Aktuell: The Rise of Skywalker


Aus Zeitgründen habe ich mich von der „Aktuell-Kategorie“ meines Blogs schon vor einiger Zeit verabschiedet (es dürfte vielleicht aufgefallen sein, dass meine Post-Frequenz im letzten Jahr deutlich abgenommen hat, was vor allem daran lag, dass ich mit dem Sammeln von Überstunden beschäftigt war). Aber hin und wieder will man doch zumindest mal semi-aktuell sein – und was eignet sich da besser als der Teaser zur nächsten Star-Wars-Episode.

Gemessen an dem, was da dieses Jahr auf uns zukommt – nichts weniger als das Finale der Skywalker-Saga – lässt zumindest mich das erstaunlich kalt. Übersättigung, Nachwirkungen der Episode VIII-Problematik bzw. der damit zusammenhängenden Debatte – vermutlich eine Mischung aus all diesen Elementen. Der Teaser selbst ist da leider keine große Hilfe, denn insgesamt ist er relativ unspektakulär. Er beginnt (mal wieder) auf einem Wüstenplanteten – ob Jakku, Tatooine oder ein neuer ist nicht klar – und mit einer Rey, die sich einem Tie-Fighter gegenübersieht. Es wurde ja schon lange spekuliert, in wie fern Disney bzw. J.J. Abrams angesichts der vielen negativen Fan-Reaktionen auf „Die letzten Jedi“ Rian Johnsons Entscheidungen rückgängig machen würde. Die erste findet sich bereits: Rey hat offenbar Anakins altes Lichtschwert repariert. Die folgende akrobatische Einlage erinnert eher an die Prequels als an den zumindest diesbezüglich etwas konservativeren Einsatz der Macht in den Sequels.

Nach dieser recht langen, wenn auch kaum aussagekräftigen Sequenz folgen kürzere Eindrücke: Anflug auf einen neuen Planeten, Kylo Ren und seine Truppen in der Schlacht, eine unbekannte, aber recht haarige Person schweißt Kylos Helm wieder zusammen, kurze Eindrücke von Finn und Poe sowie BB8 und einem neuen Droiden und Lando Calrissian im Cockpit des Falken – alles untermalt von einer Trailermusik-Version von Leias Thema. Es folgt ein kurzer Action-Eindruck auf dem unidentifizierten Wüstenplaneten, wobei sich unsere Helden auf einem Fahrzeug befinden, das stark an Jabbas Gefährte aus Episode VI erinnert, eine Einstellung der Siegesmedallien aus Episode IV, Rey, die Leia umarmt und schließlich eine Gruppenaufnahme mit Rey, Finn, Poe, Chewie, C-3PO, BB8 und dem neuen Droiden, die vielleicht auf Endor anzusiedeln ist. Die nächste Einstellung zeigt jedenfalls etwas, das verdammt nach einem Trümmerstück des Todessterns aussieht. Der Planet selbst mit seiner zerklüfteten Küstenlandschaft wirkt zwar nicht wie Endor, aber selbst ein Waldmond muss ja nicht ausschließlich aus Wald bestehen.

Der beste Moment des Teasers folgt kurz vor der Titeleinblendung als Antwort auf Lukes Kommentar aus dem Off „No one’s ever really gone“ (eigentlich eine Dialogzeiel aus Episode VIII): Es erklingt das vertraute Lachen von Darth Sidious. Dann erfahren wir endlich den Titel von Episode IX: „The Rise of Skywalker“.

Gesamteindruck: Der Teaser sagt selbst für einen Teaser verdammt wenig darüber aus, worum es eigentlich geht und besteht primär aus Nostalgie-Beats, die auf Episode VI verweisen. Das Highlight ist zweifelsohne die angedeutete und inzwischen auch von J.J. Abrams bestätigte Rückkehr Palpatines. In welcher Form das geschehen wird bleibt natürlich unklar. Kehrt der Dunkle Lord der Sith tatsächlich von den Toten zurück, eventuell so, wie er es in der Comicserie „Dark Empire“ tat? Dort besetzte sein Geist Klonkörper seiner selbst. Kehrt er „nur“ als Dunkle-Seite-Version eines Machtgeistes zurück? Oder vielleicht sogar nur in Form von Aufzeichnungen oder Flashbacks?

