenz profitiert – vor allem in Staffel 4 hätte man diesbezüglich noch einiges unterbringen können. So wirkt es, als habe man Mance Rayders Potential teilweise verschenkt. Immerhin darf Hinds in dieser Episode noch ein letztes Mal glänzen.

 

Fazit: Durchaus gelungene erste Folge der neuen Staffel, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau von „Two Swords“. Die Aussparung einiger Handlungsstränge zugunsten anderer erweist sich wieder als sinnvoll, um eine ausgewogenere Erzählstruktur zu schaffen.

Dracula Untold

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Story: Der Kampf gegen die türkischen Heerscharen unter Sultan Mehmet II. (Dominic Cooper) scheint für die Osteuropäer aussichtslos. Vlad dem Pfähler (Luke Evans), dem Fürsten von Transsylvanien, bleibt nur eine Möglichkeit: Unterwerfung und Tribut in Form von 1000 Jungen, inklusive seines eigenen Sohnes Ingeras (Art Parkinson), oder Auslöschung. Doch es gibt einen Ausweg: In den Bergen haust ein alter Vampir (Charles Dance). Vlad kontaktiert ihn, und der Vampir macht ihn zu seinesgleichen und gibt dem Fürsten so die Macht, die Türken zu besiegen, sowie die Möglichkeit, den vampirischen Zustand nach drei Tagen zu beenden, sollte er in dieser Zeit kein Blut trinken. Allerdings steht nun mehr auf dem Spiel als nur der Sieg in der Schlacht, denn als durstiger Vampir ist Vlad eine Bedrohung für seinen Sohn und seine Frau Mirena (Sarah Gadon)…

Kritik: Mit Dracula in all seinen Ausprägungen und Variationen beschäftige ich mich nun schon ziemlich lange, aus diesem Grund war „Dracula Untold“ letztendlich natürlich Pflichtprogramm. Ursprünglich hatte ich vor, ins Kino zu gehen, aber nun muss die Blu-Ray ausreichen.
Die Verbindung des Vampirs Dracula mit dem (losen) historischen Vorbild Vlad Tepes ist nun wirklich keine neue Idee, selbst als „Bram Stoker’s Dracula“ Anfang der 90er in die Kinos kam, hatten sich schon einige dieses Konzepts bedient, und heute gehört es fast schon zum guten Ton. Von seiner Konzeption her erinnert „Dracula Untold“ ein wenig an den völlig miserablen „Dark Prince: The True Story of Dracula“ mit Rudolf Martin in der Titelrolle, der, neben vielen anderen Schwächen, nicht wusste, was er eigentlich sein will; über die meiste Zeit scheint es sich um einen Historienfilm zu handeln, nur um Vlad dann am Ende doch (völlig grundlos) zum Vampir zu machen. Wenigstens diese Schwäche umgeht „Dracula Untold“, denn der Film ist ganz zweifellos Fantasy-Action.
Um das gleich einmal von vorneherein klarzustellen: Weder mit Stokers Roman, noch mit dem historischen Vlad Tepes hat dieser Film besonders viel zu tun. Im Grunde folgt „Dracula Untold“ einem typischen Fantasy- oder gar Superhelden-Plot, der mit einigen Verweisen auf Vlad Tepes gewürzt ist. Historische Genauigkeit durfte man hier sicherlich keine erwarten, aber die Filmemacher haben es anscheinend nicht einmal versucht; das fängt schon damit an, dass Vlad hier wieder einmal zum Herrscher über Transsylvanien gemacht wurde, statt zum Voivoden der Walachei (was er eigentlich war). Von Stokers Figur bleibt schließlich fast gar nichts außer einiger grundlegender vampirischer Eigenschaften.
Das alles ist allerdings nicht das größte Problem dieses Streifens, denn damit hatte ich ehrlich gesagt gerechnet. Das Hauptproblem liegt vor allem darin, dass der Film seinen Plot so konventionell und geradezu langweilig umsetzt, vor allem in Bezug auf den Protagonisten. Luke Evans spielt hier um Grunde dieselbe Rolle wie im zweiten und dritten Hobbit-Film. Über seine Zwiespältigkeit und die Herkunft seines Beinamens werden wir lediglich informiert und beides spielt auch nicht wirklich eine Rolle. Der Dracula dieses Films ist keine wirklich zwiespältige Figur, er ist am ehesten ein wenig zwielichtig und tut ein paar fragwürdige Dinge, von einem Grenzgänger ist er allerdings weit entfernt. Es ist genau dasselbe Problem wie bei „Maleficent“: Man hatte wohl Angst, den Zuschauern einen zu fragwürdig handelnden Charakter zuzumuten und hat deshalb lieber sicher gespielt und damit dem Film viele Möglichkeiten geraubt.
Ähnlich profillos ist Mehmet als Widersacher, der praktisch völlig farblos bleibt und lediglich seine Plotfunktion erfüllt. Gerade das ist wirklich ärgerlich, weil der historische Mehmet eine extrem interessante, facettenreiche und widersprüchliche Figur der Geschichte ist – es kann hin und wieder helfen, tatsächlich historische Fakten miteinzubeziehen.
Und dann wären da noch die diversen Löcher im Plot: „Dracula Untold“ sollte urpsrünglich „Dracula: Year Zero“ heißen und Avatar-Hauptdarsteller Sam Worthington sollte die Titelrolle spielen – seit dieser Ankündigung wurde das Drehbuch oft umgeschrieben, und das merkt man auch. Fähigkeiten und Schwächen der Vampire sind inkonsistent, es fehlen Informationen – u.a. sollte der von Charles Dance dargestellte Altvampir wohl ursprünglich Caligula sein, im fertigen Film finden sich allerdings nur noch diffuse Andeutungen, und vor allem das Ende bedarf, sollte es ein Sequel (oder die von Universal geplante Monster-Version der Avengers) geben, einiges an Erläuterungen.
Trotzdem ist der Film nicht wirklich unterirdisch, die meisten Darsteller sind ihm Rahmen des ihnen möglichen durchaus gut (die Schuld ist zu meist beim Drehbuch zu suchen), vor allem Charles Dance macht als bösartiger Altvampir eine verdammt gute Figur, und einige der Actionszenen sind auch durchaus kreativ und unterhaltsam, auch wenn das PG13-Rating an einigen Stellen unangenehm auffällt. Leider kommt „Dracula Untold“ selbst in seinen besten Momenten niemals über das Mittelmaß hinaus und schafft es nicht einmal ansatzweise, das Potential, das diese Grundidee hat, auszuschöpfen. Das trifft auch auf Ramin Djawadis Score zu, der wie eine Mischung aus „Game of Thrones“, „Pacific Rim“ und „Man of Steel“ klingt.
Noch ein kleines interessantes Detail zum Schluss: Es ist faszinierend, wie sehr „Dracula Untold“ sich bemüht, „Bram Stoker’s Dracula“ von Francis Ford Coppola, in meinen Augen immer noch der beste Dracula-Film, seinen Respekt zu zollen. Das beginnt bei der Titeleinblendung und dem ähnlich inszenierten Prolog (inklusive eines Feldes voll Gepfählter vor rotem Himmel) und erstreckt sich über die Musik, die in den vampirbezogenen Szenen die flüsternden Chöre von Wojciech Kilars Score nachahmt (natürlich ohne an die Qualität des polnischen Komponisten heranzukommen) und Charles Dances Make-up, das entfernt an den alten Dracula erinnert, und geht bis zur Reinkarnation von Draculas Frau (in der letzten Szene wohlgemerkt), die natürlich auch in „Dracula Untold“ durch den Fall von einer Burgzinne stirbt.
Fazit: „Dracula Untold“ ist bestenfalls in höchstem Maße mittelmäßig und schlimmstenfalls gerade deshalb wirklich enttäuschend, da die Idee, wenn sie auch keinesfalls neu ist, ziemlich viel Potential hat.

Trailer

GoT: The Children

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Wie schon bei „Mhysa“ gibt es auch dieses Mal ein umfassendes Thema für das Staffelfinale. „The Children“ bezieht sich nicht nur auf die Kinder des Waldes, die hier zum ersten Mal in der Serie auftauchen, sondern auch auf Kinder allgemein, sowie ihre Beziehung zu ihren Eltern. Eine durchaus löbliche Herangehensweise. Leider leidet „The Children“ ein Stück weit unter denselben Problemen wie „The Mountain and the Viper“: Zu viel Hype und zu wenig Fokus.

Castle Black
Ein weiteres Mal beginnt die neue Episode genau dort, wo die alte geendet hat: Jon Snow begibt sich, begleitet von einer ziemlich wackeligen Kameraführung, zu Mance Rayder. Die Szene spielt sich für meinen Geschmack ein wenig zu schnell ab, ist aber im Große und Ganzen ziemlich gut umgesetzt. Endlich kommt auch Mance wieder persönlich vor, den ich schon in der letzten Folge gerne gesehen hätte. Wie ich schon letztes Jahr sagte, ich bin praktisch ein Fan von Ciáran Hinds und halte ihn für die ideale Besetzung für Mance, und in dieser Szene zeigt sich ein weiteres Mal, weshalb. Wenn man ihn ansieht und hört, wie er spricht, fällt es einem nicht schwer zu glauben, dass er es geschafft hat, die Wildlinge von seinem Anliegen zu überzeugen, er strahlt einfach ein natürliches Charisma aus. Und darüber hinaus ist er intelligent, sympathisch und scheinbar auch nicht nachtragend.
Das Ganze ist in der Serie ein wenig vereinfacht, im Roman sind im Zelt auch noch Mance‘ Frau Dalla und deren Schwester Val anwesend; Dalla liegt gerade in den Wehen. Ihr Sohn, der „Wildlingsprinz“, spielt in den Romanen durchaus noch eine Rolle, vielleicht wird er später noch separat eingeführt, oder aber er seine Rolle wird herausgeschnitten.
Kurz darauf kommt auch schon Stannis. Zugegebenermaßen habe ich mir das beim Lesen ein wenig epischer vorgestellt, aber dem Budget sind nun einmal Grenzen gesetzt, und daran gemessen gefällt mir sein Angriff eigentlich ziemlich gut, genauso wie die Interaktion der beiden Könige und Jon als Vermittler. Man wird den Gedanken nicht los, dass Mance der bessere Herrscher ist…
Das folgende Begräbnis (bzw. die Verbrennung) der gefallenen Brüder gefällt mir ebenfalls ziemlich gut. Ser Alisser ist nicht zu sehen, weder unter den Lebenden, noch unter den Toten, was wohl die Vermutung zulässt, dass er zwar noch lebt, aber zu verwundet ist, um anwesend zu sein. Die erste Begegnung zwischen Jon Snow und Melisandre, der diese durch das Feuer der brennenden Toten erblickt, ist schön symbolisch.
Es folgt ein Konversation mit Tormund und eine persönliche Verbrennung von Ygritte (ich hatte mich schon gewundert, weshalb Rose Leslie noch im Vorspann auftaucht). Das Ganze ist nett, nimmt aber letztendlich Zeit ein, die an anderer Stelle in dieser Episode gebraucht worden wäre.

King’s Landing
Am Ende von „The Mountain and the Viper“ war nicht klar, ob Gregor Clegane nun überlebt hat oder nicht. Hier erfahren wir nun die Antwort, und mehr noch: Der reitende Berg wird auf Cerseis Geheiß an Qyburn übergeben, was Großmaester Pycelle überhaupt nicht gefällt. Ich hingegen freue mich, denn das bedeutet mit ziemlicher Sicherheit, dass wir in der nächsten oder übernächsten Staffel Ser Robert Strong zu Gesicht bekommen. Mir hat es schon immer gefallen, wenn Martin subtile Horrorelemente eingearbeitet hat, und Dr. Frankenqyburn ist eines der Idealbeispiele.
Bei Martin ist es allerdings vorerst nicht Cersei, die möchte, dass Ser Gregor am Leben bleibt, sondern Tywin. Da Gregor während des Kampfes gestanden hat, Elia Martell vergwaltigt und ermordet zu haben, ist es nun nötig, dass Gregor nicht am Gift, sondern durch das Schwert des königlichen Henkers stirbt, um Doran Martell nicht noch mehr zu verägern. Erst später, nach Tywins Tod, übergibt Cersei Gregor an Qyburn, damit dieser an ihm experimentieren kann.
Und apropos Tywin, dieser bekommt auch noch einmal eine Szene mit Cersei, um dem Publikum seine fatale Schwäche vor Augen zu führen: Seine Blindheit für seine Kinder. Das Ganze ist zwar ein wenig plakativ, aber von Lena Headey und Charles Dance sehr gut gespielt, und da Letzterer nach dieser Folge aus der Serie ausscheidet, muss man nehmen, was man bekommt. Ironisch, dass Cersei Tywin dessen beschuldigt, was sie später selbst tut: Mit Margaery um Tommen streiten.
Ich kann leider nicht sagen, dass die nächste Szene, in der sich Cersei an Jaime heranmacht, und dieser das auch noch zulässt, auch nur Ansatzweise gelungen ist. Was soll das bitte? Die Beziehung der beiden mäandert seit der dritten Folge dieser Staffel völlig sinnlos im Kreis herum. Eine ähnliche Szene existiert zwar auch in den Büchern, in dieser weist Jaime Cersei aber zurück, und mehr noch, im Vorfeld wurde sie dort nicht von ihm Vergewaltigt. Die Entwicklung dieser beiden Figuren in dieser Staffel ist schlicht und ergreifend völlig daneben.
tywin
Lord Tywin Lannister (Charles Dance) did not, in the end, shit gold.

