Story: In der iranischen Geisterstadt Bad City fährt eine junge Frau (Sheila Vand) mit einem Tschador auf einem Skateboard herum. Sie ist ein Vampir und sucht sich in der heruntergekommenen Wüstenstadt immer wieder Opfer. Eines nachts begegnet sie Arash (Arash Marandi), der sich auf dem Heimweg von einer Kostümparty befindet und ausgerechnet als Dracula verkleidet ist. Die beiden Außenseiter kommen sich näher, aber natürlich ist da der Durst…
Kritik: Erst jetzt, Jahre später, wird langsam klar, wie sehr Twilight den Vampirfilm insgesamt beschädigt hat. Seit einiger Zeit dümpelt er mehr oder weniger so vor sich hin. Während Twilight aktuell war, gab es eine ganze Menge an Filmen (und auch Serien), die entweder versuchten, auf den fahrenden Zug aufzuspringen („The Vampire Diaries“) oder aber sich sehr direkt dem Trend des „romantischen Vampirs“ zu widersetzen („Daybreakers“, „The Strain“). In den Jahren danach folgte dann das eine oder andere Underworld-Sequel, der eine oder andere gescheiterte Versuch, Dracula neu zu interpretieren, aber ansonsten verfiel das Genre in einen untoten Zustand. Bezeichnenderweise sind die beiden besten Vampirfilme der letzten Jahre, „Only Lovers Left Alive“ und „5 Zimmer, Küche Sarg“, nun auch keine wirklichen Horrorfilme mehr. „A Girl Walks Home Alone at Night“, von vielen ebenfalls als der beste Vampirfilm der letzten Jahre gepriesen, schlägt in eine ähnliche Kerbe.
Bei „A Girl Walks Home Alone at Night” handelt es sich um das Regie-Debüt der iranisch-amerikanischen Regisseurin Ana Lily Amirpour. Diese Film hat mich äußerst zwiegespalten zurückgelassen, denn einerseits verfügt er über viele interessante Elemente und Ideen, bietet aber andererseits nur sehr wenig von dem, was ich von einem Vampirfilm erwarte. Vielleicht ist Amirpours Arbeit einfach zu sehr „Art House“. Der Regisseurin scheint es vor allem darum zu gehen, Verweise unterzubringen und Statements zu machen; konventionelle Erzählmuster sind dagegen eher rar, ebenso wie herkömmliche Charakterentwicklung. Stattdessen überwältigt Amirpour den Zuschauer mit Bildern, Eindrücken und Querverweisen auf alle möglichen Filme aus allen möglichen Genres. Die Regisseurin selbst betitelte ihr Werk als den „ersten iranischen Vampir-Western“, was nicht nur zutrifft, sondern auch in vielen Einstellungen, der heruntergekommenen Atmosphäre und nicht zuletzt der Musik, die das eine oder andere Mal stark an Ennio Morricone erinnert, sehr deutlich wird. Die Zitierwut und die Genreverknüpfung dieses Films erinnert mitunter an Quentin Tarantino – hier wird fast alles subtil oder unsubtil angesprochen, von Tarantino selbst über „Sin City“ und andere Comicverfilmungen bis hin zu James Dean.
Ein wenig problematisch wird „A Girl Walks Home Alone at Night” dagegen als Vampirfilm. Amirpour, die auch das Drehbuch geschrieben hat, bedient sich hier fast ausschließlich stereotyper Figuren, deren Tod durch das titelgebende Mädchen einer bestimmten Aussage dienen – primär sind es misogyne Figuren, die bekommen, was sie verdienen. Ähnlich verhält es sich mit der Romanze zwischen Arash und dem Mädchen, die letztendlich nirgendwo hinführt. Mir fehlt bei diesem Film etwas, das mir zeigt, was das Mädchen als Vampirin ausmacht. „A Girl Walks Home Alone at Night“ erzählt letztendlich keine wirkliche Geschichte, schon gar keine Vampirgeschichte, sondern liefert nur Eindrücke, Impressionen und Symbolik.
Fazit: Bei all den sorgsam komponierten Bildern, den Zitaten und den möglichen Botschaften, die „A Girl Walks Home Alone at Night“ bietet, fehlt es dem Film doch an einer tatsächlichen Geschichte, die er erzählt. Ana Lily Amirpours Regiedebüt ist zwar ein Film mit Vampir, aber kein Vampirfilm.