Ursprünglich wurde in der neuen Disney-Kontinuität der Eindruck erweckt, dass es den Sith nicht mehr möglich sei, nach ihrem Tod als Geister wiederzukommen, so wie es in den Legends der Fall war. Nutzer der Dunklen Seite konnten zwar nicht zu „echten“ Machtgeistern werden, wie es den Jedi möglich war, aber sie konnten ihre Essenz an Gegenstände oder Orte binden oder per Essenztransfer in einen neuen Körper schlüpfen – einer ganzen Reihe von Dunklen Lords gelang es so, auch noch lange nach ihrem Tod ziemlichen Schaden anzurichten, von Marka Ragnos über Naga Sadow, Freedon Nadd, Darth Andeddu und Exar Kun bis hin zu, wie bereits erwähnt, Palpatine selbst. George Lucas gefiel diese Idee allerdings nicht. In den Mortis-Folgen der dritten Clone-Wars-Staffel waren ursprüngliche Gastauftritte der Sith-Lords Revan und Bane geplant, doch Lucas legte letztendlich sein Veto ein mit der Begründung, den Sith sei es nicht möglich, als Geister zurückzukehren. Selbst der Gastauftritt des von Mark Hamill gesprochenen Darth Bane, dem Yoda auf Moraband (formerly known as Korriban) in der sechsten Staffel der Serie begegnet, ist nur eine Illusion der Machtpriesterinnen und kein tatsächlicher Geist.

Mit der von Charles Soule verfassten Kanon-Darth-Vader-Comicserie, die kurz nach Episode III spielt, scheint diese Regel aber schon wieder ad acta gelegt zu sein, denn dort tauchte der Sith Lord Momin auf, dessen Essenz in seinem Helm weiterexistierte, ganz ähnlich wie es bei diversen Legends-Sith-Lords der Fall war; man denke etwa an Karness Muur, der ähnlich wie Momin von anderen durch ein Artefakt Besitz ergreifen konnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich halte es durchaus für möglich, dass Palpatine tatsächlich auf diese Weise zurückkehrt. Zweifelsohne wäre es eine, aber nicht die eleganteste Lösung für das Schurken-Problem von Episode IX. Denn, seien wir mal ehrlich, Kylo Ren funktioniert als Big Bad einer Trilogie genauso wenig wie General Hux. Hux kann nach Episode VIII ohnehin niemand ernst nehmen, während Kylo sowohl in Episode VII als auch in Episode VIII jeweils eine verheerende Niederlage hinnehmen musste. Im Vergleich dazu blieb Vader bis Episode VI im Grunde unbesiegt, die beiden Lichtschwertduelle, die er absolvierte, gewann er – und dabei war er nicht mal der Oberschurke.

Also bleiben letztendlich nur ein paar wenige Möglichkeiten: J.J. Abrams und sein Mit-Drehbuchautor Chris Terrio können versuchen, Kylo tatsächlich zum Oberschurken zu machen, sie können Snoke zurückbringen (was in meinen Augen aber ebenso wenig funktionieren würde), sie können einen neuen Big Bad aus dem Hut zaubern oder man nimmt eben einen, der sich bereits bewährt hat, wie Darth Sidious. Der cleverste Weg wäre wohl, Sidious als Präsenz zurückzubringen, ohne ihn tatsächlich wiederzubeleben. Dazu müsste er nicht einmal als Geist auftauchen, stattdessen könnte es sich um einen lange vorbereiteten Plan handeln, während Palpatine in Form von Aufzeichnungen und Flashbacks als treibende Kraft wirkt. Schon lange kursieren im Internet Gerüchte, Matt Smith würde einen jungen Palpatine spielen. Immerhin gehen die Saw-Filme seit John Kramers Tod im dritten Teil seit einiger Zeit auf diese Weise vor. Zugegeben, nicht das beste Beispiel, aber dennoch. Diese Idee gab es in Chuck Wendigs Aftermath-Trilogie und anderen, in diesem Zeitraum spielenden Medien zwar bereits (Stichwort: „Operation Cinder“) , aber darauf könnte man tatsächlich aufbauen.

Ein weiteres Mal zeigt sich hier nun das fundamentale Problem der Sequel-Trilogie: Der Mangel an Planung und Gesamtkonzept und die Unentschlossenheit bei der Konzeption von Episode VII. Entweder hätte man die Sequels tatsächlich als Fortführung der Skywalker-Saga konzipieren müssen, oder aber etwas völlig Neues aufziehen. Darth Sidious war der überspannende Schurke der bisherigen Saga. Natürlich, das war er nicht von Anfang an, bekanntermaßen sollte der Imperator in Episode IV ein schwacher Diktator sein, der von Leuten wie Tarkin kontrolliert wurde. Erst mit Episode V und VI entwickelte wurde er zum Oberschurken und erst mit den Prequels zum alles umfassenden Überschurken, der der für den Fall der Republik und die Vernichtung der Jedi verantwortlich war, quasi dem Star-Was-Äquivalent zu Satan. Es wäre naheliegend gewesen, ihn als auch Bedrohung der Episoden VII bis IX beizubehalten, sei es als tatsächlich aktiver Schurke, als Geist oder Holocronaufzeichnung, um einen Nachfolger heranzuzüchten.