Nun folgt noch die wahrscheinlich wichtigste Szene der Staffel, einer der entscheidenden Wendepunkte der gesamten Serie: Tyrion ermordet Tywin. Nachdem ich diese Szene angeschaut hatte, war meiner erster Gedanke: Ganz nett, jetzt wurde ich aber gerne die ungeschnittene Fassung sehen. Gerade hier zeigen sich die Fokusprobleme dieser Episode: Das Ganze ist zu kurz, es geht zu schnell. Und nicht nur das, Benioff und Weiss haben das Ereignis ziemlich entschärft, in dem sie Tysha herausgenommen haben. Für alle, die sich nicht mehr erinnern: Tysha war ein junges Mädchen, das Tyrion als Teenager heiratete. Später erzählten Jaime und Tywin ihm, sie sei eine Hure, die Jaime für Tyrion angeheuert habe, und anschließend wurde sie den Wachen übergeben und dafür bezahlt. In „A Storm of Swords“ eröffnet Jaime Tyrion nun bei der Flucht, dass Tysha keine Hure war und ihre Gefühle für Tyrion echt waren, was diesen widerrum dazu bringt, mit Jaime zu brechen; er gesteht (natürlich fälschlicherweise) den Mord an Joffrey und erklärt seinem Bruder, dass Cersei während seiner Abwesenheit mit allen möglichen Leuten im Bett war. Jaimes Geständnis ist es auch, das ihn dazu bringt, Tywin in seinen Gemächern aufzusuchen. Somit fällt das Zerwürfnis zwischen Tyrion und Jaime und das ganze, höchst unangenehme Drumherum weg, wodurch die Szene einiges an Biss verliert. Es geht ja eigentlich gerade darum, dass für Tyrion jegliche Verbindung zu seiner Familie regelrecht zerstört wird. Im Vergleich zu der Wucht, die dies im Roman hat, wirkt das Ereignis in der Serie geradezu lauwarm. Ich kann allerdings schon verstehen, weshalb hier Dinge ausgelassen wurden: In „A Dance with Dragons“ ist Tyrion mitunter ziemlich unsympathisch. Das kann man natürlich nachvollziehen, aber da Tyrion die Lieblingsfigur von vielen, vielen GoT-Fans ist, wollte man ihn wohl nicht derartig in Mitleidenschaft ziehen.
Die Szene selbst ist gut umgesetzt (oder wäre es, wäre sie vollständig), was vor allem daran liegt, dass sowohl Peter Dinklage als auch Charles Dance wie gewohnt exzellent spielen. Ebenso ist die musikalische Untermalung gut gelungen, mir gefällt es, dass jedes Mal, wenn Tyrion der dunklen Seite nachgibt (als er beschließt, seinen Vater zu besuchen und als er die Armbrust von der Wand nimmt) The Rains of Castamere angedeutet wird, und dass ein Fragment noch einmal zu hören ist, als Tywin stirbt.

Meereen
Daenerys‘ Handlungsstrang war diese Staffel nicht unbedingt optimal (mehr dazu später), aber immerhin bekommt er noch einen ganz guten, und vor allem halbwegs buchgetreuen Abschluss. Sowohl der Freigelassene, der wieder in die Sklaverei zurückmöchte, also auch das von Drogon getötete Kind zeigen Daenerys, dass die ganze Situation sehr viel komplizierter ist, als sie es sich eingestehen möchte. Das Wegsperren der Drachen stellt Emilia Clarkes beste darstellerische Leistung dieser Staffel dar, hier zeigt sie die Emotionalität, die mir bei Jorahs Verbannung gefehlt hat.

Nördlich der Mauer
leaf
Das Kind des Waldes, das Bran rettet und später den Namen Leaf bekommt (Octavia Alexandru)

Hodor und die Gang erreichen endlich ihr Ziel. Gerade, als sie den Baum aus Brans Vision sehen, werden sie von mehreren Skeletten angegriffen, bis ein Kind des Waldes auftaucht und sie rettet. Ich muss zugeben, dass mich das Auftauchen besagter Skelette irgendwie irritiert hat, diese wirken in „Game of Thrones“ irgendwie deplatziert und passen eher zu „WarCraft III“ oder „Diablo“ als zu Westeros.
Jojen ereilt dasselbe Schicksal wie Pyp und Grenn: Er stirbt in der Serie, obwohl er in den Romanen noch lebt. Da Jojen in „A Dance with Dragons“ allerdings sowieso nichts mehr zu tun hat und nur noch dahinvegetiert, ist das nicht weiter tragisch.
Das Aussehen des Kindes des Waldes gefällt mir ziemlich gut, einerseits kindlich, andererseits aber auch seltsam, so in etwa habe ich sie mir auch vorgestellt (obwohl die Beschreibung in den Romanen etwas anders ist). Mit der Dreiäugigen Krähe bin ich dagegen nicht wirklich zufrieden, er sieht viel zu saftig und gesund aus. Bei Martin wird er als völlig ausgemergelt, skeletthaft und praktisch als mit den Wurzeln des Baumes verwachsen beschrieben.
Um zu erklären, wer die Dreiäugige Krähe eigentlich ist, muss ich ein wenig weiter ausholen. Es handelt sich hierbei um Lord Brynden Rivers, alias Lord Bloodraven. Dieser ist ein Targaryenbastard, der gut neunzig Jahre vor den Geschehnissen der Serie (und der Romane) als Hand des Königs diente, später zur Mauer geschickt wurde, zum Lord Commander der Nachtwache aufstieg und schließlich verschwan. In der zweiten Heckenritter-Novelle, „The Sworn Sword“, wird er immer wieder erwähnt und taucht in der dritten, „The Mystery Knight“, erstmals persönlich auf. Auch in „A Feast for Crows“ wird auf ihn angespielt. Lord Bloodraven hat, während er als Hand diente, Westeros praktisch in einen Polizeistaat verwandelt, weshalb ein bestimmtes Rätsel kursierte: „Wie viele Augen hat Lord Bloodraven?“ Die Antwort gibt Brynden Rivers in der Serie selbst: „Eintausend und eines“ (bezogen auf die vielen Spione und das eine Auge, das er selbst hat).
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Brynden Rivers, die dreiäugige Krähe (Struan Rodger)

Auf dem Weg zur Eyrie
Briennes Handlungsstrang nimmt eine unerwartete Wendung, denn sie und Pod treffen auf Arya und den Bluthund (sagte ich bereits, dass Westeros ein Dorf ist?). Ich muss sagen, ich bin enttäuscht, dass Lady Stoneheart in dieser Folge nicht mehr auftaucht, ich hatte fest damit gerechnet, dass Brienne und Pod ihr am Ende ihres Handlungsstranges begegnen, einerseits, weil Catelyn in dieser Staffel bereits ziemlich oft erwähnt wurde und andererseits, weil Lena Headey etwas in diese Richtung über Instagramm angedeutet hat. Hat sie uns wohl verarscht.
Wie dem auch sei, die Begegnung ist zugegebenermaßen nicht ganz uninteressant, da Arya in Brienne etwas sieht, was sie werden könnte. Auch entscheidet sie sich hier eindeutig für Sandor (das Übel, das man kennt, ist besser als das, das man nicht kennt). Und es ist letztendlich nicht Beißers Biss, sondern das Duell mit Brienne, dass Sandor das Leben kostet. Statt Vargo Hoat darf sie nun dem Bluthund das Ohr abbeißen…
Interessanterweise ist Aryas darauf folgender „Abschied“ von Sandor ziemlich unpassend, gerade weil er sich genauso abspielt wie im Buch. Bei Martin hat dies gut gepasst, aber in der Serie hat sich das Verhältnis der beiden ungleichen Reisegefährten geändert, wie man ja wenige Minuten zuvor selbst gesehen hat. Sandor ist schon fast ein Mentor für Arya, und auf jeden Fall ein Beschützer. Dass sie ihm die Gnade eines schnellen Todes nun nicht erweist, wirkt unnötig grausam.
Die Schlussszene dieser Episode gehört ebenfalls Arya, sie geht an Bord eines Schiffes, das gen Braavos fährt. Im Prinzip ist an dieser Szene nichts verkehrt, sie ist gut umgesetzt, aber als Schlussszene eine ganzen Staffel wirkt sie ziemlich enttäuschend. Man muss sie nur einmal in den Kontext setzen: Die Geburt der Drachen, die Rückkehr der Weißen Wanderer, die Befreiung tausender Sklaven und… Arya geht auf ein Schiff. Ich denke nach wir vor, das Auftauchen von Lady Stoneheart wäre der ideale Cliffhanger gewesen, um die Staffel denkwürdig zu beenden.

Fazit: Um es kurz zu machen, leider bei weitem nicht das grandiose Staffelfinale, als das es gehypt wurde. Die Folge schwankt zwischen „in Ordnung“ und „viel Potential verschenkt“.

Staffelresümee:
Jede GoT-Staffel hat ihre Höhen und Tiefen, ihre Hammerepisoden und ihre Überbrückungsfolgen, kurzum, ihre Stärken und Schwächen, das allerdings auf ziemlich hohem Niveau. Staffel 4 ist diesbezüglich allerdings, was man auf Englisch als „mixed bag“ bezeichnen würde. Wenn die Staffel gut ist, sei es in Einzelszenen oder ganzen Folgen, dann ist sie richtig gut, man denke nur an den extrem starken Start mit „Two Swords“ und „The Lion and the Rose“, alles, was mit Oberyn Martell zu tun hat, Tyrions Verhandlung und (mit ein paar Einschränkungen), der King’s-Landing-Handlungsstrang allgemein. Wenn sie allerdings nachlässt, dann lässt sie auch richtig nach.
Es lässt sich darüber hinaus nicht leugnen, dass Staffel 4 sich bislang am weitesten von der Vorlage entfernt. Wer meine Staffel- und Folgenbesprechungen gelesen hat, hat hoffentlich auch gemerkt, dass ich kein Purist bin, der eine Änderung nur um der Änderung willen kritisiert; wenn man eine Geschichte von einem Medium in ein anderes transferiert, sind Änderungen ohnehin nicht vermeidbar. Aber gerade bei Staffel 4 wirken viele der vorgenommenen Änderungen einfach unnötig, gerade weil Martins ursprüngliche Version der Ereignisse in meinen Augen besser funktioniert.
Was Staffel 4 letztendlich vor allem auszeichnet, sind Strukturprobleme und, wie ich schon mehrfach gesagt habe, mangelnder Fokus. Das hängt auch damit zusammen, dass letztendlich „A Storm of Swords“ zwar auf zwei Staffeln verteilt wird, das aber ungleichmäßig. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber Staffel 3 enthält nun einmal bereits etwa dreiviertel des dritten Bandes. Der einzige Handlungsstrang, der noch genug Material enthält, ist die King’s-Landing-Handlung, die insgesamt betrachtet auch am meisten Zeit bekommt. Bei allen anderen Handlungssträngen wird entweder ausgedehnt oder bereits Material aus „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ verwendet. Auch das wäre letztendlich nicht problematisch, es kommt hier auf das Wie an. Egal ob Neuerfindung der Serienmacher oder Material aus den Bänden vier und fünf, es fühlt sich oft an wie unnötiges Füllmaterial. Gerade bei Daenerys wird dies deutlich. Im Großen und Ganzen wird hier Material aus „A Dance with Dragons“ adaptiert, aber es wirkt wie relativ zusammenhanglose Einzelszenen ohne eine übergreifenden Handlungsstrang – dies hätte man verhindern können, in dem man zum Beispiel bereits die Söhne der Harpyie einführt, um dem Ganzen einen Rahmen zu geben, anstatt zwischen Grauer Wurm und Missandei eine Romanze aufzubauen, so knuffig die zwei auch sein mögen.
Am besten funktioniert diese Vorgehen noch beim Dreadfort-Material, weil es hier nicht nur aneinandergereihte Szenen, sondern einen Handlungsbogen gibt. Interessanterweise allerdings nicht für Theon/Reek, sondern für Ramsay
Arya und Sandor Clegane sowie die Jon-Snow- und Bran-Handlungsstränge sind gute Beispiele für sinnlose Ausdehnung. Sie alle kommen über den Verlauf der Handlung weder inhaltlich noch charakterlich weiter. Arya lernt durch das Reisen mit Clegane etwa drei Mal dieselbe Lektion, nur um dann schließlich doch dort zu landen, wo sie auch am Ende von „A Storm of Swords“ hinkommt: Auf ein Schiff nach Braavos. Nur um das zu verdeutlichen: Die erste Arya-Szene der Staffel (das Gefecht im Gasthaus) und die letzte (Arya kommt auf das Schiff) befinden sich im Roman im selben Kapitel.
Ganz ähnlich verhält es sich bei Jon Snow, wo mir sie Strukturierung ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Im Roman flieht er vor den Wildlingen, kommt in Castle Black an, kurz darauf greift der Trupp von Styr Castle Black an und schließlich folgt die Attacke von Mance Rayder. So gerne ich auch fokussierte Episoden mag – für sich betrachtet hat mir „The Watchers on the Wall“ ziemlich gut gefallen – hier wäre Martins Struktur besser gewesen. Es hätte durchaus genug Material für die Staffel gegeben, hätte man nicht beide Wildlingsangriffe zusammengelegt. Und vor allem hätte man sich den völlig unnötigen Ausflug zu Craster’s Keep erspart, allerdings waren Benioff und Weiss in meinen Augen zu sehr darauf bedacht, den Erfolg von „Blackwater“ zu wiederholen.
Eine weitere große Schwäche dieser Staffel sind einige merkwürdige, um nicht zu sagen unpassende kreative Entscheidungen. Meist sind dies nur Einzelszenen, und für sich betrachtet fallen sie auch nicht ins Gewicht, aber wenn man alles zusammenaddiert, hinterlässt das alles einen bitteren Nachgeschmack. Am gravierendsten ist hier die Jaime-Cersei-Geschichte, deren Ausgestaltung mir nach wie vor als eine der größten Fehlleistungen der Serie erscheint. Somit ist Staffel 4 in meinen Augen, trotz einiger wirklich gelungener Höhepunkte, die bisher schwächste Staffel.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men
Mockingbird
The Mountain and the Viper
The Watcher on the Wall

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Breaker of Chains

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Nach den intensiven Ereignissen der letzten Episode dient „Breaker of Chains“ vor allem der Nachbearbeitung der Violetten Hochzeit und der Vorbereitung zukünftiger Ereignisse. Die dritte Folge der vierten Staffel fällt damit um einiges schwächer aus als die ersten beiden, gerade weil man merkt, dass es sich um eine „Übergangsfolge“ handelt. Hauptschauplatz ist nach wie vor King’s Landing, die anderen Handlungsstränge werden eigentlich nur kurz angerissen (gottseidank aber nicht alle). Bis auf eine Ausnahme ist das Hauptstadtmaterial auch der gelungenste Teil dieser Episode, die restlichen Figuren treten irgendwie auf der Stelle.

