Batman: Year One

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Im Rahmen des Großevents „Crisis on Infinite Earths“ entschloss man sich bei DC zu einem Großreinemachen: Man entledigte sich nicht nur des Multiversums, das zunehmend für Verwirrung sorgte, sondern beschloss auch, die Origin Storys der wichtigsten Helden einem Update zu unterziehen. Nachdem Frank Miller Batman mit „The Dark Knight Returns“ zu neuer Popularität verholfen hatte, lag es nahe, ihn Batman noch einmal neu erfinden zu lassen. Anders als ursprünglich geplant zeichnete Miller dieses Mal allerdings nicht selbst, sondern überließ diese Aufgabe David Mazzuchelli, mit dem er bereits an „Daredevil: Born Again“ gearbeitet hatte. Das Ergebnis, „Batman: Year One“, ist quasi DIE Batman-Origin schlechthin – während Supermans Entstehung selbst im Rahmen der regulären Kontinuität gefühlt alle paar Jahre neu erzählt wird (u.a. in John Byrnes „Superman: The Man of Steel“, quasi das Gegenstück zu „Batman: Year One“, Mark Waids „Superman: Birthright“ oder Geoff Johns‘ „Superman: Secret Origin“), blieb „Year One“ für lange Zeit ohne Nachahmer.

Handlung und Struktur
Nach langjähriger Abwesenheit kehrt der fünfundzwanzigjährige Bruce Wayne nach Gotham City zurück, um dem Verbrechen den Kampf anzusagen – er weiß nur noch nicht, wie. Zeitgleich erreicht auch James Gordon, noch im Rang eines Lieutenant, Gotham, da er zum Gotham City Police Departement versetzt wurde. Hier muss sich Gordon mit der allgegenwärtigen Korruption auseinandersetzen – jeder, von seinem Partner Arnold Flass bis hin zu Commissioner Gillian Loeb, steht auf der Gehaltsliste des Mafiabosses Carmine „The Roman“ Falcone. Bruce‘ erste Einsätze im Kampf gegen das Verbrechen gehen derweil ziemlich schief, eine Schlägerei im East End Gothams überlebt er kaum. Zwar verfügt er über das nötige Training, doch gelingt es ihm nicht, den Verbrechern Angst einzujagen. Eine Fledermaus liefert schließlich die nötige Inspiration. Während Bruce sich als Vigilant Batman einen Namen macht und erstmals von den Größen der Stadt wie Loeb und Falcone als Bedrohung wahrgenommen wird, versucht Gordon weiter gegen Korruption vorzugehen und verliebt sich nebenbei in seine Kollegin Sarah Essen – ein äußerst ungeschickter Zeitpunkt, ist seine Frau Barbara doch gerade mit dem gemeinsamen Sohn schwanger. Gordons und Batmans Wege kreuzen sich immer wieder, nicht zuletzt, als ein gesamtes Sonderkommando daran scheitert, der Dunklen Ritter festzunehmen oder zu töten. Und mehr noch, er inspiriert bereits Nachahmer, etwa die Prostituierte Selina Kyle, die in einem Katzenkostüm Überfälle begeht. Gordon wird der korrupten Elite zwischenzeitlich zu lästig, weshalb sie versuchen, ihn durch die Entführung seiner Frau und seines neugeborenen Sohnes gefügig zu machen, doch Bruce schreitet auch ohne Maske ein – so beginnt das Bündnis zwischen Batman und Gordon.

Ähnlich wie „The Dark Knight Returns“ erschien auch „Batman: Year One“ in vier Heften, allerdings handelte es sich dabei nicht um vier extradicke Ausgaben einer Miniserie, sondern um vier Hefte der regulären Batman-Serie (404 bis 407). Ironischerweise orientiert sich „Batman: Year One“ allerdings weitaus weniger an der Dramaturgie „gewöhnlicher“ Superheldencomics, die „The Dark Knight Returns“ aufgreift. Da Batmans reguläre Rogues Galery ohnehin noch nicht existiert, nutzt Miller die Gelegenheit, „Year One“ deutlich stärker als durchgehende Geschichte zu erzählen. Anstatt diese Fassung von Batmans Origin mithilfe der Superheldendramaturgie zu strukturieren, arbeitet Miller hier mit Charakterpaaren. Das zentrale Paar sind natürlich Bruce Wayne und James Gordon, die den Leser auch stets an ihren Gedanken teilhaben lassen und danach trachten, Gotham zum Besseren zu verändern. Es finden sich aber noch weitere Figurenpaare, die Miller einander gegenüberstellt: Gordon und Harvey Dent, die beiden Gesetzeshüter, die gegen Korruption kämpfen, Bruce und Selina Kyle, die beide in Maske und Kostüm schlüpfen, Gillian Loeb und Carmine Falcone, die als primäre Schurken fungieren, und Barbara Gordon und Sarah Essen, die beiden Frauen in James Gordons Leben.

Von Mythen und Menschen
24584124._SX540_Man könnte argumentieren, dass James Gordon der eigentliche Protagonist von „Year One“ ist und läge damit nicht unbedingt falsch – aber Batman ziert nun einmal das Cover und wegen ihm kommen dann doch die meisten Leser. Nachdem Miller Batman in „The Dark Knight Returns“ zum Mythos stilisierte und ihn als übergroßen Heroen inszenierte, tut er in „Year One“ genau das Gegenteil – in kaum einem anderen Comic erleben wir Bruce Wayne so menschlich und so fehlbar; von der üblichen Hyperkompetenz, die man von Batman gewohnt ist, fehlt jede Spur. Bruce‘ erster Einsatz als Proto-Batman endet in einem Desaster, das ihn fast tötet, bei seiner ersten Aktion im Kostüm ist er mit drei halbwüchsigen Dieben bereits überfordert, die der spätere Batman wahrscheinlich mit einem einzigen Blick hätte in die Flucht schlagen können. Bruce muss sich erst langsam nach oben arbeiten, von den kleinen Gangstern bis zu den wirklich großen Tieren, denen er immerhin im Verlauf der Geschichte näherkommt. Zu Anfang wirkt Bruce noch relativ separiert von Gotham und den anderen Figuren – wo Gordon sofort mitten im Geschehen ist (und mit dem Zug anreist), muss Bruce erst einmal lernen, seine Heimatstadt zu verstehen.

Miller versteht es auf sehr geschickte Weise, Bruce Wayne und James Gordon einander gegenüberzustellen. Wo Bruce mit dem Flugzeug ankommt, abermals separiert von der Stadt, nimmt Gordon den Zug – und beide wünschen sich, das jeweils andere Transportmittel genommen zu haben. Wie so häufig hat Bruce keine „normalen“ Probleme, er hat ein Anwesen, einen Butler und mehr Geld, als er sich wünschen könnte. Stattdessen sucht er ein Ventil, er hat die Absicht, etwas zu verändern, weiß aber nicht wie. Gordons Probleme hingegen sind nur allzu nachvollziehbar: Wenig Geld, eine schwangere Frau und völlig korrupte Kollegen und Vorgesetzte. Gordon könnte sich schmieren lassen und wie alle anderen Polizisten von Gotham werden, was viele seiner Probleme lösen würde, doch dazu ist er zu aufrecht und ehrenhaft. Gleichzeitig ist er alles andere als perfekt, er verliebt sich in seine Kollegin Sarah Essen und beginnt eine kurze Affäre mit ihr. Und natürlich war Gordon in kaum einem anderen Batman-Comic jemals so aktiv wie hier. Normalerweise aktiviert er das Bat-Signal, erklärt, wo es Probleme gibt und räumt dann hinterher auf. Millers Gordon dagegen ist deutlich jünger, dynamischer, wir beobachten ihn bei den Ermittlungen und bei seinem Kampf gegen die Korruption in Gotham. Immer wieder lässt Miller Batman und Gordon als Gegenstücke zueinander auftreten, der Schicksale einander widerspiegeln und miteinander verknüpft sind. Zusätzlich deutet er an, dass Gordon bereits seit dem Finale dieser Geschichte wissen könnte, dass Batman Bruce Wayne ist.

Stadt der Sünde
Frank Millers Faszination mit dem Konzept eines modernen Sodom (oder Gomorrha, wer das bevorzugt) ist nur allzu bekannt. Bereits in seinen Daredevil-Geschichten zeigte Miller New York und Hell’s Kitchen als einen urbanen, von Kriminalität verseuchten Moloch. Gotham City ist die nächste, logische Stufe der Evolution, die schließlich im von Miller für Dark Horse geschaffenen „Sin City“ gipfelt. Viele Ideen, die Miller später auf den Gipfel treiben würde, werden hier bereits angeschnitten, etwa das Rotlichtviertel mit sehr wehrhaften Prostituierten, die völlig korrupte Polizei oder die übermächtigen Gangster. Wo in „The Dark Knight Returns“ groteske Superschurken Gotham dominierten, sind die Dämonen dieser besonderen Hölle in „Year One“ nur allzu menschlich – und damit deutlich interessanter als beispielsweise der Mutantenanführer. Die primären Widersacher Batmans (und Gordons) sind Arnold Flass, Gordons Partner, Commissioner Gillian Loeb und der Mafiaboss Carmine Falcone. Alle drei repräsentieren verschiedene Stufen der Korruption. Flass ist lediglich ein Erfüllungsgehilfe, ebenso sehr Gefangener des Systems wie Wärter – mit ihm wird Gordon selbst fertig, er bleibt nicht besonders lang eine Bedrohung. Loeb hingegen ist als hochrangiger Beamter deutlich gefährlicher, ein dunkles Spiegelbild des Commissioners, der Gordon später einmal werden wird. Und dann wäre da noch Carmine Falcone, der hier Gothams Unterwelt repräsentiert und als die Wurzel allen Übels wahrgenommen wird, was er in letzter Konsequenz natürlich nicht ist. Tatsächlich wird Falcone in „Year One“ auch nicht wirklich besiegt, lediglich von Batman und Catwoman gedemütigt, während Loeb immerhin als Commissioner zurücktreten muss, nachdem der Versuch, Gordon durch die Bedrohung seiner Familie gefügig zu machen, scheitert. Interessanterweise fühlt sich „Year One“ trotzdem wie eine runde Sache – Miller ist hier ein sehr guter Balanceakt gelungen. Man kann „Year One“ als eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte lesen, aber eben auch als ersten Teil einer größeren Saga. Mit Jeph Loebs und Tim Sales „Batman: The Long Halloween” gibt es erfreulicherweise eine relativ direkte Fortsetzung, die „Year One“ mindestens ebenbürtig ist. Wie dem auch sei, „Year One“ mutet nie als Superhelden-Geschichte, sondern eher als Crime Thriller an, Batman verfügt noch nicht über die überlegen Technik und die Gewalt ist verhältnismäßig realistisch und bodenständig.

