Für viele, die Tolkiens „The Lord of the Rings“ nach dem Genuss der Filme lesen wollen, sind die Auenlandkapitel die erste Hürde – „Three Is Company“ ist hier besonders zu nennen. Viele Inhalte der ersten beiden Kapitel haben es in Jacksons Adaption geschafft, im Großen und Ganzen wurden sie recht vorlagengetreu umgesetzt; mit den nötigen Kürzungen, versteht sich. Das dritte Kapitel hingegen wurde von Jackson, Walsh und Boyens nur in sehr groben Zügen adaptiert.
Aufbruchsstimmung
Der Aufbruch der Hobbits im Film besitzt eine große Dringlichkeit, dem Zuschauer soll suggeriert werden, dass es jetzt richtig losgeht: Bereits während Gandalf noch die Hintergründe des Ringes erklärt, packt Frodo schon einmal seinen Rucksack, und sobald alles geregelt ist, machen sich Frodo und Sam, noch in Gandalfs Begleitung, auf den Weg. Der Zauberer verlässt die beiden natürlich bald, um gen Isengard zu reiten. Als Treffpunkt wird das Tänzelnde Pony in Bree auserkoren, während Frodo im Buch erwartet, dass Gandalf bereits in Hobbingen wieder zu ihm stößt und ihn den kompletten Weg nach Bruchtal begleitet. Als Gandalf nicht auftaucht, beunruhigt ihn das sehr, er will aber trotzdem nicht länger warten. Gandalfs komplette Gefangenschaft in Isengard hat bei Tolkien zum Zeitpunkt des Aufbruchs bereits stattgefunden, nur ein paar Tage, bevor die Hobbits losmarschieren, wird er von Gwaihir gerettet und nach Rohan gebracht, was wir aber natürlich alles erst bei Elronds raten erfahren. Der Film versetzt diesen Handlungsstrang zeitlich nach hinten und zeigt ihn parallel zur Wanderung der Hobbits.
Bei Jackson wird die Dringlichkeit des Aufbruchs durch kurze Schnitte zu den Nazgûl unterstrichen: Wir sehen, wie sie aus Minas Morgul aufbrechen, Bauer Maggot belästigen und den Nachwächter köpfen (vielleicht ein wenig übertrieben…). Von dieser Dringlichkeit ist im Roman absolut nichts zu spüren, zwischen Gandalfs Erzählung im zweiten und dem tatsächlichen Aufbruch im dritten Kapitel vergehen mehrere Monate: Im April des Jahres 3018 des Dritten Zeitalters erfährt Frodo, dass sich der Eine Ring in seinem Besitz befindet, der tatsächliche Beginn der Reise findet aber erst im September, nach seinem fünfzigsten Geburtstag statt. Sowohl Gandalf als auch Frodo legen hier wert darauf, nur keine Aufmerksamkeit durch ein erneutes plötzliches Verschwinden des Besitzers von Beutelsend zu erregen. Stattdessen schützt Frodo vor, sich in Bockland, der Heimat seiner verstorbenen Mutter, zur Ruhe setzen zu wollen. Er erwirbt dort ein Haus und verkauft Beutelsend an die Sackheim-Beutlins, um anschließend ganz offiziell nach Osten aufzubrechen. Merry, Pippin und Fredegar Bolger (genannt „Fatty“, bzw. „Dick“ in der Carroux- und „der Dicke“ in der Krege-Übersetzung) sind von Anfang an zumindest in Frodos Pläne bezüglich Bockland eingeweiht und helfen ihm bei den Vorbereitungen, Merry und Fredegar brechen bereits im Voraus mit dem Wagen auf, um das neue Haus im Örtchen Krickloch vorzubereiten, Frodo, Sam und Pippin folgen zu Fuß. Im Film dagegen entschieden sich Jackson und Co., diesen ganzen, recht erklärungsbedürftigen Plan zu streichen und Merry und Pippins Mitwirken zum bloßen Zufall zu machen: Bekanntermaßen stoßen Frodo und Sam auf den Feldern des Bauern Maggot auf die beiden, während sie gerade dabei sind, ihm Gemüse zu stehlen – etwas, das Buch-Merry niemals tun würde (aber dazu in einem kommenden Artikel mehr).
Zusätzlich erwähnenswert ist, dass es bereits beim Aufbruch aus Hobbingen eine erste Beinahe-Begegnung mit einem der Nazgûl gibt: Frodo bekommt mit, dass ein merkwürdiger Fremder mit Sams Vater Hamfast Gamdschie spricht, geht dem jedoch nicht weiter nach. Aus den „Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth“ wissen wir zudem, dass es sich bei diesem ersten Nazgûl, der in der Narrative des Romans auftaucht, um Khamûl, den Ostling handelt, neben dem Hexenkönig der einzige andere Ringgeist mit einer individuellen Identität. Im Film scheint es sich bei dem Nazgûl, der Maggot nach „Shire, Baggins“ fragt und später die Hobbits aufspürt, konsequenterweise ebenfalls um Khamûl zu handeln, zumindest behaupten das diverse Seiten im Internet, allerdings ohne Quellenangabe. Im Drehbuch wird besagter Ringgeist nur als „Black Rider“ identifiziert.