King’s Landing
„Breaker of Chains“ beginnt genau dort, wo „The Lion and the Rose” aufgehört hat: Joffrey ist soeben in den Armen seiner Mutter gestorben, Tyrion wurde festgenommen und Ser Dontos flüchtet mit Sansa, während die Glocken vom Tod des Königs künden. Der ehemalige Ritter bringt Sansa zu einem Schiff, das im Nebel stark an die Black Pearl erinnert. Littlefinger, der hier sein Staffel-4-Debüt gibt, wartet dort bereits auf sie und belohnt nebenbei gleich Ser Dontos; statt Gold gibt es allerdings Armbrustbolzen.
Diese Szene hat leider nicht auch nur Ansatzweise dieselbe Wirkung wie die ähnlich gearteten Ereignisse im Roman, weil die ganze Vorarbeit fehlt. Bei Martin verspricht Ser Dontos Sansa, in Littlefingers Auftrag, wie sie allerdings nicht weiß, ihr bei der Flucht zu helfen. Er „inszeniert“ das Ganze nach dem Vorbild eines romantischen Liedes, das Sansa sehr gefällt, in dem der Narr Florian zum Ritter wird und seine geliebte Jonquil rettet. Nach der gelungenen Rettung erfährt sie allerdings, dass Ser Dontos nicht aus Ritterlichkeit, sondern des Goldes wegen gehandelt hat, was ihr Weltbild abermals erschüttert. Da Ser Dontos allerdings erst zwei Folgen zuvor wieder eingeführt wurde, und das Lied von Florian und Jonquil nicht einmal erwähnt wird, fehlt dieser Aspekt leider vollkommen.
Littlefinger selbst hält vom Wohlfühlabstand weniger denn je – leider fehlt mir im deutschen das Äquivalent, denn das Wort „creepy“ beschreibt ihn hier sehr gut. Da Lord Baelish bereits sehr genau über die Details der Violetten Hochzeit bescheid weiß, kann man wohl davon ausgehen, dass er auch in der Serie seine Finger im Spiel hatte – mehr noch, er muss seine Finger im Spiel gehabt haben, damit die Rettung Sansas und die Hochzeit so funktionieren konnten, wie sie es taten.
Margaery dagegen scheint keine Beteiligung am Tod ihres Ehemannes zu haben, ihre Reaktion in der vorangegangenen Episode wirkte authentisch, und das Gespräch mit ihrer Großmutter bestätigt das. Während Margaery die aktuelle Situation eher kritisch sieht, legt Olenna ihrer Enkelin dar, weshalb der Tod Joffreys gut für sie und das Haus Tyrell ist – das Ganze kommt fast schon einem Geständnis gleich: „The next one should be easier.“
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Cersei (Lena Headey) trauert um Joffrey (Jack Gleeson)

Diese Ansicht teilt Lord Tywin, der keine Zeit verliert. Joffrey ist noch nicht einmal begraben, als Tywin bereits damit beginnt, Tommen zu bearbeiten – im Beisein seines toten Bruders und seiner trauernden Mutter. Diese Szene gehört eindeutig mit zu den besten dieser doch eher durchwachsenen Folge, sowohl Dean-Charles Chapman als auch Charles Dance und Lena Heady spielen hier exzellent. Lord Tywin gibt den gelassenen Lehrer und entreißt somit seinen Enkel Cerseis Klauen. Die Intention ist eindeutig: Joffrey war ein verdorbener und schwer zu kontrollierender König, Tommen dagegen wird „weise“ sein und auf seine Ratgeber (sprich: Tywin) hören. Cersei muss das alles (inklusive der unbeschönigten Aussage, dass Joffrey kein guter König war) mitanhören und zusehen, wie ihr Vater ihren Sohn unter seine Fittiche nimmt. Diese wie die folgende Szene sind spezifisch darauf ausgelegt, Cerseis Leid zu zeigen bzw. es zu vergrößern – genau das ist allerdings bei Jaimes und Cerseis kleinem Intermezzo in Baelors Septe der Fehler. Im Grunde genommen ist das Problem ein ähnliches wie bei Ser Dontos: Umfeld und Aufbau der Vorlage fehlen. Zwei kleine Details sind hier signifikant: Im Roman kommt Jaime erst zu diesem Zeitpunkt in King’s Landing an, findet Cersei in der Septe vor und die beiden schlafen miteinander. In der Serie dagegen ist Jaime bereits seit mehren Wochen wieder in der Stadt (wodurch die Situation eine völlig andere ist, es wurde explizit gesagt, dass Cersei Jaime praktisch seit seiner Rückkehr ausgewichen ist) und mehr noch, die Szene wurde eindeutig als Vergewaltigung inszeniert – was bereits einige sehr negative Reaktionen im Fandom nach sich gezogen hat. Während das natürlich Cerseis Leiden in der Tat noch verstärkt (und wohl vor allem in Hinblick auf ihre Charakterisierung geschehen ist), ist es für Jaimes Entwicklung ziemlich kontraproduktiv. Möglicherweise wollten Benioff und Weiss damit zeigen, dass Jaime trotz seiner Wandlung noch immer kein „Guter“ ist, aber dennoch wirkt es irgendwie erzwungen und unpassend. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob dieses Ereignis in Zukunft noch Bedeutung haben wird oder ob man sich entschließt, es einfach zu ignorieren, denn etwas derartiges ist natürlich, sowohl für Jaime und Cersei als auch für deren Verhältnis, enorm einschneidend.
Bald darauf besucht Lord Tywin persönlich Littelfingers Bordell (wie ich sagte, das inoffizielle Zentrum von King’s Landing) und unterbricht Prinz Oberyns kleine Orgie. Charles Dance läuft in dieser Folge wieder zu absoluter Hochform auf, nach der Belehrung Tommens folgt nun dieses Gespräch mit Oberyn, in dem auch Pedro Pascal zeigen darf, dass er der Hand des Königs durchaus das Wasser reichen kann. Wir erfahren nebenbei gleich etwas über Oberyns Vergangenheit und seine Affinität zu Giften, auch wenn sein Spitzname immer noch nicht fällt, und schließlich wird er in den Kleinen Rat und als Richter zu Tyrions Verhandlung berufen. Außerdem zeigt sich, dass Tywin Daenerys und ihre Drachen inzwischen miteinkalkuliert und deshalb die Einigkeit aller Sieben Königslande sucht.
Für Tyrion hat sich die Situation leider nicht verbessert. Nach Shae schickt er nun auch Podrick davon, und das in einer fast schon berührenden Szene. Man kann sich schon ausrechnen, dass dies Podrick dazu veranlassen, sich mit Brienne in der nächsten Folge auf den Weg zu machen.
tywinoberyn
Tywin (Charles Dance) und Oberyn (Pedro Pascal) schließen ein wackeliges Bündnis

Auf dem Weg zur Eyrie
Gehörte die letzte Arya/Sandor-Szene zu den Highlights der entsprechenden Folge, ist diese hier eher redundant (vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass dieses Mal die Hähnchen fehlen). Jedenfalls bringt die Szene mit dem Bauern und seiner Tochter das ungleiche Duo nicht wirklich weiter, die inhaltliche Aussage gab es in ähnlicher Weise schon öfter, obwohl es ganz amüsant ist, wie Arya sich immer für ihren „Vater“ entschuldigt. In „A Storm of Swords“ liegt Sandor zu diesem Zeitpunkt bereits im Sterben. Man fragt sich unweigerlich, wie es hier weitergeht – ich meine, in einem der Trailer den Titanen von Braavos gesehen zu haben. Möglicherweise gelangt Arya allerdings erst gegen Ende der Staffel (vielleicht in der letzten Folge) nach Essos, weshalb es nun nötig ist, diesen Handlungsstrang auszudehnen. Leider fühlt er sich in dieser Folge auch genau so an.

Castle Black
Auch auf Castle Black verhält es sich ähnlich: Sowohl bei Sam und Gilly als auch bei Jon Snow und dem Rest der Wache bereiten sich Benioff und Weiss auf Dehnungen vor. Die Schlacht um Castle Black kommt den offiziellen Ankündigungen zufolge erst in den letzten beiden Folgen der Staffel, was bedeutet, dass man die betroffenen Figuren irgendwie beschäftigen muss. Aus diesem Grund fürchtet Sam um Gillys Sicherheit (zu viele Vergewaltiger in der Gegend) und bringt Gilly… ausgerechnet ins Bordell nach Molestown. Obwohl Sam darauf besteht, dass es keine zusätzlichen Aufgaben für Gilly neben putzen und kochen gibt, wirkt das Ganze doch ziemlich widersinnig. Ich an Gillys Stelle wäre da auch eher eingeschnappt.
Interessanterweise zeigt sich Alisser Thorne in der folgenden Versammlung dieses Mal beinahe als Stimme der Vernunft. Auch hier bahnen sich Dehnungen an: Edd und Grenn, die Überlebenden vom Gemetzel bei Crasters Keep, kehren zurück (im Buch treffen sie bereits vor Jon Snow, Sam und Gilly ein) und erzählen, dass die Meuterer sich dort eingenistet haben. Da sie Mance Rayder verraten könnten, dass Castle Black völlig unterbesetzt ist, was diesen zum sofortigen Angriff veranlassen könnte, muss man sie möglichst schnell zum Schweigen bringen. Hier bahnt sich eine Beschäftigungstherapie für Jon Snow an – er wird vermutlich nicht längere Zeit in einer Eiszelle verbringen. Es stellt sich die Frage, ob das wirklich nötig ist.

Dragonstone
Auf Dragonstone geht es immerhin ein wenig voran, auch wenn es Stannis viel zu lange dauert, weshalb er ziemlich biestig wird. Die folgende Konversation zwischen Shireen und Davos ist dagegen allerliebst, hier haben wir wieder einmal zwei Figuren, zwischen denen die Chemie einfach stimmt. Wie schon in ihrer Unterhaltung mit Melisandre beweist Stannis‘ Tochter erneut, dass sie eine sehr scharfe Zunge hat. Abermals wird die Eiserne Bank von Braavos erwähnt, und dieses Mal sogar plotrelevant. Die Bank ist dafür bekannt, die Feinde mächtiger Schuldner, die ihr Geld nicht zurückzahlen können, zu finanzieren. Tycho Nestoris taucht eigentlich erst in „A Dance with Dragons“ auf – es ist Cersei und nicht Tywin, die sich weigert, die Schulden des Reiches bei der Eisernen Bank zu bezahlen – und interagiert mit Jon Snow. Aus einem der veröffentlichten Kapitel aus „The Winds of Winter“ ist allerdings bekannt, dass er auch mit Stannis eine Abmachung trifft; vielleicht wird dies vorgezogen.

Auf dem Weg nach Castle Black
Auch bei den Wildlingen gibt es nicht Neues: Die Thenns sind garstig, und selbst Ygritte gibt sich heute ziemlich grimmig und erschießt einfach wehrlose Väter. Es scheint gerade so, als versuche diese Folge, die Zuschauerympathie für Jaime und Ygritte zu zerstören. Nebenbei: Bin ich der einzige, den Styr an Eric Banas Nero aus „Star Trek“ erinnert?

Meereen
Bei Daenerys wird es langsam Zeit für einen Wandel, zum Glück ist Meereen die letzte Stadt, die ihr im Weg steht. Wie Robert Baratheon wird auch Daenerys bald lernen, dass erobern und regieren nicht dasselbe sind.
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Oznak zo Pahl (Daniel Naprous)

Die Armee der Unberührten nimmt Aufstellung, die Meereener sind aber nicht bereit, einfach aufzugeben und wollen, dass die Champions der verfeindeten Fraktionen miteinander kämpfen – sie schicken Oznak zo Pahl (Daniel Naprous), der gleich mal einen guten ersten Eindruck macht, in dem er Daenerys beleidigt und vor ihr pinkelt. Im Buch ist der starke Belwas Daenerys‘ Champion, da dieser in der Serie allerdings nicht vorkommt, übernimmt Daario dieses Aufgabe.
Danys Ansprache stammt ebenfalls nicht von Martin, in „A Storm of Swords“ wird Meereen auf ähnliche Weise erobert wie Yunkai in der Serie, die Stadt wird durch einen Schleichweg infiltriert. Zu diesem Zeitpunkt ist Ser Jorah bereits in Ungnade gefallen und wird nach erfolgreicher Eroberung der Stadt verbannt. In der Serie dagegen gibt es noch kein Anzeichen dafür.
Der Cliffhanger, mit dem diese Episode endet, funktioniert alles in allem ziemlich gut; ich halte es für unwahrscheinlich, dass die eigentliche Eroberung wie im Buch verläuft. Die Sklaven Meereens werden Daenerys wahrscheinlich die Tore öffnen, sodass nicht zwei Städte auf dieselbe Art erobert werden.

Fazit: „Breaker of Chains“ ist eine eher durchwachsene Episode, vor allem wegen der Misscharakterisierung Jaimes und weil die Handlungsstränge, die nicht in King’s Landing spielen, einfach nicht so recht vorankommen. Die bisher schwächste Folge der vierten Staffel.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: The Lion and the Rose

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Es wird wieder geheiratet – und inzwischen weiß auch jeder, dass Hochzeiten in Westeros eine äußerst delikate Angelegenheiten sind.
Der Titel der Episode, „The Lion and the Rose“, bezieht sich selbstverständlich auf besagte Hochzeit, in der die Häuser Lannister und Tyrell ihr Bündnis endgültig besiegeln. Zudem spiegelt er den Titel der fünften Episode aus Staffel 1 wieder: „The Wolf and the Lion“. Möglicherweise lässt sich aus dieser Parallele bereits eine Andeutung herauslesen. In der Staffel-1-Episode wird der Löwe zuletzt genannt und geht aus der Konfrontation als Sieger hervor. In dieser Episode wird die Rose zuletzt genannt…
Wie bei jeder Staffel stammt auch dieses Mal wieder eine Episode – diese hier – aus der Feder von George R. R. Martin persönlich. Interessanterweise befand sich die Martin-Episode bisher immer in der zweiten Hälfte der Staffel; „The Pointy End“ war Episode 8 von Staffel 1, „Blackwater“ Episode 9 von Staffel 2 und „The Bear and the Maiden Fair“ Episode 7 von Staffel 3. Warum Martins Episode dieses Mal allerdings so früh kommt, ist nicht schwer zu verstehen. Während ich „The Bear and the Maiden Fair“, zumindest unter Anbetracht der Tatsache, dass sie vom Schöpfer der Welt von Eis und Feuer verfasst wurde, eher enttäuschend fand, bewegt sich „The Lion and the Rose“ qualitativ wieder in Richtung „Blackwater“ – nach wie vor meine Lieblingsepisode der gesamten Serie. Während die erste Hälfte von „The Lion and the Rose“ wie eine gewöhnliche GoT-Episode mit wechselnden Schauplätzen strukturiert ist, konzentriert sich die zweite Hälfte ausschließlich auf Joffreys Hochzeit und läuft in Echtzeit ab – eine gelungene Taktik, die vollständig aufgeht und an die Intensität von „Blackwater“ erinnert, wenn auch auf andere Weise.