Visuelle Umsetzung
David Mazzucchelli arbeitete vor allem in den 80ern für die beiden Großverlage Marvel und DC, während er sich ab den 90ern stärker auf persönliche Projekte wie die Anthologieserie „Rubber Blanket“ konzentrierte. Vor „Year One“ zeichnete Mazzucchelli unter anderem viele Ausgaben von Marvels „Daredevil“, darunter auch „Daredevil: Born Again“, ebenfalls verfasst von Frank Miller. Im direkten Vergleich fällt, auf, wie stark Mazzuchelli seinen Stil modifiziert bzw. weiterentwickelt hat. „Born Again“, nur etwa ein Jahr vor „Year One“ erschienen, entspricht etwa dem Superhelden-Standard dieser Dekade, Millers eigner Zeichenarbeit vor „The Dark Knight Returns“ gar nicht so unähnlich. „Year One“ dagegen wirkt, in Ermangelung eines besseren Wortes, deutlich „europäischer“, der Stil ist reduzierter, klare Linien dominieren. Vor allem Mazzucchellis Figurenoptik ist von „The Dark Knight Returns” so weit entfernt wie nur vorstellbar. Wo Millers Panels von oft grotesk überzeichneten Charakteren dominiert werden, herrscht in „Year One“ ein deutlich stärkerer Realismus vor. Batman ist nicht riesig und übertrieben muskulös, kein Halbgott in Spandex, sondern ein zwar durchtrainierter, aber normal proportionierter Mann in einem Kostüm. Dennoch bauen Autor und Zeichner sie auch die typischen, stilistisch überhöhten Batman-Momente ein, etwa wenn er sich den versammelten korrupten Eliten Gothams zum ersten Mal im Haus des Bürgermeisters präsentiert, um so auf die Figur zu verweisen, die Batman einmal werden wird.
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Mazucchelli und Miller entschlossen sich bewusst, sich visuell an den stärker reduzierten Batman-Comics der Jahre 1939 und 1940 zu orientieren und den Dunklen Ritter so zu seinen Noir-Wurzeln zurückzuführen. Alles wirkt bodenständig, schmutzig, grimmig und realistisch, nicht zuletzt dank der hervorragenden Farbgebung von Richmond Lewis. Besonders hervorzuheben sind in diesem Kontext auch die vielen kleinen Details, die Millers und Mazzucchellis Gotham lebendig werden lassen. Im Umfeld von Comissioner Loeb tauchen beispielsweise immer wieder Cartoon-Figuren oder ähnliche, zynisch platzierte Sinnbilder der Unschuld auf: eine Peanuts-Lampe auf dem Schreibtisch, ein Clown-Porträt im Büro oder Micky Maus auf dem Revers. Hierdurch wird visuell auf den Kontrast zwischen der jovialen Art, mit der sich Loeb präsentiert, und seinem wahren Wesen hingewiesen. Sehr gelungen ist auch die optische Darstellung der wechselnden Jahreszeiten, da „Year One“ tatsächlich im Januar beginnt und im Dezember endet.

Adaptionen und Einfluss
Der Einfluss, den „Batman: Year One“ hatte, ist kaum geringer als der von „The Dark Knight Returns“. Wie bereits erwähnt galt dieser Handlungsbogen lange als DIE definitive Origin der Figur. Und mehr noch, Millers und Mazzuchellis Werk inspirierte eine ganze Reihe an Serien, Miniserien und One-Shots, die in Batmans Anfangsjahren spielen und ihn als jungen Verbrechensbekämpfer zeigen. 1989 startete DC beispielsweise die Serie „Batman: Legends of the Dark Knight“, deren Handlungsbögen genau dieser Prämisse folgten und an „Year One“ anknüpften, auch wenn sich das im späteren Verlauf änderte. Die 2006 gestartete Serie „Batman Confidential“ kehrte ebenfalls in die Anfangszeit des Dunklen Ritters zurück. Und dann sind da natürlich noch die Miniserien und One-Shots, die „Year One“ direkt fortsetzen – zu diesen gehört unter anderem Ed Brubakers und Doug Mahnkes „Batman: The Man Who Laughs“ (die erste Begegnung zwischen Batman und dem Joker, die am Ende von „Year One“ angedeutet wird), „Batman and the Monster Men“ und „Batman and the Mad Monk“, in welchen Autor und Zeichner Matt Wagner klassische Geschichten aus dem Jahr 1939 modernisierte und natürlich „The Long Halloween“ und „Dark Victory“, in welchem Jeph Loeb und Tim Sale darstellen, wie aus dem von Gangstern regierten Gotham eine Stadt der durchgedrehten Superschurken wird und wie Carmine Falcones Herrschaft endet. Darüber hinaus gab es auch zwei (zumindest dem Namen nach) direkte Sequels, „Batman: Year Two“ (von Mike W. Barr und diversen Zeichnern) und „Batman: Year Three“ (von Marv Wolfman und Pat Broderick), die allerdings bald wieder aus der Kontinuität flogen und durch die beiden Graphic Novels von Loeb und Sale quasi ersetzt wurden. Darüber hinaus wurde der Titel „Year One“ bei DC sehr beliebt, eine ganze Reihe von Figuren (Robin, Batgirl, Green Arrow, Superman) erhielten im Lauf der Jahrzehnte ebenfalls Year-One-Miniserien. Und als DC im Rahmen der New 52 einen Reboot veranlasste, beauftragte man Scott Snyder und Greg Capullo damit, Batmans Origin zu aktualisieren – sowohl inhaltlich als auch bezüglich des Titels verweist „Batman: Zero Year“ natürlich auf „Year One“.

Ähnlich wie „The Dark Knight Returns“ hinterließ „Year One” auch in andere Medien Spuren. 2011 erschien im Rahmen der „DC Universe Animated Original Movies“ eine Direktadaption mit Bryan Cranston als James Gordon, Ben McKenzie (der in „Gotham“ später einen jungen Gordon spielen sollte) als Bruce Wayne, Eliza Dushku als Selina Kyle und Jon Polito als Gillian Loeb. Bei diesem Animationsfilm handelt es sich im Grunde um eine bewegte Version des Comics, die allerdings kaum etwas hinzufügt oder anderweitigen Mehrwert bietet. Deutlich interessanter sind die Elemente von „Year One“, die in diversen anderen Adpaitonen auftauchen.

Bereits in „Batman: Mask of the Phantasm“ (1993), der ersten Film-Ausgliederung von „Batman: The Animated Series“, finden sich einige Verweise auf „Year One“, etwa in Bruce‘ missglücktem erstem Einsatz als Proto-Batman. Nachdem „Batman & Robin“ sich als Flop erwies, spielte man immer wieder mit dem Gedanken, „Year One“ zu adaptieren, zuerst überlegte Joel Schumacher selbst, sich an die Umsetzung zu machen, später verpflichtete Warner Bros. Darren Aronofsky – aus beiden Plänen wurde bekanntermaßen nichts. Dennoch beinhaltet der Batman-Film, der 2005 schließlich in die Kinos kam, immer noch viele Inhalte, die direkt aus „Year One“ stammen. Gerade die Figurenkonstellation in Chris Nolans „Batman Begins“ orientiert sich sehr stark an Millers und Mazzucchellis Geschichte, auch wenn die Charaktere nicht immer unbedingt ihrem Comicgegenstück entsprechen. Der von Gary Oldman gespielte James Gordon kommt zwar nicht frisch aus Chicago nach Gotham, entspricht aber sonst sehr genau der Vorlage. Auf Arnold Flass‘ Persönlichkeit trifft dasselbe zu, auch wenn er im Film klein, dick und dunkelhaarig statt groß, muskulös und blond ist. Nolans Commissioner Loeb hat hingegen nur den Namen der Figur aus „Year One“, entspricht aber optisch und charakterlich eher Michael Akins, der in der Zeit, als „Batman Begins“ in die Kinos kam, als Gordons Nachfolger dem GCPD vorstand. Carmine Falcone, gespielt von Tom Wilkinson, ist in Nolans Gotham ebenfalls der mächtigste Gangsterboss, erinnert optisch allerdings eher an seinen Rivalen Salvatore Maroni, während der in „The Dark Knight“ auftauchende Maroni dem Comic-Falcone visuell viel eher entspricht. Darüber hinaus taucht Falcone, gespielt von John Doman, in der Fox-Serie „Gotham“ auf, die sie sich außerdem immer wieder bei „Year One“ bedient. Und als wäre das nicht genug, wird Falcone in Matt Reeves‘ allem Anschein nach ebenfalls von „Year One“ beeinflussten „The Batman“ eine Rolle spielen, dieses Mal dargestellt von John Turturro. Grundsätzlich gilt: Wann immer sich ein Medium, sei es Film, Comic, Serie oder Spiel („Arkham Origins“ ist das perfekte Beispiel) mit Batmans Anfangszeit beschäftigt, werden fast immer Elemente aus „Year One“ aufgegriffen.

Fazit: „Batman: Year One“ ist nicht nur eine der besten, wichtigsten und einflussreichsten Batman-Comics, sondern auch der ideale Einstiegspunkt. Wie schon bei „The Dark Knight Returns“ gilt: Wer sich mit Batman auch nur ansatzweise beschäftigen möchte, kommt an „Year One“ nicht vorbei.

Siehe auch:
Batman: The Dark Knight Returns

Bildquellen:
Titel
Batman
Gordon

TDKR: Batman vs. Superman

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Auf diversen Listen, die die zehn besten Batman-Comics empfehlen, taucht „Batman: The Dark Knight Returns“ fast immer in den Top 5 auf, meistens sogar auf Platz 1 oder 2. Für mich persönlich ist Frank Millers dystopische Graphic Novel zwar nicht der beste Batman-Comic (es gibt einige, die ich weitaus lieber mag und gelungener finde, etwa „Batman: Year One“, ebenfalls von Miller verfasst), aber die Bedeutung, die TDKR für seinen Titelhelden insgesamt hat, ist nicht zu unterschätzen. Man sollte dabei allerdings nicht annehmen, vor TDKR hätte es keine düsteren Comics mit dem Dunklen Ritter gegeben. Seit der Absetzung der Adam-West-Serie entwickelte sich Batman mithilfe von kreativen Köpfen wie Julius Schwartz, Steve Engelhart und Denny O‘Neil konstant zu einem immer düstereren Helden, eine Tendenz, die mit TDKR ihren Höhepunkt erreichte. Was TDKR wirklich von fast allem, was zuvor kam, abhebt, ist das Hinterfragen der Titelfigur und die Reflexion über seinen Status als Vigilant – immerhin ist Batman rein theoretisch ein Krimineller. TDKR besaß zur Zeit des Erscheinens eine Aktualität, die es in Superheldencomics zuvor eher selten gegeben hatte (ein weiteres Beispiel hierfür sind etwa Green Lantern und Green Arrow als „Hard Traveling Heroes“). Im Zentrum der Geschichte steht auch nicht per se Batmans Kampf gegen Superschurken (obwohl das natürlich auch vorkommt), sondern eher die Frage, was für eine Welt jemanden wie Batman hervorbringt und welche Auswirkungen jemand wie Batman dann auf diese Welt hat. Momentan ist allerdings ein anderer Aspekt des Werkes interessanter. Aber zuerst sollte noch einmal die Handlung rekapituliert werden.