The Road Goes Ever On
Im Roman beginnt die Reise sehr gemütlich und weniger elegisch als im Film und mit deutlich mehr Humor und Hobbit-Gekabbel. In diesem Kapitel finden zudem bereits zwei weitere Begegnungen mit einem Nazgûl statt, die im Film zu einer zusammengefasst und geografisch an einen anderen Ort versetzt wird. Bei Tolkien finden sie noch mitten im Auenland (im Grünbergland, wer es genau wissen will) statt, während die Hobbits im Film bereits jenseits von Bauer Maggots Hof an der Grenze zu Bockland auf den Schwarzen Reiter treffen – direkt im Anschluss fliehen die vier Hobbits zur Bockenburger Fähre, der Film suggeriert, dass sie der Fähre zu diesem Zeitpunkt bereits sehr nahe sind, was zur Beschreibung des Romans passen würde. Mit den geografischen Details nimmt es Jackson allerdings zumeist nicht ganz genau. Die Szene im Film ist durchaus recht nah am Roman, allerdings verstecken sich die Hobbits nicht unter einer Wurzel, sondern im hohen Gras abseits der Straße und lediglich Frodo sieht den Ringgeist überhaupt. Sowohl bei Tolkien als auch bei Jackson verspürt Frodo den unwiderstehlichen Drang, den Ring anzustecken. Die Szene, wie sie in „The Fellowship of the Ring“ zu sehen ist, ist, nebenbei bemerkt, fast ein direktes Remake des entsprechenden Gegenstücks aus Ralph Bakshis Zeichentrickadaption von 1978. Während sich Jackson vor allem in Tonfall und Design deutlich vom Bakshi-Film distanziert, ist doch diese Szene, sowie eine spätere in Bree, eine direkte Referenz.
Zwischen der ersten und zweiten Nazgûl-Begegnung singen die Hobbits ein Lied, das zwar an dieser Stelle im Film nicht auftaucht, dessen dritte Strophe aber leicht abgewandelt in „The Return of the King“ zu hören ist – besagtes Lied bildet die Grundlage für Billy Boyds The Edge of Night, das er in Denethors Gegenwart singt, während Faramir und seine Truppen auf dem Pelennor das Heer des Hexenkönigs von Angmar attackieren. Das gesamte Lied trägt bei Tolkien den Titel „A Walking Song“. Der Text der entsprechenden Strophe lautet wie folgt: Home is behind, the world ahead, And there are many paths to tread Through shadows to the edge of night, Until the stars are all alight. Then world behind and home ahead, We’ll wander back to home and bed. Mist and twilight, cloud and shade, Away shall fade! Away shall fade! Fire and lamp, and meat and bread, And then to bed! And then to bed! (FotR, S. 102)
Das zweite Zusammentreffen mit dem Nazgûl wird vom jähen Auftauchen einer Gruppe Noldor-Elben unter Führung von Gildor Inglorion unterbrochen, die den Hobbits zumindest für eine Nacht Schutz, Nahrung und angenehme Gesellschaft bieten, zusätzlich zu einigen Informationen. Hier etabliert Tolkien bereits die „andersweltliche“ Natur der Elben, die im „Hobbit“ auf diese Weise noch nicht vorhanden war. Eine stark verkürzte Version, mehr eine Anspielung denn tatsächliche Umsetzung dieses Ereignisses, findet sich immerhin in der Extended Edition von „The Fellowship of the Ring“: Kurz nach ihrem Aufbruch, also noch deutlich vor der Begegnung mit dem Nazgûl, sehen Frodo und Sam von Fern eine Gruppe Elben, die singend in Richtung Graue Anfurten zieht. Bei dem entsprechenden Lied handelt es sich tatsächlich um eine von David Salo angefertigte Sindarin-Version des Textes, der sich an dieser Stelle im Roman findet – hier zeigt sich mal wieder der Sinn fürs Detail, der diese Filme so großartig macht.
Zitiert nach:
Tolkien, J. R. R.: The Lord of the Rings Part 1: The Fellowship of the Ring. London 2007 [1954]
Mein Hörpensum ist in etwa so umfangreich wie mein Lesepensum – dazu gehören neben Hörbüchern über Hörbücher auch diverse Podcasts. Die hier aufgeführten sind nicht alle, die ich regelmäßig oder sporadisch höre, sondern nur einige meiner Favoriten, in relativ willkürlicher Anordnung. Ich denke, die thematische Ausrichtung dürfte nicht allzu sehr überraschen.
Radio Tatooine/Weltenfunk (Deutsch)
Bei „Radio Tatooine“ handelt es sich nicht nur um den ersten deutschen Star-Wars-Podcast, sondern auch um den ersten Podcast, den ich regelmäßig hörte (und nach wie vor höre, auch wenn ich aktuell ein paar Folgen zurückliege). Ins Leben gerufen wurde „Radio Tatooine“ von Ben und Tim, die inzwischen eine Anzahl regelmäßig wiederkehrender Gäste um sich geschart haben, um (sehr, wirklich sehr) ausführlich, dabei aber auch extrem sympathisch über Star Wars zu diskutieren. Zwischenzeitlich etablierte Tim das Spin-off „Der Buchclub“, in dem SW-Literatur nicht minder ausführlich besprochen wird. „Radio Tatooine“ wird von einer recht sporadischen Veröffentlichungsrate geplagt, zeitweise ist monatelange gar nichts passiert, zum Ausgleich fallen die Folgen dann allerdings mitunter auch wirklich extrem umfangreich aus. Inzwischen läuft „Radio Tatooine“ als Abteilung des übergeordneten Podcast-Senders „Weltenfunk“, in dessen Rahmen durchaus auch über „Matrix“ oder „Dune“ diskutiert wird – die meisten Folgen beschäftigen sich aber nach wie vor mit der weit, weit entfernten Galaxis. Aktuell ist die Veröffentlichungsrate tatsächlich ziemlich ordentlich, u.a. durch einen Rewatch und einer damit verbundenen, folgenweisen Besprechung der ersten Staffel von „The Mandalorian“ sowie einer mehrteiligen Diskussion der SW-Anime-Serie „Star Wars Visions“ und einer fünfstündigen(!) Auseinandersetzung mit dem Trailer zu „The Book of Boba Fett“. Zum Podcast
