The Book of Boba Fett

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Boba Fett ist zweifellos eine der beliebtesten Nebenfiguren des Franchise, bereits in „The Empire Strikes Back“ wusste der enigmatische Kopfgeldjäger viele Fans von sich einzunehmen. Über die Jahre hinweg versorgten Romane und Comics das Fandom mit mehr Fett, u.a. wurde in der Comicserie „Dark Empire“, verfasst vom kürzlich verstorbenen Tom Veitch und bebildert von Cam Kennedy, enthüllt, dass Boba seinen eher unrühmlichen Tod in „Return of the Jedi“ überlebt hatte. Mit „Attack of the Clones“ verpasste ihm George Lucas schließlich einen Hintergrund, der sich sehr von dem unterschied, was diverse EU-Autoren zuvor über seine Vergangenheit berichtet hatten. Dass Disney sich Boba Fetts Popularität nicht entgehen lassen würde, war von Anfang an ziemlich klar. Lange wurde spekuliert, bei dem Anthologie-Film, bei dem Josh Trank Regie führen sollte, handle es sich um einen Boba-Fett-Film. Sein Live-Action-Debüt in einem Disney-Projekt feierte Boba schließlich in der zweiten Staffel von „The Mandalorian“, gespielt von Jango-Fett-Darsteller Temuera Morrison. Dieselbe Staffel teaserte am Ende auch die zweite Star-Wars-Realserie „The Book of Boba Fett“ an. Und hier sind wir also: Die komplette erste Staffel (ob es eine zweite geben wird steht aktuell noch nicht fest) ist komplett auf Disney+ anschaubar und umfasst sieben Episoden.

Handlung
Nachdem Boba Fett (Temuera Morrison) seine Rüstung zurückbekommen hat, kehrt er zusammen mit Fennec Shand (Ming-Na Wen) nach Tatooine zurück und übernimmt Jabbas altes Territorium. Damit ist es aber nicht getan, als neuer Daimyo muss er sich erst einmal einen Namen machen und Verbündete finden, denn nur mit Fennec und Jabbas altem Folterdroiden 8D8 (Matt Berry) wird er nicht allzu weit kommen. Während einige einflussreiche Einwohner der nahe gelegenen Stadt Mos Espa, etwa die Cantinabesitzerin Garsa Fwip (Jennifer Beals) Bobas Anspruch akzeptieren, sind andere wie beispielsweise der Bürgermeister Mok Shaiz (Robert Rodriguez) und sein Twi’lek-Handlanger (David Pasquesi) weit weniger einsichtig. Zudem haben diverse Parteien ein gesteigertes Interesse an Tatooine, darunter die Spice schmuggelnden Pykes und die Zwillinge, zwei Hutts aus Jabbas Verwandtschaft. Verbündete findet Boba in zwei Gamorreanern, die zuvor für Jabba und Bib Fortuna arbeiteten, dem Wookiee Black Krrsantan (Carey Jones) und den Mitgliedern einer Cyborg-Gang.

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Boba Fett (Temuera Morrison)

Während sich Boba Fetts Syndikat und die Pykes für den Krieg gegeneinander rüsten, erfahren wir in Rückblicken, was sich in der Zeit zwischen „Return of the Jedi“ und Bobas Auftauchen in der zweiten Mandalorian-Staffel ereignet hat: Nachdem er sich aus dem Sarlacc retten kann, wird Boba von einer Gruppe Tusken gefangen genommen, deren Respekt er nach und nach erringt und der er hilft, gegen die Agenten der Pykes zu kämpfen. So wird Boba Teil des Stammes, doch die Zugehörigkeit hält nicht lange an, denn die Tusken werden augelöscht. So muss Boba nun eine neue Bestimmung finden. Nachdem er Fennec Shand davor rettet, in der Wüste zu sterben, beginnt sich ein Plan zu formen: Warum nicht Jabbas altes Imperium übernehmen?

Konzeption und Struktur
Mehr noch als „The Mandalorian“ arbeitet „The Book of Boba Fett” die Western-Elemente von Star Wars heraus, zusätzlich hat die zweite Star-Wars-Serie allerdings auch einen deutlich erhöhten Pulp-Faktor, der sich auf diese Weise im etwas geerdeteren „The Mandalorian“ nicht findet. Rückblickend betrachtet scheint es mir aber besonders eine Inspirationsquelle zu geben, die in der Rezeption allerdings eher selten erwähnt wird (Ming-Na Wen selbst verwies in einem Interview allerdings auf die Parallelen): Francis Ford Coppolas „The Godfather“ und „The Godfather Part II“ scheinen in mehr als einer Hinsicht (Achtung, schlechtes Wortspiel) Pate gestanden zu haben – und das nicht nur, weil Boba sich hier als Gangster statt als Kopfgeldjäger versucht. Gerade die Flashback-Struktur, derer sich die ersten vier Episoden bedienen, erinnert stark an „The Godfather Part II“, die Beziehung zwischen Boba und Fennec Shand hat Parallelen zu der zwischen Vito Corleone und Luca Brasi und letztendlich ist Vito Corleone das, was Boba Fett am Ende werden will bzw. werden soll: Der Gangsterboss, der mit Respekt herrscht. Wenn Boba in der finalen Szene durch die Straßen Mos Espas schlendert und von alle begrüßt wird, erinnert das unweigerlich sowohl an Don Fanucci als auch an Vito Corleone in den Rückblicken in „The Godfather Part II“.