Zehn Jahre sind vergangen, seit Batman sich zur Ruhe gesetzt hat. Bruce Wayne ist nun ein gelangweilter, 55-jähriger Playboy, der Nervenkitzel in Autorennen sucht. Leider steht es um Gotham nicht besonders gut: Eine brutale, bewaffnete Gang, die Mutanten, macht die Straßen der Stadt unsicher und begeht immer schrecklichere Gewaltverbrechen, bis Bruce sich gezwungen sieht, erneut Maske und Umhang anzulegen, um ein für alle Mal in Gotham aufzuräumen. Doch Batmans Rückkehr bleibt nicht folgenlos: In Medien- und Regierungskreisen fragt man sich, wie mit dem Vigilanten umzugehen ist, und auch alte Feinde wie Two-Face und der Joker werden durch das Wiederauftauchen des Dunklen Ritters reaktiviert. Die Situation spitzt sich zu, weshalb der Präsident der Vereinigten Staaten Superman bittet, zu intervenieren.

Und schon sind wir auch bei besagtem Aspekt angekommen, auf den ich mich im Rahmen dieses Artikels konzentrieren werde, denn das meiste andere habe ich schon, zumindest ansatzweise, in meinen Kritiken zur Zeichentrickadaption behandelt. Tatsächlich hat Zack Snyder ausgesagt, dass „Batman V Superman: Dawn of Justice“ zwar keine wirkliche Adaption des Miller-Klassikers sein wird, sich aber doch stark bei ihm bedienen wird. Die Trailer bestätigen diese Aussage: Ben Afflecks Batman ähnelt der von Miller gezeichneten, bulligen und unrasierten Version des Dunklen Ritters sehr stark, und zu allem Übefluss taucht sogar die mechanische Rüstung, die Batman im Kampf gegen Superman in TDKR trägt, ebenfalls in den Trailern auf. Viel wichtiger als die optischen Parallelen ist aber die tatsächliche Dynamik zwischen Batman und Superman in diesem Werk, die, obwohl TDKR „nur“ eine sog. Elseworld-Geschichte (Was-wäre-wenn-Geschichte) ist, sich auf ihre Verhältnis in der normalen Kontinuität auf Jahre und sogar Jahrzehnte hinaus auswirkte. Zuvor wurden Batman und Superman zumeist als Freunde dargestellt, Miller brachte Spannung in die Dynamik der beiden so gegensätzlichen Helden und schaffte das in nur zwei Szenen (öfter treffen die beiden in der Geschichte nämlich nicht aufeinander). Nach wie vor respektieren beide einander, sind sich aber auch im Klaren, dass sich ihre Methoden und Herangehensweisen stark unterscheiden. Letztendlich fungiert Superman als Vertreter des Establishments und vertritt den Staat auch noch, wenn er selbst Zweifel an der Richtigkeit der Vorgehensweise hat, während Batman für sich erkennt, dass das System nicht funktioniert und sich gegen es wendet. Superman ist der Ordnungshüte, Batman der Anarchist. Mehr noch, bei Miller MUSS Batman Anarchist sein, da er sonst ein Tyrann wäre, er wird hier als getriebener, ziemlich kompromissloser Extremist gezeichnet, der trotzdem facettenreich und nachvollziehbar bleibt. Diese gelungene, aber schwierige Charakterisierung hat Miller in seinen späteren Batman-Geschichten nicht mehr hinbekommen.

Miller thematisiert auch die Art und Weise, wie Batman Superman bekämpfen kann. Im direkten Zweikampf ist der Dunkle Ritter dem Mann aus Stahl natürlich weit unterlegen, also muss Batman auf schmutzige Tricks zurückgreifen. Superman besitzt den unfairsten Vorteil, den man sich nur vorstellen kann, ist aber jemand, der sich nie auf ein gewisses Niveau herablassen würde und eine grundsätzliche Achtung vor den meisten Gegnern hat, und speziell vor Batman. Und gerade das nutzt Batman aus, zusammen mit diversen anderen Tricks wie Körperpanzer oder Kryptonit.

Aber zurück zur eigentlichen Dynamik: Ich bin gespannt, inwiefern sich die von Miller etablierte Beziehung der beiden Helden auf „Batman V Superman“ auswirken wird. Immerhin thematisiert TDKR ja im Grunde das Ende ihrer Freundschaft, sie kennen sich hier bereits Jahrzehnte und haben sich eher auseinander gelebt. Diese Interpretation passt nicht unbedingt zu „All-Star Batman“, was laut Millers Aussage ja in derselben Kontinuität spielt wie TDKR, allerdings ignorieren wir das lieber, sowohl aus qualitativen als auch inhaltlichen Gründen.

Während es also in „Batman V Superman“ tatsächlich einige Parallelen zu TDKR gibt, u.a. der alte und erfahrene Batman, der mehr oder weniger aus dem Ruhestand zurückkehrt, ist die Grundlage der Dynamik eine völlig andere. Zum ersten Mal haben wir hier einen alten Batman, der bereits viele Jahre Erfahrung hat, und einen verhältnismäßig jungen Superman, der erst am Anfang seiner Karriere steht – für gewöhnlich sind die beiden Recken in etwa gleich alt. Der junge, unerfahrene Superman und der alte, abgeklärte Batman; dieses Konzept hat tatsächlich ziemlich viel Potential, weshalb ich hoffe, hoffe, hoffe, dass Henry Cavill und Ben Affleck diese Dynamik gut vermitteln und Zack Snyder und Chris Terrio das auch wirklich ausschöpfen und dass es nicht so läuft wie bei „Man of Steel“ – auf dem Papier ist Zod beispielsweise nämlich auch eine interessante Figur, aber leider geht das Potential in der allzu ausufernden Materialschlacht und den schlechten Dialogen verloren.

Es wird auch interessant, welche Rollen die beiden Kontrahenten im Film einnehmen. In TDKR ist Superman eine etablierte Größe und wird, im Gegensatz zu seiner Loyalität, kaum in Frage gestellt. In „Batman V Superman“ läuft dagegen alles auf eine grundsätzliche Hinterfragung des Mannes aus Stahl hinaus: Wie geht man mit einer Person um, die so viel Macht besitzt? Dies ist die typische Frage der Superman-Origin. Deshalb kann Superman aber nicht wirklich für die Ordnung eintreten, zumindest nicht offiziell. Dennoch scheint er zumindest inoffiziell eine ähnliche Rolle einzunehmen, da er im dritten Trailer sehr deutlich sagt, was er von Batman und seiner Selbstjustiz hält, der Grundkonflikt aus TDKR ist also durchaus vorhanden.

Was Millers Werk außerdem vom typischen Auseinandertreffen zweier Superhelden unterscheidet, ist die Struktur. In einer normalen Geschichte dieser Art geraten die beiden Recken erst aufgrund von Differenzen oder schurkischer List aneinander, bekämpfen sich ein wenig, schließen dann Frieden und gehen gegen die eigentliche Bedrohung vor. Miller setzt den Konflikt dagegen ans Ende: Zum Zeitpunkt, als Batman und Superman sich prügeln, sind die eigentlichen Superschurken bereits ausgeschaltet, der Kampf der Giganten stellt das Finale der Geschichte dar, womit Miller den Konflikt der beiden Weltanschauungen von Batman und Superman ins Zentrum rückt. „Batman V Superman“ folgt allem Anschein nach allerdings wieder der typischen Formel – tatsächlich kann der Film im Grunde nicht anders strukturiert sein, wenn wir irgendwann bei der Justice League ankommen wollen. Ich hoffe allerdings, dass trotzdem Elemente des ideologischen Konflikts bis zum Ende überdauern.