BatCast (Deutsch)
Der BatCast gehört zur deutschen Batman-Infoseite batmannews.de und wurde dementsprechend vom Seitenbetreiber Bernd alias Batcomputer ins Leben gerufen. Inzwischen konnte eine ganze Reihe von Mitstreitern gewonnen werden, die im Rahmen des BatCast auch eigene Projekte verfolgen. Natürlich dreht sich in letzter Konsequenz alles um den Dunklen Ritter, insgesamt ist das Angebot thematisch aber äußerst vielseitig. Ausführliche Comic- und Filmbesprechungen (auch zu Bat-verwandten Filmen wie „The Suicide Squad“ oder „Zack Snyder’s Justice League“) werden ebenso offeriert wie News-Folgen, nostalgische Rückblicke oder Special-Interest-Gespräche, etwa zum Thema Fan-Sammlungen oder Crossover. Aktuell arbeitet sich das Team beispielsweise durch den Klassiker „Batman: The Long Halloween“, wobei zum jeweils passenden US-Feiertag eine Ausgabe besprochen wird. Die Diskussionen fallen dabei stets fundiert und sachlich kompetent aus, driften mitunter aber auch in nerdige Details ab (wobei ich wirklich der letzte bin, den das stört). Mit anderen Worten: Volle Empfehlung für alle Fans des Dunklen Ritters. Zum Podcast
Sideshow Sound Theatre (Englisch)
Sideshow Sound Theatre ist einer der ersten Filmmusik-Podcasts, die ich für mich entdeckte. Von den Komponisten Will und Wendell ins Leben gerufen, inzwischen aber moderiert von einem deutlich größeren Team, bietet Sideshow Sound Theatre eine ganze Reihe an unterschiedlichen Formten, darunter „Score Guide“, hier werden einzelne Scores ausführliche besprochen, umfassendere Episoden, beispielsweise zu Franchises wie „Assassin’s Creed“ oder der Dark-Knight-Trilogie, zu spezifischen Themen, etwa Schurken oder Filmmusik zum Training, oder „In Defence of“, in welchem Filme mit einem schlechten Ruf verteidigt werden. Die Frequenz der Veröffentlichungen ist generell etwas unregelmäßig, sodass zwischen den Episoden mitunter recht viel Zeit vergehen kann. Seit diesem Sommer ist allerdings Blogger-Kollege Lasse Vogt von Score Geek fester Bestandteil des Teams, nachdem er zuvor immer mal wieder als Gast mit dabei war, und betreut sein eigenes Format: „Track Swap“. Hier tauscht er mit einem Gast ein bis zwei Tracks aus mitunter eher unbekannten, aber gerade deshalb interessanten Soundtracks und spricht zwanzig bis dreißig Minuten mit dem jeweiligen Gast darüber. Auf diese Weise hat er in den letzten Monaten für regelmäßigen Output gesorgt – zudem sind diese kürzeren Segmente ideal geeignet, wenn man nach einer längeren Radio-Tatooine-Besprechung etwas kurzweilige Filmmusik-Abwechslung braucht. Besonders zu empfehlen sind die Episoden mit Podcast-Legende Erik Woods. Lasses eigener Podcast „Fans about Films“ sollte natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Zum Podcast
Tapcaf Transmissions (Englisch)
Bei „Tapcaf Transmission“ handelt es sich um ein Projekt der beiden Star-Wars-Youtuber Justin (Eckharts Ladder) und Corey (Corey’s Datapad), die hier primär über Literatur aus dem SW-Legends-Bereich sprechen, was mich natürlich besonders anspricht. Dabei arbeiten sie sich primär durch die Post-Endor-Timeline, allerdings mit Auslassungen und Abschweifungen, so haben sie unter anderem bereits die Darth-Bane-Trilogie und „Darth Plagueis“ besprochen, die deutlich vor den Filmen spielen. Zudem mischen sie immer wieder Inhalte aus dem Disney-Kanon mit ein und beschränken sich nicht nur auf die Literatur, so finden sich etwa auch Episoden zu einigen der High-Republic-Werken, „The Bad Batch“ und „Star Wars Visions“. Zum Podcast
Arkham Insiders (Deutsch)
Ein Podcast zu den Werken H. P. Lovecrafts darf hier natürlich nicht fehlen. Mirko und Axel sprechen bereits seit 2013 über Leben und Werk des Schriftstellers aus Providence haben es inzwischen auf stolze 173 Episoden gebracht, in denen sie sich ausführlich mit der Biografie und den Geschichten Lovecrafts beschäftigt haben. Zugegeben, die biografischen Episoden habe ich nur teilweise gehört, da Biografien von Autoren haben nie wirklich brennend interessiert haben – die zweibändige Lovecraft-Biografie von S. T. Joshi steht auch schon eine ganze Weile ungelesen im Regal. Aber irgendwann… Wie dem auch sei, Mirko und Axel liefern sehr schöne Besprechungen der einzelnen Storys, für längere wie „The Case of Charles Dexter Ward“ gibt es auch schon mal Doppelfolgen. Inzwischen haben sie die regulären Geschichten, die sich in den diversen Komplettausgaben finden, durchgearbeitet, aktuell besprechen sie die diversen Kollaborationen mit anderen Autoren bzw. die Storys, die Lovecraft als Ghostwriter betreut hat. Zusätzlich finden sich auch immer wieder Sonderfolgen, Interviews u.ä. Zum Podcast
Art of the Score (Englisch)
Noch mehr Filmmusik – „Art of the Score” ist bezüglich der Konzeption, ähnlich wie „Sideshow Sound Theatre“, ein Podcast von Komponisten, die über ihre Liebe zu Filmmusik sprechen, Scores analysieren und mitunter mehrmonatige Pausen zwischen den Episoden einlegen. Der Unterschied ist, dass besagte Komponisten Andrew, Dan und Nicholas Australier sind. „Art of the Score“ ist nicht ganz so vielseitig wie „Sideshow Sound Theatre“, geht bzgl. der Besprechungen aber oft noch ein wenig mehr in die Tiefe. Der Großteil der (noch recht überschaubaren) Episoden setzt sich mit einzelnen Soundtracks auseinander, es finden sich aber auch Sammelbesprechungen, etwa die sehr gelungenen dreiteilige zur Musik der James-Bond-Serie, die bei meiner eigenen Erforschung der Musik dieses Franchise von unschätzbarem Wert war. Zudem offeriert das Trio auch die eine oder andere thematische Episode, in den beiden neuesten sprechen die drei beispielsweise ausführlich über Studiofanfaren. Zum Podcast