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Fennec Shand (Ming-Na Wen)

Leider funktioniert diese Herangehensweise hier nicht wirklich. Man verstehe mich nicht falsch: Ich habe es durchaus genossen, „The Book of Boba Fett“ anzusehen, ich habe mich nicht gelangweilt und hatte meinen Spaß mit der Serie, da sie viele coole Elemente und sehenswerte Bestandteile hat. Letztendlich ist „The Book of Boba Fett“ aber ein Werk, das nie über die Summe seiner Einzelteile hinauswächst und, anders als „The Mandalorian“, nie wirklich zusammenfindet. Mir erscheint es fast ein wenig, als wäre das Konzept dieser Serie als fixe Idee im Writers‘ Room entstanden: „Wäre es nicht cool, aus Boba Fett Vito Corleone zu machen?“, hätte dann aber nicht die entsprechenden Anpassungen erhalten. Das beginnt bereits bei der Ausführung dieser Idee, da nie völlig klar wird, wie Boba sein Vorhaben eigentlich wirklich durchzuführen gedenkt bzw. wie die kriminelle Unterwelt von Tatooine diesbezüglich funktioniert. Zu Beginn besteht Bobas „Organisation“ nur aus Fennec Shand und Jabbas altem Folterdroiden (was für eine Verschwendung des komödiantischen Talents von Matt Berry) – hat er Anspruch auf Jabbes altes Imperium, nur weil er Bib Fortuna getötet und sich im Palast breitgemacht hat? Immerhin erkennen ja einige der Bewohner von Mos Espa Bobas Autorität an, nur, weshalb?

Hinzu kommen einige massive erzählerische Probleme. Ich kann verstehen, weshalb man die Flashback-Struktur für die ersten vier Folgen wählte: Einerseits wollte man direkt an die Mid-Credits-Szene aus der zweiten Mandalorian-Staffel anknüpfen, andererseits aber auch erzählen, was zwischen „Return of the Jedi“ und „The Mandalorian“ geschehen ist. Aber auch hier will alles nicht so recht zusammenfinden, nicht zuletzt, weil es den Flashbacks nicht wirklich gelingt, zu vermitteln, dass sie eine Zeit von fünf Jahren abdecken – die Einteilung bleibt relativ schwammig, es gibt keinen Indikator dafür, wie lange Boba beispielsweise bei den Tusken war. Zudem haftet der Strukturierung der Flashbacks eine gewisse Willkür an. Das Idealbeispiel für eine derartige Struktur ist neben „The Godfather Part II“ für mich immer „Batman Begins“ wo die Rückblicke stets Fragen beantworten, die in der Gegenwartshandlung zuvor aufgeworfen werden.

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Garsa Fwip (Jennifer Beals)

Und dann ist da natürlich noch der Umstand, dass „The Book of Boba Fett“ nach vier Folgen und dem Abschluss der Flashback-Handlung temporär jegliches Interesse am Protagonisten und seinem Wirken verliert und uns stattdessen gefühlt zwei Folgen aus der dritten Staffel von „The Mandalorian“ zeigt; in der fünften Folge kommt Boba überhaupt nicht vor, in der sechsten hat er das, was man gerne als „non speaking cameo“ bezeichnet – und das in seiner eigenen Serie. Die finale siebte Folge schließlich, in der die Schlacht um Mos Espa gezeigt wird, zeigt die Probleme der Serie noch einmal kondensiert: Wie die gesamte Staffel hat auch diese Abschlussfolge viele coole Ideen, seien es die Scorpenek-Droiden oder der Rancor in Aktion, in letzter Konsequenz will aber alles nicht so recht zusammenfinden, was zum Teil auch an der Regieführung liegt – hier schwankt die Serie mitunter stark. Gerade die inszenatorischen Schwächen der siebten Folge, die den Titel „In the Name of Honor“ trägt, hat mal wieder zu Übersprungshandlungen bei Star-Wars-Fans geführt, die per Petition erreichen wollten, dass Robert Rodriguez nie wieder im Franchise aktiv wird. So idiotisch ich derartige Reaktionen auch finde, Rodriguez‘ Folgen (eins, drei und sieben) waren definitiv die schwächeren dieser Staffel, und auch der sehr unfokussierten sechsten Folge, „From the Desert Comes a Stranger“, merkt man an, dass Dave Filoni im Regie-Bereich noch das eine oder andere lernen muss. Die diesbezüglich stärksten Folgen waren zweifelsohne Kapitel 2, „The Tribes of Tatooine“ von Steph Green und Kapitel 5, „Return of the Mandalorian“ von Bryce Dallas Howard. Letztere hat auch in den beiden Mandalorian-Staffeln sehr gute Arbeit geleistet und ein gewisses Händchen für die weit, weit entfernte Galaxis bewiesen; vielleicht wäre sie eine gute Kandidatin für einen wie auch immer gearteten Star-Wars-Film.