Siehe auch:
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

Batman: Gotham Noir

Happy Birthday Batman!
gotham noir
Ed Brubaker ist ein Autor, der gerne Superheldencomics mit Crime-Noir-Elementen verbindet. Dies tat er bereits erfolgreich in seinen eigenen Serien wie „Incognito“ oder „Sleeper“, wo er mit selbst geschaffenen Figuren arbeitete. Wenn man etwas derartiges mit einem bereits existierenden Superhelden tut, bietet sich natürlich keiner so gut an wie Batman, der bereits bei seinem ersten Auftritt 1939 Elemente eines Hard-Boiled-Detective vorzuweisen hatte. Über die Jahre hinweg haben verschiedene Autoren diesen Aspekt des Dunklen Ritters immer wieder hervorgehoben, und Ed Brubaker ist einer von ihnen. Während er (und andere) bei den Batman-Geschichten, die in der normalen Kontinuität spielen (etwa „The Man Who Laughs“ oder „Gotham Central“), gewisse Kompromisse eingehen müssen, ermöglichen es die Elseworlds-Geschichten, das Konzept Batman-Noir voll auszuschöpfen. Bei Elseworlds-Geschichten handelt es sich um Comics, die von der DC-Hauptkontinuität völlig losgelöst sind und in denen die Autoren freie Hand haben, zu tun, was sie wollen, Figuren sterben zu lassen, sie in völlig andere Settings zu verfrachten etc.
In „Gotham Noir“ machte Brubaker, wie der Titel es schon verrät, aus Gotham eine Stadt der späten 40er im Film-Noir-Stil. Protagonist des Ganzen ist nicht etwa Batman (auch wenn sein Name auf dem Cover dafür sorgt, dass sich der Comic besser verkauft), sondern James Gordon, hier ein vom Zweiten Weltkrieg traumatisierter Ex-Cop. Die Nachtclubbesitzerin (und natürlich für das Setting typische Femme Fatale) Selina Kyle heuert ihn als Bodyguard für Rachel, eine „alte Freundin“, an. Eigentlich klingt der Job einfach: Gordon soll Rachel auf eine High-Society-Party begleiten und zusehen, dass ihr nichts passiert. Dummerweise wird Rachel auf besagter Party ermordet, während Gordon sich zuschüttet. Alle Indizien scheinen darauf hinzudeuten, dass Gordon selbst der Mörder ist, doch schon bald wird er in eine Verschwörung hineingezogen, an der nicht nur die Mafia, sondern auch der Bürgermeister beteiligt ist.
Brubaker bemüht gekonnt die Konventionen des Film Noir bzw. des Hard-Boiled-Krimi und passt die Figuren des Batman-Universums dementsprechend an: Gordon ist der traumatisierte Ex-Cop, Selina Kyle die Nachtclubbesitzerin (ihr Club trägt den Namen „The Kitty Kat Club“), aber am interessantesten ist Brubakers Verwendung von Batman. Der Dunkle Ritter taucht nur selten auf und scheint ein mysteriöses, eventuell übernatürliches Schattenwesen zu sein. Wer oder was er ist wird nicht geklärt. Bruce Wayne taucht in der Geschichte auf und Selina erwähnt, dass er hin und wieder einfach grundlos verschwindet, aber davon abgesehen gibt es kaum Indizien, dass es sich bei ihm und Batman um ein und dieselbe Person handelt. Batman könnte hier nur eine Wahnvorstellung Gordons sein, oder aber auch eine Schatten-gewordene Projektion seines Unterbewusstseins, jedenfalls tritt Batman nur in Szenen auf, in denen auch Gordon zugegen ist. Für jede Theorie finden sich Anzeichen und Widersprüche, was die Darstellung Batmans in diesem Comic gerade erst interessant macht. Erwähnenswert ist auch der Joker, allerdings aus anderen Gründen. In „Gotham Noir“ ist er ein irrer mit aufgeschnittenen Mundwinkeln – man fragt sich, ob Chris Nolan und David Goyer „Gotham Noir“ gelesen haben, die Interpretationen des Jokers haben einige Gemeinsamkeiten.
Für die Zeichnungen von „Gotham Noir“ ist Sean Phillips verantwortlich – in der Tat ist dieser Comic der Beginn einer langen, erfolgreichen Zusammenarbeit von Brubaker und Phillips, dessen Stil, geprägt von klaren Linien und viel Schatten, für einen Hard-Boiled-Krimi geradezu ideal ist und die grimmige, düstere 40er-Jahre-Amtosphäre exzellent zu vermitteln weiß.
Fazit: Gelungene Film-Noir-Adaption von Batmans Welt mit James Gordon in der Hauptrolle.

Happy Birthday Batman:
Prämisse
Batman: Assault on Arkham

Batman: Gotham Knight – Hörspiel

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Der Dunkle Ritter erobert in deutschen Landen neues Terrain (bzw. er erobert es zurück): Die Hörspiellandschaft. Vor einigen Monaten erwarb das Label Highscore Music von Warner die Lizenz zur Produktion von Batman-Hörspielen und kündigte gleich eine ganze Reihe an. Die erste, dreiteilige Geschichte (die einzelnen Teile tragen die Titel „Der Mann in Schwarz“, „Krieg“ und „Monster“) ist inzwischen bereits komplett erhältlich, und somit ist es an der Zeit, sich das Ganze einmal näher anzuschauen.
Ich persönlich bin ja ein Hörspielfan, ich hab schon als Kind gerne Hörspiele gehört, und auch im Erwachsenenbereich gibt es einiges an qualitativ hochwertigem Material – Oliver Dörings Star-Wars-Hörspiele beispielsweise, oder die Gruselkabinett-Serie von Titania Medien. Highscores erstes Batman-Hörspiel kommt zwar an die beiden Erstgenannten nicht ganz heran, ist aber durchaus als gelungen zu bezeichnen.
Was ein wenig merkwürdig anmutet, ist die Wahl der Vorlage: Es handelt sich hierbei nämliche um die Hörspieladaption der Romanadaption eines Direct-to-DVD-Batman-Animes, der im Zuge von „The Dark Knight“ herauskam und als Brückenfilm zwischen „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ fungieren sollte. Bei diesem Film handelte es sich um ein Stilexperiment, er bestand aus sechs nur lose miteinander verbundenen Kurzfilmen, die von sechs verschiedenen, bekannten Anime-Regisseuren in verschiedenen Zeichenstilen umgesetzt wurden. Die Comicautorin Louise Simmons wurde damit beauftragt, eine Romanadaption zu verfassen, die ich leider nicht gelesen habe, weshalb ich mich im Folgenden, neben der eigentlichen Vertonung, auf die Diskrepanz zwischen Film und Hörspiel konzentrieren werde. Dabie gehe ich einfach davon aus, dass das Hörspiel dem Roman recht genau folgt.
Bei der Umsetzung wählte Simmons den schwierigeren Weg: Anstatt einfach sechs Kurzgeschichten mit dem Inhalt der sechs Kurzfilme zu schreiben, versuchte sie, aus „Gotham Knight“ einen wirklichen Roman mit durchgehender Narration zu machen. Das erste Segment des Films (in welchem sich drei Kinder von ihren Begegnungen mit Batman erzählen und den Dunklen Ritter dabei jeweils völlig unterschiedlich beschreiben) beispielsweise wurde fast vollständig fallen gelassen und auf Batmans Begegnung mit dem „Mann in Schwarz“ auf den Aparo-Towers reduziert. Für viele der Vorkommnisse in „Gotham Knight“ gibt es kaum Hintergründe; auch hier schafft Simmons Abhilfe, indem sie alles miteinander verbindet, an passenden Stellen kürzt und an anderen Details und weiterführende Plotelemente einbaut. Dennoch ist das Ergebnis nicht unbedingt die komplexeste aller Batman-Geschichten. Im Grunde muss sich der Dunkle Ritter (Sascha Rotermund) mit Schurken an allen Fronten auseinandersetzen: Der Industrielle Ronald Marshall (Rüdiger Schulzki) verfolgt mithilfe des Killers Deadshot (Uve Teschner) seine illegalen Interessen, in den Straßen Gothams bekriegen sich zwei Gansterbosse, Salvatore Maroni (Mario Grete) und der Russe (Jürgen Holdorf), und in der Kanalisation treiben sich Scarecrow (Martin Sabel) und Killer Croc (Holger Löwenberg) herum. Trotz Simmons‘ Bemühung die einzelnen Segmente miteinander zu verknüpfen, wirkt die Geschichte als Ganzes betrachtet ein wenig zerfasert, die einzelnen Handlungsstränge agieren oft nicht wirklich miteinander, sondern laufen nebeneinander her.
Man mag sich fragen, weshalb Highscore aus dem schier unerschöpflichen Fundus der Batman-Geschichte gerade „Gotham Knight“ als Vorlage für das erste Hörspiel wählte, wo es doch durchaus naheliegende Alternativen gegeben hätte: „Batman: Year One“, „The Killing Joke“, oder, um ganz aktuell zu sein, einen Storybogen aus den New-52-Batman-Serien, etwa „Der Rat der Eulen“. Bei näherer Betrachtung bleibt die Wahl ein wenig merkwürdig, erscheint aber recht logisch: „Gotham Knight“ erzählt nicht noch einmal die Entstehungsgeschichte (die ja inzwischen hinlänglich bekannt sein dürfte), spielt aber in der Anfangszeit des Dunklen Ritters, sodass es noch nicht allzu viel Ballast gibt. Ein wenig merkwürdig ist auch das Verhältnis zu den Nolan-Filmen. Es wäre recht einfach gewesen, Christian-Bale-Sprecher David Nathan als Batman zu besetzen (wie in der deutschen Fassung des Films „Gotham Knight“ auch geschehen), laut eigener Aussage wollten sich die Macher aber durchaus von Nolans Version von Gotham City distanzieren und besetzen die Figuren nicht mit den deutschen Synchronsprechern aus der Dark-Knight-Trilogie. Es gibt nur eine Ausnahme: Jürgen Thormann, der Stammsprecher von Michael Caine, spielt auch hier Alfred.
Dieser Intention wiederspricht die Wahl von „Gotham Knight“ dann allerdings doch wieder, denn, wie oben bereits erwähnt, ist der Film so konzipiert, dass er als Brücke zwischen „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ fungieren kann. Im Roman (und damit im Hörspiel) wird dies sogar noch deutlicher, da es einige direkte Referenzen auf „Batman Begins“ gibt. Im Film werden die Narrows, Arkham als Teil der Narrows und ein Massenausbruch aus der Anstalt erwähnt, ebenso wie Jonathan Crane (Scarecrow) als ehemaliger Leiter des Asylums. Darüber hinaus ist Lucius Fox auch hier Batmans Waffenmeister und weiß, das Bruce Wayne sich unter der Maske verbirgt. Und, dies allerdings nur im Roman/Hörspiel, es wird explizit auf Batmans Ausbildung bei Ra’s al Ghul hingewiesen.
Ebenso gibt es einige Vorausdeutungen auf „The Dark Knight“, die zum Teil aber recht schwer zu erkennen sind. Die deutlichste ist wohl Salvatore Maroni, der in „The Dark Knight“ eine wichtige Rolle spielt. Maronis Rivale, der Russe, könnte aus einer frühen Drehbuchversion von TDK stammen, bei Nolan ist der zweitmächtigste Gangster der Tschetschene (vielleicht war Nolan und Goyer ein russischer Gangster zu gewöhnlich); und es wird angedeutet, dass es einen Bandenkrieg gab, dieser aber beendet wurde, da Batman den Gangstern schon genug Probleme bereitet.
Und schließlich wäre da noch Renee Montoya. Diese, ursprünglich aus „Batman: The Animated Series“ stammende, bei den Fans sehr beliebte Polizistin sollte ursprünglich in „The Dark Knight“ vorkommen, allerdings befürchtete man, dass es den Fans nicht gefallen würde, wenn Montoya als korrupter Cop dargestellt würde, weshalb man sie durch Anna Ramirez ersetzt. Auch in „Gotham Knight“ kam Ramirez vor und wirkte, mehr noch als in „The Dark Knight“, wie Montoya mit anderem Namen (nicht zuletzt, weil ihr Partner, wie in den Comics zu dieser Zeit, Crispus Allen war). Im Roman/Hörspiel ist sie jetzt ganz einfach wieder Renee Montoya.
Kommen wir nun zur eigentlichen Hörspielumsetzung. Gerade im Vergleich zu Oliver Dörings Star-Wars-Hörspielen fällt auf, dass vom Erzähler ausgiebig Gebrauch gemacht wird, für meinen Geschmack zu ausgiebig. Leider ist Gordon Piedesack als Erzähler auch nicht unbedingt die Idealbesetzung, er klingt irgendwie gelangweilt und unpassend. Sehr zufrieden bin ich dagegen mit Sascha Rotermund als Bruce Wayne/Batman. Am Anfang ist er zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber er findet sich schnell in die Rolle ein. Zwischen Bruce Wayne und Batman macht er einen deutlichen Unterschied, ohne es allerdings derartig zu übertreiben wie Christian Bale. Vielleicht wäre er sogar als Synchronsprecher für Ben Affleck im kommenden Batman/Superman-Film keine schlechte Wahl. Nichts gegen Peter Flechtner, Afflecks Stammsprecher, aber ich habe ziemliche Schwierigkeiten, ihn mir als Batman vorzustellen.
Die meisten anderen Sprecher sind eher funktional denn herausragend, wobei ich finde, dass Eva Michaelis nicht so recht zu Renee Montoya passt. Sehr gut gefallen hat mir dagegen Reent Reins als Comissioner Gordon. Jürgen Thormann schließlich akzeptiert man aus naheliegenden Gründen (und nach drei Filmen) problemlos sofort als Alfred.
Leider sind die Dialoge manchmal ein wenig hölzern geraten, dies macht das Hörspiel allerdings mit seiner sehr gelungenen Atmosphäre wieder wett. Alles in allem ist das Hörspiel wunderbar düster und ganz eindeutig nicht für Kinder geeignet – dafür sorgt schon allein, neben der Atmosphäre, die Anwesenheit von Killer Croc.
Fazit: Gelungener Auftakt der Batman-Hörspielreihe von Highscore mit kleinen Mankos – es ist also noch Steigerungspotential vorhanden.