Dreadford
Wie erwartet werden in dieser Episode einige Handlungsstränge ausgeklammert (Wildlinge, Nachtwache, Daenerys), während diejenigen, die in „Two Swords“ fehlten, dieses Mal zumindest angeschnitten werden. Wir beginnen an der Dreadford, wo Ramsay einem seiner Hobbys nachgeht: Der Jagd. Statt Wild jagt der Bastard von Bolton allerdings lieber junge Frauen. Das Bauernmädchen Tansy (Jazzy de Lisser) wird von seinen Hunden gehetzt, während Ramsay in Begleitung der Bogenschützin Myranda (Charlotte Hope; Myranda war auch eine der beiden Frauen, mit denen Ramsay Theon in der dritten Staffel quälte) den Tag im Wald genießt. Ebenfalls mit von der Partie ist Theon Greyjoy, nun besser bekannt als Reek und völlig gebrochen, der als humpelnder Jagdgehilfe herhalten muss.
Ramsays Vorliebe für die Jagd wird in den Romanen des Öfteren erwähnt, in „A Dance with Dragons“ erinnert sich Theon an eine versuchte Fluch mit einer seiner früheren Bettwärmerinnen, die ähnlich endet. Die Frauen, die Ramsay eine gute Jagd liefern, werden von ihm vergewaltigt, ermordet und anschließend gehäutet (und sie liefern die Namen für neue Hunde), während die anderen lebendig gehäutet werden. Ja, Ramsay Snow ist ein angenehmer, vollkommen ausgeglichener Mensch.
Obwohl einige dieser Details hier keine Verwendung finden (Tansy wird von den Hunden zerfleischt), dürfte dennoch inzwischen sehr eindeutig sein, was für ein Monster Ramsay Snow ist – in der Tat gehört er zu den wenigen Charakteren, denen man wirklich keinerlei Sympathie entgegen bringen und die man genüsslich hassen kann – möglicherweise wird er als Ersatz für einen gewissen anderen derartigen Charakter aufgebaut, für den in dieser Episode der Vorhand fällt.
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Ramsay (Iwan Rheon) und Myranda (Charlotte Hope)

Kurz nach der Jagd kommt Roose Bolton an der Dreadford an, wobei wir gleich seine Ehefrau, die fetteste Tochter von Lord Walder Frey kennen lernen. Ramsay verhält sich gegenüber Walda Bolton (Elizabeth Webster) geradezu beängstigend freundlich. Auch mit Locke versteht er sich blendend, was allerdings niemanden wundern dürfte – Brüder im Geiste.
Roose Bolton dagegen ist von den Aktionen seines Sohnes nicht unbedingt begeistert, da er der Meinung ist, dass Theon unverletzt wertvoller gewesen wäre, und er erinnert Ramsay daran, dass er kein Bolton, sondern ein Snow ist. Allerdings hat Theon noch Informationen, die für Roose, der nun von Tywin Lannister zum Wächter des Nordens ernannt wurde, sehr nützlich sind: Bran und Rickon Stark leben noch.
Wie ich gehofft hatte, bewegt sich dieser Handlungsstrang, der in Staffel 3 ziemlich auf der Stelle trat, nun endlich. Vor allem die Szene, in der Theon Ramsay rasiert, ist sehr gut gelungen, nicht zuletzt wegen des überzeugenden Spiels (bzw. Zusammenspiels) von Michael McElhatton, Alfie Allen und Iwan Rheon. Es ist eine absolute Machtdemonstration: Theon hat das Rasiermesser an Ramsays Kehle, während dieser ihm erzählt, dass Robb Stark tot ist. Und dennoch ist Theon psychisch derart verstümmelt, dass er nicht in der Lage ist, die Gelegenheit zu nutzen.
Anschließend wird noch der weitere Verlauf dieses Subplots angedeutet: Locke macht sich in Richtung Castle Black auf, um Bran und Rickon zu finden (in einem Trailer war er bereits an der Mauer zu sehen), und Ramsay und Theon sollen Moat Cailin zurückerobern.

Dragonstone
Wenn es auf Dragonstone nichts zu tun gibt, frönt Melisandre ihrem liebsten Hobby: Ungläubige verbrennen. Das schließt auch den Schwager des Königs nicht aus. Ansonsten gibt es recht wenig neues: Davos ist nicht begeistert, Selyse beweist, dass sie geistig nicht so ganz gesund ist und Stannis gibt sich stoisch.
Das völlig verkorkste Dinner, dass Melisandre, Stannis und Selyse daraufhin abhalten zeigt noch einmal mehr, wie dysfunktional diese Familie doch ist (nicht, dass das in Westeros etwas Besonderes wäre). Aber auch hier: Wenig neues. Immerhin gibt es ein nettes kleines Gespräch zwischen Shireen und Melisandre, in dem Erstere beweist, dass sie einen sehr wachen Verstand hat und religiösem Fanatismus kritisch gegenübersteht.
Ich hoffe, dass es hier bald vorangeht, denn dieser Handlungsstrang ist schon in der letzten Staffel kaum vorangekommen, und es gibt nicht mehr wirklich viel, was man auf Dragonstone machen oder zeigen könnte. Während die letzte Davos/Stannis/Melisandre-Szene der dritten Staffel ein Vorankommen versprach, tritt das Ganze hier nun wieder auf der Stelle. Wird Zeit, dass Stannis nach Norden aufbricht.

Nördlich der Mauer
Bran wargt mehr denn je und kehrt immer widerwilliger aus Summers Geist zurück – es braucht schon Hodor, um ihn wieder zurückzuholen. Eine ähnlich geartete Szene findet sich an „A Storm of Swords“ bereits gegen Anfang.
Wie schon Maisie Williams ist auch Isaac Hampstead-Wright unglaublich gewachsen. Nicht nur ist er größer geworden (das ließe sich gerade bei Bran noch recht gut verbergen, da er ja meistens liegt oder sitzt), auch sein Gesicht ist merklich länger und erwachsener geworden.
Ich bin wirklich gespannt, wie sich Brans Handlungsstrang weiterentwickelt, denn besonders viel Material gibt es nicht. Ich habe auch den Verdacht, dass Coldhand nicht mehr vorkommt und dass Bran, die Reeds und Hodor von selbst auf die Dreiäugige Krähe stoßen. Den ersten Schritt in diese Richtung macht Bran schon, indem er in einen Wehrholzbaum wargt und so eine Reihe kurzer Visionen hat. Unter anderem sieht er die dreiäugige Krähe, die durch die Grabgewölbe Winterfells fliegt, Lord Eddard bei Schärfen von Ice, Lord Eddard in den Verließen von King’s Landing, noch mehr Eindrücke vom Wehrholzbaum und der Krähe (inklusive des Befehls „Look for me beneath the tree, north!“), gefolgt von dem Wiedergängermädchen aus der ersten Folge der erste Staffel, einem untoten Pferd und dem Thronsaal des Red Keep aus Danys Vision im Haus der Unsterblichen. Die Vision endet mit einem kurzen Eindruck von Brans Fall, dem Spiegelbild eines Weißen Wanderers und dem Schatten eines Drachen, der über King’s Landing hinweggleitet – diese Einstellung ist bereits aus den Trailern bekannt.

King’s Landing
jaimetraining
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Bronn (Jerome Flynn) trainieren

Wie erwartet folgt nun das Gespräch zwischen Jaime und Tyrion, wobei Tyrion der einzige ist, der sich offenbar freut, den Königsmörder wiederzusehen und ihm das Gefühl gibt, willkommen zu sein. An der goldenen Hand (die in der Serie, im Gegensatz zu den Romanen, nicht vollständig aus Gold ist) stört er sich nicht und ganz allgemein bemüht er sich auf seine einzigartige Weise, Jaime zu ermuntern, anstatt ihn niederzumachen: „To the proud Lannister children: The dwarf, the cripple and the mother of madness.“ Tyrion arrangiert sogar einen Sparringpartner für seinen Burder, damit dieser trainieren kann, das Schwert linkshändig zu führen. In den Romanen trainiert Jaime mit Ilyn Payne, da dieser seine Zunge verloren hat und auch nicht schreiben kann, weshalb es ihm unmöglich ist, auszuplaudern, dass der Königsmörder nicht mehr mit dem Schwert umgehen kann. In der Serie wurde er aus zwei Gründen durch Bronn ersetzt: In den Szenen mit Ilyn Payne geht es vor allem um Jaimes innere Prozesse, was sich in der Serie freilich nicht gut darstellen lässt, insofern ist es besser, wenn Jaime einen Gesprächspartner bekommt. Weitaus bedeutender ist allerdings, dass Wilko Johnson, der Schauspieler, der Ilyn Payne in Staffel 1 und 2 darstellte, leider an Krebs erkrankt ist und deshalb nicht mehr an der Serie mitwirken kann. Trotz dieses traurigen Umstandes ist die folgende Trainingsrunde zwischen Bronn und Jaime äußerst amüsant – es werden nicht nur die stählernen, sondern auch die verbalen Klingen gekreuzt.
Nach „A Storm of Sword“ verschwindet Bronn aus der Buchreihe, allerdings ist die Figur, nicht zuletzt wegen Jerome Flynns Darstellung, im Fandom äußerst beliebt. Ich danke, man darf durchaus darauf hoffen, dass Bronn auch weiterhin Ser Ilyns Stelle einnimmt oder doch zumindest nicht einfach verschwindet.
Vor dem Frühstück am Hochzeitstag trifft sich Tyrion noch einmal mit Varys, der ihn warnt, dass eine von Cerseis Zofen auf Shae aufmerksam geworden ist und sich nicht willig zeigt, weiterhin für Tyrion zu lügen. Beim Frühstück folgt dann auch die Bestätigung; Shae ist als Sansas Zofe anwesend, und Cersei und Tywin flüstern und werfen ihr immer wieder Blicke zu. Außerdem taucht zum ersten Mal Mace Tyrell (Roger Ashton-Griffiths), der Brautvater auf. Nacheinander werden Joffrey die diversen Hochzeitsgeschenke überreicht. Wie im Buch schenkt Tyrion Joffrey „The Lives of the Four Kings“, anders als im Buch reagiert Joffrey jedoch noch verhältnismäßig höflich, um den unbedarften Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Das hebt jedoch nicht lange, sobald Joffrey das Geschenk seines Großvaters, das zweite Schwert aus valyrischem Stahl (es ist schon ein wenig schade, dass weder Widow’s Wail noch Oathkeeper die spezielle rote Färbung aus Martins Beschreibung haben), bekommt, verfällt er in seinen berüchtigten Arschlochmodus, probiert es am Geschenk seines Onkels aus läuft im weiteren Verlauf dieser Episode zu absoluter Hochform auf.
Nach dem Frühstück zieht Tyrion nun die Konsequenz aus dem, was er von Varys erfahren hat, stößt Shae auf unschöne Weise von sich und lässt sie von Bronn zum Hafen bringen, damit ein Schiff sie nach Pentos bringt. Im Roman überlegt er stattdessen, sie mit einem niederen Ritter zu verheiraten, zu einem derartigen Zerwürfnis kommt es dort aber nicht. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Schiff Shae nicht nach Pentos bringt und dass es Cersei/Tywin gelungen ist, es abzufangen oder dass Bronn jetzt auf jemand anderes Lohnliste steht.
Und nun folgt die eigentliche Hochzeitszeremonie in Baelors Septe, bei der es für mich eine sehr angenehme Überraschung gab, denn sie wird von einer neuen Variation des Baratheon-Themas, stilecht mit Frauenchor, untermalt. Ich hatte schon befürchtet, dass es diese Staffel keine neue Version dieses Themas gibt, aber zu Unrecht.
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Joffrey (Jack Gleeson) und Margaery (Natalie Dormer) geben sich das Ja-Wort. Im Hintergrund die Familie des Bräutigams (von links nach rechts): Jaime, Tommen (Dean-Charles Chapman), Cersei (Lena Headey) und Tywin (Charles Dance)