Boba und das Ensemble
Boba Fetts Charakterisierung war über die verschiedenen Medien hinweg nie besonders kohärent. Die Figur, wie sie in Episode V und VI auftaucht, gibt einem als Autor, der den Kopfgeldjäger weiterentwickeln soll, auch nicht allzu viel an die Hand. Selbst vor Episode II war seine Persönlichkeit über das Badasstum hinaus nicht unbedingt konsistent, mitunter wurden ihm sogar zolibatäre Tendenzen angedichtet. Nach „Attack of the Clones“ konzentrierte man sich in den Legends-Romanen und -Comics stärker auf Boba als Träger des mandalorianischen Vermächtnisses von Jango, er erhielt nicht nur eine Jugendbuchserie, die schildert, wie er mit dem Tod seines Vater umgeht und die Klonkriege erlebt, in der Buchreihe „Legacy of the Force“ macht ihn Autorin Karen Traviss gar auf seine alten Tage zum neuen Mandalore. „The Book of Boba Fett“ möchte uns nun einen Boba zeigen, der nach dem Ausflug in den Sarlacc endgültig genug davon hat, sich als Kopfgeldjäger seine Brötchen zu verdienen. Von seinem Tusken-Stamm lernt er den Wert der Gemeinschaft, um anschließend als ehrbarer Gangsterboss Mos Espa bzw. Tatooine (wie groß genau sein Einflussgebiet nun ist, wird nicht definiert) zu kontrollieren. Ob diese Entwicklung konzeptionell zu dem rücksichtslosen Kopfgeldjäger, den wir in Episode V kennen lernen, oder den vorherigen Darstellungen passt, ist sicher diskutabel, aber selbst wenn wir davon ausgehen, scheitert „The Book of Boba Fett“ letztendlich an der Umsetzung. Für mich persönlich ist Bobas Entwicklung einerseits zu plakativ und andererseits nicht unbedingt nachvollziehbar, was primär an der unsauberen Erzählweise liegt. In welche Richtung das gehen soll, zeigt sich bereits in Kapitel 2, und allein von dieser Folge ausgehend hätte das auch funktionieren können, hätte man nicht beschlossen, in den Schnellvorlauf zu gehen und die Tusken gleich in der nächsten Episode offscreen niederzumetzeln. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Stamm stattdessen zur Grundlage von Bobas kriminellem Imperium zu machen. Erschwerend hinzu kommt Bobas schiere Naivität und Blauäugigkeit in der Gegenwartshandlung: Wie genau hat er sich seinen Weg zur Macht eigentlich vorgestellt? Selbst nachdem er zwei Gamorreaner auf seine Seite gebracht hat, ist er allen anderen Fraktionen nach wie vor gnadenlos unterlegen, ein erstes Attentat überlebt er durch schieres Glück. Boba scheint einfach nicht das zu haben, was man als Gangsterboss braucht, sowohl im Bezug auf Verstand als auch auf Rücksichtslosigkeit. Ich denke, hier liegt ein Problem vor, dass viele Geschichten haben, die vorgeben, einen Antihelden oder Schurken als Protagonisten zu haben: Die kreativen Köpfe haben Angst davor, zu weit zu gehen und ihr Publikum zu entfremden. Egal ob Maleficent im nach ihr benannten Film oder Dracula in „Dracula Untold“, beide Filme haben dasselbe Problem wie „The Book of Boba Fett“. Selbst die rücksichtslose Brutalität, mit der Boba in der zweiten Mandalorian-Staffel gegen die Sturmtruppen vorging, findet sich hier nicht. So ungern ich das sage, Boba Fett ist in seiner eigenen Serie einfach zu nett. Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass wir keinen wirklich Einblick in Bobas Charakter vor dem Sturz in den Sarlacc erhalten und so nicht einmal ein wirkungsvoller Kontrast etabliert wird – die Serie verlässt sich fast ausschließlich auf seinen im Fandom vorherrschenden Ruf.

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Black Krrsantan (Carey Jones)

Die Charakterisierung der anderen Figuren lässt leider ebenfalls zu wünschen übrig. Wie bereits erwähnt stellt „The Book of Boba Fett“, gerade im Figurenbereich, eine Reihe wirklich cooler Konzepte vor, arbeitet sie dann aber kaum aus. Dafür, dass Fennec Shand beispielsweise neben Boba eigentlich die zentrale Figur der Serie ist, erfahren wir kaum mehr über sie, als wir aus ihren Auftritten in „The Mandalorian“ ohnehin schon wissen. Zudem bleibt ihre Beziehung zu Boba merkwürdig undefiniert. Mina-Na Wen tut mit dem Material, das sie bekommt, was sie kann, aber es ist einfach nicht besonders viel. Mit dem Wookiee Black Krrsantan, den Cyborg-Bikern oder dem von Danny Trejo gespielten Rancor-Trainer verhält es sich sehr ähnlich. Überall wäre sehr viel Potential vorhanden, aber Dave Filoni, Jon Favreau und Robert Rodriguez belassen es bei einer sehr oberflächlichen Ausarbeitung.

Noch schwerer wiegt der Mangel an wirklich eindringlichen Antagonisten – Bobas Feinde bleiben über weite Strecken undefiniert und gesichtslos. Zu Beginn scheinen die beiden Hutt-Zwillinge die primären Antagonisten zu sein, das hat sich aber nach ihrem zweiten Auftritt bereits wieder erledigt. Die Pykes, die wir bereits aus „The Clone Wars“ und „Solo“ kennen, rücken schließlich als die Unterweltfraktion an, die das größte Interesse an Tatooine hat, liefern aber kein wirkliches Gesicht mit: Weder der Bürgermeister von Mos Espa, noch der Sprecher des Syndikats eignen sich wirklich als funktionierender Antagonist. Natürlich ist da noch Cad Bane (Corey Burton), doch dieser taucht viel zu spät und zu wenig auf, um in dieser Rolle funktionieren zu können. Durch diese Gesichtslosigkeit verliert Bobas Sieg am Ende an Bedeutung. Es hätten ja nicht gleich Qi’ra und Crimson Dawn sein müssen, die sich viele Fans in dieser Rolle gewünscht haben, aber irgendjemand, der frühzeitig als funktionierender Antagonist aufgebaut worden wäre, hätte der Serie gut getan.