Siehe auch:
Batman: Gotham Knight
Homepage des Labels Highscore

Batman 2

Nostalgiereview
Batman2_Dino
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Batman 2 oder JLA 3 mein zweites Heft war, in jedem Fall aber ist Batman 2 interessanterweise eine perfekte Ergänzung zu Batman Adventures 22, obwohl beide innerhalb unterschiedlicher Kontinuitäten spielen. In Letzterem lernt man vor allem einiges über Batmans Schurken, während in diesem Heft der Dunkle Ritter selbst im Mittelpunkt steht, und das auf…andere Weise, als es in einem „gewöhnlichen“ Heft der Fall wäre.
Nachdem Bane ihm in „Knightfall“ das Rückgrat brach, er sich mit seinem Stellvertreter Jean-Paul Valley auseinandersetzen musste und während der „Zero Hour“ auch noch seine Ursprungsgeschichte minimal verändert wurde (von „Zero Hour“ bis „Infinite Crisis“ war der Mörder von Thomas und Martha Wayne nicht Joe Chill, sondern ein völlig unbekannter Kleinkrimineller, der niemals gefasst wurde), nahm sich Bruce Wayne erst einmal eine kleine Auszeit: In der Miniserie „Prodigal“ vertrat Dick Grayson, der erste Robin, der später zu Nightwing wurde, seinen Mentor. Im Anschluss streifte Bruce allerdings wieder das (nun leicht veränderte) Batkostüm über. Aus diesem Anlass spendierte DC-Comics den US-Serien Batman, Robin und Detective Comics jeweils eine Nullnummer, die vor allem Neulesern den Einstieg ermöglichen sollten – genau diese Nullnummern wählte Dino zum Start der hauseigenen Batman-Heftserie. Batman 0 und Robin 0 füllten die erste Ausgabe, während die zweite Detective Comics 0 und Batman 518 enthielt.
Die Nullnummern der beiden klassischen Bat-Heftserien ergänzen sich dabei ziemlich gut. Beide erzählen, eingebettet in eine Rahmengeschichte, vom Werdegang des Dunklen Ritters. Batman 0 kümmert sich dabei vor allem ums Grundsätzliche, der Mord an den Eltern und die Kindheitstraumatisierung steht im Vordergrund (also quasi all das, was auch schon im Burton-Film thematisiert wird), während Detective Comics 0 (verfasst von Chuck Dixon) dies nur anschneidet und stattdessen mehr von Bruce‘ Weg zu Batman erzählt. Die Rahmenhandlung (Batman ist Verbrechern auf der Spur, die zwei Kinder entführt haben und Lösegeld erpressen möchten) ist dabei eher zweitrangig, im Fokus stehen die in Blau- und Grüntönen gehaltenen Rückblicke, in denen erzählt wird, wie Bruce zum Batmobil kommt, die Bathöhle entdeckt und an seiner Identität als Batman feilt. Zur Ergänzung des ersten Batman-Films von Tim Burton ist dieses Heft nahezu ideal, da dieser kaum darauf eingeht, wie aus dem Jungen, der seine Eltern verloren hat, Batman wurde. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieses Heft von David S. Goyer beim Schreiben des Drehbuchs zu „Batman Begins“ als Vorlage diente.
Gezeichnet wurde dieses Heft von Graham Nolan, der zusammen mit Kelley Jones der dominante Zeichner von Dinos Batman-Serie bis etwa Heft 40 war. Nolans Stil ist sehr geradlinig und detailliert; ich mag ihn äußerst gerne und finde seine Arbeiten für Detective Comics sehr gelungen.
Batman 518 ist dagegen ein „gewöhnliches“ Heft und markiert den Anfang einer Storyline, in deren Rahmen sich Bruce als Batman wieder zurechtfinden und vorerst ohne Alfred auskommen muss. Er bekommt es hier mit dem Schurken Black Mask zu tun, der seinen Killer Black Spider ausschickt, um Bruce Waynes Halloweenparty zu ruinieren.
Hier lernte ich auch Kelley Jones, den Meister des Bizarren, als Zeichner kennen, der, wie so oft, mit Autor Doug Moench zusammenarbeitet. In meinem Review zu „Batman – Vampire“ habe ich ja bereits ausführlich über ihn geschrieben. Im Gegensatz zu Graham Nolan, der quasi eine Allzweckwaffe ist, kommt es bei Jones sehr stark darauf an, welche Geschichte er zeichnet. Recht düstere und makabre Geschichten, in denen Batman als Einzelgänger agiert (wie eben „Batman – Vampire“; auch Batman 512 ist gelungen), können mit seinen Zeichnungen grandios werden, während Geschichten, in denen die Batman-Familie involviert ist, meistens eher bescheiden ausfallen (Jones‘ Robin sieht beispielsweise schlicht dämlich aus).
Fazit: Gelungene Ergänzung zu Batman Adventures 22 und ebenfalls ein sehr gelungenes Einstiegsheft; die erste Geschichte des Hefts konzentriert sich vor allem auf Batmans Werdegang, während in der zweiten die eigentliche beginnt

Siehe auch:
Batman Adventures 22

Batman Adventures 22

Nostalgiereview
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Normalerweise rezensiere ich sehr ungern Einzelhefte (das „normale“ deutsche Einzelheft enthält zwei US-Ausgaben einer Serie), da sie doch vergleichsweise wenig Inhalt haben und oft nur Teil einer größeren Story sind, die man am besten am Stück bewertet. Warum mache ich also ausgerechnet für ein doch ziemlich obskures Heft wie Batman Adventures 22 eine Ausnahme? Ganze einfach: Es ist nicht nur mein erster Batman- oder Superheldencomic, es ist mein erster, eigener Comic überhaupt; er ist gewissermaßen mein Äquivalent zu Dagobert Ducks erstem Zehner.
Als ich ein Junge von sieben Jahren war (das war 1997, falls jemanden mein Alter interessiert), kam gerade Tim Burtons erster Batman-Film im Fernsehen, den ich zusammen mit meinen Eltern anschauen durfte und, was soll man sagen, ich war sofort begeistert. Irgendwann kurz darauf entdeckte mein Vater das Sujet dieses Reviews bei einem Zeitschriftenhändler und kaufte es mir. Dieses, mein erstes Superheldenheft, hinterließ einen mindestens ebenso bleibenden Eindruck wie „Batman“ und ich habe es als Kind heiß und innig geliebt (entsprechend sieht es inzwischen auch aus).
In der Tat war 1997 ein ziemlich gutes Jahr, um mit dem Comicsammeln anzufangen. Der Dino-Verlag hatte 1995 damit begonnen, die Heftserie The Batman Adventures, die Begleitcomics zu „Batman: The Animated Series“ herauszugeben. Diese lief sehr erfolgreich, weshalb Dino schon bald anfing, das Programm zu erweitern. Zuerst brachte der Verlag die Superman-Serien, dann die „normalen“ Batman-Serien, Justice League, DC vs. Marvel usw. Zuvor waren DC-Comics in Deutschland entweder in überteuerten Alben oder Paperbacks und oft auch nur mit eher zweifelhafter Druck- und Übersetzungsqualität erschienen (wer erinnert sich noch an so toll eingedeutschte Namen wie „Blitzschwalbe“ für Black Canary?).
Aber nun zum eigentlichen Heft: Batman Adventures 22 enthält US-The Batman Adventures Annual 1, also eine Spezialausgabe, die den doppelten Umfang eines US-Hefts besitzt. Es handelt sich dabei um eine Anthologie verschiedener kürzerer Geschichten, eingebettet in eine Rahmenhandlung, verfasst von Paul Dini, einem der beiden B:TAS-Serienschöpfer persönlich, und illustriert von mehreren Zeichnern. Die Illustrationen der Rahmenhandlung stammen von Bruce Timm, Serienschöpfer Nummer 2.
Am Anfang erinnert sich Batman, da im Fernsehen gerade über ihre Entlassung berichtet wird, an die Verhaftung der zur Diebin gewordenen, ehemaligen Stuntfrau Roxy Rocket, die extra für dieses Heft erfunden wurde und später ihren Weg in die Zeichentrickserie fand. Jede der folgenden drei kurzen Geschichten besteht aus einer Erinnerung Batmans an einen scheinbar rehabilitierten Schurken, der wieder auf die schiefe Bahn gerät.
„Puppenshow“ (illustriert von Mike Parobeck und Matt Wagner) ist dabei die längste. Im Mittelpunkt steht Arnold Wesker, der Bauchredner, der von einem rachedurstigen Fernsehstar dazu verleitet wird, mit seiner Puppe Scarface neue Verbrechen zu begehen.
„24 Stunden“ (Bruce Timme und Dan De Carlo) ist eher humoristischer Natur und kommt, bis auf einen einleitenden Kommentar von Alfred, nur mit den Worten „Och Menno“ aus. Auf vier Seiten wird Harley Quinn aus Arkham entlassen, vom Joker zu neuen Verbrechen angestiftet und schließlich Batman „geopfert“, damit er entkommen kann. Die Geschichte endet für Harley dort, wo sie begann: In Arkham.
„Hörsaal“ (gezeichnet von Klaus Janson) handelt von Scarecrow, der sich in seine Zeit als Dozent zurückversetzt, einem entführten Studenten von seinem Versuch, zur Normalität zurückzukehren erzählt und an ihm gleichzeitig experimentiert, bis Batman die Vorlesung beendet.
Schließlich kehren wir zurück zur Rahmenhandlung: Roxy Rocket scheint bereits rückfällig geworden zu sein, doch es stellt sich heraus, dass die Verbrechen, die Roxy angehängt werden, in Wahrheit von Selina Kyle alias Catwoman begangen wurden: Es kommt zur Konfrontation zwischen ihr, Batman und Roxy…
Batman Adventures 22 mag zwar nicht zu den großen Klassikern unter den Batman-Comics gehören, bietet aber eigentlich einen ziemlich guten Einstieg in die Welt des Dunklen Ritters, vor allem für einen Siebenjährigen, der mit anderen guten Einstiegspunkten oder Klassikern wie „Batman: Year One“ oder „The Killing Joke“ wohl geringfügig überfordert wäre. Durch den Anthologiecharakter des Heftes bekommt man einen guten Überblick über viele der wichtigen Schurken. Nebenbei wird auch gleich die gesamte Bandbreite der Zeichentrickserie abgearbeitet. „24 Stunden“ ist beispielhaft für die eher humoristischen Episoden („Harleys Holidays“ hat sogar eine ähnliche Thematik), die Rahmenhandlung ist ziemlich actionhaft, während „Hörsaal“ ziemlich düster ist. Und dann wäre da noch „Puppenshow“ – als Kind mochte ich diese Geschichte am wenigsten, während der Showdown zwischen Roxy, Catwoman und Batman mein Lieblingsteil des Heftes war, heute allerdings denke ich, dass „Puppenshow“ in der Tat der beste Teil des Heftes ist, da gerade diese Geschichte sehr schön in der Tradition von TAS-Folgen wie „Heart of Ice“ oder „Two-Face“ steht und die tragische Seite des Schurken betont. Wie auch die Serie insgesamt wandelt dieses spezielle Heft auf dem schmalen Grad zwischen noch kindgerecht auf der einen Seite und trotzdem ziemlich düster und erwachsen auf der anderen.
Zeichnerisch orientiert sich das Heft natürlich vor allem am B:TAS-Stil – kein Wunder, wurde ein Großteil davon ja von Bruce Timm, dem Erfinder dieses Stils, illustriert. Mike Parobeck und Matt Wagner (Letzterer schrieb und zeichnete später die gelungenen Batman Miniserien „Batman und die Monstermänner“ und „Batman und der rote Mönch“) imitieren den TAS-Stil ziemlich genau, während Klaus Jansons Zeichnungen zwar ebenfalls angepasst sind, sich aber zugleich ein wenig von Timm entfernen und detailreicher und düsterer sind.
Fazit: Kein „offizieller“ Meilenstein der Batman-Comic-Geschichte, aber ein privater. Auch nach all den Jahren ist Batman Adventures 22 nach wie vor ein äußerst solides Heft, das einen optimalen Einstieg in die Welt des Dunklen Ritters ermöglicht und nach wie vor einen besonderen Platz in meinem Herzen einnimmt.