Bei der Zeremonie sieht man nun auch zum ersten Mal deutlich, dass Tommen (in Staffel 3 auffällig abwesend) nun nicht mehr von Callum Wharry, sondern dem sehr viel älteren Dean-Charles Chapman verkörpert wird, der bereits den von Rickard Karstark verkörperten Martyn Lannister spielte. Warum das so ist, will mir nicht ganz einleuchten, vielleicht war man der Meinung, dass Callum Wharry den Anforderungen, die die Rolle an ihn in dieser Staffel stellt, nicht gerecht wird. Und noch ein kleines Detail am Rande: Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Kamera immer wieder Lady Olenna in den Fokus. Darauf sollte man achten.
Nach der eigentlichen Zeremonie geht’s ans Eingemacht. Die Hochzeitsfeier findet in der Serie nicht abends und drinnen, sondern nachmittags und draußen statt. Bei Martin wird diese Szene ausschließlich aus Tyrions Blickwinkel geschildert. Für diese Episode nutzt Martin dagegen die Gelegenheit, das Ganze etwas vielseitiger zu gestalten und alle möglichen Figuren miteinander sprechen zu lassen.
Lord Tywin und Lady Olenna eröffnen den Reigen. Hierbei wird gleich deutlich gemacht, welche Rolle Mace Tyrell spielt: Er ist das öffentliche Gesicht der Tyrells, aber seine Mutter ist diejenige, die eigentlich den Laden schmeißt. Im Gespräch wird auch die Eiserne Bank von Braavos erwähnt, die in dieser Staffel noch eine Rolle spielen wird. Ihr Gesandter Tycho Nestoris, der sicher in absehbarer Zeit auftaucht, wird von Mark Gatiss (Mycroft Holmes in „Sherlock“) dargestellt.
Nach einem kurzen Intermezzo mit Bronn und Tyrion sucht Lady Olenna Sansa auf, und wie oben erwähnt lohnt es sich, die alte Dame im Blick zu behalten. Auch wenn Sansa hier eine Kette statt eines Haarnetzes trägt, ist der Effekt derselbe. Und wer gut aufpasst, wird bemerken, dass nach dem Gespräch, bei dem Olenna über Sansas Zöpfe streicht, einer der Steine nicht mehr an seinem Platz ist. Ihre Worte sind nicht minder aufschlussreich: „Killing a man at a wedding. Horrid. What sort of monster would do such a thing.“
Nun folgen viele kleine Begegnungen: Cersei und Margaery, die soeben verkündet hat, dass die Überreste des Festessens den Armen übergeben werden, ergehen sich in Zuneigungsbekundungen – ein wenig später ordnet Cersei an, dass die Überreste den Hunden vorgeworfen werden. Dies zeigt sehr schön, dass Cersei weiß, dass ihre Zeit an der Macht endet; Margaery ist jetzt Königin, was Cersei allerdings nicht davon abhält, noch eine unwichtige, hinterhältige und nutzlose Intrige einzufädeln, die lediglich ihr selbst ein gutes Gefühl gibt.
Während die Band The Bear and the Maiden Fair spielt, unterhalten sich derweil Jaime und Loras miteinander, die beide dem jeweils anderen zu verstehen geben, dass sie über dessen sexuelle Präferenzen bescheid wissen. Vielleicht kommen sie in einer späteren Folge zu einem Einverständnis und Ser Loras tritt so der Königsgarde bei.
Brienne ist, wie so ziemlich jede andere Figur, die sich gegenwärtig in King’s Landing aufhält, ebenfalls auf der Hochzeit. Obwohl ich zugeben muss, dass ich es immer noch merkwürdig finde, dass Brienne sich einfach so im Red Keep bewegt, ist die Unterhaltung zwischen ihr und Cersei doch ebenfalls sehr aufschlussreich. Brienne ist das, was Cersei gerne wäre: Eine Kriegerin, die sich nicht um die Beschränkungen schert, die die Gesellschaft ihrem Geschlecht auferlegt hat. Im Gegenzug ist Cersei allerdings auch in der Lage, die Jungfrau von Tarth zu durchschauen. Ich frage mich, ob das nur ein kurzes Zwischenspiel wird oder ob da noch mehr folgt.
Fast so amüsant wie der kleine Dialog zwischen Olenna und Tywin ist die folgende Begegnung von Oberyn Martell, Ellaria Sand, Lord Tywin und Cersei, die sich auf höflichste Weise gnadenlos angiften – das hat Potential.
Mit dem Auftritt der Zwerge, die den Krieg der fünf Könige nachstellen, nähert sich die Hochzeit ihrem Höhepunkt. Im Roman treten an dieser Stelle einfach nur Zwerge auf, die gegeneinander tjostierten, während sie auf Schweinen und Hunden reiten. Besagte Tiere fehlen hier, aber da die Zwerge als Joffrey, Renly, Robb, Stannis und Balon Greyjoy auftreten, wird das Ganze noch mehr auf die Spitze getrieben und richtet sich somit nicht nur an Tyrion, sondern sorgt auch dafür, dass sich viele andere Gäste unangenehm berührt fühlen, in erster Linie natürlich Sansa und Loras. Keiner der fünf Kleinwüchsigen scheint weiblich zu sein, was nebenbei die Frage aufwirft, ob Penny (in der deutschen Version heißt sie Heller), in „A Dance with Dragons“ eine nicht ganz unwichtige Figur, in der Serie auftaucht.
Im Folgenden treibt Joffrey die Demütigung seines Onkels immer weiter, der versucht, das ganze stoisch über sich ergehen zu lassen. Die Herabwürdigung zum Mundschenk macht ihn dann natürlich später auch zum Hauptverdächtigen.
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Joffrey stirbt in den Armen seiner Mutter

Der geneigte Buchleser weiß selbstverständlich, was nach dem Anschneiden des Hochzeitkuchens kommt: Der namensgebende Moment der „Violetten Hochzeit“. Im Gegensatz zur Roten Hochzeit stammt dieser Name von den Fans und bezieht sich zum einen auf die Juwelen von Sansas Haarnetz (die der Halskette sind allerdings hellblau) und zum anderen auf die Gesichtsfarbe des Bräutigams bei seinem Ableben.
Joffrey dürfte mit Abstand die meistgehasste Figur der Serie sein, allerdings haben sich Martin, Weiss und Benioff dazu entschieden, seinen Tod nicht als etwas Triumphales darzustellen; er soll keine Befriedigung für die Zuschauer werden. Die Todesszene ist äußerst unschön (hier im positiven Sinn) inszeniert. In diesem Zusammenhang muss noch einmal Jack Gleesons Darstellung hervorgehoben werden, der Joffrey in der Serie zu dem machte, was er ist und dabei wirklich eine beeindruckende Leistung ablieferte. Obwohl er die Figur spielt, die speziell darauf ausgelegt ist, gehasst zu werden, verkommt sein Joffrey niemals zu einer eindimensionalen Cartoonfigur, sondern bleibt immer authentisch. In seiner Sterbeszene holt Gleeson noch einmal alles heraus, die Intensität, mit der er den Todeskampf spielt, ist wirklich bewundernswert.

The Rains of Castamere

Es war schon einige Zeit lang bekannt, dass die Post-Rock-Band Sigur Rós in die Fußstapfen von The National und The Hold Steady treten und ein Lied aus Westeros interpretieren würden. Ich hatte erwartet, dass man, wegen der Ankunft Oberyn Martells, The Dornishman’s Wife wählen würde, was allerdings nicht eintraf. Stattdessen gibt es eine zweite Interpretation von The Rains of Castamere, die beim Abspann gespielt wird. Die Mitglieder von Sigur Rós haben auch einen kurzen Gastauftritt, sie spielen The Rains of Castamere auch auf der Hochzeit mit einer Bläserorgel, was Joffrey allerdings nicht besonders beeindruckt, weshalb er sie mit Münzen bewirft.
Diese Interpretation wird für den Abspann quasi restauriert und ist zweifelsohne interessant; sie klingt schon fast morbide. Besonders auffällig sind dabei der Einsatz der bereits erwähnten Bläserorgel, die ein beständiges, schwerfälliges, pfeifendes Geräusch erzeugt, das an ein beschwerliches Atmen erinnert, und so wohl auf Joffreys Todesart anspielt. Anders als in der Version von The National wird nicht der volle Text gesungen, stattdessen hört man ein hohes, klagendes Gestammel, das nach „One night I hold on you“ klingt (Cerseis Klage?), gefolgt von einigen Äußerungen des Wortes „Castamere“, bis es dann schließlich mit der Textzeile „In a coat of gold…“ wirklich anfängt (die ersten vier Zeilen fehlen).
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Sigur Rós spielen The Rains of Castamere auf Joffreys Hochzeit

Zwar sind sowohl die Version von The National als auch die Interpretation von Sigur Rós sehr langsam und düster, aber davon einmal abgesehen sagen sie sehr unterschiedliche Dinge aus. The Nationals Version ist eine Drohung an alle Feinde des Hauses Lannister. Matt Berninger, der Lead-Sänger von The National, klingt absolut selbstsicher, und wer würde sich schon mit jemandem mit einer derart tiefen Stimme anlegen wollen. Jónsi Birgissons Stimme dagegen klingt sehr viel höher und klagender, die Sigur-Rós-Version ist eher ein Abgesang, nicht nur auf Joffrey, sondern auch auf das Haus Lannister selbst – ihre Interpretation deutet bereits an, was uns am Ende der Staffel erwartet.

Fazit: „The Lion and the Rose“ sorgt zusammen mit „Two Swords“ für einen enorm gelungenen Staffelstart und legt die Messlatte für den Rest der Staffel verdammt hoch. Die Idee, die Hochzeitsfeier in Echtzeit ablaufen zu lassen ist vollständig aufgegangen, und Martin nutzt geschickt den Medienwechsel, um die Szene aus der Vorlage noch aufzuwerten. Während ich die Änderungen bei der Roten Hochzeit mitunter fast ein wenig störend fand, sind sie hier sogar willkommen.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Game of Thrones Staffel 3

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Die deutsche Free-TV-Erstaustrahlung der Game-of-Thrones-Staffeln ist immer toll, da verdoppeln sich die Besucherzahlen dieses Blogs. Leider habe ich es dieses Jahr wieder nicht geschafft, die Staffelbesprechung halbwegs rechtzeitig nach der US-Ausstrahlung hinzubekommen, aber nachdem ich schon über die Einzelepisoden ausführlich geschrieben hatte, erschien mir das dann irgendwie zweitrangig. Aber nun ist es soweit, hier kommt meine Rezension von Staffel 3, inklusive Soundtrack-Besprechung. Das Ganze ist freilich nicht spoilerfrei.

Die Handlung
Der Versuch, die Handlung einer Staffel von „Game of Thrones“ kurz zusammenzufassen wird immer mehr zu einer Farce, schon allein, weil es „die Handlung“ gar nicht gibt. Aber ich versuche es trotzdem, halte es dabei aber sehr knapp und oberflächlich. Für ausführlichere Zusammenfassungen verweise ich auf meine Episoden-Rezensionen.
Nach der Schlacht auf dem Blackwater läuft das Leben in King’s Landing langsam wieder in geregelten Bahnen. Tywin Lannister (Charles Dance) löst nun seinen Sohn Tyrion (Peter Dinklage) als Hand des Königs ab und erledigt die Regierungsgeschäfte für seinen Enkel Joffrey (Jack Gleeson). Die Familie Tyrell sorgt derweil für die Lebensmittelversorgung der Stadt, während Joffreys Verlobte Margaery (Natalie Dormer), die Tochter des Tyrell-Oberhaupts, und Olenna (Diana Rigg), dessen Mutter, sich am Hof einleben und bereits damit beginnen, Intrigen zu spinnen. Die erste misslingt allerdings und hat zur Folge, dass Sansa Stark (Sophie Turner) nun nicht, wie urpsürnglich von den Tyrells geplant, Margaerys Bruder Loras (Finn Jones), sondern Tyrion heiratet.
Auf Dragonstone leckt Stannis Baratheon (Stephen Dillane) derweil seine Wunden, allerdings plant Melisandre (Carice van Houten) schon neue Aktionen, was Davos Seaworth (Liam Cunningham) allerdings nicht sehr positiv aufnimmt – nach einem gescheiterten Mordversuch landet er erst einmal im Kerker von Dragonstone und Melisandre macht einen Ausflug in die Flusslande. Dort trifft sie nicht nur auf die Bruderschaft ohne Banner, eine Bande von Gesetzlosen, angeführt von Beric Dondarrion (Richard Dormer) und dem Roten Priester Thoros (Paul Kaye), sondern auch auf Arya (Maisie Williams), Gendry (Joe Dempsie) und Hot Pie (Ben Hawkey), die versuchen, nach Riverrun zu gelangen.
In Riverrun hält sich derweil Robb Stark (Richard Madden) samt Familie und Hofstaat auf, denn es gibt große Probleme: Nicht nur haben die Eisenmänner den Norden erobert, erschwerend hinzu kommt, dass Robb zwar jede Schlacht gewinnt, aber dennoch den Krieg zu verlieren droht. Es gibt nur einen Mann, der ihn aus dieser Situation befreien kann: Lord Walder Frey (David Bradley), doch dieser ist erzürnt, weil Robb statt einer seiner Töchter Talisa Maegyr (Oona Chaplin) geheiratet hat.
Und zusätzlich ist auch Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) entkommen, der nun auf Geheiß von Catelyn (Michelle Fairley) von Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) nach King’s Landing gebracht werden soll. Die beiden geraten in die Hände des gefährlichen Stark-Vasallen Roose Bolton (Michael McElhatton), der ein doppeltes Spiel spielt.
Theon Greyjoy (Alfie Allen), der für den Fall Winterfells verantwortlich ist, hat ganz eigene Probleme, da er einem bösartigen Folterknecht (Iwan Rheon) in die Hände gefallen ist.
Währenddessen bewegen sich im Norden drei verschiedene Gruppen auf die Mauer zu: Bran (Isaac Hempstead-Wright), Osha (Natalia Tena) und Hodor (Kristian Nairn) fliehen vor den Eisenmännern und versuchen, Castle Black und Jon Snow (Kit Harrington) zu erreichen, wobei sie von Jojen (Thomas Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick), den Kindern des Stark-Vasallen Howland Reed unterstützte werden. Jon Snow ist allerdings gar nicht mehr in Castle Black, sondern hat sich, auf Befehl Qhorin Halfhands, den Wildlingen angeschlossen, um herauszufinden, was ihr Anführer Mance Rayder (Ciarán Hinds), der mit seinen Truppen auf die Mauer zumarschiert, plant. Dabei kommt er der Speerfrau Ygritte (Leslie Rose) sehr viel näher, als für die Mission gut ist.
Und schließlich wären da noch Sam (John Bradley) und die anderen Brüder der Nachtwache, die nach dem Angriff der Weißen Wanderer auf die Faust der Ersten Menschen ebenfalls zur Mauer zurückwollen. Auf dem Weg beschließt Lord-Commander Mormont (James Cosmo), ein weiteres Mal bei Craster (Robert Pugh) zu rasten, was sich allerdings als großer Fehler erweist.
In Essos begibt sich Daenerys (Emilia Clarke) derweil zur Slaver’s Bay, wo sich ihr Robert Baratheons ehemaliger Gardist Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) anschließt. Mit der Armee, die sie dort erhält, ist sie dem Ziel, Westeros zu erobern, nun endlich näher gekommen.