Mandalorian Staffel 2,5? Verordnung im Franchise
Manchmal könnte man fast den Eindruck bekommen, Filoni, Favreau und Rodriguez ging es weniger darum, tatsächlich eine Geschichte mit Boba Fett zu erzählen, sondern stattdessen eine ganze Menge an Vorarbeit für künftige Serien zu leisten. Die visuell extrem beeindruckende Ringwelt Glavis etwa wirkt für ihr kurzes Vorkommen in der fünften Folge beispielsweise zu aufwendig, weshalb wohl davon auszugehen ist, dass sie auch in zukünftigen Projekten wieder auftauchen wird. Neben derartiger Vorarbeit finden sich auch viele Rückbezüge. Im Guten wie im Schlechten ist „The Book of Boba Fett“ stark im Franchise verwurzelt. Prinzipiell ist das erst einmal positiv, gerade im Vergleich zur Sequel-Trilogie, wo man konstant versuchte, das Rad neu zu erfinden, anstatt sich existierender Ressourcen zu bedienen. Dass die Macher der Disney-Serien sehr wohl sowohl mit dem alten als auch dem neuen Kanon vertraut sind und keine Hemmungen haben, sich daraus zu bedienen, zeigt sich immer wieder, von subtilen Verweisen auf Comics aus den frühen 2000ern, etwa „Jango Fett: Open Season“ in „The Mandalorian“ Staffel 2 oder hier nun „Outlander“, bis hin zur Umsetzung von Figuren, die bislang nur in Romanen, Comics oder Animation auftauchten. Cobb Vanth (aus Chuck Wendigs Aftermath-Trilogie, gespielt von Timothy Olyphant) und Ahsoka (aus „The Clone Wars“ und „Rebels“, gespielt von Rosario Dawson) tauchten beide bereits in „The Mandalorian“ auf und dürfen auch in „The Book of Boba Fett“ vorbeischauen, zusätzlich gesellen sich nun Black Krrsantan (aus diversen Comics) und Cad Bane („The Clone Wars“) dazu – und ich bin sicher, dass wir beide nicht zum letzten Mal gesehen haben. Auch darüber hinaus ist die Liebe zum Detail wirklich beeindruckend. So taucht in der zweiten Episode beispielsweise die in Episode IV erwähnte Tosche Station auf, bei der es sich tatsächlich um eine exakte Nachbildung des Sets handelt, das in einer geschnittenen Szene aus „A New Hope“ zu sehen ist. Das nenne ich Hingabe.

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Cad Bane (Corey Burton)

Leider kompensiert das nicht den Bruch nach den ersten vier Folgen. Man verstehe mich nicht falsch, die fünfte Folge, „Return of the Mandalorian“, ist zusammen mit der zweiten die beste der Staffel und besticht durch wirklich gelungene Regiearbeit von Bryce Dallas Howard und vielleicht eine Spur zu viel Fanservice (andererseits: viel Prequel-Liebe), aber in einer Serie mit dem Titel „The Book of Boba Fett“ ist eine Folge, die wunderbar als Auftakt für die dritte Mandalorian-Staffel hätte fungieren können, irgendwie fehl am Platz. Und wenn dann die darauffolgende Episode nochmal ihren Fokus auf Din Djarin (Pedro Pascal) legt und es zudem Auftritte von Grogu, Luke Skywalker (mit verbessertem, aber noch nicht optimalem CGI-Gesicht) und Ahsoka gibt, während der eigentliche Protagonist auf ein stummes Cameo reduziert wird, dann stimmt etwas ganz und gar nicht. Spätestens hier wird man den Eindruck nicht los, dass „The Book of Boba Fett“ letztendlich „The Mandalorian“ Staffel 2,5 ist und in erster Linie dazu dient, Dinge für Kommendes vorzubereiten. Offenbar wollte man zum Auftakt der tatsächlichen dritten Staffel Din und Grogu bereits wieder als Duo zeigen, weshalb ihre Wiedervereinigung als B-Plot ins Finale gepackt wird. All das lenkt nicht nur die Aufmerksamkeit von Boba Fett ab, sondern sorgt gleichzeitig dafür, dass auch die Mandalorian-Aspekte nicht ausreichend gewürdigt und eher „nebenbei“ abgearbeitet werden. Gerade das Auftauchen von Luke, Ahsoka und Grogu halte ich hier für höchst kontraproduktiv, da ihre Auftritte automatisch alles überschatten.

Soundtrack

Beim Soundtrack haben wir eine ähnliche Situation wie bei „Solo: A Star Wars Story“: Ludwig Göransson, der die Scores der beiden Mandalorian-Staffeln komponierte, steuerte ein Thema für die Titelfigur bei, während ein anderer Komponist, in diesem Fall der mir bislang unbekannte Joseph Shirley, der wohl vor allem als „Score Programmer“ (was auch immer das sein mag) an diversen Göransson-Scores mitarbeitete und dort auch zusätzliche Musik lieferte, die Ausgestaltung übernahm. Das Ergebnis ist leider bei weitem nicht so überzeugend wie John Powells Solo-Score: Wie nicht anders zu erwarten orientiert sich Shirley sehr stark am von Göransson kreierten Mandalorian-Sound, lieferte aber eine, man möchte fast sagen, verwässerte Version davon – im Guten wie im Schlechten weniger experimentell, aber auch weniger markant, zumindest abseits des Hauptthemas, das ein ziemlich eingängiger Ohrwurm ist, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich zu Boba Fett passt. Göranssons Mandalorian-Thema taucht zusammen mit Din Djarin natürlich ebenfalls auf und zudem dürfen zwei Williams-Themen in der sechsten Episode Gastauftritte absolvieren, während Grogus Training erklingen sowohl Yodas Thema als auch das Machtthema. Ohnehin rückt die Musik, die wir während des Aufenthalts auf Lukes bislang namenlosem Akademie-Planeten hören, stilistisch deutlich näher an Williams heran. Es ist allerdings schade, dass Williams‘ ursprüngliches Boba-Fett-Motiv aus „The Empire Strikes Back“ nicht ein einziges Mal erklingt, das wäre wirklich ein nettes musikalisches Easter Egg gewesen.

