Als ob die Dominanz des Drachens über das letzte Drittel des Scores von „The Desolation of Smaug“ nicht schon deutlich genug wäre, ist der Track, der auf The Hunters folgt, auch noch nach ihm benannt – durchaus zurecht, denn er besteht fast ausschließlich aus Variationen der Bestandteile des Drachen-Themas. Fast sofort setzt das Drachenkrankheits-Ostinato ein, weniger schleichend als zuvor, dafür aggressiver. Subtiler kommt dafür der Einsatz der B-Phrase des Smaug-Themas daher, der ab 0:27 über das Ostinato gespielt wird. Der erneute Einsatz der B-Phrase bei 0:54 bringt die ostasiatischen Percussions zurück – das Thema steigt auf und nimmt an Intensität zu. Ab 1:21 ist auch die A-Phrase wieder zu hören, gespielt von Streichern und Blechbläsern, die ihr einen „konventionelleren“ Klang verleihen und von der Brutalität des Drachen künden. Eine unvollendete Einspielung des Erebor-Themas schaltet sich bei 1:34 dazwischen, es folgen einige zwergisch klingende Streicher- und Blechbläserfiguren, die jedoch rasch wieder absterben. Bei 2:24 scheint eine Anspielung auf das Düsterwaldthema zu erklingen, die storytechnisch allerdings nicht wirklich Sinn ergibt und wohl eher aus der Ähnlichkeit zwischen dem Düsterwaldthema und Smaugs Thema resultiert. Die B-Phrase des Drachenthemas kommt bei 2:33 mit voller Wucht, begleitet von treibenden Trommeln zurück und schwillt regelrecht an, als Smaug Bilbo sich in all seiner Pracht präsentiert.
Es folgt eine interessante Holzbläserfigur, die sehr luftig und flatterhaft daherkommt und die an die klassische musikalische Repräsentation eines Vogels erinnert. Diese spezifische Stelle findet sich nicht im Film, ich könnte mir aber vorstellen, dass es sich dabei um eine sehr subtile Anspielung auf den Roman handelt. Bei Tolkien überhört eine Drossel, wie Bilbo den Zwergen von der kahlen Stelle auf Smaugs Bauch erzählt und bringt diese Information zu Bard – hätte man dieses Handlungselement übernommen, hätte ich mir gut vorstellen können, dass die Drossel derartig repräsentiert wird. Dieser Moment der Leichtigkeit wird jedoch sofort von tiefen, finsteren Blechbläsern verdrängt. Bei 3:22 erklingt schließlich das Thema des Arkensteins, als Bilbo ihn eher zufällig findet. Das Drachenkrankheits-Ostinato kehrt bei 4:05 zurück als Smaug prophezeit, wie Thorin wohl auf den Arkenstein reagieren wird. Nebenbei bemerkt ist es insgesamt recht schwer, die Musik hier zuzuordnen, weil sie gerade in diesen Szenen sehr zerstückelt wirkt und oft nicht mit dem Track übereinstimmt – entweder, weil noch kurz vor Kinostart ungeschnitten wurde, oder um ein besseres Hörererlebnis für das Album zu schaffen.
Bei 4:26 kehrt die B-Phrase ein weiteres Mal zurück, wieder einmal heimtückisch schlängelnd und weiterhin begleitet vom Drachenkrankheits-Ostinato. Ein mögliches Bündnis mit Sauron wird bei 4:32 durch einen knappen Gastauftritt von Mordors absteigender Terz musikalisch angedeutet, während eine kurze, einschneidende Einspielung der ersten beiden Noten der A-Phrase des Smaug-Themas bei 4:34 von Smaugs labilem Gemüt und seiner schnellen Erregbarkeit künden. Genau diese Nuancen sind es, die Shores Musik so ergiebig und faszinierend machen. Smaugs Thema köchelt bis zur Fünfminutenmarke weiter vor sich hin, bis sich die A-Phrase schließlich mit voller Wucht entlädt. Darauf folgen aleatorische, absichtlich verstimmte Streicher, die einen verstörenden Klangteppich schaffen. Die verstimmten Streicher kommen für Smaugs Thema sowohl hier als auch in „The Battle of the Five Armies“ immer wieder vor und gehen wohl auf Orchestrierer und Dirigent Conrad Pope zurück, dies wird jedenfalls im Bonusmaterial gezeigt. Ab 6:05 ist eine Erweiterung des Smaug-Materials zu hören, die abermals die Brutalität des Drachen darstellt und am Ende sogar vom Chor unterstützt wird.
Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland
The House of Beorn
Flies and Spiders
The Woodland Realm
Feast of Starlight
The Forest River
Bard, a Man From Lake-Town
Protector of the Common Folk
Durin’s Folk
A Spell of Concealment
On the Doorstep
The Courage of Hobbits
Kingsfoil
The Hunters