25 Years of Vampire the Masquerade (Englisch)
Als das Pen&Paper-Rollenspiel „Vampire: The Masquerade“ 2016 seinen 25. Geburtstag feierte, begannen Nate und Bob damit, sich chronologisch durch die Veröffentlichungen des White-Wolf-Verlages durchzuarbeiten und alle Quellenbände zum Rollenspiel ausgiebig zu besprechen und ihre Hörer zudem auch an ihrer jahrelangen Erfahrung als Spieler und Spielleiter teilhaben zu lassen. Selbst unter dieser speziellen Auflistung an Podcasts ist das noch einmal ein besonderes Nischenthema, aber dennoch kann ich jedem, der sich für „Vampire: The Masquerade“ interessiert, diesen Podcast nur wärmstens ans Herz legen. Angefangen von der ersten Edition bis hin zur aktuellen fünften werden wirklich alle Quellenbände durchgearbeitet. Nachdem sie damit fertig waren, wandten sie sich umgehend dem Spin-Off „Vampire: The Dark Ages“ (bzw. „Dark Ages Vampire“) zu. Aus privaten Gründen musste Nate 2020 den Podcast leider verlassen, sodass Bob nun mit einem Team weitermacht, zugegeben ist es aber seither nicht mehr ganz dasselbe. Da „Masquerade“ und „Dark Ages“ inzwischen komplett abgearbeitet sind, fährt der Podcast zweigleisig und bespricht sowohl das verwandte Spiel „Werewolf: The Apocalypse“ als auch den Nachfolger „Vampire: The Requiem“. Zum Podcast
Dragons in Genesis (Englisch)
Der Außenseiter unter den Podcasts dieser Auflistung: In „Dragons in Genesis“ setzt sich Jason mit der Bibel und ihren mythologischen und historischen Hintergründen auseinander. Obwohl ich selbst absolut nicht gläubig bin, interessieren und faszinieren mich Religionen und Mythologien enorm – für eine historisch-kritische Herangehensweise an die Texte des Alten und Neuen Testaments eignet sich „Dragons in Genesis“ wunderbar. Manche Episoden sind vielleicht ein wenig überladen mit Informationen, speziell diejenigen, die sich mit den apokryphen Enoch-Büchern auseinandersetzen, aber generell werden die Inhalte gut vermittelt – mit einer Länge von 20 Minuten bis einer Stunde sind die einzelnen Folgen auch gut zu verarbeiten. Hier allerdings noch ein Wort der Warnung: Man merkt, dass Jason ein vom Glauben abgefallener Evangelikaler ist, dementsprechend spricht er sich sehr massiv gegen die wörtliche Auslegung der Bibel, Kreationismus und allgemein fundamentalistische Strömungen aus, die in den USA deutlich weiterverbreitet sind als in Deutschland. Auch bezieht er immer wieder historische „Randhypothesen“ ein, etwa das Konzept der „Temple Theology“, das von Margaret Baker etabliert wurde, oder die Hypothese des mythischen Jesus, der zufolge es nie einen historischen Jesus gab; diese wird von Bibelforschern wie Richard Carrier oder Robert M. Price vertreten. Zum Podcast
Echo 3 an Echo 7 (Deutsch)
Der neueste Podcast dieser Auflistung mit Max und Michael als Gastgeber, eng verknüpft mit dem deutschen SW-Wiki jedipedia.net – dementsprechend liegt der Fokus natürlich auf Star Wars, es werden aber auch andere „Nerd-Themen“ besprochen, etwa das MCU, „The Witcher“ und viele weitere. Zugegebenermaßen habe ich „Echo 3 an Echo 7“ bislang eher sporadisch gehört, schlicht weil meine Zu-Hören-Liste ebenso üppig ist wie meine Zu-Lesen-Liste. Ich möchte den Podcast dennoch wärmstens empfehlen, auch weil hier private Verknüpfungen bestehen und zudem in Folge 6 der Administrator des SW-Forenrollenspiels, in dem ich mitspiele (und bei dessen Hochzeit ich auch ganz zufällig Trauzeuge war) zu Gast war. Und da ich auch noch indirekt erwähnt wurde, möchte ich meinerseits ein wenig die Werbetrommel rühren. Zum Podcast
In einem Film voller schlechter Ideen ist die, Smaug die Zwerge durch den Erebor jagen zu lassen eine der schlechtesten, weil sie die beste Sequenz des Films – den Dialog zwischen Bilbo und dem Drachen – fast schon entwertet. In besagter Szene wird Smaug äußerst gelungen als Bedrohung aufgebaut, das Spiel zwischen Martin Freeman und Benedict Cumberbatch in Zusammenarbeit mit Tolkiens Worten funktioniert exzellent. Und dann ruinieren Jackson und Co. diesen ganzen sorgfältigen Aufbau, indem sie den Drachen als unfähig darstellen, mit ein paar, inzwischen scheinbar feuerfesten Zwergen fertig zu werden. Thorin tanzt Smaug buchstäblich auf der Nase herum. Über die goldene Statue reden wir am besten gar nicht erst. Das einzig Gute, das aus dieser völlig sinnlosen sowie logik- und physikfreien Action entwächst, ist die Musik, mit der Howard Shore sie untermalt. Es bleibt allerdings zu sagen, dass selbst dieses grandiose Actionstück, wie schon The Forest River, im Film merkwürdig zerstückelt wirkt und immer wieder durch seltsam platzierte Pausen unterbrochen wird. Ob die Musik aufgrund später Umschnitte so zerstückelt wurde oder von Anfang an so konzipiert war und nur der Hörbarkeit wegen auf dem Album kohärenter gestaltet wurde, ist schwer zu sagen, in letzter Konsequenz aber egal – die Albenversion ist dem Filmgegenstück meilenweit überlegen.