Fazit: Während „The Book of Boba Fett” viele coole Elemente, Figuren und Ideen hat, kommt das alles doch nie zu einem großen Ganzen zusammen. Strukturelle und erzählerische Probleme sowie die unausgegorene Entwicklung der Titelfigur und zwei Episoden, die eher aus „The Mandalorian“ Staffel 3 zu stammen scheinen, sorgen schließlich dafür, dass die Soloserie des allseits beliebten Kopfgeldjägers zu einer äußerst unrunden Angelegenheit mit sehr viel verpasstem Potential wird und deutlich hinter den beiden Mandalorian-Staffeln zurückbleibt.

Trailer

Bildquelle (© 2021 Lucasfilm Ltd. & ™. All Rights Reserved.)
Bildquelle Black Krrsantan
Bildquelle Cad Bane

Siehe auch:
The Mandalorian – Staffel 1 & 2
Jango Fett: Open Season
Outlander

Jango Fett: Open Seasons

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Meine lang überfällige Rezension zu den ersten beiden Staffeln von „The Mandalorian“ wird definitiv irgendwann in diesem Jahr kommen, vorher gilt es allerdings, noch etwas Vorarbeit zu leisten und die Mandalorianer ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Exemplarisch soll dies anhand der vierteiligen Dark-Horse-Miniserie „Jango Fett: Open Seasons“ (ursprünglich 2002 erschienen) geschehen, da diese, obwohl im Fan-Bewusstsein nicht allzu präsent, viele Grundlagen schuf. Die Mandalorianer als solche gehen weit zurück, Boba Fett feierte bekanntermaßen im Zeichentrick-Segment des „Star Wars Holiday Specials“ sein Debüt, bevor er einem weit größeren Publikum in „The Empire Strikes Back“ vorgestellt wurde. Die meines Wissens nach erste Erwähnung der Mandalorianer als Gruppe taucht in Dondald F. Gluts Romanfassung von Episode V auf, in welcher Boba Fetts Rüstung (aber nicht unbedingt Fett selbst) als mandalorianisch identifiziert wird und die Mandalorianer wiederum als Gruppe böser Krieger, die von den Jedi besiegt wurden, charakterisiert werden. Im weiteren Verlauf des EU tauchten Fett und die Mandalorianer immer mal wieder sporadisch auf, in den alten Marvel-Comics wurden beispielsweise mandalorianische Supercommandos erwähnt, die in den Klonkriegen kämpften. In der von Kevin J. Anderson verfassten Miniserie „Tales of the Jedi – The Sith War“, die knapp 4000 Jahre vor „A New Hope“ spielt, gab sich schließlich Mandalore der Unbezähmbare, der erste in einer langen Reihe mandalorianischer Anführer, die Ehre. Anderson enthüllte außerdem, dass es sich bei den Mandalorianern zumindest ursprünglich nicht um Menschen, sondern um „Taung“, Angehörige einer grauhätuigen, nichtmenschlichen Spezies handelte. Diesen Handlungsstrang griffen die beiden Knights-of-the-Old-Republic-Spiele sowie die gleichnamige Comicserie von John Jackson Miller auf und erläuterten, wie sich die Mandalorianer als Gruppe entwickeln, als Armee die Republik bedrohen und wie es schließlich zum Demografiewandel innerhalb des Volkes kommt. Auch Boba Fetts Hintergründe wurden in frühem Legends-Material erläutert, in der Kurzgeschichte „The Last One Standing: The Tale of Boba Fett“ von Daniel Keys Moran, erschienen in der Anthologie „Tales of the Bounty Hunters“, wurde er als Jaster Mereel identifiziert, was „Attack of the Clones“ natürlich gehörig über den Haufen warf. Dort sorgte George Lucas persönlich für einen neuen Hintergrund für den gefürchtesten Kopfgeldjäger der Galaxis und machte aus ihm einen unveränderten Klon des Kopfgeldjägers Jango Fett, der von diesem als Sohn großgezogen wird. Wie später der Junior ist natürlich auch Jango Fett in mandalorianischer Rüstung unterwegs. Ob es sich bei Jango und Boba Fett tatsächlich um Mandalorianer handelt, wird in Episode II allerdings nicht weiter erörtert. Hier knüpft „Jango Fett: Open Seasons“ an.