Die Alternative wäre gewesen, Episode VII als Start von etwas völlig Neuem zu inszenieren, ähnlich wie es die „New Jedi Order“ im Legends-Bereich tat. Damit will ich nicht sagen, dass Lucasfilm die Yuuzhan Vong in den Kanon hätte bringen sollen, aber eventuell ein Gegenstück, eine wie auch immer geartete neue Bedrohung, die vielleicht sogar Rebellen/Republik und Rest-Imperium dazu gezwungen hätte, sich zu verbünden. Letztendlich entschied man sich dann aber eben dafür, denselben Konflikt mit neuen Figuren noch einmal auszutragen. Snoke statt Palpatine, Kylo Ren statt Darth Vader, die Erste Ordnung statt dem Imperium und der Widerstand statt der Rebellion. So, wie sie jetzt ist, ist die Sequel-Trilogie weder richtige Fortsetzung noch der wirkliche Start eines neuen Kapitels, sondern bestenfalls ein Nachgedanke, ein Anhängsel, weder Fisch noch Fleisch.

Natürlich könnte Episode IX das rückwirkend noch revidieren, der aktuelle Teaser macht sehr deutlich, dass genau das der Ansatz von Abrams und Terrio ist. Aber selbst dann würde es aufgesetzt wirken, schließlich wurde von offizieller Seite bereits mehrfach zugegeben, dass die Sequels nicht durchgeplant wurden und dass Rian Johnson auch nicht an Abrams‘ Ideen für den Rest der Trilogie gebunden war, sondern im Grunde tun konnte, was er wollte. Ich persönlich bin ja eigentlich immer für kreative Freiheit, aber nicht zum Preis der übergeordneten Handlung.

Wie dem auch sei, ich befürchte, dass „The Rise of Skywalker“ abermals in zu großem Ausmaß die Nostalgiekarte ausspielen wird. Der Titel ist natürlich ein Kuriosum für sich, passt aber zu den Aussagen, man wolle die gesamte Skywalker-Saga aufgreifen und alles zusammenführen. Fraglich ist natürlich, was mit dem Titel gemeint ist. Tatsächlich noch lebende Skywalkers sind Kylo und Leia, aber es erscheint unwahrscheinlich, dass einer von beiden gemeint ist. Ist Rey doch eine Skywalker? Kehrt Luke zurück? Oder ist das ganze in irgendeiner Form metaphorisch zu verstehen?

Um auf einer positiven Note zu enden: Insgesamt erhoffe ich mir von Episode IX erst einmal einen gelungenen letzten John-Williams-Star-Wars-Soundtrack, einige schöne neue Auftritte von Ian McDiamird als Darth Sidious (diese können auch noch den schwächsten Film aufwerten) und endlich mal wieder ein wirklich zünftiges Lichtschwertduell, denn diesbezüglich gab es in der Disney-Ära außerhalb von „Star Wars Rebels“ wirklich sehr wenige, und auch die Rebels-Duelle waren nicht immer das Gelben vom Ei bzw. das Weiße vom Lichtschwert.

4 Gedanken zu “Aktuell: The Rise of Skywalker

  1. Ich glaube der einzige „Plan“ hinter der Sequel-Trilogie ist es möglichst viel Geld an der Kinokasse einzuspielen und möglichst noch mehr Geld mit Merchandising zu machen.

  2. Stimme größtenteils zu. Du erwähnst wieder viele Details, mit denen ich als Casual Viewer nichts anfangen kann (😂), aber ich hab durch Palpatines Lache erstmal alle Hoffnung verloren (Red Letter Media hat da meine Gedanken ganz gut zusammengefasst). Man muss jedoch bedenken, dass J.J. Abrams Regie führt und seine Karriere BESTEHT daraus, falsche Fährten zu legen. Vielleicht ist da also doch noch Aussicht auf etwas Inovation…

    1. Tjaja, mit Innovation hat’s in der Sequel-Trilogie bisher ja nicht so wirklich geklappt. Entweder gab es zu viel vom Altbekannten, oder aber sie war schlecht umgesetzt und ging auf Kosten des übergeordneten Handlungsstrangs. Tatsächlich freue ich mich ziemlich auf Ian McDiamird Rückkehr, nicht etwa, weil ich denke, dass er den Film oder die ST insgesamt retten wird, sondern einfach, weil er zu den Schauspielern gehört, die jeden Film durch ihre Präsenz automatisch aufwerten.

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