Stück der Woche: The House of Beorn


Nach der musikalischen Finsternis des Nekromanten zeigt Shore zu Beginn des Stücks The House of Beorn mit luftigen Streichern und Holzbläsern, dass der Hautwandler eigentlich kein so übler Geselle ist. Doch rasch sorgt das Orchester wieder für eine dunklere Färbung, bis die Streicher bei 0:54 das Thema von Thranduils Waldlandreich andeuten, das bislang nur einmal in „An Unexpected Joruney“ erklang, im Eröffnungstrack My Dear Frodo. Direkt darauf ist zum ersten Mal das unheimliche Thema des Düsterwalds zu hören, bis die Streicher eine deutliche Variation des Waldlandreichthemas anstimmen, die allerdings auch nicht unbedingt positiv klingt – hier erläutert Beorn, dass Thranduils Volk nicht gastfreundlich ist wie die Elben westlich des Nebelgebirges – „less wise and more dangerous“. Die Andeutung der absteigenden Terz bei 1:30 unterstreicht zudem Beorns Warnung vor Orks in der Region. Ins folgende Underscoring mischen sich immer wieder Fragemente von Beorns Thema, die ab 2:36 jedoch von Andeutungen des Nekromanten-Materials abgelöst werden. Bei 3:22 stellt Shore schließlich ein neues Motiv vor, das Doug Adams „The Nine“ nennt, ein Verweis auf die Ringgeister, die ebenfalls in Dol Guldur lauern und deren Spur Gandalf im Verlauf des Films folgt. Dominiert wird besagtes Motiv von einer hohen, kalten Solostimme, die eine warnende Phrase auf Quenya singt. Direkt danach setzt ab 3:45 wieder die absteigende Terz ein, zu der sich bei 3:50 eine subtile Streicher-Variation von Saurons Thema gesellt. Bei 3:12 erklingt schließlich noch einmal – und auch zum letzten Mal – Beorns Thema, dieses Mal in recht angespannter Gestalt. Der Aufbruch der Gemeinschaft wird schließlich von einer nicht minder angespannten Version des Erebor-Themas untermalt (4:30).

Der folgende Track, Mirkwood, bietet primär Variationen des bislang eher subtil angedeuteten Motivs für den Düsterwald. Interessanterweise ist es, zumindest bezüglich der Noten, fast identisch mit Smaugs Thema – es tritt allerdings in völlig anderer Gestalt auf, da es nicht die Brutalität eines Drachen, sondern die halluzinogene Wirkung des verwunschenen Waldes repräsentiert. Die gewünschte Wirkung erzielt Shore durch den Einsatz der tibetanischen Klangschale und des Waterphone, beide eher exotische Percussion-Instrumente. Die einzelnen Noten gehen ineinander über und können nicht mehr klar separiert werden, genauso wie die Zwerge und der Hobbit Illusion nicht mehr von Wirklichkeit unterscheiden können. Der einzige größere Ausreißer in diesem Track ist ein kurzes, aber brutales Statement von Saurons Thema bei 1:12. Ansonsten schafft Mirkwood primär Amosphäre, indem der Track ausgiebig mit dem Düsterwaldthema arbeitet. Vor allem in der zweiten Hälfte zeigt Shore einmal mehr, wie gut er sich aufs Horror-Scoring versteht: Das einlullende Düsterwaldthema wird ab diesem Zeitpunkt zunehmend verstörender, nicht zuletzt durch flüsternde Stimmen und dissonante, wahrscheinlich aleatorische Streicher.

Siehe auch:
The Quest for Erebor
Wilderland

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