Inhaltlich setzt die von Haden Blackman geschriebene und von Ramón F. Bachs gezeichnete Miniserie kurz nach „The Phantom Menace“ an: Count Dooku, bereits der neue Sith-Schüler von Darth Sidious, hat den Kopfgeldjäger Jango Fett als Vorlage für die zu erschaffende Klonarmee, die im kommenden Krieg kämpfen soll, ausgewählt. Nun bemüht er sich, die Hintergründe Fetts zusammenzusetzen. Von einem ehemaligen Kameraden Fetts erfährt Dooku, dass dieser auf dem Planeten Concord Dawn geboren wurde und auf einer Farm mit seiner Familie aufwuchs. Besagte Familie gerät unverhofft in einen Konflikt zwischen mandalorianischen Söldnern unter Führung von Jaster Mereel und einer Gruppe abtrünniger Mandalorianer, die sich als „Death Watch“ bezeichnet und von einem gewissen Tor Vizsla kommandiert wird. Nur Jango überlebt und wird fortan Protegé von Jaster. Einige Jahre später stirbt Jaster in einer weiteren Konfrontation mit Death Watch und Jango übernimmt die Führung der Mandalorianer, nur um Vizsla auf Galidraan in die Falle zu gehen: Durch eine Intrige gelingt es ihm, die Jedi auf die Mandalorianer aufmerksam zu machen – hier begegnen sich Dooku, zu diesem Zeitpunkt noch ein Meister des Ordens, und Jango zum ersten Mal. Jango überlebt als einziger und gerät in Gefangenschaft. Wie er entkommt, seine neue Rüstung erhält und schließlich Tor Vizsla tötet, erfährt Dooku von Jango selbst, der nun in der Rahmenhandlung auftaucht, um mit Dooku über die Bedingungen des Vertrags zu verhandeln.

„Jango Fett: Open Seasons“ zählt nicht unbedingt zur Crème de la Crème der Legends-Comics, im Gesamtkontext ist die Miniserie zwar kurzweilig und unterhaltsam, aber nicht herausragend. Gerade die Charakterisierung der Figuren bleibt eher funktional – vier Hefte sind nun einmal relativ wenig Raum für mehrere Jahrzehnte. Gerade dem Zerwürfnis bzw. dem ideologischen Konflikt zwischen Jaster Mereel und Tor Vizsla wird recht wenig Platz eingeräumt, sodass Vizsla nur ein recht brutaler und eindeutig böser, aber nicht wirklich interessanter Charakter ist. Auch viele andere Figuren bleiben ziemlich oberflächlich, wobei Jango, als Fokus der Geschichte, noch am besten wegkommt. Ein besonderes Highlight ist hierbei die Dialogszene zwischen Jango und Dooku, in welcher der Kopfgeldjäger zeigt, dass er einem Machtnutzer durchaus ebenbürtig sein kann, ohne dass es zum Kampf kommt. Natürlich handelt es sich bei „Open Seasons“ auch nicht um eine tiefgreifende Erforschung mandalorianischer Kultur – primär etabliert Blackman hier die „guten“ Mandalorianer, die einem Kodex folgen, und die „bösen“ Mandalorianer in Gestalt von Death Watch. Die ausgiebige Auseinandersetzung mit dieser Kultur erfolgt erst in den Werken von Karen Traviss, primär den Republic-Commando-Romanen und ihren Beiträgen zur Buchreihe „Legacy of the Force“. Traviss war es auch, die die mandalorianische Sprache entwickelte – zugleich sind ihre Romane mitunter allerdings auch von einer gewissen Bevorzugung der mandalorianischen Charaktere und ihrer Lebensweise geprägt. Deutlich interessanter ist „Open Seasons“ im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Mandalorianer.

Zum einen greift Blackman Boba Fetts ursprüngliche Identität als Jaster Mereel auf und macht daraus eine eigenständige Figur, die zum Mentor von Bobas Vater Jango wird. Und zum anderen handelt es sich bei „Open Seasons“ um eine der ersten positiven Darstellungen der Mandalorianer. Die beiden Fetts werden in den Filmen primär als relativ rücksichtslose Kopfgeldjäger und eindeutige Widersacher der Helden dargestellt, und auch in früheren Ledgends-Werken, primär den „Tales of the Jedi“, kommen sie nicht besonders gut weg. Der Einfluss, den die Miniserie auf weitere Werke hatte, ist nicht zu unterschätzen, da sie die Grundlage für die Mandalorianer der Prequel-Ära lieferte und somit quasi das Fundament für das legte, was Karen Traviss später in ihren Republic-Commando-Romanen weiter ausbaute. Mehr noch, auch die Darstellung der Mandalorianer in „The Clone Wars“ verdankt „Open Seasons“ einiges. Während Traviss‘ Ideen und Konzepte für die Animationsserie weitestgehend ignoriert wurden, griffen Dave Filoni und George Lucas einige Elemente aus der Miniserie auf, primär die terroristische Mandalorianer-Gruppierung Death Watch, die auch in der Serie von einem Vizsla angeführt wird – allerdings Pre Vizsla und nicht Tor. Seither haben sich die Mandalorianer im Disney-Kanon in diverse Richtungen entwickelt, sei es in späteren Clone-Wars-Staffeln, in „Star Wars: Rebels“ oder natürlich in „The Mandalorian“, welches, nebenbei bemerkt, „Open Seaons“ inhaltlich in sehr groben Zügen als Jangos Kanon-Vorgeschichte neue Gültigkeit verleiht.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu Ramón F. Bachs, dessen prominenteste Star-Wars-Arbeiten neben „Open Seasons“ wohl „Jedi vs. Sith“ und der Republic-Handlungsbogen „Infinity’s End“ sind. Bachs Zeichnungen passen ganz gut zum „funktionalen“ Charakter dieser Miniserie; für mich persönlich gehört er weder zu den stärksten, noch zu den schwächsten Star-Wars-Comickünstlern. Gerade seine Actionszenen sind äußerst dynamisch, seine Gesichter hingegen wirken für meinen Geschmack immer ein wenig zu kantig.