Nachdem Smaugs Musik die letzten Tracks gnadenlos dominierte, erstarkt in My Armor Is Iron die Musik der Zwerge und ringt mit dem unerbittlichen Thema des Drachen. Der Track startet mit rasanten Streichern, bereits bei 0:12 erklingt eine ebenso knappe wie gehetzte Variation des Erebor-Themas, die Streicher, die ein wenig an The Forest River erinnern, fungieren weiter als Basis. Bei 0:30 hören wir die A-Phrase von Smaugs Thema, allerdings weniger dominant als zuvor – der Drache hat die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Die Blechbläser haben sich auf die Seite der Zwerge geschlagen und stimmen bei 0:53 das Haus-Durins-Thema an, das Shore hier zum ersten Mal in den Action-Modus zwingt und so bereits einen Ausblick auf „The Battle of the Five Armies“ gibt. Bei 1:20 schlägt Smaugs Thema (A-Phrase) mit voller Wucht zurück; die Bestandteile seines Themas dominieren die folgenden eineinhalb Minuten, lediglich bei 1:50 mischen sich Fragmente des Haus-Durins-Themas ein, nur um kurz darauf vom Drachenkrankheits-Ostinato abgelöst zu werden. Bei 2:18 setzt eine geradezu heimtückische Variation der B-Phrase von Smaugs Leitmotiv auf verstörenden Streichern ein, die die Hinterlist des Drachen betont. Ab der Dreiminutenmarke ist ein zwergischer Rhythmus zu hören, der kurz darauf in einem kontrapunktischen Einsatz des Haus-Durins-Themas und des Drachenkrankheits-Ostinatos gipfelt und die Verknüpfung zwischen Thorin und dem Drachenthema, die im kommenden Film zum Einsatz kommt, bereits andeutet. Die Musik des Drachen gewinnt schließlich die Oberhand, sodass ab 3:22 die B-Phrase von Smaugs Thema zu hören ist, begleitet von schicksalhaftem Chor – an dieser Stelle wird die übergroße goldene Statue enthüllt. Thorin Eichenschild lässt sich aber musikalisch nicht unterkriegen, eine kräftige und strahlende Version seines Thema erklingt ab 3:40, als Smaug kurzzeitig in flüssigem Gold zu ertrinken scheint und sich der Erbe des Durins siegreich wähnt. Dass dies ein Trugschluss ist, teilt uns Shore 15 Sekunden später mit, als Thorins Thema wieder in das Drachenkrankheits-Ostinato übergeht – der Kampf zwischen Zwerg und Drache wird durch ein ständiges, leitmotivischen Schlagabtausch dargestellt. Bei 4:04 ist eine knappe Andeutung des Erebor-Themas zu vernehmen, die jedoch sofort vom Material des Drachen abgelöst wird und bei 4:14 in eine regelrecht ätherische Variation der B-Phrase mit Chor übergeht, als sich Smaug des flüssigen Goldes entledigt. Diese geht bei 4:35 nahtlos in die A-Phrase über. Begleitet von ominösen Stimmen fliegt Smaug gen Esgaroth, während sich Bilbo fragt, was er und die Zwerge da angerichtet haben.
Kommen wir endlich zu dem Schauspieler, der Dracula am häufigsten verkörperte, dem Mann, dem Mythos, der Legende: Sir Christopher Lee. Seinen ersten Auftritt als Dracula absolvierte der 1922 geborene und 2015 verstorbene Darsteller, dem durch seine Rollen als Saruman der Weiße in LotR und Count Dooku in Star Wars in den frühen 2000ern noch einmal ein ordentliches Karriererevival wiederfuhr, 1958 in der Produktion „Dracula“ (US-Titel „Horror of Dracula“) der britischen Hammer Studios. Hierauf sollten noch viele weitere Filme folgen, in denen Lee den untoten Grafen mimte, die meisten, aber nicht alle, ebenfalls von Hammer.
Präludium: Aufstieg der Hammer Studios Die von Williams Hinds 1934 gegründeten Hammer Studios, bzw. Hammer Film Productions sollten vor allem in den 60ern und 70ern ein Synonym für britischen Horror werden, die ersten Filme des Studios gehörten jedoch einer ganzen Bandbreite an Genres an, von Mystery und Krimi bis hin zur Musical-Komödie fand sich fast alles darunter. Als erster Gehversuch des Studios im Horror-Bereich kann der Film „The Quatermass Xperiment“ aus dem Jahr 1955 gesehen werden, als eigentlicher Start gilt aber „The Curse of Frankenstein“ von 1957; hier versammelte Hammer bereits einen großen Teil der Talente, die später an „Dracula“ beteiligt sein sollten, darunter Regisseur Terence Fisher, Komponist James Bernard sowie die beiden Hauptdarsteller Peter Cushing und Christopher Lee. Während Cushing den titelgebenden Wissenschaftler spielte, wurde Lee vor allem aufgrund seiner enormen Größe als Monster besetzt – schauspielerisch allzu anspruchsvoll war die Rolle nicht. Am bemerkenswertesten ist wohl der visuelle Unterschied zum von Boris Karloff dargestellten Monster der Universal-Filme, das mit seinem eckigen Schädel und den Schrauben im Hals damals wie heute eine Ikone des klassischen Horrorfilms war und ist. Mary Shelleys Roman befand sich bereits damals in der Public Domain, das Aussehen des Monsters aber natürlich nicht, weshalb man sich entschied, auf die Markenzeichen zu verzichten und stattdessen die Entstellungen noch weitaus stärker zu betonen. Wie Karloff verfügt aber auch die von Lee dargestellte Version des Monsters nicht über den Intellekt, den das Gegenstück aus Shelleys Roman besitzt.
