The Invitation

Spoiler!
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Story: Als die amerikanische Künstlerin Evie (Nathalie Emmanuel) herausfindet, dass sie zur alteingesessenen und vor allem reichen britischen Alexander-Familie gehört, kann sie es erst nicht so recht glauben. Sie trifft sich mit ihrem entfernten Cousin Oliver (Hugh Skinner), der sie prompt zu einer großen Familienfeier, einer Hochzeit einlädt. Bei ihrer Ankunft in New Carfax Abbey im britischen Küstenort Whitby ist Evie erst einmal überwältigt. Der Herr des Anwesens, Walter De Ville (Thomas Doherty), scheint sofort ein Auge auf Evie geworfen zu haben und auch sie ist dem attraktiven jungen Mann nicht abgeneigt. Allerdings beginnen sich merkwürdige Ereignisse zu häufen. Da sind zum einen die Dienstboten Mr. Field (Sean Pertwee) und Mrs. Swift (Carol Ann Crawford) und die fast schon aggressiven Hochzeitsgäste Lucy (Alana Boden) und Viktoria (Stephanie Corneliussen), die sie alle reichliche verdächtig verhalten, und dann verschwinden auch noch Dienstmädchen. Schon bald muss Evie entdecken, dass sie selbst die unwissende Braut dieser Hochzeit ist und Walter es nicht nur auf ihre Hand, sondern auch auf ihr Blut abgesehen hat…

Kritik: In Zeiten, in denen Vampirfilme recht rar gesät sind, muss man nehmen, was man bekommt. Zugegebenermaßen sah der Trailer von „The Invitation“ bereits nicht allzu vielversprechend aus, aber zumindest in einer Hinsicht hat es sich durchaus gelohnt, und sei es nur, weil ich Komplettist bin. In gewissem Sinne handelt es sich bei diesem zweiten Film der australischen Regisseurin Jessica M. Thompson um eine verkappte Adaption von „Dracula“ – was ich im Vorfeld allerdings nicht wusste. Diesbezüglich passt „The Invitation“ natürlich hervorragend in mein Beuteschema. Einem Kenner des Romans mag bei der Inhaltsangabe bereits aufgefallen sein, dass Whitby Handlungsort ist, das Anwesen des Vampirs „New Carfax Abby“ heißt und auch noch eine Figur mit dem Namen Lucy auftaucht…

Zugegeben, „The Invitation“ als tatsächliche Adaption von Stokers Roman zu bezeichnen, ginge ein wenig zu weit, der Film greift allerdings definitiv Handlungselemente auf, macht seine Intention dabei aber nicht völlig offensichtlich. Walter De Ville, bei dem es sich natürlich um den Obervampir der Geschichte handelt, erwähnt einmal, früher, in seiner Heimat, der Walachei, habe man ihn als „Sohn des Drachen“ bezeichnet, womit eine relativ eindeutige Identifizierung sowohl mit Stokers Vampirgrafen als auch mit Vlad Țepeș stattfindet. Ausgangspunkt der Handlung sind ein weiteres Mal Draculas Bräute, die drei Vampirinnen, mit denen sich Jonathan Harker bei seinem Besuch in Transsylvanien herumärgern muss. Ursprünglich sollte der Film sogar „The Bride“ heißen. Walter de Ville rekrutiert seine „Bräute“ aus drei reichen Familien, Evie ist die Enkelin einer Frau, die ursprünglich als dritte Braut vorgesehen war, sich diesem Schicksal aber entzog.

Leider muss gesagt werden, dass „The Invitation“ primär auf konzeptioneller Ebene interessant ist, während es bei der Umsetzung doch ziemlich hapert. Jessica M. Thompson inszeniert ihren Film als gotische Romanze, gerade für den ersten Teil wirkt alles jedoch zu sauber und glänzend. Zudem wäre die eigentliche Handlung auch dann äußerst vorhersehbar, wenn der Trailer nicht schon alles gespoilert hätte. In Sachen Horror und Suspense ist „The Invitation“ zudem recht zahm und am Ende geht dann doch alles sehr schnell und sehr einfach, bis hin zur ziemlich klischeehaften Auflösung.

Auch Thomas Doherty als quasi-Dracula weiß leider nicht zu überzeugen und bleibt ein relativ uninteressanter, recht stereotyper Vampir. Gerade wenn man ihn als weitere Version Draculas interpretiert, ist die Konkurrenz natürlich enorm und geradezu überwältigend, angefangen bei Max Schreck und Bela Lugosi über Christopher Lee und Frank Langella bis hin zu Gary Oldman. Die aktuellste Version, dargestellt von Claes Bang in der Netflix/BBC-Adaption, konnte immerhin durch schiere Spielfreude und reinen Unterhaltungsfaktor punkten. Selbst wenn man den Dracula-Aspekt ausklammert, ist Walter de Ville schlicht nicht besonders interessant. Die besten schauspielerischen Leistungen liefern ohne Zweifel Nathalie Emmanuel und Sean Pertwee. Erstere beweist, dass sie definitiv das Zeug zur Leading Lady hat und ist ebenso authentisch wie sympathisch, während Letzterer zwar im Grunde eine böse Version seiner Rolle aus „Gotham“ spielt, aber dafür mit wenigen Dialogzeilen relativ viel erreicht. Vielleicht hätte Pertwee den besseren Dracula abgegeben…

Fazit: „The Invitation“ ist eine halbgare Vampir-Romanze mit einigen Verknüpfungen zu Stokers „Dracula“, die aber abseits zweier starker Performances kaum zu überzeugen weiß und qualitativ eher an die Netflix-Serie „First Kill“ anknüpft.

Trailer

Bildquelle (Sony Pictures Entertainment)

Siehe auch:
Geschichte der Vampire: Dracula – Bram Stokers Roman
Dracula (BBC/Netflix)
Dracula, Motherf**ker!
First Kill Staffel 1