Fazit: Für sich allein betrachtet ist „Jango Fett: Open Seaons“ ein actionreicher und kurzweiliger, aber nicht besonders in die Tiefe gehender Origin-Comic für die Titelfigur, im Kontext der Entwicklung der Mandalorianer, gerade auch im Hinblick auf „The Clone Wars“ und den Disney-Kanon, aber essentielle Lektüre.

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Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Ich sagte es ja bereits: Obwohl ich das EU liebe, gibt es auch sehr viel Müll, und darum geht es in diesem Artikel. Anders als in seinem Gegenstück werde ich hier nicht einfach Werke aufzählen, sondern stattdessen Figuren und Konzepte, die ich ziemlich misslungen finde und bei denen ich froh bin, dass sie aus dem Kanon fliegen. Diese Elemente sollten die Autoren des neuen EU (und natürlich die Drehbuchautoren und Regisseure kommender Episoden und Spin-offs) bitte nicht wiederbeleben.
Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich nicht das Ganze EU gelesen habe, gerade aus der Bantam-Ära (in den 90ern verlegte der Bantam-Verlag Star-Wars-Romane, bevor die Lizenz zu Del Ray ging) fehlt mir einiges. „Der Kristallstern“ gilt zum Beispiel unter Fans als schlechtester aller EU-Romane – ich habe ihn allerdings nicht gelesen (und ich habe es auch nicht vor), kann aber mögliche Figuren und Konzepte, die ihn so schlecht gemacht haben, deshalb nicht in diese Liste aufnehmen.

Superwaffen
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Schon der zweite Todesstern war nicht mehr ganz taufrisch, aber was dann im EU, vornehmlich den bereits erwähnten Romanen des Bantam-Verlages folgte, war wirklich lächerlich, da das Imperium oder sonstige Gruppierungen mit finsteren Absichten ständig mit neuen Superwaffen aufwarteten. Sonnenhammer, Darksaber, Galaxisgeschütz oder doch gleich noch ein weiterer Todesstern – das Konzept wird sehr schnell langweilig und spricht für die Ideenlosigkeit der Autoren. Ich hoffe inständig, dass die Episoden VII bis IX ohne eine neue Planeten-, Sonnen- oder wasauchimmer-zerstörende Monstrosität auskommen. Nach zwei Filmen und vielen Romanen, die sich des Konzepts bedienten, ist es ausgelutscht.

Monsterreihen mit rotierenden Autoren
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Den Anfang machte „Das Erbe der Jedi-Ritter“ („The New Jedi Order“) mit 19 Romanen und zwölf Autoren, und es folgten „Wächter der Macht“ („Legacy of the Force“) und „Das Vermächtnis der Jedi-Ritter“ („Fate of the Jedi“) mit jeweils neun Bänden und drei Autoren. Das soll nun nicht bedeuten, dass alles an diesen drei Serien per se schlecht war, immerhin findet sich ein Roman aus „Das Erbe der Jedi-Ritter“ sogar auf meiner Bestenliste, und ich muss auch zugeben, dass ich keine der drei Reihen komplett gelesen habe. Die Schwäche dieses Konzepts offenbart sich allerdings schon nach der Lektüre einiger Werke. Ich begrüße es ja eigentlich durchaus, wenn Geschichten in epischem Ausmaß erzählt werden, aber das ist schlicht zu viel des Guten.
Über diese drei Serien wurde bereits sehr viel geschrieben, und es gibt auch viel, was man an ihnen kritisieren kann. Manche Ideen sind durchaus brauchbar, andere weniger, aber darum geht es mir nicht einmal so sehr, sondern viel mehr um die Umsetzung. Die rotierenden Autoren sind dabei das größte Problem, da sie anscheinend bei allen drei Serien nicht in der Lage waren, ihre Arbeit aufeinander abzustimmen, bzw. der Verlag es nicht schaffte, seine Autoren richtig zu koordinieren. Da ich von „Wächter der Macht“ immerhin die ersten fünf Bände gelesen habe, wird mir diese Reihe als Fallbeispiel dienen. Das erste Problem ist der Fokus: Jeder der Autoren, in diesem Fall Troy Denning, Aaron Allston und Karen Traviss, hat einen anderen. In Traviss‘ Romanen nehmen Boba Fett und die Mandalorianer beispielsweise viel Raum an, bei den anderen Autoren wird dieser Subplot meistens lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Auch die Charakterisierung lässt häufig zu wünschen übrig und ist inkonsistent, gerade in den ersten fünf Bänden ist Jacen praktisch ein Flummi, der ständig zwischen verschiedenen Stadien des moralischen Abstiegs hin und her springt.
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber bisher sieht es aus, als würden Einzelromane und von einem Autor verfasste Trilogien einfach besser funktionieren.

Supermandalorianer
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Hier muss ich durchaus Einschränkungen machen: Generell finde ich Karen Traviss‘ Ideen für die Mandalorianer, ihre Kultur, Sitten, Bräuche etc. eigentlich ganz gelungen, und es wäre Verschwendung, wenn man die von ihr geschaffene mandalorianische Sprache einfach ad acta legen würde. Das Problem: Traviss schießt ziemlich weit übers Ziel hinaus. Man merkt sehr deutlich, dass die Mandalorianer ihre absoluten Lieblinge sind. In ihren Romanen sind die Mandos allen anderen Völkern und Gruppierungen intellektuell, gesellschaftlich, moralisch und auch sonst in jeder Hinsicht überlegen, während die eher fragwürdigen Handlungen zum Teil einfach wegrationalisiert werden.
Traviss‘ Version der Mandalorianer wurde allerdings im Großen und Ganzen schon aus dem Kanon gestrichen, bevor Disney Lucasfilm erwarb, da „The Clone Wars“ dieses Volk ziemlich radikal anders darstellte. Ob zum besseren oder schlechteren sei erst einmal dahingestellt.