Christopher Lee arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits seit 10 Jahren als Schauspieler – nach seiner Militärkarriere hatte er 1947 umgesattelt – der große Durchbruch war ihm aber bislang verwehrt geblieben, auch wenn ihm seine Rolle in John Hustons „Moulin Rouge“ (1952) zu einer gewissen Bekanntheit verhalf. Die Rolle von Frankensteins Monster war natürlich ebenfalls nicht unbedingt dazu geeignet, Lee zu Ruhm und Ansehen zu verhelfen, da sie einerseits darstellerisch nicht gerade fordernd und sein Gesicht unter der Maske ohnehin kaum zu erkennen war. Ganz anders dagegen der Hammer-Film, der nur ein Jahr später in die Kinos kam: „Dracula“.
Handlungsanpassungen Während es heute eine große Bandbreite an verschiedenen Dracula-Versionen gibt, hatte das geneigte Filmpublikum in den späten 50ern noch nicht diesen Luxus – Dracula wurde fast ausschließlich mit Bela Lugosi assoziiert. Hammer bemühte sich deshalb in mehr als einer Hinsicht, die Bezüge zum Film von 1931 zu vermeiden. So basiert dieser Film auch nicht auf dem Theaterstück von Hamilton Deane und John L. Balderston, sondern ausschließlich auf Stokers Roman – was aber nicht unbedingt bedeutet, dass er werkgetreuer ist. Zumindest eine Gemeinsamkeit verbindet die beiden Dracula-Produktionen: Ein knappes Budget. Zudem knüpften Terence Fisher und Drehbuchtautor Jimmy Sangster an die bereits in „Nosferatu: Eine Sinfonie des Grauens“ und Tod Brownings „Dracula“ etablierte Tradition an, die Figuren und ihr Verhältnis zueinander kräftig durchzumischen.
Zumindest das grobe Gerüst der Handlung des Romans bleibt bestehen: Jonathan Harker (John Van Eyssen) reist zu Draculas Schloss, um dem Grafen (Christopher Lee) bei gewissen Geschäften behilflich zu sein und anschließend dort festgesetzt zu werden, während sich der Graf aufmacht, anderswo Opfer zu suchen und ein solches in der jungen Lucy (Carol Marsh) findet. Trotz der Bemühungen des hinzugezogenen Abraham Van Helsing (Peter Cushing) gelingt es nicht, Lucy zu retten – sie wird zur Vampirin und muss gepfählt werden. Derweil hat Dracula mit Mina (Melissa Stribling) bereits ein neues Opfer auserkoren. Um sie zu retten muss Van Helsing dem flüchtigen Grafen nach Transsylvanien folgen, um ihm endgültig den Garaus zu machen.
Bei einem Blick auf die Details fallen allerdings sofort die massiven Unterschiede auf: Nicht nur kommt Jonathan Harker am Tag beim Schloss des Grafen an, er ist auch alles andere als ein ahnungsloser Anwalt, der Dracula beim Erwerb von Immobilien helfen soll. Stattdessen wird er als Bibliothekar angeheuert und ist sich sehr wohl im Klaren, wer und was Dracula ist. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist Jonathan als Vampirjäger tätig und ermittelt gemeinsam mit Van Helsing, die Stellung als Draculas Bibliothekar ist nur Tarnung. Im Schloss begegnet er, anders als sein Romangegenstück, nur einer Vampirin (Valerie Gaunt), die sich als sehr gequältes und unwilliges Opfer Draculas entpuppt, das seinen Durst einfach nicht kontrollieren kann. Vampirjäger, der er ist, stöbert Jonathan Dracula und seine „Braut“ in der Gruft auf – sie kann er erlösen, Dracula erwacht allerdings und macht Jonathan zu seinesgleichen, bevor er abreist, um Ersatz für die getötete Gespielin zu finden. Bald darauf trifft Van Helsing ein und sieht sich gezwungen, seinen Freund zu pfählen.
Und wo wir gerade von Draculas Abreise sprechen: Weder Whitby noch London tauchen im Film auf. Draculas Schloss wird hier in der Nähe von Klausenburg (Cluj-Napoca) verortet, Draculas Ziel, das er per Kutsche und nicht per Schiff erreicht, ist Karlstadt in Deutschland. Ironischerweise verlegt ausgerechnet die deutsche Synchronisation die gesamte Handlung nach Großbritannien, indem sie aus Klausenburg „Waterfield“ macht.
In Karlstadt warten Jonathans Angehörige auf Nachricht von ihm. Anstatt mit Mina ist er mit Lucy verlobt, die dieses Mal weder das Objekt der Begierde dreier Männer, noch John Sewards Ziehtochter ist – tatsächlich fehlen sowohl Seward als auch Quincey Morris im Film völlig. Stattdessen ist Lucy Arthur Holmwoods (Michael Gough) Schwester und trägt dementsprechend seinen Namen. Arthur selbst muss auf seinen Adelstitel (Lord Godalming) verzichten, dafür ist er mit Mina verheiratet. Van Helsing wird schließlich dann auch nicht als Experte hinzugezogen, um der erkrankten Lucy zu helfen, sondern taucht von selbst auf, um sie über Jonathans Tod zu informieren. Als er von Lucys Krankheit erfährt, schöpft er Verdacht, woraufhin sich die Ereignisse ähnlich entfalten wie in Stokers Roman. Die zur Vampirin gewordene Lucy muss Van Helsing dieses Mal selbst pfählen und auch im Finale wird er deutlich aktiver. Statt einer Verfolgungsjagd mit den Häschern des Grafen (die in diesem Film nicht existieren), hetzen die beiden Widersacher einander durch Draculas Schloss, bis es Van Helsing gelingt, die Vorhänge des Esszimmers aufzureißen, woraufhin die Sonne dem Vampirfürsten ein Ende bereitet.