Siehe auch:
Batman 2

Batman Beyond: Hush Beyond

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„Batman Beyond“ ist und war zwar alles andere als umstritten (viele Fans sind nach wie vor der Meinung, dass ausschließlich Bruce Wayne Batman sein sollte), im Großen und Ganzen hat die Serie jedoch eine sehr solide Fanbase und genießt durchaus recht hohes Ansehen. Nach dem „Batman Beyond“ 2001 endete, absolvierte Terry McGinnis immer wieder Gastauftritte, zuerst in der DCAU-Serie „Justice League Unlimited“, später dann auch in Comicserien wie „Superman/Batman“ oder „Countdown zur Final Crisis“, bis er schließlich seine eigene Miniserie erhielt: „Batman Beyond: Hush Beyond“ (hierzulande erschienen als „Batman of the Future: Die Rückkehr von Hush“), geschrieben von Adam Beechen und illustriert von Ryan Benjamin. Batman-Beyond-Fans, zu denen ich mich zähle, warteten lange auf eine Fortsetzung von Terrys Abenteuern, leider muss allerdings gesagt werden, dass die Miniserie zwar einige gute Ansätze hat, im Großen und Ganzen aber relativ enttäuschend ist.
Die Handlung ist folgende: Ein mysteriöser Täter ermordet alte Feinde Batmans, die sich längst zurückgezogen haben. Sowohl Terry als auch Bruce interessieren sich dafür sehr, und schon bald findet der neue Batman heraus, dass der Mörder sich in Bandagen hüllt und Hush nennt. Bei Hush handelt es sich ebenfalls um einen Gegner des ersten Dunklen Ritters, der allerdings schon lange tot sein müsste. Und als sei das noch nicht genug, taucht auch noch eine neue Catwoman mit rätselhaften Motiven auf…
Schon diese Inhaltsangabe dürfte beim Kenner der Materie ein gewisses Kopfschütteln auslösen. Einerseits beweist Adam Beechen durch viele Referenzen (u.a. finden Ereignisse aus der Serie, dem Spin-off-Film „Return of the Joker“ und „Justice League Unlimted“ Erwähnung), dass er sich im DCAU auskennt, allerdings fragt man sich unweigerlich, auf welcher Kontinuität das Ganze basiert, da Hush niemals im DCAU auftauchte, sondern nur in der normalen Kontinuität. Das allein wäre allerdings noch verzeihlich. Viel schwerer allerdings wiegt der Umstand, dass sich Beechen gezielt über die Absichten der Serienschöpfer Paul Dini und Bruce Timm hinwegsetzt. Diese beschlossen, den neuen Batman nicht gegen Abziehbilder der Feinde seines Vorgängers ins Feld zu schicken, sondern völlig neue Schurken zu kreieren. Nur in ganz seltenen Fällen ließen sie die Rückkehr eines alten Gegners zu, und wenn sie dies taten, arbeiteten sie dabei sehr sorgfältig, sodass jede Rückkehr zu einem absoluten Höhepunkt der Serie wurde. Beechen hingegen bringt gleich zwei alte Batgegner zurück, und beide auch noch auf recht unelegante Weise. Die Enthüllung der Identität des neuen Hush sowie die Identität selbst sind geradezu enttäuschend, während die zweite Catwoman zur Geschichte relativ wenig beiträgt und schlicht überflüssig ist. Es wirkt so, als hätten Beechen, nachdem er den Auftrag für diese Miniserie bekam, zwar seine Hausaufgaben gemacht, aber schlicht keine gute Idee für eine Geschichte gehabt. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei „Hush Beyond“ um den wiederverwendeten Plot von „Return of the Joker“, vor allem, da sich der Konflikt zwischen Terry und Bruce aus diesem Film fast identisch wiederholt.
Wenigstens ist das Werk nicht völlig misslungen und es gibt durchaus einige gelungene Aspekte. Dazu gehören, neben einigen der Anspielungen, der Auftritt des gealterten Nightwing und Ryan Benjamins Zeichnungen. Dieser imitierte zwar nicht Paul Dinis Stil (auf dem das gesamte DCAU basiert), schuf für „Hush Beyond“ allerdings eine gelungene und sehr atmosphärische Mischung aus dem DCAU-Stil und den realistischeren Zeichnungen der „gewöhnlichen“ Batmancomics.
Fazit: Graphisch gelungene, aber inhaltliche enttäuschende Fortsetzung der Zeichentrickserie „Batman Beyond“.

Siehe auch:
Das DC Animated Universe
BB: Meltdown
Stück der Woche: Shirley Walkers Batman-Thema in BB

Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

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Story: Die Situation beginnt zu eskalieren. Zwar konnte Batman (Peter Weller) die Mutanten und Two-Face besiegen, doch der Joker (Michael Emerson), inspiriert von Bruce Waynes Rückkehr ins Fledermauskostüm, schickt sich ebenfalls an, alte Gewohnheiten wieder aufzunehmen. Darüber hinaus ist die neue Leiterin der Polizei von Gotham, Ellen Yindel (Maria Canals Barrera), Batman weitaus weniger wohlgesonnen als der inzwischen im Ruhestand befindlichen James Gordon (David Selby). Und schließlich beginnt auch der Präsident der Vereinigten Staaten (Jim Meskimen), sich für den Dunklen Ritter zu interessieren: Sollte Batman außer Kontrolle geraten, hat er noch ein Ass im Ärmel, ein Ass mit einem roten „S“ auf der Brust (Mark Valley)…

Kritik: Im zweiten Teil der Verfilmung von Frank Millers bahnbrechender Graphic Novel „The Dark Knight Returns“ setzten sich viele Merkmale, egal ob positiv oder negativ, des ersten Teils fort: Der Animationsstil ist derselbe, die Sprecher der Figuren bleiben dieselben (neue Figuren natürlich ausgenommen) etc.
Dennoch gibt es, der Vorlage geschuldet, bezüglich Tempo und Inhalt einige Veränderungen. Während sich die Handlung des ersten Teils (bzw. der ersten Hälfte der Vorlage) noch eher gemächlich bewegte und auf Gotham konzentrierte, wird es im zweiten Teil lauter, schneller und die Welt wird größer – u.a. absolvieren Superman und Green Arrow Auftritte, und das Auftauchen des Jokers sorgt immer für Furore.
Nach wie vor folgt die Adaption dem Verlauf sehr genau, auch wenn nach wie vor die inneren Monologe des Titelhelden fehlen und die Mediensatire und -kritik noch weiter zurückgefahren wird. Dafür sind einige Handlungsverläufe im Film nachvollziehbarer und ausführlicher dargestellt, etwa die Auseinandersetzung Batmans und des Jokers auf dem Jahrmarkt oder die Situation nach dem atomaren Anschlag – vor allem bei Letzterem sind Atmosphäre, Auswirkungen und Emotionen der Betroffenen im Film schlicht besser umgesetzt als im Comic. In diesem Zusammenhang entschlossen sich die Macher, die Rollen von Gordon und Green Arrow ein wenig auszudehnen, was ebenfalls positiv auffällt.
Sehr gelungen ist die Auseinandersetzung zwischen Batman und Superman, die ebenfalls ein wenig mehr Platz findet. Das Verhältnis der beiden ikonischsten Figuren von DC-Comics wurde hier sehr gut dargestellt. Ganz allgemein war Millers Beschreibung ihrer Beziehung in „The Dark Knight Returns“ wegweisend. Zuvor wurden sie zumeist als „Superfreunde“ dargestellt. Hier jedoch sind sie Männer mit sehr verschiedenen Weltsichten, die sich dennoch gegenseitig sehr respektieren. Ironischerweise gelang es Miller in späteren Werken nicht wieder, an diese gelungene Darstellung anzuknüpfen: In „The Dark Knight Strikes Again“ und „All-Star Batman“ verkommt Superman zum Volldepp, der von Batman nach Belieben manipuliert wird. Zwar mag ich Batman lieber als Superman, aber diese Darstellung hat der Mann aus Stahl nun wirklich nicht verdient.
In Bezug auf die Sprecher fällt das Urteil ähnlich aus wie beim ersten Teil. Nach wie vor finde ich Peter Weller als Batman recht ungeeignet. Die Neuzugänge zu passend, aber nicht herausragend. Michael Emerson ist ein guter Joker, bleibt aber hinter Mark Hamill und John DiMaggio zurück. Ganz ähnlich verhält es sich mit Mark Valley und seinen DCAU-Counterparts Tim Daly und George Newbren.
Fazit: Durchaus gelungener zweiter Teil der sehr vorlagengetreuen Verfilmung mit ähnlichen Stärken und Schwächen wie der erste Teil.