Die Umsetzung
Bei der dritten Staffel ist auffällig, dass sich die Serie insgesamt nun noch weiter von den Büchern entfernt, was allerdings nicht verwunderlich ist. Obwohl „A Storm of Swords“ nun in zwei Staffeln umgesetzt wird, ist der Roman selbst für etwa zwanzig Stunden Serie immer noch zu komplex, weshalb vereinfachende Änderungen schlicht nötig sind. Hinzu kommt, dass Änderungen aus den ersten beiden Staffeln natürlich wieder weitere Änderungen nach sich ziehen. In „A Clash of Kings“ übernimmt Roose Bolton beispielsweise bereits Harrenhal, was in der Serie aber nicht vorkommt, weshalb das nun in der dritten Staffel schnell erledigt werden muss, damit er Jaime und Brienne dort empfangen kann.
Da ich über die Unterschiede zwischen Buch und Serie in den Episoden-Rezensionen schon ziemlich ausführlich gesprochen habe, bemühe ich mich hier nun vor allem um eine Bewertung der einzelnen Handlungsstränge.
Betrachtet man die Episoden einzeln fällt auf, dass diejenigen, die Handlungsstränge ausklammern und sich auf einige Figuren mehr konzentrieren als auf andere, eindeutig die stärkeren sind (das wären in diesem Fall die Folgen 1, 4, 5, 8 und 9). Die restlichen Episoden leiden ein wenig darunter, dass es viele, sehr kurze Szenen gibt, sodass das Ganze in diesen Folgen mitunter an eine extrem hochwertige Clipshow erinnert. Das Staffelfinale hat es diesbezüglich am schlimmsten getroffen, da man offenbar versuchte, noch einmal jede wichtige Figur zu zeigen. Ich persönlich hätte zum Beispiel Daenerys komplett aus Episode 9 gestrichen und die Eroberung Yunkais in Folge 10 gezeigt und stattdessen in Folge 9 Brans Handlungsstrang beendet.
Dieser Eindruck bessert sich allerdings, wenn man mehrere oder alle Folgen am Stück ansieht, so wie es die Schöpfer auch ursprünglich vorgesehen hatten. Dennoch hoffe ich, dass in Staffel 4 der von mir bevorzugte Ansatz noch stärker verfolgt wird
Beginnen wir im Norden: Bei Jon Snow sind meine Gefühle eher gemischter Natur. Das Ganze fängt gut an, vor allem die Umsetzung von Tormund Giantsbane und Mance Rayder (gespielt von Kristofer Hivju und Ciarán Hinds) gefällt mir ausgesprochen gut. Ygritte dagegen geht mir eher auf den Geist, was aber nicht an Rose Leslie liegt, sie spielt die Rolle passend, sondern an der Konzeption der Figur und ihren Dialogen. Auch die Zusätze mit Orell (Mackenzie Crook) finde ich irgendwie überflüssig. Der Höhepunkt dieses Handlungsstrangs ist die ziemlich intensive und gut gelungene Besteigung der Mauer, der Rest ist eher suboptimal.
Sams Handlungsstrang nimmt weniger Platz ein, ist aber dafür buchkonformer. Der Abschied von James Cosmo als Jeor Mormont ist sehr gut gelungen, ebenso wie die Szenen zwischen Sam und Gilly (Hannah Murray) – da stimmt die Chemie. Nur ein kleines Detail stört mich hier: Ich hätte es schön gefunden, wenn die Namensgebungsbräuche der Wildlinge stärker mit eingeflossen wären.
Die Bran-Handlung gehört dagegen zu den schwächsten Teilen der dritten Staffel – immerhin sind auch hier die Szenen meistens recht kurz und es gibt auch verhältnismäßig wenige. Die beiden Reeds bleiben ziemlich blass, und ansonsten passiert einfach kaum etwas – in den Büchern war das allerdings nicht wirklich anders.
Theon Greyjoy hat es in dieser Staffel nicht leicht. Nach „A Clash of Kings“ ist er erst einmal zwei Romane lang abwesend, aber für die Serie wollte man die Figur verständlicherweise nicht einfach für mindestens zwei Staffeln verschwinden lassen, weshalb man sich entschied, seine Folter durch Ramsay Snow zu zeigen. Einerseits spielen sowohl Alfie Allen als auch Iwan Rheon in diesen Szenen wirklich gut, andererseits aber ermüdet die Folterei über die Dauer einer Staffel, das Ganze bewegt sich einfach nicht vorwärts. Für die vierte Staffel hoffe ich da auf eine eindeutige Verbesserung; nach allem, was man bisher gehört hat, werden schon Inhalte aus „A Dance with Dragons“ eingebaut, ich freue schon auf eine Interaktion zwischen Iwan Rheons Ramsay und Michael McElhattons Roose Bolton.
Das „Herzstück“ der dritten Staffel ist letztendlich der Robb/Catelyn-Handlungsstrang, da zu ihm der emotionale Höhepunkt der Staffel gehört – für meinen Geschmack kam dieser allerdings ein wenig zu kurz. Nicht, dass Robb und Catelyn meine Lieblingsfiguren wären und ich unbedingt mehr von ihnen sehen müsste, aber die emotionale Wirkung der Roten Hochzeit wäre noch größer gewesen, wenn die beiden noch ein wenig präsenter gewesen wären. Die Rote Hochzeit, ohnehin DAS TV-Ereignis des letzten Jahres, ist interessanterweise recht weit von der Vorlage entfernt; bei Martin geht es vor allem um Atmosphäre, während in der Serie die Schockwirkung im Vordergrund steht. Für eine TV-Serie ist dies durchaus legitim, der Leser fragt sich allerdings dennoch, wie wohl eine buchgetreuere Adaption ausgesehen hätte. Die Serien-Hochzeit überzeugt dennoch, vor allem wegen David Bradley und Michelle Fairley, die zweifelsohne die beste schauspielerische Leistung dieser Staffel erbracht hat.
Mit Edmure (Tobias Menzies) und Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russell) werden zwei neue Figuren vorgestellt, die beide eigentlich in „A Game of Thrones“ bereits auftauchten, deren Debüt in der Serie aber aus Zeitgründen in die dritte Staffel verlegt wurde. Beide werden gut dargestellt, bleiben aber, ebenfalls aus Mangel an Zeit, verhältnismäßig eindimensional.
Auch in Aryas Handlungsstrang treffen wir zwei neue, interessante Figuren: Lord Beric Dondarrion (Richard Dormer) und Thoros von Myr (Paul Kaye), die beide ebenfalls exzellent gespielt und darüber hinaus auch ein wenig besser beleuchtet werden als die beiden Tullys. Ebenso gelungen sind die Gespräche zwischen Arya und Sandor Clegane (Rory McCann).
Durch Melisandres Reisen kreuzen sich darüber hinaus die Handlungsstränge von Arya und Davos/Stannis/Melisandre. In Letzterem passiert in dieser Staffel allerdings nicht viel, es wird vor allem für Staffel 4 vorbereitet.
Die verbliebenen drei Handlungsstränge – Daenerys, King’s Landing und Jaime/Brienne – sind für mich die stärksten der Staffel. Gerade bei den Kritikern ist auch Daenerys in Staffel 3, ähnlich wie in Staffel 2, nicht wirklich gut weggekommen, aber im Gegensatz zu ihren Abenteuern in Qarth fand ich die Zerstörung von Astapor und die Eroberung von Yunkai schlicht extrem unterhaltsam, nicht zuletzt, weil Dany agiert, anstatt zu reagieren und weil Ser Barristan Selmy, eine meiner Lieblingsfiguren, wieder mitmischt.
King’s Landing ist eigentlich in jeder Staffel interessant, weil es hier immer die größte Ansammlung an Figuren gibt, und Staffel 3 ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Anwesenheit der Tyrells und Lord Tywins macht alles noch weitaus interessanter, auch wenn das bedeutet, dass Tyrion, gerade im Vergleich zu Staffel 2, die ja quasi seine Staffel war, ein wenig zurückstecken muss. Als Entschädigung gibt es allerdings die wundervolle Diana Rigg als Lady Olenna Tyrell, und auch Margaery wird um einiges interessanter als in Staffel 2 – oder den Büchern.
Der Jaime/Brienne-Handlungsstrang ist schließlich der emotionale Kern der Staffel, und wenn es einen Aspekt der Bücher gibt, der wirklich annährend perfekt umgesetzt wurde, dann ist es dieser. Nikolaj Coster-Waldau und Gewndoline Christie spielen exzellent, Locke (Noah Taylor) ist ein würdiger und ebenso verachtenswerter Ersatz für Vargo Hoat und alles in allem sind die Szenen einfach perfekt inszeniert, allen voran natürlich die Badeszene. Für mich eindeutig der Gewinner unter den Handlungssträngen der dritten Staffel.

Der Soundtrack
gamesoundtrack
Tracklisting:

01. Main Title
02. A Lannister Always Pays His Debts
03. Dracarys
04. I Paid The Iron Price
05. Chaos Is A Ladder
06. Dark Wings, Dark Words
07. You Know Nothing
08. Wall Of Ice
09. Kingslayer
10. I Have To Go North
11. White Walkers
12. It’s Always Summer Under the Sea (Performed by Kerry Ingram)
13. Reek
14. The Bear and the Maiden Fair (Performed by The Hold Steady)
15. The Night Is Dark
16. The Lannisters Send Their Regards
17. Heir To Winterfell
18. Mhysa
19. For The Realm

Um es gleich vornewegzunehmen: Das Album zur dritten Staffel beinhaltet einige der absoluten Highlights in Ramin Djawadis Schaffen für „Game of Thrones“, als Gesamtpaket bleibt es allerdings hinter der Musik der zweiten Staffel zurück. Dies liegt vor allem daran, das besagte Highlights vor allem aus Variationen von bereits vorhandenen Themen bestehen. Was der der Musik der dritten Staffel fehlt, ist ein starkes neues Thema, etwa für Haus Bolton. Während die Musik zur zweiten Staffel vor allem durch gelungene neue Leitmotive auffiel, etwa für die Greyjoys, für Stannis/Melisandre/R’hllor etc., ist Staffel 3 immer dann am besten, wenn diese Motive weiterentwickelt werden. Das Greyjoy-Thema ist ein schönes Beispiel, das in Reek, passend zu Theons unangenehmer Situation, abgehackt und panisch klingt. Auch die Themen der ersten Staffel tauchen wieder auf, unter anderem das Stark-Thema in I Paid the Iron Price, das hier ebenfalls Theon gilt (es wird in der Szene gespielt, in der er Ramsay gesteht, dass sein wahrer Vater in King’s Landing enthauptet wurde) oder das Lannister/Intrigen-Thema, das Littlefingers Monolog unterlegt (Chaos is a Laddder). Am interessantesten entwickelt sich allerdings ohne Frage Daenerys‘ Thema, das hier eine neue Komponente bekommt: In der Schlussszene der vierten Episode wird ihr Thema um ein marschartiges Chormotiv für die Unberührten erweitert (Dracarys). In Mhysa schließlich taucht ihr Thema abermals in einer völlig neuen Version auf, gesungen von einem Frauenchor, inklusive des Unberührten-Motivs und versetzt mit Elementen des Hauptthemas; die Musik spiegelt hier schön die Entwicklung Danys von der Kriegsherrin zur Befreierin wieder.
Mein persönliches Lieblingsthema, The Rains of Castamere, taucht leider nur einmal auf, aber was für eine Version. Auf eine derartige Instrumentalfassung hatte ich schon gehofft, seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe. Interessanterweise ist A Lannister Always Pays His Debts nicht komplett in der Serie zu hören. Der Anfang erinnert an den diegetischen Einsatz des Themas bei der Roten Hochzeit, der Rest des Stücks (ab 0:50) erklingt am Ende der siebten Folge und untermalt Jaimes Abgang aus Harrenhal („Sorry about the Sapphires“). Apropos Rote Hochzeit, von deren musikalischer Untermalung bin ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass The Rains of Castamere, wie im Roman, durchgehend gespielt wird. Die Untermalung des Gemetzels besteht vor allem aus sehr dissonanten Streichern, erst später wird zaghaft das Stark-Theme dekonstruiert, und ein paar Takte des GoT-Themas sind ebenfalls zu hören (The Lannisters Send Their Regards).
Letztendlich startet das Album mit A Lannister Always Pays His Debts, Dracarys, I Paid the Iron Price, Chaos Is a Ladder und Dark Wings, Dark Words (eine nicht verwendeten Chorsfassung des Hauptthemas, ähnlich wie Mhysa) sehr stark, in der Mitte dominieren allerdings einige ziemlich uninteressante Suspense-Stücke. You Know Nothing ist sogar ein wenig ärgerlich, weil Djawadi das Liebesthema für Robb und Talisa einfach für Jon und Ygritte recycelt und es dabei nicht einmal groß variiert.
Ebenfalls ärgerlich finde ich, dass es einige Stücke aus der Serie gibt, die ich gerne noch auf der CD gehabt hätte, darunter die diegetischen Versionen von The Rains of Castamere und The Bear and the Maiden Fair, das Stück, das erklingt, als die Drachen in der ersten Folge auf Daenerys‘ Schiff zufliegen, das Statement des Baratheon-Themas aus Episode 7 und die subtilen Rains-of-Castamere-Einsätze aus den Folgen 1 und 8,
Neben den eigentlichen Score-Stücken gibt es noch drei „Bonus-Tracks“, die beiden Abspannlieder The Bear and the Maiden Fair von Holdy Steady und It’s Always Summer Under the Sea von Shireen-Darstellerin Kerry Ingram, sowie eine Gitarrenversion des Hauptthemas, gespielt von Ramin Djawadi höchstpersönlich (For the Realm).

Fazit: Trotz einiger Schwächen hält Staffel 3 insgesamt das extrem hohe Niveau und sorgt dafür, dass „Game of Thrones“ nach wie vor das Beste ist, was die Serienlandschaft zu bieten hat.

Trailer

Staffel 3 Episoden-Rezensionen:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones – Soundtrack

GoT: Mhysa

season 3
Und schon ist die dritte GoT-Staffel wieder vorbei, wie üblich viel zu schnell. Der Struktur der ersten beiden Staffeln folgend ist auch bei Staffel 3 das emotionale Großereignis in Episode 9, während das Staffelfinale hauptsächlich zur „Nachbearbeitung“ dient: Die Ereignisse der vorangegangen Episode werden verarbeitet und der Weg für die nächste Staffel wird vorbereitet. Es wäre freilich auch schwierig gewesen, an die Ereignisse aus „The Rains of Castamere“ auch nur in irgendeiner Weise heranzukommen. Stattdessen versucht „Mhysa“, jeder der Figuren und Handlungsstränge so etwas wie einen Abschluss zu geben, was zur Folge hat, dass das Ganze wieder recht zerfasert ist und stärker an die schwächeren Episoden 6 und 7 erinnert als an die beiden stärkeren, weil stringenteren, die ihnen folgten. Zugute halten muss man den Autoren allerdings, dass es dieses Mal ein besonders schönes Episodenthema gibt, das in jedem Handlungsstrang eine Rolle spielt: Familie.
Im Grunde wäre dies auch gleich die Gelegenheit, auf die Staffel als Ganzes zurückzublicken, was ich hier aber nicht tun werde, stattdessen liegt der Fokus dieses Artikels ausschließlich auf „Mhysa“. Im Lauf der nächsten Wochen werde ich noch einen Artikel schreiben, der die Staffel als Ganzes bewertet (inklusive Review des Soundtrack-Albums) und möglicherweise kommt auch noch ein Ausblick auf Staffel 4 mit Erwartungen, Vermutungen, Hoffnungen etc.

