Zu Beginn des zweiten Tracks von „The Desolation of Smaug“, Wilderland, erklingt bei 0:16 kurz das Motiv des Arkensteins – dem zwergischen Juwel kommt bei Jackson weitaus mehr Bedeutung zu als bei Tolkien, was in der ersten Szene des Films bereits diskutiert wird. Die ersten knapp dreißig Sekunden von Wilderland gehören noch zum Prolog, danach springen wir in die Gegenwart – hier werden Zwerge, Hobbit und Zauberer nach wie vor von Azog und seinen Häschern verfolgt, was sich in der recht angespannten Musik widerspiegelt. Bei 0:40 ist gar eine nur allzu bekannte Begleitfigur des Bösen aus der LotR-Trilogie zu hören, die Doug Adams als „Footsteps of Doom“ bezeichnet und die, zumindest in der Filmversion des Scores, bereits in „An Unexpected Joruney“ mit Azog verknüpft wurden. Ab 0:50 nimmt die Musik an Tempo auf und die Verfolger werden gezeigt – dementsprechend ist ab 1:06 auch das Wargreiter-Thema zu hören. Da die Titeleinblendung parallel dazu läuft, findet sich hier ein interessanter Kontrapunkt, bei dem Smaugs Thema (das somit als Hauptthema des Films identifiziert wird) über dem Wargreiter-Thema gespielt wird (1:11). Anschließend wird der Tonfall deutlich ominöser, bis bei 1:45 Beorns Thema erstmals vorgestellt wird. Hierbei handelt es sich eher um eine aufsteigende Textur als um ein wirklich einprägsames Leitmotiv. Der Beorn der Filmadaption ist deutlich bedrohlicher und weniger jovial als Tolkiens Version der Figur, was sich in der Musik besonders wiederfindet. Eine actionreichere Version erklingt ab 2:22 und noch einmal bei 2:43, als der Hautwechsler die Zwerge in sein Haus jagt. Besonders ab der Dreiminutenmarke nimmt die Intensität deutlich zu, wofür nicht zuletzt die frenetischen Streicher verantwortlich sind. Erst mit dem Schließen von Beorns Haustür bei 2:40 kommt der Track wieder zur Ruhe, um bei 4:10 noch einmal eine deutlich introspektivere Variation von Beorns Thema zu bieten.
Wie schon bei „An Unexpected Journey“ gab es auch bei „The Desolation of Smaug“ eine reguläre und eine erweiterte Albenveröffentlichung, und wie beim ersten Hobbit-Film finde ich das Konzept reichlich daneben, da Standard und Special Edition sich nicht groß unterscheiden, beiden verfügen über zwei CDs, die Differenz an Musik beträgt etwa 15 Minuten. Bei „An Unexpected Joruney“ bot die Special Edition immerhin noch eine ganze Reihe an Bonus Tracks, hier gibt es nur einen einzigen, A Necromancer, zusätzlich zu einigen erweiterten Stücken. Dies führt abermals zu einer Albensituation, mit der niemand so recht zufrieden sein dürfte: Für den „casual listener“, der wirklich nur die besten Stellen des Soundtracks haben möchte, dürfte besonders bei „Desolation“ selbst die Standard Edition zu viel sein, während sich der Komplettist auch bei der Special Edition über noch fehlende Musik ärgern muss. Nun denn, besagter Bonus Track untermalt den ersten von vielen Dol-Guldur-Ausflügen dieses Films. Die meisten sind erzählerisch relativ nutzlos, bieten Shore aber immerhin die Gelegenheit, das Mordor- bzw. Sauron-Material weiter auszuarbeiten. Als ob „The Desolation of Smaug“ musikalisch noch nicht genug gezeigt hätte, wie düster es dieses Mal zugeht, beginnen wir gleich mit finster dröhnenden Blechbläsern und Fragmenten von entweder Smaugs Thema oder dem Düsterwaldmotiv (hierzu in einem späteren Artikel mehr) in den Streichern. Bei 0:42 erklingen die ersten beiden Noten des Geschichte-des-Ringes-Themas, als der Ring in Bilbos Hand in diesem Film zum ersten Mal zu sehen ist. Bekanntermaßen handelt es sich dabei um die ersten beiden Noten von Saurons Thema (und, wenn man sie umgekehrt spielt, auch um die ersten beiden Noten von Smaugs Thema). Und tatsächlich begibt sich die Musik noch weiter in die Finsternis, denn bei 0:55 erklingt eine getragene Version der absteigenden Terz, dicht gefolgt von Azogs Thema (1:11), bei dem es sich genau genommen um eine Erweiterung besagter Begleitfigur des Bösen handelt. Bei 1:27 ist dann auch schon Saurons Thema in den hohen Streichern zu hören, das ab 1:44 in das aufsteigende Nekromanten-Motiv übergeht, um bei 2:09 wieder zur absteigenden Terz zurückzukehren und bei 2:27 noch einmal das Nekromanten-Motiv zu wiederholen.
Siehe auch:
The Quest for Erebor