Trailer

Siehe auch:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Superman/Batman: Public Enemies
Justice League: Crisis on Two Earths
Batman: Under the Red Hood
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1

Batman: The Dark Knight Returns Teil 1


Story: Zehn Jahre sind vergangen, seit Batman (Peter Weller) zum letzten Mal gesichtet wurde. Der siebzigjährige Comissioner Gordon (David Selby) steht kurz vor dem Ruhestand, während der ebenfalls gealterte Bruce Wayne nicht mehr weiß, was er mit sich anfangen soll und in Autorennen sein Leben scheinbar sinnlos riskiert. Allerdings ist die Lage in Gotham City schlimmer als zuvor. Wegen einer Bande, die sich als „Die Mutanten“ bezeichnet, steigt die Kriminalität immer weiter an. Als dann auch noch der scheinbar geheilte Harvey Dent (Wade Williams) kurz nach seiner Entlassung verschwindet und wieder als Two-Face aktiv wird, legt auch Bruce Wayne noch einmal Umhang und Maske an, um als Dunkler Ritter für Ordnung zu sorgen. Doch trotz seines Sieges über Dent stellt sich angesichts der Mutantenbedrohung schon bald die Frage, ob ein gealterter Batman den neuen Gefahren Gothams gewachsen ist…

Kritik: Frank Miller ist einer der beliebtesten und zugleich gehasstesten Autoren, der je für Batman geschrieben hat. Sein „Frühwerk“ wird unter Fans und Kennern generell sehr geschätzt und ohne ihn wären Batman und Daredevil sicher nicht so erfolgreich und beliebt, wie sie es sind. In den 90ern begann Miller allerdings damit, „Sin City“ zu schreiben. Während auch diese Serie noch sehr beliebt ist und ich sie ebenfalls schätze, beginnt doch damit das Problem: Frank Miller hat nie wieder damit aufgehört, „Sin City“ zu schreiben. Natürlich, gewisse Tendenzen und Parallelen gab es schon in seinen vorherigen Werken, aber alles, was er ab den späten 90ern geschrieben hat, ist praktisch „Sin City“ in anderem Gewand, selbst wenn es sich dabei um die Geschichte des Spartaners Leonidas handelt. Erschwerend hinzu kommt, dass sein Spätwerk mitunter äußerst abstrus ist. Bei „All-Star Batman and Robin the Boy-Wonder“, „The Dark Knight Strikes Again“, aber auch seine Regiearbeit „The Spirit“ scheint sich Miller hauptsächlich darauf zu konzentrieren, das Vorlagenmaterial zu dekonstruieren und ad absurdum zu führen, wobei er allerdings die Geschichte, die er erzählen will, völlig aus den Augen verliert. Ich gebe zu, für „All-Star Batman“ habe ich eine gewisse Schwäche (nicht zuletzt wegen Jim Lees fantastischen Zeichnungen), was aber nichts daran ändert, dass diese Miniserie mitunter äußerst dämlich ist. Insofern ist es schön, durch die DCUAOM-Adaption von „The Dark Knight Returns“ an Millers glorreiche Tage erinnert zu werden. „The Dark Knight Returns“ gilt als Millers einflussreichstes und bestes Werk – Ersteres lässt sich nicht bestreiten, ich persönlich ziehe allerdings „Batman: Year One“ vor – und führt nach wie vor viele Batman- und sogar Comichitlisten an. Gerade in diesem Jahr wurde „The Dark Knight Returns“ wieder sehr interessant, da es auch eine der wichtigsten Inspirationsquellen für „The Dark Knight Rises“ ist. Konsequenterweise entschied man sich, diese doch sehr komplexe Graphic Novel zweiteilig zu verfilmen und erfreulicherweise ist der erste Teil der Verfilmung auch hierzulande erschienen (was sicherlich mit dem Nolan-Finale zusammenhängt), nachdem die beiden vorangegangenen DCUAOMs „Justice League: Doom“ und „Superman vs. the Elite“ das leider nicht geschafft haben.
Wie schon bei der Adaption von „Year One“ ist der Stil eine Mischung des „normalen“ DCUAOM-Stils (in Reinform zu sehen in „Justice League: Crisis on Two Earths“) und den Zeichnungen der Vorlage. Vor allem in Bezug auf das Figurendesign orientierte man sich stark an den Bildern Frank Millers, wir haben es hier mit einem sehr bulligen Batman zu tun. Ich muss zugeben, mit Millers Batman-Design (extrem bulliger Batman mit winzigen Ohren) war ich nie ganz zufrieden, aber zur vorlagentreuen Adaption gehört das eben dazu.
Die Farbgebung ist ein wenig kräftiger und wirkt alles in allem nicht ganz so „dreckig“ und rau wie in der Vorlage. Sehr schön gelungen ist das Miller-typische Spiel mit den Schatten, das an manchen Stellen auch ein wenig an die nicht minder gelungene Animationsarbeit von „Batman: The Animated Series“ erinnert.
Handlungstechnisch wurde die Graphic Novel sehr genau adaptiert, allerdings gibt es dennoch einige Unterschiede. Die Medienpräsenz etwa wurde zurückgefahren – in der Vorlage wurde die Handlung fast ständig von Medienreaktionen auf die aktuelle Lage, Batmans Rückkehr etc. unterbrochen, was im Film auf das Nötigste reduziert wurde. Einerseits geht dadurch natürlich ein wenig an Hintergrund und Tiefe sowie satirischem Element verloren, andererseits hilft diese Reduzierung allerdings auch dabei, die Geschichte etwas stringenter zu gestalten.
Die zweite Änderung betrifft die bei Frank Miller häufig anzutreffenden inneren Monologe. Während diese in der Verfilmung von „Year One“ direkt übernommen wurden, fehlen sie in Dark-Knight-Returns-Adaption völlig – ein wenig ironisch, wenn man bedenkt, dass es diese Graphic Novel war, die dieses Stilmittel unter Comicschaffenden wirklich populär gemacht hat. Nur an zwei Stellen im Film hört man eine Stimme aus Batmans Kopf, die allerdings eine Neuinterpretation darstellt, die in der Vorlage nicht vorhanden war. Es scheint sich dabei nämlich nicht um Bruce Waynes, sondern explizit um Batmans Stimme zu handeln, was den Eindruck einer multiplen Persönlichkeit verstärkt. Das ist zweifellos interessant, allerdings offerierten gerade die inneren Monologe Batmans, in denen er über sein Handeln reflektiert, eine charakterliche Tiefe, die im Film ein wenig fehlt.
Erwähnenswert sind noch kleiner Umstrukturierungen, so wurde etwa das erste Gespräch zwischen dem Präsidenten und Superman gestrichen (oder auf den zweiten Teil verschoben) und das „Erwachen“ des Jokers wurde an das Ende dieses ersten Teils gesetzt, was zu einer grandiosen Schlussszene führt.
Das größte Manko dieser Adaption sind leider die Sprecher. Keiner davon ist wirklich schlecht, allerdings hat man im Rahmen der diversen Zeichentrickfilme und -serien aus dem DC-Universum einfach schon viel Besseres gehört. Während Ariel Winter als Carrie Kelley/Robin zu überzeugen weiß, lässt sich dies über David Selbys Comissioner Gordon leider nicht sagen. Auch Wade Williams‘ Harvey Dent bleibt leider weit hinter Richard Moll („Batman: The Animated Series“), Troy Baker („Batman: Arkham City“) oder Aaron Eckhart („The Dark Knight“) zurück und schafft es nicht, einen Akzent zu setzen. Unglücklicherweise trifft Ähnliches auch auf Peter Weller als Batman/Bruce Wayne zu. Gerade weil die Dualität zwischen Bruce Wayne und Batman stärker betont wird, hätte es sich angeboten, einen stärkeren stimmlichen Kontrast zwischen den beiden Identitäten des Helden zu schaffen. So ist Peter Weller als Bruce Wayne zwar recht gut, enttäuscht aber als Batman – Kevin Conroy (der in „Batman Beyond“ bewiesen hat, dass er einen älteren Bruce Wayne ebenfalls grandios vertont) oder Michael Ironside (der in der B:TAS-Folde „Legends of the Dark Knight“ den Miller-Batman gesprochen hat) wären in meinen Augen eine bessere Wahl gewesen.
Fazit: Vor allem optisch durchaus ansprechende Verfilmung, die dem Klassikerstatus der Vorlage allerdings nicht gerecht wird und deren Sprecher leider nicht völlig zu überzeugen wissen. Im Großen und Ganzen jedoch mehr als annehmbar, wenn auch etwas schwächer als „Batman: Year One“ und „Batman: Under the Red Hood“.