Die Twins
Die Rote Hochzeit ist noch nicht vorbei. Während sich das Ende von „The Rains of Castamere“ vor allem auf die zentralen Figuren konzentrierte, beginnt „Mhysa“ nun mit Roose Bolton, der von einer Turmspitze aus beobachtet, wie die Soldaten der Starks massakriert werden. Sandor Clegane, der sich in dieser Episode für seine Verhältnisse äußerst selbstlos verhält, versucht, dem Ganzen zu entkommen und dabei auch noch die bewusstlose Arya zu retten. Diese erwacht dummerweise genau in dem Moment, in dem schadenfrohe Freys Robbs Leichnam vorführen, mit einer kleinen, kosmetischen Veränderung: Statt seines Kopfes hat er Greywinds Haupt auf den Schultern; eine fast schon obszöne, im Rahmen der Ereignisse allerdings passende Zurschaustellung von Sadismus. Im Roman wurde man lediglich von dieser Aktion unterrichtet, in einer Serie ist dies natürlich ein äußerst kraftvolles Bild, das nicht ungenutzt bleibt.
wolf
Greywinds Kopf auf Robbs Körper

Immerhin bekommt Arya noch die Gelegenheit, ein wenig Rache zu nehmen und tötet zum ersten Mal einen Mann (der Junge in Staffel 1 zählt hier wohl aufgrund seines Alters nicht). Dabei kommen auch Jaqens Münze, sein Thema und die Worte Valar Morghulis zum Einsatz, wohl um auf Kommendes hinzudeuten.
Durch eine Unterhaltung zwischen Roose Bolton und Walder Frey erfahren wir noch weitere Hintergrundinformationen zur Roten Hochzeit. Was die meisten bereits vermuteten, wird bestätigt: Brynden Tully ist entkommen.
Dabei beweist Walder noch einmal, was für ein kolossales, nachtragendes Arschloch er doch ist, während David Bradley ein weiteres Mal beweist, dass er diese Rolle vorzüglich zu spielen weiß, auch wenn er etwas zu jung ist. Bolton dagegen ist weitaus intelligenter und umsichtiger und ahnt zum Beispiel, dass der Blackfish noch zu einer Gefahr werden könnte. Das Gespräch endet schließlich mit der Enthüllung der Identität von Theons Folterknecht. „Ramsay has his own way of doing things.“

Die Mauer
Hodor referenziert „Der Herr der Ringe“ – faszinierend. Bran und Kompanie haben nun endlich die Mauer, genauer die verlassene Festung Nightfort, erreicht und campieren dort erst einmal. Bran nutzt die Gelegenheit, um seinen Freunden Gruselgeschichte zu erzählen, die eine wichtige Information nachliefert, die bisher noch nicht genug betont wurde: Das Gastrecht ist sowohl den Alten als auch den Neuen Göttern heilig. Die Lehre, die aus der Geschichte vom Rattenkoch zu ziehen ist, ist folgende: Die Verletzung des Gastrechts ist schlimmer als Mord und Anstiftung zum Kannibalismus. Leider fehlt in dieser Geschichte die Erwähnung von Brot und Salz. Dennoch wird sehr schön betont, wie verwerflich Walder Freys Tat doch war. Geschickterweise wird direkt nach Brans Erzählung zu ihm geschnitten.
Nachdem es in der letzten Episode mehrere Beinahezusammentreffen verschiedener Protagonisten gab, folgt hier nun ein tatsächliches Aufeinandertreffen. Obwohl Sam/Gilly und Bran/Team einander nicht kennen, erraten sie doch sehr schnell, wer die jeweils anderen sind, nicht zuletzt, weil Sam Summer als Schattenwolf erkennt. Es wurde ja bereits mehr als einmal erwähnt: In den Romanen haben Sam und Gilly bereits Kalthand getroffen, welcher die beiden beauftragt hat, Bran und Kompanie zu ihm zu schicken. Sam hilft Bran, den Reeds und Hodor schließlich, auf die andere Seite, der Mauer zu kommen (und wer weiß, vielleicht wartete Kalthand dort in der ersten Folge der viersten Staffel ja bereits), um anschließend zusammen mit Gilly weiter gen Castle Black zu wandern, wo eine weitere Figurenzusammenkunft zustande kommt, denn dort endet schließlich auch Jon. Zuvor, noch auf der Flucht, schafft Ygritte es allerdings, ihn einzuholen und ihn mit Pfeilen zu spicken (wobei sich der Boromir-Witz schon wieder aufdrängt). Um ehrlich zu sein, die ganze Szene ist ziemlich überflüssig und gefällt mir nicht wirklich, was zum Teil auch mit der Struktur der Folge zusammenhängt. Nun, da ich auf Folge 9 und 10 zurückblicke, wäre eine Umstrukturierung recht sinnvoll gewesen. Das größte Problem von „Mhysa“ ist, dass die Autoren unbedingt jeden Handlungsstrang unterbringen wollten, sodass es wieder sehr viele kurze Szene gibt, die teilweise schlicht ihre Wirkung verfehlen. Das Ganze ist nicht so tragisch, wenn man sich die Staffel am Stück ansieht (laut David Benioff und D.B. Weiss ohnehin die von ihnen bevorzugte Art des Konsumierens), aber wenn man die Einzelfolgen bewertet, fällt es schon ordentlich ins Gewicht. In meinen Augen wäre es besser gewesen, die Jon/Sam/Bran Handlung der zehnten Episode bereits in „The Rains of Castamere“ zu verarbeiten und dort bereits für die Staffel abzuschließen und stattdessen die Daenerys-Handlung, die sich in Episode 9 ohnehin fehl am Platz angefühlt hat, in das Staffelfinale zu packen. So hätte man in den beiden Abschlussfolgen der Staffel jeweils eine noch stärkere Entwicklung, und Entwicklungen finde ich fast immer besser als Einzelszenen.
Wie dem auch sei, Jon kommt in Castle Black an, Sam kommt in Castle Black an und es gibt ein kurzes Wiedersehen mit Maester Aemon (warum gibt Gilly ihrem Baby bereits einen Namen?) und Pyp.

King’s Landing
Da King’s Landing in der letzten Episode als Schauplatz wegfiel, ist er in dieser Folge zum Ausgleich ziemlich präsent. Zu Beginn wird die Beziehung zwischen Tyrion und Sansa noch ein wenig vertieft. Die Interaktion zwischen den beiden unfreiwillig verheirateten verläuft dabei etwas ungezwungener und angenehmer als im Buch, wo es praktisch keine Beziehung zwischen beiden gab, was vor allem auf Sansa zurückzuführen ist, die in der Vorlage niemandem, vor allem keinem Lannister, mehr auch nur Ansatzweise vertraut und sich bemüht, sämtliche Gedanken zu verbergen. Die Serien-Sansa wirkt dagegen in dieser Szene ein wenig ungezwungener und scheint eine grundsätzliche Sympathie für Tyrion zu empfinden. Wie bereits an anderer Stelle festgestellt: Serien-Sansa ist um einiges dümmer als Buch-Sansa (der Leser weiß zwar, dass Tyrion ihr nichts Übles will, aber Sansa kann das natürlich nicht wissen); in der Tat ist diese spezielle Szene allerdings ziemlich angenehm und eine nette Auflockerung nach viel Blut und Tod. Da Tyrion allerdings kurz darauf zum Kleinen Rat gerufen wird, ändert sich die Stimmung ziemlich abrupt: Wenn Joffrey aufgeregt und begeistert grinst, dann sollte man sich Sorgen machen.
Die Nachricht von Robb Starks Tod hat nun also King’s Landing erreicht, und Joffrey würde gerne noch einen draufsetzen, in dem er Sansa den Kopf ihres Bruders vorsetzt, etwas, das selbst Cersei geschmacklos findet und Tyrion dazu veranlasst, erneut das Leben seines Königs verbal zu bedrohen. Joffrey reagiert erwartungsgemäß, aber dieses Mal hat er praktisch den gesamten Kleinen Rat gegen sich. Was folgt ist eine erneute Auseinandersetzung zwischen Joffrey und Tywin, die damit endet, dass der König von seinem Großvater ohne Essen ins Bett geschickt wird. Die Szene ist grandios (nicht zuletzt wegen Charles Dance), aber ich hätte mich darüber gefreut, wenn sie, wie ihm Buch, noch ein wenig länger gewesen wäre – dort belehrt Tywin seinen Enkel gleich noch ein wenig.
Anschließend erfolgt noch eine weitere private Konversation zwischen Tyrion und Tywin, die jene in der ersten Staffel wiederspiegelt. Für alle, die die Bücher nicht gelesen oder es nicht sowieso schon geahnt haben, wird nun noch einmal klargestellt, dass Tywin hinter der Roten Hochzeit steckt. Anschließend folgt noch ein Gespräch zwischen Tyrion und Cersei (ein weiteres Mal wird klar, dass sich Serien-Tyrion und Serien-Cersei weitaus besser verstehen als ihre Romangegenstücke), in dem es abermals um den Wert von Familie geht. Cersei wird hier als sehr fragil und einsam dargestellt, und wir verstehen, weshalb sie Joffrey trotz seines schlechten Charakters so sehr liebt – eine gute Vorbereitung für die Hochzeit ihres Sohnes und die daraus resultierenden Folgen.
Derweil unterhalten sich auch Varys und Shae, zwei Fremde in King’s Landing. Hierbei könnte man meinen, dass Varys bereits ahnt, was kommt, während ein weiteres Mal deutlich wird, vor allem durch die Zuneigungsbekundung für Sansa, dass Shae in der Serie ein weitaus stärkerer und eigenwilligerer Charakter ist als in den Romanen.
jaime
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) taucht in Cerseis Kammer auf

Da dies die Episode der Wiedervereinigungen ist, kommt auch Jaime mit Brienne in King’s Landing an (wo ihn niemand erkennt) und taucht schließlich in Cerseis Gemach auf). Obwohl sowohl Nikolaj Coster-Waldau als auch Lena Headey allein mit ihrer Mimik sehr gut spielen, ist diese Szene doch irgendwie enttäuschend; nach allem, was Jaime durchgemacht hat, hätte man sich irgendwie mehr gewünscht. Erschwerend hinzukommt, dass Jaime in den Romanen erst nach Joffreys Hochzeit in King’s Landing eintrifft. Die Ankunft wirkt erzwungen, weil man Jaime, der ohne Frage in dieser Staffel die größte Wandlung durchmacht, wohl noch irgendwie unterbringen und ihm ebenfalls einen Staffelpunkt schaffen wollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, das alles in die nächste Staffel zu verlegen und nur in einer kurzen Szene zu zeigen, wie Jaime King’s Landing in der Ferne sieht.

In der Folterkammer
Falls es noch irgendwelche Zweifel daran gab, dass Ramsay Theon kastriert hat, dürften diese damit ausgeräumt sein. Immerhin ist Ramsay zwar ein sadistischer, folternder Psychopath, aber kein Kannibale – was für Theon aber nicht wirklich ein Trost ist. Die gesamte Szene ist extrem schwarzhumorig und endet schließlich damit, dass Theon seinen neuen Namen bekommt: Reek. Der ursprüngliche Reek (er kommt bei der Belagerung Winterfells in „A Clash of Kings“ ums Leben, weil er für Ramsay gehalten wird) wird allerdings (noch?) nicht erwähnt. Den neuen Namen lernt Theon jedenfalls erstaunlich schnell und nur durch ein paar Schläge. Andererseits, vielleicht ist er inzwischen einfach schon so gebrochen.

Pyke
Pyke war ein Handlungsort, den wir in Staffel 2 nur durch Theon kennenlernten und gewissermaßen auch nur zusammen mit Theon besuchten; ab dieser Folge ändert sich das nun und lässt wohl darauf schließen, dass der Greyjoyhandlungsstrang der Bände 4 und 5 wohl auch in der Serie umgesetzt wird, vermutlich allerdings mit starken Änderungen.
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Yara (Gemma Whelan) bricht auf, um ihren Bruder zu retten

Auf Pyke empfangen Theons Vater Balon und seine Schwester Yara ein ganz besonderes Geschenk von Ramsay: Theons Lieblingskörperteil. Während sich Balon, der Theon ja bereits bei seiner Rückkehr in Staffel 2 quasi als Sohn aufgegeben hat und nun der Meinung ist, er sei völlig nutzlos (nun kann er sich nicht einmal mehr fortpflanzen), kaum gerührt zeigt (ein weiteres Mitglied des Clubs der Rabenväter in dieser Serie), schwört Yara, dass sie ihren Bruder heimholen wird. Dies setzt sie sofort in die Tat um und bricht mit weiteren Eisenmännern gen Norden auf. Dies könnte umfassende Änderungen bedeuten, wie oben bereits erwähnt kommen die Spekulationen für Staffel 4 allerdings noch in einem Extraartikel.

Dragonstone
Die Veränderung führt zur Vorlage zurück: Nachdem Gendry die Rolle Edric Storms eingenommen hat, wiederfährt ihm auch dasselbe Schicksal: Die Nachricht von Robb Starks vergrößert Stannis‘ Vertrauen in Melisandre, sodass er nun gewillt ist, seinen Neffen zu opfern. Ser Davos ist allerdings nicht gewollt, dies zuzulassen und sorgt deshalb dafür, dass Gendry fliehen kann. Dabei gibt es ein interessantes Gespräch zwischen beiden, das jenes zwischen Varys und Shae wiederspiegelt. Wie Varys ist auch Ser Davos ein aufgestiegener Gemeiner, der auf die Noblen von Westeros eine etwas distanzierte Sichtweise hat. In gewissem Sinne ist er sogar Gendrys Nachbar, beide stammen aus Flea Bottom, den Slums von King’s Landing.
Der Rest ist sehr vorlagengetreu: Davos hat inzwischen lesen gelernt (in diesem Zusammenhang gibt es noch einen kurzen Gastauftritt von Kerry Ingram, die nach wie vor allerliebst ist) und entdeckt den Brief der Nachtwache, den Maester Aemon einige Szenen zuvor in Auftrag gegeben hat (die Raben in der Serie fliegen mitunter extrem schnell, in den Romanen wurde dieser Brief weitaus früher abgeschickt). Sowohl Melisandre als auch Stannis sind wegen Gendrys Befreiung nicht gerade gut auf Davos zu sprechen, doch dieser nutzt den Brief, der vom Angriff der Weißen Wanderer berichtet, als Schild. Und in der Tat, es funktioniert, Melisandre stimmt ihm zu, und so bricht Stannis gen Norden auf.