Starkiller
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In der Tat wäre die Nennung von „The Force Unleashed“ und seinem Sequel wahrscheinlich besser, aber der Protagonist dieser beiden Spiele, Galen Marek alias Starkiller, steht hier symbolisch. Grundsätzlich sei gesagt: Ich mochte „The Force Unleashed“, das Spiel hat verdammt viel Spaß gemacht, „The Force Unleashed II“ dagegen ist ziemlich unterirdisch und fühlt sich eher an wie ein Expansion oder DLC zum ersten Teil. Während TFU storymäßig eher schwach ist, ist es trotz allem noch eine verhältnismäßig runde Sache, während TFU II ein völlig unausgegorenes Konglomerat schlechter Ideen ist. TFU als runde Sache gilt allerdings nur, wenn man das Spiel für sich betrachtet, im Kontext zu den Filmen und dem Rest des EU gilt das weniger. Oder, um es klipp und klar zu sagen: Starkiller ist viel zu mächtig, und die im Spiel geschilderte Formierung der Rebellenallianz viel zu simpel. Ersteres wäre als Teil der Spielmechanik noch zu verkraften, ist aber auch Teil der eigentlichen Geschichte, sodass am Ende das Gefühl hat, dass Starkiller nur deshalb sterben muss, damit die Episoden IV bis VI passieren können. Und in TFU II scheinen sich die Macher nicht einmal mehr darum zu scheren… Apropos TFU II, die ganzen Figuren, die als Klone zurückkehren (Starkiller, Sidious, Thrawn) verdienen fast einen eigenen Eintrag auf dieser Liste.

Vader ad infinitum
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Seit einigen Jahren gibt es den Trend, zwischen Episode III und IV spielende Miniserien mit Darth Vader in der Hauptrolle herauszugeben, die thematisch von der Dark-Times-Comicserie inspiriert sind, wobei „inspiriert“ als Wort hier zu schwach ist. Im Grunde lernt Vader in diesen Miniserien wieder und wieder dieselbe Lektion. „Darth Vader und das Geistergefängnis“ ist noch ganz gelungen, aber in den meisten anderen ähnlich gestalteten Comics gibt es nichts, was nicht schon in „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ oder „Dark Times“ behandelt worden wäre. Wiederholungen gefallen nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Lord Vitiate
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Im Grund gilt hier dieselbe Thematik wie beim Starkiller-Eintrag auf dieser Liste. Lord Vitiate, der Sith-Imperator aus „The Old Republic“, ist nicht nur das schurkische Gegenstück zum übermächtigen Helden Starkiller, sondern steht auch symbolisch für vieles, was mir an „The Old Republic“ nicht gefällt. Star Wars als Gesamtfranchise hat die nicht zu leugnende Tendenz, gewisse Motive, Handlungsabläufe und Storyelemente immer wieder zu wiederholen. Ein Stück weit ist das auch in Ordnung, gerade, wenn das Ganze einen gelungenen Twist bekommt. So inspiriert sich „Knights of the Old Republic“ durchaus bei den Filmen, die Meister-Schüler-Beziehung von Revan und Malak erinnert stark an Sidious und Vader. Der Twist: Das Sidious-Gegenstück ist gleichzeitig der Held der Geschichte. „The Old Republic“ dagegen ist praktisch ein Best-of-Paket verschiedener beliebter Star-Wars-Elemente. Die Truppen der Republik orientiert sich sehr stark an der GAR aus Klonkriegszeiten (unter Fans ziemlich beliebt), das Sith-Imperium erinnert in vielerlei Hinsicht an das Galaktische Imperium und ganz allgemein ist das Design dem der Filme verdammt ähnlich, gerade wenn man bedenkt, dass zwischen TOR und Episode IV etwa 3000 Jahre liegen. Nirgends wird das so deutlich wie bei Sith-Imperator Vitiate, der von dem die Macher wohl wollten, dass er der größte, böseste und mächtigste aller Sith wird. Als solcher vereint er, unter anderem, Charakteristika von Darth Sidious, Darth Bane und Darth Nihilus, ohne allerdings an deren, nennen wir es einmal „Charme“, heranzukommen. Vitiate war praktisch von Geburt an böse, regiert sein Imperium über 1000 Jahre, ist absolut übermächtig und damit als Schurke schlicht verdammt langweilig. Es fehlt der Twist, der ihn irgendwie interessant machen könnte. Dieses Recyceln und Potenzieren von vorangegangenem Material ist leider eines der bestimmenden Merkmale von „The Old Republic“.
Ob Lord Vitiate aus dem Kanon fliegt ist allerdings noch nicht ganz klar, da der Kanonstatus von „The Old Republic“ unklar bleibt. Man könnte zwar theoretisch davon ausgehen, dass auch das MMORPG automatisch unter das von Disney geschaffene Legends-Label (sprich: „altes EU, das nicht mehr gültig ist, dessen Werke wir aber trotzdem weiterhin verkaufen wollen“) fällt oder nicht. Befragte Leute, die so etwas wissen könnten, hüllten sich bislang in Schweigen.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: Things to Come