Weitere Rezensionen zu DC Univerese Animated Original Movies:
Batman: Gotham Knight
Wonder Woman
Superman/Batman: Public Enemies
Justice League: Crisis on Two Earths
Batman: Under the Red Hood
Superman/Batman: Apocalypse
All-Star Superman
Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

The Dark Knight Rises

Ende des TDKR-Countdowns

Story: Acht Jahre sind vergangen, seit Batman die Schuld für die Taten Harvey Dents auf seine Kappe genommen hat. Durch den Harvey-Dent-Act konnte die organisierte Kriminalität in Gotham fast ausgerottet werden und es herrscht Frieden, doch Bruce Wayne, gezeichnet vom Kampf gegen das Verbrechen, hat sich völlig zurückgezogen. Erst die katzenhafte Diebin Selina Kyle (Anne Hathaway), die nicht nur die Perlenkette seiner Mutter, sondern auch seine Fingerabdrücke stiehlt, schafft es, ihn wieder aus seiner Lethargie zu reißen. Er macht sich daran, die Hintergründe dieses Einbruchs herauszufinden und entwickelt sogar wieder ein wenig Interesse an seiner Firma. Von Catwoman führt die Spur schließlich zu dem Terroristen Bane, der Teil der Gesellschaft der Schatten ist bzw. war und nun das Werk Ra‘s al Ghuls (Liam Neeson in einem kleinen Cameo, Ra’s Name wird immer noch falsch ausgesprochen) vollenden möchte. So sieht Bruce sich gezwungen, erneut zu Cape und Maske zu greifen, doch kann er es in seinem Zustand wirklich mit Bane aufnehmen?

Kritik: Da ist er also, der Film, auf den ich seit 2008 warte und, was soll man sagen, ihn zu bewerten ist verdammt schwer. Ich werde im Folgenden versuchen, möglichst spoilerfrei zu rezensieren, aber dass nichts durchrutscht kann ich nicht versprechen.
Wie schon „The Dark Knight“ wurde auch „The Dark Knight Rises“ enorm gehypt, die Erwartungshaltungen sind bei mir (und vielen, vielen anderen) wohl schier ins unermessliche gestiegen. Doch während „The Dark Knight“ seinem Hype in meinen Augen gerecht wurde, ist das beim Nachfolger leider nicht ganz der Fall. Es ist natürlich gut möglich, dass meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Nun ja.
In vielerlei Hinsicht besinnt sich „The Dark Knight Rises“ zurück auf „Batman Begins“, während die Ereignisse von „The Dark Knight“ vor allem zu Beginn zum Tragen kommen – zwar wird der Joker nicht mal erwähnt, aber Harvey Dents Taten, verbunden mit seinem Tod sind bestimmend für die Ausgangssituation.
In jedem Fall ähneln sich der erste und der dritte Teil der Trilogie schon strukturell stark, beide lassen sich grob zweiteilen, im Fall dieses Films in die Zeit vor dem ersten Aufeinandertreffen von Batman und Bane und in die Zeit danach. Wie „Batman Begins“ muss auch „The Dark Knight Rises“ relativ lange ohne Batman auskommen, gemessen an der Laufzeit kommt der Dunkle Ritter wirklich ziemlich selten vor (das gilt natürlich nicht im selben Ausmaß für Bruce Wayne). Auch die Handlung betreffend gibt es viele Parallelen und Rückgriffe, nicht zuletzt durch die Rückkehr der Gesellschaft der Schatten (leider ohne Ninjas), die Tatsache, dass fast eine Dreiviertelstunde vergeht, bis man spitze Ohren sieht oder durch den erneuten Gefängnisaufenthalt Bruce Waynes. Tonal und atmosphärisch gibt es zu beiden Vorgängern Parallelen, jedoch merkt man, dass „The Dark Knight Rises“ trotz allem eine ganze eigene Atmosphäre besitzen soll. Alles ist noch ein wenig größer und beeindruckender als in „The Dark Knight“. Das Finale von Nolans Bat-Saga ist enorm ambitioniert, wohl fast schon zu ambitioniert. Der Film möchte in seiner nicht gerade kurzen Laufzeit (164 Minuten) sehr viel erreichen, was zur Folge hat, dass vieles nur leicht angerissen wird – ein gern verwendetes Beispiel ist die Börsenszene, die wohl ein wenig Sozialkommentar zu Wirtschaftskrise etc. enthalten soll, aber einfach zu aufgesetzt wirkt. Leider, leider betrifft dieses Manko allerdings auch die Charaktere, denen ich mich der Reihe nach widmen werde, beginnend beim Schurken.
Mit dem Bane aus den Comics hat die von Tom Hardy verkörperte Figur freilich relativ wenig gemein. Es gibt Gemeinsamkeiten, u.a. bei der Ursprungsgeschichte (Gefängnis), auch ist Bane wie in den Comics sowohl körperlich als auch geistig sehr fit und leidet an einer Abhängigkeit. Das war’s aber auch schon; von allen Schurken des Batkosmos wurde Bane mit Abstand am meisten verändert und den Bedürfnissen der Nolanbrüder angepasst. Grundsätzlich ist das allerdings erst einmal nicht schlecht. Zwar hat Bane nicht die Präsenz von Heath Ledgers Joker, der die Angewohnheit hat, gnadenlos jede Szene an sich zu reißen und seinen Film eindeutig dominiert, aber Hardy liefert sehr gute Arbeit ab und schafft es, allein durch Körperlichkeit und Gestik eine beeindruckende Figur zu verkörpern. In diversen Internetforen liest man einiges an negativen Kommentaren in Bezug auf die deutsche Stimme, die ich nach Sichtung des Films im O-Ton nicht so ganz teilen kann. Der deutsche Sprecher klingt dem Original ziemlich ähnlich und kontrastiert ebenso wie Tom Hardy selbst Banes schreckliche Taten durch einen ziemlich jovialen Ton. Dennoch hat Bane zwei große Probleme. Das erste: Zu wenig Leinwandzeit und ein ziemlich abrupter, unrühmlicher Abgang. Dadurch, dass „The Dark Knight Rises“ zu viel möchte und aus diesem Grund teilweise einfach überladen ist, kommen viele Figuren, und darunter Bane, einfach zu kurz. Dem Charakter wird nicht genug Möglichkeit zur Entfaltung gegeben. Und das zweite Problem: Ich werde das Gefühl nicht los, dass eigentlich der Joker an Banes Stelle hätte stehen sollen. Schon seine Rhetorik erinnert stark an den Mann mit den grünen Haaren und auch die Natur des Masterplans scheint mir eher ein „soziales Experiment“ des Jokers zu sein. Da der Joker wohl ursprünglich für diesen Film eingeplant war (was durch Heath Ledgers Tod natürlich verhindert wurde) wäre dies durchaus im Bereich des Möglichen, genau wissen wird man es wohl nie.
Catwoman/Selina Kyle hat ebenfalls Probleme, auch wenn mir, wie bei Bane, die Umsetzung eigentlich recht gut gefallen hat. Anne Hathaway spielt Selina Kyle recht pfiffig und humorvoll und die Szenen, in denen sie mit Bruce Wayne bzw. Batman interagiert sind einfach verdammt spaßig und bringen etwas Auflockerung in den sonst doch sehr düsteren und ernsten Film. Aber auch hier: Selina hat zu wenig Zeit, um sich wirklich entfalten zu können. Sowohl ihr Hintergrund als auch ihre Motivation bleiben größtenteils im Dunkeln, was der Figur nicht gut tut.
Und schließlich Bruce Wayne/Batman: Auch hier, mehr Fokus wäre wünschenswert gewesen. Zwar macht Bruce eine enorme Entwicklung durch, aber weil es noch so viele andere Figuren und Ereignisse gibt, die thematisiert oder angeschnitten werden – neben den beiden Schurken hätten wir da noch Comissioner Gordon (Gary Oldman), der ebenfalls irgendwie untergeht, Miranda Tate (Marion Cotillard), Peter Foley (Matthew Modine), Alfred (Michael Caine, wird nach Bruces Rückkehr als Batman relativ unelegant abserviert, um nach dem Finale noch mal kur vorbeizuschauen) und natürlich den jungen Cop John Blake (Joseph Gordon-Levitt), der der größte „Zeitfresser“ ist. So wirkt der Abschluss von Batmans Reise schließlich gehetzt, der Titelgebende Aufstieg des Dunklen Ritters nicht so ganz überzeugend, was gerade im Vergleich mit „Batman Begins“ auffällt, wo sich für die Entwicklung entsprechend viel Zeit genommen wurde. Diese Aussparungen in der Entwicklung haben z.T. auch, ebenso wie die Schurkenpläne (aber zumindest das ist schon Tradition in der Reihe) einen sehr negativen Effekt auf die Filmlogik – wie zur Hölle hat es Bruce Wayne geschafft, von Marokko so schnell nach Gotham zu gelangen? Zu erwähnen ist noch, dass Batmans Stimme immer noch grausig klingt. Während sie im O-Ton etwa auf Dark-Knight-Niveau ist, ist die deutsche Fassung noch einmal schlimmer – da hat wohl jemand mit dem Stimmverzerrer seinen Spaß gehabt.
Das alles mag sich nun weit negativer anhören, als es eigentlich gemeint ist. Den Film im Kino zu sehen (selbst beim zweiten Mal) ist bombastisch, danach fühlt man sich erst einmal ziemlich geplättet.
Chris Nolan hat einen zwar nicht ganz plausiblen und etwas überkonstruierten, aber dafür wieder enorm spannenden und mitreißenden Batfilm abgeliefert. Wie schon „The Dark Knight“ könnte man auch „The Dark Knight Rises“ wieder gewisse Längen vorwerfen (gerade in der ersten Hälfte gibt es ein bisschen viel Exposition), aber interessanterweise stört mich das bei Nolans Batmanfilmen generell absolut nicht. Und es gibt da so gewisse Szenen, die für die oben erwähnten Mankos entschädigen. Batmans erster Auftritt in diesem Film ist so eine. Die Rückkehr des Dunklen Ritters (ja, Referenz) ist ein enorm gelungener Gänsehautmoment, ebenso wie der erste Kampf mit Bane und die zweite Rückkehr. Die Action ist ganz allgemein atemberaubend, die schauspielerischen Leistungen durchweg gut bis sehr gut, insbesondere wenn man bedenkt, wie wenig Zeit die Darsteller zum Teil bekommen. Und das Ende ist schließlich zwar ziemlich vorhersehbar und ein wenig kitschig, aber irgendwie mag ich es, wenn auch eher als Guilty Pleasure.
Fazit: Das Finale von Nolans Dark-Knight-Trilogie ist kein schlechter Film, bleibt jedoch hinter seinen stärkeren Vorgängern eindeutig zurück. Mein endgültiges Urteil zu „The Dark Knight Rises“ fällt letztendlich aus wie das zu „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2“: Ein Abschluss, der akzeptabel, aber leider nicht überragend ist.

Trailer

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack

Siehe außerdem:
The Dark Knight Rises – Soundtrack
Batman Begins
The Dark Knight