Inszenierung In den 30ern hatte Tod Browning bei seiner Dracula-Verfilmung kaum Spielraum, trotz ihres ikonischen Status ist sie, im wahrsten Sinne des Wortes, blutleer: Weder der Prozess des Bluttrinkens, noch der Tod der Vampire wird gezeigt. Brownings „Dracula“ verlässt sich auf das Charisma Bela Lugosis und auf die Atmosphäre, die nicht zuletzt durch die schwarzweißen Bilder begünstigt wird. Terence Fisher musst zwar ebenfalls mit einem sehr beschränkten Budget kämpfen, hatte aber ansonsten nicht dieselben Probleme: Sein Dracula darf Zähne zeigen, Blut trinken und wenn Van Helsing und Arthur Holmwood Lucy pfählen, hält die Kamera voll drauf. Eines der hervorstechendsten Elemente der Horrorfilme von Hammer ist tatsächlich die Farbe des Blutes, das in einem hellen Rotton sofort die Bildkomposition dominiert. Insgesamt ist der Exploitation-Faktor ein essentieller Aspekt der Filme des Studios. Im Vergleich zu späteren Filmen ist „Dracula“ noch recht zahm, aber die tief ausgeschnittenen Dekolletés und die animalischen Angriffe Draculas sprechen eine recht eindeutige Sprache. Dieser Dracula ist kein Verführer, sondern ein Raubtier. Diese verhältnismäßig große Freiheit gibt Fisher die Möglichkeit, viktorianische Prüderie zum Thema zu machen; dieses Element illustriert er beispielsweise durch Minas deutlich freizügigeres Verhalten nach Draculas Biss.
Strukturell ist Fishers „Dracula“ tatsächlich ziemlich ausgewogen, er verfügt über ein höheres Tempo als die sehr gemächliche Browning-Version und erweckt niemals den Eindruck einer abgefilmten Bühnenproduktion, ist aber noch deutlich entspannter als spätere Sequels. Die Abwandlungen in der Handlung und die Reduzierung des Casts nehmen der Geschichte zwar Komplexität, erlauben aber eine gleichmäßige Handlungsführung und weisen zudem einige durchaus interessante Ideen auf. Ein Jahr, bevor Robert Blochs Roman „Psycho“ publiziert wurde, arbeitete Fisher bereits mit demselben Twist: Jonathan Harker tritt als Protagonist auf, nur um am Ende des ersten Aktes unrühmlich abserviert und von Van Helsing abgelöst zu werden – eine Aufgabe, der Peter Cushing mehr als gewachsen ist. Nicht umsonst gilt Cushing vielen als definitiver Van Helsing. Nachdem er in „The Curse of Frankenstein“ den ebenso skrupellosen wie zielstrebigen Victor Frankenstein mit kalter Präzision spielte, zeigt er sich in „Dracula“ von seiner menschlicheren, wärmeren Seite, auch wenn die Zielstrebigkeit zweifelsohne nach wie vor vorhanden ist.
Christopher Lee als Dracula Rein visuell entspricht Christopher Lee hier nicht unbedingt Stokers Beschreibung: Er mag eine hochgewachsene, imposante Erscheinung sein, lässt jedoch den Schnurrbart vermissen und wird im Verlauf des Films auch nicht jünger. Dennoch ist Lees Graf, zumindest bezüglich der Charakterisierung, der Romanfigur wahrscheinlich am nächsten; diese Version der Figur ist von allen filmischen Darstellungen die böseste, ihm fehlt die Melancholie, über die seine Vorgänger Max Schreck und Bela Lugosi verfügen, von der expliziten Tragik eines Gary Oldman gar nicht erst zu sprechen. Dennoch verleiht auch Lee dem Grafen eine subtile Traurigkeit, eine Unzufriedenheit mit dem untoten Zustand, die in einem der späteren Sequels allerdings noch verdeutlicht wird. Davon abgesehen interpretieren Lee und Fisher Dracula sehr ähnlich wie Stoker: Nur zu Beginn tritt der Graf wirklich als Charakter auf und agiert mit Jonathan Harker, danach fungiert er primär als Monster und spricht kaum mehr – ganz anders als Lugosis Dracula, für den diverse Interaktionsszenen mit den Vampirjägern hinzugedichtet wurden. Fisher setzt Dracula spärlich, aber gezielt ein, eine unsichtbare Bedrohung, der Lucy langsam, aber unweigerlich zum Opfer fällt. Lucys Krankheit, Tod und Rückkehr als Vampirin sind die Elemente des Films, die, trotz des Fehlens von John Seward und Quincey Morris, am akkuratesten umgesetzt sind.
Draculas Eigenschaften als Vampir sind hier relativ stark reduziert: Geblieben ist der Blutdurst, die Anfälligkeit gegenüber heiligen Symbolen, Knoblauch und Sonnenlicht sowie die übermäßig Stärke. Die Macht über Wetter und Tiere sowie die Fähigkeit, sich selbst zu verwandeln, fehlen hingegen – primär aus Budget-Gründen. Es findet sich sogar eine Szene, in der Van Helsing spezifisch auf dieses Element angesprochen wird und sie als Aberglaube abtut. Die „Regeln des Vampirismus“, auf die Stoker sehr viel Wert legte, weshalb er sie von Van Helsing ausgiebig erläutern lässt, spielen hier eine eher untergeordnete Rolle, stattdessen wird Draculas Tierhaftigkeit, seine animalische Seite betont. Wir wissen alle, dass Christopher Lee extrem charmant, umgänglich und einnehmend sein kann, als Dracula ist seine Darstellung aber primär körperlich und setzt vor allem auf seine beeindruckende und einschüchternde Präsenz.