Yunkai
Im Gegensatz zu Staffel 2 endet Staffel 3 wieder mit einem positiven Eindruck: Daenerys wird nach ihrem Sieg von den befreiten Sklaven Yunkais als Mhysa (Ghiscari für Mutter) gefeiert. Leider muss ich sagen, dass dies als Staffelende irgendwie enttäuschend ist, vor allem nach den bisherigen Finalszenen. Das Ganze wirkt leider irgendwie kitschig und angeklebt.
mhysa
Daenerys (Emilia Clarke) wird von den befreiten Sklaven bejubelt

Fazit: Als „normale“ Episode wäre „Mhysa“ durchaus annehmbar gewesen, als Staffelfinale enttäuscht sie allerdings ein wenig: Zwar gibt es ein gelungenes Episodenthema, aber insgesamt ist die Folge zu zerfasert, da man unbedingt noch einmal alle wichtigen Charaktere unterbringen wollte.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: The Bear and the Maiden Fair

season 3
In jeder GoT-Staffel gibt es eine Episode, die von George R. R. Martin selbst verfasst wurde. Vor allem nach Staffel 2 – Martin war hier für die Folge „Blackwater“ verantwortlich, in meinen Augen nach wie vor die beste Einzelepisode – waren die Erwartungen die Martin-Episode in Staffel 3 relativ hoch. Man hätte erwarten können, dass Martin abermals den (voraussichtlichen) Staffelhöhpunkt verfassen würde, angesichts der Aussagen, die Martin über das Schreiben des Rote-Hochzeits-Kapitels gemacht hat, ist es allerdings nachvollziehbar, dass er sich stattdessen für eine andere Episode entschieden hat. Allerdings ist anzumerken, dass einige Szenen noch kurzfristig umverteilt wurden, es ist also schwierig zu sagen, wie viel Martin wirklich selbst geschrieben hat.

Südlich der Mauer
Die Wildlinge und Jon befinden sich nun südlich der Mauer, es geht allerdings in etwa so weiter wie vor dem Aufstieg: Ygritte macht sich über Jon und die Gebräuche südlich der Mauer lustig, um damit ihre Unwissenheit zu überspielen (von wegen „You know nothing, Jon Snow“) und die Feindschaft zu Orell (der, nebenbei bemerkt, in den Romanen zu diesem Zeitpunkt schon relativ lange tot ist) wächst weiter. Jon nimmt es ihm selbstverständlich übel, dass er ihn während des Aufstiegs abschneiden wollte, während wir nun, in einem Dialog zwischen Orell und Ygritte, erfahren, dass der Warg es auf sie abgesehen hat.
Derweil schleicht der Bran-Handlungstrang ebenfalls relativ langsam weiter, im Gegensatz zu Theon (siehe unten) ist hier die Schuld allerdings bei der Vorlage zu suchen. Oshas Abneigung gegenüber den Reeds wächst weiter und sie erläutert ihren Hintergrund, der wohl direkt von Martin kommt. In einem Interview gab Martin einmal zu Protokoll, dass ihm die von Natalia Tena dargestellte Osha weitaus besser gefällt als die ursprüngliche Romanfigur, weshalb er wohl ihren Hintergrund erweitert hat.

Auf dem Weg zu den Twins
Robb zieht samt Gefolge zu den Twins, um Walder Frey seine Entschuldigung zu überbringen und der Hochzeit seines Onkels beizuwohnen. Dabei überrascht die Anwesenheit des Blackfishs und Talisas – im Roman bleiben beide (bzw. der Blackfish und Talisas Gegenstück Jeyne Westerling) zurück und sind deshalb von der Roten Hochzeit nicht betroffen. Nachdem Catelyn, Brynden und Edmure das Zelt des Königs des Nordens verlassen haben, geben sich König und Königin ihrer Zweisamkeit hin. Wirklich interessant ist allerdings das Gespräch danach, das viele Rätsel aufgibt. Talisa verkündet, sie sei schwanger (im Buch gibt es lediglich sehr vage Andeutungen und Fanspekulationen), schreibt einen Brief an ihre Mutter (nach eigener Aussage) und verhält sich allgemein ein wenig merkwürdig. Das lädt zu vielen weiteren Spekulationen ein. Wird Talisa bei der Roten Hochzeit anwesend sein und wird sie dasselbe Schicksal ereilen wie ihren hohen Gemahl, wodurch die Tragödie noch größer wird? Oder spielt sie ein doppeltes Spiel – in den Romanen wird angedeutet, dass bei Robbs Hochzeit keineswegs alles so zugegangen ist, wie es schien? Schreibt Talisa wirklich an ihre Mutter? Die Person, die in Staffel 3 bisher die meisten Briefe geschrieben hat, war Tywin Lannister…

King’s Landing
Im Gespräch mit Margaery setzt sich Sansa mit der neuen Situation auseinander, wobei sich unweigerlich die Frage stellt, ob Sansas Selbsteinschätzung, sie sei ein dummes Mädchen zutrifft, denn alles, was Margaery ihr in dieser Szene erzählt, müsste sie eigentlich selbst wissen. Spielt Sansa nur die naive oder dient dieses Gespräch lediglich dazu, Exposition unterzubringen und den Zuschauer noch einmal daran zu erinnern, in welcher Situation sie sich befindet? Jedenfalls erscheint das Ganze recht überflüssig. Auch Tyrion setzt sich mit seinem Schicksal auseinander und berät sich mit Bronn, allerdings wird auch hier lediglich Bekanntes wiederholt. Ebenso gibt es im Dialog mit Shae es kaum etwas Neues.
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Tywin (Charles Dance) berät seinen Enkel (Jack Gleeson)

Viel interessanter ist da die erste Konfrontation zwischen Joffrey und Tywin, die sich realtiv interessant gestaltet, nicht zuletzt durch die Kameraperspektiven und die Körpersprache der beiden Schauspieler. Durch beides wird eindeutig, wer eigentlich der mächtigere Mann ist. Bemerkenswerterweise ist Joffrey dieses Mal sogar relativ vernünftig und seine Argumente haben durchaus Gewicht: Als guter König sollte er an den Ratssitzungen teilnehmen und Daenerys ist durchaus ein Faktor, den zu bedenken es gilt. Dennoch ist es einfach schön anzusehen, wir Tywin seinen Enkel subtil niedermacht.

Yunkai
Gemeinsam mit ihren Unbefleckten und ihren ritterlichen Ratgebern erreicht Daenerys die nächste Stadt der Slaver’s Bay: Yunkai. Inzwischen hat die Mutter der Drachen, als Resultat ihres eigenen „Verkaufs“ an Khal Drogo und der Dinge, die sie in Astapor erlebt hat, eine absolute Abneigung gegen Sklaverei entwickelt und gedenkt, auch Yunkai einzunehmen.
Anders als im Buch empfängt Daenerys nicht zuerst die Söldner, die von den Yunkaii zur Verteidigung der Stadt angeheuert wurden, sondern einen Vertreter der Weisen Meister, der Herren von Yunkai. Der Vertreter besagter Herrscher, Razdal mo Eraz (George Georgiou, in der Serie wurde die Figur umbenannt, im Roman heißt sie Grazdan mo Eraz) ist weit höflicher als Kraznys mo Naklos, wenn auch auf andere Weise herablassend. Was folgt, ist eine der besten Daenerys-Szenen. Nachdem sie Staffel 2 damit zugebracht hat, ihre Drachen zu suchen, bekommt sie in Staffel 3 einen königlichen Moment nach dem anderen. Die Szene ist äußerst gelungen gestaltet, die Drachen sehen besser aus denn je und werden von Daenerys, die sich nun absolut nichts mehr gefallen lässt, während der Verhandlungen sehr geschickt eingesetzt.
daenerysdrogon
Daenerys (Emilia Clarke) und Drogon empfangen den Botschafter aus Yunkai

Auf dem Weg nach Dragonstone
Melisandre und Gendry befinden sich auf dem Weg zu Stannis und segeln dabei an King’s Landing vorbei (ist das wirklich die logischste Route?). Diese Szene könnte ebenfalls den Eindruck erwecken, es handle sich nur um Expositionsdialog, um den unbedarften Zuschauer noch einmal daran zu erinnern, wer Gendry eigentlich ist. Dennoch mag ich sie äußerst gern, was vor allem an der Musik liegt: Als Melisandre Gendry erklärt, wer sein Vater erklingt, zum ersten Mal in dieser Staffel, eine gänsehauterregende Variation des Baratheon-Themas. Herrlich! Nebenbei erzählt Melisandre etwas aus ihrer Vergangenheit, das in den Romanen erst in ihren POV-Kapiteln in „A Dance with Dragons“ enthüllt wird.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Arya ist immer noch wütend darüber, dass Beric und Thoros Gendry verkauft haben, flieht bei einem bevorstehenden Lannisterangriff und wird von Sandor Clegane aufgegriffen. Abermals wird deutlich, wie stark der Arya-Handlungsstrang reduziert wurde, u.a. fehlt der Geist von High Heart, ebenso wie die Tapferen Kameraden, die bei Aryas Flucht eine Rolle spielen. In der Episode wirkt besagte Flucht geradezu schlampig inszeniert: Arya rennt aus dem Lager und läuft Sandor in die Arme – anscheinend stellt die Bruderschaft nicht allzu viele Wachen auf.

In der Folterkammer
Vermutlich denkt Theon beim Erwachen, dass er sich im falschen Film befindet: Zwei schöne Frauen machen ihn los und nehmen sich seiner an. Das erinnert sehr an den Anfang eines Pornos, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, da Ramsays Tröte ertönt. Nachdem er Theon gezeigt hat, was er nie wieder genießen wird, macht er sich an die Kastration.
Die Folter, der Theon unterzogen wird, erreicht nun ihren Höhepunkt und gibt Anlass, noch einmal wenig über diesen Handlungsstrang nachzudenken. Wie bereits mehrfach erwähnt taucht das Ganze im Buch nur in Form von Erinnerungen auf, über zwei Folgen hinweg ist der Leser über Theons Schicksal völlig im Unklaren, bis er in „A Dance with Dragons“ wieder auftaucht, bereits als völlig gebrochener Mann, der aussieht wie ein Greis. In der Serie dagegen wird Theons Leidensweg gezeigt, und in jeder Episode steigert sich die Folter. Zuerst erfolgt sie vor allem psychologisch: Ramsay erlaubt seinem Opfer die Flucht, tut, als käme er von Yara, nur um Theon dann wieder einzusperren und so seine Hoffnung zunichte zu machen. Dann wird er (vor allem) körperlich gefoltert, Ramsay zieht ihm die Haut vom Finger ab, bis er darum bettelt, Ramsay möge ihm den Finger abschneiden. In dieser Folge wird auf beide Arten gefoltert, damit Theon endgültig bricht. Die Kastration wird im Buch, ähnlich wie Renlys Sexualität, nur angedeutet (wenn auch recht eindeutig).
Wenn man die Rezeption der Theon-Handlung von Nichtbuchlesern verfolgt, findet man heraus, dass diese in der Tat nicht so recht wissen, was sie aus dem Ganzen machen sollen und wo es hinführt. Ich sehe ebenfalls einige Probleme, da sich Theons Folter, ausgehend von den Romanen, noch etwa eine bis eineinhalb Staffeln weiterziehen würde. Bereits jetzt ist das Ganze zu ausgedehnt, über eine weitere Staffel lässt sich die Folter oder das Rätsel um die Identität des Folterers nicht strecken – immerhin soll jeder Handlungsstrang bis zum Ende der Staffel so etwas wie eine Auflösung erfahren (in diesem Fall wohl die Identität Ramsays). Meine Theorie bezüglich der Weiterführung dieses Handlungsstrangs: Handlungsteile von „A Dance with Dragons“ werden wahrscheinlich bereits in der vierten Staffel zu sehen sein. Da die Rote Hochzeit in Folge 9 dieser Staffel stattfindet, kann Roose Bolton bereits im Anschluss nach Norden reisen; die Theon-Handlung des fünften Bandes lässt sich weitaus besser ausdehnen als die Off-Screen-Folter.

Harrenhal
jaimebrienne
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Brienne (Gewndoline Christie) in der Bärengrube

Jaime und Brienne verabschieden sich voneinander, beide in dem Wissen, was Locke mit Brienne machen wird, sobald Jaime und Roose Bolton nicht mehr da sind. Was Brienne allerdings am meisten zu schaffen macht, ist die Frage, ob ihr Schwur eingehalten wird. An diesem Abschied zeigt sich auch sehr schön, dass sie den Königsmörder inzwischen respektiert, da sie ihn mit Namen und Titel anspricht.
Jaime macht sich, in Begleitung einiger Bolton-Männer und des abtrünnigen Maesters Qyburn auf den Weg nach King’s Landing. Sowohl Anton Lesser in der Rolle von Qyburn als auch der Austausch zwischen ihm und Jaime, bei dem wir bereits einiges über die Hintergründe des Ex-Maesters erfahren, empfinde ich als äußerst gelungen. Ein weiteres Mal ist der Jaime/Brienne-Handlungsstrang das Highlight einer Folge.
Qyburn teilt Jaime mit, dass seine Saphirlüge Brienne zwar vor der Vergewaltigung gerettet haben mag, sie aber nun teuer zu stehen kommt, was Jaime wiederrum dazu veranlasst, nach Harrenhal zurückzukehren. Da Locke das Lösegeldangebot ihres Vaters als zu niedrig erachtet, spielt er mit ihr stattdessen lieber The Bear and the Maiden Fair nach und stellt sie einem wilden Bären gegenüber. Die Szene ist äußerst intensiv gestaltet, die Rettung Briennes extrem gut gelungen. Der Höhepunkt sind zweifelsohne Jaimes Abschiedworte an Locke und das was darauf folgt: Eine epische Variation des Rains-of-Castamere-Themas, das hier zum ersten Mal für Jaime erklingt (bisher galt es entweder Tywin, Tyrion oder Cersei) – schon das zweite Mal, dass eine Version von The Rains of Castamere als Abspannmusik für eine Martin-Episode verwendet wird.

Fazit: Unter Anbetracht der Tatsache, dass Martin selbst für diese Episode verantwortlich ist, ist „The Bear and the Maiden Fair“ fast eine Enttäuschung, vor allem nach der genialen Blackwater-Episode. Sie ist nicht wirklich schlecht, hat aber einige Probeleme, vor allem die unnötig erscheinenden Füllszenen. Allerdings versöhnt der vollauf gelungene Schluss wieder mit der Folge.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3