Sequels Ebenso wie „The Curse of Frankenstein“ erwies sich auch „Dracula“ als durchschlagender Erfolg und erhielt eine Myriade an Sequels mit stark wechselnder Qualität – weder Christopher Lee noch Peter Cushing tauchen in allen davon auf, aber einer von beiden ist immer zugegen, beide zusammen sollten allerdings nur noch in zwei weiteren Filmen auftauchen. Der Vergleich der Hammer-Dracula-Reihe sowohl mit den Hammer-Frankenstein-Filmen als auch den Universal-Filmreihen bietet einen interessanten Kontrast. Universal baute seine Frankenstein-Filme beispielsweise um das Monster herum auf, während Hammer den Fokus auf Peter Cushings Baron legte – das von Lee dargestellte Monster kam in keinem weiteren vor, einige Filme kommen sogar völlig ohne aus Leichenteilen gebasteltes Monster jeglicher Art aus. Das erste Dracula-Sequel muss, trotz des Namens „The Brides of Dracula“ (1960), ohne den titelgebenden Grafen zurechtkommen – hier werden Erinnerungen an Universals „Dracula’s Daughter“ wache. Beide Filme haben den Grafen im Titel, bringen aber nur Van Helsing zurück und lassen ihn gegen einen neuen Vampir kämpfen. Im Fall von „The Brides of Dracula“ wäre das Baron Meinster (David Peel), für dessen Vampirwerdung wohl Dracula verantwortlich ist und der in einer früheren Skriptfassung als Anhänger Draculas dargestellt wird, was im fertigen Film aber fehlt. Somit muss sich Peter Cushing hier mit einem Blutsauger herumschlagen, der seinem Freund Christopher Lee schlicht nicht das Wasser reichen kann.
Formal gesehen taucht Cushing auch in „Dracula: Prince of Darkness“ (1966) auf, allerdings nur, weil Draculas Todesszene am Anfang noch einmal gezeigt wird, weshalb ich ihn nicht mitrechne. Dafür markiert „Prince of Darkness“ die Rückkehr Lees zur Rolle des Grafen und den Beginn der Tradition, ihn nach dem Tod im vorherigen Film durch irgendeinen hanebüchenen Storykniff wieder zum Leben zu erwecken – meist wird ein Ritual durchgeführt oder aus irgendwelchen Gründen kommt Draculas Asche mit Blut in Berührung, woraufhin sich der Vampirfürst regeneriert. „Prince of Darkness“ ist vor allem bemerkenswert, weil Lee hier kein Wort spricht, nach eigener Aussage weigerte er sich, die fürchterlichen Dialoge aufzusagen, während Drehbuchautor Jimmy Sangster behauptete, nie Dialog für ihn geschrieben zu haben. Wie dem auch sei, mit dem Fortschreiten der Reihe fühlte sich Lee zunehmend unwohl damit, den Grafen zu verkörpern, da er Type Casting fürchtete und oft nur überzeugt werden konnte, indem man ihm erklärte, wie viele Jobs von seiner Beteiligung abhingen. So wirkte Lee nach „Prince of Darkness“ auch in „Dracula Has Risen from the Grave“ (1968), „Taste the Blood of Dracula“ und „Scars of Dracula“ (beide 1970) mit. Der siebte Film der Reihe, „Dracula A.D. 1972“ (1972, mit dem famosen deutschen Titel „Dracula jagt Minimädchen“), ließ Peter Cushing zurückkehren, stellte aber zugleich eine Art Reboot dar. Die Anfangsszene zeigt einen Kampf zwischen dem Grafen und Lawrence Van Helsing (Peter Cushing) im Jahr 1872, was in direkten Widerspruch zu allen anderen Filmen der Reihe steht. Nach seiner Niederlage wird Lees Dracula einhundert Jahre später wiedererweckt und muss sich dieses Mal mit Lorrimer Van Helsing (natürlich ebenfalls Cushing), dem Nachfahren seiner Nemesis, im modernen London herumschlagen. „The Satanic Rites of Dracula“ (1973) ist schließlich der letzte Film, in dem Lee für Hammer das ikonische Cape anlegte, um dieses Mal als ein an Blofeld erinnernder Superschurke die Welt zerstören zu wollen. Abermals ist es Peter Cushing als Lorrimer Van Helsing, der dem Grafen Einhalt gebietet. Nach „The Satanic Rites of Dracula“ hatte Lee endgültig genug, sodass in „The Legend of the Seven Golden Vampires“ (1974), dem unrühmlichen Ende von Hammers Dracula-Reihe, John Forbes-Robertson Dracula mimte, während Peter Cushing ein letztes Mal Van Helsing darstellte – trotzdem gibt es so gut wie keine inhaltlichen Bezüge zu den vorherigen Filmen. Lee selbst spielte Dracula allerdings auch in einigen Filmen, die nicht von Hammer produziert wurden, primär „Count Dracula“ bzw. „Nachts, wenn Dracula erwacht“ (1970), eine deutsch-italienische Produktion von Jesús Franco, in der zudem auch Klaus Kinski (der in Werner Herzogs „Nosferatu: Phantom der Nacht“ neun Jahre später selbst Dracula spielen sollte) Renfield mimt, sowie „Dracula and Son“ (Originaltitel: „Dracula père et fils“, deutscher Titel: „Die Herren Dracula“, 1976), einer französischen Komödie, die die Hammer-Filme parodiert.